09 - könig - dach symposium koenig...• welche anpassungen sind für die sinnvolle durchführung...
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14.03.2016
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1. D|A|CH SYMPOSIUM KLINISCHE PRÜFUNGEN
07. + 08. März 2016
Konzerthaus Freiburg
Inwieweit macht es Sinn, GCP bei klinischen Studien anzuwenden, die nicht unter das AMG oder MPG fallen? - eine Beispielstudie
Prof. Dr. Peter KönigHochschule Furtwangen
Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft
Überblick
1 Grundlagen für die Durchführung
2 Entwicklung Forschungsgegenstand
3 Durchführung Studie
4 Biometrie
5 Ergebnisse
6 Begleitforschung
7 Reflexion zu GCP
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ENTWICKLUNG UND ANPASSUNG DER GRUNDLAGEN FÜR DIE DURCHFÜHRUNG KLINISCHER STUDIEN IN DER PFLEGE
Forschungshintergrund
Ausgangslage Forschungshintergrund
• Klinische Pflegeforschung befindet sich erst im Aufbau
• Qualitätsstandards für Studien der klinischen Pflegeforschung nicht klar definiert
• Anwendung von GCP Guidelines in der klinischen Pflegeforschung kaum vorhanden und wenig reflektiert
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Studienplan
Aufbau des Projekts
Review qualitätsgesichertGCP und Pflegeforschung/ Orale Mukositis/ Methoden
GCP-Anwendung
Durchführungeiner klinischen Studie
Methoden-kritische Refexion
Versorgungsforschung - spätere Umsetzung in der klinischen Pflegeforschung
Toolbox, modifiziertes GCP-Konzept
Durchführung und Evaluation eines Experiments unter der Anwendung von GCP-Guidelines
Effekt ProgrammHypothesenfalsifikation
HypothesengenerierungPost hoc
Hypothesengenerierung als Grundlage der StudiePrä - post
I. Entwicklung und Anpassung der
Grundlagen für die Durchführung
klinischer Studien in der Pflege
III. Reflektion zur Brauchbarkeit und Anwendbarkeit von Good Clinical Practice in der klinischen Pflegeforschung
Klinische Pflegeforschung und Good Clinical Practice
• Inwiefern kann eine klinische Studie im Bereich der Pflegeforschung mit GCP-konformen Guidelines durchgeführt werden?
• Welche Anpassungen sind für die sinnvolle Durchführung dieser Studie mit GCP-konformen Guidelines notwendig?
• Welche Empfehlungen können aus den Erfahrungen dieser exemplarisch durchgeführten Studie für zukünftige Projekte abgeleitet werden?
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ENTWICKLUNG EINES EXEMPLARISCHEN FORSCHUNGSGEGEN-STANDS ORALE MUKOSITIS
Literaturreview
Entwicklung eines exemplarischen Forschungsgegenstands orale Mukositis
• Trotz Fortschritten ist orale Mucositis immer noch ein häufig auftretendes Problem bei chemotherapeutischer Behandlung
• Einfluss und Nutzen von pflegerischen Anleitungs- und Beratungsprogrammen bei Chemotherapiepatienten unklar
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Ergebnis Literaturreview
• Daten zur Mukositis häufig nicht systematisch dokumentiert
• Klassifikation der Mukositis nicht einheitlich
• Vergleichbarkeit der Arbeiten stark erschwert
• Nur wenige Studien, die die Rolle der Mundhygiene bei der Vorbeugung fokussieren
Vgl. Borowski 1994, Shieh 1997, Dodd 2002, Cochrane-Review 2009
Studienplanung
• Prüfung der Durchführbarkeit
• Risiko-Nutzen-Abwägung
• Antragsverfahren Förderung
– Investigator Initiated Trial
• Projektmanagement
• Entwicklung der Intervention
• Erstellung des Studienplans nach GCP
• Ethikantrag
• Suche nach Partnern
• Studienregistrierung
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DURCHFÜHRUNG EINER KLINISCHEN STUDIE
Effekte eines pflegerischen Beratungs- und Anleitungsprogramms zur Prophylaxe von oraler Mukositis bei
der Therapie mit 5-FU-haltigen Chemotherapeutika bei Patienten mit soliden Tumoren
Forschungsfragen
• Inwieweit kann die Inzidenz bzw. die Ausprägung einer oralen Mukositis bei der Gabe von 5 FU-haltiger Chemotherapie durch die Durchführung eines Anleitungsprogramms im Unterschied zur herkömmlichen Betreuung beeinflusst werden?
