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G UTE N ACHRICHTEN ACHRICHTEN Nr. 5 September-Oktober 2004 G UTE N Fühlen Sie sich überfordert? Wurde uns die Bibel zuverlässig überliefert? Fühlen Sie sich überfordert? Wurde uns die Bibel zuverlässig überliefert? Antworten für heute und morgen Antworten für heute und morgen

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GUTENACHRICHTENACHRICHTEN

Nr. 5 September-Oktober 2004GUTEN

Fühlen Sie sich überfordert?Wurde uns die Bibel zuverlässig überliefert?

Fühlen Sie sich überfordert?Wurde uns die Bibel zuverlässig überliefert?

Antworten für heute und morgenAntworten für heute und morgen

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2 Gute Nachrichten

GNUTEACHRICHTEN

SEPTEMBER-OKTOBER 2004 JAHRGANG 8, NR. 5

Die Zeitschrift GUTE NACHRICHTEN wird von derVereinten Kirche Gottes e. V. zweimonatlich her-ausgegeben. Die Vereinte Kirche Gottes e. V. istals Religionsgesellschaft beim Amtsgericht Sieg-burg, D-53703 Siegburg, eingetragen und ist mitder United Church of God, an International As-sociation (555 Technecenter Drive, Milford, OH45150, USA) assoziiert. Unsere Anschrift: GuteNachrichten, Postfach 30 15 09, D-53195 Bonn.Telefon: (0228) 9454636; Fax: (0228) 9 45 4637;E-Mail: [email protected]

Verantwortlich für den Inhalt:

Paul Kieffer

Grafische Gestaltung:

Scott Ashley, Shaun Venish

Beratende Redakteure:Jesmina Allaoua, John Bald, Roger Foster,Bruce Gore, Reinhard Habicht, Kai Peters,John Ross Schroeder, Richard Thompson,

Lyle Welty, Albert Wilhelm, Heinz Wilsberg

Vorstand der Vereinten Kirche Gottes e. V.:Hermann Göhring, Ernst Herzogenrath,

Paul Kieffer, Rolf Marx, Ludwig Queckbörner,Alfred Riehle, Kurt Schmitz

Ältestenrat der United Church of God:Aaron Dean, Robert Dick, Jim Franks,

Doug Horchak, Clyde Kilough, Victor Kubik,Les McCullough, Joel Meeker, Mario Seiglie,

Richard Thompson, Leon Walker, Anthony Wasilkoff

© 2004 Vereinte Kirche Gottes e. V. Alle Rechte vorbe-halten. Nachdruck jeglicher Art ohne Erlaubnis des Her-ausgebers ist untersagt.

Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Fotos indieser Publikation von PhotoDisc, Inc., © 1994-2003.

Sofern nicht anders angegeben, stammen die Bibel-zitate in dieser Publikation aus der revidierten Luther-bibel von 1984, © 1985 Deutsche BibelgesellschaftStuttgart.

Abonnements: GUTE NACHRICHTEN ist kostenlos erhält-lich. Die Herausgabe der Zeitschrift an Interessentenwird durch die Beiträge und Spenden der Mitgliederund Förderer der Vereinten Kirche Gottes ermöglicht.Spenden werden dankbar angenommen und sind inder Bundesrepublik Deutschland in gesetzlicher Höhesteuerlich abzugsfähig.

Postvertriebskennzeichen: G 45421

Unsere Bankverbindung:

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Internet-Adresse:

Die Vereinte Kirche Gottes e. V. unterhält ihre eigeneInternet-Adresse im World Wide Web. Die Adressehttp://www.gutenachrichten.org liefert Ihnen all-gemeine Informationen über unsere Publikationen.

Hinweis zum Datenschutz: Um das Persönlichkeits-recht unserer Abonnenten durch den Umgang mitihren personenbezogenen Daten zu schützen, führenwir solche Daten in unserer eigenen EDV-Anlage aus-schließlich für interne Zwecke. Um eine kostengünsti-ge EDV-Bearbeitung zu ermöglichen, kann es vorkom-men, daß die datentechnische Bearbeitung bzw. Ver-waltung unserer Abonnentenliste in einem anderenLand als dem des Abonnenten erfolgt.

Von der RedaktionGehören Sie zu den „funktionalen Analphabeten“?

Seit rund zwei Monaten lernt Kimani Ng’ang’a Maruge mit seinen 84Jahren im Westen Kenias in der Grundschule Kapkeduiyo lesen, schreibenund rechnen. Kimani war einst unter denen, die die Unabhängigkeit Keniasgewollt und dafür schwer gekämpft haben, ein Kampf, der Narben an sei-nem Körper und seiner Seele hinterlassen hat. Jetzt will er sich bilden undauch den persönlichen Kampf gegen das Analphabetentum gewinnen.

Weltweit gibt es 860 Millionen Analphabeten, mit zunehmender Ten-denz. Der Westen ist dabei keine Ausnahme, denn in den Industrieländernsteigt die Zahl der „funktionalen Analphabeten“. Damit sind Menschengemeint, die zwar Buchstaben erkennen und auch aneinanderreihen kön-nen, aber den Sinn von längeren Texten nicht begreifen. Fachleute sagen,daß im Westen fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung zu diesen „funktio-nalen Analphabeten“ gehören.

Diese Entwicklung mag paradoxerweise auf den technischen Fortschrittzurückzuführen sein. Der Umgang mit dem Computer hat die Schreib-und Lesefähigkeit nicht verbessert. Graphische Darstellungen verkürzendie sogenannte Aufmerksamkeitsspanne. Schreibt man überhaupt noch,dann möglichst kurz gefaßt, sprich SMS-Mitteilungen.

Als Johann Gutenberg 1450 seine Technik des Buchdrucks entwickelte,begann ein neues Zeitalter des Lesens für die breite Masse. Welches Buchlegte Gutenberg als erstes auf? Die Bibel. Bis ins 19. Jahrhundert warMartin Luthers Bibelübersetzung in vielen Häusern das einzige Buch.

Die Bibel, die zur Grundlage unserer deutschsprachigen Kultur gehört,ist heute immer noch ein Bestseller, jedoch ohne Leser. Nach Umfragenlesen 70 bis 80 Prozent der deutschen Bevölkerung nur selten oder nie inder Bibel. Zwar kennt fast jeder ein paar biblische Geschichten aus demReligionsunterricht, aber nur wenige haben sich selbst die Mühe gemacht,sich mit der Bibel und ihrem tatsächlichen Inhalt zu befassen.

In unserer modernen Gesellschaft ist die Botschaft der Bibel für vieleMenschen unwichtig geworden. Dennoch „glauben“ viele „Konfessions-christen“ seit ihrer Kindheit an die Lehren ihrer Kirche, ohne diese selbstkritisch überprüft zu haben. Wie viele haben denn jemals das Buch mitden „sieben Siegeln“ aufgeschlagen, um selbst nachzulesen, was es wirk-lich über ein Leben nach dem Tod zu sagen hat?

Zur Abneigung gegen das Bibellesen mag beigetragen haben, daß sichein Heer von hochprofessionellen Exegeten der Bibel bemächtigt hat. Siebestimmen die Datierung der Quellen bzw. Form, Gattung und Glaubwür-digkeit der Texte, oft auf Kosten klarer biblischer Aussagen. Ausgerechnetder 84jährige Schüler aus Kenia will sich nicht mehr damit begnügen, sichnur über Dritte ein Urteil über den Inhalt der Bibel bilden zu können. Zuseiner Motivation, lesen und schreiben zu lernen, sagte er: „Ich will nichtmehr, daß man mir Märchen erzählt, beispielsweise über die Bibel. Ichwill sie selber lesen, um verstehen zu können, was sie uns sagen will.“

Wie sieht es bei Ihnen aus? Lesen können Sie, sonst wären Sie keinAbonnent der Zeitschrift GUTE NACHRICHTEN. Sind Sie aber, was die Bibelbetrifft, ein „funktionaler Analphabet“? Abhilfe können wir mit unseremkostenlosen neuen Fernlehrgang zum besseren Verständnis der Bibelschaffen. Auf Anfrage senden wir Ihnen die ersten Lektionen gerne zu.

— GN

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LEITARTIKEL

Supermacht Europa in spe: Vor 2500 Jahren angekündigt?

Die Europäische Union, jetzt schon das größteHandelssystem der Welt, strebt eine engere militä-rische und nachrichtendienstliche Zusammenarbeit innerhalb der EU an und verschafft sich zunehmendGehör in der internationalen Politik. Wußten Sie, daßdie kommende europäische Supermacht vor mehr als2500 Jahren angekündigt wurde? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4

WEITERE ARTIKEL

Das schwarze Pferd der ApokalypseDer dritte Reiter: HungersnotWelche Bedeutung hat das schwarze Pferd, auf demder dritte der vier Apokalyptischen Reiter sitzt?Welche Verbindung gibt es zwischen ihm und seinenbeiden Vorgängern, dem weißen bzw. dem rotenPferd? In dieser Ausgabe setzen wir unsere Reihe überdie Apokalyptischen Reiter der Offenbarung fort. . . . . . . . . . . . . . . 11Die Apostelgeschichte: Die letzten Reisen des PaulusDank den detaillierten Aufzeichnungen des Lukashaben wir einen Einblick in die Besuche des Paulus inEphesus und Jerusalem, wo er wegen einer falschenBeschuldigung verhaftet wurde. Von dort aus wurdeer nach Rom gebracht. Was zeigt uns die Archäologieüber die Zuverlässigkeit des biblischen Berichts? . . . . . . . . . . . . . . . 15

Fühlen Sie sich überfordert?Haben Sie zu viel zu tun und zu wenig Zeit, um alleszu schaffen? Fehlt Ihnen die Energie, die Sie zur Be-wältigung der Anforderungen brauchen? UnserArtikel gibt Ihnen Tips zur Lösung des Dilemmas. . . . . . . . . . . . . . . 18

Wurde uns die Bibel zuverlässig überliefert?Sind die Bücher, die uns in modernen Bibeln zur Ver-fügung stehen, die gleichen wie die vor langer Zeitabgefaßten Schriften? Ist der Inhalt der Bibel im Laufeder Jahrhunderte geändert worden? Unser Artikelzeigt auf, wie uns die Bibel überliefert wurde. . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Inhalt

Seite 4

Seite 15

Seite 20

Seite 11

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Leitartikel • Supermacht Europa in spe

ehr als zwölf Jahrhundertesind vergangen, seitdem dieNamen des Papstes und Karldes Großen miteinander ver-

knüpft waren. Zu Weihnachten im Jahr 800 n. Chr. kniete Karl der Große in Rom betendvor dem Papst, als Leo III. ihm eine Kroneaufsetzte. Dabei sollen die versammeltenGläubigen ausgerufen haben: „Dem mächti-gen und friedvollen Kaiser Carolus Magnus,von Gott gekrönt, seien Leben und Sieg!“

Als erster Kaiser des Westens herrschte Karlder Große über ein wiederbelebtes RömischesReich. Später kam die Bezeichnung heilignoch hinzu. Abgesehen von kurzen Unterbre-chungen bestand das Heilige Römische Reichbis in die Zeit Napoleons. So gesehen trennenuns nur 200 Jahre von dem Römischen Reich.

In diesem Frühjahr lebte die Verbindungzwischen Karl dem Großen und dem Papstwieder auf, zumindest symbolisch. Am 24.März 2004 erhielt Johannes Paul II. den„Außerordentlichen Internationalen Karlspreiszu Aachen“, der zum ersten Mal verliehen wur-de. Der Karlspreis, der als einer der bedeutend-sten europäischen Ehrenpreise gilt, wurde ge-mäß der Begründung des Aachener Preis-direktoriums dem Papst wegen seines heraus-ragenden Beitrags für den europäischen Inte-grationsprozeß überreicht. Johannes Paul II.wirkt sinngemäß im Geist von Karl demGroßen, der Europa einst einte.

Darüber hinaus hob das Aachener Preisdi-rektorium das besondere Bemühen des Papsteshervor, von Europa aus Einfluß auf die Gestal-tung der Weltordnung zu nehmen. Wenn auchungewollt, spiegelt die Wortwahl den Zeitgeisteines immer selbstbewußter auftretenden Eu-ropas wider. Nur wenige Tage vor der Preis-verleihung in Rom veröffentlichte die britischeZeitschrift The Economist einen Beitrag überden wachsenden Abstand zwischen Europaund den USA. „Amerika ist von Mars, Europavon Venus“ lautete der Titel des Artikels in An-spielung auf ein Buch, in dem die Unterschie-de zwischen Männern und Frauen beschriebenwerden. Fazit des Economist-Beitrags: „Inganz Europa gibt es große und wachsende Un-terstützung für eine Europäische Union, die zueinem starken Gegengewicht zu Amerika wer-den soll“ (20. März 2004, Seite 29).

Neue Lage für Europanach dem Kalten Krieg

Rückblickend ist der Auftakt zum selbstbe-wußteren Auftreten Europas in der internatio-nalen Politik wohl der Zusammenbruch derSowjetunion mit dem Warschauer Pakt gewe-sen. Dieses historische Ereignis läutete eineVerschiebung der außenpolitischen Interessen

Amerikas ein. Fortan waren die potentielle Su-permacht China und der Nahe Osten mit sei-nen Erdölvorräten vordergründig.

Der bevorstehende US-Truppenabzug ausEuropa, der Mitte August offiziell bestätigtwurde, ist die — längst überfällige, wie mancheEuropäer meinen — Konsequenz der neuenLage nach dem Ende des Kalten Krieges. Dar-aus folgt aber auch, daß Europa nicht länger aufden Schutz Amerikas angewiesen ist. Freilichwaren die Westeuropäer in der Vergangenheit,als die Bedrohung durch den kommunistischenMachtblock existierte, nicht mit allen außenpo-litischen Entscheidungen Amerikas einverstan-den, wie z. B. in Vietnam. Die Gemeinsamkei-ten in Sicherheitsfragen überwogen damals je-doch und ließen keinen langanhaltenden Rißzwischen Europa und Amerika zu.

Mit dem Irak-Krieg ist die außenpolitischeKluft zwischen den beiden Kontinenten deut-lich geworden. Wenige Tage nach den An-schlägen vom 11. März 2004 in Madrid mein-te Romano Prodi in einem Interview mit einemUS-Fernsehsender, Europa sei zwar entschlos-sen, den Terrorismus zu bekämpfen, der Kriegim Irak habe jedoch seiner Meinung nach nichtsmit diesem Kampf zu tun.

Die Bomben in Madrid ließen Europa zu-sammenwachsen, das „neue“ Europa nähertesich wieder dem „alten“ Europa. „Aus Angstvor Isolierung“, so die Süddeutsche Zeitung am24. März 2004, als Spanien und Polen Kom-promißbereitschaft in bezug auf die EU-Ver-fassung signalisierten, „kehrten die Neueuro-päer in den Schoß Europas zurück.“

In einer wenig beachteten Erklärung ver-pflichteten sich die EU-Verteidigungsministeram 17. Mai 2004 in Brüssel zur Interventions-fähigkeit weltweit bis 2010. Die 25 EU-Mit-gliedsstaaten wollen künftig auf Krisen über-all in der Welt reagieren können. In der Erklä-rung wurden u. a. humanitäre Einsätze sowieFriedens- und Entwaffnungsmissionen er-wähnt. Nach dem ehrgeizigen Plan wollen dieEuropäer binnen fünf Tagen nach dem Eintre-ten einer Krise beschlußfähig sein, und nachweiteren fünf Tagen sollen die vorgesehenenTruppen eingesetzt werden.

Mit dieser Erklärung und der vorgesehenenSchaffung einer europäischen Wehrbehördewird klar, daß weniger als fünfzehn Jahre nachdem Ende der Sowjetunion und des OstblocksEuropa nicht länger lediglich der „Juniorpart-ner“ der USA ist.

Fallbeispiel Euro

Als Beispiel für den zunehmenden EinflußEuropas sei die Gemeinschaftswährung Eurogenannt. Als US-Notenbankchef Alan Green-span am 2. Mai 1997 nach dem Erfolg des Eu-

ros gefragt wurde, prophezeite er: „Der Eurokommt natürlich, aber er wird nicht bleiben.“In der Zeit unmittelbar vor der Einführung derEuro-Banknoten und -Münzen beriefen sichGegner der Gemeinschaftswährung mit Vorlie-be auf das Zitat Greenspans.

Im Sommer 1996 hatte der damalige stell-vertretende US-Finanzminister Larry Sum-mers gemeint, der Einfluß des Euros auf dasweltweite Währungssystem würde zunächstnur minimal sein und sich erst nach und nachbemerkbar machen. Waren diese Vorhersagennur Stimmungsmache zur Beruhigung von An-legern in die US-Währung?

Anfänglich schienen die Euro-Skeptiker imRecht zu sein. Nach einem kurzen Höhenfluggegenüber dem US-Dollar bald nach Be-kanntgabe der festen Wechselkurse stürzte derWert des Euros auf ein monatelanges Tief.Langsam aber sicher stieg jedoch der Wert derGemeinschaftswährung und ließ ihre Befür-worter wie Altbundeskanzler Helmut Schmidtwie Hellseher erscheinen. Schmidt hatte imMai 1998 die Möglichkeit gesehen, daß mitder Einführung des Euros der US-Dollar alsWeltleitwährung zum ersten Mal seit Ende desZweiten Weltkriegs einen ernsthaften Konkur-renten bekommt.

