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seitenbühne Das Journal der Staatsoper Hannover 03.04

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01 OPER

WENN MAN’S KANN, IST’S KEINE KUNST – UND WENN MAN’S NICHT KANN, ERST RECHT NICHT. Karl Valentin

IM ANFANG IST DAS WORT

KUNST IST, WENN MAN’S NICHT KANN, DENN WENN MAN’S KANN, IST’S KEINE KUNST. Nestroy

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Mit freundlicher UnterstützungAUF IN DEN WELTRAUM!

Hoch hinaus ging ’s b

eim Kinderfest Anfang Fe

bruar:

Heini, der kleine Vampir, h

ob ab, um den Weltraum und se

ine Klänge zu erkunden.

Ein Rückblick mit F

otografien von Insa Hagemann.

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04. 05 OPER OPER

IM NETZKay Voges schickt Verdis Aida in den Cyberspace

KLAUS ANGERMANN

In den 40er-Jahren des vorigen Jahrhunderts erschien der Science-Fiction-Roman 1984 von George Orwell als beunruhigende Vision eines totalitären Überwachungs-staates, der mit seinen Kontrollmechanismen nicht nur das äußere Verhalten seiner Untertanen erfasst, sondern auch deren Gedanken und Überzeugungen, und damit die Identität jedes Individuums bis in die intimsten Winkel hinein den Interessen eines Machtapparates unterstellt, der vom Phantom eines »Großen Bruders« gelenkt zu wer-den scheint. Dabei steht der totalen Erfassung der Privat-sphäre die Anonymität einer Machtzentrale gegenüber, die sich der Lokalisierbarkeit entzieht. Der »Große Bru-der«, von dem niemand mit Sicherheit sagen kann, ob er überhaupt existiert, ist das Symbol eines alle Lebensbe-reiche durchdringenden Systems, das umso effektiver ist, je mehr es in den Köpfen der Menschen installiert ist und daher ungreifbar bleibt.Aus heutiger Sicht erscheint Orwells Roman einerseits vi-sionär, indem er vor dem Hintergrund seiner Zeit viele Entwicklungen unserer Gegenwart vorwegnimmt, ande-rerseits aber auch fast naiv. Denn angesichts der totalen digitalen Vernetzung bedarf es immer weniger einer übergeordneten Kontrollinstanz, die notfalls mit Gewalt das Funktionieren des Systems gewährleistet. Die virtuel-le Welt wird zur Lebenswelt, und in dem Maße, in dem sich das Individuum der Virtualität ausliefert, verschwin-det das Gegenbild einer wie immer definierten Realität, aus der überhaupt Widerstand entwickelt werden könnte.

Der Lüneburger Kulturwissenschaftler Andreas Bernard kennzeichnet die aktuelle Situa-

tion denn auch als Leben »wie in einem

Über-

wachungsstaat – nur freiwillig«. Was vor wenigen Jahr-zehnten noch heftige Proteste ausgelöst hat – wie Volks-zählung, Vorratsdatenspeicherung und sonstige Überwa-chungstechniken –, trifft heute kaum noch auf Widerstand, obwohl die Durchleuchtung der Privatsphäre inzwischen immense Dimensionen angenommen hat, die die frühe-ren Maßnahmen zur Erfassung der Bevölkerung als Kin-derspiel erscheinen lassen.Es herrscht ein stilles Einverständnis darüber, dass die reichhaltigen Spuren, die wir tagtäglich im Netz hinter-lassen, nicht mehr getilgt werden können und auch nicht dürfen, schon allein deshalb, weil sie zu einem wesentli-chen und unverzichtbaren Teil unserer Identität gewor-den sind. Das virtuelle Profil, für jeden sichtbar, führt ein Eigenleben. Denn dieses Profil liefert nicht nur vereinzel-te Momentaufnahmen unserer Vergangenheit, sondern in der algorithmischen Verarbeitung ein komplexes Bild der Persönlichkeit, das uns als unsere zweite Existenz gegen-übertritt – eine unzerstörbare Existenz, deren Unsterblich-keit sie dem realen Dasein überlegen macht, ein himmli-scher Ausblick in Zeitlosigkeit und Unendlichkeit. – Schnitt.»Der Himmel öffnet sich« für die unsterblich Liebenden, deren irrende Seelen am Ende von Giuseppe Verdis Aida »zum Strahl des ewigen Lichtes« fliegen. Die verbotene Liebe zwischen dem ägyptischen Feldherrn Radames zur Sklavin Aida, die in Wirklichkeit die Tochter des äthiopi-schen Königs Amonasro und somit des Kriegsgegners ist, führt die beiden in ein Gebiet außerhalb von Raum und Zeit, in ein gemeinsames Grab, das diese Liebe konser-viert. Dieses Ende, eine Auflösung in der Zeitlosigkeit, ist der Verzicht auf die reale Existenz zugunsten des leucht-enden Bildes einer unvergänglichen Liebe.Vorausgegangen ist diesem Ziel eine Spaltung: Sowohl

Radames als auch Aida führen eine widersprüchliche Doppelexistenz; sie leben in zwei Welten, die

miteinander in Konflikt stehen. Private und öffentliche

Existenz

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07 BALLETT06. 07

klaffen auseinander: Radames ist innerhalb des Machtapparates der vielversprechende und funktionierende Offizier, der sein Volk zum stolzen Sieg zu führen bereit ist, und liebt doch andererseits die Frau, die eigentlich der Gegenseite angehört, und ihn dennoch auch liebt. Beiden ist die Unvereinbarkeit dieser Welten lange nicht be-wusst. Aber sie werden überwacht, und den Lauschern wird schnell klar, dass das Treiben des Paars nicht ihrem offiziellen Profil ent-spricht. Denn Radames ist nach erfolgreichem Feldzug der ägypti-schen Königstochter Amneris versprochen, die in Aida eine verhass-te Konkurrentin erkennt. Und Aida wird von ihrem in ägyptische Gefangenschaft geratenen Vater dazu überredet, Radames unter Miss-brauch seines Vertrauens zum Landesverrat anzustiften, wobei er die Vaterliebe seiner Tochter geradezu erpresserisch für seine poli-tischen Ziele instrumentalisiert.Und über allem wacht der unerbittliche Machtapparat in Gestalt der Priesterschaft unter ihrem Oberpriester Ramphis, dessen rituell be-stimmtes Herrschaftssystem jeden Winkel durchdringt. Selbst der König, dem die Oper nicht mal einen Namen gönnt, scheint wie ein Phantom, wie ein virtueller Avatar, der nur das ausführt, was der »Big Brother« und Administrator des Netzes Ramphis programmiert hat. Es ist eine simulierte Welt gescannter Identitäten, in der die Figuren leben, eine Welt, in der es keine Widersprüche geben darf. Das Individuelle muss sich dem System anpassen, andernfalls wird es gelöscht. Im Moment des Sterbens von Aida und Radames be-mächtigt sich das Programm der beiden Liebenden, die als Bild oder Piktogramm integriert werden. – Schnitt.Verdi empfand das Verhältnis zwischen seiner öffentlichen Rolle und seinem künstlerischen Anliegen als Konflikt. Er zögerte zu-nächst, den Auftrag des ägyptischen Staates für eine große Oper »in ausschließlich ägyptischem Stil« anzunehmen, stand er doch Ereig-nissen, bei denen der Sensationswert die Kunst überlagert, ableh-nend gegenüber. Nur die Qualität des Textbuches – und vielleicht auch die Bewilligung seiner exorbitanten finanziellen Forderungen – überzeugten ihn, das Werk dennoch in Angriff zu nehmen, wobei er den damit verbundenen Reklamerummel einfach nur ekelhaft fand und der Uraufführung fernblieb.Aida, entstanden als Auftragswerk des Opernhauses in Kairo, steht durch ihre musikalische Prachtentfaltung und dem personellen Auf-wand, speziell auch durch die berüchtigte Popularität des Triumph-marsches, gelegentlich im Ruf einer oberflächlich auftrumpfenden Repräsentationsoper und war immer wieder das Ziel kritischer Kom-mentare. Freilich zeigt die Oper ein doppeltes Gesicht. Die Giganto-manie und das exotische Kolorit sind nur eine Seite der Medaille, ihre glänzende Oberfläche, deren scheinbar affirmativer Gestus im Kontext des Gesamtwerks relativiert und negiert wird. Der Kontrast zwischen den großen Tableaus und den zentralen kammerspielarti-gen Szenen, die einen Großteil des Werks ausmachen, bezeichnet

Jörg Mannes adaptierte 2016 Friedrich Dür-renmatts »tragische Komödie« Der Besuch

der alten Dame für das Ballett – und ihm gelang ein großer Wurf.Seine Choreographie eröffnet eine überra-schende Sicht auf die bekannte Vorlage: Das Spiel unterschiedlicher Kräfte, Masse und Individuum, innere Bewegung und offene Konflikte werden greifbar, ohne dass Man-nes die Handlung in einer bestimmten Zeit oder an einem konkreten Ort verankert.Aufsehenerregende Bilder und das tänze-risch wie darstellerisch beeindruckende En-semble begeistern nicht nur Ballettfans. Dieser Besuch unterhält, reißt mit und be-rührt. Und Claire Zachanassian, die Rache-göttin des modernen Theaters, weiß auch im Tanz zu überzeugen. Sie bekommt ihren Tribut – und zahlt.

DER BESUCHBallett von Jörg Mannes

nach Der Besuch der alten Dame

von Friedrich Dürrenmatt

Musik von Giovanni Allevi, Craig Armstrong,

Max Richter, David Wenngren und anderen

CHOREOGRAPHIE Jörg Mannes BÜHNE Florian Parbs

KOSTÜME Inge Medert LICHT Susanne Reinhardt DRA­

MATURGIE Brigitte Knöß

WIEDERAUFNAHME Samstag, 17. März 2018

WEITERE VORSTELLUNGEN Fr, 23.03.18 | Mi, 28.03.18

Fr, 13.04.18 | Sa, 26.05.18 | Fr, 15.06.18, jeweils

19.30 Uhr

den eigentlichen Konflikt der Oper: den Konflikt zwischen individu-eller Glückssuche und autoritären Gesellschaftsstrukturen, zwischen Gefühl und Politik, zwischen Liebe und Gewalt.Nach seiner aufsehenerregenden und heiß diskutierten Inszenie-rung von Webers Freischütz nähert sich der Regisseur Kay Voges Verdis Aida erneut mit einem ungewöhnlichen Ansatz. In seiner In-szenierung schafft ein aufwändiger Versuchsaufbau unter Einbezie-hung von Videotechnik einen Raum, der als Machtapparat die Figu-ren umschließt und sich ihre Identität verfügbar macht. Immer wieder begegnen die Figuren ihren virtuellen Ebenbildern, wobei sich die Realitätsebenen und Zeiten durchdringen. Unter einer sehr aktuellen Perspektive auf das Werk wird das Spannungsverhältnis von Privatheit und öffentlicher Rolle, von körperlicher Existenz und virtuellem Abbild, von Selbstbestimmung und Systemkonformität thematisiert und die Frage nach den Formen und Mechanismen der Macht in einer digitalisierten Welt gestellt.

