artikulation: inhalt begriff artikulationstrakt einteilung der artikulation nach artikulationsort...
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Artikulation: Inhalt
Begriff Artikulationstrakt Einteilung der Artikulation nach
Artikulationsort Artikulationsart Artikulator Stimmbeteiligung
Lautklassen Lautsymbole: IPA, Transkription Koartikulation
Elision, Assimilation
Artikulation
3 Hauptbereiche der Sprachproduktion Initiator (Atmung) Generator (Phonation) Modifikator (Artikulation)
Artikulation = Modifikation (Veränderung) des bei der Phonation
erzeugten Primäschalls= Lautbildung
Luftstrom – Herkunft und Richtung
pulmonal – aus der Lunge egressiv (= ausströmend): gilt für die meisten Sprachlaute ingressiv (= einatmend): nur paralinguistische Funktion
glottal – aus der Glottis egressiv: Ejektive (geschlossene Glottis, gehobener KK) ingressiv: Implosive (geschl. Glottis, gesenkter KK)
velar – durch velaren Verschluss egressiv: pops (nur paralinguistisch) ingressiv: clicks
esophageal – aus der Speiseröhre
Artikulationstrakt
Artikulationsort= jene relativ
unbeweglichen Stellen im Mundraum, die für die relativ beweglichen Artikulationsorgane (Zunge, Unterlippe, Glottis) bei der Artikulation von Sprachlauten das Bewegungsziel darstellen
Artikulationstrakt mit Artikulationsorten
Artikulationsort= jene relativ
unbeweglichen Stellen im Mundraum, die für die relativ beweglichen Artikulationsorgane (Zunge, Unterlippe, Glottis) bei der Artikulation von Sprachlauten das Bewegungsziel darstellen
Unterscheidung von Lauten nach dem Artikulationsort bzw. Artikulator
Artikulationsort: Artikulator: gebildet mit/an: labial Lippen labiodental Lippe und Zähne dental Zähne alveolar Zahndamm postalveolar hinter dem Zahndamm palatal vorderer Gaumen (hart) velar hinterer Gaumen (weich) uvular Zäpfchen pharyngal Rachen epiglottal Kehldeckel glottal Kehlkopf apikal Zungenspitze dorsal Zungenrücken
Artikulationsart / Artikulationsmodus
bezeichnet die Art und Weise des Überwindungsmodus im Artikulationstrakt, durch die ein Sprachlaut gebildet wird
Arten: Plosiv = Verschluss mit anschl. Sprengung Frikativ = Verengung mit hörbarem Verwirbelungsgeräusch Nasal = Nasenhöhle als zusätzlicher Resonanzraum genutzt Vibranten = Schwingen eines Artikulators Approximanten = Öffnungslaut, kein Verschluss, evtl. Enge ohne
Reibung) Laterale = lateraler (=seitlich) (statt sagitaler)
Überwindungsmodus Klicks = Schnalzlaute, 2 Verschlüsse, von denen 1 plötzlich
geöffnet wird Implosive = glottalisch ingressiver Verschlusslaut Ejektive = plötzliche Lösung eines Oralverschlusses beim
Ausatmenmit geschlossener Glottis
Taps/Flaps
Artikulation von Konsonanten
Verengung im Artikulatiosntrakt, die den Atemluftstrom ganz oder teilweise blockiert Luftverwirbelungen hörbare Klangänderungen
Klassifikation und Beschreibung: Artikulationsart Artikulationsort Artikulator Stimmhaftigkeit
Unterscheidung Konsonant – Vokal ist umstritten (insbesondere für die Laute /j/ und /l/)
Übersicht
L a u tkla sse n (ko n son a ntisch)
P lo s ive F rika tive
N a sa le
V ib ran ten L a te ra le
L iqu ide
S on ora n ten
Plosive
