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MAGAZIN 30. Juli 2017 21 20 Kultur Er ist ein Star, den keiner kennt. Berühmt wurde Gollum, die Schattengestalt aus «Herr der Ringe». Berühmt wurde King Kong, der Riesenprimat. Und Caesar, der Oberaffe aus «Planet der Affen». Ohne Andy Serkis (53) würden sie alle nicht existieren. Jedenfalls nicht als moderne Filmfiguren. Serkis ist der globale Me- gastar der Performance- Capture-Technik. Bei diesem Film- Verfahren werden Bewegungen von Schauspielern so erfasst, dass sie ins Digitale trans- formiert werden können. Serkis sagte der «Aargauer Zeitung» über seine Arbeit: «Alle schauspie- lerischen Entscheide, die meine Filmfigur betreffen, fälle ich und nicht die Computeranima- toren.» Wie viel Serkis in seinen Figuren steckt, wird klar, wenn er sie spielt, ohne digitale Maske. Letzte Woche las er beim US-Late- Night-Talker Stephen Colbert Tweets des amerikanischen Präsidenten – als Gollum. Köstlich. Am 3. August kommt «Planet der Affen – Survival» in die Kinos. Mit Serkis als Affe Caesar in der Hauptrolle. OASIS «Definitely Maybe» hiess das Album, Oasis die Band, und es war definitiv die Initialzündung für eine der prägendsten Rock-Formationen der 90er-Jahre. Ihr Debüt-Album war vielleicht nicht das legendärste. Doch auf «Definitely Maybe» hatte es Songs ohne Ver - fallsdatum, zum Beispiel «Rock ’n’ Roll Star» oder das programmatische «Cigarettes & Alcohol». Am Start: Andy Serkis E s ist der Aufruf zur Lang- samkeit, der «Despacito» so charmant macht, die- ses lang gezogene «Deees- paaa» im Refrain, gefolgt von einem pointierten «cito». Dazu die typischen Karibik-Beats des Reggaeton, wie dieser Musikstil heisst, mit seinem beschleunigen- den Buuum-tscha, bum-tschak, das dem menschlichen Gehirn eine kla- re Botschaft sendet: Tanzen! Jetzt! Mit «mal ganz langsam» könnte man «despacito» übersetzen. Es ist der Diminutiv von «despacio», dem spanischen Wort für «langsam» oder «gemächlich». Im deutsch- sprachigen Raum sind wir zu za- ckig, als dass wir Adjektive noch verniedlichen würden. Nur die Ber- ner kennen einen Ausdruck, der in eine ähnliche Richtung geht: «Süferli, süferli!» Seit einem halben Jahr domi- niert der Song von Luis Fonsi feat. Daddy Yankee, beide aus dem ame- rikanischen Aussengebiet Puerto Rico, die Schweizer Hitparade, seit dreieinhalb Monaten steht er auf Platz eins. Genauso erfolgreich ist «Despa- cito» in allen anderen Ländern Eu- ropas und auf dem amerikanischen Festland. In den USA vergingen seit «Macarena» von Los del Río zwan- zig Jahre, bis es wieder einmal ein auf Spanisch gesungener Song an die Spitze der Charts schaffte. Rund fünf Milliarden Mal wurde das Lied weltweit bereits ge- streamt. Es nur als Sommerhit zu bezeichnen, ist eine Beleidigung. Genauso wie die Annahme, es handle sich um eine musikalische Ausnahme, die sich in die angel- sächsische Unterhaltungsmusik verirrt habe. Denn selbst wenn Sie den Musikbegriff dafür nicht ken- nen, haben Sie Reggaeton wahr- scheinlich schon mehr als einmal am Radio oder auf öffentlichen Plätzen gehört. Vor allem jetzt, im Sommer, wo er von überallher aus den portablen Boxen von Jugendli- chen und Junggebliebenen schep- pert. Bei Sonnenuntergang klingt es an der Zürcher Seepromenade wie an einer karibischen Strand- party. Vielleicht haben Sie auch schon in einer Zumba-Lektion zu Hits des Genres den Hintern geschwungen, ohne es zu wissen. Nun entdecken weisse Popstars den Reggaeton Der Erfolg des Reggaeton ist ein Lehrstück für die Globalisierung des Musikgeschäfts. Der Haupttrei- ber für diese Entwicklung ist das Internet. Heute sind Künstler nicht mehr davon abhängig, in welchen Ländern die grossen Plattenfirmen ihre Alben veröffentlichen. Ein Song schafft es via Youtube in se- kundenschnelle von Mexiko nach Manchester oder von San Juan nach St. Gallen. Das Netz ist durch- lässig, daran wird auch Trumps Mauer nichts ändern. Vor allem junge Musikkonsumenten haben deshalb wenig Berührungsängste mit Sprachen, die sie nicht oder noch nicht verstehen. Auch «weisse» Stars wollen jetzt mit Reggaeton Geld verdienen. Ed Sheeran aus England hat sich für seinen Hit «Shape of You» an der Mischung aus Reggae, Salsa und Hip-Hop bedient, genauso wie Gut gelaunt und vor Liebe schmachtend: Luis Fonsi (r.) und Daddy Yankee im Video zu «Despacito». JONAS DREYFUS Fotos: Universal Music, Getty Images DER UNBEKANNTE MEGASTAR Heute vor Jahren ... 23 Der Sommerhit dieses Jahres löst mit Reggaeton-Beats Glücksgefühle aus. Dass Songs wie «Despacito» gerade dermassen abräumen, ist kein Zufall. Hilſt gegen Coolness JONAS DREYFUS