AIDAOper in vier Akten (1871) von Giuseppe Verdi

Text von Antonio Ghislanzoni nach einem Handlungsentwurf von Auguste

Mariette und einem Szenario von Camille Du Locle

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

EINFÜHRUNGSMATINEE Sonntag, 8. April 2018, 11 Uhr, Marschner-Saal

PREMIERE Samstag, 14. April 2018, 19.30 Uhr

WEITERE VORSTELLUNGEN Di, 17.04.18 | Sa, 21.04.18 | Sa, 28.04.18 | Do, 10.05.18

(18.30 Uhr) | Fr, 18.05.18 | Do, 14.06.18 | Mi, 20.06.18 | Fr, 29.06.18; jeweils 19.30

Uhr (wenn nicht anders angegeben)

MUSIK ALISCHE LEITUNG Ivan Repušic INSZENIERUNG Kay Voges BÜHNE Daniel Ros-

kamp KOSTÜME Mona Ulrich LICHT Susanne Reinhardt VIDEO Voxi Bärenklau DRA­

MATURGIE Klaus Angermann

AIDA Karine Babajanyan AMNERIS Khatuna Mikaberidze / Monika Walerowicz

RADAMES Rafael Rojas AMONASRO Brian Davis RAMPHIS Shavleg Armasi / Tobias

Schabel u. a.

Chor und Extrachor der Staatsoper Hannover

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

Die Premiere wird live übertragen von NDR Kultur

Mit freundlicher Unterstützung

ALLES HAT SEINEN PREIS

Cássia Lopes (Claire Zachanassian), Giada Zanotti (Kläri

Wäscher) und Denis Piza (Alfred Ill)

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08. 09 BALLETT BALLETT

Wieder einmal prägt ein großes Tanzfest die Ostertage an der Staatsoper Hannover. Bei den Oster-Tanz-Tagen 2018 geben sich dies-mal vorwiegend deutsche Tanzgrößen die Klinke des Opernhauses in die Hand: Sasha

Waltz & Guests kehren nach ihrem riesigen Erfolg mit Sacre vor zwei Spielzeiten mit ih-rem wohl berühmtesten Stück an die Leine zurück: Körper (Choreographie: Sasha Waltz; Musik: Hans Peter Kuhn) ist eine Feier des menschlichen Körpers, der bei Sasha Waltz in all seinen Facetten dargestellt wird, die Hülle und das Innere werden tänzerisch in ihrer Schönheit ebenso wie in ihrer Häss-lichkeit gezeigt. Die Sterblichkeit des Kör-pers führen die dreizehn Tänzerinnen und

Tänzer vor, sie zitieren aber auch den Traum vom perfekten Körper. Eine besondere Note erhält das Gastspiel in Hannover am Karfrei-tag und Karsamstag dadurch, dass die Tän-zer bereits die Uraufführung getanzt haben und man nun an ihnen selbst den Prozess des Reifens und Durchdringens studieren kann. Das monumentale Bühnenbild ist ein zusätzliches optisches Plus – die Staatsoper Hannover ist eine der wenigen Bühnen, die diesen gigantischen Aufbau überhaupt er-möglichen können.Der polnische Choreograph und Tänzer Was-law Nijinski hatte in Nachmittag eines Fauns

zur Musik von Claude Debussy einen Satyr auf die Bühne gebracht, der sich mit sich

selbst vergnügen muss, als die von ihm be-gehrten Nymphen die Flucht ergreifen. Das Pariser Uraufführungs-Publikum war scho-ckiert. Dass das Stück zu einer der berühm-testen Tanzschöpfungen aller Zeiten wurde, ist dem Genius Nijinskis zu verdanken. Marco Goecke, derzeit einer der erfolgreichsten deutschen Choreographen und ab der Spiel-zeit 2019 / 20 Ballettdirektor in Hannover, schuf für Gauthier Dance / Dance Company

Theaterhaus Stuttgart, seine hochgelobte Choreographie, die diesem Tanz-Genie nach-spürt.Das inzwischen weltweit gefragte Bayeri-

sche Junior Ballett München gastiert mit Cho-reographien von Ivan Liška, Norbert Graf und

FESTSPIELGLANZ MIT SASHA WALTZ, GAUTHIER DANCE UND DEM BAYERISCHEN JUNIOR BALLETTOSTER-TANZ-TAGEDIENSTAG, 27. MÄRZ 2018, 19.30 UHR, OPERNHAUS

BILDER EINER AUSSTELLUNGDISTANZJARDÍ TANCAT3 PRELUDESBayerisches Junior Ballett München

MITTWOCH, 28. MÄRZ 2018, 19.30 UHR, OPERNHAUS

DER BESUCHBallett der Staatsoper Hannover

DONNERSTAG, 29. MÄRZ 2018, 19.30 UHR,

SCHAUSPIELHAUS

NIJINSKIGauthier Dance / Dance Company Theaterhaus Stuttgart

FREITAG, 30. MÄRZ 2018 UND SAMSTAG, 31. MÄRZ 2018,

JEWEILS 19.30 UHR, OPERNHAUS

KÖRPERSasha Waltz & Guests

OSTERMONTAG, 2. APRIL 2018, 10 UHR,

KLEINER BALLETTSA AL

SOCKE!

OSTERMONTAG, 2. APRIL 2018, 16 UHR,

OPERNHAUS

WORKSHOP PRÄSENTATION MIXED MOVES

TERMINE

Ayman Harper zu Mussorgskys Bilder einer

Ausstellung, mit Dustin Kleins DisTanz, Nacho Duatos Jardí tancat und Richard Siegals 3

Preludes. Und das gast ge bende Ballett der Staatsoper Hannover zeigt mit Der Besuch einen gefeierten Abend nach Dürrenmatts weltbekanntem Theaterstück. Workshops für junge und junggebliebene Tanz-Fans kom-plettieren das Programm der Oster-Tanz-

Tage.

Nijinski Körper Jardí tancat Der Besuch

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10. 11 JUNGE OPER JUNGE OPER

Doch wer die Grimm’schen Haus- und Kindermärchen aufschlägt und durchblättert, wird etliche Erzählungen finden, die eben dieses Schwarz-Weiß-Denken unterlaufen – allerdings sind es eben eher jene, die nicht so bekannt geworden sind, wie zum Beispiel Die drei

Spinnerinnen oder Das kluge Gretel. Angesichts der Grausamkeit so manches Märchens ist es eigentlich erstaunlich, dass sie heute bei Eltern als pädagogisch wertvoll gelten. Denn tatsächlich waren die mündlich überlieferten Geschichten nicht als Unterhaltung für Kin-der, sondern für Erwachsene gedacht, waren erotisch bis sexuell gewürzt, enthielten blutige Bestrafungen, die mittelalterlichen Ge-setzesbüchern entsprungen scheinen: Hexen werden verbrannt, Diebe gehängt, Königsmörder gevierteilt. Märchenforscher Heinz Rölleke findet dies nicht sonderlich überra-schend, denn schließlich waren Jacob und Wilhelm Grimm Juristen. Ursprünglich sammelten sie diese Volkserzählungen, um sie vor dem Aussterben zu bewahren. Offensichtlich fand aber bei dem calvinis-tisch geprägten Bruderpaar ein Umdenken statt. So schrieben sie im Vorwort der zweiten Auflage von 1812: »Darum geht innerlich durch diese Dichtungen jene Reinheit, um derentwillen uns Kinder so wunderbar und selig erscheinen: Sie haben gleichsam dieselben blaulichweißen makellosen glänzenden Augen, die nicht mehr wachsen können […] Das ist der Grund, warum wir durch unsere Sammlung nicht bloß der Geschichte der Poesie und Mythologie ei-nen Dienst erweisen wollten, sondern es zugleich Absicht war, dass die Poesie selbst, die darin lebendig ist, wirke und erfreue, wen sie erfreuen kann, also auch, dass es als ein Erziehungsbuch diene.« Jacob und Wilhelm Grimm überarbeiteten die Texte, fanden zu dem heute so beliebten romantischen Ton und dichteten glückliche En-den hinzu.

DAS MÄRCHEN­REVIVALBruno Bettelheims Abhandlung Kinder brauchen Märchen von 1977 machte das Vorlesen und Erzählen von Märchen wieder populär, nachdem sie bei einer Generation antiautoritär erziehender Eltern in Ungnade gefallen waren aufgrund ihrer moralischen Wertungen. Claudia Becker, Redakteurin der Tageszeitung Welt fasste 2012 tref-

fend zusammen, was Märchen so unverzichtbar macht: »Ohne Fan-tasie gäbe es keine Märchen, aber ohne Märchen hätten wir auch keine Fantasie. Märchen malen Bilder in Kinderköpfen. Und sie pflü-gen die Seele, damit auf ihr etwas wachsen kann von dem, was der Mensch zum Leben braucht. Die Zuversicht zum Beispiel, dass es immer eine Lösung gibt, mag die Situation auch so ausweglos er-scheinen wie die Gefangenschaft im Bauch eines Wolfes. Schaurig geht es in Märchen zu. […] Darf man Kindern das zumuten? Ja. Denn das Böse übertreibt im Märchen derart, dass es schon wieder ko-misch wird. So werden Märchen zum Spiel mit der Angst. Was gibt es Besseres, um sie zu überwinden?«

WER NUR AM RADE SPINNEN KANN, DEM FEHLT DIE FANTASIE!Eben darum geht es auch in dem neuen Musiktheater Die drei Spin-

nerinnen, das die Staatsoper Hannover zu einem Libretto von Chef-dramaturg Klaus Angermann bei dem jungen Komponisten Gregor A. Mayrhofer in Auftrag gegeben hat. Schließlich wird ein Mädchen an eine Königin verschachert und soll eine schier unlösbare Auf-gabe bewältigen. Für das Spinnen des ganzen Flachses auf dem Schloss wird dem Mädchen zwar die Heirat mit dem Prinzen in Aus-sicht gestellt – aber wie soll ihr das gelingen? In der Version von Angermann und Mayrhofer träumt sie gar, dem Prinzen sei Schlim-mes widerfahren, weil sie in diese missliche Situation geraten ist. Gerade mit dieser Angst vor der Machtlosigkeit gegenüber den Ent-scheidungen von Erwachsenen können sich Kinder gut identifizie-ren, sie fühlen sich intuitiv in die Märchenfiguren ein. Wer das Ende des Märchens dahingehend deutet, dass der Zweck die Mittel heiligt und man auch für zweimaliges Lügen belohnt wer-den sollte, übersieht ein entscheidendes Detail: Wer sagt denn, dass man nur am Rade spinnen kann – vielleicht sollte man fragen, ob und wie man sein Leben nach eigenen Wünschen gestalten kann? Schließlich kann das »Spinnen« der Fantasie geheime Träume wahr werden lassen – und das kann durchaus genauso anstrengend und wertvoll sein, wie am Spinnrad zu schuften. Die Moral von der Ge-schicht’? Spinnen lohnt sich – egal auf welche Weise!

UND DIE MORAL VON DER GESCHICHT’ – GIBT’S DIE NICHT? Über das ungewöhnliche Märchen Die drei Spinnerinnen der Brüder Grimm

CHRISTOPHER BAUMANN

»Es war ein Mädchen faul und wollte nicht spinnen« – so beginnt das Grimm’sche Märchen von den Drei Spinnerinnen. Schon hört man im Sinne Wilhelm Buschs eine innere Stimme raunen: »Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe!« Denn eigentlich darf nach unserem erwachsenen Gerechtigkeitsempfinden und protestantisch-norddeutschem Arbeitsethos eine solche Haltung nicht belohnt werden. Im Gegenteil: eigentlich müsste so ein Verhalten recht streng bestraft werden.

DIE DREI SPINNERINNEN Es war ein Mädchen faul und wollte nicht spinnen, und die Mutter

mochte sagen, was sie wollte, sie konnte es nicht dazu bringen.

