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Stadt Rom Tourismus 1 Beim Kilometer Null Vom Campidoglio (Kapitol) zur Piazza Venezia Römische Stadtrundgänge 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 1

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Stadt RomTourismus

1 Beim Kilometer NullVom Campidoglio (Kapitol) zur Piazza Venezia

Römische Stadtrundgänge

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Rom für dichInformationsreihe der Stadt Rom

Realisierung: Cosmofilm spa - Elio de Rosa VerlagTexte: Alberto Tagliaferri, Valerio Varriale

(Kulturverein Mirabilia Urbis)Verlagskoordinierung: Emanuela BosiGrafische Gestaltung und Seiten-Layout: Marco C. Mastrolorenzi

Fotos: D. Bianca: S. 9 oben; A. Idini: S. 2, 9 unten, 10, 11, 13, 17 oben, 20 oben, 26; M. T.Natale: S. 32, 35; P. Soriani: Umschlag, S. 12 unten, 14 unten rechts, 18, 19, 23, 24, 25,26, 34 unten; Spazio Visivo S. 13; Archiv Cosmofilm: S. 3, 12 oben, 14 oben und untenlinks, 15, 16, 17 unten, 20 unten, 21, 22, 28-29, 30, 31, 33, 34 oben, 36, 37, 38.

Auf der Umschlagseite die Reiterstatue des Mark Aurel (moderne Nachbildung)und im Hintergrund der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast)Auf dieser Seite eine der Dioskuren-Statuen am oberen Ende der kapitolinischen„Cordonata“ (Rampentreppe)

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• Der Campidoglio (Kapitol) 81. Die Piazza (Kapitolsplatz) 92. Der Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast) 133. Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast) 174. Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast) und das

Tabularium (Staatsarchiv) 185. Beim Spazierengehen... 216. Die Kirche Santa Maria in Aracoeli

(St. Maria zum Himmelsaltar) 237. Beim Spazierengehen... 26

• Piazza Venezia 278. Das Nationaldenkmal zu Ehren Viktor Emanuels II.

(Vittoriano) 289. Beim Spazierengehen... 32

10. Die Kirche San Marco (Hl. Markus) 3311. Beim Spazierengehen... 3512. Der Palazzo di Venezia 3613. Beim Spazierengehen... 38

Stadt RomTourismus

1 Beim Kilometer NullVom Campidoglio (Kapitol) zur Piazza Venezia

Römische Stadtrundgänge

Die kapitolinische Triade

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Eine großartige Ansicht des Kapitols mit der von Michelangelo entworfenen Cordonata (Rampen-treppe) und der Aracoeli-Freitreppe, festgehalten in einem Stich aus dem achtzehnten Jahrhundertvon G.B. Piranesi.

Piazza Venezia im achtzehnten Jahrhundert, vor dem für den Bau des Vittoriano vollendeten Durch-bruch. Links Palazzo Bolognetti, dahinter der heute nicht mehr existierende Palazzo Torlonia; in derHintergrundmitte die ebenfalls zerstörte Torre di Paolo III (Turm Pauls III.) und im Vordergrundder zu Beginn des 20. Jahrhunderts demontierte und wieder aufgebaute Palazzetto di Venezia; auf derrechten Seite schließlich der einzige Überlebende des Abrisshammers: Palazzo di Venezia.

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R ömische Stadtrundgänge bilden eine Reihe von Rundgängenfür denjenigen, der die Kenntnisse über die Stadt vertiefen möchte.Zu den bereits veröffentlichten Rundgängen des großen römischen

Rinascimento – Caravaggio, Raffael, Michelangelo – und denen des Barockder Bauwerke von Bernini und Borromini kommen nun weitere, eigens aus-gearbeitete Routen hinzu, um den Besucher bei der „Meter-um-Meter“-Ent-deckung einer derart zusammengefassten Kunststadt zu begleiten und zuunterstützen.

Auf diese Weise wird die Stadt als ein unicum distinctum in einem Mosaikbeschrieben und „gelesen”, das sich zusammenfügt und in seine Einzelteileauflöst, je nach den Bedürfnissen des Besuchers, der zwischen Das monu-mentale Rom (Via dei Fori Imperiali und Kolosseum), Der Hügel der Poesie(Aventin und Umgebung), Zwischen Wäldern und Aquädukten (Celio), DieAnfänge des christlichen Roms (Die Kirchen San Giovanni in Laterano undSanta Croce in Gerusalemme), Das verrufene Elendsviertel (Rione Monti unddie Kirche Santa Maria Maggiore) und Fast ein Filmdrehort (Via Veneto undUmgebung), etc. wählen kann.

Ein schwieriges Unterfangen, das dennoch, auch auf der Ebene der Darstel-lung der Tradition und der kulturellen Identität unserer Stadt, auf treffendeWeise gelungen ist und die wissenschaftlichen Inhalte des historisierten Erbesmit Einfachheit respektiert; ein Unterfangen, dem eine Erzählung zugrundeliegt, die die grafische Gestaltung mit einem editorischen Aufbau der Inhaltevereint.

Ein Kommunikationssystem, das für das Verständnis des größten undunglaublichsten historisch-künstlerischen Erbes von Rom wirksam ist, erlaubtes dem Touristen, die Hauptbedeutung des gewählten Rundgangs sofort zuerkennen und ermöglicht ihm gleichzeitig die unmittelbare Bestimmung dereigenen Position im Verhältnis zu der Gegend, die er besuchen möchte.

Die so zusammengefassten und zusammengestellten Rundgänge könnensehr gut als ein symbolisches „Notizbuch des Künstlers“ dienen und in denAugen des Besuchers als eine große Glaswand mit mehreren Fensternerscheinen, auf deren Hintergrund ein kultureller Horizont existiert, der römi-scher, eindrucksvoller und reicher an nie untergegangenen Werten nicht seinkönnte.Rom erwartet dich!

Die stellvertretende BürgermeisterinMariapia Garavaglia

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Zeichenerklärung1. Piazza del Campidoglio (Kapitolsplatz) 2. Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast) 3. Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast)4. Palazzo Senatorio (Senatorenpalast) und das Tabularium

(Staatsarchiv)5. Beim Spazierengehen...6. Kirche Santa Maria in Aracoeli (St. Maria zum Himmelsaltar)7. Beim Spazierengehen...8. Nationaldenkmal zu Ehren von Viktor Emanuel II. (Vittoriano)9. Beim Spazierengehen...

10. Kirche San Marco11. Beim Spazierengehen...12. Palazzo di Venezia13. Beim Spazierengehen...

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Der Hügel stellte in der Antikedie militärische, zivile und reli-giöse Macht Roms dar. Er sym-

bolisierte die Gerichtsbarkeit. Seinemächtige Struktur, die die Furt desTibers beherrschte, ließ ihn geeigneterscheinen, um Defensivaufgaben zuerfüllen und der bevorzugte Sitz derMacht zu werden; es wurden Verträgegeschlossen und Abkommen diskutiert,die Auspizien eingeholt, Siege gefeiert,Urteile verkündet und vollstreckt. DasKapitol ist der niedrigste der römischenHügel. Er liegt nur 46 Meter über demMeeresspiegel und wurde in der Antikevon unzugänglichen Felsen geschützt;einzig die zum Quirinal hin gelegeneSeite fällt weniger steil ab. Dank dieserLage und der Nähe zum Tiber, zwi-schen der Valle del Foro, der weitenEbene des Marsfeldes und des offenenPlatzes des Foro Boario, eignete sichder Hügel ausgezeichnet als Festungder altertümlichen Stadt. Man denkenur an die legendäre Verteidigungdurch die Gänse.Der antike Hügel des Kapitols wardurch zwei Kuppen gekennzeichnet,das Capitolium und die Arx (Burg), diedurch eine leichte, Asylum genannteSenke getrennt waren, welche ihreBezeichnung daher erhielt, dass anjener Stelle zu Romulus’ Zeiten Ver-folgte und Emigranten anderer Städteaufgenommen wurden, die sich derGruppe der ersten Römer anschlos-sen. Archäologische Forschungenhaben ergeben, dass der Hügel zumin-dest seit dem 14. Jahrhundert v. Chr.

