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Abonnement B, 3. Konzert Freitag 2.2.2018 Sonnabend 3.2.2018 20.00 Uhr · Großer Saal KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN YUTAKA SADO Dirigent ANIKA VAVIC Klavier RALF FORSTER Klarinette „Jazz ist Freude am Spiel und deshalb Unterhaltung im besten Sinne. LEONARD BERNSTEIN

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Page 1: Abonnement B, 3. Konzert Freitag 2.2.2018 Sonnabend 3.2 ... · als Jazz-Legende Benny Goodman. Das Werk besteht aus drei kurzen Teilen mit eigenwilligem Aufbau. Im „Prelude“ spielen

Abonnement B, 3. Konzert Freitag 2.2.2018Sonnabend 3.2.201820.00 Uhr · Großer SaalKONZERTHAUSORCHESTER BERLIN YUTAKA SADO DirigentANIKA VAVIC KlavierRALF FORSTER Klarinette

„Jazz ist Freude am Spiel und deshalb

Unterhaltung im besten Sinne.“

LEONARD BERNSTEIN

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PROGRAMM

Edward Elgar (1857 – 1934)Serenade für Streichorchester e-Moll op. 20

ALLEGRO PIACEVOLELARGHETTOALLEGRETTO

Sergej Rachmaninow (1873 – 1943)Rhapsodie über ein Thema von Paganini für Klavier und Orchester op. 43

PAUSE

Leonard Bernstein (1918 – 1990)Prelude, Fugue and Riffs für Klarinette und Jazzensemble

Drei Tanzepisoden aus dem Musical „On The Town“THE GREAT LOVERLONELY TOWN. PAS DE DEUXTIMES SQUARE 1944

DivertimentoSENNETS AND TUCKETS (FANFAREN). ALLEGRO NON TROPPO, MA CON BRIOWALTZ (WALZER). ALLEGRETTO, CON GRAZIAMAZURKA. MESTO (MOLTO MODERATO)SAMBA. ALLEGRO GIUSTOTURKEY TROT. ALLEGRETTO, BEN MISURATOSPHINXES. ADAGIO LUGUBREBLUES. SLOW BLUES TEMPOIN MEMORIAM – MARCH. „THE BSO FOREVER“

Mobiltelefon ausgeschaltet? Vielen Dank! Cell phone turned off? Thank you!Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und / oder Bildaufnahmen unserer Auf-führungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. Zuwiderhand-lungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar.

PREMIUMPARTNER

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Es waren die „Enigma-Variationen“, mit denen Edward Elgar 1899 endlich einen durchschlagenden Erfolg verbuchen konn-te. Die Streicherserenade komponierte Elgar sozusagen noch als „Geheimtipp“.

Mit der Serenade für Streichorchester hatte Elgar 1892 auf drei einzelne Stücke für diese Besetzung zurückgegriffen, die bereits vier Jahre zuvor entstanden waren. Jene Stücke hatten dem Komponisten offenbar einen kleinen aber ein-drücklichen Erfolg beschert, als sie beim „Three Choirs Festi-val“ in Elgars Heimatstadt Worcester in den West Midlands der Öffentlichkeit präsentiert wurden.

Eigenwillig beginnt der erste Satz (Allegro piacevole): Das in diesem sonst so „ländlichen“ 6/8-Satz immer heimlich wie-derkehrende und stets frappierend auf der ersten Note mar-kierte Motiv der Bratschen erinnert in seiner Verschroben-heit schon fast an das „Schmiede-Motiv“ in Wagners „Ring“, das jeweils im Zusammenhang mit dem Auftreten oder zumin-dest der erzählerischen Präsenz des Giftzwergs Mime erklingt.

Edward Elgar: Serenade für Streichorchester e-Moll op. 20

ENTSTEHUNG 1892 · URAUFFÜHRUNG Erste private Aufführung nach März 1892; der Kompo-nist leitete die Worcester Ladies’ Orchestral Class; erste öffentliche Aufführung am 21. Juli 1896 in Antwerpen · BESETZUNG Streicher · DAUER ca. 12 Minuten

