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2019. 208 S., mit 6 Abbildungen ISBN 978-3-406-74269-9 Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.chbeck.de/28389091 Unverkäufliche Leseprobe © Verlag C.H.Beck oHG, München Aloys Winterling Caligula Eine Biographie

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Page 1: Aloys Winterling Caligula Eine Biographie · 2019. 7. 4. · Eine Biographie. Der Kaiser Caligula (37 41n.Chr.) gilt als Musterfall des römi-schen Cäsarenwahnsinns: Er trieb Inzest

2019. 208 S., mit 6 Abbildungen ISBN 978-3-406-74269-9

Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.chbeck.de/28389091

Unverkäufliche Leseprobe

© Verlag C.H.Beck oHG, München

Aloys Winterling Caligula Eine Biographie

Page 2: Aloys Winterling Caligula Eine Biographie · 2019. 7. 4. · Eine Biographie. Der Kaiser Caligula (37 41n.Chr.) gilt als Musterfall des römi-schen Cäsarenwahnsinns: Er trieb Inzest

Der Kaiser Caligula (37–41 n. Chr.) gilt als Musterfall des römi-schen Cäsarenwahnsinns: Er trieb Inzest mit seinen Schwestern,wollte sein Pferd zum Konsul machen und plante, seinen Herr-schaftssitz von Rom nach Alexandria zu verlegen. Er verfolgtedie römischen Senatoren grausam und ohne Anlaß, ja er wollteschließlich als Gott von ihnen verehrt werden. So behaupten eszumindest die antiken Quellen. Ihr denunziatorischer, von nach-weisbaren Falschaussagen geprägter Charakter ist zwar längsterkannt, ihrer Suggestion war jedoch auch die moderne For-schung immer wieder erlegen.

Der Autor beschreibt das kurze, ereignisreiche Leben diesesKaisers in neuer Deutung. Die Herrschaft Caligulas, so wirdgezeigt, war durch eine dramatische Konfliktgeschichte ge-prägt, in deren Verlauf senatorische Verschwörungen und diekaiserlichen Reaktionen darauf die Ereignisse eskalieren lie-ßen. Der junge Kaiser nutzte mit zynischer Konsequenz denOpportunismus und die Auflösungserscheinungen der altenOberschicht zur Durchsetzung einer offenen Alleinherrschaftund setzte die senatorische Gesellschaft nie zuvor erlebtentraumatischen Erfahrungen von Angst, Machtlosigkeit undSelbstzerstörung aus.

Nach der Ermordung Caligulas durch eine Palastverschwö-rung verarbeiteten die Vertreter der gedemütigten Aristokratiemit «frischem Haß» (Tacitus) das Erlebte. Die Konstruktioneines «wahnsinnigen» Kaisers eignete sich zu dessen nachträg-licher Entwertung ebenso wie zur Rechtfertigung der eigenenBeteiligung an dem, was vorgefallen war.

Aloys Winterling, geb. 1956, ist nach Professuren in Bielefeld,Freiburg/Brsg. und Basel/Schweiz seit 2009 an der Hum-boldt-Universität Berlin tätig. Seine Forschungsinteressen gel-ten den Besonderheiten des Verhältnisses von Politik und Ge-sellschaft sowie den Wechselwirkungen zwischen kulturellenund Persönlichkeitsstrukturen in der griechisch-römischenAntike. Er hat Untersuchungen zu Hof und Monarchie in derfrühen Neuzeit und in der römischen Kaiserzeit, zur aristo-kratischen Kommunikation im kaiserzeitlichen Rom sowiezur Krise der griechischen Polis im 4. Jahrhundert v. Chr. vor-gelegt.

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Aloys Winterling

CALIGULA

Eine Biographie

C.H.Beck

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Die drei ersten Auflagen dieses Buches sind 2003 und 2004bei C.H.Beck als Leinenausgabe erschienen,

die vierte Auflage erschien 2007.

1., durchgesehene und aktualisierte Auflagein der Beck’schen Reihe. 2012

Mit sechs Abbildungen und einem Stammbaum

Abbildung auf Seite 3: Caligula-Büste, Ny Carlsberg Glyptotek,Kopenhagen 637 (Inv. 1453), Photo: Ole Haupt

2. Auflage in C.H.Beck Paperback. 2019© Verlag C.H.Beck oHG, München 2003

www.chbeck.deSatz: Janß GmbH, Pfungstadt

Druck und Bindung: Druckerei C.H.Beck, NördlingenUmschlaggestaltung: Nach malsyteufel, WillichUmschlagabbildung: Marmorbüste Caligulas,

© akg-images/De Agostini Pict. Lib.Printed in Germany

ISBN 978 3 406 74269 9

klimaneutral produziertwww.chbeck.de/nachhaltig

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Inhalt

Ein wahnsinniger Kaiser? 7

I. Kindheit und Jugend 131. Das Erbe des Augustus 152. Die politische Familie 193. Kindheit als «Soldatenstiefelchen» 224. Die Zustände im Alten Rom unter Tiberius 265. Gefährliche Jugend 346. Capri und der Weg zum Thron 39

II. Zwei Jahre Prinzeps 511. Der junge Augustus 532. Krankheit und Konsolidierung 603. Im Genuß der Herrschaft 714. Der Tod Drusillas 795. Das Reich 82

III. Die Eskalation der Konflikte 871. Die Verschwörung der Konsulare 892. Die Stunde der Wahrheit 933. Die große Verschwörung und der Zug in den

Norden 1034. Die Neugestaltung der kaiserlichen Rolle 1155. Der Ritt übers Meer 120

IV. Fünf Monate Monarchie 1251. Die Unterwerfung der Aristokratie 1272. Die Entehrung der Aristokratie 1353. Der Kaiser als «Gott» 1394. Die Stabilität der Herrschaft 1525. Alternative Alexandria? 156

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V. Mord auf dem Palatin 161

Die Erfindung des wahnsinnigen Kaisers 175

Nachwort 181

Nachwort zur Neuausgabe 182

AnhangAnmerkungen 186Verzeichnis der Abkürzungen 195Nachweis der Abbildungen 196Literaturverzeichnis 197Register 199Stammbaum des Caligula 208 Inhalt

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Ein wahnsinniger Kaiser?

Ein wahnsinniger Kaiser?Ein wahnsinniger Kaiser?

