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SCHALKE UNSER e.V. (Hrsg.) 90 Minuten SCHALKE

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Page 1: 90 Minuten - Verlag Die Werkstatt · Für den Rekord sorgten: Gerber, Heinz Hinz, Walter Berg, Herbert Burdenski, Hermann Ep-penhoff , Ötte Tibulski, Ernst Kuzorra, Fritz Szepan,

90 M

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enSC

HALK

ESCHALKE UNSER e.V. (Hrsg.)

90 Minuten

SCHALKEFC SCHALKE 04 –Wir leben dich!

90 und mehr besondere und magische Momente von und mit dem FC Schalke 04 – festgehalten in tollen Fotos und kurzen Texten!

Minute für Minute wird zurückgeblickt: auf legendäre Europapokalspiele, spannende Derbys, tragische Niederlagen oder emotionale Last-Minute-Siege.

Ein bunter Mix aus königsblauen Geschichten und vielen Bildern. Mit ganz viel Herzblut und großem Erinnerungsfaktor.

SCHALKE

ISBN 978-3-7307-0463-9VERLAG DIE WERKSTATT

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VERLAG DIE WERKSTATT

90 Minuten

SCHALKE

SCHALKE UNSER e.V. (Hrsg.)

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VORWORT

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Die 0. Minute

Schalke, das hört niemals auf!, so sagt man. Nicht nach der 90. und auch nicht nach der 94. Minute. Schalke, das ist dieser irrationale Verein im Pott, der sich häufiger mal selbst im Weg steht und der Leidenschaft und Begeisterung entfacht wie kein zweiter. Auf Schalke werden Helden geboren und Manager mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt. Schalke, das ist Wolke 7 und Sohle 8 – manchmal nur durch Sekunden getrennt. Vermutlich kein anderer Verein kann seine eigene Geschichte so ruhm- und gleichzeitig so tränenreich erzählen wie der FC Schalke 04.

Meisterschaften in der Glanzzeit des Schalker Kreisels, Bundesliga-Bestechungsskan-dal mit Meineidprozess, die Fallrückzieher-Tore von Klaus Fischer, Ab- und Aufstiege in den 80ern, ein Jahrhundert-Pokalspiel gegen den FC Bayern, UEFA-Cup-Sieg in Mai-land, Meister der Herzen, Ebbe Sand & Emile Mpenza, Raúl & Klaas-Jan Huntelaar – die Geschichte des FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. wird in diesem Buch in jeder Minute lebendig.

Jede Minute ein Spiel. Jede Minute eine Anekdote, ein Tor des Jahres, ein historischer Triumph oder ein enttäuschender Rückschlag. Jede Minute eine Etappe in der Geschichte dieses unbegreiflichen Traditionsvereins. Berg und Tal mit S04 – verfasst von Fans des FC Schalke 04, die den Verein nicht selten schon seit Jahrzehnten in ihrem Herzen tragen.

Wir wünschen gute Unterhaltung bei dieser königsblauen Zeitreise!

Roman Kolbe (1. Vorsitzender SCHALKE UNSER e.V.) & Hardy Grüne (Verlag Die Werkstatt)

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ERSTEHALBZEIT

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12

MINUTE

12. JUNI 1935 :::

ENDRUNDE DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, FC SCHALKE 04 – PSV CHEMNITZ 3:2 (3:1)

Blitzstart

In die Meisterschaftswettkämpfe 1934/35 waren die Schalker als Favo-rit gestartet. Man war nicht nur Gaumeister geworden, sondern konn-te beim Spiel der Westfalenauswahl gegen eine Niederrhein-Auswahl sogar stolz verzeichnen, dass gleich zehn Schalker im Auswahlteam standen. Als am 2. Juni 1935 das Halbfinale gegen den mitteldeutschen Meister anstand und Kalwitzki bereits in der ersten Spielminute den Führungstreffer erzielte, schien das Spiel vorzeitig gewonnen.

Eine knappe Viertelstunde später gelang den Chemnitzern durch ihren Starstürmer Erwin Helmchen jedoch der Ausgleich. Ernst Kuzorra stellte in der 26. Minute die Führung zwar wieder her, und elf Minuten später baute Ernst Kalwitzki sie mit seinem zweiten Treffer sogar auf 3:1 aus, nach dem Seitenwechsel wurde es aber noch mal spannend.

