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Diese Studie wurde erstellt für die:AK-Wien, Abteilung Bildungspolitik
Wien, im Mai 2010Archivnummer: 21917031
AK-Studie:
Nachhilfe
Bundesweite Elternbefragung
Studienbericht
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21917031 Nachhilfestudie 2010
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21917031 Nachhilfestudie 2010
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ................................................................................ 3
Daten zur Untersuchung ...................................................................... 4
Vorwort ................................................................................................ 5
I. Hauptergebnisse in Kurzform............................................................ 6
II. Die Ergebnisse im Einzelnen ............................................................ 8
1. Struktur der Stichprobe..................................................................... 8
2. Externe Nachmittagsbetreuung...................................................... 10
3. Hilfe beim Lernen und Aufgaben machen...................................... 12
4. Nachhilfe ........................................................................................ 16
4.1. Benötigte externe Nachhilfe .................................................... 16
4.2. Wer gibt die Nachhilfe?............................................................ 19
4.3. Wie oft ist die externe Nachhilfe nötig?................................... 21
4.4. Gründe für die externe Nachhilfe ............................................ 23
4.5. Keine externe Nachhilfe, obwohl nötig ................................... 25
4.6. Kosten für die Nachhilfe während des Schuljahres.................. 26
4.7. Kosten für die Nachhilfe im letzten Sommer ........................... 27
4.8. Gesamtkosten für die Nachhilfe .............................................. 28
4.9. Hochrechnung der Kosten für die Nachhilfe ........................... 29
5. Finanzielle Belastung durch die Nachhilfe ..................................... 30
6. Maßnahmen zur Reduzierung der Nachhilfe ................................. 32
7. Fazit ................................................................................................ 35
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Daten zur Untersuchung
Themen: • Nachhilfe im laufenden Schuljahr• Nachhilfe im letzten Sommer• Gründe für die Nachhilfe• Kosten der Nachhilfe• Finanzielle Belastung• Maßnahmen zur Reduzierung der
Nachhilfe
Auftraggeber: Basisstudie:• Kammer für Arbeiter und Angestellte
in Wien; Abteilung Bildungspolitik
Aufstockung der Stichprobe:• AK Oberösterreich (auf 400 HH)• AK Kärnten (auf 300 HH)• AK Salzburg (auf 300 HH)• AK Tirol (auf 300 HH)• AK Vorarlberg (auf 300 HH)
Grundgesamtheit: Haushalte mit Schulkind/ern (ausge-nommen Berufsschule)
Erhebungsgebiet: Österreich
Stichprobenumfang: 2.760 Haushalte bundesweit
Gewichtung: Aufhebung der regionalen Disproportio-nalität; damit bundesweit repräsentativ
Zielpersonenauswahl: Zufallsauswahl nach einem Telefon-screening
Art der Befragung: Telefonische Erhebung (CATI)
Befragungszeitraum: April bis Mai 2010
Projektleiter: Dr. Gert Feistritzer
Projektassistentin: Mag. Susanne Völkl
Auswertung: Elvira Sinkovits
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Vorwort
Das IFES führte im Auftrag der AK Wien (Abteilung Bildungspolitik)von April bis Mai 2010 eine bundesweit repräsentative Befragung beiEltern von Schulkindern zum Thema „Nachhilfe“ durch. Die Erhe-bung erfolgte in Form von Telefoninterviews. Im Rahmen der öster-reichweiten Basis-Studie wurden 2.000 Elternteile befragt. Zusätzlichkonnte in einigen Bundesländern im Auftrag der jeweiligen Länder-AKeine Aufstockung der Stichprobe realisiert werden, so dass die Ge-samtstichprobe insgesamt 2.760 Haushalte und innerhalb dieser rund4.400 SchülerInnen umfasst. Im Zuge der Auswertung erfolgte eine re-gionale Gewichtung der Ergebnisse, so dass diese wieder für ganzÖsterreich repräsentativ sind. Einbezogen wurden alle Schulformenmit Ausnahme der Berufsschulen.
Sinn und Zweck dieser Studie war es, erstmals fundierte empirischeGrundlagendaten zur Nachhilfe-Thematik in Österreich zu beschaf-fen, die das Ausmaß der Problematik und der jährlichen Gesamtkostenfür die Eltern aufzeigen, um daraus schließlich mögliche Maßnahmenzur nachhaltigen Verringerung der Belastungen abzuleiten. Der Erfolgoder Misserfolg von Schulreformen ist letztlich auch daran zu messen,inwieweit es gelingt, externe Nachhilfe und damit das parallel zurSchule etablierte und von den Eltern finanzierte Unterstützungssy-stem überflüssig zu machen. Bislang war man bei dieser wichtigen Fra-ge auf eher vage Schätzungen angewiesen.
Der vorliegende Band enthält die bundesweiten Hauptergebnisseder Befragung in Form eines grafisch aufbereiteten Berichtes. Darüberhinaus wurden eigene Tabellenbände erstellt, in welchen sämtlicheErgebnisse in detaillierter Form dokumentiert sind.
Wien, im Mai 2010 Institut für empirische Sozialforschung Dr. Gert Feistritzer
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I. Hauptergebnisse in Kurzform
• Drei Viertel der Eltern von Kindern, die zur Schule gehen, lernenmit ihren Kindern und kontrollieren die Hausaufgaben. Ein Drittelder Eltern ist damit so gut wie täglich beschäftigt. Am nötigsten istdie Hilfe in der Volksschule und in der Unterstufe.
• Von den Eltern mit einem Kind üben und lernen 43 Prozent mehr-mals in der Woche mit diesem; bei zwei Kindern ist diese Unterstüt-zung in 70 Prozent und ab drei Kindern in 82 Prozent der Haushalteerforderlich.