Verschlusslaute: an einem bestimmten Artikulationsort wird ein Verschluss gebildet und anschließend gesprengt 3 Phasen:
Verschluss Burst Aspiration (kann auch entfallen)
im Deutschen: bilabiale Plosive: p und b alveolare Plosive: t und d velare Plosive: k und g
Nasale
Gaumensegel gesenkt Nasenhöhle als zusätzlicher Resonanzraum genutzt
gleiche Artikulationsstellen wie Plosive im Deutschen:
m bilabial n alveolar velar alle stimmhaft
Frikative (Reibelaute)
Friktion = Reibung, Friktionsgeräusch = Reibegeräusch umfangreichste Konsonantengruppe kein Verschluss, nur Verengung, sodass Luftturbulenzen
entstehen, die als Friktionsgeräusch wahrgenommen werden
können mit oder ohne Stimmbeteiligung realisiert werden im Deutschen:
f, v s, z , () , x
Artikulation von Frikativen
Bildung von [s] und [z] (links dorsal, rechts apikal)
Bildung von [] und [] Bildung von [] und []
Laterale
Luftstrom entweicht relativ ungehindert ein- oder beidseitig zwischen Zungenrändern und Backenzähnen
Zungenspitze bildet einen Verschluss Luft kann nicht mittig ausströmen, sondern nur seitlich(vgl. lat. lateral)
im Deutschen: l
Vibranten
auch Zitterlaute oder Schwinglaute genannt im Deutschen 2 Grundtypen:
uvular, Zäpfchen-r r Zungenspitzen-r
beide Varianten werden in best. Positionen vokalisiert (als [a] oder [] realisiert) silbenfinal nach Vokalen (z.B. Tür, Bier, Tor) in unbetonten Präfixen (z.B. er-, ver-, vor-, her-, zer-) in unbetonten Suffixen (z.B. Hörer, Sprecher, Leiter), dabei wird
das gesamte Suffix –er durch [] ersetzt
Artikulation von Vokalen
keine midsagitale Obstruktion ungehindertes Austreten des Luftstroms durch Rachen- und Mundraum
Klassifikation: Zungenlage: vorn – hinten Zungenhöhe: hoch – tief Lippenform: gerundet – ungerundet
Beziehungen zur akustischen und perzeptiven Klassifikation über Formanten und Klangqualität Vokalkarten Kardinalvokale
Artikulation von Vokalen
Zungenspitze liegt immer hinter den Vorderzähnen
Zungenrücken ist aufwärts gekrümmt
1-4: höchster Punkt des Zungenrückens ist im vorderen Teil des Mundraumes vordere Vokale (=palatale V.)
1: heed / i / 2: hid / / 3: head // 4: had / /, / a /
5-7: hintere Vokale (=velare V.) 5: father / / 6: good / / 7: food / /
Lippenposition
Zungenposition: Lage und Höhe
1 heed, 2 hid, 3 head, 4 had, 5 father, 6 good, 7 food
Kardinalvokale
artikulatorische Definition / i / und / / alle anderen nach auditiv gleichen Abständen primäre = vordere ungerundete und hintere gerundete sekundäre = vordere gerundete und hintere ungerundete
primäre Kardinalvokale sekundäre Kardinalvokale
Vokaldreieck und Diphtonge des Deutschen
Vokalsysteme anderer Sprachen
Spanisch Japanisch Dänisch
Spanisch Japanisch Dänisch
Internationales Phonetisches Alphabet (IPA)
zur phonetischen Transkription von gesprochener Spreche Symbole vom Weltlautschriftverband (heute: International
Phonetic Association) festgelegt ursprünglich: 1886 Gruppe von Sprachlehrern in
Frankreich Ausarbeitung eines phonetischen Transkriptionssystems
ist effektives Intrument für breite und enge Transkription phonetische Repräsentation der Sprachen dieser Welt Orthographiereformen als Basis
Verwendung in Wörterbüchern, Lehrbüchern ...