Selbst Alan Greenspan scheint seine Mei-nung zum Euro revidiert zu haben. In einerRede am 30. November 2001 in der amerika-nischen Hauptstadt stellte er fest: „Es ist klar,daß der Euro alle Voraussetzungen für einewichtige internationale Währung schafft. In derTat kann es kaum Zweifel geben, daß der Euroeine harte Währung ist.“

Die gegenwärtige Euro-Stärke macht dieSchwäche des US-Dollars um so deutlicher,wie man teilweise an dem stark gestiegenenPreis für Rohöl erkennen kann. Obwohl diearabischen OPEC-Mitglieder den derzeitigenÖlpreis auf Rekordniveau nicht begrüßen, sindsie mit einem höheren Ölpreis als der Durch-schnitt der letzten zwei Jahre schon einverstan-den. Der OPEC-Ölpreis wird bekanntlich inUS-Dollar festgelegt. Um den schwachen Dol-lar auszugleichen bzw. ihre Kaufkraft im bis-herigen Maße beizubehalten, ist ein höhererÖlpreis gerechtfertigt, so die Ölscheichs.

4 Gute Nachrichten

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Foto: Photos.com

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Für die erdölproduzierenden Länder gibt esaber eine andere Möglichkeit, sich vor demWertverlust der US-Währung zu schützen: denÖlpreis in Euro statt US-Dollar festzulegen.Bei der derzeitigen Stärke des Euros zumDollar hat sich der Ölpreis, auch bei den Re-kordpreisen der letzten Wochen, für die Euro-zone um nur ca. fünf Prozent gegenüber 2000erhöht, als der Euro eine Schwächephasedurchmachte.

Den OPEC-Mitgliedern ist diese Tatsachenicht entgangen. Im Januar 2004 offenbarte dervenezolanische Ölminister Rafael Ramirez dasBestreben einiger OPEC-Länder, den Ölpreisnicht nur in US-Dollar, sondern auch in Eurofestzulegen. „Es gibt Länder, die das vorschla-gen. Es steht zur Diskussion“, sagte Ramirez inCaracas, ohne die Länder beim Namen zu nen-nen, die sich dafür einsetzten.

Der kanadische Energiefachmann Wilf Go-bert meinte zu Ramirez’ Kommentar: „DieSymbolik eines möglichen Wechsels in der Zu-kunft ist meiner Ansicht nach riesengroß, nichtnur im Hinblick auf die Bedeutung für den US-Dollar, sondern auch wegen der impliziertenVeränderung beim weltweiten Energiehandel“(Globe and Mail, 12. Januar 2004).

Im Herbst 2003 ließ auch der russische Prä-sident Vladimir Putin aufhorchen, als er wäh-rend einer gemeinsamen Pressekonferenz imUral mit Bundeskanzler Gerhard Schröder ge-fragt wurde, ob Rußland einen Wechsel zumEuro für seinen Handel mit Erdöl überlege.„Wir schließen diese Möglichkeit nicht aus, diefür unsere europäischen Partner interessantwäre“, meinte Putin dazu. Für Rußland wäreder Wechsel sinnvoll, zumal mehr als die Hälf-te seiner Ölexporte nach Europa fließt.

Eine Abkehr vom US-Dollar zugunsten desEuros beim wichtigsten Energierohstoff derWelt hätte negative Auswirkungen auf dieamerikanische Wirtschaft: höhere Inflation undein weiteres Ansteigen der ohnehin haushoch-defizitären Handelsbilanz der USA. Anzumer-ken ist die Meinung einiger Beobachter, wo-nach Saddam Hussein in Wirklichkeit seinSchicksal besiegelte, als er sich dazu entschloß,Ende 2000 den Preis für irakisches Öl vom US-Dollar abzukoppeln und in Euro auszuweisen.Darüber hinaus beantragte er, seine bei der UNvon Ölverkäufen hinterlegten Erlöse in Höhevon 10 Milliarden US-Dollar in Euro umzu-tauschen. Die Amerikaner versuchten vergeb-lich, diese Umstellung zu verhindern. Die zu-

ständige UN-Kommission lehnte den Stand-punkt der USA mit der Begründung ab, daß eskeine juristische Basis gäbe, um die irakischeForderung zu blockieren. Die Fakturierung inEuro wurde am 6. November 2000 wirksam.

Warum ist die Stellung des Euros zum US-Dollar so wichtig? Charles Kupchan, Professoran der Georgetown University und Autor desBuches The End of the American Era: U.S.Foreign Policy and the Geopolitics of the 21stCentury [„Das Ende der amerikanischen Ära:US-Außenpolitik und die Geopolitik des 21.Jahrhunderts“] schrieb in einem Beitrag für dieZeitschrift Atlantic Monthly:

„Die amerikanische Vorrangstellung ist nichtnur viel weniger solide als man meint, sie be-ginnt schon zu bröckeln. Und der kommendeHerausforderer ist weder China noch die isla-mische Welt, sondern die Europäische Union,die dabei ist, die beträchtlichen Ressourcenund die historischen Ambitionen der einzelnenStaaten Europas zu bündeln.“ Dabei, so Kup-chan, werden „die US-Notenbank und die Eu-ropäische Zentralbank Konkurrenten um dieKontrolle des internationalen Währungssy-stems sein“ (November 2002, Seite 44; Hervor-hebung durch uns). E

Langsam aber sicher entsteht inEuropa ein wirtschaftlicher Koloß,der zunehmend auch politischenEinfluß ausüben will. In wenigenJahren wird die Währungsunionauf die neuen EU-Mitgliedsstaatenin Osteuropa ausgedehnt, undbald will sich Europa eine Ver-fassung geben. Wohin führtdie Entwicklung in Europa?Die Antwort wurde vor mehrals 2500 Jahren vorausgesagt!

Von Melvin Rhodes und Paul Kieffer

Grafik von Shaun Venish

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Leitartikel • Supermacht Europa in spe

Europas Stellung gegenüber den USA wur-de durch den EU-Beitritt zehn neuer Mit-gliedsstaaten in Osteuropa zum 1. Mai 2004gestärkt. Damit wurde auch die Teilung Euro-pas, ein Resultat des Zweiten Weltkriegs, sym-bolisch beendet. Die Verleihung des Karlsprei-ses an den Papst war die Anerkennung für sei-nen allgemein anerkannten Beitrag zu diesemEinigungsprozeß in den letzten 20 Jahren. Daßdie Auszeichnung im Vatikan überreicht wur-de, zeugte auch von einer weiteren wichtigenSymbolik in der Geschichte Europas: der Ein-fluß Roms.

Roms Aufstieg wurde lange im voraus angekündigt

Mit der Verleihung des Karlspreises an Jo-hannes Paul II. schloß sich der Kreis, der 1957in Rom, der ehemaligen Hauptstadt des Römi-schen Reiches, begonnen hatte, als sechs Län-der die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft(EWG) gründeten. Die Unterzeichner der Rö-mischen Verträge waren sich der Wichtigkeitihres Handelns bewußt. In einem Interview mitdem britischen Sender BBC beschrieb HenriSpaak, der Belgien in Rom vertrat und später

NATO-Generalsekretär wurde, die Atmosphä-re bei der historischen Unterzeichnung: „An je-nem Tag fühlten wir uns wie Römer ... Wir er-schufen bewußt das Römische Reich wieder.“

Für die meisten Menschen heute ist das Rö-mische Reich nur geschichtlich relevant undohne direkten Bezug zum modernen Leben.Das politische und religiöse System Romszieht sich hingegen wie ein roter Faden durchdie Bibel, in der die Existenz dieses Systems inunserer Zeit vorausgesagt wurde. Nicht nurdas: Der Aufstieg des ursprünglichen Römi-schen Reiches wurde Jahrhunderte vor seinerEntstehung angekündigt.

Man mag es nicht glauben, aber der altte-stamentliche Prophet Daniel, der ca. 600 Jah-re vor Jesu Geburt lebte, prophezeite die Ent-stehung dieses Reiches. Daniels prophetischeTätigkeit begann, als der babylonische KönigNebukadnezar im zweiten Jahr seiner Herr-schaft einen beunruhigenden Traum hatte.Träume waren in der babylonischen Kultursehr wichtig. Nebukadnezar war überzeugt,daß sein Traum von großer Bedeutung war.

Der babylonische Herrscher bat seine eige-nen Zauberkünstler, ihm den Traum und des-sen Bedeutung zu erklären. Sie konnten es abernicht, denn die Zauberer kannten ja nicht ein-

mal den Traum des Königs. Daniel war jedochin der Lage, die Einzelheiten von Nebukadne-zars Traum zu erklären und gab so dem Königeinen erstaunlichen Vorausblick auf die Ge-schichte.

Der Traum ist daher kein trockenes, lang-weiliges Schriftwerk der Antike, denn er ent-hält großartige Nachrichten! Es sind Voraus-meldungen für uns heute, Meldungen über be-vorstehende Ereignisse. Der Traum zeigt unsdie Vision vom kommenden Reich Gottes aufder Erde und macht es möglich, daß wir dasjetzige Weltgeschehen verstehen können.

In seinem Traum sah Nebukadnezar einemenschliche Gestalt. Diese Gestalt bestand ausvier unterschiedlichen Teilen. Jedes wurdedurch ein anderes Metall versinnbildlicht: „Du,König, hattest einen Traum, und siehe, eingroßes und hohes und hell glänzendes Bildstand vor dir, das war schrecklich anzusehen.Das Haupt dieses Bildes war von feinem Gold,seine Brust und seine Arme waren von Silber,sein Bauch und seine Lenden waren von Kup-fer, seine Schenkel waren von Eisen, seineFüße waren teils von Eisen und teils von Ton“(Daniel 2,31-33).

Wie die Geschichte uns bestätigt, versinn-bildlichte das Bildnis vier aufeinanderfolgen-de Regionalmächte im Nahen Osten, die diepolitische Bühne der zivilisierten Welt überJahrhunderte hinweg bestimmten. DanielsAuslegung des Traums „präsentiert die vorbe-stimmte Nachfolge der Weltmächte, die denNahen Osten bis zum endgültigen Sieg desMessias in den letzten Tagen beherrschen sol-len“ (The Expositor’s Bible Commentary,Band 7, Seite 39 bzw. 46).

Daniel erklärte Nebukadnezar, daß sein ba-bylonisches Reich durch den goldenen Kopfdargestellt wurde: „Du, König, bist ein Königaller Könige ... Du bist das goldene Haupt“(Daniel 2,37-38).

Die silbernen, bronzenen, eisernen und tö-nernen Komponenten des Bildnisses bzw. derStatue repräsentierten drei Regionalmächte,die dem babylonischen Reich folgen sollten(Vers 39-40). „Das silberne Reich war dasmedo-persische, das mit Kyrus dem Großenbegann, als er 539 v. Chr. Babylon eroberte ...Dieses silberne Reich herrschte über zwei Jahr-hunderte im Nahen und Mittleren Osten ...

Das bronzene Reich war das von Alexanderdem Großen gegründete griechisch-mazedoni-sche Reich ... Das bronzene Reich dauerte ca.

260 bis 300 Jahre, bevor es von dem viertenReich ersetzt wurde ... Eisen steht für Härteund Rücksichtslosigkeit und beschreibt dasRömische Reich, das seine weiteste Ausdeh-nung unter der Herrschaft Trajans erfuhr“(ebenda, Band 7, Seite 47; der römische KaiserTrajan regierte 98 bis 117 n. Chr.).

Die beiden eisernen Beine des Standbildesmögen das Ost- bzw. Westreich des Römi-

Im Traum sah der babylonische König Ne-bukadnezar ein Standbild, das vier Reichedarstellte: dominante Regionalmächte imNahen Osten. Das goldene Haupt des Stand-bildes symbolisierte Nebukadnezars babylo-nisches Reich, gefolgt von Medo-Persien,Griechenland und dem Römischen Reich.

„Du, König, bist ... das goldene Haupt. Nach dir wird ein anderesKönigreich aufkommen ..., danach das dritte Königreich, das ausKupfer ist ... Und das vierte wird hart sein wie Eisen.“

Grafik von Pablo Loayza

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schen Reiches darstellen, mit ihren Hauptstäd-ten in Konstantinopel und Rom.

In seiner Wiedergabe des Traums beschriebDaniel, was mit dem Standbild passierte: „Dassahst du [das Standbild], bis ein Stein herunter-kam, ohne Zutun von Menschenhänden; dertraf das Bild an seinen Füßen, die von Eisenund Ton waren, und zermalmte sie. Da wurdenmiteinander zermalmt Eisen, Ton, Kupfer, Sil-ber und Gold und wurden wie Spreu auf derSommertenne, und der Wind verwehte sie, daßman sie nirgends mehr finden konnte. DerStein aber, der das Bild zerschlug, wurde zu ei-nem großen Berg, so daß er die ganze Welt füll-te“ (Daniel 2,34-35).

Das Standbild wurde an seinen Füßen ge-troffen. Die chronologische Reihenfolge derReiche, die durch das Bildnis dargestellt wer-den, sollte von oben bis unten betrachtet wer-den. Oben Babylon, gefolgt von Persien, Grie-chenland und zum Schluß — unten — Rom.Die Füße und die Zehen — der letzte Teil desBildnisses, von oben nach unten gesehen —sind also Teil des Römischen Reiches.

Welche Bedeutung hat der Stein, der dasBildnis zerschlug? In den Versen 44-45 lesenwir: „Aber zur Zeit dieser Könige wird der Gottdes Himmels ein Reich aufrichten, das nim-mermehr zerstört wird; und sein Reich wird aufkein anderes Volk kommen. Es wird alle dieseKönigreiche zermalmen und zerstören; aber esselbst wird ewig bleiben, wie du ja gesehenhast, daß ein Stein ohne Zutun von Men-schenhänden vom Berg herunterkam, der Ei-sen, Kupfer, Ton, Silber und Gold zermalmte“(Hervorhebung durch uns).

Daniel prophezeite nicht nur die Reihenfol-ge der Regionalmächte, die den Nahen Ostenca. 1000 Jahre lang dominieren sollten, son-dern auch, daß das Römische Reich dann exi-

stent sein wird, wenn Jesus sein Versprechenwahr macht und zur Erde zurückkehrt. Das ur-sprüngliche Römische Reich ging 476 n. Chr.unter. Daniels Interpretation läßt daher auf eineFortsetzung bzw. Wiederbelebung dieses Rei-ches schließen, denn nur so kann die Prophe-zeiung erfüllt werden.

Mit den Königen, die an der Macht sind,wenn der Stein das Bildnis an seinen Füßentrifft (Daniel 2,44), sind die Zehen des Bildnis-ses gemeint (Verse 41-42). Es wird demnachzehn Könige geben, die eine endzeitliche Wie-derbelebung des Römischen Reiches darstellenwerden.

Das Geheimnis des vermißten Reiches

Wenn das Römische Reich wieder existierensoll, wo ist es jetzt? Das letzte Buch der Bibel,die Offenbarung, hilft uns, dieses Geheimniszu verstehen. In Kapitel 17 finden wir einesymbolische Beschreibung eines religiös-poli-tischen Systems, das mit dem eisernen Reichvon Nebukadnezars Standbild in Daniel 2 ver-knüpft ist.

In den Versen 1-3 sehen wir eine „Hure“,biblische Symbolsprache für eine falsche Re-ligion (die wahre Kirche hingegen wird immerals Jungfrau dargestellt), die auf „einem schar-lachfarbenen Tier“ sitzt (Vers 3). Gemeint isteine Zusammenarbeit zwischen bzw. eine Ver-mengung von Religion und Staat. Interessantist, daß Religion und Politik in Europa in den1700 Jahren, seitdem sich der römische KaiserKonstantin zu dem abgewandelten Christen-tum seiner Zeit bekehrte, fast unzertrennlichgewesen sind.

Als der Apostel Johannes, dem diese Visiongegeben wurde, dieses zukünftige System sah,staunte er: „Und ich wunderte mich sehr, als

ich sie sah“ (Vers 6). Johannes wurde dann ge-sagt: „Das Tier, das du gesehen hast, ist gewe-sen und ist jetzt nicht und wird wieder aufstei-gen aus dem Abgrund und wird in die Ver-dammnis fahren.“ Diejenigen, die aufgrund re-ligiöser Verführung den zeitlichen Ablauf bib-lischer Ereignisse nicht kennen, „werden sichwundern ..., wenn sie das Tier sehen, daß es ge-wesen ist und jetzt nicht ist und wieder seinwird“ (Vers 8).