Caligula – der Mann, der von 37 bis 41 n. Chr. römischer Kai-ser war, gilt als monströse Entartung eines tyrannischen Herr-schers: Er trank in Essig aufgelöste Perlen und aß mit Gold be-legte Speisen. Er zwang vornehme Frauen und Männer zumSex, betrieb ein Bordell in seinem Palast, ja er schändete sogarseine eigenen Schwestern. In sinnloser Grausamkeit quälte ervor allem die römischen Senatoren. Folterungen und Hinrich-tungen waren an der Tagesordnung. Er ließ zwei Konsuln ihrerÄmter entheben, weil sie vergessen hatten, seinen Geburtstagzu feiern. Er hielt sich für ein übermenschliches Wesen undzwang seine Zeitgenossen, ihn als Gott zu verehren. Er wolltesein Pferd zum Konsul machen und plante, das Zentrum desReiches von Rom nach Alexandria zu verlegen.

Sein Biograph Sueton, dem wir die meisten dieser Informa-tionen verdanken, und die übrigen antiken Berichterstatterhaben auch eine Erklärung für sein Verhalten: Er war wahnsin-nig. Der Philosoph Seneca, ein Zeitgenosse, der ihn persönlichkannte, schreibt Caligula «Irrsinn» zu und hält ihn für eine«Bestie». Ein anderer Zeitgenosse, Philo von Alexandrien, derals Leiter einer Gesandtschaft in Kontakt mit ihm trat, sprichtvon seinem «verwirrten Geist». Der Ältere Plinius und FlaviusIosephus, zwei Autoren, die einige Jahrzehnte später schrieben,erwähnen sein «unsinniges Verhalten» und berichten über sei-nen «Wahn». Anfang des zweiten Jahrhunderts spricht Tacitus,der berühmteste Historiker der römischen Kaiserzeit, dessenBerichte über die Regierungszeit Caligulas selbst verloren-gegangen sind, von dem «verwirrten Verstand» des Kaisers.Sueton, der die Lebensbeschreibung Caligulas ein knappesJahrhundert nach dessen Tod schrieb, hält ihn für «geistes-krank», und auch Cassius Dio, der Anfang des dritten Jahr-hunderts eine umfangreiche Römische Geschichte verfaßte,glaubt, der Kaiser habe «den Verstand verloren».

Kein Wunder, daß auch die moderne Forschung diesen Ur-

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teilen gefolgt ist: «Cäsarenwahnsinn» – so lautet die gängigeErklärung. Ludwig Quidde, der den Begriff Ende des 19. Jahr-hunderts berühmt gemacht hat, charakterisiert diese «Krank-heit» mit den Worten: «Größenwahn, gesteigert bis zur Selbst-vergötterung, Mißachtung jeder gesetzlichen Schranke undaller Rechte fremder Individualitäten, ziel- und sinnlose bru-tale Grausamkeit.» Während sich diese Elemente «auch bei an-deren Geisteskranken» fänden, bestehe das Besondere deswahnsinnigen Cäsaren darin, «daß die Herrscherstellung denKeimen solcher Anlagen einen besonders fruchtbaren Bodenbereitet und sie zu einer sonst kaum möglichen ungehindertenEntwicklung kommen läßt.» Quiddes kurze biographischeSkizze des Caligula zeichnet sich allerdings durch eine Doppel-bödigkeit, durch eine Differenz von Gesagtem und Gemeintemaus: Sie war für die Zeitgenossen so eindeutig auf den regieren-den – zweifellos nicht wahnsinnigen – deutschen Kaiser Wil-helm II. gemünzt, daß sie in kurzer Zeit 30 Auflagen erzielte,ihrem Autor aber drei Monate Haft und das Ende seiner aka-demischen Karriere einbrachte. Seinem Urteil über Caligulahat dies keinen Abbruch getan. Noch der Verfasser einer Bio-graphie aus dem Jahre 1991 hält den Kaiser für «crazy», undin einem 1996 erschienenen Forschungsüberblick wird ihm«imperial madness» zuerkannt.

Auf die Leser dieser Biographie des Caligula scheint alsoeiniges zuzukommen. In der Tat. Die Dinge liegen allerdings er-heblich komplizierter, als man auf den ersten Blick meinenkönnte. Schon im 19. Jahrhundert wurde nämlich festgestellt,daß die antiken Berichte über diesen Kaiser keineswegs so ein-deutig sind, wie sie zu sein vorgeben. Zum Beispiel CaligulasSex: Bei der Behauptung, der Kaiser habe Inzest mit seinen dreiSchwestern getrieben, handelt es sich um eine Falschinforma-tion, die erstmals ein Jahrhundert nach seinem Tod bei Suetonauftaucht. Der Nachweis ist leicht zu führen: Die beiden mitdem aristokratischen Milieu Roms vertrauten und gut infor-mierten Zeitgenossen Seneca und Philo, die den Kaiser mitHaßtiraden überziehen und die sich die Mitteilung dieses Sach-verhaltes daher kaum hätten entgehen lassen, wissen offensicht-lich nichts davon. Das gleiche gilt für Tacitus. Er würdigt in sei-ner Geschichte der frühen Kaiserzeit ausführlich das lasterhafte

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Leben der Jüngeren Agrippina, der Schwester Caligulas undGattin des späteren Kaisers Claudius. Er traut ihr sogar einenInzestversuch mit ihrem eigenen Sohn, dem Kaiser Nero zu. EinInzest Agrippinas mit ihrem Bruder, der sehr gut dazu gepaßthätte, ist ihm jedoch unbekannt geblieben. Die Geschichte istalso irgendwann nach dem Tod Caligulas erfunden worden.

Ein anderes Beispiel: Mitte des Jahres 39 fand eine breit ange-legte Verschwörung gegen Caligula statt, an der ein wichtigerMilitärkommandant in Germanien, die Schwestern des Kaisers,sein engster senatorischer Vertrauter, die amtierenden römischenKonsuln und weite Kreise der römischen Aristokratie beteiligtwaren. Es handelte sich um eine das Leben des Kaisers gefähr-dende, hochdramatische Angelegenheit, die eine grundsätzlicheÄnderung seines Verhaltens gegenüber seinen senatorischenStandesgenossen zur Folge hatte. Die frühen Quellen schweigenvollständig darüber. Auch Sueton erwähnt die Verschwörung inseiner Caligula-Biographie mit keinem Wort, schildert nur wirrerscheinende Reaktionen des Kaisers. Aus zwei nebenbei ge-machten Erwähnungen in seinen Biographien der Kaiser Clau-dius und Vespasian geht jedoch hervor, daß ihm die Ereignisse,die überdies inschriftlich belegt sind, bestens bekannt waren.

