aalborg die altstadt - pdf.visitaalborg.dkpdf.visitaalborg.dk/diealtstadt_web.pdf · du gamle...

8
Titel- und Rückseite: “Jens Bangs Stenhus”. Maske. “Jens Bangs Stenhus”. Aalborg die Altstadt visitaalborg.com AALBORG HISTORIC CITY WALK THIS HISTORIC WALK... ENJOY

Upload: others

Post on 11-Oct-2019

1 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Titel- und Rückseite: “Jens Bangs Stenhus”.

Maske. “Jens Bangs Stenhus”.

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 1 03/09/09 10.02

Aalborg die Altstadt

Titel- und Rückseite: “Jens Bangs Stenhus”.

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 2 03/09/09 10.02

visitaalborg.com

a a l b o r g h i s t o r i c c i t y w a l k

t h i s h i s t or ic wa l k . . .e n jo y

Diese Broschüre, die von der Obelschen Familienstiftung und dem Aalborg Verkehrsverein herausgegeben wurde, soll auf dem Stadtrundgang durch das alte Aalborg Ihr Wegweiser sein.

8 9

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 9 03/09/09 10.02

8 9

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 10 03/09/09 10.02

visitaalborg.com

l i e b f r a u e n s ta d tDas Stadtviertel des Lebensmannes

b u d o l f iDas Stadtviertel der Kaufleute

a a l b o r g h i s t o r i c c i t y w a l k

Unser Stadtrundgang beginnt bei der größten Sehenswür-digkeit Aalborgs,“ Jens Bangs Stenhus“, einem der herrlichsten Renaissance-Bürgerhäuser Nordeuropas, 1624 vom Großkaufmann Jens Bang erbaut. Dieser war ein echter Vertreter seiner Epoche, prunkliebend und begabt, aber auch streitsüchtig und rechthaberisch. Sein Haus war mit seinen fünf Stockwerken ein Koloss im Stadtbild und mit seinen Verzierungen eine Herausforderung an die Bürger Aalborgs.

Böse Zungen meinten, die vielen bizarren Masken seien Karikaturen von Jens Bangs zahlreichen Widersachern, an denen er sich auf diese Weise rächen wollte. Er war der reich- ste Mann in Aalborg, wurde aber dennoch nie in den Rat der Stadt gewählt. Deshalb ließ er sich als Steinfigur porträ-tieren, die vom Giebel seines Hauses dem Rathaus die Zunge herausstreckte.

Sein prachtvoller Bau be-herbergt seit 300 Jahren die älteste Apotheke Aalborgs.

„Rådhuset“, das Rathaus, hat im Laufe der Zeit einige Veränderungen erfahren. Die Jahreszahlen 1759 (Nordseite) und 1762 (Vorderfront) geben die Bauzeit an. Zum Platz „Gammeltorv“ hin sieht man

oben die Büste des Königs Frederik V, das Reichswappen und eine lateinische Inschrift: Soli Deo Gloria (Gott allein die Ehre). Über der Tür steht der Leitsatz des Königs: Prudentia et Constantia (Klugheit und Festigkeit). Die Eingangstür des reizvollen, gelben Rokoko-baus ist von den letzten Gasla- ternen Aalborgs flankiert.

Der Name „Gammeltorv“ (Altmarkt) besagt, dass es sich um den ältesten Marktplatz, den Mittelpunkt der Stadt, handelt. Von hier aus wurde die Stadt regiert, hier waren Thing und Richtstätte, hier standen Galgen und Pranger. Und von hier aus werden noch heute die Straßen abgemessen, die von Aalborg ausgehen. Der Granitobelisk mitten auf dem Platz ist der 0 km-Stein. Das Bankgebäude gegenüber dem Rathaus ist dem „Lichtenberg-ske Palæ“ in Horsens nachge-bildet. An dessen Westseite gehen wir durch die Gasse „Strandstien“ bis zur „Algade“ und rechts am Gebäude „Gro-tums Gård“ vorbei, das von 1738 bis 1911 eine Schule be-herbergte. Nun stehen wir vor

BUDOLFIDas Stadtviertel der Kaufleute

Portal. Rathaus.