Mit „es ist gewesen“ sollen wir verstehen,daß es bereits früher existierte; „es ist jetztnicht“ bedeutet, daß es zur Zeit der Vision inOffenbarung 17 nicht existent ist, und „es wirdwieder sein“ zeigt uns, daß das System, das Jo-hannes in Vision sieht, in der Zukunft wieder-belebt wird. Das Tier — das religiös-politischeSystem —, das wiederbelebt wird, wird in Ver-sen 12-13 beschrieben: „Und die zehn Hörner[des Tiers, siehe Vers 3], die du gesehen hast,das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nichtempfangen haben; aber wie Könige werden siefür eine Stunde Macht empfangen zusammenmit dem Tier. Diese sind eines Sinnes und ge-ben ihre Kraft und Macht dem Tier.“

Die „zehn Könige“, die ihre Hoheit „demTier“ übertragen und mit ihm zusammen „füreine Stunde“ — eine verhältnismäßig kurzeZeit — „Macht empfangen“, stellen die Wie-derbelebung dar, die „wieder sein wird“ (Vers8). Wann soll das geschehen? Vers 14 nenntden Zeitpunkt und stellt damit die Verknüpfungzwischen den „zehn Königen“ in Offenbarung17 und den zehn „Zehen“ des eisernen Reichesvom Bildnis in Daniel 2 her:

„Die werden gegen das Lamm kämpfen, unddas Lamm wird sie überwinden, denn es ist derHerr aller Herren und der König aller Könige.“Die zehn Könige werden gegen das Lamm, Je-sus Christus, kämpfen. Die kurze Zeit, in der E

Der Prophet Daniel sagte den Aufstieg des griechischen bzw. Rö-mischen Reiches lange vor ihrer Entstehung voraus. Der Parthenon

in Athen (links) erinnert an die frühere Macht Griechenlands, wiedas Kolosseum in Rom die Macht des Römischen Reiches darstellte.

Fotos: Corbis Digital Stock

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8 Gute Nachrichten

Leitartikel • Supermacht Europa in spe

sie wirken dürfen, wird durch die WiederkehrJesu beendet (vgl. dazu Offenbarung 11,15).Jesus Christus ist auch der Stein in Daniel 2,der das Bildnis an seinen Füßen mit den (zehn)Zehen trifft. Fazit: Daniel 2, Verse 40-44 undOffenbarung 17,Verse 12-14 beschreiben das-selbe Ereignis: Der wiederkehrende JesusChristus etabliert eine neue Weltordnung aufder Erde und beendet so die Herrschaft eines

wiederbelebten Römischen Reiches, das durchdie Zusammenarbeit von „zehn Königen“ zu-stande kommen wird.

Es mag Ihnen unglaublich vorkommen, aberdiese Prophezeiung beschreibt die zukünftigeEntwicklung Europas!

Die europäische Geschichte lehrt uns, daßdiese endzeitliche Wiederbelebung des Römi-schen Reiches nicht die einzige in den 1500Jahren seit dem Untergang des Westreiches mitseiner Hauptstadt Rom 476 n. Chr. gewesen ist.Das Ostreich bzw. Byzantinische Reich, mitseiner Hauptstadt in Konstantinopel (heute Is-tanbul), existierte weiter nach der endgültigenTeilung des Römischen Reiches 395 n. Chr. bis1453. Der byzantinische Kaiser Justinian I.stellte 554 n. Chr. das Westreich wieder her.Karl der Große wurde 800 n. Chr. vom Papstzum Kaiser des römischen Reiches gekrönt,ebenso Otto der Große im Jahr 962.

Wie zu Beginn dieses Artikels erwähnt, be-stand das Heilige Römische Reich bis in dieZeit Napoleons. Heute längst vergessen ist dieAusrufung des Römischen Reiches durch denitalienischen Diktator Benito Mussolini nachseiner Machtübernahme. Mit den Lateranver-trägen 1929 wurde das Verhältnis zwischenMussolinis Regierung und der katholischenKirche geregelt, indem die Vatikanstadt alssouveräner Staat mit dem Papst als Staats-oberhaupt anerkannt und die katholische Reli-gion als offizielle Staatsreligion Italiens be-stätigt wurde.

Quo vadis, Europa?

Wie wird das Europa der Zukunft ausse-hen? Mit der Osterweiterung der EU in diesemJahr ist eine Voraussage über den Weg zur po-litischen Einheit der Union komplizierter ge-worden, wie die Diskussion um die EU-Ver-fassung zeigt. Die Beschreibung in der Offen-barung zeigt, daß sich die endgültige Gestaltdes wiederbelebten Römischen Reiches vonder heutigen Europäischen Union klar unter-scheiden wird. Zum Schluß werden zehn Füh-

rer, die zehn Staaten — oder Staatengemein-schaften — vorstehen, ihren gemeinsamenEinfluß einer zentralen Macht übertragen —dem „Tier“.

Manche Leser dieses Artikels mögen in die-ser Voraussage ein reines Hirngespinst sehen.Zum einen ist es schwer vorstellbar, daß dieEU-Mitgliedsstaaten ihre Hoheit vollständigabgeben. Ein strittiger Punkt bei der Diskus-

sion um die EU-Verfassung ist die Abschaf-fung der einstimmigen Beschlußfassung imMinisterrat. Die „doppelte Mehrheit“ soll her,obwohl hier noch kein endgültiger Kompro-miß gefunden worden ist.

Die kleineren EU-Länder wollen zumindestein eingeschränktes Vetorecht haben. Darüberhinaus ist es undenkbar, daß Großbritannien ei-ner Ausdehnung von EU-Vollmachten zu-stimmt, wenn dies die nationale SouveränitätGroßbritanniens tangieren würde — ein wich-tiger Grund, warum Großbritannien noch nichtzur Eurozone gehört.

Zum anderen ist es schwer vorstellbar, wiedie EU mit ihren 25 Mitgliedsländern „zehnKönige“ oder politische Führer sozusagen stel-len soll. Das Zahlenverhältnis scheint nicht zustimmen. Seit Jahren wird jedoch ein „zwei-gleisiges Europa“ vorgeschlagen, beispiels-weise von Helmut Schmidt und FrankreichsGiscard d’Estaing. Auf ähnliche Weise wie dieWährungsunion gehandhabt wird (nur diejeni-gen EU-Länder, die zur Währungsunion ge-hören, müssen die Kriterien für den Euro erfül-len), würden die Länder, die sich eine politi-sche Föderation innerhalb der EU wünschen,mit diesem Vorhaben voranschreiten.

In einer Rede mit dem Titel „Quo vadis, Eu-ropa?“ [„Wo gehst du hin, Europa?“], die derdeutsche Bundesaußenminister Joschka Fi-scher am 12. Mai 2000 in Berlin hielt, kündig-te er seine Unterstützung für ein „Europazweier Geschwindigkeiten“ an. Dabei betonteFischer, daß er nicht in seiner offiziellen Funk-tion als Deutschlands Außenminister, sondernals Privatperson sprach.

Seine Vision fordert ein „Kerneuropa“, wel-ches von wenigen Ländern innerhalb einesgrößeren Europas gebildet würde: „Ein sol-ches ,Kerneuropa‘ müßte die Avantgarde oderdie Lokomotive für eine politische Integrationsein und würde alle Elemente einer späterenFöderation beinhalten“ — ein kleines Macht-zentrum Europas innerhalb der EuropäischenUnion, wie ein Kommentator erklärte.

Fischers Anregung eines „Europas zweierGeschwindigkeiten“ ist interessant, denn dieEU fährt jetzt schon zweigleisig. Beim Eurosind nur zwölf EU-Mitgliedsstaaten beteiligt,und das Schengener Abkommen, das die ge-meinsamen inneren Grenzen und die Verant-wortung für die äußeren Grenzen der beteilig-ter Staaten festlegt, haben nur neun EU-Länderunterzeichnet.

Bis auf einen negativen Kommentar desfranzösischen Innenministers, der Deutschlandbeschuldigte, das Heilige Römische Reichwiederbeleben zu wollen, waren die Reaktio-nen der ursprünglichen EU-Länder auf Fi-schers Rede im allgemeinen zustimmend. Dieskandinavischen Mitglieder der EU sowieEngland und Irland waren eher ablehnend.

Ein neues „Nachkriegseuropa“ entsteht! DieGeneration, die den Zweiten Weltkrieg erlebthat und für die daher die europäische Einigungursprünglich eine Friedensinitiative war, stirbtlangsam aus. Dazu nochmals Dr. Kupchan:„Die junge Generation in Europa kennt wederden Zweiten Weltkrieg noch den kalten Kriegund hat daher keine Vergangenheit, der sie ent-fliehen möchte. Das Resultat? Eine neue poli-tische Richtung entsteht, in der Integration einMittel zur Steigerung europäischen Einflussesund zur Durchsetzung ... internationaler Ambi-tionen ist.“

Die Zeitschrift GUTE NACHRICHTEN beob-achtet den europäischen Einigungsprozeß vordem Hintergrund biblischer Prophezeiungenund wird in Zukunft wieder darüber berichten.Wir möchten nicht, daß die Zukunft EuropasSie überrascht! Zum besseren Verständnis derin diesem Artikel behandelten Themen emp-fehlen wir Ihnen unsere kostenlosen Bro-schüren Die Bibel — Wahrheit oder Legende?und Das Reich Gottes — eine gute Nachricht.Auf Anfrage senden wir sie Ihnen gerne zu. GN

Zehn „Könige“ oder politische Führer werden ihre Autorität einemreligiös-politischen System übertragen und damit eine endzeit-liche Wiederbelebung des alten Römischen Reiches schaffen.

Wie wird die Zu-kunft unserer Welt aus-sehen? Geht man vonden zahlreichen nega-tiven Schlagzeilen aus,die wir fast täglich le-sen, könnte man zuPessimismus neigen. Inden Zukunftsvoraussagen der Bibel se-hen viele Menschen auch nichts Besseres.

In Wirklichkeit zeichnet die Bibel einepositive Zukunft für die Menschen. Un-sere kostenlose Broschüre Biblische Pro-phezeiung: Ein Blick in Ihre Zukunft? er-läutert die Prophezeiungen der Bibel imDetail.

Empfohlene Lektüre

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GUTENACHRICHTEN

GUTENACHRICHTEN

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Lieber Leser,

heute nutze ich zum ersten Mal die Gelegenheit, Ihnen mittels der Zeitschrift GUTE NACHRICHTEN persönlich zuschreiben. Warum das? Dafür gibt es einen besonderen Anlaß! Die vorliegende Ausgabe enthält erstmalig 24statt der sonst üblichen 16 Seiten. Ab jetzt wollen wir zweimal im Jahr eine 24seitige Ausgabe herausbringen, in der ich mich in einem Brief an unsere Leser wenden werde.

Den ersten Brief dieser Art möchte ich zum Anlaß nehmen, Sie herauszufordern. Stellen Sie sich vor, daß Sie sichin einer bedrohlichen Situation befinden. Wären Sie dann lieber wie der Vogel Strauß, der den Kopf in den Sandsteckt? Oder ist es Ihnen lieber, wenn man Ihnen den sprichwörtlichen „reinen Wein“ einschenkt — auch wenndessen Geschmack für Sie sehr unangenehm ist?

In meinem Freundeskreis erfuhr ein junges Ehepaar kürzlich, daß ihr einjähriger Sohn an Leukämie erkrankt ist. Wenige Tage vor der Einlieferung des Kindes ins Krankenhaus hatte er vergnügt gespielt; nichts deutete auf eineschwere Erkrankung hin. Nun stellen sich die Eltern auf die zweijährige Behandlung ihres Sohnes ein, bei der erin den ersten Monaten das Krankenhaus nicht verlassen wird.

Die Bestätigung des Verdachts kam für die Eltern völlig überraschend. Als die Diagnose vorlag, war eine der er-sten Fragen der besorgten Eltern: „Wie sind die Überlebenschancen unseres Sohnes?“ Nun, was hätten Sie denEltern geantwortet? Hätten Sie bewußt die Prognose beschönigt, um die Eltern zu beruhigen? Wenn es Ihr Kindwäre, würden Sie nicht genau wissen wollen, wie es um das Kind steht?

Und das Kind selbst? Wie soll man mit einem betroffenen Kind umgehen, wenn es alt genug ist, den Ernst sei-ner Lage zu verstehen? In dem Buch Kinder sterben anders: Eine Hilfe für Betroffene (herausgegeben von Uwe Her-mann, Gütersloher Verlagshaus, 1999) wurde das Gedicht eines an Krebs erkrankten Kindes veröffentlicht, dasmich bewegt hat:

Ihr lügt, weil Ihr liebt, und tut mir so leid.

Ich hab doch nur Euch, jetzt lügt nicht zum Schluß. Sagt mir ehrlich, wie es ist, wenn man sterben muß.

Wir wollten uns immer die Wahrheit sagen, auch wenn’s noch so weh tut.

Wir wollten uns immer die Wahrheit sagen, denn zu lügen ist jetzt nicht gut.

Jemanden anzulügen, um ihn angeblich vor der Realität seiner Lage zu schützen, ist in Wirklichkeit keine Liebe.In der Bergpredigt lehrt uns Jesus, daß wir den Baum an seinen Früchten erkennen können (Matthäus 7,17-18).Das Kind, das diese rührenden Worte schrieb, fühlte sich von seinen Lieben verletzt und verlassen, als man ver-suchte, ihm die Wahrheit über seinen Gesundheitszustand vorzuenthalten.

Nun, warum erzähle ich Ihnen das alles? Wir möchten nicht, daß unsere Leser uns eines Tages das vorhalten, wasdas Kind in seinem Gedicht beklagte.

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10 Gute Nachrichten

An unsere Leser, Seite 2 von 2 Seiten GUTE NACHRICHTEN

Ab und zu erhalten wir einen Leserbrief, in dem sich ein Abonnent über den Namen unserer Zeitschrift wundert:GUTE NACHRICHTEN. Anscheinend vermuten solche Leser hinter dem Titel GUTE NACHRICHTEN eine Publikation, inder ausschließlich positive Meldungen verbreitet werden. Diese Denkweise lehnen wir jedoch ab, denn wir mei-nen, Ihnen damit keinen Dienst zu erweisen. Wir wollen Ihnen nichts vormachen: Man kann die heutige Weltnicht einfach durch eine rosarote Brille sehen und die Probleme unserer Zeit ignorieren.

Arbeitslosigkeit, Ungewißheit über die zukünftige Rentenlage, die hohe Scheidungsrate usw. belasten uns. Fürviele Menschen im Ausland sind Krieg, Hunger, AIDS und der Kampf ums Überleben leider die tagtägliche Rea-lität. Wie man kürzlich in Rußland gesehen hat, gibt es für das Problem Terrorismus anscheinend keine Lösung.

Bei all diesen Problemen hilft das „Es wird schon wieder gut“-Denken nicht weiter. Statt dessen reden wir Klar-text: Unsere Welt ist krank. Die Lösung zu unseren Problemen ist nicht in besseren Sozialprogrammen, mehr Engagement für Entwicklungsländer usw. zu finden. Nehmen wir die Suche nach Frieden als Beispiel. Es liegtnicht am Unvermögen des Menschen, Krieg und seine schrecklichen Folgen zu erkennen und zu verabscheuen.Statt dessen liegt es am Unvermögen des Menschen, seine Natur im Interesse des Gemeinwohls zu bändigen.Vor fast 2000 Jahren drückte der Apostel Paulus es treffend aus: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringenkann ich nicht“ (Römer 7,18; Hervorhebung durch uns). Dieses Unvermögen scheint nun den Vereinten Natio-nen dasselbe Schicksal zu bescheren wie all den anderen bisherigen Bemühungen um den Frieden.

Und doch gibt es gute Nachrichten für die Zukunft! Manch einer hält uns vor, wir würden es uns mit unserer Sichtder Dinge zu einfach machen, da wir sozusagen an einen „Deus ex machina“ glauben. Unsere Zukunftsperspek-tive ist jedoch dieselbe wie die der ersten Christen — der Mittelpunkt ihrer Hoffnung. Diese Perspektive, an dieheute die meisten bekennenden Christen gar nicht mehr glauben, bestimmt die redaktionelle Philosophie unse-rer Zeitschrift und kann auch für Sie in schwierigen Zeiten eine Quelle des Trostes sein. Kern dieser Botschaft, diedie Bibel das Evangelium nennt, ist die Erkenntnis, daß Jesus Christus eine neue Weltordnung schaffen wird.

In der Zeitschrift GUTE NACHRICHTEN behandeln wir dennoch die Zustände in der heutigen Welt, die leider nichtgut bzw. positiv sind; Probleme, Ursachen, Sorgen. Diese waren ebenfalls Teil der Botschaft der ersten Christen.Es ist aber unser Bestreben, auch mögliche Lösungen anzubieten. Auf diese Weise soll das Endergebnis trotzdemeine gute Nachricht sein. Wir sind keine Utopisten und auch keine Pessimisten. Wir meinen nur, daß wir unserenLesern gerade wegen der heutigen Umstände auf dieser Welt GUTE NACHRICHTEN schuldig sind.

Möchten Sie uns dabei helfen, diese Botschaft zu verbreiten? Neue Leser mittels Anzeigen anzuwerben ist für eineZeitschrift, die keine Fremdwerbung enthält und sich ausschließlich durch Spenden finanziert, eine teure Angele-genheit. Bestimmt kennen Sie jemanden, der sich — wie Sie — über die Zeitschrift GUTE NACHRICHTEN freuenwürde. Gerne senden wir in Ihrem Auftrag ein kostenloses und unverbindliches Geschenkabonnement an IhreVerwandten, Freunde oder Bekannten. Für eine Freundschaftswerbung gelten die gleichen Bedingungen wie füralle anderen Abonnements: Sie sind auf Dauer kostenlos, können jederzeit abbestellt werden und sind ohne jeg-liche Verpflichtung. Wie Sie selbst festgestellt haben werden, gibt es bei uns keinen unerwünschten Vertreterbe-such und auch keine Aufforderung, einer Organisation beizutreten.

Sie können uns Ihren Wunsch für ein Geschenkabonnement mitteilen, indem Sie die entsprechende Bestellkartein dieser Ausgabe benutzen. Über Ihre Mitarbeit in diesem Sinne würden wir uns freuen.

Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen im Namen unserer Mitarbeiter viele nützliche Anregungen bei der Lektüre unserer Zeitschrift.

Mit freundlichen Grüßen

Paul KiefferRedaktion GUTE NACHRICHTEN

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n der Geschichte erwies sich Hun-gersnot als häufiger und oft tödlicherFeind der menschlichen Zivilisation.Zu Beginn des 21. Jahrhunderts zeich-

net sich leider keine Trendwende ab. InÄthiopien hält der Hunger wieder Einzug,wo mehr als sieben Millionen Menschenauf die Lieferung von Lebensmitteln war-ten. In Eritrea sind es weitere zwei Millio-nen, die dringend Hilfe brauchen, um denHungertod abzuwenden.

Bei einer Bestandsaufnahme im Märzdieses Jahres erklärte die UNO-Organi-sation für Ernährung und Landwirt-schaft (FAO), daß 23 der 53 LänderAfrikas dringend Lebensmittellieferun-gen brauchen, um ihre Bevölkerun-gen ernähren zu können. Hungers-not ist nichts Neues für Afrika.1984 konnte der Hungertod z. B. für Millionen Äthio-

pier nur durch eine weltweit koordinierteHilfsaktion abgewendet werden.

In den letzten zehn Jahren schätzt mandie Zahl der durch Unterernährung ver-ursachten Todesfälle in Nordkorea auf mehrals zwei Millionen. Die dortige Lebensmit-telknappheit wurde durch das Zusammen-wirken von verheerenden Überschwem-mungen, Dürre und einer falschen Agrarpo-litik des nordkoreanischen Diktators KimJong II. ausgelöst, der auch für seine Droh-

gebärden mit dem Ver-kauf oder Einsatz vonKernwaffen bekannt

ist. So sicherte er

sich schon einmal Öl- und Lebensmittellie-ferungen aus dem Ausland.

In den wohlhabenden Ländern des indu-strialisierten Westens erscheinen die Bildervon hungernden Menschen in Afrika ir-gendwie fremd. Man leugnet freilich nicht,daß es eine Krise gibt, aber mit unseren mo-dernen Transportmitteln will man glauben,daß sich das Problem wird lösen lassen. DieVorstellung, daß es im Westen jemals eineähnliche Krise geben könnte, ist für Men-schen, die nie wirklich gehungert haben,undenkbar.

Der dritte Apokalyptische Reitersteigt auf sein schwarzes PferdIn den letzten zwei Ausgaben von GUTE

NACHRICHTEN behandelten wir die symboli-sche Bedeutung der ersten beiden Apoka-lyptischen Reiter von Offenbarung, Kapitel6 — religiöse Verführung und Krieg. Nunist der dritte Reiter an der Reihe. Was sym-bolisieren er und sein schwarzes Pferd?

In den Versen 5-6 lesen wir: „Und als esdas dritte Siegel auftat, hörte ich die dritteGestalt sagen: Komm! Und ich sah, und sie-he, ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß,hatte eine Waage in seiner Hand. Und ichhörte eine Stimme mitten unter den vier Ge-stalten sagen: Ein Maß Weizen für einen Sil-bergroschen und drei Maß Gerste für einenSilbergroschen; aber dem Öl und Wein tukeinen Schaden!“ Welche Bedeutung hatdiese Beschreibung?

In dem Expositor’s Bible Commentaryheißt es dazu: „Der genannte Betrag impli-ziert Lebensmittelpreise, die zwölfmal hö-her sind als normal, und weist auf Inflationund den Zustand einer Hungersnot hin(Matthäus 24,7). Ein Maß Weizen wäre diedurchschnittliche Tagesration. Gerste E

Von Darris McNeely und Paul Kieffer

Die Apokalyptischen Reiter • Das schwarze PferdG

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September-Oktober 2004 11

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In den Industrieländern des Westens kann man sich eine Hun-gersnot, die weltweite Konsequenzen hat, kaum vorstellen. Derdritte Apokalyptische Reiter widerspricht dieser Vorstellung.

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wurde von den Armen dem Weizen beige-mischt.“ Eine Lebensmittelknappheit treibtdie Preise in die Höhe und macht die verfüg-bare Nahrung noch weniger erschwinglich.

Öl und Wein sind besondere Sinnbilder fürausreichende Nahrung. Bedeutet die symboli-sche Beschreibung in Offenbarung 6, daß esinmitten einer weit verbreiteten Hungersnoteinige Orte des Überflusses geben wird? InMatthäus 24,Vers 7 hatte Jesus nämlich Hun-gersnöte „hier und dort“ vorausgesagt. Be-deutet der Ruf, man sollte dem Öl und Wein„keinen Schaden“ tun, daß man diese Orte be-sonders schützen wird?

Nach Meinung einiger Kommentatorensollen wir diesen Ruf dahingehend verstehen,daß es Öl und Wein kaum noch geben wird.

Ihnen sollte nach dieser Auslegung deshalbnicht geschadet werden, damit sie nicht gänz-lich ausgehen. Auf jeden Fall bedeutet dasÖffnen des dritten Siegels der Offenbarung —das Losreiten des dritten ApokalyptischenReiters — den Anbruch einer Zeit des Hun-gers, wie sie die Welt noch nie erlebt hat.

Hungersnot und AIDS

Sechs Ländern im südlichen Afrika — Le-sotho, Malawi, Mosambik, Sambia, Simbab-we und Swasiland — droht zur Zeit eine Hun-gersnot. Sie werden voraussichtlich monate-lang auf Hilfslieferungen aus dem Auslandangewiesen sein. Das Problem wurde weit-gehend durch Dürre und falsche Agrarprakti-ken heraufbeschworen.

Zunehmend beeinflußt jedoch ein weitererFaktor die Fähigkeit dieser Länder, ihre Bür-ger zu ernähren. Eine große Anzahl der Land-arbeiter ist mit AIDS infiziert oder bereits dar-an gestorben. Man schätzt, daß ca. 25 Prozentder Erwachsenen dieser Länder an AIDS er-krankt sind mit dem Resultat, daß es wenigerArbeiter für die Landwirtschaft gibt.

Darüber hinaus verhindert das langsameAussterben einer ganzen Generation die Wei-tergabe von wichtigen Kenntnissen über dielandwirtschaftliche Arbeit bzw. Produktion andie nachfolgende Generation. Setzt sich die-ser Trend fort, werden diese Länder auf langeZeit nicht in der Lage sein, sich selbst zuernähren — auch bei günstigen landwirt-schaftlichen Bedingungen. Ein Beitrag in derbritischen Zeitung The Economist schildert

die menschliche Dimension dieser Tragödie:„Gab es in der Vergangenheit nur wenig

zu essen, konnte Jenerah Michelo, eine sam-bische Landwirtin am Existenzminimum,Lebensmittel von ihren Nachbarn kaufenoder sich erbetteln.Aber dann starb ihr Mannan AIDS und hinterließ sie mit sechs Kindern,einer fast leeren Vorratskammer und einementkräftenden Virus in ihrem Blut. Nun ist siezu schwach, um auf Nahrungssuche zu gehen,und ihre Nachbarn helfen ihr ungern, weil sieeine ,Patientin‘ ist.

Gelegentlich spenden Ausländer Lebens-mittel und Medikamente für ihre Krämpfe.Die Medikamente soll man jedoch nur nacheiner Mahlzeit einnehmen: ,Deshalb leide ichunter Nebenwirkungen: Mir wird mulmigund schwindelig, und ich bin zu nichts fähig.‘Antibiotika gegen AIDS bekommt sie nicht,aber selbst wenn sie sie einnehmen würde,wären sie ohne ausreichende Nahrung zweck-

los“ („Cursed, Twice Over“ [„Doppelt ver-flucht“], 13. Februar 2003).

Michelos Lage spiegelt die Situation vielerAIDS-kranker Afrikaner wider. Zwar habendie UNO und der Westen Hilfsgelder zurBekämpfung der Immunschwächekrankheitbereitgestellt, aber ein an dem AIDS-VirusErkrankter braucht nicht nur Medikamente,sondern auch zusätzliche Kalorien, besondersEiweiß, um die Infektion zu bekämpfen. Dortin Afrika, wo die Lebensmittel knapp sind,steigt im umgekehrten Maße die Zahl derAIDS-Toten.

In weiten Teilen des ländlichen Afrikassieht die Zukunft deshalb trostlos aus. InWirklichkeit stirbt die Zukunft. Das Zusam-menwirken von Hunger und Infektion betrifftviele im Alter unter 40 Jahren, darunter Frau-en in großer Zahl, die oft in der Landwirt-schaft tätig sind. Sterben die Eltern, so müs-sen die Kinder für sich selbst sorgen.

Die Stammesdorfgemeinschaft ist der tra-ditionelle Baustein der afrikanischen Gesell-schaft gewesen. Heute manifestiert er großeRisse unter der doppelten Belastung vonHungersnot und AIDS. Der Economist-Be-richt faßt abschließend zusammen: „Zeichensolch eines Zusammenbruchs [der Gesell-schaft] gibt es bereits in Frau Michelos Dorf:Ihre Familie kann ihr nicht helfen, ihre Nach-barn wollen nicht, und einige stehlen sogarihre Hühner. Diebstahl dieser Art war beifrüheren Hungersnöten unbekannt, ebensodas Horten seitens der Bessergestellten, washeute hingegen alltäglich ist“ (ebenda).

Verheerende Hungersnöteder jüngsten Vergangenheit

In der Reihenfolge der Reiter in Offenba-rung 6 folgt Hungersnot auf die Reiter, die re-ligiöse Verführung und Krieg darstellen. BeiHungersnot denkt man vielleicht zuerst aneine langanhaltende anormale Wetterlage, wieDürre oder Überschwemmung, oder an eineInsektenplage, wie vor einem Monat in Nord-afrika. Sicherlich trugen diese Faktoren einenbedeutenden Beitrag zu den Hungersnötender Vergangenheit bei.

Die prophetische Schilderung der Bibel,wonach politische bzw. religiöse Ideologien,die den Krieg begünstigen und dadurch zuHungersnot führen können, ist jedoch voll be-rechtigt, wie zwei Beispiele aus dem 20. Jahr-hundert zeigen. Josef Stalins gottloses politi-sches System des Kommunismus — auf sei-ne Art selbst eine Religion — versuchte An-fang der 1930er Jahre den ukrainischen Na-tionalismus durch die Einführung von land-wirtschaftlichen Kollektiven einzudämmen.

Die Apokalyptischen Reiter • Das schwarze Pferd

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12 Gute Nachrichten

In Afrika ist die Lebensmittelknappheit nicht das einzigeProblem. Die Hungersnot wird zusätzlich durch dieAIDS-Epidemie verstärkt. Man schätzt, daß ca. 25 Prozentder Erwachsenen dieses Kontinents infiziert sind.

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Nachdem Getreidevorräte vom Land in dieStädte umgelagert worden waren, gab es Miß-ernten, und die Verteilung von Lebensmittelnan die Region wurde untersagt. Diese vonMenschen verstärkte Hungersnot kosteteschätzungsweise sechs bis acht MillionenUkrainern das Leben.

Die Volksrepublik China „erntete“ einenähnlichen Erfolg mit ihrem „großen Sprungnach vorne“ Ende der 1950er Jahre. Frucht-bare Reisfelder wurden asphaltiert, damit Fa-briken gebaut werden konnten. In der Land-wirtschaft wurde die Kollektivierung voran-getrieben; dabei kam es zu Engpässen in derLebensmittelverteilung. Dazu kam nochschlechtes Wetter. Der großen Hungersnot zuBeginn des nachfolgenden Jahrzehnts sollenbis zu 20 Millionen Chinesen zum Opfer ge-fallen sein.

Ethik und Hunger im 21. Jahrhundert

Vor dem Hintergrund der symbolischenBedeutung der Apokalyptischen Reiter fragenwir: Welchen Einfluß haben die Weltreligio-nen auf das ethische Bewußtsein der Men-schen gehabt? Ca. 50 Prozent der Weltbevöl-kerung können sich mit biblischen Persön-lichkeiten identifizieren: Christentum, Islamund Judentum. Von den übrigen Menschenbekennt sich ein großer Teil zu einer der an-deren Weltreligionen: Buddhismus, Hindu-ismus usw.

Eigentlich lebt nur eine Minderheit derheutigen Menschen ohne ein Bekenntnis zurReligion. Da müßte man meinen, daß die Be-seitigung des Hungers ein Leichtes wäre, zu-mal alle Religionen das Prinzip der Näch-stenliebe lehren. Welche ethischen Werte ha-ben uns die großen Religionen vermittelt?

In seiner Begrüßungsrede zum Auftakt desUN-Millenniumsgipfels im September 2000sagte Kofi Annan, keine Mutter auf der Weltkönne verstehen, warum ihr Kind an Unter-ernährung sterben sollte. Im letzten Dritteldes 20. Jahrhunderts verdoppelte sich näm-lich die Zahl der täglichen Hungertoten aufetwa 24 000. Anläßlich einer 1996 unter derSchirmherrschaft der UNO veranstaltetenWelternährungskonferenz nahmen sich dieTeilnehmerstaaten vor, die Zahl der Unter-

ernährten von damals 800 Millionen weltweitbis zum Jahr 2015 zu halbieren. Als die UNOim Juni 2002 eine Nachfolgekonferenz inRom durchführte, stellte man jedoch eine Re-duzierung der Unterernährten in den sechsJahren seit 1996 um nur 25 Millionen fest.

Um das für das Jahr 2015 gesteckte Ziel zuerreichen, schätzte UN-Generalsekretär KofiAnnan die notwendigen jährlichen landwirt-schaftlichen Fördermittel auf 24 MilliardenUS-Dollar. Tatsächlich stehen jedes Jahr abernur ca. 11 Milliarden US-Dollar zur Verfü-gung. In einer Botschaft an die Konferenzteil-nehmer in Rom nannte Papst Johannes PaulII. die Gründe für das Versagen der internatio-nalen Gemeinschaft, entschlossener gegen

den Hunger vorzugehen: „Trägheit, Egois-mus und internationale Beziehungen, die voneinem Pragmatismus, dem eine ethische undmoralische Grundlage fehlt, gestaltet wer-den“ (International Herald Tribune, 11. Juni2002; Hervorhebung durch uns).

Am erstaunlichsten bei jeder Diskussionüber die Beseitigung des Hungers ist die Tat-sache, daß unsere Erde durchaus in der Lageist, ihre jetzige Bevölkerung ausreichend mitNahrung zu versorgen. So erfuhr man auf derEXPO 2000 in Hannover im ThemenbereichErnährung, daß kein Mensch heute hungernmüßte: „Ernährung ist ein Menschenrecht. Esist möglich, alle Menschen auf der Welt zuernähren. Dennoch sind über 800 MillionenMenschen aufgrund naturbedingter Einflüsse,Umweltschäden sowie als Folge kriegerischerKonflikte in vielen Regionen der Erde unter-ernährt. Der Überfluß auf dem Globus ist un-

gerecht verteilt. Der Kampf gegen Hungerund Armut kann gewonnen werden, wenn wirauf politischer, gesellschaftlicher und wissen-schaftlicher Ebene zusammenarbeiten“ (Her-vorhebung durch uns).

Wie realistisch ist die Hoffnung einer dau-erhaften Zusammenarbeit im Kampf gegenden Hunger? Trotz der lobenswerten Bemü-hungen von Einzelpersonen bzw. Organisa-tionen werden weitere Millionen verhungern.Der Einfluß der großen Weltreligionen hatnicht dazu geführt, daß wir Menschen dasWohlergehen anderer konsequent vor eigeneInteressen stellen. Dafür gibt es eine einfacheErklärung: Die Weltreligionen sind selbst Teildes Problems, sozusagen ein „Systemfehler“,

dessen Auftreten bereits im Garten Eden ver-zeichnet wurde.

Grundlage der Zivilisation

Die Schöpfungsgeschichte der Bibel istmehr als nur eine knappe Beschreibung derEntstehung des Menschen. Im ersten Buchder Bibel wird uns berichtet, wie die Grund-lage der heutigen Zivilisation gelegt wurde.Der Schöpfer stellte Adam und Eva vor eineWahl. Um ewiges Leben zu erlangen, das siebei ihrer Erschaffung nicht besaßen, mußtensie sich für eine grundsätzliche Lebensaus-richtung entscheiden. Ihnen standen zwei Le-bensweisen zur Auswahl, die durch zweitatsächliche Bäume im Garten Eden symbo-lisiert wurden.

Der Baum des Lebens repräsentierte GottesGesinnung — den Weg des Gehorsams ge-genüber Gott und seinem offenbarten Weg. E

In der nächsten AusgabeWelche Bedeutung hat der vierte Apo-kalyptische Reiter, der auf einem fah-len Pferd sitzt? Die Antwort finden Siein der nächsten Ausgabe in der Fort-setzung dieser Artikelreihe.

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Die Menschen bauten ihre eigene Zivilisation auf und lehn-ten Gottes Maßstäbe über Gut und Böse ab. Deshalbherrscht der Weg des Nehmens vor. In der Landwirtschaftführt er vielerorts zu einem Zustand der verbrannten Erde.

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Diese Wahl hätte zu allen guten Ergebnissenund zum ewigen Leben geführt.

