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1 PRESSEMITTEILUNG 29. april – 30. september 2012

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Page 1: 29. april – 30. september 2012 · Pressemitteilung 29. april – 30. september 2012. 2. 3 ... Am 4. April unternimmt Pierre Jaquet-Droz in Begleitung seines Schwiegervaters, Abra-ham

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Pressemitteilung

29. april – 30. september 2012

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InhaltsverzeIchnIs–

neuchâtelles Jaquet-Droz et leschot

seiten 5–15

la chaux-De-FonDs merveilleux mouvements… surprenantes mécaniques

seiten 17–27

le loclechefs-d’œuvre de luxe et de miniaturisation

seiten 29–36

www. automatesetmerveilles.ch

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les Jaquet-Droz et leschot–

Ausgewählte texte der Ausstellung :–

Im 18. Jahrhundert zählen Pierre Jaquet-Droz, sein Sohn Henri-Louis und ihr Mit-arbeiter Jean-Frédéric Leschot zu den wichtigsten Vertretern der Uhrmacherei in der Schweiz und in Europa. Neben Pendel- und Luxusuhren zeugen zahlreiche ihrer Kre-ationen, wie z. B. Uhren mit Flötenspiel, Wanduhren, Tabakdosen und Käfige mit sin-genden Vögeln, von einer ebenso erfindungsreichen wie künstlerischen Arbeit.Es sind drei geschickte Techniker, die sich von einem visionären, schöpferischen Geist leiten lassen, als sie im Bereich der Automaten zu arbeiten beginnen. Im Jahr 1774 setzen sich ihre Meisterwerke, ihre drei androiden Automaten, zum ersten Mal in Bewegung : der Schriftsteller, der Zeichner und die Musikerin, begleitet von der Grotte. Erst rufen sie beim Publikum in La Chaux-de-Fonds Begeisterungsstürme hervor, dann klatscht ganz Europa Beifall.Diese Werke erinnern nicht nur an den forschenden Geist der Aufklärung, sie zeugen auch von reichen und aussergewöhnlichen Lebensläufen. Wie konnten diese drei Uhrmacher einen so hohen Grad an technischer Perfektion erreichen ? Auf wel-chen Wegen gelangten ihre Werke in die ganze Welt ? Oder ganz allgemein : Was sind die Herausforderungen an die mechanische Reproduktion eines möglichst realis-tischen Bewegungsablaufs ? Ist diese Suche nach der Bewegung nicht bereits eine Vorwegnahme der künftigen Robotik und der wissenschaftlichen Laborversuche des 21. Jahrhunderts ?

Automate l’Ecrivain (détail)

Pierre Jaquet-Droz. 1768-1772

Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel, inv. AA 2

© Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel

Automate l’Ecrivain Pierre Jaquet-Droz. 1768-1772Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel, inv. AA 2

© Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel

Texte de l’Ecrivain “ Les Jaquet-Droz et Leschot à Neuchâtel ”

© Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel

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rAum 1

die JAquet-droz und leschot : drei männer der Aufklärung

Der in La Chaux-de-Fonds geborene Pierre Jaquet-Droz (1721–1790) gilt als talentierter Mechaniker und genialer Uhrmacher. Nach einem Studium an der philosophischen Fa-kultät in Basel macht er eine Lehre als Pendulier im Neuenburger Jura, wo dieser Zweig der Uhrmacherei sich seit dem 17. Jahrhundert entwickelt hat. Schon 1749 fällt Jaquet-Droz durch eine bemerkenswerte Produktion auf, die Mitbürger sowie hochangesehene Persön-lichkeiten in sein „ Sur le Pont ” genanntes Haus locken, später in die „ Ferme du Jet d’Eau ”. 1750 heiratet er Marie-Anne Sandoz, mit der er drei Kinder hat, von denen zwei das Er-wachsenenalter erreichen werden : Julie und Henri-Louis. Ab 1755 verwitwet, widmet er sich ganz seinen Uhren und dem Verkauf.Sein Sohn henri-louis Jaquet-Droz (1752–1791) beteiligt sich an der schöpferischen Ar-beit des Vaters und trägt wesentlich zur Ausstrahlung des Unternehmens bei. Mit 15 Jahren erhält er eine humanistische Ausbildung beim Mathematiker und Physiker Abbé de Servan in Nancy. Er studiert dort auch Musik und Zeichnen, einige von seinen eigenen Automaten gespielte Musikstücke werden ihm zugeschrieben. Ab 1774 reist er quer durch Europa, um eine Gruppe von Androiden vorzuführen, die er zusammen mit seinem Vater und Leschot entworfen hat. Das erlaubt ihm, geschäftliche Verbindungen zu den grossen Metropolen zu knüpfen. Im Lauf seiner zahlreichen Reisen kommt er mit der gesellschaftlichen Elite von London, Paris und Genf zusammen. Mode und Geschmack einer raffinierten Kund-schaft sind ihm vertraut. Es ist auch bekannt, dass er sich in der Genfer „ Société des Arts ” engagierte.Jean-Frédéric leschot (1746–1824), Lehrling von Pierre Jaquet-Droz, fällt schon früh durch sein technisches Geschick auf. Er stammt aus einer Bürgerfamilie von Valangin und führt seine ersten Arbeiten als Uhrmacher an der Seite des sechs Jahre jüngeren Henri-Louis aus. Die beiden in tiefer Freundschaft verbundenen Männer werden zu engen Mitarbeitern des Vaters. Wie Henri-Louis wird auch Leschot Ehrenbürger von Genf und in die „ Société des Arts ” aufgenommen. Dank diesem hochqualifizierten Konstrukteur können mehrere Werke der Firma verwirklicht werden. Nach dem Tod der Jaquet-Droz übernimmt Leschot die Leitung des Unternehmens bis zu dessen endgültiger Schliessung kurz nach 1810.

Pierre Jaquet-DrozEmanuel Witz. 1758

Huile sur toileCollection privée

© Collection privée

Au centre :Henri-Louis Jaquet-Droz

Non signé. Vers 1780Huile sur toile

Collection privée

© Collection privée

Jean-Frédéric LeschotNon signé. Début 19e siècleMusée d’art et d’histoire, Neuchâtel, inv. AA 4882

© Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel

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eine vielfältige Produktion : von der Pendeluhr zur luxusuhr

rAum 2

Auf der suche nAch der Bewegung : die AutomAten im lAuf der zeit

(…)

Pendule à la française (neuchâteloise)

Signée “ P. Jaquet Droz a La Chaux de Fonds en Suisse ”. Vers 1760-1775

Bois, écaille de tortue, bronze doré.

Musée d'horlogerie du Locle – Château des

Monts, inv. MHL 1

© Musée d'horlogerie du Locle – Château des Monts.

Photo R. Sterchi

Au centre : Montre à carillon Signée “ Jaquet Droz London ”.

Londres, vers 1780Perles, émail

Uhrenmuseum Beyer, Zurich, inv. 4374.68

© Uhrenmuseum Beyer, Zurich

Pendule à jeu d’orgue et cabinet en écaille

Signée “ Pierre Jaquet Droz à la Chaux-de-Fonds ”.

1750-1790.Bois, écaille de tortue,

bronze, émailMusée international

d’horlogerie, La Chaux-de-Fonds,

inv. IV-390

© Musée international d’horlogerie, La Chaux-de-Fonds

Vue de la première salle de l’expositionMusée d’art et d’histoire, Neuchâtel

© Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel. Photo Stefano Iori

Ci-dessus : Montre à oiseau chanteur, dite “ Evening ”Attribuée aux Jaquet-Droz. Londres (?), vers 1785Email, rubis, perlesCollection Montres Jaquet Droz SA, La Chaux-de-Fonds, inv. J2

© Collection Montres Jaquet Droz SA, La Chaux-de-Fonds

Pendule de parquet, dite “ longue-ligne ”Signée “ P. Jaquet Droz a La Chaux de Fonds ”. Vers 1785-1790Poirier teint en noirMusée d’art et d’histoire, Genève, inv. AD 2823

© Musée d’art et d’histoire, Genève. Photo Maurice Aeschimann

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Pierre JAquet-droz : eine ungewöhnliche technische meisterschAft

(…)

die reise nAch sPAnien : Pierre JAquet-droz Am hof ferdinAnds vi

Am 4. April unternimmt Pierre Jaquet-Droz in Begleitung seines Schwiegervaters, Abra-ham Louis Sandoz, und eines jungen Arbei-ters, Jacques Gevril, eine ausgedehnte Reise, die ihn von La Chaux-de-Fonds bis an den Hof des Königs von Spanien führt. Mit ei-nem Empfehlungsschreiben von Lord Geor-ge Keith, dem Gouverneur des Fürstentums Neuenburg, in der Tasche will der Uhrma-cher seine Kreationen Ferdinand VI. vorstel-len (…)

die schriftsteller-AutomAten im 18. JAhrhundertDie Schriftsteller stellen einen Automatentyp dar, der in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts grossen Auftrieb erhält (…)Die ausserordentliche Eigentümlichkeit von Jaquet-Droz’ Schriftsteller, welcher im Novem-ber 1774 zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgeführt wird, liegt darin, dass der ganze Me-chanismus im Körper selbst des Automaten eingebaut ist. Die Schreibvorrichtung besteht aus übereinander liegenden Kurvenscheiben, drei pro Buchstabe, und einem Programmierungs-system, das es erlaubt, einen beliebigen Text mit 40 Zeichen auf 4 Linien zu schreiben (…)

Journal d’Abraham-Louis Sandoz, contenant

la relation du voyage en Espagne entreprise

avec son beau-fils Pierre Jaquet-Droz (1758-1759)

1737-1759Bibliothèque de la Ville,

La Chaux-de-Fonds, Fonds Neuchâtelois,

D.1853

© Bibliothèque de la Ville, La Chaux-de-Fonds

Vue de la salle 2 : le mécanisme de l’Ecrivain

Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel

© Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel. Photo Stefano Iori

Texte de l’Ecrivain “ Automates et Merveilles ”

2012Musée d’art et d’histoire,

Neuchâtel

© Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel

Détail du mécanisme de l’EcrivainPierre Jaquet-Droz. 1768-1772 Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel, inv. AA 2