• 28 Prozent der Eltern bestätigten, dass ihr Kind im Laufe des letztenJahres eine externe Nachhilfe gebraucht hat. Bei einem Fünftel allerHaushalte mit einem Schulkind handelte es sich um eine bezahlteNachhilfe (21 %).
• Bezogen auf die Schülerinnen und Schüler hat im laufenden Schul-jahr jede/r Fünfte eine Nachhilfe benötigt.
• Außerschulische Nachhilfe ist weitgehend unabhängig davon, wieviel Zeit die Eltern in die Beaufsichtigung der Aufgaben und des Ler-nens investieren (können). Bemerkenswert ist: Bei jenen Kindern,die eine Nachhilfe über das ganze Jahr hinweg haben, ist auch dasEngagement der Eltern überdurchschnittlich hoch.
• Nötige Investitionen in eine private Nachhilfe sind somit nicht etwaFolge einer schulischen Vernachlässigung der Kinder durch die El-tern, sondern resultieren vor allem daraus, dass der Lehrstoff in derSchule nicht nachhaltig bewältigt und vertieft wird.
• Die bezahlte Nachhilfe erfolgt in der Mehrzahl der Fälle von einemNachhilfe-Institut (37 %) oder von einer Lehrkraft (27 %). Vom pri-vat finanzierten Unterstützungssystem profitiert somit auch ein be-trächtlicher Teil der Lehrerinnen und Lehrer.
• Nachhilfe ist vor allem vor Schularbeiten und Tests nötig (51 %).Überaus hoch ist aber auch der Anteil derer, die für ihr Kind eineNachhilfe während des ganzen Schuljahres bezahlen (40 %). DieseProzentwerte basieren auf der Gruppe der Haushalte, die Nachhilfebrauchten.
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• Die Hauptgründe für die Nachhilfe sind: schlechte Noten von vorn-herein verhindern oder vor dem Zeugnis noch ausbessern, um denAufstieg in die nächste Schulstufe zu schaffen.
• Die durchschnittliche Belastung für Nachhilfe beläuft sich für diedavon betroffenen Haushalte auf 764 Euro pro Jahr (Mittelwert).
• Hochgerechnet geben die Eltern in Österreich pro Jahr zwischen120 und 130 Millionen Euro für die Nachhilfe aus.
• 44 Prozent der Eltern, die für ihr Kind eine bezahlte Nachhilfe enga-gieren, sind dadurch finanziell stark bzw. spürbar belastet. Dies trifftinsbesondere auf die sozial und finanziell schwächeren Haushaltezu, sofern sich diese eine bezahlte Nachhilfe überhaupt leisten kön-nen. Dass dies negative Effekte auf die Bildungsgerechtigkeit undChancengleichheit hat, liegt auf der Hand.
• Bei den Eltern besteht ein breiter Konsens darüber, dass es nötig wä-re, in diesem Bereich gegenzusteuern. Ein Eindämmen der benötig-ten Nachhilfe für die Schülerinnen und Schüler verspricht man sichvor allem durch den Ausbau der schulischen Nachmittagsbetreuungbzw. der Ganztagsschulen mit individueller Förderung sowie gene-rell durch noch mehr Förderunterricht an unseren Schulen. Mit die-sen Forderungen teilen die Eltern die Position vieler SchulexpertIn-nen.
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II. Die Ergebnisse im Einzelnen
1. Struktur der Stichprobe
Die Stichprobenziehung erfolgte mittels eines telefonischen Scree-nings, das auf einer Zufallsauswahl basierte. Die Struktur der befragtenHaushalte mit zumindest einem Schulkind bildet somit auch annä-hernd die entsprechende Grundgesamtheit in Österreich ab. Im Zugeder Auswertung wurde die disproportional angelegte Stichprobe (Auf-stockung einzelner Bundesländer) entsprechend gewichtet, so dass dieErgebnisse auch bundesweit repräsentativ sind.
Struktur der Stichprobe(Gewichtet nach Bundesländern*)
Basis: Haushalte Basis: Kinderabsolut in Prozent absolut in Prozent
GESAMT 2.760 100 4.406 100SCHULTYPVolksschule 1.067 39 1.237 28Hauptschule 835 30 978 22Neue Mittelschule 118 4 128 3Polytechnische Schule 69 2 70 2AHS-Unterstufe 671 24 767 17AHS-Oberstufe 421 15 471 11BMS 112 4 117 3BHS 540 20 618 14BUNDESLANDWien 529 19 769 17Niederösterreich 520 19 849 19Burgenland 87 3 133 3Steiermark 388 14 614 14Kärnten 188 7 310 7Oberösterreich 486 18 804 18Salzburg 184 7 310 7Tirol 246 9 396 9Vorarlberg 132 5 220 5
* Aufhebung der Disproportionalität
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In 53 Prozent der befragten Haushalte lebt ein Schulkind, in 36 Pro-zent der Haushalte gehen zwei Kinder zur Schule und in den übrigenHaushalten sind es mehr Schulkinder. Im Schnitt beläuft sich die An-zahl der Schulkinder pro Haushalt auf 1,6.
Von den befragten Elternteilen sind 84 Prozent berufstätig. 53 Pro-zent sind Angestellte oder ArbeiterInnen, 14 Prozent öffentlich Be-dienstete bzw. Beamte, rund ebenso viele haben einen anderen Berufs-status (Selbstständige etc.).
Der schulische Bildungslevel der Eltern von Schulkindern liegt überjenem der Gesamtbevölkerung. 44 Prozent der Befragten haben zu-mindest die Matura (Matura: 26 %; Hochschule: 18 %). 8 Prozent derBefragten gaben an, alleinerziehend zu sein.