Trotz des 3:2-Anschlusstreffers durch einen von Helmchen verwandel-ten Strafstoß reichte es am Ende für Schalke, um ins Finale einzuziehen.

Ungefähr 45.000 Zuschauer beklatschten den Sieg des Favoriten im Düsseldorfer Rheinstadion. Das Ergebnis habe laut zeitgenössischen Presseberichten die Dominanz der Schalker auf dem Platz nicht ange-messen ausgedrückt. Schalke habe „brillant“ gespielt, schrieb etwa der „Fußball“.

Doppeltorschütze Kalwitzki wurde im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront verwundet. Später übernahm er das Traineramt der SG Wat-tenscheid 09, ehe er Platzwart der Kampfbahn Glückauf wurde.

von Stephan Werschkull

Auf dem Weg zur zweiten Meisterschaft

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MINUTE

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20. OKTOBER 1940 :::

GAULIGA WESTFALEN, FC SCHALKE 04 – BORUSSIA DORTMUND 10:0 (6:0)

2 Zweistellig

Es war die Zeit, in der die Schalker gerne mal einen Gegner zweistellig auf die Heimreise schickten. Der VfvB Alsum musste dies in der ersten Pokalrunde 1939/40 beim 13:0 ebenso erfahren wie der VfB Gelsenkir-chen, der mit einem 11:0 noch gut bedient war.

Am 4. Februar 1940 konnte der BVB im Stadion „Rote Erde“ seine Niederlage dann aber in Grenzen halten, so dass die Schalker mit einem mageren 7:0-Erfolg die Heimreise antraten. Der VfL Bochum musste drei Wochen später dafür beim 10:2 ebenso büßen wie Westfalia Herne, die im Folgemonat mit 14:0 abserviert wurde. Und der CSC 03 Kassel wurde im Endrundenspiel um die „Deutsche“ gleich mit 16:0 deklas-siert. Im Sommer 1940 fuhr man dann mit einem vergleichbar mageren 1:0 gegen den Dresdner SC zwar die fünfte Deutsche Meisterschaft ein, aber irgendwie fehlte da noch was.

Dieses i-Tüpfelchen wurde den Schalker Fans am 20. Oktober 1940 serviert. Ernst Kuzorra eröff nete den Torreigen nach zwei Minuten. Her-mann Eppenhoff sorgte kurz darauf für das 2:0 und bis zur Pause hatten die Blauen ein beruhigendes 6:0 herausgeschossen. Wie im Vorjahr hat-te der königsblaue Torexpress anschließend Ladehemmung. Erst in der 70. Minute erhöhte Ernst Kalwitzki auf 7:0, das 9:0 stellte Willi Schuh kurz vor Schluss mit einem Schuss in den linken Winkel ein. Erst Fritz Szepan erlöste die Schalker kurz vor dem Abpfi ff von einem möglichen 09-Trauma und sorgte für den 10:0-Endstand.

Für den Rekord sorgten:Gerber, Heinz Hinz, Walter Berg, Herbert Burdenski, Hermann Ep-

penhoff , Ötte Tibulski, Ernst Kuzorra, Fritz Szepan, Natz Füller, Ernst Kalwitzki, Willi Schuh.

Meister wurde Schalke 1941 übrigens nicht – aber das war ja auch egal.

von Peter Tertocha

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MINUTE MINUTE

0425. SEPTEMBER 2007 :::

BUNDESLIGA, MSV DUISBURG – FC SCHALKE 04

0:2 (0:1)3An der schönen blauen Wedau

Halil Altintop hatte es auf Schalke oft nicht einfach. War er noch in Kai-serslautern Torschützenkönig und dachten viele, er könnte neben sei-nem Zwillingsbruder Hamit weiter brillieren, so klappte das leider viel zu selten. Gegen Duisburg sorgte er aber vor 31.500 Zuschauern bereits in der dritten Minute für den Schalker Führungstreffer.

Eine Runde zuvor hatte Schalke Arminia Bielefeld mit 3:0 besiegt. An der Wedau ging man als großer Favorit ins Rennen. Es folgte jedoch kein berauschendes Spiel, sondern eher eine Pflichtaufgabe, die Kevin Kuranyi mit dem 2:0 in der 75. Minute endgültig erfüllte.