Endlich überkam die Mutter einmal Zorn und Ungeduld, dass sie

ihm Schläge gab, worüber es laut zu weinen anfing. Nun fuhr gera-

de die Königin vorbei, und als sie das Weinen hörte, ließ sie anhal-

ten, trat in das Haus und fragte die Mutter, warum sie ihre Tochter

schlüge, dass man draußen auf der Straße das Schreien hörte. Da

schämte sich die Frau, dass sie die Faulheit ihrer Tochter offenbaren

sollte, und sprach: »Ich kann sie nicht vom Spinnen abbringen, sie

will immer und ewig spinnen, und ich bin arm und kann den Flachs

nicht herbeischaffen.« Da antwortete die Königin: »Ich höre nichts

lieber als spinnen und bin nicht vergnügter, als wenn die Räder

schnurren. Gebt mir Eure Tochter mit ins Schloss, ich habe Flachs

genug, da soll sie spinnen, soviel sie Lust hat.« Die Mutter war’s von

Herzen gerne zufrieden, und die Königin nahm das Mädchen mit.

Als sie ins Schloss gekommen waren, führte sie es hinauf zu drei

Kammern, die lagen von unten bis oben voll vom schönsten Flachs.

»Nun spinn mir diesen Flachs«, sprach sie, »und wenn du es fertig-

bringst, so sollst du meinen ältesten Sohn zum Gemahl haben; bist

du gleich arm, so acht ich nicht darauf, dein unverdrossner Fleiß ist

Ausstattung genug.« Das Mädchen erschrak innerlich, denn es

konnte den Flachs nicht spinnen, und wär’s dreihundert Jahre alt

geworden und hätte jeden Tag vom Morgen bis Abend dabeigeses-

sen. […] Das Mädchen trat in seiner Betrübnis vor das Fenster. Da

sah es drei Weiber herkommen, davon hatte die erste einen breiten

Plattfuß, die zweite hatte eine so große Unterlippe, dass sie über das

Kinn herunterhing, und die dritte hatte einen breiten Daumen. Die

blieben vor dem Fenster stehen, schauten hinauf und fragten das

Mädchen, was ihm fehlte. Es klagte ihnen seine Not, da trugen sie

ihm ihre Hilfe an und sprachen: »Willst du uns zur Hochzeit einla-

den, dich unser nicht schämen und uns deine Basen heißen, auch

an deinen Tisch setzen, so wollen wir dir den Flachs wegspinnen,

und das in kurzer Zeit.«

»Von Herzen gern«, antwortete es, »kommt nur herein und fangt

gleich die Arbeit an.« […] Als die erste Kammer leer war, ging‘s an

die zweite, endlich an die dritte, und die war auch bald aufgeräumt.

Nun nahmen die drei Weiber Abschied und sagten zum Mädchen:

»Vergiss nicht, was du uns versprochen hast, es wird dein Glück

sein.«

Als das Mädchen der Königin die leeren Kammern und den großen

Haufen Garn zeigte, richtete sie die Hochzeit aus, und der Bräutigam

freute sich, dass er eine so geschickte und fleißige Frau bekäme,

und lobte sie gewaltig.

»Ich habe drei Basen«, sprach das Mädchen, »und da sie mir viel

Gutes getan haben, so wollte ich sie nicht gern in meinem Glück

vergessen. Erlaubt doch, dass ich sie zu der Hochzeit einlade und

dass sie mit an dem Tisch sitzen.« Die Königin und der Bräutigam

sprachen: »Warum sollen wir das nicht erlauben?«

Als nun das Fest anhub, traten die drei Jungfern in wunderlicher

Tracht herein, und die Braut sprach: »Seid willkommen, liebe Ba-

sen.« »Ach«, sagte der Bräutigam, »wie kommst du zu der garstigen

Freundschaft?« Darauf ging er zu der einen mit dem breiten Plattfuß

und fragte: »Wovon habt Ihr einen solchen breiten Fuß?« »Vom Tre-

ten«, antwortete sie, »vom Treten.« Da ging der Bräutigam zur zwei-

ten und sprach: »Wovon habt Ihr nur die herunterhängende Lippe?«

»Vom Lecken«, antwortete sie, »vom Lecken.« Da fragte er die dritte:

»Wovon habt Ihr den breiten Daumen?« »Vom Fadendrehen«, ant-

wortete sie, »vom Fadendrehen.« Da erschrak der Königssohn und

sprach: »So soll mir nun und nimmermehr meine schöne Braut ein

Spinnrad anrühren.« Damit war sie das böse Flachsspinnen los.

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13 OPER12. 13 JUNGE OPER

SPINNT DOCH MAL!Familienworkshop

Einfach mal spinnen können Familien rund um eine Vorstellung der Uraufführung Die drei Spinnerinnen. An zwei Sonntagen beschäfti-gen sich Kinder ab 8 Jahren und ihre erwachsenen Begleitpersonen mit der Oper. Am ersten Tag erfahren sie, wie man echte Fäden spinnt und philosophieren rund um den Inhalt der Oper. Am zweiten Sonntag besuchen sie nach einem Musiktheaterworkshop gemein-sam eine Aufführung.KOSTEN 2 Euro (ermäßigt 1 Euro) zzgl. Eintritt für die VorstellungKONTAKT [email protected]

TERMINE

+ Philosophieren und Spinnen: So, 22.04.2018

+ Musiktheaterworkshop und Vorstellung: So, 29.04.18, jeweils 13.30–16 Uhr

In Kooperation mit dem Historischen Museum Hannover und der Kulturellen

Kinder- und Jugendbildung/Stadtteilkultur der Landeshauptstadt Hannover

»Was gleicht wohl auf Erden …« – kaum ein Männergesangsverein, der den Jägerchor aus Webers Freischütz nicht im Repertoire hätte! Der Frage, wieso Webers Oper um einen Jäger mit Ladehemmung zum Inbegriff deutschen Kul-turguts werden konnte, spürt Kay Voges nach. Nicht zuletzt dank des Hanno-verschen Freischütz und seiner aufregenden Bildsprache gilt Voges, Inten-dant des Schauspiels Dortmund, als einer der gefragtesten Regisseure des gesamten deutschsprachigen Raums. Die Freischütz-Debatte sorgte bundes-weit für Schlagzeilen. Für fünf Vorstellungen kehrt die heiß diskutierte Insze-nierung auf den Spielplan zurück.

DER FREISCHÜTZOper von Carl Maria von Weber

MUSIK ALISCHE LEITUNG Valtteri Rauhalammi INSZENIERUNG Kay Voges BÜHNE Daniel Ros-

kamp VIDEO Voxi Bärenklau LIVEBILDSCHNITT Lennart Laberentz K AMERA Vlad Margulis / Jan

Voges KOSTÜME Mona Ulrich, Theresa Mielich CHOR UND EXTRACHOR Lorenzo Da Rio LICHT

Susanne Reinhardt DRAMATURGIE Klaus Angermann

MA X Eric Laporte AGATHE Rebecca Davis / Kelly God ÄNNCHEN Ania Vegry / Athanasia Zöhrer

K ASPAR Tobias Schabel OTTOK AR Stefan Adam / Matthias Winckhler KUNO Michael Dries

EREMIT Daniel Eggert KILIAN Uwe Gottswinter / Byung Kweon Jun SAMIEL Eva Verena Müller

Chor und Extrachor der Staatsoper Hannover

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

VORSTELLUNGEN Di, 06.03.18 | Fr, 16.03.18 | So, 25.03. (16 Uhr) | Fr, 20.04.18 | Di, 01.05.18

(18.30 Uhr); jeweils 19.30 Uhr (wenn nicht anders angegeben)

DER

FREISCHÜTZ

IST DAS STÜCK

DER STUNDE.

DIE WELT

HIER GEHT MUSIKTHEATER NACH VORNE, UND HIER WIRD RICHTIG WAS NEUES GEWAGT!DEUTSCHLANDRADIO KULTUR

DIE DREI SPINNERINNEN (UA)Musiktheater von Gregor A. Mayrhofer (2017) für alle ab 8 Jahren

Libretto von Klaus Angermann

nach dem gleichnamigen Märchen der Brüder Grimm

Auftragswerk der Staatsoper Hannover

URAUFFÜHRUNG Freitag, 6. April 2018, 11 Uhr, Ballhof Eins

WEITERE VORSTELLUNGEN Mi, 11.04.18 | Do, 26.04.18 | So, 29.04.18 (15 Uhr) | Mi,

16.05.18 | Do, 17.05.18 | Mi, 23.05.18 | Do, 07.06.18 | Mi, 13.06.18; jeweils 11

Uhr, wenn nicht anders angegeben

MUSIK ALISCHE LEITUNG Mark Rohde/Florian Groß INSZENIERUNG UND KOSTÜME Neil

Barry Moss BÜHNE Katharina Laage LICHT Erik Sonnenfeld DRAMATURGIE Chris-

topher Baumann MUSIKTHEATERPÄDAGOGIK Eva-Maria Kösters

MÄDCHEN Ylva Stenberg KÖNIGIN Marlene Gaßner PRINZ Pawel Brozek MUTTER Ula

Drescher DIE DREI SPINNERINNEN Gihoon Kim, Hyun Joong Kim, Yannick Spanier

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

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15 BALLETT14. 15 OPER

HAPPY BIRTHDAY, LENNY! Alles Gute zum Geburtstag an eine musikalische Ausnahmepersönlich-keit wünscht die Staatsoper mit gleich zwei hochgelobten Produktionen

Sein Charisma und menschliche Wärme waren legendär; »Lenny« – wie er liebevoll genannt wurde – war gleichzeitig einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts und ein Humanist, der sich mit seinen Wer-ken und als Musiker für soziale Gerechtigkeit, Bürgerrechte und Frieden in der Welt einsetzte: der Pianist, Komponist und Dirigent Leonard Bern-stein. 2018 ist für Bernstein-Fans ein besonderes Jahr, denn den 100. Geburtstag des unermüdlichen Botschafters der Musik begeht die gesam-te Musikwelt.Gleich zwei seiner Werke – sicherlich eine Rarität im Jubiläumsjahr – hat die Staatsoper Hannover im Programm; beide können als repräsentativ gesehen werden für Bernsteins »Mission«, Brücken zu bauen über die Grä-ben zwischen klassischer Musik, Jazz und Broadway-Sound: Bernsteins Broadway-Hit West Side Story und seine hochkomische musikalische Sa-tire Candide. Beide Stücke sind Plädoyers für Toleranz und Aussöhnung – hier gerichtet gegen die Gewalt zwischen ethnischen Gruppen sozial benachteiligter Jugendlicher in New York, dort eine bissige Satire auf Grundlage von Candide oder der Optimismus von Voltaire. Der französi-sche Philosoph schickt seine Titelfigur Candide auf eine Weltreise, wobei er nicht Kunstschätze und Denkmäler erlebt, sondern auf Inquisition und Naturkatastrophen trifft und auf die sprichwörtlichen Nepper, Schlepper und Bauernfänger, die seine offene und naive Art ausnutzen wollen. Doch Candide bleibt optimistisch, hält an den Lehren seines Meisters Pangloss – Vertreter der These Gottfried Wilhelm Leibniz’, wir lebten in der besten aller möglichen Welten – (fast) bis zum Schluss fest. Absurdeste Situatio-nen reihen sich aneinander, die Bernstein in eine hybride Form bringt, die er »Comic Operetta« nennt. Dabei verpackt er Voltaires Kritik an Willkür-herrschaft und religiösem Eifer in einem Mix aus Musical, Operette und lateinamerikanischer Tanzmusik, und macht damit aus Candide die beste aller möglichen Operetten: quicklebendig, bissig und intelligent.Sowohl Candide als auch West Side Story wurden vom Team rund um den Regisseur Matthias Davids in Szene gesetzt, der – so Stefan Arndt in seiner Premierenkritik zu Candide in der Hannoverschen Allgemeinen

Zeitung – »seit Jahren dafür sorgt, dass sich das Publikum nie unter Ni-veau amüsieren muss«. Die Premiere von Candide, der ab Mitte März für nur fünf Vorstellungen wieder auf seine verrückte Weltreise im Opern-haus geht, wurde in den Kritiken mit Worten beschrieben wie »Volltref-fer!« (Hannoversche Allgemeine Zeitung) oder »Nach zweieinhalb Stun-den jazzigem Orchesterfeuer, turbulenten Gags und Arien vom Feinsten war das hannoversche Premierenpublikum im Candide-Rausch: Bravos und Jubel satt.« (Neue Presse) und »Spitzenklasse« (BILD).