• Welche Auswirkungen lassen sich durch eine gezielte Anleitung und Beratung bezüglich der subjektiv erlebten mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität feststellen?
• In welcher Weise verändert sich das Verhalten der Patienten bei der Mundpflege?
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Design und Methoden
Methodenmix:RCT• Beurteilung der Mundschleimhaut • Beurteilung der mundgesundheitsbezogenen
Lebensqualität• Erhebung der durchgeführten Mundpflegemaßnahmen
Explicatorial Research
• Erhebung des Erlebens der Probanden bzgl. des Anleitungs- und Beratungsprogramms
• Evaluation der Anwendung der GCP Guidelines
Ausprägung, Dauer
Endpunkte
ApplikationChemotherapie
Handlungen zur Mundpflege
Inzidenz
Adherence
Anleitungsprogramm Kein Anleitungsprogramm
Differenz ?
Veränderung ? Veränderung ?
Mukositis ?Ausprägung, Dauer
Inzidenz
Lebensqualität Lebensqualität
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Definition der Gruppen
Interventionsgruppe: Prophylaktische Anleitung und Beratung vor Verabreichung der Chemotherapie mit definiertem Begleitungsplan.
Kontrollgruppe:
Kurzinformation in Rahmen des Aufklärungsgesprächs vor der Chemotherapie
Anleitungs- und Beratungsprogramm
• Persönliches Gespräch
• Schriftliche Unterlagen (Basiswissen)
• Kurzfilm
• Telefongespräch
• Tagebuch
IG
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BIOMETRIE UND ERHEBUNGSMETHODEN
Stichprobe, Instrumente
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Stichprobenumfang und Teststärke
• Alpha 5%
• Beta 20%
• Power 80%
• Effektstärke 25%
• 141 Probanden bei angenommener Drop-out-Rate von 10%
Instrumente
Assessmentinstrumente• zur Beurteilung der Mundschleimhaut
– WHO-Skala– Oral Assessment Guide OAG– Numerisch-analoge Schmerzskala– Probandentagebuch
• zur Beurteilung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität– Oral Health Impact Profile (OHIP-14)
• zur Erhebung der durchgeführten Mundpflegemaßnahmen– Probandentagebuch
Episodisches Interview• zur Erhebung des Erlebens der Probanden bzgl. des Anleitungs- und
Beratungsprogramms
Laufende Dokumentation des gesamten Forschungsprozesses bzgl. der Umsetzung der GCP-Guidelines
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Datenerhebungsplan/ Studiendokumentation
• Patienteninformation und Einwilligung
• Randomisierung
• Patientenidentifikationslisten
• SAP (Statistischer Analyseplan)
• Datenmatrix
• CRF (Case Report Form)
• Datendokumentation (zertifizierte Software)
ERGEBNISSE
Beantwortung der Forschungsfragen
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Häufigkeit (Inzidenz) oraler Mukositis
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Ausprägung oraler Mukositis
Differenz der empfohlenen Mundpflegeaktivitäten/ TagDifferenz bei der Durchführung empfohlener Mundpflegeaktivitäten
Gruppe Gesamt fehlend Gesamt
gültig
Mittelwert Standard-
abweichung
Minimum 1.Quartile Median 3.Quartile Maximum
Kontroll 70 7 63 1.1 1.7 -3 0 1 2 6
Intervention 71 4 67 3.2 2.5 -2 2 3 5 10
Gesamt 141 11 130 2.2 2.4 -3 0 2 4 10
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Mundgesundheitsbezogene Lebensqualität.
Differenz zwischen Visite 24 und InitialvisiteOHIP Oral Health Impact Profile
Beantwortung der Forschungsfragen
• Kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der Ausprägung und der Dauer einer oralen Mukositis
• Die subjektiv erlebte mundgesundheitsbezogene Lebensqualität verschlechtert sich im Durchschnitt in der gesamten Probandengruppe deutlich. Zwischen den Probanden der Kontrollgruppe und denen der Interventionsgruppe sind jedoch kaum Unterschiede feststellbar
• Die Intensität der Mundpflegemaßnahmen hat sich zwischen der Baseline und dem letzten Erhebungszeitpunkt in der Kontrollgruppe aber besonders in der Interventionsgruppe deutlich erhöht
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HYPOTHESEN-GENERIERENDE BEGLEITFORSCHUNG
Qualitative Methode
Episodische Interviews
• Wie erleben Patienten die angebotene Beratung zur Mukositisprävention und -behandlung?