Der FC Schalke 04 blieb in der laufenden Saison unbesiegt und hat-te sich mit dem zweiten Sieg innerhalb von drei Tagen in der Fußball-Bundesliga einen Champions-League-Platz erobert!

von Roman Kolbe Halil Altintop setzt sich gegen Duisburgs Keeper Tom Starke durch und trifft zum 1:0.

Dönerwetter!

Für Anfang November war es mit knapp 13 Grad ungewöhnlich warm. So warm, dass man angesichts des Gegners einfach nicht an dem Wort-spiel „Dönerwetter“ vorbeigehen kann. Nach dem zunächst stottrigen Saisonauftakt kam die Champions League und mit ihr der amtieren-de türkische Meister Galatasaray Istanbul als Gast gerade recht. Wirk-lich als Gast? Die berühmte Leidenschaft unserer türkischen Freunde machte nicht nur bei dem obligatorischen Auswärtskartenkontingent halt. Nein, da wird schon mal der S04-Online-Ticket-Shop durch 50.000 gleichzeitige Anfragen lahmgelegt, wird rund ums Berger Feld in der Vornacht des Ticketverkaufs campiert, bekommen selbst hartgesotte-ne königsblaue Dauerkartenbesitzer angesichts heißblütiger Anfragen weiche Knie.

Wenig überraschend also, dass sich unter den 54.740 Zuschauern geschätzt mindestens 15.000 Galatasaray-Gefolgsleute tummelten. So auch in „meinem“ Block der Arena. Da herrschte nicht nur gelb-rote Präsenz, sondern auch große Klappe. Der FC Schalke würde also heute gegen eine Weltauswahl antreten, hieß es. Und keine Chance würden wir haben und wenn wir fünf Stück kassierten, kämen wir noch gut da-von. Dass es beim 0:0 im Hinspiel anders ausgesehen hatte, behielt ich für mich.

Beeindruckend die Heißblütigkeit. Synchrone Sprechgesänge, auf-munternde Anfeuerungen und bedingungsloser Beifall beim Auflauf der Mannschaften. Uferlose Unterstützung beim Anstoß, fieses Pfeifen, sobald der Ball beim Gegner ist. Ekstatische Euphorie, wenn der Ball bei der eigenen Mannschaft ist. Ist schon toll, wie die ihre Mannschaft un-terstützen. Schon toll. Aber, EY SACH MA ?!?! Wir sind der FC Schalke! Wir spielen zu Hause, und zu Hause, da regiert nur der S04 – wer weiß, wann wir das nächste Mal Champions League spielen und außerdem können wir mit einem Sieg das Achtelfinale klarmachen!

Verwegenerweise wünscht man sich folglich, dass früh ein Tor fällt und dann Ruhe im Karton ist. Dass man sich langsam und genüsslich zu allen Freunden der SüperLig umdrehen kann, die Arme in einem Wie-hab-ich-datt-gemacht-Style ausbreitet, die Augen in einem Kerl-watt-

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6. NOVEMBER 2018 :::

CHAMPIONS LEAGUE, FC SCHALKE 04 – GALATASARAY ISTANBUL 2:0 (1:0)

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iss-datt-hier-hell-Style zusammenkneift und eine verschmitzte Miene aufsetzt, in einem, sagen wir, Ich-weiß-ich-weiß-musst-du-mir-nicht-extra-nochmal-erklären-ich-weiß-datt-Style und fröhlich in die Runde ruft: „So!“. Und das Ganze nullviermal hintereinander.

Klar wünscht man sich das, vor allem so früh, zu einem Zeitpunkt, als gerade mal nullvier Minuten gespielt sind. Als Schalker wünscht man sich ja eh vieles. Und weiß, bei uns ist das mit Wünschen wie mit guten Vorsätzen zum neuen Jahr, das ist völlig vergeblich. Toller Ball da ge-

rade von Amine Harit auf den Burgstaller Guido. Der verliert den aber direkt. Aber: Was macht der Torhüter von Galatasaray da? Der kommt raus, segelt vorbei und kriegt den auch nicht, und der Burgstaller hat ihn schon wieder. Wenn der jetzt ins leere Tor schießt? Dann würde ich mich in Ruhe, langsam und genüsslich zu allen Freunden der SüperLig umdrehen …

von Andreas Pyrchalla

Guido Burgstaller beruhigt mit dem Treffer zum 1:0 die Gemüter und sorgt für klare Verhältnisse im eigenen Stadion.