© Claude Bornand, Lausanne

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rAum 3

die AutomAten Auf reisen : verkAufsstrAtegie der JAquet-droz

Ab Ende 1774 machen sich Henri-Louis Jaquet-Droz und Jean-Frédéric Leschot auf eine Tournee quer durch Europa auf, um ihre vier Automaten zu präsentieren. Erst gehen sie nach Paris, wo sie am Hof Ludwigs XVI. empfangen werden. Darauf folgt ein Aufenthalt in London, dann in anderen europäischen Städten in Holland, Flandern und Nordfrankreich. Elf Jahre später, nach Stationen in Paris, Lyon und Genf kehren die Automaten für eine letzte Vorführung unter Anwesenheit von Henri-Louis wieder nach La Chaux-de-Fonds zurück.Mit Ausnahme des Hofs von Versailles finden die Vorführungen in der Regel in speziell hergerichteten Salons statt. Sie sind kostenpflichtig, man unterscheidet zwei Kategorien von Plätzen. So kostet für die Vorstellungen 1775 im Hôtel Lubert in Paris ein guter Platz 6 Pfund, ein Platz der zweiten Kategorie 3 Pfund. Hausangestellte haben keinen Zutritt.Über die eigentliche Vorstellung hinaus ist es das Ziel dieser Demonstrationen, die Uhren der Jaquet-Droz zu propagieren und den Verkauf zu fördern. Die vier Automaten werden so zu einem wichtigen Mittel der Werbung im Dienst einer globalen Verkaufsstrategie.

nAch den JAquet-droz : der PArcours der AutomAten

Nach einer Tournee von über zehn Jahren verkaufen die Jaquet-Droz in Jahre 1788 ihre vier Automaten an die Gebrüder Gendre, französische Händler, die sich in Madrid niederge-lassen haben. Diese nehmen sie für Demonstrationen mit nach Spanien, dann verliert sich die Spur der Automaten (…)Ende des 19. Jahrhunderts setzen sich angesehene Persönlichkeiten des Kantons Neuen-burg für die Rückkehr der Automaten in ihre Heimatregion ein. Das Interesse für die drei Androiden geht mit einer Neubewertung des Werks der Jaquet-Droz und Leschots einher, in der Lokalgeschichte wird die Uhrmacherei des Jurabogens als identitätsstiftend gefei-ert. Dank dem Einsatz der Gesellschaft für Geschichte und Archäologie des Kantons Neu-enburg, der finanziellen Unterstützung durch die Eidgenossenschaft und grosszügigen Spendern werden die Automaten von einem Berliner Sammler zurückgekauft. Nach einer triumphalen vierjährigen Tournee durch die Schweiz finden sie als Schenkung ihren Platz im Kunstmuseum Neuenburg.

die grotte : der verschollene AutomAt

(…)rAum 4

von london nAch chinA : ein weltweites, Professionelles netz

Die Demonstrationen seiner Automaten führen Henri-Louis Jaquet-Droz nach London. So kommt er in dieser Stadt, damals weltweit eines der wichtigsten Zentren der Uhrma-cherei, mit berühmten Uhrmachern und Handwerkern in Kontakt. Er richtet dort seine eigene Werkstatt ein (…)

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JAquet-droz in genf : immer mehr luxus

1783 verlässt Henri-Louis Jaquet-Droz London für immer und lässt sich mit seinem Partner Jean-Frédéric Leschot in Genf nieder (…)

Horloge de vestibule (détail). Attribuée aux Jaquet-Droz.

La Chaux-de-Fonds, Genève ou Bienne,

1765-1790Bronze, émail, verre

Collection Montres Jaquet Droz SA,

La Chaux-de-Fonds, inv. J31

© Collection Montres Jaquet Droz SA,

La Chaux-de-Fonds

Montre en forme de flacon avec carillon. Attribuée

aux Jaquet-Droz. Genève ( ?), vers 1790

Email. Collection Montres Jaquet Droz SA,

La Chaux-de-Fonds, inv. J6

© Collection Montres Jaquet Droz SA,

La Chaux-de-Fonds

Montre à carillon à 3 airsMouvement attribué

aux Jaquet-Droz ; émail attribué à Jean Abraham

Lissignol (1749–1819). Genève ( ?), vers 1790

Perles, rubis, émailCollection

Montres Jaquet Droz SA, La Chaux-de-Fonds,

inv. J3

© Collection Montres Jaquet Droz SA,

La Chaux-de-Fonds

Vue de la salle 4 : Jaquet-Droz à Genève : un luxe accru Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel

© Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel. Photo Stefano Iori

Ci-dessus : Montre à carillon. Signée “ Jaquet Droz London ”. Londres ou Genève, vers 1780. EmailMusée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds, inv. I-101

© Collection Montres Jaquet Droz SA, La Chaux-de-Fonds

Horloge de vestibuleAttribuée aux Jaquet-Droz et à Henri Maillardet. La Chaux-de-Fonds ( ?), vers 1780Bronze doré, porcelaine de Meissen

Uhrenmuseum Beyer, Zurich, inv. 1452.84

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die signAturen : eine verkAufsstrAtegie

(…)

rAum 6

Begeisterung für die mechAnik : den körPer sezieren, um ihn zu erforschen

(…)

eine mechAnische welt : der AutomAt zum verständnis Physiologischer Bewegungen

(…)

Montre en forme d’étoile dite “ L'abeille ”

Attribuée aux Jaquet-Droz. Genève,

entre 1790-1795 Email translucide sur fond

guilloché, perlesPatek Philippe Museum,

Genève, inv. S-452

© Patek Philippe Museum, Genève

Vue du mécanisme d’une montreSignée “ Jaquet Droz, London ”. Londres ou Genève, vers 1785Rubis, perles, émail, ivoire sculptéCollection Montres Jaquet Droz SA, La Chaux-de-Fonds, inv. J9

© Collection Montres Jaquet Droz SA, La Chaux-de-Fonds

Vue de la salle 6 : un monde mécanique : l’automate pour comprendre les mouvements physiologiques Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel

© Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel. Photo Stefano Iori

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die orthoPädischen Prothesen : meisterwerke der mechAnik

(…) Mit ihrer Kompetenz als Mechaniker und ihrer grossen Kenntnis der menschlichen Bewegungen, die sie bei der Realisierung androider Automaten bewiesen haben, können Henri-Louis Jaquet-Droz und Jean-Frédéric Leschot auf Sonderwünsche wie die Herstel-lung von beweglichen Prothesen eingehen (…)

rAum 7

im 21. JAhrhundert : suPer-AutomAten und roBoter

Die Geschichte der Automaten zieht sich über das ganze 19. Jahrhundert hinweg. Sie verlas-sen Salons und Labors, um auf Jahrmärkten aufzutauchen. Im 20. Jahrhundert erscheint ein neuer Typ dieser Maschinen : der Roboter (…)

roBoter für die forschung : in den lABors der ePfl

Im 18. Jahrhundert wurden Automaten konzipiert, um natürliche Prozesse im Rahmen wissenschaftlicher Experimente besser zu verstehen, im 20. Jahrhundert helfen Roboter, die Wissenschaft weiterzuentwickeln (…)

die roBoter : menschenArtige formen

oder sPeziAlisierte formen(…)

Robot Poulbot utilisé pour des études sur les interactions animal-robot2010Groupe Mobots, Laboratoire de systèmes robotiques (LSRO), EPFL, Lausanne

© Groupe Mobots, Laboratoire de systèmes robotiques (LSRO), EPFL, Lausanne. Photo José Halloy

Robot Verre. 2008 Groupe Mobots,

Laboratoire de systèmes robotiques (LSRO),

EPFL, Lausanne

© Groupe Mobots, Laboratoire de systèmes

robotiques (LSRO), EPFL, Lausanne.

Photo Alain Herzog

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rAum 8

frAnçois Junod (*1959)Lebt und arbeitet in Sainte-Croix.Schon als Kind ist François Junod von der Kunst und der Mechanik fasziniert. Im Alter von fünf Jahren, an der Landessausstellung 1964, bleibt er verzaubert vor den Maschinen Tinguelys stehen. Später, nach einer Ausbildung als Feinmechaniker, macht er eine Lehre als Reparateur und Konstrukteur von Automaten. Diese ergänzt er mit einem Studium in den Fächern Zeichnen und Bildhauerei an der Ecole cantonale des Beaux-Arts in Lausanne (ECAL).Ende 1983 eröffnet er sein eigenes Atelier in Sainte-Croix. Dort baut er seine ersten Werke. Er ist phantasiebegabt und in der Neuinterpretation von traditionellen Themen für Auto-maten ebenso geschickt wie in der Entwicklung neuer Formen, zum Beispiel von bewegten Skulpturen, wie sie in diesem Saal gezeigt werden.Die drei androiden Automaten der Jaquet-Droz, die im Neuenburger Musée d’art et d‘histoire aufbewahrt werden, sind für François Junod eine Quelle der Inspiration und eine wichtige Motivation. Er studierte ihre Funktionsweise und konstruierte mehrere Neuinter-pretationen des Zeichners und des Schriftstellers. Heute ist François Junod als Automaten-bauer und Bildhauer weltweit bekannt.Wenn er auch, wie im Fall der Tänzerin oder der Parade der Automaten (Spanien), gele-gentlich auf die Elektronik zurückgreift, so realisiert er doch seine Stücke meistens mit Hilfe der Mechanik, die manchmal von kleinen elektrischen Motoren unterstützt wird. Unermüdlich erforscht er neue Techniken und bleibt dabei ein zeitgenössischer Künstler, der nicht zögert, moderne mechanische Systeme zu verwenden. In seinen Neuinterpretati-onen alter Automaten verwendet er Kugellager, ein Verfahren, das bereits im 18. Jahrhun-dert existiert, das man aber bei den Stücken der Jaquet-Droz nicht findet.Eines seiner letzten Werke ist der Android Alexandre Pouchkine, Zeichner und Dichter. Hier besteht die Meisterleistung in einem mechanischen System, das es erlaubt, nach dem Zufallsprinzip Wörter zu wählen, die ein Gedicht ergeben; insgesamt sind 1'458 Kombina-tionen möglich.

