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100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
Anne Hennen, Gleichstellungsbeauftragte des Landeskreises Trier-Saarburg / 2017
Olympe de Gouges Widerstandskämpferin aus Frankreich
1748 -1791
Pastell von Alexander Kucharski
Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin
• Die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin (franz. Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne) wurde im September 1791 von der französischen Frauenrechtlerin Olympe de Gouges verfasst, um sie der französischen Nationalversammlung zur Verabschiedung vorzulegen. Sie forderte darin die volle rechtliche, politische und soziale Gleichstellung der Frauen.
• Die Schrift war eine Reaktion auf die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, die am 26. August 1789 kurz nach Beginn der Französischen Revolution verkündet worden war. Allerdings galten die darin enthaltenen Rechte und Pflichten nur für „mündige Bürger“. Mündige Bürger waren zu diesem Zeitpunkt nur als Männer definiert. Frauen hatten kein Wahlrecht (und erlangten es in Frankreich erst im Jahr 1944), keinen Zugang zu öffentlichen Ämtern, keine Berufsfreiheit, keine Eigentumsrechte und keine Wehrpflicht. Die Erklärung war die Grundlage für die spätere Einführung des Frauenwahlrechtes in Europa.
Louise Otto Peters1818-1895
Frauenrechtlerin, Journalistin und Schriftstellerin
commons.wikimedia.org/wiki
• „Die Teilnahme der Frauen an den Interessen des Staates ist nicht allein ein Recht, sie ist eine Pflicht der Frauen.«
• Louise Otto-Peters war eine deutsche Frauenrechtlerin, Journalistin und Schriftstellerin, die als treibende Kraft der ersten deutschen Frauenbewegung gilt, 1849 mit der „Frauen-Zeitung“ ein wichtiges Sprachrohr der Bewegung gründete und sozialkritische Texte publizierte.
Frauenverbände
• Der Vorstand des Bundes Deutscher Frauenvereine
bei der ersten Konferenz in Jena 1907
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Clara Zetkin 1857 - 1933
Begründerin des Internationalen Frauentags
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Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
• Clara Zetkin war Politikerin, Publizistin, Theoretikerin, Agitatorin und leidenschaftliche Rednerin. Sie prägte ein halbes Jahrhundert lang die deutsche wie die internationale proletarische Frauenbewegung mit.
Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
Friedrich Ebert Stiftung
Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
•
Nov. 1918 Frauen erstreiten sich das Wahlrecht inDeutschland und dürfen im Januar 1919 das ersteMal wählen.
82% nehmen dieses Angebot an und in derneugewählten Weimarer Nationalversammlungsind 36 Frauen vertreten, das entspricht einemprozentualen Anteil von 8,5 % im Vergleich zuheute: rund 31 %.
Marie Juchacz1879 -1956
Die erste Frau, die im Reichstag eine Rede hält.
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Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
• "Ich erteile das Wort der Frau Abgeordneten Juchacz." Kurz, sachlich und ohne Hinweis auf die Bedeutung des Augenblicks kündigte der Präsident der Weimarer Nationalversammlung, Constantin Fehrenbach (Zentrumspartei), am Mittwoch, 19. Februar 1919, einen neuen Redebeitrag an.
• Mit der ungewöhnlichen Anrede "Meine Herren und Damen!" löste die SPD-Politikerin Marie Juchacz (1879-1956) laut Protokoll "Heiterkeit" im Hohen Haus aus.
• „Es ist das erste Mal, dass in Deutschland die Frau als freie und gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf. Ich möchte hier feststellen, und glaube damit im Einverständnis vieler zu sprechen, dass wir deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig sind. Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist."
1933 Das Frauenbild des Nationalsozialismus
Bundesarchiv / Public Domain
Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
1933 – 1945• Frauen wird das passive Wahlrecht entzogen.• Frauenorganisationen der demokratischen
Parteien werden verboten.• Frauen verlieren die Zulassung zur Habilitation,
zum Richterinnenamt und alsRechtsanwältinnen.
