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Gemeinsam weitersehen – blinde und sehbehinderte Menschen in einer sich wandelnden Welt, in einem sich wandelnden DBSV Tätigkeitsbericht des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e. V. für das Jahr 2011

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Gemeinsam weitersehen – blinde und sehbehinderte Menschen

in einer sich wandelnden Welt, in einem sich wandelnden DBSV

Tätigkeitsbericht

des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e. V.

für das Jahr 2011

Präsidentin: Renate Reymann

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Tätigkeitsbericht des DBSV für das Jahr 2011

Geschäftsführer: Andreas Bethke

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Tätigkeitsbericht des DBSV für das Jahr 2011

Inhaltsverzeichnis0. Vorbemerkung 6

1. „Gemeinsam weitersehen“ 8

1.1 Verbandsorgane 10

1.2 Finanzielle Situation 10

1.3 Geschäftsstelle 11

2. Rechtspolitische Aktivitäten 12

2.1 Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen (BRK) 12

2.2 Blindengeld und Sehbehindertengeld 13

2.3 Besonderer Bedarf taubblinder Menschen 14

2.4 Schulung in lebenspraktischen Fähigkeiten 15

2.5 Ausschluss blinder und sehbehinderter Personen von Fahrgeschäften in Freizeitparks 15

2.6 Mehr Barrierefreiheit bei Film und Fernsehen 15

2.7 Weitere Regelungen zur Barrierefreiheit 16

2.8 Zugang zum Arbeitsmarkt, Teilhabe am Arbeitsleben 17

2.9 Einzelfallhilfen, Behandlung einzelner Rechtsfragen 17

3. Ausbildung und Beruf 18

3.1 Bundesfachgruppe Informationstechnologie (BFG IT) Leitung: Heiko Folkerts 18

3.2 Koordinationsstelle (KS) der Fachgruppen für Büroberufe der Landesvereine, Leitung: Volker Tesar 18

3.3 Koordinationsstelle (KS) der Fachgruppen für physiotherapeutische Berufe Leitung: Siegfried Volkert/Silke Grundmann 19

3.4 Koordinationsstelle (KS) der Fachgruppen für Industriearbeiter und Handwerker20

3.5 Gemeinsamer Fachausschuss für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT) Leitung: Oliver Nadig 20

3.6 Gemeinschaftsprojekt „BIK@work - Barrierefrei informieren und kommunizieren am Arbeitsplatz“ 22

4. Rehabilitation 23

4.1 Rehabilitation zur Bewältigung des Alltags (RBA) 23

4.2 Beratungsqualität 23

4.3 Infopool für Berater 24

5. Mobilität und Hilfsmittel 24

5.1 Arbeitskreise und Beauftragte der Landesvereine für Umwelt und Verkehr 24

5.2 Gemeinsamer Fachausschuss für Umwelt und Verkehr (GFUV) Leitung: Wolfgang Schmidt-Block/Gerhard Renzel 24

5.3 Normungswesen und weitere Vernetzung 28

5.4 Arbeitskreis der Blindenführhundhalter 30

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Tätigkeitsbericht des DBSV für das Jahr 2011

5.4.1 AK-Leitersitzung 30

5.4.2 Präqualifizierungsverfahren für Führhundschulen 30

5.4.3 Engagement in Europa 31

5.4.4 Gespannprüfungen 31

5.4.5 Seminare und Fortbildungen 31

5.4.6 Sonstige Aktivitäten 31

5.5 Koordinationsstelle (KS) für Hilfsmittelberater der Landesvereine Leitung: Gerd Schwesig 31

5.6 Gemeinsamer Fachausschuss für allgemeine Hilfsmittel (GFaH) 32

5.7 Sicherung der Hilfsmittelversorgung 32

5.8 Lenkungsausschuss Zielvereinbarungen (LAZ) 33

5.9 Koordinationsstelle Tourismus (KosT) Leitung: Dr. Rüdiger Leidner 35

5.9.1 Fortsetzung der Arbeit an Empfehlungen 35

5.9.2 Verbesserung des Informationsangebotes für blinde/sehbehinderte Reisende36

5.9.3 Internationale Tourismusbörse 36

5.9.4 Mitarbeit in anderen Gremien 37

5.9.5 Ausblick auf 2012 37

6. Bildung 38

6.1 Bildungspolitische Aktivitäten 38

6.2 Empfehlungen der Kultusministerkonferenz 38

6.3 Bildungs-Standards 38

6.4 Lese-Schreib-Anbahnung für sehbehinderte und blinde Vorschulkinder 38

6.5 Deutsche Blindenstudienanstalt (Blista) 39

7. Brailleschrift und andere blindengerechte Medien 39

7.1 Braille21 39

7.2 Leseworkshop für Schüler "talking dots" 39

7.3 Ausbildung von Braille-Lehrern 40

7.4 Brailleschriftkomitee 40

8. Audiodeskription 40

8.1 Produktion von Audiodeskription 40

8.1.1 Audiodeskription im Fernsehen 40

8.1.2 Audiodeskription auf DVD 41

8.1.3 Audiodeskription im Kino 42

8.2 Projekte/Kooperationen 43

8.2.1 Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt: Barrierefreier Zugang für blinde und sehbehinderte Menschen 43

8.2.2 Guide 4 Blind – Barrierefreiheit im Tourismus 43

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Tätigkeitsbericht des DBSV für das Jahr 2011

8.2.3 „Hörfilm-Kino im Kleisthaus“ 44

8.2.4 Festivalbeteiligungen 45

8.2.5 Kooperationen zum Zweck der Herausbringung von DVDs 45

8.2.6 Audiodeskription in der Oper: Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen 46

8.3 Öffentlichkeitsarbeit 46

8.4 Informationsservice 46

8.5 Personelles 47

9. Kultur, Freizeit, Sport 47

9.1 Kultur 47

9.2 Breitensport 47

9.3 Blindenfußball 48

9.4 Showdown/Blindentischtennis 48

10. Seniorenpolitische Aktivitäten 49

10.1 Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen 50

11. Hilfen für blinde und sehbehinderte Frauen 51

12. Hilfen für Kinder und Jugendliche 52

12.1 DBSV-Jugendclub 52

12.2 Internationale Jugendaktivitäten 52

12.3 DBSV-Musik-Club 53

12.4 Medien und Informationen des DBSV-Jugendclubs 53

13. Hilfen für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen 53

13.1 DBSV-Taubblindentagung 53

13.2 Medien für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen 54

13.3 Taubblindheit - Behinderung eigener Art 54

14. Hilfen für sehbehinderte Menschen 54

14.1 Gemeinsamer Fachausschuss für die Belange Sehbehinderter (FBS) Leitung: Heinz Mehrlich/Stefanie Holzapfel 54

14.2 Koordinationsstelle (KS) Leben mit Sehbehinderung 55

14.2.1 Tagung der Sehbehindertenbeauftragten in den DBSV-Landesvereinen 55

14.2.2 Viertes Bundesweites offenes Seminar für Menschen mit Sehbehinderung 56

14.2.3 Bundesweiter Sehbehindertentag am 06.06.2011 56

14.2.4 Projektidee „Sehen im Alter“ 56

14.3 Blickpunkt Auge (ehemals Beratungsdienst Auge) 56

15. Hilfen für blinde und sehbehinderte Diabetiker 58

15.1 Tagung der Diabetesbeauftragten vom 25. und 26.02.2011 in Göttingen 58

16. Verbandskommunikation 59

16.1 Pressearbeit 59

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16.2 Sehbehindertentag 59

16.3 Tag des weißen Stockes/Woche des Sehens 60

16.4 Publikationen und Aktionsmittel 61

16.5 Verbandszeitschrift „Die Gegenwart“ 61

16.6 Projekt DBSV-Inform 62

16.7 DBSV-direkt 63

16.8 Messebeteiligungen 63

16.9 Sonderkampagnen 64

16.10 Deutscher Hörfilmpreis 64

16.11 Jubiläum „100 Jahre DBSV“ im Jahr 2012 65

16.11.1 Louis Braille Festival der Begegnung 2012 65

16.11.2 Schulaktion 66

16.11.3 Tandem-Sternfahrt 67

16.11.4 DBSV-Jugendclub-Fest 67

16.11.5 Festakt am 26. Oktober 2012 67

16.11.6 Benefiz-Konzert des Bundespräsidenten 68

16.11.7 Jahrbuch 68

16.12 Internet 68

16.13 Treffen Öffentlichkeitsarbeiter 68

16.14 Sonstiges 69

17. Internationale Arbeit und Entwicklungshilfe 69

17.1 EBU-Generalversammlung 69

17.2 Kommission für Rechte 70

17.3 Kommission für Beschäftigung und Rehabilitation 70

17.4 Lenkungsgruppe für Belange taubblinder Menschen 70

17.5 Verbindungskommission 70

17.6 Fördergemeinschaft Internationale Arbeit 73

17.7 BRK-Allianz 73

17.8 Entwicklungszusammenarbeit 74

17.9 Sonstige Aktivitäten 74

18. Blindenstiftung Deutschland 75

19. Zusammenarbeit 76

19.1 Korporative Mitglieder 76

19.2 Beteiligungen, Mitgliedschaften und weitere Zusammenarbeit 78

20. Unser Dank für gute Zusammenarbeit 80

21. Hinweis zum Schluss 81

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Tätigkeitsbericht des DBSV für das Jahr 2011

0.VorbemerkungDer Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV), der älteste deutschlandweite Selbsthilfeverband, vertritt die Interessen der ca. 145.000 blinden und über 500.000 sehbehinderten Menschen dieses Landes. Er vertritt ebenso die Interessen der Patientinnen und Patienten mit einer bedrohlichen Augenerkrankung, die der Beratung und Unterstützung bedürfen. Wie in den vergangenen Jahren war es auch im Berichtszeitraum seine primäre Aufgabe, die Selbsthilfetradition mit den Anforderungen einer modernen Leistungs-, Industrie- und Kommunikationsgesellschaft zu verknüpfen. Der DBSV ist die Dachorganisation, in der 20 selbstständige Landesvereine ihre regionale Arbeit bundesweit bündeln und koordinieren, um gemeinsam handeln und auftreten zu können. Die Landesvereine haben ihrerseits wiederum regionale und örtliche Untergliederungen, in denen der einzelne Blinde oder Sehbehinderte Beratung, Hilfe, Freizeitangebote, Informationen und viele Serviceleistungen erhält. Durch diese regionale Verankerung bietet der DBSV blinden und sehbehinderten Menschen und ihren Angehörigen bundesweit über 250 Anlauf- und Beratungsstellen an. Rund 1.200 selbst betroffene Bürgerinnen und Bürger engagieren sich in den Strukturen des DBSV ehrenamtlich. Seit 2002 hat der DBSV darüber hinaus seine Bestrebungen intensiviert, die Tätigkeit der zahlreichen Fachorganisationen und -einrichtungen des Blinden- und Sehbehindertenwesens zu koordinieren, was sich in der Umbenennung der korrespondierenden Mitglieder in korporative Mitglieder, der Konstituierung dieses Kreises, seinem nunmehr regelmäßigen Zusammentreten und seiner Vertretung in den DBSV-Organen widerspiegelt. Der DBSV lässt sich dabei von der Überzeugung leiten, dass nur kooperierende Blinden- und Sehbehindertenorganisationen stark genug sind, das gemeinsame Ziel zu erreichen, die Lebenssituation blinder und sehbehinderter Menschen in unserer Gesellschaft nachhaltig zu verbessern. Strukturen, die der DBSV zu diesem Zweck entwickelt hat, sind unter anderem:

verbändeübergreifende Gremien für die Aufgabenfelder: Erziehung und BildungBrailleschriftInformations- und TelekommunikationssystemeUmwelt und VerkehrLeben mit SehbehinderungLeben mit Taubblindheit und HörsehbehinderungSeniorenangelegenheitenRechtspolitikZielvereinbarungsverhandlungenBlindengeldEuropa

Koordinationsstellen für regional tätige Experten zu den Aufgabenfeldern:HilfsmittelberatungBüroberufeIndustrie- und Handwerkliche BerufePhysiotherapeutische BerufeDiabetesSehbehindertenarbeitTourismus

Bundesweite Fachgruppen, Arbeitskreise und Netzwerke:IT-BerufeFührhundhalter

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Tätigkeitsbericht des DBSV für das Jahr 2011

Rehabilitation zur Bewältigung des AlltagsBerufliche TeilhabeReferenten/Beauftragte/Sprecher für die Bereiche:JugendFrauenTaubblinde/HörsehbehinderteSportDAISY (Digital Accessible Information System - digitales System für zugängliche Informationen)BildungSozialesRechtInternationalesVerbandskommunikation.

Projekte für die Aufgabenfelder:Blickpunkt (vormals: Beratungsdienst) AugeQualitätssicherung bei BlindenführhundenJugendclubTischball/BlindentischtennisBarrierefrei informieren und kommunizierenDBSV Inform - Verbesserte Informationsversorgung mittels DAISY-TechnologieAufklärungskampagne „Woche des Sehens“

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. ist Verband der freien Wohlfahrtspflege im Sinne des § 23 Umsatzsteuerdurchführungsverordnung (UstDV) und Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband, Gesamtverband Berlin e. V. sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe e. V., (vormals Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte e. V.) Düsseldorf. Der Verband hat die Erhaltung und Verbesserung der sozialen Stellung blinder und sehbehinderter Menschen sowie von Augenpatienten, die Förderung ihrer Selbstbestimmung, ihrer gleichwertigen Teilhabe und Mitwirkung am Leben in der Gesellschaft, sowie die Erhaltung und Verbesserung ihrer medizinischen Versorgung zum Ziel.

Diese Aufgaben erfüllt er insbesondere durch:

a) Einflussnahme auf die Gesetzgebung und Gesetzesanwendung,

b) Rechtsberatung, Rechtsvertretung und Verbandsklagen in behinderungsspezifischen Angelegenheiten,

c) Förderung der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft,

d) Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben und Mitwirkung bei der Erschließung neuer Erwerbsmöglichkeiten,

e) Förderung der medizinischen Rehabilitation und von Maßnahmen zur Verhütung von Sehbehinderung und Blindheit,

f) Bereitstellung von Informationen zu medizinischen Fragen und von Hilfen zur Bewältigung krankheits- oder patientenbezogener Probleme, namentlich durch den Erfahrungsaustausch mit Gleichbetroffenen,

g) Durchsetzung von Barrierefreiheit in allen Bereichen des öffentlichen Lebens, unter anderem durch Aushandeln von Zielvereinbarungen,

h) Förderung der Entwicklung und der Bereitstellung geeigneter Hilfsmittel,

i) Förderung sowohl der spezifischen als auch der inklusiven Erziehung und Bildung blinder und sehbehinderter Kinder und Jugendlicher,

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Tätigkeitsbericht des DBSV für das Jahr 2011

j) Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und der Mobilität blinder und sehbehinderter Menschen im öffentlichen Raum,

k) Unterstützung kultureller und sportlicher Betätigung blinder und sehbehinderter Menschen,

l) Unterhaltung von Einrichtungen beziehungsweise Beteiligung an deren Trägerschaft sowie Förderung von Einrichtungen, die der Rehabilitation oder der Erholung dienen,

m) Öffentlichkeitsarbeit unter Nutzung aller geeigneten Medien,

n) Zusammenarbeit mit anderen Organisationen im In- und Ausland,

o) Maßnahmen der Entwicklungshilfe,

p) Errichtung von und Beteiligung an rechtsfähigen und nicht rechtsfähigen Stiftungen.

1.„Gemeinsam weitersehen“Dieses Motto des Verbandstages 2010 ist Leitlinie der Verbandsarbeit in der laufenden Wahlperiode. Entsprechend setzte der DBSV im Jahr 2011 seine verbandliche Weiterentwicklung und seine politische Arbeit fort. In seinen Kampagnen zur Aufklärung, zur Interessenvertretung, zur gegenseitigen Stärkung und Ermutigung setzte der DBSV dabei auf die Aktivierung und Einbindung vieler Menschen vor Ort. Auf dem Weg in die gesellschaftliche Mitte hilft dabei seit 2009 die UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen (BRK). Um die BRK zu einem noch wirksameren Instrument der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe auch in den Ländern und vor Ort werden zu lassen, wurden im Berichtszeitraum die dafür erforderlichen Arbeitshilfen entwickelt, Positionen erarbeitet und Informationsplattformen bestückt. Die BRK gibt nun Ziele der Selbstbestimmung, der Barrierefreiheit, der Teilhabemöglichkeiten, der Inklusion vor, die auf allen Ebenen staatlich durchzusetzen und als Menschenrechte einzufordern sind (siehe auch Abschnitt 2.1).

Mit Wolfgang Angermann übernahm im Berichtszeitraum erstmals ein Vertreter der deutschen Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe die Präsidentschaft der europäischen Blindenunion (EBU). Nach der Gründung der EBU vor 27 Jahren ist dies das herausragende Ereignis des internationalen Engagements des DBSV. Gleichzeitig ist es der konsequente Ausbau der internationalen Arbeit des Verbandes. Der DBSV trägt damit der Entwicklung Rechnung, dass immer mehr politische und unternehmerische Entscheidungen, die auch das Leben blinder und sehbehinderter Menschen betreffen, auf internationaler Ebene fallen. So trug der DBSV im Berichtszeitraum auch internationale Verhandlungen und Kampagnen für die Erlaubnis zum grenzüberschreitenden Austausch barrierefrei aufbereiteter Literatur, für mehr Barrierefreiheit im grenzüberschreitenden Busverkehr, für Regelungen zum Schutz vor „Flüsterautos“, für eine bessere Unterscheidbarkeit der neuen Euro-Banknoten, für eine barrierefreie Beschriftung von Produktverpackungen des täglichen Gebrauchs etc. mit. Zur Unterstützung der deutschen EBU-Präsidentschaft bildeten der DBSV und 13 seiner Mitglieds- und Partnerorganisationen die „Fördergemeinschaft internationale Arbeit“. Weitere Partner sind willkommen (siehe auch Abschnitt 17).

Als der DBSV und die Christoffel Blindenmission 2002 beschlossen, den traditionellen „Tag des weißen Stockes“ und den „World Sight Day“ mit einer Aktionswoche zu verbinden, war das ein Experiment. Die „Woche des Sehens“ begann sich zu entwickeln. Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens können die Initiatoren mit Stolz auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken. Mittlerweile tragen sieben Partner aus den Bereichen

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Tätigkeitsbericht des DBSV für das Jahr 2011

Selbsthilfe, Augenmedizin und Hilfswerke die Aktionswoche. Im Berichtszeitraum initiierten sie anlässlich der Aufklärungswoche rund 300 Aktionen, es wurden zahlreiche Telefonforen angeboten; die Aktivitäten im Internet erreichten erstmals auch Social Media wie Facebook und YouTube. Mit einer Printauflage von über 21 Millionen, 322 Berichten im Internet und zahlreichen Berichten in Hörfunk und Fernsehen erreichte die Aufklärungswoche eine breite Öffentlichkeit. Unter dem Motto „Sehen, was geht!“, machte sie dabei auf herausragende Weise auf die Bedeutung guten Sehvermögens, die Ursachen vermeidbarer Blindheit sowie die Situation blinder und sehbehinderter Menschen in Deutschland und in den Entwicklungsländern aufmerksam. Mehr Infos unter: www.woche-des-sehens.de (siehe auch Abschnitt 16.3).

Mit Verwaltungsratsbeschluss vom Oktober 2007 entschied der DBSV, zum Jahreswechsel 2009/2010 die Kassette als Hörmedium auslaufen zu lassen und durch DAISY-CDs zu ersetzen. Die Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (MEDIBUS) folgte mit einem entsprechenden Beschluss. Zur Vorbereitung der Umstellung startete der DBSV im Februar 2008 das Projekt „DBSV Inform“. Dieses führte seither Redakteursschulungen für DAISY-„Macher“ und Multiplikatorenschulungen zur Unterstützung der DAISY-Nutzer durch und führte die „Gegenwart“ und zahlreiche Publikationen der Landesvereine zu einer neuen, gemeinsamen, monatlich erscheinenden DAISY-CD zusammen, die die Mitglieder der DBSV-Landesvereine seit Anfang 2009 kostenfrei beziehen können. Auf diese Weise wurde nicht nur ein Technologiewechsel beinahe geräuschlos und ohne Probleme vollzogen, es entstand auch die auflagenstärkste Publikation im Blinden- und Sehbehindertenbereich, die im Berichtszeitraum Flächendeckung in allen 20 Landesvereinen erreichte und inzwischen 15.500 Menschen je Ausgabe mit 20 Stunden Lesestoff versorgt (siehe auch Abschnitte 16.5 und 16.6).

Ein weiteres herausragendes Ereignis war im Berichtszeitraum ohne Zweifel auch wieder die Verleihung des 9. Deutschen Hörfilmpreises (siehe auch 16.10). Beinahe 500 Gäste aus Film und Fernsehen, Politik und Verbänden, Brisant-Moderatorin Mareile Höppner und Jochen Schropp als Moderatorenduo, Uwe Ochsenknecht als musikalischer Höhepunkt, Gäste wie Claudia Roth und Hubert Hüppe, die Präsentation des 10jährigen Bestehens der DHG, das Küren des Publikumspreises mit Paralympicstar Verena Bentele, sowie aufgrund der großen Einreichungszahl gleich zwei Preisträgerfilme mit „Ganz nah bei dir“ und „Die Päpstin“: Das wirkte über den Abend hinaus. So fand die Preisverleihung die bisher größte Medienresonanz, es wurden weitere Filmpaten gewonnen, und es konnte eine Initiative im Bundestag für eine Änderung der Filmförderung zugunsten von Audiodeskription auf den Weg gebracht werden. Mehr Infos: www.deutscher-hoerfilmpreis.de (siehe auch Abschnitt 16.11).

In Zeiten zurückgehender öffentlicher Förderungen und wachsenden bürgerschaftlichen Engagements ist des Weiteren die Initiative des DBSV hervorzuheben, mit welcher der Verband im Oktober 2000 die Blindenstiftung Deutschland errichtete. Die Stiftung versteht sich als Gemeinschaftsstiftung, die um Zustiftungen wirbt, um zum Wohle blinder und sehbehinderter Menschen weiter wachsen zu können. Mit dem Lore und Edmund Schneider Fonds errichtete die Blindenstiftung Deutschland eine solche Zustiftung beispielsweise als eigenen Namensfonds. Ausschüttungen aus diesem Fonds werden nun dauerhaft mit den Namen der Zustifter verbunden sein. Im Berichtszeitraum kamen sie „DBSV Inform“ zu Gute. Ihre weiteren Förderungen konzentrierte die Stiftung auf die Kinder- und Jugendprojekte „Talking Dots“ und „Reiterleben“ und auf die Qualifizierungsoffensive des DBSV. Nähere Informationen enthält eine in der DBSV-Geschäftsstelle erhältliche Broschüre (siehe auch Abschnitt 18) - oder sprechen Sie direkt die Stiftungsvorsitzende, DBSV-Präsidentin Renate Reymann, an.

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1.1 Verbandsorgane Im Berichtszeitraum fanden folgende Sitzungen von Verbandsorganen statt:

Verwaltungsrat: 13. Mai in Kassel,

21. und 22. Oktober in Freiburg (mit vorausgehendem Plenum der korporativen Mitglieder am 20. Oktober),

Präsidium: 28. Januar,

24. und 25. März,

10. Juni (mit vorausgehendem Politiker-Abend am 9. Juni),

16. und 17. September,

25. November (jeweils in Berlin)

sowie als Telefonkonferenz am 19. April.

Richtschnur für die Verbandsarbeit im Berichtszeitraum waren die Ergebnisse des Verbandstages 2010. Sie sind niedergelegt, in den Berichten seiner fünf Arbeitsgruppen:

1) Der DBSV als Seniorenorganisation – Unser Selbstverständnis, unsere Angebote?

2) Organisationsentwicklung in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe – Vernetzung, Kommunikation, Aufgabenzuordnung: Was haben wir, was brauchen wir?

3) Zukunft des Ehrenamtes – Wenn Menschen Aufgaben und Aufgaben Menschen suchen

4) Barrierefreier Zugang zu Information und Medien – Herausforderungen für Gesellschaft und Selbsthilfe

5) Mobilität und Barrierefreiheit – Neue Wege gehen, Grenzen überwinden;

des Weiteren in der Satzungsformulierung:

„... zur Erweiterung der Mitgliedschaft auf den kompletten Personenkreis der ‚Menschen, die blind oder wesentlich sehbehindert sind oder als Patienten mit einer bedrohlichen Augenerkrankung der Beratung oder Unterstützung bedürfen‘ ...

sowie in den Resolutionen:

1) für eine gerechte Blindengeldlösung und

2) zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (BRK).

Bei der Umsetzung wurden die Verbandsorgane von den in ihren Aufgabenbereichen tätigen Verbandsgremien unterstützt sowie bei Bedarf von projektbezogenen Arbeitsgruppen, die vom Präsidium eingesetzt wurden und diesem direkt berichteten. Sie beschäftigten sich insbesondere mit den Themen Beratungsqualität und Seniorenarbeit.

1.2 Finanzielle SituationUnsere Selbsthilfearbeit auf Bundesebene ist unterfinanziert. Das Defizit entsteht im Kernbereich. Dazu gehören der Unterhalt der Geschäftsstelle, des Personalstamms, der Verbandsorgane, der Expertengremien. Nur mit diesem Kernbereich ist der Verband in der Lage, ergänzende Projekte, Veranstaltungen und Veröffentlichungen abzuwickeln. Vor allem aber erledigt der Verband hier seine zentralen Aufgaben, wie die Interessenvertretung gegenüber Politik, Verwaltungen, Wirtschaft, Medien und Gerichtsbarkeit. Hier wird das Verbandsleben organisiert, es wird bundesweit zusammengetragen, welche Probleme blinder und sehbehinderter Menschen zu lösen

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sind und wie das geschehen könnte. Für die Mitgliedsorganisationen, also die Landesvereine, die Fachorganisationen und die Einrichtungen, werden hier Austausch, Unterstützung und Aufgabenteilung organisiert. Die den DBSV bildenden Organisationen und Menschen schaffen es derzeit nur, regelmäßig etwa ¾ der in diesem Bereich anfallenden Kosten zu decken. Dieser Analyse trug der Verwaltungsrat 2009 Rechnung, indem er eine Erhöhung der Beiträge ordentlicher Mitglieder beschloss und einen Runden Tisch zur Erarbeitung weiterer Maßnahmen einsetzte. Ein Beschluss zur Erhöhung der Beiträge der korporativen Mitglieder folgte 2010. Der Runde Tisch tagte seither regelmäßig. Er befasste sich mit den Themen Mitgliedergewinnung, Fundraising, Beitragsbemessung und aktuellen Maßnahmen des DBSV. Zur Stärkung der finanziellen Situation der Landesorganisationen wurde der Einstieg in ein gemeinsames Fundraising, zunächst im Bereich Geldbußen vereinbart und initiiert. Zur Vorlage einer Empfehlung zur künftigen Beitragsbemessung und zur langfristigen Sicherung der Verbandsfinanzierung wurde eine Arbeitsgruppe berufen. Ihre Ergebnisse wurden dem Runden Tisch im September des Berichtszeitraums vorgelegt. Der Verwaltungsrat beschloss daraufhin eine mittelfristige Beitragsentwicklung bis einschließlich 2016. Sie gibt nun allen Beteiligten Planungssicherheit und wird das strukturelle Defizit ab 2013 weiter abbauen. In 2011 konnte dieses Defizit durch fortgesetztes Sparen und mit Hilfe außerordentlicher Erträge noch einmal ausgeglichen werden.

1.3 GeschäftsstelleDie Geschäftsstelle des DBSV befindet sich seit ihrem Umzug Mitte 2003 nach Berlin in der Rungestraße 19, nahe dem S-Bahnhof Jannowitzbrücke (eine Station bis zum Ostbahnhof) und den U-Bahnhöfen Heinrich-Heine-Straße und Märkisches Museum. Sie ist barrierefrei zugänglich und verfügt über einen Tagungsraum für gut 20 Personen. Der DBSV lädt seine Partner in den Bereichen Politik, Verbände und Einrichtungen dazu ein, diese Räumlichkeit zu nutzen. Mit einem Politikerabend und Sitzungen zum Beispiel des Deutschen Behindertenrates fand dieses Angebot auch 2011 Resonanz.

Das Geschäftsstellenteam bestand im Berichtszeitraum aus 14 Beschäftigten (davon 5 Teilzeitstellen).

Die Tätigkeiten umfassten die Bereiche

Geschäftsführung/Grundsatzfragen

Koordination, Information, Beratung

Verbandskommunikation/Zeitschriftenverlag

Recht

Soziales, Bildung, Jugend, Kultur und Sport

Internationales

Buchhaltung/Versicherungen.

Ergänzt wurde das Kernteam um Projektstellen. So konnten die Projekte „BIK@WORK - Barrierefrei informieren und kommunizieren am Arbeitsplatz“ (siehe auch 3.6), „Blickpunkt Auge“ (vormals: „Beratungsdienst Auge“) (siehe auch 14.3), „DBSV-Jugendclub“ (siehe auch 12.1) und „Qualitätssicherung bei Blindenführhunden“ (siehe auch 5.4) fortgesetzt werden. Erneut personell unterstützt werden konnten die „Woche des Sehens“ (siehe auch 16.3) und die Verleihung des „Deutschen Hörfilmpreises“ (siehe auch 16.10). Abgeschlossen wurden hingegen die Projekte „DBSV Inform“ (siehe auch 16.6) und „Tischball/Blindentischtennis“ (siehe auch 9.4). Ihren Beginn wiederum fanden die

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Tätigkeitsbericht des DBSV für das Jahr 2011

Vorbereitungen der Aktivitäten zum 100jährigen Verbandsjubiläum in 2012 (siehe auch 16.11).

Insgesamt ergänzten im Berichtszeitraum 11 Projektbeschäftigte (davon 6 Teilzeitkräfte) und ein Praktikant das Team.

In der DBSV-Geschäftsstelle fand außerdem die Außenstelle Berlin der rbm gGmbH (Rechtsberatungsgesellschaft "rechte behinderter menschen") ihre erste Heimat. Ihr Team bestand 2011 aus zwei Juristen und einer Rechtsanwaltsfachangestellten.

Personal-, IT- und Organisationsentwicklung werden in 2012 insgesamt fortzuführen sein. Das Team der DBSV-Geschäftsstelle freut sich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.

2.Rechtspolitische Aktivitäten Als Meilenstein auf dem Weg zu einer Gesellschaft für alle ist zweifellos das Inkrafttreten der UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen (BRK) am 26. März 2009 in Deutschland zu bezeichnen. Sie gibt seither Ziele der Selbstbestimmung, der Barrierefreiheit, der Teilhabemöglichkeiten, der Inklusion vor, die staatlich anzustreben und als Menschenrechte einzufordern sind. Direkt oder indirekt beeinflusste die BRK somit auch im Berichtszeitraum die rechtlichen und politischen Aktivitäten des DBSV. Im Folgenden einige Beispiele:

2.1Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen (BRK)Zur Umsetzung der BRK legte die Bundesregierung im Berichtszeitraum einen Nationalen Aktionsplan sowie den Staatenbericht an die Vereinten Nationen vor. Der DBSV beteiligte sich an den entsprechenden Anhörungsverfahren. Der Aktionsplan wurde von den Behindertenverbänden als enttäuschend bewertet. Es musste festgestellt werden, dass er vor allem bereits bestehende Aktivitäten zusammenfasst, dass er nur selten die Projektebene verlässt, dass er zu wenig strukturelle Maßnahmen vorsieht, dass er Bundes-, Länder- und Kommunalebenen nicht zusammenbindet und somit insgesamt wenig ambitioniert erscheint. Aus der Perspektive blinder und sehbehinderter Menschen musste hinzugefügt werden: Finanzierungslösungen für LPF, für Bildungsmaßnahmen nach Ende der Schulpflicht, für aufeinander aufbauende Qualifizierungen, für Elternassistenz fanden keine Aufnahme. Zu Taubblindheit ist eine Studie vorgesehen, allerdings zunächst keine Anerkennung als Behinderung eigener Art mit den daraus folgenden Konsequenzen. Zu Film und Fernsehen sind drei Initiativen aufgenommen. Zugang zu Literatur, insbesondere bildungsrelevanten Medien, fand dagegen keine Aufnahme. Initiativen für mehr Barrierefreiheit im Gesundheitswesen sind vorgesehen, Zutrittsrechte für Blindenführhunde allerdings sind nicht genannt.

Grundsätzlich identifizierte der DBSV im Aktionsplan jedoch drei langfristig positiv wirkende Elemente: Die Aufnahme der Barrierefreiheit in die Bestimmungen zum Vergaberecht, die Bereitschaft zur Aufnahme behinderungsspezifischer Fragen in den Mikrozensus und die Weiterentwicklung des Behindertenberichts der Bundesregierung. Alle drei Elemente gehen mit auf Initiativen des DBSV zurück. Dr. Heinz-Willi Bach (DVBS) wurde mittlerweile als einer von drei behinderten Vertretern in den begleitenden Sachverständigenrat zum Behindertenbericht berufen.

Zur weiteren Vertretung der Interessen blinder und sehbehinderter Menschen nahm der DBSV einen der vier Plätze des Deutschen Behindertenrates in einem Arbeitsausschuss im Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) zur Umsetzung des Aktionsplanes ein. Dabei wurde deutlich, dass es durch den Aktionsplan erstmals gelungen ist, die BRK zu einem Querschnittsthema zu machen, das ressortübergreifend bearbeitet werden

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musste. Im Arbeitsausschuss sollen die Ressorts nun nach und nach um Berichte gebeten werden.

