hypnose impromptu
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Ilja GrzeskowitzImpromptu Hypnose
Ilja GrzeskowitzImpromptu HypnoseDie Kunst, jederzeit und überall hypnotisieren zu können
Für Fragen und Anregungen:
hypnose@mvg-verlag.de
1. Aufl age 2011
© 2011 by mvg Verlag, ein Imprint der FinanzBuch Verlag GmbH,
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Copyright Originalausgabe © 2010 Ilja Grzeskowitz
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung
sowie der Übersetzung,
vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie,
Mikrofi lm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des
Verlages reproduziert
oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet,
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oder verbreitet werden.
Umschlaggestaltung: Kay Fretwurst, Freienbrink
Satz: HJR, Jürgen Echter, Landsberg am Lech
Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
ISBN-Print 978-3-86882-246-5
ISBN-E-Book-PDF 978-3-86415-214-6Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografi
e.
Detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de
abrufbar.
www.mvg-verlag.de
Gerne übersenden wir Ihnen unser aktuelles Verlagsprogramm.
Weitere Infos zum Th ema:
Dieses Buch ist meiner Lebensgefährtin Silke gewidmet,
die mich jeden Tag aufs Neue mit ihrer Persönlichkeit
begeistert und inspiriert.
I. G.
Bildnachweise:
Tomasz Trojanowski (fotolia.com): Seite 17
Claudia Rump (www.claudiarump.de): Coverfotos und Seiten 103,
157, 205
Ilja Grzeskowitz: Seiten 71, 86, 89, 91, 92, 96, 99, 116, 119, 123,
124, 127 bis 129, 131, 133, 137, 141, 144, 146, 148, 151, 154Inhalt
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Hinweise für die bessere Lesbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Teil 1: Vorbereitung
Mysterium Hypnose – ein Modell, das auch wirklich
funktioniert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Impromptu Hypnose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Bewusstsein, Unterbewusstsein und der kritische Faktor . . . . 32
Faszination Hypnose: aufklären und Ängste nehmen . . . . . . . 38
Hypnotische Phänomene: Woran erkenne ich, dass
jemand hypnotisiert ist? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
Ein sicherer Kompass in jedem hypnotischen Prozess –
die AUS-Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
Das Geheimnis aller großen Hypnotiseure: die Intention . . . 59
Do it your Way: Hypnose mit Anspruch und
Verantwortung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Der sechsstufi ge Impromptu-Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67Teil 2: Das Set-Up
Pre-Talk reloaded – der hypnotische Kontext . . . . . . . . . . . . . 73
Die Vorstellungskraft anfeuern: Konzentrationsübungen . . . . 80
Buch und Ballon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
Magnetische Finger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
Magnetische Hände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
Steifer Arm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
Klebende Hände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
Fenster im Kopf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98
Die Konzentrationsübungen als eigenständige Induktion . . . 99Teil 3: Rapid Inductions
Schnell, elegant und wirkungsvoll: Rapid Inductions . . . . . . . 105
Elman-Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
Magnetische Hände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
Auge-Hand-Fixation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
Handshake-Interrupt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
Rehearsal-Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
Acht-Wörter-Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
Armpull-Induktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
Butterfl y Fingers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
Steifer Arm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
Dissoziierter Arm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Kreisende Hände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153Teil 4: In Hypnose – und jetzt?
Down the Rabbit Hole – Intensivierung . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
Den ganzen Weg nach unten – Deepeners . . . . . . . . . . . . . . . 164
Suggestionen kunstvoll präsentieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
Die Supersuggestion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
Hypnotische Phänomene: Hypnose »testen« . . . . . . . . . . . . . 188
Der hypnotische Blitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201Teil 5: Nach der Hypnose
Die Hypnose sicher ausleiten: das Wake-Up-Skript . . . . . . . . 207
Nach der Hypnose ist vor der Hypnose –
abschließende Worte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210
Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214
9Einleitung
Liebe Leserin, lieber Leser!
Es freut mich sehr, dass du mein Buch gekauft hast. Und wie es so
meine Art ist, werde ich dich auch gleich von Anfang an duzen. Dies
mache ich so gut wie mit jedem, den ich hypnotisiere, denn das
Unterbewusstsein
eines Menschen versteht das persönliche »du« nun mal
viel besser als ein distanziertes »Sie«. Einverstanden? Dann kommen
wir gleich zur ersten Frage: Was kann und soll dieses Buch für dich
tun?
Möglicherweise arbeitest du bereits berufl ich erfolgreich als Hypnotiseur,
Hypnosetherapeut oder -Coach. Möglicherweise nutzt du die
vielfältigen Möglichkeiten dieser genialen Veränderungstechnik nur
nebenbei zum Spaß oder um ab und zu deinen Freunden und Bekannten
bei einem Problem zu helfen. Und vielleicht bist du auch ein
kompletter Neuling auf dem Gebiet der Hypnose.
Dieses Buch ist für alle Menschen geschrieben, die mit viel Selbstvertrauen
und einer Menge Spaß, vor allem aber jederzeit und überall
ihre hypnotischen Künste vorführen und demonstrieren möchten. Es
ist eine Quelle an nützlichen Fähigkeiten, Techniken und Ressourcen
und für diejenigen gedacht, die diese wundervolle Kommunikationsmethode
lernen und in den unterschiedlichsten Situationen praktisch
anwenden wollen. Dabei liegt die Betonung vor allem auf den
Wörtern »praktisch« und »anwenden«, denn dies ist ein Buch aus der
Praxis für die Praxis und ich verzichte weitestgehend auf theoretische
Abhandlungen, die sich zwar gut anhören, die dir aber beim Hypnotisieren
nicht wirklich weiterhelfen. Schon Albert Einstein sagte:
»Mach die Dinge so einfach wie möglich – aber nicht einfacher!« Das
Hauptaugenmerk liegt daher auf der praktischen Anwendbarkeit und
dem leichten Verständnis der vorgestellten Methoden. Denn besonders
in der Hypnose gilt einer meiner Wahlsprüche: Work smart, not
hard! (Wenn es überhaupt Arbeit ist, denn du wirst bald feststellen,
dass es unglaublich viel Spaß macht und du vielen Menschen mit
Hypnose ein unglaublich schönes Geschenk machen kannst!)
10
Dabei kann und soll dieses Buch natürlich keine kompetente
Hypnoseausbildung
ersetzen, denn Hypnose ist etwas, was man machen,
was man erleben muss. Wenn du allerdings eine gewisse Neugier
für spannende Erfahrungen, die richtige Einstellung und den Mut,
Dinge auszuprobieren, hast, dann wirst du mit den hier vorgestellten
Methoden schon bald in der Lage sein, Menschen schnell und
zuverlässig zu hypnotisieren und beeindruckende Trancephänomene
hervorzurufen.
Du wirst verstehen, was Hypnose ist, wie sie wirkt und vor allem
wie du sie effi zient und sicher anwenden kannst. Du brauchst keine
Vorkenntnisse und die vorgestellten Techniken sind einfach zu erlernen
und gleichzeitig doch unglaublich wirkungs- und kraftvoll. Sie
wurden in meinen Hypnoseausbildungen, Hypnose-Coachings und
in Demonstrationen auf der Straße, auf Business-Meetings oder in
Vorträgen Hunderte Male an den unterschiedlichsten Personen praktisch
angewandt, verfeinert und weiterentwickelt.
Und genau das ist mir wichtig und mein Anspruch, denn ich
möchte, dass du von dieser Erfahrung profi tierst. Ich gebe dir keine
Dinge an die Hand, die ich irgendwo gelesen oder von jemand anderem
erzählt bekommen habe. Alles, was ich dir in diesem Buch vermitteln
werde, habe ich selbst unzählige Male praktisch ausprobiert,
angewendet und in Seminaren und Workshops anderen Menschen
beigebracht, die es danach ebenso erfolgreich angewendet haben.
Hypnose ist weder eine Gabe noch ist es eine magische Kraft,
die der Hypnotiseur anwendet. Vielmehr ist es eine Sammlung
von Techniken und Fähigkeiten, mit der man in Kombination mit
der Persönlichkeit des Anwenders unglaubliche Ergebnisse erzielen
kann.
Und das ist mein Versprechen an dich: Wenn du dieses Buch
nicht nur liest, sondern alle einzelnen Kapitel auch übst und ausprobierst,
dann wirst auch du schon bald ebenso unglaubliche Ergebnisse
erzielen können wie viele andere vor dir.
Mit dem Wissen aus diesem Buch kannst du sofort loslegen, denn
viel mehr wirst du nicht brauchen. Alles ist auf die einfache und
praktische Anwendung ausgerichtet, und auf die Dinge, die dir nicht
wirklich weiterhelfen, habe ich bewusst verzichtet.
11
Und trotzdem ist Hypnose eine Kunst, deren Entwicklung nie
aufhört und die mit der Zeit und zunehmender Erfahrung immer
feiner und virtuoser wird. Nimm dir ausreichend Zeit, sie zu meistern,
und du wirst feststellen, dass es sich mehr als lohnen wird. Mit
einer Hypnosedemonstration aus dem Stegreif wirst du andere Leute
ziemlich beeindrucken, sie für dich gewinnen und deine Kompetenz
als Hypnotiseur schnell und elegant unter Beweis stellen.
Das Schöne an den in diesem Buch vorgestellten Techniken und
Fähigkeiten ist, dass du sie in jedem denkbaren Setting anwenden
kannst, denn Hypnose ist Hypnose, ob sie nun auf einer Showbühne
oder in einer Th erapiepraxis genutzt wird.
Und solltest du bereits dein Geld mit Hypnose verdienen oder dies
zumindest für die Zukunft planen, dann wird dir eine Impromptu-
Demonstration einen stark erhöhten Absatz von Visitenkarten und
einen vollen Terminkalender garantieren, denn sobald du bei einem
Klienten ein oder mehrere faszinierende hypnotische Phänomene
hervorgerufen hast – jemand an seinem Stuhl festklebt oder seinen
Namen in Hypnose nicht mehr weiß –, dann kannst du dir sicher
sein, dass die Aufmerksamkeit hoch sein wird und das Publikum auch
gerne einmal diesen tollen Zustand erleben möchte.
Denn eines ist doch wohl klar: Wer so gut hypnotisieren kann,
dass jemand eine Zahl oder seinen Namen vergisst, der wird ja wohl
auch der richtige Hypnotiseur für eine Hypnose-Coaching-Sitzung
sein, wenn es um Raucherentwöhnung, Stressmanagement oder ein
anderes persönliches Th ema geht. Nicht wahr?
Vor allem aber möchte ich dir mit diesem Buch Lust machen. Lust
auf Hypnose und die sichere und selbstbewusste Anwendung. Denn
wenn auch manche Menschen anfänglich dem Th ema etwas skeptisch
gegenüberstehen, so werden doch die meisten früher oder später vom
»Hypnose-Virus« befallen. Sie erfahren diesen tollen Zustand und erleben,
welche unendlichen Möglichkeiten sich ihnen mit diesem faszinierenden
Kommunikationswerkzeug auf einmal bieten. Und ehe
sie sich versehen, befi nden sie sich mitten im »Hypnosefi eber«, einer
besonderen Form von Leidenschaft, die einen einfach nicht mehr loslässt
und die man immer weiter entwickeln und verfeinern möchte.
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Dabei ist Hypnose mehr als nur ein kommunikatives Werkzeug
und hat viele spannende Facetten. Für mich ist sie – richtig verstanden
und ausgeübt – mehr eine Kunst denn eine rationale Angelegenheit.
Es ist eine wundervolle Veränderungstechnik, die viel Spaß machen
kann, eine anerkannte Th erapieform und die direkte Kommunikation
mit dem Unterbewusstsein. Vor allem aber ist es eine besondere Version
von Kunst, die direkt mit der Person und der Persönlichkeit des
Hypnotiseurs verknüpft ist. Denn die Art und Weise, wie Sprache und
Charisma dazu eingesetzt werden, um Menschen bei jeglicher Form
von Veränderung zu unterstützen, ist im Endeff ekt der entscheidende
Faktor, ob es sich lediglich um einen guten oder um einen herausragenden
Hypnotiseur handelt.
Aber was genau macht den Unterschied zwischen Mittelmaß und
Exzellenz? Für mich ist es, neben einer wertschätzenden Ethik und
einem wirklichen Interesse an Menschen und ihren Geschichten, vor
allem Flexibilität. Erst wenn ein Hypnotiseur in der Lage ist, sich auf
jeden Klienten fl exibel einzustellen und sein Verhalten und
Induktionsrepertoire
jederzeit wechseln zu können, wird er in der Lage sein,
kongruent, kompetent und unabhängig von Zeit und Ort hypnotische
Zustände zu induzieren.
Und genau deshalb ist auch der sichere und selbstbewusste Umgang
mit Schnellinduktionen unglaublich wichtig und sollte von jedem
Hypnotiseur beherrscht werden. Diese Form der Hypnose »aus
dem Stegreif« wird auch als »Impromptu Hypnose« bezeichnet. Sie zu
meistern öff net einem das Tor zu den verschiedensten Anwendungsgebieten
und steigert gleichzeitig das für einen Hypnotiseur so wichtige
Selbstbewusstsein.
Aber sind schnelle Induktionstechniken denn nicht nur alles
Show und nur dazu da, andere Menschen zu beeindrucken? Ganz im
Gegenteil! Natürlich haben diese sogenannten Rapid Inductions ihre
Berechtigung in der Show- oder Straßenhypnose. Aber auch in der
Veränderungsarbeit, im Coaching oder in der Th erapie macht es sehr
viel Sinn, diese Methoden zu beherrschen.
Je mehr Menschen ich hypnotisiert habe, desto weniger nutze
ich langsame Induktionen, die 20 oder manchmal sogar 30 Minuten
dauern, denn diese Zeit verwende ich viel lieber für die eigentliche
13
Veränderungsarbeit, die sonst oftmals viel zu kurz kommt. Aber auch
bei mir war dies ein langer Weg.
Zu Anfang meiner Karriere als Hypnotiseur war ich mit langen
und komplett auf Entspannung ausgerichteten Induktionen noch
sehr glücklich, da ich meine eigene Unsicherheit mit einer immer
länger werdenden Hypnoseeinleitung ziemlich gut überspielen konnte.
Doch da bei der Hypnose die volle Aufmerksamkeit immer beim
Klienten liegen sollte, dauert die Induktion bei mir mittlerweile nur
noch so lange wie wirklich nötig und dann geht es sofort mit der eigentlichen
Arbeit los. Und dies gilt für jedes denkbare Setting.
Aber die Beherrschung von Impromptu Hypnose und schnellen
Induktionen hat noch einen weiteren Vorteil. Jeder, der mit Hypnose
arbeitet und auf einer Party, einem Empfang, einem berufl ichen Meeting
oder zu einer anderen Gelegenheit mit anderen Menschen ins
Gespräch kommt, wird früher oder später gefragt: »Du bist Hypnotiseur?
Kannst du mich mal hypnotisieren?« Besonders viele Hypnotherapeuten
sind an so einer Stelle in der Zwickmühle, da ihnen entweder
das Selbstvertrauen fehlt oder sie ganz einfach nur Induktionen
beherrschen, die eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. Und der
Kompetenz ist es dann sicher nicht förderlich, wenn ich statt einer
kurzen Demonstration meines Könnens lediglich meine Visitenkarte
überreiche und um einen Termin in der nächsten Woche in meiner
Praxis bitten muss. Viel besser wäre es doch, mit einem Lächeln auf
den Lippen, dem Gegenüber tief in die Augen zu blicken und dann
voller Selbstvertrauen sagen zu können: »Aber gerne doch, das ist eine
meiner leichtesten Übungen!«
Wenn du dieses Buch gelesen und durchgearbeitet hast, wirst du in
der Lage sein, zu jeder möglichen Gelegenheit und an jedem denkbaren
Ort andere Leute aus dem Stegreif, also ad hoc zu hypnotisieren.
Es geht nicht um Straßenhypnose, nicht um Hypno-Coaching und
nicht um Showhypnose. Aber jede der in diesem Buch vorgestellten
Techniken und Methoden kannst du in all diesen Bereichen anwenden.
Auf Partys, in der Fußgängerzone, in Deiner Firma, auf einer
Messe oder in deiner Coaching-Praxis. Ob zum Spaß oder um anderen
Menschen bei ihren Problemen zu helfen. Und die neuen Fähig14
keiten und Ressourcen aus diesem Buch werden dir nicht nur helfen,
mit viel Selbstvertrauen jederzeit eine Trance induzieren zu können,
sondern dir vor allem die Flexibilität geben, dich auf jeden einzelnen
Menschen und jede einzelne Situation fl exibel einstellen zu können.
Bist du bereit? Die Welt wartet auf dich. Denn jeder Tag bietet Dutzende
von Gelegenheiten, die Kunst der »Impromptu Hypnose« zu
üben und zu meistern!
Ich wünsche dir eine gute Zeit und viel Spaß beim Hypnotisieren!
Herzlichst, Ilja Grzeskowitz
15Hinweise für die bessere Lesbarkeit
Eines der wichtigsten Werkzeuge, das einem Hypnotiseur zur Verfügung
steht, ist seine Sprache und wie genau man sie einsetzt. Die
Art, wie man eine Suggestion präsentiert, kann den entscheidenden
Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Und wie du
das am besten machst, zeige ich dir sehr ausführlich in einem späteren
Kapitel. Trotzdem kann ich dich schon an dieser frühen Stelle des
Buches nur dazu auff ordern, sowohl deine verbale als auch deine
nonverbale
Kommunikation so viel wie möglich zu trainieren und dabei
auch viel mit deiner Tonalität und deiner Sprechgeschwindigkeit zu
experimentieren. Je mehr du diese Dinge übst, desto schneller wirst
du auch deinen eigenen Hypnosestil entwickeln und irgendwann
ein natürlicher Meister der Kommunikation werden. Wenn du die
Möglichkeit hast, lies deinen Kindern aus Büchern vor. Ein besseres
Feedback wirst du niemals bekommen, denn Kinder nehmen keine
Rücksicht auf Etikette oder politisch korrektes Verhalten, sondern
zeigen dir deutlich, ob sie begeistert sind oder gelangweilt. Auch sehr
spannend ist es, dich mit einem Mikro aufzunehmen und einmal auf
die feinen Nuancen in deiner Stimme zu achten. Vor allem aber kann
ich dir nur dazu raten, morgens unter der Dusche aus voller Kehle
und mit viel Leidenschaft zu singen. Und es ist egal, ob du jeden
Ton triff st, deine Stimmbänder werden es dir danken und dadurch
in Form bleiben.
Auch wenn ich dir sehr stark empfehle, niemals mit einem Skript zu
hypnotisieren (wo ist dann deine Aufmerksamkeit und vor allem wo
ist sie nicht?), kannst du dich am Anfang an die in diesem Buch vorgestellten
Redewendungen und Suggestionen halten. Versuche aber
gleich von Anfang an, deine eigenen Worte und Formulierungen zu
fi nden, denn die Suggestionen hier im Buch passen zu mir. Mit ihnen
fühle ich mich wohl. Und genau das sollte auch von Anfang an dein
Ziel sein: Einen Hypnosestil zu entwickeln, mit dem du kongruent
auftreten kannst und mit dessen Suggestionen und Induktionen du
dich wohlfühlst. Aber bis es so weit ist, kannst du dich gerne an den
hier vorgeschlagenen Abläufen und Formulierungen entlanghangeln.
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Um dir das Lesen des Buches und der vielen enthaltenen Demonstrationen
und Skripte so einfach wie möglich zu machen, werden wir
uns auf einige einheitliche Beschreibungen und Darstellungsarten
einigen:
Derjenige, der die Hypnose induziert, wird in diesem Buch als
Hypnotiseur bezeichnet.
Denjenigen, der hypnotisiert wird, nenne ich entweder Klient
oder Hypnotee. (Dies hat den einfachen Grund, dass mir weder
Subjekt noch Patient noch Proband gefallen, da diese Begriff e
nicht die Wertschätzung widerspiegeln, die ein Hypnotee eben
erhalten sollte.)
Wörtliche Rede, also Suggestionen und Anweisungen, die direkt
an den Klienten gerichtet werden, sind fett gedruckt. Dies bedeutet,
dass du die Formulierung zu Übungszwecken genau so
verwenden kannst.
Prozessanweisungen im Rahmen eines Skripts sind kursiv gedruckt
und erklären, was genau geschieht beziehungsweise wer
was zu welchem Zeitpunkt tun soll.
Drei Punkte (…) in einem Satz bedeuten, dass an dieser Stelle des
Skripts eine Pause nach eigenem Ermessen zu machen ist.
Wenn du ein bestimmtes Skript oder eine bestimmte Induktion übst,
dann ist es ratsam, dies so oft wie möglich laut zu tun. Sprich die
einzelnen Suggestionen immer wieder laut vor dich her, bis du sie
irgendwann auswendig kannst. Auf diese Art und Weise verinnerlicht
sich der inhaltliche Ablauf in deinem Unterbewusstsein und es wird
dir viel leichter fallen, mehr und mehr Wörter und Sätze durch deine
eigenen Formulierungen zu ersetzen.
Bevor wir aber gleich mit den ersten praktischen Übungen beginnen,
werden wir uns erst einmal mit dem Mysterium namens Hypnose
beschäftigen. Denn wenn du verstanden hast, was Hypnose ist
und vor allem wie einfach sie funktioniert, dann wird es dir um ein
Vielfaches leichter fallen, sie elegant und sicher anzuwenden.Teil 1: Vorbereitung
19Mysterium Hypnose – ein Modell, das auchwirklich funktioniert
Gleich eines vorweg: Hypnose ist nichts, was man sich theoretisch
aneignen kann, sondern eine praktische Kunst, die man durch Üben,
Ausprobieren und Experimentieren erlernt und welche durch Erfahrung
und Neugier immer weiter verfeinert wird. Erstaunlicherweise
gibt es eine Vielzahl von sogenannten Experten, die zwar in jeder Diskussion
mit ihrem tiefen und breiten Wissen über die theoretischen
Hintergründe glänzen, aber dafür Schwierigkeiten in der praktischen
Umsetzung haben. Trotzdem sind einige grundlegende Kenntnisse
darüber, was Hypnose ist und wie sie wirkt, unbedingt notwendig,
denn wenn du bestimmte Zusammenhänge und Wirkungsweisen
verinnerlicht hast, wird dir die Praxis wesentlich leichter fallen.
Aber ich werde mich so kurz wie möglich fassen und nur auf die
Dinge eingehen, die du wirklich brauchst, um andere Menschen zu
hypnotisieren. Mir ist wichtig, dass du ein einfaches und doch
funktionierendes
Modell an die Hand bekommst, mit dem du in jeder
hypnotischen Situation auf der sicheren Seite bist.
Wer sich etwas intensiver mit der spannenden Geschichte der
Hypnose beschäftigen möchte und auch etwas tiefer in die theoretischen
Hintergründe eintauchen möchte, dem empfehle ich die Lektüre
meines Buches Träume Leben! Die Veränderungsfi bel 1, in dem vor
allem der NLP- beziehungsweise der Erickson’sche Ansatz der Hypnose
und die Verwendung hypnotischer Sprachmuster etwas genauer
untersucht werden.
Es gibt eine Vielzahl an Literatur über Hypnose (der Großteil davon
immer noch aus dem englischsprachigen Raum), Tausende von
Hypnotiseuren und immer mehr Menschen interessieren sich für dieses
faszinierende Kommunikationswerkzeug, lernen Hypnose oder
nutzen sie im Beruf, im Sport oder im Privatleben. Da sollte es doch
eine allgemeingültige Übereinkunft geben, was genau Hypnose denn
nun ist, oder? Gibt es aber nicht.
Ganz im Gegenteil. Wenn ich in meinen Seminaren und Workshops
die Teilnehmer frage: »Was ist Hypnose für dich?«, dann er20
halte ich immer wieder die unterschiedlichsten Antworten. Denn
das Wort Hypnose ist eine sogenannte Nominalisierung, also ein zu
einem Substantiv verzerrtes Verb. Dies bedeutet, dass hinter dem Nomen
Hypnose ein Prozess steht, der sprachlich getilgt wurde. Und
dieser getilgte Prozess wird von jedem einzelnen Menschen mit seiner
individuellen Bedeutung gefüllt. Und dabei ist es egal, ob es sich um
jemanden handelt, der mit Hypnose arbeitet oder nicht. Denn jeder
Mensch hat irgendein bestimmtes geistiges Konzept im Kopf, was
Hypnose ist und wie sie nach seinen Vorstellungen ablaufen müsste.
Die typischen Antworten sind meist eine Variation der folgenden:
Entspannung, auf ein Pendel schauen, eine monotone Stimme,
Showhypnose, Menschen, die mit Besenstielen tanzen, schläfrige Augen,
»weg sein«, Kommunikation mit dem Unterbewusstsein, hilft
beim Rauchen-Aufhören, dem Hypnotiseur ausgeliefert sein, Schlaf,
eine schwingende Taschenuhr, keine Kontrolle mehr haben, stechender
Blick und noch vieles mehr.
Dass es eine Vielzahl von unterschiedlichen Vorstellungen gibt, ist
wichtig zu verstehen, denn je mehr du in die Tiefen der Hypnose
eintauchst und praktische Erfahrungen sammelst, desto mehr wirst
du wahrscheinlich feststellen, dass dein Verständnis von Hypnose von
den allgemeinen Vorstellungen abweichen wird. Und doch ist es ratsam,
diese Vorstellungen zu akzeptieren und auch zu nutzen.
Wenn du mit der mentalen Landkarte deines Klienten arbeitest
(ihn also dort abholst, wo er ist), macht es das für dich nur einfacher,
ihn genau dahin zu führen, wohin du es gerne möchtest. Diese Technik
des Pacing und Leading kennen wir aus dem neurolinguistischen
Programmieren (NLP) und sie ist ein sehr wichtiges Werkzeug eines
jeden Hypnotiseurs.
Doch zurück zur Frage Was ist Hypnose?. Obwohl die Wirksamkeit
mittlerweile allgemein anerkannt ist und der Einsatz in Medizin,
Th erapie und Coaching aufgrund der schnellen, effi zienten und nachhaltigen
Anwendung in den letzten Jahren stark zugenommen hat,
gibt es immer noch keine genaue oder gar wissenschaftlich fundierte
Erklärung, was genau Hypnose denn nun ist. Mit fortschreitender
Technik kann man zwar mittlerweile messen, dass es in Hypnose zu
21
Veränderungen der Abläufe im Gehirn kommt, warum, wieso und
unter welchen Umständen dies so ist, kann jedoch immer noch nicht
genau erklärt werden.
Und so gibt es auch Hunderte von verschiedenen Defi nitionen
und Meinungen, die Literatur und das Internet sind voll davon.
Der Großteil dieser Defi nitionen beschreibt Hypnose als eine
bestimmte Art von Zustand und es wird hauptsächlich diskutiert,
welcher Art dieser Zustand ist, also ein »erweiterter Bewusstseinszustand
«, ein »Trancezustand«, ein »entspannter Zustand« oder auch ein
»schlafähnlicher Zustand«. Die andere Herangehensweise ist die Defi
nition von Hypnose als ein Prozess, der zwischen dem Hypnotiseur
und dem Hypnotee stattfi ndet und durch die kunstvolle Verwendung
von Suggestionen in Kombination mit einem fokussierten Zustand
verwirklicht wird. Die große Internetbibliothek Wikipedia verwendet
sogar beide Ansätze in einer Defi nition:Hypnose ist […] das Verfahren zum Erreichen einer hypnotischenTrance und […] der Zustand der hypnotischen Trance. Trance wirdnur im Sinne des Zustands gebraucht.
(Wikipedia2)
Aber obwohl sich die Defi nitionen und Ansichten im Laufe der Geschichte
immer wieder gewandelt haben, so sind doch die praktische
Anwendung und die hervorgerufenen Phänomene so gut wie gleich
geblieben. Und das ist auch gut so. Denn ich muss nicht unbedingt
wissen, wie der Dieselmotor meines Autos funktioniert, um sicher
und bequem von Berlin nach München reisen zu können. Viel wichtiger
sind dagegen meine Fahrkünste und dass ich weiß, wie ich ein
Auto bediene.
Ich arbeite daher schon länger mit einem sehr praktikablen Modell
von Hypnose, welches mir schon treue Dienste geleistet hat. Es
ist leicht zu verstehen und anhand der wirklich einfachen Defi nition
kann es in so gut wie jeder Situation angewendet und benutzt werden.
Bevor ich es dir vorstelle, möchte ich dir aber noch die Ansichten
einiger der bekanntesten Hypnotiseure der Geschichte näherbringen,
denn all diese Menschen haben eines gemeinsam: Sie haben große
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Erfolge in der Anwendung von Hypnose vorzuweisen und haben im
Laufe ihres Lebens Zehntausende Menschen hypnotisiert. Und das
ist es, was für mich einen wirklichen Experten ausmacht, nämlich die
praktische Erfahrung.
So war der Wegbereiter der modernen Hypnose und »Erfi nder«
des von ihm sogenannten animalischen Magnetismus, Franz Anton
Mesmer (1734–1815) noch der Meinung, dass die heilende Kraft der
Hypnose durch ein äußeres Feld (also eine externe Kraft) begründet
sei, welches auf den Patienten wirke.
Erst mit dem schottischen Augenchirurgen James Braid (1795–
1860) änderte sich diese Sicht der Dinge grundlegend, als dieser eine
Showvorführung des Magnetiseurs Charles Lafontain besuchte. Dabei
stellte der Skeptiker Braid fest, dass es sich bei dem beobachteten
Augenlidfl attern der Versuchspersonen keinesfalls um Schauspielerei
handeln kann, sondern ein natürliches Phänomen sein muss, welches
auf die Fixation der Augen (und die dadurch entstehende Müdigkeit)
zurückzuführen ist. In eigenen Experimenten gelang es ihm,
durch die Fixation von glänzenden Gegenständen seine Klienten in
eine Art von Schlaf zu führen, den er erst Neurypnologie (nervöser
Schlaf ) und später Hypnose nannte (vom griechischen Gott des
Schlafes, Hypnos)3. Kurz vor seinem Tod wollte er diesen Begriff in
»Monoideismus« umbenennen (doch es war bereits zu spät, der Begriff
»Hypnose« hatte sich bereits durchgesetzt), um die Fokussierung
des Verstandes auf eine einzelne Idee hervorzuheben:Der tatsächliche Ursprung und die Essenz des hypnotischen Zustandsist das Induzieren einer Gewohnheit der Abstraktion oder mentalenKonzentration in denen – wie in Träumereien oder spontanen Ablenkungen– die Kräfte des Geistes so stark auf eine einzelne Ideeoder einen einzelnen Gedanken vertieft sind, dass für einen gewissenZeitraum sämtliche anderen Ideen, Gedanken oder Eindrücke demIndividuum nicht bewusst oder indiff erent bewusst sind.
(James Braid4, Übersetzung d. Autors)
Diese Fokussierung auf eine einzelne Idee oder einen einzigen Gedanken,
während alles andere ausgeblendet wird, ist entscheidend und
23
für die Arbeit eines Hypnotiseurs sehr wichtig. Wenn in Hypnose
zum Beispiel suggeriert wird, dass eine Hand am Stuhl festklebt, so
kann dies durchaus wahrgenommen und auch durchaus als komisch
empfunden werden. Da aber alle anderen Gedanken indiff erent sind,
ist die einzige Realität für diesen Moment, dass die Hand tatsächlich
festgeklebt ist.
Der Gedanke, dass Hypnose hauptsächlich ein Prozess ist, der
ausschließlich auf der Verwendung von Suggestionen beruht, stammt
von Professor Hippolyte Bernheim (1837–1919), der zusammen
mit Auguste Liébault (1823–1904) die berühmte Schule von Nancy
begründete:[Hypnose ist] die Induktion einer bestimmten mentalen Verfassung,in der die Akzeptanz von Suggestionen erhöht ist […]. Es sind dieSuggestionen, die Hypnose bestimmen.
(H. Bernheim5, Übersetzung d. Autors)
Milton Hyland Erickson (1901–1980) ist wohl der bekannteste
Hypnosetherapeut der modernen Zeit, nachdem seine verwendeten
Sprachmuster von Richard Bandler und John Grinder modelliert wurden
und dadurch im sogenannten Milton-Modell des neurolinguistischen
Programmierens weltbekannt wurden. Über 50 Jahre experimentierte
Erickson täglich mit Hypnose und entwickelte den permissiven
und erlaubenden Stil bis zur Perfektion und hypnotisierte Menschen,
ohne dass diese es überhaupt mitbekamen, nur durch das scheinbar
belanglose
Erzählen von Geschichten und Metaphern. Was jedoch oft vergessen
wird, ist die Tatsache, dass er ebenso ein Meister der Impromptu
Hypnose war und als eigentlicher Erfi nder der Handshake-Induktion
gilt. Es gibt sogar das Gerücht, dass er diese so oft angewendet hat,
dass ihm zum Ende seiner Karriere niemand mehr die Hand schütteln
wollte. Erickson arbeitete fast ausschließlich mit dem Unterbewusstsein
eines Menschen, welches er als starken Verbündeten angesehen hat:[Hypnose ist] ein Zustand erhöhter Aufmerksamkeit, welcher durchseine Empfänglichkeit für Ideen gekennzeichnet ist.
(Milton Erickson6, Übersetzung d. Autors)
24
Abschließend möchte ich noch eine der wohl am meisten zitierten
Hypnosedefi nitionen anführen, die von dem berühmten Hypnotiseur
Dave Elman (1900–1967) stammt. Elman ist so etwas wie der
Vater der Schnellhypnose und die bekannte Elman-Induktion wird
von vielen Hypnotiseuren weltweit genutzt, da sie schnell und zuverlässig
eine Hypnose einleitet. Doch dazu später mehr. Es ist bemerkenswert,
dass die erste Herzoperation unter Hypnose anstelle von
normaler Anästhesie (aufgrund der Unverträglichkeit des Patienten)
von Studenten Elmans durchgeführt wurde, während er selbst als
»Coach« im OP anwesend war und beratend zur Seite stand. Dave
Elman defi nierte Hypnose wie folgt:Hypnose ist ein mentaler Zustand, bei dem der kritische Faktor desBewusstseins umgangen und selektives Denken etabliert wird.
(Dave Elman7, Übersetzung d. Autors)
Was genau mit dem kritischen Faktor – einem logischen Filter zwischen
dem Bewusstsein und dem Unterbewusstsein – gemeint ist,
darauf kommen wir gleich noch genauer zu sprechen. Mit selektivem
Denken meint Elman alles, was Menschen aus tiefster Überzeugung
glauben, weil der Geist auf eine bestimmte Idee fokussiert ist. Praktisch
bedeutet das nichts anderes, als dass die Suggestionen des Hypnotiseurs
direkt in das Unterbewusstsein dringen können und ohne
kritische Prüfung ausgeführt werden.
Dies hat Elman vor allem in seiner Arbeit mit Ärzten genutzt,
die mit seiner Unterstützung sehr erfolgreich mithilfe von Hypnose
operiert und behandelt haben. Und genau dieses selektive Denken
werden wir uns später noch sehr genau zunutze machen, wenn wir
die Realitäten unserer Hypnotees verändern werden. Und was sich
jetzt vielleicht noch sehr dick aufgetragen anhört, ist es keinesfalls.
Denn was genau ist das, was wir Realität nennen? Es ist das, was wir
aus vollem Herzen glauben, und das Resultat von verschiedenen
Erfahrungen,
die wiederum auf Glaubenssätzen beruhen.
So haben Menschen es jahrhundertelang als Realität angesehen
(tief und fest geglaubt), dass die Erde eine Scheibe sei, bis ein italienischer
Wissenschaftler Namens Galileo Galilei das Gegenteil behaup25
tete und erste Zweifel an diesem Glauben säte. Ein weiteres Beispiel:
Wenn zehn verschiedene Zeugen eines Bankraubs den Tathergang
beschreiben
sollen, dann erhält man meist zehn unterschiedliche Versionen
ein und derselben Abfolge von Handlungen. Jeder hat auf etwas
anderes geachtet und der Fokus des einen war auf die Waff e und der
Fokus eines anderen auf die Bankangestellte gerichtet. Und doch ist
jeder einzelne der zehn Menschen überzeugt, dass es sich bei seiner
Geschichte um die Realität handelt. Und alle haben recht, denn jeder
Mensch konstruiert sich seine eigene Realität. Jeden Tag aufs Neue.
Und dieses Wissen nutzen wir in Hypnose aus, indem wir genau das
ändern, was die Realität ausmacht, nämlich Glaubenssätze,
Verhaltensweisen
und unbewusste Konditionierungen.
Obwohl all diese Defi nitionen der großen Hypnotiseure der Geschichte
recht verschieden sind, so haben sie doch einige Dinge gemeinsam.
So fällt auf, dass in keiner einzigen das Wort »Schlaf« oder
»Entspannung« vorkommt. Und das liegt einzig vor allem daran, dass
Hypnose weder Schlaf ist noch überhaupt Entspannung benötigt.
Häufi g geht Hypnose mit einer körperlichen und geistigen Entspannung
einher (vor allem in der Hypnotherapie), notwendige Voraussetzung
ist es jedoch nicht.
Was die Defi nitionen hingegen gemeinsam haben, ist die Fokussierung
der Aufmerksamkeit und die Fixierung auf eine bestimmte
Idee oder einen Gedanken und die Ausblendung aller kritischen Gedanken
und anderer Umwelteinfl üsse.
Ich kann dir nur empfehlen, die Werke der großen Hypnotiseure
zu lesen (besonders Elmans Buch Hypnotherapy ist eine wahre Fundgrube
an Wissen und wird von vielen Hypnotiseuren zu Recht als
das Hypnosebuch schlechthin bezeichnet!) und dir aus den Defi nitionen
das für dich Passende herauszusuchen. Und eins kann ich dir
jetzt schon versprechen: Im Laufe der Zeit und mit zunehmender
Erfahrung wird vieles klarer werden und du wirst deine ganz eigene
Defi nition von Hypnose entwickeln.
Eines solltest du auf deinem Weg aber auf jeden Fall verstehen:
Wenn du jemanden hypnotisierst, ist das Ergebnis immer ein unkritisches
Befolgen und Akzeptieren von Ideen, Suggestionen und An26
weisungen, die vom Hypnotiseur gegeben werden! Wie du das testen
kannst, wirst du bald lernen. Die Aufmerksamkeit ist dabei so auf
eine Suggestion fokussiert, dass sie für den Klienten zu seiner Realität
wird. Dies liegt daran, dass alle Reaktionen unbewusst sind, denn
das Unterbewusstsein ist während einer Hypnose der dominante Teil.
In Hypnose kommunizieren wir also direkt mit dem Unterbewusstsein,
dem Teil des menschlichen Geistes, der für Kreativität und
die Vorstellungskraft zuständig ist. Und aus diesem Grund ist auch
der Einsatz in Th erapie und Coaching so beliebt, da im Unterbewusstsein
viele Probleme und Konditionierungen liegen, die auf bewusster
Ebene nicht gelöst und abgestellt werden können. Wobei die
Hypnose, wie ich sie anwende und dir in diesem Buch zeigen werde,
weder heilt noch gesund macht, noch repariert. Sie verändert einfach.
Und die Richtung, in die eine Veränderung geht, bestimmt der Hypnotiseur
mit seiner Intention.
Für die praktische Arbeit in diesem Buch werden wir daher folgende
Defi nition verwenden:Hypnose ist die kunstvolle Präsentation und das Ergebnis von Suggestionenan das dominante Unterbewusstsein, welches diese unkritischaufnimmt und ausführt.
(Ilja Grzeskowitz)
Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht ganz ersichtlich
ist, so fokussiert diese Defi nition sich vor allem auf die Beziehung
zwischen dem Hypnotiseur und dem Klienten sowie auf das Zusammentreff
en von deren Intention und Erwartungshaltung. Und genau
deshalb arbeite ich auch so gerne mit ihr, da sie einen hohen praktischen
Nutzen hat und sehr deutlich erkennen lässt, dass Hypnose
mehr als nur Technik ist, nämlich das vertrauensvolle Zusammenspiel
zweier Persönlichkeiten. Neben einem guten Rapport setzt sie
auch den Willen des Klienten voraus, in Hypnose gehen zu wollen
und sich auf den Hypnotiseur einzulassen. Denn schlussendlich leitet
dieser nur an und präsentiert seine Suggestionen. Wenn dies jedoch
kunstvoll und mit viel Empathie geschieht, dann wird die Vorstellungskraft
und die Konzentration auf die von außen präsentierten
27
Ideen so stark, dass der kritische Filter heruntergefahren wird und die
Reaktionen ausschließlich unbewusst geschehen.
Das Ergebnis dieses Prozesses ist dann ein bestimmter und vor
allem von außen induzierter Zustand, in dem wir unterbewusste
Verhaltensmuster,
emotionale Konditionierungen und Glaubenssätze
verändern. Hypnose ist also sowohl ein Zustand wie auch der Prozess,
um diesen Zustand hervorzurufen. Und dies geschieht, indem wir
unsere Suggestionen auf eine Art und Weise präsentieren, dass diese
unkritisch aufgenommen und ausgeführt werden.
Hypnose ist übrigens nicht gleichzusetzen mit dem sehr oft synonym
verwendeten Begriff »Trance«.8 Denn wie wir im Laufe dieses
Buches noch sehr deutlich sehen werden, treten viele hypnotische
Phänomene ohne jegliche Anzeichen von Trance auf, und man spricht
in diesem Fall dann auch von Wachhypnose. Trotzdem hat die hypnotische
Trance eine sehr starke und wichtige Berechtigung, vor allem
in der therapeutischen Anwendung von Hypnose, denn die Arbeit
wird in diesem Zustand wesentlich einfacher und wirkungsvoller. Als
eine »Trance« verstehe man in diesem Zusammenhang einen Bewusstseinszustand,in dem die Aufmerksamkeit eines Menschen von äußerenEinfl üssen abgelenkt und auf das intensive innere Erleben fokussiert ist.
Und genau diese innere Fokussierung auf neue Ideen und das Ausblenden
von äußeren Störungen sind es, welche den Trancezustand so
wertvoll machen. Unbedingt notwendig für eine wirkungsvolle und
eff ektive Hypnose ist er jedoch nicht.
28Impromptu Hypnose
Jetzt, wo wir eine gute und anwendbare Defi nition für den Begriff
»Hypnose« haben, kümmern wir uns um die Anwendung an
unterschiedlichen
Orten und mit unterschiedlichen Hypnotees. Immer
dann, wenn es zu spontaner Hypnose aus dem Stegreif kommt,
spricht man von Impromptu Hypnose. Dabei leitet sich der Begriff
»Impromptu« aus dem lateinischen in promptu esse ab, welches so viel
wie »in Bereitschaft sein« bedeutet.
Bekannt ist der Begriff vor allem in der Zauberei, wo es sich
um Zaubertricks handelt, die jederzeit ohne irgendwelche Hilfsmittel
aufgeführt werden können. Im Bereich der Hypnose ist die
Impromptu-Anwendung vor allem durch den Einsatz von schnellen
Induktionsmethoden gekennzeichnet, welche unter den Namen »Rapid
« und »Instant Inductions« bekannt sind und sich immer größerer
Beliebtheit erfreuen.