Prinzipien der IPA
separates Symbol für jeden verschiedenen Laut gleiches Symbol für gleiche Laute in verschiedenen
Sprachen (auch für sehr ähnliche Varianten) möglichst wenig neue Symbole, sondern gewöhnliche
Buchstaben des lateinischen Alphabets verwenden Berücksichtigung des internationalen Gebrauchs bei
der Verwendung lat. Buchstaben als Symbole Symbole sollen Lautwerte möglichst suggestiv
repräsentieren (durch enge Anlehnung an die übrigen Symbole)
Vermeidung von diakritischen Zeichen (augenermüdend, beschwerlich zu schreiben)
IPA-Tabelle
pulmonale Konsonanten Spalten: Artikulationsort Zeilen: Artikulationsart gleiche Spalte: 1. Laut: stimmlos, 2. Laut: stimmhaft
nicht-pulmonale Konsonanten: Clicks, Implosive, Ejektive
Diakritika zusätzliche Zeichen zur Kennzeichnung spezieller artikulatorischer
Varianten (für enge Transkription) Vokale
Paare: links: ungerundet, rechts: gerundet andere Symbole Suprasegmentalia (Betonung und Rhythmus) Töne und Akzente (für Tonsprachen und Intonation)
Transkriptionsbeispiel
Koartikulation
zuerst untersucht von Menzerath und Lacerda 1934 großes Problem bei der phonetischen Beschriebung
gesprochener Sprache Artikulationsbewegungen benachbarter Laute
überlagern sich Bsp: k, g werden abhängig vom Vokal palatal oder velar
gebildet
keine diskrete Aneinanderreihung von Einzellauten, sondern kontinuierliche Bewegungen
Zielpositionen werden nicht immer erreicht
Koartikulation
Assimilationsvorgänge bei der Artikulation von [dn] und [pm]
Extreme Beispiele
(Ich will morgen) abend nach (Frankfurt)[]
Geben Sie (mir die Verbindungen)[]
morgen[]
Koartikulationsarten
Elision (schwa, /t/) Reduktion (z.B. Geminatenreduktion) Assimilation
Progressiv Regressiv Artikulationsart Artikulationsort Stimmlosigkeit/Sonorisierung Nasalität
Elision
Ausfall von Segmenten „schwa“-Elision / /
verschwindet völlig vor Nasal nach einer Silbe mit akzentuiertem Vokal Nasal übernimmt die vokalische Funktion
Bsp: legen legn, reden redn, leben lebenhaben [bn] [bn] [bm] [m]auf ebenen Straßen [bnn] [bnn]die abgeschnittenen Rosen [tnn] [tnn]
kann bei Verben in der 1. Pers. Sing. Präs. ausfallen, wenn dadurch kein silbischer Nasal entstehtBsp: ich mache ich mach
ich öffne ich öffn
/ t / - Elision
/t/ fällt aus, wenn es der mittlere Konsonant einer Dreiergruppe ist1. nach /n/ und /l/ vor /s/
Bsp: Glanz [nts] [ns], erhältst [lts] [ls]2. vor /l/ nach Frikativen
Bsp: restlich [stl] [sl], schriftlich [ftl] [fl], beachtlich [xtl] [xl]
3. bei regressiver Assimilation des ArtikulationsortesBsp: Weltkugel [ltk] [lk], nicht aber: Halbkugel [lpk], Halbzeit [lpt]
4. zwischen apikalen FrikativenBsp: Szene [sts] [ss], jetzt zu [tstts] [tss],
zumindest zwei [stts] [ss], einst stritten [stt] [s] nach Frikativen und nach /n/ in Senkungssilben
Bsp: Wirtschaft und Finanzen [ft] [t], desto, muste [st] [s],
„er wird doch endlich kommen“ [ntl] [nl] möglich nach //, wenn ein geschlossener Vokal folgt
Bsp: berechtigte [tt] []
Assimilation
Assimilation = Angleichung benachbarter Segmente in mindestens einem phonetischen Parameter
Unterscheidung nach Wirkungsrichtung: progressiv – perseverierend
Artikulation eines Lautes setzt sich noch im nächsten Laut fort, wird also beibehalten
regressiv – antizipatorisch Artikulation des folgenden Lautes wird vorweggenommen
nach betroffenem phonetischen Parameter Beibehaltung/Vorwegnahme des Artikulationsortes ~ ~ Artikulationsart Stimmbeteiligung
nach der Ausdehnung partiell oder total
weitere: z.B. Position, kontextuelle Bedingungen, Gültigkeit
Regressive Assimilation des Artikulationsortes
vor Wort- und Morphemgrenzen:Angleichung von apikalen Plosiven und Nasalen an labiale und dorsale P. und N. Bsp: anbinden [nb] [mb]
geht baden [tb] [pb]bunt machen [ntm] [mpm]angeben [ng] [g]mitkommen [tk] [kk]bunt kariert [ntk] [kk]
auch, wenn die Konsonantenfolge erst durch / / - Elision entsteht: buntem [ntm] [mpm]die angebundenen Pferde [ng ... ndnnp] [g ...