In diesem Sinne: »Happy Birthday, Lenny!« zum besten aller möglichen Geburtstage.

CANDIDEComic Operetta von Leonard Bernstein

Buch von Hugh Wheeler nach dem Roman Candide

oder der Optimismus von Voltaire. Gesangstexte von

Richard Wilbur, Stephen Sondheim, John Latouche,

Lillian Hellmann, Dorothy Parker und Leonard Bern-

stein. Orchestrierungen von Leonard Bernstein, Hershy

Kay und John Mauceri. Deutsch von Stephan Kopf,

Zelma und Michael Millard

MUSIK ALISCHE LEITUNG Cameron Burns INSZENIERUNG

Matthias Davids BÜHNE UND VIDEO Mathias Fischer-

Dieskau KOSTÜME Susanne Hubrich CHOREOGRAPHIE

Simon Eichenberger LICHT Susanne Reinhardt CHOR­

EINSTUDIERUNG Lorenzo Da Rio DRAMATURGIE Chris-

topher Baumann

VOLTAIRE /PANGLOSS U. A. Frank Schneiders CANDIDE

Sung-Keun Park CUNEGONDE Ania Vegry PAQUETTE

Carmen Fuggiss MA XIMILIAN Wolfgang Schwaiger/

Matthias Winckhler ALTE LADY Diane Pilcher IN

WEITEREN ROLLEN Daniel Drewes, Daniel Eggert,

Uwe Gottswinter, Patrick Jones, Byung Kweon Jun,

Edward Mout, Marco Vassalli, Jan Viethen u.a.

Chor der Staatsoper Hannover

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

WIEDERAUFNAHME Mittwoch, 14. März, 19.30 Uhr

WEITERE VORSTELLUNGEN Sa, 24.03.18 | Fr, 06.04.18

Do, 19.04.18 | Fr, 27.04.18, jeweils 19.30 Uhr

Mit freundlicher Unterstützung

CHRISTOPHER BAUMANN

Candide (Sung-Keun Park) bekommt am Ende die untreue Cunegonde (Ania Vegry)

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16. 17 KONZERT KONZERT

FLÖTENTÖNEEmmanuel Pahud als Solist im 5. Sinfoniekonzert

SWANTJE KÖHNECKE

Seit die Nymphe Syrinx in den Metamorphosen des Ovid in Schilf-rohr verwandelt und durch den Atem des Gottes Pan zum Klingen gebracht wurde, ist die Flöte als Instrument bekannt. Vom lateini-schen »flatus« (das Wehen, der Atem) stammt ihr Name ab und ver-weist darauf, wie ihr Klang erzeugt wird: Der Atem bricht sich an der Kante des Kopfstücks und versetzt die Luft im Instrument in Schwingung. Diese Art der Tonerzeugung ist einzigartig unter den Blasinstrumenten, im Vergleich zu den anderen Mitgliedern der Holzbläserfamilie, die (Doppel-)Rohrblattinstrumente sind, und den Blechblasinstrumenten, deren Ton durch Schwingung der Lippen im Kessel- oder Trichtermundstück entsteht. Apropos Holzblasinstru-ment: die Querflöte ist auch das einzige Instrument ihrer Familie, das nicht (mehr) aus Holz, sondern aus Metall besteht. In der historisch informierten Aufführungspraxis kommen noch hölzerne Traversflö-ten zum Einsatz; die moderne Querflöte mit der Böhm-Mechanik wird aus Silber oder Gold gefertigt.Der Charakter der Flöte hat sich kulturgeschichtlich in ganz ver-schiedenen außermusikalischen Assoziationen ausgeprägt. In den Frühkulturen wurde der Flöte magische Bedeutung zugeschrieben, sie war eng mit der jenseitigen Welt und ihren Göttern verbunden. Mal wurde sie von einem Gott selbst gespielt (wie dem indischen Gott Krishna in Gestalt eines Hirtenjungen), stand für den Klang ei-ner göttlichen Stimme (wie der altägyptischen Göttermutter Isis) oder für den Tod selbst. Seit jeher verband man die Flöte außerdem klangmalerisch mit der Natur – etwa mit dem Vogelschlag oder -ge-sang in Beethovens Pastorale und Messiaens Merle noir oder dem Murmeln eines Bachs in Smetanas Moldau. Der enge Bezug der Flö-te, vor allem der hohen Piccoloflöte etwa als Instrument der türki-schen Janitscharen, zu Kriegs- und Schlachtenmusik wurde ab dem Barock zunehmend überlagert von der Zuschreibung von Empfind-samkeit und Intimität. Diese Seite der Flöte erlangte in der Romantik enorme Bedeutung, wo der Flötenklang mit dem starkem Ausdruck sentimentalen Gefühls aufgeladen wurde.»Luftig, leicht, poetisch, weich, leuchtend, schwebend, ätherisch, füllig, zart, graziös, durchdringend, brillant, klar, schrill, hell, silbrig, windig, pfeifend, wispernd, summend, filigran, hauchend, atmend.« So beschreibt die Datenbank der »Vienna Symphonic Library« heut-zutage den Klangcharakter der Querflöte. All diese Facetten des Ins-truments sind nun zu erleben, wenn im 5. Sinfoniekonzert des Nie-dersächsischen Staatsorchesters Hannover der bekannteste Querflö-tist unserer Zeit als Solist zu erleben ist: Emmanuel Pahud. Seit er mit 23 Jahren von den Berliner Philharmonikern unter Claudio Abbado als Soloflötist aufgenommen wurde, hat Emanuel Pahud

eine einzigartige internationale Karriere als Orchestermusiker und Solist gemacht. Die musikalische Vielfalt, die er dabei im Orchester erlebt, zeichnet auch seine solistische Arbeit aus. Pahud selbst be-schreibt sich als wandelbares musikalisches Chamäleon: »Ich versu-che, den Stil, die Farbe und Phrasierung, meinen Atem und die Arti-kulation anzupassen, um dem Stück gerecht zu werden, das ich gerade spiele.« So kann man Pahud weder einer nationalen Schule noch einer musikalischen Epoche zuordnen – und von seinen inten-siven Erfahrungen in vermeintlichen Spezialgebieten wie der Ba-rockmusik, den Uraufführungen zeitgenössischer Werke oder dem Jazz profitieren auch seine Interpretationen klassischer Werke. »Die Meisterschaft auf einem Instrument ermöglicht einem, neue Grenzen wahrzunehmen. Dort bleibt Musik lebendig«, ist die Erfahrung des frankophonen Schweizers, der seit über zwanzig Jahren auf aller-höchstem internationalen Niveau musiziert.Im 5. Sinfoniekonzert des Niedersächsischen Staatsorchesters Han-nover unter der Leitung von Generalmusikdirektor Ivan Repušic ist Emmanuel Pahud nun als Solist in gleich drei Werken zu erleben, die seine stilistische Vielfalt und Virtuosität in den Mittelpunkt stellen. Da ist zunächst das Flötenkonzert von Carl Reinecke, als reifes Al-terswerk des langjährigen Gewandhauskapellmeisters und berühm-ten Kompositionslehrers 1908 entstanden, das in der Uraufführungs-kritik als »sehr dankbares, dem spielerischen Charakter des Instru-mentes fein entgegenkommendes Werk« beschrieben wird und Gesanglichkeit und Virtuosität miteinander verbindet. Ein elegisch-kantables Flötensolo ist auch die Zwischenaktmusik aus Georges Bizets Oper Carmen, die dort von der nächtlichen Taverne in das Schmugglerlager in den Bergen überleitet und hier als Konzertstück ins Programm aufgenommen wurde. Stupende Virtuosität verlangt schließlich die Carmen-Fantasie über die beliebtesten Themen aus eben dieser Oper, komponiert vom französischen Flötisten und Flö-tenprofessor François Borne, dem wir auch die Vervollkommnung der heutigen Klappenmechanik der Querflöte verdanken.Den Rahmen bilden zwei berühmte Programmmusik-Werke, die vom Orchester höchste Virtuosität fordern. Fünf Jahre nach Tod und

Verklärung (das im 2. Sinfoniekonzert dieser Spielzeit erklang) schrieb Richard Strauss seine vierte Tondichtung, Till Eulenspiegel. Doch nicht »Tondichtung« ist der Untertitel dieser musikalischen Erzäh-lung über den in der Nähe von Wolfenbüttel geborenen, unsterbli-chen Narren, sondern (und schon hierin schalkhaft altertümelnd) »nach alter Schelmenweise – in Rondeauform – für großes Orchester gesetzt«. Erstmals verwendet Strauss vierfache Holzbläser, schlägt die Verdopplung von Hörnern und Trompeten vor, fixiert die (eben-

falls große!) Streicherbesetzung – und erweist sich als meister-hafter Tonsetzer der aberwitzigen närrischen Umtriebe. Ebenso brillant ist die Partitur von Paul Dukas’ Zauberlehrling – ein or-chestraler Geniestreich, inspiriert von der gleichnamigen Goethe-Ballade mit übermütigem Titelhelden, hyperaktiven Besen, wal-lenden Wasserfluten und der Rettung durch den heimkehrenden Hexenmeister in allerletzter Minute.

DER SOLISTEmmanuel Pahud, 1970 in Genf geboren, zählt zu den profilier-testen Flötisten unserer Zeit. 1993 wurde er als Soloflötist der Berliner Philharmoniker engagiert und hat diese Stelle bis heute inne. Emmanuel Pahud ist auch als Solist weltweit erfolgreich. Er konzertierte mit den berühmtesten Klangkörpern und arbeitete mit so renommierten Dirigenten wie Daniel Barenboim, Pierre Boulez, Valery Gergiev, Lorin Maazel und Sir Simon Rattle zu-sammen. 2009 wurde er mit dem französischen »Ordre des Arts et des Lettres« ausgezeichnet, ist UNICEF-Botschafter und wur-de 2011 zum Ehrenmitglied der Royal Academy of Music er-nannt. Seit 2017 ist Emmanuel Pahud, der für seine CD-Ein-spielungen mit mehreren ECHO Klassik-Preisen ausgezeichnet wurde, Ehrenpräsident der französischen Flötengesellschaft.

