1 tod oder wiedergeburt? die neue zukunft des alten fernsehens prof. dr. joan kristin bleicher
TRANSCRIPT
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Tod oder Wiedergeburt?
Die neue Zukunft des alten Fernsehens
Prof. Dr. Joan Kristin Bleicher
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Das Ende des Fernsehens?
In den USA entstand bereits 2000 erste Diagnosen vom Ende des Fernsehens: - technologische Veränderungen
Digitalisierung - Verschiebungen der Medienindustrien
Crossmedialisierung- Veränderungen des Mediensystems
Medienkonvergenz
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Tod oder Wiedergeburt?
Das Rieplsche Gesetz schließt eine totale Verdrängung alter durch das Entstehen neuer Medien aus
• Veränderungen von Angeboten und Nutzung führen zu Verschiebungen im Mediensystem
• Internet als Konkurrent, aber auch Kooperationspartner des Fernsehens
• Das Aufkommen neuer Medien löst eine Nostalgisierung bestehender Medien aus
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Inhalt des Vortrags
• Nostalgisierungstrends
• Genre- und FormatentwicklungVeränderungen von Erzählweisen und Dramaturgien
• Fernsehen und User-Generated Content
• Ausblick
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Nostalgisierungstrends
Zurück zum guten, alten Fernsehen
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Nostalgisierung
Der Blick zurück in der Programmplanung:
• Nostalgische Sendungsformate
• Serialisierung von Erfolgskonzepten
• Verzicht auf Innovationen
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Historytainment
• Geschichte als Stoff von Fernsehfilmen: „Dresden“, „Die Sturmflut“
• Living History Formate „Steinzeit – Das Experiment“ (SWR) „Steinzeit - Das Experiment“
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Renaissance traditioneller Erzählformen
• Rückgriff auf traditionelle Stoffe und Erzählformen
• Bestseller-Verfilmungen
• Parodistische Verfremdungen bekannter Märchenmit diversen Film-/Fernsehzitaten
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Der nostalgische Rückblick in Showformaten
• Die Renaissance der klassischen Musikshow: Chartshows
• Nostalgische Selbstreferenz: Fernsehgeschichte als Quiz
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Rückkehr zu traditionellen Showformaten
• Renaissance des Quiz: „Wer wird Millionär“ als beliebteste Unterhaltungssendung der Fernsehgeschichte
• Perspektive des Rückblicks: „Gameshow Marathon“ (Pro Sieben)
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Kindergeburtstag mit Prominenten
• Fernsehen konstruiert die Events selbst, die es abbildet: „Wok WM“ (Pro Sieben)
• Prominente spielen Gesellschaftsspiele wie „Mensch ärgere Dich nicht“ und „Schiffe versenken“
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Die Narrativierung des Realen
Wahre Märchen im Help TV
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Making Over Formate
• Die neuen Helden des Realitätsfernsehens zeigen nicht nur das Privatleben, sie verändern es
• Emotionalisierung durch schnellen Wechsel von Tragik zum Glück
„Die Supernanny“
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„Echte Wunder“: In 14 Tagen
Vom kleinen Teufel Zum kleinen Engel
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Die neuen Engel des Fernsehens
Als televisionäre Engel verwandeln Vera Int Veen oder Verona Pooth in Help TV-Formaten das größte Unglück in ein fernsehgerechtes Paradies
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Das Neue Leben nach Hartz IV
• Auswanderer Formate finden sich derzeit auf allen Kanälen
• Polarisierung: Reiche Aussteiger und ehemalige Hartz IV Empfänger
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Das Leben der Anderen
• Aktuelle Reality Formate auch eine Reaktion auf den User Generated Content
• Statt der Selbstdarstellung durch Webcams diverse inszenierte Einblicke in „Das Leben der Anderen“
• Aus dem Fenster zur Welt wird in diversen Reality Formaten das Fenster in die Wohnung der Nachbarn.
• Das Leben in fernen Ländern und Lebensformen wie die Großfamilie
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Erlebnisoptimierung durch Hybridisierung
Entwicklungen des TV Movie
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Hybridisierung der TV Movie Genres
• Seit der Jahrtausendwende ist eine Hybridisierung in den TV Movie Genres erkennbar
Folge:• Höhere Komplexität der Themen und
Handlungsverläufe• Erweiterung des emotionalen Erlebnisspektrums• Erweiterung der Zielgruppen Ansprache
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Hybridisierung und Emotionsmix
• Strategie: Optimierung der Emotionalisierung
• Mischung unterschiedlicher Genres in TV Movies: - Liebeskomödie- Monster- und Mamifilm- Melodram und Katastrophenfilm- Liebes- und Politfilm
„Das Biest vom Bodensee“Monster und Mamifilm
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Emotionalisierungs-Strategien
• Special Effects werden durch Emotionale Szenen ergänzt („Emotion Dressing“)
• Historische Ereignisse („Dresden“) und Katastrophen („Tarragona“) als persönliche Einzelschicksale erzählt
• Reduktion der Komplexität auf das Täter-Opfer Schema
„Tarragona“ (RTL)
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Lokalisierung des Erzählens
• Rückgriff auf Emotionsversprechen der Trivialliteratur
• Renaissance des Heimatfilms
• Den globalen Erzählangeboten treten die lokalen Handlungsorte, Figuren und Motive entgegen, Eine Robbe und das große Glück“
(ARD)
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Schöne neue Serienwelt?
Kinoästhetik von US-Qualitätsserien
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Serienentwicklung in Deutschland
• In deutschen Produktionen bislang wenig vergleichbare qualitative Aufwertung von Serien
• Hier dominieren nach wie vor neben Daily Soaps traditionelle Krimi-, und Krankenhausserien
• Nur wenige ästhetische Innovationen: „Kriminaldauerdienst“ (ZDF).
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Kinoästhetik in US-Serien
• Qualitätserien versus Onlinefilme?
• Wachsende Bedeutung der Kinoästhetik und komplexer Erzählweisen in US-Serienbereich wie „Six Feet Under“ (HBO)
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Adaptionen von US-Serien
• Quotenstarke US-Serien sollen auch den Deutschen Sendern Einschaltquoten sichern
• Adaptionen erfolgreicher US-Serien werden in Eigenproduktion erstellt
• Aus CSI wird bei SAT.1 „R.I.S. – Die Sprache der Toten“
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Fernsehen und User Generated Content
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Altes Fernsehen im neuen Gewand?
• User Generated Content knüpft an die traditionellen Angebotsformen des Fernsehens an
• Sevenloadtv unterteilt Angebote des User-Generated Content nach dem traditionellen Modell des analogen Fernsehens in Kanäle
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Crossmediale Starkonstruktion
• Youtube als Plattform medialer Starkonstruktion
• Online Stars werden im Fernsehen („My Videoshow“) und in der Musikindustrie vermarktet
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The Audience Strikes Back
• Auf Online Plattformen wie youtube oder myvideo machen Zuschauer ihr eigenes Fernsehen
• Zuschauerinnen nutzen die Plattform für zahllose Parodien bestehender Fernsehformate „Woidboyz“
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Prognosen
• Rückzug des Fernsehens auf etablierte Kernkompetenzen- Unterhaltung- Fiktion- Realitätsfernsehen
• Wechselwirkungen Fernseh- und Onlineangebote