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1 Persönliche Voraussetzungen, Psychohygiene, Selbsterfahrung und Supervision für Psychotherapeuten Seminar: Gesundheit und Krankheit Dozentin: Dr. Christiane Eichenberg Referenten/in: Pascal Dittmann, Stephan Kistner und Marie Rose Semester: Wintersemester 2005/06

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Persönliche Voraussetzungen, Psychohygiene, Selbsterfahrung und Supervision für Psychotherapeuten

Seminar: Gesundheit und KrankheitDozentin: Dr. Christiane EichenbergReferenten/in: Pascal Dittmann, Stephan Kistner und Marie Rose Semester: Wintersemester 2005/06

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Gliederung

1. Über den Beruf des Therapeuten

2. Überlegungen zur Psychohygiene und Burn-out-Prophylaxe

3. Supervision

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1. Über den Beruf des Therapeuten

1.1 Wie kommt es zur Wahl des Therapeutenberufes?

 - Persönliche Motive, meist defizitärer Art - Ursachen: evtl. Störung des narzisstischen

Gleichgewichts in der Kindheit (Parentifizierung u. Helfer-Kinder)

- Erleuchtungserlebnisse, Knick in der Lebensgeschichte

- frühe Entwicklung eines besonderen Sensoriums für die Probleme anderer

 - unbewusster Wunsch, einen ursprünglichen Zustand kindlicher Allmacht wiederherzustellen

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1.2 Welche Voraussetzungen benötigt man, um Psychotherapeut werden zu können?

 - Warmherzigkeit, Beziehungsfähigkeit, Empathie,

Reife, Ausgeglichenheit, psychische Gesundheit und Optimismus, Kreativität, therapeutische Ich-Spaltung als soziale Kompetenzen relativ zu sehen

 - Anerkennen der persönlichen Grenzen des

Therapeuten

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1.2 Welche Voraussetzungen benötigt man, um Psychotherapeut werden zu können?

- im privaten Bereich: gesunde Beziehungen und außerberufliche Hobbys

- Bewusstsein:erreichte Ziele können schwankenRückfälle sind möglich komplette Problemlösung in der Therapie

nicht immer realisierbar- starke und dauerhafte Beziehungsfähigkeit 

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1.2 Welche Voraussetzungen benötigt man, um Psychotherapeut werden zu können?

 - Selbsterkenntnis als Selbstzweck ist wichtiges

Merkmal des modernen Menschen, nicht nur zum Zwecke der Heilung

 - Erreichung von Formen der Selbstreflexion 

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1.3 Wie ist das Selbstbild des Therapeuten? 

- 86 % von 3000 Therapeuten schätzen sich als engagiert, tolerant, akzeptierend und intuitiv

ein, sowohl privat als auch beruflich (aus Eva Jaeggi, ‚Und wer therapiert die Therapeuten‘, S.61)

 

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1.3 Wie ist das Selbstbild des Therapeuten?

Vier Typen von Therapeuten: (aus Eva Jaeggi, ‚Und wer therapiert die Therapeuten‘, S. 64 – 71)

1. der Idealisierer: ich selbst sein, Liebe geben, Göttlichkeit im Patienten wecken, den spirituellen Weg begleiten

2. die mildere Variante, ‚Rogers-Variablen’: Wärme, Akzeptanz, Einfühlung, Authentizität, warme Gefühle, bedingungsloses Akzeptieren, Aktivität, an den Menschen glauben und ihn das spüren lassen; das eigene Leben ist Teil der Therapie, sich als Mensch einbringen;

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1.3 Wie ist das Selbstbild des Therapeuten?