KURZ

NOT

IERT

Elgars Streicherserenade endet in E-Dur, der „Liebestonart“ An-ton Bruckners. Auch Elgars 1888 komponiertes Stück für Geige und Klavier „Salut d’Amour“ steht in E-Dur: ein Geschenk von El-gar an seine heiß geliebte Caroline Alice Roberts, die er ein Jahr später heiratete. Ein bis heute populäres Schmelzstück, das auf einem bekannten Online-Videoportal in Versionen für jeweils sehr verschiedene Instrumente zu hören ist…

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„Amouröses Aufbegehren in aller Stille“ – so könnte man die Stim-mung des zweiten Satzes (Larghet-to) charakterisieren, den die ersten Geigen von ihrer tiefsten Leersaite aus beginnen, um diesen mit lei-denschaftlichen Seufzerbewegungen und schmachtenden Betonungen geschmückten Reigen inbrünstig zu singen. Wie alle guten Kompo-nisten arbeitet Elgar aber auch mit Überraschungen, bevor sich der Hörer in allzu großer nostalgischer Erinnerung an herzzerreißende Liebesschwüre seiner eigenen Jugend suhlt. Kurz vor Schluss erklingt eine kurze, ganz leise

getupfte Passage aller Streicher, die für ein Aufhorchen inmitten rein gebundener Schwelgereien sorgt – und den Gesang dieses zweiten Satzes dann mit einer Reminiszenz an den „Beginn des Liedes“ beschließt; jedoch dieses Mal mit Dämpfern: Das bittersüße Ereignis, in deren nachspürenden Angedenken sich hier das Komponistensubjekt ergeht, scheint wirklich schon etwas her zu sein…

Mit einer ähnlichen „ausholenden“ Geste hebt der dritte und letzte Satz (Allegretto) an. In seiner 12/8-Bewegung erinnert er bereits im Gestus an den 9/8-e-Moll-Satz des späteren Cel-lokonzerts. Kurz vor Schluss greift Elgar noch einmal das be-schriebene Bratschen-Thema ganz vom Beginn dieses ange-nehm „englischen“ Werkes auf – und führt es durch alle Stimmen, um in einem versöhnlichen E-Dur zu schließen. Eine weitere Parallele zu Elgars Konzert für Violoncello und

EDWARD ELGAR

EDWARD ELGAR

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Orchester, denn auch hier erklingt zum Ende hin noch ein-mal der Beginn des Ganzen.

1917 verließen Sergej Rachmaninow und seine Familie in Fol-ge der Oktoberrevolution ihre russische Heimat – und reis-ten in die USA. Hier hatte man vor allem schon von Rachma-ninows Prélude in cis-Moll (aus den „Morceaux de fantaisie“ op. 3) gehört und erwartete den Komponisten in Hoffnung auf weitere derartige „Schlager“. Rachmaninow selber spielte immerzu sein bis heute beliebtes cis-Moll-Prélude. Doch ir-gendwann muss es ihn wohl selbst auch genervt haben; auf der erhaltenen Aufnahme mit dem Komponisten selbst am Flügel jedenfalls erweist Rachmaninow sich in dieser Hin-sicht als ein ziemlich „trockener“ Pianist – ohne das erwart-bare „russische Pathos“.

Auch die Rhapsodie über ein Thema von Paganini spielte Rachmaninow selbst; so bei der Uraufführung am 7. Novem-ber 1934 in Baltimore mit dem Philadelphia Orchestra unter der Leitung von Leopold Stokowski.

CD-TIPP Paul Goodwin / English Chamber Orchestra / Auf-nahme 2001 (Label: harmonia mundi)

Sergej Rachmaninow: Rhapsodie über ein Thema von Paganini für Klavier und Orchester op. 43

ENTSTEHUNG 1934 · URAUFFÜHRUNG Am 7. November 1934 in Baltimore mit dem Komponis-ten als Klaviersolisten und dem Philadelphia Orchestra unter der Leitung von Leopold Stokowski · BESETZUNG Solo-Klavier, Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinet-ten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Harfe, Streicher · DAUER ca. 23 Minuten

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Von dem weltberühmten Thema aus der letzten Nummer der 24 Caprices für Violine solo des „Teufelsgeigers“ Niccolò Pa-ganini (1782-1840) aus dem Jahr 1820 erklingen zu Beginn von Rachmaninows Werk nur Splitter; das Ganze dafür aber äußerst markiert, gewürzt durch dazwischen gesetzte, fast brutal zuschlagende Oktaven des Solo-Klaviers. Erst nach ein paar Momenten ertönt das bekannte a-Moll-Thema: aber dafür – eine feine Schlitzohrigkeit Rachmaninows – ganz leise und einfach gesetzt, fast „biedermeierlich“.