bewohnt war. Auf dem Gipfel des Capi-tolium erhob sich der Tempel des Jupi-ter Optimus Maximus, der bedeutend-ste der Stadt. In Wirklichkeit war derTempel der kapitolinischen TriadeJupiter, Juno und Minerva geweihtund dies führte dazu, dass das Kapitolbis zum Ende der Kaiserzeit als der hei-lige Hügel der Stadt betrachtet wurde.Der Name Capitolium geht einer Legen-de nach auf den Schädel (caput) einesetruskischen Kriegers zur Zeit der Tar-quinier zurück, der während der Gra-bungen für den Bau des Jupitertempelsentdeckt wurde. Der Krieger hießangeblich Olus und daher soll aus caputOli Capitolium abgeleitet worden sein.Auf der Arx, dem anderen Gipfel desHügels, erhob sich der Tempel derJuno Moneta (Mahnerin), und da sichin der Nähe das Gebäude der Münz-stätte befand, ging der Name “Moneta”auf die Metallstücke über, die dortgeprägt wurden.Am Ende der Antike wurde das Kapitolzunehmend verlassen, bis es denursprünglichen Namen verlor, derdurch Monte Caprino (Ziegenhügel)ersetzt wurde. Dann erfolgte ein all-mählicher Aufschwung, der in demendgültigen Wiederaufblühen des 16.Jahrhunderts kulminierte und mitMichelangelos Anordnung einsetzte,die die städtebauliche und denkmals-bezogene Ausrichtung des Hügelsbedeutend umstieß, dem antiken undheidnischen Forum den Rückenzukehrte und sich einer neuen Stadtder Päpste zuwandte.

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DerSpaziergangbeginnt...

Der Campidoglio (Kapitol)

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Um auf den Kapitolsplatz zu gelan-gen, geht man die von Michelan-gelo entworfene Cordonata

(Rampentreppe) hinauf, die 1578 vonGiacomo Della Porta verändert und imJahre 1929 verkürzt wurde, um die Viadel Mare, heute Via del Teatro di Marcellozu bauen. Am Fuße der Cordonata befin-den sich zwei ägyptische Löwen ausschwarzem Granit mit roten Äderungen,die in der Gegend des Iseo Campense(Heiligtum der Isis), einem antiken ägypti-schen Tempel aus dem 1. Jahrhundert n.Chr. gefunden wurden, der sich in derGegend des Marsfeldes befand. Die Trep-pen der Cordonata hinaufsteigend

begegnet man linker Hand der Statuedes Cola di Rienzo (1313 - 1354, einberühmter und unglücklicher Tribun, derRom während der Jahre des Exils der Päp-ste in Avignon regierte); es handelt sichum ein Bronzestandbild von GirolamoMasini, das am 20. September 1877 ein-geweiht wurde. Am Gipfelpunkt derRampe angekommen trifft man auf eineBalustrade, die sich als eine regelrechtePanoramaterrasse über der Stadt heraus-stellt. Sie wird von zwei Dioskurengrup-pen, den Götterzwillingen Castor undPollux geschmückt, die ihre Pferde haltenund wahrscheinlich aus dem ihnengeweihten Tempel im antiken Zirkus Fla-minius, dem heutigen Gebiet des Lungo-tevere dei Cenci (Tiber-Promenade derCenci) stammen. Weitere Dekorationensind die so genannten Trophäen des

1. Die Piazza (Kapitolsplatz)

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Eine der so genannten Trophäen des Marius

Eine der Dioskuren-Statuen am oberen Ende derkapitolinischen Cordonata

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Marius, die einst als die Darstellung derden Kimbern und Teutonen durchMarius, dem berühmten Rivalenvon Silla, abgenommenenWaffen betrachtet wur-den; in Wirklichkeitsind es Rüstungen,die aus dem aufdem Esquilin vonKaiser AlessandroSevero errichtetenund noch heute inder Mitte der PiazzaVittorio Emanuele II.als Ruine sicht-baren Nym-phäum stam-men. Nebenden Trophäensteht rechts dieStatue des Kon-stantin undlinks diejenige

seines Sohnes Konstantius; beide wur-den auf dem Quirinal an der Stelle ent-deckt, an der die von Konstantin erbau-ten Thermen emporragten. Schließlichbefinden sich an den Enden der Balustra-

de zwei von der Via Appia stammendeund auf die Zeit der flavischen Kaiser

zurückgehende Meilensteine.Nun ist man auf dem Kapitols-platz angekommen, der kom-plett von Michelangelo ent-worfen wurde und dessenehemaliges mittelalterlichesGefüge der Künstler durch sei-nen Umbau vollkommen ver-

änderte. In der Mitteerhebt sich die moder-ne, aus künstlichemMaterial gestalteteNachbildung der Sta-tue des Mark Aurel.Das Original kann seitdem 22. Dezember

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Einer der Löwen aus Basalt mit Brunnenfunktion am Fuße des Kapitols

Die Statue Konstantins auf der kapitolinischenBalustrade

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2005 an seinem neuen Ort im Innerendes Palazzo dei Conservatori (Konserva-torenpalast) besichtigt werden; einstwurde die Statue auf Veranlassung vonMichelangelo selbst aus dem Lateranauf das Kapitol versetzt. Als einziges, bisin unsere Tage gelangtes Reiterstandbilddes römischen Altertums hat die Mark-Aurel-Gruppe nur überlebt, weil man

über Jahrhunderte hinweg fälschlicher-weise davon ausging, dass es den beimChristentum beliebten und daher unbe-rührbaren Kaiser Konstantin darstellenwürde. Während sein Schlachtroß maje-stätisch schreitet, macht der Kaiser mitder rechten Hand das Zeichen des Adlocutium (Ansprache), als wenn er sichden siegreichen Truppen zuwenden

Das bronzene Reiterstandbild des Mark Aurel (moderne Nachbildung)

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würde, und trägt einen Ausdruck unbe-sorgter Ruhe auf dem Gesicht. Im Alter-tum lag unter dem erhobenen Lauf desPferdes die Statuette eines gefangenenBarbaren, Symbol der militärischen Sie-ge gegen die Völker, die die Grenzendes Reiches bedrohten. Die Statue ruhtauf einem monolithischen Sockel, dermit dem Wappen des römischen Volkesund dem von Papst Paul III. verziert ist.Eine Inschrift erinnert an die Versetzungder Statue aus dem Lateran, währendeine andere nach dem Vorbild derjeni-gen der Römerzeit dem Kaiser eine Lob-rede hält. Das vom Sockel des MarkAurel ausgehende Sternenmuster, dasdie Pflasterdecke des Platzes schmückt,wurde im 16. Jahrhundert von Michel-angelo entworfen, aber erst im Jahre1940 von dem Architekten AntonioMuñoz ausgeführt.

Kapitolsplatz bei Nacht

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Die Bronzestatue von Cola di Rienzo in demGarten, der die Rampentreppe säumt

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Auf der rechten Seite der Piazzabefindet sich das ehemaligeGebäude einer für die städtische

Verwaltung verantwortlichen Gerichts-barkeit aus der Zeit der italienischenStadtstaaten. Auf dessen Fassadewurde im 15. Jahrhundert dieberühmte Wölfin platziert, eine Bron-ze aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. auswahrscheinlich großgriechi-scher Herstellung, die,zusammen mit dem Spina-rio (Dornauszieher) unddem kolossalen Bronze-kopf Konstantins, denKonservatoren im Jahre1471 vom Della Rove-re-Papst Sixtus IV.geschenkt wurde undden ersten Kern der Kapi-tolinischen Museen bildet.Im 16. Jahrhundert planteMichelangelo dieAnordnung des

Platzes; der neue Palazzo dei Conserva-tori wurde von ihm 1563 begonnen undim Jahre 1568 von Giacomo Della Porta

vollendet. So kamen zu den älteren,bereits Anfang des 16. Jahrhun-

derts dekorierten Innenräumen –Sala Maggiore, Loggia della

Lupa, Sala di Annibale, Saladel Trono, Sala delle Oche

und Sala delle Aquile –die Sala dei Trionfi, Saladei Capitani und Saladegli Orazi e Curiazihinzu. Zu den Künstlern,die diese Räumeschmückten, zählenCavalier d’Arpino,Jacopo Ripanda undAntoniazzo Romano.

