· created date: 11/5/2017 9:24:23 am

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it Publikationen in größeren Tageszei- tungen in Deutschland fing alles an. Am 15. August 1987 publizierte ,,Die Welt", dass die grünen Eier der Hühner des Grafen Montgelas, Egglkofen, eine Choleste- rin-Sensation darstellen. ,,100 Gramm Eigelb der grünen Eier enthalten nur 244 Milligramm Cholesterin", versicherte der Graf. lm Ver- gleich enthält ein übliches weißes Ei 1.600 Milligramm, so der Graf. Damit waren die grünen Eier die Sensation. Denn zur damaligen Zeit herrschte eine Cho- lesterinhysterie. Verschiedene lndustriebran- chen machten das Cholesterin für die Erhö- hung der Arteriosklerose und das Herzinfarki- bzw. Schlaganfallrisiko verantwortlich. Damit waren Eier für eine gesunde Ernährung indis- kutabel. Durch die grünen Eier konnte man je- doch wieder Eier essen, ohne zuviel Choleste- rin aufzunehmen. Das Geschäft mit den grü- nen Eiern boomte. Dass die Cholesterinhysterie falsch war und das Nahrungscholesterin keinen Einfluss auf Arteriosklerose und Herzinfarkt bzw. Schlag- anfall hat, wusste man zwar schon damals, aber aus Profitsucht wurden diese Fakten Ein Araucana-Ei wurde im Vergleich zu einem Seidenhuhnei (hellbraun) und einem Bergi- lnzwischen ist auch bekannt, dass ein hoher Cholesterinspiegel vor lnfektionen schützt. So haben gerade Tiere, welche in ei- schen Kräherei (weiß) untersucht. Der Choles- teringehalt beim Araucana-Ei lag bei 1.300 mg/100 ml, das Seidenhuhnei bei 1.785 und das Kräherei bei 1.815 mg/100 ml. Aller- dings ist eine Analyse von drei Eiern in keiner Weise aussagekräftig. Heute stellt sich die Frage zur Cholesterin- armut grüner Eier nicht mehr. lnzwischen wur- de die Cholesterinlüge entlarvt, auch wenn bestimmte Kreise nach wie vor hartnäckig an- derweitige Fakten gezielt zur Gewinnmaximie- rung geschickt weiter zu verbreiten versu- chen. lm Gegensatz zur Cholesterinlüge berichtete erst jüngst die bekannte Ernährungsexperlin Ul- rike Gonder, dass derjenige, der seinen Choles- terinspiegel senkt, keinesfalls länger lebt. Durch die Senkung des Cholesterinspiegels durch ei- ne fettarme Diät, sofern sie gelingt, senkt sich die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle kaum und beeinflusst die Lebenserwartung nicht. U. Gonder schließt mit dem Fazit: ,,Wer sich Eier und Speck verkneift, lebt nicht einen Tag länger." - udffi* r{w nen Winterschlaf verfallen, einen ausgespro- chen hohen Cholesterinspiegel. Das in der Vergangenheit zu Unrecht verteufelte, so ge- nannte LDl-Cholesterin inaktivied Gifte ver- schiedener Bakterien. Menschen mit hohem Cholesteringehalt sterben seltener an lnfekti- onskrankheiten als Menschen mit keinem ho- hen Cholesteringehalt. U. Gonder führt weiter aus, dass niedrige Cholesteringehalte mit er- höhten Krebsraten einhergehen. Nach diesen Erkenntnissen sind Eier nicht nur wie schon seit Urzeiten ein erstklassiges Nahrungsmittel, sie können auch vor Herzin- farkt und Schlaganfall schützen. Das hängt mit der Fütterung der Hühner zusammen. Rasse- geflügelzüchter verfüttern reichlich Grünfutter" Die dadurch aufgenommenen reichhaltigen Vi- tamine gelangen in die Eier. Sie schützen die Gefäße vor negativen Einflüssen, wodurch ein körpereigenes Reparieren von Gefäßschäden unterbleiben kann. Dadurch wird auch der Ge- fäßverkalkung vorgebeugt, die an Reparatur- stellen ansetzen kann- Eier mit hohem Vitamin- gehalt können sogar ,,Verkalkungen" in Gefäßen auflösen, wenn ihr Vitamin- K,-Gehalt das dafür nötige, körperei- gene Matrix-Gla-Protein vollständig aktiviert. Nichtsdestotrotz war die Choleste- rinlüge mit dem später einhergehen- den grünen Eierboom gerade für die Araucana-Rasse, die extrem selten war, ein Segen, denn viele Hobby- und Rassegeflügelzüchter wollten diese südamerikanische Rasse ha- ben. Da Araucanas immer mit Aus- lauf und intensiver Grünfütterung gehalten werden, produzieren sie seit Anbeginn ihrer Züchtung in Deutschland ersiklassige Eier mit wedvollstem Nähr-, Bio- und Mi- neralstoffgehalt. Dadurch sind Ar- aucana-Eier auch ohne niedrigem Cholesteringehalt bzw. gerade deswegen zu empfehlen. mvl gerne verschwiegen oder geleugnet. lnzwi- schen hat u. a. der Arzt U. Ravnskov aufge- deckt, wie durch Manipulationen, statistische Tricksereien und unzulässige lnterpretationen die Cholesterinlüge entstehen konnte, heute aber nicht mehr haltbar ist. Letztlich nutzen die Produzenten der grü- nen Eier die geschürte Volksangst vor Choles- terin (oft unwissentlich) aus und verkauften ih- re Eier zu hohen Preisen. ln deutschen Hotels kamen die grünen Eier für 1,20 DM (60 Cent) auf den Tisch. lm Münchener Feinkostge- schäft Käfer wanderten die Eier für 70 Pfennig (35 Cent) über die Ladentheke. Bald schaltete sich die Wissenschaft ein und relativierte einige absatzfördernde Cho- lesterinbehauptungen. Zwar ergab eine Unter- suchung an der Universität Gießen einen 14- prozentig geringeren Cholesteringehalt beim grünen Ei gegenüber einem weißen (bezogen auf 60-Gramm-Eier), doch Untersuchungen im Jahr 1991 von Prof. S. Scholtyssek, Stutt- gart, und Dr. K. Damme, Grub, ergaben ge- genteilige Aussagen. Die Ergebnisse offenbar- ten, dass die grünen Eier bedeutend mehr Cholesterin hatten als braune oder weiße. Dieses bestätig- ten auch Untersuchungen aus den USA, die bereits in den 1970er und 1980er Jah- ren gemacht worden waren. Damit ebbte die Nachfrage zwar ab, aber bis heute wird gemeinhin mit der grünen Eier- farbe ein geringerer Choleste- ringehalt gleichgesetzt. An Rassehühnern wurde le- diglich auf private lnitiative eine Ei-Analyse durchgeführt an ei- nem humanmedizinischen Labor. i::tl '! 1' trtt":: ::rrr:.1 l:t:.i-:l: "'\. '1-' " 10 Geflügel-Börse 15/2oos 126. Jahrgang ffi w