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2. Externe Nachmittagsbetreuung
20 Prozent der befragten Haushalte haben für ihr Schulkind bzw. fürzumindest eines ihrer Schulkinder eine externe Nachmittagsbetreu-ung. Bei etwas mehr als der Hälfte davon handelt es sich um eineschulische Betreuung.
Frage: Hat Ihr Kind/Haben Ihre Kinder eine externe Nachmittagsbetreuung? (in Prozent)
8
3
6
80
4
20
0 20 40 60 80 100
ja, gesamt
schulischeNachmittagsbetreuung
Hortbetreuung
Ganztagsschule
anderes
nein
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In Wien ist der Anteil an Kindern mit einer externen bzw. mit einerschulischen Nachmittagsbetreuung deutlich höher als in den anderenBundesländern:
Frage: Hat Ihr Kind/Haben Ihre Kinder eine externe Nachmittagsbetreuung? (in Prozent)
ja,gesamt
schul. Nach-mittagsbe-
treuung
Hortbe-treuung
Ganztagsschule anderes nein
GESAMT 20 8 6 4 3 80BUNDESLANDWien 32 15 13 4 2 68Niederösterreich 15 4 6 3 2 85Burgenland 29 11 15 2 5 71Steiermark 20 10 3 5 3 80Kärnten 20 9 7 3 4 80Oberösterreich 16 4 6 4 4 84Salzburg 14 5 3 4 3 86Tirol 11 2 1 4 3 89Vorarlberg 15 9 1 3 3 85
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3. Hilfe beim Lernen und Aufgaben machen
Die Frage, ob bzw. wie oft man den eigenen Kindern beim Lernenund bei den Hausaufgaben helfen muss, wurde für alle Schulkinderinnerhalb der einbezogenen Haushalte gestellt (in diesen leben insge-samt ca. 4.400 SchülerInnen).
In einem Drittel der Haushalte mit einem Schulkind müssen die El-tern oder andere erwachsene Bezugspersonen so gut wie täglich mitden Kindern lernen oder bei den Aufgaben helfen. Ein Viertel der Be-fragten bestätigte, damit zwei oder drei Mal in der Woche beschäftigtzu sein; in weiteren 15 Prozent der Haushalte ist dies zumindest einMal in der Woche nötig. Insgesamt gesehen beaufsichtigen 75 Prozentaller Eltern ihre Kinder zumindest gelegentlich bei den Aufgaben oderbeim Lernen.
Die folgende Grafik bildet die entsprechenden Nennungsanteile ab.Dabei ist zu berücksichtigen, dass es hier zum Teil Mehrfachnennun-gen gibt (mit dem einen Kind lernt man z.B. täglich, mit dem zweitenzwei bis drei Mal pro Woche innerhalb desselben Haushaltes).
Frage: Wie oft müssen Sie bzw. andere Erwachsene in Ihrem Haushalt mit Ihrem Kind/Ihren Kindern lernen bzw. die Aufgaben beaufsichtigen? (in Prozent)
33
17
24
25
15
75
0 20 40 60 80 100
gesamt
so gut wie täglich
2-3 Mal pro Woche
mind. 1 Mal proWoche
seltener
nein
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Am nötigsten ist die Hilfe erwartungsgemäß bei den Volksschul-kindern und generell in der Unterstufe. Aber selbst bei jenen, die dieAHS-Oberstufe besuchen, wird mit vier von zehn Kindern zu Hause ge-lernt oder die Aufgabe kontrolliert.
Frage: Wie oft müssen Sie bzw. andere Erwachsene in Ihrem Haushalt mit Ihrem Kind/IhrenKindern lernen bzw. die Aufgaben beaufsichtigen? (in Prozent)
gesamtso gut
wie täg-lich
2-3 Malpro Wo-
che
mind. 1Mal proWoche
seltener nein
GESAMT 75 33 24 15 17 25SCHULTYPVolksschule 87 54 18 9 8 13Hauptschule 78 27 26 14 15 22Neue Mittelschule 78 28 26 12 12 22AHS-Unterstufe 79 20 29 17 17 21AHS-Oberstufe 42 5 7 11 20 58BMS 35 4 6 9 16 65BHS 24 1 6 6 11 76
Die Notwendigkeit einer regelmäßigen Lernbeaufsichtigung ist imRegelfall bereits bei einem Kind gegeben. Bei zwei oder mehr Schul-kindern nimmt sie noch deutlich zu. Von jenen, die ein einzigesSchulkind zu Hause haben, müssen damit 43 Prozent mehrmals in derWoche üben und lernen; bei zwei Kindern ist das schon in 70 Prozentder Haushalte nötig, und bei mehr als zwei Kindern in 82 Prozent derFälle.
Es gibt bei der Frage der Beaufsichtigung der Kinder beim Lernenauch keine allzu großen Unterschiede zwischen den Berufstätigen undNicht-Berufstätigen. Auch von den Berufstätigen beschäftigt sich rundein Drittel der Eltern so gut wie täglich mit den schulischen Belangender Kinder; bei mehr als der Hälfte der Erwerbstätigen trifft dies mehr-mals in der Woche zu.
Bemerkenswert ist in Bezug auf die Lernhilfen zu Hause vor allemauch das folgende Ergebnis: Die Häufigkeit der Lernbeaufsichtigungdurch die Eltern ist unabhängig davon, ob die Kinder eine externe
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bzw. bezahlte Nachhilfe bekommen oder nicht. Den Kindern, die eineNachhilfe bekommen, nehmen sich deren Eltern also gleichermaßenan wie jene Eltern, die ohne bezahlte Nachhilfe auskommen. Es ist al-so nicht so, dass Nachhilfe vor allem dann nötig ist, wenn sich die ei-genen Eltern nicht ausreichend um die schulischen Aufgaben ihrerKinder kümmern (können), sei es aus einem Zeitmangel oder aus einerfachlichen Überforderung heraus. Eher trifft sogar das Gegenteil zu:Mit Kindern, für die während des ganzen Jahres über eine bezahlteNachhilfe nötig ist, lernen auch die Eltern in einem ganz überdurch-schnittlichem Maße („so gut wie täglich“: 47 %).