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MINUTE

518. MAI 1958 :::

ENDSPIEL DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, FC SCHALKE 04 – HAMBURGER SV 3:0 (2:0)

Die Schale

Da die Weltmeisterschaft in Schweden vor der Tür stand, wurde 1958 aus Zeitgründen in einer einfa-chen Runde und auf neutralen Plätzen um die Deutsche Meisterschaft gespielt. Schalke hatte sich als Vizemeister der Oberliga West hinter dem 1. FC Köln qualifiziert und begann mit einem 4:1 gegen Ein-tracht Braunschweig. Nach dem anschließenden 9:0 gegen Tennis Borussia Berlin kam es am 10. Mai 1958 zum Gruppenendspiel gegen den bis dahin ebenfalls ungeschlagenen Karlsruher SC in Hamburg. Die Knappen behielten mit 3:0 deutlich die Oberhand. In der anderen Gruppe hatte sich der Ham-burger SV mit dem 18-jährigen Uwe Seeler in seinen Reihen ebenfalls ohne Niederlage durchgesetzt.

Am 18. Mai 1958 trafen sich beide Mannschaften vor 80.000 Zuschauern in Hannover, um den Deutschen Meister 1958 zu ermitteln.

Die Schalker Mannschaft hatte ein Durchschnittsalter von 22,5 Jahren. Manni Orzessek im Tor sowie die beiden harten Verteidiger Helmut „Catcher“ Sadlowski und Günter Brocker sorgten dafür, „dass die Null stand“. Als Stopper ergänzte der aus der eigenen Jugend gekommene Otto Laszig die Defensive. Zusammen mit Günter „Ille“ Karnhof und Karl Borutta bildete er die Mittelreihe. Ebenfalls aus der eigenen Jugend stammte der auf der rechten Seite spielende Willi „Der Schwatte“ Koslowski. Auf der linken Seite organisierte Berni Klodt den Angriff. Heiner Kördell und Manni Kreuz auf den beiden Halbpositionen in der Offensive unterstützten Mittelstürmer Günter „Forelle“ Siebert. Bitter traf es Spielmacher Willy Soya, der in 28 Oberliga-Spielen 17 Tore geschossen hatte, sich aber in der Vorrunde gegen Braunschweig verletzte und im Endspiel fehlte. Vierzehn Tage später vor dem letzten Gruppenspiel gegen Karlsruhe hatte sich zudem Verteidiger Helmut Laszig einen Knöchel gebrochen.

Schon nach fünf Minuten brachte Mannschaftskapitän Berni Klodt, mit 31 Jahren der Älteste im Team, die Königsblauen mit einem Flugkopfball in Führung. Noch vor der Pause sorgte sein 2:0 für die Vorentscheidung gegen die favorisierten Hamburger. Manni Kreuz, im Zivilberuf Steuerbeamter, lieferte mit einem für ihn typischen Gewaltschuss in der 75. Minute den 3:0-Endstand. Damit ging die Meisterschaft zum siebten Mal an den Schalker Markt – der Rekord des Clubs aus Nürnberg war eingestellt.

Die Rückkehr der Mannschaft nach Gelsenkirchen wurde im Regionalfernsehen übertragen, das Haus von Berni Klodt war vollständig mit Girlanden geschmückt. Zwei Brauereien schenkten Freibier aus, ein Gastwirt hatte seine ganze Kneipe blau-weiß angestrichen und die örtliche Industrie einen Triumphbogen aufgebaut. 50.000 Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz sowie 300.000 auf den Gel-senkirchener Straßen feierten den neuen Deutschen Meister. Ernst Kuzorra stellte lapidar fest: „So haben sie uns 1942 nicht empfangen.“

von Peter Tertocha

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Frühe Führung gegen den HSV: Schon nach fünf Minuten bringt Berni Klodt (am Boden)

den FC Schalke 04 auf Titelkurs. Am Ende steht ein 3:0 und die siebte Meisterschaft.