Die Musik Amerikas hat auf dieses Werk abgefärbt. Zu der russisch-virtuosen, prunkvoll-akkordischen Setzweise des Klaviers, die von Tschaikowsky herrührt, kommt eine „ame-rikanische Orchesterbehandlung“. Der volle Sound des Or-chesters, der schon fast filmmusikalische Wirkungen entfal-tet, lässt sich vor allem in der Mitte des Werkes genießen. Hier ergeht sich Rachmaninow in üppigen Variationen in Des-Dur – und erreicht die cineastisch anmutende Großflä-

SERGEJ RACHMANINOW

SERGEJ RACHMANINOW

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chigkeit des Orchesterklangs vor allem durch vielfache Unterteilung der Streicher (selbst der Kontrabässe). Die Töne der Akkorde und der Akkordpassagen kommen somit von vielen einzelnen Streichern, fernab der üblichen fünffachen Teilung von ersten und zweiten Violinen im Verbund mit Bratschen, Celli und Bässen. Dadurch entsteht eine Auffä-cherung des Klangs: obertonreich, glitzernd, großspurig, vollmundig. Enjoy it!

SERGEJ RACHMANINOW

CD-TIPP Nikolai Lugansky / Sakari Oramo / City of Birmingham Symphony Orchestra / Aufnahme 2005 (Label: Warner Classics)

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Das Jahr 1949 war nicht nur weltpolitisch ein bedeutendes Jahr (Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik sowie die Proklama-tion der Volksrepublik China). Auch in dem Leben von Leo-nard Bernstein war Einiges los…

„Prelude, Fugue and Riffs“ komponierte Bernstein bereits 1949. Aber erst sechs Jahre später, im Oktober 1955, kam das Werk ans Licht der Welt; dafür aber äußerst promi-nent, denn der Solo-Klarinettist bei der Ur-aufführung in Bernsteins eigener TV-Show „The World of Jazz“ war niemand Geringeres als Jazz-Legende Benny Goodman.Das Werk besteht aus drei kurzen Teilen mit eigenwilligem Aufbau. Im „Prelude“ spielen ausschließlich die Blechbläser. Die „Fuge“ wird von der Saxophon-Sektion ganz alleine ausgeführt. An den „Riffs“ – ein „Riff“ ist eine Art Melodie-Schnipsel – dürfen sich dann schlussendlich alle Musiker der Jazz-band genüsslich ausleben.

Leonard Bernstein: Prelude, Fugue and Riffs für Klarinette und Jazzensemble

ENTSTEHUNG 1949 · URAUFFÜHRUNG Am 16. Oktober 1955 mit Benny Goodman als Klarinet-ten-Solisten in Bernsteins Fernsehshow „The World of Jazz“ · BESETZUNG Solo-Klarinette, 2 Altsaxophone (auch Klarinette), 2 Tenorsaxophone, Baritonsaxophon, 5 Trompeten, 4 Posaunen, Klavier, Schlagzeug, Pauken, Solo-Kontrabass · DAUER ca. 8 Minuten

LEONARD BERNSTEIN (1945)

CD-TIPP Leonard Bernstein / New York Philharmonic / Auf-nahme 1960-63 (Label: Sony)

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Bernstein war 1944 gerade einmal 26 Jahre alt, als er das Musical „On the town“ schrieb – und damit am Broadway gleich einen großen Hit landete. Eigentlich eine Art „Neuauf-guss“ oder sagen wir besser: eine kluge Art musikalischen Recyclings. Denn zuvor, im Frühjahr 1944, hatte das Ballett „Fancy Free“ – Choreographie und Libretto: Jerome Robbins – mit der Musik von Bernstein am Ballet Theatre im Metro- politan Opera House in New York seine Uraufführung gefeiert.