5. SINFONIEKONZERTRICHARD STRAUSS

Till Eulenspiegels lustige Streiche. Tondichtung op. 28 (1894 / 95)

CARL REINECKE

Konzert für Flöte und Orchester D-Dur op. 283 (1908)

GEORGES BIZET

Entr’acte 2./3. Akt aus der Oper Carmen (1874)

FRANÇOIS BORNE

Fantaisie brillante sur »Carmen« (1900)

PAUL DUK AS

L’Apprenti sorcier (Der Zauberlehrling, 1897)

SOLIST Emmanuel Pahud (Flöte)

DIRIGENT Ivan Repušic

Sonntag, 4. März 2018, 17 Uhr

Montag, 5. März 2018, 19.30 Uhr

Einführung mit Ivan Repušic jeweils 45 Minuten vor dem Konzert

Mit freundlicher Unterstützng

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18. 19 KONZERT KONZERT

KEEP GOING!Im Fokus des Festivals Klangbrücken: der Komponist Luciano Berio

KLAUS ANGERMANN

Unter den Komponisten der europäischen musikalischen Nachkriegs-avantgarde war der Italiener Luciano Berio (1925 –2003) immer am schwersten einer bestimmten ästhetischen »Richtung« zuzuordnen. Dabei war er keineswegs ein Außenseiter. Seit den frühen 50er-Jahren nahm er regen Anteil an den Entwicklungen der seriellen und elektronischen Musik; sein Name wurde zusammen mit Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen oder Luigi Nono genannt, wenn es darum ging, die Hauptprotagonisten der »Darmstädter Schule« auf-zulisten – ungeachtet der Tatsache, dass diese »Schule« ein theore-tisches Konstrukt war, das der Individualität ihrer Vertreter in keiner Weise gerecht wurde. Gerade Berio nahm in diesem Zusammenhang von Anfang an eine gewisse Sonderstellung ein, da sich seine Musik nie einem System fügte und sich weder dem Ideal struktureller Au-tonomie noch der Abstinenz gegenüber historischen Bezugnahmen unterwarf. Von Seiten der strengen Theoretiker der seriellen Musik wurde denn auch immer wieder Kritik laut: Man warf Berio ästheti-sche Inkonsequenz und Oberflächlichkeit vor und nahm Anstoß an der Sinnlichkeit und Emotionalität der Werke, als wäre die Kommu-nikabilität der Klänge per se schon ein Verrat an der Sache der Neu-en Musik.So richtig es ist, dass die Klangsprache von Berios Musik dem Hörer Brücken baut, so falsch ist es, dies als Anpassung an traditionelle Hörgewohnheiten abzutun. Berio führt den Hörer vielmehr in ein

Spiegelkabinett, das einen permanenten Perspektivenwechsel pro-voziert und den festen Standpunkt in Frage stellt. Hier begegnet auch mitunter Vertrautes. Aber nicht Bestätigung von Gewohnhei-ten ist das Ziel, sondern deren Verunsicherung – und Verunsiche-rung kann nur dann stattfinden, wenn eine zunächst vorgestellte Sicherheit als Illusion entlarvt wird. Diese Dialektik, die grundle-gend für Berios Schaffen ist, hat der Komponist, verbunden mit einer Kritik am ästhetischen Dogmatismus, in einer Art Manifest mit fol-genden Worten beschrieben:»Die Ideologie der Kulturindustrie neigt dazu, Erfahrungen zu Sche-mata und Stilen erstarren zu lassen: Formbildung wird FORM; ein Instrument wird APPARAT; ein gesellschaftliches Ideal wird PARTEI; Schönbergs und Weberns Poetik wird DAS ZWÖLFTONSYSTEM. Mir dagegen ist es wichtig, dass ein Komponist in der Lage sein sollte, die relative Natur musikalischer Prozesse unter Beweis zu stellen: Ihre Strukturmodelle, die auf vorheriger Erfahrung beruhen, bringen nicht nur Gesetze hervor, sondern auch die Umwandlung und die Zerstörung eben dieser Gesetze.«Die Prozesshaftigkeit aller, nicht nur künstlerischer Phänomene, fin-det auf vielerlei Ebenen in Berios Musik ihre Entsprechung. Eine große Rolle spielt dabei der Zusammenhang von Musik und Sprache, für den Berio wichtige Impulse aus dem Werk von James Joyce, aber auch aus dem literarischen Schaffen seiner Zeitgenossen und Weg-

gefährten wie Italo Calvino, Edoardo Sanguineti oder Umberto Eco erhielt. Sprache wird dabei, ebenso wie Musik, nicht nur als Kom-munikationssystem verstanden, sondern auch in ihrer Lautstruktur betrachtet, deren Vieldeutigkeit Assoziationsräume öffnet, die wie-derum neue Bedeutungen hervorbringen. Nicht nur in Berios zahl-reichen Vokalwerken, exemplarisch hierfür die Sequenza III für Stimme, sondern auch in seinen instrumentalen Kompositionen ist der sprachliche Aspekt gegenwärtig, wobei Sprache als Geste defi-niert ist, in der die Bedeutung unmittelbar und körperlich zum Aus-druck kommt. An der Berührungsfläche von körperlicher Aktion und klanglicher Chiffre, von Artikulation und Emotion findet Berios Mu-sik statt, und daraus gewinnt sie ihre Ausdruckskraft.Da für Berio solche Gesten mit geschichtlicher Erfahrung aufgeladen sind, öffnet sich sein Komponieren unterschiedlichen zeitlichen Epochen und Stilistiken, deren Manifestationen er seinen Werken integriert. Über Jahrzehnte hat sich Berio beispielsweise mit Volks-musik unterschiedlichster Herkunft beschäftigt, was sich in Werken wie den Folk Songs niederschlug, einem Zyklus von Bearbeitungen

von Volksliedern aus Italien, Frankreich, Armenien, Aserbaidschan und den USA. In mehreren seiner Kompositionen finden sich An-klänge an oder gar Zitate von Musik von Monteverdi bis Strawinsky.Eines der prominentesten Beispiele ist die Sinfonia von 1968, die im Zentrum des 6. Sinfoniekonzerts steht. Deren dritter Satz ist eine Collage auf der Basis des Scherzos aus Gustav Mahlers 2. Sinfonie, aus der eine Fülle musikalischer Zitate, von Bach bis Stockhausen, von Joyce, Beckett oder Lévi-Strauss, herausgeschleudert werden und einen multiperspektivischen musikalischen und geschichtli-chen Raum bilden. Der daraus resultierende labyrinthische Charak-ter kennzeichnet viele von Berios Werken; ihr Stilpluralismus folgt je-doch keiner postmodernen Beliebigkeit, sondern entspringt der Überzeugung von dem inneren Zusammenhang einer augenschein-lich zersplitterten Welt, in der die feststehende Zentralperspektive keine Orientierung mehr ermöglicht. Das Labyrinth ist zugleich ein Labor, in dem Zeiten, Räume, Sprachen miteinander reagieren in

einem nie abgeschlossenen Experiment, das sich in seiner Offenheit als Modell menschlichen Lebens versteht. Ebenso verzweifelt wie aufmunternd erklingt dafür in der Sinfonia wiederholt das Motto: »Keep going!«Mit einem umfangreichen Programm und in Zusammenarbeit mit mehreren Ensembles und Institutionen aus Hannover widmet sich das diesjährige Festival Klangbrücken dem vielgestaltigen und fas-zinierenden Schaffen von Luciano Berio. Die Werke Berios werden dabei häufig in Beziehung gesetzt einerseits zu Musik von Zeitge-nossen, andererseits zu alter Musik, auf die sich Berio immer wieder bezogen hat, wie beispielsweise die auch heute noch unglaublich modern anmutenden und hoch expressiven Madrigali von Carlo Ge-sualdo im Eröffnungskonzert mit dem Ensemble musica assoluta.Ein wahren Konzertmarathon liefert die Hochschule für Musik, The-ater und Medien Hannover mit der Aufführung aller 14 Sequenze, bei dem sich Lehrende und Studierende der Hochschule mit diesen au-ßergewöhnlich virtuosen Solostücken präsentieren können. Und in der Reihe »mobile musik« zeigt Das Neue Ensemble mit dem Ensemble S

mit Berios Folk Songs und seiner Beatles-Bearbeitung Yesterday, dass Berio auch gegenüber populärer Musik keinerlei Berührungs-ängste hatte.Dem krönenden Abschluss des Festivalprogramms bildet das 6. Sin-foniekonzert im Opernhaus. Unter der Leitung von Stefan Blunier erklingt die schon erwähnte Sinfonia in prominenter Besetzung mit dem Vokalensemble, das bereits bei der Uraufführung, damals noch als »Swingle Singers«, dabei war: The Swingles. Aber auch der ers-te Teil des Konzerts stellt vielfältige Verbindungen her: zwei kürzere Orchesterkompositionen Berios umrahmen Gustav Mahlers sinfoni-sche Dichtung Todtenfeier, die später zum Eröffnungssatz der 2. Sin-fonie umgearbeitet wurde, und das von Stefan Adam gesungene Wunderhorn-Lied Des Antonius zu Padua Fischpredigt, dessen er-weiterte instrumentale Version das Scherzo der 2. Sinfonie bildete, das wiederum Berio zum Ausgangspunkt der Sinfonia nahm – ein work in progress in progress … (keep going!)

ICH GLAUBE NICHT AN SIMPLE GEGENSÄTZE, AN SCHWARZ­WEISS, AN RICHTIGE UND FALSCHE PERSPEKTIVEN. ES GIBT JA UNENDLICH VIELE GLEICHBERECHTIGTE PERSPEKTIVEN DER REALITÄT. Luciano Berio

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20. 21 KONZERT KONZERT

KLANGBRÜCKEN 2018 LUCIANO BERIO19. bis 23. April 2018

Eine Kooperation von Staatsoper Hannover,

Hochschule für Musik, Theater und Medien

Hannover, Musik 21 Niedersachsen und dem

Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover mit

mehreren freien Musikinstitutionen

DO, 19. APRIL 2018, 18.30 UHR

SPRENGEL MUSEUM HANNOVER (EINGANGSHALLE)

ERÖFFNUNGSKONZERTLuciano Berio: Corale (1981), Notturno (1993 / 95)

und Madrigali von Carlo Gesualdo

Elisabeth Kufferath, Violine

Norddeutscher Figuralchor

Thorsten Encke, Dirigent

musica assoluta

Veranstaltung von musica assoluta

DO, 19. APRIL 2018, 20.30 UHR

SPRENGEL MUSEUM HANNOVER (CALDER­SA AL)

KONZERT DER HGNMLuciano Berio: Sequenza XIII (1995),

Chants parallèles (1975), Naturale (1985)

und Werke von Louis Andriessen, Bruno Maderna,

Gordon Williamson (UA) und Jörg Birkenkötter (UA)

Ensemble Etendis

Bodo Friedrich, Viola

Olaf Tzschoppe, Schlagzeug

Margit Kern, Akkordeon

Veranstaltung der Hannoverschen Gesellschaft für

Neue Musik e.V.

FR, 20. APRIL 2018, 12.12 UHR

STÄDTISCHE GALERIE KUBUS

LUNCH­KONZERTLuciano Berio: Luftklavier (1985),

Wasserklavier (1965)

und Werke von Maurice Ravel und Franz Schubert

Alberto Miodini, Pierpaolo Maurizzi (Klavierduo aus

Bologna)

Kooperation mit City of Music

FR, 20. APRIL 2018, 15 UHR

NIEDERSÄCHSISCHES LANDESMUSEUM HANNOVER

KAMMERKONZERTLuciano Berio: Due pezzi (1951), Lied (1983),

Altra voce (1999), O King! (1968)

und Werke von Hans Werner Henze, Darius Milhaud

und Leonard Bernstein

Klaviertrio Hannover

Susanne Sommer, Mezzosopran

Vukan Milin, Flöte

Uwe Möckel, Klarinette

Veranstaltung der Staatsoper Hannover in

Kooperation mit dem Niedersächsischen

Landesmuseum Hannover

FR, 20. APRIL 2018, 18–23 UHR

HOCHSCHULE FÜR MUSIK, THEATER UND MEDIEN

HANNOVER (HMTMH)

(EINTRITT FREI)

TUTTE LE SEQUENZEEin Solomarathon und ein Schrei

Luciano Berio: Sequenze I – XIV (1958 –2002),

Cries of London (1974 / 76)

Mit Lehrenden und Studierenden der HMTMH

Veranstaltung der HMTMH

SA, 21. APRIL 2018, 16 UHR

SPRENGEL MUSEUM HANNOVER

NORDSTADT­KONZERTLuciano Berio: Chemins IV (1975),

Sequenza VII (1969), Linea (1973)

und Werke von Georg Philipp Telemann,

Claude Debussy und Igor Strawinsky

Juri Schmahl, Oboe

Kammerorchester Hannover

Hans-Christian Euler, Dirigent

Veranstaltung der Nordstadt-Konzerte e.V.