2 3

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 3 03/09/09 10.02

dem Dom, „ Budolfi Kirke“, dessen Barockturmspitze das Wahrzeichen Aalborgs ist. Die heutige Gestalt des Doms ist das Ergebnis wiederholter Um-und Anbauten der letzten 800 Jahre. Am jüngsten ist der Ostteil mit dem Firstkreuz. Der Haupteingang zur Kirche war früher am „Gammel- torv“, heute an der Westseite des Doms. Von der „Algade“ aus gelangt man durch den Kirchenvorraum mit herrlichen Fresken – ehemals eine katho- lische Kapelle – in die Kirche. In der Vierung sieht man die vier Evangelistensymbole und über der Bogenöffnung die Opferung Isaaks und die Legende vom Feigenbaum, der sich auf Befehl des Jesuskindes neigte, damit Maria und Joseph auf der Flucht nach Ägypten die Früchte pflücken konnten. An der Südwand sieht man u.a. Katharina von Alexandria und putzige kleine Zentauren.

Besonders interessant im Kirchenraum sind Altarbild und

Kanzel 1689 bzw. 1692 von Lau-ridtz Jensen aus Essenbæk ge-schnitzt, der Marmortaufstein 1727 von der Legatstifterin Maren Grotum geschenkt und nicht zuletzt die Renaissance-empore im nördlichen Seiten- schiff mit den anschaulichen Illustrationen der Zehn Gebote. Eine ähnliche Ausschmückung im südlichen Seitenschiff zeigt Jesu Leidensweg und nennt die

Freske. “Budolfi Kirke”.

“Budolfi Kirke”, von der “Algade” aus gesehen.

2 3

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 4 03/09/09 10.02

visitaalborg.com

b u d o l f i Das Stadtviertel der Kaufleute

a a l b o r g h i s t o r i c c i t y w a l k

b u d o l f i Das Stadtviertel der Kaufleute

4 5

Namen bedeutender Männer in Aalborg aus der Zeit um 1650.

Westlich der Kirche liegt das Hauptpostamt, 1908-10 vom Ar-chitekten Professor H. Kamp-mann im Stil eines Herrensitz-es gebaut. Oben im Turm sieht man viele kleine, zugemauerte Öffnungen. Hier waren bis vor wenigen Jahren die einzigen amtlich tätigen Brieftauben Dänemarks untergebracht.

Neben dem Postamt liegt „Aal-borg Historiske Museum“ mit wechselnden Ausstellungen neben den ständigen über die Vorgeschichtliche Zeit und die Stadtgeschichte Aalborgs. Außerdem werden die Samm- lung „Nordjütländisches Glas“ und eine neue Ausstellung der einzigartigen Sammlung von gediegenem, altem Aalborger Silber gezeigt. Das Aalborger Zimmer von 1602 mit seinem bürgerlichen Renaissancein-terieur, dem schönsten in ganz Skandinavien, muss man unbedingt gesehen haben. (Eintritt Täglich 10-17 Uhr, montags geschlossen).

Wir gehen zurück, durch das Gässchen zwischen Postamt und Bank, biegen rechts ab durch die „Adelgade“ und

haben dann linkerhand „C.W.Obels Plads“.

Unser Blick fällt auf ein dreistöckiges, rotes Fach-werkhaus (ca. 1580). Es ist ein Teil des Gebäudes „Brix’s Gård“, das im Innern Über-reste eines mittelalterlichen Steinhauses birgt.

Auf der entgegengesetzten Seite des Platzes befindet sich der Eingang zum Kloster „Hel-ligåndsklostret“, das 1431 von „dem ehrbaren Weibe Maren Hemmings“ als Heiliggeist-Haus gestiftet und später zum Heiliggeist-Kloster wurde.

Der Heiliggeist-Orden stammt aus Südfrankreich, wo Guy de Montpellier um 1180 eine Brü-dergemeinde gründete. 1204 wurde er vom Papst nach Rom berufen und zum Prior des Klosters San Spirito in Sassia und Großmeister aller Klöster des Ordens ernannt.

Der Prior von Aalborg war viele Jahre hindurch der Vertreter des Großmeisters im Norden, welches die große Bedeutung des Aalborger Klosters erken-nen lässt. Die Gebäude wurden in mehreren Etappen im 15. und Anfang des 16. Jh. gebaut, welches aus den verschiedenen Blendmustern der schönen Treppengiebel ersichtlich ist. Das Kloster, eines der größten und besterhaltenen Däne- marks, war ein Doppelkloster mit Brüder- und Schwestern-abteilung. Seine Aufgabe war seit jeher die Pflege von Alten und Kranken. Die ursprüng- liche Kirche existiert nicht mehr. Vom Vorplatz mit dem

Das Aalborger Zimmer im “Aalborg Histo-riske Museum”.