Die Beispiele lassen sich, wie noch zu sehen sein wird, leichtvermehren. Sie laufen auf folgenden Befund hinaus: Die ausder Antike überlieferten Berichte über Caligula verfolgen dasdeutlich erkennbare Ziel, den Kaiser als ein sinnlos handelndesUngeheuer darzustellen. Sie geben nachweisbar falsche Infor-mationen, die dieses Bild stützen sollen. Sie unterschlagen In-formationen, die diesem Bild widersprechen könnten. Sie rei-ßen die Handlungen des Kaisers aus ihrem Zusammenhang, sodaß ihr ursprünglicher Sinn nicht mehr oder nur noch untergroßen Schwierigkeiten erkennbar ist. Sie geben Beurteilungenseines Verhaltens ab, die häufig den von ihnen selbst präsen-tierten Mitteilungen widersprechen.

Schließlich der Wahnsinn: Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. gabes in der Antike wissenschaftliche Erörterungen und Erklä-rungsversuche psychopathologischer Phänomene. Zur Zeit desKaisers Tiberius, Caligulas Vorgänger, schrieb der römische Au-tor Cornelius Celsus darüber in seinen Büchern De medicina.Er charakterisiert «Wahnsinn» (insania) als eine Krankheit, die

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sich durch unsinniges Verhalten oder unverständliches Redenzeige. Er schildert Patienten, bei denen Wahnvorstellungen auf-treten, der Verstand aber nicht gestört ist, und solche, bei denender Verstand selbst wahnhaft verwirrt ist. Später schreibendeMediziner, die dieselbe Unterscheidung benutzen, führen alsBeispiel für ersteres einen Kranken namens Theophilos an, der– obwohl er ansonsten korrekt reden und urteilen konnte –glaubte, daß Flötenspieler um ihn herum Tag und Nacht dau-ernd musizierten, Geräusche machten und ihn anschauten. Soschrie er durchs ganze Haus und befahl, sie hinauszuwerfen.Als Beispiel einer Störung des Verstandes selbst wird ein Patientgeschildert, der unter der Vorstellung litt, keinen Kopf zuhaben. Er meinte, ein enthaupteter Tyrann zu sein.

Auch im römischen Recht wurde das Problem behandelt. Ineiner Reihe von Texten, die Tötungsdelikte, Majestätsverbre-chen, Injurien oder Sachbeschädigung betreffen, werden«Wahnsinnige» (furiosi, insani) für schuldunfähig erklärt:«Denn welche Schuld soll bei dem sein, der nicht bei Verstandist?», fragt der Rechtsgelehrte Pegasus (Dig. 9, 2, 5, 2).* Ja, eswird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß bei Verbrechen, dieein Wahnsinniger begeht, nicht er selbst, sondern die zu bestra-fen sind, die es unterlassen haben, auf ihn aufzupassen.

Wie soll man sich das vorstellen? Ein römischer Kaiser, dersich unsinnig verhält, der unverständlich redet, dessen Wahrneh-mung der Realität gestört ist und der in diesem Zustand allemöglichen Verbrechen begeht, ohne daß ihn jemand daran hin-dert? Wenn es so gewesen wäre, würde der Vorwurf des Wahn-sinns auf die Gesellschaft zurückfallen, die ihn umgab: auf dierömische Aristokratie vor allem, das heißt auf den Senat, derseine Entscheidungen umsetzte, auf die Magistrate in Rom, dieseine Anweisungen befolgten, auf die Heerführer und Statthal-ter im Reich, die seinen Befehlen gehorchten; aber auch auf dieFunktionäre der Finanzverwaltung, die in seinem Auftrag riesi-ge Ressourcen umverteilten, auf die Personen, die ihn täglichumgaben und ihn in seinen Entscheidungen berieten; schließ-

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* Die wörtlichen Zitate aus den antiken Quellen werden in Anlehnung andie gängigen deutschen Übersetzungen wiedergegeben; die Abkürzungender Autorennamen und Werktitel sind auf S. 195 aufgelöst.

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lich auf das Volk von Rom, das ihm in Zirkus und Theater zu-jubelte. Wenn Caligula wahnsinnig war, warum hat man ihndann nicht stillschweigend beiseite genommen und in ärztlicheObhut gegeben – so wie man das mit psychisch kranken Herr-schern in der späteren europäischen Geschichte gemacht hat?

Längst nicht alle modernen Autoren gehen davon aus, daßCaligula wahnsinnig war. Angesichts der erkennbar denunzia-torischen Tendenz der antiken Quellen hat eine Reihe von For-schern – hervorzuheben sind die Namen Willrich, Gelzer, Bals-don und Barrett – versucht zu klären, was denn tatsächlich un-ter seiner Herrschaft vorgefallen ist. Große Fortschritte sinddabei in vielen Detailfragen erzielt worden: Durch quellenkriti-sche Vergleiche zeitlich paralleler sowie früherer mit späterenÜberlieferungen hat man – wie beim Inzestvorwurf – falscheInformationen ausschließen können. Mitteilungen der antikenAutoren, die ihrer eigenen Aussageabsicht widersprechen, dieihnen gewissermaßen aus Versehen unterlaufen sind oder diesie aufgrund allgemeiner Bekanntheit nicht verschweigenkonnten, hat man dagegen als glaubwürdig herausstellen können.Schließlich kann man anhand der gesamten Überlieferung einKontextwissen erarbeiten, eine Theorie von Politik, Gesell-schaft, Religion und Mentalitäten jener Zeit, die es ermöglicht,plausible von nicht plausiblen Quellenberichten zu unterschei-den. Zum Teil ist in der modernen Forschung auch über dasZiel hinausgeschossen worden, indem aus dem unmoralischenwahnsinnigen ein rational handelnder guter Herrscher gewor-den ist. Vor allem aber eine Frage ist offengeblieben: Wie istder abgrundtiefe Haß auf Caligula, der in den Berichten überihn zum Ausdruck kommt, seinerseits zu erklären?