Die Wölfin und dieanderen, von Sixtus IV.geschenkten Bronzen,

die ursprünglich imPortikus aufbe-

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2. Der Palazzo dei Conservatori(Konservatorenpalast)

Der Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast)

Hand der Kolossalstatue des Konstantin

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wahrt wurden, der sich vor dem ehema-ligen mittelalterlichen Palast befand,wurden im Inneren untergebracht.Nach den Beiträgen von Innozenz VIII.(1484-92) geb. Cybo und Pius V. (1566-72) geb. Ghislieri zur Erweiterung derSammlung wurde diese in der erstenHälfte des 18. Jahrhunderts unter dem

Orsini-Papst Klemens XII. der Öffentlich-keit zugänglich gemacht und verwan-delte sich in das älteste Museum derWelt. Der Hof beherbergt die Reste derriesigen Statue Konstantins, die einstdie Apsis der Maxentius-Basilikaschmückte; es finden sich hier außer-dem die bildhauerischen Darstellungender Rom unterworfenen Provinzen.Im Innenraum werden auf der großenFreitreppe die Reliefs des Mark Aurel(176 n.Chr.) und diejenigen des Hadri-an ausgestellt, weiter oben die Statuedes Karl von Anjou, ein Werk vonArnolfo di Cambio aus dem 13. Jahr-hundert. In der Sala degli Orazi e Curiazikönnen die prächtige Statue des Pam-phili-Papstes Innozenz X., ein Bron-zewerk von Algardi, und die von Berninigeschaffene Marmorstatue UrbansVIII. aus der Familie der Barberinibestaunt werden. In der Sala dei Trionfistehen die so genannte Büste des Bru-tus, die in Wirklichkeit auf die Anfängedes 2. Jahrhunderts v. Chr. zurückgeht,die bronzene Statue des Camillus,eines jungen Assistenten der heidni-schen Priesterriten und die späthelleni-

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Relief, das Mark Aurel darstellt, während ereine religiöse Zeremonie zelebriert

Die so genannte Büste des Brutus Kopf der Kolossalstatue des Konstantin

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Die Wölfin

Büste des Commodus Gian Lorenzo Bernini, Kopf der Meduse

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stische Statue des so genannten Spina-rio (Dornauszieher), einer jünglingshaf-ten Gestalt, die porträtiert ist, währendsie sich einen Dorn aus dem Fuß zieht.Die weltberühmte Wölfin befindet sichim gleichnamigen Saal und ein Kopfder Meduse von Bernini ist dagegenin der Sala delle Oche zu finden. Alseines der bedeutendsten Werke ist nochdie als Herkules porträtierte Büste desCommodus zu bewundern. In demPalazzo befindet sich ferner die vonPapst Benedikt XIV. (1740-58) geb.Lambertini mit dem Erwerb der Samm-lungen der Familien Pio und Sacchettigegründete kapitolinische Pinako-thek. Dort sind Gemälde von Veronese,Palma dem Älteren, Tizian, Antonelloda Messina, Tintoretto, Jacopo Bassano,Rubens, Van Dyck, Annibale Carracci,

Pietro da Cortona, Domenichino undCaravaggio ausgestellt.Am 22. Dezember 2005 wurde im Inne-ren des Palazzo eine neue Abteilungder Kapitolinischen Museen eröffnet,deren Fläche zuvor der durch dasMuseum des Palazzo dei Conservatoriund den neuen Flügel des Palazzo deiConservatori eingerahmte GiardinoRomano (Römischer Garten) einnahm.Der große, aus der Abdeckung desGiardino Romano konstruierte Glassaalist für die endgültige Unterbringungdes bronzenen Reiterstandbildes desMark Aurel bestimmt. Das Projekt desArchitekten Carlo Aymonino schließtauch die neue Unterbringung der gera-de restaurierten, aus Tuffstein beste-henden Fundamente des kapitolini-schen Jupitertempels mit ein.

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16Caravaggio, La buona ventura

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Gegenüber dem Palazzo dei Con-servatori ist der mit diesem iden-tische Palazzo Nuovo von

Michelangelo entworfen worden, umdie Piazza zu vervollständigen.Im Jahre 1603 wurde mit dem Bau desletzten Abschnitts dieses Projektsbegonnen, das erst 1654 unter PapstInnozenz X. vollendet wurde. DasGebäude diente der Sammlung derantiken Statuen, die im Palazzo deiConservatori keinen Platz fanden, undim Jahre 1734 weihte es Klemens XII.geb. Corsini mit dem Erwerb der Al-bani-Sammlung als Museum ein. Im klei-nen Hof ist eine riesige liegende Statuedes Marforio ausgestellt, die, zusam-men mit der berühmteren Statue desPasquino und den anderen Figuren, zurGruppe der so genannten „sprechen-den Statuen” von Rom gehört. ImAtrium ist die riesige Statue des Marsbeachtlich und es befinden sich hiereinige, vom Isis-Tempel auf dem Mars-

feld stammende ägyptische Gegenstän-de. Sehr interessant sind die archäologi-schen Zeugnisse der orientalischen Kul-te, die in einigen Räumen im Erdge-schoss aufbewahrt werden. Im Oberge-schoss sind die Nachbildung des Erosvon Lisippo, das wertvolle Tauben-mosaik aus der Zeit Hadrians, die kapi-tolinische Venus, die Büste derDame aus flavischer Zeit, die Amazo-nenstatuen, der berühmte SterbendeGallier und die Säle der Büsten der Kai-ser und der Philosophen zu bewundern.

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3. Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast)

Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast)

Das Taubenmosaik

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Der jetzige Palazzo Senatorio, derauf den Mauern des alten mittel-alterlichen Gebäudes entstand,

das Sitz der Senatoren der Stadt Romwar, ist gegenwärtig der Sitz des Bür-germeisters. Der gesamte Komplex ruhtauf den antiken Strukturen des Tabulari-ums, das auf die Zeit Sillas zurückgeht.Die Hauptfassade des Palazzo ist mitden von Giacomo Della Porta und Giro-lamo Rainaldi vorgenommenen Ände-rungen das Ergebnis der Verwirklichungdes ursprünglichen Projekts von Michel-angelo, von dem noch die elegantezweirampige Freitreppe verblieben ist.Diese ist mit einer Nische ausgeschmückt,in der sich eine antike, sitzende Miner-va-Statue aus weißem Marmor undPorphyr befindet, die in die Personifika-

tion der Göttin Roma verwandelt wur-de. Die Statue wird von einem Brunnenmit zwei übereinander gelagerten Be-cken eingerahmt, den Matteo da Cittàdi Castello im Jahre 1588 entwarf. Anden Seiten der Freitreppe wurden zweigroße, Flüsse versinnbildlichende Statuenaufgestellt, die von den konstantini-schen Thermen auf dem Quirinalstammten: die linke stellt den Nil dar,die rechte den Tiber.Die Fassade ist durch hohe Halbpfeilerunterteilt, die größere Fenster mitdreieckigen und kurvenförmigen Gie-belfeldern und reich umrahmte, kleinereFenster einschließen. Auf dem Palazzoragt der Glockenturm empor, der um1580 von Martino Longhi dem Älterenanstelle des mittelalterlichen Turmserrichtet wurde. Der Backsteinturm ist

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4. Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast)

und das Tabularium (Staatsarchiv)

Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast)

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35 Meter hoch, mit Dekorationen ausTravertin versehen und dehnt sich aufvier Stockwerke aus, auf denen sich vonHalbpfeilern flankierte Bögen mit durchseraphische Gesichter verzierten, korin-thischen Kapitellen öffnen. Die linke Sei-te des Palazzo Senatorio wird in Rich-tung Forum durch den Torre di NiccolòV (Turm Nikolaus’ V.) (1447-55) geb.Parentucelli und zur Piazza hin durchden Torre di Martino V (Turm MartinsV.) (1417-31) geb. Colonna begrenzt.