Eine externe Nachhilfe ist somit nicht die Folge davon, dass die El-tern mit ihren Kindern zu wenig üben und lernen; vielmehr ist sie of-fenkundig nötig, weil viele Schülerinnen und Schüler den Lehrstoffwährend des Unterrichts nicht in einem zureichenden Maße bewälti-gen bzw. schon in der Schule durch Üben so vertiefen, dass eine priva-te Lernhilfe weitgehend überflüssig wird.
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Frage: Wie oft müssen Sie bzw. andere Erwachsene in Ihrem Haushalt mit Ihrem Kind/IhrenKindern lernen bzw. die Aufgaben beaufsichtigen? (in Prozent)
gesamtso gut
wie täg-lich
2-3 Malpro Wo-
che
mind. 1Mal proWoche
seltener nein
GESAMT 75 33 24 15 17 25KINDER IM HH1 Kind 67 27 16 11 13 332 Kinder 83 39 31 17 21 173 und mehr Kinder 87 45 37 29 29 13BERUFSTÄTIGKEITAngestellte/r,Arbeiter/in
77 33 26 16 17 23
im Öffentl. Dienst,Beamte
71 30 23 11 19 29
andere Berufstätigkeit 73 32 23 15 19 27nicht berufstätig 75 39 19 17 17 25BEZAHLTENACHHILFEja 77 33 28 15 19 23nein 74 33 23 15 17 26Nachhilfe regelmäßigwährend des Schuljah-res
83 47 29 15 10 17
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4. Nachhilfe
4.1. Benötigte externe Nachhilfe
28 Prozent der Eltern gaben an, dass zumindest eines ihrer Kinderim laufenden Schuljahr oder in den letzten Sommerferien eine externeNachhilfe benötigt hat. In einem Fünftel der Fälle handelte es sich umeine bezahlte Nachhilfe.
Frage: Wenn Sie an das ganze laufende Schuljahr und an den letzten Sommer denken – hat Ihr Kind oder eines Ihrer Kinder einmal eine Nachhilfe durch andere Personen erhalten bzw. erhält es derzeit Nachhilfe? (in Prozent)
21
9
72
28
0 20 40 60 80 100
Nachhilfe gesamt
bezahlte Nachhilfe
unbezahlteNachhilfe
keine Nachhilfe
Auf Basis der Schulkinder haben 20 Prozent innerhalb des letztenJahres eine externe Nachhilfe benötigt (15 % bezahlt).
Differenziert nach der Schulform der Kinder zeigt sich, dass in derAHS-Oberstufe der höchste Nachhilfebedarf besteht. Mehr als ein Drit-tel der entsprechenden Haushalte hat rezent für das Kind eine externeNachhilfe benötigt, wobei es sich großteils um eine bezahlte Nachhilfehandelte (zu 30 %).
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Zwischen den anderen Schulformen fallen hier die Unterschiedenicht allzu groß aus. Im Schnitt hat hier etwa ein Viertel der Haushaltefür ein Kind im letzten Jahr eine Nachhilfe benötigt. Am vergleichs-weise höchsten war dieser Anteil bei den Schülerinnen und Schü-lerinnen in der AHS-Unterstufe (29 %). Nur in der Volksschule ist dieNachhilfe-Quote deutlich geringer, aber mit 8 % letztlich auch bemer-kenswert hoch.
In der folgenden Tabelle sind die Nachhilfe-Anteile bei jenen Schul-formen ausgewiesen, bei welchen die Fallzahlen für aussagekräftigeErgebnisse hoch genug sind.
Frage: Wenn Sie an das ganze laufende Schuljahr und an den letzten Sommer denken – hatIhr Kind oder eines Ihrer Kinder einmal eine Nachhilfe durch andere Personen erhalten bzw.erhält es derzeit Nachhilfe? (in Prozent)
Nachhilfe ge-samt
bezahlteNachhilfe
unbezahlteNachhilfe
keine Nach-hilfe
GESAMT 28 21 9 72SCHULTYPVolksschule 9 5 4 92Hauptschule 23 15 9 77AHS-Unterstufe 29 22 8 71AHS-Oberstufe 35 30 6 65BHS 26 21 6 74
Eine zu bezahlende Nachhilfe ist natürlich auch eine Frage derLeistbarkeit. Dementsprechend gaben etwas weniger als 20 Prozentder Befragten mit einem kleineren oder mittleren Haushaltseinkom-men an, dass ihr Kind eine solche im laufenden Schuljahr bekommenhat, während es bei den besser Verdienenden 26 Prozent sind.
Darüber hinaus spielt hier auch die Ortsgröße eine Rolle. In kleinenGemeinden ist eine bezahlte Nachhilfe schwerer als im städtischen Be-reich zu finden. Von den in Orten bis zu 5.000 Einwohner lebendenEltern gab ein Viertel an, für ihr Kind eine externe private Lernhilfe zuhaben (bezahlt oder unbezahlt), in den größeren Städten ist es einDrittel.
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Sowohl das Einkommen als auch der Wohnort bewirken somit eineUngleichheit in Bezug auf externe Nachhilferessourcen, was wiederumdie Bildungsgerechtigkeit untergräbt.
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4.2. Wer gibt die Nachhilfe?