Dies liegt zum einen wohl immer noch daran, dass eine solche
Induktion nach außen hin sehr spektakulär wirken kann, zum anderen
aber sind sie einfach unglaublich effi zient und wirkungsvoll.
Zum Einsatz kommen sie hauptsächlich dann, wenn es darum geht,
jemanden schnell und zuverlässig zu hypnotisieren, also zum Beispiel
bei der Straßen- und Showhypnose. Aber auch im Coaching-Kontext
nutzen immer mehr Hypnotiseure diese schnellen Induktionen, einfach
weil ihnen dann viel mehr Zeit für die Arbeit mit ihren Klienten
bleibt. In den USA und auch in England ist diese Form der Hypnose
sehr verbreitet und anerkannt. In Deutschland gibt es bisher nur sehr
wenige Hypnotiseure, die sich mit Impromptu Hypnose und deren
schnellen Induktionen befassen, allerdings beginnt auch hier gerade
ein langsamer, aber stetiger Umdenkprozess.
Das liegt unter anderem auch daran, dass sich die Hypnosewelt
langsam, aber stetig verändert. Wo es früher nur die klassische Zweiteilung
zwischen Showhypnose und Hypnosetherapie gab, fi ndet
man heute immer mehr Anwendungsbereiche, die großen Zulauf
fi nden. So wird Hypnose mittlerweile viel im Sport, im Business, im
Verkauf und vor allem auch in den unterschiedlichsten Bereichen des
Entertainments genutzt.
29
Impromptu Hypnose ist dabei grundsätzlich durch folgende Faktoren
gekennzeichnet:
Sie fi ndet spontan und ohne jegliche Vorbereitung statt.
Hypnotiseur und Hypnotee treff en an einem bestimmten Ort oftmals
zum ersten Mal aufeinander.
Es werden Schnellinduktionen verwendet.
Es werden meist mehrere hypnotische Phänomene demonstriert.
Jede Impromptu Hypnose ist anders und »lebt« von den Reaktionen
des Hypnotees.
Das Schöne an den schnellen Induktionstechniken ist ihre universelle
Einsetzbarkeit. Hast du sie einmal gemeistert, dann stehen dir die Türen
zu allen anderen Formen der Hypnose weit off en und die nächsten
Schritte werden einfach. Unsere Defi nition von Hypnose stellt
eines deutlich heraus: Jemand ist dann hypnotisiert, wenn er die
Suggestionen
des Hypnotiseurs unkritisch annimmt und ausführt. Tut er
dies, ist er in Hypnose. Daraus folgt, dass man entweder in Hypnose
ist oder nicht. Und der Weg zu genau diesem Punkt, dem Übergang
vom Zustand »draußen« in den Zustand »drinnen«, kann entweder
lange dauern oder eben sehr schnell gehen. Und eine Schnellinduktion
ist eben nicht nur schnell, sondern vor allem auch sehr zuverlässig
und wirkungsvoll.
Wenn du am Ende dieses Buches drei oder vier der vorgestellten
Induktionen wirklich gut beherrschst, brauchst du eigentlich nicht
viel mehr. Und tatsächlich hat jeder gute Hypnotiseur ein Repertoire
von zwei bis fünf Induktionen, die er wieder und wieder nutzt, einfach
weil er um deren solide Wirkung weiß. Und dies macht auch
Sinn, denn der Zweck des Hypnotisierens ist ja nicht die Induktion
an sich, sondern die Arbeit in dem Zustand, den wir induzieren.
Und es steigert das Selbstbewusstsein des Hypnotiseurs ungemein,
wenn er die absolute Gewissheit hat, zu jeder Zeit und an jedem Ort
mit einer seiner Lieblingsinduktionen hypnotisieren zu können.
Der bekannteste Einsatz von Impromptu Hypnose ist sicherlich die
immer beliebter werdende Straßenhypnose, also das Hypnotisieren
30
zu Demonstrationszwecken in der Fußgängerzone oder auf einer Party
mit fremden Menschen. Dabei wird eine Gruppe oder ein einzelner
Hypnotee in Hypnose versetzt, um dann die unterschiedlichsten
hypnotischen Phänomene für ein kleines Publikum im Rahmen einer
»Mini-Show« zu demonstrieren. Das Internet und Youtube sind voll
von Videos, in denen du viele Anregungen und Ideen fi nden kannst.
Neben dem Stretching der Komfortzone des Hypnotiseurs bringt diese
Form der Hypnose auch unheimlich viel für die Reputation.
Denn wenn du vor Publikum (und du hast bei einer Impromptu-
Demonstration fast immer Publikum!) jemanden in Hypnose seinen
Namen vergessen oder seine Arme nach oben schweben lässt, um sie
dann am Kopf festzukleben, dann kannst du dir sicher sein, dass dir
die Leute auch zutrauen, sie zum Nichtraucher zu machen oder ihnen
bei anderen mentalen Problemen zu helfen. Deine kleine hypnotische
Vorführung wird damit zu einem sehr wirkungsvollen Marketinginstrument.
Die Schnellinduktionen, die bei der Impromptu Hypnose zum
Einsatz kommen, sind die Rapid und Instant Inductions. Für diese
Formen der schnellen Hypnoseeinleitung gibt es keine hinreichende
Übersetzung, sodass ich diese Begriff e auch in diesem Buch verwende.
Du fragst dich jetzt sicherlich, wo der Unterschied zwischen den
beiden liegt, oder? Das ist nicht ganz einfach zu beantworten, denn
auch auf diesem Gebiet gibt es viele unterschiedliche Meinungen.
Die einen sagen, dass eine Instant Induction maximal fünf Sekunden
dauert und alles darüberliegende eine Rapid Induction ist.
Ich halte es hingegen mehr mit der Defi nition von Sean Michael Andrews,
seines Zeichens schnellster Hypnotiseur der Welt, der die Unterscheidung
wie folgt tätigt: Eine Rapid Induction ist einfach eine
Induktion, die sehr schnell in Hypnose führt und meist nicht länger
als eine Minute dauert. Dabei weiß der Hypnotee, dass er hypnotisiert
wird, und hat auch sein Einverständnis gegeben. Bei einer Instant
Induction hingegen wird die Hypnose ohne das Einverständnis
durchgeführt und ist aufgrund der heftigen Überraschung auch sehr
wirkungsvoll.9 Wir werden uns in diesem Buch allerdings nur mit
solchen Induktionen beschäftigen, bei denen der Klient nicht nur der
Hypnose zugestimmt hat, sondern auch gerne mitmachen möchte.
31
In den nächsten Kapiteln werde ich dir sämtliche Techniken und
Fähigkeiten an die Hand geben, die du benötigst, um in einer Impromptu-
Situation sicher und elegant hypnotisieren zu können. Du
kannst alles Schritt für Schritt durchgehen und wirst mit der Zeit –
die nötige Übung vorausgesetzt – immer sicherer werden. Du wirst
Vorschläge für Formulierungen und Abläufe erhalten und am Ende
deiner Lektüre wirst du den Prozess so gut verinnerlicht haben, dass
du ihn mit viel Selbstbewusstsein anwenden kannst. Bevor wir aber
damit starten, kümmern wir uns noch um unseren wichtigsten Verbündeten,
nämlich um das Unterbewusstsein.
32Bewusstsein, Unterbewusstsein und derkritische Faktor
Der menschliche Geist ist eine faszinierende Angelegenheit und
schon seit vielen Jahrhunderten versuchen Forscher, Philosophen
und Wissenschaftler herauszufi nden, wie genau er tatsächlich funktioniert.
Die Abläufe in uns sind jedoch so komplex, dass es bisher
nicht wirklich gelungen ist. Trotzdem nutzen wir alle tagtäglich ein
ziemlich gut funktionierendes Modell, nämlich das des Bewusstseins
und des Unterbewusstseins, welche beide Teile unseres Ichs oder unseres
Geistes sind und welche für unterschiedliche Dinge und Aufgaben
in unserem Leben zuständig sind.
Das englische Wort mind macht dieses Modell noch deutlicher,
und man spricht dort vom conscious mind und vom subconscious mind,
was für mich die beiden Seiten ein und derselben Medaille sehr schön
und anschaulich beschreibt. Da es jedoch kein deutsches Wort gibt,
welches das Wort »mind« auch nur annähernd beschreibt, bleiben wir
bei der Bezeichnung »Bewusstsein« und »Unterbewusstsein«. Da wir
in Hypnose unter Umgehung des bewussten kritischen Faktors direkt
mit dem dominanten Unterbewusstsein kommunizieren, werden wir
kurz auf die einzelnen Begriff e eingehen, um ein Verständnis zu erhalten,
was genau mit den einzelnen Begriff en gemeint ist.Das Bewusstsein
Das Bewusstsein ist der logische Teil unseres Geistes, der für das rationale
und intellektuelle Denken zuständig ist. Sämtliche Entscheidungen,
die wir in unserem Leben bewusst treff en, werden von diesem
Teil aus gesteuert, analysiert, bewertet, abgewogen und dann getroffen.
Folgende Dinge sind charakteristisch für das Bewusstsein:
begrenzte Aufnahmefähigkeit: fünf bis neun Informationen können
auf einmal aufgenommen werden
logisches und analytisches Denken
wach sein
rationales Denken
33
gewählte Handlungen und Bewegungen
linear und strukturiert ausgerichtet
akademisches Wissen
verbale Kommunikation
sequenzielle Gedanken und Handlungen
Bewusstsein des Hier und Jetzt
analysiert Probleme und versucht sie zu verstehen
setzt ZieleDas Unterbewusstsein
Das Unterbewusstsein ist für uns Hypnotiseure ein mächtiger Verbündeter,
mit dem wir in Hypnose Seite an Seite gemeinsam arbeiten.
Viele Menschen nennen diesen Teil der Psyche auch Intuition
oder Bauchgefühl und meinen damit all die Prozesse, die nicht
wirklich greifbar sind. Im Unterbewusstsein laufen alle Prozesse im
Hintergrund ab, ohne dass wir sie auf bewusster Ebene mitbekommen.
Neben der Steuerung sämtlicher Körperfunktionen wie zum
Beispiel der Atmung, der Verdauung oder unserer Körpertemperatur
bildet es vor allem das Fundament unserer Persönlichkeit. Das
Unterbewusstsein ist nämlich eine riesige Datenbank, in der sämtliche
Erfahrungen, Erlebnisse, Ressourcen, Fähigkeiten, Talente und
Erinnerungen abgespeichert werden. Aufgrund dieser Daten entstehen
dann wiederum Glaubenssätze, Gewohnheiten und unbewusste
Verhaltensweisen, die wiederum die Grundlage für unsere bewussten
Entscheidungen sind. Das Unterbewusstsein hat dabei einige für uns
sehr wichtige Aufgaben:
Überleben sichern (zum Beispiel durch Adrenalinausschüttung
bei Gefahr),
emotionaler Schutz (zum Beispiel durch bestimmte Glaubenssätze
und Gewohnheiten),
Gesundheit erhalten (zum Beispiel durch die permanente Regulation
der Körpertemperatur auf exakt 37 Grad),
Emotionen steuern (Alle Emotionen sind unbewusste Reaktionen!!!),
34
Erinnerungen speichern (Je stärker die Emotion bei einem Erlebnis,
desto stärker die Erinnerung. So weiß wohl jeder von uns
noch genau, was er am 11. September 2001 gemacht hat, aber
eher selten, was am 3. September 2001 passiert ist.),
Ethische Grundsätze und Erfahrungen speichern (beeinfl ussen
dann wiederum unsere Handlungen).
Das Unterbewusstsein ist wie ein riesiger Schwamm und hat eine
unbegrenzte Aufnahmefähigkeit. Alle vom Unterbewusstsein gesteuerten
Prozesse haben immer eine positive Absicht für den jeweiligen
Menschen und dienen dem Wohlergehen und Schutz, auch wenn sie
auf bewusster Ebene vielleicht negativ bewertet werden. So kann eine
Angst, vor einem großen Publikum zu sprechen, und das dadurch
ausgelöste Auftreten von hektischen Flecken auf bewusster Ebene ungewollt
sein, hat aber den ausschließlichen Zweck, vor Blamagen oder
emotionaler Verletzung zu schützen. Folgende Dinge sind charakteristisch
für das Unterbewusstsein:
unbegrenzte Aufnahmefähigkeit
Intuition, Wünsche, Bedürfnisse
unlogisches und assoziatives Denken
Träumen, Schlafen, Fantasie
Emotionen, Gefühle, Wahrnehmung
automatische und unfreiwillige Bewegungen
systemisch und komplex ausgerichtet
gelernte Erfahrungen
nonverbale Kommunikation
parallele Gedanken und Handlungen
Speicher aller Erinnerungen
weiß die Lösung für Probleme
Ziele erreichen
Das Unterbewusstsein ist unglaublich weise und machtvoll. Es schützt
uns, sorgt für uns und tritt immer dann in den Vordergrund, wenn
wir emotionale und vollkommen unlogische Dinge tun, die nicht
von unserem Verstand analysiert werden. Auch nachts, in unseren
35
Träumen, arbeitet es auf Hochtouren und kreiert für uns detaillierte
Filme, die so emotional sind, dass wir manchmal beim Aufwachen
noch mitten in dem jeweiligen Gefühl aus dem Traum stecken. Überhaupt
sind Emotionen die klassischen unbewussten Reaktionen von
Menschen, denn niemand entscheidet auf bewusster Ebene, wie er
auf eine bestimmte Erfahrung reagiert.
Die Logik wird dann komplett ausgeschaltet und wir sind fast
immun gegen Argumente und Begründungen von außen. Und wer
kennt nicht die Situation, wo er Hals über Kopf so verliebt war und
das gesamte Umfeld Hunderte von logischen und sachlichen Argumenten
hatte, warum diese Beziehung zum Scheitern verurteilt wäre?
Aber in so einer Situation hört man überhaupt nicht darauf und reagiert
rein auf unbewusster Ebene und ist komplett auf das Gefühl
der Liebe und Leidenschaft fokussiert.
Jedes gelernte Verhalten, jeder Glaubenssatz und jede Veränderung
entsteht zuerst auf unbewusster Ebene und hat dann erst Auswirkungen
auf unsere bewussten Entscheidungen. Manchmal, wenn wir
wirklich genau darauf achten, sind wir uns der einzelnen unbewussten
Prozesse bewusst, meist jedoch nicht. Wenn wir anderen Menschen
bei Problemen und Herausforderungen in ihrem Leben helfen
wollen, dann benötigen wir einen Zugriff auf das Unterbewusstsein.
Und genau den bekommen wir mit Hypnose und den wirkungsvollen
Schnellinduktionen jederzeit und an jedem Ort.
Eine unglaublich tolle Metapher für das Unterbewusstsein stammt
von Jon Chase, der es mit einem aufgeweckten neunjährigen »Kind«
vergleicht.10 Denn ungefähr mit neun Jahren beginnt der Verstand
eines Menschen sich so stark zu entwickeln, dass er unser Leben über
Logik und Rationalität bestimmt. Bis zu diesem Alter leben Kinder
einfach in den Tag hinein und tun das, wozu sie Lust haben, und es
sind so gut wie alle Entscheidungen unbewusst bestimmt.
Das ist auch der Grund, warum Kinder so ungeheuer schnell und
viel lernen. Sie sind kreativ, emotional und wollen immer genau das
haben, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Die Entscheidungen
basieren auf Wünschen und Bedürfnissen und selten auf
verstandesorientierten
Bewertungen. Ein Kind will sich einfach gut fühlen und
36
handelt genau so, dass es diese guten Gefühle auch bekommt. Und
nach diesen Kriterien funktioniert eben auch unser Unterbewusstsein,
was bedeutet, dass viele unserer Entscheidungen auf der Logik
eines klugen neunjährigen Kindes basieren. Und dies heißt nichts anderes,
als dass sie unlogisch und stattdessen emotional getrieben sind.
Ich mag diese Metapher so gerne, weil sie die Kommunikation mit
dem Unterbewusstsein so einfach macht, denn ich stelle mir einfach
vor, ich rede mit einem aufgeweckten neunjährigen Kind. Und das
geht am besten, wenn meine Kommunikation so einfach und eff ektiv
wie möglich ist und vor allem eine Menge Spaß macht.Der kritische Faktor
Das Unterbewusstsein ist der Speicher aller Erfahrungen, Erinnerungen
sowie sämtlicher Glaubenssätze, die unser Leben bestimmen. Die
Aufnahmefähigkeit ist unbegrenzt und dieser Teil unseres Geistes hat
damit auch die Funktion einer gigantischen Festplatte, die organisch
wächst und auf der mit jeder Erfahrung, die wir machen, Millionen
neuer Daten gespeichert werden.
Wenn wir uns nun das Bewusstsein und das Unterbewusstsein als
zwei Räume in uns vorstellen (Räume sind übrigens eine meiner
Lieblingsmethaphern
und sehr universell einsetzbar, auch bei Gefühlen,
Zuständen, Emotionen etc.), dann sind sie durch eine Tür getrennt,
an der ein wachsamer Gatekeeper darüber wacht, welche Informationen
in das Unterbewusstsein gelangen dürfen und welche nicht. Oder
um in dem Bild zu bleiben, ein instruierter Türsteher entscheidet, wer
oder was von dem einen Raum in den anderen gelangen darf.
Es handelt sich hierbei um eine Instanz des Bewusstseins, einen
Filter, der »kritischer Faktor« genannt wird. Die »Regeln«, nach welchen
entschieden wird, was ins Unterbewusstsein gelangen darf, werden
von unseren Normen, Werten, Glaubenssätzen und Gewohnheiten
bestimmt. Dabei erfolgt eine sofortige logische Analyse und ein
permanenter Abgleich zwischen neuen Informationen und den Dingen,
die bereits dort verankert und konditioniert sind. Suggestionen,
welche mit schon vorhandenen Daten übereinstimmen, werden umgehend
ins Unterbewusstsein gelassen und wirken dann dort verstärkend,
da sie ja genau das bestätigen, was wir eh schon glauben. Gibt
37
es hingegen keine Übereinstimmung, so gelangt eine neue Information
nicht hindurch, sondern wird vom kritischen Faktor abgewiesen.
Dies ist nicht wirklich verwunderlich, denn Menschen verändern
sich nicht gerne und bleiben lieber in ihrer Komfortzone, wo sie die
Umgebung und die Verhaltensweisen schon genau kennen. Veränderung
bedeutet auch immer Ungewissheit und die Gefahr, verletzt
oder enttäuscht zu werden. Und um das zu verhindern, hat unser
Verstand diesen bewussten und logischen Filter zwischengeschaltet.
Der kritische Faktor triff t also eine Entscheidung, ob er eine neue Information
(zum Beispiel Suggestion, Idee, Glaubenssatz etc.) als wahr
oder falsch ansieht und ob eine Veränderung eingeleitet werden soll.
Und genau das ist der Trick bei Hypnose. Wir umgehen den kritischen
Faktor oder schalten ihn sogar ganz aus, um dann unsere Suggestionen
zu platzieren, die dann ohne kritische Prüfung sofort als
momentane Realität beziehungsweise als das aktuell gültige Datenmaterial
angesehen werden.
Ich will dir ein kleines Beispiel geben. Wenn ich dir in einem
Gespräch erzählen würde, dass Claudia Schiff er im nächsten Zimmer
sitzen würde und nur darauf wartet, sich mit dir zu einem Schäferstündchen
zu treff en, dann würde sich der kritische Faktor sofort
einschalten und du würdest entweder denken, dass ich mir einen
kleinen Spaß erlaube oder dass es mit meiner geistigen
Zurechnungsfähigkeit
nicht mehr ganz so gut bestellt ist. Wenn ich dir hingegen
in Hypnose die gleiche Suggestion geben würde, dann ist der kritische
Faktor nicht mehr aktiv, und die Idee, dass Claudia Schiff er im
Nebenzimmer sitzt, wird umgehend und unkritisch als tatsächliche
Realität akzeptiert. Dies kann je nach Suggestion so weit führen, dass
neben einer großen Aufregung aufgrund des bevorstehenden Dates
sogar eine positive Halluzination des Topmodels (okay, des ehemaligen
Topmodels) auftritt.
38Faszination Hypnose:aufklären und Ängste nehmen
Obwohl viele Menschen nicht genau wissen, wie Hypnose funktioniert
(und wie soll das auch gehen, wenn sich nicht einmal die Experten
einig sind?), so haben doch die meisten eine ziemlich klare innere
Vorstellung, was es für sie ist. Dieses geistige Konstrukt ist oftmals
geprägt durch Filme, Showhypnose, Medienberichte oder schaurige
Geschichten in Zeitungen. Denn leider ist vor allem das Fernsehen
mehr an skandalösen und kontroversen Berichten interessiert als an
einer seriösen Dokumentation der wundervollen Möglichkeiten, die
Hypnose nun eben bietet.
Und so kommt es dann eben, dass Pro Sieben in der Sendung
Galileo Mystery keinen Wert auf eine positive Darstellung von Hypnose
legt, sondern dass man viel lieber ein Experiment durchführt, in
dem ein Proband (genau deshalb mag ich dieses Wort nicht, es hat
mir zu viel von einem Versuchskaninchen) dazu gebracht wird, in
Hypnose einen Mord zu begehen. Die Aufmachung des Berichts ist
dann noch entsprechend und schon hat sich die Meinung vieler Menschen
wieder einmal bestätigt und wird genauso im Unterbewusstsein
abgespeichert.
Die Folge ist meist ein sehr diff uses und von genau diesen Vorurteilen
und Mythen geprägtes Bild von Hypnose, welches so manche
Frage off enlässt und auch häufi g unbewusste Ängste nach sich zieht.
Wenn du also einen Hypnotee hast, der zum ersten Mal hypnotisiert
wird, solltest du unbedingt auf seine Vorstellung von Hypnose
eingehen und ihn so umfassend wie möglich informieren. In einem
Coaching-Setting hast du hierfür genügend Zeit und solltest den sogenannten
Pre-Talk so umfangreich wie nötig gestalten, um alle möglichen
Ängste und Widerstände (bewusst und unbewusst) aufzulösen.
In einer Impromptu-Situation ist dies etwas anders, da es hier um
spontane Hypnose aus dem Stegreif geht und auch ein Teil der Wirkung
aus dieser Spontaneität resultiert. Das heißt ein Setting, in dem
der Klient eben nicht zu 100 Prozent weiß, was ihn erwartet, ist für
die Steigerung der Erwartungshaltung und für den Aufbau der Kom39
petenz des Hypnotiseurs durchaus förderlich. Trotzdem solltest du
sehr kurz und knapp die wichtigsten Dinge erklären, denn wenn dein
Klient mit einer bewussten oder unbewussten Angst in die Hypnose
geht, ist die Gefahr recht hoch, dass ihr nicht genug Rapport haben
werdet, er deine Suggestionen nicht befolgt oder sogar ganz abbricht.
Wie genau du dies machen kannst, erfährst du in einem der nächsten
Kapitel. Entscheidend ist, dass du das richtige Maß fi ndest, denn
eine gewisse Nervosität ist ja erwünscht, während eine richtige Angst
unbedingt auszuschließen ist. Im Folgenden fi ndest du Statements
und Antworten auf einige der gängigsten Fragen und Ängste, die viele
Menschen haben, wenn sie zum ersten Mal hypnotisiert werden.
Du solltest dir für deinen Mini-Pre-Talk ein paar knackige Formulierungen
zurechtlegen, die du jederzeit routiniert präsentieren
kannst, um deine Klienten mental dort abzuholen, wo sie sich befi nden.
Mit der Zeit wirst du ein Gespür dafür bekommen, wie viel Zeit
du in einer Impromptu-Situation für diese Informationen verwenden
solltest. Dies ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich, insgesamt
solltest du dich aber so kurz wie möglich fassen, um dann mit
deinem Set-Up fortzufahren.Hypnose ist ein natürlicher Zustand, den jeder schonoft erlebt hat
Hypnose ist ein natürlicher Zustand, der immer dann auftritt, wenn
unser logischer Verstand abgeschaltet wird und wir nicht mehr großartig
nachdenken, sondern spontan handeln. In diesen Momenten
ist unser Unterbewusstsein der dominante Teil und reagiert auf externe
Stimuli, ohne dass der kritische Filter zwischengeschaltet ist.
Und dies ist immer dann der Fall, wenn starke Emotionen ins Spiel
kommen (zum Beispiel Furcht, Angst, Lust, Liebe, Aufregung und
vieles mehr) und wir direkt von außen beeinfl usst werden können.
Wohl jeder von uns kennt Situationen, in denen wir uns vollkommen
irrational verhalten haben, zum Beispiel in einem heftigen
Streit, und dabei Dinge gesagt haben, wo wir uns hinterher gefragt
haben: »Warum in aller Welt habe ich das jetzt gesagt und getan?«
Ganz einfach, weil das kritische Bewusstsein komplett ausgeschaltet
war und wir auf Autopilot waren. In solchen Situationen entstehen
40
dann positive, aber leider oft auch negative Verhaltensmuster, Glaubenssätze
oder sogar Phobien, die sich dann als unbewusste Konditionierungen
auf das Leben auswirken, ohne dass sie bewusst abgestellt
werden könnten.
Und auch wenn Trance und Hypnose nicht ein und dasselbe sind,
so kannst du auch Beispiele von Alltagstrancen anbringen, die jeder
Mensch kennt und bei denen er sich wohlfühlt. Denn genau das wollen
wir ja erreichen, dass sich unser Hypnotee auf die kommende
Hypnose freut und sie mit einem angenehmen Erlebnis verbindet.
So könntest du erzählen, dass Hypnose ein Zustand ist, den er jeden
Tag unzählige Male selbst erlebt, nämlich immer dann, wenn sein
Unterbewusstsein für ihn die Kontrolle übernommen hat und wenn
er auf eine ganz bestimmte Aufgabe fokussiert ist.
Und solche Momente kennt wohl jeder, wenn er sich die Schuhe
zubindet, beim Autofahren die Gangschaltung betätigt oder eine andere
Tätigkeit ohne bewusstes Nachdenken routiniert ausführt. Dann
kannst du noch anmerken, dass du in der Hypnose genau an dem Teil
des Geistes interessiert bist, der für diese Automatismen zuständig ist,
und dass dies auch der Teil ist, den man nutzt, wenn man träumt,
kreativ ist oder emotional handelt. Hier kannst du ruhig etwas vage
bleiben, damit dein Klient diese Begriff e mit seinen eigenen Bedeutungen
füllen kann.Ist jeder Mensch hypnotisierbar?
Es geistern viele Zahlen umher, meist liest man, dass circa 20 Prozent
der Menschen nicht hypnotisierbar wären. Wenn Hypnose nun aber
laut unserer Defi nition die Präsentation und unkritische Annahme
von Suggestionen ist, dann ist dies nicht ganz haltbar. Denn wer in
Hypnose gehen will und ein gewisses Maß an Vorstellungskraft und
Konzentrationsfähigkeit besitzt, der kann auch hypnotisiert werden.
Dies widerlegt auch eines der gängigen Vorurteile, nämlich dass
nur Menschen mit geringer Intelligenz hypnotisierbar wären. Das
Gegenteil ist jedoch der Fall, denn je besser ich mir Dinge vorstellen
und mich auf den Hypnotiseur fokussieren kann, desto einfacher
wird die Hypnose. Dabei gibt der Hypnotiseur die Richtung vor und
der Hypnotee nimmt die Suggestionen an und setzt sie mithilfe der
41
Kraft seiner Gedanken um, was natürlich eine entsprechende vertrauensvolle
Beziehung zwischen beiden voraussetzt. Das heißt zusammengefasst
nichts anderes, als dass so gut wie jeder hypnotisiert
werden kann, allerdings nicht von jedem und vor allem nicht in der
gleichen Geschwindigkeit.
Große Unterschiede gibt es nämlich in der Suggestibilität und der
Fähigkeit, wie schnell und wie tief jemand in Hypnose gehen kann.
Dies ist sehr unterschiedlich und hängt von der Konzentrationsfähigkeit
und der Vorstellungskraft des jeweiligen Klienten ab. Circa ein
Fünftel aller Menschen sind sogenannte Somnambulisten, das heißt
sie sind hoch suggestibel und erreichen schon nach kurzer Zeit einen
tiefen hypnotischen Zustand, in dem das logische Bewusstsein kaum
noch aktiv und der kritische Faktor so gut wie ausgeschaltet ist.
Es gibt eine nette Anekdote, wie der als Zustand tiefer Hypnose
bekannte Somnambulismus im 18. Jahrhundert von einem Schüler
Mesmers, dem Marquis de Puységur, zufällig entdeckt wurde. Wie
Mesmer arbeitete auch der Marquis mit dem Modell des Magnetismus
und magnetisierte für eine Demonstration einen Baum. Eines
Tages entdeckte er einen Jungen, der sich selbst an diesen Baum gefesselt
hatte. Dieser schloss ganz plötzlich die Augen und fi el in einen
tiefen Schlaf. De Puységur bekam es mit der Angst zu tun und befahl
dem Jungen, sich wieder vom Baum loszumachen, was dieser ohne
die Augen zu öff nen auch tat. Dann forderte der Marquis ihn auf
vorzutreten, stehen zu bleiben und schlussendlich die Augen zu öff -
nen und aufzuwachen. Alle Suggestionen wurden umgehend befolgt
und de Puységur begründete seine Beobachtung mit dem Phänomen
des Somnambulismus, da der Junge alle seine Anweisungen befolgte,
obwohl er doch eigentlich geschlafen hatte.
Im Zustand des Somnambulismus sind so gut wie alle hypnotischen
Phänomene hervorzurufen. Deshalb solltest du in einer Impromptu-
Situation oder wenn es darauf ankommt, eine Hypnosedemonstration
vorzuführen, aus allen möglichen Hypnotees immer die Somnambulisten
auswählen. Wie du das machst, dazu kommen wir später. Wenn
aber 20 Prozent aller Menschen hoch suggestibel sind und schnell in
Hypnose gehen, dann bedeutet das nach dem Gesetz der Gauß’schen
Normalverteilung zwangläufi g auch, dass es am anderen Ende der Ska42
la ebenfalls 20 Prozent gibt, bei denen genau das Gegenteil der Fall
ist. Diese Menschen sind zwar hypnotisierbar, benötigen für den Prozess
aber länger als der Durchschnitt. In der Mitte liegen dann noch
60 Prozent, die gut und mehr oder weniger schnell hypnotisierbar, aber
eben nicht somnambul sind. Gilt diese Klassifi zierung jederzeit und an
jedem Ort? Natürlich nicht, denn da Hypnose ein mentaler Zustand
ist, hängt die Fähigkeit, diesen zu erlangen, auch immer von der persönlichen
Stimmung und Motivation und zu einem Großteil von der
Beziehung zum Hypnotiseur ab. Wenn ein Hypnotee von fünf Hypnotiseuren
jeweils mit den gleichen Techniken hypnotisiert werden
würde, dann würde es fünf unterschiedliche Hypnosen geben. Wichtig
ist an dieser Stelle, dass du deinem Klienten das Gefühl gibst, dass er
überhaupt nichts falsch machen kann. Gleichzeitig sollte er aber auch
wissen, dass du als Hypnotiseur nur sein »Reiseleiter« bist und alles
andere durch seine Vorstellungskraft passiert, es also zu einem Großteil
auf seine eigene Motivation und Mitarbeit ankommt.
Wichtig ist mir bei diesen Beschreibungen aber vor allem der
praktische Nutzen. Denn aus diesen Zahlen geht eigentlich nur eines
hervor, nämlich dass es »gute« und »nicht so gute« hypnotische Subjekte
gibt. Die einen gehen schnell und die anderen eher langsam in
Hypnose. Trotzdem kannst du so gut wie jedem Menschen die Möglichkeit
bieten, Hypnose zu erfahren, wenn dieser es wirklich will und
Lust dazu hat. Du solltest dir jedoch auch im Klaren darüber sein,
dass du mit Sicherheit nicht bei jedem Halluzinationen oder ähnlich
spektakuläre Phänomene hervorrufen kannst, sondern dass für diese
Dinge die Somnambulisten am besten geeignet sind.Wie fühlt sich Hypnose an?
Aufgrund der herrschenden Vorurteile und der bekannten Bilder aus
Showhypnosen im Fernsehen haben viele Menschen ziemlich abstruse
Vorstellungen, wie sich der hypnotische Zustand anfühlen müsste.
Allerdings gibt es kein typisches Hypnosegefühl und Hypnose ist
weder Schlaf noch hat es etwas mit Bewusstlosigkeit zu tun. Es kann
mit einem Zustand körperlicher Entspannung einhergehen (und tut
es auch oft, vor allem wenn Hypnose zu Th erapiezwecken eingesetzt
wird), muss es aber überhaupt nicht.
43
Die Sinnesaufmerksamkeit ist in Hypnose höher als sonst und
man bekommt jedes Wort mit. Und das ist ja auch logisch, denn
schließlich soll der Klient ja die Suggestionen befolgen. Den meisten
Menschen geht es wie mir und sie befi nden sich in einem sehr fokussierten
Zustand, wo der Verstand mit nichts Konkretem beschäftigt
ist und man das Gefühl hat, ein wenig dissoziiert zu sein, und einem
anderen dabei zuschaut, wie er die Suggestionen des Hypnotiseurs
befolgt. Fast immer gibt es eine gewisse Zeitverzerrung und oft auch
teilweise oder ganze Amnesie. Auf jeden Fall solltest du deinem Hypnotee
unglaublich viel Lust auf den Zustand machen, sodass er es
fast kaum noch abwarten kann, dieses tolle Gefühl selbst einmal zu
erleben. Und wer einmal in Hypnose war, der weiß, wie gut man sich
nach einer Hypnose fühlt, wenn der Hypnotiseur seine Kunst und
sein Handwerk versteht.Kann ich in Hypnose stecken bleiben?
Ich weiß nicht, woher dieser Glaube kommt, er scheint aber zumindest
noch bei einigen Menschen verbreitet zu sein, denn schon einige
meiner Klienten haben mir genau diese Frage gestellt. Es ist aber
nicht möglich, in Hypnose stecken zu bleiben. Wir wechseln ja sowieso
während unseres Tages von einem Bewusstseinszustand in den
anderen. Und da in Hypnose vor allem die Vorstellungskraft drastisch
erweitert ist, vergleiche ich den hypnotischen Zustand gerne mit einem
Gummiband, an dem gezogen und welches dadurch gedehnt
wird.
Hört der Zug jedoch einmal auf, schnellt das Band wieder zurück
in seine Ursprungsform. Und der menschliche Geist funktioniert
ähnlich, denn wenn der Hypnotiseur auf einmal aufhören würde,
seine Suggestionen zu platzieren (zum Beispiel weil er zur Tür muss,
ohnmächtig wird, einschläft etc.), dann bedeutet dies nichts anderes,
als dass die Beziehung zwischen dem Hypnotiseur und Klienten beendet
ist. Wurden dann keine entsprechenden Prozessinstruktionen
gegeben, schaltet der kritische Filter sich irgendwann ein und das
Bewusstsein
schaltet von alleine wieder auf »Normalbetrieb« um.
44Ist Hypnose gefährlich?
Hypnose selbst ist nicht gefährlich, ganz im Gegenteil, es ist eine
wundervolle und schöne Erfahrung. Aber Hypnose kann durchaus
gefährlich werden, wenn sie verkehrt oder mit einer falschen Intention
angewendet wird. Genauso wie ein Küchenmesser entweder dafür
benutzt werden kann, ein fantastisches Filetsteak zu schneiden oder
auch um einen Mord zu begehen, kann auch Hypnose dafür genutzt
werden, unglaublich positive Veränderungen in Menschen zu bewirken
oder Schaden anzurichten.
All dies liegt in der Verantwortung des Hypnotiseurs, derer er sich
stets bewusst sein sollte. Der Hypnotee bringt ihm ein enormes Vertrauen
entgegen, indem er seinen Geist für neue Ideen und neue,
unbekannte Erfahrungen öff net. Und aus diesem Grund sollte auch
jeder einzelne Klient mit dem größtmöglichen Respekt und einer
wertschätzenden Intention hypnotisiert und behandelt werden.
Wenn eine Suggestion durch den Hypnotiseur präsentiert wird, dann
fällt in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung, ob diese den kritischen
Filter passieren und ins Unterbewusstsein gelangen soll, wo
sie dann automatisch zur Realität wird. Deshalb wirken bestimmte
Suggestionen auch bei manchen Menschen und bei anderen wiederum
nicht.
Der kritische Filter bestimmt also anhand unserer Werte und
Glaubenssätze, ob wir einer Suggestion positiv, negativ oder neutral
gegenüberstehen. Und nur im ersten Fall wird die Suggestion akzeptiert
und ansonsten abgewiesen werden. Der kritische Filter ist auch
in tiefer Hypnose noch im Hintergrund aktiv und passt auf, dass
nichts Gefährliches oder Unmoralisches getan wird. Deshalb ist auch
so häufi g zu lesen, dass man in Hypnose nichts gegen seinen Willen
tun wird. Das ist auf der einen Seite vollkommen richtig. Aber da
der kritische Filter anhand von Glaubenssätzen seine Entscheidungen
triff t, ist es auch ziemlich einfach, den Willen in Hypnose zu steuern
und zu verändern. Denn genau dies tun wir während einer Hypnose
permanent, nur setzen wir dieses Veränderungspotenzial zum Wohle
unseres Hypnotees ein, damit es ihm nach der Hypnose besser als
vorher geht.
45
Sei dir also deiner Verantwortung bewusst, dass man mit Hypnose
genauso anderen Menschen schaden kann wie in jeder anderen
Kommunikation
oder Interaktion auch, sei es nun privat oder in einem
professionellen Kontext. Aber mithilfe der in diesem Buch vorgestellten
Ressourcen wirst du in der Lage sein, mit der richtigen Intention
und mit viel Selbstvertrauen Hypnose als eine unglaublich tolle und
wirkungsvolle Veränderungstechnik einzusetzen.
46Hypnotische Phänomene: Woran erkenne ich,dass jemand hypnotisiert ist?
Wenn Menschen zum ersten Mal Hypnose erleben und vorher nicht
richtig aufgeklärt wurden, dann erwarten sie oft etwas Magisches oder
eine unsichtbare Kraft, die von außen auf sie wirkt. Da es aber kein
typisches Hypnosegefühl gibt, sind sie oft enttäuscht und glauben,
überhaupt nicht hypnotisiert worden zu sein. Und wenn dann auch
noch der Hypnotiseur ausschließlich Suggestionen zum Entspannen
gegeben hat, dann wird nicht einmal er genau sagen können, ob der
Klient denn nun wirklich hypnotisiert war.
Und auch wenn dies natürlich der absolute Supergau ist, berichten
immer wieder Menschen, dass ihnen genau so etwas widerfahren
ist. Aber was wir erreichen wollen, ist natürlich das genaue Gegenteil.
Der Hypnotee soll sich zu 100 Prozent sicher sein, dass er auch
wirklich hypnotisiert war, soll sich während und vor allem nach der
Hypnose unglaublich gut fühlen und diesen Zustand mit dem Hypnotiseur
und seinen Künsten verbinden.
Es gibt viele Wörter, die den Vorgang des Hypnotisierens beschreiben:
hineingleiten, wegdriften, reingehen, zappen, wegbeamen
und noch viele mehr. Alle diese Wörter haben eines gemeinsam: Sie
beschreiben einen Weg, an dessen Ende dann der induzierte Zustand
der Hypnose steht. Und obwohl dies so ist, sollten wir immer eines
bedenken: Entweder man ist hypnotisiert oder man ist es nicht. Entweder
ist man »drin« oder »draußen«.
Dazwischen liegt ein kleiner Moment, ein kurzes Zeitfenster von
ein paar Sekunden, an dem das Unterbewusstsein vollständig dominant
wird und komplett in den Vordergrund tritt. Diesen Moment hat
Dave Elman Opening Wedge genannt und er meint damit eine weit geöff
nete Tür zum Unterbewusstsein des Hypnotees. Mit zunehmender
Erfahrung wirst du erkennen, wann es so weit ist. Ich kann dir nicht
sagen, woran genau du es erkennen wirst, denn es ist neben einer guten
Wahrnehmung vor allem eine Sache der Intuition und der Erfahrung.
Nur eines kann ich dir versprechen: Je mehr du übst und je mehr Menschen
du hypnotisierst, desto einfacher wirst du es wahrnehmen.
47
Es ist also essenziell zu wissen, ob jemand hypnotisiert ist oder
nicht. Und wie können wir das herausfi nden? Ganz einfach, indem
wir es testen. Dazu geben wir eine bestimmte Suggestion und beobachten,
ob die Suggestion befolgt wird. Wenn dies sofort und
unbewusst geschieht, ist das ein sicheres Zeichen für Hypnose und
man kann mit einer weiteren Suggestion fortfahren. Ideal für solche
Tests sind die sogenannten hypnotischen Phänomene, die auf
neurophysiologischer
Ebene wirken, einfach zu suggerieren sind und sowohl
Außenstehende sehr beeindrucken als auch für den Klienten
als »Beweis« dienen, dass etwas Unlogisches und Außergewöhnliches
geschieht, was im Normalzustand nicht passiert.
Aus diesem Grund nennt man solche Tests auch Convincers, da sie
den Hypnotee rational überzeugen, dass er hypnotisiert ist. Folgende
Dinge sind typische Phänomene, die auftreten und leicht induziert
werden können, wenn sich jemand in Hypnose befi ndet, und von
denen du ein oder zwei testen solltest, wenn du den Hypnosetiefegrad
deines Klienten überprüfen möchtest:Zeitverzerrung
Wie bereits erwähnt, geht eine Hypnose fast immer mit irgendeiner
Form von Zeitverzerrung einher. Entweder in Form von Verkürzung
oder Ausdehnung der Wahrnehmung von Zeit. So können fünf Minuten
in Hypnose schon einmal wie eine gefühlte Stunde erfahren
werden. Auch habe ich nach einer 45-minütigen Hypnosesitzung in
meiner Praxis schon oft gehört, dass diese Zeit als viel kürzer empfunden
wurde. Mach dir mal den Spaß, deine Klienten nach der Hypnose
zu fragen, wie lange sie ihrer Meinung nach gedauert hat. Die
Antworten sind teilweise ziemlich verblüff end.Levitation
Dies sind unbewusste Bewegungen der Hände, Arme oder Beine aufgrund
von Suggestionen, dass diese leichter und leichter werden und
von alleine ganz automatisch nach oben schweben. Dabei bewegen
sich die Körperteile nicht aufgrund einer willentlich gesteuerten Bewegung,
sondern alleine dadurch, dass der Hypnotee sich auf die Idee
konzentriert, dass zum Beispiel der Arm tatsächlich so leicht wird,
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dass er von alleine zu schweben beginnt. Tatsächlich ist es eine Mischung
aus Katalepsie und ideomotorischen Bewegungen, ausgelöst
durch eine weit ausgedehnte Vorstellungskraft.Katalepsie
Hierbei handelt es sich um den bewussten Kontrollverlust der Bewegung
bestimmter Körperteile oder sogar des ganzen Körpers. So kann
durch eine entsprechende Suggestion ein Arm für eine lange Zeit starr
in der Luft stehen, ohne dass der Klient ihn bewusst bewegen könnte
und sich dabei gleichzeitig sehr angenehm fühlt.Ideomotorische Bewegungen
Der Levitation ähnlich, sind dies unbewusste Bewegungen wie das
Zucken eines Fingers, das Nicken des Kopfes oder das Wackeln der
Beine. Typisch für diese unbewussten Bewegungen ist das Ruckartige,
welches bewusst kaum nachzuahmen ist, sodass von außen sehr sicher
beobachtet werden kann, ob es sich um eine echte ideomotorische
Bewegung handelt.