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MINUTE

6027. APRIL 2019 :::

BUNDESLIGA, BORUSSIA DORTMUND – FC SCHALKE 04 2:4 (1:2)

Erstens kommt es anders …

Bei den Wettanbietern standen die Wettquoten bei 10:1 für einen Schal-ker Sieg. Selten waren die Vorzeichen für den S04 so negativ wie dies-mal. Satte 42 Punkte lagen bereits zwischen beiden Klubs. Der BxB hatte fünf der letzten sechs Spiele gewonnen und Schalke war trotz Abgang von Sport-Vorstand Christian Heidel sowie der Beurlaubung von Domenico Tedesco auf beängstigendem Sturzflug.

An diesem Tag musste also alles zusammenkommen, damit der S04 mal wieder einen Auswärtssieg im Derby feiert. Und es kam alles zusammen! Zwar ging der BxB mit Götzes Kopfballtreffer erwartungs-gemäß in Front, nachdem die ganze Schalker Abwehr vergeblich auf Abseits gespielt hatte, danach wendete sich aber das Blatt. Caligiuri schoss aus kürzester Distanz Weigl an den Arm, der nun wirklich nicht

nah am Körper lag. Aus dem Kölner Keller kam die Anweisung, jetzt ge-fälligst auf Elfmeter zu entscheiden. Den verwandelte Caligiuri direkt – Ausgleich! Dann ging Schalke durch Sanés Kopfball sogar in Führung.

In der 60. Minute flog Reus nach einem Tritt gegen Serdar mit Rot vom Platz, und wieder verwandelte Caligiuri einen Standard  – dies-mal per Freistoß. Bald danach führte Wolfs Frustfoul – wieder gegen Serdar – zur nächsten roten Karte. Trotz Unterzahl durften die Fehlfar-benen noch auf 2:3 verkürzen. Das aber ließ sich Embolo nicht bieten und machte zwei Minuten später in der 86. Minute den Endstand von 4:2 klar.

von Roman Kolbe und Markus Peick

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Daniel Caligiuri ist der Mann für die Standards – und versenkt den Freistoß zum 3:1. Und wenn durch einen unerwarteten Sieg die Titelambitionen des Nachbarn gestört werden, ist die Freude natürlich umso größer.

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Der vermeintliche Ehrentreffer zum 1:4. Guido Burgstaller läutet die Aufholjagd ein.

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MINUTE

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25. NOVEMBER 2017 :::

BUNDESLIGA, BORUSSIA DORTMUND – FC SCHALKE 04 4:4 (4:0)

61Eine sensationelle Wende

Es kommt ja leider nicht oft vor, dass unser ruhmreicher FC Schalke 04 gleich beide Derbys gegen die Schwarz-Gelben gewinnt. Und wenn es dann doch nur vier Punkte für die beiden Siege gibt, dann ist das et-was ganz Besonderes. Genau das geschah in der Vizemeister-Saison 2017/18.

Wie immer in den letzten Jahren starteten wir in Unna mit einer Derbyparty, bei der die Kumpel ohne Karten hinterher das Spiel im TV anschauten. Trotz der üblichen Probleme erreichten die Ticketinhaber schließlich über reichlich Umwege, Polizeisperren und Ordnerkontrollen den Stehblock auf der Nordtribüne. Unsere Stimmung war verhalten optimistisch, der Support ordentlich, die „Gelbe Wand“ wie immer lä-cherlich peinlich.

In der ersten Halbzeit wurde Schalke förmlich auseinandergenom-men, und wie vermutlich allen Schalkern schwante mir Fürchterliches. Mit dieser Leistung würde es am Ende 6, 7 oder 8 zu 0 stehen.

Das dritte Gegentor war Anlass, jenen Bereich aufzusuchen, den sie im SIP als „Toilette“ bezeichnen. Während ich mich erleichterte, erziel-ten die Gelben das 4:0. Damit war es genug. Ich rief den anderen nur noch kurz ein „Ich hau jetzt ab!“ zu und verließ fluchend den Ort des Grauens. Und das, obwohl ich dafür bekannt bin, selbst bei längst verlo-renen Spielen alle zu nerven, ja bis zum Schluss auszuhalten. Auf meiner Flucht war ich in guter Gesellschaft, denn sehr viele Knappen verließen das Stadion vorzeitig.

Mittlerweile legendär dürfte meine Sprachnachricht sein, die ich an diverse Whats-App-Gruppen schickte. Auf der Suche nach Bahnen in Richtung Do Hbf fluchte ich über den unmittelbar bevorstehenden Untergang des S04, die verhassten Gelben, unsere Leistungsverweige-rung, Gott und die Welt und endete mit einem wütenden „Glück ab“.