An der Fassade sind zumeist aus dem16. Jahrhundert stammende Wappen,Reliefs und Inschriften eingemauert,darunter auch ein so genanntes Porträtdes Scipio, das von einem weiblichenKopf mit einem Afrika personifizieren-den Elefantenhelm begleitet ist, sowieGedenktafeln zur Erinnerung an dierömische Republik und die HauptstadtRom. Der Eingang zum Palast ist derjeni-ge aus der Zeit Sixtus IV. mit bossiertemPortal, überragt von den Wappen des

Die Tiberstatue

Die Nilstatue

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Papstes, des römischen Volkes und desKardinals von Estouteville.Die Fassade auf Seiten der Via del Cam-pidoglio zeigt dagegen die Mauer desTabulariums, in der sich der Hauptein-gang befand. Der hier erhalteneAbschnitt einer römischen Pflasterdeckesind die Überreste einer Querstraße desClivus Capitolinus (Kapitolhang). Die

große, dem römischen Forum zuge-wandte Fassade ist durch die weitenBögen des Tabulariums gekennzeichnet.Das Gebäude war der Sitz des Staatsar-chivs der römischen Republik; sein Namestammt von den Tabulae, d. h. den Ein-wohner- und Steuerdokumenten derBürger. Es wurde von Quintus LutatiusCatulus im Jahre 78 v.Chr. errichtet undlässt auf einer Seite die auf die Einwei-hung des Gebäudes bezogene Inschrifterkennen. Das Tabularium gehört jenermonumentalen, auch in Palestrina,Ferentino und Terracina vorhandenenBautypologie des 1. Jahrhunderts v. Chr.an, die aus einem hohen Unterbaubesteht, der von durch Halbsäulenumrahmte Bögen überragt wird.Das Innere des Palazzo Senatorio ent-hält im Atrium einen zweischiffigenRaum aus dem 12. Jahrhundert, der frü-her durch einen Portikus nach außenzeigte. Dies war der so genannte Ortdes Löwen, der seinen Namen auf-grund des Vorhandenseins einer Skulp-turengruppe aus römischer Zeit erhielt,auf der die Todesurteile und die Ortewiedergegeben sind, an denen die Übel-

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Reste des Veiovis-Tempels

Das Tabularium

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täter an den Pranger gestellt wurden.Auf einer niedrigeren Ebene kann mandie aus republikanischer Zeit stammen-den Überreste des Tempels des Veio-vis, einer an die Erdkulte gebundenenGottheit betrachten. In der Sala delCarroccio erblickt man dagegen dieInschrift, die an die Gabe des Fahnenwa-

gens (dono del Carroccio) erinnert, derden Mailändern im Jahre 1237 in derSchlacht von Cortenuova von Friedrich II.von Schwaben gestohlen wurde. Außer-dem gibt es die Kapelle der Barmher-zigkeit, die die zum Tode Verurteiltenkurz vor der Hinrichtung beherbergte,und danach folgend die Aula Consilia-re (Ratssaal), verziert durch Wappen undInschriften sowie durch die Flaggen derStadt und der Stadtviertel. In diesem Saalbefindet sich die Statue des JuliusCäsar, ein Werk aus dem 2. Jahrhundertn. Chr., und diejenige eines Admirals derkaiserlichen Flotte, die aus dem 1. Jahr-hundert n. Chr. stammt. Daneben dieSala delle Bandiere, in der die Ver-sammlungen des Triumvirats der römi-schen Republik von 1849 stattfanden.Durch einen in jüngster Zeit gebautenDurchgang kann man die Protomotecabetreten, die von einst im Pantheon aus-gestellten Büsten bedeutender Persön-lichkeiten geschmückt ist.

Kehrt man zumPalazzo dei Con-servatori zurück

und geht rechts in die Viadelle Tre Pile, trifft man aufden von Klemens X. geb. Altierigewollten Palazzo Clementino, in demgegenwärtig Büros der römischen Ver-waltung untergebracht sind. Geht mandurch das große Portal, das der Eingangder Villa Caffarelli war, betritt man jenenBereich des Hügels, der bereits denGlanz des Wohnsitzes dieser Familie sah.Der Architekt des Palazzo, der auf diePiazzale Caffarelli zeigt, war GregorioCanonico, Schüler von Jacopo Barozzi,genannt Vignola. Der Bau wurde im Jah-re 1610 abgeschlossen, aber über dieJahrhunderte hinweg bis heute derartumgebaut, dass das ursprünglicheGebäude fast nicht wieder zu erkennenist. Die Caffarellis blieben dort bis zumJahre 1854, als sie den Besitz aus wirt-

schaftlichen Gründenan Preußen abtraten.Der Palazzo Caffarelli

erhebt sich auf den Über-resten des antiken Tempels

des Jupiter Capitolinus, von demein Teil des Sockels erhalten gebliebenist. Dieser Tempel mit den drei Jupiter,Juno und Minerva geweihten Cella ver-fügte an der Vorderseite über den sechs-säuligen Portikus und zeigte auf dasForum Romanum. Der unter Verwen-dung etruskischer Formen zur Zeit derTarquinier errichtete Bau wurde bis zurZeit Domitians mehrere Male umgebautund hat Fragmente von Marmorsäulenund einen Teil der aus Tuffsteinblöckenbestehenden Mauer freigegeben. Gehtman auf der Via di Villa Caffarelli weiter,trifft man auf ein Gebäude in neuklassi-zistischem Stil, das zwischen 1873 und1877 von dem Deutschen Paul Laspeireserrichtet wurde und mit Medaillons ver-

5. BeimSpazierengehen...

Wappen auf der Fassade des Palazzo Senatorio

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ziert ist, die die Porträts der großen deut-schen Gelehrten der griechisch-lateini-schen Kultur, wie Winckelmann, enthal-ten. Es wurde als Stätte des renommier-ten Deutschen Archäologischen Institutserbaut, das heute seinen Sitz in Via Sar-degna hat. Hintereinem Bogen-durchgang führtdie Straße (rechtsmit einer Rampeabfallend) in dieje-nige des Jupiter-tempels (Via delTempio di Giove),wo sich auf der lin-ken Seite, bei denNummern 2-10,das ehemalige teutonische Krankenhausmit der auf den Tiber zeigenden Fassadeübereinander liegender Bögen zeigt, einWerk von Julian Knapp, in dem sich heu-te weitere Büros der römischen Verwal-tung befinden.Bei der Nr. 12 trifft man auf die sogenannte Casa Tarpea, ein klassizisti-scher Bau nicht ohne einfache Eleganz,der im Jahre 1835 ebenfalls nach demProjekt von Knapp errichtet wurde.Interessant ist das Terracotta-Relief, dasden Frontgiebel schmückt, in dessenZentrum sich die von Emil Wolff im Jah-re 1837 erschaffene Personifikation vonRom zwischen Tarpeia und dem Tiberbefindet. Hier versammelte sich derVerein der hyperboreischen Freunde,deutsche Altertumsforscher, die dasInstitut mit archäologischer Ausrich-tung ins Leben riefen, ihre eigenen Stu-dien in italienischer Sprache veröffent-lichten und das Tempelchen mit Archiv,Bibliothek und Vortragssaal ausstatte-ten. Es war diese Kulturstiftung, die sichdann im Jahre 1886 in das DeutscheArchäologische Institut verwandelnsollte, das damals ArchäologischesReichsinstitut hieß.Hier befindet sich der Belvedere Tarpeo(Tarpeijischer Aussichtspunkt), der denAusblick auf ein weiteres wunderbaresund eindrucksvolles Panorama von Romerlaubt; es ist die höchste Stelle des Kapi-tols, für die Vorfahren der Monte Tar-