Es gibt ganze Th erapieformen, die mit etablierten ideomotorischen
Signalen in den Fingern arbeiten, wobei jeweils ein Finger für
»ja« und einer für »nein« steht. In Hypnose wird dann das Unterbewusstsein
befragt, welches über die festgelegten Signale antwortet.
Diese Art der unbewussten Bewegungen funktioniert zwar sehr ordentlich,
ist mir jedoch viel zu kompliziert. Wir werden daher während
unserer hypnotischen Arbeit vor allem mit unbewusstem Kopfnicken
arbeiten, wenn wir sicherstellen wollen, ob eine Suggestion
vom Unterbewusstsein angenommen und verstanden wurde.Physiologische Dissoziation
Im hypnotischen Zustand kannst du Körperteile deines Klienten behandeln,
als wären sie deine. Wenn du zum Beispiel einen Arm anhebst
und dabei suggerierst »Dieser Arm gehört jetzt mir!«, so kannst
du ihn bewegen und sie werden nichts dagegen unternehmen, fast so,
als ob der Arm gar nicht mehr zu ihnen gehören würde. Wenn du ihn
dann loslässt, wird er entweder vollkommen entspannt nach unten
49
fallen oder genau da bleiben, wo er ist, und dort kataleptisch bleiben.
Dieses Phänomen werden wir noch bei vielen Induktionen nutzen
und auch für einige Vertiefungen einsetzen.Amnesie
Eine in Hypnose induzierte Amnesie hat zur Folge, dass bestimmte
Informationen nicht mehr zur Verfügung stehen oder nicht mehr erinnert
werden. Dies kann sowohl das Vergessen einer Zahl oder des
Namens sein wie auch die komplette Erinnerung an die Hypnose.
Oft kommt es von ganz alleine zu einem teilweisen oder kompletten
Verlust der Erinnerung. Wenn du diese jedoch bewusst herbeiführen
möchtest, solltest du auf jeden Fall die entsprechende Suggestion geben.
Dies ist vor allem immer dann sinnvoll, wenn du nicht möchtest,
dass das Bewusstsein sich in die in Hypnose induzierte Veränderung
einmischt.Anästhesie/Analgesie
Diese Begriff e wirst du vermutlich unter den Namen »Gefühl«- und
»Schmerzlosigkeit« kennen. Diese Phänomene lassen sich ebenfalls
einfach hervorrufen und sind in unterschiedlichen Stufen zu beobachten.
So kann entweder der Schmerz (zum Beispiel der Stich einer
Nadel oder das Bohren beim Zahnarzt) zwar noch zu spüren sein, es
ist einem jedoch egal.
Die nächste Stufe ist dann erreicht, wenn der Schmerz überhaupt
nicht mehr zu spüren ist, man jedoch die Berührung noch wahrnimmt.
In der letzten Stufe werden dann selbst die Berührungen
nicht mehr gespürt. Die wohl bekannteste Suggestion dieser Art ist
die sogenannte Handschuhanästhesie, bei der dem Hypnotee suggeriert
wird, dass seine Hand in einem kühlenden und betäubenden
Handschuh steckt. Vor allem Dave Elman hat mit vielen Ärzten und
Zahnärzten mit sehr großem Erfolg an und mit diesem Th ema gearbeitet.
Viele Transkripte dieser Sitzungen kannst du in seinem Buch
nachlesen, welches ich dir bereits empfohlen habe.
50Illusionen
Illusionen sind die Vorstufe der Halluzinationen und mit ihnen wird
die Erfahrung bezeichnet, wenn man etwas wahrnimmt, was eigentlich
etwas ganz anderes ist. So hast du bestimmt schon einmal gesehen,
wie ein Teilnehmer während einer Showhypnose mit einem
Besenstil tanzte und glaubte, es wäre ein Topmodel. Illusionen sind
einfacher zu befolgen als Halluzinationen, weil sie Dinge nutzen, die
sowieso schon da sind und diesen eine neue Bedeutung geben. Sie
sind in allen fünf Sinneskanälen möglich. Ein berühmtes Beispiel ist
die Zwiebel, die als Apfel suggeriert wird, und der Klient wirklich tief
und fest glaubt, dass es sich um einen Apfel handelt und genüsslich
hineinbeißt.Halluzinationen
In Hypnose ist es möglich, in allen fünf Sinnen positive und negative
Halluzinationen zu suggerieren, also etwas wahrzunehmen, was gar
nicht da ist, oder etwas nicht wahrzunehmen, was da ist. Im Falle der
sensorischen Halluzination spricht man auch von »kinästhetischer
Delusion«, bei der zum Beispiel suggeriert wird, dass man mit einem
Stück Eisen über die Haut reibt, obwohl man eigentlich einen Eiswürfel
in der Hand hat.
Da die Suggestion aber unkritisch aufgenommen wird, ist die Realität
ein Empfi nden von Hitze, welches sogar bis zur Bildung von
Brandblasen führen kann. Um Halluzinationen hervorzurufen, bedarf
es aber schon eines guten oder aber sehr gut trainierten Hypnotees,
denn wenn man zum Beispiel tief und fest glaubt, eine Taube
auf der Hand sitzen zu haben, obwohl dort gar keine ist, dann ist
schon eine hohe Vorstellungskraft notwendig. Auf der anderen Seite
kann jeder von uns, der Kinder hat, regelmäßig feststellen, wie einfach
diese positiv oder negativ halluzinieren, wenn sie mit imaginären
Freunden spielen oder ein Monster unter dem Bett gesehen haben.
Allerdings sollte uns dies nicht wirklich verwundern, da wir ja festgestellt
haben, dass Kinder in diesem Alter zu einem sehr hohen Anteil
ausschließlich unbewusst handeln. Und wenn das Unterbewusstsein
dominant ist, dann ist auch alles möglich, was man sich vorstellen
kann.
51Regression
In Hypnose ist es sehr leicht, Menschen geistig in der Zeit rückwärts
reisen zu lassen und dort Dinge wiederzuentdecken oder sogar noch
einmal zu erleben, die das Bewusstsein längst verdrängt, die vom
Unterbewusstsein aber abgespeichert wurden. Dies geschieht in der
Hypnotherapie zu dem Zweck, Blockaden und Probleme zu lösen,
die ihren Ursprung in der Vergangenheit (zum Beispiel Kindheit oder
Jugend) haben.
Und wenn man Erlebnisse in der Vergangenheit neu bewertet,
dann hat dies auch immer Auswirkungen auf die Gegenwart und die
Zukunft. Führe ich die Regression noch weiter als zum Zeitpunkt
der Geburt, dann spricht man von Rückführung in frühere Leben.
Und eines kann ich dir sagen, ob man daran glaubt oder nicht, solche
Reisen in frühere Leben sind ein unglaublich beeindruckendes
Erlebnis. Aber dieses Th ema ist zu komplex, um es hier umfassend
zu behandeln, deshalb belassen wir es bei der kurzen Erwähnung.
Um Regressionen kompetent und vor allem für den Klienten sicher
durchführen zu können, bedarf es einer speziellen Ausbildung. Falls
du eine solche nicht haben solltest, lass lieber die Finger davon oder
lerne diese faszinierende Technik in einer guten Hypnoseausbildung.
Mit all diesen Tests kannst du deinem Hypnotee schnell und einfach
einen richtig starken Convincer liefern, dass er tatsächlich in Hypnose
war. (Und mit den richtigen Routinen auch gleich noch eine
kleine Show für dein Publikum vorführen.) Neben den induzierten
und suggerierten hypnotischen Phänomenen gibt es auch noch eine
Reihe körperlicher Anzeichen, die ziemlich sicher zeigen, dass jemand
hypnotisiert ist. Dies ist zum einen für dich ein weiteres Feedback für
deine erfolgreiche Arbeit, zum anderen kannst du all diese körperlichen
Reaktionen sehr schön nutzen, um sie zu pacen und damit den
Rapport zu deinem Klienten zu verstärken.
Hierbei ist es wichtig, die eigene Wahrnehmung ausschließlich
auf den Klienten zu richten, denn bei diesen physiologischen Signalen
handelt es sich immer um Änderungen hinsichtlich des Ausgangszustands.
Dies hat einen ziemlich einfachen Grund, denn Körper und
Geist sind beide Teil eines Systems. Und wenn sich im Inneren etwas
52
verändert, dann folgt das Außen gleichsam (und umgekehrt natürlich
auch). So kannst du es einem Menschen sehr deutlich ansehen, ob
er traurig ist und mit herunterhängenden Schultern durch die Welt
läuft oder ob er vor lauter Freude fast zu platzen droht.
Die Körperhaltung und Mimik ist einfach eine andere, nur weil
die Gedanken andere sind. Einige dieser Veränderungen der Physiologie
sind sehr subtil, sodass es ein geschultes Auge benötigt, um sie
wahrzunehmen. Aber keine Sorge, auch dies ist wie so vieles auf dem
Weg zur Meisterschaft eine reine Übungs- und Erfahrungssache, und
der Großteil dieser Signale ist sehr deutlich zu erkennen. Folgende
physiologischen Reaktionen sind typische Anzeichen dafür, dass sich
jemand in Hypnose befi ndet:Augenlidfl attern
Dies ist das typischste körperliche Anzeichen von Hypnose. Das
schnelle Augenlidfl attern, wie es auch beim Träumen in der REMPhase
zu beobachten ist, zeigt sehr deutlich an, dass jemand hypnotisiert
ist und die Vorstellungskraft auf Hochtouren läuft. Diese
Bewegungen sind unbewusst und können so gut wie nicht gespielt
werden, zumindest nicht über einen längeren Zeitraum.
Da dies so ist, kannst du deinen Klienten auch in Hypnose darauf
hinweisen und ein verstärktes Blinken suggerieren und dies als
Vertiefung nutzen: »Deine Augenlider beginnen zu fl attern und du
gehst tiefer und tiefer … und je tiefer du gehst, desto mehr fl attern
deine Augenlider!« Manchmal, aber nicht immer, kommt es bei einigen
Klienten auch dazu, dass ihre Augäpfel während der Hypnose
nach oben rollen und man fast nur noch das Weiße sieht. Dies mag
für einen Außenstehenden sehr unangenehm ausschauen, fühlt sich
aber für den Hypnotee sehr angenehm an.Veränderung des Atemrhythmus
Im Normalfall verlangsamt sich der Atemrhythmus, weil der Körper
sich entspannt und zur Ruhe kommt. Selbst wenn keine Suggestion
von Entspannung gegeben wird, tritt dies ein, denn die meisten
Menschen haben einfach ihre innere Landkarte in der Art programmiert,
dass Hypnose mit Entspannung einhergeht. Und weil das so
53
ist, nutzen wir das natürlich für unsere Zwecke aus. Es kann aber
auch genauso sein, dass die Atmung schneller wird. Wichtig ist einzig
und alleine eine Veränderung.
Die Atmung ist sehr gut am Heben und Senken des Brustkorbs
bei Männern und bei Frauen an der gleichen Bewegung der Schultern
zu beobachten. Mit zunehmender Erfahrung kannst du deine
Atmung an die deines Hypnotees angleichen. Dies ist Pacing in ihrer
höchsten Form und verstärkt eure hypnotische Beziehung sehr stark.
Und wenn du deinen Atemrhythmus dann wieder änderst, wird dir
dein Klient umgehend folgen. Den Atem zu pacen kannst du in
jedem Alltagsgespräch üben und trainieren, bis dir diese Fähigkeit
irgendwann in Fleisch und Blut übergegangen ist und du es ganz
automatisch tust. Glaub mir, es lohnt sich!Veränderung des Pulsschlags
Auch der Pulsschlag kann in Hypnose sowohl langsamer als auch schneller
werden. Die Beobachtung dieses Hypnosesignals ist etwas schwieriger,
mit etwas Übung kann man aber sowohl an der Schulter, am Fußgelenk
oder an der Halsschlagader den Pulsschlag gut beobachten.Gerötete Augen
In Hypnose neigen die Augen dazu sich zu röten, das heißt das Weiße
des Augapfels ist mit feinen roten Äderchen durchzogen, wie man
es kennt, wenn man einmal wenig Schlaf hatte, die Nacht durchgemacht
oder viel geweint hat. Dieses Zeichen ist sehr zuverlässig, denn
es ist unmöglich, dies auf bewusster Ebene zu simulieren oder irgendwie
sonst hervorzurufen. Du kannst es sehr einfach überprüfen, wenn
du in der Hypnose fraktionierst, das heißt die Augen ab und zu mal
öff nen lässt, um danach den Hypnotee noch tiefer gleiten zu lassen.
Blickst du in diesem Moment in gerötete Augen, kannst du dir ziemlich
sicher sein, dass du gut gearbeitet hast.Veränderung der Gesichtsfarbe
In Hypnose wird auch die Blutzirkulation angeregt, weil das gesamte
Nervensystem stimuliert wird. Die Gesichtsfarbe wird dann durch
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die intensivere Durchblutung tendenziell etwas gerötet und dunkler.
Es gibt jedoch auch Menschen, die etwas bleicher werden, weil das
Blut in andere Körperregionen fl ießt. Wichtig ist auch hier, dass du
wahrnimmst, wenn sich etwas verändert.Verstärkte Produktion von Tränenfl üssigkeit undSpeichel
Die Produktion dieser beiden Körperfl üssigkeiten steigt in Hypnose
an. Dies führt dazu, dass der Blick beim Öff nen der Augen oftmals
etwas verklärt wirkt und dass der Schluckrefl ex in seiner Frequenz
deutlich zunimmt. Es erstaunt dich aber sicher jetzt auch nicht mehr,
wenn ich dir sage, dass es auch Klienten gibt, deren Schluckrefl ex
während der gesamten Hypnose gar nicht mehr funktioniert und sie
deshalb überhaupt nicht schlucken.Unbewusste Muskelzuckungen
Wenn das Unterbewusstsein dominant wird und in den Vordergrund
tritt, dann kommt es vermehrt zu unkontrollierten Zuckungen der
Muskulatur, vor allem im Gesicht, den Armen und den Beinen. Dieses
Phänomen kennst du wahrscheinlich selbst sehr gut, wenn du
kurz vor dem Einschlafen in deinem Bett liegst und du die Anspannungen
des Tages langsam loslässt.Verringerung der Bewegung
Die Bewegung innerhalb der Hypnose geht, wenn nicht durch den
Hypnotiseur anders suggeriert, so ziemlich gegen null, je tiefer jemand
in Hypnose geht. Deshalb ist auch eine entsprechende Rückholprozedur
so unglaublich wichtig, dazu aber später detailliert mehr.Körperliche Entspannung/schwerer Kopf
Wenn Menschen sich nach innen wenden, neigt der Körper dazu,
loszulassen und die gesamte Muskulatur zu entspannen. Die Muskelpartie,
die sich meist zuerst entspannt, ist die im Nacken und im
Oberkörper. Wenn es nicht sowieso von alleine geschieht, kannst du
den Kopf deines Hypnotees sehr leicht durch ein sensibles (!) Drü55
cken am Hinterkopf nach vorne auf die Brust fallen lassen. Wenn er
erst einmal in dieser Position ist, wirst du feststellen, dass er so schwer
und locker ist, dass er sich nur mit Mühe wieder nach oben bringen
lässt.
Diese körperlichen Zeichen von Hypnose wahrzunehmen, hilft dir
nicht nur dabei zu erkennen, ob dein Klient auch wirklich »drin« ist,
sondern sie sind auch ein wunderbares Mittel zur Vertiefung. Wie
schon kurz angedeutet, werden ihm alle diese Dinge so lange nicht
bewusst sein, bis du ihn darauf aufmerksam machst, indem du seinen
Fokus genau auf das jeweilige Signal lenkst (Attention goes, where
Energy fl ows!).
Dies verstärkt die physiologische Reaktion meist noch einmal
und du kannst sie entweder mit einer Suggestion verknüpfen (»Je
mehr deine Augen blinzeln, desto leichter wird dein Arm … leichter
und leichter …«) oder zur Vertiefung nutzen (»Nimm wahr, wie
deine Atmung immer gleichmäßiger wird, während du immer tiefer
sinkst …«). Wie alle anderen Puzzleteile deiner Fähigkeiten als Hypnotiseur,
so ist auch eine geschulte Wahrnehmung das Ergebnis von
Erfahrung und regelmäßigem praktischen Üben. Aber wenn du sie
erst einmal beherrschst und diese Prozesse unbewusst bei dir ablaufen,
werden sie dir viele treue Dienste in deiner Arbeit mit deinen
Klienten leisten.
56Ein sicherer Kompass in jedem hypnotischenProzess – die AUS-Formel
Es gibt eine geniale Faustregel, die ich zum ersten Mal von Igor
Ledochowski gehört habe und die seitdem eine Art Wegweiser für
mich geworden ist und mir beim Hypnotisieren schon viele wertvolle
Dienste geleistet hat.11 Diese Formel wird AUS-Formel genannt. Sie
ist für mich so etwas wie der Schlüssel für den Ablauf eines jeden
hypnotischen Prozesses.
Und wenn du dir den Abschnitt über die Defi nitionen von Hypnose
noch einmal durchliest, dann wirst du auch feststellen, warum
dies so ist.
Sind alle drei Elemente der AUS-Formel erfüllt, dann wirkt sie
wie ein Schweizer Uhrwerk und du kannst dir sicher sein, dass die
Hypnose gut verlaufen wird. Fehlt nur ein einziger Punkt oder wird
ein Schritt nur halbherzig durchlaufen, dann wirst du wahrscheinlich
im Laufe deiner hypnotischen Arbeit Schwierigkeiten bekommen.
Das Schöne ist dann jedoch, dass du genau weißt, warum etwas nicht
so funktioniert hat, wie es sollte, vor allem aber auch, wie du es besser
machen kannst. Lerne die AUS-Formel also gut und verankere sie in
deinem Unterbewusstsein, denn sie ist eine wirkliche Allzweckwaff e
im Arsenal eines jeden guten Hypnotiseurs:
A – Aufmerksamkeit fokussieren
U – Umgehen des kritischen Faktors
S – Stimulation des UnterbewusstseinsA steht für »Aufmerksamkeit fokussieren«
Dies ist einer der Schlüsselmomente in einem hypnotischen Prozess.
Schon die alten Väter der klassischen Hypnose wussten darum und fi -
xierten den Blick ihrer Patienten mit allen möglichen Gegenständen.
Und diese Männer waren nicht umsonst so gut in ihrer Profession,
denn wenn man erfolgreich hypnotisieren möchte, benötigt man die
fokussierte Aufmerksamkeit des Hypnotees. Je mehr du davon hast,
desto besser ist es.
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Schau deinem Klienten in die Augen und fokussiere sie durch den
Blickkontakt auf deine Persönlichkeit. Berühre ihn an der Schulter
oder an den Armen und lass seine Gedanken um die Ideen und
Suggestionen
kreisen, die du ihm präsentierst. Ohne eine fokussierte Aufmerksamkeit
wird es sehr schwer, jemanden in Hypnose zu führen.
Und genau deshalb nutzen so gut wie alle hypnotischen Induktionen
an irgendeiner Stelle das Element der Fokussierung oder Fixierung.
Nicht umsonst wollte James Braid für Hypnose den Namen »Monoideismus
« etablieren, der genau diese Fokussierung auf eine einzige
Idee beziehungsweise eine einzige Suggestion beschreibt.U steht für »Umgehen des kritischen Faktors«
Wenn du dich an das Bild des kritischen Faktors als Türsteher erinnerst,
weißt du noch, dass er sehr aufmerksam darüber wacht, welche
Suggestionen durch das Tor zu unserem Unterbewusstsein hineingelassen
werden und welche nicht. Und dieser Filter ist genau der Teil
unseres Geistes, der alles auf logische Art und Weise überprüft und
dann feststellt: »Das stimmt nicht!«, »Das kann niemals funktionieren!
« oder »Das ist unlogisch.«
Da Hypnose aber laut unserer Defi nition ein Zustand ist, in dem
das Bewusstsein nicht in unbewusste Prozesse eingreift, müssen wir
den kritischen Faktor umgehen, ablenken oder mit bestimmten Aufgaben
beschäftigen. Denn als Hypnotiseur wollen wir erreichen, dass
unser Klient auf anderen Wegen lernt und Lösungen sucht, die außerhalb
seines normalen Denkens und Handelns liegen und die eben
nicht logisch analysiert, sondern unkritisch angenommen und ausgeführt
werden. Wie wir dies sehr einfach schaff en, dazu kommen wir
später noch sehr genau.S steht für »Stimulation des Unterbewusstseins«
Dies ist der Kern jeglicher Arbeit mit Hypnose, wenn es um
Veränderungsarbeit
im Coaching, auf der Showbühne, aber natürlich genauso
in einer Impromptu-Situation geht. Wir wollen in Trance direkt
mit dem Unterbewusstsein kommunizieren, um Lösungen, Konzepte
und Ideen zu suggerieren, die außerhalb unseres Bewusstseins liegen.
Denn genau da liegt der Hase im Pfeff er.
58
Der Hauptgrund, warum Menschen sich nicht verändern oder
Probleme lösen können, ist der, dass sie auf rationaler Ebene schon
alles probiert haben. Würde diese Lösung im Bereich des Bewusstseins
liegen, wäre das Problem nämlich schon längst gelöst. Ist dies
aber nicht der Fall, befi nden wir uns in einer Sackgasse und wissen
nicht mehr weiter.
Die Lösung des Problems liegt auf der unbewussten Ebene und
kann mit Hypnose sehr schnell und einfach gefunden werden. Aber
wie stimulierst du das Unterbewusstsein denn nun am besten?
Ganz einfach. Präsentiere ihm eine Suggestion oder eine Idee, auf
die es gerne und unkritisch reagiert. Und an dieser Stelle der Formel
sind wir wirklich erst einmal mit jeder unbewussten Reaktion zufrieden,
egal ob es sich um etwas Emotionales, Kreatives oder Unlogisches
handelt. Denn wenn wir erst einmal wissen, dass unser Hypnotee
die ihm präsentierten Suggestionen unkritisch aufnimmt und
ausführt, dann können wir seine Reaktionen in eine von uns und ihm
gewünschte Richtung lenken.
Obwohl sie sehr kurz ist, ist diese Formel in meiner Welt ein entscheidender
Schlüssel für das generelle Verständnis von Hypnose. Wann
immer diese drei Dinge passieren, eine fokussierte Aufmerksamkeit,
eine Umgehung des kritischen Faktors und eine Stimulation des
Unterbewusstseins, kannst du dir sicher sein, dass es sich um einen
hypnotischen Prozess handelt. Merke dir daher diese Formel gut und
überprüfe sie auch bei allen weiteren Th emen, die wir im Laufe dieses
Buches behandeln werden. Wenn du das Prinzip der AUS-Formel
verinnerlicht hast, steht dir die Tür zur gesamten Welt der Hypnose
weit off en. Du musst dann nur noch hindurchgehen und dich gemeinsam
mit dem Unterbewusstsein deines Hypnotees auf eine spannende
Reise begeben.
59Das Geheimnis aller großen Hypnotiseure:die Intention
Jetzt, wo wir uns mit den Grundlagen der Hypnose beschäftigt haben,
solltest du ein gewisses Verständnis für die Zusammenhänge und
Abläufe haben. Doch da alle Th eorie bekanntlich grau ist, fangen wir
nun an, diese theoretischen Hintergründe in die Praxis umzusetzen.
Und je mehr du übst und die einzelnen Abschnitte dieses Buches mit
verschiedenen Hypnotees ausprobierst, desto besser wirst du auch die
Th eorie verstehen, da du diese in jeder praktischen Anwendung live
in Aktion sehen kannst.
Und diese Erfahrung ist es auch, die dich auf deinem Weg schnell
wachsen lassen wird. Aber was sind die anderen Dinge, die einen
wirklich guten Hypnotiseur ausmachen und ihn von der Masse und
der Mittelmäßigkeit absetzen? Da es sich bei Hypnose um eine
Kommunikation
zwischen zwei oder mehreren Menschen handelt, können
es nicht die Techniken sein. Diese sind zweifelsohne wichtig, und
jeder Hypnotiseur sollte sein Handwerk perfekt beherrschen.
Doch genau wie die Kunst eines Salvador Dalí oder eines Pablo
Picasso nicht einfach nur dadurch entstanden ist, dass sie mit einem
Pinsel Farbe auf eine Leinwand gemalt haben, so ist auch ein großer
Hypnotiseur nicht einfach jemand, der weiß, wie er mit Sprache umgeht,
und ein bestimmtes Repertoire an Induktionen besitzt.
Das große Geheimnis, welches einen schlechten von einem guten
und den guten von einem herausragenden Hypnotiseur unterscheidet,
ist sehr einfach: Es ist die Intention und die dadurch entstehende
kongruente Ausstrahlung. Und mit Intention meine ich hier sowohl
die Beweggründe und die Ethik, die hinter dem Handeln stehen,
wie auch die Motivation und Inspiration, warum jemand etwas tut.
Denn immer, wenn man Dinge mit viel Herzblut, Leidenschaft und
Anspruch tut, dann macht man einen Unterschied, der für seine Mitmenschen
einen entscheidenden Unterschied macht.
Wichtig ist vor allem deine mentale Einstellung: Du musst DER
Hypnotiseur sein, nicht irgendein Hypnotiseur. Nicht irgendjemand,
der ein bisschen über Hypnose weiß oder dann und wann mal mit
60
Hypnose arbeitet. Nein, du musst DER Hypnotiseur sein. Deine
Einstellung und dein Selbstverständnis machen den Unterschied.
Mit jeder Faser deines Körpers musst du absolutes Selbstbewusstsein
und Vertrauen in dich und dein Können, verbal und nonverbal, und
damit vollkommen kongruent, kommunizieren.
Es gibt keine Spur von Zweifel an deinen Fähigkeiten und an den
von dir erwarteten Ergebnissen, nur absolute Gewissheit. Ich weiß,
dass eine solche Denkweise anfänglich ein wenig schwierig ist, da vieles
von den Dingen erst einmal neu ist und du dich vielleicht auch
erst am Anfang deiner Hypnosekarriere befi ndest. Aber hab Vertrauen
in dich. Wenn du noch nicht so weit bist, tu einfach so, als ob du
es schon wärst. Der »As-If«-Frame kann wahre Wunder bewirken.
Der Rest kommt dann mit der Erfahrung ganz von alleine.
Mach dir vor allem eines klar: Du kannst beim Hypnotisieren
überhaupt nichts falsch machen. Viele Anfänger verkrampfen sehr
schnell, weil sie die Erwartung haben, dass Hypnose nach einem
bestimmten Schema ablaufen müsste, welches auch noch ein
vorgeschriebenes
Ergebnis zur Folge hat. Aber genau wie jeder Mensch
individuell ist, so ist auch jede Hypnose individuell. Und vor allem
ist jeder Hypnotiseur individuell. Wenn fünf Hypnotiseure mit dem
gleichen Ansatz und mit der gleichen Induktion den gleichen Klienten
hypnotisieren würden, dann würden sie auf jeden Fall jeder
für sich unterschiedliche Ergebnisse erhalten, einfach weil es sich um
fünf individuelle hypnotische Beziehungen handelt.
Wenn deine Intention stimmt und du genau weißt, wie sich dein
Klient fühlen und wie er sich verhalten soll, dann ist der Prozess dahin
einfach ein permanentes Wechselspiel von Suggestion und Feedback.
Du gibst eine Suggestion, und dein Hypnotee befolgt diese,
oder manchmal eben auch nicht. Befolgt er sie, klasse. Dann machst
du genau so weiter und gibst die nächste Suggestion. Befolgt er sie
hingegen nicht (und auch das kann und wird vorkommen!), dann
mach einfach irgendetwas anderes. Bestätige deinem Klienten, dass
sein Verhalten genau richtig war, und gib ihm eine andere Suggestion.
Je kongruenter und klarer deine Intention dabei ist, desto erfolgreicher
wirst du werden. Und dabei ist dein Antrieb genauso wichtig
wie die Fokussierung auf ein positives Ergebnis und das Ausräumen
61
jeglicher Zweifel. Der erste und wichtigste Schritt ist also, dafür
zu sorgen, dass es dir gut geht, denn dadurch wirst du viel leichter
Selbstvertrauen und Kompetenz ausstrahlen. Wenn du dich wohlfühlst,
wird deine Intention automatisch auch positive Auswirkungen
auf deinen Klienten haben.
Er ist für die Hypnose der wichtigste Mensch und auf ihn sollte
alles ausgerichtet werden. Und wenn du von vornherein felsenfest
überzeugt bist, dass es ihm nach der Hypnose besser gehen wird als
vorher, dann wird sich auch dein ganzes Handeln und dein Verhalten
an diesem Gedanken orientieren. Ein diesbezüglich berühmtes Zitat
von Dave Elman lautet: Want it to happen. Expect it to happen. Make
it happen! Frei übersetzt bedeutet das: Habe den festen Willen, dass es
geschehen wird. Erwarte, dass es geschehen wird. Lass es geschehen.
Und genau das sollte deine Einstellung sein, wenn du erfolgreich und
selbstverständlich andere Menschen hypnotisieren möchtest.
In der Arbeit mit Klienten habe ich eine Grundannahme, die besagt,
dass Körper und Geist Teil ein und desselben Systems sind. Das
bedeutet nichts anderes, als dass physiologische Veränderungen dein
Denken beeinfl ussen und die Art und Weise, wie und was du denkst,
automatisch auch Einfl uss auf dein Verhalten und deine nonverbale
Kommunikation hat.
Es ist daher unglaublich wichtig, dass du innerlich entspannst
und locker bist, damit du dich auch äußerlich genauso verhältst und
sich diese Gelassenheit dann auf deinen Klienten übertragen kann.
Mehr noch, wenn du tief und fest glaubst, dass du der beste Hypnotiseur
bist und dass du die spannendsten hypnotischen Phänomene
hervorrufen wirst, dann wird dein Gegenüber dies unbewusst spüren
und deine Suggestionen gerne und unkritisch befolgen.
Und diese innere Einstellung hat überhaupt nichts mit Arroganz
zu tun, sie ist ganz einfach notwendig, damit dein Hypnotee das
Gefühl hat, in besten Händen zu sein, und dir voll und ganz vertraut.
Denn wie sagte schon Robert Anton Wilson in seinem Buch
Der neue Prometheus: »Was der Denker denkt, wird der Beweisführer
beweisen.«12 Sein Modell besagt, dass unser Gehirn aus einem Denker
und einem Beweisführer besteht. Und wenn unser Denker einen
62
bestimmten Glaubenssatz hat, dann wird der Beweisführer alles daransetzen,
so viel Beweise wie möglich zu fi nden, dass dieser Glaubenssatz
wahr ist. Und wenn der Klient tief und fest glaubt, dass du
der beste und kompetenteste Hypnotiseur bist, dann wird er sich dir
gegenüber auch genauso verhalten, weil sein Beweisführer einen Beweis
nach dem anderen dafür fi ndet.
Dies ist das sogenannte Phänomen des Awe-Rapport, einer besonderen
Form von Experten-Rapport, das bei Berufsgruppen wie Gehirnchirurgen,
Piloten und auch Hypnotiseuren als eine Mischung
aus Respekt, Erwartungshaltung und eben Erfurcht (awe = englisch
für »Ehrfurcht«) auftritt.13 Die Wirkung ist gewaltig und du solltest
den natürlich auftretenden Awe-Rapport so oft wie möglich nutzen
und deinen dadurch entstehenden Status zum Wohle deines Klienten
einsetzen. Du bist der Hypnotiseur, und dein Hypnotee wird von dir
schnell und einfach hypnotisiert werden, einfach weil du gut bist, an
dich glaubst, weißt, was du tust, und weil jeder Zweifel fehlt und es
für dich das Natürlichste von der Welt ist.
Die Übereinstimmung zwischen dem Denken und dem Verhalten,
zwischen dem, was du sagst, und dem, was du tust, nennt man
Kongruenz. Und ein kongruentes Auftreten garantiert dir praktisch
eine schnelle und nachhaltige Verbindung zu deinem Klienten und
die Gewissheit, jederzeit die passenden Worte zu fi nden und die richtigen
Dinge zu tun.
Je kongruenter deine Kommunikation wird, desto mehr wird
auch dein Selbstbewusstsein steigen, welches zum einen die Summe
aller Erfolgserlebnisse im Leben ist (und mit der Methode aus diesem
Buch wirst du eine Menge haben), gleichzeitig aber auch die
Abwesenheit von Zweifel. Je mehr du also übst, ausprobierst und
hypnotisierst, desto größer wird dein Selbstbewusstsein werden und
deine Erfahrung wachsen. Such dir zum Anfang deiner Karriere als
Hypnotiseur so viel Übungspartner wie möglich, um mit ihnen all
die Dinge zu üben, die du in diesem Buch kennenlernen wirst. Und
während du am Anfang deine Einstellung, der Hypnotiseur zu sein,
vielleicht noch etwas spielen musst, wird sie dir im Laufe der Zeit in
Fleisch und Blut übergehen.
63Do it your Way: Hypnose mit Anspruch undVerantwortung
Wenn die Worte »Moral«, »Ethik« und »Anspruch« fallen, schalten
viele Menschen mittlerweile fast automatisch ab, verbinden sie damit
doch allzu oft in pastoralem Ton vorgetragene Belehrungen von
Leuten, die es selbst mit den von ihnen geforderten Werten nicht
ganz so genau nehmen. Da aber diese Dinge beim Hypnotisieren den
alles entscheidenden Unterschied machen, möchte ich trotzdem kurz
darauf eingehen.
Denn wenn du einige Grundsätze beachtest, kannst du dich sehr
einfach von der Masse der Hypnotiseure absetzen und einen ganz
persönlichen Stil entwickeln, einfach dadurch, dass du weißt, was du
tust, und dir im Klaren darüber bist, welche kraftvollen Werkzeuge
du nutzt. Hypnose ist vor allem das Ergebnis der Beziehung zwischen
dem Hypnotiseur und seinem Klienten. Je vertrauensvoller diese Beziehung
ist, desto intensiver wird auch die Hypnose werden. Dabei
hilft dir deine Intention ungemein. Trotzdem hast du gerade in spontanen
Situationen kaum Zeit, diese Beziehung so umfangreich aufzubauen,
wie es zum Beispiel in einer Praxis mit einem umfangreichen
Vorgespräch möglich wäre.
Alleine dadurch, dass du bereits weißt, dass man mit Hypnose
durchaus Schaden anrichten kann (übrigens genau wie mit jeder anderen
Form der Kommunikation auch, aber das nur am Rande), wirst
du es nicht tun, weil du dir bewusst bist, welche hohe Verantwortung
du für deinen Klienten trägst. Dies gilt sowohl für seine körperliche
wie auch für seine geistige Sicherheit. Sorge deshalb immer dafür,
dass er keinen physischen Gefahren ausgesetzt wird. Checke vor der
Hypnose, ob er irgendwelche körperlichen Einschränkungen hat,
und nimm dann darauf Rücksicht.
Arbeite grundsätzlich nicht mit kranken, alkoholisierten oder unter
Drogen stehenden Personen. Auch solltest du nur solche Induktionen,
Tests und Routinen durchführen, bei denen die Sicherheit
absolut gewährleistet und Verletzungen ausgeschlossen sind. Achte
immer auf einen sicheren Stand und führe sämtliche deiner Bewe64
gungen während der Hypnose sanft und elegant aus. Lass deinen Klienten
jederzeit spüren, dass du auf sein Wohlergehen bedacht und für
ihn da bist.
Und formuliere deine Suggestionen stets so, dass keine Gefahr
besteht, dass er sich verletzen könnte. Dies wird eure hypnotische
Beziehung ungemein stärken und ausbauen. In einigen Impromptu-
Situationen kann es vorkommen, dass du eine kleine Show für ein
Publikum darbietest, indem du gemeinsam mit deinem Hypnotee
(und vor allem mit dessen Zustimmung!) einige lustige und alberne
Dinge machst. Welche hypnotischen Phänomene du aber auch
hervorrufst, stelle auf jeden Fall sicher, dass du alle Suggestionen am
Ende der Hypnose rückgängig machst und zur zusätzlichen Absicherung
auch suggerierst, dass »alles wieder auf normal« ist.
Denn genauso, wie du die Verantwortung für die körperliche Sicherheit
trägst, hast du diese auch auf der mentalen Ebene. Erinnere
dich noch einmal an das Beispiel mit dem Küchenmesser. Es kommt
immer darauf an, mit welcher Intention du es einsetzt, ob du damit
kunstvoll ein Filetsteak zubereitest oder es einsetzt, um einen
Menschen zu verletzen. Jemand, der hypnotisiert ist, hat seinen bewussten
kritischen Filter heruntergefahren und das Unterbewusstsein
ist dominant. In diesem Zustand kannst du die Glaubenssätze und
somit die aktuelle Realität sehr leicht stretchen und verändern. Das
Verhalten in Hypnose ist immer unbewusst und daher folgt es auch
keinen logischen Grundsätzen. Vielmehr folgt der Hypnotee gerne
und motiviert den Suggestionen des Hypnotiseurs.
Und diese Anweisungen und Instruktionen werden mit zunehmender
Tiefe der Hypnose vom Unterbewusstsein mehr und mehr
wörtlich genommen. So manche Suggestion kann daher schon mal zu
einem anderen Ergebnis führen als ursprünglich geplant.
So hat beispielsweise ein bekannter Showhypnotiseur während einer
Show den Teilnehmern – unter ihnen befand sich ein breitschultriger
Rocker – die Suggestion gegeben, dass sie auf ihren Händen
eine kleine Fee sehen würden, für die sie verantwortlich wären. Dann
sagte er, dass er ihnen die Fee jetzt wegnehmen würde und sie darüber
sehr wütend sein würden. Leider vergaß er, die Suggestion zu geben,
65
dass sie dem Hypnotiseur nichts antun würden. Und so kam es, dass
das ohne bewussten logischen Filter agierende Unterbewusstsein des
Rockers auf den Hypnotiseur losging, um »seine Fee« zu beschützen.
Zum Glück passierte aber nichts, da die Assistenten rechtzeitig einschreiten
konnten und dann entsprechende aufl ösende Suggestionen
gegeben wurden.
Du siehst an diesem Beispiel aber recht deutlich, was alles passieren
kann, wenn sich jemand in tiefer Hypnose befi ndet. Wähle deine
Worte also mit Bedacht und gehe kein unnötiges Risiko ein.
Ein Wort noch zum Th ema »Abreaktionen«. Dies sind in Hypnose
wiedererlebte und verdrängte (meist traumatische) Erlebnisse aus
der Kindheit, welche oftmals heftige emotionale Reaktionen zur Folge
haben. Dies ist im therapeutischen Kontext durchaus gewollt, da
auf diese Art und Weise negative Erfahrungen und Ereignisse unterbewusst
verarbeitet werden können, die das Bewusstsein zum Schutz
der Person verdrängt hatte.14
Wenn du allerdings keine fundierte Ausbildung in Hypnotherapie
oder -Coaching hast, dann solltest du es vermeiden, mit Regressionen
(Rückführungen in die Kindheit) zu arbeiten. Trotzdem kann es auch
bei aller Vorsicht vorkommen, dass du mit einem bestimmten Wort
oder einer Suggestion eine Erinnerung auslöst, welche für das
Unterbewusstsein
wie ein Trigger für eine verdrängte Situation wirkt. Die
mit dieser Situation verbundenen Emotionen kommen dann wieder
hoch und können sich in Zittern, Weinen oder sogar in Heulkrämpfen
äußern. In solchen Fällen heißt es dann, Ruhe zu bewahren und
deine ganze Empathie einzusetzen.
Da dies kein Buch über Th erapie oder Coaching ist, gebe ich dir
hier einen einfachen Ablauf, wie du in einer Impromptu-Situation
schnell und pragmatisch auf eine Abreaktion reagieren kannst: Fass
deinen Klienten nicht an, da sonst die Gefahr besteht, diese Emotionen
noch zu ankern. Sei einfach da und gib ein paar Suggestionen,
dass alles okay ist. Gib ihm so viel positive Ressourcen wie möglich,
indem du den hypnotischen Blitz nutzt (den lernst du in einem späteren
Kapitel). Lass ihm ein wenig Zeit und führe dann eine saubere
Ausleitung durch. Dann sagst du ihm, dass er gerade etwas für sich
unglaublich Wertvolles getan hat, da sein Unterbewusstsein alte Din66
ge aufgeräumt und somit Platz für Neues geschaff en hat. Was genau
das ist, wird er wahrscheinlich selbst am besten wissen. Kümmere
dich auch nach der Hypnose noch um ihn und stelle sicher, dass es
ihm gut geht.
Jetzt, wo du weißt, wie du mit solchen Situationen praktisch umgehen
kannst, kann ich dir versichern, dass so etwas wahrscheinlich nie
vorkommen wird. Es ist mir aber wichtig, dass du für den Fall der Fälle
gewappnet bist, um dann sicher und kompetent handeln zu können.
Sei dir deshalb sehr bewusst, welche Verantwortung du trägst.
Und auch wenn viele der in diesem Buch vorgestellten Techniken
und Demonstrationen unheimlich viel Spaß machen und für viel
Unterhaltung sorgen, sollte der Respekt und die Wertschätzung für
den Klienten immer an erster Stelle stehen. Und eines kannst du mir
glauben, dein Hypnotee wird diese Empathie spüren und es dir dadurch
danken, dass er noch besser auf deine Suggestionen reagiert.
Und genau so sollte es auch sein, denn schlussendlich ist Hypnose
ein Weg, den Hypnotiseur und Hypnotee auf Augenhöhe gemeinsam
gehen und an dem beide unheimlich viel Spaß haben.
67Der sechsstufi ge Impromptu-Prozess
Hypnose jederzeit und an jedem Ort anwenden zu können, und
fremde Menschen innerhalb kürzester Zeit zu hypnotisieren, ist ein
Wunsch und ein Ziel, das wohl jeder verfolgt, wenn er sich mit dem
Th ema »Hypnose« beschäftigt. Und mit dem einfachen Prozess, den
ich dir in diesem Buch vorstellen werde, wirst du diese Fähigkeit
schon längst sicher und eff ektiv beherrschen, während andere noch
immer davon träumen. Die einzelnen Schritte werden für dich ein
leicht nachzuvollziehender Leitfaden sein, an dem du dich jederzeit
orientieren kannst.