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musée d’Art et d’histoire, neuchâtelAutomates & merveilles : Les Jaquet-Droz et Leschot

Direction, conception et coordination Caroline Junier, conservatrice du dpt des arts appliquésConception et commissariat de l’expositionClaude-Alain Künzi, assistant-conservateur du dpt des arts appliquésCollaborations scientifiquesJulie Noël, Isaline Deléderray, Camille Collaud, Leda MinolliRecherches FNS, Université de NeuchâtelSandrine Girardier, Heloisa Munoz, Rossella BaldiConseils EPFL Francesco Mondada Automate l’Ecrivain de P. Jaquet-Droz, démonstrationsThierry Amstutz, Yves Piller

Scénographie THEMATIS SA, Vevey, Michel EtterCheffe de projet Johanne Blanchet DufourDesign Laura BrenniGraphisme Carl Laliberté

Communication MAHN, MIH, MHLPolygone, La Chaux-de-Fonds, Alain Fornage, Fabienne Lini, Maric LaperrouzaAdministration et financesRenée KnechtSecrétariat et site internet (MAHN) Nadia Orlando Kandil, Nathalie Diso-vom-EndtConservation-restaurationBéatrice Zahnd Nettoyage et restauration des 3 Automates Jaquet-Droz Thierry AmstutzChef technique Samuel GygerPeintureFrançois Ducommun, Sestilio VignoliEclairage Nino GiorgianniSoclage et encadrement Tan Chen, Julie TüllerTraductions Ilona Bodmer, Carole Chabrel, Andràs Dörner, Clarissa Hull, Margie Mounier, Rachel Pearlman, Marcus X. Schmid

RelectureMarie-Christine Hauser, Walter TschoppMenuiserie des affaires culturelles, Neuchâtel Philippe Joly, Daniel Gremion, Jonas PleschbergerAudiovisuelsREC Production SA, Neuchâtel, Philippe Calame, Maria Nicolier, Sandra RothInstallations audiovisuelles et conseils Ateliers modernes, Pailly, Marc Wettstein Programmation numérique Alexandre MattartVoixArthur Baratta, Ueli Locher, Frédérique Nardin, Patrice de Montmollin, Olivier Nicola, Katie NorthcottImpression numérique Polygravia, LausanneVitrinesVitrerie Schleppy SA, NeuchâtelSerrurerie Alfaset, La Chaux-de-FondsEclairage, fournitures, conseilsEric Hoffmann, CressierPhotographie Stefano Iori, Claude Bornand

RéceptionChantal Sester, Catherine Suzuki, Thérèse Tinet, Anouck JeanbourquinSurveillance et sécurité Denis Basset, Thérèse Tinet, Anne-Marie WilliAtelier des muséesMarianne de Reynier Nevsky, Sandra Barbetti, Bryan KaufmannAtelier pédagogique MAHNGeneviève Petermann

CatalogueEditions Alphil, presses universitaires suisses, Neuchâtel

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Die Ausstellung wäre zweifellos nicht möglich gewesen ohne die Leihgaben und die Mitarbeit der folgenden Institutionen und Personen bei denen wir uns herzlich bedanken :

Remerciements John Alviti, Amelia Aranda Huete, François Aubert, Thiébaut Bentz, Roland Blaettler, Laurence Bodenmann, Nicole Bosshart, Maamar Boularas, Serge Bringolf, Anne-Laure Carré, Raymond Clavel, Thomas Charenton, Thierry Chatelain, Sylvie Dri-court, Nathalie Ducatel, Estelle Fallet, Da-rio Floreano, Marion Gloret, Blaise Godet, Pascal Griener, Patrick Gyger, Christoph Hänggi, Eva Hörmanseder, Dora Hugue-nin, Monika Leonhardt, Anne-Sophie van Leeuwen, Auke Ijspeert, François Junod, Frédéric Kaplan, Yevette Karlen, Sharon Kerman, Stéphanie Kirkorian, Francis Lara, Andrzej Malik, Pierre Alain Mariaux, Jean-Léonard de Meuron, Francesco Mondada, Morghan Mootoosamy, Sylviane Musy Ramseyer, Ludwig Oechslin, Gilles Perret, Janine Perret Sgualdo, Philippe Perrot, Jean-Michel Piguet, Jean-Claude Sabrier, Arnaud Telier, Laurent Tissot, Gérard Tri-ponez, Gérard Vouga, les auteurs, les prê-teurs, Montres Jaquet Droz SA (collection ancienne), les collègues des musées pu-blics et privés et les collectionneurs privés suisses et internationaux, le Conseil scien-tifique, le Comité d’honneur, l’Association Automates et Merveilles, l’Association des amis du MAHN ARTHIS, ainsi que toutes celles et ceux qui, par un conseil, une idée ou un coup de pouce, ont aussi permis que l’exposition Automates & merveilles : Les Jaquet-Droz et Leschot soit ouverte au public.

· Bibliothèque de la Ville, La Chaux-de-Fonds· Bibliothèque publique et universitaire, Neuchâtel· Ecole polytechnique fédérale, Lausanne· Fondation de l’hôpital Pourtalès, Neuchâtel· Fondation Maurice et Edouard Sandoz, Pully· Fonds national suisse de la recherche scientifique, Berne· Historisches Museum, Bâle · Institut d’histoire, Université de Neuchâtel· Institut d’histoire de l’art et de muséologie, Université de Neuchâtel· Istituto italiano di tecnologia, Gênes (Italie)· Medizinhistorisches Institut und Museum, Zürich· Montres Jaquet Droz SA, La Chaux-de-Fonds· Musée d’art et d’histoire, Fribourg· Musée d’art et d’histoire, Genève· Musée des automates, Grenoble (France)· Musée d’histoire, La Chaux-de-Fonds· Musée d’horlogerie du Locle – Château des Monts· Musée du Temps, Besançon (Fance)· Musée international d’horlogerie, La Chaux-de-Fonds· Museum für Musikautomaten, Seewen· Muzeum Historycznym Miasta Krakowa, Cracovie (Pologne)· Nationaal Museum van Speelklok tot Pierment, Utrecht (Pays-Bas)· Patek Philippe Museum, Genève· Patrimonio nacional, Palacio Real, Madrid (Espagne)· Technisches Museum, Vienne (Autriche)· The Franklin Institute, Philadelphie (USA)· The Palace Museum, Pékin (Chine)· Uhrenmuseum Beyer, Zürich· Université de Neuchâtel· Les prêteurs privés anonymes

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MagIsche Bewegungen… verBlüffenDe MechanIsMen

verBlüffen, verzAuBern, üBerrAschen –

Der Teil der Ausstellung Automates & merveilles (Automaten und Meisterwerke) im In-ternationalen Uhrenmuseums (MIH) sollte Musik präsentieren : Musik von Zeitmessern, Stand- und Kleinuhren sowie mechanischen Musikinstrumenten. La Musicienne (die Musikerin), der Androide der Jaquet-Droz, erhielt daher für die Dauer der Ausstellung selbstverständlich einen Platz im Museum.

Der Inhalt schien jedoch etwas beschränkt. Eine Ausstellung auf einigen hundert Quadrat-metern, die wundervolle Gegenstände versammeln und die Geschichte der mechanischen Musik darstellen soll, ist ein tolles Projekt, aber sind Stand- und Kleinuhren auf ihre Art nicht auch Automaten ? Und was ist mit Uhren mit Planetenbewegung ? Oder Kuriositäten, wie die Uhr mit Perpetuum-Mobile von Geiser & Sohn ?

Der Untertitel der Ausstellung „ Merveilleux mouvements… Surprenantes mécaniques ” (Magische Bewegungen… verblüffende Mechanismen) erweitert die Thematik und es

Étonner, émerveiller, surprendre Le volet de l’exposition Automates & merveilles du Musée international d’horlogerie prévoyait de présenter la musique, qu’elle soit associée aux instruments de mesure du temps, horloges ou montres, où aux instruments de/à musique mécanique. La Musicienne, l’androïde des Jaquet-Droz, trouvait donc naturellement sa place au musée pour la durée de l’exposition. Le contenu paraissait cependant un peu restreint. Rester au sein d’une exposition sur une centaine de mètres carrés qui réunirait certes de magnifiques objets et permettrait de développer une histoire de la musique mécanique était un beau projet, mais une horloge, une montre ne sont-elles pas des automates à leur façon ? Et que dire des horloges avec planétaires? Ou des curiosités comme l’horloge des Geiser père et fils?

[images 1 et 2] Le sous-titre de l’exposition «merveilleux mouvements… surprenantes mécaniques» élargit ainsi la thématique et permet de présenter sous un aspect nouveau une quinzaine d’œuvre de la collection permanente du musée. Des films et des sons leur sont associés assurant la découverte pour tous de leurs particularités. Et n’est-ce aussi pas l’occasion d’inviter un artiste contemporain, Martin Müller, dont les œuvres animeraient l’exposition? Martin Müller, artiste créateur d’œuvres cinétiques, s’identifie doublement à l’exposition par ses créations qui développent le son de façon ludique et interactive

Pendule à planétaire signée Raingo

(planétaire, musique et décor) et Antide Janvier

(mouvement de la pendule) à Paris.

Premier quart du XIXe s. [détail du planétaire]

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds

/Crédit photographique MIH

Horloge “ à mouvement perpétuel ”, Jean et David Geiser, La Chaux-de-Fonds, vers 1815. Détail

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds /Crédit photographique MIH

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werden rund 15 Ausstellungsstücke der permanenten Sammlung des Museums unter einem neuen Gesichtspunkt gezeigt. Sie werden von Filmen und Klängen begleitet, so dass alle ihre Besonderheiten zur Geltung kommen. Und wäre dies nicht eine gute Gelegenheit, den zeitgenössischen Künstler Martin Müller zu bitten, die Ausstellung mit seinen Werken zu begleiten ?