• Wie passt das Beratungsangebot zu den Bedürfnissen der Patienten?
• Wie hat sich das Verhalten der Patienten im Verlauf der Beratungsperiode verändert?
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Beispiel: Erleben der Beratung
• Was war für Sie wichtig? A: (Pause) (sehr
leise???) (lange Pause) Vor alle Dinge, dass
mer offen und ehrlich miteinander reden
konnte (062_Hr, 69-70).
Thesen I
• Vorwissen: Viele Patienten haben vor Beginn einer Chemotherapie massive diffuse Ängste bzgl. der Nebenwirkungen der Chemotherapie, die sich mit einer differenzierten individualisierten Vorinformation zur eigenen Therapie deutlich reduzieren lassen.
• Subjektive Theorien: Einige Patienten entwickeln zur Bestimmung der Ursache, weshalb eine orale Mukositis entsteht oder nicht entsteht, eigene, von der Beratung unabhängige subjektive Theorien. Sie gehen von der Überzeugung aus, dass durch eigene Willenskraft bzw. durch Vorbestimmung Nebenwirkungen der Chemotherapie vermieden werden können.
• Leidensdruck: Die erwarteten und beschriebenen Probleme mit der Mundschleimhaut in den Stadien 1 und 2 WHO-Skala der oralen Mukositis werden gegenüber dem tatsächlich beschriebenen Leidensdruck überbewertet.
• Gefühlte Sicherheit: Die potenzielle Verfügbarkeit eines Ansprechpartners für Patienten während der Chemotherapie wird von Patienten als wichtiger eingeschätzt als eine umfassende Information zum Thema „orale Mukositis“. Nur wenige Patienten nehmen tatsächlich aus eigener Initiative die angebotene Hotline in Anspruch.
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Thesen II
• Lerneffekt: Patienten profitieren insgesamt deutlich von einem Beratungsprogramm, wobei sich der Wissenszuwachs bzw. daraus resultierende Verhaltensänderungen nicht eindeutig ableiten lassen.
• Beratungsmethode: Persönliche Gespräche und ein Tagebuch während der Beratungsphase sind deutlich effektiver als Videofilme oder aufsuchende Hilfen in Form von Telefonanrufen.
• Verhaltensänderung: Eine Veränderung der Mundpflegegewohnheiten erfolgt bei vielen Patienten erst dann, wenn sich konkrete Beschwerden einstellen.
• Individuelle Behandlungsstrategien: Betroffene Patienten entwickeln im Laufe der Behandlungszyklen Expertenwissen im Umgang mit den eigenen Beschwerden und kombinieren eigens entwickelte Maßnahmen und durch die Beratung empfohlene Maßnahmen in unterschiedlicher Weise zu einer eigenen Handlungsstrategie.
REFLEKTION ZUR BRAUCHBARKEIT UND ANWENDBARKEIT VON GOOD CLINICAL PRACTICE IN DER KLINISCHEN PFLEGEFORSCHUNG
Resümé und Handlungsempfehlungen
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Beobachtung von Binnenprozessen
• Suche nach Kooperationspartner
• Dynamik der Probandenrekrutierung
• Monozentrische versus multizentrische Studien
• Begleitung der Patienten
• Problematik mit Testinstrumenten
• Kontrolle der Einflussgrößen und kleine Effektgrößen
Methodenreichweitendiskussion
• Auswahl der Endpunkte
• Definition der Probandengruppe
• Randomisierung
• Verblindung
• Einfluss der Untersucher
• Testinstrumente
• Mixed Methods
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Erfolgreich umgesetzte Teile von GCP
• Große Teile der bestehenden Vorgaben (GCP) für die Gestaltung von RCT-Studienplänen können für Pflegeforschungsprojekte verwendet werden
• Wahrung von Patientenrechten
• strukturierte Gesamtplanung
• Studiendokumentation
• Schulung und Einbeziehung der Studienmitarbeiter
• biometrische Begleitung
Anpassungsbedarf
• RCTs beziehen sich klassischerweise auf Interventionen, bei denen die Wirkung einer Substanz auf den Organismus biometrisch getestet wird oder um technische Geräte wie beispielsweise Medizinprodukte
• Änderungen bei AMG-bezogenen Passagen und bei Methoden-triangulation bzw. Mixed Methods