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 5 03/09/09 10.02

4 5

alten Drachenbrunnen kommt man in den Schwesternhof. Der Brüderhof ist heute eine Gar-tenanlage und nicht zugänglich.

Vom Kloster gehen wir zurück, am Bischofshof vorbei. In der „Adelgade“ sehen wir den Südflügel des Klosters mit zwei Steintafeln, die berichten daß die Aalborger Domschule von 1554 bis 1848 hier zuhause war.

An der Gartenmauer des Klosters entlang gelangen wir in das Gäßchen „Latiner-gyden“ (nach den Lateinschül-ern benannt), wo früher ein kleiner Bach floss. Über die Steintreppe haben die Frauen in früheren Zeiten mühsam Wassereimer und Wäsche zum „Vesterå” getragen, wo damals ein kleiner Fluß lief.

Jetzt befinden wir uns in der „Gravensgade“, der ältesten Fußgängerstraße in Aalborg, wo früher der Befestigungsgra-ben war. Wir gehen nach links in Richtung „Algade“, biegen rechts ab und können jetzt das Fachwerkhaus an der Ecke der Gasse „Tiendeladen“ bewun-dern. Hier lag ehemals die Kirchenscheune „Sct. Peders Kirkelade“.

Am Ende der „Algade“ liegt das „Hotel Phønix“, dessen ältester Teil ein Adelspalais war, 1783 als Wintersitz des Brigadiers William Halling zu Dronninglund erbaut. Dieser Herr, der in Indien enorme Reichtümer erworben hatte, war eine sagenumwobene Gestalt. Von unserem Standort aus können wir zwei der beliebtesten Kunstwerke der Stadt sehen: links „Gåsepigen“ (Gänsemädchen), das der Stadt 1937 von C.W. Obel geschenkt wurde, und rechts“ Cimbrerty-ren“ (Zimberstier). Wir gehen auf den Stier zu und erblicken ein paar ältere, schön renovi-erte Häuser, die verschont blie-ben, als in den 30er Jahren der Stadtteil „Vesterbro“ entstand.

Am Stier biegen wir rechts ab und gehen durch die Fußgän-gerstraße „Bispensgade“ bis zum kleinen Springbrunnen.

Springbrunnen im “Helligåndsklostret”.

“Latinergyden”. Gäßchen.

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 6 03/09/09 10.02

visitaalborg.com

a a l b o r g h i s t o r i c c i t y w a l k

Dort biegen wir links in den „Vesterå“ ein und gleich danach bei einem kleinen, gelben Haus nach rechts. Früher lag die Fassade dieses Hauses zum Flüßchen hin, das hier zwischen den Häuserzeilen floß und die Mühle „Nymølle“ trieb.

Durch die enge Gasse „Nymøl- lestræde“ gelangen wir in die „Jomfru Ane Gade“. Wer diese Jungfrau Ane war, ist eine Streitfrage. Keine 200 m ist die Straße lang, und doch befinden sich hier 22 der beliebtesten Gaststätten Aalborgs. Im mit-tleren Teil der Straße steht ein großes, im Jahre 1813 erbautes Haus in neoklassizistischem Stil mit Pilastern über drei Stockwerke und Tempel-giebel. Das Gebäude, seinerzeit „Sildepaladset“ (Herings- palast) genannt, beherbergte 1848-1889 die Aalborger Domschule. Wir gehen durch das Tor in den „Schulhof“und sehen dort das alte, neuren-ovierte Turnhaus und einen Speicher, der jetzt das „Jomfru Ane Teater“ beherbergt.

Am neuen Parkhaus vorbei gelangen wir zur Straße „Ved

Stranden“. Hier steht ein gelbes Empiregebäude von 1816. Der Weinrankenfries der Fassade mit dem lustigen Bacchus-Relief verrät, daß der Bauherr Weinhändler war. Sein Name ist am Treppenstein zu lesen. Im Hof befinden sich heute Restaurants.