SA, 21.APRIL 2018, 19.15 UHR

FOYER BALLHOF ZWEI

SPIEL ES NOCHMAL, LENKAInstallatives Konzert mit Kompositionen und

Partituren von William Engelein

Sound und Video von André Bartetzki

und Tosh Leykum

Ensemble Megaphon

Veranstaltung von Blickpunkte e.V.

SA, 21. APRIL 2018, 20 UHR

BALLHOF ZWEI

MOBILE MUSIK VIERLuciano Berio: Folk Songs (1964),

Yesterday aus Beatles-Songs (1965)

und folk-inspirierte Musik, u. a. von Alfred Janson

und Lou Harrison

Ania Vegry, Sopran

Das Neue Ensemble mit Ensemble S

Stephan Meier, Dirigent

Veranstaltung von musik für heute e.V.

im Rahmen von Musik 21

SO, 22. APRIL 2018, 11.30 UHR

NDR, KL. SENDESA AL

KONZERT IM NDRLuciano Berio: Opus Number Zoo (1951 / 70),

Les mots sont allées (1976 / 79),

Duetti per due violini (1979 / 83)

und Werke von György Ligeti und Jean Françaix

Ensemble Oktoplus

Veranstaltung der NDR Radiophilharmonie

SO, 22. APRIL 2018, 16.20 UHR

MO, 23. APRIL 2018, 18.55 UHR

FOYER OPERNHAUS

SPIEL ES NOCHMAL, LENKAInstallatives Konzert mit Kompositionen und

Partituren von William Engelein

Sound und Video von André Bartetzki und

Tosh Leykum

Ensemble Megaphon

Veranstaltung von Blickpunkte e.V.

SO, 22. APRIL 2018, 17 UHR

MO, 23. APRIL 2018, 19.30 UHR

OPERNHAUS

6. SINFONIEKONZERTLuciano Berio: Fanfara (1982), Festum (1989),

Sinfonia (1968)

Gustav Mahler: Todtenfeier (1888),

Des Antonius zu Padua Fischpredigt (1893)

Niedersächsisches Staatsorchester

Stefan Blunier, Dirigent

Stefan Adam, Bariton

The Swingles

Veranstaltung der Staatsoper Hannover

IM EINSATZ FÜR DEN NACHWUCHS: FRANCISCO ARAIZADer Meisterkurs für die Junge Oper präsentiert am 28. April die Ergebnisse der Arbeit mit dem Startenor Francisco Araiza

CHRISTOPHER BAUMANN

5. Stock, Südflügel der Staatsoper Hannover – die Welt der Studier-zimmer, wegen ihres eher übersichtlichen Zuschnitts auch »Übezel-len« genannt. Wenn Sängerinnen und Sänger des Ensembles der Jungen Oper nicht gerade auf einer szenischen Probe sind, dann sind sie meist hier zu finden. In Begleitung eines Korrepetitors am Klavier studieren sie ihre Partien ein – oft haben sie es dabei mit zeitgenössischer Musik zu tun, denn die Junge Oper Hannover ist bemüht, das Opernrepertoire für junges Publikum aktiv zu erweitern durch die Vergabe von Kompositionsaufträgen an meist ebenfalls junge Komponisten. Aber auch, wenn einmal eine »klassische« Oper als Vorlage für eine Produktion der Jungen Oper dient, wie zum Bei-spiel Mozarts Die Hochzeit des Figaro, dann kann es gut sein, dass vertraute Arien zu einer anderen Begleitung oder in einer anderen Stilistik gesungen werden – wie etliche Pop- und Soularrangements in Club Figaro. Um sich eine solche Flexibilität in der Stimme zu bewahren und sie bei diesen Ansprüchen gut zu pflegen, können sängerisch-musika-lische Anregungen von Kolleginnen und Kollegen hilfreich sein. Ge-zielt fördert die Junge Oper diesen Erfahrungsaustausch bei den jährlich stattfindenden Meisterkursen mit gestandenen Sängerper-sönlichkeiten. In diesem Jahr wird sich Francisco Araiza der jungen Stimmen des Ensembles annehmen. Dieser vielseitige Künstler, der bereits als Mozart- und Rossini-Interpret Weltberühmtheit erlangt hatte, entwickelte sich ab 1983 zu einem der führenden Vertreter des dramatischen italienischen, französischen und deutschen Re-pertoires und insbesondere als jugendlicher Held im Wagner- und Straussfach. Die Nachwuchsförderung ist dem Sänger schon seit vielen Jahren ein wichtiges Anliegen. Seit 1988 veranstaltet die Hochschule für Mu-sik der Universität von Mexiko City jährlich einen Wettbewerb, der seinen Namen trägt und dem Gewinner ein Stipendium verleiht. Im Zeitraum von 2003 bis 2016 hatte Araiza eine Gesangsprofessur an der Hochschule für Musik in Stuttgart inne. Von 2007 an wirkte er für zwei Jahre als Künstlerischer Leiter der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie. Am Internationalen Opernstudio Zürich lehrte er bis 2013 stimmtechnische und stilistische Fortbildung. Innerhalb der Bertelsmann-Stiftung ist er als Juror und Dozent tätig sowie auch im Stiftungsrat der Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung und im Stif-tungsvorstand der Europäischen Kulturstiftung Europamusicale. 2016 rief der mexikanische Staatssekretär für Kultur zusammen mit dem Instituto Nacional de Bellas Artes y Literatura eigens für Professor Francisco Araiza einen Lehrstuhl mit dem Namen Catedra Francisco Araiza am Conservatorio Nacional de Musica in Mexico City ins Leben.

Von dieser beeindruckenden Expertise werden im April die Sänge-rinnen und Sänger der Jungen Oper Hannover profitieren: Eine Wo-che lang wird Araiza mit ihnen gemeinsam an Ausdruck und Inter-pretation arbeiten mit dem Ziel, ihr künstlerisches und sängerisches Profil abzurunden. Das Ergebnis dieser Arbeit wird am Samstag, den 28. April, um 19.30 Uhr bei einem Konzert im Ballhof Zwei zu erle-ben sein. Der Eintritt ist frei.

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22. 23 JUNGE OPER JUNGE OPER

OSTERFERIEN IM OHRLABORMusikprojekt für Jugendliche

Osterferien mal anders! Jugendliche ab 12 Jahren erfinden beim Ohr-

labor ihre eigene Musik zum Thema »Helden«: Was ist ein Musik-held? Was bedeutet es, heldenhaft zu sein? Das Spielen eines Inst-ruments ohne Vorkenntnisse? Ein bestimmter Rhythmus oder Klang? Das Erfinden von Geschichten? Oder die Aufführung vor Publikum? Mit Instrumenten, der Stimme oder Gegenständen erfinden Jugend-liche gemeinsam eigene Klänge – unter Anleitung der Musikerinnen Corinna Eikmeier und Emilia Grotjahn. Die Woche schließt mit einer Präsentation vor Publikum ab.

Jugendliche mit und ohne Vorkenntnisse, mit und ohne Instrument sind zu dem kostenfreien Projekt ins Stadtteilzentrum KroKuS einge-laden. TERMINE

+ Projektwoche Mo, 19.03. bis Sa 24.3.18, jeweils 14 bis 18 Uhr

+ Präsentation Sa, 24.03.18, 17 Uhr

Anmeldung: [email protected]

Ein Projekt der Staatsoper Hannover in Kooperation mit der Landeshauptstadt

Hannover, Bereich Stadtteilkultur: Stadtteilzentrum KroKuS

* Gastspiele, Premieren und Sonderveranstaltungen ausgenommen. Die Theatercards sind personengebunden.

INFORMATIONEN (0511) 9999 1111 . www.staatstheater-hannover.de

THEATERCARDSKULTUR GENIESSEN, FLEXIBEL SEIN UND SPAREN MIT DEN THEATERCARDS!

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OHREN ÖFFNEN MIT DEN ALLERKLEINSTENDie Junge Oper entwickelt ein neues mobiles Stück für Kinder ab drei Jahren, das die entscheidende Frage stellt: Und wie klingst du?

Dass manche Leute eine andere Sprache sprechen, das weiß man. Manche reden auch gar nicht. Vielleicht verständigt man sich mit denen anderweitig, möglicherweise haben sie etwas anderes, wo-mit sie sich verständlich machen. Aber was? Um das zu beantworten, muss man zunächst einmal die Ohren öff-nen: Einander mit offenen Ohren zu begegnen, ist für die Verständi-gung zwischen Menschen, insbesondere unterschiedlicher Kultu-ren, ebenso wichtig wie für das Musikhören. Welch besseres Mittel gibt es also, bereits bei den Allerkleinsten diese Neugier zu wecken, als ein Musiktheaterstück – ein Musiktheaterstück, bei dem sie erle-ben, wie Bewegungen, Gegenstände und Gefühle wortlos klingend beschrieben werden können, bei dem sie neue Klänge hören und ihre Bedeutung für eine Verständigung miteinander entdecken? Das ganze Stück – Raum, Kostüme, Handlung, Musik – entsteht in Zusammenarbeit aller Beteiligter – ob groß oder klein. Die Kita-Kinder

sind also aktiv an der Konzeption beteiligt: Ihr Spielverhalten, ihre Ideen und Reaktionen auf künstlerische Impulse fließen in das Stück ein, der natürliche Entdeckerdrang der Kinder ist eine große Inspi-rationsquelle für die weitere Arbeit der Künstler. Regelmäßige Besuche in der Partner-Kita In den Sieben Stücken dienen als »Ideen- und Klangtankstelle«. Regisseurin Karig wertet mit ihren beiden Darstellern, die in den Kitas auftreten werden, die Besuche vor Ort aus, gemeinsam legen sie Skizzen für Situationen und Szenen an, suchen nach den passenden Klängen. Es sind ganz alltägliche Erlebnisse und Situationen, die sich entfalten: Die Sopra-nistin Stella Motina und der syrische Qanun-Spieler Youssef Nasif lernen sich kennen, beschäftigen sich miteinander, hören einander zu, reden aneinander vorbei, streiten sich – und lernen sich doch schließlich verstehen. Obwohl sie beide eigene Klänge haben. Das ist die Erkenntnis, zu der sie die Kinder im Laufe des Stücks führen möchten: Man kann sich immer verständigen – egal, wie man klingt. Hauptsache, man traut sich, die entscheidende Frage zu stellen: Und wie klingst du?

UND WIE KLINGST DU? (UA)Interkultureller Ohrenöffner. Mobiles Musiktheater für alle ab 3 Jahren

STÜCKENTWICKLUNG UND INSZENIERUNG Friederike Karig BÜHNE UND KOSTÜME

Veronika Kaleja KONZEPT UND DRAMATURGIE Christopher Baumann KONZEPT UND

PRODUKTIONSLEITUNG Maike Fölling MUSIKTHEATERPÄDAGOGIK Kirsten Corbett

MIT Stella Motina (Stimme); Youssef Nasif (Qanun)

URAUFFÜHRUNG 18. April 2018, 10.30 Uhr, Städtische Kita In den Sieben Stücken,

Hannover

Die Junge Oper Hannover gastiert ab Mitte April 2018 mit Und

wie klingst du? auf Anfrage in Kindergärten. Die Gruppenstärke liegt bei maximal 40 Kindern. Durch den Verzicht auf Sprache in Form deutscher Dialoge oder Gesangstexte kann das Stück unab-hängig von Alter, Muttersprache und Vorbildung verstanden wer-den und ist somit auch für inklusiv und interkulturell arbeitende Kitas ausgelegt. Kontakt / Buchung: [email protected] oder Telefon (0511) 9999 1085

CHRISTOPHER BAUMANN

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25 BALLETT24. 25 OPER

ER WANDELT WIEDER!Er schlief – doch nun ist er wieder zurück, der Nachtwandler. Im März und April gleich drei Mal mit unterschiedlichen Konzepten.