Da wusste ich noch nicht, dass unsere Blauen in der 61. Minute das 1:4 erzielt hatten. „Ehrentreffer“, dachte ich, als ich es in der Bahn nach Unna erfuhr. Dann hieß es plötzlich, dass es bereits 4:2 stehe. Als auf den diversen Handys mit Livetickern und Nachrichten-Apps schließlich das 4:3 aufleuchtete, war so richtig Stimmung in der Hellwegbahn. Of-fensichtlich gönnen außer den Stadionbesuchern erstaunlich wenige Menschen in Dortmund den Gelben einen Derbysieg. Alle fieberten mit dem S04!

Dann hieß es, das Spiel sei aus. Mal wieder typisch! Doch als der Zug gerade in Unna einfuhr, kam die Meldung vom 4:4. Wirklich? Ich stürm-te sofort in das Hotel „Katharinenhof“ am Bahnhof, wo sie Sky haben, und sah die Wiederholung von Naldos inzwischen legendärem „Sieg-Tor“. Danach habe ich mir das Spiel noch mal in voller Länge angesehen und mit anderen Schalkern diesen unfassbaren Tag gefeiert. Über die umfangreiche Häme wegen meines eindeutig zu frühen Aufbruchs aus dem SIP brauche ich wohl nicht viele Worte zu verlieren …

von Peter Sauerland

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22. JUNI 1941 :::

ENDSPIEL DEUTSCHE MEISTERSCHAFT, SK RAPID WIEN – FC SCHALKE 04 4:3 (0:2)MINUTE

62Zweistellig

Der Legende nach waren die Plaketten mit der Aufschrift „Kriegsmeis-ter 1941 FC Schalke  04“ schon vorbereitet, doch am Ende des Meis-terschaftsfinales der Saison 1940/41 jubelt Rapid Wien. Dabei hatte es lange gut für die Königsblauen ausgesehen. Durch zwei Tore von Heinz Hinz und einem Treffer von Hermann Eppenhoff führte man, bei fast 40 Grad Celsius, nach 57 Minuten mit hohem 3:0-Vorsprung.

Franz Binder hatte einen Strafstoß verschossen und damit den An-schlusstreffer verpasst.

Doch was dann am 22. Juni 1941 folgte, war historisch. Innerhalb von zehn Minuten drehten die Wiener das Spiel. Zwei Minuten nach dem Anschlusstreffer durch Georg Schors erzielte Franz Binder in der 62.  Minute das 2:3, und nur eine weitere Minute später verwandelte erneut Binder einen Elfmeter zum Ausgleich. In der 70. Spielminute sahen 95.000 Besucher im Berliner Olympiastadion dann, wie der Außenseiter Rapid Wien in Führung ging – sehr zum Missfallen vieler Zuschauer, die antiösterreichische Ressentiments hegten. „Bimbo“ Bin-

der machte damit ein zweites Mal von sich reden, nachdem er zuvor bei einem Spiel in München bereits ein Tornetz durchschossen hatte.

Darauf, dass die Wiener in kurzer Zeit viele Tore er-zielen konnten, hätten die Schalker durchaus vorbereitet sein können. Denn die „Rapid-Viertelstunde“ war damals ein geflügeltes Wort und benannte die Qualität der Hüt-teldorfer, regelmäßig Spiele innerhalb einer überschau-baren Zeit zu entscheiden. Zwar rannten die Schalker die letzten 20 Minuten an und schafften es durchaus, Rapid gehörig unter Druck zu setzen, doch am Ende blieb es beim Spielstand von 4:3.

Die Schalker Spieler fühlten sich verschaukelt und ver-muteten politischen Willen, damit ein Team aus der ange-schlossenen Ostmark – dem einstigen Österreich – Meister wird. Ernst Kuzorra soll in seiner Wut sogar die Annahme der silbernen Ehrennadel ausgeschlagen haben.

Dass das Finale überhaupt ausgetragen wurde, stand vorübergehend übrigens auf der Kippe. Denn wenige Stun-den vor dem Anpfiff war die Wehrmacht in die Sowjetunion eingefallen. Und da man einen Racheakt der Sowjetunion befürchtete, gab es Überlegungen, die Großveranstaltung in Berlin abzusagen.

von Stephan Werschkull

Das Tor, das Schalke bezwingt: Binders Freistoß schlägt hinter Hans Klodt ein.