An der nächsten Straßenecke biegen wir rechts in die „Maren Turis Gade“ ein. Maren Turis, die Gattin eines Bürgermeis-ters, wurde wegen Hexerei angeklagt, aber freigesprochen. Vermutlich hat sie im Haus Nr. 10 gewohnt. Dieses und das Haus Nr. 4 wurden von einem Privatmann vorbildlich restauriert, während Nr. 8 abgerissen wurde. Wir gehen dann durch das Tor zum Haus Nr. 6, „Jørgen Olufsens Gård, dem besterhaltenen Kauf-mannsgebäude Dänemarks aus der Renaissance. Hier finden wir winklige, dreistöckige Speicher mit Hebebäumen und langen Reihen von Luken zu den Getreidespeichern. Im Tor zur „Østerågade“ hin sehen wir eine Eisenstange mit einem kräftigen Haken. Sie diente als Waage, und die Kunden konnten somit selbst kontrollieren, daß alles mit rechten Dingen zuging. In der „Østerågade“ betrachten

“Gåsepigen” (Gänsemädchen), “Vester-bro”.

Bacchus-Relief. “Ved Stranden Nr.7”.

6 7

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 7 03/09/09 10.02

wir die Vorderfront des Ge-bäudekomplexes: ein Steinhaus mit Giebel zur Straße hin und einen Fachwerkflügel, oft „Hamborggården“ genannt.

Das Steinhaus mit der hohen Treppe ist reich verziert. Das Sandsteinportal mit männ-lichen und weiblichen Hermes-Figuren trägt die Initialen des Bauherrn, Bürgermeister Jørgen Olufsen, und die Jah-reszahl 1616. In einer Nische weiter oben steht eine schöne Frauenfigur, „Aalborgpigen“ (Aalborg-Mädchen), die sich trotz ihren 360 Jahren gut gehalten hat. Vom Innenhof des Bankgebäudes können wir den ganzen Südflügel bis hin zur „Maren Turis Gade“ überblick-en: ein eindrucksvoller Anblick. Jørgen Olufsen war der Bruder Jens Bangs. Letzterer soll beim Anblick des Hauses gesagt haben: „Das soll ein Haus sein? Ich werde dir zeigen, wie man ein Haus baut.“ – Und er errichtete jenes Steinhaus, das unseren Ausgangspunkt bildete.

Die „Østerågade“ ist heute eine Straße wie viele andere;

aber der Name und die großen Kellertore des Giebelhauses zeugen davon, daß hier einmal Fluß (Å) und Hafen waren. Wo heute die Stadtbusse halten, luden einstmals schwer belad-ene Kähne die verschiedensten Waren aus.

Stadtrundgang Nr. 1 ist hiermit beendet. Mit wenigen Schritten sind wir wieder beim Ausgang-spunkt und im Geschäftsvier-tel. Wer mehr sehen möchte, kann hier mit Stadtrundgang Nr. 2 beginnen.In der „Østerågade“ gehen wir

Hofinterieur. “Jørgen Olufsens Gård”.

“Jørgen Olufsens Gård”.

6 7

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 8 03/09/09 10.02

visitaalborg.com

b u d o l f i Das Stadtviertel der Kaufleute

a a l b o r g h i s t o r i c c i t y w a l k

in Richtung Limfjord, biegen aber vorher rechts ab und seh-en bald ein großes, weißes Ge-bäude mit Treppengiebeln, das Schloß „Aalborghus“, das in den Jahren 1539-55 von König Christian III errichtet wurde, um Bürger und Bauern in Nor-djütland davon abzuhalten, no-chmals einen Aufstand wie den des Schiffers Clement im Jahre 1534 zu unternehmen.„Aalborg- hus“ wurde jedoch nie eine Festung, sondern Wohnsitz des Lehensmannes des Königs und außerdem Lagerplatz für die enormen Naturalienabgaben, welche der König Nordjütland und der Gegend am westlichen Limfjord abverlangte.

Die Vorderfront des Schlosses zum Fjord hin ist eine ellen-dicke, ehemalige Festungs-mauer, die aus Ziegelsteinen von der Kirche des Heilig- geistklosters in Aalborg und Quadersteinen gebaut wurde und unten mit breiten Schießscharten versehen ist. Die gekrönten Monogramme der Könige Christian IV und Frederik IV über dem Tor zeugen von späteren Umbau-ten und Ausbesserungen.

LIEBFRAUEN-STADTDas Stadtviertel des Lehensmannes

Tor zum Schloß.

10 11

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 11 03/09/09 10.02

Vom Schloßhof (geöffnet 8-16 Uhr) aus gleichen die roten Fachwerkbauten eher einem riesigen Kaufmannsgebäude als einem Schloß. Im Torweg rechterhand ist das überaus schaurige Verlies zu sehen, in die Mauer eingelassen, ohne Lichtöffnung, dafür aber mit eisernen Fesseln am nackten Boden. Hier eingesperrt zu sein, war gleichbedeutend mit Siechtum oder Tod.

Unter dem westlichen Wall sind einige der langen unter-irdischen Angriffsgänge und Kasematten zugänglich. Sie sind so düster und unheimlich, daß sie uns selbst in unserer nüchternen Zeit noch Schauer über den Rücken jagen.

Auch das wieder verwendete Baumaterial ist interessant: Feldsteine, große Backsteine und kleine holländische Zie-gelsteine.

Vom Schloßhof gelangt man durch ein Tor am westlichen Ende des Südflügels zu einem Teil des Schloßparks. Vom westlichen Wall aus kann man alles ein wenig von oben

betrachten. Hinter einigen unschönen Schutzbunkern aus dem 2. Weltkrieg gelangen wir durch den leeren Hof des Zeitungsgebäudes zum Markt „Nytorv“, 1604 von Christian IV als Musterungsplatz für die Pferde angelegt, die der König in Nordjütland für den Dienst im Heer aufkaufte. Das Haus Nytorv Nr. 1 ist das einzige Haus am Markt, das seit Men-schengedenken nie erneuert wurde. 1805 vom Stadthaupt-mann Hans Wigelsen im Em-pirestil erbaut, war es das erste private Haus im Schloßbereich.

Wir biegen links ab und gehen bei der ersten Kreuzung nach rechts in die „Slotsgade“, heute Fußgängerstraße, früher jedoch der Weg nach „Aal-borghus“ für die Bauern, die hier ihre Naturalienabgaben ablieferten. Wir kommen in die „Bredegade“, den Markplatz der Liebfrauenstadt, an dem früher immer am 1. November ein Markt abgehalten wurde. Danach gehen wir nach links an Nr. 7 vorbei, einem hüb-schen Fachwerkhaus von 1800 mit Mansardendach und-fen-stern. Weiter vorn, an der Ecke „Fjordgade/Nørregade“ liegt ein Kaufmannsgebäude aus der Zeit vor 1600, teilweise um-gebaut, aber wie die anderen Häuser auf der Nordseite der „Nørregade“ bis hin zum neuen Kulturhaus, „Medborgerhu-set“, schön restauriert.

Wir gehen die „Fjordgade“ entlang und sehen rechterhand zwei ältere Fachwerkhäuser, die an dieser Stelle wieder-aufgebaut wurden: ein rotes (ehemals Vesterå Nr. 9, spätes

Verlies, Schloß.

10 11

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 12 03/09/09 10.02

visitaalborg.com

Das Stadtviertel des Lebensmannes l i e b f r a u e n s ta d t

a a l b o r g h i s t o r i c c i t y w a l k

16. Jh.) und ein gelbes (ehe-mals Kattevad Nr.6) , welches ursprünglich aus zwei fast gleich alten Häusern aus dem frühen 19. Jh. bestand. Im Hof hinter dem Haus liegt ein Stallgebäude, ehemals ein Teil vom “Hjorts Gård“ in der „Slotsgade“. Diese Häuser und die unterschiedlichen Rück-seiten der Nørregade-Häuser bilden zusammen ein schönes, sehenswertes Hofinteriur.

Durch ein Gäßchen zwischen den Häusern kommen wir in die „Nørregade“ und gehen hier nach links am „Grøn-nings Gård“ mit dem schönen, unberührten Seitenflügel im Schutz der letzten Bäume der Straße vorbei.