Im Gegensatz dazu versinnbildlichte derandere Baum, der Baum der Erkenntnis desGuten und Bösen, den menschlichen Wegdes Selbstvertrauens. Unter dem Einfluß Sa-tans führt dieser Weg zu jeglicher Art von Bö-sem und letztendlich auch zum Tode. Er sym-bolisiert die Ablehnung von Gottes Weg.Durch den Einfluß Satans trafen Adam und

Eva die falsche Wahl. Ihre Gesinnung verän-derte sich. Als Resultat hat der Mensch imallgemeinen keinen Zugang zum Baum desLebens (1. Mose 3,22-24). Der Zutritt zumWissen darüber, was Frieden und Glück pro-duzieren und zum ewigen Leben führen wür-de, ist weitgehend unbekannt geblieben. Seitder richtungweisenden Entscheidung unsererUreltern im Garten Eden ernährt sich derMensch geistig und moralisch vom Baum derErkenntnis des Guten und Bösen.

Im Klartext heißt das: Nach seinen eigenenVorstellungen entscheidet der Mensch, wasihm gut erscheint. Er selbst, nicht Gott, be-stimmt, was richtig und falsch ist. Dabei mager zwar an Gott glauben und ihn sogar nachseinemVerständnis verehren. Er ist jedoch wi-derwillig, Gottes Offenbarung vollständig an-zunehmen, und ist Gott deshalb nicht wirklichuntertan. Das Ergebnis sind Flüche, die dieMenschheit lange geplagt haben. Dazu gehö-ren die Vernichtung der Umwelt durch Raub-bau, falsche landwirtschaftliche Praktikenund auch Krieg, der weite Landstriche für denAnbau unbrauchbar gemacht hat.

Es mag unglaublich erscheinen, aber selbstdas Christentum in seiner heutigen Form istdas Resultat des Selbstbestimmungsdrangsdes Menschen. Nach dem Ableben der erstenChristengeneration veränderte sich das Chri-stentum in radikaler Weise. Bräuche und Ri-ten heidnischen Ursprungs, die den ApostelnJesu und den ersten Christen unbekannt wa-ren, drangen in die Kirche ein. Der Weg fürden ersten Apokalyptischen Reiter wurde da-

mit unmittelbar geebnet, aber die moralisch-philosophische Grundlage für die Auflehnungdes Menschen gegenüber seinem Schöpfergab es schon viel früher. Unter dem Einflußder Lebensausrichtung, die die Frucht vomBaum der Erkenntnis des Guten und Bösenist, wird es uns nicht gelingen, unsere Proble-me zu lösen — ob Krieg,Armut oder Hunger.

Hoffnung zur Zeit des Schreckens

Das Schicksal, das der Stadt Jerusalem imersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung be-vorstand, bewegte Jesus Christus zu Tränen.Er sah die schrecklichen Szenen der Belage-rung durch römische Soldaten voraus, die die„Stadt des Friedens“ erleiden sollte. SeinWunsch wäre es gewesen, die Bewohner Je-rusalems zu sammeln, um sie so vor der be-vorstehenden Tragödie zu bewahren.

Leider beherzigten sie die Warnung Jesunicht. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als diegrausame Lektion der Erfahrung zu erleben(vgl. dazu Matthäus 23,37-39). Während derdreijährigen Belagerung der Stadt befielen siedie schlimmsten Schrecken, die die Bibel für

diejenigen voraussagt, die bewußt den WegGottes verwerfen: „Ein Mann unter euch, derzuvor verwöhnt und in Üppigkeit gelebt hat,wird seinem Bruder und der Frau in seinen Ar-men und dem Sohn, der noch übrig ist von sei-nen Söhnen, nichts gönnen von dem Fleischseiner Söhne, das er ißt, weil ihm nichts übriggeblieben ist von allem Gut in der Angst undNot, mit der dich dein Feind bedrängen wirdin allen deinen Städten“ (5. Mose 28,54-55).

Durch Hungersnot ausgelöster Kannibalis-mus ist Ausdruck der niedersten Verderbtheit,die eine Gesellschaft heimsuchen kann. Lei-der sind solche Szenen geschichtlich belegt,und die Symbolik des schwarzen Pferdeswirft einen ähnlichen Schatten auf unsere Zu-kunft voraus.

Der Mensch ist zum Überleben auf Nah-rung und Wasser angewiesen. Letztendlichsind wir für alles von dem Schöpfergott ab-hängig. Warum soll Gott, wenn der Menschauf seinem selbstzerstörerischen Pfad beharrtund weiterhin die Umwelt zerstört, eingrei-fen, um das Schlimmste zu verhindern?

Es bleibt noch ein apokalyptischer Reiterübrig, dessen symbolische Bedeutung wir inder nächsten Ausgabe behandeln werden. Inseiner Prophezeiung auf dem Ölberg (Mat-thäus 24, Markus 13 und Lukas 21) gab Jesusuns den übergeordneten prophetischen Rah-men, der uns die Symbolik der Apokalypti-schen Reiter verstehen läßt.

Als Jesu Jünger ihn nach den Zeichen sei-ner Wiederkehr fragten, beschrieb er eine Zeitdes Schreckens, die in der Menschheitsge-schichte ohne Beispiel sein und die die Exi-stenz des Menschengeschlechts bedrohenwird. Erst dann, wenn das Überleben derMenschheit auf dem Spiel steht, greift Gottdurch die Rückkehr seines Sohnes in mensch-liche Angelegenheiten ein, und zwar „um derAuserwählten willen“ (Matthäus 24,22).

In der neuen Gesellschaftsordnung, die Je-sus bei seiner Wiederkehr einführt, wird derMensch den Segen kennenlernen, den die Le-bensweise der Liebe hervorbringt — Liebe zuGott und Liebe zum Nächsten. In der Weltvon morgen wird der Hunger gebannt, wie derProphet Amos es voraussagte: „Siehe, eskommt die Zeit, spricht der HERR, daß manzugleich ackern und ernten, zugleich kelternund säen wird. Und die Berge werden vonsüßem Wein triefen, und alle Hügel werdenfruchtbar sein“ (Amos 9,13).

Unsere kostenlose Broschüre Das ReichGottes — eine gute Nachricht enthält eine aus-führliche Erklärung dieser kommenden gött-lichen Herrschaftsordnung. Auf Anfrage sen-den wir Ihnen gerne ein Exemplar zu. GN

Die Apokalyptischen Reiter • Das schwarze Pferd

Foto: Corbis Digital Stock14 Gute Nachrichten

In der Welt von morgen wird die Erkenntnis Gottes welt-weit verbreitet sein und die Ethik bestimmen. Überall aufErden werden die Menschen den Segendes Gehorsamsgegenüber Gott „ernten“, auch in der Landwirtschaft.

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September-Oktober 2004 15Gemälde von ArtToday

n den letzten beiden Folgen dieser Reihe behan-delten wir Ereignisse in der Zeit vom Beginn derchristlichen Kirche bis zu den ersten Reisen desApostels Paulus durch die Welt des Mittelmeers.

In diesem Artikel beenden wir unsere Abhandlungüber die Apostelgeschichte mit den Reisen des Paulusnach Ephesus, Jerusalem und Rom.

Die Schriften von Ephesus

Nach seinem Aufenthalt in Korinth begann Paulusseine Rückreise nach Jerusalem, in deren Verlauf erauch Ephesus, eine wichtige Stadt in Kleinasien, auf-suchte:

„Es geschah aber, als Apollos in Korinth war, daßPaulus durch das Hochland zog und nach Ephesuskam ... Es kamen auch viele von denen, die gläubiggeworden waren, und bekannten und verkündeten,was sie getan hatten. Viele aber, die Zauberei getrie-ben hatten, brachten die Bücher zusammen und ver-brannten sie öffentlich und berechneten, was sie wertwaren, und kamen auf fünfzigtausend Silbergro-schen“ (Apostelgeschichte 19,1. 18-19; alle Hervor-hebungen durch uns).

Das griechischeWort, das hier als„Bücher“ übersetztwird, ist biblos. DasWort bezog sich ur-sprünglich auf „deninneren Teil desStammes der Papy-rus-Pflanze“, undspäter „auf das Pa-pier, das von dieserRinde in Ägyptenhergestellt wurde,und zuletzt auf eing e s c h r i e b e n e s‚Buch‘, Band oderRolle“ (W. E. Vine,Hrsg., Vine’s Com-plete Expository

Dictionary of Old and New Testament Words, 1985,Stichwort „Book“).

Seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts ha-

ben sich Archäologen intensiv darum bemüht, vor al-lem in Ägypten, wo das Wüstenklima solche zer-brechlichen Schätze bewahren konnte, alte Papyrus-rollen zu finden. Sie hatten mit diesen Bemühungenerstaunlichen Erfolg und fanden Schriftrollen, die bisin neutestamentliche Zeiten zurückreichen. Unter dengefundenen Papyrusrollen befinden sich einige mitZaubersprüchen. Solche Rollen wurden als Amulettebenutzt.

„Eine Reihe solcher magischen Schriftrollen bliebbis in unsere Zeit erhalten“, schreibt F. F. Bruce. „Esgibt besonders berühmte Beispiele in den Sammlun-gen von London, Paris und Leiden. Die besondere Ver-bindung von Ephesus zur Magie spiegelt sich in demBegriff ‚ephesische Schriften‘ für solch magischeSchriftrollen wieder. Die Zaubersprüche, die sie bein-halten, sind purer Unsinn, eine willkürliche Ansamm-lung von Wörtern und Namen, die damals als unge-wöhnlich machtvoll galten, manchmal in Mustern an-geordnet, die zum Kern des Zauberspruches gehörten.Trotzdem erzielten diese Schriftrollen hohe Verkaufs-preise ... Die stärkste Parallele zum Mißbrauch desNamens Jesu durch die Beschwörer von Ephesus fin-det sich im Pariser magischen Papyrus Nr. 574, wo wirin der Zeile 3018 folgende Beschwörung finden: ‚Ichbeschwöre dich im Namen Jesu, des Gottes der He-bräer‘ “ (The New International Commentary of theNew Testament: The Book of Acts, 1974, Seite 390).

Der Wert solcher Schriftrollen, die in Ephesus ver-nichtet wurden, wird mit „fünfzigtausend Silbergro-schen“ angegeben (Apostelgeschichte 19,19), wasnach Gelehrtenmeinung etwa 40 000 € in unsererheutigen Währung entspricht.

Eines der sieben Weltwunder der Antike

Die Predigten des Paulus veranlaßten viele, sichvon ihren Götzen und heidnischen Bräuchen abzu-wenden. Das führte zu einem Aufruhr unter denKunsthandwerkern, die sich mit dem Anfertigen vonStatuen der Göttin Diana und ihres Tempels ihren Le-bensunterhalt verdienten.

„Es erhob sich aber um diese Zeit eine nicht gerin-ge Unruhe über den neuen Weg. Denn einer mit Na-men Demetrius, ein Goldschmied, machte silberneTempel der Diana und verschaffte denen vom E

Der Tempel der Diana in Ephesus gehörte zu den siebenWeltwundern der Antike. Die Lehren des Paulus bedroh-ten die Existenz derjenigen, die ihren Lebensunterhaltdurch den Verkauf von Statuen der Diana bestritten.

V o n M a r i o S e i g l i e

I

Die Apostelgeschichte: Die letzten Reisen des Paulus

Die Apostelgeschichte:Die letzten Reisen des Paulus

Lukas liefert unseinen detailliertenund zuverläßigenBericht über die

Reisen des ApostelsPaulus in den ersten

Jahrzehnten derKirchengeschichte.

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D I E B I B E L U N DD I E B I B E L U N D

16 Gute Nachrichten

Handwerk nicht geringen Gewinn. Diese unddie Zuarbeiter dieses Handwerks versammel-te er und sprach: Liebe Männer, ihr wißt, daßwir großen Gewinn von diesem Gewerbe ha-ben; und ihr seht und hört, daß nicht allein inEphesus, sondern auch fast in der ganzen Pro-vinz Asien dieser Paulus viel Volk abspenstigmacht, überredet und spricht: Was mit Hän-den gemacht ist, das sind keine Götter.

Aber es droht nicht nur unser Gewerbe inVerruf zu geraten, sondern auch der Tempelder großen Göttin Diana wird für nichts ge-achtet werden ... Als sie das hörten, wurdensie von Zorn erfüllt und schrien: Groß ist dieDiana der Epheser! Und die ganze Stadt wur-de voll Getümmel; sie stürmten einmütig zumTheater und ergriffen Gajus und Aristarchaus Mazedonien, die Gefährten des Paulus“(Apostelgeschichte 19,23-29).

Der Tempel der Diana, eines der siebenWeltwunder der Antike, war viermal größerals der Parthenon in der griechischen StadtAthen. Seine Ruinen wurden von dem briti-schen Archäologen John T. Wood 1869 zuTage gefördert. Später fand er auch das er-staunlich gut erhaltene, große Theater, das inApostelgeschichte 19, Vers 29 erwähnt wirdund über 24 000 Zuschauern Platz bot.

William Barclay schreibt über den Tempelder Diana: „Er war 130 Meter lang, 70 Meterbreit und 18 Meter hoch. Er enthielt 127 Säu-len, jede ein Geschenk eines Königs. Sie be-standen alle aus glänzendem Marmor und 36von ihnen waren herrlich vergoldet und deko-rativ verziert. Der große Altar war von Praxi-

teles, dem größten Bild-hauer Griechenlands, er-richtet worden. Das Bild-nis von Diana war nichtschön. Es war eine ge-drungene, schwarze, viel-brüstige Figur, die Frucht-barkeit symbolisierte. Eswar so alt, daß niemandwußte, woher es stammte

oder auch nur, aus welchem Material es ge-fertigt war. Der Legende nach war es vomHimmel gefallen“ (Daily Study Bible, 1975,Kommentar zu Apostelgeschichte 19,1-7).

Der Expositor’s Bible Commentary fügthinzu: „Tausende von Pilgern und Touristenbesuchten ihn [den Tempel] von nah undfern. Um ihn herum hatte sich ein Schwarmvon Kunsthandwerkern und Händlern ange-siedelt, die ihren Lebensunterhalt mit der Ver-mietung von Unterkünften und dem Verkaufvon Nahrung, Opfergaben und Reiseanden-ken an die Besucher ihren Lebensunterhaltverdienten. Der Tempel der Artemis [Diana]war zudem ein wichtiges Schatzhaus und eineBank der antiken Welt, wo Händler, Königeund sogar Städte ihre Einlagen hinterlegtenund wo ihr Geld sicher war, weil es unter demSchutz der Gottheit stand“ (Richard Lon-genecker, Band 9, 1981, Seite 503).

Es ist also nicht erstaunlich, daß es einengutgehenden Handel mit kleinen Statuen derDiana und ihres Tempels in Ephesus gab. Indiesem Umfeld hatte der Apostel Paulusfurchtlos dazu aufgerufen, das zweite Gebotzu halten und das Anbeten religiöser Bildnis-se zu unterlassen. In einem Kommentar zuden Versen 24 und 27 erläutert A. T. Robin-son: „Diese kleinen Modelle des Tempels mitder Statue der Artemis [Diana] im Innern

wurden in den Häusern aufgestellt oder alsAmulette am Körper getragen ... Tempel derArtemis [Diana] wurden in Spanien und Gal-lien [Frankreich] gefunden“ (Word Picturesof the New Testament, 1995).

In ganz Europa haben Archäologen Statu-en der vielbrüstigen Göttin Diana (oder Arte-mis, wie sie von den Römern genannt wurde)gefunden. 1996 wurde eine eindrucksvolleStatue der Diana in Ephesus entdeckt. Sie istheute an prominenter Stelle dort im Museumausgestellt.

Ironischerweise starb der Kult um die Di-ana zwar allmählich aus, aber ein weitererKult füllte dann diese Lücke in Ephesus:„Das Christentum“, schreibt die HistorikerinMarina Warner, „bemächtigte sich ihrer [Dia-na] und fügte ihren Charaktereigenschaftensolch typische weibliche christliche Tugen-den wie Bescheidenheit und Scham hinzu“(Alone of All Her Sex, 1976, Seite 47). Diana,so fährt Warner fort, „wurde mit dem Mondin Verbindung gebracht ... [und] wird alsJungfrau Maria mit dem Einfluß des Mondesund der Sterne identifiziert, sowie mit Kräftender Fruchtbarkeit und der Fortpflanzung“(Seite 224).

Beim Konzil von Ephesus im Jahre 431 n. Chr. wurde die Verehrung der Maria zu ei-nem offiziellen Bestandteil der StaatskircheRoms. Warner schreibt über Diana: „Erinne-rungen an ihr Wahrzeichen, den Gürtel, über-lebten in der Stadt [Ephesus], wo die JungfrauMaria zur Theotokos [Mutter Gottes] ausge-rufen wurde, dreihundertundfünfzig Jahrenachdem die Silberschmiede, die davon leb-ten, Statuen der Diana anzufertigen, gegendie Lehren des Paulus rebelliert und ‚Groß istdie Diana der Epheser‘ ausgerufen hatten(Apostelgeschichte 19,23-40). Es könnte da-her eine Fortsetzung ... von Diana auf dieJungfrau geben, denn eine Legende sagtauch, daß Maria von Ephesus aus in denHimmel aufstieg“ (ebenda, Seite 280).