• Hier handelt es sich um eine Intervention, die sich im Bereich von Interaktionen zwischen Personen abspielt
• Insofern kommt den psychometrischen Dimensionen „Wissen“, „Kompetenz“ und „Verhalten“ eine zentrale Bedeutung zu
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Handlungsempfehlungen
• Systematische Vorgehensweise mit zentralem Projektmanagement
• Scheiterungsszenarien ernsthaft beachten
• Vorstudie zur Nutzen-Risiko-Abwägung
• Ethikvotum
• Orientierung an Studienplänen mit GCP
• Dienstleitung der KKS wahrnehmen (z.B. Biometrie, Studynurses, Monitore)
Vielen Dank
Für Ihre Aufmerksamkeit
Kontakt:
Wir bedanken uns für die
Unterstützung des Projektes
durch die
Fördergesellschaft Forschung Klinik für Tumorbiologie
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GCP und Pflegeforschung
• Ethische Prinzipien laut Deklaration von Helsinki
• Risiken- Nutzen-Abwägung
• Rechte, Sicherheit und Wohl der Studienteilnehmer haben Vorrang vor den Interessen von Wissenschaft und Gesellschaft
• Wissenschaftliche Fundierung in detailliertem Prüfplan
• Genehmigung Ethikkommission
• Medizinische Versorgung durch qualifizierten Arzt
• Qualifiziertes Personal
• Einwilligungserklärung nach vorheriger Aufklärung
• Korrekte Aufzeichnung der Prüfungsdaten
• Schutz der Privatsphäre und Wahrung der Vertraulichkeit
• Überprüfung der Qualität
Grundlagen für die Durchführung klinischer Studien in der Pflege
• Darstellung:
– quantitative Studiendesigns
– Randomisierte kontrollierte Studien
– Good Clinical Practice Guidelines
– Potenzielle Forschungsfelder
– Rahmenbedingungen
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Systematischer Literaturreview
Methoden
Orale MukositisAusprägung Häufigkeit
Patienten-edukation
Chemo-therapieToxizität
Forschungs-methoden
Instrumente
Beratungs-Programm
Lebens-qualität
Tumor Adherence
Intervention Prävention
Behandlung
MukositispräventionGCP und Pflegeforschung
Klinische Pflege-
forschung
GCP
Situation in der Patientenbetreuung
• Viele verschiedene Präventionsmaßnahmen
• Keine Durchgängige Strategie der Betreuung
• Beratung leidet unter Zeitdruck
• Kaum Anwendung von Assessmentinstrumenten
• Beobachtung, dass Mundpflege sich positiv auswirkt
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Fokus der Studie
• Wirksamkeit eines pflegerischen Anleitungs- und Beratungsprogramms
• Einfluss der Mundpflege unabhängig von einem bestimmten Mittel
• Verhalten des betroffenen Patienten
• Vermittlung von Selbstpflegekompetenz
• Anwendung von Good Clinical Practice (GCP) Guidelines in der klinischen Pflegeforschung
Systematischer Literaturreview
Methoden
Orale MukositisAusprägung Häufigkeit
Patienten-edukation
Chemo-therapieToxizität
Forschungs-methoden
Instrumente
Beratungs-Programm
Lebens-qualität
Tumor Adherence
Intervention Prävention
Behandlung
MukositispräventionGCP und Pflegeforschung
Klinische Pflege-
forschung
GCP
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Effektstärke• Keine Vorarbeit geeignet als Grundlage zur
Berechnung der Effektstärke bei Mukositis Grad 1
• Wahrscheinlichkeit ist bei ca. 60% anzusiedeln (pre-test probability)
• Der zu erwartende Effekt des Beratungsprogramms wird mit einer Absenkung der Mukositis Grad 1-Rate um 25% auf 35% angenommen.
Odds Ratio (OR, Chancenverhältnis)
• Kontrollgruppe
Odds 60:40 = 1,5
• Interventionsgruppe
Odds 35:65 = 0,54
Odds Ratio 0,54/1,5 = 0,36
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Fallzahlberechnung
Proportion1 Proportion2ActualPower
NTotal
0.6 0.25 0.812 62
0.6 0.30 0.800 84
0.6 0.35 0.804 124
0.6 0.40 0.800 194
0.5 0.25 0.802 116
0.5 0.30 0.800 186
0.5 0.35 0.802 340
0.5 0.40 0.801 776
Statistischer Analyseplan
• SAP
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Datenanalyse
• Die primäre Analyse der Studie erfolgt aufder Basis der ITT-Population.