Gegenüber dem Kulturhaus

mit u. a. der Nordjütländis-chen Landesbibliothek sehen wir das Haus Nr. 18 mit gut erhaltenen Flügeltüren im Empirestil. Über dem Tor berichtet eine Steintafel von einer Feuersbrunst, die in der Nacht vom 9. auf den 10. April 1804 das damalige Haus und ein Nachbarhaus vernich-tete. Auch hier befindet sich eine Gedenktafel. Das Haus Nr. 22, aus der letzten Hälfte des 18. Jh., besitzt die letzte Empire-Tür der Straße mit schönen Schnitzereien. Die „Nørregade“, heute Fußgän-gerzone, war früher die alte Einfallstraße vom Osten her, wo die wohlhabenden Bauern aus der Umgebung ihre Pferde ausspannten und in den Kauf-mannshäusern einkauften.

An der nächsten Kreuzung steht an der Ecke „Sct. Hans Gade“ ein Fachwerkgebäude, eine ehemalige Gerberei. Eine solche erfordert viel Was-ser und lag also günstig am Flüßchen „Østergravens Å“, das die östliche Grenze der Stadt bildete. Den Wasserlauf kann man heute noch zwischen dem großen roten Gebäude

“Fjordgade Nr. 4” (ehemals “Vesterå Nr. 9”)

“Grønnings Gård”. “Nørregade 9”.

12 13

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 13 03/09/09 10.02

und dem gelben Haus „Haabet“ (Hoffnung) erkennen. Hier be-fand sich einst eine militärische Wache mit Paradeplatz. Von 1816 bis 1857 war sie Mil-itärkrankenhaus, danach dann das „Café Haabet“. Auf dem Platz steht heute eine kleine Skulptur „Faun mit Satyrkna-ben“ von Otto Evens (1826-95).

Wir biegen in die „Øster Gra-vensgade“ ein und gehen nach rechts durch die „Søndergade“ mit ihren teils restaurierten, teils neuerrichteten Häusern. Hier wurden im Zuge einer umfassenden Sanierung im Häuserblock „Nørregade“, „Øster Gravensgade“, Søn-dergade“, „Bredegade“ die Innenhöfe zu einer öffentlichen Gartenanlage umgestaltet. War die „Søndergade“ früher nur ein Hintergäßchen zur „Nør-regade“, so wurde sie nun zu einem begehrten Viertel mit vorzüglichen neuen Wohnun-gen, die immer mehr Leute zum Wohnen in die Stadtmitte lokken, so daß diese auch nach Ladenschluß noch belebt ist.

Auch die Seitenstraße „Klok-kestøbergade“ (Glockengi-eßerstraße) wurde in diese Sanierungspläne mit einb-ezogen. Die Ostseite ist fast vollständig renoviert, während die Westseite mit zehn kleinen Häusern aus dem 18. Jh. erhalten ist. Diese Häuser schenkte der Geschäftsmann Jens Jensen Nørretranders zusammen mit zwei weiteren Häusern im Jahre 1772 der Liebfrauenkirche („Vor Frue Kirke“). Als Gegenleistung dafür wurde ihm und seiner Gattin ein sorgenfreier Leb-ensabend zugesichert.

In der „Niels Ebbesens Gade“ sehen wir ein rotes Fachwerkhaus, das beim Bau des neuen Postamtes in der „Algade“ an dieser Stelle wie-deraufgeführt wurde. Zusam-men mit dem klosterähnlichen Gebäude dahinter wird es seit 1981 u. a. vom Lokalhistorisch-en Archiv und vom Auswan-dererarchiv benutzt.

Im Mittelalter stand an dieser Stelle das „Mariakloster“ und später bis 1879 die „Frue Skole“ (Liebfrauenschule).

Heute befindet sich das Haus in Niels Ebbesens Gade.

Torweg. “Nørregade 18”.

12 13

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 14 03/09/09 10.02

visitaalborg.com

Das Stadtviertel des Lebensmannes l i e b f r a u e n s ta d t

a a l b o r g h i s t o r i c c i t y w a l k

Durch die Gasse „Sct. Peders Stræde“ kommen wir in die „Peder Barkes Gade“ mit einer Reihe winziger, farbenfroher Häuschen. Durch die enge Gasse zwischen Nr. 22 und Nr. 24 lief früher ein kleiner Bach zum Flüßchen „Lilleå“ oder „Peder Barkes Å“, der hinter der Häuserzeile floß und die Wallgräben des Schlosses speiste.

Wir stehen nun an der „Vor Frue Kirke“, einer neoromanis-chen Backsteinkirche aus dem Jahre 1878, deren Geschichte jedoch zum Anfang des 12 Jh. zurückreicht, welches u. a. am Granitportal in der „Peder Barkes Gade“ ersichtlich ist. Dieses Portal ist das älteste und wohl auch vornehmste Kunstwerk in Aalborg.