Fast alle Quellenberichte lassen sich auf Mitglieder der ari-stokratischen Gesellschaft Roms zurückführen. Sie stammenvon Senatoren und vornehmen Rittern, die in unmittelbaremKontakt mit dem Kaiser standen. Auch ihre falschen Aussagenüber Caligula beinhalten damit eine historische Wahrheit: Derrömischen Aristokratie müssen unter seiner Herrschaft so un-geheuerliche Dinge zugestoßen sein, daß man ihm posthum diehöchste denkbare Stigmatisierung zuteil werden ließ: Er wurdeals Monster und Wahnsinniger beschimpft und damit gleich-sam aus der menschlichen Gesellschaft ausgestoßen.

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I.Kindheit

undJugend

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1. Das Erbe des AugustusKindheit und JugendDas Erbe des Augustus

Am 31. August des Jahres 12 n. Chr. wurde Gaius Caesar Ger-manicus als Sohn des Germanicus und der Älteren Agrippinageboren. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt erwarten, daßer im Alter von nur 24 Jahren am 18. März 37 – bekannt unterdem Spitznamen Caligula – römischer Kaiser werden würde:Herrscher über ein Reich, das nahezu die gesamte antike Weltvon Syrien bis zur Kanalküste, von Nordafrika bis zum Do-nauraum, von Spanien bis Kleinasien umfaßte. Auch wird nie-mand geahnt haben, was sich in den zweieinhalb Jahrzehntenbis zu seinem Herrschaftsantritt an Intrigen und Morden, anProzessen und Hinrichtungen im Zentrum dieses Reiches, inRom ereignen sollte. Kaum vorstellbar schließlich dürfte es fürdie Zeitgenossen des Jahres 12 gewesen sein, wie dieser Gaiusam Ende seine Herrschaft ausüben würde.

Noch regierte sein Urgroßvater Augustus, und über diewichtigste Leistung seiner langen Alleinherrschaft (31 v. Chr. –14 n. Chr.) waren sich die aristokratischen Zeitgenossen – beialler unter der Hand geäußerten Kritik an ihm – einig: Er hattein Rom eine fast hundert Jahre dauernde Periode gewaltsamerpolitischer Auseinandersetzungen und Bürgerkriege, die dengesamten Mittelmeerraum in Mitleidenschaft gezogen hattenund die sich in der Rückschau als Prozeß der Monopolisierungvon politischer Gewalt beschreiben lassen, beendet und Frie-den geschaffen. Zwar hatte er damit die alte, über Jahrhunder-te überaus erfolgreiche kollektive Herrschaft der Aristokratie,die die römische Republik gekennzeichnet hatte, beendet unddurch eine offensichtlich unumgänglich gewordene Alleinherr-schaft ersetzt. Aber er hatte, und dies wurde ihm von vielen sei-ner Standesgenossen zugute gehalten, seine im Bürgerkrieggegen Marcus Antonius usurpierte, auf militärischer Gewaltbasierende Sonderstellung nicht in die Form einer Monarchieüberführt, sondern mit dem Begriff «Prinzipat» bezeichnet, derihn lediglich als einen der Ersten unter den Bürgern erscheinenließ. Zugleich hatte er die alten politischen Institutionen undVerfahren der Republik wiederbelebt: Der Senat tagte und

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beriet, die Magistrate in Rom und die Statthalter in den Pro-vinzen handelten, das Volk versammelte sich, wählte und ent-schied – und man tat in wichtigen Fragen ausschließlich das,was der Kaiser wollte. Dieser wiederum, dessen unbeschränkteVerfügung über die militärischen Gewaltmittel durch die ste-tige Präsenz seiner Leibgarde, der Elitetruppe der Prätorianer,jedermann deutlich vor Augen stand, ließ sich seine Sonderstel-lung in Rom und in den Provinzen in den Formen des traditio-nellen Rechts bestätigen – und dokumentierte damit, daß erder alten republikanischen Institutionen, die er entmachtet hat-te, zur Rechtfertigung seiner Gewalt bedurfte. Damit war einemerkwürdige Situation entstanden, die allen Beteiligten hoheskommunikatives Geschick abverlangte: Die Senatoren hattenso zu handeln, als besäßen sie eine Macht, die sie nicht mehrhatten. Der Kaiser hatte seine Macht so auszuüben, daß esschien, als ob er sie nicht besitze.

Wie kam es zu dieser widersprüchlichen, historisch einmali-gen Verbindung von Republik und Monarchie? Ein gesell-schaftlicher und ein politischer Grund lassen sich benennen.Wie bei allen vormodernen Hochkulturen handelte es sichauch im antiken Rom um eine stratifizierte Gesellschaft, dienach der Differenz adlig/nichtadlig gegliedert war. Die Aus-übung von Herrschaft, sei es im militärischen, sei es im städti-schen Bereich, war damit von jeher auf Mitglieder der Ober-schicht beschränkt geblieben. Trotz seiner Einbeziehung inpolitische Entscheidungsprozesse zur Zeit der Republik doku-mentierte gerade das einfache römische Volk eindrucksvoll die-sen Sachverhalt: Obwohl die regelmäßig stattfindenden Wah-len formal frei waren, wurden fast ausschließlich Mitgliederimmer derselben Adelsfamilien in politische Ämter und damitin die militärischen Führungspositionen gewählt. Nur ihnenwar man bereit zu gehorchen. Jeder Kaiser sah sich mit diesemSachverhalt konfrontiert. Zum Kommando der Legionen imReich wie zur Übernahme ziviler Funktionen in Rom bedurfteer der führenden Vertreter der adligen Oberschicht. Diese aberwar identisch mit den etwa 600 Personen, die die politische In-stitution Senat bildeten und damit den Kern der römischenAristokratie ausmachten.

Ein zweiter Grund war banaler, aber kaum weniger wirk-

Kindheit und Jugend16

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sam. Er betraf die Lebensgefahr, in der alle Beteiligten schweb-ten. Die Bürgerkriege der späten Republik hatten gezeigt, wozumilitärische Gewalthaber gegenüber ihren aristokratischenStandesgenossen in der Lage waren. Seit Sulla hatte es immerwieder Proskriptionen gegeben, in deren Rahmen politischeund persönliche Gegner ohne weiteres schlichtweg physischliquidiert wurden. Umgekehrt hatte sich auch in Rom gezeigt,daß sich auf Bajonetten schlecht sitzen läßt. Das Schicksal desallmächtigen Diktators Caesar, Augustus’ Adoptivvater, hattedokumentiert, daß die traditionelle Abwehr der gesamten Ari-stokratie gegen alle Formen der Monarchie auch vom Kreis derengsten Gefolgschaft des Gewalthabers ausgehen konnte.Verschwörung und Mord, stets legitimierbar als Beseitigungdes Tyrannen, waren das Damoklesschwert, das fortan in Romüber jedem Kaiser schwebte und, wie die nächsten Jahrhun-derte zeigen würden, nicht wenige treffen sollte.