Paulus wird verhaftet

Von Ephesus aus eilte Paulus nach Jerusa-lem, um „am Pfingsttag in Jerusalem zu sein,wenn es ihm möglich wäre“ (Apostelge-schichte 20,16). Nach seiner Ankunft begaber sich bald darauf in den Tempel, um zu be-ten und zusammen mit vier anderen jüdischenChristen ein Gelübde zu erfüllen:

„Als aber die sieben Tage zu Ende gingen,sahen ihn die Juden aus der Provinz Asien imTempel und erregten das ganze Volk, legten

Ausgeschmückte Statuen der Diana zier-ten die ihr geweihten Tempel in vielen Ge-genden des Römischen Reiches. SolcheStatuen zeigen sie als Fruchtbarkeitsgöt-tin typischerweise mit mehreren Brüstenoder Eiern. Die Münze rechts zeigt ihreStatue in einem Tempel.

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A RA R C H Ä O L O G I EC H Ä O L O G I E

September-Oktober 2004 17

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die Hände an ihn und schrien: Ihr Männer vonIsrael, helft! Dies ist der Mensch, der alleMenschen an allen Enden lehrt gegen unserVolk, gegen das Gesetz und gegen diese Stät-te; dazu hat er auch Griechen in den Tempelgeführt und diese heilige Stätte entweiht“(Apostelgeschichte 21,27-29).

Paulus wurde unter der falschen Anschul-digung, einen Heiden (einen Nichtjuden) inden Tempel gebracht zu haben, verhaftet. Anjedem Tempeleingang gab es eine Inschrift,die jedermann warnte, daß nur Israeliten ein-treten durften. Bruce erklärt: „Damit keinHeide aus Versehen in die verbotenen Berei-che eintrat, waren Hinweise in Griechischund Lateinisch an der Absperrung am Fußeder Stufen, die zum inneren Teil führten, an-gebracht, die warnten, daß ein Weitergehenbei Todesstrafe verboten war. Zwei dieserHinweise (beide in Griechisch) wurden ge-funden, einer 1871 und ein anderer 1935.

Ihr Text lautete: ,Kein Fremder darf dieAbsperrung, die den Tempel und den innerenBereich umgibt, passieren. Jeder, der bei ei-nem Verstoß gegen dieses Gebot entdecktwird, hat sich seinen resultierenden Todselbst zuzuschreiben‘ “ (The New Internatio-nal Commentary of the New Testament: TheBook of Acts, 1974, Seite 434).

Paulus wird nach Rom gebracht

Nach der Verhaftung von Paulus in Jerusa-lem entdeckten die römischen Behörden eine

Verschwörung, ihn zu töten. Sie brachten ihneilendst ins nahegelegene Caesarea, der römi-schen Hauptstadt von Judäa. Da er ein römi-scher Bürger war, eine seltene und hochge-achtete Staatsangehörigkeit zu jener Zeit,stand ihm voller militärischer Schutz zu. InCaesarea unterzog er sich mehreren vorläufi-gen Verhören, die ihn unbefriedigt ließen, sodaß er sein Recht als Römer ausübte, seinenFall selbst dem Kaiser in Rom vorzutragen.

Die Reise nach Rom, auf einem Handels-schiff, war mühselig. Lukas begleitete Paulusauf der Reise. Seine Reisebeschreibung ist einParadebeispiel an Genauigkeit bis in diekleinsten Details. Lukas’ „Details im Hin-blick auf die Seefahrergebräuche des erstenJahrhunderts sind so korrekt und seine Be-schreibung der Zustände am östlichen Mittel-meer so zutreffend“, erläutert The Expositor’sBible Commentary, „daß selbst die größtenSkeptiker zugestanden haben, daß diesewahrscheinlich auf einem Tagebuch einer sol-chen Reise, wie Lukas sie beschreibt, beru-hen“ (Longenecker, Seite 556).

Die Überreste mehrere Schiffe, die demvon Lukas beschriebenem ähnlich waren,wurden auf dem Grund des Mittelmeers ge-funden. Sie bestätigen die Genauigkeit desLukasberichtes. „Diese Kornschiffe warennicht klein“, bemerkt Barclay. „Sie konnteneine Länge von bis zu 42 Metern und eineBreite von 11 Metern erreichen. Aber in ei-nem Sturm boten sie einige schwerwiegende

Nachteile ... Sie hatten kein Ruder wie unseremodernen Schiffe, sondern wurden mit zweigroßen Paddeln gesteuert, die am Heck seit-lich herausragten. Sie waren deshalb nurschwer zu manövrieren. Sie hatten zudem nureinen Mast mit einem großen quadratischenSegel, das manchmal aus Leinen und manch-mal aus zusammengenähten Tierhäuten be-stand. Mit einem solchen Segel konnten sienicht in den Wind segeln“ (Daily Study Bible).

Auf der Reise nach Rom erlitten Paulusund seine Begleiter nahe der Insel MaltaSchiffbruch. In Malta verbrachten sie dannmehrere Monate, bis ein weiteres Schiff sienach Rom weitertransportierte.

Die Appische Straße

Lukas’ Bericht fährt fort: „Und so kamenwir nach Rom. Dort hatten die Brüder vonuns gehört und kamen uns entgegen bis Fo-rum Appii und Tres-Tabernae“ (Apostelge-schichte 28,14-15). Archäologische und li-terarische Belege bestätigen, daß Lukas dieReisestationen nach Rom von Westen her, derkürzesten Reiseroute vom nächstgelegenenSeehafen aus, zutreffend beschreibt.

„Von Neapel aus reisten Paulus und seineBegleiter nach Nordwesten, um Rom über dieVia Appia zu erreichen — die älteste, gerad-linigste und perfekteste aller römischenStraßen, die nach dem Zensor Appius Claudi-us benannt worden war, der ihren Bau im Jah-re 312 v. Chr. eingeleitet hatte. Während dessiebentägigen Aufenthalts in Puteoli erreichtedie Nachricht von Paulus’Ankunft in ItalienRom. Deshalb machten sich eine Reihe vonChristen dort auf, um ihn zurück nach Rom zubegleiten. Einige von ihnen kamen bis zumForum des Appius (Forum Appii), eine der‚Haltestationen‘, die alle zehn bis fünfzehnMeilen entlang der gesamten Länge des römi-schen Straßensystems errichtet worden waren... Andere kamen nur bis zum Gasthaus derdrei Tavernen [Tres-Tabernae], einer weiterenHaltestation ungefähr 80 km von Rom ent-fernt“ (ebenda).

Lukas übermittelt uns in seinem Buch ei-nen detaillierten und genauen Bericht überdie Reisen des Apostels Paulus. Die Apostel-geschichte endet damit, daß Paulus auf eineAnhörung seines Falls vor dem römischenKaiser wartet. Wir werden unsere Serie miteinem Blick auf archäologische Beweise fort-führen, die Details einiger der vielen Briefedes Paulus an die Gemeinden und Mitgliederder frühen Kirche erhellen. GN

Die griechische Inschrift am Tempel in Jerusalem warnt, daß nur Israeliten diesenPunkt überschreiten und den inneren Hof des Tempels betreten dürfen.

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18 Gute Nachrichten

Fühlen Sie sich überfordert?Haben Sie zu viele Probleme? Haben Sie zu viel zu tun und nicht genug Energie und Zeit, um alles zu schaffen? Es gibt einen Weg aus diesem Dilemma.

Von Mark Weaver

Ein Teil meiner Aufgabe in einergroßen Firma als Abteilungsleiter imBereich Informatik ist die Ausbildungunserer Angestellten und Mitarbeiter.

Nach meiner Beobachtung hat sich die Zahlder Kollegen, die sich von ihrer Arbeit undihrem Familienleben überwältigt fühlen, merk-lich erhöht.

Die allgemeine Belastung drückt sich aufdreierlei Weise aus:

• Die Probleme scheinen komplexer gewor-den zu sein.

• Die Herausforderungen sind heute größerund anstrengender, als sie es früher waren.

• Das Leben ist hektischer und schwierigergeworden, als es einmal war.

Im allgemeinen halten sich heute viele fürüberfordert, weil ihnen die Welt außer Kon-trolle geraten zu sein scheint.

Sowohl Männer als auch Frauen fühlen sichangesichts der vielen Aufgaben, die sie zu be-wältigen haben, nicht selten in die Enge ge-trieben. Die Arbeit scheint zu groß, zu kompli-ziert, zu viel geworden und kaum zu bewälti-gen zu sein. Meine Firma z. B. arbeitet an Pro-jekten, die erst in einigen Jahren fertiggestelltsein werden. Ihr Umfang schüchtert selbst diehartgesottesten Angestellten ein. Nicht seltenist ein Projekt einfach viel größer als die Men-schen, die daran arbeiten.

Ergeht es Ihnen manchmal auch so? Wennja, dann lesen Sie weiter. Vielleicht finden Siein diesem Artikel einige Ideen, die Ihnen hel-fen, Ihren Alltag besser zu bewältigen.

Warum fühlen wiruns überfordert?

Ich habe bemerkt, daß das Gefühl des Über-fordertseins sich auf eines oder mehrere derfolgenden Phänomene gründet:

• Ein Gefühl, daß die zu bewältigende Auf-gabe einfach zu groß ist.

• Dinge tun zu müssen, die man noch nie zu-vor gemacht hat.

• Die Angst vor dem Versagen.All diese Gefühle haben eins gemeinsam —

Angst. Die Hauptursache für das Überfordert-sein ist Angst — Angst vor dem Unbekanntenund ein mangelndes Vertrauen in die eigenenFähigkeiten, mit dem Ungewissen umzugehen.Wir brauchen aber nicht zuzulassen, daß wir

von Furcht und Angst gelähmt werden. Wirkönnen verschiedene Prinzipien anwenden, dieuns dabei helfen, das Gefühl der Angst zu be-wältigen, damit es uns nicht beherrscht.

Achten Sie auf Ihre Gesundheit

Eine Möglichkeit, die Kontrolle zu behalten,wenn man sich überfordert fühlt, ist auf die ei-gene Gesundheit zu achten. Nicht selten be-schleicht einen ein ängstliches Gefühl, wennman müde und erschöpft ist.

Man muß wissen, daß Erschöpfung einengroßen Einfluß darauf hat, wie man eine Situa-tion bzw. bestimmte Aufgaben beurteilt. In denmeisten Fällen, die ich beobachtet habe, kamdas Gefühl der Überforderung mit großer Mü-digkeit und Erschöpfung.

In unserer modernen, schnellebigen undhektischen Gesellschaft kann man leicht ver-gessen, auf die eigene Gesundheit zu achten.Deshalb ist es nur weise, für ausreichendenSchlaf, Erholung, Bewegung und eine ausge-wogene Ernährung zu sorgen. Sie werdenüberrascht sein, wie viel besser Sie dann mitden Herausforderungen des Lebens umgehenkönnen.

Den großen Berg bewältigen

Wir neigen dazu, ein großes Projekt als einegigantische Einheit zu sehen, statt es in vielekleine Aufgaben zu zerlegen. Wenn wir aberdie Aufgabe in viele kleine Schritte aufteilen,dann können wir vermeiden, uns von der Größedes Projekts völlig überfordert zu fühlen.

Hier ist ein einfacher Vorschlag: Finden Sieeinen Weg, die Aufgabe, die vor Ihnen liegt, inkleine Teile aufzuteilen, die man bewältigenkann. Dann nehmen Sie sich ein Teil nach demanderen vor.

Ich habe die Wichtigkeit dieser Vorgehens-weise vor einem Jahr gelernt, als ich unserHaus in Wisconsin baute. Mit der festen Ab-sicht, Geld zu sparen und zur gleichen Zeit et-was Bewegung zu bekommen, legte ich fest,daß meine Frau und ich unseren neuen Gartenselbst anlegen würden. So bestellte ich 12 Lkw-Ladungen gute Muttererde, die wir mit derHand auf dem Grundstück verteilen mußten.

Selbst nachdem uns die Erschöpfung unddas Gefühl der Entmutigung übermannte, hieltmich mein Stolz davon ab, aufzugeben. Dieeinzige Art und Weise, wie ich diese Arbeitschaffen konnte, war, den riesigen Berg Mut-tererde in einen kleinen Haufen nach dem an-deren aufzuteilen, und dann eine Schubkarrenach der anderen, eine Schaufel nach der ande-ren auf dem Grundstück zu verteilen.

Das konnte ich bewältigen. Wir kamen gutvoran und verteilten acht der zwölf Lkw-La-dungen Erde. Dann bot uns jemand an, die rest-lichen vier Ladungen mit einer Planierraupe zuverteilen. Es kostete nur 50 Dollar und erleich-terte unseren Familienfrieden ungemein!

Aus dieser Arbeit habe ich, wie schon er-wähnt, die wertvolle Lektion gelernt, daß maneine große Aufgabe in viele kleine aufteilenmuß. Schließlich wurde Rom auch nicht an ei-nem Tag erbaut.

Wenn Ihnen also eine große Aufgabe bevor-steht, machen Sie sich nicht so große Sorgendarum. Seien Sie sich im Klaren darüber, daßSie nicht alles sofort erledigen können, sondernetwas Zeit brauchen. Überlegen Sie sich dann,was zu tun ist, und legen Sie einen Arbeitsplanfür jeden Tag zurecht.

Setzen Sie sich kleine Ziele und arbeiten Siesie Schritt für Schritt ab. Diese Vorgehenswei-

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se hilft dabei, viele Aufgaben, die erst als vielzu groß erscheinen, zu bewältigen.

Suchen Sie nach Alternativen

Ich habe noch eine wertvolle Lektion bei derGartenarbeit gelernt. Manchmal lohnt es sich,nach Alternativen zu suchen. In meinem Fallwar die Planierraupe eine riesige Hilfe.

Wenn Sie zu viel Verantwortung tragen, ver-suchen Sie, sich von weniger wichtigen Aufga-ben zu entledigen. Fragen Sie sich: Muß ichdas wirklich tun? Vielleicht stellen Sie dannfest, daß Sie viel zu viel Zeit, Energie und Sor-gen auf Dinge verwenden, die gar nicht sowichtig sind. Setzen Sie Prioritäten und kon-zentrieren Sie sich auf das Wichtigste.

Es kann auch sein, daß Sie mehr Hilfe vonIhrer Familie, Mitarbeitern und Vorgesetztenbrauchen. Untersuchen Sie Ihre Situation ge-nau, finden Sie Lösungen und sprechen Sie mitIhrem Umfeld über mögliche neue Wege.

Auch Beten kann helfen

Wenn uns das Leben überfordert, könnenwir uns auf Gottes Versprechen verlassen, daßer uns in der schwierigen Situation zur Seitesteht. Besprechen Sie die Dinge, die Sie bela-

sten, mit Gott im Gebet. Solch ein Gesprächkann auf verschiedene Weise helfen.

Im Gebet ordnen sich unsere Gedanken, undwir können dann häufig erkennen, was amwichtigsten ist. Beten erlaubt uns, mental neuanzufangen und mit Gottes Hilfe nach alterna-tiven Wegen zu suchen, um die Herausforde-rung zu bewältigen.

Bitten Sie Gott, Ihnen bei der Bewertung Ih-rer Prioritäten zu helfen, damit Sie sie richtigordnen können. Manchmal müssen wir aucheine Lektion lernen, daß wir nicht zu viel aufeinmal annehmen. Diese Lektion sollten wir soschnell wie möglich lernen. Sonst muten wiruns unnötigerweise zu viel zu.

Oft ist die Wurzel unserer Sorgen auch ein-fach nur Angst. Wir sollten uns aber nicht vonAngst lähmen lassen. Paulus sprach uns in Rö-mer 8, Vers 31 Mut zu: „Ist Gott für uns, werkann wider uns sein?“ Und Jesus Christus er-innert uns: „Bei den Menschen ist’s unmög-lich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich“(Matthäus 19,26).

Mit Gottes Hilfe sollten wir Sorgen undAngst ablegen können. Wir sollten in der Lagesein, uns darauf zu konzentrieren, was möglichund machbar ist, um es dann zu tun. GN

Biblische Lösungen gegen AngstMehrere Bibelstellen enthalten gute Ratschläge, um mit Angst und Sorgen fertig zu werden.

Sprüche 12,Vers 25 ist eine davon: „Sorge im Herzen bedrückt den Menschen; aber ein freund-liches Wort erfreut ihn.“ Dieser Vers spricht über das, was allgemein bekannt ist.Wir alle tun gut daran,ihn auch in die Praxis umzusetzen.

Wir brauchen Ermutigung, insbesondere dann, wenn wir vor einer großen Aufgabe oder einer neu-en Verantwortung stehen, die neue Fähigkeiten erfordert und somit eine Herausforderung mit sich bringt.Machen Sie es sich zur Aufgabe, Ermutigung und Zuversicht unter Ihren Mitarbeitern zu vermitteln. Dasgleiche gilt auch für Ihre Familie. Geben Sie das „freundliche Wort“, von dem Salomo in Sprüche 12sprach, an andere weiter.

Jesus Christus wies darauf hin, daß Sorgen und Angst am Ende nur wenig bewirken. Er rät uns des-halb: „Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nichtum euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr alsdie Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht indie Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? Wer istunter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie ar-beiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht ge-kleidet gewesen ist wie eine von ihnen.Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heu-te steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Klein-gläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken?Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß,daß ihr all dessen bedürft.Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wirdeuch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen.Es ist genug, daß jeder Tag seine eigene Plage hat“ (Matthäus 6,25-34).