Auf Grundlage der Balletmusik und des Librettos sollte also jetzt ein abendfüllendes Musical entstehen, dauerte „Fancy Free“ selber doch nur etwa eine halbe Stunde. Innerhalb we-niger Wochen war „On the town“ fertig und wurde am 28. Dezember 1944 im Adelphi Theatre in New York unter der Regie von George Abbott – dem Drehbuchautor der 1930 mit

LEONARD BERNSTEIN

Leonard Bernstein: Drei Tanzepisoden aus dem Musical „On the town“

ENTSTEHUNG 1943/1944 · URAUFFÜHRUNG Am 28. Dezember 1944 in New York · BESETZUNG Flöte (auch Piccolo), 1 Oboe, 3 Klarinetten in B (auch Es-Klarinette, Alt-Saxophon und Bassklarinette), 2 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Klavier, Streicher · DAUER ca. 9 Minuten

KURZ

NOT

IERT

1949 wurde das Musical „On the town“ groß verfilmt. Eine der vielen albernen und/oder abenteuerlichen deutschen Überset-zungen ließ den Film hierzulande als „Heut’ geh’n wir bummeln“ bekannt werden. Die Regie führten Stanley Donen und Gene Kel-ly, der auch die Choreographie und – an der Seite von Frank Si-natra – eine der Hauptrollen übernahm. Die Musik von Bernstein wurde in großen Teilen durch – eingängigere, aber auch wesent-lich schlichter gestrickte – Songs von Lennie Hayton und Roger Edens ersetzt. Dafür gab’s aber immerhin 1950 den Oscar für die „Beste Filmmusik“.

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einem Oscar als „Bester Film“ ausgezeichneten Re-marque-Verfilmung „Im Westen nichts Neues“ – äußerst er-folgreich aus der Taufe gehoben. Es folgten stolze 436 Wie-derholungen! Eine feine Sache für den jungen Lenny.

Das Musical handelt von den drei Matrosen Gabey, Ozzie und Chip, die genau 24 Stunden Landurlaub in New York ha-ben, bevor sie in den Krieg ziehen müssen. Es entstehen al-lerlei Verwirrungen und Turbulenzen. Gabey verliebt sich in ein Mädchen auf einem Werbeplakat. Seine Kumpane versu-chen, Gabey bei der Suche nach dem Objekt der Begierde zu helfen. Ozzie aber trifft in einem Museum auf Claire – und Chip lernt bei einer Stadtführung eine Taxifahrerin kennen, die ausgerechnet „Brunhilde“ heißt.

Drei Sätze aus dem Musical stellte Bernstein zu einer Kon-zertsuite zusammen. Im Tanz des „Great Lover“ aus dem Traum-Ballett des zweiten Aktes gibt sich Gabey in der U-Bahn ganz den Gedanken an seine Traumfrau hin. In der zweiten Nummer, „Lonely Town. Pas de deux“, beobachtet Gabey im Central Park eine Szene, bei der ein frauenver-schlingender Matrosenkollege ein High-School-Mädchen verführt, um sie dann gleich wieder fallen zu lassen. Und in „Time Square 1944“ sind wir schließlich Zeuge, wie sich eini-ge Matrosen am Time Square verabreden, um eine feucht-fröhliche Tour durch das nächtliche New York begin-nen zu lassen.

LEONARD BERNSTEIN

CD-TIPP Leonard Bernstein / New York Philharmonic / Auf-nahme 1960-63 (Label: Sony)

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Musikwissenschaftler können sehr freudlose Zeitgenossen sein. So kreierte der emeritierte Berliner Musikwissen-schaftsprofessor Hermann Danuser einmal die Kategorie-bezeichnung „mittlere Musik“; Musik, die nicht ganz ohne Anspruch ist, aber dabei nicht dem „Fortschritt der Musik-geschichte“ dient. Und der Autor Peter W. Schatt wiederum vermutet in einem Beitrag zu Bernsteins „Divertimento“, dieses Werk könne unter dem Label „mittlere Musik“ sub-sumiert werden.

Vergessen Sie Musikwissenschaftler! Haben Sie Freude am Leben! An der Musik! Ganz egal, ob diese Musik „fortschritt-lich“ ist – oder halt nicht. Gute Musik ist gute Musik! Fest aber steht, bei aller Toleranz: Ludovico Einaudis „Musik“ ist schlechte Musik, Leonard Bernsteins Musik ist immer gute Musik. McDonalds oder halt richtig schön hausgemachte Burger: Selbst bei Fast Food gibt es doch immer Qualitäts-unterschiede!