CHRISTOPHER BAUMANN

»ABGESPIELT!« – EINE NEUE REIHE DES NACHTWANDLERSDie Regie-, Bühnenbild- und Kostümassis-tentinnen und -assistenten der Staatsoper heben für den Nachtwandler sogar eine neue Reihe aus der Taufe: »Abgespielt!« heißt sie und ergeht sich in Erinnerungen an Produk-tionen der letzten elf Jahre. Angelehnt ist das Motto »Abgespielt!« an ein Urteil, das früher oder später jede Produktion im Thea-ter ereilt: Sie wird aus dem Programm ge-nommen, und so wandeln sich sinnliche, an-regende, empörende oder anderweitig ein-drucksvolle Erlebnisse in Oper und Schauspiel unwiderruflich zu Erinnerungen. Eingeleitet wird das Vergessen lapidar mit dem soge-nannten »Abspielbescheid«: Theaterleitung und die Technische Direktion informieren die übrigen Theatermitarbeiter über das »Aus-scheiden von Vorstellungsdekorationen« – Theaterzauber und Seele einer Inszenierung werden zu Grabe getragen. Doch ab nun heißt es: »Noch nicht!«. In die-ser und der nächsten Spielzeit folgen die Macher von Abgespielt! diesen Seelen des Theaters an ungewöhnliche und verborgene Orte und spüren den vergangenen Klängen und Bildern nach.

»ABGESPIELT 1 + 2« IM MÄRZ UND APRILIm ersten Teil der Reihe erwecken Mitglie-der des Opernensembles unter Leitung von Markus Michael Tschubert (fast) vergessene Lieder und Arien aus ihrem Dornröschen-schlaf. Wenige Wochen später widmen sich Regie-assistent Neil Barry Moss und weitere En-semblemitglieder der Frage nach dem »Da-nach«. Wie ergeht es einem Musiktheater-menschen, nachdem er selbst »abgespielt« ist? Was folgt – Golf? Abenteuerreisen? Und wird ihn die Musik nicht irgendwann wie-der einholen?

ABGESPIELT 1: VERGESSENE LIEDER

Freitag, 23. März 2018, 22 Uhr

ABGESPIELT 2: UND WAS DANN?

Freitag, 13. April 2018, 22 Uhr

Treffpunkt ist der Bühneneingang des Opernhauses

»ALONE TOGETHER«Zwischen diesen beiden Teilen der Serie wandelt ein weiterer Nachtwandler im wahrsten Sinne des Wortes zwischen Raum, Zeit und Klang. Titelgeberin des Abends ist das Performance-Stück Alone Together sowie die weitere Arbeit Strings der der Hambur-ger Künstlerin Annika Kahrs, das kombiniert wird mit Werken für Vokal- und Streich-quartett aus der Moderne und der Renais-sance. Dieses musikalische Programm tritt in einen Dialog mit der Ausstellung Tanzstadt X, die die Arbeit Körper der Choreographin Sasha Waltz porträtiert. Waltz visualisierte mit ihren dreizehn Tänzerinnen und Tän-zern die Hülle und das Innere des menschli-chen Körpers, seine Schönheit und Häss-lichkeit, seine Sterblichkeit und den Traum vom perfekten Körper. So entsteht in diesem Nachtwandler aus Klang, Raum und Körpern ein neues, einmaliges »Raum-Kunstwerk«.

ALONE TOGETHER

Samstag, 7. April 2018, 22 Uhr

Treffpunkt ist der Bühneneingang des Opernhauses

In vielen Künstlerinnen und Künstlern der Staatsoper – seien sie nun auf, unter oder hinter der Bühne tätig – schlummern Talente, die sie in ihrem Berufsalltag nicht ausleben können. Wie oft etwa kann man Chansons oder Lieder, Jazz oder Minnesang, Kabarett oder Rezitation auf der Großen Bühne erleben? Dafür bietet die Staatsoper das Format des Nachtwandlers: Performances mit Künstlerinnen und Künstlern des Hauses, zu später Stunde und an ungewöhnlichen Orten. Lange schlummerte unser Nachtwandler, aber jetzt wandelt er wieder.

252525 TREFFPUNKT JOJO­BAR

GELASSEN IN DIE ZUKUNFTMit dem Tänzer Conal Francis-Martin

Dass sich ein Tänzer nähert, hört man für gewöhnlich schon von weitem an dem schlurfenden Geräusch fluffiger Moonboots, welche quasi zur Arbeitskleidung gehören. Auch Conal Francis-Martin trägt sie. »Sich warm zu halten ist sehr wichtig. Krank zu sein ist für einen Tänzer wirklich das Allerschlimmste«, erklärt er. Conal stammt aus Sydney und ist erst vor drei Jahren nach Deutschland gekommen. Anders als die meisten professionellen Tänzer begann er mit 15 Jahren vergleichsweise spät zu tanzen. Und das auch eher durch Zufall: Freunde hatten ihn mit zu einer Balletttanzstunde genom-men. Es gefiel ihm so gut, dass er von nun an wöchentlich tanzte und nach einiger Zeit sogar jeden Tag in die Tanzschule ging.Gerade einmal sechs Monate, nachdem er zum ersten Mal einen Fuß in ein Ballettstudio gesetzt hatte, wechselte er auf eine Schule, in der auch Ballett unterrichtet wurde. Es war nicht einfach, das nach-zuholen, was manch anderer schon im Kleinkindalter erlernt hatte, aber Conal arbeitete hart an sich und machte manchmal sogar noch nachts Dehnübungen. Schule und Tanz gemeinsam unter einen Hut zu bringen, gestaltete sich schon bald als unmöglich, weshalb er sich mit 17 Jahren entschied, die Highschool abzubrechen und auf

eine reine Ballettschule zu gehen, die English National Ballett School. Die lag allerdings am anderen Ende der Welt, in London. »Meine Eltern fanden das in Ordnung, da sie merkten, mit welcher Leidenschaft ich dabei war.« Außerdem bot Europa bessere Chancen für Balletttänzer als Australien.2015 wurde Conal nach einem Vortanzen schließlich auf Anhieb ins Ballettensemble der Staatsoper Hannover aufgenommen. Seine bis-her größte Herausforderung war die Premiere von Daphnis – Lost

Love. Erst am Morgen des selbigen Tages hatte er erfahren, dass er am Abend für einen Kollegen einspringen musste, der sich verletzt hatte. Das bedeutete: Er hatte genau einen Tag Zeit, um die Choreo-graphie zu lernen. Doch schließlich klappte alles bestens.Besonders liebt Conal Choreographien, die eine Geschichte erzäh-len wie beispielsweise Gefährliche Liebschaften. Und auch auf Der

Besuch nach Dürrenmatt, der ab März wieder in der Staatsoper zu erleben sein wird, freut er sich sehr. »Wenn ich nicht Tänzer gewor-den wäre, dann vermutlich Schauspieler. Aber das ist im Grunde sehr ähnlich.«Die Frage, ob es gewisse Vorgaben für die Ernährung eines Tänzers gebe, verneint er. Prinzipiell sei jeder selbst dafür verantwortlich, auf seinen Körper zu achten. »Manche ernähren sich sehr schlecht, trinken viel und rauchen und sind trotzdem fantastische Tänzer.« Für sich selbst hat er beispielsweise eine vegane Lebensweise gewählt. »Ich bin dabei aber nicht immer ganz konsequent«, gibt er zu.Dass man den Beruf des professionellen Balletttänzers nur bis zu einem gewissen Alter ausüben kann, ist Conal bewusst. Er macht sich jedoch nicht allzu viele Gedanken, was dann sein wird. Cho-reograph möchte er jedenfalls nicht werden. »Wenn es vorbei ist, werde ich die Theaterwelt wahrscheinlich hinter mir lassen.« Die Zukunft lässt der junge Tänzer gelassen auf sich zukommen.Zum Abschied empfiehlt mir Conal noch seinen Lieblingscocktail, skinny bitch, der in Sydney besonders angesagt ist. Seinen Namen verdankt der Drink wohl der Tatsache, dass er im Vergleich zu an-deren Cocktails, die meistens sehr viel Zucker enthalten, wesentlich kalorienärmer ist. Um das Mischverhältnis zu finden, welches einem am besten schmeckt, kann man ruhig ein wenig herum probieren. »Viel Wodka ist gut«, sagt Conal. Und grinst.

ESTHER FREUND

SKINNY BITCH 1½ Teile Wodka, 5 Teile Sodawasser, 2 Scheiben Limette, Eiswürfel

Eiswürfel in ein Glas geben und den Wodka darüber gießen. Nun mit Soda auffül-len und zum Abschluss mit den Limettenscheiben garnieren. Cheers!

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26. 27 GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSESGESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES26. GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES

1977 gab es zum 125-jährigen Bestehen der Oper im September festliche Opernabende mit internationalen Gästen. Ich war damals als Opernfan selbstverständlich der neu gegründeten GFO beigetre-ten und stand dann wie zahllose andere Opernbesucher aus Hanno-ver in der langen Schlange bei der Eröffnung des Vorverkaufs. Da ich zu der Zeit meinen Wehrdienst absolvierte, wartete ich in Ar-beitsuniform vor dem Lavesbau.Und es dauerte immer länger und zog sich hin. Ich hatte mit meinem Zug eine gewisse inoffizielle Zeit ausmachen können, um für die Karten anzustehen, doch die verrann viel zu rasch. Also bat ich die Opernfans vor und hinter mir, die Lücke freizulassen, um mit der Kompanie telefonieren zu können, dass es noch dauern würde. Zum Glück hatte ich Kleingeld für das Münztelephon dabei, da das zur Grundpflichtausstattung des sogenannten Pi-Päckchens gehörte. Dass die oftmals kontrollierten Telefongroschen (neben Schnur, Streichhölzern und Korken zum Einrußen des Gesichts beim Nahen des Feindes) für Opernzwecke entfremdet wurden, hätte den Be-fehlshabern sicher nicht so gefallen. Nach zweimaligem Anrufen und vielem Bitten und Betteln um mehr Zeit kam ich endlich an die Kasse und ergatterte Karten für alle Gala-Opernabende in der 17. Reihe – meiner Stammreihe!Dummerweise lagen die Termine der Aufführungen just in der Zeit, in welcher der für die Grundausbildung notwendige Schießplatzauf-enthalt geplant war. Ich beantragte einen eigentlich nicht statt-

haften Sonderurlaub für die Zeit – und bekam ihn. Die Kameraden lernten den Umgang mit Maschinengewehr und Granaten, während ich Leonie Rysanek als Tosca, Anna Tomowa-Sintow, Lucia Popp und Ingvar Wixell in Arabella, Ingrid Bjoner und James King in Ari-

adne, Franco Bonisolli und Peter Glossop in Rigoletto, Kurt Moll, Pe-ter Schreier und Ingrid Mathis in Die Zauberflöte sowie die Damen Gwyneth Jones und Gundula Janowitz als Fidelio-Leonore sah.Und bei dem Janowitz-Abend geschah es dann, dass sich schräg vor mir ein Paar ständig unterhielt und die Köpfe zusammensteckte. Meine Sitznachbarn, mit denen ich schon länger bekannt war, und die wohl noch immer bei Aufführungen im Opernhaus zu finden sind, fanden dieses Verhalten genauso störend, da es ihnen ja auch noch die Sicht nahm. Als das Paar an einer besonders delikaten Stelle der Oper erneut zu einem Getuschel die Köpfe zusammen-steckte, nahm einer der Nachbarn sein Programmheft und schlug damit eine Schneise zwischen die Störenden, die so verdutzt waren, dass sie nur beschämt waren und nicht in Schimpfkanonaden, wie es heute sicherlich der Fall wäre, ausbrachen, zumal die Zustim-mung der Umsitzenden deutlich sichtbar war.Immer wenn ich nun in einem Theater mich durch Tuschelnde ge-stört fühle und mich entsprechend äußere, denke ich an diese Epi-sode mit meinem für damalige Zeiten mutigen Sitznachbarn, denn er war erheblich jünger als die Störer und somit nach Ansicht der 70er eigentlich respektlos, unverschämt und frech!