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MAGAZIN30. Juli 2017 2120 Kultur

Er ist ein Star, den keiner kennt. Berühmt wurde Gollum, die Schattengestalt aus «Herr der Ringe». Berühmt wurde King Kong, der Riesenprimat. Und Caesar, der Oberaffe aus «Planet der Affen». Ohne Andy Serkis (53) würden sie alle nicht existieren. Jedenfalls nicht als moderne Filmfiguren. Serkis ist der globale Me-gastar der Performance-Capture-Technik. Bei diesem Film- Verfahren werden Bewegungen von Schauspielern so erfasst, dass sie ins Digitale trans-formiert werden

können. Serkis sagte der «Aargauer Zeitung» über seine Arbeit: «Alle schauspie-lerischen Entscheide, die meine Film figur betreffen, fälle ich und nicht die Computeranima-toren.» Wie viel Serkis in seinen Figuren steckt, wird klar, wenn er sie spielt, ohne digitale Maske. Letzte Woche las er beim US-Late-Night-Talker Stephen Colbert Tweets des amerikanischen

Präsidenten – als Gollum. Köstlich. Am 3. August kommt «Planet der Affen – Survival» in die Kinos. Mit Serkis als Affe Caesar in der Hauptrolle.

OASIS «Definitely Maybe» hiess das Album, Oasis die Band, und es war definitiv die Initialzündung für eine der prägendsten Rock-Formationen der 90er-Jahre. Ihr Debüt-Album war vielleicht nicht

das legendärste. Doch auf «Definitely Maybe» hatte es Songs ohne Ver-fallsdatum, zum Beispiel «Rock ’n’ Roll Star» oder das programmatische «Cigarettes & Alcohol».

Am Start: Andy Serkis

Es ist der Aufruf zur Lang-samkeit, der «Despacito» so charmant macht, die-ses lang gezogene «Deees-paaa» im Refrain, gefolgt

von einem pointierten «cito». Dazu die typischen Karibik-Beats des Reggaeton, wie dieser Musikstil heisst, mit seinem beschleunigen-den Buuum-tscha, bum-tschak, das dem menschlichen Gehirn eine kla-re Botschaft sendet: Tanzen! Jetzt!

Mit «mal ganz langsam» könnte man «despacito» übersetzen. Es ist der Diminutiv von «despacio», dem spanischen Wort für «langsam» oder «gemächlich». Im deutsch-sprachigen Raum sind wir zu za-

ckig, als dass wir Adjektive noch verniedlichen würden. Nur die Ber-ner kennen einen Ausdruck, der in eine ähnliche Richtung geht: «Süferli, süferli!»