Die bezahlte Nachhilfe wurde am vergleichsweise öftesten von ei-nem Nachhilfe-Institut gegeben (37 %). Rund ein Viertel der Eltern hateine Lehrerin oder einen Lehrer für die Nachhilfe engagiert (das Sy-stem Schule produziert also einen privaten Nachhilfemarkt, von demein beträchtlicher Teil der Lehrkräfte profitiert). In einem Fünftel derFälle wurde dafür eine Studentin oder ein Student bezahlt. Ebensoviele bezahlten für die Nachhilfe eine andere Person. Nachhilfe durchMitschülerInnen der Kinder spielt demgegenüber eine viel geringereRolle.
Frage: Wer hat die bezahlte Nachhilfe gegeben? (Basis: Haushalte mit bezahlter Nachhilfe, n=571; in Prozent)
27
6
20
20
37
0 20 40 60 80 100
Nachhilfe-Institut
Lehrer/in
Student/in
andere Person
Mitschüler/in
20
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Differenziert nach den Schulformen zeigt sich, dass ein Nachhilfe-Institut vor allem in der AHS und in der BHS die erste Wahl ist. Elternvon HauptschülerInnen wenden sich eher an eine Lehrerin oder aneinen Lehrer. In den folgenden Tabellen sind wieder jene Schulformenausgewiesen, welchen eine ausreichende Fallzahl zugrunde liegt:
Frage: Wer hat die bezahlte Nachhilfe gegeben? (Basis: bezahlte Nachhilfe; in Prozent)
Student/inMitschü-
ler/inLehrer/in
Nachhilfe-Institut
anderePerson
GESAMT 20 6 27 37 20SCHULTYPHauptschule 16 4 34 28 21AHS-Unterstufe 20 7 22 36 20AHS-Oberstufe 30 11 25 36 14BHS 17 6 22 46 18
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4.3. Wie oft ist die externe Nachhilfe nötig?
In der Hälfte der Fälle einer benötigten externen Nachhilfe wurdediese vor Schularbeiten oder Tests gegeben. Überaus hoch ist mit 40Prozent aber auch der Anteil der Haushalte mit Schulkindern, die eineNachhilfe regelmäßig während des ganzen Jahres brauchen. Darüberhinaus engagiert ein Teil der Eltern auch vor Entscheidungsprüfungenund vor Nachprüfungen eine externe Nachhilfe.
Frage: Wie oft bzw. wann war die bezahlte/unbezahlte Nachhilfe nötig? (Basis: Haushalte mit bezahlter/unbezahlter Nachhilfe, n=777; in Prozent)
40
5
9
4
5
51
0 20 40 60 80 100
vor Schularbeiten oderTests
regelmäßig während d.Schuljahres
vorEntscheidungsprüfungen
vor Nachprüfungen inden Ferien
in den Ferien, ohneNachprüfung
anderes
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Sowohl von den HauptschülerInnen als auch von jenen, die dieAHS-Unterstufe besuchen und Nachhilfe bekommen, benötigen einesolche vier von zehn Kindern regelmäßig. In der Oberstufe zahlen dieEltern für Nachhilfe vor allem vor Schularbeiten und Prüfungen.
Frage: Wie oft bzw. wann war die bezahlte/unbezahlte Nachhilfe nötig? (Basis: bezahl-te/unbezahlte Nachhilfe; in Prozent)
regel-mäßig
währendd. Schul-
jahres
vorSchular-beitenoderTests
vor Ent-schei-
dungs-prüfun-
gen
vorNachprü-
fungenin denFerien
in denFerien,ohne
Nachprü-fung
anderes
GESAMT 40 51 9 5 5 4SCHULTYPHauptschule 40 55 6 3 5 2AHS-Unterstufe 40 50 9 2 7 3AHS-Oberstufe 29 60 9 8 3 3BHS 30 56 14 8 3 4
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4.4. Gründe für die externe Nachhilfe
Für knapp die Hälfte der Eltern, die für ihr Kind eine externe Nach-hilfe einsetzen, ist der Hauptgrund dafür, damit eine drohendeschlechte Note zu verhindern. In 35 Prozent der Fälle geht es darum,eine schlechte Note auszubessern bzw. eine Nachprüfung zu vermei-den.
Frage: Und warum hat das Kind Nachhilfe gebraucht? (Basis: Haushalte mit bezahlter/unbezahlter Nachhilfe, n=777; in Prozent)
35
2
28
47
0 20 40 60 80 100
eine schlechte Noteverhindern
Note ausbessernbzw. Nachprüfungum aufzusteigen
um die Aufnahmein die AHS od. ineine mittlere od.
höhere berufsbild.Schule zu ermögl.
andere Gründe
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Differenziert nach Schulformen lauten die diesbezüglichen Vertei-lungen:
Frage: Und warum hat das Kind Nachhilfe gebraucht? (Basis: bezahlte/unbezahlte Nach-hilfe; in Prozent)
Note ausbes-sern bzw. vorNachprüfung
eine schlechteNote verhin-
dern
um Aufnahmein AHS oderBMHS zu er-möglichen
andereGründe
GESAMT 35 47 2 28SCHULTYPVolksschule 32 41 2 40Hauptschule 32 48 2 32AHS-Unterstufe 39 46 - 28AHS-Oberstufe 39 51 - 24BHS 40 50 - 20
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4.5. Keine externe Nachhilfe, obwohl nötig
9 Prozent der Eltern von Schulkindern gaben an, dass sie für ihrKind im letzten Jahr zwar keine externe Nachhilfe engagiert hatten, sieeine solche aber benötigt bzw. gerne gehabt hätten. Der Großteil da-von betraf das laufende Schuljahr selbst; nur vereinzelt war dies in denletzten Sommerferien der Fall.