peo, von dem diese glaubten, dass sichdort die tragische Geschichte von Tar-peia ereignete. Der Sage nach hätte die-se Rom verraten und den Sabinern dengeheimen Pfad gezeigt, damit sie denFelsen des Kapitols erreichen. Die ein-

mal eingedrunge-nen Soldaten töte-ten sie und begru-ben sie unter denWaffen, vielleichtum auf exemplari-sche Art und Weisezu zeigen, dasseinem Verräter kei-ne Loyalitätzusteht. Die Legen-de fügt noch ein

weiteres Detail hinzu. Die Jungfrau hatteals Belohnung das vereinbart, was dieSabiner am linken Arm trugen, und dieswaren tatsächlich normalerweise schwe-re Armreifen aus Gold und mit sehrschönen Steinen geschmückte Ringe.Die Sabiner bedeckten sie also mit ihrenSchilden, die sie anstelle der üblichenSchmuckstücke trugen. Von jenem Zeit-punkt an wurden der Überlieferungnach von jener Stelle die Vaterlandsver-räter und Mörder hinuntergestoßen.Vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhun-dert wurde dieser Berg auch MonteCaprino (Ziegenhügel) genannt, da dieHirten ihre Ziegen dort zum Weidenbrachten, aber das ganze Mittelalterüber bis zum 16. Jahrhundert bezeich-nete man ihn ebenso als locus iustitiae(Ort der Gerechtigkeit), da dort dieGalgen errichtet wurden.Zum Kapitolsplatz zurückgekehrt unddie Rampentreppe wieder hinunterge-gangen sieht man zur Rechten die Ara-coeli-Freitreppe, im Jahre 1348 vonLorenzo di Simone Andreozzi errichtet.Sie besteht aus 124 Stufen und wurdeals Dank an die Madonna auf Kostendes römischen Volkes verwirklicht, dasie die Stadt vor der Pest gerettet hatte,der auch von Boccaccio im Decameronegedacht wurde.Die Treppe war das einzige öffentlicheWerk, das in Rom während des Exils derPäpste in Avignon ausgeführt wurde.

Rekonstruktive Plastik des Tempels desJupiter Capitolinus

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Die Kirche erhebt sich am oberenEnde der gleichnamigen Freitrep-pe. Einer mittelalterlichen Legen-

de nach hätte sich die Madonna, dasJesuskind in der Hand haltend, Augustusgezeigt, und der sich niederkniende Kai-ser hätte den Heiland angebetet. Im 9.Jahrhundert errichtete man an dieserStelle ein Zönobium, das 944 zum Bene-diktinerkloster S. Maria in Capitolio wur-de. Die Ausrichtung der ursprünglichenKirche entsprach der des aktuellen Quer-schiffes und auf dem Hauptaltar verehrteman das Bildnis der Maria aus dem 10.Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert wurdein dieser Kirche der von Lorenzo undJacopo Cosma gefertigte Ambon aufge-stellt. Im Jahre 1249 sprach Papst Inno-zenz IV. geb. Fieschi die Kirche den Fran-ziskanern zu und Ende desselben Jahr-hunderts begann der Bau der neuenBasilika mit der zum Tiber hin ausgerich-teten Fassade. Sie wurde 1348 mit derKonstruktion der Freitreppe vollendet,deren Einweihung vermutlich Cola di

Rienzo vornahm. Im Jahre 1551 erhobJulius III. den Sakralbau endgültig zurKardinalskirche. Die verschalte, aus Back-steinen gefertigte Fassade enthält einekleine, mosaikbestückte Verzierung.Man weiß nicht, ob Letztere von einergrößeren Dekoration übrig gebliebenoder der Anfang desselben, unvollendetgebliebenen Werks ist. Drei Portale füh-ren in die Kirche; über jedem dieser Ein-gänge befand sich einst eine Rosette. Vorder Kirche steht der Grabstein des gros-sen Humanisten Flavio Biondo. DerInnenraum ist dreischiffig und mit anti-ken Säulen aus weißem Marmor, Pavo-nazzetto, Cipollin und Granit besetzt. Inder linken Reihe ist auf einer Granitsäule,durch die quer ein früher vielleicht fürastronomische Beobachtungen verwen-detes Loch verläuft, eine lateinischeSchrift eingraviert, die die Säule als ausdem Cubicolo degli Augusti (Zimmer derKaiser) stammend angibt. Der Kosma-tenfußboden enthält zahlreiche Grabta-feln aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

6. Santa Maria in Aracoeli(St. Maria zum Himmelsaltar)

S. Maria in Aracoeli (St. Maria zum Himmelsaltar), Hauptschiff

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Unmittelbar hinter dem Eingang rechtssind vor allem die Bufalini-Kapelle mitden im Jahre 1486 von Pinturicchiogemalten Geschichten des hl. Bernar-dino und des hl. Francesco, die StatueGregors XII. von P.P. Olivieri aus demJahre 1476 und das Grabmal CecchinoBraccis (1544), eine nach der ZeichnungMichelangelos ausgeführte Arbeit von F.Amadori, von Bedeutung. Im rechten

Querschiff ist das Arnolfo di Cambiozugeschriebene Grabmal von LucaSavelli (ungefähr 1287) zu bewundern.Auf dem Hochaltar befindet sich dasbereits zuvor erwähnte, verehrte Bildnisder Madonna mit Kind aus dem 10.Jahrhundert.Im linken Querschiff vor der Kapelle derhl. Elena ist unter dem jetzigen Fußbo-den durch ein Glas ein kosmatenge-schmückter Altar mit der Erscheinungder Jungfrau bei Augustus sichtbar. Inder Kapelle der hl. Elena sind dieReliquien der Heiligen und Mutter Kon-stantins aufbewahrt. In der zweitenKapelle links steht die berühmte Holz-krippe aus dem 17. Jahrhundert. Hierwird zur Weihnachtszeit das wundertäti-ge Jesuskind von Aracoeli (heutedurch eine Nachbildung ersetzt) hinein-gelegt, das 60 Zentimeter hoch und derTradition gemäß von einem Franziskaneraus Jerusalem aus dem Holz eines Oli-venbaums aus Gethsemane geschnitztwurde. Das Original der berühmten Sta-tue, die seit Jahrhunderten Objekt derVerehrung der Römer ist, wurde im Jah-re 1994 gestohlen.

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Pinturicchio, Beerdigung des hl. Bernardino

Jesuskind von Aracoeli (Nachbildung)

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25Antike Säulen, die für das Hauptschiff von S. Maria in Aracoeli wiederverwendet wurden

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Verlässt man seit-lich die Kirche,trifft man auf

eine Säule mit korinthi-schem Kapitell und Kreuzzur Erinnerung an das Erdbe-ben des Jahres 1703. Der Portikus mitden Lilien desFarnese-Pap-stes Paul III.,ausgeführtvon Pietro daMelide undgeschmücktmit Fresken,die Geschich-ten des hl.Franziskusdarstellen,verband dieKirche mitdem KlosterAracoeli, dasheute nichtmehr existiert. Nachdem man die Frei-treppe aus dem 14. Jahrhundert wiederhinuntergestiegen ist, kann man zurRechten Reste eines kleinen romani-schen Turms mit zweigeteiltem Fensteraus dem 11. Jahrhundert sehen, derbereits zur Kirche S. Biagio de Merca-tello gehört, und den arcus solium (Sar-kophag mit darüber liegendem Bogen)

eines Grabes der Boc-cabella, das mit einemFresko aus dem 14.

Jahrhundert verziert ist,die die Deposizione di Cri-

sto tra il compianto dellaMadonna e S. Giovanni (Kreuzabnah-

me Jesu unterdem Klagender Madonnaund des hl.Johannes)darstellt.Nach demAbriss der Kir-che sind diegroßen Über-reste einervierstöckigenrömischenInsula (Häu-serblock) miteinem Teil

der Vordersei-te und den Läden wieder zum Vor-schein gekommen. Das Erdgeschossder Insula, die das einzige nichtaristo-kratische Mietshaus ist, welches in RomSpuren hinterlassen hat, befindet sichneun Meter unterhalb der gegenwärti-gen Straßendecke. Die rechte Seite desVittoriano entlanggehend erreichtman von hier aus Piazza Venezia.