Seit einem halben Jahr domi-niert der Song von Luis Fonsi feat. Daddy Yankee, beide aus dem ame-rikanischen Aussengebiet Puerto Rico, die Schweizer Hitparade, seit dreieinhalb Monaten steht er auf Platz eins.

Genauso erfolgreich ist «Despa-cito» in allen anderen Ländern Eu-ropas und auf dem amerikanischen Festland. In den USA vergingen seit «Macarena» von Los del Río zwan-zig Jahre, bis es wieder einmal ein

auf Spanisch gesungener Song an die Spitze der Charts schaffte. Rund fünf Milliarden Mal wurde das Lied weltweit bereits ge-streamt. Es nur als Sommerhit zu bezeichnen, ist eine Beleidigung.

Genauso wie die Annahme, es handle sich um eine musikalische Ausnahme, die sich in die angel-sächsische Unterhaltungsmusik verirrt habe. Denn selbst wenn Sie den Musikbegriff dafür nicht ken-nen, haben Sie Reggaeton wahr-scheinlich schon mehr als einmal am Radio oder auf öffentlichen Plätzen gehört. Vor allem jetzt, im Sommer, wo er von überallher aus den portablen Boxen von Jugendli-

chen und Junggebliebenen schep-pert. Bei Sonnenuntergang klingt es an der Zürcher Seepromenade wie an einer karibischen Strand-party.

Vielleicht haben Sie auch schon in einer Zumba-Lektion zu Hits des Genres den Hintern geschwungen, ohne es zu wissen.

Nun entdecken weisse Popstars den ReggaetonDer Erfolg des Reggaeton ist ein Lehrstück für die Globalisierung des Musikgeschäfts. Der Haupttrei-ber für diese Entwicklung ist das Internet. Heute sind Künstler nicht mehr davon abhängig, in welchen

Ländern die grossen Plattenfirmen ihre Alben veröffentlichen. Ein Song schafft es via Youtube in se-kundenschnelle von Mexiko nach Manchester oder von San Juan nach St. Gallen. Das Netz ist durch-lässig, daran wird auch Trumps Mauer nichts ändern. Vor allem junge Musikkonsumenten haben deshalb wenig Berührungsängste mit Sprachen, die sie nicht oder noch nicht verstehen.

Auch «weisse» Stars wollen jetzt mit Reggaeton Geld verdienen. Ed Sheeran aus England hat sich für seinen Hit «Shape of You» an der Mischung aus Reggae, Salsa und Hip-Hop bedient, genauso wie

Gut gelaunt und vor Liebe schmachtend: Luis Fonsi (r.)und Daddy Yankee im Video zu «Despa cito».

JONAS DREYFUS

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DER UNBEKANNTE MEGASTAR

Heute vor Jahren ...23Der Sommerhit dieses Jahres löst mit Reggaeton-Beats

Glücksgefühle aus. Dass Songs wie «Despacito» gerade dermassen abräumen, ist kein Zufall.

Hilft gegen

CoolnessJONAS DREYFUS

MAGAZIN30. Juli 2017 2322 Kultur

1 Vorwoche Neueinstieg WiedereinstiegN W

CHARTS DER WOCHETop 10

1 Despicable Me 3 Steve Carell, Kristen Wiig

N Valerian and the City of a Thousand Planets Dane DeHaan

2 Spider-Man: Homecoming Tom Holland

3 Gifted Chris Evans, Mckenna Grace

4 Baywatch Dwayne Johnson, Zac Efron

6 Pirates of the Caribbean: Salazar’s Revenge Johnny Depp

5 Wonder Woman Gal Gadot, Chris Pine

8 Everything, Everything Amandla Stenberg

7 Transformers: The Last Knight Mark Wahlberg,

N Un profil pour deux Pierre Richard, Yaniss Lespertii

Kino

Bücher

DVD

Alben

Ein kleines Kind über-nimmt die Herrschaft: The Boss Baby klettert auf Platz 1 der DVD-Charts. ▼

die Australierin Sia für ihr «Cheap Thrills». Jus-tin Bieber ist mit «Sorry» auf den Zug aufgesprun-gen und hat mit Luis Fonsi auf Spanisch eine gemeinsame Duett-Ver-sion von «Despacito» ein-gespielt, die genauso er-folgreich zu werden droht wie das Original.