• Der primäre Endpunkt wird in einemlogistischen Regressionsmodell analysiert
• neben der Gruppeneinteilung werden auchwichtige Kovariablen berücksichtigt
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Ergebnis Hypothesentest
Die Durchführung eines pflegerischen Beratungs- oder Anleitungsprogramms hat im
Vergleich zur herkömmlichen Betreuung der Patienten keinen Einfluss auf die
Ausprägung einer oralen Mukositis bzw. der subjektiv erlebten
mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität bei der Gabe von 5-FU-haltiger
Chemotherapie mit hohem schleimhauttoxischen Potenzial.
• Die oben formulierte Null-Hypothese konnte somit anhand der Studienergebnisse falsifiziert werden.
Das Selbstpflegeverhalten der Patienten bezüglich der Mundpflege ändert sich durch
das standardisierte Anleitungs- und Beratungsprogramm nicht.
• Die zweite Null-Hypothese konnte anhand der Studienergebnisse nicht falsifiziert werden, da sich das Mundpflegeverhalten in der Interventionsgruppe deutlich geändert hat.
ErgebnisseLebensalter
Gruppe Gesamt fehlend Gesamt
gültig
Mittelwert Standard-
abweichung
Minimum 1.Quartile Median 3.Quartile Maximum
Kontroll 70 0 70 60.7 11.4 28 52 62 69 84
Intervention 71 0 71 60.2 12.2 30 50 62 71 83
Gesamt 141 0 141 60.5 11.8 28 51 62 70 84
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Dauer der oralen MukositisDauer der Oralen Mukositis
Gruppe Gesamt fehlend Gesamt
gültig
Mittel-wert Standard-
abweichung
Minimum 1.Quartile Median 3.Quartile Maximum
Kontroll 70 7 63 33.14 31.99 0.0 4.3 26.1 56.5 100
Intervention 71 4 67 35.49 31.74 0.0 6.7 26.1 65.2 100
Gesamt 141 11 130 34.35 31.76 0.0 4.3 26.1 60.9 100
Maximum LikelyhoodResponse Profile
Zugeordneter Wert Vorhandensein von Mukositis Häufigkeit Gesamt
1 Nie 48
2 Mindestens ein Mal 83
Analyse der maximal erwarteten Wahrscheinlichkeit (Maximum-Likelihood)
Parameter Level Schätzwert Standardfehler P-Wert
Intercept 1,4086 1,4441 0,3293
Intervention Intervention vs. Kontrollgruppe
-0,1196 0,4018 0,7660
Geschlecht Weiblich vs.
männlich 1,4519 0,4782 0,0024
Alter 1-Jahres-Schritte -0,00429 0,0193 0,8238
Applikationsart Dosisgruppe 2 vs.
Dosisgruppe 1 -0,7236 0,9249 0,4340
Dosisgruppe 3-5 vs.
Dosisgruppe 1 -1,1253 0,8750 0,1984
Tumorart C15-C26 vs. C50 -0,4997 0,6412 0,4358
Andere vs. C50 -0,4486 0,8321 0,5898
Risikofaktoren Mindestens
gelegentlich vs. nie 0,3960 0,6458 0,5397
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Beispiel:Auftreten der Beschwerden
B: Am nächsten Morgen wachte ich auf mit einem dicken weißen Belag auf
der Zunge, das hat mich erschreckt, sowas hab ich noch nie gesehen. Der
rechte Zungenrand war hochrot und es waren so drei Aphten drauf. Jede
kleinste Bewegung von der Zunge hat weh getan also ich mochte schon gar
nicht mehr spülen, weil das alles weh getan hat und dann hab ich mit dem
Strohhalm getrunken, anders ging es nicht mehr, ein bisschen gegessen und
dann hab ich gedacht das ist wahrscheinlich jetzt der Anfang. Dachte [...] das
ist jetzt diese Nebenwirkung mit der man rechnen muss und das geht jetzt halt
los und wenn das jetzt los geht dann werde ich wahrscheinlich künstlich
ernährt werden müssen, also das war schon ein ein ungutes Gefühl, das ich da
hatte (085_Fr, 24-24).
Beispiel: Erleben der Beratung
I: Also wie fanden Sie die Beratung? B: na ja (.)
die war recht gründlich (lacht) I: aha B: also ich
war überrascht (.) dass man sich so um jemand
kümmern kann der eigentlich ja schon sein
Leben hinter sich hat (073_Hr, 9-12).
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Subjektive Theorien
I: Woran glauben sie liegt das (.) dass sie da jetzt keine
Beschwerden haben? Haben sie eine Erklärung dafür das sie
denken (.) sie haben jetzt da keine Komplikationen im
Mundbereich erlitten?