Frage: Hätten Sie für Ihr Kind/Ihre Kinder in diesem Schuljahr oder im Sommer zuvor gerne eine bezahlte Nachhilfe gehabt? (Basis: Haushalte mit keiner/unbezahlter Nachhilfe, n=2.435; in Prozent)
8
9
91
2
0 20 40 60 80 100
ja, gesamt
während desSchuljahres
in den letztenSommerferien
nein
Am vergleichsweise höchsten war der entsprechende Bedarf bei je-nen Eltern, die selbst über eine eher geringe formale Schulbildung ver-fügen (zu 10 %) bzw. die mit einem geringen Haushaltseinkommenauskommen müssen (zu 12 %). Von den Eltern, die einen Maturaab-schluss haben, gab nur eine Person von hundert an, eine Nachhilfe fürdas Kind zwar gewollt, aber nicht realisiert zu haben.
Die Mehrzahl der sozial Schwächeren gab an, keine externe Nach-hilfe engagiert zu haben, weil diese für sie zu teuer ist (ca. 60 % der un-teren Einkommensgruppen). Insgesamt 18 Prozent monierten, dass siekeine externe Betreuungsperson gefunden haben bzw. dass es eine sol-che in ihrer Wohnumgebung nicht gibt.
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4.6. Kosten für die Nachhilfe während des Schuljahres
Insgesamt gab ein Fünftel der Eltern an, für zumindest ein Kind imletzten Jahr für externe Nachhilfe bezahlt zu haben; das sind 571Haushalte innerhalb der Stichprobe.
Die Kosten dafür haben sich während des Schuljahres auf durch-schnittlich 562 Euro belaufen (Mittelwert). Der Median liegt bei 300Euro (d.h. jeweils bei der Hälfte der Haushalte lagen die Kosten bei biszu diesem Betrag oder darüber).
Wie sich aus der folgenden Mittelwerttabelle ersehen lässt, hattendie mit Abstand höchsten Ausgaben für eine externe Nachhilfe im lau-fenden Schuljahr die Eltern in Wien (ca. 700 Euro).
Frage: Wie viel Euro geben Sie während des lau-fenden Schuljahres durchschnittlich für Nachhilfeaus? (Basis: Haushalte mit bezahlter Nachhilfe)Mittelwerte in Euro *
GESAMT 562SCHULTYPHauptschule 436AHS-Unterstufe 653AHS-Oberstufe 564BHS 562BUNDESLANDWien 704Niederösterreich 551Steiermark 488Kärnten 609Oberösterreich 471Salzburg 473Tirol 491Vorarlberg 613
*Die VS, die NMS und die BMS sind hier nicht ausgewiesen, da die Fallzahlen zu geringsind; dasselbe gilt für das Burgenland (da keine Aufstockung der Stichprobe).
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4.7. Kosten für die Nachhilfe im letzten Sommer
12 Prozent bzw. 325 Personen innerhalb der Stichprobe bestätigten,auch im letzten Sommer eine externe Nachhilfe bezahlt zu haben – da-zu zählten auch Sprachferienkurse oder Lerncamps.
Die Kosten dafür beliefen sich für die davon betroffenen Haushalteim Schnitt auf 369 Euro (Mittelwert). Der Median liegt hier bei 200Euro. Auch hier zeigt sich, dass die Wiener Eltern die im Bundesschnitthöchsten Ausgaben hatten (über 500 Euro).
Frage: Und wenn Sie an die letzten Sommerferiendenken – wie viel Euro haben Sie da für Nachhilfeausgegeben? (Basis: Haushalte mit bezahlterNachhilfe)Mittelwerte in Euro*
GESAMT 369SCHULTYPHauptschule 326AHS-Unterstufe 417AHS-Oberstufe 438BHS 407BUNDESLANDWien 515Niederösterreich 315Steiermark 278Kärnten 392Oberösterreich 296Salzburg 292Tirol 340Vorarlberg 452
*Die VS, die NMS und die BMS sind hier nicht ausgewiesen, da die Fallzahlen zu geringsind; dasselbe gilt für das Burgenland (da keine Aufstockung der Stichprobe).
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4.8. Gesamtkosten für die Nachhilfe
Für die externe Nachhilfe während des laufenden Schuljahres (daszum Erhebungszeitpunkt allerdings noch nicht zu Ende war) und inden letzten Sommerferien entfallen auf die davon betroffenen Haus-halte im Schnitt 764 Euro (Mittelwert). Die Wiener Eltern zahlen inSumme die mit Abstand höchsten Nachhilfekosten (Mittelwert: 1010Euro). Der bundesweite Median beläuft sich auf 500 Euro.
Zum Teil sind davon in einzelnen Haushalten mehrere Kinder be-troffen. Pro Kind sind die Nachhilfekosten somit etwas geringer. Siebelaufen sich im Schnitt auf 694 Euro (Median: 400 Euro).
Frage: Wie viel Euro geben Sie insgesamt durchschnittlich für Nach-hilfe aus? (Basis: Haushalte mit bezahlter Nachhilfe)Mittelwerte in Euro*
Basis: Haushalte Basis: KinderGESAMT 764 694SCHULTYPHauptschule 620 559AHS-Unterstufe 900 796AHS-Oberstufe 787 690BHS 798 711BUNDESLANDWien 1.010 911Niederösterreich 718 617Steiermark 642 610Kärnten 706 669Oberösterreich 598 564Salzburg 608 577Tirol 727 676Vorarlberg 868 742
*Die VS, NMS und die BMS sind hier nicht ausgewiesen, da die Fallzahlen zu gering sind;dasselbe gilt für das Burgenland (da keine Aufstockung der Stichprobe).
