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1 Die galvanische Beschichtung von Aluminium

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Page 1: 1 Die galvanische Beschichtung von Aluminium. Zum galvanisieren bedarf es einer metallisch reinen Oberfläche. Aluminium ist sehr unedel (Normalpotential:

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Die galvanische Beschichtung von Aluminium

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• Zum galvanisieren bedarf es einer metallisch reinen Oberfläche. Aluminium ist sehr unedel (Normalpotential: −1,676 V) und bildet binnen Sekunden eine dichte Oxidschicht aus. Auf einer Oxidschicht sind haftfeste Schichten nicht möglich. Um dies zu vermeiden, wird meist eine Zwischenschicht, eine sogenannte „Zinkatschicht“ aufgetragen.

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Die Herausforderung

Aluminium

Aluminiumoxid, ca. 0,05 µm

Aluminium

Zinkatschicht, ca. 1,0 µm

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• Die zahlreiche Legierungen bei Aluminium erfordern unterschiedliche Vorbehandlungsarten. Die Vorbehandlungen für verschiedene Al-Legierungen können sich in Chemie, Behandlungsfolge und Behandlungszeiten teils sehr stark unterscheiden. Typische Legierungspartner sind Silizium, Magnesium, Zink, Kupfer, Beryllium und Chrom.

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Die Herausforderung

Schliffbild von Aluminium. Die grauen Stellen sind Silizium.

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• Die mechanische Bearbeitung von Aluminium vor dem galvanisieren hat auf die Beschichtungsqualität einen sehr hohen Einfluss. Problematisch sind vor allem große Rauheiten, Verschmierungen von Poren und Einschluss von Fremdstoffen. Besonders die Verschmierungen sind tückisch, weil sie nicht oder erst nach der Vorbehandlung zu erkennen sind. Eine ehemals glatte Oberfläche kann deshalb nach der Vorbehandlung sehr rau wirken, ohne das typische Bild einer Überbeizung zu zeigen.

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Die Herausforderung

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Die Herausforderung

Unterschiedliche Oberflächenzustände durch die mechanische Bearbeitung. Die Problemzone ist rot umrandet.

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• Poren. Je mehr Poren und je größer die Poren sind, umso schwieriger ist die Beschichtbarkeit. Besonders kritisch ist bei großen Poren, dass durch den Einschluss von Behandlungschemie zeitverzögert Korrosion entstehen kann. Wenn Poren durch die mechanische Bearbeitung zugeschmiert wurden, können diese durch die chemische Vorbehandlung wieder freigelegt werden. Dies kann ebenfalls zur Korrosion, aber vor allem zu einer rauen, ungleichmäßigen Oberfläche führen. Die Oberfläche kann dadurch überbeizt wirken.

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Die Herausforderung

Poren und Lunker im Vormaterial. Probleme bei der Beschichtung sind hier vorprogrammiert.

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• Lunker sind bei der Erstarrung gegossener Teile entstandene Hohlräume. Lunker treten beim Vergießen von Schmelzen einzeln oder gehäuft auf. Lunker können u.U. zu massiven Beschichtungsfehlern führen, nicht nur bei Aluminium. Sie sind wesentlich größer als Poren und ihre Oxidschicht ist kompakter.

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Die Herausforderung

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Wichtig: Eine möglichst hohe Prozesssicherheit der galvanischen

Beschichtung setzt eine möglichst gleichbleibend hohe Qualität

des Vormaterials voraus!

Die Schwierigkeit bei der Beschichtung von Aluminium ist die

Abstimmung zwischen dem Material und der erforderlichen

Vorbehandlung.

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Die Herausforderung

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Die passende Vorbehandlung für eine Aluminiumoberfläche ist

abhängig von folgenden Einflüssen:

• Legierung• Verschmutzungsgrad der Oberfläche• Oberflächenstruktur• Porosität• Verfahrenstechnik der Beschichtung

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Vorbehandlungsarten

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Legierung

Unterschiedliche Bestandteile in unterschiedlichen

Konzentrationen und Kombinationen benötigen unterschiedliche

Behandlungsarten. Bei Zink und Magnesium steigt mit dem Anstieg der

Konzentration die Gefahr der Überbeizung. Kupfer kann

das Auftragen der Zinkatbeize erschweren, Silizium als größere

Anhäufung macht eine Beschichtung besonders schwer.

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Vorbehandlungsarten

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Verschmutzungsgrad der Oberfläche

Öle, Fette, Staub, Dreck, Oxide, Kleberückstände und vieles mehr

muss vor der galvanischen Beschichtung perfekt entfernt

werden. In den meisten Fällen geschieht dies chemisch, bei

schwierigen Oberflächen kann die erste Vorbehandlungsstufe

auch mechanisch erfolgen, etwa durch Schleifen, Bürsten,

Sandstrahlen, Schmirgeln etc.