Die paradoxe Etablierung einer Alleinherrschaft durch dieWiederherstellung der alten Republik war Augustus’ Antwortauf diese Situation. Seine besondere Leistung bestand darin,gezeigt zu haben, daß so etwas möglich war. Diese Leistungsollte sich jedoch zugleich als ein ungedeckter Wechsel auf dieZukunft erweisen. Seine Einlösung prägte die Zeit nach seinemTod im Jahre 14 und damit die Lebenswelt, in der sein UrenkelCaligula aufwuchs. Vor allem zwei zentrale Probleme tratenschnell zutage: die persönliche Überforderung möglicherNachfolger in der schwierigen Kaiserrolle und – schon zu Au-gustus’ Lebzeiten zu beobachten – die Politisierung der kaiser-lichen Familie.

Die Regierungspraxis des Augustus hatte ein hohes Maß anSelbstverleugnung der eigenen Stellung einerseits, an geschick-ter Handhabung von Macht andererseits vorausgesetzt. Seitmehreren hundert Jahren hatte sich in Rom ein Gesellschafts-system etabliert, das auf der unmittelbaren Kopplung von poli-tischer Macht und sozialem Rang basierte. Die Mitglieder derAristokratie, deren Lebensziel – wie in anderen vormodernenAdelsgesellschaften auch – im Erringen von Ehre und Ruhmbestand, waren traditionell auf die Ausübung politischer Funk-tionen, auf die jährlich wechselnde Bekleidung magistratischerÄmter verwiesen. Der Erfolg in dieser Hinsicht bestimmte den

Das Erbe des Augustus 17

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Rang des einzelnen in der Hierarchie der aristokratischen Ge-sellschaft, und diese Stellung trat im täglichen Leben in vielfäl-tigen Formen in Erscheinung – in der Reihenfolge, in der im Se-nat die Stimmen abgegeben wurden, in Ehrenplätzen bei städti-schen Theateraufführungen, in der Größe des Gefolges, dassich einem erfolgreichen adligen Politiker anschloß, das ihnmorgens in seinem Haus besuchte und bei seinen Gängen aufdas Forum begleitete, schließlich in der Führung seines Haus-haltes, in der Lage und Größe des Gebäudes, das er bewohnte,und in der materiellen Pracht, die dort, vor allem bei abend-lichen Gastmählern, entfaltet wurde.

Eine Erfolgsbedingung des Augustus war der persönlicheVerzicht auf das aristokratische Bestreben, die eingenommeneMachtposition auch gesellschaftlich in Erscheinung treten zulassen. Er benahm sich im täglichen Leben wie ein normalerSenator, pflegte Freundschaftsbeziehungen zu anderen Aristo-kraten, als seien sie seinesgleichen, vermied es, mit großem Ge-folge in der städtischen Öffentlichkeit aufzutreten, und be-wohnte ein Haus auf dem Palatin, von dem berichtet wird, daßes kaum dem Luxus normaler Aristokraten entsprach. Bei die-sem Ehrverzicht handelte es sich offensichtlich um eine bewuß-te Strategie, um die Akzeptanz seiner Stellung innerhalb deraristokratischen Oberschicht zu sichern. Augustus durchbrachdabei den Horizont adliger Mentalität und war damit vor allemdeshalb erfolgreich, weil seine Standesgenossen in ihm verharr-ten. Es handelte sich somit um eine außergewöhnliche Leistungdes ersten Kaisers, die zu erbringen, wie die weitere Geschichtezeigen sollte, nicht viele seiner Nachfolger willens oder in derLage waren.

Der Ehrverzicht war verbunden mit einer Herrschaftsaus-übung, die gegenüber der Senatsaristokratie auf Befehle gänz-lich verzichtete, die jedoch hinreichend durchblicken ließ, wasden Wünschen des Kaisers jeweils entsprach. Aufgrund seinerallen überlegenen Machtposition führte dies zu einer Artselbstläufigem, durchweg opportunistischen, manchmal auchvorauseilenden Gehorsam der Senatoren, aber, und das warentscheidend, die traditionellen Formen des Umgangs wurdenauch hier gewahrt. So reichte es, wenn der Kaiser renitentenAristokraten seine persönliche Freundschaft aufkündigte und

Kindheit und Jugend18

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sein Haus verbot. Die Folge waren sofortige Anzeigen und Ge-richtsverfahren seitens umtriebiger Standesgenossen, die den«Feinden» des Kaisers das politisch-gesellschaftliche, meistauch das physische Ende bereiteten. Die Regierungskunst desAugustus gegenüber der Aristokratie bestand darin, solcheErnstfälle – trotz einer ganzen Reihe von erfolglos verlaufenenVerschwörungen gegen ihn – auf seltene Ausnahmen zu be-schränken.

Alles in allem basierte der Lebenserfolg des Augustus somitnicht so sehr auf einer klugen Sachpolitik, auf der Sicherungdes Reiches und seiner Infrastruktur oder auf der Verschöne-rung Roms und der Versorgung seiner Bürger mit Getreide, alsvielmehr auf seiner persönlichen Fähigkeit, paradoxen Verhal-tensanforderungen in der aristokratischen Kommunikation ge-recht zu werden: Herrscher zu sein, ohne zu befehlen, Macht-haber zu sein, ohne als solcher in Erscheinung zu treten. AmEnde seines Lebens, so wird berichtet, habe er seine engstenVertrauten zu sich kommen lassen und – nach zynischen Kom-mentaren über seine Zeit – um Applaus gebeten, wie er einemSchauspieler zukomme, der von der Bühne abtritt. Schon beiseinem Nachfolger sollte sich zeigen, daß solch schauspieleri-sche Fähigkeiten innerhalb der römischen Aristokratie wenigverbreitet waren.