Tausende Schweizer feierten zu ReggaetonWarum sind Bewohner der nördlichen Hemi-sphäre plötzlich so ange-tan von Buuum-tscha, bum-tschak aus dem Süden? Der Hauptgrund dürfte sein, dass sich Reggaeton von der romantischen Seite zeigt.

Das war nicht immer so: Als Daddy Yankee 2004 mit «Gasolina» eine erste Reggaeton-Welle lostrat, bestanden die Songs noch aus gif-tig klingenden Techno-Rhythmen, zu denen Rapper aggressive Wortsalven abfeuerten.

Heute triefen sie oft vor süssen Melodien, das Dauerbrenner-The-ma Sex wird (wie auch bei «Des-pacito») für karibische Verhältnis-se fast schon zärtlich angegangen, viele Rapper haben sich das Singen beigebracht und inszenieren sich nun mehr als Lover- denn als Bad-boys.

«Das gefällt einer breiteren Zuhö-rerschaft inklusive Frauen», sagt Beat Schaub (58) alias DJ Papi Electric am Telefon. Er ist gerade auf dem Weg ins Tessin, wo er für eine Hochzeitsgesellschaft Musik auflegen soll. «Reggaeton, was sonst.»

Auch wenn man es ihm äusser-lich nicht unbedingt ansieht: Der Zürcher, auch bekannt als Disco-DJ Vitamin S, ist seit bald zwanzig Jah-ren eine international vernetzte In-stanz für tanzbare Latin-Music mit einer eigenen Partyreihe und einer Mix-Show auf Radio Planet 105.

Am Caliente-Festival, dem gröss-ten Festival dieser Musiksparte in Europa, feierten Anfang Juli schät-zungsweise 40 000 Menschen aus

der ganzen Schweiz an drei Tagen auf der Zürcher Kasernenwiese zu seinen Reggaeton-Beats. «Ich bin mir zum ersten Mal vorgekommen wie ein Pop-Star.»

Wer den Perreo tanzt, landet auch mal im GefängnisDer moderne Reggaeton, sagt Schaub, sei der Rock ’n’ Roll Latein-amerikas. Entstanden in den Ar-menvierteln von Städten in Pana-ma, Puerto Rico, Kolumbien und Kuba, bot er Jugendlichen die Mög-lichkeit, sich sozialkritisch gegen politische Missstände in ihrem Land zu äussern und sich gegen die Musik ihrer Eltern aufzulehnen. In ihrem Fall gegen den traditionellen Salsa oder Merengue.

2000 beendeten Dro-gen- und Label-Proble-me die Karriere von Nicky Jam (36). Jetzt ist der puertoricanische Sänger zurück. Sein

Konzert in der Zür-cher Samsung

Hall im März war aus-

verkauft.

Maluma sang sich 2016 an der Seite von Shakira mit

dem Song «Chantaje» in die Top Ten der

CH-Charts. Der 23-jährige Ko-lumbianer ist so etwas wie der Ricky Martin des Reggaeton.

Sechs Mal ist Bad Bunny in den Top 50 der Bill board-Latin-Charts als Gast-Rap-per von Reggaeton-Stars

vertreten, einmal als Solo-Act. Der

23-Jährige aus Puerto Rico macht Trap, eine Unterform des Rap, auf Spanisch.

J. Balvin (32) schafft es 2016 bis in die CH-

Album-Charts. Der Kolumbianer aus Me-

dellín ist der Reggae-ton-Star, auf den

sich Pop-Fans auf

der gan-zen Welt einigen

können.