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Vorbehandlungsarten

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Oberflächenstruktur

Mit der Oberflächenstruktur sind Rauheit, Korngröße und

allgemeine Beschaffenheit gemeint. Diese Einflussgrößen haben

vor allem auf das Beizverhalten einen großen Einfluss.

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Vorbehandlungsarten

Unterschiedliche mechanische Bearbeitungen bringen unterschiedliche Ergebnisse hervor.

Oben: mit Diamantwerkzeug gefräst.

Unten mit einem alten Stahlwerkzeug.

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Porosität

Wie bereits beschrieben, können Poren zu unterschiedliche

Fehler führen, welche oft erst zu spät bemerkt werden. Bei

Materialien mit offensichtlichen Poren wird meist versucht sanft,

aber mechanisch zu behandeln, da die Einwirkung von zu

aggressiver Chemie in diesem Fall schlecht zu steuern ist.

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Vorbehandlungsarten

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Verfahrenstechnik der Beschichtung

Je nach Verfahrenstechnik (Tampon,

Gestellanlage, Handgalvanik) können sich

Behandlungsabläufe mehr oder minder stark

unterscheiden.

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Vorbehandlungsarten

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Unsere Aufgabe besteht darin, die effektivste und zugleich

schonendste Vorbehandlung anzuwenden, um eine einwandfrei

haftfeste Schicht zu erhalten.

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Vorbehandlungsarten

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Vorbehandlungsarten

Mechanisch

BürstenSchmirgelnSchleifen

Sandstrahlen

Chemisch

EntfettenDekapieren

sauer BeizenFluoridhalige Beize

alkalisch BeizenZinkatbeize

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Beispiel für einen Behandlungsablauf:

• Abkochentfettung• Alkalische Beize• Dekapierung / saure Beize• Fluoridhaltige Beize• saure Beize• Zinkatbeize• Dekapierung / saure Beize• Zinkatbeize• Beschichtung

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Vorbehandlungsarten

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Das Zinkat-Verfahren ist eines der entscheidenden Schritte bei der galvanischen Beschichtung von Aluminium.

In der Zinkatbeize wird die Oberfläche des Aluminiums aktiviert und die natürliche Oxidschicht entfernt. Eine dünne, leitfähige Zwischenschicht wird außenstromlos abgeschieden, welche die Reoxidation der Oberfläche bis zum Einbringen in das anschließende Beschichtungsbad unterbindet und eine gute Haftung zur Beschichtung bewirkt.

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Das Zinkat-Verfahren

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Je nach Material und Zinkatbeize muss die Zinkatschicht nach der

ersten Behandlung wieder entfernt und erneut aufgetragen

werden, um eine feinere, dichtere Struktur zu erhalten. Die

Zinkatschicht besteht überwiegend aus Zink, kann aber auch

andere Metalle wie Kupfer, Nickel oder Eisen enthalten.

Wichtig bei einer Zinkatschicht ist, dass diese haftfest und

gleichmäßig dicht ist, damit es zu keiner Reoxidation des

Aluminiums kommt. Eine bestimmte Dicke der Schicht ist

Sekundär, wenn diese Kriterien erfüllt sind.

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Das Zinkat-Verfahren

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Bildung von Aluminiumoxid: Al + 3OH- Al(OH)3 + 3e-

Bildung von Aluminat: Al(OH)3 AlO2- + H2O + H+

Reduktion von Zink: Zn(OH)42- Zn2+ + 4OH-

Abscheidung auf Aluminium: Zn2+ + 2e- Zn

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Das Zinkat-Verfahren

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Aluminium und Tampon

Gleichrichter

Anode

Werkstück(Kathode)

plus

minus

Anodenhalter

saugfähiger Stoff

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Vorteile des Tampon-Verfahrens bei der Beschichtung von Aluminium:

• mechanische Einwirkung des Tampons• dadurch kein Wasserstoffinduzierter Sprödbruch (Wasserstoff-

versprödung)• perfekte optische Kontrolle bei jedem Behandlungsschritt• immer frische Chemie, da nach jeder Behandlung die „alte“ Chemie

verworfen wird dadurch keine Anreicherung von störenden Stoffen

• sehr schnelle Wechsel zwischen zwei Behandlungsstufen möglich (Stichwort „Überhebzeiten“ bei Anlagen)

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Aluminium und Tampon

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Die Beschichtung von Aluminium hat ihre Tücken. Für einen dauerhaft sicheren Prozessablauf muss die Produktionskette vom Vormaterial bis zur Galvanik in Einklang gebracht werden, besonders bei mechanisch bearbeiteten und gegossenen Materialien.

Die Vorbehandlung von Aluminium muss auf das Material in seiner Gesamtheit (Legierung, Materialzustand, Oberflächenzustand, Geometrie) abgestimmt werden. Änderungen oder Abweichungen in der Prozesskette erfordern meist auch eine Anpassung der Vorbehandlung von Aluminium.

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Zusammenfassung