2. Die politische FamilieDie politische Familie

Da Augustus im verfassungsrechtlichen Sinn keine Monarchieeingeführt, sondern sich statt dessen von den republikanischenInstitutionen ein Bündel von auf seine Person zugeschnittenenSondervollmachten hatte bestätigen lassen, war die Frage sei-ner Nachfolge in rechtlicher Hinsicht offengeblieben. Der fürErbmonarchien typische Satz «Der König ist tot, es lebe derKönig!» galt im kaiserzeitlichen Rom nicht, vielmehr starb,wie es Theodor Mommsen klassisch formuliert hat, «vonRechts wegen der Principat mit dem Princeps». Es hatte sichnach dem Tod eines jeden Kaisers zunächst zu erweisen, werder politisch Mächtigste war und als solcher vom Militär zumneuen Kaiser ausgerufen und vom Senat bestätigt wurde. Dies

Die politische Familie 19

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konnte im Ernstfall bedeuten, daß – wie nach dem Tod Nerosim Jahre 68 oder dem des Commodus im Jahre 192 – ein neuerBürgerkrieg ausbrach, bis geklärt war, wer die Stellung erfolg-reich beanspruchen konnte. Im Normalfall lief es darauf hin-aus, daß die Kaiser Vorsorge für den Fall ihres Ablebens trafen.Entscheidend aber war, daß sie bei ihrer Wahl eines Nachfol-gers prinzipiell frei waren: Wer neuer Kaiser würde, war zu-nächst eine offene Frage.

Üblicherweise übertrugen sich im antiken Rom nicht nurdas Familienvermögen, sondern auch die als «Freundschaft»bezeichneten Nahbeziehungen innerhalb der aristokratischenGesellschaft sowie das politische Prestige, das der einzelnebeim Volk von Rom und bei den römischen Soldaten des Rei-ches besaß, vom Vater auf den Sohn. Hatte der Kaiser einenSohn oder adoptierte er einen, so war dieser daher automatischzum Nachfolger prädestiniert. Auch Frauen, vor allem Kaise-rinnen oder kaiserliche Töchter, konnten eine für die Nachfol-ge bestimmende Rolle spielen, wenn sie einen Sohn mit in dieEhe oder einen kaiserlichen Enkel zur Welt brachten. Die Folgewar, daß die kaiserlichen Verwandtschaftsbeziehungen eineeminent politische Bedeutung bekamen, die die Position desaktuellen Kaisers nicht nur stützen, sondern auch destabilisie-ren konnten.

Augustus selbst besaß keinen Sohn, nur eine Tochter aus einerfrüheren Ehe mit Namen Iulia. Seine Frau Livia hatte ihrerseitszwei Söhne mit in die Ehe gebracht, Tiberius, den späteren Kai-ser, und Drusus (I) den Älteren. Augustus wählte nun den nahe-liegenden Weg, die als Nachfolger vorgesehenen Personen – zu-nächst seinen Neffen Marcellus, dann, nach dessen frühem Tod,Marcus Agrippa, seinen wichtigsten Feldherrn und Mitarbeiter– jeweils mit seiner Tochter Iulia zu verheiraten. Als Agrippa12 v. Chr. starb, wurden zwei von Augustus adoptierte Enkelaus dieser Ehe, Gaius und Lucius, zu Thronfolgekandidaten.Auch diese überlebte er jedoch, so daß schließlich sein StiefsohnTiberius ins Auge gefaßt wurde, der wiederum Iulia zu ehelichenhatte und dann tatsächlich sein Nachfolger wurde.

Nun hatte die augusteische Familienpolitik aber noch andereThronaspiranten hervorgebracht: Seinen zweiten, 9 v. Chr. ver-storbenen Stiefsohn Drusus hatte Augustus mit seiner Nichte

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Antonia (II) Minor verheiratet. Die beiden aus dieser Ehe her-vorgegangenen Söhne, Claudius, der spätere Kaiser, und Germa-nicus waren somit Großneffen des Kaisers. Während erstereraufgrund körperlicher Behinderung zunächst unbeachtet blieb,war Germanicus mit der Älteren Agrippina, einer Enkelin desAugustus aus der Ehe von Iulia und Agrippa verheiratet wor-den. Aus deren Verbindung waren nun unter anderem drei Söh-ne, ein Nero – der nicht mit dem späteren Kaiser identisch ist –,ein Drusus (III) und: Caligula hervorgegangen. Sie alle warenbeim Tod des Augustus noch im Kindesalter, kumulierten aberim Gegensatz zu Tiberius augusteisches Familienprestige, indemsie Urenkel und Großgroßneffen des ersten Kaisers waren. Au-gustus’ «Lösung» dieses Problems bestand darin, daß Tiberiusden Germanicus adoptieren und damit den Urenkeln den Wegzum Kaisertum öffnen mußte. Völlig offen blieb dabei, was mitTiberius’ eigenem Sohn, dem Jüngeren Drusus (II), und dessenNachkommen passieren sollte. Offensichtlich wurde versucht,das Problem durch erneute Ehebeziehungen zwischen den ver-schiedenen Zweigen der Kaiserfamilie zu mildern. So heirateteder Jüngere Drusus eine Großnichte des Augustus (Livilla), de-ren Tochter wiederum einen Sohn des Germanicus (Nero).Schließlich gab es noch einen weiteren Enkel des Augustus ausder Ehe von Iulia und Agrippa mit Namen Agrippa Postumus,der aus unklaren Gründen in Ungnade gefallen war. Er wurdeim Jahre 14 ermordet, ob noch auf Augustus’ eigene Initiativeoder auf die der Livia oder des Tiberius blieb ebenfalls unklar.

Die komplizierten Familienverhältnisse, die nicht nur mo-dernen Prosopographen, sondern auch schon ZeitgenossenÜbersichtsprobleme bereitet haben dürften, indizieren ein zen-trales Problem, das unmittelbar aus der augusteischen Prinzi-patskonstruktion resultierte. Durch den Verzicht auf eine Erb-monarchie und eine damit verbundene rechtliche Klärung derNachfolgefrage entwickelte sich das aus Verwandtschaftsbe-ziehungen zum Kaiser entstehende politische Prestige zu einemnur schwer kontrollierbaren Faktor. Rivalitäten innerhalb derkaiserlichen Familie konnten entstehen, und diese wiederumeigneten sich ideal als Anknüpfungspunkt für aristokratischeParteiungen um mögliche Thronfolger und schließlich: für Ver-schwörungen. Augustus’ eigene Tochter Iulia machte den An-

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fang. Im Jahre 2 v. Chr. wurde sie wegen ihrer Beziehungen zuIullus Antonius, dem Sohn des Triumvirn Marcus Antonius,des letzten Rivalen des Augustus im Bürgerkrieg, und anderenjüngeren Aristokraten aus Rom verbannt. Ob es um Ehebruchging, wie ihr offiziell vorgeworfen wurde, oder um eine politi-sche Verschwörung, wie man vermutete, ist letztlich irrelevant.Wenn die Kaisertochter, die schon durch drei Ehen präsum-tiven Nachfolgern Kaiserformat verliehen hatte, eine enge Be-ziehung zu einem hohen Adligen knüpfte, war dies per se eindramatisches, den Kaiser bedrohendes Politikum, egal welchesihr eigenes Motiv dabei war.