Vier Typen von Therapeuten: (aus Eva Jaeggi, ‚Und wer therapiert die Therapeuten‘, S. 64 – 71)

3. der distanzierte Skeptiker: sich heraushalten, hat Angst vor allzu großer Nähe, Balance von Nähe und Distanz, Distanz wichtiger, Mischung aus gesundem Egoismus und Bezogensein auf andere, neugieriger und interessierter Zuschauer sein

4. der Abgebrühte: zynisch, reine Austauschbeziehung, Geld gegen Empathie, Therapeut als „Prostituierter“; Konfrontation oder Dirigieren

 

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1.4 Welchen Problemen und Herausforderungen sieht sich der Therapeut gegenüber?

 - Intimitätsproblem: Therapeut ist ängstlich bemüht,

Distanz aufrechtzuerhalten, um sich keiner Kränkung auszusetzen

- Störung des narzisstischen Gleichgewichts- Schmidbauer (1992, 1995) :

Vier Typen des Umgangs mit der Grundproblematik des Narzissmus: 1. das Opfer des Berufes wird aufgezehrt von seinem Berufsleben 2. der Spalter verhält sich bei Arbeit anders als privat,

3. der Perfektionist tut alles, um sich auch emotional zu vervollständigen, 4. der Pirat beutet seine Patienten aus, um sich privat zu sanieren

 

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1.4 Welchen Problemen und Herausforderungen sieht sich der Therapeut gegenüber?

 

- Kontrollbedürfnis, Streben nach Macht und die Angst vor Beeinflussung

- Pseudogewissheit in allen Aussagen, die der Abwehr von Selbstwertproblemen dient

 - Beziehung ist das Wichtigste in der therapeutischen Beziehung, nur 15 % sind der jeweiligen Technik verschuldet, der Rest ist Beziehung, Persönlichkeit, Art des Zusammenpassens von Therapeut und Patient (nach Lambert 1994)

 

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1.4 Welchen Problemen und Herausforderungen sieht sich der Therapeut gegenüber?

- Therapeut stellt echte menschliche Gefühle dar, ruft sie hervor, darf mit ihnen aber nicht wie im normalen Leben umgehen, um die Distanz, Kontrolle und das nichtekstatisches Hineinsteigern zu wahren (vgl. Schauspieler)

 - Zweifel an Tätigkeit lassen sich vermeiden, indem man sich in Dogmatismus einmauert und andere Therapierichtungen verachtet

- positives Gefühl einer liberalen Haltung lässt sich durch integrative Ansätze erreichen, allerdings kann darunter die Identität leiden

 

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1.5 Wie kann es beim Therapeuten zum Burnoutsyndrom kommen?

 - zu hohe Ansprüche an sich und den Beruf - Verausgabung - dauernde Empathie- Miterleben - psychische Aushöhlung 

es werden unterschieden:- emotionaler Erschöpfung - Dehumanisierung- reduzierter persönlicher Leistungsfähigkeit

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1.5 Wie kann es beim Therapeuten zum Burnoutsyndrom kommen?

 Belastungsdimensionen:

1. die Grenzen: Bescheidenheit in Zielsetzung wichtig 2. das normale Ausgelaugtwerden 3. die Vermischung von Beruf und Privatleben 4. zeitliche Belastung:wegen Geldfaktor oder auch Wunsch nach Allmachtsgefühl (man selbst ist der beste Helfer) 5. die Schwierigkeiten mit dem theoretischen Hintergrund

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1.6 Welche Möglichkeiten der Psychohygiene bieten sich für den Therapeuten an?

 - Selbsterfahrung  - Starke Beziehungsfähigkeit

- Supervision  

- Burnoutprävention

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1.7 Der phantasierte Therapeut

- Crits-Christoph (1991) Personen, die eindeutig und durchgehend mehr Erfolg haben„ideale Therapeutenpersönlichkeit“:warmherzig, beziehungsfähig, empathisch, reif, ausgeglichen, psychisch gesund und optimistisch

- scheint nicht so sehr auf menschliche Vollkommenheit bzw. Unvollkommenheit anzukommen

- durch Übertragung wird der Therapeut ohnehin in anderes Licht gerückt

- Patienten reicht ein „ganz normal menschlicher“ Therapeut

- lindert den durch die hohen Ansprüche entstandenen Druck

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1.8 Fazit

- Psychotherapeuten: Führer und Wegbereiter zum Inneren des Menschen auf der Suche nach dem guten und glücklichen Leben, marschieren gemeinsam mit dem Patienten

- Therapeut muss selbst ein Mensch sein, der die Wanderung des Lebens gut und richtig besteht - er scheitert!