LEONARD BERNSTEIN

Leonard Bernstein: Divertimento

ENTSTEHUNG 1980 · URAUFFÜHRUNG Am 25. September 1980 in Boston mit dem Boston Sym-phony Orchestra unter der Leitung von Seiji Ozawa · BESETZUNG 3 Flöten (3. auch Piccolo), 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten in B, Klarinette in Es, Bassklarinette, 2 Fagotte, Kontrafagott, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Harfe, Kla-vier Streicher · DAUER ca. 15 Minuten

KURZ

NOT

IERT

Sein „Divertimento“ komponierte Bernstein dem Boston Sym-phony Orchestra zum 100. Geburtstag. Das Orchester gehört zu den „Big Five“, zu den vorgeblich fünf besten Orchestern der USA: New York Philharmonic, Boston Symphony Orchestra, Chi-cago Symphony Orchestra, Philadelphia Orchestra und Cleve-land Orchestra.

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Bernstein komponierte das Werk 1980 – anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Boston Symphony Orchestra. Und tatsächlich ist dieses recht kurze – dabei achtsätzige – Werk für Orchester eine Feier: eine Feier des Orchester-klangs. Und eine Feier der Musikgeschichte!

Nach den Fanfarenstößen des ersten Satzes („Sennets and Tuckets“) komponiert Bernstein einen Walzer, der aber iro-nischerweise im 7/8-Takt steht. Die „Mazurka“ gestaltet Bernstein absichtlich spröde, vielleicht, um mit einem liebe-vollen Augenzwinkern an die ein oder andere zerknirschte Chopin-Mazurka zu erinnern.

LEONARD BERNSTEIN

LEONARD BERNSTEIN (1976)

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In allen, zum Teil sehr schwungvoll-amerikanischen Sätzen verwendet Bernstein die Tonfolge „H-C“ als Motiv. Die engli-sche Tonbezeichnung „B“ für das deutsche „H“ und das drauffolgende „C“ verweisen auf die Initialen der Veranstal-tung: „Boston Centanary“ („Bostoner Hundertjahrfeier“), also „B-C“.

LEONARD BERNSTEIN

DAS PLAKAT ZUR 100-JAHR-FEIER DES BOSTON SYMPHONY ORCHESTRA

CD-TIPP Leonard Bernstein / Israel Philharmonic Orchestra / Aufnahme 1981 (Label: Deutsche Grammophon)

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KONZERTHAUSORCHESTER BERLINDas Konzerthausorchester Berlin kann auf eine mittlerweile 60-jährige Tradition zurückblicken. 1952 als Berliner Sinfo-nie-Orchester (BSO) gegründet, erfuhr es unter Kurt Sander-ling als Chefdirigenten (1960-1977) seine entscheidende Pro-filierung und internationale Anerkennung. Heute gehört das Konzerthausorchester Berlin mit seinen über 12.000 Abon-nenten zu den Klangkörpern mit der größten Stammhörer-schaft in Europa. Das Konzerthausorchester ist nicht nur in über 100 Konzerten pro Saison im Konzerthaus Berlin zu er-leben, sondern war bereits mehrmals auf Konzertreise in Europa, den USA und Asien eingeladen. Ein besonderes An-liegen ist die Nachwuchsförderung. So wurde 2010 die Or-chesterakademie am Konzerthaus Berlin gegründet, in der junge Künstler über den Zeitraum von mindestens einem Jahr eine praxisorientierte Förderung durch die Orchester-musiker erhalten. Mit neuen Konzertformaten sowie außer-gewöhnlichen und spannenden Projekten wie der mehrfach preisgekrönten Web-Serie #klangberlins begeistern Chefdiri-gent Iván Fischer und das Konzerthausorchester regelmäßig das Publikum. Zu Überraschungskonzerten, spontanen Wunschkonzerten, öffentlichen Proben und szenischen Kon-zerten kam in der Saison 2014/15 die Konzertreihe „Mitten-drin“ hinzu. Dabei rücken die Orchestermusiker ein wenig auseinander, sodass zwischen ihnen Platz für das Publikum entsteht, das auf diese Weise der Musik so nah wie nie ist. Seit der Saison 2017/18 ist Juraj Valčuha Erster Gastdirigent.