7. BeimSpazierengehen...

Kreuzabnahme Jesu unter dem Klagen der Madonnaund des hl. Johannes (14. Jahrhundert)

Oberer Abschnitt der Insula am Fuße des Kapitols

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Die Piazza verdankt ihrenNamen dem Palast, den derKardinal von Venedig Pietro

Barbo, später als Paul II. zum Papst(1464-71) gewählt, auf demjenigenerbauen ließ, der die Titelkardinälevon S. Marco beherbergte. Früherhieß der Platz S. Marco; als Pius IV.einen Teil des Palastes an die Repu-blik Venedig als Botschaftssitz abtrat,erhielt der Platz den Namen, den ernoch heute trägt: Venezia.Piazza Venezia war der Ort, an demsich das Ziel des berühmten Ren-nens der Bàrberi, der reiterlosenPferde befand, die, von der Piazzadel Popolo aus startend, über die Viadel Corso (die ihren Namen genaudiesem Rennen verdankt) saustenund den Wettkampf an einer Stellebeendeten, die Ripresa dei Barberigenannt wurde, wo sie zuständigesPersonal unter Verwendung großerweißer Tücher aufhielt. DieserBrauch blieb lange Zeit die Hauptat-traktion des berühmten römischenKarnevals und wurde erst Ende des19. Jahrhunderts aufgrund zahlrei-cher Unfälle beendet, in die die ent-lang der Strecke zusammengedräng-ten Personen verwickelt waren.Das derzeitige Aussehen des Platzesist das Ergebnis der Abrissarbeiten,die zwischen den Jahren 1885 und1911 zur Errichtung des National-denkmals zu Ehren von Viktor Ema-

nuel II. durchgeführt wurden. Zudiesem Zweck musste man eine Rei-he von Gebäuden zerstören, wieeinen großen Teil des Klosters Ara-coeli, den Turm Pauls III. und denPalazzo Torlonia, der durch denPalazzo delle Assicurazioni Generalidi Venezia ersetzt wurde. Am Endeentstand die jetzige rechteckigeForm (ca. 130 x 75 Meter) auf derAchse der Via del Corso, im Südenbeherrscht vom Nationaldenkmal,von den Römern weniger freund-schaftlich in „Schreibmaschine“umbenannt, im Westen vom Palazzodi Venezia und im Osten vom Palaz-zo delle Assicurazioni Generalibegrenzt.Im vergangenen Jahrhunderterlangte der Platz in aller Weltwegen der VersammlungenBerühmtheit, die dort während derZeit des Faschismus (1922-1943)anlässlich der zahlreichen Redenabgehalten wurden, die Mussolinivom Balkon seines Büros im Palazzodi Venezia aus hielt. Mussolini war esauch, der Piazza Venezia als Aus-gangspunkt für die Eröffnung derzwei großen Straßenverkehrsadernwählte: Via dell’Impero (heute Viadei Fori Imperiali) in RichtungKolosseum und Via del Mare (heuteVia del Teatro di Marcello) in Rich-tung des Foro Boario und der Boccadella Verità.

8. …der Spaziergangwird fortgesetzt...

Piazza Venezia

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Der Architekt Giuseppe Sacconi,Vertreter des akademischen Eklek-tizismus’, gewann den nach dem

Tod des Königs im Jahre 1878 ausge-schriebenen, internationalen Wettbe-werb und wurde zum Bauleiter ernannt.Er konzipierte einen riesigen Altar, teil-weise den Altar von Pergamon als Vorbild

nehmend, mit einer hoch gelegenen Säu-lenhalle und in der Mitte das Reiterstand-bild des Königs Viktor Emanuel II., Vaterdes Vaterlandes. Später wurde demköniglichen Monument das Grab desUnbekannten Soldaten mit den sterb-lichen Überresten eines unbekannten Sol-daten hinzugefügt, der im Ersten Welt-

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8. Das Nationaldenkmal zu Ehren vonViktor Emanuel II. (Vittoriano)

Das Nationaldenkmal zu Ehren von Viktor Emanuel II.

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krieg fiel. Das Monument ist 81 Meterhoch und für seinen Bau hatte man denAbriss der an das Kapitol grenzendenRenaissanceviertel vornehmen müssen.An den Seiten der Freitreppe befindensich zwei goldbronzene Skulpturengrup-pen, die den Gedanken, Werk von G.Monteverde, und die Tat von F. Jeracedarstellen. Auf halber Höhe der Treppestehen zwei von G. Tonnini geschaffeneLöwen und am oberen Ende sind zweigeflügelte Siegesgöttinen auf Ramm-spornen angebracht, die linke von E.Rubino, die rechte von E. De Albertis; an

den Außenseiten große Brunnen mit denFiguren des Tyrrhenischen Meeres vonP. Canonica rechts und links des Adriati-schen Meeres von E. Quadrelli. Weiterevier Marmorgruppen symbolisieren dienationalen Tugenden: an den Seiten derTerrasse, oberhalb des linken Brunnens,die Kraft von A. Rivalta und die Ein-tracht von L. Pogliaghi. Oberhalb deranderen Terrasse zur Rechten findet manhingegen das Opfer von L. Bistolfi unddas Recht von E. Ximenes.Oben auf der Freitreppe befindet sichder Altar des Vaterlandes,

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geschmückt durch eine grosse, Romverkörpernde Statue, ein Werk von A.Zanelli. In Richtung der Statue laufenimposante Hochreliefs zusammen, diedie Umzüge für die Arbeit und dieVaterlandsliebe symbolisch darstellenund die Schöpfung desselben Bildhau-ers sind. Im Innenraum der kleinenGedächtniskapelle befindet sich derAltar des Vaterlandes, das die Über-reste eines im Ersten Weltkrieg gefalle-nen, unbekannten Soldaten birgt. DasReiterstandbild Viktor Emanuels II.ist die Bronzearbeit von Enrico Chiara-dia. Die Basis der Statue ist mit den von

E. Maccagnani geschaffenen Personifi-kationen der italienischen Städte ver-ziert. Es folgen vier Säulen, an denendie geflügelten Siegesgöttinenemporragen, die, von links beginnend,das Werk von E. Cantalamessa, A.Apolloni, C. Zucchi und M. Rutelli sind.Auf den mittleren Vorbauten oberhalbder Portale stehen, von links, die sym-bolischen Darstellungen der Politik,der Philosophie, der Revolution unddes Kriegs.Es folgt dann der hohe Portikus mit zweiPropyläen, unter denen sich acht Altärebefinden, die an die im Ersten Weltkrieg

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30Enrico Chiaradia, Reiterstandbild Viktor Emanuels II.

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befreiten Städte erinnern und hinterdenen ein Felsblock des Monte Grappaaufgestellt ist. Der 72 Meter lange Porti-kus hat eine leicht konkave Vorderseitemit sechzehn Säulen und dem mit denPersonifikationen der italienischenRegionen verzierten Gebälk. Die Attikaist darüber hinaus mit einem Fries vonmit großen Schilden abwechselndenAdlern geschmückt.Unter den Pronaoi (Vorhallen) der Propy-läen stehen behauene Schutzgeister,auf die jeweils ein Ruhm zutrifft. In denGiebelfeldern der Pronaoi befinden sichlinks die Einheit von E. Butti und rechtsdie Freiheit von E. Gallori. Auf der Spitzeder Propyläen stehen dagegen zwei Bron-zegruppen, die von geflügelten Sieges-göttinen geführte Quadrigen darstel-len: links die Einheit von Carlo Fontana,während die Darstellung der Freiheit aufder gegenüberliegenden Seite das Werkvon Paolo Bartolini ist. Vom Portikus aus

genießt man eines der eindrucksvollstenPanoramen von Rom. Im Inneren desMonuments haben das Institut für dieGeschichte des italienischen Risorgi-mento und das Museo sacrario delleBandiere delle Forze Armate (Fahnen-museum der Streitkräfte) ihren Sitz.Das Museo Centrale (Hauptmuseum)des Risorgimento nutzt weitere Innen-räume des Vittoriano und sammelt Doku-mente, Skulpturen, Drucke und Gemäldeder Geschichte Italiens ab dem Ende des18. Jahrhunderts bis zum Ende des ErstenWeltkriegs. Zu den interessanten Ausstel-lungsstücken zählen die Zimelien desGefängnisses vom Spielberg, persönlicheGegenstände von Garibaldi, aus demErsten und Zweiten Unabhängigkeits-krieg und Propagandamaterial aus demErsten Weltkrieg. Heute ist es zu einemOrt wichtiger Ausstellungen geworden.