Martin Müller, Künstler für kinetische Skulpturen, bringt sich doppelt in die Ausstellung ein – mit seinen Kreationen, die Klänge auf spielerische und interakti-ve Weise entfalten sowie mit Werken, die Klang und Zeit verbinden, wie zum Beispiel die Installation Uhrknall die mehrere, auf-einander folgende Big Bangs erzeugt. Ein Uhrwerk steuert ein Gerät, das Luftballons aufbläst und sie in bestimmten Intervallen platzen lässt. Und am Ende der Ausstellung in fünf Monaten zeugen die zerplatzten Luftballons von der verstrichenen Zeit.

Die 2000 m2 große Ausstellungsfläche von automates & merveilles : merveilleux mou-

vements… surprenantes mécaniques erlaubt die Präsentation großer Werke in einer ge-eigneten Umgebung, wie zum Beispiel der beiden James Cox zugeschriebenen Elefanten-Pendeluhren (Privatsammlung) oder der Elefanten-Pendeluhren aus der Uhrensammlung des Kunsthistorischen Museums Genf sowie der astronomischen Pendeluhr von Antide Janvier.

Klatscher

Kinetische Skulpturen, Martin Müller

Uhrknall

Kinetische Skulpturen, Martin Müller

Geige

Kinetische Skulpturen, Martin Müller

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die AutomAten

In diesem Zusammenhang kam die Idee des Théâtre des automates (Automatentheater) auf, um die Automaten in ihrem ursprünglichen Kontext zu zeigen : Automaten wurden oft auf Jahrmärkten aufgestellt, wo sie gegen Bezahlung spielten und sie waren ursprüng-lich für derartige Einsätze entwickelt worden. La Musicienne (Die Musikerin) begleitet einen kostbaren Singvogelkäfig, Le Grand Magicien (Der große Zauberer) der Gebrüder Maillardet oder Le Tapis Volant (Der fliegende Teppich), ein zeitgenössisches Werk von François Junod.

Pendule éléphant à automates attribuée à

James Cox faisant partie d’une paire

Collection particulière/Crédit photographique Daniel Narezo

Eléphant, détail de l’œil mobile

Collection particulière/Crédit photographique Daniel Narezo

Hercule portant une sphère armillaire – pendule d’Antide Janvier (1795)

Collection particulière/Crédit photographique Daniel Narezo

Le Grand Magicien

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds /Crédit photographique MIH

“ Turc buvant du café sur un tapis volant ”

Collection La Semeuse

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roBosPhère

Um dem sehr weiten Feld der Automaten voll gerecht zu werden und die Entwicklungen des 20. und 21. Jahrhun-derts nicht auszulassen, wurde das Konzept bald um die Welt der Roboter erweitert.

Der spielerisch-didaktische Zukunftspark Robosphère im Neuenburger Jura zeigt eine Sonderausstellung, die speziell für das Museum konzipiert wurde. Hier werden verschie-dene Roboter gezeigt, wie zum Beispiel humanoide Robo-ter, Unterhaltungsroboter, Industrieroboter, Kunstrobo-ter, Wartungsroboter, Forschungsroboter, Mikroroboter, Flugroboter, Solarroboter, wandelbare Roboter, pädago-gische Roboter, autonome Roboter, bionische Roboter,... bis hin zu RoboSnack, einer vollständig robotisierten Cafeteria !

kurBeln und zAhnräder

Und der letzte, aber nicht weniger bedeutende Teil ist ein vollkommen mechanischer und interaktiver Bereich, der sich vor allem an die jungen Besucher richtet : eine Ausstellung des Espace des Inventions in Lausanne. Hier können wichtige technische Aspekte direkt entdeckt, erlebt und verstanden werden : von Zahnrädern über Vibratoren bis hin zu Ku-gellagern !

Robot Gilberto

Collection Robosphère

Table de démonstration des engrenages

©Espace des inventions, Lausanne

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Quelques clés d'automates et

de pendules

AutomAten, uhren und schlüssel

Uhren und Automaten werden von Schlüsseln, mit denen ihre Federn aufgezogen werden, zum Leben erweckt. Und es existieren die unterschiedlichsten Schlüssel : große, klei-ne, funktionelle, verzierte oder schlichte – sie alle haben ihre Persönlichkeit und ohne sie gibt es keine Wunder, die Automaten erwachen nicht zum Leben. Aus diesem Grund wurden sie zum Symbol der Ausstellung – im Und-Zeichen des Titels und bei dem speziell entwor-fenen USB-Stick. Außerdem markieren sie den Parcours der Ausstellung Automates & merveilles : Merveilleux mou-vements… Surprenantes mécaniques.

Die Besucherinnen und Besucher werden durch 34 Statio-nen geführt, vom Wasserbecken am Museumseingang bis zum monumentalen Glockenspiel im Parc des musées, und entdecken dabei die Bewegungen der Automaten und den Klang der Pendeluhren mit Musikwerken. Die Schlüssel sind das Symbol der verschiedenen Stationen.

• Der verblüffende mechanismus der Uhr mit Perpetuum-Mobile von Geiser oder die monumentale Uhr von Vachey.

• Die magischen Bewegungen der zwei monumentalen Ele-fantenpaare oder der Zauberer der Gebrüder Maillardet.

• Die „ himmlische “ musik der Planetarien von Ducommun oder Janvier.

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds

/Crédit photographique MIH

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds

/Crédit photographique MIH

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds

/Crédit photographique MIH

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• Die spielerische musik der Werke des Basler Künstlers Martin Müller oder die Automaten mit Wecker.

• Die salonmusik der Pendeluhren La Cigogne (Der Storch) und Le Renard (Der Fuchs) oder La Musicienne (Die Musikerin) von Jaquet-Droz.

• Die taschenmusik der Tabakdosen mit Singvogel oder Kleinuhren mit Stundenschläger und Musik.

• Der moderne Klang des monumentalen Glockenspiels.

• Das herz der ausstellung stellt die geschichte der me-chanischen musik dar

• Das Théâtre des automates (Automatentheater), knüpft an die Tradition an : die großen Automaten werden in einem Theater ausgestellt oder bei Vorführungen zu be-stimmten Zeiten von den Uhrmachern in Bewegung ge-setzt.

MUSIQUECONTEMPORAINE

Kinetische Skulpturen, Martin Müller

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds

/Crédit photographique MIH

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds

/Crédit photographique MIH

Boite à musique, avec cylindre et jeux de cloches, vers 1880, coll.

Musée Baud, L'Auberson

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds

/Crédit photographique MIH

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds

/Crédit photographique MIH

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eine uhr der zukunft

Die im Rahmen des Projektes Robosphère von Serge Bringolf für XXIst Century Clock entworfene XXICC bzw. „ Twenty-one CC “ – die Uhr des 21. Jahrhunderts – gilt auf-grund der Herkunft ihres Schöpfers und ihrer ausgeklügelten und technischen Entwick-lungen als Erbin der Neuenburger Pendeluhren des 19. Jahrhunderts.

Dennoch ist das Konzept vollkommen neu : der kleinste, schnellste und präziseste In-dustrieroboter der Welt verschiebt jede Minute tausend Uhrensteine, wodurch die ge-naue Uhrzeit digital angezeigt wird. Da der Roboter auf einer horizontalen Unterlage ar-beitet, ermöglicht ein Spiegelsystem, die Uhrzeit aus der Ferne abzulesen. Die in Reihen verschobenen Steine bilden jede Minute eine graphische Darstellung, die in der nächsten Minute wieder verschwindet.

kurze geschichte der mechAnischen musikUhren mit Musikwerken, verblüffende Automaten und fortschrittliche Mechaniken zei-gen, dass der Erfindungsgeist und das Können der Mechaniker und Uhrmacher der ver-gangenen Jahrhunderte in den heutigen Kreationen fortlebt. 10 Schaukästen zeigen die Geschichte der Uhren, die gelegentlich mit Automaten kom-biniert wurden, die Geschichte von Musikwerken – vom Glockenspiel über das Flöten-spiel bis hin zur Vogelorgel – sowie die Entwicklung der Spieldose und der mechanischen Musik.

AutomAten und uhrenIn der Renaissance entstand die Tischuhr, bei der das Gewicht durch einen Federmotor ersetzt wurde. Die Uhrmacher boten ihrer wohlhabenden Kundschaft unterschiedlich verzierte Uhren in verschiedenen Formen an, manchmal auch in Kombination mit Au-tomaten. Die Werke der Automaten blieben einfach : sie wurden jede Stunde automatisch mit dem Schlagwerk ausgelöst oder sie wurden durch die Bewegung der Uhr zum Leben erweckt. Sie zeigten Szenen aus dem alltäglichen Leben, Jagdszenen oder Personendar-stellungen.

Pendule XXI CC, détail de l’affichage

©Espace des inventions, Lausanne

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Tiere nahmen bei den Automaten je-ner Zeit eine vorherrschende Rolle ein : es finden sich die unterschiedlichsten Tierarten und Bewegungen : Löwen, die mit den Augen rollen und das Maul öff-nen, tanzende und springende Hunde, Vögel, die den Schnabel öffnen und die Flügel spreizen, tanzende Bären sowie Fantasietiere zeugen vom Erfindungs-reichtum und dem Können der Hand-werker der damaligen Epoche.

glocken und glockensPieleGlocken hatten immer eine weltliche oder religiöse Funktion. Der Glockenschlag konnte von allen auch aus der Ferne gehört werden und wurde genutzt, um Versammlungen ein-zuberufen, die Bevölkerung bei Feuer zu warnen oder einfach die Uhrzeit anzugeben. In

allen Religionen diente er auch als Ruf für die Gläubigen. Die ersten mechanischen Glockenspiele, die in der Regel aus vier Glocken bestanden, stammen aus dem Mittelalter. Ein mit einer mechanischen Uhr gekoppeltes Glocken-spiel kann automatisch zu bestimmten Uhrzeiten Melodi-en spielen, die zuvor mit Stiften auf Walzen „ gespeichert “ wurden, die dann die Klöppel betätigen. Glockenspiele an Bauwerken sind manchmal mit Stundenschlägern, Holz- oder Metallfiguren versehen, die zur Angabe der Uhrzeit mit einem Klöppel auf die Glocken schlagen.