B: (2) Es wäre vielleicht vermessen wenn ich sagen würde (.) Ich
habe an die Erkrankung von Anfang an nicht recht geglaubt (.) Es
war halt einmal eine einmalige Sache und so ist meine
Einstellung jetzt noch ich habe so viele Erkrankungen (.) intensive
in meinem Leben gehabt (.) dass das jetzt (.) naja auch noch
hingenommen wird (lacht) (073_Hr, 39-40).
Verbesserungsvorschläge aus der Präsentation im kolloq
Verbindung zu GCP deutlicher darstellen, z.B. Entwicklung des StudienplansGCP nochmals genauer beschreiben QM, Ethikwie macht sich GCP bemerkbarWie wurde das Beratungsprogramm entwickelt?
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Belastung
I: Wie war das wie war die Belastung für Sie (.) war das
ähm (.) das mit den Schmerze und das (.) wie sehr hat
Sie das eingeschränkt? B: Also ma hätt net da könne in
eine harte Rinde beiße oder >holt luft< oder so was was
man halt früher ohne weiteres gmacht hätt. Da hätt ma
halt >holt luft< mit sich selber müsse vorsichtiger sei so
könnt ich´s jetzt beschriebe (089_Fr, 21-27).
Videofilm
B: Ehrlich gesagt, bekommen hab ich die ja, ich
hab die bekommen von Hr. A. und ich sag Ihnen
ganz offen und ehrlich, ich hab die beiseite
gelegt und ich hab die vergessen. Das war
sicherlich so eine Art von Verdrängung weil ich
am Anfang davon auch gar nichts wissen wollte,
verstehen Sie (085_Fr, 157-162)?
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1. D|A|CH SYMPOSIUM KLINISCHE PRÜFUNGEN
07. + 08. März 2016
Konzerthaus Freiburg
Effekte eines pflegerischen Beratungs- und Anleitungsprogramms zur Prophylaxe von oraler Mukositis bei der Therapie mit 5-FU-haltigen Chemotherapeutika bei Patienten mit soliden Tumoren
Prof. Dr. Peter KönigHochschule Furtwangen
Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft
Klinische Pflegeforschung und Good Clinical Practice
• Inwieweit werden klinische Studien im Bereich der
Pflegeforschung mit GCP-konformen Guidelines
durchgeführt und wie sinnvoll erscheint diese
Vorgehensweise?
• Review-Ergebnis: Es konnten keine Studien gefunden
werden, bei denen eine Verwendung von GCP-
Guidelines dokumentiert sind
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Hypothesen
• Die Durchführung eines pflegerischen Beratungs- oder Anleitungsprogramms hat im Vergleich zur herkömmlichen Betreuung der Patienten keinen Einfluss auf die Inzidenz, Dauer und Schweregrad einer oralen Mukositis bzw. der subjektiv erlebten Lebensqualität bei der Gabe von 5-FU-haltiger Chemotherapie mit hohem schleimhauttoxischen Potenzial.
• Das Selbstpflegeverhalten der Patienten bezüglich der Mundpflege ändert sich durch das Anleitungs- und Beratungsprogramm nicht.
Thesen zur Beobachtung von Binnenprozessen
• Die Erklärung der Bereitschaft von Kollegen, bei Studien aktiv mitzuhelfen, reicht nicht aus, um einen guten Studienverlauf zu gewährleisten.
• Die Einbindung von Einrichtungen zur Probandengewinnung erfordert gute Netzwerke und viele Ressourcen beim Leiter der Klinischen Studie.
• Die Verfügbarkeit von Probanden und die zu erwartenden Effekte werden durch die Studienmitarbeiter tendenziell überschätzt.
• Die Begleitung und die Betreuung von Probanden stellen hohe Ansprüche an die Studienmitarbeiter. Bei nicht verblindeten Studien entstehen beim Studienmitarbeiter erhebliche Interessenskonflikte in der Beratungssituation.
• Die Durchführung von Forschungsprojekten durch Praktiker ohne Hintergrundwissen zu GCP erhöht das Risiko des Scheiterns deutlich. Die Rollen des Praktikers und des Forschers müssen systematisch zusammengeführt werden, um eine gute Qualität von Studien zu erreichen.
• Die Orientierung an GCP-Guidelines bei der Planung und der Durchführung der Studie unterstützt den Leiter der Klinischen Studie und die Mitarbeiter maßgeblich.