mbmmp]auf ebenem Boden [bnm] [bmm]
Progressive Assimilation des Artikulationsortes
wenn im selben Wort aufgrund von //-Elision kein Vokal mehr folgt, kann ein apikaler Nasal an vorhergehende Labiale und Dorsale angeglichen werden: Bsp: eben [bn] [bm] trocken [kn] [k]
verlogen [gn] [g] Gegend [gnt] [gt] Lappen [pn] [pm] lebende [bnd] [bmd]kommen [mn] [mm] fangen [n] []
ebenso Plosive, wenn sie keine orale Verschlusslösung haben Bsp: Beamten [mtn] [mpm] behaupten [ptn] [pm]
selten: Assimilation des finalen Nasals auch nach Frikativen Bsp: rufen [fn] [fm]
Regressive Assimilation der Artikulationsart
zur Vereinfachung der kompliziertesten aller Zungenartikulationen wird /s/ (wortfinal) an // (initial) assimiliert Bsp: das Schiff [s] [] Eisschrank [s] []
Einsparung von Bewegung zur Veränderung des Öffnungsgrades
beidseitig bedingte Assimilation lässt aus stimmhaften labialen [b] und dorsalen [g] Plosiven zwischen Vokalen ihre homorganen Approximanten werden Bsp: ich habe [b] [ß] ich lege [g] []
dadurch: Vermeidung von extremen Lippen- und Zungenrückenbewegungen
Progressive Assimilation der Stimmlosigkeit
stimmhafte Plosive oder /z/ nach stimmlosen Plosiven oder Frikativen werden total entstimmt Bsp: dasselbe [sz] [ss] das Siebengebirge [sz] [ss]
frisch sein [z] [s] setzt sich [tz] [ts]messbar [mb] [mb] wegbringen [kb] [kb]
[j], [v], [] und [l] nach Frikativen werden unter denselben Bedingungen nur partiell entstimmt Bsp: das Jahr [sj] [sj] das Wasser [sv] [sv]
das Rad [s] [s ] Fjord [fj] [fj]schwitzen [v] [v ] schlafen [l] [l ]
dabei ist die Turbulenzbildung so gering, dass die Laute nicht zu [], [f], [] und [] werden
nach Plosiven nähern sich /j/ und // weitgehend an [] und [] an Bsp: Schaltjahr [tj] [t] Preis [b] [p]
Assimilation der Nasalität
regressiv stimmhafte Plosive vor einem Nasal im selben Wort können zu
den homorganen Nasalen werden Bsp: Signal [gn] [n] werden [dn] [nn]
signifikant [gn] [n] lebend [bmt] [mmt]
progressiv stimhafte Plosive nach Nasalen können, auch über Wortgrenzen
hinweg, in die homorganen Nasale übergehen Bsp: umbenennen [mb] [mm] Stunden [nd] [nn]
zumindest [nd] [nn] angeben [g] []
Geminatenreduktion
Geminate = Doppellaut final können Geminaten grundsätzlich vereinfacht werden
Bsp: kommen [mm] [m] nennen [nn] [n]hängen [] [] eben [mm] [m]legen [] []
sonst: Vereinfachung, wenn: die Geminate nicht erst durch Assimilation des Ortes entstand nicht unmittelbar vorher ein Akzent liegt bei Doppelnasal ein // folgt und die Senkung des Taktes mehrere
Silben hat Bsp: mitteilen [tt] [t] annehmen [nn]
[n]wegkommen [kk] [k] dasselbe [ss] [s]Bundesministerium [nn] [n]
Sonorisierung
zwischen Vokalen können stimmlose Frikative und Plosive stimmhaft werden , wenn die ganze Folge in der Senkung eines Taktes steht Bsp: das muss ich machen [s] [z]
das hat er doch gemacht [t] [d]das schaff ich doch nicht [f] [v]
Statistische Untersuchungen zu Assimilationen und Elisionen
Datenbasis: Kieler Sprachdatenbank für gelesene und spontane Sprache
verschiedene Reduktionsstufen kommen mit unterschiedlicher Häufigkeit vor abhängig vom artikulatorischen Kontext
stärkste Reduktion bei den (nichtfinalen) Silben/bn/ und /gn/(bei /dn/ bleibt das // öfter erhalten)
//-Elision ist nach Plosiven fast zur Regel geworden, nach Vokalen dagegen am seltensten
Tabellen mit konkreten Werten siehe Kohler „Einführung in die Phonetik des Deutschen“ S. 228
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