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Page 1:  · Created Date: 11/5/2017 9:24:23 AM

it Publikationen in größeren Tageszei-tungen in Deutschland fing alles an.Am 15. August 1987 publizierte ,,Die

Welt", dass die grünen Eier der Hühner desGrafen Montgelas, Egglkofen, eine Choleste-rin-Sensation darstellen. ,,100 Gramm Eigelbder grünen Eier enthalten nur 244 MilligrammCholesterin", versicherte der Graf. lm Ver-gleich enthält ein übliches weißes Ei

1.600 Milligramm, so der Graf.Damit waren die grünen Eier die Sensation.

Denn zur damaligen Zeit herrschte eine Cho-lesterinhysterie. Verschiedene lndustriebran-chen machten das Cholesterin für die Erhö-hung der Arteriosklerose und das Herzinfarki-bzw. Schlaganfallrisiko verantwortlich. Damitwaren Eier für eine gesunde Ernährung indis-kutabel. Durch die grünen Eier konnte man je-doch wieder Eier essen, ohne zuviel Choleste-rin aufzunehmen. Das Geschäft mit den grü-nen Eiern boomte.

Dass die Cholesterinhysterie falsch war unddas Nahrungscholesterin keinen Einfluss aufArteriosklerose und Herzinfarkt bzw. Schlag-anfall hat, wusste man zwar schon damals,aber aus Profitsucht wurden diese Fakten

Ein Araucana-Ei wurde im Vergleich zu einemSeidenhuhnei (hellbraun) und einem Bergi-

lnzwischen ist auch bekannt, dass einhoher Cholesterinspiegel vor lnfektionenschützt. So haben gerade Tiere, welche in ei-

schen Kräherei (weiß) untersucht. Der Choles-teringehalt beim Araucana-Ei lag bei1.300 mg/100 ml, das Seidenhuhnei bei 1.785und das Kräherei bei 1.815 mg/100 ml. Aller-dings ist eine Analyse von drei Eiern in keinerWeise aussagekräftig.