Pendeluhren mit glockensPielDas Auftauchen von Beschreibungen und Bildtafeln zur mechanischen Musikwiederga-be in verschiedenen Uhrmacher-Lehrwerken im 18. Jahrhundert zeigt das Interesse der Uhrmacher, ihre Pendeluhren mit musikalischen Mechanismen zu erweitern. So findet sich in der 1765 erschienenen Enzyklopädie der Uhrmacherei von Diderot und Alem-bert eine Bildtafel mit einer perspektivischen Darstellung eines Glockenspiels mit 15 Klängen, mitsamt dem Räderwerk zur Betätigung, das dem in Pendeluhren verwendeten stark ähnelt.

Diese Glockenspiele bestehen im Allgemeinen aus einem Räderwerk wie bei einer Uhr, dessen Geschwindigkeit von einem Schwungrad, einem Gewicht oder einem Feder-motor reguliert wird und das die für die Musik benötigte Energie liefert. Das wichtigste Teil ist sicherlich die Wal-ze mit den darauf entsprechend der zu spielenden Melo-die angeordneten Stiften. Die Stifte betätigen die Klöppel, welche die Glocken anschlagen. Die Anzahl der Glocken variiert je nach Größe des Instruments.

Horloge en fer à carillon, France, début du 17 e siècle

Une des cloches porte la signature : Jean Dubois

au Puy. Le carillon comporte neuf cloches

dont huit servent au jeu de la mélodie et une à la

sonnerie des heures. Il est déclenché à chaque

quart d'heure par le mou-vement de l'horloge.

Musée de l'horlogerie Beyer, Zurich

Planche XXVII du volume de l'Encyclopédie de

Diderot et d'Alembert dédié à l'horlogerie,

publié en 1765, qui présente un carillon à

quinze timbres vu en perspective avec le rouage

qui le fait mouvoir.

Cerf couché attaqué par un chien, cuivre doré, mouvement signé par Nicolas Le Constençois, Horloger du Roy, Paris, vers 1550, dimensions : 160x178mm.

Coll. particulière

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vogelkäfige und flötensPieleVogelkäfige stellen eine etwas spezielle Entwicklung in der Geschichte der mechanischen Musik dar. Sie wurden nicht entwickelt, um Musik mechanisch zu reproduzieren, son-dern sie sollten so getreu wie möglich das Gezwitscher von einem oder mehreren Vögeln nachahmen. Als Nachfolger der Vogelorgel, deren kleine Flöten den Vogelgesang weni-ger natürlichen wiedergaben, setzte sich ab dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts die Kolbenpfeife schnell durch, deren Erfindung Jaquet-Droz und Leschot und deren Mit-arbeiter Jacob Frisard in Genf zugeschrieben wird. Vogelkäfige haben wie Volgelorgeln einen Bewegungsmotor, der mithilfe eines Blasebalgs Luft erzeugt. Die Flöten wurden jedoch durch eine Kolbenpfeife ersetzt, einer Art kleine Flöte mit einem Schieber, dessen Position von einer Zackenscheibe gesteuert wird. So kann das Instrument die gewünschte

Melodie wiedergeben und gleichzeitig den Vogel bewegen : er öffnet den Schna-bel, schlägt mit den Flügeln und dreht sich um die eigene Achse. In machen Käfigen hüpft der Vogel sogar auf einem Baum von einem Ast zum anderen. Diese Apparatur ermöglicht auch die Miniaturisierung der Applikationen und ihren Einbau in Schnupftabakdosen, Accessoires wie Spiegel oder Parfumzer-stäuber und sogar Taschenuhren.

Pendel- und sPieluhrenAm Ende des 18. Jahrhunderts revolutioniert eine Erfindung die Herstellung von mecha-nischen Musikinstrumenten : 1796 präsentiert der Genfer Uhrmacher Antoine Favre dem Komitee für Mechanik in Genf ein mechanisches Werk „ ohne Glocke und ohne Klöppel “.

In der Spieldose, die wie Glockenspiele und Orgeln ein Mechanikwerk aufweist, das eine Stiftwalze antreibt, wer-den die Töne durch einen Kamm mit perfekt abgestimmten, federnden Stahlzungen erzeugt. Zunächst werden sie in Kleinuhren, Ringen und Schnupftabakdosen verwendet, später werden dann größere Musikwerke in Sockel von Tischuhren und in reich verzierte Holzkästchen, die für einen hervorragenden Klang sorgen, eingesetzt.

sPieldosenIm 19. Jahrhundert konzentriert sich die Herstellung von Spieldosen in der Schweiz auf ihre Wiege Genf, aber spä-ter entwickelt sich diese Industrie in Sainte Croix und L’Auberson im Waadtländer Jura.Das Hauptbauteil des Werks, die Walze, ermöglicht das Abspielen einer bestimmten Anzahl von Melodien – in der Regel zwischen vier und zehn.

Montres à automates

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds

/Crédit photographique MIH

Détail de la boîte à musique d’une horloge

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-Fonds

/Crédit photographique MIH

Cage à deux oiseaux chanteurs et fontaine

centrale, attribuée à Jaquet-Droz.

Fin du 18 e siècle. Détail

Collection particulière/Crédit photographique Daniel Narezo

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Zum Wechseln der Melodie wird die Walze leicht auf ihrer Achse verschoben, so dass sich andere Stifte vor dem Tonkamm befinden. Bei bestimmten Spieldosen kann die Walze ausgewechselt und somit die Anzahl der Melodien vervielfacht werden.Große Spieldosen werden manchmal durch zusätzliche Tonkämme für tiefe Töne, kleine Trommeln, Glockenspiele oder sogar Automaten erweitert.Die Kästchen, wahre Resonanzkörper, die den Klang der Mechanismen optimieren, wer-den aus Edelholz hergestellt und mit aufwändigen Einlegearbeiten verziert. Eine auf der Innenseite des Deckels angebrachte „ Liederliste “ führt die Melodien und Komponisten an.

Pendeluhren mit AutomAten und musikwerken

Dank dem Renommee des 1805 in Blois geborenen, be-rühmten französischen Zauberkünstlers, Erfinders und Herstellers von Automaten, Jean-Eugène Robert-Houdin, erleben Zauberer und Taschenspieler im 19. Jahrhundert einen zunehmenden Erfolg. Sie ermuntern die Uhrma-cher, magische Automaten in der Tradition der von Jean-David und Henri Maillardet entwickelten Automaten der große und der kleine Zauberer, die sich in der Sammlung des Internationalen Uhrenmuseums in La Chaux-de-Fonds befinden, in ihre Pendeluhren einzubauen.

Auch dekorative Uhren, die architektonische Elemente der Gotik aufgreifen, werden mit mechanischen Spieldosen versehen. Sie werden in den Holzsockeln der Uhren verborgen und die Musik wird in der Regeln beim Schlagen der Stunden durch das Uhrwerk in Gang gesetzt.

AutomAtenuhrenWährend dem gesamten 19. Jahrhundert zieren unzählige Kreationen aus dem alltäglichen Leben, bäuerliche Sze-nen und Szenen aus der Zirkuswelt die Pendeluhren mit Automaten. Die Figuren werden von Mechanismen mit Räderwerken bewegt. Zahnräder und Metallstifte setzen sich in bestimmten Intervallen in Bewegung, in der Re-gel zu jeder Stunde, wenn der Uhrschlag ausgelöst wird. Besonders beliebt sind Werkstätte, wie beispielsweise die Schmiedewerkstatt bei der hier gezeigten französischen Uhr, oder Zirkusszenen. Die Darstellung wird häufig von Musik begleitet. Dazu werden einfache Spieldosen, die ein oder mehrere Lieder spielen, bei spezialisierten Handwerkern in Auftrag gege-ben und dann in die Sockel der Uhren eingebaut.

Pendulette à escamoteur Japy Fils Mignon Paris

vers 1860

Photo Renaud Sterchi ©MHL

Pendule neuchâteloise avec acrobate

©Musée d'art et d'histoire, Ville de Genève, Inv. AD 3084.

Photo Maurice Aeschimann

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Gramophone

Coll. Musée international d'horlogerie, La Chaux-de-

Fonds /Crédit photographique MIH

singvogel-PendeluhrenDas Ende des 18. Jahrhunderts in Beaucourt gegründete Unternehmen Japy, das 1806 zu Japy Frères & Cie wird, spezialisiert sich unter anderem auf die Herstellung von Pendel-uhren mit Motiven, Pendeluhren mit Automaten und Pendeluhren mit Musikwerken. Kaminuhren mit singenden Vögeln, wie die hier gezeigten, sind mit einer vom Uhrwerk unabhängigen Apparatur aus-gestattet, die den Mechanismus der Vögel auslöst und einem Wind- und Flötenwerk, das den Vogelgesang imitiert. Das Windwerk befördert Luft zu einer kleinen Flöte mit vari-abler Länge, die von einer Zackenscheibe betätigt wird. Vor einem Wasserfall (dargestellt durch einen verdrehten Glasstamm), Felsen und einem blühenden Baum bewegen die Vögel Schnabel, Flügel und Schwanz und singen dabei eine oder mehrere Melodien.

musikscheiBen und grAmmoPhoneAb Ende des 19. Jahrhunderts erhält die Herstellung traditioneller Spieldosen Konkurrenz von den in Deutschland auftauchenden Musikscheiben, deren Herstellung weniger kost-spielig ist. Eine Scheibe mit einem Durchmesser von bis zu einem Meter ersetzt die Stift-walze. Auf ihrer Oberfläche stehen Zähne heraus, die den Stiften der Walze entsprechen. Die Scheiben werden in der Regel mithilfe eines Zahnrads gedreht, dessen Zähne in Aus-sparungen am Rand der Scheiben greifen. Gelochte Kartonstreifen, die nach ihrer Verwendung von Jaccard in Webmaschinen ab Mitte des 19. Jahrhunderts für die Wiedergabe mechanischer Musik eingesetzt werden, steigern die bisherigen Möglichkeiten der Walzen deutlich. Sie sind technisch weniger kompliziert anzufertigen, leichter auszuwechseln und verlängern die Dauer der wieder-zugebenden Melodien. In Kombination mit der Elektrizität ab dem Ende des Jahrhunderts bilden Sie die Grundlage für die Konstruktion großer Musikautomaten, Straßenorgeln und Orchestrien.