Bei einem Kind belaufen sich die Kosten pro Haushalt auf 726 Euroim Jahr; bei zwei Kindern sind dieselben im Schnitt noch deutlich hö-her (817 Euro).
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4.9. Hochrechnung der Kosten für die Nachhilfe
Insgesamt gibt es in Österreich rund 800.000 Haushalte mit zumin-dest einem Schulkind.
Rechnet man die durchschnittlichen Kosten (Mittelwert: 764 Euro)auf die Gesamtzahl der Eltern in Österreich hoch, die innerhalb desletzten Jahres für eine externe Nachhilfe Geld ausgeben mussten (ca.1/5 der Haushalte mit einem Schulkind), ergeben sich jährliche Ge-samtausgaben für die Nachhilfe in der Höhe von rund 126 MillionenEuro pro Jahr.
Unter Berücksichtigung der statistischen Schwankungsbreiten lie-gen die jährlichen Nachhilfekosten in der Bandbreite von 120 bis 130Millionen Euro.
Dieser enorme Betrag stellt dem österreichischen Schulsystem keingutes Zeugnis aus, da viele Schülerinnen und Schüler bzw. deren El-tern darauf angewiesen sind, für einen positiven Schulerfolg außer-schulische Hilfen in Anspruch zu nehmen und zu bezahlen. Damitwird natürlich auch die Chancen- und Bildungsgerechtigkeit der Kin-der unterminiert, da die sozial Schwächeren sich die hohen Kosten ei-ner externen Nachhilfe für ihre Kinder entweder gar nicht oder in ei-nem viel geringerem Ausmaß leisten können, als dies bei Eltern miteinem höheren Einkommen der Fall ist.
Die hohen Kosten für die Nachhilfe sind nicht nur in Österreich einProblem. Eine rezente Studie der Bertelsmann Stiftung (“Ausgaben fürNachhilfe – teurer und unfairer Ausgleich für fehlende individuelleFörderung”) ermittelte für Deutschland, dass die Eltern jährlich zwi-schen rund 1 Milliarde und 1,5 Milliarden Euro für den Nachhilfe-Unterricht ihrer Kinder ausgeben. Von der Relation her entspricht diesin etwa den österreichischen Belastungen. Auch die daraus resultieren-de Diskussion und Kritik des öffentlichen Schulsystems sowie dieSchulreform-Expertise ist mit jener hierzulande durchaus vergleich-bar.
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5. Finanzielle Belastung durch die Nachhilfe
Von den Eltern, die für ihr Kind innerhalb des letzten Jahres eine ex-terne Nachhilfe bezahlen mussten, gaben 44 Prozent an, dass sie da-durch sehr stark oder spürbar belastet sind. Für drei von zehn Elternbedeuten diese Kosten zumindest eine gewisse Belastung.
Frage: Und wie sehr sind Sie durch die bezahlte Nachhilfe finanziell belastet? (Basis: Haushalte mit bezahlter Nachhilfe)
sehr stark belastet
11%
so gut wie gar nicht belastet
25%
ein wenig belastet
31%
spürbar belastet
33%
Die folgende Grafik weist die Verteilungen in Bezug auf die finan-zielle Belastung nach den Schulformen, der Berufstätigkeit, nach demHH-Einkommen, nach dem Geburtsland und nach Bundesländernaus. Vor allem die unteren Einkommensgruppen (soferne sich dieseüberhaupt eine bezahlte Nachhilfe leisten konnten) bezeichneten sichdurch die Nachhilfekosten als finanziell sehr stark belastet. Jede zu-sätzlich nötige bzw. privat finanzierte Nachhilfe bedeutet eine Be-nachteiligung der sozial schwächeren Familien. Dies betrifft in beson-derem Maße auch Familien mit Migrationshintergrund.
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Frage: Und wie sehr sind Sie durch die bezahlte Nachhilfe finanziell belastet? (Basis: Haushalte mit bezahlter Nachhilfe; in Prozent)
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GESAMT
SCHULTYP
Volksschule
Hauptschule
AHS-Unterstufe
AHS-Oberstufe
BHS
BERUFSTÄTIGKEIT
Angestellte/r, Arbeiter/in
im Öffentl. Dienst, Beamte
andere Berufstätigkeit
nicht berufstätig
GEBURTSORT
Österreich
anderes Land
BUNDESLAND
Wien
Niederösterreich
Steiermark
Kärnten
Oberösterreich
Salzburg
Tirol
Vorarlberg
HAUSHALTSEINKOMMEN
bis 1.300 Euro
bis 1.600 Euro
bis 2.000 Euro
bis 2.500 Euro
bis 3.000 Euro
über 3.000 Euro
sehr stark belastetspürbar belastetein wenig belastetso gut wie gar nicht belastet
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6. Maßnahmen zur Reduzierung der Nachhilfe
Abschließend wurden die Eltern gefragt, was aus ihrer Sicht wirklichhelfen würde, um die finanziellen Belastungen für die Nachhilfe zu re-duzieren. Dazu wurden einige mögliche Maßnahmen vorgelesen, diefast durchwegs mehrheitlich als diesbezüglich sinnvoll angesehenwerden.
Überaus breit ist der Konsens der Eltern darüber, dass der Ausbau derschulischen Nachmittagsbetreuung mit individueller Förderung undgenerell mehr Förderunterricht an unseren Schulen den Bedarf an ei-ner kostenintensiven privaten Lernhilfe deutlich reduzieren würde.Jeweils rund drei Viertel aller Befragten sind davon überzeugt.
Rund die Hälfte der Eltern geht auch davon aus, dass ein Ausbau derGanztagsschulen mit verpflichtender Anwesenheit am Nachmittagund individueller Förderung geeignet wäre, die bezahlten Nachhilfenfür die Kinder einzudämmen.