Es entspricht nicht der Gesinnung Jesu Christi, wenn wir zu sorglos mit uns selbst und unserer Fami-lie umgehen. Er weist uns darauf hin, daß wir uns, wenn wir unserer Verantwortung gerecht werden unddanach streben, Gott zu gefallen, auf seine Fürsorge und Führung in schwierigen Situationen verlassenkönnen. Mit Zuversicht können wir darauf vertrauen, daß Gott nicht zuläßt, daß wir über unser Vermö-gen belastet werden: „Keine Versuchung hat euch ergriffen als nur eine menschliche; Gott aber ist treu,der nicht zulassen wird, daß ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auchden Ausgang schaffen wird, so daß ihr sie ertragen könnt“ (1. Korinther 10,13; Elberfelder Bibel). Die-ses Versprechen gilt natürlich nur, wenn wir unseren Teil tun und Gott nahe sind.

Unser neuer Fernlehrgang zumbesseren Verständnis der Bibelhat nicht nur mit der Bibel, son-dern mit dem Leben schlechthinzu tun. Warum leben Sie? Was istdie Bestimmung Ihres Lebens?Welche Zukunft können Sie undIhre Lieben erwarten?Die Antworten auf diese und vieleandere Fragen finden Sie in unse-rem kostenlosen Fernlehrgang(12 Lektionen). Die erste Lektiongeht gleich zur Sache und behan-delt die Frage „Ist die Bibel heutenoch aktuell?“. Lassen Sie sichüberraschen, wie lebendig und in-teressant die Bibel sein kann!Schreiben Sie uns, um die erstenvier Lektionen zu bestellen.

Gute NachrichtenPostfach 30 15 09

D-53195 [email protected]

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20 Gute Nachrichten

Wurde uns die Bibelzuverlässig überliefert?Einige Kritiker meinen, daß die Bibel nicht gültig ist, weil unsere heutigen Ausgaben unmöglichmit dem Originaltext übereinstimmen können. Kann dieses Argument einer Prüfung standhalten?

Von Ken Graham

Ist der Text der Bibel zuverlässig?Sind die Bücher, die uns in modernen Bi-beln zur Verfügung stehen, die gleichenwie die vor langer Zeit abgefaßten Schrif-

ten? Enthält die Bibel wirklich die Worte derPropheten und Apostel, oder ist ihr Inhalt imLaufe der Jahrhunderte geändert worden?

Natürlich gibt es Sprachunterschiede, weildie Bibel ursprünglich nicht auf Deutsch ge-schrieben wurde. Die Sprache des AltenTestamentes ist bis auf ein paar Passa-gen, die in Aramäisch aufgezeichnetwurden, Hebräisch. Das Neue Testa-ment wurde auf Griechisch nieder-geschrieben.

Erst im 15. Jahrhundert wurdedie Bibel in die deutsche Spracheübersetzt. Hat sie sich bis zu die-sem Zeitpunkt über die vielen Jahr-hunderte hinweg verändert?

Dies sind wichtige Fragen. Denn wenn mannachweisen kann, daß sich die Bibel, wie sie

uns heute vorliegt, gänzlich von dem ur-sprünglichen Text unterscheidet, müssen wiruns fragen, warum wir der Bibel in diesemFall überhaupt Beachtung schenken sollten.

Wenn wir nicht darauf vertrauen können,daß die Schriften genau übersetzt und aufbe-wahrt worden sind, gibt es wenig Anlaß zu derÜberzeugung, daß es sich wirklich um dasWort Gottes handelt. Deshalb ist es sehr wich-tig, die geschichtlichen Aufzeichnungen zuuntersuchen. Wie können wir die Wahrheitherausfinden?

Wurde das Alte Testamentzuverlässig überliefert?

Die hebräische Bibel, die heute das Alte Te-stament genannt wird, ist sehr viel älter als dasNeue Testament. Sie wurde ungefähr um 1446

bis 400 v. Chr. geschrieben. Ist das Alte Testa-ment, wie es uns heute vorliegt, eine genaueund treue Überlieferung des Originals?

Lassen Sie uns untersuchen, wie es für unsaufbewahrt wurde. Der Apostel Paulus schriebin seinem Brief an die römische Gemeinde, daßdie Worte Gottes dem jüdischen Volk anver-traut worden waren (Römer 3,2). Jahrhunderte-lang haben sie ihre heiligen Schriften sehr sorg-fältig und präzise aufbewahrt. Lange bevor dieDruckerpresse erfunden wurde, wurden dieSchriften von Hand geschrieben. Die jüdischenSchriftgelehrten, die von Generation zu Gene-ration Kopien von den Manuskripten des AltenTestamentes anfertigten, waren bei ihren Über-tragungen sehr genau.

Die Masoreten, eine besondere Gruppe vonjüdischen Schriftgelehrten, die in der Zeit von

500 bis 900 n. Chr. Abschriften der hebräi-schen Bibel anfertigten, hatten die Über-

tragungsweise besonders perfektioniert.Ihre Version des Alten Testamen-

tes wird allgemein als die ge-naueste anerkannt und ist als

der Masoretische Text bekannt. Vor und während dieser Zeit

folgten geschulte Schreiber ver-schiedenen akribisch genauen und

sehr strengen Anforderungen, um dieHandschriften für ihre heiligen Bücher

herzustellen. Die Masoreten forderten,daß die Worte aller Manuskripte auf unter-

schiedliche Weise gezählt werden mußten.Sie zählten z. B. bei einem ihrer verschiede-

nen Tests die Zahl aller Wörter in einer neu an-gefertigten Abschrift. Wenn die Kopie nicht dierichtige Zahl hatte, war das Manuskript un-brauchbar und wurde vergraben.

Solche Maßnahmen sollten verhindern, daßnicht ein einziges Wort der Heiligen Schrifthinzugefügt bzw. weggelassen werden konnte.Auf diese Weise wurden die Schriftrollen derhebräischen Bibel von einem Jahrhundert zumnächsten sorgfältig und genau überliefert.

Welche Bücher gehörenzum Alten Testament?

Ungefähr im Jahr 90 n. Chr. legten Rabbinerbei der Synode zu Jamnia in Judäa nahe derMittelmeerküste fest, daß der Kanon — dieSchriften, die als göttlich inspiriert anerkanntworden waren — der jüdischen Bibel vollstän-dig und autoritativ war.

Obwohl es Unterschiede in der Zusammen-stellung gibt — die jüdische Bibel faßt denText in 22 Büchern zusammen, während unse-re moderne Bibel das Alte Testament in 39Bücher aufteilt —, so ist der Inhalt doch der-selbe. Die Juden schrieben die Bücher Josuaund Richter auf eine Schriftrolle und zähltensie deshalb als ein Buch. In der heutigen Bibelerscheinen sie als einzelne Bücher. Auch wur-den 1. und 2. Samuel, 1. und 2. Könige und 1. und 2. Chronik als insgesamt nur drei Bü-cher gezählt, während sie in der deutschen

BLICKPUNKT • I s t die Bibel glaubwürdig?

Die Bibel wurde erst im 15. Jahrhundert ins Deutsche übersetzt. Hatte sich die Bibel in den vielen Jahrhunderten zuvor verändert?

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September-Oktober 2004 21

Übersetzung als einzelne Bücher, also insge-samt sechs, erscheinen.

Die Synode zu Jamnia wies andere in Fragekommende Bücher, die als Apokryphen unddeuterokanonische Schriften bekannt wurden,als nicht inspiriert und nicht maßgebendzurück. Deshalb gehören sie nicht zu dieserZählung bzw. dem anerkannten hebräischenKanon. Diese Bücher werden somit auch inden meisten modernen Bibeln weggelassen.

Das jüdische Volk hat in den vergangenenJahrhunderten das Alte Testament, wie es unsheute vorliegt, bewahrt. Die Mehrheit der heu-

te noch vorhandenen Manuskripte des AltenTestaments ist so gut wie identisch mit denHandschriften, die von den Masoreten ange-fertigt worden waren. Es gibt nur sehr geringeUnterschiede unter ihnen.

Was erfahren wirvon der Textkritik?

„Textkritik“ ist eine wissenschaftliche Ar-beit, die den Ausgangstext der verschiedenenVarianten der biblischen Texte zu rekonstru-ieren sucht und ein Werkzeug der historisch-kritischen Methode der Bibelauslegung ist.

Das Originalmanuskript heißt auch Autograph,wörtlich „selbst geschrieben“. Heute, nach solanger Zeit, gibt es keine Autographen — Ori-ginale — mehr von den Büchern des Alten undNeuen Testaments.

Über die Jahrhunderte hinweg haben gerin-ge Abweichungen (auch Varianten genannt)ihren Weg in nachfolgende Abschriften hand-schriftlicher Dokumente gefunden, trotz dergrößten Sorgfalt, die die Schreiber an den Taggelegt hatten.

Nach der Erfindung von Johann Gutenbergserster Druckerpresse mit beweglichen Letternkonnte die Bibel mit vorhersehbarer Genauig-keit immer wieder neu gedruckt werden. Vondiesem Zeitpunkt an spielten die Varianten, diedurch die handschriftlichen Übertragungenentstanden waren, keine Rolle mehr. Vor dieserZeit gab es bei den handgeschriebenen Manu-skripten allerdings kleine Abweichungen. DieTextkritik befaßt sich deshalb mit der Zeit vor1455 n. Chr.

Wegen der strengen Auflagen und der be-grenzten Zahl der Orte, wo die Abschriften desAlten Testaments hergestellt wurden, sind nursehr wenige Varianten oder Versionen des Al-ten Testaments entstanden. Als die Schriftrol-len vom Toten Meer (hauptsächlich Teile desAlten Testaments, die zum großen Teil auf daserste Jahrhundert v. Chr. datieren) 1947 ent-deckt wurden, machten sich viele Leute an-fänglich Sorgen, daß man in den Qumran-Rol-len große Unterschiede im Vergleich zu demMasoretischen Text finden würde.

Die Schriftrollen vom Toten Meer warentausend Jahre älter als die ältesten und zuver-lässigsten Masoretischen Texte, die wir heutehaben (der Leningrad Codex datiert auf dasJahr 1008 n. Chr.). Haben die Wissenschaftlerdie großen Abweichungen gefunden, die manbefürchtet hatte?

Nach jahrelangen Untersuchungen kamensie zu dem Ergebnis, daß die Qumran-Rollennur sehr geringe, unbedeutende Abweichun-gen zu dem heutigen Masoretischen Text desAlten Testaments aufwiesen.

„Diese ältesten biblischen Texte sind vongroßer Wichtigkeit“, erklärt der Historiker IanWilson. „Obwohl sie tausend Jahre älter sindals die Texte, die zuvor in Hebräisch bekanntwaren, zeigen sie doch, wie sehr unsere heuti-gen Bibeln mit denen von vor 2000 Jahrenübereinstimmen und wie wenig sie sich überdie Jahrhunderte verändert haben. Beispiels-weise enthalten zwei Jesaja-Schriftrollen fastgenau denselben Text, wie er in unserer heuti-gen Bibel steht …

Obwohl wir kleine Unterschiede erwartenkönnen, handelt es sich hierbei vornehmlichum eine andere Wortwahl oder das Hinzu- E

Ist die Bibel eine glaubwürdige Geschichtsquelle?

F ür die meisten, die die geschichtliche Glaubwürdigkeit der Bibel in Frage stellen, geht es nicht nur umdie zuverlässige Überlieferung ihres Textes, sondern auch um ihre inhaltlichen Aussagen. Ist der Inhalt

der Bibel glaubwürdig?In bezug auf ihre inhaltlichen Angaben ist es zugegebenermaßen unmöglich, alle Ereignisse und Perso-

nen, welche die Bibel erwähnt, mit Hilfe der weltlichen Geschichtsschreibung und der Archäologie nachzu-weisen.Eine Vielzahl der ursprünglichen Zeugnisse aus diesen Disziplinen ist nicht mehr vorhanden,weil sichStoffe längst abgebaut haben. Die Suche nach Hinweisen auf eine bestimmte Person gleicht beispielsweiseder Suche nach einer Nadel in einem riesigen Heuhaufen. Bedeutet dies,daß wir die Bibel insgesamt als un-glaubwürdig betrachten sollen? Keineswegs! Dr.Nelson Glueck,der wahrscheinlich heute bedeutendste Ex-perte der israelitischen Archäologie, meint dazu: „Es muß betont werden, daß keine archäologische Ent-deckung jemals eine einzige, richtig verstandene biblische Aussage widerlegt hat.“ Ferner nannte er das„fast unglaublich genaue historische Gedächtnis der Bibel, insbesondere wenn es noch durch archäologi-sche Fakten untermauert wird“ (Josh McDowell, Die Fakten des Glaubens, 2002, Hänssler-Verlag).

Nehmen wir Abraham als Beispiel. Bisher gelang es niemandem, eine eigenhändige Unterschrift des Pa-triarchen beizubringen. Es gibt dennoch Indizien für seine Existenz. Abraham und seine Welt werden 400Jahre später in biblischen Dokumenten erwähnt. Sogar Sitten und Gebräuche der damaligen Gesellschaft,wie in 1. Mose 15 und 16 beschrieben, finden ihre Bestätigung auf Tontafeln, die in Nusi, einem Ort naheder Stadt Assur in Assyrien, ausgegraben wurden. Diese Urkunden „betreffen Erbschafts- und Eigentums-rechte, Sklavenhaltung, die Annahme an Kindes statt, und weitere Details“ (Eugene H. Merrill, Kingdom ofPriests, Baker Book House, Grand Rapids, 1996, Seite 38-39). Die frühere Behauptung von Wissenschaft-lern, die in 1.Mose 15 und 16 beschriebenen Handlungen, wie die Zeugung eines Kindes mit der Magd derEhefrau, seien frei erfunden, erwiesen sich als nicht haltbar. Nach der Entdeckung der Nusi-Tafeln mußtensie einräumen, daß dies in der damaligen Kultur bei Unfruchtbarkeit der Ehefrau gängige Praxis war.

Zum Vergleich: Die Existenz von Personen der weltlichen Geschichte, deren Existenz erst 400 Jahre nachihrem Tod bekundet wurde,wird nicht in Frage gestellt.Niemand zweifelt an dem Einfluß von Alexander demGroßen auf die Welt seiner Zeit. Die älteste noch übriggebliebene Biographie Alexanders wurde aber erst400 Jahre nach seinem Tod verfaßt.Autor war der um 96 n. Chr. geborene griechische Historiker Arrian. Fürdie Taten Alexanders besitzen wir kein zeitgenössisches Zeugnis, und doch wird die Darstellung eines 400Jahre später lebenden Mannes über den weltverändernden Einfluß Alexanders allgemein akzeptiert.

Ein weiteres Beispiel ist der neutestamentliche Autor Lukas,dessen geschichtliche Angaben lange Zeit su-spekt waren. Der britische Archäologe William Ramsey, wohlhabender und stolzer Träger eines Doktortitelsder Universität Oxford, schickte sich bei seinen Recherchen im Heiligen Land zur Widerlegung der Apostel-geschichte des Lukas an. Nach 25jähriger Arbeit war er von der Sorgfalt des Verfassers derart beeindruckt,daß er ihm absolute Zuverlässigkeit in jedem noch so kleinen Punkt der Apostelgeschichte zuschrieb.Bei sei-nem Versuch, die Bibel zu widerlegen, förderte Ramsay Hunderte von geschichtlichen Tatsachen zutage, diemit der Bibel übereinstimmten. Das Resultat:Aus dem Atheisten wurde ein gläubiger Christ; Ramsays Be-kehrung zum Christentum schockierte die Gelehrtenwelt.

Selbst der Schöpfungsbericht in 1. Mose, Kapitel 1 ist glaubwürdig. Dazu der amerikanische AstronomHugh Ross: „Die Besonderheiten der Erzählung beeindruckten mich sofort. Sie war einfach, direkt und spe-zifisch. Ich staunte über die Anzahl der geschichtlichen und wissenschaftlichen Bezüge und deren Einzel-heiten ... Statt eines weiteren Schöpfungsmythos las ich eine Art Tagebuch über den frühesten Zustand aufder Erde, nach dem Standpunkt der Geo- und Astrophysik richtig dargestellt. Dazu gehörte eine Zusam-menfassung von Veränderungen,durch die die Erde von Lebewesen,einschließlich des Menschen,bewohntwurde ... Ich erkannte den Standpunkt eines Beobachters auf der Erde, nach welchem sowohl die Reihen-folge und die Beschreibung der Schöpfungsereignisse mit dem fundierten Bericht der Natur übereinstimm-ten. Ich konnte nur staunen“ (The Creator and the Cosmos, 1993, Seite 15).

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BLICKPUNKT • I s t die Bibel glaubwürdig?

fügen bzw. Weglassen eines bestimmten Satzesoder bestimmter Wörter. Jesaja 1, Vers 15 en-det beispielsweise in unserer heutigen Bibelwie folgt: ,denn eure Hände sind voll Blut.‘ Inder Schriftrolle vom Toten Meer steht noch derZusatz: ,und eure Finger mit Verbrechen‘. Inunserer modernen Bibel lautet Jesaja 2,Vers 3:,Kommt, laßt uns auf den Berg des HERRN ge-hen, zum Hause des Gottes Jakobs‘. Die Versi-on der Qumran-Rolle läßt ,den Berg desHERRN‘ weg.