- wird unglaubwürdig, wenn er nicht vorbildhaft ist, darf sich nicht in berufliche und private Person spalten!

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1.8 Fazit

- Dilemma! Selbsttäuschung, Heuchelei, Selbstbetrug, Masken, Schönfärberei, Verstecken

- Jedes erreichte Ziel im menschlichen Leben schwankt. Auf Schritt und Tritt sind Rückfälle möglich! Es gibt im Leben keine „Endstationen“, weder in der Liebe, noch in der Therapie!

- Therapeuten müssen sich andere Ziele stecken, als das der menschlichen Intaktheit!Streben sollte vom Beruf getrennt sein!

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2. Überlegungen zur Psychohygiene und Burn-out-Prophylaxe

2.1 Was ist Selbstfürsorge?

- Ein liebevoller, wertschätzender, achtsamer und mitfühlenden Umgang mit dem eigenen Selbst und das Ernstnehmen der eigenen Bedürfnisse

- Bedarf:a) einer frühen Erfahrung mit ausreichender Fürsorge oderb) eines Trauerprozesses mit anschließender Veränderung im Umgang mit sich selbst

- Selbst wenn sie geleistet worden sind, braucht es neues Handeln!

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2.2 Gefahr der sekundären Traumatisierung

- bei Beschäftigung mit traumatischem Geschehen können Therapeuten sekundär traumatisiert werdena) Traumatisierung des Ichs b) Burn-Out Erscheinungen

- TherapeutInnen und deren Beziehungen werden belastet

- Arbeit mit traumatisierten Menschen: Aktiviert breite Spektrum von Gefühlen

- Dies ist normal! Schwierig wenn, negative Gefühle anhalten oder dominieren

- immer weniger Platz für Gefühle von Freude, Lebenslust und Glück da zu sein scheint

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2.3. Praktische Maßnahmen zum Psychohygiene-Management

Verena Kast (1994): Problembiographie und Freudbiographie

Fürstenau (2002): Beidäugiges Sehen in der Diagnostik und Therapie

Reddemann (2001): Patienten als Partner einer gemeinsamen Arbeit,Vertrauen auf das Konzept der Innere Weisheit

- Hypothese: Jeder Mensch verfügt über Selbstheilungskräfte

- Heilung und Selbstheilung = ganzheitliches Geschehen, Zentral: Aspekt der Freude

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2.4 Gründe für Mangel an Bereitschaft für Psychohygiene

- Derzeit aktive PsychotherapeutInnengeneration: Kriegskindergeneration und deren Kinder

- Umgang mit der eigenen Psychohygiene eng verknüpft mit unbewusster Verarbeitung bzw. Nichtverarbeitung der Kriegs- und Nachkriegserfahrungen

- Deutsche = Tätervolk - ungesunde Genügsamkeit in Bezug auf Psychohygiene und liebevollen Umgang mit sich

- erlebten kein Mitgefühl in Bezug auf ihr Leiden!

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2.4 Gründe für Mangel an Bereitschaft für Psychohygiene

- Kinder der Täter und Mitläufer müssen sich erlauben, sich aus der „verinnerlichten Sippenhaft“ zu befreien und ihr eigenes Leben anzuschauen!