Im 20. Jahrhundert erlebt das Grammophon, zunächst mit Rollen und später mit Platten, einen enormen Erfolg. Plötzlich ist es möglich, Musik oder die menschliche Stimme nach einer Aufnahme beliebig oft wiederzugeben. Dies bedeutet das Ende für die Herstellung traditioneller, mechanischer Musikinstrumente.

Pendule de cheminée à oiseaux chantants, Japy frères & Cie, Paris vers 1865.

©Musée d'art et d'histoire, Ville de Genève, Inv. AD 3084. Photo Maurice Aeschimann

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orgAnisAtion der Ausstellung :Automaten und Meisterwerke : Magische Bewegungen… verblüffende Mechanismen

Szenarium und Konzeption der AusstellungNicole Bosshart, Jean-Michel Piguet, Ludwig Oechslin Graphische Gestaltung und UmsetzungPolygone Publicité et communicationKonzeption der SchaukästenSerge Perrelet, AusstellungstechnikerKonstruktion Automatentheaters, Sockel und StänderSchreiner- und Malerarbeiten : Tiefbauamt der Stadt La Chaux-de-FondsRestauration der Exponate : Restaurationszentrum für antike UhrenDaniel Curtit, Aurélie Michaud, Pascal Kunz, Julian VallatAufbau der AusstellungSerge Perrelet, Vanni Stifani, Daniel Curtit, Jean-Michel Piguet, Justo Arancibia, Laurence SchmidTechnischer Aufbau Cédric BrossardAUSSTELLUNG MANIVELLES ET RoUES DENTéES (Kurbeln und Zahnräder)KonzeptionEspace des Inventions, LausanneMontage und Aufstellung Romain Roduit, Cédric Brossard, Serge Perrelet

RoboSPHèREKonzeption : Nicole Bosshart, Serge Perrelet, Serge BringolfMontage : Serge Perrelet, Vanni Stifani, Cédric BrossardKoordination und SekretariatNicole Bosshart, Amandine Cabrio, Manuela BolgianiMetallkonstruktionAlphasetPlexiglasJauslin SAAbzüge Text und DruckJura Néon SAVerdon SA

TeppichSolHeimoFilmeVidéo ClapFilme über die Automaten von Jaquet-DrozREC Production audiovisuelÜbersetzungenStar SA

LeihgabenKunsthistorisches Museum, NeuenburgUhrenmuseum Le Locle, Château des MontsKunsthistorisches Museum, GenfMuseum für Musikautomaten, SeewenCIMA, Ste CroixMuseum Baud, L’AubersonFrançois Junod, Ste CroixUhrenmuseum Beyer, ZürichUhrensammlung Kellenberger, Winterthur Martin Müller, BaselLa Semeuse, La Chaux-de-FondsPrivate Sammlungen

Die Ausstellung Automates & Merveilles (Automaten und Meisterwerke) wird unterstützt von· Montres Jaquet Droz SA· Loterie Romande· Sandoz Stiftung· Ernst Göhner Stiftung· Staat Neuenburg· Bureau de contrôle des ouvrages en métaux précieux

· La Semeuse SA durch die Kreation eines speziellen Kaffees anlässlich der Ausstellung· Croisitour SA, Unterstützung bei Transport und Beförderung

· amisMIH· Ulysse Nardin Stiftung· Laboratoire Dubois

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luxusMeIsterstücke unD MInIaturen

die werke der JAquet-droz und leschot–

Ausgewählter Auszug aus dem Ausstellungskatalog des Uhrenmuseums

Von Sharon Kerman, April 2012

Am scheideweg

Pierre Jaquet-Droz und sein Sohn Henri-Louis zählen gemeinsam mit ihrem Partner und Freund Jean-Frédéric Leschot zu den findigsten Uhrmachern, Mechanikern und Visionä-ren der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.Die Erfindungsgabe und die Anmut ihrer Werke bescherten ihnen einen besonderen Platz in der Geschichte der Uhrmacherei. Sie waren außerdem ausschlaggebende Persönlich-keiten, die sich in ihrem Zeitalter am Scheideweg des Ancien Régime und der post-revo-lutionären Welt befanden. Sie repräsentieren die letzte Generation der „ Établisseurs “, die Hersteller-Händler des Ancien Régime, zwischen zwei Zeitaltern – jenes des einzigartigen Werkstücks oder der sehr geringer Stückzahl für ein elitäres Publikum, und jenes der ma-schinenunterstützten Fertigung und der Anfänge der Serienproduktion.An einer weiteren Kreuzung, dort wo sich Wissenschaft und Vergnügen kurzzeitig ver-einen, um sich anschließend endgültig zu trennen, trifft man ebenfalls auf Jaquet-Droz und Leschot. Obgleich die Automaten des 18. Jahrhunderts – denken wir hierbei an die von Vaucanson gewünschten „ beweglichen Anatomien “ – die Fragen von Denkern wie Descartes, Pascal und La Mettrie zum Geiste und der Materie widerspiegeln konnten, so sorgten sie vor allem für Verwunderung und Bezauberung. Mit diesem Ziel präsentierten Henri-Louis Jaquet-Droz und Jean-Frédéric Leschot ab 1774 ihre drei Androiden in den großen Städten Europas.Man kann in dem Werk von Jaquet-Droz und Leschot schrittweise eine Kreuzung dessen erkennen, was groß ist und dessen, was unendlich klein ist, eine Fusion von Makrokosmos und Mikrokosmos. Diese Verbundenheit mit den winzigsten Details wird von einer uni-versellen Ambition verstärkt. Die Anfänge von Pierre Jaquet-Droz (1721–1790) sind von der Erforschung der Uhrenkomplikation geprägt. Er sah darin, wie die Mehrheit der Uhr-macher seiner Zeit, die beste Möglichkeit, sich von seinen Kollegen abzugrenzen.

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Mit dem Begriff „ Komplikation “ bezeichnen Uhrma-cher alles, das die einfache Uhrzeitanzeige ergänzt und dem Stück dadurch einen zusätzlichen Reiz verleiht und eine technische Herausforderung für den Uhrma-cher darstellt.Die Uhrenkomplikationen umfassen wissenschaftli-che und zweckorientierte Funktionen, wie die Wieder-holung der Stunde und der Minuten, oder die Anzeige der Mondphasen – und wunderschöne Frivolitäten wie eine ergänzende animierte Szene oder Melodie.Bis in das dritte Viertel des 18. Jahrhunderts hatten die Stücke aufgrund der Uhrenkomplikationen eine be-stimmte Größe. Eine Melodie – erzeugt von einer Vol-gelorgel oder einem Glockenspiel – eine Automaten-szene, das Läuten zur vollen Stunde, zur Viertelstunde oder die Anzeige der Minuten erforderten den Einbau eines zusätzlichen Mechanismus.

miniAturisierung und luxus : eine neue industrie

Um 1770, zur Zeit der Rückkehr von Henri-Louis Jaquet-Droz (1752–1791) von seinem Studium in Nancy, hatte sich die Produktion von Jaquet-Droz und Leschot weiterentwi-ckelt. Seitdem widmete sich das Haus der Fertigung von Uhren in kleiner Stückzahl, die besser an die sich verändernden Märkte angepasst waren, leichter herzustellen und besser zu transportieren waren.Statt ihr Sichtfeld fortwährend zu vergrößern, wie ein Astronom, der den Himmel mit sei-nem Teleskop absucht, drehten sie das Objektiv um, und vertieften sich in ein Miniatur-Universum.Die Singvogelautomaten sind zweifelsohne das beste Beispiel für die Miniaturisierung in den Werken von Jaquet-Droz und Leschot. Diese mechanischen Vögel, die die Bewegungen und den Gesang von echten Vögeln nachahmen, waren zu der damaligen Zeit sehr beliebt.Die Werke der ersten Generation hatten ein Orgelspiel in ihrem Boden verbaut. Diese als „ Serinetten “ oder „ Vogelorgeln “bezeichneten Mechanismen, die nach der im 17. Jahr-hundert verbreiteten Zucht von Zeisigen (frz. „ serin “) als Singvögel benannt wurden, bestanden aus mehreren Orgelpfeifen, die jeweils eine Note erzeugten und einem großen Balg für die Luftzufuhr. Ein mit Spitzhämmern versehener Zylinder, oder „ Spitzzylinder “, gab die Reihenfolge der zu spielenden Noten vor.Das Haus Jaquet-Droz und Leschot stellte große Käfige mit einem oder zwei Singvögeln her, die man „ Vestibülpendeluhren “ nannte, mit einem Ziffernblatt an der Unterseite, von dem man die Uhrzeit ablesen konnte, wenn der Käfig aufgehängt wurde.Doch da der Markt gegen Ende des 18. Jahrhunderts ununterbrochen Neues forderte wur-den die Singvögel durch eine neue Erfindung revolutioniert : die Kolbenschiebepfeife. Diese bedeutende Erfindung, die im Allgemeinen Jaquet-Droz und Leschot zugesprochen wird, die zu der Zeit die einzigen waren, die hochwertige mechanische Singvögel anfertig-ten, führte zu einer großen Aufschwung für die Singvögel.