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1 Bretonisches Leuchten Jean-Luc Bannalec

2 Das Mädchen aus Brooklyn Guillaume Musso

4 Into the Water – Traue keinem Paula Hawkins

3 Stille Wasser Donna Leon

6 Elefant Martin Suter

8 Mörderisches Ufer Viveca Sten

N Solange du atmest Joy Fielding

10 Meine geniale Freundin Elena Ferrante

5 Der Lauf der Liebe Alain de Botton

W Die Geschichte eines neuen Namens Elena Ferrante

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N The Boss Baby Stimmen: Daniele Rizzo, Saliha Özcan

1 Lion – Der lange Weg nach Hause Rooney Mara

3 Logan: The Wolverine Hugh Jackmank

2 Resident Evil – The Final Chapter Milla Jovovich

4 Sleepless – Eine tödliche Nacht Michelle Monaghan

7 Fifty Shades of Grey 2 Dakota Johnson, Jamie Dornan

5 John Wick: Kapitel 2 Keanu Reeves, Ian McShane

6 The LEGO Batman Movie Ralph Fiennes

N Elle Isabelle Huppert, Laurent Lafitte

9 XXX: Die Rückkehr des Xander Cage Vin Diesel

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N 187 Strassenbande Sampler 4

4 Diverse Interpreten Sing meinen Song – Volume 4

2 Seven 4colors

8 Imagine Dragons Evolve

7 Ed Sheeran ÷ [Divide]

6 Helene Fischer Helene Fischer

N Coldplay Kaleidoscope Ep

3 Faber Sei ein Faber im Wind

W Die Toten Hosen Laune der Natur

W Rag’n’Bone Man Human

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Die Jungen kommen

Stars

Die neue Reggaeton-Generation kann

sich hören und sehen lassen.

Die vier Heimatländer des Reggaeton

Panama In den 80ern entstand

hier dank den Einwande-rern aus Jamaika der

Reggaeton, ein spanisch gesungener Reggae.

Puerto Rico Im US-Aussengebiet

entstand Ende der 90er der moderne Reggaeton, eine Mischung aus Hip-Hop und Karibik-Sound.

Kuba Um 2000 herum

mischte sich auf der Insel Reggaeton mit kubanischer Musik

wie Timba.

Kolumbien Künstler aus dem

Land machen seit rund drei Jahren poppigen

Reggaeton für die Massen.

Beim Reggaeton werden Instru-mente durch Beats aus dem Com-puter ersetzt, man tanzt keinen streng geregelten Paartanz dazu, sondern eine Bewegungsform, benannt nach dem puertoricani-schen Slang-Wort für Hund: Per-reo.

Dieses «Vögeln in Kleidern», um gleich in der Terminologie der Tierwelt zu bleiben, sorgt nicht nur in der katholischen Kirche Lateinamerikas für Empörung. In Atlanta, USA, kassierten zwei Club-Betreiber Haftstrafen, weil sich Jugendliche auf der Tanzflä-che ihres Etablissements anrü-chig aneinander gerieben hatten. Das erinnert an den Aufruhr, den Rock ’n’ Roll in den Fifties auslös-

te, als sich beim Tanzen die Röcke hoben.

In der Schweiz verstehen die wenigsten Zuhörer, wovon die Reggaeton-Songs mit all ihren Anspielungen und Insiderbegrif-fen handeln, und ein paar sexy Tanzbewegungen bringen hof-fentlich so schnell niemanden aus der Fassung.

Was uns lockt, ist die Exotik dieses Genres inklusive der schö-nen Menschen, die mit ihm einher-gehen. «Bei uns muss man immer unglaublich cool sein», sagt Beat Schaub, der mit einer Kubanerin verheiratet ist. «Reggaeton funkti-oniert da wie ein Ventil, durch das wir endlich einmal unsere Emotio-nen rauslassen können.» l

«Reggaeton-Sänger zeigen

sich jetzt von der romantischen Seite. Das gefällt vielen Frauen»Beat Schaub alias DJ Papi Electric, Schweizer Reggaeton-DJ.

Das Caliente-Festival in Zürich ist ein Hot-Spot des Reggaeton.

Foto

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Buuum-tscha, bum-tschak erob ert die Welt.