Und wenn du die Kunst der Impromptu Hypnose elegant und
eindrucksvoll anwenden kannst, dann stellt sich die nächste Frage:
Wie kommst du an passende Hypnotees, die Lust haben, sich von
dir hypnotisieren zu lassen? Der einfachste Weg ist es, in die Fußgängerzone
deiner Heimatstadt zu gehen und dort ein Schild aufzustellen,
dass du kostenlos hypnotisierst. Oder du gehst von dir aus
auf die Leute zu und erzählst ihnen, dass du Hypnotiseur bist. Du
wirst sehen, dass du mit vielen Menschen ins Gespräch kommst und
dabei gleichzeitig deine Komfortzone stretchst, denn es kostet natürlich
auch ein wenig Überwindung, wildfremde Menschen einfach so
anzusprechen und sie zu fragen, ob sie Lust haben, sich hypnotisieren
zu lassen.
Die meisten Gelegenheiten werden sich aber einfach »so nebenbei
« ergeben, wenn du mit Leuten sowieso ins Gespräch kommst.
Stell dir einfach mal vor, du bist auf einer Party, liegst im Urlaub entspannt
im Pool oder bist berufl ich auf einer Netzwerkveranstaltung
oder Messe und lernst dort jemanden kennen. Nach einiger Zeit wirst
du gefragt, was du berufl ich oder in deiner Freizeit so machst, und
stellst dich als Hypnotiseur vor.
Und da das Wort »Hypnose« bei den meisten Menschen automatisch
die unterschiedlichsten Filme im Kopf ablaufen lässt, ist die
Neugier bei deinem Gesprächspartner schnell geweckt. Vielleicht gesellen
sich sogar noch weitere Leute aus der Umgebung zu euch, weil
sie das Th ema so faszinierend fi nden. Und über kurz oder lang wird
dich mit Sicherheit jemand fragen, ob du ihn denn auch hypnotisie68
ren könntest, was du natürlich gerne tust. Klingt einfach? Ist es auch.
Nur dass die meisten Hypnotiseure diese Gelegenheiten viel zu einfach
verstreichen lassen. Entweder weil sie zu wenig Selbstvertrauen
haben oder einfach weil ihnen die Fähigkeit fehlt, fremde Menschen
mit einer Schnellinduktion sicher und zuverlässig in Hypnose zu versetzen.
Je mehr du übst, desto schneller wird auch dein Selbstbewusstsein
wachsen, denn du wirst eine Menge Erfolgserlebnisse haben. Und je
mehr du dir und deinen Fähigkeiten vertraust, desto mehr strahlst
du diese Gewissheit auch aus. Irgendwann kommunizierst du verbal
und nonverbal so kongruent und bist ganz einfach der Hypnotiseur,
der die Gelegenheiten, andere Menschen spontan zu hypnotisieren,
magisch anzuziehen scheint.
In den nächsten Kapiteln werde ich dich Schritt für Schritt durch
die einzelnen sechs Stufen des Impromptu-Prozesses führen und dir
ausführlich und anhand von Beispielskripten deutlich machen, wie
genau der Ablauf ist und welche Art von Patter (so nennt man die
Abfolge der einzelnen Suggestionen und Anweisungen in Hypnose)
du benutzen kannst. Wir beginnen mit dem Setzen des hypnotischen
Kontextes, in dem wir das Fundament für unsere weitere Arbeit legen
und unseren Klienten auf die bevorstehende Hypnose einstimmen,
indem wir seine Erwartungshaltung und seine Motivation elegant
steigern. Danach feuern wir in der Set-Up-Phase seine Vorstellungskraft
an und testen gleichzeitig seine Suggestibilität. Mit einer Rapid
Induction unserer Wahl leiten wir dann die Hypnose ein und vertiefen
diese dann umgehend.
In Hypnose testen wir dann einige hypnotische Phänomene, um
sowohl uns als auch den Hypnotee zu überzeugen, dass er wirklich
hypnotisiert ist. Haben wir ein kleines Publikum, führen wir auch
noch einige coole Routinen durch, indem wir zum Beispiel eine
Hand festkleben oder den Namen vergessen lassen.
Danach lernst du noch den wichtigsten Teil des Prozesses kennen,
nämlich die Ausleitung. Auf welche Art und Weise du diese durchführst,
kann den Unterschied ausmachen, ob die Hypnose erfolgreich
war oder nicht. Und ganz nebenbei lernst du auch noch alles über
69
die Kunst der Suggestion und wie du mithilfe des hypnotischen Blitzes
deinem Klienten ein solches Lächeln ins Gesicht zaubern kannst,
dass viele Menschen, die deine Impromptu-Vorführung beobachtet
haben, unbedingt deine Visitenkarte haben wollen. Im Folgenden
siehst du zusammengefasst die sechs einzelnen Schritte des Impromptu-
Prozesses:
1. Der hypnotische Kontext – das Vorgespräch
2. Das Set-Up – Konzentrationsübungen
3. Die Einleitung – Rapid Inductions
4. Die Vertiefung – Deepeners
5. Der Test – hypnotische Phänomene und Routinen
6. Die Ausleitung – das Wake-Up-Skript
Lerne und übe jede einzelne Stufe des Prozesses so lange, bis dir die
Schritte und das Patter in Fleisch und Blut übergegangen sind. Du
weißt, dass du es wirklich geschaff t hast, wenn du nicht mehr darüber
nachdenken musst, was du wann tust und wie du was formulierst,
sondern wenn du dich ausschließlich auf deinen Klienten und seine
Reaktionen konzentrieren kannst. Und dies wird umso schneller geschehen,
je mehr du übst und je mehr du deine eigenen Erfahrungen
machst. Aber da jeder Weg ja mit dem ersten Schritt beginnt, wollen
wir jetzt mit Stufe 1, dem Kontext, starten.
Teil 2: Das Set-Up
73Pre-Talk reloaded – der hypnotische Kontext
Einer der wichtigsten Momente des hypnotischen Prozesses ist der
Pre-Talk. Dieser wird in der klassischen Hypnose dazu genutzt, um
dem Klienten genau zu erklären, was ihn erwartet, wie die Hypnose
abläuft, Vorurteile abzubauen, die Erwartungshaltung zu steigern
und durch all diese Dinge Rapport aufzubauen. Vor allem aber sollen
hier sämtliche Ängste genommen und aufgelöst werden, denn Angst,
sei sie bewusst oder unbewusst, kann später dazu führen, nicht in
Hypnose zu gehen oder diese vorzeitig abzubrechen.
In einem Coaching-Setting ist der Pre-Talk daher meist ein sehr
ausführliches Vorgespräch, in dem alle wichtigen Dinge detailliert
durchgesprochen werden. Der Hypnotiseur stellt viele Fragen, um
dann über Pacing und Leading Vertrauen und Kompetenz aufzubauen.
Dadurch entsteht das Gefühl, in sicheren Händen zu sein und jederzeit
die Kontrolle über die Situation zu haben. Hinzu kommt eine
hohe Erwartungshaltung seitens des Klienten, der sich ja von dem
Besuch Hilfe verspricht. Diese wird durch Zertifi kate an der Wand
und den Ruf des Hypnotiseurs noch unterstützt, sodass es ein Einfaches
ist, die Hypnose durchzuführen, denn man rennt sprichwörtlich
off ene Türen ein, weil der Hypnotee unbedingt hypnotisiert werden
will.
Das Ergebnis ist der sogenannte hypnotische Kontext. Dieser ist
das Ergebnis von Rapport, Vertrauen und Erwartungshaltung. Ich
stelle es mir immer vor wie einen unsichtbaren Vertrag, der zwischen
Hypnotiseur und Hypnotee geschlossen wurde und in dem der
unausgesprochene
Auftrag für die Hypnose erteilt wurde. Hinzu kommt
der Awe-Rapport, den du hast, seitdem du dich zum ersten Mal als
Hypnotiseur vorgestellt hast. Durch diesen Expertenrapport hast du
automatisch eine Tür zum Unterbewusstsein deines Klienten geöff -
net, die es dir einfach machen wird, deine Suggestionen wirkungsvoll
zu platzieren.
Ähnlich ist es bei der Showhypnose, bei der die ersten Minuten
für ein paar Standardinformationen, das bereits erwähnte Patter, genutzt
werden, um exakt den gleichen Rapport und den hypnotischen
Kontext mit dem Publikum aufzubauen. Die Erwartungshaltung
74
und der Awe-Rapport sind dabei sowieso schon enorm hoch und die
meisten Menschen sind mehr als gespannt, was in der Show alles passieren
und wie sich die Hypnose wohl anfühlen wird.
Dann greift der Hypnotiseur meist noch die vorhandenen Ängste
des Publikums auf (Pacing) und ersetzt sie durch Vertrauen (Leading),
indem er erklärt, dass er der absolut Beste auf seinem Gebiet ist und
dass alle seine Teilnehmer vollkommen sicher sein können, in guten
Händen zu sein. Auch in diesem Setting lassen sich die Freiwilligen
dann gerne und leicht hypnotisieren.
In einer Impromptu-Situation sieht das schon etwas anders aus,
denn hier handelt es sich um eine spontan entstandene Situation,
in der überhaupt nicht so viel Zeit für einen ausführlichen Pre-Talk
zur Verfügung steht. Meist hat der Hypnotiseur nur wenige Minuten
oder gar nur Sekunden zur Verfügung.
Aber wenn du jemanden aus dem Stegreif hypnotisieren willst, ist
dies auch gar nicht notwendig und es wäre wohl auch eher kontraproduktiv,
wenn du erst einmal eine halbe Stunde darüber erzählst,
was Hypnose ist und wie sie wirkt. Ein großer Teil der Wirkung einer
Impromptu Hypnose hängt genau davon ab, dass der Klient eben
nicht weiß, was ihn erwartet, und sich freiwillig in eine Situation begibt,
die einige unbekannte Komponenten mit sich bringt. Dadurch
entsteht diese besondere Form von leichter Aufregung und positiver
Nervosität, die wir für den Ausbau des Kontextes gut nutzen können.
Es kommt jetzt einzig und alleine darauf an, in sehr kurzer Zeit
Rapport und Kompetenz aufzubauen und jede Form von Angst bei
deinem Hypnotee positiv umzulenken und für deine Zwecke zu utilisieren.
Denn wie jede andere Emotion ist auch Angst immer unbewusst.
Und genau diese Dominanz des Unterbewusstseins wollen wir
ja erreichen. Es ist ein wenig wie beim Lampenfi eber, welches bei den
meisten Menschen, die auf Bühnen auftreten, erst den entscheidenden
Schub für eine grandiose Performance hervorruft.
Beim Aufbau einer guten Verbindung zu deinem Klienten und
einem entsprechenden hypnotischen Kontext werden dir zwei Dinge
unglaublich helfen, nämlich dein Mind-Set, der Hypnotiseur zu sein,
und der dadurch entstehende Awe-Rapport. Vertraue dir und sei dir
absolut sicher, dass dein Gegenüber gleich leicht und einfach mithilfe
75
deiner Fähigkeiten in Hypnose gehen wird. Begeistere ihn mit deiner
Persönlichkeit und lasse deine Intention auf ihn wirken. Und glaube
mir, bei einer richtig klaren Intention ist die Wirkung grandios, denn
das Unterbewusstsein deines Gegenübers spürt diese Kongruenz sehr
schnell.
Aber was tut man eigentlich genau, wenn man eben keine Zeit
für einen Standard-Pre-Talk in einem klassischen Setting hat? Die
einfachste Variante wäre, sofort mit dem Hypnotisieren zu beginnen,
ohne dass der Klient groß darüber nachdenken kann, ob du der
Richtige bist oder ob er Angst hat. Dies ist zum Beispiel mit einer
Handshake-Induktion, die du später lernen wirst, sehr einfach möglich.
Solch ein Verhalten setzt aber schon eine Menge Selbstvertrauen
voraus, daher macht es Sinn, zumindest ein paar kurze Dinge anzusprechen.
Denn schließlich wollen wir ja den Hypnotee auch in einen
Zustand bringen, in dem er Spaß an der Hypnose hat und sich so
kooperativ wie möglich verhält.
Zuerst gilt es, die Erwartung in deinem Hypnotee zu steigern und
deinen Status auszubauen. Im hypnotischen Kontext hast du nämlich
eine klare Rolle. Du bestimmst die Richtung und führst deinen
Klienten mit viel Rapport und Kompetenz durch den Prozess. Wenn
du es noch nicht getan hast, stelle dich als Hypnotiseur vor. Alleine
diese Tatsache reicht aus, um den entsprechenden Kontext zu schaffen,
denn die meisten Menschen fragen sich automatisch, wie es wohl
wäre, wenn du sie hypnotisierst, oder ob du vielleicht schon damit
angefangen hast.
Dann ist es Zeit, mit wenigen Worten eventuell vorhandene
Ängste zu nehmen und das Gefühl zu vermitteln, bei dir in sicheren
Händen zu sein. Dies kannst du mit ein paar Standarderklärungen
tun, die schnell und sicher die wichtigsten Hypnoseängste aufl ösen.
Frage deinen Klienten zuerst, was er denkt, was Hypnose ist. Als Antwort
wirst du eine Beschreibung seiner mentalen Landkarte erhalten,
also was genau er für Glaubenssätze zum Th ema »Hypnose« hat. Und
was immer er dir auch antwortet, gehe drauf ein und versichere ihm,
dass es genau das ist, was ihn erwartet. Du holst ihn also dort ab, wo
er sich befi ndet, und führst ihn dann in die von dir gewünschte Richtung.
Darauf aufbauend kannst du in deinen eigenen Worten hinzu76
fügen, dass Hypnose ein wundervoller mentaler Zustand ist, der sich
unglaublich gut anfühlt und den er genießen kann. Erkläre ihm, dass
Hypnose nichts mit Schlaf zu tun hat, du direkt mit seinem Unterbewusstsein
kommunizierst und er jedes deiner Worte hören wird.
Auch wird nichts gegen seinen Willen stattfi nden, er wird weder
Geheimnisse ausplaudern noch irgendwelche peinlichen Dinge tun.
Ganz im Gegenteil, Hypnose ist nur durch Zusammenarbeit möglich
und es kommt in hohem Maße auf seine innere Vorstellungskraft und
seine Konzentrationsfähigkeit an.
Dass dies nicht unbedingt zu 100 Prozent richtig ist, steht auf
einem anderen Blatt, es hilft aber ungemein, Vertrauen aufzubauen
und die Erwartungshaltung zu steigern. Denn unser einziges Ziel
ist es jetzt, schnell und zuverlässig eventuelle Ängste aufzulösen und
durch Motivation zu ersetzen. Mach deinem Klienten richtig Lust
auf die Hypnose, sodass er es kaum noch abwarten kann, einige Dinge
mit seiner eigenen Vorstellungskraft auszuprobieren. Ich füge hier
gern auch noch den Kommentar ein, dass ich ausschließlich daran
interessiert
bin, Klienten zu hypnotisieren, die es auch wirklich wollen.
Du wirst erstaunt sein, wie viele Leute dich danach zu überzeugen
versuchen, dass sie wirklich wollen und dass sie der beste Hypnotee
sind, den man sich vorstellen kann. Und das ist mir am allerliebsten,
denn jetzt ist der Hypnotee in der Rolle, Argumente zu fi nden,
dass seine Motivation stimmt. Aber auch wenn dies nicht so ist, hast
du alle Trümpfe selbst in der Hand. Begeistere deinen Klienten mit
Worten und mit deiner Persönlichkeit. Erzähl ihm immer wieder, wie
wundervoll und angenehm der hypnotische Zustand doch ist und
wie viel Spaß es machen wird. Dann schaust du ihm tief in die Augen,
setzt dein unwiderstehliches Lächeln auf und fragst ihn, ob er
von dir hypnotisiert werden möchte. An dieser Stelle brauchst du
ein kongruentes Ja, und wenn deine Intention stimmt, wirst du es
auch erhalten. Und nur, wenn dein Klient wirklich Hypnose erleben
möchte, fährst du fort.
Eine wunderbare Frage, die ich an dieser Stelle immer wieder gerne
einbaue, ist die folgende: »Wurdest du schon einmal hypnotisiert?«
Jetzt gibt es zwei grundsätzlich mögliche Antworten und mit beiden
können wir ganz einfach weiterarbeiten. Angenommen, er sagt »Ja«.
77
Dann sage ich voller Enthusiasmus: »Sehr gut, ich liebe es, Leute zu
hypnotisieren, die diesen Zustand schon genau kennen. Erinnere
dich doch schon mal an dieses tolle Gefühl und dann können wir
gleich loslegen, okay?«
Oder aber die Antwort ist »Nein«, dann sage ich Folgendes: »Sehr
gut, ich liebe es, Leute zu hypnotisieren, die noch gar keine Erfahrung
mit diesem tollen Zustand haben. Möchtest du ein paar geniale
Dinge erleben und sehen, zu was dein Verstand alles fähig ist? Okay,
dann lass uns loslegen.« Egal, was der Hypnotee also sagt, ich nutze
einfach seine Antwort, um mir ein weiteres Okay einzuholen, das
unsere Beziehung und unseren Rapport stärkt.
Zum jetzigen Zeitpunkt solltest du aufgrund des Kontextes, der
Erwartungshaltung und des Awe-Rapports bereits die Führung in der
Kommunikation und die Kontrolle über die Situation übernommen
haben. Dies ist unheimlich wichtig, denn du solltest jederzeit Herr
der Lage sein.
Um zu überprüfen, ob dein Hypnotee deine Führung akzeptiert
hat, gilt es nun, das, was ich »aktive Kooperation« nenne, zu erlangen.
Dahinter verbirgt sich nichts anderes als Vertrauen und Empathie
und sie bestimmt in entscheidender Art und Weise den hypnotischen
Kontext.
Unser Ziel ist es ja, in der gleich folgenden Hypnose unsere Suggestionen
so kunstvoll zu platzieren, dass unser Hypnotee diese gerne
befolgt. Deshalb bringen wir ihn schon einmal in einen Zustand, in
dem es für ihn normal und vor allem natürlich ist, Anweisungen von
uns gerne und umgehend Folge zu leisten. An der Reaktion erkennst
du dann sehr schnell und deutlich, wie es um deinen Rapport und
um deinen Status in der Kommunikation bestellt ist. Folgt dein Klient
den Anweisungen, so wird er das mit großer Wahrscheinlichkeit
auch in der Hypnose tun.
Reagiert er hingegen nicht auf deine Suggestionen, dann hast du
gleich ein deutliches Feedback, dass du entweder noch nicht genug
Rapport hast oder dass noch unbewusste Ängste vorhanden sind, die
es erst noch aufzulösen gilt. Diese Testphase startet genau in dem
Moment, in dem du dich als Hypnotiseur vorstellst, denn ab diesem
Zeitpunkt wird alles, was du sagst, zu einer Suggestion. Lies dir den
78
letzten Satz bitte noch einmal durch und lass ihn dir auf der Zunge
zergehen. Wenn du die Auswirkungen dieser Tatsache erst einmal
verinnerlicht
hast, wird vieles einfacher für dich werden.
Um eine aktive Kooperation zu erhalten, gibst du einfach ein paar
beiläufi ge Anweisungen, die für deinen Klienten anscheinend nur zur
Vorbereitung dienen, für dich jedoch nichts weiter als ein direkter
Test sind. Wenn ihr sitzt, forderst du ihn auf, dich anzusehen, sich
gerader hinzusetzen, die Hände auf die Oberschenkel zu legen, einen
Arm locker herunterhängen zu lassen oder näher heranzurücken.
Wenn ihr steht, sag ihm, dass er einen Schritt nach vorne machen,
die Füße zusammenstellen oder sich irgendwie sonst anders hinstellen
soll.
Egal welche Auff orderung du auch wählst, wichtig ist nur, dass er
deine Suggestionen und Anweisungen natürlich befolgt, denn dann
gewöhnt sich das Unterbewusstsein schon einmal daran und wird
darauf trainiert, sich in der Hypnose genauso zu verhalten. Wenn
du diese aktive Kooperation einforderst, solltest du bereits mit voller
Intention an die Sache herangehen, also ohne jegliche Art von Zweifel
davon ausgehen, dass genau das geschehen wird, wozu du deinen
Klienten auff orderst.
Ich streue dabei auch immer ein paar lockere Sprüche oder Witze
ein und lächle so viel es geht. Denn es gibt einfach nichts Besseres,
um Anspannung abzubauen, als zu lachen. Und zumindest ich möchte,
dass meine Klienten bei und in der Hypnose Spaß haben. Und je
mehr sie lachen, desto stärker wird auch unser Rapport.
Reagiert dein Klient dann auf deine Suggestionen, dann kannst
du mit der Hypnose beginnen. Tut er es nicht, fragt vielleicht »Warum
soll ich denn meine Füße zusammenstellen?« oder reagiert sogar
abweisend, dann solltest du so lange an deinem Rapport arbeiten, bis
er gerne mit dir arbeitet und deine Anweisungen befolgt. Besonders
wenn du mit Gruppen arbeitest, ist dies von großer Bedeutung. Teste
die aktive Kooperation der einzelnen Hypnotees und arbeite dann
nur mit denen, die wirklich wollen. Ich bin schon seit langer Zeit
nur noch daran interessiert, Leute zu hypnotisieren, die wirklich Lust
darauf haben. Wer nicht will oder mir beweisen will, dass er nicht
hypnotisierbar ist, mit dem arbeite ich gar nicht erst.
79
Denn das Letzte, was ich will, ist ein Rahmen, in dem es auf
»Hypnotiseur gegen Hypnotee« hinausläuft. Hiervon haben beide
Beteiligten überhaupt nichts und deshalb setze ich alles daran, ein
Miteinander zu erreichen, in dem sich der Klient auch bewusst ist,
dass für eine gelungene Hypnose seine Mitarbeit gefordert ist. Und
dies hat vor allem einen Grund: Eine mit der entsprechenden Intention
durchgeführte Hypnose ist ein wundervolles Geschenk, welches
du deshalb auch nur den Klienten machen solltest, die wirklich kooperieren
und Hypnose auch aktiv erleben wollen.
80Die Vorstellungskraft anfeuern:Konzentrationsübungen
Nachdem dir ein oder mehrere Hypnotees kongruent mitgeteilt haben,
dass sie sich gerne von dir hypnotisieren lassen wollen, und du
auch schon Rapport aufgebaut und die aktive Kontrolle über die Situation
übernommen hast, ist es an der Zeit, wie ein Schachspieler
den hypnotischen Eröff nungszug zu machen. Ziel der folgenden
physischen und psychologischen Übungen ist sowohl die Auswahl
geeigneter Klienten, wenn du mit Gruppen arbeitest, als auch das
schrittweise Heranführen an die Hypnose an sich, wenn du nur einen
einzelnen Klienten hypnotisieren wirst.
Im Normalfall werden die Konzentrationsübungen vor der eigentlichen
Induktion durchgeführt, können aber auch jederzeit direkt als
Induktion genutzt beziehungsweise in eine solche umgewandelt werden.
Du solltest sie gut beherrschen und dir eine persönliche Abfolge
von Übungen aneignen, die du jederzeit routiniert und sicher durchführen
kannst, wenn du jemanden hypnotisieren willst. Sie erlauben
es dir, dich und deinen Klienten vor der Hypnose ein wenig »aufzuwärmen
« und gleichzeitig wichtige Informationen zu erhalten und
deine Rolle als Hypnotiseur zu stärken.
Die folgenden Übungen sind klassische Elemente der Hypnose und
auch unter den Namen »Suggestibilitätstests«15 oder »Experimente in
Wachhypnose«16 bekannt. Beide Begriff e fi nde ich allerdings nicht
besonders geeignet, kann doch schon die reine Erwähnung dieser
Wörter bewusste oder unbewusste Widerstände bei einem potenziellen
Klienten auslösen. Und das ist auch logisch, denn wer ist schon
gerne freiwillig die Hauptperson in einem Experiment? Und auch das
Wort »Test« löst bei vielen Menschen automatisch Abwehrreaktionen
aus, denn es baut unbewusst den Rahmen einer Prüfung auf und ein
Test beinhaltet daher immer auch die Möglichkeit des Scheiterns.
Viel unverbindlicher ist es daher, deinen Hypnotee zu einigen
»Konzentrationsübungen« einzuladen, mit denen er seine Vorstellungskraft
trainieren kann. Ich persönlich mag auch den von Antho81
ny Jacquin entwickelten Ausdruck »Standarderöff nung«, da er sehr
schön die Aufgabe dieser Mentalaufgaben beschreibt, nämlich eine
Routine, mit der ich in jede hypnotische Interaktion einsteige und
die sowohl mir als auch dem Klienten viele Vorteile bringt.17
Gute Konzentrationsübungen sind hervorragend geeignet, um die
Suggestibilität und die Kooperationsbereitschaft einzelner oder mehrerer
Hypnotees zu testen und gleichzeitig zu überprüfen, wie gut sie
die Anweisungen des Hypnotiseurs befolgen können oder wollen. Die
Art und Weise, wie schnell oder wie stark die Klienten auf die Suggestionen
reagieren, beinhaltet viele wertvolle Informationen, die du zum
Beispiel zur Auswahl deines Suggestionsstils, aber auch zur Auswahl des
am besten geeigneten Hypnotees aus einer Gruppe Freiwilliger nutzen
kannst, wenn du auf der Straße oder auf einer Party hypnotisierst.
Für deinen Klienten hat diese Form des Set-Ups den großen Vorteil,
dass er sich bereits vor der offi ziellen Hypnose an den Prozess und
an deine Suggestionen gewöhnen und sich selbst von seiner eigenen
Hypnotisierbarkeit überzeugen kann. Seine Vorstellungskraft wird
aktiviert, die Aufmerksamkeit fokussiert und die Erwartungshaltung
steigt sukzessive. Wenn er schon während einer der Übungen etwas
Außergewöhnliches erlebt, wird dies sein Vertrauen in sich selbst als
Klient, vor allem aber in dich als Hypnotiseur enorm steigern. Er
stellt fest, dass es ein angenehmer Zustand ist und sein Körper auf die
von dir präsentierten mentalen Ideen reagiert.
Dein Klient fängt an loszulassen. Und je mehr er dies tut und deine
Anweisungen noch besser und präziser befolgt, desto größer wird
auch dein Vertrauen in ihn als Hypnotee werden. Um von Anfang
an den Druck herauszunehmen, solltest du auf eine saubere Sprache
achten und Worte wie »testen« oder »versuchen« unbedingt vermeiden,
denn sie implizieren beide die Möglichkeit des Scheiterns und
bauen einen Rahmen des Gegeneinander auf. Und das Letzte, was
wir wollen, ist, unseren Hypnotee an dieser Stelle zu verunsichern.
Im Gegenteil, alle Konzentrationsübungen haben nur ein großes Ziel:
Unseren Rapport und unseren Status auszubauen und dem Klienten
so viel Vertrauen in sich selbst und die Fähigkeiten des Hypnotiseurs
zu geben, dass es danach kinderleicht wird, mit einer Induktion unserer
Wahl die Hypnose einzuleiten.
82
Wir wollen also auf keinen Fall einen Rahmen schaff en, in dem es zu
einer Situation kommen könnte, in der sich der Klient herausgefordert
fühlt und all seine Kraft dafür einsetzt, sich unseren Suggestionen
zu widersetzen, um es dem Hypnotiseur »mal so richtig zu zeigen
«. Stattdessen ist ein Rahmen förderlich, in dem es für niemanden
etwas zu verlieren gibt, sondern nur alles zu gewinnen.
Wenn du beispielsweise die Suggestion gibst, dass der Arm deines
Klienten steif und unbeweglich wird, dann möchtest du nicht, dass er
alles dafür tut, exakt das Gegenteil zu erreichen. Nein, wir wollen eine
Zusammenarbeit, in der er seine gesamte Vorstellungskraft dafür einsetzt,
deine Suggestion gerne zu befolgen, einfach weil er es will und
gespannt auf die Erfahrung ist. Mach ihm durch dein gesamtes Auftreten
und durch deine Wortwahl Lust auf das hypnotische Erlebnis,
sodass er es kaum noch abwarten kann, endlich von dir hypnotisiert
zu werden. Wähle deshalb eine Formulierung wie:Willst du etwas Cooles erleben? Lass uns einmal etwas ausprobieren.
Oder: Wir beginnen mit ein paar einfachen Konzentrationsübungen,um deine Vorstellungskraft zu trainieren.
Oder: Ich zeige dir jetzt etwas Spannendes.
Oder: Dein Geist ist zu unglaublich genialen Dingen fähig, ichzeige dir einmal, wie du das ganz leicht üben und erlebenkannst.
Wichtig ist dann, dass du sämtliche Anweisungen und Suggestionen
freundlich, bestimmt und mit viel Selbstvertrauen präsentierst, damit
du so viel aktive Kooperation wie möglich erhältst. Erkläre deinem
Klienten vor allem, dass er weder etwas verhindern noch etwas aktiv
beschleunigen soll. Er soll ganz einfach loslassen, sich mit der Kraft
seiner geistigen Vorstellungskraft auf die Ideen und Gedanken konzentrieren,
die du ihm präsentierst, und sich überraschen lassen, wie
sein Körper ganz automatisch auf diese Suggestionen reagieren wird.
Auch sehr hilfreich ist es, wenn du deinem Hypnotee während
der Erklärung exakt das vormachst, was du von ihm in der Übung
erwartest und was genau passieren wird. Dadurch weiß das Unterbe83
wusstsein schon, wie der folgende Prozess ablaufen und was genau es
tun soll. Und denke auch hier immer an deine innere Einstellung, der
Hypnotiseur zu sein. Sei von dir überzeugt und handele nach dem
mentalen Konzept, dass du mit deinen Worten und deiner Intention
all die Dinge geschehen lässt. So wirst du unglaublich kongruent und
deine Suggestionen werden von alleine überzeugend und wirkungsvoll.
Wenn du mit den Händen oder den Armen deiner Klienten arbeitest,
dann frage sie einfach, ob sie dir für die folgende Übung oder für
die Hypnose ihren Arm leihen. Oder sage ihnen etwas direkter, dass
sie dir ihren Arm geben sollen. Dadurch haben sie die Vorstellung,
dass der Arm oder die Hand nicht mehr ihnen, sondern dir gehören
würde. Und genau diese innere Einstellung solltest du auch haben.
Verhalte dich genau so, als wären es für die Dauer der Hypnose tatsächlich
deine Arme, welche genau das tun, was du möchtest, was sie
tun sollen.
Geh mit ihnen um, als ob sie gar nicht zu deinem Klienten gehören,
sondern ausschließlich auf deine Suggestionen und Anweisungen
reagieren würden. Ich weiß, dass dies anfänglich etwas schwer ist,
aber es hat überhaupt nichts mit Machtausübung zu tun und kommt
auch nicht so rüber. Erinnere dich immer wieder an die Tatsache,
dass deine Intention das Wohl deines Klienten ist, dem es nach der
Hypnose besser gehen soll als vorher. Du wirst überrascht sein, wie
wirkungsvoll diese Herangehensweise in der praktischen Anwendung
ist. Denke allerdings daran, dir grundsätzlich die Erlaubnis einzuholen,
wenn du jemanden berühren möchtest.
Abschließend möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass
alle folgenden Übungen lediglich Vorbereitungen auf die »offi zielle«
Hypnose sind, die du machen kannst oder auch nicht. Es ist ohne
Probleme genauso gut möglich, sofort mit einer Induktion zu beginnen.
Jedoch macht dir die Durchführung der einzelnen Suggestibilitätstests
deine Arbeit wesentlich leichter und einfacher. Da sie
aber nicht nur für dich, sondern vor allem für deine Hypnotees eine
Menge Vorteile haben, solltest du sie in einer für dich passenden Variante
einsetzen, wenn Zeit und Ort es zulassen. Ich habe für mich eine
84
Abfolge von zwei bis drei Übungen entwickelt, die ich so gut wie zu
jeder Gelegenheit durchführe, also auch in meiner Praxis mit meinen
Klienten. In den nächsten Abschnitten fi ndest du einige Vorschläge,
aus denen du dir deine eigene Version der Set-Up-Übungen
zusammenstellen
kannst.
85Buch und Ballon
Der Buch- und Ballon-Test ist ein Klassiker und eignet sich hervorragend,
wenn du aus einer Gruppe potenzieller Hypnotees diejenigen mit
der höchsten Suggestibilität herausfi ltern möchtest. Das Ziel der Übung
ist die Fokussierung auf die Idee, dass ein Arm besonders schwer und der
andere besonders leicht wird. Durch geeignete Suggestionen wird dann
ein Arm nach oben schweben und der andere nach unten sinken. Besonders
wenn du mit einer Gruppe arbeitest, sollte dieser Test mit geschlossenen
Augen durchgeführt werden, da ansonsten die einzelnen Leute viel
zu sehr vom Verhalten ihrer Nachbarn beeinfl usst werden. Wenn du die
Suggestionen mit viel Dynamik und einem ansteigenden Tempo präsentierst,
wirst du beeindruckende Ergebnisse erhalten.Stell dich bitte gerade hin, schließe deine Augen und streckedeine Arme auf Schulterhöhe aus. Die Handfl äche der rechtenHand zeigt dabei nach oben und die der linken Hand nach unten.Schließe jetzt deine rechte Hand und mache eine richtig festeFaust. Spann deinen Arm an und achte darauf, dass er vollkommengerade ist. Nun stell dir vor, wie auf diese Faust ein schweresBuch gelegt wird … ein richtig schweres Buch, das deinenArm immer schwerer und schwerer werden lässt … und währenddas Gewicht des Buches immer schwerer wird … konzentrieredich auf die Idee, wie an deinem linken Handgelenk ein Heißluftballonangebunden wird … und der Ballon lässt deinen Armimmer leichter und leichter werden … und er beginnt langsamnach oben zu schweben … und während dein linker Arm immer
leichter wird … wird auf das schwere Buch auf deiner rechtenHand noch ein sehr schwerer Stein gestellt … und das Buch undder Stein lassen deinen Arm immer schwerer werden … immerschwerer und schwerer … wird dein Arm langsam nach untengezogen … und der Ballon zieht deinen linken Arm weiter nachoben … etc.
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Fahre so lange mit geeigneten Suggestionen fort, bis du bei einem
Großteil deiner Hypnotees gute körperliche Reaktionen sehen
kannst. Lass die Gruppe dann in ihrer aktuellen Körperhaltung einfrieren
und einen Blick auf die Position sowohl ihrer eigenen als auch
der Arme ihrer Nachbarn werfen. Der Trick bei dieser Übung ist,
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dass durch die feste Faust und die Anspannung des rechten Armes
dieser irgendwann von alleine schwer wird und von alleine nach unten
sinkt.
Probier es selbst einmal aus und du wirst feststellen, dass es recht
anstrengend ist, den Arm lange in dieser Position zu halten. Wir sind
also in erster Linie daran interessiert, den linken Arm leicht werden
zu lassen, sodass dieser durch die reine Konzentration auf diese Idee
nach oben schwebt. Und bei den somnambulen Hypnotees wird der
Arm, an dem der Heißluftballon war, ziemlich schnell steigen und
steil nach oben gereckt sein. Suchst du noch nach Freiwilligen für
spätere Demonstrationen, könntest du also jetzt fragen: »Wer meldet
sich freiwillig für eine Hypnose-Demonstration? Bitte Hand hoch!«
88Magnetische FingerOkay, lass uns eine kleine Konzentrationsübung ausprobieren,um deine Vorstellungskraft anzufeuern. Strecke deine Armegerade nach vorne. Drücke nun beide Handfl ächen dicht aneinanderund falte deine Hände, sodass alle Finger schön fest miteinanderverschränkt sind. Winkele deine Arme nun nach obenan, als würdest du beten. Und wenn du möchtest, kannst du dasauch gleich miterledigen. (Ein wenig Humor hilft, die Verkrampfung
zu lösen!)Strecke nun deine beiden Zeigefi nger nach oben, sodass sie ungefähreinen Abstand von drei Zentimetern haben. Konzentrieredich auf einen Punkt zwischen diesen beiden Fingern und stelldir vor, wie an deinen beiden Fingerspitzen ein Magnet befestigtist, der die beiden Finger wie von selbst aufeinander zubewegt.Sie kommen ganz von alleine aufeinander zu … näher und näher… und wenn Sie sich berühren, kannst du es dir erlauben, deineAugen zu schließen, deinen Kopf locker nach vorne fallen zulassen und dich zu entspannen. Lass deine Arme langsam nachunten sinken … während du in einen fokussierten Zustand driftest,der es dir noch einfacher macht, die folgenden Übungendurchzuführen und viele schöne Dinge für dein Leben zu lernen …Die Finger berühren sich. Der Kopf des Klienten fällt auf seine Brust, dieArme sinken nach unten und er entspannt sich.Ausgezeichnet. Öffne deine Augen. Du machst das richtig gut.Bist du bereit für die nächste Übung?
Dieser Suggestibilitätstest ist ein super Einstieg, denn er hat eine fast
hundertprozentige Erfolgsquote. Dies liegt daran, dass die Finger in
dieser Position aufgrund von Muskelspannung sowieso die Tendenz
haben, sich nach innen zu bewegen. Du verstärkst diesen Eff ekt ganz
einfach noch durch geeignete Suggestionen. Achte dabei vor allem
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auf eine motivierende Tonalität und steigere das Sprechtempo gegen
Ende hin. Wenn dein Klient diese erste Übung erfolgreich absolviert
hat (und das sollte maximal 30 Sekunden dauern), dann kannst du
ohne viele Erklärungen zum nächsten Teil des Set-Ups und zu einem
etwas wirkungsvolleren Test übergehen.
90Magnetische Hände
Die magnetischen Hände sind eine logische Fortsetzung der Fingerübung,
wirken jedoch wesentlich stärker, da hier die ganzen Arme
im Spiel sind und auch die Bewegungen fast ausschließlich durch die
Suggestionen des Hypnotiseurs zustande kommen. Auch hier unterstützen
die automatischen Reaktionen des Körpers den Prozess, denn
wenn die ausgestreckten Arme ermüden, bewegen sie sich von alleine
etwas nach unten und aufeinander zu.
Dieser Eff ekt ist jedoch bei Weitem nicht so stark wie bei den magnetischen
Fingern. Bei dieser Übung ist es besonders wichtig, dem
Klienten vorzumachen, was von ihm erwartet wird, und ihm auch
noch einmal zu verdeutlichen, dass er die Arme nicht bewusst bewegen
soll, sondern dass dies automatisch durch seine Vorstellungskraft
und die Konzentration auf die Idee der Magnete passieren wird. Es
empfi ehlt sich, den Test mit geschlossenen Augen durchzuführen, da
es dann leichter ist, sich auf die Suggestionen zu konzentrieren. Auch
kannst du bei geschlossenen Augen die Hände noch in eine andere
Position bringen und näher aufeinander zubewegen. Probier es einmal
selbst aus. Du wirst feststellen, dass du kaum noch ein Gefühl für
die Entfernung hast, sobald deine Augen geschlossen sind.Strecke deine beiden Arme aus und drehe deine beiden Handfl ächennach innen, sodass sie ungefähr schulterbreit auseinandersind. Beuge dabei deine Ellenbogen leicht an. Konzentriere dichnun voll und ganz auf einen Punkt zwischen deinen beiden Händen.Schließe deine Augen und schaue mit geschlossenen Augenweiterhin auf diesen Punkt. (Jetzt die Hände in die von dir gewünschteEntfernung bringen, ungefähr fünf bis zehn Zentimeter.Wichtig ist, dass du die Position der Hände auf jeden Fall veränderst,egal wie dein Klient sie platziert. Dadurch wird seine Aufmerksamkeitautomatisch auf die Hände gelenkt.) Nutze deine ganze Vorstellungskraft.Stell dir vor, wie zwei starke Elektromagnete an denInnenfl ächen deiner Hände angebracht sind … hier … und hier.(Jeweils die Innenfl ächen der Hände berühren). Die Magnete ziehensich kraftvoll an und deine Hände bewegen sich wie von selbst
91aufeinander zu … sie fangen bereits an sich zu bewegen … stelldir vor, wie eine immer stärker werdende magnetische Kraft dieHände näher und näher aufeinander zubewegt … ich möchtenicht, dass du sie nach innen drückst … sie bewegen sich reindadurch, dass du es dir vorstellst und dich auf diese Idee konzentrierst… näher und näher … und wenn die beiden Hände sichberühren … lass sie locker auf deine Beine fallen … während deinKopf auf die Brust sinkt und sich alle Muskeln deines Körpers tief
und vollständig entspannen.
92Die Hände berühren sich. Der Kopf des Klienten fällt auf seine Brust, dieArme sinken nach unten und er entspannt sich.Sehr schön. Nimm einen tiefen Atemzug und öffne deine Augen.Deine Vorstellungskraft arbeitet bereits auf Hochtouren.
93Steifer Arm
Diese Übung kannst du entweder als eigenständigen Test mit geöff neten
Augen durchführen oder sie auch direkt im Anschluss an die magnetischen
Hände anschließen lassen, wenn die Augen deines Klienten
bereits geschlossen sind. Das Ziel ist, deinem Klienten zu suggerieren,
dass sein Arm so steif und fest ist, dass er ihn nicht beugen kann. Diese
Form der Armkatalepsie solltest du viel üben und sicher beherrschen,
denn sie ist leicht zu induzieren und auch als Test in Hypnose gut einsetzbar.
In abgewandelter Form wirst du später auch eine beeindruckende
Induktion lernen, die auf genau diesem Phänomen beruht.Ich werde jetzt gleich von eins bis drei zählen. Bei der Zahl Einsmachst du mit deiner rechten Hand eine starke und feste Faust.Bei zwei möchte ich, dass du den Arm nach oben Richtung Deckestreckst … und bei drei die Faust so stark wie möglich machstund die gesamte Muskulatur in deinem Arm fest anspannst, sodasser vollkommen steif und unbeweglich wird.1. Mach mit der rechten Hand eine Faust … mach sie richtigstark und fest.2. Lass den Arm nach oben Richtung Decke steigen.3. Mach die Faust noch viel stärker … und spanne alle Muskelnin deinem Arm richtig fest an.Spann alle Muskeln richtig fest an … in deinem Unterarm … denTrizeps und den Bizeps … bis hinauf in die Schulter … stell dirvor, wie der Arm steif und fest wird … steif und fest wie ein Brückenpfeileraus Stahl … er wird fester und fester … steifer undsteifer … vollkommen unbeweglich … spanne die Muskeln nochfester an … er ist steif und fest … wenn du versuchen würdest,ihn zu beugen, würde es dir nicht gelingen … er würde dadurchnoch viel steifer und fester … versuche ihn zu beugen … er wirdnoch fester … je mehr du es versuchst, desto steifer wird er … erist vollkommen unbeweglich.
94Ich werde dich jetzt gleich am Handrücken berühren … wenn ichdich am Handrücken berühre, ist sämtliche Anspannung aus deinemArm verschwunden und er fällt leicht und locker nach unten… er fällt vollkommen entspannt nach unten … wie ein nasserWaschlappen … während du in diesem konzentrierten undfokussierten Zustand tief und vollständig entspannen kannst.Jetzt die Hand vorsichtig mit einem Finger am Handrücken berühren.Der Arm sollte vollkommen locker auf die Beine fallen.