Der DBSV engagierte sich zudem in dem beim Behindertenbeauftragten der Bundesregierung angesiedelten Inklusionsbeirat sowie in dessen vier thematischen Fachausschüssen. Mit ersten Stellungnahmen forderte der Beirat die Fortführung der KFW-Förderungen für altersgerechtes Bauen (bis Ende 2011 Bestandteil des Nationalen Aktionsplanes) und die Berücksichtigung von Barrierefreiheit im Fernbusbereich (aktuelles Gesetzesvorhaben).

In zahlreichen Veranstaltungen, wie der gesundheitspolitischen Reihe „Teilhabe braucht Gesundheit“ des Bundesbehindertenbeauftragten, einer Anhörungsreihe der Sozialpolitiker der SPD-Fraktion oder der Menschenrechtspolitiker der FDP-Fraktion, konnte der DBSV jeweilige Aspekte der BRK einbringen.

Um dem abgegebenen Staatenbericht der Bundesregierung einen starken Parallelbericht der Zivilgesellschaft gegenüber stellen zu können, wirkte der DBSV überdies in einer Initiativgruppe mit. Sie entwickelte ein Statut für die Ziele, die Struktur und die Arbeitsweise zur Mitwirkung im internationalen Staatenberichtsverfahren, für Presse- und Lobbyarbeit. Als die sogenannte BRK-Allianz dann im November gegründet wurde, waren bereits über 50 Behinderten-, Sozial- und Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften etc. dabei. Beim zweiten Plenum waren es bereits 75. Auf die Arbeitsergebnisse in 2012 darf man gespannt sein (siehe auch 17.7).

Mit der Durchführung einer eigenen großen Tagung zu den Auswirkungen der UN-Konvention hatte die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe bereits 2010 damit begonnen, auch die Mitwirkung bei der Erarbeitung von Aktionsplänen auf Länder- und kommunaler Ebene sowie zu weiteren Lebensbereichen zu ermöglichen. Seither wurden Arbeitshilfen entwickelt, Positionspapiere verfasst und Verweise zusammengestellt, die unter folgender Adresse zu finden sind: www.un-behindertenrechtskonvention.dbsv.org

Nach Rheinland-Pfalz, das bereits 2009 seinen Aktionsplan zur Umsetzung der BRK verabschiedet hat, sind inzwischen beinahe alle Länder dabei, Aktionspläne zu beraten. Im Berichtszeitraum hat sich mit der DGUV (Deutsche gesetzliche Unfallversicherung) auch ein Rehaträger einen Aktionsplan gegeben. Innerhalb des DBSV haben sich der LBSV Rheinland-Pfalz und die Deutsche Blindenstudienanstalt Aktionspläne erarbeitet.

In der Rechtssprechung findet die BRK nach einer Erhebung des Deutschen Instituts für Menschenrechte mittlerweile in 35 Urteilen ihren Niederschlag. Im Dezember 2010 wurde die Behindertenrechtskonvention auch von der EU ratifiziert. Sie ist damit die erste Konvention, die von einem Regionalzusammenschluss anerkannt wurde. Zur Umsetzung hat die EU-Kommission ein Strategiepapier vorgelegt, das im Weiteren zu beachten sein wird.

Im Einzelnen wird nun um die Verankerung jeder Verbesserung für die Lebenssituation behinderter Menschen zu ringen sein. Dabei wird es zum Teil auch um die Verhinderung von Verschlechterungen gehen. Unabhängig davon ist allerdings die Einschätzung des DBSV, dass die BRK eine ausgezeichnete Plattform bietet, die Lebenssituation behinderter Menschen immer wieder zu thematisieren, sie in den Fokus des politischen Diskurses, teilweise sogar der Medien zu rücken, weshalb alle Gliederungen des DBSV sich ausführlich damit befassen sollten.

2.2 Blindengeld und SehbehindertengeldDie in den letzten Jahren noch weiter gewachsene und durch nichts zu rechtfertigende Zersplitterung des Blindengeldrechts in den Landesblindengeldgesetzen ist inakzeptabel, sowohl was die Höhe der Leistungsbeträge betrifft als auch die vielen Detailregelungen,

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die immer weiter auseinander driften. Nach Ansicht des DBSV kann das Problem nur durch eine einheitliche Bundesregelung zufriedenstellend gelöst werden. Er setzt damit seine Politik fort, die er bereits im Jahr 2005 mit dem von DBSV und DVBS gemeinsam erarbeiteten und mit anderen Behindertenverbänden diskutierten Entwurf eines Bundesbehindertengeldgesetzes verfolgte.

Das Forum behinderter Juristinnen und Juristen (FBJJ) konnte im Mai 2011 seinen mit Unterstützung des DBSV erarbeiteten Gesetzentwurf für soziale Teilhabe vorstellen. Er sieht neben vielen anderen Regelungen auch ein Bundesteilhabegeld vor, in das die Landesblindengeldregelungen überführt werden könnten. Zu weiteren Kernelementen gehören ein Behindertenbegriff, der die Wechselwirkung zwischen individuellen und Umweltfaktoren berücksichtigt, und das Herauslösen der Eingliederungshilfe aus der Sozialhilfe. Der Gesetzentwurf wird nun einer breiten Verbändediskussion unterzogen. Der DBSV stellte ihn dafür im AK Teilhabe der BAG Selbsthilfe vor, wo eine Arbeitsgruppe gebildet und eine Präsentation auf der Mitgliederversammlung 2012 vorgeschlagen wurde. Der DBSV wird den Gesetzentwurf auch in den DPWV einbringen und im Rahmen einer Strategieklausur der Unterstützer des Gesetzentwurfs das mögliche weitere Vorgehen bis zur Bundestagswahl 2013 erörtern. Im Oktober befasste sich auch der DBSV-Verwaltungsrat ausführlich mit der Gesetzesvorlage und regte eine eigene Fachtagung dazu in 2012 an. Die Vorbereitung übernahm der Arbeitskreis Nachteilsausgleiche des DVBS.

Gleichzeitig setzte der DBSV im Berichtszeitraum seine Doppelstrategie fort und unterstützte auch in den Bundesländern Aktivitäten der Landesvereine und ihrer Netzwerke je nach Bedarf finanziell, konzeptionell, argumentativ und mit Umsetzungshilfen. Im Rahmen der Task Force Blindengeld arbeitete er dabei eng mit dem DVBS zusammen. Im Einzelnen:

Bei der Novellierung des Landesblindengeldgesetzes in Hessen drohte ein Verteilungskampf, weil der hessische Gehörlosenverband in einem Schreiben an alle Abgeordneten des Hessischen Landtages vorschlug, aus Kürzungen des Landesblindengeldes ein Landesgehörlosengeld zu finanzieren. Der DBSV unterstützte den BSB Hessen unter anderem durch ein Schreiben der Präsidentin an den Präsidenten des Deutschen Gehörlosen-Bundes, der sich in seiner Antwort vom hessischen Vorgehen distanzierte. Dem BSB Hessen gelang es, die vorgeschlagene Kürzung abzuwenden.

In Schleswig-Holstein arbeitet der BSVSH weiter daran, dass die seit dem 1. Januar 2011 geltende Halbierung des Blindengeldes nach den Landtagswahlen im Mai 2012 zurückgenommen wird. Im Berichtszeitraum konnten auch im Kleinen keine Verbesserungen erreicht werden: So blieb die Anrechnungspraxis bei Pflegeleistungen unbefriedigend und der Personenkreis taubblinder Menschen wurde auf die Inhaber der Merkzeichen „BL“ und „GL“ eingegrenzt, obwohl die Anzahl der Betroffenen gemäß Definition des Gemeinsamen Fachausschusses „taubblind“ immer noch geringer wäre, als bei Gesetzesvorlage geschätzt und kalkuliert.

0.1Besonderer Bedarf taubblinder MenschenNachdem der Gemeinsame Fachausschuss hörsehbehindert/taubblind (GFTB) 2010 sein Gutachten „Taubblindheit, Behinderung eigener Art“ vorgelegt hat, versuchte er 2011 die darin formulierten politischen Empfehlungen in die Politik einzubringen. Dabei geht es vor allem um die Anerkennung taubblindenspezifischer Bedarfe, z. B. bzgl. persönlicher Assistenz und besonderer Hilfsmittel. Als Grundlage für die Anerkennung dieser Bedarfe fordert der GFTB ein Merkzeichen „Tbl“ für den Schwerbehindertenausweis, mit dem auch

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die medizinischen Grenzen von Taubblindheit bestimmt werden könnten. Im Berichtszeitraum brachte der DBSV seine Vorstellungen in den Prozess zur Erarbeitung des Nationalen Aktionsplans zur Umsetzung der BRK ein, es wurden Gespräche mit dem BMAS und mit der Landesregierung in Schleswig-Holstein geführt. Im Ergebnis gelang es bisher nur, eine Studie zur Lebenssituation taubblinder Menschen im Nationalen Aktionsplan zu verankern. Weder auf Bundesebene noch bei der Mehrheit der Bundesländer gab es Signale, besondere sozialpolitische Maßnahmen für Taubblinde zu ergreifen. Immerhin ist es dem GFTB und dem DBSV zusammen mit vielen weiteren Partnern aber gelungen, das Thema im politischen Diskurs zu halten.

2.3Schulung in lebenspraktischen FähigkeitenUm die Auswirkungen von Schulungen in lebenspraktischen Fähigkeiten auf die Lebenssituation und die Alltagsbewältigung älterer Menschen besser belegen zu können, initiierte der DBSV 2009 gemeinsam mit der Deutschen Blindenstudienanstalt die von der Marburger Philipps-Universität durchgeführte Studie „Evaluation des Konzeptes und der Wirksamkeit des Unterrichts in Lebenspraktischen Fähigkeiten - LPF (EVAL-LPF)“. Ihre Ergebnisse wurden dem DBSV-Verwaltungsrat im Oktober 2010 präsentiert. Sie wurden 2011 in die Vorarbeiten für ein Werkstattgespräch einbezogen, das der DBSV gemeinsam mit Entscheidungsträgern der Augenärzte plant. Der DBSV strebt an, gemeinsam mit Wissenschaft und Medizin, dem Ziel näher zu kommen, Rehabilitation bei Sehverlust endlich zu einer Regelleistung werden zu lassen. Entsprechend beteiligte sich der DBSV 2011 auch an der Tagungsreihe des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung „Teilhabe braucht Gesundheit“, an einer Fachtagung der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation und im zuständigen Fachausschuss des Inklusionsbeirates. Eine gesundheitspolitische Ausarbeitung stützt den LPF-Anspruch mit Hilfe der BRK.

2.4Ausschluss blinder und sehbehinderter Personen von Fahrgeschäften in Freizeitparks

Im Oktober 2011 verabschiedete der DBSV-Verwaltungsrat eine Resolution, wonach er den generellen Ausschluss blinder und sehbehinderter Menschen von Fahrgeschäften aufgrund einer Behinderung als Diskriminierung im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes erachtet. Zuvor hatten Gesprächsversuche keine Änderung der oft pauschal vorgenommenen Ausschlüsse erbracht. Der DBSV unterstützt nun noch Gespräche des Behindertenbeauftragten in Rheinland-Pfalz, bleibt auch weiterhin gesprächsbereit, wird aber parallel die Möglichkeit zur Durchführung von Verbraucherschutzklagen prüfen.

0.2Mehr Barrierefreiheit bei Film und FernsehenMit eigenen Stellungnahmen, Zuarbeit an die Landesvereine und durch Teilnahme an einer Anhörung hatte der DBSV 2010 an den Erörterungen zur Reform der Rundfunk- und Fernsehgebühren teilgenommen. Zwar konnte die sich auf ein Urteil des Bundessozialgerichts stützende Absicht der Ministerpräsidenten, die Beitragsbefreiung aufgrund von Behinderung aufzuheben, nicht mehr beeinflusst werden, allerdings konnte der DBSV die Befreiung für den Personenkreis der taublinden Menschen sowie für Blindenhilfeempfänger erreichen. Im Berichtszeitraum ging es nun darum, mehr Barrierefreiheit in Film und Fernsehen durchzusetzen. Dafür waren bereits viele Vorarbeiten geleistet, zuletzt durch die Aufnahme der Thematik in den Nationalen Aktionsplan. In 2011 blieb nun der DBSV im Austausch mit der für den Rundfunkstaatsvertrag der Länder federführenden rheinland-pfälzischen Staatskanzlei, er

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beteiligte sich an Gesprächen mit der ARD, war Gast des SWR-Rundfunkrates und wandte sich an das ZDF. Im zuständigen Fachausschuss des Inklusionsbeirates initiierte der DBSV eine eigene Unterarbeitsgruppe, die sich der Thematik auch unter Beteiligung der privaten Sender annimmt. Im Ergebnis fassten die ARD-Intendanten im Oktober 2011 den Beschluss, in 2013 die fiktionalen Anteile und Dokumentationen im ersten Programm zwischen 20 und 23 Uhr mit Audiodeskription zu versehen. Das ZDF sagte immerhin die Prüfung zusätzlicher Hörfilmanteile zu. Private Sender haben bisher nur den Einstieg in Untertitelung begonnen.

Mit der Verleihung des 9. Deutschen Hörfilmpreises, seiner starken medialen Ausstrahlung und namhaften politischen Beteiligung half dieses Ereignis dabei, mehr Hörfilme im Fernsehen durchzusetzen. Mit Hilfe der Parteivorsitzenden von Bündnis 90/die Grünen, Claudia Roth, die als Jury-Mitglied die Forderung nach mehr Hörfilmen auch zu ihrer Sache machte, gelang es, auch Bewegung in die Filmförderung zu bekommen. Alle Bundestagsfraktionen legten dem Parlament zumindest Prüfanträge vor. Der DBSV begleitete die jeweiligen Meinungsfindungsprozesse intensiv. In 2012 wird die Novellierung des Filmfördergesetzes behandelt. Zum Jahreswechsel beteiligte sich der DBSV an den Vorabeingaben. Da ein neues Filmfördergesetz voraussichtlich erst ab 2014 wirken kann, versuchte der DBSV parallel auch kurzfristiger wirkende Verbesserungen zu erreichen. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Zu initiieren sind auch noch Verbesserungen in den Filmfördergesetzen der Länder.

Seine grundsätzlichen Positionen für mehr Barrierefreiheit in Film und Fernsehen fasste der DBSV-Verwaltungsrat in einem gleichnamigen Beschluss im Oktober 2011 zusammen. Dieser Beschluss ist nun die Leitlinie der weiteren Arbeit.

2.5Weitere Regelungen zur BarrierefreiheitNachdem die Verbände ihre Zu- und Mitarbeit zur Novellierung der BITV 2.0 bereits 2009 abgeschlossen hatten, konnte die Verordnung nach Ende des interministeriellen Abstimmungsprozesses und des Notifikationsverfahrens bei der EU in 2011 endlich in Kraft treten. Ein langwieriger Prozess, der durch die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe maßgeblich initiiert und begleitet wurde, hat damit erfolgreich ein Etappenziel erreicht. In nächsten Schritten muss die neue BITV nun auch in Länderregelungen Eingang finden.

Im Berichtszeitraum machte sich die Verkehrsministerkonferenz von Bund und Ländern (VMK) die im Auftrag des BKB Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit behinderungsübergreifend entwickelten Anforderungen zum barrierefreien Regionalverkehr zu eigen und bat die Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV), diese so weit wie möglich umzusetzen. Damit ist ein großer Schritt gelungen, in diesem Bereich qualitativ hochwertige und bundeseinheitliche Lösungen zu schaffen.

Mit Hilfe des BKB Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit konnten bisher annähernd 50 Projekte für mehr Barrierefreiheit angestoßen werden. Es sind Publikationen, Schulungen, Erarbeitungen von Standards, Vorbereitungen von Verhandlungen mit Unternehmen und Unternehmensverbänden. Der DBSV ist an zahlreichen Projekten beteiligt. Projektübersichten und -details sind nachzulesen unter: www.barrierefreiheit.de. Der Förderzeitraum des BKB endet mit Ablauf des Jahres 2012. Die das BKB tragenden Sozial- und Behindertenverbände, darunter auch der DBSV, sprachen sich einhellig für eine Fortsetzung der Förderung aus.

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0.3Zugang zum Arbeitsmarkt, Teilhabe am ArbeitslebenDer DBSV entwickelte seine diesbezüglichen Initiativen und Positionen in 2011 im Austausch mit dem „Netzwerk Berufliche Teilhabe“ und mit dem offenen DVBS-Arbeitskreis Beruf. Er konnte sie insbesondere in die Sitzungen des Beratenden Ausschusses der Bundesagentur für Arbeit transportieren sowie in Gespräche auf Leitungs- und Arbeitsebene mit dem BMAS und mit der BA. Themenschwerpunkte waren dabei:

das Vorhaben blinden- und sehbehindertenspezifische Maßnahmen, z. B. bei betriebsnahen Ausbildungen, künftig auszuschreiben;

die Weiterentwicklung der Arbeitsplätze des Bürgertelefons D 115 zu für blinde und sehbehinderte Telefonisten geeigneten Arbeitsumgebungen;

die Schaffung sachverständiger Stellen zur Beratung, Betreuung und Vermittlung schwerbehinderter Menschen im SGB II-Bereich;

die Umsetzung des im Netzwerk berufliche Teilhabe erarbeiteten Zertifizierungskonzepts für Blinden- und Sehbehindertenberater im beruflichen Bereich sowohl bei den IFDs als auch bei der BA;

die barrierefreie Ausgestaltung von Eignungstests unter anderem bei der BA.

2.6Einzelfallhilfen, Behandlung einzelner RechtsfragenDie individuelle Beratung und Vertretung in rechtlichen Fragen wird getragen von der 2009 von DBSV und DVBS gemeinsam gegründeten „Rechte behinderter Menschen gGmbH (rbm)“. Die rbm wächst seither kontinuierlich. Sie beschäftigte im Berichtszeitraum vier behinderte Juristen, musste aus Platzgründen innerhalb Marburgs umziehen, baute ihre Außenstelle in Berlin weiter auf und steht bereits vor ihrem tausendsten Fall.

Als wichtige Entscheidungen 2011 erreichte sie:

die Klärung zur Finanzierung eines Barcode-Lesegerätes durch die Krankenkassen;

eine Hilfsmittelversorgung im Rahmen der Eingliederungshilfe als Leistung der medizinischen Rehabilitation für privat Krankenversicherte - insbesondere Schulkinder;

die Versorgung mit Laptops im Rahmen der Eingliederungshilfe in Form der Hilfen zu einer angemessenen Schulbildung;

die Individuelle Bemessung der Kosten für Arbeitsassistenz durch das Integrationsamt - insbesondere keine Deckelung der gewährten Leistungen;

die Zulassung blinder Menschen für den Heilpraktikerberuf.

Die Arbeitsschwerpunkte lagen im Berichtszeitraum im Krankenkassenrecht und im Eingliederungshilfebereich. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse fließen auch in die politische Arbeit der Gesellschafter ein.

Zu einer Vielzahl von rechtspolitischen Themen und juristischen Einzelfragen gab es nach bewährter Manier einen intensiven Informations- und Meinungsaustausch in dem von Herrn Dr. Hauck (DVBS) geleiteten Gemeinsamen Arbeitskreis Rechtspolitik. Jeweils mehrstündige Telefonkonferenzen fanden 2011 am 24.2., 28.6., 5.9. und 29.11. statt.

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3.Ausbildung und Beruf 3.1 Bundesfachgruppe Informationstechnologie (BFG IT)Leitung: Heiko Folkerts

Die BFG IT fasst blinde und sehbehinderte Menschen, die in IT-Berufen tätig sind, zusammen. Neben Softwareentwicklern, Administratoren und Webgestaltern gehören hierzu auch Mitarbeiter bei technischen Hotlines und Helpdesks. Hauptaufgabe der BFG IT ist der Erfahrungsaustausch und die Know-how-Bündelung, um mit den rasanten Fortschritten im IT-Bereich Schritt zu halten. Außerdem versucht die Fachgruppe die technische Kompetenz an andere Gremien, wie den Fachausschuss für Informationstechnik (FIT), weiterzugeben. Derzeit vertritt die BFG IT ca. 60 Kollegen aus der IT-Branche.

Im Jahr 2011 stand neben Möglichkeiten der Nutzung von UML als Modellierungssprache in Softwareprojekten auch das Thema Mobilität auf der Tagesordnung. Die Unified Modeling Language (Vereinheitlichte Modellierungssprache), kurz UML, ist eine graphische Modellierungssprache zur Spezifikation, Konstruktion und Dokumentation von Software-Teilen und anderen Systemen. Auf der Jahrestagung vom 5. bis 7.11.2011 war das Kernthema die Anpassung von Screenreadern und die dafür notwendigen technischen Hintergründe.

Die BFG IT schätzt die Berufsmöglichkeiten von blinden und sehbehinderten Menschen in der IT-Branche nach wie vor als sehr gut ein. Die Tatsache, dass in vielen Bereichen die notwendigen technischen Voraussetzungen geschaffen wurden, und das allmählich zunehmende Verständnis für Barrierefreiheit, lassen die BFG IT positiv in die Zukunft blicken. Dies ist umso mehr der Fall, als das auch das kritische Thema UML mittels geeigneter Sprachen von blinden und sehbehinderten Menschen als Kommunikationsmittel genutzt werden kann.

Leider ist die Zahl der Mitglieder derzeit trotz der guten Berufsmöglichkeiten rückläufig. Hier wollen wir über Aufklärung und Unterstützung versuchen, die Möglichkeiten im IT-Bereich herauszustellen.

3.2 Koordinationsstelle (KS) der Fachgruppen für Büroberufe der Landesvereine, Leitung: Volker Tesar

Das Jahr 2011 war geprägt von der Planung und Konzeptionierung des bundesweiten Seminars für das Jahr 2012 in Bad Meinberg. Dafür wurde ein inhaltlich sehr dichtes Programm erstellt. Die DBSV-Geschäftsstelle übernahm die Beantragung für die Förderfähigkeit beim Integrationsamt Berlin. In kürzester Zeit war das Seminar ausgebucht. Dies zeigt, dass es bei aller Zurückhaltung auf regionaler Ebene doch einen großen Bedarf nach inhaltlich wertvollen Seminaren gibt.

Der Schwerpunkt der KS Bürofachgruppen liegt in der Erschließung neuer Berufsmöglichkeiten für blinde und sehbehinderte Menschen. Der KS-Leiter, Volker Tesar, wirkte in der Arbeitsgruppe des DVBS mit, die sich mit der Analyse von Berufsbildern beschäftigen wird. Dabei wurde ein reger Austausch mit dem Netzwerk berufliche Teilhabe gepflegt.

Einen weiteren Schwerpunkt sah die KS-Leitung im Kontakt mit Hilfsmittelanbietern, die sich die berufliche Rehabilitation blinder und sehbehinderter Menschen zur Aufgabe gemacht haben.

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3.3 Koordinationsstelle (KS) der Fachgruppen für physiotherapeutische Berufe Leitung: Siegfried Volkert/Silke Grundmann

Vom 11. bis 13.3.2011 fand die Fachgruppenleitertagung in Bad Meinberg statt. Auf der Tagung wurde die KS der Fachgruppen für physiotherapeutische Berufe neu gewählt. Frau Silke Grundmann wurde zur neuen Leiterin der KS gewählt. Sie löste den langjährigen Leiter Siegfried Volkert ab, dem ausdrücklich für sein Engagement herzlich gedankt wurde.

Die neugewählten Mitglieder der KS, Silke Grundmann, Guido Mayer und Katja Elbrecht haben sich noch in Bad Meinberg zu einer ersten Sitzung zusammen gefunden, um die anstehenden Aufgaben zu besprechen und zu verteilen.

Frau Elbrecht wird als Schriftführerin das Protokoll der Fachgruppenleitertagungen sowie der stattfindenden KS Sitzungen führen.

Herr Mayer wird sich weiter darum bemühen mit Niedersachsen eine Möglichkeit zu finden, die Fachgruppenlandschaft im norddeutschen Bereich zu stärken. Hierzu fanden bereits zahlreiche Gespräche statt.

Im März 2011 fand sodann ein erstes Gespräch mit Herrn Peter in der Geschäftsstelle des DBSV statt, um die zukünftige Arbeit der KS zu besprechen.

Im März bat der Bundessprecher der Sektion Blinde in der Vereinigung für die physiotherapeutischen Berufe (VPT) den DBSV und die KS um Unterstützung für die Zustimmung zur Zulassung als Heilpraktiker. Hier wurde die Vermittlung zu Herrn Dr. Richter von der rbm gemeinnützige GmbH - Rechtsberatungsgesellschaft "rechte behinderter menschen" in die Wege geleitet, der diesen Prozess weiter juristisch begleitet.

Am 26.5.2011 fand in der DBSV Geschäftsstelle ein Gespräch zwischen Frau Grundmann und Herrn Bethke statt, um die am 30. und 31.5.2011 in Bad Honnef stattfindende Strategieklausur des BFW Mainz vorzubereiten. Hier ging es für die KS vor allem darum, die Interessen für blinde und sehbehinderte Masseure und Physiotherapeuten einzubringen, welche sich zur Aus- und Weiterbildung im BFW Mainz befinden. Herr Herter bot darüber hinaus an, den Fachgruppenleitern Unterstützung zu bieten, um die bundesweite Arbeit der Fachgruppen als Netzwerk zu optimieren.

Der Kontakt zur Sektion Blinde im VPT wurde durch die Treffen bzw. telefonischen Kontakte zwischen Herrn Becker und Frau Grundmann weiter verbessert.

Am 7.7.2011 fand die Beiratssitzung des BFW Mainz statt. Die KS wurde von Frau Grundmann vertreten. Im September dann nahm Frau Grundmann am „Grünen Tag der Gesundheitspolitik“ in Berlin teil. Hier ging es vor allem um die Zukunft der medizinischen Assistenzberufe. Wie viel Bildung ist notwendig – bezogen auf die Akademisierung in diesem Bereich, die in großen Schritten voranschreitet.

Ab Herbst 2011 stand die Vorbereitung der Fachgruppenleitertagung 2012 in Nürnberg im Vordergrund. Die KS-Leitung bedankt sich ausdrücklich bei Herrn Temmesfeld, dem Direktor des bbs Nürnberg, für die gute Zusammenarbeit.

Im Dezember erfolgte per Rundschreiben die Einladung zur Fachgruppenleitertagung vom 15. bis 18.3.2012 in Nürnberg an alle Fachgruppenleiter, Landesvereine und die Ausbildungsstätten.

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3.4 Koordinationsstelle (KS) der Fachgruppen für Industriearbeiter und Handwerker

Die Belange der in technisch-gewerblichen Berufen tätigen blinden und sehbehinderten Menschen vertrat bis 2008 die Koordinationsstelle (KS) der Fachgruppen für Industriear-beiter und Handwerker der Landesvereine.

Im Berichtszeitraum fand kein Fachgruppenleitertreffen statt, da es in vielen Landesverbänden keine Fachgruppen für Industriearbeiter und Handwerker mehr gibt. Hinzu kommt, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt für den Personenkreis blinder und sehbehinderter Handwerker und Industriearbeiter weiter verschlechtert hat. Die Zahl der noch Beschäftigten geht permanent zurück. Einfache Arbeiten wurden weiterhin ins Ausland verlagert oder werden zunehmend von Maschinen ausgeführt. Für viele junge blinde und sehbehinderte Menschen wird zukünftig nur eine Beschäftigung in einer Werkstatt für behinderte Menschen möglich sein. Entsprechend wurde die Fachgruppe um diesen Personenkreis erweitert.

Aus den vorgenannten Gründen wurden auch 2011 Vorstellungen weiterverfolgt, wie diese klassische Koordinationsarbeit zukünftig in andere bestehende überregionale Zusammenhänge und Strukturen eingebunden werden kann.

3.5 Gemeinsamer Fachausschuss für Informations- und Telekommunikationssysteme (FIT) Leitung: Oliver Nadig

Im Rahmen der 2011 erfolgten Neukonzeption der Fachausschussarbeit hat sich der FIT personell verändert: Die beiden neuen Mitglieder Franz Rebele und Wilhelm Lutzenberger nahmen erstmals an der FIT-Sitzung vom 17. bis 19. Juni 2011 in Hannover teil. Neuer Leiter des FIT wurde Oliver Nadig. Herrn Martin Jung wurde für sein Wirken als Leiter des FIT ausdrücklich gedankt. Er übernahm die stellvertretende Leitung des FIT und kann so seine vielen Erfahrungen einfließen lassen in die neuen Aufgaben des FIT.

Die drei Schwerpunktthemen, die der FIT im Rahmen der Neuausrichtung der Fachausschüsse gewählt hat, sind:

1. Zugang zu Informationsmedien: Mobiles Lesen, Zugänglichkeit von E-Book-Readern und E-Book-Formaten,

2. Zugang zu mobilen Endgeräten: Smartphones, Tablets und co.,

3. Zugang zur Arbeitswelt: Barrierefreiheit beruflich relevanter Software und elektronischer Arbeitsprozesse.

Folgende Themen standen im Mittelpunkt der Tätigkeit des FIT im Jahr 2011:

Neuer elektronischer Personalausweis (EPA): Die bisherige Umsetzung verläuft im Hinblick auf Barrierefreiheit unbefriedigend. Das zugehörige PC-Programm (Ausweis-App) ist ein Java-Programm. Es ist deshalb nicht "von Natur aus" zugänglich, vielmehr müssen Screenreader-Nutzer in Eigenregie eine Software namens "Java Access Bridge" installieren. Dafür ist jedoch gerade bei den neuen 64Bit-Windows-Systemen ein Fachwissen erforderlich, das beim durchschnittlichen Anwender keinesfalls vorausgesetzt werden kann. Die Java Access Bridge ihrerseits ist softwaretechnisch veraltet und stellte angesichts der hohen Sicherheitsanforderungen an die Ausweis-App ein Sicherheitsrisiko dar. Diese Tatsache verzögerte die Einführung der App.

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Obwohl die Sicherheitsproblematik inzwischen ausgeräumt ist, konnten aber die aktuelle Version der Ausweis-App noch nicht vollständig auf Barrierefreiheit überprüft werden.

Um sich im Internet mit Hilfe des EPA auszuweisen und Geschäfte zu tätigen, wird weiterhin ein Kartenleser benötigt, der auf die im Personalausweis gespeicherten Informationen zugreift. Welche Informationen dies sind bzw. welche Informationen der Nutzer eingeben muss, wird am Display des Kartenlesers zwar visuell angezeigt, jedoch nicht akustisch wiedergegeben. Dadurch ist der EPA für blinde Personen nicht barrierefrei einsetzbar - trotzdem ist von offizieller Seite geplant, dem EPA die BITV-Konformität zu attestieren!

Angesichts der Probleme hat sich der FIT über den DBSV an den Inklusionsbeirat gewandt.

BITV 2.0, BITV-Test und kritischer Gedankenaustausch mit dem BIK-Projekt: Die erste Fassung der "Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung" (BITV) aus dem Jahre 2002 war nach einigen Jahren technisch überholt. 2008 veröffentlichte das World Wide Web Consortium zudem die Version 2.0 der Zugänglichkeitsrichtlinien für Webinhalte (WCAG 2.0), an deren erste Fassung aus dem Jahre 1999 sich die ursprüngliche BITV anlehnte. Die Einführung der BITV 2.0 verzögerte sich jedoch aus politischen Gründen bis September 2011. Die BITV 2.0 weicht in einigen Punkten von den WCAG 2.0 ab, was vor dem Hintergrund der Schaffung international einheitlicher Richtlinien zur Barrierefreiheit von Internetangeboten zu Diskussionen führte.

Im Zuge des Übergangs von der BITV 1.0 zur BITV 2.0 musste auch der vom Projekt "Barrierefrei Informieren und Kommunizieren" (BIK) erarbeitete BITV-Test zur Überprüfung der BITV-Konformen Barrierefreiheit von Webseiten überarbeitet und angepasst werden. Der FIT hat sich mit der Neufassung des BITV-Tests beschäftigt, da die Bewertungspraxis und die Gewichtung der Einzelaspekte Diskussionsstoff bot. In einer ersten Reaktion hat BIK angekündigt, die Nutzergruppen einschließlich des FIT mehr in die Testentwicklung einzubeziehen.

Zugänglichkeit der Produkte der Firma Apple:Sowohl die auf dem Betriebssystem IOS basierenden Gerätefamilien iPhone, iPod, iPad und AppleTV als auch die unter Mac-OS laufenden Produktreihen MacBook, MacMini und iMac verfügen sämtlich von Hause aus über einen Screenreader namens VoiceOver. Besonderheit ist ein spezielles Bedienkonzept, das sowohl die Nutzung des Touchscreens der IOS-Geräte als auch des TrackPads eines MacBooks ermöglicht.

Obwohl sich das Konzept von dem der Windows-Screenreader teilweise erheblich unterscheidet, kann VoiceOver hinsichtlich Funktionalität und Stabilität mit den etablierten Windows-Screenreadern durchaus mithalten. Die wesentlichen Anwendungsgruppen (Dateiverwaltung, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, E-Mail, Internet und Audiobearbeitung) sind auf Apple-Geräten mit VoiceOver nutzbar. Zwei Umstände lassen es jedoch fraglich erscheinen, ob man VoiceOver für einen Einsatz im beruflichen Umfeld empfehlen sollte:

1. Tabellen in Textverarbeitungsprogrammen werden nicht unterstützt,

2. der Einsatz von Scannern in Verbindung mit einer Texterkennungssoftware gestaltet sich aus technischen Gründen zuweilen umständlich und schwierig.

Der Ansatz der Firma Apple, ihre Geräte von Hause aus ohne für den blinden oder sehbehinderten Nutzer anfallende Mehrkosten zugänglich zu gestalten, wurde vom FIT

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sehr positiv bewertet, obgleich dadurch ein Wettbewerb verschiedener Screenreader-Hersteller ausgeschlossen ist.

Cloud-Computing:Das Konzept des Cloud-Computing sieht vor, dass sich die Nutzerdaten und die zu ihrer Anzeige/Verarbeitung erforderlichen Programme nicht mehr auf dem Endgerät (Computer, Smartphone, Tablet-PC) befinden, sondern auf Servern im Internet (in der sogenannten Cloud) abgelegt und von dort aus bei Bedarf geladen werden. Cloud-Software verfügt meist über eine webseitenartige Bedienoberfläche, wobei modernste Internet-Techniken wie Ajax zum Einsatz kommen. Der FIT verfolgt die Entwicklung auf diesem Gebiet kritisch.

Zugänglichkeit von Smartphones und Tablet-PCs:Die Zugänglichkeit der Apple-Geräte darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Großteil der auf dem Markt befindlichen Smartphones und Tablet-PCS von blinden Menschen überhaupt nicht und von sehbehinderten Personen nur unter erschwerten Bedingungen bedient werden kann.

Ob und in welchem Umfang die Funktionen eines mobilen Endgerätes für blinde und sehbehinderte Nutzer zugänglich gemacht werden können, hängt vor allem von dessen Betriebssystem ab. In den vergangenen beiden Jahren haben sich bedeutende Neuentwicklungen und Marktverschiebungen ergeben, die ein "kritisches Hinschauen" erfordern. Die sinkenden Marktanteile der für sehbehinderte und blinde Menschen gut erschlossenen Betriebssystemplattform Symbian S60 und die gleichzeitig steigenden Marktanteile des Android-Betriebssystems, dessen Zugänglichkeit noch in den Anfängen steckt, sind nur zwei Aspekte, die den FIT in 2011 beschäftigt haben.

E-Government:Auf Bundesebene werden mit der App für den neuen elektronischen Personalausweis und der Software zur Nutzung des elektronischen Gerichts- und Verwaltungspostfachs (EGVP) zwei Anwendungen eingesetzt, die in Java programmiert und darum nur mit hohem technischem Aufwand sowohl auf Programmierer- als auch auf Endanwenderseite zugänglich gemacht werden können. Der FIT setzt sich dafür ein, in den Gesetzen und Verordnungen, die den Einsatz dieser Programme vorschreiben/regeln, verbindliche Forderungen hinsichtlich der barrierefreien Zugänglichkeit zu verankern.

3.6 Gemeinschaftsprojekt „BIK@work - Barrierefrei informieren und kommunizieren am Arbeitsplatz“

Im Jahr 2002, als das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) in Kraft trat und die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV) erlassen wurde, begannen DBSV, DVBS und die DIAS GmbH zusammen mit einigen Landesverbänden den Aufbau von Beratungsstellen im Rahmen des Projektes „BIK - barrierefrei informieren und kommunizieren“. Mit den Projekten BIK I und BIK II (2002 – 2008) ist es gelungen, ein anerkanntes Testverfahren und ein bedarfsorientiertes Dienstleistungsangebot für Internetanbieter und Webagenturen nachhaltig zu etablieren.

Die Gemeinschaftspartner bieten seit September 2008 im Rahmen des „BIK@work - Barrierefrei informieren und kommunizieren am Arbeitsplatz“ Arbeitgebern und betrieblichen Interessenvertretungen kostenfrei Maßnahmen zur barrierefreien Gestaltung

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der innerbetrieblichen Informationstechnik (insb. für Intranet und Webanwendungen) an. Ziel ist die Sicherung und Förderung von Schwerbehinderten-Arbeitsplätzen und die innerbetriebliche barrierefreie Informationstechnik-Gestaltung auf der Grundlage der technischen Anforderungen der BITV. Ziel ist es, ca. 15 Projektpartner als „Leuchttürme“ zu gewinnen, die auf ihrem Weg zur Barrierefreiheit in der IT beispielgebend zur Nachahmung motivieren. Der Weg zur Verankerung barrierefreier Informationstechnik in betrieblichen Strukturen führt über die Sensibilisierung und Vernetzung betrieblicher Schlüsselpersonen, Qualifizierungsmaßnahmen und die Qualitätssicherung und verbindliche Verfahrensregeln. Hierfür bietet BIK@work ein umfassendes Beratungs- und Schulungsangebot an. Im Jahr 2011 fanden bisher ca. 50 Schulungen mit ca. 400 Teilnehmenden statt.

Am 21. September 2011 ist die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV2) des Bundes auf der Grundlage der seit Dezember 2008 vorhandenen Version 2.0 der WCAG erlassen worden. Daraufhin ist im Rahmen vom BIK@work der in der Projektreihe BIK entwickelte BITV-Test aktualisiert und als BITV-Test 2 veröffentlicht worden.

Das Projekt BIK@work wird aus Mitteln der Ausgleichsabgabe vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) bis zum 29. Februar 2012 gefördert. Für den 2. und 3. Februar 2012 ist eine abschließende Fachtagung in Hamburg geplant.

Die BIK-Beratungsstellen in Berlin (angesiedelt beim DBSV – war nur bis Juli 2011 besetzt), Hamburg, Marburg, Leipzig und München (PSG/Pfennigparade) bieten weiterhin kostenpflichtig Beratung, Tests und Schulungen für Internetanbieter und Webagenturen an. Ab März 2012 werden die Angebote von BIK@work für Arbeitgeber und betriebliche Interessenvertretungen ebenfalls kostenpflichtig.

Mit seiner Beratungs- und Unterstützungsarbeit bei der Umsetzung des SGB IX und der Behindertengleichstellungsgesetze von Bund und Ländern leisten die Projektpartner einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe behinderter Menschen an einer modernen Informationsgesellschaft und fördern und sichern Schwerbehindertenarbeitsplätze.

Weitere Informationen über BIK@work und das BIK-Dienstleistungsangebot sind im Internet zu finden: www.bik-online.info. Auf den Internetseiten von BIK@work sind die „Leuchttürme“ und die Fachtagung dokumentiert: www.bik-work.de.

4.Rehabilitation 4.1 Rehabilitation zur Bewältigung des Alltags (RBA)

Der DBSV setzte seine Aktivitäten zur Qualifizierung ehrenamtlicher Beraterinnen und Berater fort. Weit über 1000 ehrenamtlich Aktive in den DBSV-Landesvereinen, Bezirksgruppen und Ortsvereinen beraten Gleichbetroffene. Für diese Arbeit werden die Beratenden in zwei einwöchigen Seminaren (Grund- und Aufbaukurs) geschult. Je ein solcher Kurs wurde auch 2011 in Veitshöchheim angeboten. Leider konnten nicht alle Interessierten einen Platz bekommen, sodass der DBSV in Zukunft seine Aktivitäten auf diesem Gebiet noch verstärken wird.

4.2 BeratungsqualitätEine Projektgruppe nahm die Arbeit zur Weiterentwicklung des Handbuches für Qualität der Beratung in den DBSV-Landesvereinen "Guter Rat" auf. Einerseits gibt es neue Angebote - wie die Rechtsberatung durch die rbm, andererseits wandeln sich die Anforderungen an unsere Beratung und schließlich sollten Mängel beseitigt werden, die sich in der Praxis seit dem Beschluss der Erstfassung 2007 gezeigt haben. Im Mai 2012 soll die neue Fassung des Handbuches dem Verwaltungsrat vorgelegt werden.

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4.3 Infopool für BeraterUm den Beratenden in den DBSV-Landesvereinen die Informationen zur Verfügung zu stellen, die sie für ihre Arbeit brauchen, wurde unter www.beratung.dbsv.org eine Informationsplattform eingerichtet, auf der sich alle für die Beratung wichtigen Dokumente befinden. Diese wird in Zukunft stetig aktualisiert und ausgeweitet.

5.Mobilität und Hilfsmittel Der DBSV hat Ausschüsse eingesetzt, die sich insbesondere mit Hilfsmitteln, Mobilität und einer barrierefreien Gestaltung des öffentlichen Raums befassen, damit das Recht blinder und sehbehinderter Menschen auf ein selbstständig geführtes Leben Realität werden kann. Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) stellt für die Umsetzung dieses Rechtes eine wichtige Grundlage dar. Doch ohne intensive Beobachtung des sich ständig veränderten Marktes, wie auch der Normungsarbeit und die gebotene Kooperation mit Herstellern, Forschungs- und Bildungsanstalten, Verkehrsträgern, anderen Behindertenverbänden und den blinden und sehbehinderten Anwendern, bleibt die Umsetzung dieses Rechts auf diesem Gebiet nur unvollkommen. Daher kommt den in diesem Bereich eingesetzten Referenten und Ausschüssen eine Schlüsselfunktion zu. Mit Empfehlungen, Stellungnahmen, Publikationen und anderen geeigneten Mitteln tragen sie dazu bei, dass Barrieren im öffentlichen Raum Stück für Stück abgebaut werden können, damit sich die Mobilität und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erhöht.

5.1 Arbeitskreise und Beauftragte der Landesvereine für Umwelt und Verkehr

Zahlreiche Landesvereine haben Experten für das Aufgabenfeld Umwelt und Verkehr benannt. Sie halten Kontakt zu den regionalen Planern, Verkehrsverbünden etc. Ohne das Engagement dieser Experten würden die auf Bundesebene erreichten Regelungen im Alltag der Betroffenen oft nicht ankommen.

Zu den Beauftragten für Umwelt und Verkehr in den Landesvereinen sowie zu den Experten auf diesem Gebiet pflegte der GFUV 2011 wie in den Jahren zuvor über eine Mailingliste einen intensiven Austausch über neue Projekte, Vorhaben und Erfahrungen vor Ort. Dies diente zugleich auch der Sicherung des Qualitätsstandards der jeweiligen Arbeit.

Zugleich wurde aber auch erkannt, dass es im Interesse einer besseren Wahrnehmung der berechtigten Interessen vor Ort von großer Bedeutung ist, diese Ehrenamtler intensiv mit den neuen Richtlinien, Normen und Bestimmungen vertraut zu machen und sie in Weiterbildungsmaßnahmen auf den aktuellen Stand der Technik zu führen. Daher wird der GFUV im Jahr 2012 mit einer Reihe von Weiter- und Fortbildungen dieses Ziel verfolgen.

5.2 Gemeinsamer Fachausschuss für Umwelt und Verkehr (GFUV) Leitung: Wolfgang Schmidt-Block/Gerhard Renzel

Im Kalenderjahr 2011 fanden folgende GFUV-Sitzungen statt:

Sitzung mit Neukonstituierung des GFUV vom 26. bis 28.08.2011 in Kassel:

Auf dieser Sitzung wurde eine neue Leitung gewählt. Herr Gerhard Renzel ist neuer Leiter des GFUV und Herr Knut Junge amtiert als sein Stellvertreter. Dem ausscheidenden, langjährigen Leiter des GFUV, Herrn Wolfgang Schmidt-Block, wurde für sein

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unermüdliches Engagement gedankt und zugleich die Hoffnung ausgesprochen, auch weiterhin mit seinen vielfältigen Erfahrungen und Erkenntnissen der Selbsthilfe zur Verfügung zu stehen. Dieser Dank galt gleichzeitig Herrn Dr. Klaus Behling, der sich auch aus der aktiven Mitarbeit zurückgezogen hat. Ebenso wurde Herrn Dietmar Böhringer gedankt, der dem GFUV weiterhin als Berater zur Verfügung steht. Alle drei haben die Selbsthilfe über viele Jahre hinweg geprägt und bereichert.

Ein erstes gemeinsames Treffen der Mitglieder der Gemeinsamen Fachausschüsse am 18. und 19.11.2011 in Göttingen diente dazu, sich über inhaltliche Schwerpunkte und Aufgaben zu verständigen und einen Plan für die Weiterbildungen der Experten vor Ort auszuarbeiten.

Vertreter des GFUV sind Mitglieder in folgenden Ausschüssen:

Normausschüsse: DIN 18040 Teil 1 bis 3, DIN 32981, DIN 32984,DIN 1450,

Normenausschuss Fahrgastbereiche - Unterausschuss Fahrzeuge und Infrastruktur für mobilitätseingeschränkte Personen,

Begleitender Ausschuss der Deutschen Bahn zum DB-Programm.

Mit DIN 18040-2 und DIN 32984 sind im Kalenderjahr 2011 zwei Normen als „Weißdruck“ veröffentlicht worden.

Einen wesentlichen Teil des Tagesgeschäfts nahm die Beantwortung von Anfragen ein. Diese werden üblicherweise über die Mailingliste (siehe Abschnitt 4.), über die DBSV Geschäftsstelle (Herrn Peter) an den GFUV herangetragen. Die Fragen decken dabei ein großes Spektrum wie den Hochbau, den öffentlichen Verkehrsraum, den ÖPNV, die DB etc. ab.

Der GFUV moderiert folgende Mailinglisten:

Mailingliste des GFUV: [email protected]. Hier sind die Mitglieder und zusätzlich die Berater des GFUV vertreten.

Allgemeine Umwelt-/Verkehrsliste: [email protected]. Derzeit sind knapp 140 Personen Mitglied dieser zum Teil sehr aktiven Liste.

Zahlreiche Veröffentlichungen im Newsletter Umwelt & Verkehr des BSVT (Blinden- und Sehbehindertenverband Thüringen e.V.) durch Eberhard Tölke z. B. zu

- Novellierung der Musterbauordnung (MBO)

- Aktualisierung der Leitlinie zur Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV)

- Hinweise für barrierefreie Verkehrsanlagen (HBVA)

- DIN 18040

- Neue Bauprodukte-Verordnung

- RETINA AKTUELL

- GEGENWART.

Durch Vertreter des GFUV wurden Ortsbegehungen und Besichtigungen durchgeführt:

31. März 2011 - Präsentation des Musterzuges ICE 2 im Redesign in Berlin

2. September 2011 - BUGA Gelände in Koblenz

13. Oktober 2011 - Besichtigung Triebzug TGV 2N2 in Frankfurt

mehrere Begehungen des Bahnhofs Rosenheim.

Zu folgenden Themen verfasste der GFUV schriftliche Stellungnahmen:

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BUGA Gelände in Koblenz (auf GFUV/DBSV-Homepage verfügbar)

ICE 2 Redesign (Bilder auf Homepage von Franz Rebele verfügbar)

Stellungnahme zu geplanten Änderungen in der MBO (Musterbauordnung)

Anmerkungen zum 2. Programm der DB sowie Stellungnahme zu deren Anlage 1

Stellungnahme zum DB-Entwurf der Ril 813

Zusammenstellung Vorgaben Kennzeichnung Glasflächen für Überarbeitung TSIPRM

Zusammenstellung Vorgaben Kontrastwerte für Überarbeitung TSIPRM

Der GFUV war 2011 an folgenden BKB-Projekten beteiligt:

BKB Projekt „E-Fahrzeuge“

BKB-Projekt Schulungen zur DIN 32975

BKB-Projekt zu barrierefreien Bankautomaten

Der GFUV war 2011 weiterhin an folgenden - zum Teil noch laufenden - Forschungsvorhaben beteiligt:

BusID 2– Helmut-Schmidt-Universität Hamburg:Das Projekt „Bus-ID“ (RFID-basierte akustische Unterstützung blinder und sehbehinderter Menschen für Orientierung und Information beim Zugang zum ÖPNV und an Ampeln) wird sich mit vier zentralen Themenkomplexen befassen, die substantiell für die Mobilität blinder und sehbehinderter Menschen sind und die im Alltag oft miteinander verbunden sind:

Das Auffinden von Einfach- und Mehrfachbushaltestellen und die Orientierung an diesen Haltestellen, d. h. das Finden des Einstiegs in den richtigen Bus. Dieses Szenario war zentrales Thema in der ersten Phase von Bus-ID; es wird nun erneut aufgegriffen und vertieft hinsichtlich der Nutzung von digital verfügbarer Zusatzinformation.

Die Orientierung an Busbahnhöfen, wo möglich ebenfalls unter Nutzung von digital verfügbarer Zusatzinformation.

Die Orientierung in unterirdischen bzw. überdachten Verkehrsanlagen, in denen GPS-basierte Orientierungshilfen nicht oder nicht zuverlässig funktionieren, wie z. B. in Bahnhofshallen und U-Bahnhöfen.

Die verbesserte Möglichkeit zur Überquerung von ampelgeregelten Fußgängerüberwegen.

InMoBS (Innerstädtische Mobilitätsunterstützung für Blinde und Sehbehinderte) Institut für Verkehr und Stadtbauwesen, Niedersächsisches Forschungszentrum Fahrzeugtechnik, Technische Universität Braunschweig:Das Projekt fokussiert auf die Entwicklung eines Systems zur Unterstützung von blinden und sehbehinderten Menschen an Knotenpunkten mit LSA sowie auf die durchgängige Mobilitätsunterstützung entlang des gesamten Weges. Eine frühe Zusammenarbeit mit den Verbänden dieser Personengruppen ist vorgesehen, um für die Entwicklung des Mobilgerätes und die Bewertung im täglichen Betrieb die Nutzeranforderungen bzw. Nutzereinschätzungen von Anfang an zu berücksichtigen und in die Systementwicklung eingehen zu lassen.

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Folgende Kernmodule stehen dabei im Mittelpunkt der Entwicklung:

Internetapplikation zur Routenplanung mit detaillierter digitaler Karte,

Mobilfunkdienst zur Unterstützung der hochgenauen Ortung,

Mobiles Endgerät zum barrierefreien Routing,

Kommunikationsfähige LSA-Anlagentechnik.

M4Guide – Berlin:Das Forschungsprojekt m4guide (mobile multi-modal mobility guide) der Senatsverwaltung für Verkehr in Berlin und hochrangigen Partnern aus Verkehr und Forschung befindet sich ebenfalls in der engeren Endauswahl. Auch hier ist mit einer Entscheidung bis Frühjahr 2012 zu rechnen.

Zielsetzung des Projektes m4guide ist die Entwicklung und praktische Erprobung eines durchgängigen personalisierten Reiseinformations- und Zielführungssystems, das auch von blinden und sehbehinderten Menschen in Städten genutzt werden kann. Der m4guide steht dabei für ein einfach zu bedienendes Smartphone (mobile) als integriertes Kommunikations- und Navigationssystem, das multi-modal, d. h. bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und auf Fußwegen, einsetzbar ist. Damit kann die Mobilität (mobility) von Personen in einer unbekannten städtischen Umgebung deutlich erhöht werden. Dies soll u. a. erreicht werden durch eine hohe Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Ortung und Zielführung in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf Fußwegen sowohl außerhalb als auch innerhalb von Gebäuden (z. B. Bahnhöfen) sowie durch eine hohe Genauigkeit der statischen und dynamischen Datengrundlagen.

E-Mobilität – Stand und bisherige Ergebnisse:Im Rahmen des BKB-Projekts „E-Fahrzeuge“ fand mit Unterstützung des BMVBS am 18. August 2011 bei der BASt (Bundesanstalt für Straßenwesen) ein wissenschaftlicher Test zur Bestimmung des hörbaren Eigengeräusches von E-Fahrzeugen statt. Es wurden von zehn Probanden aus NRW insgesamt sechzig verschiedene Fahrsituationen bewertet und hochwertige Film- und Tonaufnahmen zur Auswertung der Tests gemacht.

Vertreter des DBSV haben auf Einladung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung an einer Konferenz der Work Party 29 der UN ECE (Working Party on General Safety Provision) im Dezember in Bonn teilgenommen und die Ergebnisse des BASt-Tests - gekoppelt mit den Erfahrungen blinder und sehbehinderter Verkehrsteilnehmer im Umgang mit E-Fahrzeugen international - als deutschen Beitrag eingebracht. Am Rande dieser Tagung fand ein Erfahrungsaustausch mit Dr. Frederic Schroeder,1st Vice President National Federation of the Blind (USA), statt, um Gemeinsamkeiten in der Auffassung und im weiteren Vorgehen herauszuarbeiten.

Am 5. August 2011 fand in Duisburg ein sehr interessantes und weiterführendes Gespräch mit Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer zu der an seinem Lehrstuhl für Allgemeine BWL und Automobilwirtschaft - Center Automotive Research CAR in der Fakultät für Ingenieurwissenschaften der Universität Duisburg-Essen veröffentlichten Studie zur E-Fahrzeugen statt. Der DBSV hatte bereits in einem Newsletter auf diese Studie reagiert. Gerd Renzel, Nobert Herbig und Hans-Karl Peter konnten hier ein Umdenken bei Prof. Dudenhöffer von vorherrschender Sicherheit durch assistive Fahrsysteme in den Autos hin zu den Sicherheitsbedenken von Fußgängern und sinnesbehinderten Menschen im Besondern lenken.

Weitere Forschungsprojekte sind:

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-GuideforBlind,

-Deutsche Bahn WLAN,

-Dynamische Fahrgastinformation im ÖPNV und Fernverkehr.

Durch den GFUV wurden an folgenden Veranstaltungen Vorträge gehalten:

19. März 2011, Bad Meinberg (NRW): „Barrierefreiheit in der gebauten Umwelt“ für Fachgruppe Umwelt/Verkehr/Mobilität der BSV NRW

22. März 2011, Saulgrub (Bayern): „Kontrast ist Sicherheit für Alle“ Fortbildung Rehakreis 2011 (BBSB)

29. April 2011, Saulgrub: „Barrierefreiheit im öffentlichen und privaten Bereich“ 8. RP – Patientenseminar der Pro Retina Deutschland e.V.

Juni 2011, Frankfurt: „Barrierefreies Bauen in öffentlichen Gebäuden und Wohngebäuden“ Fachtagung Normung und Technik des Verband Fenster und Fassade (VFF)

18. Oktober 2011, Mainz: „Barrierefreiheit durch Kontraste“ Barrierefreies Rheinland-Pfalz – Neue Standards zur Barrierefreiheit, Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz

22. November 2011, Berlin: „Akustische Wahrnehmung - Unverzichtbarer Bestandteil der Fußgängersicherheit, Symposium Sicherheit von Hochvolt-Kraftfahrzeugen, Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. Unfallforschung der Versicherer (GDV)

Gespräche zur Begleitung einer Bachelorarbeit zum Thema "Laufschriften bei Sehbehinderung".

5.3 Normungswesen und weitere VernetzungIn den Normenausschüssen auf europäischer und Weltebene wirken DBSV-Vertreter über die DIN aktiv mit.

Herr Dr. Klaus Behling vertrat auch 2011 den DBSV wiederum bei der CEN auf europäischer Ebene und arbeitete gleichfalls engagiert bei der ISO mit.

Nach dem Abbruch der Arbeit an der ISO 23599 „Tactile Walking Surface Indicators“ (Bodenindikatoren) 2007 als Folge der Konflikte zwischen Japan und den anderen Mitgliedern der WG 7 in Lyon 2006 wurde im Jahr 2008 auf der ISO TC 173-Sitzung in Berlin beschlossen, die Arbeit an der ISO 23599 in einer neuen Work Group WG 8 wieder aufzunehmen. Die Aufnahme dieser Gespräche sollte im Frühjahr 2010 erfolgen, musste aber wegen des Vulkanausbruches auf Island auf 2011 vertagt werden.

Auf nationaler Ebene wirkten im DIN Herr Ernst-Dietrich Lorenz als Obmann des ehemaligen NAMed F4 - heute NAMed 063-06-04 „Kommunikationshilfen für blinde und sehbehinderte Menschen“ - und Frau Dr. Rühlemann, Herr Wadewitz, Herr Dr. Kahlisch, Herr Dr. Behling, Herr Schmidt-Block, Frau Auer und Herr Junge (beide DVBS) sowie Herr Peter mit.

Die Bodenindikatorennorm im öffentlichen Raum DIN 32984 wurde im Oktober 2011 als Weißdruck veröffentlicht. Damit wurde die alte Fassung einer neuen Methodik und Systematik angepasst, die eine bundesweite Anwendung vereinfacht. Der Dank gilt hier insbesondere Dr. Klaus Behling, ohne dessen Beharrlichkeit diese Norm nicht in dieser Qualität und in dieser Ausführlichkeit hätte erscheinen können.

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Es wurde 2009 beschlossen, die derzeit geltende DIN 32981 „Zusatzeinrichtungen für blinde und sehbehinderte Menschen an Straßenverkehrssignalanlagen (SVA) - Anforderungen“ zu überarbeiten und dem aktuellen Stand der Technik anzupassen sowie ein neues Normungsvorhaben zu taktilen Schriften und Informationen zu beginnen. Erste Vorarbeiten dazu sind 2010 angelaufen und fanden im Frühjahr 2011 ihre Fortsetzung. Im Jahr 2012 ist mit der überarbeiteten Fassung als Entwurf zu rechnen.

Im Jahr 2010 wurde im oben erwähnten DIN-Ausschuss weiterhin festgelegt, eine DIN zu taktilen Schriften im öffentlichen Bereich zu erarbeiten. Die Erarbeitung der DIN 32986 „Taktile Schriften-Anbringung von Braille- und erhabener Profilschrift“ hat im Jahr 2011 große Fortschritte gemacht, lediglich bei der Auswahl einer geeigneten Schrift für die so genannte Profilschrift gibt es noch Forschungs- bzw. Klärungsbedarf. Dieser dürfte aber im Jahr 2012 erledigt sein. So dass Ende 2012 mit dem Gelbdruck dieser Norm zu rechnen ist.

Die Arbeiten an der zweiten Teil-Norm für barrierefreies Bauen, der DIN 18040 "Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen - Teil 2 Wohnungen", wurden beendet. Diese Norm erschien im September 2011. Zeitgleich wurde mit der Erarbeitung einer Norm DIN 18040 Teil 3 „Barrierefreies Bauen im öffentlichen Raum“ begonnen. Mit der Fertigstellung des Entwurfs und Veröffentlichung der 3. Teil-Norm ist nunmehr im Frühherbst 2012 zu rechnen.

Seit der konstituierenden Tagung des Normenausschusses NA 023-00-02 AA zu Barrierefreiheit und Accessibility im Jahr 2006 arbeitet Herr Lothar Rehdes für den DBSV in diesem Ausschuss mit.

So steht die Mitwirkung an der Ausgestaltung des ISO Guide 71, der die barrierefreie Produktgestaltung zum Inhalt hat, im Mittelpunkt der Tätigkeit. Von deutscher Seite ist hier in den vergangenen Jahren mit der Erarbeitung des DIN-Entwurfs 33455 und des daraus hervor gegangenen Fachberichtes 124 eine gute Vorarbeit geleistet worden, die auch international eingebracht werden konnte.

Bereits 2007 hatte der DBSV beim DIN beantragt, die DIN 1450 „Lesbarkeit von Schriften“ zu überarbeiten und die Interessen sehbehinderter Leser im Hinblick auf alle, besonders jedoch ältere, Leser hinsichtlich der Schriftgröße, der Schriftgestaltung und weiterer wichtiger Punkte zu berücksichtigen. Im Dezember 2009 konnte unter hoher Beteiligung der Sehbehindertenselbsthilfe die Überarbeitung trotz Widerstandes von Typografen aufgenommen werden. Damit wird die zweite Norm in Angriff genommen, die das alltägliche Leben von sehbehinderten Menschen verbessern hilft. Hier gestaltete sich jedoch die Erarbeitung äußert schwierig, weil die Typographen sehr wissenschaftlich und mit unterschiedlichen Ansätzen diese Überarbeitung angehen. Im Dezember 2011 konnten die Arbeiten an der Norm im Konsens mit allen Beteiligten nun abgeschlossen werden, so dass im Frühjahr 2012 mit dem Erscheinen des Gelbdrucks (Normenentwurfs) zu rechnen ist

1990 wurde die Normungsinstitution für das europäische Eisenbahnwesen (CEN/TC256) gegründet. Ihre Aufgabe besteht darin, Normenwerke zur Unterstützung europäischer Richtlinien zu erarbeiten. Die 30 nationalen Normungsinstitute erarbeiten in Spiegelausschüssen Stellungnahmen zu europäischen Normungsvorhaben und entsenden ihre Experten in die Arbeitsgruppen des CEN/TC. Auf diese Weise können sie Einfluss auf den technischen Inhalt der Normen nehmen.

Der Normenausschuss „Fahrwege und Schienenfahrzeuge“ (FSF) ist ein solches europäisches Arbeitsgremium im CEN/TC. Ihm gehört der Unterausschuss" Fahrzeuge und Infrastruktur für mobilitätseingeschränkte Personen" (NA087-11-02) als deutsches Spiegelgremium an.

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Der NA087-11-02 brachte 2009 einen Kriterienkatalog für die Braille-Beschriftungen an und in Fahrzeugen sowie der Infrastruktur des europäischen konventionellen Eisenbahnsystems sowie des Hochgeschwindigkeitsbahnsystems als Vorschlag ein. Grundlage dafür bildet die Technische Spezifikation für die Interoperabilität für Personen mit reduzierter Mobilität (TSI PRM). In diesem Unterausschuss wirkt Eberhard Tölke vom GFUV mit.

Herr Wolfgang Schmidt-Block und Herr Knut Junge vertraten den DBSV in einer Expertengruppe des Deutschen Behindertenrates, die an der Erarbeitung eines Programms der Deutsche Bahn AG zur Erreichung größerer Barrierefreiheit beteiligt ist.

Die hier skizzierte sehr umfangreiche Mitwirkung des DBSV in übergreifenden Gremien ist eine zwingende Voraussetzung dafür, dass die spezifischen Interessen blinder und sehbehinderter Menschen bei der Koordinierung von Forderungen und Wünschen aller Behinderungsgruppen Gehör finden.

5.4 Arbeitskreis der BlindenführhundhalterDank der Förderung durch die Bert-Mettmann Stiftung hat der Arbeitskreis der Führhundhalter in der DBSV-Geschäftsstelle Verstärkung: Sabine Häcker bearbeitet hauptamtlich das Projekt „Qualitätssicherung in der Blindenführhundausbildung“.

5.4.1 AK-LeitersitzungAm ersten Märzwochenende 2011 fand die jährliche Arbeitskreis-Tagung in Bad Meinberg statt. Renate Kokartis (Schleswig Holstein), die den Arbeitskreis seit 18 Jahren angeführt hat, gab ihr Amt auf und übergab den Staffelstab an ihren Nachfolger Robert Böhm (Bayern) als Arbeitskreisleiter und Manfred Beckmann als seinen Stellvertreter. Als Beisitzerin wurde Helga Mauch, die bereits die Redaktion der „Wir-Führhundhalter“-Daisy-CD inne hat, in die Arbeitskreisleitung gewählt. Frau Kokartis wurde für ihre langjährige und engagierte Leiterfunktion dieses Arbeitskreises gedankt.

5.4.2 Präqualifizierungsverfahren für FührhundschulenParagraph 126 des SGB V schreibt vor, dass die GKV nur noch Kosten für Hilfsmittel übernimmt, wenn der Leistungserbringer seine fachliche und strukturelle Eignung für eine ausreichende, zweckmäßige und funktionsgerechte Herstellung, Abgabe und Anpassung des Hilfsmittels nachgewiesen hat. Das gilt auch für Blindenführhundschulen.

Als Kernveranstaltung der Verhandlungen fand am 18.01.2011 auf Einladung des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) eine Sitzung statt.

Zum Nachweis der räumlichen und sächlichen Voraussetzung, die eine Führhundschule erbringen muss, wurde in der Sitzung vereinbart, einen Bewertungsbogen zu erstellen. Mit der Erarbeitung des Bewertungsbogens beauftragten die Verhandlungsteilnehmer einen Vertreter von Deutsche Blindenführhundschulen e.V. (DBFHS) sowie das Projekt „Qualitätssicherung in der Blindenführhundausbildung“ des DBSV. Die Formularvorlage für Betriebsbegehungen wurde sorgfältig und umfassend erstellt und dem GKV Spitzenverband übergeben. Damit sind die Verhandlungen nun vorläufig abgeschlossen und der GKV Spitzenverband muss über das vorliegende Ergebnis entscheiden.

Sollte die erarbeitete Form der Betriebsbegehung tatsächlich in vollem Umfang zum Einsatz kommen, ist dies auf jeden Fall ein Fortschritt auf dem Weg zu mehr Qualitätssicherung in der Führhundausbildung.

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5.4.3 Engagement in EuropaSeit Sommer 2011 ist der Arbeitskreis der Führhundhalter beim DBSV in drei europäischen Projekten vertreten: In zwei Arbeitsgruppen („Führhundwesen in Europa“ und „Standards und Standardisierung“) der European Guide Dog Federation (EGDF) und im European Guide Dog Mobility Standards Projekt (EGDMS). Im Rahmen des EGDMS-Projektes besteht eine Kooperation mit der europäischen Kommission für Normung (CEN). Ziel des Projektes ist es, in Europa ein standardisiertes Trainingsprogramm für Führhundtrainer zu etablieren.

5.4.4 GespannprüfungenMit dem Ziel, in den Gespannprüfungen für Blindenführhundgespanne eine einheitliche und vollständige Gutachtendokumentation zu erleichtern, wurde von Juni bis Dezember in einer fachübergreifenden und verbandsübergreifenden Arbeitsgruppe ein neuer Gespannprüfungsbogen erstellt.

5.4.5 Seminare und Fortbildungen14. bis 17. Juli 2011 in Kooperation mit Verein Lichtblicke e.V. Infoseminar für Führhundinteressenten und Erst-Führhundhalter.

14. bis 16. Oktober 2011 – bundesweites Führhundhalter-Treffen:78 Teilnehmer, wovon 54 Führhundhalter waren, trafen sich in Nürnberg zum bundesweiten Führhundhalter-Treffen.

29. September bis 3. Oktober 2011 Gespannprüferseminar in Berlin in Kooperation mit dem Verein Lichtblicke e.V., Titel: "beobachten - beurteilen - einheitlich bewerten". Es nahmen 22 erfahrene Gespannprüfer teil.

5.4.6 Sonstige AktivitätenAuf Länderebene wurden zahlreiche regionale Führhundhalter-Treffen durchgeführt. Darüber hinaus führten die Mitglieder des Arbeitskreises zahlreiche telefonische Beratungsgespräche und beantworteten Anfragen per Email. Nach wie vor sind Fragen rund um die Bewilligung der Kostenübernahme für einen Führhund, Schwierigkeiten mit der Führhundschule, Probleme mit dem Verhalten des Hundes und verwehrte Zutrittsrechte Anlass für Gespräche und Verhandlungen. Darüber hinaus gab es auch in 2011 Anfragen der Presse, die sorgfältig beantwortet wurden.

5.5 Koordinationsstelle (KS) für Hilfsmittelberater der LandesvereineLeitung: Gerd Schwesig

Im Mai 2011 fanden die Neuwahlen der KS Hilfsmittelberater im Rahmen der Hilfsmittelberatertagung in Mainz am Rande der alljährlichen SightCity statt.

Das bisherige Leitungsteam wurde in seinen Ämtern bestätigt. Als Leiter wurde Gerd Schwesig (BVN), als Stellvertreter Bernd Peters (BSVSA) und als Schriftführerin Heike Schmidt (BSV Südbaden) gewählt.

Im SightCity Forum standen die Herren Peters und Schwesig sowie Frau Nickel im Rahmen einer Podiumsdiskussion interessierten Messebesuchern für eine Diskussion über das Angebot im Bereich Hilfsmittelberatung im DBSV zur Verfügung. Auch am Stand

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des DBSV standen die Herren Peters und Schwesig im Rahmen von „Nachgefragt“ Messebesuchern Rede und Antwort. Diese beiden Angebote wurden zahlreich in Anspruch genommen.

Die Hilfsmittelberater der Landesverbände und -vereine haben sich auch im Jahr 2011 auf diversen Ausstellungen und Messen über Neuerungen und Produkte auf dem Hilfsmittelmarkt informiert. Auch haben sie selbst als Berater auf Infoständen Interessierten Antworten auf ihre Fragen geben können. Es wurden redaktionelle Beiträge verfasst und verschiedenen Medien zur Verfügung gestellt. Fragen von unterschiedlicher Öffentlichkeit wurden persönlich, telefonisch und zunehmend online beantwortet. In der Hilfsmittelberaterliste wurde viel Know-how ausgetauscht.

Der Bereich „Hilfsmittelberatung“ auf der DBSV Homepage wurde gepflegt.

Die Tagung im Jahr 2012 wird in Timmendorf stattfinden. Nach gemachten Erfahrungen und Wünschen werden auf dieser Tagung die Schwerpunkte „Appleprodukte für blinde und sehbehinderte Menschen“ sowie die „Onlineberatung“ thematisiert.

5.6 Gemeinsamer Fachausschuss für allgemeine Hilfsmittel (GFaH)Der Gemeinsame Fachausschuss für allgemeine Hilfsmittel (GFaH) hat seine Tätigkeit eingestellt und ruht zunächst für diese Wahlperiode.

Die bisherigen Aufgaben des GFAH übernimmt teilweise die Koordinationsstelle (KS) der Hilfsmittelberater. Außerdem wird ein neuer "Expertenkreis barrierefreie Produkte" unter der Verantwortung von Ernst-Dietrich Lorenz gebildet.

Dieser Expertenkreis wird seitens der DBSV-Geschäftsstelle nach Bedarf in Aktivitäten zur barrierefreien Produktgestaltung eingebunden. Die Arbeit geschieht vornehmlich projektgebunden. Initiativen aus dem Expertenkreis heraus sind möglich, z. B. zur Durchführung von Tagungen. Themen können sein:

Arbeit zur Nutzbarkeit von Produkten des allgemeinen Marktes,

Entwicklung von Standards zur barrierefreien Produktgestaltung,

Aktivitäten z. B. zu weißer Ware (Haushaltsgeräte), Unterhaltungselektronik wie TechniSat GmbH,

Zusammenarbeit mit der Stiftung Warentest: Barrierefreiheit als Testkriterium,

Mitarbeit in Normungsausschüssen.

5.7 Sicherung der Hilfsmittelversorgung Um die Perspektive der Nutzer einzubringen und um die Produktion und das Angebot geeigneter Hilfsmittel zu beeinflussen, arbeitet der DBSV in den Organen der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) mit. Außerdem ist er Mitgesellschafter der Firma Blista Brailletec. Um das Hilfsmittelangebot langfristig zu sichern, unterstützte der DBSV auch 2011 den 2009 als gemeinnützige Gesellschaft und Nachfolger des VzFB gegründeten Deutschen Hilfsmittelvertrieb (DHV). Neben dem BVN, der blista Marburg und dem VBS hält auch der DBSV Anteile der neuen Gesellschaft.

5.8 Lenkungsausschuss Zielvereinbarungen (LAZ)Das im Jahr 2002 in Kraft getretene Behindertengleichstellungsgesetz hatte das neue Instrument der Zielvereinbarung eingeführt. Es räumt Behindertenverbänden das Recht ein, Verhandlungen mit privatwirtschaftlichen Unternehmungen zur Erreichung

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barrierefreier Produkte verlangen zu können. 2003 begann der DBSV damit zu prüfen, welche Partner und Produkte sich aus der Perspektive blinder und sehbehinderter Verbraucher für Zielvereinbarungsverhandlungen eignen könnten. Gemeinsam mit dem DVBS schuf der DBSV dafür einen kleinen verbändeübergreifenden Lenkungsausschuss. Dieser gestaltete bereits im September 2003 ein gemeinsames Seminar aller Fachausschüsse um einerseits über das Instrument der Zielvereinbarung zu informieren und andererseits Anregungen und Experten für verhandelbare Produkte zu gewinnen. Seit 2010 bringt der DBSV seine diesbezüglichen Aktivitäten in das BKB Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit ein, das Zielvereinbarungsverhandlungen seither mit Unterstützung des BMAS behinderungsübergreifend vorbereitet und koordiniert.

Am Ende des Jahres 2011 standen 39 Zielvereinbarungen im entsprechenden Register des BMAS. Der DBSV mit seinen Landesvereinen (hier vornehmlich Rheinland-Pfalz) und der DVBS sind an 33 der 39 eingetragenen Zielvereinbarungen beteiligt. Weitere sind in Vorbereitung und werden 2012 veröffentlicht.

Zielvereinbarungen zur Herstellung von Barrierefreiheit nach dem Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (BGG):

Zielvereinbarung vom 7.4.2011 - Barrierefreier Tourismus mit dem Verband der Campingplatzunternehmer Rheinland-Pfalz und Saarland e. V. (Camping Cluasensee GmbH, 67714 Waldfischbach-Burgalben)

Zielvereinbarung vom 6.1.2011 – Barrierefreier Handel mit dem E-Center Edeka-Markt Neunkirchen-Wellesweiler (E-Center Edeka-Markt, Bliesstraße 73, 66538 Neunkirchen-Wellesweiler

Zielvereinbarung vom 15.12.2010 - Barrierefreie Gestaltung der Betriebsstätte Oggersheim der Globus Handelshof St. Wendel GmbH Co. KG, Oderstraße 6, 67059 Oggersheim

Zielvereinbarung vom 7. Dezember 2010 - Barrierefreie Gestaltung von Fahrzeugen und Informationssystemen mit der ODEG Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG Ostdeutsche Eisenbahn GmbH, Bahnhof 1, 19370 Parchim)

Zielvereinbarung vom 11.10.2010 - Barrierefreie Gestaltung des E-aktiv-Markt Wolst, Rheinstraße 3, 55435 Gau-Algesheim

Zielvereinbarung vom 17.8.2010 - Barrierefreier Handel mit dem Globus Handelshof St. Wendel GmbH Co. KG, Betriebsstätte Kaiserslautern, Merkurstraße 57, 67663 Kaiserslautern

Zielvereinbarung vom 27.7.2010 - Barrierefreie Gestaltung der Betriebsstätte Simmern Globus Handelshof St. Wendel GmbH Co. KG, Argenthaler Straße, 55469 Simmern

Zielvereinbarung vom 23.7.2010 - Barrierefreie Gestaltung von Sportstätten in Rheinland-Pfalz (Landessportbund Rheinland-Pfalz, Rheinallee 1, 55116 Mainz)

Zielvereinbarung vom 23.7.2010 - Barrierefreie Gestaltung der AOK-Hauptverwaltung sowie der AOK-Geschäftsstellen in Rheinland-Pfalz (AOK Rheinland-Pfalz, Virchowstr. 30, 67304 Eisenberg)

Zielvereinbarung vom 22.6.2010 - Barrierefreie Gestaltung der Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz des Deutschen Jugendherbergswerks Rheinland-Pfalz/Saarland, In der Meielache 1, 55122 Mainz

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Zielvereinbarung vom 10.5.2010 - Barrierefreie Gestaltung der Betriebsstätte Neustadt an der Weinstraße der Globus Handelshof St. Wendel GmbH Co. KG, Adolf-Kolping-Straße 173, 67433 Neustadt an der Weinstraße

Zielvereinbarung vom 22.3.2010 - Barrierefreie Gestaltung des E-Center Edeka-Marktes Schweich, Brückenstr. 2, 54338 Schweich

Zielvereinbarung vom 11.3.2010 - Barrierefreie Gestaltung des E-Center Edeka-Marktes Trier, Über Brücken 4, 54294 Trier

Zielvereinbarung vom 26.11.2009 - Barrierefreie Gestaltung des Globus Handelshofes St. Wendel GmbH Co. KG, Betriebsstätte Idar-Oberstein

Zielvereinbarung vom 26.11.2009 - Barrierefreie Gestaltung des E-Center Edeka Markt Kaiserslautern, Zollamtstraße 28, 67663 Kaiserslautern

Zielvereinbarung vom 21.10.2009 - Barrierefreie Gestaltung des E-Center Edeka Markt Betriebstätte Bad Kreuznach

Zielvereinbarung vom 28.4.2009 - Barrierefreier Handel im E-Center Edeka Markt Wittlich

Zielvereinbarung vom 2.7.2007 - Barrierefreier Shuttleverkehr zwischen Flughafen Frankfurt-Hahn - Mainz Hauptbahnhof - Flughafen Frankfurt

Zielvereinbarung vom 9.6.2007 - Barrierefreie Gestaltung von Fahrzeugen, Haltepunkten und Informationssystemen

Zielvereinbarung vom 17.4.2007 - Barrierefreie Dienstleistungen des Sparkassen- und Giroverband Rheinland-Pfalz

Zielvereinbarung vom 9.10.2006 - Barrierefreie Gestaltung der GLOBUS Handelshof GmbH & Co. KG, Betriebsstätte Zell

Zielvereinbarung vom 11.5.2006 - Barrierefreie Gestaltung der Internetangebote der Kreishandwerkerschaft Rureifel

Zielvereinbarung vom 8.12.2005 - Programm für eine barrierefreie Gestaltung von Fahrzeugen der NBE Nordbahn Eisenbahngesellschaft mbH & Co. KG

Zielvereinbarung vom 7.12.2005 - Programm für eine barrierefreie Gestaltung von Bahnanlagen und Fahrzeugen der AKN Eisenbahn AG

Zielvereinbarung vom 9.8.2005 - Barrierefreie Gestaltung von Internetangeboten der Pfizer Deutschland GmbH

Zielvereinbarung vom 1.6.2005 - Programm der Deutschen Bahn AG zum barrierefreien Reisen

Zielvereinbarung vom 5.4.2005 - Barrierefreie Gestaltung der Märkte der Hornbach Baumarkt AG

Zielvereinbarung vom 12.3.2005 - Standardisierte Erfassung, Bewertung und Darstellung barrierefreier Angebote in Hotellerie und Gastronomie

Zielvereinbarung vom 2.4.2005 - Barrierefreie Gestaltung des Baden-Airparks

Zielvereinbarung vom 6.10.2004 - Barrierefreie Gestaltung der Betriebsstätte Gensingen der GLOBUS Handelshof GmbH & Co. KG

Mobilitätsprogramm vom Dezember 2008 - Südwestdeutschen Verkehrs-Aktiengesellschaft

Mobilitätsprogramm vom September 2008 - Hohenzollerischen Landesbahn AG

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Mobilitätsprogramm vom August 2008 - ODEG Ostdeutsche Eisenbahn GmbH

Mobilitätsprogramm vom Juli 2007 - Nord-Ostsee-Bahn GmbH.

Durch seine aktive Mitarbeit in der Arbeitsgruppe, die das Bahnprogramm für mehr Barrierefreiheit erarbeitet hat und die seine Umsetzung begleitet, ist der DBSV inhaltlich darüber hinaus auch an der Ausgestaltung dieser Aktivität beteiligt.

Einige Landesvereine waren im Laufe der Zielvereinbarungsverhandlungen konsultiert und teilweise aktiv an Entscheidungsprozessen beteiligt worden. Vertreter des DBSV sind seither in die Arbeitsgruppen aktiv eingebunden, die die Umsetzung der in den Zielvereinbarungen formulierten Forderungen der Behindertenverbände kontrollieren und mit fachlichem Rat begleiten.

Dennoch ist die Zahl abgeschlossener Zielvereinbarungen bisher zu gering. Gemeinsam mit dreizehn weiteren Behindertenverbänden gründete der DBSV deshalb im Dezember 2008 das Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit (BKB). Es hat zum Ziel, einen behinderungsübergreifenden Austausch zu organisieren, Standards und Kriterien zu entwickeln, Schulungen zu konzipieren und durchzuführen, um damit mehr Barrierefreiheit unter Anderem durch mehr Zielvereinbarungen zu erreichen. Dafür erhält das BKB Fördermittel der Bundesregierung. Tätigkeitsschwerpunkte liegen zunächst in den Bereichen Bauen, Verkehr, Tourismus sowie Information und Kommunikation. Nachdem sich der DBSV bereits intensiv an der Vorbereitung und Konzipierung des Kompetenzzentrums beteiligt hatte und der DBSV-Geschäftsführer zum ersten Vereinsvorsitzenden gewählt wurde, konnte sich das BKB im Berichtszeitraum deutlich weiterentwickeln. Es hat mittlerweile annähernd 50 Projekte initiiert, eine weitere Fachtagung gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Menschenrechte durchgeführt und einen mit Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft besetzten Beirat aufgebaut (Projektübersichten und -details sind nachzulesen unter: www.barrierefreiheit.de).

Seitens des DBSV eingebrachte und umgesetzte Projekte 2011 sind:

Projektkonzept „Begleitung BMVBS - Forschungsprojekt ‚Schnittstelle Gehweg/Straße’ (Teil 1)“ Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: “Barrierefreie Querungsstellen an Hauptverkehrsstraßen - Ausgestaltung von Bordsteinabsenkungen und Bodenindikatoren im Detail“,

E-Mobilität eine Gefahr für blinde und sehbehinderte Menschen,

Barrierefreiheit von T-Punkte, Online-Portalen der Telekom und Telefonstelen,

Barrierefreie Geldautomaten,

Darstellung von technischen Regelwerken, Richtlinien, Verordnungen und Gesetzen, die das Thema Barrierefreiheit und deren Einführung betreffen.

5.9 Koordinationsstelle Tourismus (KosT)Leitung: Dr. Rüdiger Leidner

5.9.1 Fortsetzung der Arbeit an EmpfehlungenDie Diskussion mit Museumspädagogen auf der KosT-Konferenz in Essen 2010 hatte es nahegelegt, die Empfehlungen zu Museen und Ausstellungen zu überarbeiten. Die Landestourismusbeauftragten beschlossen daher, neben den Empfehlungen über Spazier- und Wanderwege auch die Museumsempfehlungen zu aktualisieren. Die Arbeiten wurden in 2011 abgeschlossen.

Das positive Echo in der Öffentlichkeit insbesondere auf die Museumsempfehlungen nimmt zu. Auf Einladung des Vereins Bezgraniz („Ohne Grenzen“) wurden sie im Sommer

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2011 auf der Moskauer Konferenz über die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention vorgestellt. Die Empfehlungen liegen nunmehr sowohl in englischer als auch in russischer Sprache vor und finden damit auch international Verbreitung.

Als neue Empfehlung der KosT wurden 2011 die „Empfehlungen zur Reiseassistenz“ veröffentlicht.

5.9.2 Verbesserung des Informationsangebotes für blinde/sehbehinderte Reisende

Die Internetseite der KosT wurde erweitert. Neben den unter 1. erwähnten Empfehlungen wurden Reiseberichte von blinden und sehbehinderten Reisenden, sowie z. B. eine Liste der Telefonnummern der Servicepoints der Bahn eingestellt.

Auch 2011 gab die KosT das „Touristik-Info“ mit zahlreichen Tipps rund um das Reisen heraus. Die 40 Ausgaben wurden von 278 registrierten Lesern per E-Mail bezogen. Darüber hinaus können sich Interessenten in der 2011 auf der Internet-Seite der KosT neu eingerichteten Rubrik „Terminvorschläge“ über aktuelle Reise- und Freizeitangebote informieren.

Dank der personellen Unterstützung durch den DBSV machten die Arbeiten zur Erstellung einer Datenbank mit für blinde/sehbehinderte Reisende geeigneten touristischen Angeboten weitere Fortschritte, so dass die KosT dem Vorschlag des Projektteams zustimmte, Databus auf der ITB 2011 freizuschalten und am DBSV-Stand zu präsentieren.

Databus www.databus.dbsv.org wird seitdem von blinden und sehbehinderten Reisenden im Internet genutzt. Die durchschnittlich 100 Zugriffe täglich zeigen das große Interesse an diesem Informationsangebot. Diese Datenbank fasst für blinde und sehbehinderte Menschen geeignete Angebote zusammen, die in vielen Fällen auf den Seiten der Anbieter nicht oder nur sehr versteckt zu finden sind und trägt auch dazu bei, dass diese Angebote langfristig recherchierbar bleiben. Zum Aufbau des Datenbestandes wurden eine Vielzahl von Gesprächen mit Museen, Touristikzentralen, Restaurantbetreibern etc. geführt. Beim Aufbau und während der Pflege der Datenbank konnten dadurch einige neue Angebote in Erfahrung gebracht werden, die Termine an blinde und sehbehinderte Menschen kommuniziert und Kontakte zu den Selbsthilfeorganisationen vor Ort vermittelt werden, um bei der Schaffung neuer Angebote zu unterstützen. Neben der kontinuierlichen Datenpflege werden aber auch die Arbeiten an der Datenbankstruktur durch das Redaktionsteam unter der Leitung von Dr. Jürgen Trinkus weitergeführt.

5.9.3 Internationale TourismusbörseAuch 2011 war der DBSV, dank der personellen Unterstützung durch die Geschäftsstelle, wieder mit einem eigenen Stand vertreten. Die Zusammenarbeit mit der NatKo hat sich bewährt und verbessert deutlich die Wahrnehmung des Standes bei den Besuchern.

Wie 2010 wurde auch 2011 wieder ein gut besuchter Workshop durchgeführt, an dem eine Vertreterin der KosT beteiligt war, (Thema: Gesundheit, Wellness und Sport - zunehmend mehr auch für blinde und sehbehinderte Menschen attraktiv).

5.9.4 Mitarbeit in anderen GremienDie Mitarbeit in der Arbeitsgruppe des Landesmuseumsbundes Berlin wurde fortgesetzt. Die vom Berliner Senat erbetenen Checklisten über barrierefreie Ausstellungen wurden fertiggestellt und im November 2011 veröffentlicht.

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Auf diese Arbeiten dürfte es auch zurückzuführen sein, dass nach fast zweijährigen Bemühungen im November 2011 endlich die Gespräche mit dem Deutschen Museumsbund (DMB) zustande kamen. Im Sommer hatte der DMB den DBSV und das BKB zur Teilnahme an einer Podiumsdiskussion im Rahmen seiner Mitgliederversammlung eingeladen. Dort wurde der Beschluss des DMB-Vorstands verkündet, zusammen mit interessierten Behindertenverbänden einen DMB-Leitfaden über barrierefreie Museen zu erarbeiten. Seitdem intensivierte sich die Zusammenarbeit mit dem DMB bis hin zu einem gemeinsamen Auftritt in einer vom BKB durchgeführten Podiumsdiskussion über die UN BRK.

Die Zusammenarbeit mit dem Verband der Museumspädagogen wurde fortgesetzt. Die von dem Verband eingerichtete AG „Barrierefreie Museen“ erfreut sich weiterhin großen Interesses.

Im Rahmen des Rehacare-Kongresses fand, organisiert von MdB Dr. Ilja Seifert und der Internationalen Akademie für Management und Technologie, eine deutsch-russische Konferenz über die Auswirkungen der UN-BRK auf die Behindertenpolitik in Europa statt. Der DBSV wurde eingeladen, während einer Podiumsdiskussion das EDF zu vertreten. Die Veranstaltung war international gut besucht. Die Gäste aus Osteuropa waren meist hochrangig.

Erstmalig führten zwei Vertreterinnen der KosT im Rahmen der fünftägigen Fortbildung zum Thema „Reiseassistenz“ des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderte e. V. eine halbtägige Schulung zum Thema „Reiseassistenz für blinde und sehbehinderte Menschen“ durch.

5.9.5 Ausblick auf 2012Der Messestand auf der ITB wird wieder zu denselben günstigen Konditionen wie 2011 vereinbart werden können. Es bestehen gute Aussichten, dass sich die Absicht der NatKo, auf der ITB einen Tag des barrierefreien Tourismus zu organisieren, 2012 realisieren lässt.

Die Messegesellschaft hat sich nicht nur finanziell sehr entgegenkommend gezeigt, sondern auch zugestimmt, diesen Tag zum Bestandteil des ITB-Kongresses zu machen. Das Publikum besteht damit überwiegend aus Fachbesuchern aus der Tourismusbranche.

Der DBSV ist nicht nur in die Vorbereitungen eng eingebunden, sondern hat auch einen Platz im Programm, der zur Präsentation von Databus vor Fachpublikum genutzt werden kann.

Die KosT schlägt vor, 2012 wieder eine öffentliche Jahrestagung durchzuführen. Im Mittelpunkt soll die Präsentation und Diskussion der noch zu erarbeitenden Empfehlungen über Audioguides stehen.

Da die Schulung „Reiseassistenz für blinde und sehbehinderte Menschen“ beim BSK ein positives Echo fand, bestehen gute Aussichten, dass dieses Modul auch 2012 wieder in die Fortbildung des BSK eingebunden sein wird.

6.Bildung 6.1 Bildungspolitische Aktivitäten

Der DBSV hat an zahlreichen Stellen seine bildungspolitischen Positionen in die Diskussion eingebracht, um in wesentlichen Bereichen Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Bildung blinder und sehbehinderter Menschen zu erreichen. Unter www.bildung.dbsv.org sind diese Positionen ausführlich dargestellt.

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Vor allem bemüht sich der DBSV um die Qualität in der Aus- und Weiterbildung der Lehrenden. In Gesprächen mit Politikern und in zahlreichen Briefen hat er hervorgehoben, dass die Ausbildung von Blinden- und Sehbehindertenpädagoginnen und -pädagogen bundesweit gesichert werden muss.

Ein weiterer Fokus lag bei der Versorgung mit Lernmitteln für blinde und sehbehinderte Menschen. Der DBSV hat sich inhaltlich in das "Schulbuch-Projekt" der Deutschen Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig eingebracht und versucht aktuell, die Regelungen für die Zulassung von Schulbüchern so zu beeinflussen, dass diese von Verlagen auch in einem barrierefreien digitalen Format bereitgestellt werden müssen.

6.2 Empfehlungen der KultusministerkonferenzIn einem zweijährigen Prozess hat die Kultusministerkonferenz neue Empfehlungen für Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen an Schulen entwickelt. Mit diesen will sie den Forderungen der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen Rechnung tragen. Erstmals gelang es auch Selbsthilfeorganisationen behinderter Menschen eine Einbindung in die Erarbeitung zu erwirken. Eine Arbeitsgruppe des Deutschen Behindertenrates (DBR) unter Mitwirkung des DBSV begleitete die Erarbeitung der Empfehlungen kritisch-konstruktiv und konnte in manchen Bereichen wichtige fachliche und bildungspolitische Akzente mit in das im Oktober 2011 beschlossene Papier einbringen. Dennoch bleibt es sowohl bezüglich der beschriebenen Bildungsqualität als auch hinsichtlich eines wenig verbindlichen Bekenntnisses zur Inklusion weit hinter den Erwartungen der Behindertenverbände zurück. Diese werden aber sowohl inhaltlich, als auch was die Qualität der Beteiligung angeht, weiter vehement für gleiche Bildungschancen von Lernenden mit Behinderungen eintreten.

6.3 Bildungs-StandardsDer DBSV beteiligte sich an der Erarbeitung von Standards für die Bildung blinder und sehbehinderter Schülerinnen und Schüler durch die Arbeit von Blinden- und Sehbehindertenpädagogen. Diese wurden im Sommer 2011 vom Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik beschlossen und im November vom DBSV-Präsidium bestätigt. Der DBSV konnte wichtige Akzente in diese Standards mit einbringen, die umfassend die Arbeitsfelder der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik beschreiben. Es gilt nun, diese auch für bildungspolitische Argumentationen zu übertragen und nutzbar zu machen.

6.4 Lese-Schreib-Anbahnung für sehbehinderte und blinde VorschulkinderIm internationalen Projekt EVEIL mit Förderung des EU-Programms COMENIUS arbeitet der DBSV von 2010 bis 2012 im Bereich der Frühförderung blinder und sehbehinderter Kinder. Im Projekt werden Methoden der Nutzung von Kinderbüchern für die Förderung der Begriffsbildung weiterentwickelt. Aufgabe des DBSV ist es, die Internetseite des Projektes zu gestalten, die unter www.comenius-eveil.eu viele Informationen zur Herstellung und Benutzung taktiler Kinderbücher und zur Förderung der Begriffsbildung bietet. Zudem beteiligt sich der DBSV an Seminaren für Eltern, die diese im Umgang mit Büchern mit ihren blinden oder sehbehinderten Kindern schulen, so eines im Oktober 2011 mit der Frühförderung der Schlossschule Ilvesheim. Weitere sind 2012 geplant.

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6.5 Deutsche Blindenstudienanstalt (Blista)Hier ist der DBSV geborenes Mitglied im Verwaltungsrat der Einrichtung. Den Sitz des Verbandes nahm im Berichtszeitraum Herr Manfred Scharbach wahr. Träger der Einrichtung ist ein Trägerverein mit mehrheitlich blinden und sehbehinderten Mitgliedern. Damit ist die Carl-Strehl-Schule der Blista die einzige Schule des Blinden- und Sehbehindertenwesens, die von selbst Betroffenen und ihren Verbänden getragen wird.

Als zentrale Ereignisse der Einrichtung sind aus verbandlicher Perspektive für den Berichtszeitraum festzuhalten:

die Entwicklung eines eigenen BRK-Aktionsplans;

die qualitativ hochwertigen schulischen Angebote sind sehr gefragt und die Schülerzahl lag mit 331 Schülerinnen und Schülern auf einem historischen Höchststand;

die ehrenamtliche Beratung des DBSV im Bereich Verkehrsraumgestaltung oder Gestaltung von Gebäuden wird zum Beispiel durch die Bereitstellung der jeweiligen DIN-Normen als Blindenkurzschrift/DAISY-Buch unterstützt;

die Durchführung der ersten Phase eines Fortbildungsprojektes in Georgien im Auftrag des DBSV;

die Anerkennung der IT-Ausbildung als vergleichbare Einrichtung im Sinne des §35 des Sozialgesetzbuches IX;

die Berufung in den Beirat des Berufsförderungswerks Mainz.

7.Brailleschrift und andere blindengerechte Medien7.1 Braille21

Der Weltkongress Braille21 - Innovationen in Braille im 21. Jahrhundert - war das herausragende Braille-Ereignis des Jahres weltweit. Unter Federführung der Deutschen Zentralbücherei für Blinde (DZB) haben der DBSV und viele weitere Verbände und Organisationen diesen dreitägigen Weltkongress Ende September in Leipzig gestaltet. Dem Kongress ging ein Brailletag in Deutschland voraus. Beide Veranstaltungen zeigten, wie groß das Interesse der Nutzer an ihrer Schrift weiterhin ist. Es wurden viele innovative Ideen zur Herstellung, Vermittlung und Nutzung sowie zu den Regelwerken der Brailleschrift präsentiert. Und die gute Atmosphäre der Veranstaltung trug viel zur Motivation aller Beteiligten bei, die Brailleschrift weiter aktiv zu fördern. Der Kongress ist unter www.braille21.net dokumentiert.

7.2 Leseworkshop für Schüler "talking dots"Auch ein Leseworkshop für Schülerinnen und Schüler wurde im Rahmen von Braille21 vom DBSV-Jugendclub angeboten. 19 junge Leute übten an vier Tagen effektives und ausdruckstarkes Lesen und begeisterten rund 400 Zuhörer am Brailletag in Deutschland mit ihren Lesekünsten mit Texten der Kinderkrimis "Die drei Fragezeichen" und "Die drei Ausrufezeichen".

7.3 Ausbildung von Braille-LehrernIm März bot Bildung ohne Barrieren e. V. mit Unterstützung des DBSV erneut einen einwöchigen Kurs zur Ausbildung ehren- und nebenamtlicher Brailleschriftlehrer an. Sechs blinde Brailleanwender wurden auf ihre berufliche, nebenberufliche oder ehrenamtliche

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Tätigkeit im Unterrichten der Brailleschrift vorbereitet. Vor allem neu erblindete Menschen können durch die Unterstützung solcher Lehrerinnen und Lehrer an die Brailleschrift herangeführt werden. Leider sind wir aber weit davon entfernt, in Deutschland allen Brailleunterricht anbieten zu können, die ihn brauchen.

7.4 BrailleschriftkomiteeNeben Arbeiten an der Mathematikschrift hat das Brailleschriftkomitee der deutschsprachigen Länder (BSKDL) 2011 Neuregelungen für spitze, geschweifte und weitere Klammern sowie einige Ankündigungsmethoden, z. B. bei Hervorhebungen erarbeitet, beschlossen und veröffentlicht.

8.Audiodeskription Die Deutsche Hörfilm gGmbH (DHG) nimmt folgende Aufgaben wahr: Produktion von Hilfsmitteln mit Audiodeskription bzw. Hörfilmen, Konzeption von Innovationsprojekten und Initiierung von Kooperationen zum Zwecke der weiteren Entwicklung der Audiodeskription, Realisierung von integrierenden Sonderprojekten wie Festivalteilnahmen, DVDs usw., begleitende Öffentlichkeitsarbeit für das Medium sowie die Beratung und Information der blinden und sehbehinderten Nutzer von Audiodeskription.

8.1 Produktion von AudiodeskriptionDie Produktion von Audiodeskription (AD) konnte im Jahr 2011 insgesamt um 12 % gesteigert werden. Besonders angewachsen ist dabei der Bereich der Auftragsproduktionen. Hier konnte eine Steigerung von 33% erzielt werden. Es besteht damit eine gute Position für den Ausbau der AD-Produktion für das Fernsehen ab 2013.

Im Jahr 2011 produzierte die DHG Audiodeskription für 40 Spielfilme/Fernsehspiele und 81 Serienfolgen (42 fiktionale und 39 Doku-Folgen) für die Ausstrahlung im TV, 4 DVDs, 2 Spielfilme und 1 Kurzfilm für Festivalaufführungen, sowie 1 Dokumentation, 2 Imagefilme und 3 Kurzfilme.

Als Großprojekte wurden erstmals Führungen für die Bereiche Museum und Stadtführung produziert. Damit ist die DHG in zwei neue sich etablierende Marktsegmente vorgedrungen, die als zukunftsfähig einzuschätzen sind.

8.1.1 Audiodeskription im FernsehenDie für 2013 anstehende Reform der Rundfunkgebühren wird dazu führen, dass die Gebührenbefreiung für blinde und sehbehinderte Fernsehteilnehmer aufgehoben wird. Vor diesem Hintergrund, verstärkt durch die Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention, sind erste konkrete Zusagen hinsichtlich einer Ausweitung des Angebots an Hörfilmen gemacht worden.

Die ARD hat angekündigt, das gesamte Programm in der Hauptabendschiene (Das Erste, 20 Uhr bis 23 Uhr) mit AD zu versehen (dies betrifft u.a. Spielfilme und Serien sowie Dokumentationen). Auf diesen erheblichen Ausbau des Angebots, der 2013 beginnen soll, ist die DHG vorbereitet. Als Tochterorganisation des DBSV ist es eine der zentralen Aufgaben der DHG, Impulse zur Qualitätssicherung zu geben und die Einhaltung der Qualitätsstandards im Austausch mit Sendern und Produzenten im Blick zu behalten. Mit ihrem Produktionsmodus, der sich in ihrem hohen Marktanteil bewährt, zeigt die DHG, dass Effizienz und Qualität zusammen gehen können. Im Hinblick auf neue Anbieter, die

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teilweise mangelhaftes Material auf den Markt gebracht haben, ist dies als wichtige Aufgabe einzuschätzen.

Ein wichtiger Schritt zur Qualitätssicherung wurde am Rande der IFA 2011 getan. DHG und DBSV stellten das Arbeitsgebiet „Audiodeskription“ und seine Umsetzung innerhalb der ARD bei einem Treffen des Rundfunkrats des SWR (Ausschuss Recht und Technik) vor. Angeregte Rückfragen nach der Präsentation zeigten, dass sich innerhalb der ARD ein verstärktes Interesse auf diesen Bereich richtet - sowohl auf rechtliche Aspekte, wie die Verfügbarkeit barrierefreier Angebote in Mediatheken, als auch in Bezug auf produktionstechnische Fragen hinsichtlich des anstehenden Ausbaus der Hörfilm-Produktion.

Weiterhin führte die DHG mit allen kooperierenden Sendern und Produktionsfirmen Gespräche über die sich wandelnden technischen Anforderungen an die gelieferte AD, die mit der Umstellung auf neue Sendeformate und bandlosen Sendebetrieb einhergehen.

Die DHG produzierte Hörfilme für die Sender ZDF, 3sat, RBB, SWR und MDR sowie für die Degeto Film GmbH. Desweiteren realisierten Arte, BR, NDR und WDR Audiodeskriptionen. Insgesamt gab es im Jahr 2011 im deutschsprachigen Raum 1409 Hörfilm-Sendetermine, die der DHG mit dem für die Verbreitung erforderlichen Vorlauf aus den Sendern gemeldet wurden. Davon kamen 1046 in Deutschland zur Ausstrahlung. Die Ausweitung des Hörfilmprogramms erklärt sich durch eine wachsende Produktion, wachsende Wiederholungsoptionen sowie einen Ausbau des Hörfilm-Angebots in Österreich und der Schweiz.

Für die fünfteilige ZDF-Sommerreportage "Menschen - das Abenteuer" wurden erstmals die Audiodeskriptionen binnen 24 Stunden produziert.

8.1.2 Audiodeskription auf DVD Für die Veröffentlichung auf DVD wurden Audiodeskriptionen für 5 ausgewählte Filme produziert. Die Realisierung war möglich durch eingeworbene Förderungen und Sponsorings.

The King's SpeechGB/AU 2010, Regie: Tom Hooper Historienfilm, 118 Min. Mit Colin Firth, Helena Bonham Carter, Guy Pearce u. a. Audiodeskription mit freundlicher Unterstützung der Aktion MenschAusgezeichnet mit 4 Oscars 2011 (Beste Regie, bester Film, bester Hauptdarsteller, bestes Drehbuch)

Chandani und ihr ElefantD 2009, Regie: Arne Birkenstock Kinderfilm, 90 Min. Audiodeskription mit freundlicher Unterstützung der „Stiftung Mensch und Tier“Ausgezeichnet mit dem Deutschen Filmpreis 2011 in der Kategorie Bester Kinder- und Jugendfilm

Wer wenn nicht wirD 2010/11, Regie: Andres VeielDrama, 124 Min. mit August Diehl, Lena Lauzemis, Imogen Kogge, Susanne Lothar u. a. Audiodeskription mit freundlicher Unterstützung des SWR und der Internationalen Filmfestspiele Berlin

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Ausgezeichnet mit dem Deutschen Hörfilm-Preis 2012

Der mit den Fingern siehtDeutschland 2010, Regie: Savas Ceviz, Dokumentation, 94 Min.Darsteller/Mitwirkende: Esref Armagan, John Kennedy, Alvaro Pascual-Leone Audiodeskription mit freundlicher Unterstützung des Blindenhilfswerks Berlins und der Aktion Mensch Ausgezeichnet mit dem Deutschen Hörfilm-Preis 2012 (Publikumspreis)

Schnell und gefährlich. Das Leben der Verena BenteleDeutschland 2011, Regie: Uli KickDokumentation, 45 Min. Darsteller: Verena Benetele u. a. Audiodeskription mit freundlicher Unterstützung von Pfizer Deutschland

8.1.3 Audiodeskription im KinoDie fortschreitende Digitalisierung der Kinos macht einen Einsatz von Audiodeskription im Kino absehbar. Voraussetzung dafür ist neben der technischen Infrastruktur auch das Vorhandensein von Audiodeskriptionen, die zum Kinostart der Filme bereitstehen. Über das Filmförderungsgesetz (FFG) kann grundsätzlich eine Grundversorgung an Audiodeskription für Filme deutscher Provenienz hergestellt werden. Die derzeit im FFG verankerte Regelung zur Förderung von Audiodeskription hat sich als unzureichend erwiesen, bis heute ist keine auf der Basis dieser gesetzlichen Regelung entstandene AD bekannt.

Aus diesem Grunde gab es im Kino lediglich vereinzelte Aufführungen von Hörfilmen, die meist mit offener Audiodeskription (also für alle Besucher über die Saallautsprecher zu hören) angeboten wurden. Dies waren Sondervorstellungen, die von den Kinobetreibern entsprechend beworben wurden. Eine Ausnahme bilden die Festivalaufführungen, die immer mit Kopfhörertechnik umgesetzt werden.

Die anstehende Novellierung des FFG wird hier nach derzeitigem Diskussionsstand Verbesserungen bringen. Von zentraler Bedeutung für die Novellierungsdebatte sind die Anträge der Regierungsparteien, der SPD und der Grünen zum Thema, die im Winter 2011 in den Bundestag eingebracht wurden. Auf die Initiative der Regierungsparteien antworteten die Oppositionsparteien mit vom Sinn her gleich gerichteten Anträgen. Alle befürworten einen Ausbau der Audiodeskription. Dabei stehen neben der FFG-Novelle auch Sofortmaßnahmen für eine Förderung des barrierefreien Angebots für blinde und sehbehinderte Menschen im Fokus. Für die FFG-Novelle zeichnet sich eine Verknüpfung von Förderung und Verpflichtung zur Erstellung barrierefreier Fassungen ab.

8.2 Projekte/Kooperationen 8.2.1 Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt:

Barrierefreier Zugang für blinde und sehbehinderte Menschen Im Juli 2011 wurde der von der DHG konzipierte barrierefreie Zugang für blinde und sehbehinderte Besucher zum Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt der Öffentlichkeit übergeben. Im Mittelpunkt des barrierefreien Konzepts steht ein Audio-Leitsystem, das die verschiedenen Medien der Ausstellung wie Filme, Schautafeln, Abbildungen sowie die Raumgestaltungen durch Audiodeskription akustisch zugänglich macht. Daneben sorgen Reliefpläne und Beschilderungen in Braille sowie Großdruck für eine gute Orientierung in

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den verschiedenen Themenbereichen und Ausstellungsebenen. Eigens geschulte Museumsguides aus dem festen Personalbestand des Hauses ergänzen das Angebot durch individuelle Begleitung.

Der barrierefreie Zugang, aus Mitteln des Blindenfonds Schleswig Holstein finanziert, wurde mit einem Sommerfest eingeweiht. Grußworte von Doris Vosgerau, Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit des Landes Schleswig-Holstein, und Helga Neumann, Mitglied des Präsidiums des DBSV, gaben dem Ereignis einen würdigen Rahmen.

Vorausgegangen war eine Schulung, in der die Mitarbeiter des Museums durch Wahrnehmungs- und Orientierungsübungen für die neue Besuchergruppe sensibilisiert und in einem Kurztraining mit den Grundlagen der audiodeskriptiven Beschreibung vertraut gemacht wurden.

Das „Erlebniszentrum Naturgewalten“ auf Sylt erklärt die Kräfte der Nordsee, gegliedert in drei große Themenwelten: „Klima, Wetter, Klimaforschung“, „Leben mit Naturgewalten“ und „Kräfte der Nordsee“.

Die Barrierefreiheit wird im Einzelnen realisiert durch:

Audiodeskription der visuellen Elemente der Ausstellung inklusive der eingesetzten Filme;

Audioguides, über die die Audiodeskriptionen gehört werden können;

Braille-Beschriftungen für die Nutzung des Audioguides;

ein Museumsführer mit Orientierungshilfen und topografischen Informationen als Reliefkarten sowie in Großdruck;

ein speziell geschulter Begleitservice, der Orientierungshilfen für allein reisende blinde und sehbehinderte Menschen gewährleistet sowie Spezialinformationen einlesen kann.

8.2.2 Guide 4 Blind – Barrierefreiheit im Tourismus Das Projekt „Guide4Blind - Neue Wege im Tourismus auch für blinde und sehbehinderte Menschen" des Kreises Soest zielt darauf ab, die Stadt als touristischen Erlebnisraum für blinde und sehbehinderte Menschen zu erschließen.

Die DHG hat für das Modellprojekt eine Stadtführung in fünf verschiedenen Zielgruppenvarianten umgesetzt, die blinden, sehbehinderten und sehenden Besuchern - Erwachsenen und Kindern - ausgewählte Sehenswürdigkeiten und Denkmäler barrierefrei zugänglich machen. Die Stadtführungen wurden für die Applikation auf Smartphone produziert und sind mit einem satellitengestützten Navigationssystem verknüpft, das jeden beliebigen Punkt innerhalb Soests für nicht sehende Menschen erreichbar macht.

Ziel der audiodeskriptiven Führungen ist es, das mittelalterliche Stadtbild in lebendigen Beschreibungen abzubilden, um den nicht sehenden Besuchern ein genussvolles Erkunden und Erleben zu ermöglichen. Die atmosphärische Umsetzung der historischen und bau- sowie kunstgeschichtlichen Aspekte des Stadtbilds wurde von blinden und sehbehinderten Mitarbeitern in Testläufen überprüft.

Für die Realisierung konnten prominente Sprecher gewonnen werden: Rufus Beck, Hans-Peter Hallwachs und Anna Thalbach.

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8.2.3 „Hörfilm-Kino im Kleisthaus“ Das „Hörfilm-Kino im Kleisthaus“ schafft in Berlin ein regelmäßiges Angebot an öffentlich aufgeführten Hörfilmen und zielt neben der Versorgung der blinden und sehbehinderten Menschen mit Kinofilmen auch darauf ab, dem Hörfilm zu größerer Bekanntheit zu verhelfen. Das Publikum besteht aus blinden, sehbehinderten und sehenden Menschen, die sich nach dem Film über ihre Wahrnehmung und ihr Erleben austauschen können.

Die Reihe „Hörfilm im Kleisthaus“ ist eine Initiative der DHG in Zusammenarbeit mit dem Behindertenbeauftragten der Bundesregierung. Die Kooperation war im Mai 2007 anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Behindertengleichstellungsgesetzes initiiert worden. Veranstaltungsort ist der Dienstsitz des Behindertenbeauftragten, das Kleisthaus. Die Hörfilme werden mit einer offenen Audiodeskription angeboten, d. h. die akustischen Bildbeschreibungen sind für alle Besucher zu hören. Die Hörfilme werden in Vormittagsaufführungen für Schulklassen sowie in Abendveranstaltungen gezeigt.

Die angebotenen Publikumsgespräche mit Hörfilm-Schaffenden im Anschluss an einzelne Veranstaltungen wurden sehr gut angenommen und führten zu angeregten Gesprächen.

Eine attraktiv gestaltete Broschüre mit dem Jahresprogramm der Kooperations-Reihe konnte von der DHG zu Werbe- und Informationszwecken eingesetzt werden.

Im Jahr 2011 wurden folgende Filme gezeigt:

The King’s Speech (GB/AU 2010, Historienfilm, Regie: Tom Hooper)(Hörfilm-Premiere)

Renn, wenn du kannst (D/A 2009, Drama, Regie: Dietrich Brüggemann)

L'enfant (B/F 2005, Drama, Regie: Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne)

Esmas Geheimnis – Grbavica (A/BIH/D/KRO 2006, Drama, Regie: Jasmila Žbanic)

Chandani und ihr Elefant (D 2009, Kinderfilm, Regie: Arne Birkenstock)(Hörfilm-Premiere)

Ganz nah bei dir (D 2007-2009, Romanze, Regie: Almut Getto)Im Anschluss: Gespräch mit einer blinden Hörfilm-Beschreiberin

Requiem (D 2006, Drama, Regie: Hans Christian Schmid)

Vom Reiche der sechs Punkte (D 1927, Stummfilm / Doku-Drama, Regie: Hugo Rütters)Im Anschluss: Gespräch mit einem Hörfilm-Sprecher

8.2.4 Festivalbeteiligungen 8.2.4.1 Internationale Filmfestspiele Berlin Zur Berlinale 2011 wurde in der Sektion „Wettbewerb“ der Film „Wer wenn nicht wir“ mit Audiodeskription angeboten. Die Hörfilm-Fassung wurde komplett von der DHG produziert, von der Finanzierung über Werbung und Ticketservice bis hin zur Aufführung vor Ort im Kino (live-Einsprache mit Kopfhörer-System für die blinden und sehbehinderten Festivalbesucher). Die Produktion entstand mit freundlicher Unterstützung des SWR und der Internationalen Filmfestspiele Berlin.

Das Hörfilm-Angebot zur Berlinale wurde 1999 von der DHG initiiert, seither sind jährlich wachsende Besucherzahlen zu verzeichnen.

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WettbewerbWer wenn nicht wirD 2010/11, Regie: Andres VeielDrama, 124 Min. mit August Diehl, Lena Lauzemis, Imogen Kogge, Susanne Lothar u. a.

(ausgezeichnet mit dem Deutschen Hörfilm-Preis 2012)

8.2.4.2 Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern Seit 2008 gibt es regelmäßig Hörfilme beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin. Das Angebot wird von der DHG produziert, die die Finanzierung und Realisierung verantwortet. Es wurden ein Wettbewerbsbeitrag und ein Kurzfilm im Vorprogramm mit Audiodeskription aufgeführt. Die Audiodeskription des Langfilms entstand mit freundlicher Unterstützung des ZDF. Die Festivalleitung steuerte in Zusammenarbeit mit dem „Haus der Begegnung“ die Kopfhörertechnik für die Live-Einsprache bei.

Das SystemD 2010/2011, Regie: Marc Bauder Drama, 90 Min.Darsteller: Jacob Matschenz, Jenny Schily, Florian Renner u.a.

Vorfilm:"n'gschichtn"D 2010, Regie: Eva Becker Kurzfilm, 17 Min. (2D Animation)

8.2.5 Kooperationen zum Zweck der Herausbringung von DVDs Folgende Spender, Förderer und Sponsoren konnten dafür gewonnen werden, in einzelnen Kooperationen zur Ausweitung des Angebots an Hörfilmen auf DVD beizutragen:

Aktion Mensch

Blindenhilfswerk Berlin

Deutsche Rheuma-Liga

Pfizer Deutschland GmbH

Stiftung „Mensch und Tier“

Details zu den einzelnen Projekten finden sich auf der Internetseite www.hoerfilm-patenschaften.de.

8.2.6 Audiodeskription in der Oper: Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen Das Musiktheater im Revier (MIR), Gelsenkirchen, bietet seit Winter 2010 regelmäßig barrierefreie Aufführungen für blinde und sehbehinderte Besucher an. Auf der Basis der von der DHG durchgeführten Audiodeskriptions-Trainings ist hier erstmals ein nachhaltiges Angebot an Audiodeskription in der Oper entstanden, das zu regelmäßigen Hörfilm-Aufführungen mit geschulten Fachkräften geführt hat. Durchschnittlich einmal im

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Monat steht eine Audiodeskription auf dem Programm. 30 Plätze sind mit dem fest installierten Kopfhörerservice ausgestattet. Vor der live eingesprochenen Audiodeskription gibt es jeweils ein Vorprogramm mit z. B. Bühnenbegehungen, Kostümpräsentationen etc.

8.3 Öffentlichkeitsarbeit Das 10jährige Bestehen der Deutschen Hörfilm gGmbH wurde mit zwei prominenten Hörfilm-Premieren und einer Feier im Kleisthaus begangen. Hubert Hüppe, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, würdigte die Arbeit der DHG.

Im Anschluss an die Premiere der Audiodeskription von THE KING'S SPEECH ließen die Gäste - Freunde und Förderer der DHG sowie Hörfilm-Freunde des Programms im Kleisthaus - den Abend bei einem Umtrunk im Foyer ausklingen.

Am Vormittag war der preisgekrönte Kinderfilm „Chandani und ihr Elefant“ in der Hörfilm-Premiere gezeigt worden.

Anlässlich dieser beiden Hörfilm-Premieren forderte der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen in einer Pressemitteilung mehr Barrierefreiheit in Film und Fernsehen. Zugleich machte er im Hinblick auf die anstehende Novellierung des FFG deutlich, dass Barrierefreiheit auch verstärkt bei der öffentlichen Filmförderung beachtet werden müsse.

Die DHG unterstützte den DBSV bei der Vorbereitung und Durchführung der Galas zu den Hörfilmpreisen 2011 und 2012.

Die Festivalbeteiligungen der DHG sind stets als Elemente der Öffentlichkeitsarbeit konzipiert. Ziel ist es dabei, blinden und sehbehinderten Menschen einen Zugang zu Filmfestivals zu verschaffen und gleichzeitig Filmschaffende und Filmfachleute für das Medium Hörfilm zu interessieren. Die verstärkte Berichterstattung anlässlich von Festivalbeteiligungen und Hörfilm-Preisverleihung hat sich auch in einer wachsenden Bekanntheit des Mediums in der breiten Bevölkerung nieder geschlagen.

8.4 InformationsserviceDer Informationsservice der DHG bietet regelmäßig aktuelle Zusammenstellungen aller Hörfilm-Sendetermine im deutschsprachigen Raum. Diese Informationen werden verbreitet über die Homepage www.hoerfilm.de, über Mail-Verteiler, über das „Hörfilmforum“, eine Beilage zur Verbandszeitschrift des DBSV „Die Gegenwart“, sowie weitere Multiplikatoren und Medien der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe.

Auch die Videotexte von ARD und ZDF verbreiten die Hörfilm-Sendetermine, die von der DHG zusammengestellt werden.

Besonders beliebt bei den blinden und sehbehinderten Nutzern ist das Info-Service-Telefon der DHG, das die Hörfilm-Sendetermine für jeden Tag einzeln anwählbar anbietet.

Die stark angewachsene Anzahl der zu publizierenden Hörfilm-Sendetermine machte es zunehmend aufwändiger, das Angebot im akustischen Info-Service aktuell zu halten. Daher wurde eine neue technische Basis gesucht für eine Lösung, die Aktualität und praktikablen Betrieb miteinander verbindet. Nach einer längeren Übergangszeit, in der das Informationsangebot nur teilweise aufrecht erhalten werden konnte, wurde das neue Info-Servicetelefon im November in Betrieb genommen. Die angebotenen Informationen bestehen zu einem Teil aus produzierten Audiofiles (Sprecherstimmen für die langfristig eingesetzten Info-Segmente) sowie aus kürzerfristig zu aktualisierenden Informationen, die über ein Text-to-Speech-System umgesetzt werden (elektronische Stimme). So sind hohe Aktualität und Umsetzungsqualität der angebotenen Informationen gewährleistet.

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Da auch das Angebot des Hörfilm-Versands ständig wächst, ist hier ebenfalls ein erhöhtes Arbeitsaufkommen zu verzeichnen. Im Hinblick auf die begrenzten logistischen Möglichkeiten der DHG und die knappen Lagerkapazitäten wird es sinnvoll sein, den Bereich des Hörfilm-Versands auszulagern bzw. an einen bestehenden Hilfsmittelversand anzukoppeln.

Die Beratung der blinden und sehbehinderten Nutzer beim Empfang von Hörfilmen ist nach wie vor eine Aufgabe, die von den Sendeanstalten nur unzulänglich wahrgenommen wird. Die Digitalisierung des TV-Empfangs steht kurz vor dem Abschluss, die Empfangssituation ist weiterhin uneinheitlich. Hörfilme sind – abhängig vom Wohnort und der Empfangsweise - in allen digitalen Sendeweisen zu empfangen (Kabel, Satellit oder Antenne). Nach wie vor sind die im Handel dominierenden Empfangsgeräte mit On-Screen-Displays ausgestattet, die für blinde und sehbehinderte Menschen nur unter erschwerten Bedingungen zugänglich sind. Die Umstellung auf digitalen Empfang bedingt weiterhin einen erhöhten Beratungsbedarf für blinde und sehbehinderte Fernsehteilnehmer.

8.5 Personelles Die DHG beschäftigte im Berichtszeitraum eine Vollzeitkraft (Leitung) und zwei Teilzeitkräfte (Redaktionsassistenz 20 Std/Woche und Nutzerservice im Umfang von 10 Std/Woche). Für die Berlinale und weitere Sonderprojekte wurden zeitlich begrenzt weitere Mitarbeiter eingesetzt (Projektorganisation, PR-Assistenz, Servicekräfte für Live-Events). Bei der Produktion von Audiodeskription arbeitet die DHG mit rund 30 freien Mitarbeitern zusammen, die als FilmbeschreiberInnen, SprecherInnen und RegisseurInnen in die einzelnen Hörfilm-Projekte eingebunden werden. Die DHG wird geleitet von der Generalbevollmächtigten der DHG und dem Geschäftsführer des DBSV.

9.Kultur, Freizeit, Sport 9.1 Kultur

Vor allem in der Förderung junger Menschen im musischen Bereich hat der DBSV seine kulturellen Aktivitäten im letzten Jahr verstärkt. Details zu den Angeboten des "DBSV-Musikclubs" sind im Kapitel 12 dargestellt.

9.2 BreitensportDer DBSV hat die Aktivitäten in der Förderung des Breitensports blinder und sehbehinderter Menschen fortgesetzt. Der DBSV veranstaltete die 40. Bundeskegelpokalmeisterschaft in Wolfsburg, organisierte den Marathon-Skat in Dresden, die DBSV-Skat-Finalrunde in Wernigerode und die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Skat in Bad Meinberg.

Der jährliche EBU-Cup im Breitensport ist darüber hinaus eine lebendige Veranstaltung mit einem sehr breiten Spektrum an sportlichen Möglichkeiten vom Deutschen Behindertensportabzeichen über Schwimmen, Kegeln bis hin zu Kniffel.

2011 fand auf dem EBU-Cup das bisher größte und längste Turnier in Showdown statt, an welchem 44 Personen teilnahmen.

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9.3 BlindenfußballIm Jahr 2011 veranstaltete der DBSV zusammen mit dem Deutschen Behinderten Sportverband und der Sepp-Herberger-Stiftung wieder die Deutsche Blindenfußballbundesliga.

9.4 Showdown/BlindentischtennisIm Rahmen des DBSV-Showdownprojektes, das am 31. Juli 2011 endete, führte der DBSV 15 Schnuppertrainings durch; er veranstaltete die erste Deutsche Meisterschaft im Showdown (mit 32 Teilnehmern). Zudem produzierte er einen Info-Hörflyer und ein Lehrbuch für das Training. Er förderte 20 Spielorte in ganz Deutschland durch die Bereitstellung einer Showdownplatte.

Diese 20 Platten stehen in:

1. Bad Meinberg, Aura-Hotel vom Lippischer Blinden- und Sehbehindertenverein

2. Berlin, Paul und Charlotte Kniese Schule für Sehbehinderte

3. Bonn, Blinden- und Sehbehindertensportverein Bonn-Sieg

4. Braunschweig, Blindensportabteilung

5. Bremen, Sportgemeinschaft für Behinderte

6. Dortmund, Blinden und Sehbehinderten Sportverein

7. Dortmund, ISC-Viktoria Kirchderne

8. Duisburg, Rheinische Schule für Sehbehinderte

9. Düren, Louis-Braille-Schule

10. Frankfurt-Main, SV Blau-Gelb

11. Frechen, Blinden- und Sehbehindertensportverein Bonn/Erftkreis

12. Hannover, Blinden- und Sehbehindertenverband

13. Hannover, Landesbildungszentrum für blinde

14. Kassel, Behindertensportgemeinschaft

15. Leipzig, Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen, Leipzig-Stadt

16. Meinerzhagen-Valbert, Blindenwerk Westfalen

17. Münster, Sehbehindertenschule

18. Nürnberg, Blindenanstalt

19. Stuttgart, Nikolauspflege

20. Unterschleißheim, Sehbehinderten- und Blindenzentrum Südbayern.

Eine unmittelbare Folge dieses Projektes ist auch, dass einige Showdownplatten mit Hilfe von anderen Förderern gebaut wurden, u. a. eine Outdoorplatte, die in Stuttgart bei der Nikolauspflege steht.

Showdown wird inzwischen an 30 Orten in Deutschland gespielt. Viele Informationen zu diesem Sport finden sich unter www.showdown-germany.de . Auch in der Zukunft wird der DBSV den Showdownsport weiter fördern, indem er die deutsche Meisterschaft mit ihren Vorrunden organisiert.

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10.Seniorenpolitische Aktivitäten Ausgangspunkt und Grundlage der entsprechenden Aktivitäten ist letztlich der Zusammenhang von Alter und Behinderung im Allgemeinen und Alter und zunehmender Sehbehinderung im Besonderen.

Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen auch 2011 die Vorstellungen, Wünsche, Anliegen und Probleme derjenigen, die 60 Jahre und älter sind. Das betraf zwei Drittel aller Mitglieder der DBSV-Landesvereine deren Durchschnittsalter Mitte 2010 69 Jahre betrug.

Die Entscheidungsgremien des DBSV haben auch in diesem Berichtszeitraum Anstrengungen fortgesetzt, die sozialpolitischen Anforderungen an die Arbeit mit den Seniorinnen und Senioren weiterhin genauer zu bestimmen und ihren Umsetzungsprozess noch erfolgreicher zu gestalten.

Das betraf insbesondere folgende inhaltlichen Komplexe:

Definition der wichtigsten Bedürfnisse blinder und sehbehinderter älterer Menschen in den Bereichen Kommunikation, Information und Mobilität.

Bestimmung der spezifischen Probleme sehbehinderter älterer Frauen und Männer - insbesondere im Zusammenhang mit dem verstärkten Auftreten altersbedingter Augenerkrankungen.

Einflussnahme auf die Ausbildung von Reha-Fachleuten insbesondere für die Rehabilitation neu erblindeter älterer Menschen sowie Ausarbeitung und Durchsetzung von Mindeststandards auf dem Gebiet der medizinischen und sozialen Rehabilitation sowie Unterstützung der Forschungsarbeit.

Auf diesem Gebiet Beschreibung der besonderen Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen in Senioren- und Pflegeeinrichtungen.

Dokumentation von Entwicklungen bei mehrfachem Sinnesverlust, kognitiven Problemen u. ä. sowie Aufklärung über Handlungsmöglichkeiten.

Formulierung von Anforderungen an Prävention und Gesundheitsfürsorge aus der Sicht blinder und sehbehinderter älterer Menschen.

Durchsetzung von Maßnahmen zur Verhinderung von Altersarmut.

Verwaltungsrat und Präsidium arbeiteten nach wie vor an der Umsetzung der Beschlüsse und Empfehlungen des Verbandstages vom Juni 2010.

Das betraf unter anderem:

die Gründung einer Lenkungsgruppe Seniorenarbeit,

angemessene Nennung seniorenspezifischer Themen im Beraterhandbuch,

Professionalisierung der ehren- und hauptamtlichen Tätigkeit durch externe Fachleute,

Aufbau eines Netzwerkes mit Fachorganisationen aus dem Gebiet der Altenarbeit,

Aktivierung der Anstrengungen hinsichtlich der Vermittlung lebenspraktischer Fähigkeiten insbesondere für ältere neu erblindete Menschen,

Wiederbelebung und Neustrukturierung des Arbeitskreises Rehabilitation zur Bewältigung des Alltags unter Beachtung der Forderungen der UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen,

weitaus stärkere Orientierung auf die spezifischen Anliegen blinder und sehbehinderter Menschen in Einrichtungen der Behinderten- und Altenhilfe.

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Der DBSV leistete insgesamt auch 2011 Seniorenarbeit im umfassenden und besten Sinne dieses Begriffes ohne den Anspruch zu erheben, selbst eine Seniorenorganisation zu sein.

2011 gab der DBSV-Seniorenbeauftragte Dr. Alfred Preuße sein Amt offiziell an Klaus Hahn weiter. Herr Dr. Preuße prägte mit seinem Engagement die Seniorenarbeit des DBSV über Jahre und baute vor allem die intensive Zusammenarbeit mit der BAGSO auf – dafür gebührt ihm unser großer Dank. Er wird im Seniorenbereich weiter aktiv bleiben. Klaus Hahn hat sich bereits in die wichtigsten Handlungsfelder der Seniorenarbeit eingearbeitet und wird diese mit der Gründung einer „Lenkungsgruppe Senioren“ künftig auf noch breitere Füße stellen. Herrn Mehrlich wurde für sein jahrelanges Engagement als Leiter dieses Gemeinsamen Fachausschusses gedankt.

10.1 Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen

Um jedoch auf diesen äußerst komplexen und differenzierten Gebieten weitere Fortschritte erreichen zu können, wurde die bewährte Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) mit ihren mehr als 100 Mitgliedsorganisationen, die die Interessen von etwa 13 Millionen älterer Menschen vertreten, fortgesetzt. Es hat sich erneut gezeigt, dass mit kaum einer anderen Organisation ein so hoher Deckungsgrad der Anliegen und Forderungen älterer Menschen erreicht wird, wie das bei der BAGSO der Fall ist. Dies betrifft Themen wie politische Teilhabe, soziale Sicherheit, Rentenprobleme, Gesundheit und Pflegeversicherung, altersgerechte Gestaltung des Wohnumfeldes, barrierefreie Mobilität und Kommunikationstechnologie, Reisen und Tourismus, Anforderungen an Anbieter auf den unterschiedlichen Gebieten und nicht zuletzt das Altersbild der Gesellschaft.

Der DBSV wirkte im Berichtszeitraum an der Erarbeitung, Diskussion oder Umsetzung zahlreicher Projekte der BAGSO, teilweise in engem Zusammenwirken mit dem DVBS mit.

So unter anderem zum Thema „Gesundes Älterwerden“, „Im Alter in Form“ - einem Nachfolgeprojekt zu „Fit im Alter“; damit unterstützt die BAGSO den Aktionsplan für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Im gleichen Zusammenhang wurde die Aufklärungsarbeit zum Thema „Impfen“ fortgesetzt.

Besonders interessant für die Seniorenarbeit des DBSV ist das Projekt der BAGSO „Starke Verbraucher für ein gutes Klima“, das in der Federführung der Verbraucherzentrale-Bundesverband durchgeführt wird.

Weitere Mitwirkungsbereiche des DBSV waren:

Lesbarkeit von Etiketten einem Gemeinschaftsprojekt von BAGSO und den Verbraucherzentralen der Länder,

Nutzerfreundlichkeit von Printmedien mit direkter Unterstützung des DBSV,

Internet für alle sowie zahlreiche weitere Verbraucherempfehlungen auf den verschiedensten Gebieten.

Der DBSV arbeitet schließlich in der Fachkommission „Aktuelle Fragen der Seniorenpolitik“ sowie in der Arbeitsgruppe „Neue Medien“ mit und er ist gemeinsam mit dem DVBS aktiv an der Vorbereitung des 10. Deutschen Seniorentages vom 3. bis 5. Mai 2012 in Hamburg beteiligt - dieser steht unter dem Motto: „Ja zum Alter“. Wie in der Vergangenheit wird sich der DBSV gemeinsam mit dem DVBS und weiteren Partnern an der inhaltlichen Ausgestaltung und praktischen Durchführung beteiligen, insbesondere auch unter dem Gesichtspunkt, die Barrierefreiheit der Gesamtveranstaltung zu gewährleisten.

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11.Hilfen für blinde und sehbehinderte Frauen Die Arbeit und Beratung für diesen Personenkreis wird durch den DBSV maßgeblich unterstützt und finanziell gefördert, wie dies auch bereits in der Vergangenheit immer der Fall war.

Geleitet und koordiniert werden die Aktivitäten durch die Frauenbeauftragte des DBSV, Frau Helga Neumann.

Eine besonders wichtige Aufgabe ist es, blinden und sehbehinderten Frauen bei der Bewältigung ihrer besonderen Probleme und Alltagsschwierigkeiten zu helfen und sie zu beraten. Dies gilt speziell für späterblindete Frauen, die oft sehr plötzlich vor Probleme gestellt sind, die ihnen unüberwindlich erscheinen. Mit dem Älterwerden unserer Gesellschaft nimmt dieser Personenkreis zu. Die berufliche und gesellschaftliche Situation sind wichtige Themen und erfordern viele Beratungsgespräche, besonderes Einfühlungsvermögen und aktive Hilfe.

Wichtige Aktivitäten erfolgen in Abstimmung mit den Frauenvertreterinnen der Landesverbände und -vereine im DBSV. Sie alle leisten vor Ort sehr wichtige Arbeit, führen Seminare und Kurse durch und beraten und unterstützen betroffene Frauen in ihren Organisationen.

Aufgaben der Frauenbeauftragten sind:

Redaktion und Herausgabe der Zeitschrift RITA (Ratschläge, Informationen, Tipps und Anregungen für die Frau), die alle zwei Monate in Braille-Schrift und auf CD im DAISY-Format erscheint. Sie bietet den Lesern Gelegenheit, eigene Berichte aus ihrer Arbeit in den Ländern zu veröffentlichen und ist als Diskussionsforum sehr wichtig. Die Veröffentlichung von Terminen bietet Gelegenheit, verbandsübergreifend an interessanten Angeboten im Nachbarland teilzunehmen.

Eine Handarbeitsbeilage in Braille-Schrift in kleiner Auflage erscheint viermal jährlich zusammen mit der Zeitschrift RITA. Die Redakteurin ist Frau Martina Wirth. Sie erstellt die Handarbeitsbeilage mit viel Engagement und druckt nur selbst ausprobierte Muster ab.

Wichtige Aufgaben sind außerdem:

Testen und Auswählen von neuen Hilfsmitteln, die für den Haushalt besonders hilfreich und für unseren Personenkreis geeignet sind;

Teilnahme an Veranstaltungen in den Ländern und Referate und Diskussionen zu speziellen Frauenthemen;

Vertretung des DBSV bei Veranstaltungen und Seminaren bei der BAG Selbsthilfe, dem SOVD, ISL, Weibernetz und verschiedenen Netzwerken für behinderte Frauen;

Gespräche und Mitarbeit beim Bundesverband Frauenberatungsstellen/ Frauennotrufe (BFF). BFF arbeitet an barrierefreien Internetseiten und ist bemüht, Sprachversionen für unseren Personenkreis zur Verfügung zu stellen.

Das Frauenseminar 2011 fand vom 10. bis 13. November 2011 im Aura-Hotel Timmendorfer Strand statt und richtete sich an die Frauenvertreterinnen der Landesverbände/vereine. 32 Teilnehmerinnen konnten sich über Themen wie: "Gebildet und weiblich - die Frau im Wandel der Zeit ab dem 17. Jahrhundert", ehrenamtliche Hospizarbeit, Muslimische Frauen und warum sie ein Kopftuch tragen, informieren. Interessante Diskussionen schlossen jedes Referat ab.

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Alle diese Aufgaben erfordern viel Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Probleme der Betroffenen. Vertrauen und Diskretion spielen eine wichtige Rolle bei den Gesprächen.

12.Hilfen für Kinder und Jugendliche 12.1 DBSV-Jugendclub

Das gemeinsame Dach der Angebote von und für junge Menschen des DBSV und seiner Landesvereine wurde weiter ausgebaut. Durch ein dreijähriges von der Aktion Mensch gefördertes Projekt kann diese Aufgabe noch bis Mai 2013 mit großer Energie weiterverfolgt werden. Neben den regelmäßigen Seminaren für Aktive in der Jugendarbeit, die 2011 zu den Themen „Erstellung von Hörreportagen“ und „Gruppenpädagogik“ angeboten wurden, gibt das Online-Handbuch „Jugendarbeit“ viele praktische Tipps. Die Jugendreferentin unterstützte durch ihre Mitwirkung bei vielen regionalen Aktivitäten die Angebote der Jugendgruppen der Landesvereine.

Durch ein Seminar zu Alltagsfertigkeiten (Orientierung und Mobilität sowie lebenspraktische Fähigkeiten) führte der Jugendclub Kinder und Jugendliche an die Möglichkeiten der selbstständigen Lebensgestaltung auch mit Blindheit oder Sehbehinderung heran. In einer Reiterfreizeit erlebten Kinder und Jugendliche die Faszination des Umgangs mit Tieren und des Freizeitreitens auf einem kleinen Hof.

12.2 Internationale JugendaktivitätenDie Hürden liegen für blinde und sehbehinderte Menschen höher, sich in andere Länder zu wagen, um mit fremden Sprachen, Kulturen, Menschen und Landschaften in Kontakt zu kommen. Daher hat der Jugendclub seine Aktivitäten in diesem Bereich wesentlich verstärkt. Er beteiligte sich mit verschiedenen Gruppen an drei internationalen Jugendbegegnungen in Liechtenstein, Rumänien und Lettland.

Nach dem ersten erfolgreichen Projekt im Europäischen Freiwilligendienst 2010 mit einer jungen Frau mit Sehbehinderung in Granada/Spanien, entsandte der Jugendclub von März bis Juni 2011 eine blinde angehende Lehrerin nach Liège/Belgien und bereitete ein Projekt für einen Gast aus dem Ausland in Berlin vor. Im Europäischen Freiwilligendienst verbringen junge Menschen bis 30 Jahre eine Zeit von drei bis zwölf Monaten mit Förderung des EU-Programms JUGEND in einem anderen europäischen Land, um dort in einer sozialen Organisation mitzuarbeiten. Solche Projekte mit jungen Leuten mit Sehbehinderung erfordern ein größeres Maß an Organisation und Betreuung und müssen daher sehr sorgfältig geplant und durchgeführt werden.

Das ASA-Programm konnte dafür gewonnen werden, 2012 auch die Entsendung von jungen Menschen mit Seheinschränkung nach Übersee anzugehen. In diesem Programm werden Absolventen einer Ausbildung oder eines Studiums für ca. drei Monate in Projekte der Entwicklungszusammenarbeit entsandt. Zusammen mit dem Kultur- und Sportverein Urece aus Rio de Janeiro/Brasilien, mit dem der DBSV schon beim Blindenfußball sehr erfolgreich zusammenarbeitete, wurde ein Projekt entwickelt, in dem zwei junge Menschen aus Deutschland einen Austausch zu Erkundung der Bedingungen für Orientierung und Mobilität in beiden Ländern gestalten sollen.

Seit Dezember ist der DBSV-Jugendclub Vollmitglied im internationalen Jugendnetzwerk VIEWS International und arbeitet dort noch intensiver in der Organisation von Jugendaustauschen für blinde und sehbehinderte Menschen mit.

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12.3 DBSV-Musik-ClubVor allem auch dank einer großzügigen privaten Spende konnte der Jugendclub seine Aktivitäten in der Musikförderung für junge Leute mit Seheinschränkung deutlich ausweiten. Neben dem Braillenotenkurs "Punkte voll Klang" im April wurde im November eine Chorfreizeit für junge Leute angeboten. Beide Angebote sollen auch in Zukunft fortgesetzt werden, da das Interesse daran sehr groß ist.

Mit Akustik-Kids wurde eine Projektidee aus dem Vorjahr aufgegriffen. Bis Ende 2012 sollen an zehn Wochenenden Kinder ohne und mit Seheinschränkung gemeinsam eigene Lieder schreiben und aufnehmen. Die ersten Akustik-Kids-Wochenenden starteten in Weimar und München jeweils mit zehn Kindern ohne und mit Sehbehinderung. Die Teilnehmer treffen sich Freitagabend, überlegen sich in kleinen Gruppen ein Thema für ihr Lied, schreiben den Text und komponieren dazu eine Melodie - und das alles unter Anleitung professioneller Musiker, die zusammen mit den Kindern peppige Arrangements machen und die Lieder bis Sonntagmittag aufnehmen und den stolzen Nachwuchskünstlern eine CD mit ihren ersten eigenen Werken überreichen.

12.4 Medien und Informationen des DBSV-JugendclubsDer Jugendclub sieht sich vor allem als virtuelles Netzwerk von jungen Leuten, die überall verstreut im Land leben und sich untereinander austauschen wollen. Neben der Mailingliste für jugendliche und der Internetseite des Clubs wurde das DBSV-Jugendmagazin auf DBSV-Inform etabliert, dass fünfmal jährlich erscheint und auch ein Newsletter mit aktuellen Informationen sowie eine Facebookseite. Auch die Jugendzeitschrift in Braille "Die Brücke" wartet monatlich mit spannenden Informationen für junge Leute auf und trotzt so erfolgreich dem vermeintlichen Rückgang der Braillenutzung bei jungen blinden Menschen.

13.Hilfen für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen 13.1 DBSV-Taubblindentagung

In einigen DBSV-Landesvereinen gibt es spezielle Beratung und Angebote für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen. Diese werden von Ehren- oder Hauptamtlichen teils ohne Behinderung, teils mit Seheinschränkung, vielfach aber auch von selbst Betroffenen organisiert. Die Angebote des DBSV für diese Aktiven wurden in den letzten Jahren stark ausgebaut. Inzwischen finden die Tagungen für Taubblindenselbsthilfe und Taubblindenberatung jährlich statt und werden auch zunehmend von selbst Betroffenen, nicht nur aus den Vereinen im DBSV sondern auch von anderen Selbsthilfegruppen, genutzt. Die Tagung im November hatte den Schwerpunkt „Berufstätigkeit taubblinder Menschen“. Sechs Betroffene berichteten beeindruckend von ihrer Arbeit als Masseur, Verpacker, Gebärdensprachdozent und Computertrainer. Diese Berichte werden auch in der DBSV-Zeitschrift "taubblind" publiziert. Teil der Tagung war auch wieder eine offene Sitzung des gemeinsamen Fachausschusses hörsehbehindert/taubblind (GFTB). Diese gab Gelegenheit, die Ausschussarbeit auch mit einem größeren Kreis von Aktiven abzustimmen und trägt somit viel zur Vernetzung im Taubblindenbereich bei.

13.2 Medien für taubblinde und hörsehbehinderte MenschenMit der Zeitschrift "Der Taubblinde" informiert der DBSV taubblinde und hörsehbehinderte Menschen, sowie ihre Angehörigen, Fachleute und Interessierte sechsmal jährlich über Aktivitäten, neue Hilfsmittel, Änderungen im Sozialrecht und kündigt Veranstaltungen an. Die Zeitschrift ist durch die zahlreichen Beiträge von Betroffenen und Fachleuten so

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attraktiv und lebendig. Sie erscheint in Braille- und Normalschrift sowie als Word-Dokument per E-Mail.

Seit 2011 betreibt der DBSV auch eine Mailingliste für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen, in der sich Betroffene und Andere über alle für sie relevanten Themen per Mail austauschen können.

Unter www.taubblind.dbsv.org bietet der DBSV eine Informationsplattform mit zahlreichen Informationen - auch zu den taubblindenpolitischen Aktivitäten des Verbandes und des Gemeinsamen Fachausschusses hörsehbehindert/taubblind (GFTB).

Ein weiteres Medium für Betroffene sind die aktuellen Tagesnachrichten, die täglich in Brailleschrift kurz und prägnant über das Tagesgeschehen in Politik, Kultur und Gesellschaft informieren.

13.3 Taubblindheit - Behinderung eigener ArtNachdem der Gemeinsame Fachausschuss hörsehbehindert/taubblind (GFTB) 2010 sein Gutachten „Taubblindheit, Behinderung eigener Art“ vorgelegt hat, versuchte er 2011 die darin formulierten politischen Empfehlungen in die Politik einzubringen. Dabei geht es vor allem um die Anerkennung taubblindenspezifischer Bedarfe, z. B. bzgl. persönlicher Assistenz und besonderer Hilfsmittel. Als Grundlage für die Anerkennung dieser Bedarfe fordert der GFTB ein Merkzeichen „Tbl“ für den Schwerbehindertenausweis, mit dem auch die medizinischen Grenzen von Taubblindheit bestimmt werden könnten. Leider gab es bisher weder beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) noch bei der Mehrheit der Bundesländer Signale, besondere sozialpolitische Maßnahmen für Taubblinde zu ergreifen. Immerhin ist es dem GFTB und dem DBSV zusammen mit vielen weiteren Partnern gelungen, das Thema im politischen Diskurs zu halten, sodass noch Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation der Betroffenen besteht.

14.Hilfen für sehbehinderte Menschen14.1 Gemeinsamer Fachausschuss für die Belange Sehbehinderter (FBS)Leitung: Heinz Mehrlich/Stefanie Holzapfel

Im Jahr 2011 wurde nur eine Sitzung im September in Berlin nach der Neuausrichtung der Gemeinsamen Fachausschüsse durchgeführt.

Als neue Leiterin des FBS wurde Frau Stefanie Holzapfel auf der Tagung gewählt. Herrn Mehrlich wurde für sein jahrelanges Engagement als Leiter dieses Gemeinsamen Fachausschusses gedankt.

Die Schriftgestaltung im öffentlichen Bereich stellt ein großes Problem für sehbehinderte Menschen dar. Deshalb ist der FBS mit Heinz Mehrlich in die Arbeit des DIN 1450-Arbeitsausschusses „Leserlichkeit Schriften“ integriert.

Auf seiner ersten Tagung in neuer Zusammensetzung wurden Schwerpunktaufgaben unter der Moderation von Stefanie Holzapfel herausgearbeitet.

Generelle Schwerpunkte sind:

Defizite und Bedarfe in der Patientenversorgung,

Zielgruppe: Menschen mit Sehbehinderungen und ihre Angehörigen - unabhängig vom Lebensalter,

Differenzierung in angeborene oder erworbene Sehbehinderung,

Förderung, Beratung, Habilitation und Rehabilitation stehen an erster Stelle,

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Transparentes Netzwerk für Erstversorger /Versorgungssituation,

Problemlage: Lücken im Versorgungsnetz, primär bei Informationsweitergabe sowie Struktur und Finanzierung von Beratung (u.a. augenärztliche Beratung, Low-Vision-Beratung) und Lobbyarbeit.

Es wurde weiterhin festgelegt, die Arbeit des Gemeinsamen Bundesausschusses intensiv zu begleiten. Hierfür stehen Dr. Frank Brunsmann und Frau Dr. Annelie Fischer-Thunemeyer zur Verfügung.

Zum Thema Öffentlichkeitsarbeit wurde beschlossen, einen „Knigge für den Umgang mit sehbehinderten Patienten“ und einen „Knigge für das Verhalten von sehbehinderten Patienten in Arztpraxen“ sowie Arbeitshilfen für das Qualitätsmanagement zu erarbeiten.

14.2 Koordinationsstelle (KS) Leben mit Sehbehinderung 14.2.1 Tagung der Sehbehindertenbeauftragten in den DBSV-LandesvereinenAm 25. und 26.05.2011 fand eine Tagung der Sehbehindertenbeauftragten der DBSV-Landesvereine im AURA-Zentrum Bad Meinberg statt. An der Veranstaltung nahmen dreizehn Sehbehindertenbeauftragte und weitere Gäste teil, die sich zu ihren Aktivitäten und Erfahrungen des vergangenen Jahres austauschten.

Inhaltlich standen bei der Tagung folgende Themen im Mittelpunkt:

Berichte und Erfahrungsaustausch zu den Aktivitäten der Sehbehindertenbeauftragten,

Bericht zur Weiterentwicklung des vormaligen Projektes „Beratungsdienst Auge“ zu „Blickpunkt Auge“ durch die beiden DBSV-Projekt-Mitarbeiterinnen,

Vorstellung der Arbeit eines Low-Vision-Optikers mit seiner Beratungstätigkeit,

praktisches Ausprobieren von Low-Vision-Hilfsmitteln und Geräten wie Kantenfilter, Lesegeräte etc.

Positiv ist zu bemerken, dass die beim Projekt „Blickpunkt Auge“ als Modell-Regionen vorgesehenen Landesvereine - wie Teile Hessens sowie Sachsen und Schleswig-Holstein - die sehbehinderten Menschen vor Ort (teilweise endlich) in die aktive Mitarbeit mit einbeziehen. Langjährig erfahrene Beauftragte anderer Landesvereine sind gern bereit, ihre Erfahrungen in die Modell-Regionen einzubringen. Dies ist in dem sehr regen Erfahrungsaustausch deutlich geworden.

14.2.2 Viertes Bundesweites offenes Seminar für Menschen mit SehbehinderungUnter dem Titel „Leben mit Sehbehinderung - informieren, qualifizieren, mitmachen! - Sehbehinderung in der Öffentlichkeit“ fand im Anschluss an die oben genannte Tagung vom 26. bis 29.05.2011 zum vierten Mal ein Bundesweites offenes Seminar der Koordinationsstelle statt. Die Teilnehmer/innen hatten die Wahl zwischen folgenden Themen:

Workshop A: Öffentlichkeitsarbeit zu Fragen der Sehbehinderung in kleineren OrganisationenDie beiden Referenten Ina Jonas, BSV Nordrhein, und Klaus Meyer, BSB Hessen, gestalteten diesen Workshop. Hierbei wurden die Erstellung von Pressemitteilungen oder anderer Artikel für die Printmedien besprochen und praktisch geübt. Das Kontaktaufnehmen und in Kontaktbleiben als ehrenamtlich arbeitende Kräfte wurden im Erfahrungsaustausch besprochen. Weiterhin war die Präsentation der eigenen Vereinsarbeit bei Veranstaltungen ein wichtiges Thema.

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Workshop B: Sehbehinderung und Kommunikation: Der Referent Oliver Schröder, Mitarbeiter des Berufsförderungswerks Würzburg, gestaltete diesen Workshop. Thematisiert wurde die eigene Situation mit der Seheinschränkung im Kontakt zu sehenden Personen. Die eigene Körpersprache, das eigene Auftreten mit Mimik und Gestik sowie das gesamte Erscheinungsbild der Teilnehmer/innen wurden besprochen. Wichtige Regeln zur Kommunikation im Allgemeinen, das Vier-Ohren-Modell, Frage- und Antworttechniken, Regeln zum Feedbackgeben etc. wurden ebenfalls in Theorie und Praxis bearbeitet.

Für alle Seminarteilnehmer/innen gab es ein Angebot zur Gesundheitsprävention. Dieses Mal wurde es gestaltet von Gerlinde Wedel-Schwetje, welche selbst hochgradig sehbehindert ist und sich seit Jahren mit den Methoden des ganzheitlichen Sehtrainings beschäftigt.

14.2.3 Bundesweiter Sehbehindertentag am 06.06.2011Das Motto „Mobil trotz Sehbehinderung“ veranlasste viele der Beauftragten gemeinsame Veranstaltungen mit Optikern durchzuführen. Das Spektrum reichte von Informationsständen mit vergrößernden Sehhilfen zum Ausprobieren bis hin zu Vorträgen und Beteiligungen an Hilfsmittel-Ausstellungen und -ständen des Vereins insgesamt.

14.2.4 Projektidee „Sehen im Alter“Am 17.08.2011 beteiligte sich Frau Irmgard Badura als Leiterin der KS „Leben mit Sehbehinderung“ an einer ersten Projektplanungsbesprechung zu diesem evtl. Vorhaben des DBSV in Hannover.

14.3 Blickpunkt Auge (ehemals Beratungsdienst Auge) Gleich zu Jahresbeginn, am 20.01.2011, trat der Interdisziplinäre Beraterkreis von „Blickpunkt Auge“ erstmals zusammen und unterstützt seither die konzeptionelle Weiterentwicklung und die Umsetzung des Vorhabens. Mit dabei sind Experten der Augenmedizin, Augenoptik, Psychologie, Alternswissenschaften und der Selbsthilfe.

Im ersten Quartal 2011 standen die Fortsetzung der Ist-Analyse in den Landesorganisationen, deren Auswertung und die Erstellung des Abschlussberichtes im Mittelpunkt. Der Bericht wurde veröffentlicht und ist eine wichtige Grundlage für die Arbeit in den Modellregionen.

Die Entwicklung einer Wort-Bild-Marke für die Patientenarbeit gemeinsam mit der Verbandskommunikation war ein weiterer Schwerpunkt. Augenpatienten wurden mit Unterstützung des BSVH, des BBSB und der Beratungsstelle für Sehbehinderte in Berlin zu den Entwürfen befragt und die Öffentlichkeitsarbeiter der Landesvereine einbezogen (Februartagung 2011). Vorgeschlagen wurde eine Wort-Bild-Marke, bestehend aus dem „Wolkenblick“ und dem Text „Blickpunkt Auge - Rat und Hilfe bei Sehverlust - Ein Angebot des DBSV“. Präsidium und Verwaltungsrat des DBSV stimmten dem erarbeiteten Vorschlag im März bzw. Mai 2011 zu, so dass kontinuierlich am Corporate Design gearbeitet werden konnte (s. u.: Materialien).

Am 24.03.2011 entschied das Präsidium, dass Hessen, Sachsen und Schleswig-Holstein Modellregionen sein werden und NRW ebenfalls einbezogen wird. Interessensbekundungen lagen darüber hinaus vom Badischen BSV, dem BV Niedersachsen und dem BSV Sachsen-Anhalt vor. Aus Kapazitätsgründen konnten sie

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nicht in den Modellversuch aufgenommen werden, sollten aber von der Modellphase soweit wie möglich ebenfalls profitieren.

Der Startschuss für die Modelphase fiel auf der Auftaktveranstaltung mit Vertretern der o. g. sieben Landesvereine in Berlin am 13.04.2011. Seither ging es vor allem um die Vorbereitung von Angeboten für Augenpatienten und ihre Angehörigen in den Modellregionen.

Arbeitsschwerpunkte waren hier:

das Konzept BPA in den Regionen vorstellen und diskutieren,

ein Leistungsangebot mit einheitlichen Mindeststandards der Beratung erstellen,

Vereinbarungen zum Umgang mit der Marke BPA treffen,

BPA-Beratende gewinnen und vorbereiten (offene Fragen klären, Anforderungsprofil und Schulungskonzept entwickeln, Schulungsbedarfe ermitteln, Schulungen planen, erste regionale Schulungen durchführen),

die materiell-technischen Voraussetzungen für regionale Beratungsangebote schaffen (Räume, Ausstattung, Erreichbarkeit),

Arbeitsmaterialien erstellen (beispielsweise. augenmedizinische Informationsblätter, Dokumentationsbögen, Netzwerklisten, Argumentationshilfen, Handreichungen),

regionale Auftaktveranstaltungen vorbereiten,

Netzwerkarbeit (überregionale und regionale Projektvorstellungen insbesondere bei Augenärzten/-optikern, Psychologen, Reha-Lehrern; erste Vereinbarungen zur Zusammenarbeit),

Öffentlichkeitsarbeit (Materialien wie Infoblatt, Plakat und Veranstaltungsankündigung entwickeln und bereitstellen, BPA-Homepage vorbereiten, viele Gespräche und Presseveröffentlichungen zum Start etc.),

Mittelakquise, Antragstellung, Berichte.

Regionale Angebote für Augenpatienten und ihre Angehörigen werden Anfang 2012 in allen Modellegionen starten.

Unter Mitwirkung des BPA wurden zudem weitere Vorhaben des DBSV im Sinne der Patientenarbeit initiiert bzw. vorbereitet, die im Wesentlichen 2012 realisiert werden:

Das Vorhaben „Wissensmanagement im DBSV (Medizinwissen)“ dient der Erarbeitung geeigneter Strategien und Wege zur systematischen Sichtung, Sammlung, Aufbereitung, Dokumentation, Verteilung und Nutzung augenmedizinischen Wissens im DBSV. Eine Erweiterung auf andere Fachgebiete ist angedacht.

Das Projekt „Sehen im Alter“ will zur Verbesserung der Situation sehbeeinträchtigter älterer Menschen in Deutschland beitragen. Im Dialog zwischen Augenheilkunde und Selbsthilfe sollen bestehende Problemlagen analysiert und dokumentiert, eine öffentliche Auseinandersetzung dazu angeregt und entsprechende (gesundheits-)politische Forderungen formuliert werden.

Im Rahmen des Projektes „Therapieoptimierung bei feuchter AMD“ will der DBSV das Thema „Therapieende bei der fAMD“ zum Thema der politischen Auseinandersetzung machen. Es sollen der Dialog mit den Augenärzten geführt, Fakten und Beispiele für den Therapieabbruch gesammelt und eine abgestimmte Interessenvertretung für die Patientenrechte entwickelt werden.

Weitere Arbeitsschwerpunkte des BPA des DBSV waren u. a.:

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Mitwirkung in der Vorbereitungsgruppe für den 4. Interdisziplinären LowVision-Kongress im Oktober 2011

Mitwirkung im FBS des DBSV seit September 2011

Unterstützung Koordinationsstelle (KS) Leben mit Sehbehinderung

Mitwirkung in der Projektgruppe Beratungsqualität des DBSV

Teilnahme an Patientenseminaren, Messen, Tagungen, Workshops, Weiterbildung

Bearbeitung von Anfragen von Patienten und Beratern.

15.Hilfen für blinde und sehbehinderte Diabetiker15.1 Tagung der Diabetesbeauftragten vom 25. und 26.02.2011 in Göttingen

Die Tagung war die Gründungsveranstaltung der "Koordinationsstelle Leben mit Diabetes“ (KS LmD) im DBSV. Es wurde ein Anforderungsprofil für KS-Mitglieder sowie eine Geschäftsordnung diskutiert und verabschiedet.

Neben der Beschlussfassung für eine interne Mailingliste als Arbeits- und Kommunikationsplattform ausschließlich für KS-Mitglieder (bestehend aus den Diabetesbeauftragten der Landesvereine im DBSV) wurden auch die Tätigkeitsberichte der Landesbeauftragten vorgetragen sowie ein Arbeitspapier zur Vorlage bei der Umsetzung der Behindertenrechtskonvention "Erlass von Vorschriften zur barrierefreien Ausgestaltung von Medizinprodukten für Menschen mit Diabetes" diskutiert.

Weiterhin fanden die Wahlen für das Leitungsteam (bestehend aus 3 KS-Mitgliedern) statt.

Auf einer Telefonkonferenz des Leitungsteams im April 2011 wurde beschlossen, eine Newsletter-Aktion zu starten, mittels der Interessierte die Möglichkeit erhalten sollen, Anteil an der Arbeit der KS zu erhalten.

Auf der Sitzung des Leitungsteams am 8. Juni 2011 in Kassel erfolgte dann die Beschlussfassung für die Erstellung eines Flyers für die KS und die Absprache über weitere organisatorische Fragen.

Frau Sigl und Herr Tippel nahmen am interdisziplinären Roundtable der Fa. Novartis im Sheraton-Hotel Frankfurt/Flughafen teil.

Zwischenzeitlich erhielten alle Diabetesbeauftragten einen über die Krankenkasse geförderten „Beratungskoffer“ für ihre alltägliche Beratungstätigkeit.

Die Tagung der KS LmD vom 11. bis 13. November 2011 in Kassel/Wilhelmshöhe legte fest, dass Arbeitsgruppen zur Erstellung eines Maßnahmenkataloges für Insulinpens, Blutzuckermessgeräte sowie Insulinpumpen gebildet werden, um Lastenhefte für Barrierefreiheit dieser Medizinprodukte zu erarbeiten.

Es wurde auch an einem Textentwurf für einen Flyer für die KS LmD weitergearbeitet, um eine öffentliche Ansprache in den jeweiligen Ländern sicherzustellen.

Die Regionalleiterin der Fa. Metrust berichtete über Angebote und besprach Verbesserungsvorschläge und Änderungswünsche zur blindengerechten Bedienung für das Blutzuckermessgerät „Vellion Calla Dialog“.

Auf dieser Tagung übernahm Frau Sigl kommissarisch die Leitung der KS bis zur nächsten Tagung, da Frank Gutzeit von seiner Funktion zurückgetreten war.

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16.Verbandskommunikation 16.1 Pressearbeit

Wie in den Vorjahren war die Woche des Sehens wieder das DBSV-Thema mit der stärksten Resonanz (siehe auch Punkt 16.3).

Für die zweitstärkste Auflage sorgte die Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises. Hervorzuheben sind diesbezüglich die Berichte in den Titeln OK-Magazin, in-Starmagazin, Bunte, Super Illu, Freizeitrevue, Freizeitwoche und Woche der Frau. Außerdem berichteten - teils mehrfach – die Fernsehsender ARD, RBB, RTL und TV-Berlin (siehe auch Punkt 16.10).

Die DBSV-Pressemitteilung 2011, die am häufigsten aufgegriffen wurde, trug den Titel „Blinde fordern Schutz vor Flüsterautos“. Sie konnte zwar in der erreichten Gesamtauflage die oben genannten Themen nicht übertreffen, aber die DBSV-Position zu E-Autos wurde in mehr als 80 Artikeln aufgegriffen.

Weitere starke Themen mit vielen DBSV-Erwähnungen waren Führhunde, Blindenfußball und der Sehbehindertentag (siehe Punkt 16.2).

16.2 SehbehindertentagAm 6. Juni, dem Sehbehindertentag, informierten im gesamten Bundesgebiet Selbsthilfevertreter des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes und spezialisierte Augenoptiker gemeinsam über optische Hilfsmittel. Die Aktionen reichten vom Info-Tisch bis zum „Sehhilfen-Spaziergang“, bei dem der Einsatz von Hilfsmitteln demonstriert wurde. Vielerorts fanden Veranstaltungen in Augenoptikbetrieben oder in den Räumlichkeiten eines Blinden- und Sehbehindertenvereins statt. Bei den teilnehmenden Optikern handelte es sich um „Anerkannte Fachberater für Sehbehinderte“ der Wissenschaftlichen Vereinigung für Augenoptik und Optometrie (www.wvao.org). Rund 80 dieser Experten nahmen am Sehbehindertentag 2011 teil.

Ein Schwerpunkt lag dabei auf dem Einsatz von Hilfsmitteln, um die Mobilität zu erhöhen. Je nach Augenerkrankung kann eine Lupe helfen, den kleingedruckten Busfahrplan zu entziffern, am Bahnsteig kann der Zuganzeiger durch ein Kleinfernrohr lesbar werden und bei Treppen ohne Stufenmarkierung können Kantenfiltergläser, die das Kontrastsehen verbessern, wertvolle Dienste leisten. Viele sehbehinderte Menschen sind unzureichend mit optischen Hilfsmitteln versorgt und können nach entsprechender Beratung und Sehhilfenanpassung wieder lesen, basteln, fernsehen oder entfernte Dinge erkennen.

16.3 Tag des weißen Stockes/Woche des SehensDer Tag des weißen Stockes als über viele Jahre eingeführter Gedenktag ist heute in Deutschland nicht mehr von der Woche des Sehens zu trennen und hat sich zum Abschlusstag und Höhepunkt der Kampagne entwickelt.

Die zehnte Woche des Sehens fand vom 8. bis 15. Oktober 2011 unter der erneuten Schirmherrschaft der Fernsehjournalistin Gundula Gause statt. Die sieben Partner der Aufklärungskampagne hatten als diesjähriges Motto „Sehen, was geht!“ gewählt und machten auf die Bedeutung guten Sehvermögens, die Ursachen vermeidbarer Blindheit sowie die Situation blinder und sehbehinderter Menschen in Deutschland und in den Entwicklungsländern aufmerksam. Bundesweite Aktionen, eine vielfältige Berichterstattung in den Medien, ein Radiospot, ein Kinospot sowie umfangreiches Kommunikationsmaterial brachten einer breiten Öffentlichkeit diese Themen näher. Mehr als 300 Teilnehmer besuchten die Eröffnungsveranstaltung der Woche des Sehens am 8. Oktober 2011 im

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Rahmen des LowVisionKongresses in Essen. Im Berichtsjahr wurde zudem eine Broschüre über das Netzwerk Vision 2020 Deutschland entwickelt, produziert und verbreitet.

Mitglieder der Selbsthilfevereine und -gruppen stellten während der Woche des Sehens ihre Beratungs- und Serviceleistungen sowie das Vereinsleben vor. Der „Tag des weißen Stockes“ am 15. Oktober thematisierte den Mangel an belastbarem Zahlenmaterial zur Situation blinder und sehbehinderter Menschen in Deutschland.

Die Woche des Sehens lebt vom Mitmachen der Gesellschaft. Aus diesem Grund sind die Veranstaltungen vor Ort die Basis der Woche des Sehens. Im gesamten Bundesgebiet fanden rund 300 Aktionen statt, die die Partnervereine und -verbände der Aufklärungskampagne durchführten. Es wurden zahlreiche Telefonforen angeboten. Die Aktionen im Internet erreichten erstmals auch Social Media wie Facebook und YouTube.

Die Pressearbeit lag in der Hand einer Medizinjournalistin und wurde durch den Pressesprecher des DBSV unterstützt. Mit einer Printauflage von über 21 Millionen, 322 Berichten im Internet und zahlreichen Berichten in Hörfunk und Fernsehen wurde eine breite Öffentlichkeit in ganz Deutschland erreicht.

Eine beim DBSV angesiedelte Koordinatorin war unter anderem für folgende Aufgabenbereiche verantwortlich:

Mitwirkung bei der Erstellung und Koordination des Versandes von Informationsmaterialien

Laufende Information der Organisationen im Blinden- und Sehbehindertenwesen über die Aktionswoche (durch Rundschreiben, am Telefon, mit Beiträgen in Newslettern und Zeitschriften)

Betreuung der Koordinationsgruppe und inhaltliche Mitarbeit

Mitwirkung am Aufbau und der Pflege des Kampagnenauftritts www.woche-des-sehens.de

Mitwirkung an der Konzipierung, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung regionaler Aktionen

Vermittlung von Kooperationspartnern für regionale Veranstalter

Beantworten von Fragen von Veranstaltern und Bürgern (auf dem Schriftweg, am Telefon, per E-Mail)

Bearbeitung von Förderanfragen, Abrechnungen und Verwendungsnachweisen

Auswertung der Kampagne.

16.4 Publikationen und AktionsmittelFolgende Publikationen und Aktionsmittel wurden 2011 nachproduziert und ggf. vorher inhaltlich und gestalterisch überarbeitet:

Broschüre „Nicht so – sondern so“

Broschüre „Führen und Stützen“

Simulationsbrillen 10% Sehrest

Folgende Aktionsmittel wurden in 2011 neu erstellt:

Faltblatt „Probleme mit den Augen – In ganz Deutschland gut beraten“

DIN A 3 auf DIN A 6.

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16.5 Verbandszeitschrift „Die Gegenwart“Journalistisches Profil:Als auflagenstärkste Zeitschrift der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe konnte die „Gegenwart“ ihren Abonnenten auch im Jahr 2011 monatlich ein kompaktes Paket aus Informationen, Service und Unterhaltung bieten. Naturgemäß liegt ein Schwerpunkt auf der Berichterstattung über die Arbeit des Verbandes auf allen Ebenen. Genauso werden aktuelle Themen aus den Bereichen Barrierefreiheit, Rehabilitation, Bildung, Beruf, Recht, Medizin etc. aufgegriffen und in Zusammenarbeit mit Experten laiengerecht aufbereitet. Nicht zuletzt bietet die „Gegenwart“ Betroffenen eine Plattform, um Erfahrungen auszutauschen.

Themen und Schwerpunkte:Die monatlichen Themenschwerpunkte sind prägend für das Profil der „Gegenwart“. Im Jahr 2011 konnten folgende Themen umgesetzt werden: Ehrenamt, Blindenführhunde, Elektromobilität, Einkaufen, Jugend, Bewältigung der Behinderung, Berufliche Teilhabe, 10 Jahre Woche des Sehens, Gemeinsame Fachausschüsse, Europa.

Weitere Akzente setzte die „Gegenwart“ mit der Reihe „Mein Ehrenamt“. Im Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit rief die Redaktion die Leser auf, über ihr ehrenamtliches Engagement zu berichten. Die veröffentlichten Beiträge haben ein breites Spektrum abgedeckt – von der klassischen Bezirksgruppenarbeit über Sensibilisierungsaktionen für sehende Schüler bis zur ökumenischen Hospizarbeit. Wie in den Vorjahren kamen die Leser auch unter der Rubrik „Menschen“ zu Wort. Dabei lag der Schwerpunkt diesmal auf blinden und sehbehinderten Musikern, ob Hobby- oder Profimusiker. Im April startete die Reihe „Inklusion jetzt!“: Um den Begriff „Inklusion“ mit Leben zu füllen, stellt die „Gegenwart“ seitdem Positivbeispiele aus verschiedensten Lebensbereichen vor. Eine weitere Reihe stimmte auf den Weltkongress „Braille21“ im Herbst ein und griff dessen sechs Themenfelder redaktionell auf. Und schließlich begann im September die Vorberichterstattung für das Louis Braille Festival der Begegnung 2012. Nach einem ausführlichen Interview mit DBSV-Präsidentin Renate Reymann und ABSV-Vorsitzendem Berndt Maier wird Monat für Monat ein Festivalkopf präsentiert – Prominente und weniger Prominente, blinde und sehende Künstler, die alle zum Gelingen des Ereignisses im Berliner Tempodrom beitragen werden.

Auflagenentwicklung:Da rund 90 Prozent der Abonnenten die „Gegenwart“ im Audioformat beziehen, ist die Auflagenentwicklung der Zeitschrift eng an die zunehmende Verbreitung von DBSV-Inform gekoppelt (siehe 16.6). Die Auflage der kostenlos verbreiteten DAISY-CD, die neben der „Gegenwart“ die Publikationen aller DBSV-Landesvereine enthält, ist im Jahr 2011 von rund 13.000 auf 15.500 Exemplare gestiegen. Die Printausgaben der „Gegenwart“ sind kostenpflichtig. Die Auflage der Schwarzschrift ist von knapp 1.000 auf rund 950 Exemplare, die der Punktschrift von 750 auf 700 Exemplare gesunken. Damit liegt die Gesamtauflage zum Jahresende bei über 17.000 Exemplaren.

Steigende Anzeigeneinnahmen:

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Nachdem die Anzeigenpreise der „Gegenwart“ zum 1. September 2010 erhöht worden sind, sind die Einnahmen durch den Anzeigenverkauf von knapp 43.000 Euro im Jahr 2010 auf knapp 64.000 Euro im Jahr 2011 gestiegen. Dies entspricht einem Zuwachs von fast 50 Prozent.

16.6 Projekt DBSV-InformNach drei Jahren konnte das Projekt DBSV-Inform Ende Januar 2011 erfolgreich abgeschlossen werden. Mit Unterstützung der Aktion Mensch ist es dem DBSV gelungen, ein neues, schlagkräftiges Medium zu installieren: Die monatliche DAISY-CD DBSV-Inform umfasst das Verbandsmagazin „Gegenwart“ und die Publikationen der Landesvereine. Hinzu kommen ein Jugendbuch (DBSV-Jugendclub und BBSB im Wechsel) und bei Bedarf thematische Extrabücher, zum Beispiel der Messekompass zur SightCity. Während zuvor die „Gegenwart“ auf Bundesebene und die Hörzeitschriften der 20 Landesvereine parallel produziert wurden und die Abonnentenzahlen insgesamt zu wünschen übrig ließen, gibt es jetzt ein integriertes, kompaktes Angebot mit monatlich mehr als 20 Stunden Information, Service und Unterhaltung.

DBSV-Inform erreicht Flächendeckung:Zum Ende der Projektlaufzeit haben sich 18 Landesvereine an dem Projekt beteiligt. Im Laufe des Jahres 2011 stiegen auch noch die beiden fehlenden Vereine ein, so dass DBSV-Inform die Flächendeckung erreicht hat. Die Auflage der kostenfreien CD ist im Jahr 2011 von rund 13.000 auf 15.500 Exemplare gestiegen. Damit wird das Angebot von mehr als fünfmal so vielen Menschen genutzt wie zu Projektbeginn. Der Versorgungsgrad innerhalb der Landesvereine ist noch sehr unterschiedlich: Zum Teil bezieht nicht einmal jedes zehnte Mitglied die CD, zum Teil besteht Vollversorgung. Um die Landesvereine bei der Werbung für DBSV-Inform zu unterstützen, hat der DBSV einen Flyer entwickelt. Perspektivisch soll ein kostenfreies Abo von DBSV-Inform zur Mitgliedschaft in einem DBSV-Landesverein dazugehören – dafür sprach sich das DBSV-Präsidium aus.

Redakteurs- und Multiplikatorenschulungen:Das Projekt DBSV-Inform hat wesentlich dazu beigetragen, bei blinden und sehbehinderten Menschen DAISY als Nachfolger der Audiokassette als Standard zu etablieren. Während der Projektlaufzeit wurden 90 Redakteure bei neun Schulungen in Zusammenarbeit mit ATZ Hörmedien in die DAISY-Technologie eingeführt. Parallel wurde ein Netz von DAISY-Multiplikatoren aufgebaut. Bei mehr als 20 Veranstaltungen haben fünf Experten rund 180 Multiplikatoren geschult, die unzähligen blinden und sehbehinderten Menschen beim Einstieg in DAISY geholfen haben und weiterhin helfen.

Ein Erfolgsprojekt verpflichtet zu Nachhaltigkeit:Noch nie gab es ein Medium, das so viele Informationen aus der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe gebündelt hat. Noch nie konnten die Mitglieder der DBSV-Landesvereine Monat für Monat quer durch Deutschland hören. Darüber hinaus trägt DBSV-Inform dazu bei, die Transparenz innerhalb des Verbandes zu erhöhen und Doppelstrukturen abzubauen. Der Erfolg verpflichtet zu Nachhaltigkeit. Deshalb ging es im Jahr 2011 darum, das Projekt in den Dauerbetrieb zu überführen. Produktion und Distribution sind inzwischen etabliert. Die eigens von der DZB entwickelte barrierefreie Web-Plattform zur Übertragung der DAISY-Daten hat sich ebenfalls bewährt. Durch den erfolgreichen Verlauf des Projekts DBSV-Inform hat sich das Aufgabenspektrum der

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Redaktion „Gegenwart“ deutlich erweitert. Hier laufen die Fäden der außerordentlich komplexen Produktion zusammen. Und hier wird die Zusammenarbeit der mehr als 20 beteiligten Redaktionen koordiniert.

16.7 DBSV-direkt Mit 40 Ausgaben hat der Newsletter DBSV-direkt seine Leser über aktuelle Themen aus der Verbandspolitik und dem Verbandsleben informiert. Das Themenspektrum reichte vom Deutschen Hörfilmpreis und der Deutschen Blindenfußballbundesliga über Positionierungen zur Elektromobilität und zum barrierefreien Film bis hin zum Inkrafttreten der BITV 2.0 oder dem Entwurf für ein Bundesteilhabegesetz, den das Forum behinderter Juristinnen und Juristen vorgelegt hat. Im Laufe des Jahres 2011 stieg die Abonnentenzahl von DBSV-direkt von rund 4.000 auf knapp 4.200 Leser.

16.8 MessebeteiligungenDer DBSV war 2011 auf folgenden Messen mit Unterstützung der Landesverbände vertreten:

ITB Berlin vom 9. - 13. März 2011, Stand des DBSV in Halle 4.1. Thema Reiseassistenz

AAD vom 22. - 26. März 2011 in Düsseldorf

Altenpflege, 12. -14. April 2011 in Nürnberg vertreten durch den BBSB

Makula Update, 15.+16. Mai 2011 in Berlin vertreten durch den ABSV

Sight City , 4. - 6. Mai 2011 zusammen mit dem BSBH in Frankfurt

DOC 2011, 19. - 22. Mai 2011 in Nürnberg vertreten durch den BBSB

RehaCare, 21. - 24. September 2011 in Düsseldorf vertreten durch den BSV-Nordrhein

DOG 2011, 29. September bis 2. Oktober 2011in Berlin, Patientensymposium in Zusammenarbeit mit dem ABSV

Low Vision Kongress, 7. + 8. Oktober 2011 in Essen.

Bei der jährlich stattfindenden AAD in Düsseldorf konnte wieder ein kostenfreier Stand direkt bei der Industrieausstellung in Zusammenarbeit mit BFS, DVBS, PRO RETINA und Noah (Selbsthilfe sehbehinderter Menschen) über die gesamte Dauer der Messe realisiert werden. Durch die jahrelange Präsenz der Selbsthilfe bei der AAD konnten auch in diesem Jahr Kontakte zu Augenärzten intensiviert und neu geknüpft werden.

Die Hilfsmittelmesse Sight City war mit einer erweiterten Ausstellungsfläche von 400 m² mit 3.350 Besuchern gut besucht. Der DBSV-Stand mit seiner sehr guten Lage wurde als Anlaufstelle für allgemeine Fragen, Beratungen, Broschüren und Adressen sowie die Rechtsberatung und das Angebot „Nachgefragt“ sehr gut genutzt. 2011 wurden am Stand Unterschriften für das Taubblinden-Merkzeichen und den WIPO-Vertrag gesammelt.

Beim Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) Ende September im Estrel Hotel Berlin führten DBSV und ABSV gemeinsam eine Info-Veranstaltung für Augenpatienten durch. Zentraler Bestandteil war ein Vortrag zum Thema Makula-Degeneration von Prof. Joussen (Charité). In die Kongresstaschen (Auflage: 3.500 Stück) wurde das DBSV-Adressverzeichnis eingelegt.

Die alle drei Jahre veranstaltete Fachtagung 4. Interdisziplinärer LowVision-Kongress mit den Schwerpunkten Diagnostik, Therapie und Rehabilitation wurde zur Eröffnung der

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Woche des Sehens von der LowVision-Stiftung GmbH gemeinsam mit ACTO e.V. (Aachener Centrum für Technologietransfer in der Ophthalmologie) und dem AMD-Netz NRW e.V. in Kooperation mit dem DBSV und dem DVBS, PRO RETINA Deutschland e.V. und der Woche des Sehens in Essen durchgeführt. Sie richtete sich an Augenärzte, Augenoptiker, Orthoptisten, Reha-Lehrer, Pädagogen und weitere Aktive in der Sehbehindertenarbeit. Dabei war das Ziel, den Dialog zwischen den unterschiedlichen Fachdisziplinen, den Selbsthilfegruppen und Verbänden, den Institutionen für blinde und sehbehinderte Menschen und der Industrie zu fördern. Das Angebot fachübergreifender Themen sollte die Kompetenz der Kongressteilnehmer stärken und ihnen die individuelle Beratung von Patienten bzw. Kunden erleichtern.

16.9 SonderkampagnenIm Berichtsjahr wurde der Blinden- und Sehbehindertenverein Schleswig-Holstein beim Kampf gegen die Kürzung des Landesblindengeldes unterstützt (siehe auch Punkt 2.1).

16.10 Deutscher HörfilmpreisAm 15. März 2011 wurde zum 9. Mal der Deutsche Hörfilmpreis im Atrium der Deutschen Bank, Unter den Linden, in Berlin verliehen.

Zum ersten Mal gab es bei der Verleihung eine Doppelmoderation. Mareile Höppner und Jochen Schropp führten unterhaltsam durch die Verleihung ohne die Vermittlung der Inhalte zu vernachlässigen.

Der bekannte Schauspieler Uwe Ochsenknecht zeigte zusammen mit seiner Band sein musikalisches Talent und präsentierte eigene Blues-Rock-Nummern.

Christine Neubauer grüßte die Gäste per Videobotschaft, da sie wegen Dreharbeiten in China nicht zur Verleihung kommen konnte. Inhaltliche Schwerpunkte waren 2011 das 10jährige Jubiläum der DHG und die politischen Forderungen zu den Filmfördergesetzen.

Der Film „Ganz nah bei Dir“, erhielt gleich zwei Preise. Die Schauspielerin Katharina Schüttler, die Regisseurin Almut Getto und die Filmbeschreiberin Uta Borchert nahmen den Deutschen Hörfilmpreis sowie den Publikumspreis entgegen, der von Verena Bentele überreicht wurde.

Der zweite Hörfilmpreis ging an Constantin Film für „Die Päpstin“ und damit an Burt Neuber, den Schauspieler Anatol Taubman und Bernd Benecke vom Bayerischen Rundfunk als Produzent der Hörfilmfassung. Bernd Benecke nahm für Universum Film den Sonderpreis der Jury für „Lippels Traum“ zusammen mit den Schauspielern Uwe Ochsenknecht und Karl Alexander Seidel entgegen.

Knapp 500 Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Film und Fernsehen sowie aus den Mitgliedsorganisationen und -einrichtungen des DBSV kamen zu der Preisverleihung.

Es waren viele prominente Gäste der Einladung gefolgt, darunter Claudia Roth, Hubert Hüppe, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Hans Joachim Otto, Christina Rau sowie u.a. die Schauspieler Bibiana Beglau, Anna Brüggemann, Sabine Kaack, Roman Knižka, Renate Krößner, Andreas Schmidt, Jan Sosniok, Bernd Stegemann, Carolina Vera, Franziska Weisz und Bettina Zimmermann.

Die Zahl der akkreditierten Medienvertreter war wieder enorm und sorgte für große Enge am roten Teppich. Der RBB berichtete Live von der Veranstaltung, weitere Beiträge liefen bei ARD-Brisant und TV Berlin. Bei ZDF, RTL und Sat1 fielen die Berichte zum DHFP wegen der aktuellen Japan-Berichterstattung leider aus. In diesem Jahr konnte die PR-Agentur mehrere Artikel zum Thema Hörfilm in den Tagesmedien und der Fachpresse

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Film unterbringen. Die Clippings und TV-Beiträge wurden dokumentiert. Eine Dokumentation der Veranstaltung wurde gedruckt und wieder an Förderer und Sponsoren gesandt sowie zur Gewinnung weiterer Förderer genutzt.

Claudia Roth hat sich an ihre Ankündigung im Rahmen des DHFP gehalten und sich im Kulturausschuss des Bundestages und beim Kulturstaatsminister Neumann für eine Änderung des Filmfördergesetzes zur Erhöhung des Angebotes von barrierefreien Filmen eingesetzt.

Die Gesamtorganisation der Veranstaltung erfolgte durch den DBSV, Abteilung Verbandskommunikation mit Unterstützung einer Eventagentur für die Veranstaltungsorganisation und einer Public Relations-Agentur für die Bereiche Pressearbeit und Gästemanagement.

Ab August 2011 begannen bereits wieder die umfangreichen Vorbereitungen der Jubiläumsverleihung des Deutschen Hörfilmpreises am 27.3.2012. Erstmals konnte mit der Paralympics-Rekordgewinnerin Verena Bentele eine blinde Moderatorin gewonnen werden, die zusammen mit dem TV-Moderator und Autor Dieter Moor durch den Abend führen wird.

16.11 Jubiläum „100 Jahre DBSV“ im Jahr 2012Für das 100-jährige Jubiläum des DBSV im Jahr 2012 wurden verschiedene Aktivitäten konzipiert.

16.11.1 Louis Braille Festival der Begegnung 2012Für das Louis Braille Festival der Begegnung vom 1. bis 3. Juni 2012 im Berliner Tempodrom wurde ein Großteil der Vorbereitungen vom ABSV und DBSV bereits 2011 umgesetzt.

Wichtiges Etappenziel war, dass zum Anmeldestart am 1. September das Programm, und die Eckdaten zur Anmeldung, Unterkunft und dem Festival-Gelände standen.

Seit dem 1. September kann man sich telefonisch für das Festival anmelden und ein Hotel buchen. Es wurde ein Kontingent von 500 Hotelzimmern der verschiedenen Kategorien für die Festivalbesucher reserviert. Für besondere Fragen zur Anmeldung, auch von Gruppenreisen, Assistenz vor Ort etc. wurde beim ABSV zum 1. September das Festivalbüro eingerichtet.

Mit Bayer Health Care wurde ein Sponsor gefunden, der 200 Mitarbeiter aus Leverkusen und Berlin als Helfer für die blinden und sehbehinderten Besucher des Festivals zur Verfügung stellt.

Die Programmstruktur wurde weiterentwickelt und die einzelnen Programmpunkte für das Tagesprogramm ausgearbeitet wie Konzerte, Markt der Begegnungen, Spiel ohne Grenzen, Sportaktivitäten, Punktschriftlesungen, Hörfilmkino, Gottesdienst, Ausstellungen, Workshops, Führhundlounge und Mitmachangebote.

Die zwei großen Abendveranstaltungen in der großen Arena wurden geplant. Für das Freitagabend-Programm „Comedy & Musik“ konnte Kabarettist und Bestsellerautor Horst Evers neben den Musikkabarettisten Plückhahn & Vogel und dem Hamburger Comedian Robbie Sandberg gewonnen werden.

Für den Samstagabend wurde eine Quiz- und Spiel-Show mit 3 Tandem-Teams mit jeweils einem blinden und einem sehenden Kandidaten konzipiert, die einen kurzweiligen

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und informativen Rückblick auf 100 Jahre Selbsthilfe gibt. Für den musikalischen Rahmen sorgen Musiker wie z. B. Joana Zimmer oder Blind Foundation.

Der Start der Anmeldung für das Louis Braille Festival der Begegnung wurde mit diversen Kommunikationsmaßnahmen begleitet: Berichterstattung in der Gegenwart, Rundschreiben an Landesvereine und Korporative, E-Mail an die Regionalgruppen des DBSV, des DVBS und der PRO RETINA, Bereitstellung von Materialien zur Bewerbung des Festivals durch die DBSV-Mitglieder, dbsv-direkt.

Zum 1. September wurde auch die Website www.dbsv-festival.de mit den Seiten zu Anmeldung, Hotels, Anreise und Programm ergänzt.

Als weitere Kommunikationsmittel wurden zur Verfügung gestellt:

Postkarte mit Illustrationen einzelner Programmpunkte und mit Braille-Prägung,

Audiospots, als MP3s und zum Download.

16.11.2 SchulaktionIm Berichtsjahr wurden Materialien für eine bundesweite Schulaktion im Jahr 2012 entwickelt und produziert, bei der blinde und sehbehinderte Menschen in Schulen gehen und zusammen mit den Lehrern eine Unterrichtsstunde zum Thema "blind/sehbehindert in Deutschland" halten. Bei den Materialien handelt es sich um folgende Druckprodukte:

Schülerheft

Braille-Alphabet

Simulationsbrille

Lehrerheft mit Hintergrundinfos

Ergänzt wurden sie durch zwei Downloadangebote (Musteranschreiben für Schulen und Ehrenamtlerleitfaden).

Die gedruckten Materialien konnten ab dem 21. November des Berichtsjahres von allen Mitgliedsorganisationen und -einrichtungen des DBSV bestellt werden. Aufgrund der großen Nachfrage wurde die Zahl der Aktionspakete von 670 auf 1.000 erhöht. Die Auslieferung erfolgte im Januar 2012. Mehr zur Schulaktion unter www.schulaktion.dbsv.org

16.11.3 Tandem-SternfahrtAnlässlich des DBSV-Jubiläums wurde das Projekt Tandem-Sternfahrt in Zusammenarbeit mit Tandem-Hilfen e.V. ins Leben gerufen. Rund 100 Tandems reisen aus dem ganzen Bundesgebiet nach Berlin und stellen gemeinsam uneingeschränkte Teilhabe behinderter Menschen in der Öffentlichkeit dar. Eine gemeinsame Stadtrundfahrt am 1. Juni führt die Fahrer zum Tempodrom und leitet die Aufmerksamkeit auf das dort stattfindende Louis Braille Festival der Begegnung, das die Tandemfahrer mit den anderen Besuchern feiern. Am Samstag wird es auf dem Festival die Gelegenheit zu Schnupperfahrten auf verschiedenen Tandem-Modellen geben. Zum Abschluss des Projektes „Tandem-Sternfahrt“ werden die Tandems am Sonntag, den 3. Juni 2012 an der ADFC-Sternfahrt teilnehmen.

Die Tandemfahrer werden gemeinsam im Schreber City Hostel untergebracht und betreut. Die Koordination des Projektes liegt bei Tandem-Hilfen e.V. Der DBSV unterstützt das Projekt im Bereich Kommunikation und Internet und an der Schnittstelle zum Festival.

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Auf der Website www.tandemsternfahrt.de sind alle Informationen zum Projekt zu finden. Ab dem 1. September konnte man sich über diese Seite oder eine Hotline für die Tandemsternfahrt anmelden. Bis zum Ende des Jahres waren alle Plätze im Schreber City Hostel ausgebucht, über 100 Tandems waren angemeldet.

Der Antrag für die Tandemsternfahrt wurde bei Aktion Mensch gestellt.

Der Anmeldestart zur Tandem-Sternfahrt am 1. September wurde wie folgt kommunikativ begleitet: Rundschreiben an Landesvereine und Korporative, Berichterstattung in der Gegenwart, Start der Seiten www.tandemsternfahrt.de, Produktion Faltblatt.

Das Faltblatt und ein Aufruf zur Teilnahme an der Tandem-Sternfahrt wurden für den Versand an Blinden- und Sehbehindertenverbände in Nachbarländer und an Partner von Tandem-Hilfen e.V. im Ausland (v. a. Blindenschulen) ins Englische übersetzt.

16.11.4 DBSV-Jugendclub-Fest Zum Jubiläum sollen auch neue Wege im Jugendbereich beschritten werden. Der DBSV-Jugendclub bereitet für den 31.5. bis 1.6.2012 das DBSV-Jugendclubfest vor. Zum Clubfest sind Schülerinnen und Schüler eingeladen, die sich mit ihrer Schulband, Theatergruppe oder Fußballmannschaft beteiligen können. In Workshops für die Bands und Nachwuchsschauspieler können die Teilnehmenden an ihren künstlerischen Ausdrucksfähigkeiten feilen. Parallel wird ein Turnier im Sehbehindertenfußball nach den offiziellen Regeln des internationalen Blindensportverbandes IBSA stattfinden. Dies könnte auch der Einstieg Deutschlands in den organisierten Sehbehindertenfußball sein. Am Abend des 1. Juni werden dann die Ergebnisse in einer gemeinsamen Show präsentiert.

16.11.5 Festakt am 26. Oktober 2012Bundespräsident Christian Wulff hatte seine Teilnahme am Festakt des DBSV zugesagt und versprochen eine Festrede zu halten. Der Termin des Festaktes wurde auf den 26.10.2012 um 11.00 Uhr festgelegt. Nach der Besichtigung verschiedener Veranstaltungsorte für den DBSV-Festakt hat sich das Humboldt Carré in der Behrenstraße, Nähe Gendarmenmarkt, als geeignet erwiesen. Im Anschluss an den Festakt mit ca. 300 Gästen soll der Verwaltungsrat im NH-Hotel Alexanderplatz stattfinden.

16.11.6 Benefiz-Konzert des BundespräsidentenZweimal jährlich lädt der Bundespräsident zusammen mit einem Ministerpräsidenten zum Benefizkonzert ein. Die Erlöse fließen je zur Hälfte in die vom Bundespräsidenten und Ministerpräsidenten ausgewählten Projekte. Diese Konzerte finden in alphabetischer Reihenfolge jeweils in einem anderen Bundesland statt. Im Jahr 2012 sind es Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Die Landesvereine Sachsen und Sachsen-Anhalt haben sich bei den Staatskanzleien darum beworben, dass die Erlöse der Benefizkonzerte Projekten der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe zugutekommen.

Die Staatskanzlei Sachsen-Anhalt hat im Herbst mitgeteilt, dass der dem Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt zustehende Anteil aus dem Erlös des Benefizkonzertes des Bundespräsidenten am 7. September 2012 in Sachsen-Anhalt den Seminarangeboten des BSV Sachsen-Anhalt und des DBSV für blinde und sehbehinderte Jugendliche im Bereich Musik und Kultur zugeteilt wird.

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16.11.7 JahrbuchUnter dem Titel „Weitersehen 2012“ erschien das DBSV-Jahrbuch im Oktober 2011 erneut in einer Print- und einer Audio-Ausgabe. Das Heft im Format 18 x 25 cm wurde in einer Auflage von 20.000 Exemplaren, die Audio-Version auf DAISY-CD in einer Auflage von 2.500 Exemplaren herausgegeben. Vertrieben wurde die Publikation wie bisher zum Großteil über den Verkauf bei den Landesvereinen des DBSV. Erstmals wurde das Jahrbuch dem Verwaltungsrat im Oktober 2011 präsentiert.

Das Jahrbuch 2012 führt mit spannenden Reportagen durch die einhundertjährige Geschichte des Verbandes. Es zeigt auf unterhaltsame und informative Weise, wie alles 1912 begann, wie sich die Lage blinder Menschen in den unterschiedlichen Epochen verändert hat und an welchem Punkt der Verband heute steht. Zahlreiche engagierte Persönlichkeiten haben über die Jahrzehnte dem DBSV ein Gesicht gegeben, ohne deren Wirken vieles nicht möglich gewesen wäre.

100 Jahre Geschichte werden im DBSV-Jahrbuch „Weitersehen 2012“ lebendig! Ein umfangreicher Adressteil mit Ansprechpartnern in den jeweiligen Landesverbänden des DBSV, bei Berufsbildungswerken, Hilfsmittelzentralen und Kur- und Erholungseinrichtungen sowie bei Hörbüchern und weiteren Einrichtungen runden das Jahrbuch ab. Seit dem 21. Oktober 2011 ist die beliebte DBSV-Publikation in der Geschäftsstelle erhältlich.

16.12 InternetIm Berichtsjahr wurde eine Sonderseite zur Behindertenrechtskonvention (BRK) gestartet:

www.behindertenrechtskonvention.dbsv.org

Die Seite bietet Hintergrundinformationen, Aktionspläne und einen BRK-Wegweiser für die Selbsthilfe.

16.13 Treffen ÖffentlichkeitsarbeiterDie Arbeitstagung 2011 der Verantwortlichen für die Öffentlichkeitsarbeit der DBSV-Mitglieder fand vom 17. bis 19. Februar in Veitshöchheim statt und beschloss zahlreiche Empfehlungen für das Präsidium und den Verwaltungsrat des Verbandes.

16.14 SonstigesGemeinsam mit dem Projektteam „Beratungsdienst Auge“ wurden der neue Projektname „Blickpunkt Auge“, die dazugehörige Wort-Bild-Marke und ein Corporate Design für diverse Kommunikationsmaterialien und das Internet entwickelt (siehe auch Punkt 14.3).

Bürgeranfragen wurden von der Abteilung Verbandskommunikation des DBSV telefonisch, per Mail oder Post beantwortet.

Das Pressebildarchiv des DBSV wurde von unseren Landesverbänden rege genutzt.

17.Internationale Arbeit und Entwicklungshilfe Der DBSV ist international in der Europäischen Blindenunion (EBU) und in der Weltblindenunion (WBU) organisiert. Die EBU ist eine nichtstaatliche, gemeinnützige Organisation, die die Interessen von über 30 Millionen blinden und sehbehinderten

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Menschen in 45 europäischen Ländern vertritt. Die konkrete Arbeit der EBU erfolgt in Ständigen Kommissionen und Experten-Arbeitsgruppen, die sich mit Themenfeldern befassen, die für die Lebenswirklichkeit blinder und sehbehinderter Menschen von Bedeutung sind. Gleichzeitig bildet die EBU eine von sechs Regionalunionen der WBU, die sich in ähnliche Gremien gliedert wie die EBU. Vertreter des DBSV wirken im Präsidium, in den Kommissionen und Arbeitsgruppen der EBU an der sozialpolitischen Gestaltung Europas mit. In den Organen und Gremien der WBU ist der DBSV nicht vertreten.

Schwerpunkte und Ergebnisse der internationalen Arbeit waren im Berichtsjahr:

17.1 EBU-GeneralversammlungVom 4. bis 7. Oktober 2011 fand die 9. EBU-Generalversammlung in Fredericia, Dänemark, statt, an der 114 Delegierte aus 41 europäischen Ländern teilnahmen und die mit dem Generalthema „Strategien für Barrierefreiheit und Chancengleichheit“ Schwerpunkte für die zukünftige politische Arbeit in Europa setzte. Neben der Entgegennahme der Berichte des Präsidiums und des Schatzmeisters informierten sich die Delegierten in Vorträgen und Präsentationen über die politische Arbeit der EBU. Themen waren hierbei u. a. die Behindertenrechtskonvention, die Umsetzung des Vielfaltgrundsatzes in der Praxis, das nordische Modell der Sozialpolitik, Möglichkeiten und Vorteile der Vernetzung und die EU-Strategie für behinderte Menschen 2020. Einen besonderen Schwerpunkt bildeten zudem zwei Workshops zu den Themen „EU-Förderprogramme“ und „Strategien für eine erfolgreiche politische Lobbyarbeit“.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Generalversammlung gehören die Wahlen zum Präsidium, das als oberstes Leitungsorgan die Aktivitäten der EBU zwischen den Generalversammlungen lenkt. Erwartungsgemäß wurde Wolfgang Angermann zum neuen EBU-Präsidenten gewählt, der Deutschland in diesem Gremium seit 2003 als Beisitzer vertritt. In drei parallelen Workshops tauschten sich die Delegierten über den vom neuen EBU-Präsidenten vorgeschlagenen Strategieplan 2011 - 2015 aus, der gemeinsam mit den mit großer Mehrheit verabschiedeten neun Resolutionen Eckpunkte für die politische Arbeit in den kommenden vier Jahren festlegt und dem Präsidium konkrete Arbeitsaufträge erteilt, die in den kommenden vier Jahren umzusetzen sind. Ein besonderes Gewicht werden hierbei die Frühförderung blinder und sehbehinderter Kinder, die Öffnung der EBU-Führungsgremien, die Nichtdiskriminierungsrichtlinie der EU, die Umsetzung der BRK sowie die Freizügigkeit für blinde und sehbehinderte Menschen im europäischen Arbeitsmarkt haben.

17.2 Kommission für RechteDie Kommission setzte den Aufbau einer Datenbank mit Informationen zu den Rechten blinder und sehbehinderter Menschen in Europa fort. Gliederungsprinzip der Datenbank sind die Artikel der BRK. Schwerpunkt der Arbeit im Berichtszeitraum, an der sich der DBSV beteiligte, waren die Artikel 9 „Zugänglichkeit“ (Barrierefreiheit) - hier ging es speziell um den Zugang des Blindenführhundes zu öffentlichen Verkehrsmitteln und Einrichtungen - sowie Art. 28 „Angemessener Lebensstandard und sozialer Schutz“. Der Aufbau der Datenbank wird unter der neu konstituierten Kommission fortgesetzt.

17.3 Kommission für Beschäftigung und Rehabilitation Die in der Arbeitsperiode 2007 – 2011 begonnenen Studien zur verdeckten Erwerbslosigkeit blinder und sehbehinderter Menschen in Europa sowie über berufliche

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Selbständigkeit Blinder und Sehbehinderter in Europa wurden erfolgreich abgeschlossen. Über die Ergebnisse wurde u. a. im „EBU Newsletter“ informiert. Im Rahmen einer Skype-Konferenzschaltung wurde der Abschlussbericht der Kommission abgestimmt. Im Frühjahr 2011 ging das EBU-Projekt „Vision in Enterprise“ an den Start, in dessen Konsortium Kommissionsmitglied Erwin Denninghaus in beratender Eigenschaft mitwirkt. Unter Beteiligung der EBU arbeiten Organisationen in Polen, Großbritannien, Irland und Zypern an einem Konzept zur Förderung der beruflichen Selbständigkeit blinder und sehbehinderter Menschen in der EU. Die Ergebnisse des Projektes sollen im Rahmen einer Tagung im Mai 2012 in Paris vorgestellt werden.

17.4 Lenkungsgruppe für Belange taubblinder MenschenSchwerpunkt der Arbeit im Berichtsjahr war die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung der 7. EBU-Taubblindenkonferenz, die 2012 in Bulgarien stattfindet. Im April 2011 fand auf Einladung des DBSV ein Treffen in Hannover statt, bei dem ein erster Entwurf des Konferenzprogramms erörtert wurde. Thema der Konferenz wird „Teilhabe und Integration in die Gesellschaft“ sein. In vier Plenarsitzungen sollen unterschiedliche Aspekt des Generalthemas wie beispielsweise Ausbildung von Dolmetschern und Begleitung, Assistenz und Technologien behandelt werden.

17.5 Verbindungskommission Durch ihre Verbindungskommission wirkt die EBU darauf hin, dass die Belange blinder und sehbehinderter Menschen bei allen Gesetzesinitiativen und Beschlüssen der Europäischen Union berücksichtigt werden. Für die Koordinierung ihrer Aktivitäten wurde ein Kabinett bestellt, das die Sitzungen der Kommission vorbereitet. Die deutsche Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe ist in der Verbindungskommission mit dem DBSV-Referenten für die internationale Zusammenarbeit vertreten, der gleichzeitig dem Kabinett als Sekretär angehört. Die Verbindungskommission unterhält regelmäßige Kontakte zu den Abgeordneten des Europäischen Parlamentes sowie zu den Fachbeamten der Europäischen Kommission und deren hochkarätigen Expertengruppen und stellt ihnen gegenüber dar, welche besonderen Bedürfnisse blinde und sehbehinderte Menschen in Bezug auf konkrete Verordnungs- und Richtlinienentwürfe haben. Über die Verbindungskommission bestehen besondere Beziehungen zum Europäischen Behindertenforum.

2011 war erneut ein Jahr vielfältiger und wichtiger Initiativen, an denen sich der DBSV aktiv beteiligte. Schwerpunkte der politischen Arbeit waren:

Kampagne „Das Recht zu lesen“:Der Schaffung eines internationalen Vertrags bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum in Genf (WIPO) dient die aktive Unterstützung der WBU/EBU-Kampagne „Das Recht zu lesen“. Nur rund 5 % aller im Markt erhältlichen Bücher sind gegenwärtig in den Industrieländern für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich. In den Entwicklungsländern beträgt der entsprechende Anteil kaum 1 Prozent. Der mit der WIPO-Kampagne angestrebte „internationale Blindenvertrag“ will diese weltweite „Büchernot“ beseitigen, indem er den grenzüberschreitenden Austausch von rechtmäßig barrierefrei gestalteten Werken erlaubt.

Höhepunkte der WIPO-Kampagne bildeten im Berichtsjahr die folgenden Aktivitäten, an denen sich der DBSV aktiv beteiligte:

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a) Im Februar 2011 gelang es, den Rechtsausschuss und den federführenden Kulturausschuss des EU-Parlaments für die Aufnahme des Änderungsantrags 21 in den Bericht „Erschließung des Potenzials der Kulturindustrie“ zu gewinnen. Der Änderungsantrag enthält insbesondere die Kernforderungen des von der WBU bei der WIPO eingebrachten Vertragsentwurfs. Die Resolution wurde am 12. Mai 2011 mit großer Mehrheit im Europäischen Parlament angenommen.

b) Am 29. März 2011 empfingen EU-Abgeordnete der Fraktion „Die Grünen“ eine EBU-Delegation zu Einzelgesprächen in Brüssel, der von deutscher Seite Wolfgang Angermann angehörte. In der anschließenden Fraktionssitzung hatte die EBU-Delegation Gelegenheit, die Forderung nach einem Vertrag vorzustellen und zu begründen. Mit dem Gespräch konnten die Grünen als ein verlässlicher Unterstützer auf EU-Ebene gewonnen werden.

c) Am 13. März 2011 fand auf Einladung des italienischen EU-Abgeordneten Luigi Berlinguer eine Anhörung zum WIPO-Vertrag im EU-Parlament statt, an der Vertreter aller EU-Institutionen und des Europäischen Verlegerverbandes teilnahmen. Mit der Veranstaltung gelang es, die interessierten Kreise umfassend über die Notwendigkeit einer vertraglichen WIPO-Regelung zu informieren und Unterstützung zu mobilisieren.

d) Am 25. Mai 2011 wandte sich der DBSV mit einem von VdK, SoVD, DVBS und der BAG Selbsthilfe mit unterzeichneten Schreiben an die Bundesjustizministerin, in dem diese aufgefordert wurde, die Büchernot durch Unterstützung des WIPO-Vertragsentwurfs der WBU zu beenden. Zudem hatten über 1.000 Menschen einen entsprechenden gemeinsamen Aufruf an die Bundesministerin unterzeichnet. Die Unterschriftenliste wurde dem Anschreiben als Anlage beigefügt.

e) Am 4. Oktober 2011 behandelte der Petitionsausschuss des EU-Parlaments eine Eingabe der EBU zum WIPO-Vertrag, die mit überragender Mehrheit der Ausschussmitglieder angenommen wurde. Durch Intervention des DBSV beim Ausschussvorsitzenden MdEP Dr. Jahr gelang es dafür zu sorgen, dass der Antrag auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Der EBU-Antrag forderte die Verhandlungsführer der Europäischen Kommission und der Mitgliedstaaten auf, die Forderung nach einem WIPO-Vertrag zu unterstützen, um den diesbezüglichen Auflagen der BRK und dem Begehren des EU-Parlaments zu entsprechen. Zudem entsprach der Ausschuss dem Wunsch der EBU, den Vorgang durch eine mündliche Anfrage im EU-Parlament weiter zu verfolgen.

f) Vom 23. bis 26. November 2011 nahmen DBSV-Präsidiumsmitglied Dr. Thomas Kahlisch und Medibus-Vorsitzende Elke Dittmer als Delegierte der WBU an einer Sitzung des federführenden SCCR-Ausschusses der WIPO teil. Hierbei hatte Frau Dittmer die Gelegenheit, den Ausschuss mit einem Impulsreferat über die Problematik freiwilliger Vereinbarungen mit Verwertungsgesellschaften zu unterrichten, denen insbesondere die Bundesregierung und die EU den Vorzug gegenüber einer vertraglichen Lösung geben.

Trotz dieser intensiven Bemühungen, denen durchaus Teilerfolge beschieden waren, blieb ein Durchbruch bei der WIPO in Genf leider bislang aus. Der auf dem Verhandlungstisch liegende konsolidierte WIPO-Text ist von einer vertraglichen Lösung noch ein gutes Stück entfernt, so dass die Lobbyarbeit auch im kommenden Jahr weitergehen wird.

EU-Busverordnung: Neue Rechte für behinderte Fahrgäste brachte eine am 15. Februar 2011 im Europäischen Parlament mit großer Mehrheit angenommene neue EU-Busverordnung. Mit

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der Zustimmung im Parlament ging ein rund drei Jahre währendes Tauziehen um die Stärkung der Rechte von Busreisenden zu Ende. Der DBSV hatte die Kampagne der EBU mit schriftlichen Eingaben und Gesprächen mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments aktiv unterstützt. Mit 504 Ja-Stimmen, 63 Nein-Stimmen und 89 Enthaltungen fiel das Votum für die Stärkung der Rechte der Fahrgäste recht deutlich aus. Die neue Verordnung, die im Februar 2013 in Kraft tritt, regelt das Recht auf Entschädigungen bei verspäteter Abfahrt, bei Verlust oder Beschädigung von Gepäck und Hilfeleistungen bei Unfällen. Gestärkt werden in einem besonderen Abschnitt der Verordnung auch die Rechte behinderter Menschen. So darf niemandem die Beförderung aufgrund einer Behinderung versagt werden. Blinde und sehbehinderte Menschen haben das Recht auf barrierefreie Informationen vor und während der Reise unter Einschluss der Fahrgastrechte, die an Bushaltestellen und im Internet barrierefrei vorzuhalten sind. Zudem muss das Busunternehmen durch regelmäßige Schulungen das Personal umfassend mit den speziellen Bedürfnissen behinderter Fahrgäste vertraut machen. Neben diesen Basisrechten enthält die Verordnung eine Reihe von gesetzlichen Regelungen, die jedoch erst im Fernbusverkehr greifen.

Stellungnahmen und Positionspapiere: Der DBSV beteiligte sich über die EBU-Verbindungskommission an den folgenden Konsultationsverfahren der Europäischen Kommission:

Binnenmarktakte: Zweck dieser Gesetzesinitiative ist die Stärkung des Binnenmarktes und seiner vier Grundpfeiler (freier Warenverkehr, freie Dienstleistungen, Freizügigkeit von Personen und freier Kapitalverkehr). Der Gesetzentwurf enthält einige Regelungen, die für blinde und sehbehinderte Menschen relevant sind. Schwerpunkte der gemeinsamen EBU-Stellungnahme waren das Urheberrecht, Ecommerce, Normung, integrierte Transportsysteme, die MwSt und die Rechte von Passagieren.

Vergabe öffentlicher Aufträge: Öffentliche Aufträge sind ein wichtiger Hebel, um die Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen zu erreichen. In der gemeinsamen EBU-Stellungnahme hat sich der DBSV mit dafür eingesetzt, dass die in den bestehenden Vorschriften enthaltenen Schwellen für die Anwendung der EU-Richtlinien nicht angehoben werden dürfen; dass Behörden keine Produkte und Dienstleistungen einkaufen dürfen, die blinde und sehbehinderte Menschen diskriminieren; dass die Grundsätze der Barrierefreiheit und des Verbotes von Diskriminierung in die Verwaltungsvorschriften aufgenommen werden und dass durch regelmäßige Personalschulungen in den Behörden die Behördenmitarbeiter auf den neuesten Stand des öffentlichen Beschaffungswesens gebracht werden.

Euro-Arbeitsgruppe der EBU: Die Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Verbesserung der Unterscheidbarkeit der neuen Euro-Banknoten für blinde und sehbehinderte Menschen wurde mit einem weiteren Treffen am 24. Mai 2011 fortgesetzt, bei dem über Design, Größe und taktile Gestaltung der neuen Euro-Banknoten gesprochen wurde. Die Arbeitsgruppe war erfreut festzustellen, dass die EZB wichtige Empfehlungen aus ihrem Bericht 2008 aufgegriffen hat. Insbesondere beim 5-Euro-Geldschein konnten im Hinblick auf die taktile und kontrastreiche Gestaltung deutliche Verbesserungen festgestellt werden. Dennoch stellen die jetzigen Entwürfe nicht vollständig zufrieden. Die Konsultationen werden deshalb auch im kommenden Jahr fortgesetzt.

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Tätigkeitsbericht des DBSV für das Jahr 2011

Barrierefreie Produktverpackungen: Der DBSV unterstützte eine Kampagne der EBU zur barrierefreien Beschriftung von Verpackungen bei Artikeln des täglichen Bedarfs. Das Europäische Parlament nahm am 23. Juni 2011 mit großer Mehrheit eine diesbezügliche schriftliche Erklärung an, die die Europäische Kommission auffordert, sich für die Einführung eines Verfahrens zur Kennzeichnung von Produktverpackungen in Blindenschrift und anderen barrierefreien Formaten einzusetzen. Mit insgesamt 447 Unterschriften ist diese Erklärung die erfolgreichste in der Geschichte des Europäischen Parlaments überhaupt und unterstreicht den ernsthaften Willen dieser europäischen Institution, die vielfältigen Diskriminierungen zu bekämpfen, die blinde und sehbehinderte Menschen bei der Erledigung ihrer alltäglichen Aufgaben wie z.B. beim Einkaufen erleben.

17.6 Fördergemeinschaft Internationale Arbeit Zweck der 2011 gebildeten Fördergemeinschaft ist die Finanzierung des Mehrbedarfs der deutschen EBU-Präsidentschaft, die die deutsche Selbsthilfe vor große Herausforderungen stellt, die jedoch auch die Chance bietet, Akzente bei Themen zu setzen, die aus deutscher Sicht wichtig sind. Die Mitgliedschaft in der Fördergemeinschaft steht allen Blinden- und Sehbehindertenorganisationen und Einrichtungen offen, die für blinde und sehbehinderte Menschen tätig sind und die einen Beitrag in Höhe von 1.200 € jährlich zahlen. Um die Informationen über europäische Entwicklungen zu verbessern und das Know-how der DBSV-Mitglieder und Facheinrichtungen besser nutzen zu können, bilden die Mitglieder der Fördergemeinschaft künftig das „Europaforum“, das auf Einladung und unter Federführung des DBSV mindestens einmal im Abstand von zwei Jahren tagen wird. Zur Diskussion wichtiger Fragen und Verbreitung aktueller Informationen wird zudem eine Mailingliste eingerichtet, über die sich die Mitglieder austauschen können.

17.7 BRK-Allianz Zweck der im November 2011 gegründeten BRK-Allianz, zu der sich zahlreiche Organisationen der Zivilgesellschaften in Deutschland zusammengeschlossen haben, ist die Mitwirkung im Staatenberichtsprüfverfahren durch Erstellung eines gemeinsamen Parallelberichtes. Die Kommunikation des Parallelberichts nach innen durch eine geeignete Pressearbeit sowie hieran anschließende Lobbyaktivitäten bilden weitere wichtige Aufgaben der Allianz. Die Arbeit am Parallelbericht erfolgt in sogenannten Teilbereichsgruppen, deren Tätigkeit durch eine siebenköpfige Koordinierungsgruppe gelenkt wird. Diese ist vor allem für die abschließende Gestaltung des Parallelberichtes, dessen Übersetzung und für die fristgerechte Abgabe zuständig. Der DBSV beteiligte sich im Berichtsjahr in einer Arbeitsgruppe an der Erstellung des Statuts, in dem die Ziele, Strukturen und Arbeitsweisen der BRK-Allianz geregelt sind. Der DBSV strebt die Mitarbeit in mehreren Teilbereichsgruppen sowie einen Sitz in der Koordinierungsgruppe an.

17.8 EntwicklungszusammenarbeitNach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gibt es gegenwärtig weltweit rund 161 Millionen blinde und sehbehinderte Menschen. Rund 80 Prozent von ihnen leben in den Entwicklungsländern. Durch seine Mitgliedschaft in der Weltblindenunion (WBU) und in der Europäischen Blindenunion (EBU) ist der DBSV in die Solidargemeinschaft des internationalen Blindenwesens eingebunden.

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Für die Förderung der Entwicklungszusammenarbeit wurden im Berichtsjahr die folgenden Leistungen erbracht:

a) Haiti-Projekt

Der Wiederaufbau der Blindenschule St. Vincent in Haiti wurde mit einem Spendenbetrag in Höhe von 17.653 Euro gefördert. Die Spendengelder wurden für den Kauf von Hilfsmittel für den Unterricht verwendet. Beschaffung, Transport und Bereitstellung der Hilfsmittel vor Ort erfolgten mit Hilfe der Perkins School of the Blind, die Mitglied bei der WBU ist, sich seit Jahren in der Region mit großem Erfolg engagiert und persönliche gute Beziehung zur Schule unterhält.

b) Jordanien-Projekt

Für die Erweiterung der integrativen Schule in Irbid, Jordanien, wurde aus dem Stefan-Krump-Fond eine erste Tranche in Höhe von 20.000 Euro bereitgestellt.

c) Deutsches Komitees zur Verhütung von Blindheit

Durch die Mitarbeit von Frau Gerda Kloske-Schindlbeck im Vorstand des Deutschen Komitees zur Verhütung von Blindheit ist der DBSV darüber hinaus an dessen Entwicklungsprojekten, wie der Weiterentwicklung der augenärztlichen, vor allem apparativen Versorgung der Bevölkerung in Entwicklungsländern, beteiligt.

17.9 Sonstige Aktivitäten Der DBSV nahm erneut regelmäßig an den Konsultationen der Monitoring-Stelle

des Deutschen Instituts für Menschenrechte teil, die den Verbänden die Möglichkeit eröffnen, sich über aktuelle Entwicklungen der Umsetzung der BRK zu informieren und auszutauschen. Themenschwerpunkte im Berichtsjahr waren hierbei u. a. das Staatenberichtsverfahren der Bundesregierung, die Erstellung des Parallelberichtes, die Erörterung des Aktionsplans der Bundesregierung zur Umsetzung der BRK und Überlegungen zum Reformbedarf der Gleichstellungsgesetze in Bund und Ländern.

Für den „EBU Newsletter“ wurde eine Reihe von Beiträgen zu unterschiedlichen Themen verfasst.

Auch im Jahre 2011 konnte der DBSV erneut eine Vielzahl von Anfragen beantworten und versorgte seine Mitglieder mit Informationen zu verschiedenen Aspekten des internationalen Blinden- und Sehbehindertenwesens.

Im Mai 2011 empfing der DBSV eine Delegation des iranischen Blindenwesens; im September informierte sich die Leitung der Chinese Press International über Strukturen, Aufgaben und Projekte des DBSV.

Für die Koordinierung der vielfältigen Aktivitäten der EBU ist das ständige EBU-Büro in Paris unverzichtbar. Der Einflussnahme der EBU auf die sozialrechtlichen Entwicklungen in der EU wäre ohne die Arbeit des Büros enge Grenzen gesetzt. Der DBSV förderte deshalb diese Aufgabe im Berichtszeitraum erneut mit einem Betrag in Höhe von 6.000 Euro.

Der DBSV arbeitet in der Initiativgruppe VISION 2020 Deutschland mit und nahm an Treffen im März und September 2011 teil. Er beteiligte sich an der Förderung des ersten deutschen Vision 2020 Projektes in Sambia.

VISION 2011: Die von der Internationalen Gesellschaft für Low-Vision-Forschung veranstaltete Konferenz in Kuala Lumpur wurde von mehr als 500 Teilnehmern aus

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verschiedenen Fachdisziplinen und der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe weltweit besucht. Der DBSV war durch die Präsidentin Renate Reymann mit einem Referat über das Patienteninformationssystem als eine konkrete Umsetzungsmaßnahme der UN-BRK vertreten.“

18.Blindenstiftung DeutschlandIm Oktober 2000 errichtete der DBSV als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Berlin die "Blindenstiftung Deutschland“. Sie wirkt nachhaltig und auf Dauer darauf hin, die Lebenssituation blinder und sehbehinderter Menschen - ihre soziale Stellung und ihre berufliche und gesellschaftliche Teilhabe - zu verbessern.

Seit der behördlichen Zulassung der Blindenstiftung im Mai 2001 konnte der DBSV die Stiftung mit einem Vermögen von annähernd 400.000 Euro ausstatten. Nun erstrebt die Blindenstiftung - ganz im Sinne einer wachsenden Bürgerstiftung - die weitere Erhöhung ihres Vermögens durch Zustiftungen. Sie nimmt auch Stiftungsfonds und unselbstständige Stiftungen, die ihre Förderungen mit dem Namen der Stifterpersönlichkeiten verbinden, unter ihr Dach. In 2007 konnte in diesem Sinne der Lore und Edmund Schneider Fonds errichtet und in die Stiftung eingegliedert werden. Seine Förderungen erinnern seither stets an das großzügige Stifterehepaar.

Es ist das Prinzip einer Bürgerstiftung, dass ihr Vermögen nicht von einer einzelnen Stifterpersönlichkeit aufgebracht werden muss. So wird auch erst das Zusammenfließen vieler Zustiftungen das Entstehen einer starken Stiftung zum Wohle blinder und sehbehinderter Menschen bewirken.

In diesem Sinne wirbt die Blindenstiftung Deutschland auch unter den Freunden, Förderern und Mitgliedern der Organisationen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe um Stifterpersönlichkeiten.

In einer Broschüre hat die Blindenstiftung in anschaulicher und kompakter Form ihre Ziele und steuerlich relevante Informationen zusammengefasst. Sie ist in der DBSV-Geschäftsstelle zusammen mit Projekt-Flyern erhältlich. Eine kompetente und vertrauliche Beratung erfahren interessierte Stifterpersönlichkeiten bei den Mitgliedern des Stiftungsvorstandes. Wenden Sie sich an die Stiftungsvorsitzende, DBSV-Präsidentin Renate Reymann, oder ihren Stellvertreter, DBSV-Geschäftsführer Andreas Bethke. Als neues Mitglied berief der DBSV-Verwaltungsrat im Berichtszeitraum den Unternehmensberater, Herrn Dr. Thomas Romeiser, in den Vorstand. Vorsitzender des Stiftungskuratoriums ist seit 2010 DBSV-Vizepräsident Hans-Werner Lange.

Nachdem die Blindenstiftung ihre Erträge zunächst dafür einsetzte, ihre eigene Struktur und einen Vermögensstamm aufzubauen, begann sie, 2005 damit förderungswürdige Vorhaben zu unterstützen. So reagierte sie sofort auf die Flutkatastrophe in Indonesien und sammelte Spenden zur Unterstützung der blinden und sehbehinderten Menschen in der dortigen Provinz Aceh. Als Hilfeleistungen übergab sie bis 2009 im Gesamtwert von annähernd 35.000 Euro

Punktschriftmaschinen für Blindenschulen und Rehabilitationseinrichtungen,

Stipendien für blinde Waisenkinder,

Gründungskapital zum Wiederaufbau einer beruflichen Existenz für blinde Masseure.

Mit weiteren Hilfeleistungen kümmerte sich die Blindenstiftung Deutschland bislang um die Lebenssituation taubblinder Menschen durch die Förderung der Produktion der „kleinsten Tageszeitung Deutschlands“ für diesen Personenkreis. Sie unterstützte das Musical „Stärker als die Dunkelheit“, das blinde, sehbehinderte und sehende jugendliche anlässlich

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des Jubiläums „200 Jahre Blindenbildung“ 2005 und 2006 schrieben, komponierten und einübten und seither aufführen, und sie förderte das Projekt zur Vernetzung von Elternarbeit, mit dem eine Wissensdatenbank für Elternberatung aufgebaut wurde und ein bundesweites Beratungsnetzwerk entstand. Sie unterstützte das Louis Braille Festival der Begegnung, das 2009 in Hannover erstmals blinde und sehbehinderte Menschen aus ganz Deutschland zu einem Festivalwochenende zusammenführte und sie fördert seit Jahren aus den Erträgen des „Lore und Edmund Schneider-Fonds“ das Projekt „DBSV Inform“, das die auflagenstärkste Publikation im Blinden- und Sehbehindertenwesen hervorgebracht hat.

Seit 2010 hat die Stiftung die Unterstützung gemeinsamer Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Sehbeeinträchtigung zu einem neuen Förderschwerpunkt entwickelt, für den sie den Schauspieler Götz Otto als Paten gewann. Seither konnte sie mit 18.000 Euro die Projekte „Akustik Kids“, „Zirkusleben“, „Talking Dots“ und ein Reit-Wochenende fördern. Im Berichtszeitraum unterstützte sie außerdem die Qualifizierungsoffensive des DBSV (siehe Abschnitt 4) mit 30.523 Euro sowie aus den Erträgen des „Lore und Edmund Schneider-Fonds“ das Projekt „DBSV Inform“ (siehe Abschnitt 16.7) mit 12.000 Euro.

Zur Stärkung der Stiftungsaktivitäten ist auch jede noch so bescheidene Spende willkommen. Prinzip der Blindenstiftung Deutschland ist es dabei, dass sie keinen Verwaltungsapparat unterhält. Die Stiftung wird ehrenamtlich geführt. Zustiftungen und Spenden können auf diese Weise ungeschmälert den Stiftungszwecken zu Gute kommen.

Bankverbindung: Deutsche Bank, BLZ: 100 700 00,

Konto-Nr. 0158030 01 Stichworte: „taubblind“, „Musical“ und „Lebensmut“.

19.ZusammenarbeitDem DBSV gehörten im Berichtszeitraum 20 ordentliche Mitglieder an. Neben diesen Landesvereinen hatte der Verband 32 korporative Mitglieder. An sechs Gesellschaften mit beschränkter Haftung hielt er Beteiligungen. In den Organen von 26 weiteren Organisationen und Einrichtungen wirkte er gestaltend mit. Das Jahr 2011 stand für den DBSV im Zeichen der Vertiefung des in den Vorjahren erheblich intensivierten Austausches und einer noch einmal verstärkten strukturellen Vernetzung innerhalb des Blinden- und Sehbehindertenwesens sowie mit anderen Verbänden und mit politischen Entscheidungsträgern.

19.1 Korporative Mitglieder Dem DBSV gehörten 2011 als korporative Mitglieder an:

1. Arbeitsgemeinschaft der Einrichtungen für taubblinde Menschen

2. atz Hörmedien für Sehbehinderte und Blinde e. V.

3. Berufsförderungswerk Düren gGmbH

4. Berufsförderungswerk Halle (Saale) gGmbH

5. Berufsförderungswerk Mainz - Zentrum für Physikalische Therapie gGmbH

6. Berufsförderungswerk Würzburg gGmbH

7. Berufsverband der Rehabilitationslehrer/lehrerinnen für Blinde und Sehbehinderte e. V. (Orientierung & Mobilität /Lebenspraktische Fähigkeiten)

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8. Blindenanstalt Nürnberg e. V., bbs nürnberg Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte

9. Blindenhilfswerk Berlin e. V.

10. Blindeninstitutsstiftung Würzburg

11. Bund zur Förderung Sehbehinderter e. V.

12. Bundesverband staatlich anerkannter Blindenwerkstätten e. V.

13. Bundesvereinigung der Eltern blinder und sehbehinderter Kinder e. V.

14. Dachverband der evangelischen Blinden- und evangelischen Sehbehinderten-seelsorge (DeBeSS) als zuständiger Arbeitsbereich im GSBS e. V.

15. Deutsche Blindenstudienanstalt e. V.

16. Deutsche Zentralbücherei für Blinde zu Leipzig (DZB)

17. Deutscher Verein der Blinden- und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V.

18. Deutsches Katholisches Blindenwerk e. V.

19. Deutsches Taubblindenwerk gGmbH

20. Esperanto Blindenverband Deutschlands e. V.

21. Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte

22. Hamburger Blindenstiftung

23. Institut für Rehabilitation und Integration Sehgeschädigter (IRIS) e. V.

24. Interessengemeinschaft Sehgeschädigter Computerbenutzer e. V.

25. LWL-Berufsbildungswerk Soest - Förderzentrum für blinde und sehbehinderte Menschen

26. Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen e. V. (MEDIBUS)

27. Nikolauspflege Stuttgart - Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen

28. Pro Retina Deutschland e. V., Selbsthilfevereinigung von Menschen mit Netzhautdegeneration

29. SFZ Förderzentrum gGmbH (Chemnitz)

30. Taubblindendienst e. V. Fachverband im Diakonischen - Werk der EKD für Taubblinde und mehrfach behinderte Blinde

31. Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e. V.

32. Westdeutsche Blindenhörbücherei e. V.

Das 10. Plenum der korporativen Mitglieder des DBSV fand am 20. Oktober in Freiburg statt. Gesprächsthemen waren unter anderem: Die Generalversammlung der Europäischen Blindenunion mit der Wahl von Wolfgang Angermann zum Präsidenten, die WIPO-Verhandlungen für einen Vertrag zum grenzübergreifenden Austausch barrierefrei aufbereiteter Bücher, die Initiativen für eine europäische Mobility-Card und für die Verankerung von Barrierefreiheit im Vergaberecht der EU, die Vorstellung der „Fördergemeinschaft Internationale Arbeit“ zur Unterstützung der deutschen EBU-Präsidentschaft, die Umsetzung der BRK auch innerhalb der Organisationen und Einrichtungen des DBSV, die Entwicklung der rbm, die DBSV-Vorhaben zum Thema „Sehen im Alter“, die Mitgliedsbeiträge der korporativen Mitglieder, die Vorschau auf das 100jährige Verbandsjubiläum 2012.

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Darüber hinaus dokumentiert sich das Zusammenwirken des DBSV und der korporativen Mitglieder in der in diesem Bericht ausführlich beschriebenen Arbeit der gemeinsamen Fachgremien.

Die besonders enge Zusammenarbeit mit den vier weiteren Bundesverbänden der blinden und sehbehinderten Menschen in Deutschland - neben dem DBSV sind dies der Bund der Kriegsblinden Deutschlands e. V. (BKD) sowie der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V. (DVBS), die Pro Retina Deutschland e. V. (PRDV) und der Bund zur Förderung Sehbehinderter e. V. (BFS) dokumentierte sich auch 2011 in vielerlei Abstimmungsgesprächen, in der Arbeit ihrer gemeinsamen Fachausschüsse, in gemeinsamen Ständen auf Ausstellungen und Messen und in der inhaltlichen Abstimmung von Eingaben, Stellungnahmen und Resolutionen, die gemeinsame Belange berühren.

19.2 Beteiligungen, Mitgliedschaften und weitere ZusammenarbeitDer DBSV war im Berichtszeitraum Gesellschafter folgender Gesellschaften mit beschränkter Haftung:

1. Blista Brailletec, Marburg

2. Deutsches Blindenbildungswerk (DBBW), Berlin

3. Deutsches Taubblindenwerk (DTW), Hannover

4. Deutsche Hörfilm (DHG), Berlin

5. Berufsförderungswerk Mainz - Zentrum für Physikalische Therapie; Mainz

6. Rechte behinderter Menschen (rbm), Marburg

In den Organen der folgenden Organisationen und Einrichtungen wirkte der DBSV darüber hinaus gestaltend mit:

1. Deutsche Blindenstudienanstalt (Blista), Marburg

2. Studienzentrum für Sehgeschädigte der Universität Karlsruhe

3. Berufsförderungswerk Düren

4. LWL-Berufsbildungswerk Soest

5. Bundesverband staatlich anerkannter Blindenwerkstätten e. V., Berlin

6. Mediengemeinschaft für blinde und sehbehinderte Menschen (MEDIBUS), Marburg

7. Deutsches Komitee zur Verhütung von Blindheit, München

8. Europäische Blindenunion (EBU), Paris

9. Weltblindenunion (WBU), Paris

10. Blindenstiftung Deutschland, Berlin

11. LowVision-Stiftung, Würzburg

12. Hans-Calwer-Stiftung, Rastatt

13. Deutscher Behindertenrat, Berlin

14. Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit, Berlin

15. Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe, Düsseldorf

16. Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband (Gesamtverband), Berlin

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17. Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), Bonn

18. Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR), Frankfurt/Main

19. Deutsches Institut für Normung, Berlin

20. Deutsche Vereinigung für Rehabilitation (DVfR), Heidelberg

21. Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge, Berlin

22. Bundesvereinigung für Gesundheitserziehung, Bonn

23. Gemeinsamer Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen, Siegburg

24. Nationale Koordinierungsstelle „Tourismus für alle“, Mainz

25. Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für Behinderte, Frankfurt/Main

26. Deutsche Behindertenhilfe/Aktion Mensch, Mainz.

Diese Aufzählung ließe sich durch die Mitwirkung in weiteren Organisationen ergänzen, die absprachegemäß durch den BKD oder den DVBS sichergestellt werden.

Im Berichtszeitraum setzte der DBSV seine Mitarbeit in zahlreichen Zusammenschlüssen und Gremien, in die er seit seinem Umzug nach Berlin im Jahr 2004 eingetreten war, fort. Im Arbeitsausschuss des Deutschen Behindertenrates (DBR) war er durch seinen Geschäftsführer, Andreas Bethke, vertreten. In Arbeitsgruppen wirkte er an Vorschlägen zur Weiterentwicklung des Mikrozensus und des Behindertenberichts der Bundesregierung mit und konnte mit Dr. Heinz-Willi Bach die Entsendung eines sehbehinderten Vertreters in den wissenschaftlichen Beirat zur Erarbeitung eines neuen Behindertenberichts erreichen. In dem aus der Arbeit des Deutschen Behindertenrates hervorgegangenen Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit hat DBSV-Geschäftsführer Andreas Bethke den Vorsitz inne. Darüber hinaus gehörte der DBSV der Vertretung der DBR-Verbände gegenüber der Kultusministerkonferenz sowie im Arbeitsausschuss des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) zur Umsetzung der BRK an. Im Inklusionsbeirat des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung vertrat er den Personenkreis der blinden und sehbehinderten Menschen. In einer Arbeitsgruppe wirkte der DBSV aktiv darauf hin, einen gemeinsamen Parallelbericht aller Interessierten zum Staatenbericht der Bundesregierung an den UN-Behindertenrechtsausschuss zu initiieren. Mit der „BRK-Allianz“ ist daraus mit über 70 Mitgliedsorganisationen mittlerweile das wohl breiteste behindertenpolitische Bündnis der Zivilgesellschaft entstanden.

Auch in die Gremien des DPWV-Gesamtverbandes konnte der DBSV seine politischen Positionen einbringen. Im Mittelpunkt der Aktivitäten standen dabei die Bedeutung der Nachteilsausgleiche für blinde und sehbehinderte Menschen, die Eingliederungshilfereform sowie Bildungs- und Arbeitsmarktfragen. Im Verbandsrat des DPWV war der DBSV durch seine Präsidentin, Renate Reymann, vertreten.

In der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen beteiligte sich der DBSV an der programmatischen Ausrichtung, an Kontaktgesprächen mit der Bundesregierung und an Tagungen. Sein Augenmerk lag dabei darauf, verbraucherorientierte Aktivitäten mitzugestalten.

In der BAG Selbsthilfe setzte DBSV-Präsidiumsmitglied Hans-Joachim Krahl seine Mitwirkung im Vorstand fort. Außerdem arbeitete der DBSV zu behinderungsübergreifenden politischen Stellungnahmen zu, wirkte an der Arbeit des AK Teilhabe (vormals: AK Recht) mit, und beteiligte sich an der von der BAG koordinierten Patientenvertretung. Dabei wirkten die themenbezogenen Experten der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe bei Bedarf - z. B. bei den Erörterungen über ein Sehscreening bei Kindern bis sechs Jahren oder der Bewertung von AMD-Therapien - aktiv an der Patientenvertretung im Rahmen des Gemeinsamen Bundesausschusses mit.

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Als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der LowVision-Stiftung beteiligte sich der DBSV unter anderem an der Vorbereitung und Auswertung des interdisziplinären Low Vision-Kongresses 2011.

In die Initiativgruppe „Vision 2020“ schließlich, die aus einer Veranstaltung der Woche des Sehens 2005 hervorging, brachte er seine Perspektiven zur Blindheitsverhütung und Rehabilitation in Deutschland und in Entwicklungsländern ein.

Weiterhin wirkte der DBSV an einer Vielzahl von Hintergrundgesprächen, Fachveranstaltungen, Präsentationen, Empfängen und weiteren Veranstaltungen mit. Als Gäste in den Räumen seiner Geschäftsstelle willkommen heißen konnte er unter anderem die zahlreichen Teilnehmer an einem Politikerabend und an Sitzungen von Verbänden und Bündnissen, wie dem Deutschen Behindertenrat.

20.Unser Dank für gute ZusammenarbeitZum Abschluss möchten wir all jenen herzlich danken, die uns bei der Erfüllung unserer vielfältigen Aufgaben erstmals oder wieder einmal tatkräftig unterstützt haben.

Viele unserer in diesem Bericht zusammengefassten Tätigkeiten können nicht durch öffentliche Mittel finanziert werden, weil sie "laufende Kosten" verursachen, für die öffentliche Gelder nicht zur Verfügung stehen. Umso mehr danken wir unseren Freunden und Förderern, die durch ihre großzügige finanzielle Hilfe unsere Selbsthilfearbeit zum Wohle blinder und sehbehinderter Menschen sowie von Augenpatienten erst ermöglichen. Schon heute möchten wir Ihnen dafür danken, wenn auch in den nächsten Jahren unsere Leistungen in dem bisherigen Umfang erhalten bleiben und dort, wo es dringend erforderlich ist, ergänzt werden können. Durch eine sparsame Haushaltsführung und durch eine vorausschauende Finanzplanung werden wir das Unsrige dazu tun.

Wir danken herzlich allen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e. V., seiner Landesvereine und ihrer Untergliederungen sowie seiner korporativen Mitglieder für ihre Leistungen und ihr Engagement, das die Qualität unserer Hilfen und Angebote von Blinden für Blinde, von Sehbehinderten für Sehbehinderte, von Augenpatienten für Augenpatienten immer wieder verbessert und letztlich ausmacht.

Der DBSV bedankt sich aber auch bei den Vertretern anderer Verbände und Institutionen, von Behörden und Ministerien für die vertrauensvolle und konstruktive Mitwirkung in vielen Sachfragen und für das Verständnis, das sie den berechtigten Interessen der blinden und sehbehinderten Bürgerinnen und Bürgern, der Augenpatientinnen und Augenpatienten unseres Landes entgegengebracht haben.

21.Hinweis zum SchlussDieser Tätigkeitsbericht kann nur einen kleinen Einblick in die vielfältige Arbeit des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e. V. geben. All denjenigen, die sich regelmäßig und detailliert über unsere Tätigkeit informieren möchten, empfehlen wir die Lektüre unserer Verbandszeitschrift „Die Gegenwart".

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