Heute stellt sich die Frage zur Cholesterin-armut grüner Eier nicht mehr. lnzwischen wur-de die Cholesterinlüge entlarvt, auch wennbestimmte Kreise nach wie vor hartnäckig an-derweitige Fakten gezielt zur Gewinnmaximie-rung geschickt weiter zu verbreiten versu-chen.

lm Gegensatz zur Cholesterinlüge berichteteerst jüngst die bekannte Ernährungsexperlin Ul-rike Gonder, dass derjenige, der seinen Choles-terinspiegel senkt, keinesfalls länger lebt. Durchdie Senkung des Cholesterinspiegels durch ei-ne fettarme Diät, sofern sie gelingt, senkt sichdie Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfällekaum und beeinflusst die Lebenserwartungnicht. U. Gonder schließt mit dem Fazit: ,,Wersich Eier und Speck verkneift, lebt nicht einenTag länger."

- udffi* r{w

nen Winterschlaf verfallen, einen ausgespro-chen hohen Cholesterinspiegel. Das in derVergangenheit zu Unrecht verteufelte, so ge-nannte LDl-Cholesterin inaktivied Gifte ver-schiedener Bakterien. Menschen mit hohemCholesteringehalt sterben seltener an lnfekti-onskrankheiten als Menschen mit keinem ho-hen Cholesteringehalt. U. Gonder führt weiteraus, dass niedrige Cholesteringehalte mit er-höhten Krebsraten einhergehen.

Nach diesen Erkenntnissen sind Eier nichtnur wie schon seit Urzeiten ein erstklassigesNahrungsmittel, sie können auch vor Herzin-farkt und Schlaganfall schützen. Das hängt mitder Fütterung der Hühner zusammen. Rasse-geflügelzüchter verfüttern reichlich Grünfutter"Die dadurch aufgenommenen reichhaltigen Vi-tamine gelangen in die Eier. Sie schützen dieGefäße vor negativen Einflüssen, wodurch einkörpereigenes Reparieren von Gefäßschädenunterbleiben kann. Dadurch wird auch der Ge-fäßverkalkung vorgebeugt, die an Reparatur-stellen ansetzen kann- Eier mit hohem Vitamin-

gehalt können sogar ,,Verkalkungen" inGefäßen auflösen, wenn ihr Vitamin-K,-Gehalt das dafür nötige, körperei-gene Matrix-Gla-Protein vollständigaktiviert.

Nichtsdestotrotz war die Choleste-rinlüge mit dem später einhergehen-den grünen Eierboom gerade für dieAraucana-Rasse, die extrem seltenwar, ein Segen, denn viele Hobby-und Rassegeflügelzüchter wolltendiese südamerikanische Rasse ha-ben. Da Araucanas immer mit Aus-lauf und intensiver Grünfütterunggehalten werden, produzieren sieseit Anbeginn ihrer Züchtung inDeutschland ersiklassige Eier mitwedvollstem Nähr-, Bio- und Mi-neralstoffgehalt. Dadurch sind Ar-aucana-Eier auch ohne niedrigemCholesteringehalt bzw. geradedeswegen zu empfehlen. mvl

gerne verschwiegen oder geleugnet. lnzwi-schen hat u. a. der Arzt U. Ravnskov aufge-deckt, wie durch Manipulationen, statistischeTricksereien und unzulässige lnterpretationendie Cholesterinlüge entstehen konnte, heuteaber nicht mehr haltbar ist.

Letztlich nutzen die Produzenten der grü-nen Eier die geschürte Volksangst vor Choles-terin (oft unwissentlich) aus und verkauften ih-re Eier zu hohen Preisen. ln deutschen Hotelskamen die grünen Eier für 1,20 DM (60 Cent)auf den Tisch. lm Münchener Feinkostge-schäft Käfer wanderten die Eier für 70 Pfennig(35 Cent) über die Ladentheke.

Bald schaltete sich die Wissenschaft einund relativierte einige absatzfördernde Cho-lesterinbehauptungen. Zwar ergab eine Unter-suchung an der Universität Gießen einen 14-prozentig geringeren Cholesteringehalt beimgrünen Ei gegenüber einem weißen (bezogenauf 60-Gramm-Eier), doch Untersuchungenim Jahr 1991 von Prof. S. Scholtyssek, Stutt-gart, und Dr. K. Damme, Grub, ergaben ge-genteilige Aussagen. Die Ergebnisse offenbar-ten, dass die grünen Eier bedeutend mehrCholesterin hatten als brauneoder weiße. Dieses bestätig-ten auch Untersuchungenaus den USA, die bereits in

den 1970er und 1980er Jah-ren gemacht worden waren.Damit ebbte die Nachfragezwar ab, aber bis heute wirdgemeinhin mit der grünen Eier-farbe ein geringerer Choleste-ringehalt gleichgesetzt.

An Rassehühnern wurde le-diglich auf private lnitiative eineEi-Analyse durchgeführt an ei-nem humanmedizinischen Labor.

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