Die Armkatalepsie ist deshalb so wirkungsvoll, weil sie mit zwei
gleichzeitigen Suggestionen arbeitet, nämlich dem Anspannen der
Muskulatur und dem Beugen des Armes. Wird die erste Suggestion
befolgt, ist das Ausführen der zweiten jedoch vollkommen unmöglich.
Je stärker der Klient versucht, den Arm zu beugen, und je fester
der Arm wird, desto unmöglicher ist eine Bewegung.
Dies ist das »Gesetz der entgegengesetzten Wirkung«, welches
ganz einfach besagt: »Je mehr du etwas versuchst, desto weniger wird
es dir gelingen!« Und zusätzlich setzen wir noch einen kleinen sprachlichen
Trick ein, denn wir suggerieren dem Klienten, dass er »versuchen
« soll, den Arm zu beugen. Und wie du ja bereits weißt, impliziert
das Wort »versuchen« immer die Möglichkeit des Scheiterns.
Dies ist ein gutes Beispiel für das Umgehen des kritischen Faktors,
denn wenn jemand wirklich versucht, seinen Arm zu beugen, es aber
nicht kann, dann kannst du dir ziemlich sicher sein, dass der bewusste
Filter ausgeschaltet ist.
95Klebende Hände
Die klebenden Hände sind ein klassischer Suggestibilitätstest, welcher
vor allem bei Showhypnosen gerne eingesetzt wird, da der Grad
der Suggestibilität hier sehr schön deutlich und nach außen hin sichtbar
wird. Er eignet sich aber auch ideal als Teil deines Set-Ups, da
er unglaublich gut funktioniert und die Kraft deiner Suggestionen
demonstriert. Bevor du mit der eigentlichen Übung anfängst, solltest
du wieder genau erklären, was du von deinem Klienten erwartest und
was genau am Ende herauskommen soll. Noch besser und wirkungsvoller:
Mach es gleich selbst vor. Dann lässt du deinen Hypnotee seine
Ringe abnehmen, da es sonst beim Zusammendrücken der Hände
schmerzhaft werden könnte.Ich werde jetzt gleich von eins bis drei zählen. Bei der Zahl Einsstreckst du beide Arme auf Schulterhöhe gerade nach vorne. Beider Zahl Zwei möchte ich, dass du deine Hände faltest und sie festzusammendrückst, sodass alle Finger und auch die Daumen sichüberkreuzen. Bei Drei schließt du deine Augen und konzentrierstdich nur noch auf den Klang meiner Stimme und auf meine Suggestionen.1. Strecke deine beiden Arme auf Schulterhöhe gerade nach vorneaus.2. Falte deine Hände, sodass beide Daumen und alle Finger sichüberkreuzen. Drück sie fest zusammen … fest … fest zusammen.3. Schließe deine Augen und konzentriere dich nur noch auf denKlang meiner Stimme und meine Suggestionen.Stell dir vor, wie deine Arme, deine Hände und deine Finger immerfester und fester werden … fest und unbeweglich … sie sindwie festgeklebt … mit starkem Sekundenkleber aneinander festgeklebt… sie kleben immer fester und fester aneinander … so
fest zusammen, dass sie sich wie ein einziges miteinander ver96bundenes Stück anfühlen … der Sekundenkleber fl ießt in jedenoch freie Ritze zwischen deine Finger und Handfl ächen … siewerden immer fester und unbeweglicher … vollkommen festund unbeweglich … je mehr du versuchst, sie zu lösen, desto festerkleben sie zusammen … desto unbeweglicher werden sie … jemehr du es versuchst, desto fester kleben sie zusammen … versuchsie zu lösen, es wird dir nicht gelingen … sie kleben nur nochfester zusammen … fester und fester …Wenn du diese Übung mit einer Gruppe machen würdest, dann kannstdu an dieser Stelle die Augen öff nen lassen, sodass sich jeder einmal umschauenkann. Mit denjenigen, die ihre Hände jetzt mit geöff neten Augenimmer noch nicht auseinanderbekommen, wirst du in der Hypnosehöchstwahrscheinlich deine Freude haben, denn sie sind hoch suggestibel.Wenn ich diese Übung mit einem einzelnen Hypnotee mache, dannfüge ich manchmal auch das Testen mit off enen Augen ein, auf jeden Fallleite ich aber aus dieser Übung in einen schönen hypnotischen Zustandüber.Ich werde jetzt gleich mit dem Finger schnipsen und sämtliche
Anspannung und Festigkeit werden aus deinen Händen und Fin97gern verschwunden sein … Du kannst sie ganz einfach lösen undin deinen Schoß fallen lassen … einen tiefen Atemzug nehmenund wie von selbst in einen Zustand der Entspannung und desLernens gleiten (mit dem Finger schnipsen) Löse deine Hände unddeine Finger … sie sind vollkommen locker und leicht … lass sie indeinen Schoß fallen und nimm einen tiefen Atemzug … lass losund drifte in einen angenehmen Zustand der Entspannung unddes Lernens.
98Fenster im Kopf
Diese Übung ist sehr einfach und so gut wie jeder kann sie ohne
Schwierigkeiten durchführen. Trotzdem ist sie sehr wirkungsvoll, da
wiederum das schon bekannte Prinzip zweier entgegengesetzt wirkender
Suggestionen dafür sorgt, dass ein unlogischer Moment entsteht,
in dem das Unterbewusstsein dominant ist. Bei diesem Test soll der
Hypnotee durch ein vorgestelltes Fenster in seinen Kopf schauen und
dabei versuchen, seine Augen zu öff nen, was ihm nicht gelingen wird.
Und auch hier hilft uns ein körperlicher Mechanismus. Denn
wenn jemand mit geschlossenen Augen auf einen Punkt leicht oberhalb
der Stirn blickt, dann rollen sich seine Augäpfel automatisch
leicht nach hinten. Solange diese Position durch die Suggestion des
Fensters aufrechterhalten wird, ist es quasi unmöglich, die Augen zu
öff nen, was du leicht selbst nachprüfen kannst.Schließe deine Augen und stell dir vor, wie in deinem Kopf an genaudieser Stelle ein aufklappbares Fenster ist … (Dabei mit einemFinger, idealerweise dem Daumen, auf einen Punkt leicht über derStirn drücken und diese sanfte Berührung für ein paar Sekunden aufrechterhalten.)Schaue nun mit geschlossenen Augen durch diesesFenster in deinem Kopf … nutze die Kraft deiner Gedanken,dir vorzustellen, wie du durch dieses aufgeklappte Fenster hindurchschauenkannst … und was du auf der anderen Seite sehenkannst … fokussiere all deine Gedanken auf diesen Punkt in deinemKopf … auf dieses Fenster. Je mehr du durch das Fenster hierin deinem Kopf schaust (durch Berührung mit dem Finger unterstützen),desto weniger kannst du deine Augen öffnen … solangedu durch das Fenster schaust, bleiben deine Augenlider fest geschlossen
… deine Augen lassen sich nicht öffnen … schau durchdas Fenster und versuche deine Augen zu öffnen … es wird dirnicht gelingen … tatsächlich ist es sogar so, dass, je mehr du siezu öffnen versuchst, sie desto fester aufeinander kleben … festverschlossen … versuch sie zu öffnen, sie bleiben geschlossen.
99Die Konzentrationsübungen als eigenständigeInduktion
Du hast nun einige Suggestibilitätstests kennengelernt, die du alle
üben und beherrschen solltest. Such dir diejenigen aus, die für dich
passen und mit denen du dich sicher fühlst. Wie bei allen noch folgenden
Skripten handelt es sich nur um eine Beispielformulierung,
die du jederzeit ergänzen und erweitern, vor allem aber mit deinem
eigenen Stil personalisieren kannst. Eine optimale Form, das Patter
der jeweiligen Übungen zu trainieren, ist, sie so oft wie möglich laut
zu sprechen. Übe sie an deinen Haustieren, deinem Kopfkissen oder
mit deinem Spiegelbild.
Je öfter du diese kurzen Texte sprichst, desto mehr werden sie dir in
Fleisch und Blut übergehen. Wenn du einen Text gut beherrschst, dann
übe den Suggestibilitätstest mit einem deiner Freunde und Bekannten.
Diese Abfolge hat den Vorteil, dass du dich voll und ganz auf deinen
Hypnotee und auf seine Reaktionen konzentrieren kannst. Entwickle
ein Set-Up mit mehreren Konzentrationsübungen, die du jederzeit und
an jedem Ort routiniert abspulen können solltest, ohne dass du großartig
über die einzelnen Abläufe und die Wortwahl nachdenken müsstest.
100
Du wirst sehen, dass dir dies einen enormen Schub für dein
Selbstbewusstsein geben wird. Gleichzeitig führst du deinen Klienten
erst langsam an die eigentliche Hypnose heran, überzeugst ihn
von deinen Künsten als der Hypnotiseur und natürlich auch von
seiner eigenen Fähigkeit, schnell und einfach in Hypnose gehen zu
können. Die nachfolgende Induktion wird dann ziemlich einfach, da
dein Hypnotee ja de facto schon längst hypnotisiert ist (Denke noch
einmal an unsere Defi nition zurück. Er durchläuft mehrere unlogische
Situationen und sein dominantes Unterbewusstsein folgt deinen
Suggestionen von Anfang an!) und nur noch auf die »offi zielle« Induktion
wartet.
Wenn du auf der Straße oder auf einer Party mit einer Gruppe
möglicher Klienten arbeitest, dann hast du mit dieser Form und diesem
Ablauf des Set-Ups eine ausgezeichnete Methode, um dir die
Somnambulisten auszuwählen und dann mit genau diesen höchst
suggestiblen Hypnotees die weiteren hypnotischen Demonstrationen
durchzuführen und dein Publikum mit einer Mini-Show zu beeindrucken.
Neben diesem Standardablauf hast du aber auch die Möglichkeit,
jede der einzelnen Übungen zu einer eigenständigen Induktion zu
entwickeln. Dies bietet sich vor allem dann an, wenn du mit einem
einzelnen Klienten arbeitest und du früh starke Anzeichen von hoher
Suggestibilität und die typischen körperlichen Hypnosesignale wie
zum Beispiel das Augenlidfl attern wahrnimmst. Dann ist es nicht unbedingt
notwendig, noch alle fehlenden Übungen deines Standard-
Set-Ups durchzuführen, sondern du kannst direkt aus den magnetischen
Händen oder dem steifen Arm in die Hypnose überleiten. Um
dies einfach und elegant zu machen, verwendest du einen sprachlichen
Trick, den wir noch näher im Kapitel über die kraftvolle und
kunstvolle Verwendung von Suggestionen betrachten werden.
Um eine Konzentrationsübung in eine Induktion zu transformieren,
musst du nichts anderes machen, als einen bestimmten Teil des
Prozesses damit zu verbinden, dass dein Klient in Hypnose geht. Das
hört sich einfach an und ist es tatsächlich auch. Du tust nichts anderes,
als eine bestimmte Suggestion zu geben und die Ausführung mit
101
der Hypnose zu verbinden. Dies kann so ziemlich alles sein, aber es
bietet sich an, eine körperliche Reaktion zu wählen, damit der Klient
den Zeitpunkt des »In-Hypnose-Gehens« auch selbst initiieren und
auslösen kann.
Bei den Suggestibilitätstests kann dies das Berühren der Finger
oder der Hände, das Heruntersinken oder das Entspannen des
kataleptischen
Arms sein. Du suggerierst dann einfach, dass die Hände
sich berühren und der Klient dadurch in tiefe Hypnose sinken wird.
Es werden also zwei Dinge miteinander verbunden, die eigentlich
überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Genial, oder? Du wirst
diesen Trick lieben, denn mit ihm kannst du so gut wie jede körperliche
Reaktion mit einer hypnotischen Suggestion verbinden (Was
natürlich voraussetzt, dass du sie wahrnimmst!). Wie du dein Set-Up
jederzeit in eine elegante Induktion umwandeln kannst, zeige ich dir
nun am Beispiel der magnetischen Hände:Ich werde dich jetzt gleich bitten, deine beiden Arme mit denHandfl ächen nach innen ungefähr schulterbreit auszustreckenund deine ganze Konzentration auf einen Punkt zwischen deinenbeiden Händen zu richten. Dann werde ich dich bitten, deineAugen zu schließen und mit geschlossenen Augen weiterhin aufdiesen Punkt zu schauen. Ich möchte, dass du dir vorstellst, wiezwei starke Magnete an den Innenfl ächen deiner Hände sind unddeine Hände magisch anziehen und aufeinander zubewegen.Ich möchte nicht, dass du sie bewusst aufeinander zubewegst,sondern dich ausschließlich auf die Idee fokussierst, dass sie sichdurch die beiden starken Magnete aufeinander zubewegen. Diemagnetische Kraft wird immer stärker werden und wenn dieHände sich berühren, lässt du sie langsam in deinen Schoß sinken,während dein Kopf schwer auf deine Brust fällt und du tiefin Hypnose sinkst. Willst du in Hypnose gehen? Gut.Dann strecke deine beiden Arme aus und drehe deine beidenHandfl ächen nach innen, sodass sie ungefähr schulterbreit auseinandersind. Konzentriere dich nun voll und ganz auf einenPunkt zwischen deinen beiden Händen. Schließe deine Augen
102und schaue mit geschlossenen Augen weiterhin genau auf diesenPunkt. Nutze deine ganze Vorstellungskraft. Stell dir vor, wiezwei starke Magnete an den Innenfl ächen deiner Hände angebrachtsind … hier … und hier (jeweils die Innenfl ächen der Händeberühren). Die Magnete ziehen sich kraftvoll an und deine Händebewegen sich wie von selbst aufeinander zu … sie fangen bereitsan sich zu bewegen … stell dir vor, wie eine immer stärkerwerdende magnetische Kraft die Hände näher und näher aufeinanderzubewegt … ich möchte nicht, dass du sie nach innendrückst … sie bewegen sich rein dadurch, dass du es dir vorstellstund dich auf diese Idee konzentrierst … näher und näher … undwenn die beiden Hände sich berühren … lass sie locker auf deineBeine fallen (Wenn die Hände sich berühren, drückst du die Armesanft, aber bestimmt nach unten, im Idealfall während des Ausatmens)… während dein Kopf schwer und entspannt auf deineBrust sinkt und du in einen unglaublich angenehmen Zustandder Hypnose sinkst … (Dies kannst du unterstützen, indem du denKopf leicht nach vorne drückst. Aber mach dies sanft und sehr sensibel)tiefer und tiefer … gleitest du nach unten … (Jetzt weiter vertiefenund die Hypnose testen, dazu bald mehr!)
Teil 3: Rapid Inductions
105Schnell, elegant und wirkungsvoll:Rapid Inductions
Als eine Induktion wird der offi zielle Prozess der Einleitung einer
Hypnose verstanden und es gibt wahrscheinlich so viele verschiedene
Induktionen, wie es Hypnotiseure auf der Welt gibt. Sie können
schnell oder langsam, off en oder verdeckt sowie verbal oder auch
nonverbal sein. Für einen Anfänger auf dem Gebiet der Hypnose
scheint die Induktion meist das Wichtigste zu sein, was es zu lernen
gilt, herrscht doch die Annahme, dass die Technik und der Ablauf
der Induktion die entscheidenden Faktoren im Prozess des Hypnotisierens
sind.
Wie wir mittlerweile jedoch gesehen haben, ist dies gar nicht der
Fall. Der hypnotische Kontext, die Intention und die Persönlichkeit
des Hypnotiseurs sind wesentlich wichtiger und oftmals befi ndet sich
ein Klient schon während der Phase des Set-Up in Hypnose.
Wenn dies aber nun so ist, warum wird dann trotzdem so viel
Energie auf die Induktionen verwendet? Ganz einfach, die meisten
Klienten erwarten einfach, dass es eine »offi zielle« und »formale« Einleitung
gibt. Dies hat mit den schon erwähnten individuellen Vorstellungen
von Hypnose zu tun, zu denen eine klassische Induktion
eben dazugehört.
Es gibt eine spannende Geschichte von Milton Erickson, der in
seiner Praxis mit einer Frau gearbeitet hat, die trotz zahlreicher Versuche
mit verschiedenen Methoden einfach nicht in Hypnose gehen
wollte. Eines Tages stellte sie dann die Frage, wann Milton denn endlich
sein Pendel herausholen würde, um sie zu hypnotisieren. Dies tat
er natürlich sofort, und sobald die Patientin auf das über ihren Augen
schwingende Pendel blickte, ging sie umgehend, schnell und tief in
Hypnose.
Jeder gute Hypnotiseur sollte die Flexibilität besitzen, eine Bandbreite
verschiedener Induktionen zu beherrschen. Trotzdem macht
es für mich viel mehr Sinn, drei Induktionen perfekt anwenden zu
können, als immer wieder neue Varianten halbherzig auszuprobieren
und schlussendlich keine einzige richtig zu können. Unter anderem
106
aus diesem Grund mag ich Schnellinduktionen, die auch den Kern
der Impromptu Hypnose bilden. Diese sogenannten Rapid Inductions
sind leicht zu erlernen und ebenso leicht auszuführen. Ein selbstbewusstes
und mit Persönlichkeit kombiniertes Auftreten ist dabei wesentlich
wichtiger als die eigentliche Induktion.
Sie dauern in der Regel zwischen ein paar Sekunden und maximal
zwei Minuten. Vor allem aber lassen sie sich in so gut wie jedem Kontext
anwenden, also sowohl auf der Straße, auf der Bühne wie auch in
einer Coaching-Praxis. Ich werde dir eine Reihe effi zienter und leicht
zu erlernender Schnellinduktionen zeigen, die du mithilfe der Skripte
sehr schön ausprobieren und üben kannst.
Wahrscheinlich wirst du dabei feststellen, dass dir die eine Induktion
liegt und eine andere wiederum nicht ganz so viel Spaß macht.
Dies hat ganz viel mit persönlichen Vorlieben zu tun, und mir geht es
genauso. Ich verwende so gut wie immer die gleichen Induktionen,
einfach weil sie zu mir passen, mir die Abläufe liegen und vor allem
weil ich weiß, dass sie gut und solide funktionieren.
Such dir einfach die Induktionen heraus, mit denen du dich
wohlfühlst und die du mit viel Selbstvertrauen und einem eigenen
Stil sicher anwenden kannst. Und diese Einleitungen solltest du dann
so lange üben, bis du sie wirklich im Schlaf beherrschst. Wie wir später
noch sehen werden, ist ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche
Induktion das fl üssige und kongruente Präsentieren von Suggestionen.
Die einzelnen Sätze und Wörter des Patters sollten dir also
schnell in Fleisch und Blut übergehen, denn nichts ist hinderlicher,
als wenn du mitten im Prozess noch darüber nachdenken musst, was
genau du sagen und wie du es formulieren willst.
Und wenn du erst einmal das Prinzip hinter den Schnellinduktionen
verstanden hast, dann wirst du auch bald in der Lage sein, deine
eigenen Induktionen zu entwickeln oder bestehende zu verfeinern.
Und unter dem Strich gilt bei den Induktionen der gleiche Grundsatz
wie in der Hypnose allgemein: Es ist nicht die Technik, die zwischen
Erfolg und Misserfolg entscheidet. Es ist der Hypnotiseur mit seiner
Intention und seiner Persönlichkeit.
107
Erinnern wir uns noch einmal an die Defi nition von Hypnose:Hypnose ist die kunstvolle Präsentation und das Ergebnis von Suggestionen
an das dominante Unterbewusstsein, welches diese unkritischaufnimmt und ausführt.
Die Induktion hat daher den Zweck, einen Prozess einzuleiten, bei
dem das Unterbewusstsein in den Vordergrund tritt und dargebotene
Suggestionen sowohl unkritisch annimmt als auch umsetzt. In
diesem Prozess gibt es einen Punkt, an dem der Übergang von »nicht
hypnotisiert« zu »hypnotisiert« passiert, einen Punkt, an dem das
Bewusstsein
die Kontrolle an das Unterbewusstsein übergibt und den
kritischen logischen Filter herunterfährt.
Und genau auf diesem Prinzip basieren die in diesem Buch vorgestellten
Schnellinduktionen. Sie kreieren eine unlogische Situation,
in der für ein kurzes Zeitfenster das Unterbewusstsein in den Vordergrund
tritt und empfänglich für Suggestionen ist. Dieses besondere
Window of Opportunity wird bei den Rapid Inductions durch Konfusion
und vor allem durch Schock und Überraschung erzeugt. In dem
folgenden Moment ist der Klient für eine kurze Zeit automatisch in
Trance, sei es, weil entweder ein Verhaltensmuster unterbrochen wurde,
oder sei es, weil eine sonstige unlogische Situation für Überraschung
gesorgt hat.
Wahrscheinlich kennst du solche Situationen bereits aus deinem
Alltag. Sie treten beispielsweise immer dann auf, wenn man sich erschreckt
oder wenn etwas vollkommen Unerwartetes geschieht. Dies
kann ein lauter Knall sein, ein Hund, der unerwartet aus dem Gebüsch
kommt, oder wenn ein Kind vor dein Auto läuft. Das Nervensystem
des Körpers gerät von einem Augenblick auf den anderen
in einen Zustand erhöhter Anspannung, die deutlich über dem Normalzustand
liegt, und für einen kurzen Moment ist das Bewusstsein
so überladen, dass man für ein bis zwei Sekunden wie erstarrt ist,
wie ein Reh, das auf der Straße vor einem Scheinwerfer steht. Diese
Trance hält so lange an, bis die Situation vom Verstand eingeordnet
und logisch bewertet werden kann. Und das nutzen wir aus, indem
wir genau diese rationale Bewertung nicht zulassen.
108
Da wir wissen, dass in solchen Momenten das Unterbewusstsein
die Kontrolle übernommen hat, nutzen wir stattdessen den Augenblick
aus, indem wir die Suggestion geben, in Hypnose zu gehen.
Dies geschieht mit dem berühmt-berüchtigten Wort »Schlaf«. Und
obwohl wir wissen, dass Hypnose nicht Schlaf ist, wirkt diese Suggestion
unglaublich gut, denn das Unterbewusstsein weiß genau, was
es tun soll, und es kommt zu einer Entspannung des Nervensystems
und zum Übergang in die Hypnose.
Das Zeitfenster der kognitiven Überlastung ist mit maximal zwei
Sekunden sehr kurz, daher ist es sehr wichtig, das Wort »Schlaf« umgehend
nach dem Überraschungsmoment zu suggerieren, idealerweise
fast parallel zu der meist immer involvierten körperlichen Bewegung.
Lässt du dir zu viel Zeit, dann ist die kurze Trance wieder vorbei und
der Klient kehrt in seinen normalen Bewusstseinszustand zurück.
Ebenso wichtig wie das Tempo der Suggestion ist die Tonalität
und die Bestimmtheit, mit der du »Schlaf« sagst. Achte auf eine ausreichende
Lautstärke und vor allem auf Selbstvertrauen und eine gewisse
Dominanz in deiner Stimme. Denke daran, dass du zu diesem
Zeitpunkt durch deinen Awe-Rapport, den hypnotischen Kontext
und den Ablauf des Set-Ups sowieso schon die Kontrolle über die Situation
hast. Wenn du deinem Klienten jetzt mit einem bestimmten
und selbstbewussten »Schlaf« anbietest, in Hypnose zu gehen, so wird
er dir gern und einfach folgen.
Ich möchte noch auf einige grundlegende Abläufe und Prinzipien
eingehen, die bei fast allen Schnellinduktionen zum Tragen kommen
und die dir helfen werden, die Induktionsanleitungen besser zu verstehen
und praktisch zu üben. Da ist zum einen die Tatsache, dass es
bei so gut wie allen Induktionen zu einer vom Hypnotiseur induzierten
Veränderung der Physiologie kommt, die durch den gewollten
Überraschungseff ekt teilweise sehr ruckartig passiert. So arbeiten wir
viel mit den Armen, ziehen an diesen (allerdings sehr sanft), oder
drücken sie sehr bestimmt nach unten.
Auch der Kopf oder gar der ganze Oberkörper neigen bei einigen
Rapid Inductions dazu, nach vorne zu fallen. Und bei aller Show,
bei aller Schnelligkeit und der großartigen Wirkung dieser Form von
109
Hypnose steht doch die Sicherheit und die Gesundheit unserer Klienten
an allererster Stelle. Frage deshalb grundsätzlich vor der Einleitung,
ob dein Hypnotee irgendwelche gesundheitlichen Einschränkungen,
vor allem in den Armen, in der Schulter oder im Nacken
hat. Ist dies nicht der Fall, kannst du aus der gesamten Palette der in
diesem Buch vorgestellten Induktionen wählen.
Ansonsten wirst du aber auch einige genauso schnelle und genauso
wirkungsvolle Hypnoseeinleitungen lernen, die eben nicht ein
körperliches, sondern ein anderes Überraschungsmoment nutzen.
Zum Th ema »Sicherheit« gehört es auch, dass dein Hypnotee so
bequem wie möglich sitzt oder steht. Dies ist zum einen wichtig, damit
er sich so wohl wie möglich fühlt. Zum anderen aber bewegen
sich die meisten Menschen in Hypnose so gut wie nicht, es sei denn,
der Hypnotiseur suggeriert es ihnen. Wenn sie dann über einen längeren
Zeitraum in einer unbequemen Position verharren müssen,
kann es durchaus zu körperlichen Beschwerden kommen. Du wirst
feststellen, dass sehr häufi g mindestens der Kopf, oft sogar der ganze
Oberkörper regelrecht nach vorne sackt, wenn Klienten in Hypnose
gehen und ihre Muskeln entspannen. Da diese Position auf Dauer
nicht förderlich ist, solltest du sie aufrichten und diese Bewegung mit
entsprechender Vertiefung der Hypnose verlinken: »Ich werde jetzt
gleich deinen Oberkörper und deinen Kopf in eine aufrechte Position
bringen, was dich nur noch viel tiefer in die Hypnose sinken lässt.«
Da wir um die natürliche Tendenz des Nach-vorne-Fallens wissen,
nutzen wir diese Tatsache aber auch sehr bewusst aus. Wie wir gerade
erläutert haben, ist es bei den Schnellinduktionen besonders wichtig,
sofort nach dem Wort »Schlaf« die Hypnose zu vertiefen. Dies
passiert zum einen durch geeignete Vertiefungen (dazu später noch
mehr). Zum anderen nutzen viele Hypnotiseure gleichmäßige Bewegungen
des Körpers, um eine innere Orientierungslosigkeit zu erzeugen
und den Gleichgewichtssinn etwas durcheinanderzubringen. Du
wirst beim Üben und Ausprobieren feststellen, dass dies eine Trance
unglaublich gut vertieft.
Da ist zum einen das Rotieren des Kopfes deines Klienten. Da
dieser sowieso dazu neigt, leicht nach vorne zu fallen, kannst du ihn
einfach greifen und ihn locker und vor allem sehr sanft im Uhrzei110
gersinn kreisen zu lassen. Hierzu hältst du den Kopf in Höhe der
Stirn leicht in deiner rechten Hand und stabilisierst diese Haltung
mit deiner linken Hand im Nacken. Wenn du nun damit beginnst,
den Kopf rotieren zu lassen, dann tritt die erwähnte Manipulation
des Gleichgewichtssinns auf und der Klient verliert leicht die Orientierung.
Dies bewirkt eine schnellere Entspannung der Nackenmuskulatur
und eine Erhöhung der Suggestibilität. Und das Schöne ist,
dass du dies alles im wahrsten Sinne des Wortes in deinen Händen
hast. Das heißt, du kannst jederzeit sehr gut spüren, wie entspannt
dein Hypnotee ist.
Ebenso wirkungsvoll wie das Drehen des Kopfes ist es, wenn du
den Klienten an den Schultern anfasst und leicht hin und her wiegst.
Diese Bewegung ist wie das sanfte Schaukeln eines Bootes, welches
am Steg angebunden vor Anker liegt. Der Eff ekt ist der gleiche, nämlich
eine leichte Desorientierung, welche eine schnelle Vertiefung der
Hypnose zur Folge hat.
Probiere beide Methoden einmal aus und überzeuge dich von
der zuverlässigen und unterstützenden Wirkung dieser körperlichen
Manipulation. Nichts von beidem ist unbedingt notwendig, um erfolgreich
hypnotisieren zu können, es macht dir deinen Job aber auf
jeden Fall viel einfacher, denn über die direkte Verbindung der Berührung
erhältst du zusätzlich noch ein direktes Feedback und fühlst,
ob dein Klient schon tief genug in Hypnose ist oder ob es noch einige
Vertiefungen benötigt. Aber auch dies ist Geschmackssache und hat
viel mit einem eigenen Stil zu tun. Ich persönlich arbeite unheimlich
viel mit Berührungen, da ich so auf einer weiteren Ebene eine Verbindung
zu meinen Klienten habe. Andererseits gibt es aber auch gute
Hypnotiseure, die komplett ohne auskommen und trotzdem hervorragende
Ergebnisse erzielen.
111
In den folgenden Abschnitten wirst du einige wunderbare Rapid
Inductions lernen, die ich alle selbst regelmäßig nutze und auf meine
Bedürfnisse abgestimmt und weiterentwickelt habe. Aus diesem
Grund weiß ich um die schnelle und zuverlässige Wirkung. Trotzdem
verwende ich nicht alle dieser Induktionen gleich oft, sondern wähle
meist aus drei bis vier Induktionen, die ich regelmäßig verwende und
mit denen ich mich einfach am wohlsten fühle.
Das Schöne ist, dass diese Induktionen nur die Basis deines zukünftigen
Repertoires bilden werden. Sobald du sie gut beherrschst
und verstanden hast, warum sie so gut funktionieren, wirst du schnell
in der Lage sein, deine eigenen Schnellinduktionen zu entwickeln
oder ihnen deinen eigenen persönlichen Stempel aufzudrücken. Denke
immer daran: Es kommt nicht auf die eigentliche Technik an, sondern
auf deinen Stil und deine Persönlichkeit.
Ein entscheidender Faktor bei allen Rapid Inductions ist die umgehende
Vertiefung der Hypnose, sobald du das Wort »Schlaf« gesagt
hast. Denn ansonsten wird dein Klient schnell aus der Trance in seinen
normalen Wachbewusstseinszustand zurückkehren. Aber keine
Sorge, auch das Vertiefen ist sehr einfach und ich werde dir später
einige Methoden und Varianten zeigen, mit denen du die Hypnose
schnell und zuverlässig vertiefen kannst. Aber zuerst wünsche ich dir
viel Spaß beim Lernen und Ausprobieren der Schnellinduktionen.
112Elman-Induktion
Starten wir gleich mit dem Klassiker aller Rapid Inductions, der Dave-
Elman-Induktion. Von ihr gibt es unzählige Varianten, entweder in
der kompletten Form mit der Zahlenamnesie oder auch nur in der
Variante mit einem Eye Lock.
Und dies ist auch kein Wunder, denn sie ist unglaublich eff ektiv
und viele Hypnotiseure nutzen sie als ihre Standardinduktion, wenn
sie Klienten schnell und zuverlässig hypnotisieren wollen. Die Induktion
utilisiert in der kompletten Version gleich zwei hypnotische
Phänomene, nämlich am Anfang die Augenlidkatalepsie und später
das Vergessen von Zahlen. Dabei hatte Elman eine sehr einfache Maxime.
Er garantierte jedem seiner Patienten, dass sie ganz einfach in
Hypnose gehen würden, wenn sie seine Anweisungen eins zu eins
befolgen würden.
Und deshalb ist die Induktion auch so beliebt und erfolgreich,
denn wir sehen anhand der beiden Tests sofort, ob der Klient unseren
Ideen der geschlossenen Augen und der verblassenden Zahlen folgt
und somit hypnotisiert ist.
Allerdings kann es an diesen beiden Stellen auch zu leichten Komplikationen
kommen, wenn der Klient die Suggestionen nicht befolgt.
Aber das ist überhaupt kein Problem. Wie du mit diesen Situationen
ganz elegant umgehst, zeige ich dir nach meiner Version der Dave-
Elman-Induktion. Es ist wie gesagt nicht unbedingt notwendig, den
kompletten Ablauf der Induktion zu verwenden, oftmals reicht bereits
die Augenlidkatalepsie für eine ausreichende und stabile Trance
aus. Ich empfehle dir trotzdem, die komplette Elman-Induktion zu
üben, dann kannst du sie später nach Belieben an deine Bedürfnisse
und an deinen Stil anpassen.Nimm einen langsamen, tiefen Atemzug … halte die Luft kurzan … und atme doppelt so lange aus. Schließe nun deine Augenund entspanne dich. Entspanne deine Augen und tu einmal so,als ob die vielen kleinen Muskeln rund um deine Augen vollkommenentspannt seien … entspanne sie tief und vollständig. Stelldir einfach vor, dass sie so tief und vollständig entspannt sind,
113dass sie sich nicht mehr öffnen lassen … so als wären sie mit Sekundenkleberaneinander festgeklebt. Und wenn du dir wirklichsicher bist … wenn du dir absolut sicher bist, dass sie sich nichtmehr öffnen lassen … dann teste sie und bestätige dir, dass siesich nicht mehr öffnen lassen … (An dieser Stelle solltest du beobachtenkönnen, wie dein Klient wirklich versucht, seine Augen zuöff nen und dadurch die Augenlider zu fl attern beginnen.)Gut … höre nun auf zu testen und entspanne dich noch viel tiefer… und lass dieses Gefühl von Entspannung wie eine warmeWelle durch deinen ganzen Körper schwappen … über deine Schultern… deinen Rücken … bis hinunter in deine Zehenspitzen … sehrgut … Ich werde dich jetzt gleich bitten, deine Augen zu öffnenund dann wieder zu schließen. Wenn du sie wieder schließt, gehzehnmal so tief in diesen Zustand der Entspannung hinein … öffnedeine Augen … (Dabei die Hand vor die Augen des Klienten halten,damit der Blick nicht abgelenkt, sondern fokussiert wird!) undschließe sie wieder … gehe zehnmal so tief … gut … ich möchte,dass du deine Augen gleich noch einmal öffnest und dann wieder
schließt … und diesmal verdoppelst du die Entspannung einfach… öffne die Augen … und schließe sie wieder … verdopple dieEntspannung … sehr gut … ich werde dich gleich wiederum bitten,deine Augen zu öffnen und dann wieder zu schließen … unddiesmal … gehe einfach noch viel, viel tiefer … öffne deine Augen… und schließe sie wieder … tiefer und tiefer … lass dich treiben… du machst das sehr gut … fokussiere dich einfach auf denKlang meiner Stimme … und jedes meiner Worte lässt dich nurnoch viel tiefer sinken … tiefer entspannt … möglicherweise wirstdu auch andere Geräusche hören, doch keines dieser Geräuschewird dich in irgendeiner Art und Weise stören … jedes dieser Geräuschehilft dir dabei, dich voll und ganz auf meine Suggestionenzu konzentrieren und noch viel tiefer zu gehen.Ich werde jetzt gleich diesen Arm anheben … (Dabei den Armam Handgelenk anfassen) und wenn du bis hierhin alle meine Anweisungenund Suggestionen befolgt hast, wird der Arm leicht
114und locker … vollkommen entspannt sein wie ein nasser Waschlappen.Ich möchte nicht, dass du mir hilfst … lass ihn einfachschwer herunterhängen … ich werde den Arm nur ein weniganheben und ihn dann loslassen … wenn ich ihn loslasse, wirder herunterfallen wie ein nasser Waschlappen … und du gehstnoch viel tiefer (Arm loslassen) … viel tiefer … so ist es gut … jetzthaben wir einen ausgezeichneten Zustand körperlicher Entspannung… und deshalb kannst du jetzt auch ganz einfach deinenVerstand entspannen … ich werde dich gleich bitten, von 100 anlaut rückwärts zu zählen … erlaube es dir, mit jeder Zahl, die dusagst, noch viel tiefer zu gehen und deine mentale Entspannungzu verdoppeln … und wenn du bei 97 angelangt bist … vielleichtauch schon viel früher … kannst du feststellen, dass du deinenVerstand so weit entspannt hast, dass die Zahlen einfach ausdeinem Bewusstsein weggedriftet sind … sie sind dann ganz einfachverschwunden … wenn es geschieht, nimm wahr, wie gut essich anfühlt, und lass dieses Gefühl sich in deinem ganzen Körperausbreiten … gut … dann beginne jetzt, von 100 an laut rückwärtszu zählen … langsam und deutlich.100 (Hypnotee zählt laut)»Du machst das gut. Verdopple deine geistige Entspannung!«99»Lass einfach los … lass dich treiben und bereite dich darauf vor,die Zahlen gehen zu lassen …«98»Lass sie jetzt verschwinden … sind sie alle verschwunden? Gut!«
Schon bei der Augenkatalepsie hast du einen ausgezeichneten hypnotischen
Zustand etabliert, bei dem das Unterbewusstsein dominant
115
ist. Schließlich weiß der Verstand sehr wohl, dass er in der Lage ist,
jederzeit die Augen zu öff nen. Trotzdem ist er so auf die Idee fokussiert,
dass er sie nicht öff nen kann.
Um in der Sprache Elmans zu bleiben, ist somit sowohl der kritische
Filter ausgeschaltet als auch das selektive Denken etabliert. Der
Klient befi ndet sich in Hypnose. Die Fraktionierung mit dem wiederholten
Öff nen und Schließen der Augen vertieft diesen Zustand
dann ungemein. Wenn auch noch die Zahlenamnesie befolgt wurde,
ist laut Elman ein somnambuler Zustand erreicht. Und das in nicht
einmal drei Minuten.
Die Induktion ist also nicht nur schnell, sondern vor allem sehr zuverlässig.
Zusätzlich hat sie auch noch zwei Convincer für den Klienten
eingebaut, nämlich die festgeklebten Augenlider und das Verschwinden
der Zahlen. Und genau an diesen beiden Stellen kann es manchmal
dazu kommen, dass die Suggestionen nicht befolgt werden. So
kann es sein, dass die Augen sich doch öff nen oder die Zahlen nicht
verschwinden. Das ist nicht schlimm und lässt sich mit ein wenig
Übung leicht utilisieren. Pace dann einfach das Verhalten und sage
etwas in der Art wie:Ausgezeichnet. Du hast jetzt gezeigt, dass du die Augen jederzeitöffnen kannst. Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht darum,deine ganze Vorstellungskraft dafür einzusetzen, dass dusie nicht mehr öffnen kannst … tu einfach so, als ob sie so tiefentspannt sind, dass sie sich nicht mehr öffnen lassen. Und wenndu dir absolut sicher bist, dass sie so entspannt sind, dass du sienicht mehr öffnen kannst, dann versuche sie zu öffnen.Beim Rückwärtszählen sollten spätestens bei der 97 die Zahlen verschwundensein. Zählt der Klient trotzdem weiter, ist es Zeit einzugreifenund etwas nachzuhelfen:Du machst das klasse! Ich werde jetzt deinen Arm am Handgelenkanheben (Arm anheben) und er wird sich schwer und lockeranfühlen … das ganze Gewicht halte ich. Und wenn ich deinen
116Arm gleich loslasse, wird er herunterfallen und die Zahlen werdenweg sein … (Arm loslassen) sie sind jetzt vollständig verschwunden… hab den Willen, dass es passiert … erwarte, dasses passiert … und schaue zu, wie es passiert … und sind sie weg?Gut!
117
Der Trick hierbei ist, dass wir das Ergebnis der Suggestion mit einer
körperlichen Bewegung verknüpfen, sodass der Hypnotee auch noch
eine kinästhetische Verknüpfung hat. Beachte bei der Formulierung,
dass ich nicht mehr die Zahlen erwähne, sondern nur noch sage »sie
werden weg sein«, was automatisch eine sprachliche und gedankliche
Dissoziation bewirkt.
118Magnetische Hände
Die magnetischen Hände kennst du schon als Konzentrationsübung
aus dem Set-Up. Auch hast du schon gelernt, wie du sie als eigenständige
Induktion nutzen und direkt aus dem Suggestibilitätstest die
Hypnose einleiten kannst, einfach indem du das Schließen der Augen
und das Herabsinken der Hände mit dem hypnotischen Zustand
verbindest. Ich nutze die magnetischen Hände unglaublich gerne als
Gruppeninduktion in Seminaren oder Workshops, da ich auf der einen
Seite sehr schön die Suggestibilität der einzelnen Personen überprüfen
kann und es andererseits auch sehr leicht ist, direkt aus diesem
Test in die Hypnose überzuleiten.
In einer Gruppe angewendet, nimmt diese Induktion viel Rücksicht
auf das individuelle Tempo der einzelnen Klienten und trotzdem
hat jeder Einzelne am Ende ein hypnotisches Erfolgserlebnis.
Aber auch in der Einzelarbeit nutze ich die magnetischen Hände
immer wieder gerne. Manchmal in der langsamen Variante, die du
bereits geübt hast, meist jedoch als Rapid Induction, wie du sie gleich
lernen wirst.
Der Ablauf ist so ziemlich der gleiche wie in der dir schon bekannten
Konzentrationsübung. Wir fügen lediglich noch ein Element
hinzu, das typisch für alle Schnellinduktionen ist, nämlich das
der Überraschung.
Dazu starten wir ganz normal, indem wir suggerieren, dass sich
die Hände wie zwei Magnete aufeinander zubewegen und in dem
Augenblick, in dem sie sich berühren, fallen die Hände entspannt
in den Schoß und der Klient wird in einen wundervollen und tiefen
hypnotischen Zustand driften.
Während das Unterbewusstsein diese Suggestionen umsetzt, beobachten
wir die Bewegung der Hände. Und kurz bevor sie sich tatsächlich
berühren, überraschen wir unseren Hypnotee und beenden
diese Bewegung, indem wir beherzt, aber sanft die Hände zusammenführen
und nach unten ziehen. Im gleichen Moment folgt das
schon bekannte Kommando »Schlaf« und gleich darauf schon die
Vertiefung.