27

Neulich erreichte mich per Email ein Aufruf von Maike Fölling, der Leiterin der Musiktheaterpädagogik unseres Opernhauses. Sie suchte noch ehrenamtliche Helfer für das Kinderfest in der Oper am 4. Feb-ruar 2018. Da ich dieses Projekt sehr attraktiv finde, um Kindern die Oper näher zu bringen, meldete ich mich. So fand ich mich erwartungsfroh am Freitag vor dem Fest mit circa 25 weiteren Helfern vor dem Bühneneingang ein. Nach der Bewäl-tigung vieler Treppenstufen, wurden wir auf einer Probebühne prä-zise auf unsere Aufgaben vorbereitet. Die Regisseurin des Festes Friederike Karig sowie Maike Fölling und ihre Mitarbeiterin Kirsten Corbett hatten sich schon sehr viele Gedanken gemacht, wie die Helfer eingesetzt und schnell vorbereitet werden konnten. Vor der Abendvorstellung lernten wir noch schnell unsere Einsatzorte ken-nen und konnten schon mal die bereits aufgebauten Kinderfest-Kulissen bewundern. »Vorbereitungen wie zu einem kleinen Opern-ball,« schrieb die Hannoversche Allgemeine Zeitung hinterher. Und so war es!Mit vollem Kopf begab ich mich nach Haus, etwas verunsichert, ob ich alles richtig machen würde. Am Sonntag fühlte ich mich im »Labyrinth« des Hinterhauses, das wir am Freitag kennengelernt hatten, schon etwas heimischer. Und

WERDEN AUCH SIE EIN FREUND DES OPERNHAUSES. JEDER IST HERZLICH WILLKOMMEN!Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e. V. VORSTANDS VOR SITZENDER Christoph Trestler | POSTANSCHRIFT DER

GFO­GESCHÄFTSSTELLE Geschäftsstelle der GFO, c / o Nord / LB, Zuleitung 5371, Friedrichswall 10, 30159 Hannover | BANKVER­

BINDUNG IBAN: DE33 2505 0000 0101 4247 37, BIC: NOLA DE2H XXX | Die jährlichen Beiträge für eine Mitgliedschaft betragen

für eine Einzelperson 50 €, für jedes weitere Familienmitglied 25 €, für Schüler und Studenten 10 €, für Firmen 200 €. Fragen

zur Mitgliedschaft und zu den Veranstaltungen richten Sie bitte an unsere Ansprechpartnerin Friederike Schlömer (friederike.

[email protected]) oder an die Geschäftsstelle der GFO. Weitere Informationen unter www.gfo-hannover.de

mit dem Fahrstuhl waren auch die vielen Etagen leichter zu bewäl-tigen. Das galt auch für unsere Aufgaben, zumal überall viele nette Angestellte des Opernhauses uns hilfreich zur Seite standen. Als schließlich die Kinder und ihre Eltern eingelassen wurden, begann es wuselig zu werden. Eine erste kleine Erholungspause für uns Helfer gab es, als alle vom Orchester und dem kleinen Vampir Heini empfangen wurden.Darauf folgten 90 Minuten Gedränge mit vielen Fragen und Antwor-ten, Waffelduft, glücklichen Kinderaugen, eifrigen Eltern, strapa-zierten Großeltern und viel Engagement unsererseits. Unsere schöne Oper begeisterte, und wir konnten dazu beitragen. Schließlich gin-gen die Besucher wieder auf ihre Plätze, wir räumten auf, atmeten tief durch und machten schließlich mit allen Beteiligten der Auffüh-rung unsere Verbeugung auf der Bühne. Ein ganz neues Erlebnis, in den dunklen Zuschauerraum zu sehen! Aber auch zu erleben, was für ein Betrieb hinter der Bühne herrscht und wie viele Menschen hier am Gelingen der Vorstellung beteiligt sind, war sehr eindrucksvoll! Es war ein erlebnisreicher Tag, der gekrönt wurde mit einem ge-meinsamen Sekt, um auf das gelungene Fest anzustoßen. Neben Speis und Trank wurde unser Einsatz mit zwei Opernkarten belohnt. Es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt, mal für die Oper aktiv zu sein!

THOMAS DIETRICH

Gala-Abende 1977

KARIN NEUGEBAUER

Das Kinderfest in der Oper 2018

In loser Folge

kommen an dieser Stelle

Mitglieder der Gesellschaft der

Freunde des Opernhauses

zu Wort und berichten

über besondere Erlebnisse,

die sie in Hannover und

anderswo in Sachen Oper

erlebt haben.

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ORCHESTER28 FUNDUS

Pünktlich zur Frühjahrszeit machen sich einige Kolleginnen und Kol-legen der Staatsoper Hannover auf den Weg zu Gastspielen in ganz Deutschland und außerhalb. Am Theater Erfurt übernimmt Kelly God im März und April die Par-tie der Senta in der Neuproduktion von Wagners Der fliegende Hol-

länder. Beim 8. Finsterwalder Kammermusikfestival im März wird Julie-Marie Sundal einen norwegischen Liederabend mitgestalten. Sopranistin Ania Vegry wird am Gerhart Hauptmann Theater in Gör-litz in dem Unterhaltungskonzert Drama Queens zu hören sein und an den Universitätskonzerten der Uni Hamburg in der Hamburger Laeiszhalle und in St. Johannis in Lüneburg.Bariton Stefan Adam wird im März und April die Partie des Jaroslav Prus in der Neuinszenierung von Janáceks Die Sache Makropulos

unter Will Humburg am Staatstheater Darmstadt singen. Sein Tenor-kollege Simon Bode ist am Karfreitag in der hamburgischen St. Jako-bi-Kirche in Bachs Johannespassion zu hören. Im April wirkt Tenor Uwe Gottswinter bei einem Sinfoniekonzert der NDR Radiophilhar-monie mit. Bassbariton Matthias Winckhler geht im März mit dem Kammerorchester Basel auf Konzertreise und wird in der Oper Fide-

lio die Partie des Don Fernando übernehmen. Darauf singt er bei den Thüringer Bachwochen mit der Audi Jugendchorakademie die Jo-

hannespassion. Anschließend wird er in Frankfurt und Mainz die Rolle des Jesus in der Matthäuspassion verkörpern und tritt in Salz-burg mit dem Mozarteumorchester in Haydns Die Schöpfung auf. Tänzer David Blázquez hat im April am Theater Vorpommern, Greifs-wald Premiere mit einer Choreografie bei TanZZeit 2018.

HANNOPERANER UNTERWEGS

OPERNRÄTSEL

Ein Leichtes mit diesem Opernrätsel werden all diejenigen haben, die sich mit Mode auskennen: Eine Oper, die den gesuchten Stoff behandelte, wurde im französischen Barock derart populär, dass sich aus dem Namen des Titelhelden eine Bezeichnung für ein Klei-dungsstück ableitete, das Teil des Kostüms des Protagonisten war. Es war enganliegend und bedeckte teilweise Körperstellen, die an-sonsten Wind und Wetter ausgesetzt wären. Allen, die sich selbst nicht als »Modeass« bezeichnen würden, sei mit folgenden Hinweisen geholfen: Die Vorlage für die gesuchte Oper entstammt dem Mittelalter und aus dem Umfeld der Artussa-gen. Verschriftlicht wurde die Sage wohl erstmals von einem »spa-nischen« Prinzen – vor der Vereinigung der verschiedenen Königrei-che auf der iberischen Halbinsel. In der Renaissance erfreute sich der Stoff großer Beliebtheit und Verbreitung; erst Cervantes versetz-te ihm mit seinem Roman Don Quijote einen figurativen Todesstoß, indem sich »der sinnreiche Junker« aus der Mancha über den kelti-schen Titelhelden des gesuchten Stoffs lustig machte. Die Geschichten um diesen Ritter inspirierten im 17. Jahrhundert verschiedene Librettisten und Komponisten als Vorlagen für Zau-beropern, wobei sie das Schicksal dieser mythischen Figur in ver-schiedenen Handlungs- und Personenkonstellationen beleuchteten. Der Einfluss des Stoffes reichte aber offensichtlich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts und brachte einen der produktivsten Opernkom-ponisten seines Landes dazu, sein hinsichtlich Harmonik und forma-

ler Gestaltung wohl avanciertestes Werk zu schreiben: Im knapp 20-minütigen ersten Akt bleiben die handelnden Personen stumm, die Szene wird lediglich von Jägern in rezitierender Sprache zu Mu-sik kommentiert. Die symbolistische Ästhetik, die subtile Instrumen-tation, das Spiel mit pentatonischen Melodien, übermäßigen Drei-klängen und Intervallen rücken das Werk in die Nähe von Debussys Pelléas et Mélisande, das der Komponist aber wohl erst kennenlern-te, als er mit der Arbeit an seiner Oper weit fortgeschritten war. Um nicht mit der musikalischen Avantgarde konkurrieren zu müssen, hielt der Komponist das vermutlich 1902 vollendete Werk zeitlebens zurück.Gesucht werden der Titel des ritterlichen Stoffs, die Namen des Brü-derpaars aus der beschriebenen Oper und des Komponisten, die zehn Jahre nach dessen Tod uraufgeführt wurde.

Ihre Antwort schicken Sie bitte bis zum 31. März 2018 an: Staats-oper Hannover, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Opernplatz 1, 30159 Hannover, oder an [email protected]. Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir 3×2 Karten für Leonard Bernsteins Candide am 19. April 2018.

In der letzten Ausgabe suchten wir nach Giacomo Puccinis Madame

Butterfly, Arthur Sullivans The Mikado und Stephen Sondheims Pacific Overtures. Den Gewinnern herzlichen Glückwunsch!

IMPRESSUM HERAUSGEBER Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover INTENDANT Dr. Michael Klügl REDAKTION Dr. Olaf Roth TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTAL TERISCHE

UMSETZUNG Birgit Schmidt DRUCK Steppat Druck FOTOS Sebastian Bolesch (8 r.), Regina Brocke (8 l.), Josef Fischnaller (17), Insa Hagemann (2/3), Thomas M. Jauk (Titel, 1, 13, 14/15, 25, 27 r.), Marek Kruszewski (27 l.), Melina-Celine Rudolf (23), Ingar Schönfeldt (22), Charles Tandy (9 l.), Gert Weigelt (7, 9 r.) und Archiv; Titel: Uwe Gottswinter (v.) und Matthias Winckhler (h.) in Die Zauberflöte. Die Abbildung auf S. 4 ist ein Bühnenbildmodell von Daniel Roskamp.

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