Automate Le DessinateurHenri-Louis Jaquet-Droz,

La Chaux-de-Fonds, 1772-1774

© Musée d’art et d’histoire, Neuchâtel

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In den darauf folgenden Jahren und bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts erblickten unzählige Miniatur-Singvögel das Licht der Welt.Das Prinzip war einfach : Das voluminöse Orgelspiel der Serinetten erfolgte mit einem ein-zigen kleinen Pfeifenrohr. Die Noten wurden erzeugt, indem ein Kolben wie eine kleine Posaune durch das Rohr geschoben wurde und dabei alle Noten der Tonleiter abspielte. Ein verkleinertes Nockenspiel steuerte den Kolben sowie den kleinen Balg, der für die Luftzu-fuhr vorgesehen war.Die äußerst flexible Kolbenschiebepfeife konnte Trillertöne und Glissaden erzeugen. Außerdem konnte sie Noten in sehr schneller Folge wiederholen. Auf diese Weise ahmte sie die Vogelgesänge besser nach als Serinetten. Da sie sehr wenig Platz benötigte, konnten mit ihr zahlreiche kleine Dekorationsgegenstände versehen werden : Uhren, Spiegel, Tabak-dosen, Flakons, kleine Käfige, Spazierstockknäufe ... und sogar Pistolen, die einen kleinen, zwitschernden Vogel preisgaben, wenn man den Abzug betätigte !Um ihre Singvogelmechanismen herstellen zu können, wandten sich Jaquet-Droz und Leschot an den unabhängigen Künstler Jacob Frisard (1753–1810). Frisard arbeitete eng mit Jean-Frédéric Leschot (1746–1824) zusammen, der das Atelier leitete. Die beiden Männer, stolz auf die Qualität ihrer Stücke, waren sich deutlich dessen bewusst, was sie von den anderen unterschied, wie es dieser Auszug aus einem Schreiben von Leschot an Frisard zeigt :„ Wir müssen versuchen, diese Branche so lange zu halten, wie es uns möglich ist. Es man-gelt uns hier nicht an Neidern. Sie können sich jedoch nicht all die Schwierigkeiten vor-stellen, die es zu überwinden gilt. Und ohne dies werden sie lediglich zu Schweinereien mit der Mehrpfeifenmethode imstande sein, wie es derzeit der Fall ist. Lassen wir sie einfach so weitermachen. Sie können unseren Verkaufszahlen nicht schaden. “ 1

Die Gründung einer Niederlassung in London um 1775, die anschließend der Leitung von Henri Maillardet übertragen wurde, stellte einen wichtigen Wendepunkt für Jaquet-Droz und Leschot dar.

Tabatière à oiseau chanteur

(détail mécanisme), Jaquet-Droz

©MIH

Carnet de bal Tabatière avec montre et automate, Anonyme Genève, vers 1810

Photo Renaud Sterchi ©MHL

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London war zu dieser Zeit ein wichtiges und international angesehenes Zentrum der Uhr-macherei. Der auf einem Ziffernblatt eingravierte Begriff „ London “ garantierte die Quali-tät im Sinne des Verkäufers. Die britische Hauptstadt war Ausgangspunkt von Schiffen, die den aufblühenden Markt im Orient belieferten.Durch die Niederlassung in London näherten sich Jaquet-Droz und Leschot den großen englischen Händlern an, mit denen sie bereits arbeiteten : James Cox (anschließend Cox und Beale und danach Cox, Beale und Laurent), Duval und Magniac. Diese Händler ermög-lichten den Zugang zu einer Kundschaft, die den Luxus mit all seinen Facetten liebte : hohe Qualität, Seltenheit, technische Raffinesse, reiche Verzierungen, gehobener Preis.Diese Begeisterung für hochwertige Luxusgegenstände war der Motor, der den Handel und die Handelsbeziehungen zwischen den Ländern und Kontinenten antrieb. Voltaire, der sowohl Uhrmacher als auch Handelsapologet war, bemerkte :Alles dient dem Luxus, den Freuden dieser Welt.Oh, welch schöne Zeit dieses goldene Zeitalter doch ist !Der Überfluss, eine große Notwendigkeit,Vereinte eine Hemisphäre mit der anderen. 2

Die für den chinesischen Markt und den Nahen Osten vorgesehenen Stücke waren gemäß vorgegebenen Kanons verziert. Für China benötigte man brillante Farben und ein reiches und ausgearbeitetes Zierwerk – nicht nur für die sichtbaren Teile der Uhr, sondern auch für das Uhrwerk, das oft vollständig graviert war. Die Lünetten waren mit Perlen und ande-ren Edelsteinen bestückt und die auf Emaille gemalten Szenen waren von herausragender Schönheit.Der Kaiser und die kaiserlichen Beamten waren von dem Uhrwerk, wie z. B. jenes für den Sekundenzeiger in der Mitte, fasziniert. Sie liebten die kleinen, zu einer Melodie bewegten Automatenszenen und die Käfige und Tabakdosen mit Singvögeln. Sie erwarben ihre wert-vollen Uhren und animierten Stücke bevorzugt paarweise, was die Hersteller dazu ermutigte, eine „ Spiegeldekoration “ anzufertigen – jede Uhr stellt das Spiegelbild der anderen dar.

Eine andere Besonderheit des chinesischen Marktes war die anhaltende Nachfrage nach Neuigkeiten, was die Händler/Établisseure dazu bewegte, das Erscheinungsbild der Gegenstände ständig zu erneuern und zu variieren.

Cage à oiseau chanteur, Jaquet-Droz

Photo Renaud Sterchi ©MHL

Montre de poche signée Jaquet-Droz et Leschot, London, vers 1780

Photo Laurence Bodenmann ©MHL

Pistolet lance-parfum. Anonyme, Genève, vers 1810Photo Philippe Pellaton. ©MIH

Chenille attribuée à Maillardet, Genève-Londres vers 1820

Photo Renaud Sterchi ©MHL

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Der türkische Markt wünschte kontrastreiche und grelle Töne, betont durch kontrastrei-che Farben : Bonbonrosa, Mandelgrün, Blutrot. Und feine, auf Emaille gemalte Szenen, auf denen man schwimmende Schiffe mit gesetzten Segeln oder prosperierende Handelshäfen umgeben von hohen Minaretttürmen bewundern konnte.

„ die fABrik ”

1784 verließen Jaquet-Droz und Leschot La Chaux-de-Fonds und ließen sich im Her-zen der Genfer „ Fabrik “ nieder. Dieser Begriff beschrieb im 18. und 19. Jahrhundert alle Berufe, die mit der Herstellung von Uhren und Schmuckstücken verbunden waren : Die Uhrmacherei, die Goldschmiedekunst, die Emaillierkunst, die Edelsteinfassung sowie alle dazugehörigen Aktivitäten.

Die Organisation der Fabrik beruhte auf den Herstellern/Händlern, die man als „ Établis-seure “ bezeichnete und die die Arbeiten planten, finanzierten und steuerten. Sie streck-ten das Geld für den Kauf der Materialien vor, bezahlten die Arbeiter und erkundeten die Absatzmärkte für den Verkauf der Fertigprodukte. Sie wurden selbst erst Monate, ja sogar Jahre später bezahlt.Die Handwerker, die oft selbstständig arbeiteten, waren geistreich und unabhängig und stolz auf ihr Können. Es sind die berühmten „ Cabinotiers “, deren kleine Ateliers oder „ Cabinets “ ganz oben in den Häusern lagen, um das Licht besser einfangen zu können, das für ihre Präzisionsarbeiten erforderlich war.Obwohl Jaquet-Droz und Leschot einige der besten Uhrmacher ihrer Zeit beschäftigten und zweifellos zum Teil ausbildeten – Isaac Daniel Piguet, Nicolas-Constant Le Maire, die Gebrüder Maillardet, die Gebrüder Rochat – blieben die meisten ihrer Mitarbeiter ano-nym. Die Geschäftsbücher nennen die Namen einiger Handwerker und Lieferanten : Z. B. die Goldschmiede Rémond und Lamy sowie Guidon, Blondel & Gide, die die goldenen Tabakdosen lieferten.Unter den Emaillemalern entdeckt man den Namen Soiron – ohne Zweifel Jean-François Soiron (1755–1813) – erwähnt am 18. März 1788 : „ Durch Soiron, Bemalung von 6 verges-senen Schüsseln, Frz. Livres 60 “ sowie zwei Verweise im November 1788 auf „ J. Coteau “ und „ Coteau de Paris “, vermutlich der berühmte Emailleur Joseph Coteau (1740–1801). Ein gewisser Mussard, vielleicht aus der gleichnamigen Emailleur-Dynastie, wird im Oktober 1789 erwähnt.

Automaton Exhibition Gothic Hall

scan Sharon Kerman lq

Pendulette lyre à oiseau chantant et automate, signée P. Jaquet Droz et Leschot London

Photo Renaud Sterchi ©MHL

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Die Goldschmiede, Ziseleure, Graveure, Edelsteinfasser und Emailleure der Fabrik beherrschten eine große Vielzahl an Techniken. Die Goldschmiedekunst umfasste Gra-vur-, Treibarbeits- und Ziseliertechniken sowie die Applikation von Dekorationsmotiven in Farbgold. Die animierten Szenen, mit denen die Uhren und Tabakdosen verziert wurden, waren oft aus Farbgold auf bemaltem Emaillegrund. Die kleinen Personenautomaten sind sehr fein

verarbeitet. So gut, dass man selbst mit der Lupe ihre feine Schönheit bewundern kann.Im Bereich der Emaillekunst, in dem es viele außergewöhnliche Handwerker gab, glänzten bestimmte Künstler in der „ Emaillemalerei “, die so bezeichnet wurde, da sie in wahrhaften Meisterwerken der Miniaturmalerei resultierte. Andere Tech-niken, die große Fachkenntnis erforder-ten – Cloisonné, Champlevé, farbige und durchsichtige Emaille auf guillochiertem

Grund – wurden bei feinen Verzierungen mit bemerkenswerten Ergebnissen angewandt. Bestimmte Techniken, wie die Nutzung von Blättchen, waren typisch für die Genfer Hand-werker. Diese winzigen, zugeschnittenen Silber- oder Goldstücke wurden auf das Uhren-gehäuse appliziert, das anschließend mit einer farblosen Emailleschicht, dem sogenannten Schmelzmittel, überzogen wurde. Dies schuf eine außergewöhnliche Tiefe und einen her-vorragenden Glanz. Jaquet-Droz und Leschot verbanden die Goldblättchen mit fein zuge-schnittenem Elfenbein auf einem Grund aus königsblauer Emaille. Ein Beispiel hierfür ist das Uhrenpaar, welches 1785 nach China geliefert wurde, verziert mit einem „ Motiv aus Elfenbein mit Sternen aus kleinen Perlen und Doppelkreisen aus Perlen und Rubinen “3.Eine andere Art von „ Blättchen “, zugeschnittene oder gestanzte und bemalte Silberbleche, wurde manchmal anstelle von Federn für das Kleid der Singvögel benutzt. Das Geschäfts-buch vom 15. August 1786 erwähnt „ 4 Vögel bedeckt mit Farbblättchen “.Der internationale Charakter des Marktes brachte alle Akteure der Fabrik – Uhrmacher, Gehäusesetzer, Goldschmiede, Emailleure, Guillocheure, Graveure, Edelsteinfasser, Éta-blisseure und Händler – dazu, ein großes Spektrum unterschiedlicher Stile mit Bravour zu beherrschen, wobei die spezifischen Vorlieben der einzelnen Märkte berücksichtigt wurden.