119Ich werde dich jetzt gleich bitten, deine beiden Arme mit lockerenEllenbogen und den Handfl ächen nach innen schulterbreitauszustrecken und deine ganze Konzentration auf einen Punktzwischen deinen beiden Händen zu richten. Dann werde ich dichbitten, deine Augen zu schließen und mit geschlossenen Augenweiterhin auf diesen Punkt zu schauen. Ich möchte, dass du dirvorstellst, wie zwei starke Elektromagnete an den Innenfl ächendeiner Hände angebracht sind und deine Hände magisch undwie von selbst anziehen. Ich möchte nicht, dass du sie bewusstaufeinander zubewegst, sondern dich ausschließlich auf die Ideefokussierst, dass sie sich durch die Magnete immer stärker aufeinanderzubewegen. Die magnetische Kraft wird immer kräftigerwerden und wenn die Hände sich berühren, lässt du sie langsamin deinen Schoß sinken, während dein Kopf schwer auf deineBrust fällt und du tief in Hypnose sinkst. Bist du bereit, in Hypnosezu gehen? Gut.Dann strecke deine beiden Arme aus und drehe die Handfl ächen
nach innen, sodass sie ungefähr schulterbreit auseinander sind.Lass die Ellenbogen dabei leicht angewinkelt und locker. Konzentrieredich nun voll und ganz auf einen Punkt zwischen deinen
120beiden Händen. Schließe deine Augen und schaue mit geschlossenenAugen weiterhin genau auf diesen Punkt. Nutze deineganze Vorstellungskraft. Stell dir vor, wie zwei starke Magnetean den Innenfl ächen deiner Hände angebracht sind … hier … undhier (jeweils die Innenfl ächen der Hände berühren). Die Magneteziehen sich kraftvoll an und deine Hände bewegen sich wievon selbst aufeinander zu … sie fangen bereits an sich zu bewegen… und was sich auch immer zuerst bewegt, ein Finger oderdie ganze Hand … stell dir vor, wie eine immer stärker werdendemagnetische Kraft die Hände näher und näher aufeinander zubewegt… ich möchte nicht, dass du sie nach innen drückst … siebewegen sich rein dadurch, dass du es dir vorstellst und dich aufdiese Idee konzentrierst … näher und näher … und wenn die beidenHände sich berühren … lass sie locker in deinen Schoß fallen… während dein Kopf schwer und entspannt auf deine Brustsinkt und du in einen unglaublich angenehmen Zustand der Hypnosesinkst … näher und näher … und …SCHLAF!Kurz bevor die Hände sich berühren, drückst du sie von außen überraschend,vor allem aber bestimmt und sanft zusammen, sodass sie leichtgegeneinanderklatschen. Nun führst du die Hände nach unten, sodass derOberkörper etwas nach vorne kommt und der Kopf entspannt nach untenfällt. Jetzt beginnst du umgehend mit der Vertiefung.
Die magnetischen Hände sind eine wundervolle Induktion, die sowohl
für den Hypnotiseur als auch für den Hypnotee sehr leicht auszuführen
ist. Wenn du sie ausreichend übst und sie gut beherrschst,
wirst du eine Menge Freude mit ihr haben.
121Auge-Hand-Fixation
Schon James Braid nutzte die Fixation der Augen auf einen bestimmten
Punkt (in seinem Fall oft ein silbernes Skalpell), um die Aufmerksamkeit
seiner Patienten auf seine Suggestionen zu fokussieren und
von der Außenwelt abzuschirmen. Seitdem wird diese Variante der
Hypnoseeinleitung von so gut wie jedem Hypnotiseur in der einen
oder anderen Form angewandt, da sie schnell und zuverlässig wirkt.
Als Fixationsobjekt eignet sich so gut wie alles, sei es die klassische
Taschenuhr, ein Pendel, ein imaginärer Punkt an der Decke oder auch
der Finger des Hypnotiseurs. Eine sehr einfache und schnell zu erlernende
Schnellinduktion nutzt für die Fixation der Aufmerksamkeit
die Hand des Klienten und heißt daher auch Auge-Hand-Fixation.
Die Ausführung ist sehr simpel und kann in so gut wie jedem
Setting angewendet werden. Der Hypnotiseur greift dabei den rechten
Arm des Klienten am Handgelenk, hebt ihn an und bringt ihn
in eine Position, in der die geöff nete Handfl äche ungefähr 20 Zentimeter
vom Gesicht entfernt ist. Auf diese Art und Weise kann der
Hypnotee direkt auf einen Punkt in seiner eigenen Hand blicken und
seine Aufmerksamkeit auf diesen fokussieren.
Der Griff sollte hierbei leicht, aber bestimmt sein. Idealerweise
greifst du das Handgelenk mit dem Mittelfi nger und Daumen deiner
linken Hand. Der Zeigefi nger stabilisiert dabei den Handrücken.
Durch diesen eleganten Dreifi ngergriff wird es schnell passieren, dass
die Hand des Klienten von alleine in der aktuellen Position bleibt,
von wo aus du sie dann in Richtung seines Gesichtes bewegen kannst.Für die folgende Hypnose brauche ich deinen Arm. Leihst du mirdeinen Arm für die Hypnose? Okay …Jetzt den Arm mit dem beschriebenen Griff am Handgelenk nehmen unddie Hand des Klienten circa 20 bis 30 Zentimeter vor dem Gesicht mitgeöff neter Handfl äche platzieren. Dabei den Griff sukzessive leichter werdenlassen. (Du wirst erstaunt sein, bei wie vielen Hypnotees der Armjetzt schon so leicht ist, dass er von alleine in der Luft schwebt. Ob das
wohl daran liegt, dass diese Personen bereits in Hypnose sind?) Da du dei122nen Zeigefi nger auf der Rückseite der Hand hast, bekommst du jederzeitFeedback, wie schwer die Hand noch ist und wann du sie vollständig loslassenkannst. Zeige nun gleichzeitig mit dem Zeigefi nger deiner rechtenHand auf einen Punkt in der Handfl äche.Schau auf die Innenfl äche deiner Hand. Fokussiere deine gesamteAufmerksamkeit auf diesen Punkt. Ganz genau, richte deinengesamten Fokus auf diesen einen Punkt auf deiner Handfl äche.Und während deine Hand sich auf dein Gesicht zubewegt, (Hier
unter Umständen leicht mit dem Dreifi ngergriff führen. Wenn diegesamte Aufmerksamkeit auf den Punkt gerichtet ist, kannst du dieHand sukzessive loslassen, sie wird von alleine in ihrer Position bleiben.)kannst du wahrnehmen, wie sich der Fokus deiner Augenverändert und du dir deiner Augen mehr und mehr bewusstwirst. (Dies passiert sowieso, du pacet also nur die Erfahrung, dieer sowieso gerade macht. Nun ist es leicht, ins Leading zu wechseln.)Nimm einen tiefen Atemzug und schlaf! (Während du »Schlaf«sagst, machst du mit deiner rechten Hand eine nach unten führendeBewegung über seine Augen und unterstützt damit das Schließen.)Tiefer und tiefer … driften … gleiten … träumen … immer nochtiefer.
Das Schöne ist, dass die Hand jetzt noch vor dem Gesicht schwebt
und du sie gut für die jetzt folgende Vertiefung utilisieren kannst.
Zwei wunderbare Möglichkeiten sind, den Arm entweder schnell
oder langsam nach unten sinken zu lassen und die Bewegung mit der
Vertiefung der Hypnose zu verbinden, also zum Beispiel:Ich werde jetzt gleich von drei bis eins zählen. Wenn ich bei einsangelangt bin, wird dein Arm langsam und wie von selbst nachunten sinken … und mit jedem Zentimeter, den der Arm nach untensinkt, gehst du tiefer und tiefer … und wenn deine Hand deinBein berührt, wird dein Kopf ganz entspannt nach vorne fallenund du sinkst in einen wundervollen und tiefen hypnotischenZustand. Drei … zwei … eins … tiefer und tiefer … mit jedem Zentimetergehst du immer tiefer …
123
124
Oder in einer schnelleren Variante:Ich werde dich jetzt gleich an deinem Handrücken berühren.Wenn ich dich am Handrücken berühre, wird dein Arm herunterfallenwie ein nasser Waschlappen … er wird schwerund locker … er wird herunterfallen wie ein nasser Waschlappen… wenn er dein Bein berührt, wirst du zehnmal so tief gehenund eine Welle der Entspannung wird sich in deinem gesamtenKörper ausbreiten … (Mit dem Zeigefi nger am Handrücken berühren.Der Arm sollte jetzt schwer und locker nach unten fallen.) Soist es gut … zehnmal so tief … tiefer und tiefer … und eine wundervolleWelle der Entspannung breitet sich in deinem gesamtenKörper aus, während du mit jedem Atemzug immer noch tiefergehst …
125Handshake-Interrupt
Diese Induktion ist der Auge-Hand-Fixation sehr ähnlich, nutzt aber
zusätzlich noch ein Überraschungsmoment, welches den Handshake-
Interrupt so besonders macht. Die Variante, die du hier lernen wirst,
wurde von Richard Bandler, einem der Entwickler des neurolinguistischen
Programmierens, mit unglaublicher Eleganz perfektioniert.18
Ich nutze diese Induktion vor allem zum re-induzieren von Hypnose,
weil der gesamte Ablauf sich so einfach und fast schon beiläufi g
durchführen lässt.
Aber auch als eigenständige Einleitung wirst du viel Freude mit
dem Handshake-Interrupt haben, wenn du ihn fl üssig und sicher beherrschst.
Im Normalfall dauert es keine 20 Sekunden, bis du deinen
Klienten mit dieser Methode schnell und eff ektiv hypnotisiert hast.
Das Prinzip, welches hinter dieser Induktion steckt, ist das einer
Musterunterbrechung.
Das heißt, du utilisierst ein normales und unbewusst
ablaufendes Verhaltensmuster, unterbrichst dieses und öff nest
damit ein kurzfristiges Fenster der Überraschung und Verwirrung.
Und wie du dir schon denken kannst, nutzen wir dieses Zeitfenster,
um unseren Hypnotee in Hypnose zu versetzen.
Der Ablauf ist ganz einfach. Du streckst deine Hand aus, als wolltest
du Guten Tag sagen oder dich für irgendetwas bedanken. Jetzt
läuft in deinem Gegenüber ein unbewusstes Programm ab, welches
ihn automatisch auch seine Hand ausstrecken lässt, um deine Hand
zu schütteln und somit das Programm zu beenden.
Probier es einfach ein paarmal aus, bevor du mit dem Üben der
Induktion beginnst. Du wirst feststellen, dass so ziemlich jeder dir
die Hand schütteln will, dem du deine eigene Hand entgegenstreckst.
Und diese Tatsache nutzen wir jetzt aus und unterbrechen genau dieses
Muster. Wir nehmen zur Erklärung der Induktion einmal an, dass
du gerade eine der Konzentrationsübungen beendet hast und dein
Klient dir nun mit geschlossenen Augen und einer sehr entspannten
Physiologie gegenübersitzt.
126Ausgezeichnet, du machst das wirklich sehr gut. Öffne nun deineAugen und nimm einen tiefen Atemzug. Herzlichen Glückwunsch!Nun streckst du deine rechte Hand aus, als ob du ihm tatsächlich perHandschlag gratulieren möchtest. Die folgende Bewegung ist jetzt die Unterbrechungdes Musters und sollte sehr fl üssig und natürlich ausgeführtwerden. Kurz bevor du normalerweise die Hand schütteln würdest, ziehstdu deine rechte Hand langsam ein wenig zurück und greifst gleichzeitigmit deiner linken Hand das Handgelenk deines Klienten. Verwendewieder den dir schon bekannten Dreifi ngergriff und greife mit Daumenund Mittelfi nger das Gelenk, während dein Zeigefi nger den Handrückenstabilisiert. Nun führst du die Hand deines Hypnotees mit einer sanftenund eleganten Bewegung ungefähr 20 bis 30 Zentimeter vor sein Gesicht,sodass er auf seine eigene Handfl äche blickt. Denke dran, dass du geradeein Muster unterbrochen hast und er sich daher in einem Zustand derVerwirrung und der Überraschung befi ndet. Unser berühmtes »Windowof Opportunity« ist also weit geöff net. Dies nutzen wir nun aus. Wirzeigen mit unserer rechten Hand auf die Handfl äche des Klienten undgeben unsere erste Suggestion.Schau auf deine Hand. Fokussiere deine gesamte Aufmerksamkeitauf diesen Punkt und die vielen kleinen Linien drum herum… ganz genau … schau nur auf deine Hand und konzentrieredich auf diesen Punkt.Zu diesem Zeitpunkt spürst du bereits, ob sich die Hand von alleine inder Luft hält oder ob du noch unterstützen musst. Führe die Hand jetztmit leichtem Druck Richtung Gesicht. Meist reicht es, nur einen kleinenAnstoß zu geben, die Bewegung verselbstständigt sich sehr schnell.Nimm wahr, wie sich der Fokus deiner Augen verändert und dudir deiner Augen bewusst wirst, während sich deine Hand mehrund mehr auf dein Gesicht zubewegt. Nimm einen tiefen Atemzugund SCHLAF! So ist es gut … tiefer und tiefer … lass dich einfachtreiben, während du in diesen unglaublich schönen hypnotischenZustand gleitest …
127Um das Schließen der Augen zu forcieren, machst du jetzt zeitgleich zumWort »Schlaf« mit deiner rechten Hand eine Bewegung von leicht oberhalbder Augen nach unten. Wenn du eine Performance auf der Straßemachst, kannst du auch noch mit deinen Fingern schnippen und einen
akustischen Anker für die spätere Verwendung etablieren (zum Beispiel
128für die Fraktionierung, doch dazu bald mehr). Es gibt auch noch einelangsamere Variante, die mit folgenden Suggestionen arbeitet:Nimm wahr, wie sich der Fokus deiner Augen verändert, währendsich deine Hand mehr und mehr auf dein Gesicht zubewegt… stell dir vor, wie eine unsichtbare Kraft deine Hand langsamauf dein Gesicht zubewegt … näher und näher…und wenndeine Hand dein Gesicht berührt, wirst du deine Augen schließenund in einen tiefen Zustand der Hypnose sinken … näher und näher… Wenn die Hand das Gesicht berührt, wird der Klient wahrscheinlichvon alleine seine Augen schließen und in Hypnose sinken.Wenn dies nicht der Fall ist, verfährst du einfach wie in der oberenVariante, machst eine Bewegung nach unten und sagst: SCHLAF!
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Wie schon bei der Auge-Hand-Fixation hast du den Klienten nun in
leichter Hypnose und sein Arm ist kataleptisch. Wiederum kannst
du selbst entscheiden, wie du fortfährst und ob du den Arm noch
für weitere Suggestionen nutzen möchtest. Ich nutze die Position der
Hand so gut wie immer für eine Vertiefung oder eine Levitation.
130Rehearsal-Induktion
Die Rehearsal-Induktion, deren Ursprungsversion auf John Overdurf19
zurückgeht, ist eine sehr sanfte und doch ebenso wirkungsvolle
Schnellinduktion,
die ich gerne in meinen Coachings einsetze, wenn meine
Klienten in einem bequemen Sessel sitzen. Sie ist vor allem für Anfänger
sehr gut geeignet, da sowohl der Hypnotiseur als auch der Hypnotee
erst ein paarmal »üben«, bevor es zur eigentlichen Induktion kommt.
Dabei nutzt man eine physische Veränderung des Körpers, indem
man das Heben und Senken eines Armes mit dem »In-Hypnose-Gehen
« und dem »Wieder-heraus-Kommen« verlinkt. Dies machst du,
indem du deinem Klienten sagst, dass du mit ihm den Ablauf der
Induktion erst einmal üben wirst. Dann erklärst du ihm Schritt für
Schritt, was genau du tun und sagen wirst und welche Auswirkungen
dies auf ihn haben wird. Nachdem du den Prozess und die physiologischen
Veränderungen einmal vorgemacht hast, hebst du den Arm
des Hypnotees mit dem Dreifi ngergriff hoch, gibst ein paar Suggestionen
und senkst ihn dann wieder.
Dies machst du vordergründig natürlich nur, um ihm zu zeigen, wie
er später in Hypnose gehen wird. Tatsächlich wird er aber nach ein paar
Wiederholungen von ganz alleine schon während der »Übungen« in die
hypnotische Trance driften. Dabei nutzt du das motorische Muskelgedächtnis
des Armes, der irgendwann von alleine reagiert. Du übst den
Ablauf so lange, bis die Übung automatisch in die Hypnose übergeht.
Sowohl Hypnotiseur als auch Klient können also so gut wie nichts
falsch machen. Das Einzige, was du beachten solltest, ist, die Wortwahl
deiner Suggestionen langsam von erlaubend auf direktiv umzustellen
und genau zu beobachten, wie dein Hypnotee mit fortlaufender
Zeit reagiert.Bevor ich dich jetzt gleich hypnotisieren werde, möchte ich dir erklären,wie die Induktion abläuft und was genau passieren wird. Okay?Um die Hypnose einzuleiten, werde ich gleich deinen Arm nehmenund ihn ungefähr so nach oben bewegen. (Die Bewegung an dir selbstdemonstrieren. Anfänglich liegt dein Arm locker auf einer Lehne oderauf deinem Schoß. Dann greifst du das Handgelenk und beugst den Arm
131ungefähr 90 Grad nach oben, sodass der Ellenbogen immer noch aufder Lehne liegt und die Hand nach oben zeigt.) Wenn der Arm ungefähran dieser Position ist, wird er ganz von alleine anhalten und dukannst deine Augen schließen (um dem Klienten genau zu zeigen, wasgenau er tun soll, schließe auch ich an dieser Stelle meine Augen) und inHypnose gehen … und um dich später wieder rauszuholen, werdeich den Arm einfach wieder nach unten bewegen, und du öffnestdeine Augen und kommst wieder raus … ungefähr so … okay?
132Und ich werde dir diesen Ablauf jetzt ganz genau erklären, damitdu weißt, wie du gleich in Hypnose gehen kannst, und damitdu ein Gefühl für den Prozess bekommst. Ich werde deinen Arm
am Handgelenk nehmen und ihn nach oben bewegen … (Jetzt denArm am Handgelenk nach oben bewegen, sodass die Hand in der Luftund der Ellenbogen ungefähr 90 Grad gebeugt ist.) und ungefähr hierkannst du dann später in Hypnose gehen … und um dich wiederrauszubringen, werde ich deinen Arm ganz einfach wieder nachunten bewegen … (Arm nach unten drücken) ungefähr so.Es ist ganz einfach, ich werde deinen Arm am Handgelenk nachoben bewegen … und wenn deine Hand einen bestimmten Punkterreicht hat, wirst du einige Dinge wahrnehmen, an denen du erkennenkannst, dass du in Hypnose gehst … deine Augen schließensich … deine Atmung verändert sich und du würdest nochviel tiefer gehen … und um dich wieder zurückzubringen, drückeich den Arm einfach wieder nach unten … genau so.Ich möchte nicht, dass du jetzt schon in Hypnose gehst, denn ichmöchte dir den Prozess zuerst genau erklären … ich würde danndeinen Arm am Handgelenk anheben … und an einem bestimmtenPunkt anhalten … deine Augen würden sich schließen, währenddu genau automatisch immer tiefer und tiefer driften würdest… alles wird ganz von alleine passieren … dann werde ich dieHand wieder nach unten drücken … ganz genau.Wenn es jetzt so weit wäre, würde ich deinen Arm so am Handgelenknehmen und ihn nach oben bewegen … und während erganz von alleine nach oben steigt, stellst du an einem bestimmtenPunkt fest, dass sich etwas verändert … dass deine Augensich schließen und deine Hand wie von selbst anhält … so ist esgut … tiefer, tiefer, tiefer … den ganzen Weg nach unten … du gleitest,driftest und sinkst immer tiefer in die Hypnose … währenddein Unterbewusstsein längst in den Vordergrund getreten ist undmeine Suggestionen befolgt, während dich jedes meiner Worte,jeder gleichmäßige Herzschlag immer tiefer sinken lässt …
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Wie oft du diesen Prozess durchlaufen musst, ist sehr individuell und
immer von deinem Klienten abhängig. Je mehr du den Arm aber auf
diese Bewegung trainierst, desto automatischer wird er reagieren, bis
er irgendwann von ganz alleine nach oben schwebt. Dann unterstützt
du diese Bewegung nur noch leicht und lässt dann irgendwann ganz
los, bis der Arm kataleptisch in der Luft schwebt. Wichtig ist, dass du
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sofort mit der Vertiefung beginnst, sobald die Augen geschlossen sind
und der Arm in der Luft steht. Dann kannst du ihn entweder für eine
Levitation utilisieren oder du verlinkst das Nach-unten-Sinken mit
der Vertiefung der Hypnose.
135Acht-Wörter-Induktion
Diese Induktion gehört zu meinen absoluten Lieblingen. Sie ist
schnell, unkompliziert und unglaublich wirkungsvoll. Sie kann im
Stehen genauso gut eingesetzt werden wie im Sitzen und sie besteht
tatsächlich nur aus acht Wörtern. Die Eff ektivität und die Wirkung
besteht hier im hypnotischen Kontext und vor allem im Timing.
Das Setting und die sukzessive Steigerung der Erwartungshaltung
sind dabei als Vorbereitung für den Überraschungseff ekt von hoher
Bedeutung und sollten daher gut überlegt durchgeführt werden. Die
Beachtung der Sicherheit des Klienten spielt hier eine große Rolle, da
es vor allem im Stehen, aber auch im Sitzen durchaus passieren kann,
dass der Hypnotee infolge des Wegziehens der Hand nach vorne fällt.
Es ist also entscheidend, selbst eine stabile und ausbalancierte Position
einzunehmen, um in diesem Fall sofort unterstützend eingreifen
zu können. Ich beschreibe dir im Folgenden die Variante im Sitzen,
die Induktion im Stehen verläuft analog.Der Hypnotiseur sitzt dem Klienten leicht schräg gegenüber, damit er fürden späteren Überraschungseff ekt eine stabile Position hat. Nachdem eretwas aktive Kooperation eingefordert hat (Beine parallel, tiefer Atemzug,bequem hinsetzen o. Ä.), beginnt er mit der Erklärung, was er von seinemHypnotee erwartet.Mach es dir so bequem wie möglich und lass beide Arme lockerherunterhängen. Ich werde dich gleich auffordern, mit deinerHand fest auf meine zu drücken. Ich werde von unten ebenfallsdrücken. Dann möchte ich, dass du deine Augen schließt undwenn ich das Wort »Schlaf« sage, wird dein Kopf locker nachvorne fallen und du gleitest in eine unglaublich angenehme Entspannung.Einverstanden? Gut. Bist du Rechts- oder Linkshänder?Die Antwort auf diese Frage ist vollkommen unerheblich und hat einzigund alleine den Zweck, das Bewusstsein zu verwirren. Der Hypnotiseurfährt unabhängig von der Antwort fort und streckt seine linke Hand in
136Richtung der rechten Hand des Klienten aus. Dabei wird der Ellenbogenzur Stabilisierung der Position auf dem Oberschenkel abgestützt. DerArm ist nun in einer leicht angewinkelten Position und die Hand zeigtmit den auf den Hypnotee gerichteten Fingern parallel zum Boden. Nunfolgen die acht Wörter:Drück auf meine Hand!Der Klient sollte jetzt mit seiner rechten Hand auf deine drücken. DerHypnotiseur drückt dagegen und erhöht somit den Druck noch. Durchden abgestützten Ellenbogen ist dies sehr einfach und auch lange auszuhalten.Sollte der Klient nicht fest genug drücken, wird er so langeaufgefordert, bis er es tut. Dies ist wichtig, damit der gesamte Arm undauch Teile des Oberkörpers in eine starke muskuläre Anspannung geraten.Schließ deine Augen!Dabei mit der Hand in einem Abstand von circa zehn bis 15 Zentimeterneine nach unten führende Bewegung vor dem Gesicht des Klientenmachen und dadurch das Schließen der Augen unterstützen.SCHLAF!Tiefer und tiefer … gleiten … sinken … driften … immer tiefer …je mehr ich deinen Körper sanft hin und her bewege, desto tieferkannst du gehen … wenn ich aufhöre, deinen Körper hin und herzu wiegen, gehst du noch zehnmal so tief.Das Timing ist nun entscheidend. Wenn der Druck fest genug und dieAugen geschlossen sind, ziehst du deine Hand in einer seitlich und leichtnach unten führenden Bewegung weg und gibst dabei im gleichen Momentdie Suggestion »Schlaf«. Der Überraschungseff ekt ist wirklich unglaublichwirkungsvoll und funktioniert selbst dann, wenn der Klient dieInduktion schon kennt und das Wegziehen der Hand erwartet.Das Schöne ist, dass er nie weiß, wann genau du es tun wirst. Dieaufgebaute Spannung löst sich nun und das Nervensystem entspannt.
137Sei auf jeden Fall vorbereitet, deinen Hypnotee aufzufangen, ihn aufzurichtenund dann seinen Kopf zu rotieren oder ihn leicht hin und herzu wiegen. Gib dann geeignete Suggestionen, dass er aufrecht und sichersitzen kann und dadurch noch viel tiefer in Hypnose gehen wird.
138
Der Ablauf der Acht-Wörter-Induktion ist sehr einfach und mit ein
wenig Übung wirst du sie auch schnell lernen. Viel entscheidender
als die acht Wörter und das richtige Timing beim Wegziehen ist allerdings
eine selbstbewusste und kongruente Präsentation. Du musst
deinem Klienten mit deiner ganzen Einstellung und Persönlichkeit
kommunizieren, dass nicht der geringste Zweifel besteht, dass er
gleich in Hypnose gehen wird. Machst du dies kongruent, wirst du
schnell große Erfolge verzeichnen können. Um die Acht-Wörter-Induktion
zu üben, kannst du sie auch jederzeit als Re-Induktion nach
einer Fraktionierung in eine Hypnose einbauen, was vor allem für
Anfänger ein guter Tipp ist, um neue Induktionen einzustudieren.
139Armpull-Induktion
Die Armpull-Induktion ist eine klassische Hypnoseeinleitung für die
Performance auf der Bühne oder auf der Straße. Sie ist nicht mehr
und nicht weniger eff ektiv als alle anderen in diesem Buch vorgestellten
Induktionen, aber sie hat einen visuellen Eff ekt, der auf ein
Publikum sehr beeindruckend wirkt. Wer die Armpull-Induktion in
Perfektion ausgeführt erleben möchte, dem empfehle ich, sich einige
Videos von Sean Michael Andrews, dem schnellsten Hypnotiseur der
Welt, auf Youtube anzusehen.
Der Armpull basiert auf dem gleichen Prinzip wie die Acht-Wörter-
Induktion, nämlich auf Schock und Überraschung. Die ideale
Durchführung ist im Stehen, die Induktion kann jedoch auch genauso
gut im Sitzen angewendet werden. Sie ist für ein Publikum
unglaublich beeindruckend und unterhaltend, trotzdem sollte der
Hauptfokus auch hier auf der Sicherheit des Klienten liegen.
Da wir im Laufe des Armpull den Arm des Klienten überraschend
nach unten ziehen, und er dadurch leicht nach vorne fallen wird, ist
es von äußerster Wichtigkeit, dass wir einen stabilen Stand haben
und vor allem die Bewegung beherrschen. Diese sollte zwar auf der
einen Seite ruckartig sein (um den entsprechenden Eff ekt zu haben),
auf der anderen Seite aber auch so sanft, dass wir unseren Hypnotee
keinerlei körperlicher Gefahr aussetzen.
Am besten suchst du dir also einen Übungspartner und übst zuallererst
den Armpull an sich, also das sanfte, aber ruckartige Ziehen
des Armes in einem 45-Grad-Winkel nach unten. Erst wenn du diese
Bewegung beherrschst und auch deinen leicht nach vorne fallenden
Klienten sicher auff angen kannst, solltest du mit dem Üben der gesamten
Induktion beginnen. Hierzu empfehle ich einen schulterbreiten
Stand, bei dem der eine Fuß etwas nach vorne gestellt wird. Probiere
einfach ein wenig herum, du wirst selbst am besten wissen, in
welchem Stand du am sichersten stehst. Und der Aufwand lohnt sich,
denn wenn du die Armpull-Induktion erst einmal gemeistert hast,
wird sie eine der beeindruckendsten Werkzeuge in deinem hypnotischen
Induktionsarsenal sein. Für das Übungsskript verwenden wir
die Variante im Stehen.
140Der Hypnotiseur steht dem Klienten gegenüber. Er sollte auf einen festenund breiten Stand achten und dabei leicht in die Knie gehen. Dadurchsteht er sehr ausbalanciert und kann bei Bedarf den nach vorne fallendenHypnotee leicht auff angen und abstützen. Er bittet ihn dann, sich geradehinzustellen, mit beiden Füßen parallel nebeneinander. Hierdurch entstehtnicht nur die gewünschte aktive Kooperation, sondern der Hypnoteesteht auch leicht instabil, was für den Ablauf der Induktion sehr förderlichist.Ich werde dich jetzt gleich auffordern, mir deine Hand zu geben.Dann werde ich deine Hand leicht nach unten bewegen … undwenn ich deine Hand nach unten bewege, wirst du deine Augenschließen, dein Kopf wird entspannt nach vorne fallen unddu wirst in einen fantastischen und angenehmen Zustand derHypnose sinken. Willst du diesen coolen Zustand erleben? Okay.Dann gib mir jetzt deine Hand und komm ein Stück näher. Stelldich so hin, dass beide Füße parallel zueinander stehen. (Jetzt paralleldie linke Hand in den Nacken des Klienten legen, um gleich denKopf leichter rotieren beziehungsweise auff angen zu können.) Schaujetzt auf diesen Punkt unter meinem Auge … fokussiere deine gesamteAufmerksamkeit darauf … (Mit dem Finger darauf zeigenund den Klienten mit einem defokussierten Blick anschauen. Diesist ganz einfach, such dir einfach einen imaginären Punkt ungefähreinen halben Meter hinter ihm und schaue diesen an. Wenn du etwasgeübter bist, kannst du jetzt auch deinen Atem an den deines Klienten
angleichen.)Jetzt kommt es zum eigentlichen Armpull. Ziehe den Arm, dessenHand du hältst, ruckartig, überraschend, aber sehr sanft in einemWinkel von ungefähr 45 Grad schräg nach unten. Wichtig ist, hierdie richtige Mischung aus Bestimmtheit und Feinfühligkeit zu erreichen.Der Zug am Arm sollte so erfolgen, dass die Schulter desHypnotees ebenfalls nach vorne gezogen wird. Im selben Augenblick,in dem du den Arm nach unten ziehst, sagst du jetzt sehr bestimmt:SCHLAF!
141Der Klient wird jetzt aufgrund seines eigenen unsicheren Stands und desÜberraschungseff ektes leicht nach vorne kippen, daher ist es so wichtig,dass du selbst sicher stehst. Stütze ihn auf beginne sofort mit der Vertiefungund den Suggestionen zum sicheren Stand.
142Tiefer und tiefer … tiefer und tiefer … du stehst vollkommen sicherund ausbalanciert … ich halte dich und du stehst vollkommensicher … sinken … driften … träumen … den ganzen Wegnach unten.Nun hast du wieder die gleiche Wahl wie bei der Acht-Wörter-Induktion.Entweder fängst du den Hypnotee auf und beginnst sofort mit dem Rotierendes Kopfes. Oder du legst den Kopf sanft auf deiner Schulter ab. Ebensokannst du den Klienten leicht hin- und herschaukeln und auf diese Artund Weise eine leichte Orientierungslosigkeit erreichen. Wichtig ist es, diejeweilige Bewegung immer sofort mit einer entsprechenden Vertiefung derHypnose zu verbinden:Je mehr ich deinen Kopf rotiere, desto tiefer gehst du … tiefer undtiefer … wenn ich aufhöre, deinen Kopf zu rotieren, und deinenKopf auf meiner Schulter ablege, gehst du noch zehnmal tiefer …geh jetzt zehnmal tiefer … Du stehst vollkommen sicher und balanciert.
Auch bei dieser Hypnoseeinleitung gilt wieder: Wenn du erst einmal
Sicherheit in der Anwendung der Armpull-Induktion bekommen hast
(und es tut mir leid, diese wirst du nur durch Üben erhalten), dann
kannst du sie nicht nur, wie hier, als eigenständige Induktion einsetzen,
sondern auch jederzeit im Laufe eines hypnotischen Prozesses als
Re-Induktion, zum Beispiel im Rahmen einer Fraktionierung. Dazu
greifst du dir einfach einen Arm, bewegst ihn überraschend nach unten
und gibst die Suggestion »Schlaf«. Lass dich von den Ergebnissen
einfach überraschen und verblüff en.
143Butterfl y Fingers
Die Entwicklung der ursprünglichen Butterfl y-Fingers-Induktion
stammt von dem amerikanischen Showhypnotiseur John Cerbone.20
Da sie so eff ektiv und schnell funktioniert, wurde sie seitdem von
vielen Hypnotiseuren weiterentwickelt. Der Name der Induktion ist
entstanden, weil die schnelle Bewegung der Finger an die Flügelschläge
eines Schmetterlings erinnert. Sie kann sowohl mit als auch ohne
einen Armpull durchgeführt werden, je nach persönlichen Vorlieben
und dem eigenen Stil. Ich verwende beides, zeige dir aber hier eine
Variante ohne das überraschende Ziehen des Armes, die genauso
schnell und genauso eff ektiv wirkt. Ich mag diese Version der Butterfl
y Fingers, weil ich nach der Induktion immer noch den Arm des
Klienten halte und diesen für die unterschiedlichsten Dinge nutzen
kann.Bei dieser Induktion sitzt der Klient bequem in einem Stuhl und derHypnotiseur steht ihm gegenüber. Zuerst baust du ein wenig aktiveKooperation auf, indem du die Sitzposition verändern lässt und einigeweitere beiläufi ge Anweisungen gibst. Dann greifst du dir mit deinerlinken Hand den rechten Arm des Hypnotees am Handgelenk (dies giltfür Rechtshänder, bei Linkshändern ist es umgekehrt). Hier kannst duwieder schön mit Verwirrung spielen.Bist du Rechts- oder Linkshänder? (Und unabhängig von der Antwortgreifst du dir mit deiner linken den rechten Arm am Handgelenk)Gut. Leihst du mir für die Hypnose deinen Arm? Gib mirdeinen Arm und lass ihn vollkommen locker und schwer werden.Ich halte das gesamte Gewicht. (Um dies zu testen, machst du einigeBewegungen mit dem Arm und gibst gegebenenfalls einige Suggestionen,bis er komplett entspannt und locker ist.) Den anderen Armlässt du einfach locker herunterhängen.Jetzt hältst du deine rechte Hand vor das Gesicht deines Klienten. DieHandfl äche und die Fingerspitzen zeigen dabei in Richtung der Augendes Hypnotees und dein Handrücken nach oben.
144Fokussiere jetzt deine gesamte Aufmerksamkeit auf meine Fingerspitzen… richte deinen ganzen Fokus auf meine Fingerspitzen… (Beginne jetzt, deine leicht gespreizten Finger langsam hin und
her zu bewegen und das Tempo dabei langsam zu erhöhen. Dabeibewegst du die einzelnen Finger auf und ab, so als würdest du schnell
145auf einem imaginären Klavier spielen. Wichtig ist, dass der Klientdabei leicht nach oben schaut, deine Finger sollten also oberhalb desnormalen Blickfeldes sein.) Du machst das ausgezeichnet … folgenur meinen Fingerspitzen … folge ihnen mit deinen Augen undmit deinem Kopf … folge meinen Fingerspitzen mit deinen Augenund deinem Kopf … so ist es gut …Fahre jetzt mit zufälligen Bewegungen deiner rechten Hand fort undachte darauf, dass dein Hypnotee dir sowohl mit den Augen als auchmit dem gesamten Kopf folgt. Schon nach wenigen Sekunden sollten sicheure Bewegungen synchronisiert haben. Mach also anfänglich nur kleineBewegungen, die du mit der Zeit größer werden lässt. Nach ungefähr fünfbis zehn Sekunden lässt du deine Finger erst leicht über die Augen wandernund von dort dann nach unten, sodass du eine führende Bewegungmachst. In der Mitte dieser Bewegung wendest du deine Hand, sodassdie Finger weiterhin nach oben zeigen, dein Handrücken nun aber nachunten gerichtet ist. Wenn du mit deiner Hand ungefähr 10 Zentimeterunterhalb der Augen angekommen bist, sind diese so gut wie geschlossen,da dein Klient deinen Fingern ja mit den Augen und dem Kopf folgt. Duschnippst jetzt mit den Fingern und gibst die Suggestion:SCHLAF! Tiefer … tiefer … und tiefer …! Driften … sinken … träumen… Ebene um Ebene gleitest du nach unten fünf … vier …drei … zwei … eins … tief in Hypnose. (Wenn du die Variante mitdem Armpull ausprobieren möchtest, dann ziehst du in dem Moment,in dem du »Schlaf« sagst, den Arm in einem 45-Grad-Winkelnach unten und fängst den dann nach vorne kippenden Hypnoteeauf, bevor du umgehend mit der Vertiefung beginnst.)Da du jetzt immer noch den schweren rechten Arm in deiner linkenHand hältst, nutzen wir dies, um die Hypnose noch schneller zu vertiefen.
146Ich werde jetzt gleich diesen Arm loslassen … wenn ich ihn loslasse,wird er genau in dem Tempo nach unten in deinen Schoßsinken, wie dein Unterbewusstsein bereit ist, tiefer in Hypnosezu gehen … den ganzen Weg nach unten … und wenn deineHand deinen Schoß berührt, wirst du noch viel tiefer gehen …ganz tief … (Beim letzten »tief« lässt du den Arm jetzt los. Achtedarauf, dass dies beim Ausatmen geschieht.)
147Steifer Arm
Diese Induktion habe ich von Jon Chase gelernt und ich bin immer
wieder begeistert über die Wirkung, die sie bei meinen Klienten hat.
Sie ist sehr fl exibel einsetzbar, manchmal nutze ich sie als
Konzentrationsübung
im Rahmen des Set-Ups, manchmal als Test und Convincer
in Hypnose und eben auch als eigenständige Induktion. Sie
kann im Sitzen genauso wie im Stehen durchgeführt werden. Sie ist
schnell, eff ektiv und ich fi nde sie unglaublich cool!Strecke deinen Arm auf Schulterhöhe aus und mache eine Faust.Mach die Faust und den Arm richtig fest und steif (von vorne festgegen die Hand drücken). Mach die Faust richtig fest … richtigfest … lass all die Anspannung deines Körpers in diesen Arm fl ießen… Ich möchte nun, dass du deine ganze Vorstellungskrafteinsetzt und dir vorstellst, wie der Arm sich anfühlen würde … einfachnur vorstellen, wie er sich anfühlen würde, wenn ich ihn nichtbeugen könnte … wie würde sich der Arm anfühlen, wenn ich ihnnicht beugen könnte? (Jetzt mit beiden Armen richtig versuchen, dengestreckten Arm zu beugen und darauf achten, dass der Klient gegen dieSpannung drückt und den Arm dadurch fester werden lässt.)Sehr gut. Und nun stell dir vor, wie der Arm sich anfühlen würde,wenn du den Arm nicht beugen könntest. Stell dir richtig vor, wieder Arm sich anfühlen würde, wenn du ihn nicht beugen könntest.Wie fühlt der Arm sich an, wenn du ihn nicht beugen könntest?Tatsächlich ist es sogar so, dass wenn du versuchen würdest,ihn zu beugen, deine Vorstellungskraft dafür sorgen würde,dass er nur noch fester und steifer wird … wenn du versuchenwürdest, den Arm zu beugen, wird er nur noch steifer und fester… je mehr du es versuchst, desto fester wird er … ich möchte,dass du richtig versuchst, den Arm zu beugen … versuch den Armzu beugen … und du wirst feststellen, dass er immer fester wird.Je mehr du es versuchst, desto fester und steifer wird er … Nimmdeinen anderen Arm zu Hilfe und versuche wirklich, den Arm zubeugen … und je mehr du es versuchst, desto fester wird er … er
148wird immer steifer und unbeweglich … und nun hör auf, es zuversuchen und …SCHLAF!!! (Im gleichen Moment den Arm bestimmt nach untendrücken und umgehend vertiefen!) Tiefer und immer tiefer … denganzen Weg nach unten! Driften … gleiten … träumen … mit jedemgleichmäßigen Herzschlag und jedem Atemzug gehst dunur noch tiefer … und je tiefer du gehst, desto wohler fühlst du
dich … und je wohler du dich fühlst, desto tiefer gehst du!
149Dissoziierter Arm
Diese Rapid Induction basiert auf einer Wrist-Lift-Induction von Jeff
Stephens und ich habe sie ein wenig modifi ziert, sodass ich mich mit
ihr wohlfühle und sie zu meinem Stil passt.21 Ich mag sie gerne, da
sie sowohl körperliche Elemente wie Katalepsie und Fixation, aber
auch Verwirrung und Konfusion nutzt. Aber wie bei allen anderen
Induktionen in diesem Buch auch, kommt es vor allem auf deine
Intention an.
Wenn du tief und fest an dich und deinen Klienten glaubst, dann
wird genau das Ergebnis eintreten, welches du erwartest. Ein weiterer
Bonus ist, dass es sich um eine Induktion und gleichzeitig um einen
Test handelt. Du erhältst also direkt Feedback, ob deine Suggestionen
vom Unterbewusstsein deines Klienten angenommen und ausgeführt
werden. Du kannst die Induktion im Stehen oder im Sitzen durchführen,
in diesem Fall wählen wir die letztere Variante, da es für den
Klienten bequemer ist.Nimm einen tiefen Atemzug und setz dich bequem hin, die Füßeparallel auf dem Boden. Nun möchte ich, dass du dir einen Punktin der Deckenleuchte suchst und deine gesamte Aufmerksamkeitauf diesen Punkt richtest … egal, was ich in den nächstenMomenten tun oder sagen werde, ich möchte, dass dein ganzerFokus auf diesen einen Punkt in der Deckenleuchte gerichtet ist.Konzentrier dich auf diesen Punkt … so ist es richtig …Dieses Blicken auf einen hellen Punkt an der Decke ist ein Element vielerShowhypnoseinduktionen. Durch das lange Schauen ermüden die Augensehr schnell und schließen sich später sehr einfach. Wenn du diese Induktionauf der Straße oder in einem Raum ohne Beleuchtung durchführenmöchtest, dann kannst du auch improvisieren. Lass deinen Klienten einfacheinen Punkt oberhalb seines Blickfeldes fokussieren. Welchen Arm dufür die folgende Katalepsie wählst, ist egal.Leihst du mir für die Hypnose deinen Arm? Gut. Ich werde dichhier, hier, hier und hier berühren … (Genau in diesem Moment
150berührst du den Klienten am Arm, an der Schulter, oder am Rücken.