Solche Diskrepanzen sind unbedeutend, undes kann keinen Zweifel daran geben, daß diebiblischen Bücher, die vor 2000 Jahren sorg-fältig in Qumran aufbewahrt worden waren,sich kaum von unseren heutigen hebräischenund alttestamentlichen Bibeln unterscheiden“(The Bible Is History, 1999, Seite 205).

Dort wo es Abweichungen gibt, kann manaber nicht zwingend von der automatischenRichtigkeit der Qumran-Rollen und des damitfehlerhaften Masoretischen Textes ausgehen.Wir sollten bedenken, daß die Schriftrollen

vom Toten Meer nicht unbedingt mit den glei-chen sorgfältigen Methoden übertragen wor-den waren, wie sie von den anerkanntenSchriftgelehrten jener Zeit verwendet wurden.Trotzdem ist die bemerkenswerte Entdeckungder Qumran-Rollen die Bestätigung dafür, daßdas Alte Testament für uns heute tatsächlichgenau aufbewahrt worden ist.

Wie steht es umdas Neue Testament?

Verglichen mit der Seltenheit der antiken alt-testamentlichen Manuskripte existieren heutebuchstäblich Tausende von griechischen Ma-nuskripten des Neuen Testamentes. Sie sindunterschiedlich alt und stammen von verschie-denen Orten. Doch wie beim Alten Testamentgibt es auch bei den neutestamentlichen Bü-chern keine Autographen mehr.

Wie zuverlässig sind diese Manuskripte undwie lassen sie sich mit anderen Werken aus die-ser Zeit vergleichen?

„Die neutestamentlichen Dokumente haben

mehr Handschriften, frühere Manuskripte undumfangreicher abgestützte Texte als die bestenzehn Stücke der klassischen Literatur zusam-men … Bei der letzten Zählung gab es fast5700 handgeschriebene griechische Manu-skripte des Neuen Testaments. Zusätzlich dazugibt es mehr als 9000 Texte in anderen Spra-chen (z. B. Koptisch, Latein und Aramäisch).Einige dieser fast 15 000 Manuskripte sindganze Bibeln, andere enthalten Bücher oderSeiten, andere wiederum bestehen nur aus einpaar Fragmenten …

Das Werk, das dem am nächsten kommt, istdie Iliad von Homer, mit 643 Manuskripten.Für die meisten anderen antiken Werke sindnur noch ein Dutzend Schriftstücke vorhanden,und doch gibt es nur ganz wenige Historiker,die daran zweifeln, daß die in den Werken be-schriebenen Ereignisse tatsächlich stattgefun-den haben …

Das Neue Testament wird nicht nur von vie-len Schriftstücken unterstützt, sondern einigeKopien des Originals wurden schon kurze Zeit

Wie ist die Bibel entstanden?W ie wurde die Bibel zusammengetragen? Wie können wir wissen, daß die

Bücher, die in der Bibel enthalten sind, wirklich zur Bibel gehören sollen?Mit diesen wichtigen Fragen hat sich manches Buch auseinandergesetzt!

Dabei geht es um den Kanon — die Sammlung der für den Glauben maßgeb-lichen biblischen Bücher. In diesem Sinne ist das Wort Kanon semitischen Ur-sprungs, qaneh in Hebräisch. Es bedeutete „Schilfrohr“ oder „Stiel“ und wird soin Hiob 40,Vers 21 und 1.Könige 14,Vers 15 benutzt.Hieraus leitet sich eine zwei-te Bedeutung ab, d. h. damit wird etwas gemessen: Ein Standard bzw. eineMeßlatte wird benutzt.

Aus qaneh wurde dann im Griechischen das Wort kanon. Im Lateinischen ent-stand canon, in Deutsch benutzen wir Kanon.

Andere Erläuterungen des Wortes Kanon aus dem Wörterbuch weisen auch aufRegeln,Prinzipien und Richtlinien hin.Das führt uns zurück zur ursprünglichen Be-deutung der Antike: Messen bzw. die Meßlatte. In diesem Fall ging es darum, zuentscheiden, welche Handschriften zum inspirierten, handschriftlichen Wort Gott-es gehörten.

Das Wort Bibel ist über die lateinische Sprache vom griechischen Wort biblia zuuns gekommen und bedeutet „Bücher“. Sie enthält die Bücher (ursprünglichhandgeschriebene Schriftrollen),die zur Sammlung der — göttlich inspirierten —Bücher Gottes gehören. Man kann sagen, sie sind der Maßstab, nach dem derMensch leben sollte.

Der Apostel Paulus schrieb an Timotheus : „... und daß du von Kind auf die hei-lige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben anChristus Jesus. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zu-rechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, daß der MenschGottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt“ (2.Timotheus 3,15-17).

„Heilige Schrift“ in Vers 15 bedeutet „geheiligte Schriften“ — Worte, die vonGott inspiriert wurden. Vers 16 bedeutet im Griechischen buchstäblich, daß alle„Schrift gottgehaucht (Griech. theopneustos)“ ist. Die Bibel ist wahrhaftig derAtem Gottes für alle Menschen, denen er den Atem des Lebens eingegeben hat.

Die Bibel wurde von Gott als Handbuch beabsichtigt, das dem Menschen zweiDinge zeigen sollte: Sie soll uns zeigen, wie wir leben sollen, damit wir ein glück-liches Leben haben. Gleichzeitig dient die Bibel als Aufzeichnung von Gottes Vor-haben, die ganze Menschheit zu retten.

Was macht ein Buch zum Kanon bzw. warum gilt ein Buch als inspiriert?

In dem von Philip Comfort herausgegebenen Buch The Origin of the Bible [„DerUrsprung der Bibel“] stellt R. T. Beckwith fest: „Ein Buch gehört nicht allein des-halb zum Kanon der alt- und neutestamentlichen Bücher, weil es alt, informativund hilfreich ist und schon sehr lange von Gottes Volk gelesen und geschätzt wur-de. Es qualifiziert sich dadurch,daß es in seinen Aussagen die Autorität Gottes be-sitzt. Gott sprach durch seine menschlichen Autoren, um sein Volk darin zu unter-weisen, was es glauben sollte und wie es sich zu verhalten hatte.

Es ist nicht nur der Bericht über Offenbarung, sondern die kontinuierlicheschriftliche Form der Offenbarung.Das ist es, was wir meinen, wenn wir davon re-den, daß die Bibel ,inspiriert’ ist, und dies unterscheidet die Bücher der Bibel vonallen anderen Büchern“ (1992, Seite 52).

Drei andere Kommentare von Milton Fischer im selben Buch zeigen, wie die Kir-che den Kanon des Neuen Testaments anerkannte:

• „Das kirchliche Konzept vom Kanon, das zuerst von der Verehrung der altte-stamentlichen Schriften herrührte, beruhte auf der Überzeugung, daß die Apostelbesonders autorisiert waren, im Namen desjenigen zu sprechen, dem alle Auto-rität gehörte — dem Herrn Jesus Christus“ (Seite 76).

• „Apostolische Rede im Namen Christi wurde von der Kirche in wörtlicheroder schriftlicher Form anerkannt“ (Seite 77).

• „Die Kanonisierung bedeutet die Anerkennung des göttlich autorisiertenWortes“ (Seite 77).

Das Alte Testament: die hebräische Bibel

Die Bücher des Alten und Neuen Testaments wurden über einen Zeitraum vonungefähr 1600 Jahren geschrieben und kanonisiert. Es fing im 15. Jahrhundert v.Chr.mit dem Pentateuch (die ersten fünf Bücher der Bibel) an und endete gegenEnde des ersten Jahrhunderts n. Chr. mit dem Buch der Offenbarung. Kein Histori-ker hinterließ einen vollständigen Bericht über die einzelnen Schritte dieses langenProzesses.Wir haben aber hier und da einzelne Informationen,die uns wissen las-sen, was ungefähr stattgefunden hat.

Während der tausend Jahre, in denen das Alte Testament geschrieben wurde,

22 Gute Nachrichten

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nach der Abschrift des Originals angefertigt.Die Zeitspanne zwischen dem Original und derersten Kopie, die erhalten geblieben ist, ist vielkürzer als alles andere aus der Antike.

Die Iliad folgt mit der nächst kürzesten Zeit-spanne von ungefähr 500 Jahren. Der Altersab-stand der meisten anderen vorhandenen anti-ken Werke zum Original beträgt 1000 Jahreoder mehr. Die Zeitspanne bis zur ersten Kopiedes Neuen Testaments umfaßt dagegen nur 25Jahre oder sogar noch etwas weniger ...

Die ersten Kirchenväter — Männer aus dem2. und 3. Jahrhundert, wie z. B. Justin der Mär-tyrer, Irenäus, Clement von Alexandrien, Ori-genes, Tertullian und andere — zitierten so oftaus dem Neuen Testament (36 289 mal, um ge-nau zu sein), daß das Neue Testament bis auf elfVerse allein durch die Zitate konstruiert werdenkann … Wir haben nicht nur Tausende vonSchriftstücken, sondern auch Tausende von Zi-taten aus diesen Schriftstücken“ (Norman Gei-ser und Fran Turek, I Don’t have Enough Faithto be an Atheist, 2004, Seite 225-228).

Sir Frederic Kenyon, eine anerkannte Auto-rität auf dem Gebiet antiker Manuskripte, be-schreibt den Status des Neuen Testaments wiefolgt:

„Es kann nicht genug betont werden, daß derInhalt der Bibel sicher ist: Ganz besonders imFall des Neuen Testamentes. Die Zahl der neu-testamentlichen Schriftstücke, die frühenÜbersetzungen daraus und die Anzahl der Zi-tate von den ältesten Schreibern der Kirche istso groß, daß man praktisch davon ausgehenkann, daß der wahre Wortlaut einer jeden zwei-felhaften Schriftstelle auf die eine oder andereWeise von einer dieser alten Autoritäten fest-gehalten wurde. Das kann von keinem anderenantiken Buch dieser Welt gesagt werden“ (OurBible and the Ancient Manuscripts, A. W.Adams, 1958, Seite 23).

Der Umgang mit verschiedenen Übersetzungen

Kritiker nehmen nicht selten Abweichungenvom Originaltext und scheinbare Fehler zum

Vorwand, um die Bibel zu diskreditieren. Esbleibt aber eine Tatsache, daß die glaubwürdi-ge Überlieferung der Bibel über so viele Jahr-hunderte hinweg im Vergleich zu der welt-lichen Literatur Maßstäbe setzt.

Dennoch trifft keine noch so gute Überset-zung immer den Sinn des Urtextes. Deshalbziehen die meisten Leute es vor, mehrere Über-setzungen zu benutzen. Für unsere Publikatio-nen benutzen wir grundsätzlich den Text derLutherbibel von 1984 und als Ergänzung auchdie Elberfelder und Gute Nachricht Bibeln.

Die Zeitschrift GUTE NACHRICHTEN will Ih-nen dabei helfen, die Bibel besser zu verstehen.In unseren kostenlosen Publikationen Schlüs-sel zum Verständnis der Bibel und Die Bibel:Wahrheit oder Legende? finden Sie weitere In-formationen zu den in diesem Artikel behan-delten Themen. Auf Anfrage senden wir sie Ih-nen gerne zu. Wir sind überzeugt, daß die Bi-bel glaubwürdig ist: Es liegt an uns, ob wir sielesen, studieren, schätzen und ihren Inhalt inunserem Leben anwenden. GN

gab es mindestens fünf Phasen der Kanonisierung. Esra, ein Priester und Schrift-gelehrter, war anscheinend um 450 v. Chr. für die letzte Sammlung und Ordnungder hebräischen Bibel verantwortlich (was wir heute das Alte Testament nennen).Mit seinem Kanon war das Alte Testament vollständig. Im Jahr 90 n.Chr. trafen sichjüdische Rabbiner und Autoritäten während der Synode zu Jamnia, wo der Kanonder hebräischen Bibel als autoritativ und vollständig bestätigt wurde. Ganz offen-sichtlich wurde nur bestätigt, was schon lange Zeit vorher anerkannt wurde.

Ungefähr sechs Jahrzehnte früher bestätigte Jesus Christus seine Akzeptanz derdrei Einteilungen des Alten Testaments (Gesetz, Propheten und Schriften) als ka-nonisch. In Lukas 24, Vers 44 lesen wir dazu: „Das sind meine Worte, die ich zueuch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muß alles erfüllt werden, was vonmir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.“(Die letzte Einteilung ist auch als die Schriften bekannt,auch „Psalmen“ nach demersten und größten Buch genannt.)

Die dreiteilige Einteilung des Alten Testaments wurde zur Zeit Jesus allgemeinverstanden und war weithin bekannt. Die christlichen Kirchen haben das Alte Te-stament in dieser Form lange anerkannt.

Das Neue Testament

Niemand weiß genau, wie der neuttestamentliche Kanon entstanden ist. Manweiß, daß während der Synode zu Karthago im Jahr 397 n. Chr. 27 Bücher, dieheute unser Neues Testament ausmachen, zum Kanon erklärt worden waren.Diese 27 Bücher waren aber schon drei Jahrhunderte lang von der Kirche gele-sen und benutzt worden.

Es gibt andere Theorien darüber, wie der Kanon des Neuen Testaments ent-standen sein soll. Die Theorie heute mit den meisten Befürwortern besagt, daß esein wachsender Prozeß über fast drei Jahrhunderte war und daß es während die-ser Zeit keine Einzelperson gegeben hat, die den Kanon bestimmt hat.

Die zweite Theorie, etwas weniger bekannt, hält die Apostel Paulus, Petrus undJohannes für diejenigen,die den neutestamentlichen Kanon endgültig bestimmt ha-ben. Johannes soll mit der Hilfe von anderen Gläubigen Kopien aller 27 Bücher an-gefertigt haben und sie an die Gemeinden in Kleinasien und Israel verteilt haben.

Keine dieser Theorien läßt sich genau beweisen, zu beiden lassen sich aber un-terstützende Hinweise finden. Die letztere Sichtweise, die von dem Herausgeberder Zeitschrift GUTE NACHRICHTEN als korrekt angesehen wird, scheint durch ver-schiedene Schriftstellen im Neuen Testament bestätigt zu werden.

Dazu gehört beispielsweise die Bibelstelle in 2. Petrus 3,Vers 16, wo der Apo-

stel Petrus in einer Botschaft an die frühe Kirche schrieb, daß er die Briefe seinesApostelkollegen Paulus als Teil der „Schrift“ betrachtete.

Petrus stellte Paulus’ Briefe auf die gleiche Stufe wie die alttestamentlichenSchriften. Das würde darauf hinweisen, daß die Apostel einige der apostolischenSchriften schon als göttlich inspiriert anerkannten und meinten, sie gehörten zumKanon der Heiligen Schrift.

Paulus selbst scheint selbst einen Einfluß auf den Prozeß der Kanonisierung desNeuen Testamentes gehabt zu haben, indem er Bücher und Briefe, insbesondereseine eigenen Schriften, aussuchte, die für uns aufbewahrt worden sind.

In 2.Timotheus 4,Vers 13 schreibt er an Timotheus in seinem letzten Brief ausdem Gefängnis vor seiner Hinrichtung: „Den Mantel, den ich in Troas ließ bei Kar-pus, bringe mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente.“

Dies wäre eine verwunderliche Bitte, es sei denn,daß Paulus Timotheus bat, ihmdie Bücher und Briefe zu bringen, aus denen er diejenigen wählen würde, die zumKanon gehören sollten. Einige seiner Briefe, wie z. B. der Brief an die Gemeinde inLaodizea, der in Kolosser 4,Vers 16 erwähnt wird, sind nicht aufbewahrt worden.Also hat ganz offensichtlich ein Auswahlverfahren stattgefunden. Es kann gut an-gehen, daß die von Paulus ausgewählten Schriften an andere Apostel, höchst-wahrscheinlich Petrus und dann Johannes, weitergereicht wurden.

Es scheint sehr wahrscheinlich zu sein, daß der Apostel Johannes, „den Jesuslieb hatte“ (Johannes 21,20) und der die anderen Apostel überlebte, unter GottesInspiration die letzte Auswahl der Schriften traf, die heute unser Neues Testamentausmachen.

In Offenbarung 22,Verse18-19, im letzten Kapitel des letzten Buches in der Bi-bel, spricht Johannes eine Warnung aus, die darauf hinzuweisen scheint, daß dieBibel vollständig war und nichts mehr hinzugefügt oder weggenommen werdensollte: „Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buchs dieserWeissagung, so wird Gott ihm seinen Anteil wegnehmen am Baum des Lebensund an der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben steht.“

Während der Synode zu Karthago im Jahr 397 n. Chr. wurden die 27 Bücher,die unser Neues Testament ausmachen, als Kanon angenommen. Die Anwesen-den bei dieser Synode waren aber nicht für die Kanonisierung dieser Bücher ver-antwortlich.Diese waren schon sehr lange im Umlauf und wurden seit 300 Jahrenin den Gemeinden gelesen und anerkannt.

Wir können ganz sicher davon ausgehen,daß der ewige Gott sein Wort für unsund zukünftige Generationen bewahren ließ und daß wir genau die Schriften be-sitzen, die er für uns auswählen ließ.

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Auf der Suche nach einem Geschenk? Es ist nicht immer so einfach, das Richtige zu finden,besonders für den Menschen, der das sprichwörtliche „alles“ schon besitzt. Wir können Ihnenbei Ihrer Suche behilflich sein, denn über etwas, was immer seltener zu finden ist, freuen sichdie meisten Menschen: gute Nachrichten.

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