• Der Frauenanteil bei den Studierenden wird auf 10% festgelegt.
Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
Mütter des GrundgesetzesHelene Wessel, Helene Weber, Frieda Nadig , Elisabeth Selbert
Erna Wagner Hemke, Stiftung Haus der Geschichte
Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren mit Elisabeth Selbert, Helene Weber, Helene Wessel und Frieda Nadig in der verfassungsgegeben Versammlung auch vier Frauen (die Mütter des Grundgesetzes) vertreten.Nur dem Engagement dieser Frauen verdanken wir, dass den Satz: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, als Artikel 3, Absatz 2 im Grundgesetz verankert ist.
Der sogenannte Gehorsamsparagraph
iStock
Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
1957• Das Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf
dem Gebiet des Bürgerlichen Rechts wird verabschiedet. Als wichtigste Änderungen gelten:
• Das Letzentscheidungsrecht des Ehemanns in allen Eheangelegenheiten wird ersatzlos gestrichen.
• Die Zugewinngemeinschaft wird gesetzlicher Güterstand. Demnach dürfen Frauen ihr in die Ehe eingebrachtes Vermögen selbst verwalten.
• Das Recht des Ehemanns, ein Dienstverhältnis seiner Frau fristlos zu kündigen, wird aufgehoben, vorausgesetzt der Haushalt wird nach Zufriedenheit des Ehegatten geführt.
• Die väterlichen Vorrechte bei der Kindererziehung werden eingeschränkt (erst 1979 vollständig beseitigt).
1968Die zweite Frauenbewegung
Addf - Kassel
Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
1968 Ein Tomatenwurf und seine Folgen
• Die Forderungen der neuen Frauenbewegung waren vielfältig. Sie forderten u.a. die Freigabe der Anti-Baby-Pille, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und die Abschaffung des Paragraphen 218.
• Doch zunächst mussten die Frauen innerhalb der Protestbewegung selbst gegen machohaftes Verhalten und männliche Machtstrukturen kämpfen.
1970 Der DFB hebt das Frauenfußballverbot auf.
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Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
• 1955 verbot der DFB offiziell das "Fußballspielen mitDamenmannschaften."Begründung: Das Fußballspiel schädigt den Körper und die Seele der Frau.
• 1970 "Fußball ist gesund, aber steckt Watte in den BH!" So zitiert dieBildzeitung im November 1970 den Schweizer Professor GottfriedSchönholzer, Vorsitzender der FIFA-Ärztekommission: "Es gibt keine odernur unwesentliche Argumente gegen den Frauen-Fußball ... Frauen sindzumeist beweglicher und leichter gebaut. Wenn sie mit mehr Technikspielen, ist der Fußball auch für sie ungefährlich... Die Brust ist beimFrauen-Fußball mehr störend als gefährdet. Ich würde den Damen einendicken wattierten Büstenhalter empfehlen." Des weiteren meint derSchweizer Mediziner, Frauenfußball habe wenig Aussicht, eine echteMannschaftssportart zu werden, denn "Frauen haben keine so großeAntenne für den Teamgeist wie Männer. Ihr Kameradschaftsgeist ist nichtso ausgeprägt..." (BILD, 4.11.1970).
1970Lenelotte von Bothmer
Die erste Frau, die im Bundestag eine Rede im Hosenanzug hält.
Fotomontage
Frauenwahlrecht in Deutschland – Meilensteine der Geschichte
Sie sind ein würdeloses Weib !
• Für eine historische Sekunde lag atemloses Schweigen über dem Parlament. Dann brach an jenem 14. Oktober ein Sturm der Entrüstung los.
• Die 54 jährige Abgeordnete Lenelotte von Bothmer, Mutter von sechs Kindern, hatte es gewagt in einem beigefarbenen Hosenanzug ans Rednerpult des Bundestages zu treten. Die männlichen Kollegen schlugen parteiübergreifend die Hände vorm Mund zusammen und wähnten die Würde des hohen Hauses verletzt und der Bundesvizepräsident sogar die Würde der Frau.