Ähnliche Ereignisse sollten sich in den nächsten Jahrzehntennoch vielfach wiederholen. Sie führten dazu, daß von der weit-verzweigten Verwandtschaft des Augustus beim Tode des Kai-sers Nero, im Jahre 68, aufgrund von tatsächlichen oder ver-meintlichen Verschwörungen und deren Folgen niemand mehrübrig war. Dieser vollständige Exitus der kaiserlichen Familieläßt sich kaum in moralischen Kategorien beurteilen. Er resul-tierte aus der politischen Relevanz jener Verwandtschaftsbezie-hungen und ihrer potentiellen Lebensgefährlichkeit für alle Be-teiligten.

3. Kindheit als «Soldatenstiefelchen»Kindheit als «Soldatenstiefelchen»

Seine ersten sieben Lebensjahre verbrachte Caligula in Germa-nien, Rom, Griechenland und dem Orient. Sein Vater Germa-nicus, der durch die augusteischen Adoptionsregelungen ineinen Prinzenstatus gerückt war und der sich, wie die antikenQuellen vielfach berichten, aufgrund seiner stattlichen Erschei-nung und seiner Leutseligkeit größter Beliebtheit und Populari-tät bei allen Gruppen der Bevölkerung erfreute, war seit demJahre 13 Befehlshaber der römischen Legionen am Rhein. Ihmkam dort die Aufgabe zu, Krieg gegen die rechtsrheinischenGermanenstämme zu führen, die den Römern wenige Jahre zu-vor im Teutoburger Wald eine empfindliche Niederlage zuge-fügt hatten. Seine Ehefrau Agrippina folgte ihm nach, und we-nig später wurde auch der kleine Sohn hinterhergeschickt, derso in einem Legionslager seine frühe Kindheit verbrachte.

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Agrippina, die sich gelegentlich auch energisch in militärischeAngelegenheiten einmischte, soll es gewesen sein, die den klei-nen Gaius in eine Art Miniuniform der römischen Legionäresteckte, um so den einfachen Soldaten zu schmeicheln und ihreZuneigung zu gewinnen. Nach den Soldatenstiefelchen, die dasKind trug, bekam es seinen Spitznamen Caligula, der ihm seinLeben lang anhing.

Agrippina hatte die Reaktion der Soldaten richtig einge-schätzt. Der Kleine wurde der Liebling des Legionslagers. Beieiner gefährlichen Meuterei der Rheinarmeen, die nach demTod des Augustus ausbrach und in deren Verlauf die SoldatenGermanicus gegen dessen Willen zum Kaiser auszurufen ver-suchten, soll er sogar eine entscheidende Rolle gespielt haben.Als der Feldherr wegen der unsicheren Lage Frau und Kind mitihrem Gefolge aus dem Lager entfernen und nach Trier schik-ken wollte, sollen die Soldaten, beschämt über die Folge ihrerMeuterei, eine Umkehr vollzogen haben. Eine andere Quelleberichtet, sie hätten Caligula als Geisel genommen, um so seineEntfernung zu verhindern.

Im Frühsommer des Jahres 17 erfolgte die Rückkehr nachRom, wo Germanicus für seine Feldzüge gegen die Germanenmit einem Triumph geehrt wurde. Ein solcher Festzug für sieg-reiche Feldherrn war traditionell das Ziel jedes aristokrati-schen Lebenslaufes, das nur wenige erreichen konnten und dasden Ruhm ihrer Familien beträchtlich erhöhte. Der Triumphdes Germanicus soll mit außergewöhnlichem Pomp veranstal-tet worden sein. Es wurden Beutestücke, Gefangene und Nach-bildungen der Berge, Flüsse und Schlachtfelder mitgeführt, umdie Taten des beliebten Feldherrn dem stadtrömischen Publi-kum anschaulich vor Augen zu führen. Caligula, knapp fünfJahre alt, und seine mittlerweile vier Geschwister standen mit-ten im Zentrum des prachtvollen Geschehens, bei dem dieWeltstadt den militärischen Erfolg im Norden feierte und denGermanicus ehrte: «Es fesselte die Zuschauer», berichtet Taci-tus in den Annalen, «die herausragende Gestalt des Feldherrnselbst und der mit seinen fünf Kindern besetzte Wagen.» (Tac.ann. 2, 41, 3)

Nur wenige Monate dauerte der Aufenthalt in Rom. Schonim Herbst desselben Jahres wurde Germanicus die Aufgabe

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übertragen, die Verhältnisse im orientalischen Teil des römi-schen Reiches neu zu ordnen. Wieder begleiteten ihn seine FrauAgrippina und auch Caligula, während die übrigen Geschwi-ster in Rom zurückblieben. Die Fahrt gestaltete sich als eineArt Mischung aus Bildungs- und Herrscherreise. Germanicus,von dem neben militärischem Draufgängertum auch profundeKenntnisse der griechischen und römischen Tradition undhohe literarische Bildung berichtet werden – er soll selbst grie-chische Komödien verfaßt haben –, besichtigte den Schauplatzder Seeschlacht bei Actium, wo Augustus, damals noch Okta-vian genannt, den Marcus Antonius, Germanicus’ Großvater,besiegt hatte. Dann ging es weiter nach Athen, auf die InselnEuböa und Lesbos, wo Agrippina ein weiteres Kind, Livilla,zur Welt brachte. Über das nordwestliche Kleinasien fuhr mannach Byzanz und zum Schwarzen Meer, dann zurück in dieÄgäis, machte einen Abstecher nach Troja und reiste schließ-lich über Rhodos und weitere Stationen nach Syrien. Überallwurden dem potentiellen Thronfolger, seiner Frau und seinemkleinen Sohn größte Ehrungen zuteil. Wie wir aus erhaltenenInschriften und Münzen wissen, nutzten einige Städte die Gele-genheit, Germanicus und Agrippina als Götter zu bezeichnen,eine Art der Herrscherverehrung, die im griechischen Osteneine lange Tradition hatte. Noch zwanzig Jahre später erin-nerte die Stadt Assos an der kleinasiatischen Küste den mittler-weile zum Kaiser erhobenen Caligula daran, daß er hierzusammen mit seinem Vater zum erstenmal den Boden derProvinz Asia betreten habe.