Vergleichsweise etwas geringer ist die Zustimmungsquote in Bezugauf eine Hortbetreuung mit individueller Förderung - dies natürlichauch deshalb, weil von einer solchen Maßnahme nur die jüngerenKinder profitieren würden.
Immerhin sechs von zehn Eltern meinten aber auch, dass sich einebezahlte Nachhilfe vielfach vermeiden ließe, wenn die Eltern selbstmehr mit ihren Kindern lernen und üben würden. Weniger verbreitetist diese Einstellung allerdings bei jenen, die im laufenden Schuljahreine Nachhilfe für ihr Kind bezahlen mussten (45 % versus 66 % beider Kontrastgruppe).
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Frage: Was davon würde aus Ihrer Sicht wirklich helfen, um die finanziellen Nachhilfe-Belastungen für die Eltern zu senken? (in Prozent)
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3
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77
0 20 40 60 80 100
generell mehrFörderunterricht an
den Schulen
eine schulischeNachmittagsbetreuung
mit individuellerFörderung
dass die Eltern selbstmit ihren Kindern
mehr üben und lernen
Ganztagsschulen mitverpflichtender
Anwesenheit undindividueller Förderung
eine Hortbetreuung mitindividueller Förderung
weiß nicht/nichts
Zwischen den einzelnen Elterngruppen fallen die diesbezüglichenAbweichungen eher gering aus. Hier besteht also ein weitgehenderKonsens, weitgehend unabhängig davon, welche Schule das eigeneKind besucht.
Die Mehrzahl der Eltern befürwortet somit jene Maßnahmen, dieauch von vielen BildungsexpertInnen gefordert werden: den Ausbauder schulischen Nachmittagsbetreuung bzw. der Ganztagsschulen unddamit auch die Verstärkung der individuellen Förderung der Kinder anden Schulen.
Anzumerken ist in diesem Zusammenhang auch, dass nicht nur je-ne Eltern, deren Kind rezent eine externe Nachhilfe benötigte oder biszum Schulschluss weiter in Anspruch nimmt, zu hohen Anteilen vorallem für eine schulische Nachmittagsbetreuung und für einen gene-rellen Ausbau des Förderunterrichtes an den Schulen plädieren. Auch
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bei den Eltern, die in diesem Jahr keine Nachhilfe zahlen mussten, be-steht diesbezüglich ein überaus breiter Konsens.
Frage: Was davon würde aus Ihrer Sicht wirklich helfen, um die finanziellen Nachhilfe-Belastungen für die Eltern zu senken? (in Prozent)
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38
75
73
66
50
44
3
45
6
57
83
0 20 40 60 80 100
generell mehrFörderunterricht an
den Schulen
eine schulischeNachmittagsbetreuung
mit individuellerFörderung
dass die Eltern selbstmit ihren Kindern
mehr üben und lernen
Ganztagsschulen mitverpflichtender
Anwesenheit undindividueller Förderung
eine Hortbetreuung mitindividueller Förderung
weiß nicht/nichts
Eltern mit bezahlter Nachhilfe
Eltern ohne bezahlte Nachhilfe
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7. Fazit
Die Notwendigkeit, auf eine private bzw. externe Nachhilfe zurück-zugreifen, um den Schulerfolg der Kinder zu gewährleisten, ist unse-rem Schulsystem offenkundig systemimmanent. In der ganzen Nach-hilfe-Problematik manifestiert sich jedenfalls ein grundlegendes Defi-zit in unserem Bildungssystem. Es handelt sich bei der Inanspruch-nahme von Nachhilfe nicht um Ausnahmen und vielfach auch nichtnur darum, temporäre schulische Schwächen der Kinder zu beheben,sondern um einen privaten schulbegleitenden und damit entspre-chend teuren Ergänzungsunterricht, der die schulischen Förderdefizite(oft auch erfolgreich) ausgleicht.
Nachhilfe gehört bei vielen Schülerinnen und Schülern sozusagenzur ‘Schulkarriere’, die deren Eltern teuer zu stehen kommt. Die Schuleproduziert einen boomenden Nachhilfemarkt (an dem auch Lehrkräf-te als Anbieter auftreten), in den vor allem jene Eltern investieren kön-nen, die sich das finanziell leisten können. Dies fördert die soziale Un-gerechtigkeit bzw. führt dazu, dass Kinder aus weniger bemitteltenFamilien benachteiligt werden.
Ein wesentliches Ziel der Schulreformen müsste sein, die Notwen-digkeit der Nachhilfe für Schülerinnen und Schüler möglichst einzu-dämmen und damit auch die Chancengerechtigkeit zu fördern. Vor-aussetzung dafür ist, dass die individuelle Förderung der Kinder vielmehr als bisher an den Schulen selbst erfolgt. Die Nachhilfe sollte so-zusagen unter Schulaufsicht gestellt werden. Dies ist wohl nur beiganztägigen Schulangeboten mit entsprechenden Übungs- und Lern-gruppen sowie einer Ausweitung von Fördergruppen möglich. Der Er-folg ganztägiger Schulformen wird letztlich vor allem auch daran zumessen sein, inwieweit es gelingt, die derzeit so verbreiteten außer-schulischen Nachhilfen zu reduzieren.
Ein wesentlicher Schritt zur Eindämmung der Nachhilfe-Problema-tik wäre wohl auch, zumindest an den Oberstufen so wie in anderenund in Bezug auf den Schulerfolg erfolgreicheren Ländern ein Kurs-system einzuführen, bei dem sich die Wiederholungen nur auf jene Fä-cher beschränken, die im Jahreszeugnis negativ abgeschlossen wordensind.