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19. JUNI 1983 :::

RELEGATIONSSPIEL, FC SCHALKE 04 – BAYER 05 UERDINGEN 1:1 (0:0) MINUTE

63Tritt in den Magen

Mitte Juni noch „Bundesliga“? Heute undenkbar, doch damals war noch nicht alles der Kommerzialisierung in Form von Champions League, Gold-Cups, Silber-Cups oder Turnieren um die goldene Ananas unter-geordnet. Dabei ging es heute um alles andere als goldene Südfrüchte. MEIN FC Schalke drohte nach dem 1:3 im Relegationshinspiel in Uerdin-gen zum zweiten Mal aus der Bundesliga abzusteigen. In Krefeld hatte ich eine tote Schalker Mannschaft gesehen.

Vor 60.000 im Glutkessel Parkstadion galt es, mit drei Toren Unter-schied zu gewinnen. Oder zumindest mit zweien, um ein drittes Spiel zu erzwingen, denn die Auswärtstorregel gab es noch nicht. „Das packen wir nie“, so meine Gedanken am Mittwoch nach der Rückkehr aus Kre-feld. „Ich glaube nicht an ein Wunder“, hörte ich mich am Donnerstag sagen. „Die Chance ist nicht groß, aber so schlecht können wir nicht noch mal spielen“, sprach ich mir am Freitag Mut zu, ehe es am Samstag hieß: „Daheim kann vielleicht doch noch was gehen.“ Also beschloss ich am Sonntag: „Wir haben jetzt nichts mehr zu verlieren. Die Fans werden Schalke nach vorne treiben und alle wollen die Schande vom Mittwoch tilgen. Mit dem Heimvorteil im Rücken stehen unsere Chancen zumin-dest auf ein 2:0 bei 49 Prozent.“

Als Student mit kleinem Bafög-Budget fehlte mir die Kohle, um vom Heimatort in der Eifel nach GE zu pilgern. Es blieb nur das gute alte Ra-dio. Also saß ich – in Kutte, mit Fahne im Arm und Schal um den Hals – vor dem Radio. Alleine, denn ich hätte es nervlich nicht ausgehalten, wenn jemand dazwischengequatscht hätte. „Ein frühes Tor, eines kurz vor oder nach der Halbzeit, dann fangen die Uerdinger an zu wackeln“, sprach ich mir Mut zu. Doch was hörte ich in Halbzeit eins? Musik, Musik, Musik – denn nichts war los auf Schalke. Drei, vier Einblendungen, das war alles, was der Reporter zu vermelden wusste.

Ein „Die Schalker sind wie verwandelt aus der Kabine gekommen. Endlich läuft der Ball und sie erspielen sich auch Chancen“ weckte nach Wiederanpfiff endlich die Hoffnung. Und dann, die 63. Minute: „Flanke von rechts, Drexler Direktaufnahme ins kurze Eck. Da ist auch der wa-ckere Vollack machtlos“ – die Ohren der Nachbarn dürften nach mei-

nem Torjubel taub gewesen sein. Da ist er wieder, der unbesiegbare Schalker Optimismus!

„Kommt schon. Wenigstens noch das eine Tor fürs dritte Spiel“, hörte ich mich anschließend betteln, flehen und winseln. Dann sorgte Michael Schuhmachers Konter zum 1:1 für einen Tritt in den Magen, der mir Tränen aus den Augen schießen ließ.

von Harry Traubenkraut

Freud und Leid so nah zusammen: Manfred Drexler (links) bejubelt sein 1:0, daneben Theo Bücker, Uer-

dingens Sascha Jusufi schaut enttäuscht herüber.

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MINUTE

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95 Der Augenblick der Bundesliga

Es gibt Momente im Leben, die man nie vergisst. Diese viereinhalb Minuten im Mai 2001 sind eingebrannt in Schalker Herzen wie auch in meins. Schmerzhaft für die königsblauen Seelen in dem Finale der Bundesligageschichte. Auf der einen Seite der „Meister der Her-zen“, auf der anderen der „Reporter der Schmerzen“.