Im Porträt

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IM PORTRÄT

YUTAKA SADOYutaka Sado, in Kyoto geboren, ist einer der bedeutendsten japanischen Dirigenten unserer Zeit und seit der Saison 2015/16 Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters. Nach mehrjährigen Assistenzen bei Leonard Bernstein und Seiji Ozawa gewann Yutaka Sado Preise wie 1989 den Grand Prix des 39. Concours international de jeunes chefs d‘orchestre im französischen Besançon und 1995 den Grand Prix des Leonard Bernstein Jerusalem International Music Competi-tion. Seine enge Verbundenheit zu Leonard Bernstein führte ihn als Conductor in Residence auch zu dessen Pacific Music Festival in Sapporo. Beim Leonard Bernstein Memorial Con-cert in der Kathedrale von St. John the Divine in New York stand Yutaka Sado im Dezember 1990 neben weiteren Bern-stein-Schülern am Pult.

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Bereits seit 2005 ist Yutaka Sado Künstlerischer Direktor des Hyogo Performing Arts Center (PAC) und Chefdirigent des PAC-Orchesters. Von 2008 bis 2015 brachte er als Dirigent und Moderator einer wöchentlichen TV-Sendung japani-schen Musikfreunden die Welt der klassischen Musik näher. Mit seinem 2003 in Hyogo gegründeten Super Kids Orches- tra, das die talentiertesten Schulkinder der Unter- und Mit-telstufe aus Japan im Rahmen eines Musikerziehungspro-gramms fördert, geht Yutaka Sado regelmäßig auf Tournee. Seit 2003 ist er auch Chefdirigent des bereits seit 1990 be-stehenden Siena Wind Orchestra, eines der wenigen profes-sionellen Blasorchester weltweit.Yutaka Sados Karriere außerhalb Japans entwickelte sich zu-nächst vor allem in Frankreich, wo er von 1993 bis 2010 Chef-dirigent des Orchestre Lamoureux in Paris war. Seit Jahren ist er auch Gastdirigent des Orchestre de Paris. In Turin gab er 2010 sein italienisches Operndebüt mit „Peter Grimes“ von Benjamin Britten in einer Inszenierung von Willy Decker. Seither kehrt er regelmäßig ans Teatro Regio zurück. In der Saison 2016/17 folgte er Wiedereinladungen des WDR Sinfo-nieorchesters Köln, des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin im Rahmen der Jubiläumssaison zu seinem 70-jähri-gen Bestehen sowie des Tokyo Philharmonic und des Tokyo City Philharmonic Orchestra. Im Sommer 2017 leitete er in Hyogo eine Neuproduktion der „Hochzeit des Figaro“, für 2018 steht dort Carl Maria von Webers „Der Freischütz“ auf dem Spielplan. In dieser Saison debütiert Yutaka Sado beim National Symphony Orchestra Washington und kehrt zum Orchestre National de France zurück.Zahlreiche CD-Aufnahmen dokumentieren das vielseitige künstlerische Schaffen Yutaka Sados. Seit 1996 wird Yutaka Sado regelmäßig vom Konzerthausorchester eingeladen. Zuletzt dirigierte er im Mai 2014 Verdis Messa da Requiem.

IM PORTRÄT

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IM PORTRÄT

ANIKA VAVICDie aus Belgrad stammende Wie-ner Pianistin zählt in den letzten Jahren Auftritte mit dem Mariins-ky-Orchester unter anderem an-lässlich der Erstaufführung von Schtschedrins Viertem Klavierkon-zert, beim London Philharmonic Orchestra unter Vladimir Jurowski im Rahmen der BBC PROMS und beim Enescu-Festival in Bukarest zu ihren künstlerischen Höhe-punkten. Sie spielte bei den „White Nights“ in St. Peterburg, dem Mik-keli-Festival in Finnland, dem Kla-vierfestival Ruhr, der Schubertiade Schwarzenberg, dem Grafenegg-

Festival, dem Heidelberger Frühling, der Styriarte Graz, dem Klangbogen Wien, dem Beethoven Osterfestival Warschau, dem Istanbul Music Festival und dem Sommets Musicaux de Gstaad.Anika Vavic ist regelmäßig zu Gast im Wiener Musikverein und Wiener Konzerthaus. Recitaltourneen führten sie in die Carnegie Hall New York, Kennedy Center Washington, die Wigmore Hall London, das Concertgebouw Amsterdam, die Kölner Philharmonie, die Cité de la Musique Paris, die Phil-harmonie Luxembourg, zum Palau de la Musica in Barcelona und zum Festspielhaus Baden-Baden.Zu ihren Kammermusikpartnern gehören Gautier Capuçon, Rainer Honeck, Patricia Kopatchinskaja, Caroline Widmann, Claudius Popp, Matthias Schorn, das Quintette Aquilon, das Artis Quartett wie auch Renaud Capuçon und Daniel Mül-ler-Schott.