Aus dem nest gerissen oder flug mit eigenen flügeln : mitArBeiter, rivAlen, nAchfolger

Die Französische Revolution und ihre Folgen, die in ganz Europa zu spüren waren, wirk-ten sich negativ auf den Handel mit Luxusgütern aus. Die napoleonischen Kriege und die Kontinentalsperre verlängerten diesen Umbruch bis etwa in das Jahr 1815. Vater und Sohn Jaquet-Droz verschwanden 1790 bzw. 1791 – zu früh, um sich in Gänze auf die kommen-den Veränderungen vorzubereiten.Doch ihre Zeitgenossen und all jene, die mit ihnen als Arbeiter, Partner und Mitarbeiter gearbeitet hatten – sowie ihre Rivalen – fanden sich in einer Welt wieder, in der sie keinen Anhaltspunkt mehr hatten. Perregaux und Perrot verglichen sie mit „ armen Vögeln, die vom Sturm aus ihrem Nest gerissen wurden “4.

Tabatière à oiseau chanteur,

Jaquet-Droz

©MIH

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Jean-Frédéric Leschot seinerseits gelang es nie, seinen Platz in dieser neuen Welt zu fin-den. Als er das Haus nach dem Tod von Henri-Louis Jaquet-Droz übernahm, war er zuver-sichtlich. Doch die 20 darauf folgenden Jahre waren für ihn eine Periode ständiger Kämpfe. Die Schwierigkeiten häuften sich : die Seltenheit von Rohstoffen wie Gold; die gewagten, manchmal unmöglichen Transporte von wertvollen Waren durch das vom Krieg gebeu-telte Europa; die Unsicherheit des Wechselkurses; die Notwendigkeit, seine Handwerker, die sich selbst oft in großen Schwierigkeiten befanden, schnell zu bezahlen, während die Verkaufszahlen sanken und die Zahlungen der Kunden manchmal lange auf sich warten ließen.Zu diesen Problemen kamen der Bankrott seiner wichtigsten Kunden : 1792 von Cox, Beale und Laurent in Canton, wodurch Außenstände in Höhe von 4.570 Sterling-Pfund blieben. 1798 traf es das Haus Duval in London.Andere Kollegen von Jaquet-Droz und Leschot kamen ebenfalls in Bedrängnis. Jacob Fri-sard versuchte in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts vergeblich, sich einen Namen zu machen. Nachdem er sich nach und nach von Leschot, dem er seine Unzufriedenheit darü-ber anvertraut hatte, im Schatten des Hauses Jaquet-Droz und Leschot gestanden zu haben, losgelöst hatte, wünschte er sich die Anerkennung seines Talentes. Nachdem er versuchte, seine Werke Napoleon Bonaparte zu präsentieren, stieß er auf die Ablehnung des Innen-ministers Lucien Bonaparte („ Das Etat der Staatskasse und die Notwendigkeit, dass die Regierung alles Kapital besitzt ... stehen im Gegensatz zur geringsten Ausgabe ... “)5. 1809 reiste Frisard nach Konstantinopel, zweifellos in der Hoffnung, durch die Präsentation sei-ner animierten Stücke zu Geld und Ruhm zu kommen. Er starb auf der Rückreise.Henry Maillardet wurde nach der Auflösung des Londoner Unternehmens Jaquet-Droz et Maillardet um 1789 zu einem Automaten-Schausteller. Eine Broschüre seiner Ausstellung in der Haymarket Gothic Hall 1811 zeigt Kreaturen von verlockender Fremdartigkeit – eine „ äthiopische Raupe “, eine „ sibirische Maus “ und eine „ ägyptische Eidechse “. Trotz eines gewissen Anfangserfolgs schienen die Ausstellungen Henri Maillardet nicht bereichert zu haben. In den letzten Jahre seines Lebens scheint er finanzielle Schwierigkeiten gehabt zu haben6.Einigen ehemaligen Mitarbeitern und Kollegen von Jaquet-Droz und Leschot gelang es, sich einen Namen zu machen und Erfolg zu haben. Zu erwähnen wäre der Sohn von Jean-Frédéric Leschot, Georges Auguste (1800–1884), der Maschinenwerkzeuge erfand, die die schnelle Produktion ähnlicher Teilen erleichterten. Dies war ein wichtiger Schritt zur Aus-tauschbarkeit der Komponenten, einer der Faktoren, der die Entwicklung der Uhrmache-rei im 19. Jahrhundert begünstigte.In dieser Periode erlebte die Uhrenindustrie durch die Einführung von Maschinen in die Uhrmacherateliers eine schrittweise Veränderung, die die Herstellung bei gleichzeitiger Senkung der Kosten vereinfachte und beschleunigte. Im Bereich der animierten Stücke verbreitete sich die Nutzung von Miniatur-Musikwerken mit Drehscheibe und Schwung-messern, was die Fertigung von Uhren und Tabakdosen mit Automaten und Musikwerken erleichterte.Einer der größten Erfolge der post-revolutionären Welt gelang dem Haus Piguet & Meylan. Isaac Daniel Piguet (1775–1841), ursprünglich aus Le Chenit im Joux-Tal, war als selbst-ständiger Arbeiter für Jean-Frédéric Leschot in Genf tätig. Sein Name erscheint in den Geschäftsbüchern von 1802. 1811 wird er Partner von Philippe Samuel Meylan (1772–1845) in Genf, der ebenfalls aus dem Joux-Tal stammte.

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Dem Haus Piguet & Meylan, das von 1811 bis zu seiner Auflösung im Jahre 1828 tätig war, gelang es, sich auf einem Markt zu behaupten, auf dem die Händler/Établisseure des Ancien Régime begannen, das Feld für neue Manufakturen zu räumen, und dies – neben-bei bemerkt – in einem noch sehr schwierigen wirtschaftlichen Klima.Sie spezialisierten sich auf hochwertige Automaten und Musikwerkstücke, in den Fuß-spuren von Jaquet-Droz und Leschot. Genau wie sie arbeiteten auch Piguet & Meylan für den chinesischen Markt.Interessante Tatsache : Eine ihrer bekanntesten Uhren mit einem bellenden Hund zur Anzeige der Stunden und Viertelstunden erinnert an eine Uhr, die von Jaquet-Droz und Leschot für James Cox angefertigt wurde : „ Eine Uhr mit Zylinder, bei der beim Öffnen der Lünette ein Hund bellt “7.Unter den anderen ehemaligen Arbeitern von Jaquet-Droz und Leschot, die sich einen Namen machen konnten, sind die Gebrüder Rochat zu erwähnen. Die Söhne von David Rochat, François Elisée (1771–1836), Frédéric (1774–1848) und Samuel Henri (1777–1854) aus der Ortschaft Brassus im Joux-Tal, waren von Jacob Frisard mit der Vorbereitung von Singvogelmechanismen beauftragte Unterauftragnehmer. Sie werden mehrfach im Schriftverkehr zwischen Frisard und Leschot erwähnt. Als Jacob Frisard seltener zur Ver-fügung steht, wendet sich Leschot direkt an sie.Die Gebrüder Rochat, die sich um 1813 in Genf niederließen, hatten viel Erfolg als Hersteller von Singvögeln und fertigten eine große Vielzahl sehr schöner Stücke an. Das Familienunter-nehmen wurde von einer zweiten Rochat-Generation übernommen und weitergeführt.In unserer heutigen Zeit, in der die Forderungen nach Rentabilität und Schnelligkeit die Fantasie vollständig verbannt zu haben scheinen, gibt es noch eine kleine Anzahl von Kunsthandwerkern, die Berufe ausüben, die sich seit der Zeit von Jaquet-Droz kaum ver-ändert haben.Sie werden von bestimmten Uhrmacher-Manufakturen unterstützt, die den Wert dieser Fachkenntnisse und Techniken aus einer anderen Zeit zu schätzen wissen und die diese durch die Anfertigung von außergewöhnlichen und einzigartigen Stücken zelebrieren möchten.Präzision, Geduld, Sorgfalt, Liebe zur schönen Arbeit : dies sind die Qualitäten, die diese Emailleure, Edelsteinfasser, Graveure und Kunststichler ausmachen – Kunsthandwerker, die unzählige Stunden damit verbringen, ihre Kreationen zu perfektionieren.Diese zeitgenössischen Stücke der hohen Uhrmacherkunst bezeugen den Fortbestand des Schöpfergeistes von Pierre und Henri-Louis Jaquet-Droz und Jean-Frédéric Leschot, sowie die Zeitlosigkeit ihrer Werke, deren Faszination und Verzauberung nie an Wirkung verloren haben.

1 Schreiben von Leschot an Frisard, März 1793.2 Voltaire, Le Mondain, 1736.3 Geschäftsbücher Jaquet Droz und Leschot, Dezember 1785.4 Perregaux und Perrot, Die Jaquet Droz und Leschot, Gebrüder Attinger, 1916.5 Schriftwechsel zwischen dem Präfekten des Departements Haut-Rhin

und dem Innenminister, Archive des Departements Haut-Rhin.6 In seinem Testament vom 22. August 1827, bestätigt am 27. August 1830,

spricht Henri Maillardet von „ dem Wenigen, das ich derzeit besitze “.7 Geschäftsbücher Jaquet Droz und Leschot, Dezember 1785.