Von Syrien aus ging es nach Armenien, das unter römischemEinfluß stand und wo ein neuer König inthronisiert wurde.Nach der Reorganisation der Verwaltung vor allem in Kappa-dokien und Kommagene fuhr die Familie in die berühmte anti-ke Weltstadt Alexandria. Hier hatten die ptolemäischen Köni-ge in prachtvollen Palästen residiert, aber auch Caesar und An-tonius mit der Königin Kleopatra zusammengelebt. DieAlexandriner, deren Stadt im Bürgerkrieg gewissermaßen denGegenpol zu Rom gebildet hatte, feierten Germanicus mit gro-ßen Festlichkeiten. Nach einer Fahrt nilaufwärts mit der Be-sichtigung von Memphis und den Pyramiden ging es zurücknach Syrien.

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Hier nahm die Reise ein plötzliches und tragisches Ende.Germanicus erkrankte und starb am 10. Oktober des Jahres 19im Alter von 33 Jahren. Er selbst hatte noch den Statthaltervon Syrien, Cn. Calpurnius Piso, mit dem eine offene Feind-schaft ausgebrochen war, beschuldigt, ihn vergiftet zu haben,und damit ein Gerücht in die Welt gesetzt, das bald auch denKaiser Tiberius betraf: Dieser habe den Mord an seinem Adop-tivsohn, der ihm durch die Beliebtheit bei Volk und Soldatenzum Rivalen geworden sei, selbst initiiert.

Vorläufig ein letztes Mal stand Caligula, mittlerweile sieben-jährig, im Zentrum außerordentlicher Ereignisse, die nun aller-dings trauriger Natur waren. Als Agrippina zusammen mit ihmund Livilla die Urne mit den sterblichen Überresten des Germa-nicus nach Italien überführte, empfing sie schon in Brindisieine gewaltige trauernde Menschenmenge. Zwei Kohorten derPrätorianer übernahmen das Geleit. Drusus, der Sohn desTiberius, Claudius, der Bruder des Germanicus, die vier inRom verbliebenen Kinder sowie die Konsuln, der Senat undTeile des stadtrömischen Volkes zogen dem Trauerzug bis zurStadt Tarracina entgegen und geleiteten ihn weiter nach Rom.Dort wurden die sterblichen Überreste des Germanicus untergroßer Anteilnahme der gesamten Bevölkerung im Mausoleumdes Augustus beigesetzt.

Der Tod des Vaters bedeutete nicht nur in familiärer Hin-sicht einen gravierenden Einschnitt im Leben des Caligula. Dieersten sieben Jahre hatte er in herausgehobener Position ineinem ausschließlich monarchisch geprägten Milieu verbracht:Monarchisch war die Rolle, die ein römischer Feldherr imKrieg ausübte, monarchengleich war die Stellung eines römi-schen Statthalters in der Provinz. Im Legionslager am Rhein,beim Triumphzug in Rom und bei der Reise durch den Ostendes Reiches – stets war er von seinen Eltern einer Öffentlich-keit präsentiert worden, die ihre Verehrung für den heraus-ragenden Prinzen Germanicus auf seinen kleinen Sohn über-trug. Die allgemeine Beliebtheit, die dem «Soldatenstiefelchen»damit zufiel, zeigte sich noch 18 Jahre später in der Begeiste-rung, mit der die gesamte Bevölkerung auf seine Thronerhe-bung reagierte. In den dazwischenliegenden Jahren wurde derjunge Caligula jedoch mit Erfahrungen ganz anderer Art kon-

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frontiert. Der Verehrung an der Seite eines zukünftigen Kaisersfolgte eine lange Phase von lebensbedrohenden Anfeindungenund Gefährdungen, denen seine Familie und er selbst ausge-setzt waren und denen Mutter und Brüder zum Opfer fielen.

4. Die Zustände im Alten Rom unter TiberiusDie Zustände im Alten Rom unter Tiberius

Nicht nur für die persönlichen Erfahrungen des jungen Caligu-la, sondern auch für die Entwicklung der kaiserlichen Positionals solcher und damit für die Art, wie Caligula selbst sie späterbekleiden sollte, war die Herrschaft des Tiberius (14–37) vonzentraler Bedeutung. Bei aller Schwierigkeit, Person und Hand-lungen des zweiten römischen Kaisers angemessen zu charakte-risieren, ein Urteil ist unabweisbar: Der komplexen kaiser-lichen Rolle, die ihm sein Stief- und Adoptivvater Augustushinterlassen hatte, war er kommunikativ nicht gewachsen.Vereinfacht könnte man sagen, daß das, was Augustus schau-spielerisch betrieben hatte, von Tiberius ernst genommen wur-de. Hatte jener seine Macht gegenüber der Aristokratie aus-geübt, indem er so tat, als besäße er sie nicht, so besaß dieserdie Macht, aber übte sie nicht aus. Hatten die Senatoren unterAugustus so tun können, als übten sie Macht aus, die sie nichtbesaßen, so besaßen sie unter Tiberius Macht, die sie nicht aus-üben konnten.

Natürlich hatte sich der neue Kaiser als erstes das Gewalt-monopol gesichert, Leibgarde und Legionen waren auf ihn ver-eidigt worden. Gelegentlich ließ er auch vor dem versammeltenSenat die Prätorianerkohorten exerzieren, eine höchst an-schauliche Demonstration seiner Machtposition. Er mißbilligtejedoch die selbstverständliche, schon unter Augustus deutlicherkennbare Folge dieser Situation, daß nämlich die aristokrati-schen Akteure, deren jeweilige Lebenschancen in hohem Maßevon kaiserlicher Förderung abhängig waren, ihr Handeln op-portunistisch an seinen Wünschen orientierten. Statt dessenmachte er ernst mit der wiederhergestellten Republik. Er ließden Senat häufig über Sachverhalte beraten, die reale Macht-fragen betrafen, ließ seine eigene Position dazu jedoch im Un-klaren – und war verbittert mit entsprechenden Folgen für die

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