An welchen Stellen genau, ist vollkommen egal, es kommt nurdarauf an, etwas Konfusion zu schaff en und das Bewusstsein miteiner Aufgabe zu beschäftigen.) Ist das okay? (Logischerweise ist esdas, denn du hast es gerade getan. Deshalb wird dein Hypnotee andieser Stelle auch immer nicken, während er weiter auf die Deckeschaut.)Gib mir jetzt deinen Arm … (Sag dies nicht im Kommandoton, seiaber trotzdem bestimmt. Greif den Arm am Handgelenk und amEllenbogen. Wenn du nicht das ganze Gewicht des Unterarms spürstund den Ellenbogen nicht frei bewegen kannst, dann hat dir deinKlient den Arm nicht gegeben, sondern er erlaubt dir lediglich, dassdu ihn hältst. Bestehe darauf, dass du den ganzen Arm bekommst.Du wirst merken, wenn es so weit ist. Bewege den Arm nun in eineandere Position als die, in der dein Hypnotee ihn dir gegeben hat)Gut … schließe jetzt deine Augen … (dabei die dir schon bekanntenach unten führende Bewegung mit deiner Hand machen) Ich werdeden Arm jetzt in eine ganz bestimmte Position bringen, eineunglaublich angenehme Position, mit der du dich vollkommenwohlfühlst. Und der Arm bleibt genau dort in dieser Position, esist, als ob er von alleine schweben würde … wie auf einem Luftkissengebettet … er geht nicht nach oben und er fällt auch nichtnach unten … er schwebt genau in der Position, in der er jetztist … (Du kannst nun langsam deine Hände entfernen, der Arm solltejetzt von alleine in dieser Position schweben.) Ich werde diesen Armjetzt in eine neue Position bringen … und er wird wieder genaudort bleiben … du fühlst dich vollkommen wohl …Jetzt kannst du entweder vertiefen, indem du zum Beispiel den Arm nachunten fallen lässt, oder du fährst noch etwas fort und testest, ob deineSuggestionen angenommen werden. Dies ist meine bevorzugte Methode.Tippe deinem Klienten sanft auf die Schulter und sage:eins … zwei … öffne deine Augen … (Fahre jetzt fort, den Arm inverschiedene Positionen zu bewegen.) Der Arm gehört mir … wohin
151immer ich ihn bewege, er wird genau dort bleiben und in der Luftschweben … er bleibt genau da, wo ich ihn hinbewege … der Armgehört mir …Nach zwei bis drei Positionen, und wenn der Arm genau da geblieben ist,wohin du in positioniert hast, kannst du auch noch fragen: Wem gehörtder Arm? Und wahrscheinlich wird dein Hypnotee dich etwas verwirrt
152anschauen und sagen: Er gehört dir! Dies ist vollkommen normal, denn erist mittlerweile von seinem Arm komplett dissoziiert. Das heißt, er weißzwar, dass es eigentlich sein Arm ist, er hat aber das Gefühl, dass der Arm,
der dort vom Hypnotiseur in die verschiedensten Positionen bewegt wird,ein vollkommen fremder ist.Gut … nimm einen tiefen Atemzug … und SCHLAF!Dabei drückst du den Arm bestimmt nach unten und beginnst umgehendmit der Vertiefung.
153Kreisende Hände
Die Kreisende-Hände-Induktion habe ich in dieser Variante spontan
während eines NLP-Seminars entwickelt, als ein Teilnehmer mich in
einer Pause fragte, ob ich ihn »mal kurz hypnotisieren« könne. Da wir
kurz zuvor mit Energie gearbeitet hatten, habe ich diese Erfahrung
ganz einfach utilisiert und in die Induktion einfl ießen lassen. Seitdem
arbeite ich gerne und viel mit ihr, da sie über das gegenseitige Anfassen
und die Berührung der Handfl ächen eine sehr fundierte Verbindung
zwischen Hypnotiseur und Hypnotee schaff t. Die kreisenden
Hände können sowohl im Sitzen als auch im Stehen durchgeführt
werden, in beiden Fällen ist wiederum auf eine entsprechende Beachtung
der Sicherheit zu achten.Komm einen Schritt näher und stell dich bequem hin … noch etwasnäher … (aktive Kooperation!) Gut … möchtest du Hypnoseerleben? Dann reibe jetzt deine Hände aneinander, so als ob dirkalt wäre. (Du machst das Gleiche, ihr reibt beide eure Hände, bisdu eine leichte Wärme spürst.) Sehr schön … halte nun deine Händehoch … ungefähr so … (Du zeigst deinem Klienten wieder, in welchePosition er seine Hände bringen soll, indem du genau das Gleichetust. Die Handfl ächen deines Klienten zeigen nun auf dich und deineHandfl ächen auf ihn. Dabei haben sie einen Abstand von circa zehnbis 15 Zentimetern.) Spürst du die Energie, die uns beide bereitsverbindet? (Durch das Reiben entsteht eine gewisse Wärme, die sichauf die Hand des Gegenübers überträgt, probier einfach einmal ausund du wirst spüren, was ich meine.) Gut … diese Energie werdenwir jetzt nutzen, damit du schnell und einfach in Hypnose gehenkannst. Drücke deine Hände auf meine Hände … (Hypnotiseurund Hypnotee stehen sich jetzt gegenüber und ihre Hände liegendeckungsgleich aufeinander. Dabei ist es wichtig, dass ein leichterDruck entsteht.)
154
Ich werde gleich beginnen, deine Hände im Uhrzeigersinn kreisenzu lassen, während du auf einen Punkt unter meinem linkenAuge schaust und dich nur auf den sich verändernden Druck aufdeinen Handfl ächen konzentrierst. Wenn ich das Wort »Schlaf«sage, wirst du die Augen schließen und in einen unheimlich angenehmenund wundervollen Zustand der Hypnose sinken … okay?
155Gut … schau auf einen Punkt unter meinem linken Auge undkonzentriere dich nur auf den Druck meiner Hände auf deinenHänden … (Nun startest du das Kreisen der Hände, indem du jeweilsvon innen nach außen eine kreisende Bewegung machst und mit deinenHänden die Hände des Hypnotees führst. Das heißt, deine rechteHand bewegt sich kreisend im Uhrzeigersinn und die linke Hand genauumgekehrt. Dabei de-fokussierst du deinen Blick, indem du aufeinen Punk ungefähr einen halben Meter hinter seinen Augen blickst)So ist es gut … fokussier dich nur auf den Punkt unter meinemAuge und auf den Druck auf deinen Handfl ächen … spüre, wiedie Energie immer intensiver wird … während die Hände mehrund mehr kreisen … nimm einen tiefen Atemzug und …SCHLAF! Tiefer und tiefer … driften … gleiten … träumen … 5 … 4 …3 … 2 … 1 … mit jedem Atemzug gehst du tiefer und tiefer … Ebeneum Ebene gleitest du in die Hypnose … (Hier kommt es sehrstark auf eine gute Koordination deiner Bewegungen an, denn genauin dem Moment, in dem du »Schlaf« sagst, änderst du die Richtung,in der du die Hände kreisen lässt. Du wechselst also von innen nachaußen und führst die Hände des Hypnotees in einer kreisenden Achtzuerst nach oben und von da dann nach unten. Dies führt zu demgewünschten Überraschungseff ekt und die nach unten führende Bewegungzu einer schnellen Entspannung der Muskulatur.)
Durch die vielen Eindrücke während der Induktion wie dem fokussierten
Blick, dem Druck der Hände, der dynamischen Bewegung
und der Wahrnehmung der Energie ist das Bewusstsein schon stark
überladen. Kommt dann zu dieser kognitiven Konfusion noch der
Überraschungseff ekt hinzu, dann wird dein Hypnotee die Suggestion
»Schlaf« gerne annehmen und schnell und vor allem mit viel Rapport
in Hypnose gehen. Was du dann tust, ob du den Kopf rotieren lässt
oder die Schultern hin und her wiegst, bleibt ganz dir überlassen.
Wichtig ist wie immer nur, dass du direkt nach dem »Schlaf« umgehend
vertiefst.
Teil 4: In Hypnose – und jetzt?
159Down the Rabbit Hole – Intensivierung
Du hast jetzt eine ganze Reihe verschiedener und vor allem wirkungsvoller
Rapid Inductions kennengelernt. Rein technisch gesehen hast du jetzt
alles, was du benötigst, um andere Menschen schnell und eff ektiv in
maximal
drei Minuten zu hypnotisieren. Was dir dieses Buch jedoch nicht
geben kann – und was schlussendlich den großen Unterschied macht –,
ist die Erfahrung in der regelmäßigen Anwendung. Die bekommst du
nur, wenn du oft und regelmäßig übst und dabei ganz nebenbei deinen
eigenen Stil und deine eigenen Formulierungen entwickelst.
Glaub mir, dieser Weg macht ungeheuer viel Spaß und du wirst
eine Menge über Hypnose, vor allem aber auch über dich selbst lernen.
Wenn dich ab sofort also jemand fragt, ob du ihn hypnotisieren kannst,
dann sollte dies für dich ein Leichtes sein. Nutze so viele Gelegenheiten,
wie dir nur möglich sind, und warte nicht auf die eine, perfekte
Induktion. Vielmehr ist der Weg das Ziel und du wirst schnell feststellen,
dass du von Mal zu Mal sicherer und auch lockerer wirst. Dein
Selbstbewusstsein steigt dadurch ganz automatisch und das hat wiederum
Auswirkung auf deine Persönlichkeit und deinen Awe-Rapport.
Wie du jedoch schon weißt, ist es mit der Induktion alleine nicht
getan. Was wir bisher lediglich erreicht haben, ist, unseren Klienten
durch das Window of Opportunity hindurchzuleiten und in eine
leichte Hypnose zu versetzen. Der bewusste kritische Faktor ist
zurückgefahren
worden und das Unterbewusstsein ist dominant und
bereit für unsere Suggestionen. Kommen diese jedoch nicht zügig im
Anschluss an die Einleitung, dann wird das logische und analytische
Bewusstsein schnell zurückkehren und die Hypnose ist beendet, da
unser Hypnotee in seinen normalen Wachzustand zurückkehrt.
Daher ist es wichtig, sofort nach der Induktion die etablierte hypnotische
Trance zu vertiefen. Oder um es in einer etwas bildlicheren
Sprache auszudrücken, wir haben unserem Klienten die Tür zur Hypnose
weit geöff net und geleiten ihn jetzt weiter auf seinem Weg in das
Land seiner eigenen Vorstellungskraft und Fantasie.
Zusätzlich geht es natürlich darum, diesen Weg, also den Zustand
der Hypnose, für unseren Hypnotee so angenehm wie möglich zu
machen und ihm dabei permanent zu bekräftigen, dass er alles rich160
tig macht. Unser Job ist es, richtig Lust auf diesen Weg zu machen,
sodass sich der Hypnotee voller Motivation und Freude von unseren
Suggestionen leiten und führen lässt. Oder um es mit den Worten
von Morpheus aus dem Film Matrix auszudrücken: »Let me show
you how deep the rabbit hole goes!«
Bevor ich dir gleich einige einfache und wirksame Techniken zur Vertiefung,
sogenannte Deepeners, zeige, möchte ich aber noch auf das
Konzept der Trancetiefen eingehen. Wenn du dir die verschiedensten
Fachbücher anschaust oder dich mit einigen Hypnotiseuren unterhältst,
dann wirst du viele unterschiedliche Meinungen und Ansichten
zum Th ema »Tiefe der Hypnose« präsentiert bekommen.
Angefangen bei einer ganz einfachen Drei-Stufen-Skala, die nur
zwischen leicht, mittel und tief unterscheidet, gibt es sogar Skalen,
die zwischen 30 verschiedenen Stufen der Tiefe einer Hypnose
unterscheiden.
Es gibt sogar eine Vielzahl von klinischen und wissenschaftlichen
Studien, die sich mit dem Th ema »Hypnosetiefe« befasst. Allerdings
verwundert es auch nicht, dass bei all diesen Studien jeweils
ein anderes Ergebnis herausgekommen ist.22 Da alles, was mit einer
Studie bewiesen werden soll, mich schon seit langer Zeit immer mehr
hat skeptisch werden lassen, vertraue ich vor allem meinen eigenen
Beobachtungen und Erfahrungen.
Und je mehr ich mich mit diesem Th ema befasse und je mehr
Menschen ich hypnotisiert habe, desto mehr sehe ich die »Vertiefung«
eher als eine Intensivierung der Hypnose an. Das Wort »Tiefe« ist
zwar eine schöne Metapher, doch grundsätzlich ist jemand entweder
hypnotisiert oder er ist es eben nicht. Entweder ist das Unterbewusstsein
dominant und meine Suggestionen werden angenommen oder
eben nicht. Ich habe mich daher für eine praktische Herangehensweise
entschieden und arbeite für mich mit dem mentalen Konstrukt
einer Zwei-Stufen-Skala. Und die beiden Enden der Skala sind dann
»in Hypnose« und »nicht in Hypnose«. Ich weiß, dass auch das nur
ein Modell ist, aber seitdem ich mit dieser Herangehensweise arbeite,
haben sich meine Ergebnisse dramatisch verbessert.
Ich kenne sehr viele Hypnotiseure, die eine Menge Energie auf
die Vertiefung legen, obwohl sie überhaupt nicht wissen, ob ihr Kli161
ent in Hypnose ist. Sie gehen einfach davon aus, dass er es ist, da
er entspannt und mit geschlossenen Augen vor ihnen sitzt. Ist das
jetzt Hypnose? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Denn solange
es nicht getestet wird, wird man es nie wissen. Deshalb werde ich dir
auch in einem späteren Kapitel noch genau zeigen, wie du mit einfachen
Tests schnell und einfach überprüfen kannst, ob dein Klient in
Hypnose ist. Aber zurück zum Konzept der Intensivierung.
Diese Sichtweise triff t meines Erachtens den Nagel auf den Kopf,
denn beim Hypnotisieren wird im Laufe des Prozesses die Aufmerksamkeit
sukzessive von außen nach innen gelenkt. Anfänglich ist man
sich noch einiger äußerer Einfl üsse bewusst, bis man irgendwann so
auf sich selbst und die Suggestionen des Hypnotiseurs konzentriert
ist, dass alles andere unwichtig wird.
Und ausgehend von der Prämisse, dass man entweder hypnotisiert
ist oder eben nicht, intensivieren wir den Zustand mehr, als dass wir
ihn vertiefen. Trotzdem nutze auch ich natürlich die Worte »Vertiefung
«, »Schlaf«, »tiefer« oder auch »den ganzen Weg nach unten« sehr
gerne, eben weil die Metapher so schön ist und das Unterbewusstsein
ganz genau weiß, was von ihm erwartet wird. Und eines wird dabei
ganz bestimmt vertieft, nämlich die Beziehung zwischen dem Hypnotiseur
und dem Klienten, denn im Endeff ekt ist das der entscheidende
Faktor einer jeden guten Kommunikation.
Die Intensität des Zustands verläuft aber natürlich nicht linear, sondern
durchaus wellenförmig. Der Hypnotiseur hat daher an dieser
Stelle des Prozesses eine besonders wichtige Aufgabe, nämlich die des
Zustandsmanagements. Wir haben an früherer Stelle ja schon einmal
die Vorstellungskraft mit einem gedehnten Gummiband verglichen.
Solange wir den Zug aufrechterhalten, bleibt es genau in der erweiterten
Position. Lassen wir jedoch nach und verringern den Zug, so wird
das Band wieder in seine Ausgangslage zurückkehren.
Und da wir nun einmal mit Menschen arbeiten, die nicht nach
einem bestimmten Schema und schon gar nicht alle gleich funktionieren,
müssen wir sehr aufmerksam beobachten, ob der Hypnotee
noch so fokussiert ist, wie wir uns das vorstellen, beziehungsweise
ob der hypnotische Zustand noch intensiv genug ist. Unser Job ist
162
es, den Prozess zu steuern und in eine Richtung zu lenken, in der
unser Klient die Hypnose so angenehm, vor allem aber so intensiv
wie möglich erlebt.
Dies können wir relativ einfach erreichen, indem wir das Unterbewusstsein
immer wieder daran erinnern, was wir von ihm erwarten
und was es tun soll. Und natürlich sollten wir auch regelmäßig überprüfen,
ob unsere Suggestionen noch genauso intensiv angenommen
und ausgeführt werden wie zum letzten Zeitpunkt des Testens.
Ein weiterer sehr einfacher Weg, einen durchgehend stabilen Zustand
zu erhalten, ist, die Dauer einer Hypnose möglichst kurz zu
halten und bei Bedarf mit vielen Fraktionierungen oder Re-Induktionen
zu arbeiten.
Eines möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen, damit es
nicht übersehen wird. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Klient bereits
in Hypnose und sein Unterbewusstsein ist längst in den Vordergrund
getreten und bereit für unsere Suggestionen. Ich kann dir daher nur
den Tipp geben, von nun an auch wirklich nur noch mit dem
Unterbewusstsein
des Hypnotees zu sprechen.
Und ich meine dies überhaupt nicht metaphorisch, sondern ganz
real. Sprich es direkt an. Hast du dich schon einmal gefragt, wo das
Unterbewusstsein eines Menschen ist, wo genau es sich befi ndet? Ich
habe das für mich schon lange beantwortet und dieses Konzept war
für mich ein Meilenstein in meiner Entwicklung als Hypnotiseur,
denn seitdem ich für mich die Antwort auf diese Frage gefunden
habe, fi nde ich viel schneller und einfacher Zugang zum Unterbewusstsein
meiner Hypnotees.
Und sobald ich jemanden in Hypnose habe, ignoriere ich sein
Bewusstsein komplett und spreche nur noch das dominante
Unterbewusstsein
an. Und bei der Vertiefung ist mein Ziel dann, mit geeigneten
Suggestionen den Zustand zu intensivieren, in dem der Klient
bewusst zu sein glaubt. Was für ein Zustand das ist, spielt für mich
keine Rolle. Ich arbeite ganz einfach mit seinem Modell der Welt und
nutze es für mich.
Für die Intensivierung der Hypnose gilt das Gleiche wie für die
Induktion, nämlich dass du nur so viel Zeit wie nötig damit verbrin163
gen solltest. Häufi g wird neben einer endlosen Induktion nämlich
auch genauso viel Zeit für die Vertiefung aufgewendet, einfach aus
Unsicherheit oder der Angst, dass der Klient noch nicht »tief genug«
sein könnte. Dir wird das jedoch nicht passieren, da du mit der richtigen
Methode genau weißt, ob dein Klient hypnotisiert ist oder nicht.
Im Folgenden lernst du einige der wirkungsvollsten Techniken und
Prinzipien der Vertiefung kennen. Und das Schöne ist, dass du sie so
gut wie zu jedem Zeitpunkt zum Intensivieren des Zustands nutzen
kannst. Nach der Induktion, nach einer Fraktionierung, nach einer
Re-Induktion oder nach einer Demonstration hypnotischer Phänomene.
Und während du noch über diese Worte nachdenkst, führt
dich jedes Wort, das du liest, nur noch tiefer und tiefer … den ganzen
Weg nach unten!
164Den ganzen Weg nach unten – Deepeners
Die Vertiefung sollte umgehend einsetzen, nachdem du das Wort
»Schlaf« gesagt hast. Auch für diesen Abschnitt des Hypnoseprozesses
gilt die wichtige Faustregel, dass du es deinem Klienten so einfach wie
möglich machen solltest, damit er sich schnell an den neuen Zustand
und seine nun veränderte Realität gewöhnen kann. Die erste Vertiefung,
die ich bei jedem Klienten anwende, ist das einfache »tiefer …
tiefer … tiefer …«
Lass dich nicht von der Einfachheit täuschen, denn alleine die
Verwendung des Wortes »tiefer« zeigt dem Unterbewusstsein, in welche
Richtung es gehen soll. Danach fahre ich mit einem der Deepeners
fort, die du im Laufe der nächsten Abschnitte kennenlernen
wirst. Grundsätzlich basieren alle Vertiefungen auf drei grundlegenden
Prinzipien:
1. Verlinkung
2. Schleifen
3. Ketten
Du kannst sie alle drei für sich alleine verwenden, richtig stark werden
sie allerdings dann, wenn du sie miteinander kombinierst. Aber schauen
wir uns zuerst einmal die jeweiligen Kategorien gesondert an.Verlinkung
Wie man zwei Dinge miteinander verlinkt oder verknüpft, hast du
bereits während der Konzentrationsübungen und bei den Induktionen
ausprobieren können. Das Prinzip ist wieder einmal sehr einfach,
die Wirkung jedoch unglaublich stark. Dazu machen wir nichts
anderes, als eine Sache (zum Beispiel ein Wort, eine Bewegung, eine
Berührung, eine Idee etc.) mit einer anderen Sache zu verknüpfen,
die eigentlich überhaupt nichts damit zu tun hat, in diesem Fall eben
das Tiefergehen. Es lohnt sich, dieses Prinzip ein wenig sacken zu
lassen, denn wenn man es erst einmal verinnerlicht hat, dann bieten
sich unendliche Möglichkeiten und wir können so ziemlich alles, was
165
unser Klient tut oder tun soll, mit der Metapher des Tiefergehens
verknüpfen. Die einfachste Variante ist die Verknüpfung mit einem
Wort oder einer Berührung.Jedes Mal, wenn ich das Wort »Schlaf« sage, kehrst du zurück indiesen unglaublich angenehmen Zustand und gehst doppelt sotief …Wenn ich dich an der Schulter/am Knie/am Arm etc. berühre,gleitest du noch viel tiefer … doppelt so tief … genau so … doppeltso tief …
Auch wenn diese Form der Vertiefung sehr einfach aussehen mag,
so wirst du doch sehr schnell physiologische Veränderungen wahrnehmen
können, sei es ein tiefer und schwerer Atemzug oder sogar
ein leichtes Zusammensacken des gesamten Körpers. Und egal was
passiert, du kannst es jederzeit wieder mit neuen Suggestionen und
Vertiefungen verlinken.Du nimmst einen tiefen Atemzug und gleitest tiefer … in einenZustand der Fantasie und der Träume … und jedes Mal, wenn sichdeine Schultern heben und senken … lässt dein Unterbewusstseindich noch viel tiefer sinken …
Eine weitere geniale Methode, die mit dieser Form der Hypnoseintensivierung
arbeitet, ist die Fraktionierung.Ich werde jetzt gleich von eins bis drei zählen. Wenn ich bei dreiangelangt bin, wirst du deine Augen öffnen und dich unglaublichgut fühlen … wenn ich dann das Wort »Schlaf« sage, wirstdu sie wieder schließen und doppelt so tief in Hypnose gehen …eins … zwei … drei … öffne deine Augen und genieße dieses guteGefühl … und SCHLAF! … gehe doppelt so tief in Hypnose … denganzen Weg nach unten …
Diesen Prozess des schnellen Öff nens und Schließens der Augen lässt
du deinen Klienten nun ungefähr drei- bis fünfmal wiederholen. Ach166
te darauf, dass sein Blick bei geöff neten Augen auf etwas fokussiert ist.
Halte also entweder deine Hand in sein Blickfeld oder lass ihn auf
deinen Finger schauen. Dies hat dann auch den Vorteil, dass du eine
führende Bewegung nach unten machen kannst, die das Schließen
der Augen einleitet und begleitet.
Die Fraktionierung ist eine sehr zuverlässige Methode, eine Hypnose
zu vertiefen, und du kennst sie auch bereits aus der Elman-
Induktion, wo gleich nach dem Eye Lock mit dieser Technik gearbeitet
wird. Ich nutze die Fraktionierung sehr gerne und auch sehr
häufi g, weil sie neben einer wirksamen Vertiefung auch gleichzeitig
als ein Test der Annahme meiner Suggestionen eingesetzt werden
kann. Dazu zähle ich die ersten drei Male in einem ganz bestimmten
Rhythmus von eins bis drei und unterbreche diesen dann bei der vierten
Wiederholung, indem ich eine kurze Pause zwischen den Zahlen
Zwei und Drei mache. Öff net mein Klient seine Augen dann auch
wirklich erst bei der verzögerten drei, dann kann ich mir sicher sein,
dass er das tut, was ich ihm suggeriert habe. Bleibt er hingegen im
ursprünglichen und gelernten Rhythmus, dann ist das für mich ein
Feedback, dass ich noch etwas nacharbeiten muss.
Wo wir gerade bei Zahlen sind, kommen wir nun zu der wohl
klassischsten Vertiefungsmethode, dem Zählen. Von dieser Technik
gibt es unglaublich viele Varianten und das Ergebnis hängt sehr stark
von den Vorlieben des Hypnotiseurs ab. Ich persönlich zähle beim
»Reinbringen« immer nach unten und beim »Rausholen« nach oben.
Auch nutze ich maximal fünf Zahlen, da es mir sonst zu lange dauert.
Du kannst es jedoch auch anders machen und zum Beispiel hoch
bis 10 oder gar bis 20 zählen. Alles ist möglich. Aber neben einer
generellen Vorliebe für dieses Variante nutze ich sie vor allem aus einem
einzigen Grund: Ich weiß, dass sie funktioniert! Und das ist es,
worauf es mir ankommt.Ich werde jetzt gleich von fünf bis eins zählen … und mit jederZahl, die ich sage … mit jedem tiefen Atemzug, den dunimmst … mit jedem gleichmäßigen Herzschlag … verdoppeltsich dieser wundervolle Zustand der friedlichen Ruhe … (oder was
immer dir angenehm ist oder was du bei deinem Klienten wahrneh167men kannst) und wenn ich bei eins angelangt bin, gehst du zehnmalso tief … und du konzentrierst dich nur auf den Klang meinerStimme, und überhaupt nichts ist jetzt mehr wichtig … das Einzige,was jetzt noch zählt, ist der Klang meiner Stimme … und dieKonzentration auf diesen angenehmen hypnotischen Zustand …5 … tiefer und immer tiefer …4 … mit jedem Atemzug und dem gleichmäßigem Schlagen deinesHerzens3 … mit jeder Zahl gehst du nur noch viel, viel tiefer …2 … du driftest und gleitest immer tiefer … den ganzen Weg nachunten …1 … zehnmal so tief … und du genießt diesen wundervollenZustand der Hypnose … tief … tiefer Schlaf … ! Driften … gleiten… träumen … den ganzen Weg nach unten!
Diese Vertiefung ist komplett darauf ausgerichtet, den Fokus des Klienten
auf sein inneres Erleben, seine physiologischen Veränderungen
und vor allem auf die Präsenz des Hypnotiseurs zu richten. Wie schon
erwähnt, kannst du die Wortwahl und die Anzahl der Zahlen jederzeit
ändern, ich empfehle dir aber, eine Zahl zwischen Drei und Zehn
zu nutzen.
Wenn dir das »einfache« Zählen zu simpel ist, kannst du es auch
mit vielen Metaphern verbinden, die sich dein Klient leicht bildlich
vorstellen kann und die auch das Bild des Tiefergehens noch einmal
unterstreichen. Dies kann zum Beispiel das Heruntergehen einer
Treppe, das Fahren in einem Aufzug, das Gleiten auf einer Wasserrutsche,
das Entlanggehen eines Korridors mit einer Tür am Ende oder
etwas ganz anderes sein. Jede Stufe, Etage, Tür etc. wird ganz einfach
mit »tiefer gehen« verknüpft und am Ende gibt es immer ein Ziel,
welches nochmals mit vertiefenden Suggestionen verknüpft wird. Generell
bevorzuge ich die »schlanke Variante« und nutze nur die reinen
Zahlen.
Es gibt einen speziellen Deepener, den ich sehr oft und sehr gerne
einsetze, weil sich so gut wie jeder Klient dabei unglaublich wohl168
und gut fühlt. Probier es einmal aus und lass dich vom Feedback
überraschen, wenn dein Hypnotee in Gedanken durch die Null
schwebt.In wenigen Momenten werde ich von fünf bis null zählen … undich möchte, dass du dir die Null in Gedanken bildlich vorstellst… dort hinten am Horizont … sodass du sie gerade nochsehen kannst … mit jeder Zahl, die ich sage, verdoppelst du diesenfantastischen Zustand und gehst tiefer und tiefer … mit jederZahl, die ich sage, gleitest du näher an die Null heran … bis sieirgendwann so riesig geworden ist, dass du genau durch sie hindurchgleitenkannst … und auf der anderen Seite der Null wartetein wunderschöner Zustand der Hypnose auf dich, den du genießenund erfahren kannst … ein unglaublich schöner hypnotischerZustand … der nur auf dich wartet …5 … du gleitest näher auf die Null zu, während du immer tieferund tiefer gehst …
4 … du freust dich bereits, durch die Null gleiten zu können unddiesen tiefen Zustand zu genießen …3 … du gleitest näher und näher … näher und näher … und nurder Klang meiner Stimme begleitet dich … während jedes meinerWorte dich nur noch tiefer gehen lässt …2 … du spürst bereits, was dich auf der anderen Seite der Null erwartet… dieser wunderschöne Zustand der Hypnose … währenddu immer näher und näher gleitest …1 … näher und näher … und0 … du gleitest durch die Null und genießt dieses Gefühl angenehmerund tiefer Hypnose … lass es sich wie eine warme Welledurch deinen gesamten Körper ausbreiten … tief … tiefer Schlaf!
Eine meiner favorisierten Vertiefungsmethoden, die physiologische
Veränderungen des Hypnotees nutzen, ist das Heben und Senken des
Armes. Wie man diese Form der Intensivierung als Armdrop nutzen
kann, hast du ja schon während der einen oder anderen Induktion gesehen.
So gut wie immer, wenn ich einen kataleptischen Arm bei meinen
Klienten induziert habe, beende ich den Test mit einer solchen
169
Vertiefung. Das Prinzip ist wieder das gleiche: Nutze das, was bereits
da ist, und verwende es für deine Zwecke. Und wenn der Arm schon
in der Luft ist, dann verlinke ich einfach das Nach-unten-Fallen mit
»tiefer in Hypnose gehen«.
Ich zeige dir jetzt noch eine Variante, die du gleich nach der Induktion
einsetzen kannst und die sehr gut die Vertiefung mit dem Testen
der Hypnose verbindet. Dazu wird der Arm zuerst in Form einer Levitation
nach oben schweben und danach per Armdrop wieder nach
unten befördert. Und beides verbinden wir sowohl mit Vertiefung als
auch mit guten Gefühlen. Keine Angst, auch wenn es erst kurz nach
der Induktion ist, mit der richtigen Intention wird es dir ein Leichtes
sein, die Suggestion in der richtigen Art und Weise zu präsentieren.
Gib auch hier wieder ein Ziel an und verbinde das Erreichen des Ziels
mit einem bestimmten Zustand oder einer Handlung.Ich werde jetzt gleich deine Hand am Handrücken berühren
… und wenn sie beginnt, sich leichter und leichter anzufühlen… (Jetzt den Arm mit dem bekannten Griff leicht anhebenund die Richtung vorgeben. Nach anfänglich leichter Unterstützungwird die Hand zusammen mit dem ganzen Arm von alleine nachoben schweben.) und ganz von selbst nach oben zu schweben beginnt… spür dieses wunderschöne Gefühl … welches sich mehrund mehr in dir ausbreitet, während du gleichzeitig immer tieferund tiefer sinkst … die Hand und der ganze Arm werden leichterund leichter und die Hand schwebt wie von selbst … ganz automatischauf deinen Kopf zu … als wenn zwei Magnete sich starkanziehen würden … er wird leichter und leichter … und je näherdeine Hand deinem Gesicht kommt, desto tiefer gehst du unddesto besser fühlst du dich … und wenn deine Hand dein Gesichtberührt, gehst du zehnmal so tief … ganz genau … und diesesunglaublich schöne Gefühl breitet sich in deinem gesamten Körperaus … es umgibt dich wie eine schmeichelnde Wolke … undwenn ich deine Hand jetzt am Handrücken berühre, dann fälltdein Arm herunter wie ein nasser Waschlappen … vollkommenentspannt und locker … er fällt herunter wie ein nasser Waschlappen… und wenn er deinen Schoß berührt … verdoppelt sich
170die tiefe Hypnose noch einmal … (Handrücken mit einem Fingerleicht antippen) ganz genau … geh noch einmal doppelt so tief …tiefer Schlaf!Schleifen
Bei den auf diese Art und Weise präsentierten Suggestionen bilden
sich selbst verstärkende Schleifen, auch manchmal Feedback-Loops
genannt. Es ist wie ein Pingpongspiel, in dem eine Aktion Auswirkungen
auf eine weitere hat und dadurch automatisch wieder die erste
beeinfl usst und verstärkt.
Das hört sich etwas kompliziert an, ist es aber überhaupt nicht.
Die folgenden Beispiele werden dir verdeutlichen, wie diese Suggestions-
Schleifen wirken und wie kraftvoll sie sein können. Ich starte
mit einem Klassiker, den ich permanent verwende, einfach weil er
so geniale Ergebnisse erzielt. Weiterhin zeige ich dir auch, wie du
das aktuelle Erleben deines Klienten pacen kannst und dieses sowieso
vorhandene Erleben in einen Feedback-Loop verpackst.Je tiefer du gehst, desto besser fühlst du dich … und je besser du
dich fühlst, desto tiefer gehst du … (Die Idee sollte bereits jetzt klargeworden sein, oder?)Während deine Atemzüge immer gleichmäßiger werden, gehstdu tiefer und tiefer … und je tiefer du gehst, desto gleichmäßigerwerden deine Atemzüge …Je mehr du wahrnimmst, wie deine Augenlider fl attern, destotiefer gehst du … und je tiefer du gehst, desto mehr fl attern deineAugenlider …Je mehr ich deinen Kopf rotiere und alle Muskeln deines Körperssich dabei entspannen, desto tiefer gehst du … und je tiefer dugehst, desto mehr entspannen sich all deine Muskeln …
171
Wird eine solche Suggestion vom Unterbewusstsein angenommen,
setzt sich automatisch ein Prozess in Gang, der die Schleife wieder
und wieder ablaufen lässt. Und das versetzt uns in eine sehr komfortable
Lage, denn wir sparen uns eine Menge Arbeit und der Hypnotee
geht gleichzeitig in einen sich permanent selbst verstärkenden Zustand
voller Ressourcen und guter Gefühle. Und genau das ist es ja,
was wir in der Hypnose erreichen wollen.Ketten
Diese Suggestionen sind ungeheuer kraftvoll, denn sie bilden eine
Verbindung in einer nicht endenden Erfahrung. Dieses Konstrukt
lässt sich noch schwerer in Worte fassen als die Schleifen, dafür sind
die Beispiele ebenso einfach verständlich wie anwendbar.Mit jedem Atemzug gehst du tiefer und tiefer …Jeder deiner Herzschläge lässt dich tiefer und tiefer sinken …Mit jedem Wort, das ich sage gehst du tiefer und tiefer … tieferSCHLAF! …Mit jedem Wort, das ich sage, mit jedem Atemzug gehst du tieferund tiefer … jeder gleichmäßige Herzschlag lässt dich tiefer undtiefer in die Hypnose driften … den ganzen Weg nach unten …
Nach diesen Beispielen sollte klar geworden sein, wie die Verkettung
von Suggestionen funktioniert, oder? Auch hier wird wieder ein unbewusster
Prozess in Gang gesetzt, der ab der unkritischen Annahme
der Idee des Tiefergehens/Wohlerfühlens etc. im Hypnotee abläuft
und dort seine volle Wirkung entfalten kann.
Experimentiere einfach ein wenig mit den verschiedenen Arten
von Suggestionen herum. Und wenn du die einzelnen Prinzipien
verinnerlicht und gemeistert hast, dann kannst du anfangen, sie zu
mixen und dadurch die Gesamtwirkung noch zu verstärken.
172
Zusätzlich zu diesen Grundprinzipien gibt es aber noch eine Vielzahl
von Kniff en und Tricks, die das Präsentieren von Suggestionen zu einer
wahren Kunst machen können. Und genau diese Feinheiten zeige
ich dir im nächsten Kapitel.
173Suggestionen kunstvoll präsentieren
Hypnotiseure sind wahre Sprachmagier. Und neben ihrer Persönlichkeit
und ihrer Intention sind Wörter ihre wichtigsten Werkzeuge,
wenn es darum geht, den Fokus und die Aufmerksamkeit der Klienten
auf ihre Ideen und mentalen Konzepte zu lenken. Man sagt, dass
das richtige Wort zur richtigen Zeit und am richtigen Ort die Welt
verändern kann. Und dies gilt in diesem Sprichwort genauso wie in
der Hypnose, denn manchmal ist es ein ganz bestimmtes Wort oder
eine spezielle Idee, die eine Reaktion im Unterbewusstsein auslöst
und ein ganzes Leben dadurch positiv verändert.
Und dies geschieht mit Suggestionen, dem Herz und der Seele
unseres hypnotischen Werkzeugkastens. Als Hypnotiseur solltest du
dir der Kraft von Worten bewusst sein und darauf abzielen, ein wahrer
Meister in der Verwendung von Sprache zu werden. Schauen wir
uns noch einmal unsere Defi nition von Hypnose an:Hypnose ist die kunstvolle Präsentation und das Ergebnis von Suggestionenan das dominante Unterbewusstsein, welches diese unkritischaufnimmt und ausführt.
Demnach macht es einen großen Unterschied, wie ich meine Suggestionen
präsentiere, und es scheint mehr dahinterzustecken als nur das
bloße Aneinanderreihen von Wörtern und Sätzen. Tatsächlich ist Hypnose
für mich mehr eine Kunst als ein bloßes Handwerk. Denn gute
Handwerker gibt es viele, aber wahre Meister ihrer Kunst geben sich mit
der Oberfl äche und der technischen Seite einer Sache nicht zufrieden.
Ich mag das Bild des Malers, der die Vorstellungskraft des Hypnotees
als Leinwand benutzt und mit klaren und eleganten Pinselstrichen
ein Kunstwerk erschaff t. Doch wenn wir uns die großen Werke
von Dalí, Monet & Co. anschauen, so fällt auf, dass die schönsten
Bilder nicht die sind, welche mit viel Material und hoher materieller
Ausstattung und einer perfekten Technik entstanden sind. Vielmehr
sind es die Werke, in denen wir die Seele und die Persönlichkeit des
Malers wiedererkennen und welche bei uns durch ihre geniale Einfachheit
die stärksten Emotionen auslösen.
174
Und genau das wollen wir in Hypnose erreichen. Wir wollen unsere
Wörter und Sätze so formulieren, dass sie in höchstem Maße gefühlvoll
sind und somit direkt auf das emotionale Unterbewusstsein
gerichtet sind.
Um unsere Suggestionen so kunst- und wirkungsvoll zu gestalten,
dass es uns gelingt, den Verstand unserer Klienten auf die Ideen zu
fokussieren, die wir ihnen präsentieren, bedarf es einiger Punkte, die
es zu beachten gilt und die ich dir in diesem Kapitel näherbringen
werde. Aber was ist eine Suggestion denn nun genau? Hier ist meine
Ansicht:Eine Suggestion ist eine an den Geist des Menschen gerichtete Idee, dieeine induzierte und unbewusste Reaktion zur Folge hat.
In Hypnose kommunizieren wir direkt mit dem Unterbewusstsein,
welches sehr empfänglich für eine bildhafte und direkte Sprache ist.
Komplexität ist hier absolut fehl am Platze. Vielmehr sollte die hypnotische
Kommunikation einfach und klar sein.
Erinnerst du dich an das Bild des klugen neunjährigen Kindes?
Sprich mit dem Unterbewusstsein so, wie du es mit einem solchen
Kind tun würdest. Denk an deine Intention und deine Einstellung,
der Hypnotiseur zu sein. Von jeder Suggestion, welche du gibst, solltest
du unbedingt überzeugt sein. Unterstreiche deine Wörter, Sätze
und Ideen durch Klarheit, Selbstvertrauen und dem unerschütterlichen
Wissen, dass sie auch ausgeführt werden. Pass dich dabei der
Sprache und den Formulierungen deines Hypnotees an. Dadurch erhöht
sich nicht nur euer Rapport, sondern auch die Wahrscheinlichkeit,
dass das Unterbewusstsein auch genau versteht, was du willst.
Und genau darum geht es: eine Realität zu gestalten, die so attraktiv
und anziehend ist, dass der Klient voller Motivation ist, sie auch wirklich
erleben zu wollen.
Kommen wir jetzt zum Konzept der »hypnotischen Stimme«.
Vielleicht hast du dich auch schon gefragt, ob du beim Hypnotisieren
auf eine besondere Art und Weise sprechen solltest. Ich habe
eine ganz spezielle Art zu sprechen, die immer dann zum Tragen
kommt, wenn ich Menschen hypnotisiere. Sie ist meine persönliche
175
Hypnosestimme, allerdings ist sie anders, als man es oft erzählt bekommt
oder lesen kann. Aber wie sieht eine optimale hypnotische
Stimme aus?
Falls du jemals im Fernsehen einen Hypnotiseur gesehen hast, der
auf seine Klienten mit einer monotonen und gleichmäßigen Stimme
einredet, dann ist jetzt die Zeit, dieses Konzept umgehend über Bord
zu werfen. Wenn du deine Hypnotees langweilen und einschläfern
möchtest, mag dieser Ansatz ja vielleicht der Richtige sein, aber um
das Unterbewusstsein zu begeistern und emotional zu engagieren,
solltest du viel mit deiner Tonalität spielen. Deshalb sind die beiden
wichtigsten Prinzipien Vielfalt und Flexibilität. Hast du schon vom
Prinzip des Go fi rst! gehört? Es gehört zu den wichtigsten Grundsätzen
eines jeden guten Hypnotiseurs und läuft nach ein paar sehr
einfachen Regeln ab:
Wenn du Begeisterung entfachen möchtest, sei selbst begeistert!
Wenn du ein Gefühl suggerieren möchtest, dann fühl dieses Gefühl
selbst!
Wenn du einen Zustand hervorrufen möchtest, gehe selbst in diesen
Zustand!
Auf diese Art und Weise kommunizierst du kongruent und dein
Klient wird deine Suggestionen gerne befolgen, einfach weil er dir
vertraut und dir gerne folgt. Und vor allem spürt er, dass du emotional
engagiert bist, und nicht nur ein routiniertes Pensum abspulst.
Achte dabei auf eine klare und einfache Sprache. Dies ist notwendig,
denn das Unterbewusstsein nimmt mit zunehmender Intensität der
Hypnose alles wörtlich. Wissenschaftliches Kauderwelsch und komplizierte
Formulierungen haben hier nichts zu suchen. Nutze stattdessen
eine leicht verständliche Alltagssprache, die dein Klient auch
wirklich versteht.
Trotz aller Sorgfalt kann es aber auch immer einmal vorkommen,
dass es zu keiner oder einer nicht von dir gewollten Reaktion des
Unterbewusstseins
kommt. Dies ist aber überhaupt kein Problem. Wenn
eine Suggestion nicht angenommen wird, kann es zum einen daran
liegen, dass das Unterbewusstsein nicht verstanden hat, was du von
176
ihm willst, oder dass es einfach keine Referenz für die von dir gewählte
Formulierung hat.
Wenn du zum Beispiel suggerierst, dass die Hände zusammenkleben,
weil sie mit Sekundenkleber in Berührung gekommen sind,
dein Klient aber überhaupt nicht weiß, was Sekundenkleber ist,
dann wird er die Anweisung nicht ausführen können. Wenn du also
eine bestimmte Handlung erreichen möchtest, dann stelle sicher,
dass es eine Vergleichsmöglichkeit für ein solches Erlebnis gibt, also
eine ähnliche Erfahrung, auf die das Unterbewusstsein zurückgreifen
kann.
Und falls du dir einmal nicht ganz sicher sein solltest, ob eine
Suggestion von dir verstanden wurde, dann kann ich dir einen sehr
einfachen Tipp geben: Frag einfach nach!
Meine Standardformulierung ist in diesen Fällen: »Nicke mit dem
Kopf, wenn du das verstanden hast.« Wenn du dann als Antwort ein
Kopfnicken bekommst, dann ist das eine sogenannte Ideomotorische
Reaktion, denn das Nicken des Kopfes ist eine unbewusste Bewegung,
welche so gut wie nie auf bewusster Ebene gesteuert wird.
Wenn du deine Suggestionen klar und einfach formulierst, hat dies
neben einer guten Beziehung zum Unterbewusstsein noch einen weiteren
Vorteil, denn du umgehst die Gefahr, dass der kritische Faktor
zurück ins Spiel kommt. Dies geschieht vor allem dann, wenn sich
Ideen oder Anweisungen widersprechen oder das analytische Bewusstsein
sich zu sehr herausgefordert sieht.