- Der Teil, der nicht zu ihnen gehört, muss innerlich den Eltern zurückgeben werden!- So lange sie das nicht tun, bleiben sie unfrei

-Auswirkungen auf Selbstfürsorge und Psychohygiene- Hindernisse:

a) containingb) Überzeugung, dass echte Heilung von großem Leid nur durch tiefes Leiden und Leidensbereitschaft möglich ist

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2.5 Elemente eines Psychohygiene Seminars

I. Herstellung des Kontaktes zur Selbstheilungskraft

II. Imagination visionärer Ziele in Bezug auf die persönliche und berufliche Zukunft

III. Einbringung schwieriger Situationen mit PatientInnen durch die KollegInnen

IV. Übungen zum achtsameren, nicht verurteilenden Umgang mit sich selbst

V. Freie Zeit in den Seminaren zur Erholung

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2.6 Fazit

- Psychohygiene: komplexes Geschehen

- kann auf verschiedenen Ebenen zu inneren Auseinandersetzungen und innerer Heilung führen

- kann zu einer veränderten Haltung im Umgang mit der Außenwelt führen

- lohnt sich dafür Extrazeiten zu nehmen, aber auch im Alltag dafür Zeit einzuplanen.“ (Jaeggi, 2004)

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3. Supervision 3.1 Was ist Supervision?

• Supervision ist die Beratung und Hilfestellung, die vor allem bei Problemen in Berufen angewendet und nachgefragt wird, welche hohe Interaktions- u. Kommunikationsfähigkeiten erfordern

• die beruflichen Handlungen werden dabei im Kontext der

individuellen, institutionellen und gesellschaftlichen Bedingungen reflektiert

• Ziele: die beruflichen Fähigkeiten und Fertigkeiten im Tätigkeitsfeld der Supervisanden zu verbessern und dem Burnout-Syndrom vorzubeugen

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3.2 Geschichte der Supervision

• die Wurzeln der Supervision liegen Ende des 19. Jahrhunderts in den USA

• Unterstützung für freiwillige Helfer/innen der Wohlfahrt • effektivere Organisation der sozialen Arbeit konnte durch

die Fortbildungssupervision • Professionalisierung der Supervision von Mary Richmond• Supervision hatte da vor allem berufsqualifizierende und

administrative Funktion

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3.2 Geschichte der Supervision

• diente dem reibungslosen Funktionieren der Organisationen

• seit 1920 bei Freud der Begriff der Kontrollanalyse • nach 1933 wurde die Supervision stark durch

emigrierende Psychoanalytiker in den USA beeinflusst

• ab 1940 lerntheoretische u. soziologische Ansätze in Deutschland

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3.2 Geschichte der Supervision

• in Deutschland wurde ab den 50er Jahren Supervision Ausbildungsbestandteil der Methodenlehre der Fürsorgerinnen

• ab Ende der 60er Jahre wurde die Reflexion institutioneller, organisationsspezifischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge ein unverzichtbarer Bestandteil der Supervision

• heutige Anwendung bei immer komplexer werdenden Organisationen und Unternehmen

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3.3 Dimensionen der Supervision

• Einzelsupervision / Einzelsetting

• Gruppensupervision

• Teamsupervision / Organisationssupervision

• Intervision

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3.3 Dimensionen der Supervision

• Ausbildungs- u. Fortbildungssupervision • Leiter ist der Supervisor• an ihn werden hohe Anforderungen gestellt• Supervisoren müssen ein hohes Maß an psychologischen

und organisationssoziologischen Wissen haben• das Wissen muss durch hohe persönliche und methodische

Kompetenz abgerundet sein• der Supervisor unterstützt und begleitet die

Supervisanden

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3.4 Wie läuft eine Supervision ab?

• keine einheitlichen Qualitätskriterien für die Supervision • das Vorgehen in der Supervision wird durch die

therapeutische Orientierung des Supervisors, seiner Vorlieben und Erfahrungen bestimmt

• die Supervision hängt immer vom Einzelfall ab, die folgenden Phasen sind nur ein grober Anriss:

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3.4 Wie läuft eine Supervision ab?