Zickzackmuster der Bogen-leiste sowie Ausführung und Motivwahl der umrahmenden Reliefs zeugen vom Einfluß englischer Bauweise und Kunst aus der Zeit nach 1066. Ganz

oben sitzt Christus in der Man-dorla, umgeben von den vier Symbolen der Evangelisten: dem Adler des Johannes, dem Löwen des Markus, dem Engel des Matthäus, dem Ochsen des Lukas. Zur segnenden Rechten Christi sehen wir die Auferstehung des Lazarus, zu seiner Linken die Flucht nach Ägypten. Unter dem Bogen steht Petrus mit dem großen Schlüssel zum Himmelreich. Neben diesen christlichen Motiven wimmelt es von bösen, heidnischen Schreckens-bildern. Hier sind ein Drache und ein Löwe, die einen Menschen verschlingen, ein Zentaur, ein Wildeber sowie ein Basilisk und ein Männerkopf auf Löwenkörpern. Etwas ab-seits befindet sich ein Herodes-Relief, das die englische Legen-de vom Stallburschen Stephan berichtet, der als erster den Stern von Bethlehem erblickte und Herodes davon erzählte. Dieser war darüber so erzürnt, daß er den Kindermord von Bethlehem befahl und Stephan steinigen ließ. Die Handlung des Reliefs ist von rechts nach links zu lesen, so wie es im frühen Mittelalter üblich war.

Herodes-Relief. “Vor Frue Kirke”.

“Peder Barkes Gade”. Gäßchen.

14 15

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 15 03/09/09 10.02

In der Kirche – Eingang an der Nordseite – sehen wir den Grabstein des Bürger-meisters Jørgen Olufsen mit lebensgroßen Porträtfiguren, außerdem die Kapelle der Familie Lunge mit den großen Sandsteinepitaphen von Lehensmann Ove Lunge und dessen Nachkommen, dem ehernen Taufbecken seiner Ge-mahlin im Chor und der Kanzel des Bürgermeisters Povl Pop, getragen von einem krum-mgebeugten Männlein. In der Kapelle der Familie Høg mit den kunstfertigen Türen aus Schmiedeeisen bemerken wir vor allem das große, namenlose Epitaph sowie die Marmor-sarkophage des Landrates Pentz und dessen Gemahlin Maren Grotum. Sehenswert sind auch die zahlreichen Renaissance-Epitaphe an den Wänden der Seitenschiffe.

Nach dem Besuch der Kirche gehen wir durch die „Peder Barkes Gade“ bis zur „Bred-egade“ und biegen zweimal links ein. Wir befinden uns nun in einer der wenigen Winkel-gassen, die uns von der Vielfalt früherer Zeiten erhalten geblieben sind. Der Name des Gäßchens „Hjelmerstald“ ist ein altdänischer Ausdruck für Pferdestall. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter Häuser in Aalborg hat in Zusammenar-beit mit der Gemeinde Aalborg und privaten Hausbesitzern einen großen Einsatz für die Erhaltung der Häuser und des Kleinstadtmilieus geleistet. Heute ist „Hjelmerstald“ höchst attraktiv, ein Vorbild für die Stadterhaltung.Am Ende der Straße biegen

wir nach rechts in die „Møl-legade“ ein und beenden den Stadtrundgang in der „Algade“. Wer aber zum Ausgangspunkt zurückkehren möchte, geht nach links durch die „Algade“ bis zur großen Kreuzung. Von hier aus hat man einen ungehinderten Blick auf die „Budolfi Kirke“ und „Jens Bangs Stenhus“. Ein Besuch im stimmungsvollen Keller dieses berühmten Hauses könnte einen erquickenden Abschluß des langen Rundgangs bilden.

“Hjelmerstald”. Gäßchen.

Ihre Begleiter auf dem Stadtrundgang waren der Lokalhistoriker Svend B. Olesen und der Illustrator Christian Lomborg.

14 15

Du gamle Aalborg_D_2009.indd 16 03/09/09 10.02

visitaalborg.com

Das Stadtviertel des Lebensmannes l i e b f r a u e n s ta d t

a a l b o r g h i s t o r i c c i t y w a l k