A. Zanelli, Rom

F. Jerace, Die Tat, Skulptur aus Goldbronze

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Die Freitreppedes Vittorianohinunterge-

gangen erkennt man zurRechten, auf dem Rasen amFuße des Denkmals, einige antikeÜberreste: Es handelt sich um diejeni-gen des Grabes von Caius PupliciusBibulus, das im 1. Jahr-hundert v.Chr., gerade nochaußerhalb der von denso genannten

ServianischenMauern markiertenGrenze liegend, aus

Tuffstein und Travertingefertigt wurde. Das

Grabmal besaß eine rechteckige Cellaauf einem hohen Sockel; derverbliebene Teil ist mit Lisenen(Mauerstreifen) tuskanischen Stilsverziert. Nachdem man zur Linken

den Fußgängerüberwegüberquert und eine großeumzäunte, mit derreizenden Fontanella dellaPigna (Pinienzapfen-Brünnlein) geschmückteBlumenanlage hinter sichgelassen hat, gelangt manzu der kleinen Kirche, diedurch eine Loggiafassadegekennzeichnet ist.

Überreste des Grabes von Caius Puplicius Bibulus

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9. BeimSpazierengehen...

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Die Kirche wurde im Jahre 336 vonPapst Markus gegründet und vielenachfolgende Dokumente bezeu-

gen ihre Existenz. Die erste Basilika des 4.Jahrhunderts befindet sich 2,30 Meterunterhalb der jetzigen Kirche, und es wur-den die Überreste der Fundamente undder drei durch Säulen getrennten Kirchen-schiffe bestimmt. Das Gebäude hatte die-selbe Ausrichtung wie die heutige Kircheund man nimmt an, dass es durch einenBrand zerstört wurde. Eine zweite Basilikaaus dem 5. Jahrhundert kehrte die Aus-richtung um, mit dem Altar an derjenigenStelle, an der sich der Eingang der vorheri-gen Kirche befand. Auf diesem Tempelentstand die dritte Kirche aus dem 9. Jahr-hundert, die wieder die Ausrichtung derersten Konstruktion übernahm. Und vondieser Kirche kann man heute noch dieKrypta besichtigen. Im Jahre 1154 wurdeder romanische Glockenturm und der

marmorne Baldachin errichtet, ein Werkdesselben Künstlers, der später an der Kir-che S. Lorenzo fuori le Mura (St. Lorenzvor den Mauern) arbeiten sollte. Großebauliche Veränderungen setzten 1464unter Paul II. ein: Die Decke des Haupt-schiffes wird prachtvoll dekoriert, dieApsis restauriert und der gegenwärtigePortikus mit der darüber liegenden Loggiaerrichtet. Der heutige Fußboden wurdehingegen im Jahre 1523 erneuert, wäh-rend neue Glasfenster, Stuckdekorationenund Gemälde auf Kosten der einst imPalazzo di Venezia ansässigen veneziani-schen Botschaft eingebracht wurden. DieKirche sollte ihr endgültiges Aussehen erstim Jahre 1735 erhalten, als die antikenGranitsäulen durch Backsteinsäulenersetzt wurden, die mit sizilianischemJaspis verkleidet waren, und der Hochaltarerrichtet wurde.Von der Loggia über dem Portikus aus

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10. San Marco

S. Marco, Fassade

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segnete der Papst, der lange Zeit imPalazzo di Venezia wohnte, die zu feier-lichen Anlässen zusammengekommeneMenge. Im Atrium der Basilika sind einBrunnen aus dem 9. Jahrhundert undeine in die rechte Wand eingemauerteGrabinschrift bemerkenswert; diese istBeweis für das Verhältnis, das den PapstAlexander Borgia mit der im Jahre 1518verstorbenen Vannozza Cattanei ver-band, von der er vier Kinder bekam, dar-unter Cesare, genannt Valentino, und dieberühmte Lukrezia, Herzogin von Ferrara.In dem dreischiffigen Innenraum ist dasbewundernswerteste Werk das sehr kost-bare Mosaik, das das flache Apsisgewöl-be schmückt. Im Mittelschiff befinden

sich zahlreiche Fresken und Gemälde zwi-schen den Verglasungen, die alle aus dem17. und 18. Jahrhundert stammen. In denKapellen sind einige wertvolle Werke vonPalma dem Jüngeren. Im Inneren derApsis dann das Meisterwerk der Basilika:das aus dem 9. Jahrhundert stammendeMosaik mit der Darstellung des Christusmit Papst Markus und den hl. Agapi-tus, Agnes, Felicissimus, dem Evange-listen Markus und Gregor IV.; darunterChristus und die Apostel. In der Nähedes Seiteneingangs steht ein Grabmal,Werk von Antonio Canova. Im Sakra-mentsaltar im hinteren Teil des Schiffesbefindet sich das Papst Markus darstel-lende Bild von Melozzo da Forlì, währenddie Zeichnung der Kapelle von Pietro daCortona stammt. Der Körper des Heiligenwird in einer Porphyrurne im Presbyte-rium aufbewahrt.Zu besichtigen ist die Sakristei, die dieÜberreste des ursprünglichen Ziboriums,wertvolle Einrichtungsgegenstände undReliquiaren zusammen mit einem Frag-ment der Kreuzigung aus dem 13. Jahr-hundert und ein Bild des EvangelistenMarkus von Melozzo da Forlì enthält.

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34 Apsismosaik: Christus mit Papst Markus und den hl. Agapitus, Agnes, Felicissimus, dem Evangeli-sten Markus und Gregor IV.

Atrium, Brunnen aus dem 9. Jahrhundert

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Die Basilika S.Marco aufdem gleichna-

migen Platz verlassendsieht man rechts, nahe derHausnummer 49, die Reste einer Sta-tue, die vom Iseo Campense, einemägyptischen Tempel aus der Kaiserzeitstammt, der sich in der Nähe der Via diCampo Marzio befand. Die große weib-liche Marmorbüste, dort seit dem 15.Jahrhundert aufgestellt, ist wahrschein-lich der Rest dessen, was von einer gros-sen Statue der Göttin Isis übrig geblie-ben ist. Die Büste wurde vom Volk inMadame Lukrezia umbenannt und inder Vergangenheit zusammen mit dembekannteren Pasquino zu den sogenannten sprechenden Statuen vonRom gezählt; dies sind diejenigen Sta-tuen, auf denen satirischeKompositionen in Versengegen die Regierung oderhoch gestellte Persönlichkei-ten der Stadt angebrachtwurden. Die Statue ist an denPalazzetto di Venezia gestellt,ein Gebäude, das mit großenBogenöffnungen ursprüng-lich als Begrenzung für dasViridarium, den päpstlichenGarten fungierte. Aus Grün-den, die mit der Entwicklungder Straßenachse zwischenRom und dem Meer verbun-den sind, wurde der Palazzet-to im Jahre 1911 vollkom-men zerstört und im Ver-gleich zum Original miteiner anderen Ausrichtungund großen Änderungenwiederaufgebaut. Er wurdeum ein Stockwerk erhöhtund hat die Schließung derBögen erlitten. Derzeit sindin dem Gebäude verschiede-ne Kulturvereine ansässig.