Das letzte Spiel im Parkstadion und ein Drama ohnegleichen. Bis heute habe ich es vor Augen. Die Euphorie, den Platzsturm, das Feuerwerk und die Szenen im Innenraum. Die Videowall mit dem indirekten Freistoß, die Bilder aus Hamburg und meine Fassungslosig-keit nach dem Ausgleichstor der Bayern. Schockstarre damals nach meinem Interview mit Andreas Müller. Im Nachhinein wünsche ich mir, dass es so nie passiert wäre. Aber okay, damit muss ich leben. Ich hoff e, dass ich es noch erlebe, Schalker Meisterschaft nach all den Jahren seit 1958. Clemens Tönnies hat mir auch versprochen, dass ich bei der Schalen-übergabe dabei bin.

Mittlerweile ist viel über dieses einschneidende Erlebnis geschrieben und gesprochen worden. Ich hoff e, viele Schalker haben mir verziehen. Man kann auch solchen Momenten nur mit Humor begegnen, zumal ich ja weder den indirekten Freistoß verursacht habe noch verantwortlich war für die lange Nachspielzeit. Manche Schalker haben mich danach auch mit „Na, Meistermacher“ gefl achst. Gut, ich habe dann entgegnet, genießt es doch mal, dass ihr seit so unendlich langer Zeit mal wenigstens für diese Minuten Meister ward. Nein, Spaß beiseite, ich wünsche euch allen möglichst bald die Meisterschaft. Nur sorgen dafür kann kein Reporter, kein Fan, kein Funktionär! Die Mannschaft ist gefordert. Glück auf!

von Rolf „Rollo“ Fuhrmann

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19. MAI 2001 :::

BUNDESLIGA, FC SCHALKE 04 – SPVGG UNTERHACHING 5:3 (2:2)

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22. APRIL 1997 :::

UEFA-CUP, FC SCHALKE 04 – CD TENERIFFA 2:0 N.V. (0:0, 1:0)MINUTE

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Der entscheidende Treffer von

Marc Wilmots.

Wie ich einmal aufstand, um ins UEFA-Cup-Finale zu kommen

Nach der 0:1-Klatsche an einem Dienstagabend in Valencia hatte es das Rückspiel in mehrfacher Hinsicht in sich. Nach torloser erster Halbzeit brachte Olaf mit seiner Vorarbeit für ein Kopfballtor durch Herrn Linke in der 68. Minute unsere gute, alte Schüssel das erste Mal zum Beben. Während der Verlängerung breitete sich leichte Verzweiflung aus, und in diesen entscheidenden Minuten wollte einfach kein Funke mehr auf die Eurofighter überspringen. Das wollten wir im Block I nicht einfach auf uns sitzen lassen, und so kam mir die spontane Eingebung, noch mal ein weiteres englisches Stadionlied zu adaptieren und in hiesiges Liedgut zu übertragen. Das war ja damals, so verrückt es klingen mag, auch ohne Podest und Megafon noch erlaubt. ZwinkerSmiley.

Kurz vor dem Spiel hatte mir ein Bekannter vom Stadionbesuch in London erzählt, bei dem der gesamte Ground sich zu „Stand up if you hate Chelsea (oder West Ham, kriege ich nicht mehr ganz auf die Kette) erhob. Diese Geschichte war die Inspiration zum Umdichten auf „Steht auf, wenn ihr Schalker seid“ und, nun ja, der Rest ist Geschich-

te: 56.000 Schalker folgten der Aufforderung, Olaf legte noch mal vor, diesmal köpfte Kampfschwein Willi zum 2:0 ein, Heynckes war bedröp-pelt und der glorreiche FC Schalke 04 schaffte es ins Finale des „Cups der Verlierer“, wie Kaiser Franz diesen Wettbewerb in seiner bayerisch-bescheidenen Art einmal nannte.

In meinem Herzen flattert das blau und weiße Fähnlein mittlerweile nur noch sehr leise und ich bin komplett raus aus der aktiven Fanszene, doch dieser Abend bleibt natürlich für immer unvergessen. Auch wenn der Song im Nachgang deutlich zu inflationär gebraucht wurde sowie eher unappetitliche Stilblüten wie „Steht auf, wenn ihr Deutsche seid“ trieb, bilde ich mir doch ein, einen kleinen Anteil am Happy End der Eurofighter-Saga gehabt zu haben.

P.S.: Den „Steht auf, wenn ihr Schalker seid“-Wecker hätte ich trotz-dem gerne noch für meine Nostalgiesammlung.

von Clive Lavery

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