• Problemidentifizierung

• Sammlung von Information

• Bearbeitung

• Integration/Auswertung

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3.5 Psychoanalytische Supervisionsansätze

3.5.1 Modell der Balint-Gruppe

• Helfer-Klient-Beziehung steht im Mittelpunkt des Ansatzes

• ursprüngliche Absicht: ein Instrument der Erweiterung hausärztlicher Praxis in Richtung der Etablierung einer ganzheitlichen Medizin zu schaffen

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3.5 Psychoanalytische Supervisionsansätze

• Entdeckung des Spiegelphänomens: - Problematisierung der Helfer-Klient-Beziehung - die Reaktionen anderer Mitglieder der Gruppe - Strukturierung der Beziehung zum Patienten • durch die Reflexion in der Gruppe findet eine

Rekonstruktion des Beziehungsmusters statt und der Supervisand bekommt Klarheit über den Klienten

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3.5 Psychoanalytische Supervisionsansätze

3.5.2 Analytische Gruppenarbeit nach Foulkes

• psychoanalytische Anwendung der Gruppendynamik• die Individualität jedes Gruppenmitgliedes und die

Dynamik der Gruppe beeinflussen sich wechselseitig• Störungslokalisierung im lokalen Kontext

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3.5 Psychoanalytische Supervisionsansätze

• unbewusste Einbringung unterschiedlicher Interaktionsmuster des Supervisanden

• analytische Interventionen des Therapeuten • gruppendynamische Faktoren erzielen dabei eine

Wirkung

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3.6 Der integrative Supervisionsansatz

• bündelt die verschiedensten Supervisionsansätze zu einem konsistenten Metamodell

• zentrale Referenztheorien• Einbringung von planmäßigen und nicht planmäßigen

Deutungs – und Handlungsmustern • Typisierungsschemata bzw. in der Interaktion erworbene

Rollendefinitionen wurden im Laufe des Lebens erworben• die Reflexion der Supervisanden erfolgt im Kontext der

beruflichen Tätigkeit

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3.6 Der integrative Supervisionsansatz

3.6.1 Das Tetradische Prozessmodell• ist dem Psychodrama angelehnt • besteht aus folgenden Teilen:

• Aufwärm - o. Initialphase• Aktions – o. Handlungsphase• Integrations – o. Gesprächsphase• Neuorientierungsphase

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3.7 Organisationsberatung

• eher systemisch u. organisationstheoretisch ausgeprägt• interne Probleme der Institution sind Aufgabe dieser

Supervision• dabei werden Fragen der Hierarchie und Institution

reflektiert• dabei soll eine Modifikation des Systems erfolgen• die Menschen werden dabei eher als Funktionsträger und

als Teil des sozialen Systems gesehen

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3.7 Organisationsberatung

• Analyse mit Hilfe hochwertiger komplexer Diagnosemuster

• (vielfältiges) Wissen des Supervisors im Wirtschafts - und Organisationsbereich

• Anwendung von psychotherapeutischen Wissen

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3.8 Fazit

• ist ein wichtiges Verfahren• kann schwierige bzw. defizitäre Interaktionsebenen die im

Unbewussten liegen aufdecken • kann zu positiven klimatischen Bedingungen führen• keine Qualitätskriterien für die Supervision• Theorien mit eher ideologischem Status

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4. LiteraturverzeichnisFischer, G., Barwinski, R. & Bering, R. (in Vorbereitung). Lehrbuch der psychologischen Psychotherapie

Jaeggi, E. (2004). Und wer therapiert Therapeuten? München: dtv.

Möller, H. (2001). Was ist gute Supervision. Stuttgart.

Reddemann, L. (2003). Einige Überlegungen zur Psychohygiene und

burn-out-Prophylaxe von TraumatherapeutInnen. Erfahrungen und Hypothesen. Zeitschrift für Psychotraumatologie & Psychologische Medizin.

www.gruppenanalyse-muenster.de/Institut/inst_angebot_fortbildung.html

www.christiane-schmidt.onlinehome.de/top/supervision.html

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4. Literaturverzeichnis

www.sign-lang.uni-hamburg.de

www.bdp-verband.org

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Geschafft!

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!