• Anlass für diesen mutigen Schritt war die Äußerung des CSU-Vizepräsidenten Jäger, er werde einer Dame im Hosenanzug den Zutritt zum Rednerpult verweigern.
1977 Das Ende der Hausfrauenehe
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Frauenwahlrecht in Deutschland – Meilensteine der Geschichte
1977
Das Gesetz zur Reform
des Ehe-und Familienrechts tritt in Kraft.
Frauen dürfen jetzt auch ohne das Einverständnis ihres Gatten erwerbstätig sein. Die Hausarbeit soll im gegenseitigen Einvernehmen geregelt werden.
Es entfällt die vorgeschrieben Aufgabenteilung in der Ehe und das Scheidungsprinzip wird vom Schuld- auf das Zerrüttungsprinzip umgestellt.
Rita Süssmuth Erste Frauenministerin Deutschlands
Jan Voth / Public Domain
Frauenwahlrecht in Deutschland – Meilensteine der Geschichte
• Per Erlass des Bundeskanzlers erhielt das damalige „Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit“ am 6. Juni 1986 die neue Abteilung Frauenpolitik. Seitdem gibt es in der Bundesregierung offiziell ein Ministerium das für die Belange von Frauen zuständig ist.
• 1986 waren die Amtsbezeichnungen der Bundesministerien noch rein männlich und das Schild, das an der Tür der ersten Frauenministerin, Prof. Dr. Rita Süssmuth, in Bonn hing, wies sie als Bundesminister aus.
Heide SimonisErste Ministerpräsidentin Deutschlands
Udo Grimberg / Public Domain
100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland-Meilensteine der Geschichte
• Am 19. Mai 1993 wird Heide Simonis zur ersten Ministerpräsidentin von Schleswig Holstein gewählt, sie ist bis dahin die erste Frau in diesem Amt und soll dies auch bis 2009 bleiben.
• Heute werden drei Bundesländer von einer Frau regiert: Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz, Annegret Kramp-Karrenbauer im Saarland und Manuela Schwesig in Mecklenburg-Vorpommern.
1994Das Gleichberechtigungsgebot
Bundestag in Bonn 1998 Ziko-C / commons,wikimedia.org/wiki
100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
• Seit 1994 war der Satz: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, in Art. 3. Abs. 2 Grundgesetz die Basis für die rechtliche Gleichstellung in unserem Land. Trotz unbestreitbarer Fortschritte veränderte sich die soziale Wirklichkeit aber nur sehr langsam.
• Im November 1994 wurde der Artikel 3 deshalb um die Formulierung: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin,“ ergänzt.
100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
1997
• Die Vergewaltigung in der Ehe wird strafbar.
2002
• Das Gewaltschutzgesetz tritt in Kraft, ab sofort ist es möglich den Täter bei häuslicher Gewalt befristet oder dauerhaft der Wohnung zu verweisen.
Dr. Angela Merkel Erste Bundeskanzlerin Deutschlands
Bundesregierung
Frauenwahlrecht in Deutschland –Meilensteine der Geschichte
• Nach acht Bundeskanzlern wird mit Angela Merkel am 22. November 2005 eine Frau die erste Bundeskanzlerin Deutschlands.
• Nach dem Fall der Mauer engagiert sich Angela Merkel erst im Demokratischen Aufbruch und dann in der CDU. 1991 wird sie Bundesministerin für Frauen und Jugend, 1994 dann Umweltministerin. Im Jahr 2000 wird sie zur Parteivorsitzenden der CDU
Deutschlands gewählt.
2017 – und wie geht es weiter?
• Im neuen Bundestag ist der Frauenanteil so gering wie zuletzt vor 19 Jahren. Gerade einmal 31 Prozent der Abgeordneten sind weiblich.
• 491 Sitze gehen an Männer, nur 218 an Frauen.
• Im 18. Bundestag lag die Frauenquote zuletzt
bei 37,1 Prozent.
Vielen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit !