55 kommunikative spiele 7

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12 Einführung Verstandnissicherung am Telefon In vielen Fallen fehlt es aber schlicht und ergreifend an den geeigneten Redemit- teln, um das Verstandnis zu sichern, und der Geistesgegenwart, diese auch einzu- setzen. Hier kann gezieltes Training erstaunlich schnell Abhilfe schaffen. Besonders augentallig wird die Bedeutung dieser Strategien am Telefon: Der Ge- sprachspartner und damit samtliche nonverbalen Signa le wie auch die Lippen- bewegungen sind unsichtbar, was das Horverstehen sehr viel schwieriger macht. Wenn man angerufen wird, kommt noch dazu, dass man sich der Gesprachssitua- tion ganz plOtzlich ausgesetzt sieht und den Grund für den Anruf nicht kennt, was zu Stress führen kann. Neben dem Spiel ,,Klar soweit?" (S.132) sind auch andere Spiele, bei denen lnfor- mationen ausgetauscht und Erklarungen gegeben werden, gut geeignet für das Training von Verstandnissicherungstrategien (z. B. ,,Origami-Botschafter" S. 68) Fehlenden Wortschatz kompensieren Was tun, wenn man ein Wort nicht weiB? Auch Muttersprachler/innen haben nicht immer das passende Wort parat und behelfen sich beispielsweise mit Ersatzwortern wie ,,Dings" oder Umschreibungen. Ein Spiel wie ,, Meisenknodel kaufen" (S. 127) er- mutigt die Lernenden dazu, das Worterbuch stecken zu lassen und zu improvisieren. Feedback und Korrekturen Nachbereitung Ebenso wichtig wie die ausreichende Vorbereitung einer Szenarioübung und die planvolle Einbindung in den Unterricht ist die Nachbereitung. Positives Feedback Erfolgserlebnisse schaffen Wenn von den Lernenden eine kommunikative Aufgabe bewaltigt werden kann, ist das ein Erfolg. Wie konnen Sie als Lehrende dafür sorgen, dass der Erfolg zum Er- folgserlebnis wird - dem direktesten positiven Feedback, das Lernende bekommen konnen? Ein gutes Beispiel ist das Spiel ,,Meisenknodel kaufen" (S.127). Der Spielverlauf macht das Erfolgserlebnis sozusagen unausweichlich (es ist gelungen, einen Artikel zu kaufen, dessen deutsche Bezeichnung man nicht kennt, und zwar ohne sich einer weiteren Sprache zu bedienen) - positive Verstarkung vonseiten der Lehr- kraft ist hier kaum noch notig. Hier wird deutlich spürbar, dass Sprache ein - funk- tionierendes - Mittel zum Handeln ist, und nicht eine Ansammlung von Regeln, die gepaukt werden müssen. ,,geplante Erfolge" Szenarien bieten naturgemaB viele Chancen für solche ,,geplanten Erfolge": Wenn ich das Verhalten anderer beeinflussen kann, weiB ich, dass ich erfolgreich kommu- niziert habe. Wenn lnformationen korrekt ausgetauscht werden, funktionieren Pro- zesse, die sonst nicht funktionieren würden. Wenn ich mich mit anderen austau- sche, diskutiere und einige, dann erlebe ich unmittel bar, wie viel Sprache mit uns als sozialen Wesen zu tun hat.

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Klett Verlag 55 kommunikative Spiele, Teil 7

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Page 1: 55 Kommunikative Spiele 7

12

Einführung

Verstandnissicherung am Telefon

In vielen Fallen fehlt es aber schlicht und ergreifend an den geeigneten Redemit­

teln, um das Verstandnis zu sichern, und der Geistesgegenwart, diese auch einzu­

setzen. Hier kann gezieltes Training erstaunlich schnell Abhilfe schaffen.

Besonders augentallig wird die Bedeutung dieser Strategien am Telefon: Der Ge­

sprachspartner und damit samtliche nonverbalen Signa le wie auch die Lippen­

bewegungen sind unsichtbar, was das Horverstehen sehr viel schwieriger macht.

Wenn man angerufen wird, kommt noch dazu, dass man sich der Gesprachssitua­

tion ganz plOtzlich ausgesetzt sieht und den Grund für den Anruf nicht kennt,

was zu Stress führen kann.

Neben dem Spiel ,,Klar soweit?" (S.132) sind auch andere Spiele, bei denen lnfor­

mationen ausgetauscht und Erklarungen gegeben werden, gut geeignet für das

Training von Verstandnissicherungstrategien (z. B. ,,Origami-Botschafter" S. 68)

Fehlenden Wortschatz kompensieren Was tun, wenn man ein Wort nicht weiB? Auch Muttersprachler/innen haben nicht

immer das passende Wort parat und behelfen sich beispielsweise mit Ersatzwortern

wie ,,Dings" oder Umschreibungen. Ein Spiel wie ,,Meisenknodel kaufen" (S.127) er­

mutigt die Lernenden dazu, das Worterbuch stecken zu lassen und zu improvisieren.

Feedback und Korrekturen Nachbereitung Ebenso wichtig wie die ausreichende Vorbereitung einer Szenarioübung und die

planvolle Einbindung in den Unterricht ist die Nachbereitung.