Vom Portal des Palazzodi Venezia aus, der sichin Via del Plebiscito

befindet und als Zugangfür die regelmäßig im Palazzo

stattfindenden Ausstellungen genutztwird, betritt man den an Palmen rei-chen Garten, um den mit einemLöwen von S. Marco geschmücktenBrunnen zu bewundern. Von hier auserreicht man den Hof des angrenzen-den Palazzetto und kann das rekon-struierte päpstliche Viridarium in Ein-sicht nehmen. Inmitten des Gartenssteht der im Jahre 1483 mit den Waf-fen des Kardinals Barbo eingehaueneBrunnen. Kehrt man zur Piazza Vene-zia zurück, mit dem Vittoriano imRücken, fällt die Aufmerksamkeit aufden Palazzo zur Linken.

11. BeimSpazierengehen...

Büste der Isis, genannt Madame Lukrezia

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Ursprünglich war er eine beschei-dene Unterkunft der Titelkardi-näle der Basilika. Im Jahre 1440

übernahm der Venezianer und späterePapst Paul II., Pietro Barbo, den Kardi-nalstitel und das Gebäude begann,sich zu verwandeln; zunächst durchden Anbau eines Torre della Bisciagenannten Turms, der früher der Fami-lie Annibaldi gehörte. Mit der Krönungdes Kardinals zum Papst erfuhr derPalazzo eine enorme Entwicklung.Wenn dieses Gebäude zuvor 700 Qua-dratmeter groß war, übertraf esschließlich, den Garten eingeschlos-sen, eine Fläche von 11.000 Quadrat-metern. Es wurde auch ein breiter Hofgeschaffen und die auf den Platz zei-genden Fenster wurden verändert. ImJahre 1564 gründete Pius IV. im Palaz-

zo eine Art Eigentumsgemein-schaft zwischen den

Kardinälen der Basilika S. Marco undder Republik Venedig, die das Haus alsWohnsitz für ihre Botschafter nutzte.Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gingder Palazzo mit dem Abkommen vonCampoformio zum habsburgischenReich über, mit Ausnahme der Napole-onischen Zeit, in der er Eigentum desItalienischen Reiches wurde. Der Palaz-zo di Venezia gehörte bis 1916 zuÖsterreich und wurde dem italieni-schen Staat im Jahre 1924 zurückgege-ben. Heute beherbergt der Palazzo dasMuseum des Palazzo di Venezia unddie Bibliothek des Nationalen Institutsfür Archäologie und Kunstgeschichte.Von 1929 bis 1943, das Jahr der letz-ten Sitzung des „Großen Faschisti-schen Rats“, beherbergte der Palazzoin der Sala del Mappa-mondo das Bürovon Mus-

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12. Der Palazzo di Venezia

Der Palazzo di Venezia

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solini. Von dem auch von der Piazzaaus gut sichtbaren Außenbalkon desSaals hielt der Duce seine berühmtenReden – einschließlich der Kriegserklä-rung gegen Frankreich und Englandvom 10. Juni 1940 – an die Menge, diesich auf dem Platz zusammendrängte.Das Museum des Palazzo di Veneziawurde 1921 eröffnet. Die vom Staat imJahre 1959 erworbene Odescalchi-Sammlung der Wandteppiche und Waf-fen ist in der Sala Regia ausgestellt, derOrt, an dem die Botschafter darauf war-teten, vom Papst empfangen zu wer-den. Einige Wandteppiche flämischerHerkunft aus dem 16. Jahrhundert besit-zen einen beachtlichen künstlerischenWert. Die Sala del Mappamondoerhielt ihren Namen aufgrund einer heu-te verschwundenen Weltkarte, die sichan der Decke befand. Der Raum misst280 Quadratmeter und verfügt übereinen wunderschönen, mit Barbo-Wap-pen versehenen Kamin. Von diesem Saalaus betritt man die Räume des Kardinals

Barbo: Zu bestaunen sind die Sala delPappagallo, Sala degli Argenti undSala delle Ceramiche. Die Räume derWohnung der Familie Cybo werdendagegen für vorübergehende Ausstel-lungen genutzt.

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37Der über die V ia del Plebiscito blickende Löwe des Palazzo di Venezia

Detail eines Fensters des Palazzo di Venezia

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Am rechtenEnde desPalazzo di

Venezia befindet sich diekleine Kapelle der Madonnadelle Grazie. Siewird üblicher-weise die Madon-nella di S. Marcogenannt, geht aufdas Jahr 1699zurück undbefand sich aneiner Ecke vonPiazza S. Marco.Sie wurde nachden Arbeiten desJahres 1911, diezum Abriss desPalazzetto di Venezia und dessen Ver-setzung führten, hierher gebracht.An der Ecke zwischen Piazza Veneziaund Via del Corso befindet sich Palaz-zo Bonaparte, der zuvor den Namender Familien D’Aste und Rinuccinitrug und ein Werk von G.A. De Rossides ausgehenden 17. Jahrhunderts ist.Der Palazzo ist vor allem daherbekannt, dass er Madame LetiziaRamolino Bonaparte, die Mutter

Napoleons beher-bergte, die dort ihreletzten Jahre verbrach-

te und tagelang hinterdem überdachten Eckbalkon

(der so genannte“Mignano”) saßund die Römerbeim Spaziergangbeobachtete. Aufder gegenüberlie-genden Seite vonPiazza Veneziafindet man dasBauwerk sehr vieljüngeren Datums,Palazzo delleAssicurazioniGenerali, errich-

tet im Jahre 1911 gemäß der Zeich-nung von Alberto Manassei, der dieProportionen der Renaissance vonPalazzo di Venezia zum Vorbild nahm.Ein einfacher Gedenkstein erinnertdaran, das in Via dei Fornari Michel-angelo Buonarroti lebte: Seine Woh-nung, die auch seinen Schülern alsAtelier diente, wurde zerstört, umPlatz für den Palazzo delle Assicura-zioni zu schaffen.

13. BeimSpazierengehen...

Palazzo delle Assicurazioni Generali,Detail der Fassade

Palazzo Bonaparte, überdachter Eckbalkon38

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Piazza Venezia:H - 30 - 40 - 44 - 46 - 60 - 62 - 63 - 64 - 70- 81 - 84 - 85 - 87 - 95 - 117 - 119 - 130 -160 - 170 - 175 - 190 - 204 - 271 - 492 -571 - 628 - 630 - 715 - 716 - 780 - 781 -810 - 850 - 916

Touristenbuslinie:110 - Archeobus

Zeichenerklärung:• Die halbfetten Zahlen zeigen die Endstationen an

(z. B. 70).• Die unterstrichenen Zahlen verweisen auf die Stra-

ßenbahnen (z.B. 3).• Die grünen Zahlen geben die nur werktags bedien-

ten Linien an (z.B. 30).• Die roten Zahlen zeigen die nur feiertags verkehren-

den Verkehrsmittel an (z.B. 130).

Wie erreicht man…

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Infobüros desFremdenverkehrsamtes

• Stazione Termini (Hauptbahnhof) - Via Giolitti, 34 -Gleis 24 (täglich von 8.00-21.00 Uhr)

• Stazione Termini - Piazza dei Cinquecento -Vetrina Roma (täglich von 11.00-18.00 Uhr)

Täglich von 9.30-19.30 Uhr• Flughafen Leonardo da Vinci - Terminal C - Arrivi

Internazionali (Ankunft Internationale Flüge)• Castel Sant’Angelo (Engelsburg) - Piazza Pia• Via Minghetti - Fontana di Trevi (Trevi-Brunnen)• Piazza del Tempio della Pace - Fori Imperiali

(Kaiserforen)• Piazza delle Cinque Lune - Navona• Santa Maria Maggiore - Via dell’Olmata• Piazza Sonnino - Trastevere• Via Nazionale - Palazzo delle Esposizioni

Büro für Tourismuspolitik und internationaleTourismusförderung

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