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Als Sechzehnjährige übersiedelte Anika Vavic nach Wien, wo sie bei Noel Flores an der Universität für Musik und darstel-lende Kunst studierte. Wichtige Impulse bekam sie durch Elisabeth Leonskaja, Lazar Berman, Oleg Maisenberg, Alex-ander Satz und Mstislaw Rostropowitsch. Die Gewinnerin des Zweiten Steinway-Wettbewerbs in Wien und des Sonder-preises für die beste Haydn-Interpretation war Stipendiatin des Herbert-von-Karajan-Centrums in Wien und der Gott-fried-von-Einem-Stiftung. 2002 verlieh ihr das Land Öster-reich den Frauen.Kunst.Preis in der Sparte Musik.Zu Anika Vavic‘ Repertoire gehören auch Werke der zeitge-nössischen Musik wie das ihr zugeeignete Klavierkonzert des chinesisch-österreichischen Komponisten Shih Requiem für Klavier, Streicher und Membranophon und sein Klavier-quintett. 2005 übernahm die Pianistin den Solopart in der Uraufführung von Johannes Maria Stauds „Peras. Musik für Klavier“ beim Klavierfestival Ruhr.

IM PORTRÄT

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IM PORTRÄT

RALF FORSTER Der gebürtige Münchener absol-vierte ein Studium an der Hoch-schule seiner Heimatstadt bei Gerd Starke. Sein Lehrer im Fach Kam-mermusik war Karl Kolbinger. Ein vierjähriges Engagement führte ihn zunächst als Solo-Klarinettist an die BR-Orchesterakademie Ingolstadt. 1996 erhielt er die Verpflichtung an das Konzerthaus-orchester Berlin als Solo-Es-Klari-nettist. Seit 1998 ist er hier Solo- Klarinettist. 1987 bis 97 war er Mitglied des Münchner Bläser-quintetts, 1999/2000 als ständige Aushilfe bei den Berliner Philhar-

monikern tätig. Er unterrichtet an der Berliner Musikhoch-schule Hanns Eisler, wo er seit 2008 eine Gastprofessur inne-hat. Seit 2003 ist er Dozent beim Festival Ensemble Stuttgart (Rilling). 2008 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Horenstein Ensembles.

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DIE BLUMEN WURDEN ÜBERREICHT VON ZUKUNFT KONZERTHAUS E. V.

IMPRESSUM

HERAUSGEBER Konzerthaus Berlin, Intendant Prof. Dr. Sebastian Nordmann · TEXT Arno Lücker · REDAKTION Tan-ja-Maria Martens · ABBILDUNGEN Yuji Hori (Y. Sado), Marco Borggreve (A. Vavic), Uwe Arens (R. Forster), Archiv Konzerthaus Berlin · · SATZ UND REINZEICHNUNG www.graphiccenter.de · HERSTELLUNG Reiher Grafikdesign & Druck · Gedruckt auf Recyclingpapier · PREIS 2,30 ¤

Festival Baltikum

Entdecken Sie vom 16. bis zum 25.02.2018 die außergewöhn-liche Musiklandschaft des Baltikums!

Estland, Lettland und Litauen haben nicht nur bekannte Dirigenten, Instrumentalisten und Sänger hervorgebracht, sondern auch traditionell von Chorgesang geprägte zeitge-nössische Musikkulturen. Beim Festival Baltikum reicht das vokale Programm vom großen chorsinfonischen Werk, wenn der Lettische Staatschor „Latvija“ und das Estnische Natio-nale Sinfonieorchester unter Neeme Järvi das Oratorium „Des Jona Sendung“ von Rudolf Tobias aufführen, bis zum A-cappella-Ensemble Latvian Voices, das Folk, Pop und tra-ditionelle Chormusik verbindet. Ebenfalls zu Gast: Die junge litauische Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla, deren internatio-nale Karriere gerade richtig Fahrt aufnimmt. Dem berühm-ten estnischen Komponisten Arvo Pärt widmen Chefdirigent Iván Fischer und das Konzerthausorchester gleich ein ganzes Programm.

Vorankündigung