Positives Feedback

Erfolgserlebnisse schaffen Wenn von den Lernenden eine kommunikative Aufgabe bewaltigt werden kann, ist

das ein Erfolg. Wie konnen Sie als Lehrende dafür sorgen, dass der Erfolg zum Er­

folgserlebnis wird - dem direktesten positiven Feedback, das Lernende bekommen

konnen?

Ein gutes Beispiel ist das Spiel ,,Meisenknodel kaufen" (S.127). Der Spielverlauf

macht das Erfolgserlebnis sozusagen unausweichlich (es ist gelungen, einen Artikel

zu kaufen, dessen deutsche Bezeichnung man nicht kennt, und zwar ohne sich

einer weiteren Sprache zu bedienen) - positive Verstarkung vonseiten der Lehr­

kraft ist hier kaum noch notig. Hier wird deutlich spürbar, dass Sprache ein - funk­

tionierendes - Mittel zum Handeln ist, und nicht eine Ansammlung von Regeln, die

gepaukt werden müssen.

,,geplante Erfolge" Szenarien bieten naturgemaB viele Chancen für solche ,,geplanten Erfolge": Wenn

ich das Verhalten anderer beeinflussen kann, weiB ich, dass ich erfolgreich kommu­

niziert habe. Wenn lnformationen korrekt ausgetauscht werden, funktionieren Pro­

zesse, die sonst nicht funktionieren würden. Wenn ich mich mit anderen austau­

sche, diskutiere und einige, dann erlebe ich unmittelbar, wie viel Sprache mit uns

als sozialen Wesen zu tun hat.

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Dennoch kann es lohnend sein, für die Lernenden zu spiegeln, was gut geklappt

hat. Wenn wir davon ausgehen, dass es so genannte Flüchtigkeitsfehler oder Aus­

rutscher gibt, die quasi wider besseren Wissens passieren, müssen wir uns fragen,

ob es sich nicht auch bei ,,guter" Produktion um Zufallstreffer handeln konnte.

Wenn dem so ist, lohnt es sich, solche ,,Flüchtigkeitskorrektheiten" zu stützen und

zu verankern, indem man ihnen bewusst Aufmerksamkeit schenkt. Das Verfahren

,,Redemittel-Monitor" (S.135) zeigt ein Beispiel, wie dies geschehen kann.

Korrekturen ,,Alle sprechen - und niemand korrigiert?"

Eine Sorge, die viele Unterrichtende und Lernende teilen, besteht in der Vorstel­

lung, bei scheinbar unkontrolliertem Sprechen würden Fehler eingeübt.

Sprechen Sie mit der Lerngruppe darüber, dass es ungünstig ist, beim freien Spre­

chen standig korrigierend einzugreifen. Weisen Sie darauf hin, dass Sie wichtige

Fehler zur spateren Bearbeitung sammeln. Wenn Sie sich an dieses Versprechen

halten, wird das Vertrauen der Lernenden in diese Vorgehensweise rasch wachsen.

Das Hauptaugenmerk sollte dabei Fehlern gelten, die die Kommunikation deutlich

erschweren. Das sind in erster Linie Aussprache- und lntonationsfehler, unpassend

verwendete Redemittel und Registerfehler. Grammatikalische Fehler sind hingegen

in diesem Zusammenhang meist vernachlassigbar.

Auch Korrekturen sind Feedback - mitunter leider das einzige, das gegeben wird.

Zu einer nachhaltigen Verbesserung konnen sie aber nur führen, wenn den Lernen­

den nicht einfach korrekte Satze vorgebetet werden, sondern sie vielmehr dazu

angeregt werden, selbst über Verbesserungsmoglichkeiten nachzudenken. Die

Spiele ,,Drei gewinnt" (S.136) und ,,Der GroBe Preis" (S.137) sowie das Verfahren

,,Verbessern im Kugellager" sind dazu geeignet (S.138).

Registertraining Szenarien werden von Muttersprachler/innen auf ganz unterschiedliche Weise

realisiert (s. auch ,,Soziokultureller und interkultureller Aspekt" S.8). Die Wahl der

passenden Redemittel hangt von der Beziehung zwischen den beteiligten Perso­

nen und anderen sozialen Umstanden ab. Diese führen dann zur Wahl eines be­

stimmten ,,Registers': in dem gesprochen und agiert wird: formell oder eher infor­

mell/salopp, distanziert oder eher vertraut/freundschaftlich usw.

Für erfolgreiche Kommunikation ist es unerlasslich, in der Wahl und sprachlichen

Gestaltung des richtigen Registers geschult zu sein. Mit fortgeschrittenen Lernen­

den, deren Sprachstand es erlaubt, sollten Sie über dieses Thema sprechen. Auch

ein Blick darauf, wie stark sich soziale Register in den verschiedenen Herkunfts­

sprachen unterscheiden - hier sind die Lernenden die Experten - kann zu spannen­

den Entdeckungen führen.

Die Spiele ,,Verbessern im Kugellager" (S.138), ,,Szenen eines Lebens" (S.139) und

,,Hoflich, unhoflich, salopp" (S.140) dienen dem Registertraining.

Einführung

Feedback geben

Angst vorm Einüben von Fehlern

Sammlung von wichtigen Fehlern

sinnvolle Korrekturen

Wahl des richtigen Registers

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