Eff ektive Suggestionen sind so aufgebaut, dass sie beim Klienten
auf fruchtbaren Boden treff en, auf etwas, das er glaubt oder für möglich
hält. Sag ihm Worte, die er hören will und auf die er gerne und
positiv reagiert. Fange dabei mit kleinen Dingen an und erhöhe dann
sukzessive den Schwierigkeitsgrad.
Und wenn du mit den einfachen Phänomenen wie zum Beispiel
der Augenlidkatalepsie erfolgreich warst, dann kannst du dich mit
jeder folgenden Suggestion steigern. Der bekannte amerikanische
Hypnosetherapeut Gerald Kein hat insgesamt sieben Regeln des
Verstandes aufgestellt23 und eine davon bestätigt das, was jeder gute
Hypnotiseur in seiner täglichen Arbeit mit Klienten immer wieder
177
feststellt, nämlich »dass jede Suggestion, die befolgt wird, den Widerstand
für die nachfolgenden senkt.«
Jede positive Reaktion auf deine mentalen Anweisungen und Konzepte
bildet ein starkes Fundament, auf dem du im Laufe der Hypnose
aufbauen kannst. Und je öfter eine Suggestion, sei sie auch noch
so klein, angenommen und ausgeführt wird, desto einfacher wird der
hypnotische Prozess für den Hypnotiseur. Diesen Trick haben Kinder
übrigens schon lange herausgefunden. Sie fangen bei ihren Eltern mit
ganz kleinen Wünschen an und steigern diese dann langsam, aber stetig.
Und ehe diese das begriff en haben, steht unter dem Weihnachtsbaum
dann schon ein neues Fahrrad oder eine Playstation.
Und genau diese Taktik sollte auch ein Leitfaden in der Hypnose
sein: Starte mit einfachen Suggestionen und erhöhe mit jeder positivenReaktion den Schwierigkeitsgrad.
Eine ideale Reihenfolge für ein paar beeindruckende hypnotische
Phänomene lernst du in einem der nächsten Kapitel. Wie einfach
die Suggestion aber auch immer sein mag, präsentiere sie so, als ob
es sich um eine unumstößliche Tatsache handele, deren Ausgang für
dich schon feststünde.
Wenn du deinem Klienten also seine Hand auf dem Bein »festkleben
« möchtest, dann sag ihm nicht, dass er sich vorstellen soll,
wie die Hand dort festklebt. Formulier es stattdessen als feststehendes
Ereignis, an welchem es keinen Zweifel gibt. Die Ergebnisse werden
dadurch andere sein.
Neben diesen allgemeinen Ausführungen möchte ich dir jetzt noch
einige kurze und knackige Tipps geben, mit denen deine Suggestionen
wirkungsvoller und erfolgreicher werden. Du kannst sie als eine
Art Checkliste ansehen, die dich bei den Formulierungen und bei der
Entwicklung eines eigenen Stils begleiten und unterstützen sollen.
Beherzigst du sie in deinen Hypnosen, werden deine Suggestionen
wirkungsvoller und erfolgreicher werden.Flüssiges und nahtloses Sprechen
Dies hört sich einfach an und ist für die meisten Anfänger auf dem
Gebiet der Hypnose doch so ungeheuer schwer, da es sich noch nicht
178
um eine unbewusste Fähigkeit handelt. Aber besonders direkt nach
der Induktion, wenn der hypnotische Zustand noch nicht ganz stabil
ist, solltest du darauf achten, dass du fl üssig und durchgehend deine
Suggestionen präsentierst. Dadurch verstärkst du die Fokussierung
auf deine Stimme und sorgst dafür, dass der Hypnotee nicht wieder
aus der Trance herauskommt. Oder anders formuliert, du sorgst mit
einer angenehmen Präsentation deiner Ideen und Konzepte dafür,
dass er gar nicht genug davon bekommen kann.
Gleichzeitig vertiefst du die Hypnose auch noch und schlägst dadurch
mehrere Fliegen mit einer Klappe. Und auch wenn die Sprache
ungeheuer wichtig ist, kommt es gar nicht so sehr darauf an, was du
sagst, sondern vor allem dass du überhaupt etwas sagst. Verbunden
mit einer angenehmen Tonalität und einem vielfältigen Sprachtempo
wird sich dein Klient vorkommen, als würde er eine angenehme
Wasserrutsche
hinuntersausen.
Für das fl üssige und nahtlose Aneinanderreihen von Suggestionen
eignen sich die sogenannten Verbindungswörter, mit denen du fast
endlose Sätze bilden kannst, ohne einen Punkt machen zu müssen.
Die wirkungsvollsten sind »und«, »während«, »weil«, »je/desto« und
»das bedeutet«.
Je mehr dieser Wörter du in deine Sprache einbaust, desto einfacher
wird dir das nahtlose Sprechen fallen, weil du dir dann nicht
mehr so viele Gedanken um den Inhalt machen musst, und das bedeutet,
dass du dich ganz auf deinen Klienten konzentrieren kannst,
während dieser immer tiefer und tiefer sinkt und gleichzeitig auf deine
Stimme fokussiert ist, weil deine fl üssige und nahtlose Sprache
so unwiderstehlich ist. Verstehst du jetzt, was ich meine? Aber keine
Sorge, solche Sätze wirst du auch schon bald aus dem Ärmel schütteln
können, hier macht Übung wirklich den Meister.Bildhafte und einfache Sprache
Ich kann es nicht oft genug wiederholen: Alle Suggestionen, die du
in der Hypnose gibst, sind direkt an das dominante Unterbewusstsein
gerichtet. Und genau für dieses sollten sie auch formuliert sein.
Mach dir daher keine Gedanken um die Logik einer Anweisung oder
um eine grammatikalisch perfekte Formulierung. Vielmehr sollte
179
deine Sprache klar, einfach, emotional und vor allem sehr bildhaft
sein, denn dann wird das Unterbewusstsein wie ein Schwamm die
Suggestion aufnehmen und gerne ausführen. Vor allem die Klarheit
ist wichtig, denn in Hypnose wird mit zunehmender Intensität des
Zustands mehr und mehr wortwörtlich genommen. Denk einfach
immer an das kluge neunjährige Kind, welches du mit deinen Ideen
und Konzepten begeistern willst. Mit diesem Gedankenkonstrukt
wirst du garantiert Erfolg haben.Flexibilität ist alles: Suggestionen mit Persönlichkeit
Die Worte und die genauen Formulierungen sind sehr wichtig, genauso
entscheidend ist aber auch die Art und Weise, wie du deine
Suggestionen präsentierst. Und genau an dieser Stelle trennt sich auch
die Spreu vom Weizen, denn ein vorbereitetes Skript aus dem Internet
kann jeder vorlesen. Den entscheidenden Unterschied macht aber die
Persönlichkeit, die du in deine Formulierungen einbringst und die
aus einem technischen Handwerk eine wahre Kunst machen kann.
Deshalb solltest du auch nie mit einem Skript arbeiten, sondern
deinen eigenen Stil und deine eigene Art der Präsentation entwickeln.
Und je überzeugender du deine Suggestionen bringen kannst, desto
höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie gerne und umgehend befolgt
werden.
Und auch eine sonore und monotone Stimme ist längst Schnee
von gestern. Achte deshalb auf deine Intonation, dein Sprachtempo,
auf Downward Infl ections (am Satzende mit der Betonung nach unten
gehen, auch als sogenannter Kommando-Modus bekannt), deine
Tonalität und auf hervorhebende Phrasierungen bestimmter Wörter
oder Sätze. Hier gibt es kein Richtig und kein Falsch. Mal ist schnelles
Sprechen angebracht und mal langsames. Mal solltest du lauter
werden und ein anderes Mal wieder leise. Achte aber darauf, dass du
variabel bist und deinen Klienten mit deiner Art und Weise der Präsentation
von Suggestionen begeisterst und überzeugst.
Und wie geht das am einfachsten? Ganz einfach: Go fi rst! Sei du
selbst begeistert und bringe so viele Emotionen wie möglich in deine
Sprache!
180Prozessanweisungen
Um dir die Arbeit einfacher zu machen, empfehle ich dir, gleich nach
der Vertiefung einige Prozessanweisungen zu geben, die du im Verlauf
der Hypnose noch öfter verwenden willst. Da du während einer
Impromptu-Situation deinen Klienten oft aus der Hypnose herausholst,
dann in Wachhypnose einige Suggestion ausführen lässt, um
ihn danach wieder hineinzuschicken, bietet es sich vor allem an, Instruktionen
für diese Abläufe zu geben. Dies macht so gut wie jeder
Hypnotiseur anders und auch du solltest so lange probieren, bis du
eine Variante gefunden hast, mit der du dich gut fühlst.
So kannst du sagen, dass von nun an jedes Mal, wenn du das Wort
»Schlaf« sagst, oder mit dem Finger schnippst, dein Hypnotee umgehend
wieder in den Zustand der Hypnose zurückkehrt und jedes Mal
doppelt so tief geht. So setzt du einen Trigger für die Re-Induktion,
den du von nun an nur noch auslösen musst.
Wenn du ihn an der Schulter berührst und »eins, zwei, hellwach«
oder »eins, zwei, Augen auf« sagst, wird er die Augen öff nen und
in der Lage sein, sich völlig normal zu bewegen und zu sprechen,
aber trotzdem alle Suggestionen und Anweisungen zu befolgen, die
du ihm gegeben hast. Wenn du noch weitere wiederkehrende Abläufe
hast, dann solltest du sie an dieser Stelle ebenfalls mit einbauen. Am
Ende der Prozessinstruktionen solltest du das Unterbewusstsein auf
jeden Fall fragen, ob es die Anweisungen verstanden hat, indem du
die bekannte Suggestion gibst: »Nicke mit dem Kopf, wenn du das
verstanden hast.«Das Timing
Der Zeitpunkt, wann du eine Suggestion gibst, spielt eine große Rolle.
Zum einen haben wir eben schon angesprochen, dass jede befolgte
Suggestion
den Widerstand für die folgenden senkt. Warte also mit schwierigeren
hypnotischen Phänomenen wie Amnesie oder Halluzination ab,
bis dein Klient die einfacheren Dinge wie Katalepsie oder Levitation
schon ausgeführt und erlebt hat. Denn dann hat er schon etwas Übung
und ist daran gewöhnt, auf deine Suggestionen zu reagieren.
Ganz allgemein gilt, dass du immer nur suggerieren solltest, dass
etwas passiert, wenn es auch wirklich passiert. Wenn du also erste
181
Anzeichen von Augenlidfl attern wahrnimmst, dann kannst du die
Suggestion geben, dass die Augenlider anfangen zu fl attern. Wahrscheinlich
wird er erst durch deine Suggestion auf seine Augen und
das Flattern der Lider aufmerksam werden. Dadurch entsteht auf
unbewusster
Ebene eine Verbindung zwischen Hypnotiseur und Hypnotee,
die du dann natürlich weiterentwickeln musst.
Und es gibt noch eine wichtige Faustregel zum Th ema »Timing«:
Formuliere ein von dir gewünschtes Ereignis (zum Beispiel Katalepsie,
Levitation, Amnesie etc.) immer als eine attraktive und zukünftige Möglichkeit.
Dann kannst du nämlich den Eintritt dieses Ereignisses in den
buntesten Farben ausmalen, sodass dein Hypnotee richtig »heiß« darauf
ist, dieses Ereignis auch wirklich zu seiner Realität werden zu lassen.
Auch hier erkennst du wieder das alte Prinzip, dass Hypnose
nichts ist, was der Hypnotiseur von außen bestimmt, sondern was
der Hypnotee aufgrund des Inhalts und der Verpackung der Suggestionen
tief und fest glaubt und unbedingt erleben will.Compounding
Je häufi ger du Suggestionen um eine bestimmte Idee herum wiederholst,
desto höher ist die Erfolgswahrscheinlichkeit. Dies liegt daran,
dass es zu einer Stapelung der einzelnen Anweisungen kommt, das
Ergebnis ist also kumulativ. Dies nennt man auch Compounding of
Suggestion, eine Technik, die auf Bernheim und wieder einmal Dave
Elman zurückgeht.
Der Unterschied vom Compounding zur reinen Wiederholung ist
der, dass die Suggestionen auch befolgt werden müssen. Ich will dir
ein etwas abstraktes Beispiel geben, welches das Prinzip jedoch sehr
klar macht: Wenn du eine erste Suggestion für eine bestimmte Veränderung
gibst, dann ist diese unter Umständen noch schwach. Dann
gibst du eine zweite, die wieder etwas schwächer ist, dafür aber die
erste stärker macht. Gibst du nun eine dritte, so werden die erste und
die zweite gestärkt, während die dritte noch schwach ist. Jede weitere
Suggestion hat also immer eine Auswirkung auf alle vorhergehenden
Suggestionen bis hin zur allerersten.
Nicht umsonst gilt der Grundsatz: »Wenn du es einmal denkst, ist
es ein Gedanke, wenn du es mehr als siebenmal denkst, wird es zu einer
182
Gewohnheit.« Dies soll jedoch nicht heißen, dass du wirklich jede Suggestion
mehrfach wiederholen sollst. Dies machen meist nur Hypnotiseure,
die unsicher sind und sich über diesen Weg mehr Erfolg versprechen.
Wenn du eine gute Formulierung fi ndest und diese auch richtig
präsentierst, dann reicht in den meisten Fällen eine einmalige Suggestion
aus. Und wenn du eine geschulte Wahrnehmung hast, wirst du
von ganz alleine feststellen, ob die Anweisung ausreichend war oder
ob es noch etwas Compounding bedarf.
Und es gibt ein mentales Th ema, das du wirklich nicht genug
wiederholen kannst: Dass dein Klient sich gut fühlt, die Erfahrung
genießt und eine Menge für sein Leben aus der Hypnose mitnehmen
wird, kannst du wirklich nicht oft genug suggerieren.Bekräftigung und Bestätigung
Je wohler sich dein Klient fühlt, desto motivierter wird er deine Suggestionen
befolgen. Und je mehr du ihm bestätigst, dass alles, was er
tut, vollkommen richtig und gut ist, wird sich diese Motivation noch
einmal erhöhen.
Sag ihm also so oft wie möglich, dass er alles richtig macht. Und
dies gilt für den gesamten hypnotischen Prozess. Du solltest diese
Bekräftigungen vor, während und auch nach der Hypnose so oft wie
möglich einstreuen.
Denk dran, dass für die meisten Menschen Hypnose etwas vollkommen
Neues ist und sie überhaupt nicht wissen, wie sie sich verhalten
sollen. Und wenn die Augen dann geschlossen sind, verstärkt
sich diese Unsicherheit auch noch, da sie nicht mehr in der Lage sind,
Blickkontakt mit dem Hypnotiseur zu suchen.
Wenn du also regelmäßige Bestätigungen gibst, dann fühlt der
Klient sich sicher und auch das Bewusstsein ist beruhigt, dass alles
in Ordnung ist. Und was besonders wichtig ist: Du verstärkst eure
gegenseitige Beziehung, denn dein Hypnotee fühlt sich von dir verstanden
und weiß, das ihr beide das gleiche Ziel zu seinem Besten
und seinem Wohlergehen verfolgt.
Wie du eine solche Bekräftigung praktisch umsetzen kannst, hast
du bei vielen Induktionen und Vertiefungen schon kennengelernt.
Hier noch ein paar Anregungen, die du beliebig ergänzen kannst:
183Ganz genau … du machst das ausgezeichnet … so ist es gut … duhast ein kraftvolles Unterbewusstsein, das für dich sorgt … sehrgut … du bist ein Naturtalent … du hast alle Ressourcen bereitsin dir etc.
Ich glaube, du hast die Idee verstanden, oder?Das motorische Gedächtnis aktivieren
Wann immer du eine Suggestion gibst, die eine physiologische Reaktion
zur Folge hat, zum Beispiel die am Bein des Klienten festklebende
Hand, solltest du diese Reaktion verstärken oder unterstützen.
Dies lässt sich ganz einfach umsetzen, indem du das muskuläre
Gedächtnis des Körpers im Vorfeld trainierst. Das Unterbewusstsein
reagiert nämlich stärker, wenn es eine körperliche Referenz hat.
Im Fall der klebenden Hand sagst du also beispielsweise, dass er
seine Hand fest auf seinen Oberschenkel drücken soll, und unterstützt
diese Erfahrung noch mit leichtem Druck durch deine eigene
Hand. Dadurch aktivierst du das motorische Gedächtnis des Körpers
und das Unterbewusstsein weiß schon vorher, was genau von ihm
erwartet wird und wie es sich anfühlt.Schaff dir ein Standard-Patter an
Nichts ist hinderlicher, als wenn du während deiner Induktion und
in der Hypnose noch groß über deine Formulierungen nachdenken
musst. Dies hat automatisch zur Folge, dass du dich komplett mit dir
und dem Suchen nach dem richtigen Wort und dem passenden Satz
befasst und deinen Klienten völlig außer Acht lässt.
Denn eigentlich ist das Ziel ja genau umgekehrt, deine gesamte
Aufmerksamkeit sollte beim Hypnotee sein, damit du alle sichtbaren
und auch subtilen physiologischen Veränderungen wahrnehmen
kannst. Denk immer dran: Diese Reaktionen sind das beste Feedback,
welches du bekommen kannst, da der Körper dem Geist folgt.
Du solltest dir also ein für dich passendes Patter für die Induktion,
die Vertiefung, und die Prozessinstruktionen anschaff en, welches du
im Schlaf können solltest. Sobald dich dann jemand fragt, ob du ihn
hypnotisieren kannst, kannst du dann mit dieser Standardeinleitung
184
beginnen, ohne dass du ständig überlegen musst, was genau du sagen
willst und wann genau du welche Suggestionen gibst.
Dies erfordert natürlich ein wenig Übung, kommt mit der Zeit
aber ganz von alleine. Und du wirst dich unglaublich viel sicherer
fühlen, wenn du nicht mehr über das Was nachdenken musst und
dich voll und ganz auf das Wie konzentrieren kannst.Sei DER Hypnotiseur
Und zum Schluss der wichtigste Tipp von allen: Sei DER Hypnotiseur.
Präsentiere alle deine Suggestionen so, als wären sie eine absolute
Tatsache. Wenn du suggerierst, dass die Hand am Bein festklebt, lass
keinen Zweifel daran. Lass keine Ausweichmöglichkeiten, denn dein
Ziel ist es, dass dein Hypnotee tief und fest glaubt, dass die Hand
tatsächlich festklebt. Sei dir stets bewusst, dass du in Hypnose die
Glaubenssätze deiner Klienten veränderst und damit ihre momentane
Realität gestaltest. Und wenn du diese attraktiv und überzeugend
beschreibst, wird sie gerne angenommen werden.
Arbeite neben dem Erlernen des hypnotischen Handwerks und
deiner sprachlichen Fähigkeiten auch an deiner Persönlichkeit und
deinem Selbstbewusstsein, denn diese machen im Endeff ekt den
Unterschied.Negationen
Oh, da hätte ich doch beinahe noch einen wichtigen Punkt auf der
Checkliste vergessen. Nämlich die berühmten Negationen. In fast
jedem Seminar kommt die Frage, ob man in Suggestionen auch negative
Formulierungen benutzen dürfe, denn man hätte schließlich
gehört oder gelesen, dass das Unterbewusstsein keine Negationen
verarbeiten könne. Dann kommt meist noch das klassische Beispiel
»Denke jetzt nicht an einen rosa Elefanten!«
Die Argumentation ist dann, dass das Gehirn sich den Elefanten
ja erst einmal vorstellen muss, um ihn dann wieder auszublenden. So
weit, so gut. Auch ich habe diese oder ähnlich Aussagen schon in so
manchem Workshop gehört und in vielen Fachbüchern gelesen. Und
der mentale Prozess läuft auch genau so ab. Ist das jedoch ein Grund,
dass das Unterbewusstsein eine Verneinung nicht verarbeiten kann?
185
Natürlich nicht. Das Problem ist, dass die meisten Menschen solche
Aussagen einfach hinnehmen, ohne sie selbst zu überprüfen, indem
sie ihre eigenen Erfahrungen machen.
In der Tat ist es sinnvoller, Suggestionen positiv zu formulieren,
also einen Zustand zu beschreiben, der erreicht werden soll. Aber das
Unterbewusstsein ist so groß und klug, dass es Negationen
selbstverständlich
versteht. Oder um es etwas plakativer auszudrücken: Das
Unterbewusstsein ist nicht blöd! Und wenn ich in Hypnose suggeriere,
dass jemand von nun an ein Nichtraucher ist, er seine Hand nicht
mehr bewegen kann, oder seinen Namen nicht mehr weiß, dann wird
diese Suggestion exakt so ausgeführt. Denn das Unterbewusstsein hat
bereits eine Referenz, wie sich diese Dinge anfühlen, und kann sie
daher auch sofort umsetzen. Probier es selbst aus und du wirst sehen,
was ich meine. Und wenn dir wieder einmal jemand das Märchen
von den Negationen erzählen will, dann kannst du mit großer
Wahrscheinlichkeit
davon ausgehen, dass er es noch nie selbst getestet hat
und nur das weitererzählt, was er woanders gehört hat.
186Die Supersuggestion
Das Ziel von Hypnose ist, dass der Klient die Suggestionen des Hypnotiseurs
akzeptiert und ohne Analyse des kritischen Filters ausführt.
Und an dieser Stelle des Buches sind wir an einem Punkt des Prozesses
angelangt, wo er dann schon viele deiner Anweisungen befolgt haben
wird, sei es im Pre-Talk, im Set-Up oder während der Induktion
und der Vertiefung.
Vielleicht hast du auch schon die ersten Suggestionen für hypnotische
Phänomene erfolgreich präsentiert. Dann wäre es doch schön,
wenn es eine Suggestion geben würde, die sicherstellt, das dein Hypnotee
von nun an alle weiteren Suggestionen von dir befolgen wird,
nicht wahr?
Und die gute Nachricht ist, dass es so etwas gibt: Nämlich in Form
der Supersuggestion. Wenn du sie in der richtigen Art und Weise,
nämlich mit viel Selbstvertrauen und jeglichem Fehlen von Zweifel
präsentierst, dann werden deine folgenden Suggestionen für deinen
Klienten einfach unwiderstehlich werden.Von jetzt an wird alles, was ich zu dir sage … egal wie absurd oderverrückt es sich auch anhören mag, zu deiner Realität … alles,was ich sage, wird deine Realität … du glaubst, was ich sage, dassdu glaubst … du weißt, was ich sage, dass du weißt, du wirst tun,was ich dir sage, dass du tun sollst … alles, was ich sage, wird genauso eintreten, wie ich es sage, und wird zu deiner Realität … alles,was ich zu dir sage, wird umgehend zu deiner Realität … ohne
Zweifel und ohne Zögern … denn dein Unterbewusstsein setztseine ganze Kraft dafür ein, dass es dir gut geht …
Dies ist nur eine Variante der Supersuggestion und du solltest auf
jeden Fall deine eigenen Worte dafür fi nden. Der Zweck sollte aber
auf jeden Fall deutlich geworden sein. Du sagst im Prinzip, dass dein
Klient exakt das erlebt, was du ihm sagst, dass er erlebt, glaubt, weiß
und tut, was du ihm suggerierst. Dies kannst du natürlich beliebig
kürzen oder auch ausbauen, je nachdem, welche hypnotischen Phänomene
du hervorrufen möchtest.
187
Wenn du zum Beispiel eine sensorische Halluzination hervorrufen
möchtest, dann solltest du auch noch das »Fühlen« einbauen. Die
einzelnen Bausteine verstärken sich dann gegenseitig und werden als
Ganzes zur Supersuggestion. Wiederhole sie ungefähr zwei- bis dreimal
und teste dann umgehend, ob sie angenommen wurde. Ich nehme
dafür gerne eine Levitation, lasse die Hand irgendwo festkleben
oder kombiniere sogar beides. Die Ausführung eines solchen Phänomens
ist für den Hypnotee sehr einfach und du hast ein schnelles
Feedback, dass die Supersuggestion angenommen wurde. Von nun
an solltest du aber noch verantwortungsvoller arbeiten, da nun wirklich
jede Suggestion wörtlich genommen wird und unwiderstehlich
erscheint.
Manche Menschen haben mit der Supersuggestion ihre Schwierigkeiten,
weil es für sie zu viel von Machtausüben hat. Wenn es dir ähnlich
gehen sollte, dann denke immer an deine Intention und dass es dein
oberstes Ziel ist, dass es deinem Klienten nach der Hypnose besser
gehen soll als vorher. Gestalte ihm also seine hypnotische Realität
so schön und so angenehm wie möglich. Und wenn euer Rapport
stimmt, dann wird er dir jederzeit vertrauen und auch die Supersuggestion
gerne befolgen. Probier sie einfach einmal aus und lass dich
überraschen, wir positiv deine Klienten darauf reagieren werden.
188Hypnotische Phänomene:Hypnose »testen«
Die Überschrift für dieses Kapitel ist gar nicht so leicht zu fi nden,
denn mit den folgenden Inhalten werden gleich mehrere Dinge
gleichzeitig abgedeckt. Denn wenn wir uns auch hauptsächlich um
das Hervorrufen spannender und beeindruckender hypnotischer
Phänomene kümmern, so handelt es sich auch um einen Test für
den Hypnotiseur, mit dem er defi nitiv erkennen kann, ob sein Klient
hypnotisiert ist oder nicht.
Wenn du die nächsten Abschnitte dieses Buches also ausreichend
übst und meisterst, dann hast du bereits einen Vorsprung vor vielen
Hypnotherapeuten und -Coaches, die noch nie in ihrer Karriere tatsächlich
getestet haben, ob ihr Klient in Hypnose ist. Sie sehen ihn
entspannt und mit geschlossenen Augen im Behandlungssessel liegen
und gehen einfach davon aus, dass alles seine Richtigkeit haben muss.
Und am Ende der Sitzung blicken sie dann in die kritischen Augen
ihrer Klienten und müssen viel Energie und logische Argumente aufbringen,
um zu erklären, warum der Hypnotee denn auch wirklich in
Hypnose gewesen sein müsste.
Um diesem Dilemma zu entgehen, solltest du immer testen, ob
du erfolgreich hypnotisiert hast. Und dies gilt für jedes Setting, ob
in einer Impromptu-Situation oder in einer Coaching-Sitzung in der
Praxis. Dieses direkte Feedback, ob eine gegebene Suggestion vom
Unterbewusstsein befolgt wird, hat jedoch nicht nur für dich einen
großen Vorteil, sondern wirkt auch für deinen Klienten als starker
Convincer, also als ein vom logischen Verstand nachvollziehbarer Beweis,
dass etwas Unlogisches passiert, was im normalen Wachzustand
sonst nicht vorkommt.
Auch ich habe am Anfang meiner Karriere nicht getestet und
hatte viele Klienten, die mich nach einer Hypnosesitzung unsicher
anblickten und nicht wussten, ob sie nun hypnotisiert waren oder
nicht. Vielleicht waren sie es, vielleicht aber auch nicht. Ich konnte
nur die gleichen Argumente aufzählen, die man in so gut wie jedem
Buch über Hypnose und auch in fast jeder Hypnoseausbildung er189
zählt bekommt. Wirklich überzeugt hat das allerdings nur die wenigsten.
Seitdem ich mittlerweile auch im Coaching-Kontext teste und ein
bis zwei Convincer einbaue, ist dies vollkommen anders geworden.
Wenn ein Klient in Hypnose erfährt, dass seine Hand an seinem Kopf
festklebt und er sie so lange nicht wegnehmen kann, bis ich es ihm
sage, dann ist das schon ein sehr starker Beweis, dass etwas
Außergewöhnliches
passiert und dass er wirklich in Hypnose ist.
Und das Beste kommt zum Schluss, denn jetzt wissen nicht nur
der Hypnotiseur und der Klient, dass die Hypnose erfolgreich eingeleitet
wurde, sondern durch die nun extrem erhöhte Kompetenz und
Erwartungshaltung wird die folgende Arbeit wesentlich einfacher
und alle folgenden Suggestionen werden viel eff ektiver und schneller
befolgt.
Mittlerweile lasse ich jeden Klienten, den ich hypnotisiere – egal in
welchem Setting – mindestens eine außergewöhnliche Erfahrung machen,
damit dann auch Veränderungen einfacher werden und sie ihren
Freunden weitererzählen, wie unglaublich cool Hypnose ist. Und
genau das ist sie auch, sie ist cool, macht Spaß und ist einfach eine
wunderschöne Erfahrung. Und deshalb empfehle ich jedem Hypnotiseur,
seinen Klienten so viele Aha-Erlebnisse wie möglich zu schenken.
Da es in diesem Buch um den Einsatz von Hypnose in Impromptu-
Situationen geht, wollen wir nun auf die Verwendung von hypnotischen
Phänomenen zu Demonstrationszwecken eingehen. Dabei
wird eine bestimmte Abfolge von einzelnen Phänomenen auch Routine
genannt, und jeder Hypnotiseur hat da so seine eigenen Vorlieben,
was den Inhalt und den Ablauf angeht.
Grundsätzlich sind deiner Kreativität hier keine Grenzen gesetzt,
bauen doch alle möglichen Routinen auf den in einem früheren Kapitel
beschriebenen Phänomenen auf, die Klienten erleben können
und welche oftmals den gewünschten Aha-Eff ekt auslösen.
Du kannst dabei mit allen fünf Sinnen spielen und die Realität bezüglich
Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen verändern.
Du kannst Katalepsie und Amnesie suggerieren und beeindruckende
Illusionen und Halluzinationen hervorrufen.
190
Die Frage ist also: Wann ist die beste Zeit dafür? Und auch wenn
du bereits mit dem Wort »Schlaf!« strikt genommen die ersten Phänomene
induzierst (dein Klient befolgt deine Anweisungen), so
sollten die in diesem Kapitel beschriebenen Demonstrationen nach
der Vertiefung, der Supersuggestion und den Prozessanweisungen
folgen. Auch wenn es keinen festen Ablauf gibt und du jederzeit
fl exibel reagieren können solltest, so empfehle ich dir auf jeden Fall,
dir einen groben Plan zurechtzulegen. Übe zwei bis drei Routinen,
mit denen du dich wohlfühlst und die du in jeder Demonstration
verwendest und auf denen du dann aufbauen kannst. So hast du
einen Start, den du im Schlaf beherrscht, und kannst dich voll und
ganz auf deinen Klienten und seine Reaktionen einstimmen. Das
ist wichtig, denn da jeder Hypnotee auf seine ganz individuelle Art
und Weise reagiert, ist der Verlauf sowieso kaum vorhersehbar und
wird auf jeden Fall eine Menge Spontaneität und Flexibilität von
dir verlangen. Aber denk immer dran, du kannst nichts falsch machen,
da es kein Richtig und kein Falsch und auch kein festgelegtes
Ergebnis gibt. Vielmehr ist es ein permanentes Wechselspiel von
Suggestionen und Reaktionen und am Ende des Tages ist der Weg
in diesem Fall das Ziel.
Als Faustregel gilt: Starte mit Aufgaben, die einfach umzusetzen
sind und die sich so gut wie jeder Klient vorstellen und damit ohne
Probleme befolgen kann. Mit jeder Suggestion kannst du dich dann
steigern und Phänomene ausprobieren, die eine höhere Suggestibilität
und ein wenig hypnotisches Training voraussetzen. Und wie wir
wissen, sinkt mit jeder befolgten Suggestion der Widerstand bei den
folgenden.
Ich starte zum Beispiel sehr oft mit einer Levitation, die dann
in eine Katalepsie überleitet. Das funktioniert so gut wie bei jedem
Hypnotee, der damit schon sein erstes Erfolgserlebnis hat und das
Gefühl bekommt, dass er alles richtig macht. Und wenn du die körperlichen
Bewegungen dann auch noch mit guten Gefühlen verlinkst,
dann hast du die Tür für weiterführende Convincers schon weit geöff
net. Wichtig ist auch hier, so viele Bekräftigungen wie möglich
einzustreuen, damit das Bewusstsein beruhigt ist, und gleichzeitig alle
Suggestionen direkt auf das Unterbewusstsein abzustimmen.
191
Obwohl du jederzeit eine Routine auf die nächste folgen lassen
könntest, empfi ehlt es sich, jede einzelne dadurch zu beenden, dass
du deinen Klienten zurück in Hypnose schickst. Den passenden Trigger
hast du ja bereits in den Prozessinstruktionen gesetzt. Dies hat
zwei große Vorteile, nämlich dass für dich und für den Hypnotee ein
klarer Abschluss der Suggestion erkennbar ist und durch die Fraktionierung
die Hypnose jedes Mal noch mehr vertieft wird.
Dies gilt auch für den Fall, dass eine Suggestion einmal nicht befolgt
wird. Und glaub mir, dieser Fall wird eintreten, es ist nur wichtig
zu wissen, wie man damit umgeht. Wenn eine Anweisung nicht
befolgt wird, dann kann das an vielen Dingen liegen, meistens ist es
aber einer von zwei Gründen. Entweder das Unterbewusstsein hat die
Suggestion nicht verstanden oder es hat keine Referenz für die Erfahrung.
Die erste Maßnahme ist also immer, eine andere und möglichst
einfachere Formulierung zu wählen, mit der das Unterbewusstsein
mehr anfangen kann.
Willst du eine Levitation des Armes induzieren und deine Suggestionen
mit den am Finger angebundenen Ballons zeigen keine
Wirkung, dann probier etwas anderes, beispielsweise dass der Arm
vollkommen leicht und schwerelos ist. Mit zunehmender Erfahrung
wirst du feststellen, dass eine spezielle Formulierung bei einem Hypnotee
große Wirkung zeigt und bei einem anderen so gut wie keine.
Deshalb kann ich dir nur wieder empfehlen, an deiner Flexibilität zu
arbeiten, denn dann kann dir so gut wie nichts passieren.
Weiterhin habe ich festgestellt, dass das Unterbewusstsein viel
besser reagiert, wenn es für eine Suggestion eine bereits erlebte Referenz
hat, an der es sich orientieren kann. Wenn du zum Beispiel
die Suggestion gibst, dass dein Hypnotee für die Dauer der Hypnose
seinen Namen nicht mehr erinnern wird, dann gib ihm zum Abgleich
ein paar Erfahrungen, die ähnlich sind. Dies kann ein Wort sein, welches
einem auf der Zungenspitze liegt und einem aber absolut nicht
mehr einfallen will. Oder die eigene Telefonnummer, die man eben
noch wusste, die jetzt aber auf einmal weg ist.
Welcher Grund aber auch immer für das Nicht-Befolgen einer
Suggestion vorliegt, versetze deinen Klienten sauber zurück in Hypnose
und bestätige ihm dann noch einmal, dass er alles genau richtig
192
gemacht hat. Dann probierst du es mit einer anderen Formulierung
und achtest auf eine vorhandene Referenzerfahrung. Und wenn dein
Klient danach die Augen öff net, sollte die Reaktion schon eine andere
sein. Und wenn es dann immer noch nicht klappt? Dann folge einfach
dem alten Grundsatz: Wenn das, was du tust, nicht funktioniert,
tu so lange etwas anderes, bis es funktioniert!
Ich werde dir jetzt einige Ideen und Anregungen geben und diese
nach der notwendigen Intensität und Suggestibilität der Hypnose
aufl isten. Das heißt, wir fangen mit einfachen Aufgaben an und steigern
uns dann in der Komplexität der Phänomene. Diese Liste ist
bei Weitem nicht vollständig und mit einer gewissen Kreativität und
Vorstellungskraft sind dir bei der Ausarbeitung eigener Ideen so gut
wie keine Grenzen gesetzt.
Anschließend gebe ich dir auch noch für zwei Beispiele Skripte an
die Hand, damit du ein Gefühl dafür bekommst, wie eine entsprechende
Formulierung aussehen könnte. Auch hierbei handelt es sich
wieder um meinen Stil, den du zu Übungszwecken einsetzen kannst,
um daraus dann deine eigenen Suggestionen abzuleiten. Bei allen
Vorschlägen empfehle ich, die Suggestion (wenn notwendig inklusive
physischer Berührung zur Aktivierung des motorischen Gedächtnisses)
bei geschlossenen Augen zu geben und die Umsetzung zuerst
mit geschlossenen und nach erfolgreicher Ausführung dann mit geöff
neten Augen durchführen zu lassen. Wenn der Klient sich selbst
beim Erleben einer unlogischen und damit unterbewussten Situation
zuschauen kann, sind der Eff ekt und die Wirkung noch viel größer.
Und wie gesagt, es sind nur Ideen, denn im Gegensatz zu den
Induktionen sind die Routinen zu den Phänomenen in einem sehr
hohen Maße von der Beziehung und der Interaktion zwischen dem
Hypnotiseur und dem Hypnotee geprägt. Das bedeutet, dass du nur
einen Anstoß geben kannst. Was danach passieren wird, ist jedes Mal
anders, und genau das macht diese hypnotische Arbeit so unheimlich
reizvoll und interessant. Dies im Hinterkopf, folgen nun ein paar Anregungen,
mit denen du in einer Impromptu-Situation gemeinsam
mit deinem Klienten eine Menge Spaß haben kannst und gleichzeitig
dein Publikum verblüff en wirst.
193
Vorschläge für Impromptu-Routinen:
Augenlidkatalepsie (Diese Suggestion ist so harmlos und so einfach
auszuführen, dass es wirklich bei so gut wie jedem Hypnotee
klappt.)
Hand-/Armlevitation (Lass einen oder beide Arme nach oben
schweben, nutze Suggestionen wie Ballons, Luftkissen und Leichtigkeit.
Hiermit kannst du sehr schön Emotionen verlinken, zum
Beispiel Glück, Freude, Lachen, Humor etc. … Je höher der Arm
geht, desto mehr musst du lachen … du schaust den lustigsten
Film, den du kennst … er wird lustiger und lustiger …)
Armkatalepsie (Geh von der Levitation gleich in die Katalepsie
über oder lass den Arm einfach so steif werden.)
Hände zu Fäusten werden lassen (Dann Katalepsie induzieren
und zum Beispiel ein Glas Bier anbieten … du kannst die Fäuste
nicht mehr öff nen … möchtest du etwas trinken? Ich lade dich
auf ein Bier ein …)
Klebende Hände (Hier kannst du deiner Fantasie freien Lauf lassen,
denn Hände können an so gut wie allem kleben … an Tischen,
am Kopf, an Gläsern, an Portemonnaies oder an der anderen
Hand.)
Klebende Füße (Ein Fuß oder beide sind am Boden festgeklebt
und können sich nicht mehr bewegen.)
Klebender Körper (Gut, wenn du im Sitzen arbeitest. Der Körper
oder Teile davon kleben am Stuhl, sodass der Klient nicht mehr
aufstehen kann.)
Rotierende Hände (Die Hände kreisen übereinander und lassen
sich nicht mehr stoppen. Auf Kommando des Hypnotiseurs
wechseln sie dann sofort die Richtung.)
Kälte/Hitze suggerieren (Vorstellen, dass es kalt wird und man
sich mit den Armen wärmen muss, oder umgekehrt, dass es sehr
warm wird.)
»Gestank« suggerieren (Wenn du die Augen öff nest, wirst du einen
ekligen Gestank wahrnehmen und feststellen, dass es der Mann/
die Frau neben dir war … Wichtig: Bei solchen Phänomenen immer
auch suggerieren, dass ihm dadurch nicht schlecht wird!)
194
Sprechen wie Micky Maus, Barry White, Donald Duck (Wenn
du gleich die Augen öff nest, wirst du so hoch sprechen wie Micky
Maus etc.)
Marsianisch sprechen, Lispeln, Stottern, nach jedem Satz »Hurra«
sagen (Hier ist vieles möglich, wichtig ist, dass du vormachst, was
du von deinem Hypnotee erwartest.)
Zahlenblock (Eine Zahl wird vergessen. Hier gibt es verschiedene
Vorlieben, ich nehme immer die Zahl Drei, da ich damit die besten
Ergebnisse erzielt habe.)
Namen vergessen (Hierzu gleich mehr im Skript.)
Lügen (Wenn du die Augen öff nest, wird alles, was du sagst, gelogen
sein … eins, zwei … Augen auf … Wie heißt du? George
Clooney. Wo wohnst du? In San Francisco etc.)
Positive Halluzination (Du siehst einen Vogel am Himmel schweben
… jetzt setzt er sich auf deine Hand … jetzt fl iegt er davon
und aus einem Vogel wird ein ganzer Schwarm.)
Kartentricks, Mind-Reading (In Hypnose eine bestimmte Information
geben oder erfragen und dann Amnesie induzieren. Danach
die Information in Form eines Tricks verwenden.)
Und vieles mehr. Lass deiner Kreativität freien Lauf!
Diese Liste ließe sich natürlich noch endlos fortführen, sie soll dir
jedoch nur ein paar Ideen liefern, was alles möglich ist. Du kannst aus
all diesen Routinen wählen und hast gleichzeitig noch fünf Sinne zur
Verfügung, mit denen du experimentieren kannst. Deiner Fantasie
sind hier keine Grenzen gesetzt, und deinem Hypnotee hoff entlich
auch nicht, denn je mehr Vorstellungskraft und Motivation er in die
einzelnen Suggestionen einbringt, desto mehr Erfolg werdet ihr beide
haben. Fange also langsam an und steigere dich dann.
Dies kannst du so lange fortführen, bis die Aufgaben und Phänomene
zu schwierig werden. So kommst du bei jeder Demonstration
an deine Grenzen und lernst gleichzeitig unheimlich viel für das
nächste Mal dazu. Und dass fast schon nebenbei dein Selbstbewusstsein
in ungeahnte Höhen schießen wird, erwähne ich gar nicht erst.
Wie viele Routinen du aber auch insgesamt durchführst, achte
sehr genau darauf, dass du alle gegebenen Suggestionen nach Been195
digung des Phänomens, allerspätestens jedoch am Ende der Hypnose
wieder aufl öst. Dies ist unheimlich wichtig und spiegelt einfach nur
deinen respektvollen Umgang mit der Hypnose und deinem Klienten
wider. Ich werde dir zwar noch ein Wake-Up-Skript zeigen, welches
Sorge dafür trägt, dass die Hypnose auf die bestmögliche Art und
Weise ausgeleitet wird, du solltest dir jedoch gleich von Anfang an
angewöhnen, solche Suggestionen, die nicht über die Dauer der Hypnose
hinaus wirken sollen, auch wieder aufzulösen.
Damit du noch eine grobe Vorstellung hast, wie die Formulierungen
solcher Routinen aussehen können, gebe ich dir jetzt noch
zwei Skripte an die Hand, die du als »Gerüst« für deine eigenen Ideen
nutzen und verwenden kannst.Klebende Hand
Dies ist nur ein Beispiel, wie du eine klebende Hand erzeugen kannst.
Hierfür nehmen wir an, dass dein Klient dir gegenübersitzt. Du hast
die Induktion erfolgreich erledigt, genügend vertieft und auch die
Prozessinstruktionen sind gegeben. Die Supersuggestion wurde akzeptiert
und auch getestet.Ich werde jetzt deine Hand nehmen und sie auf deinen Oberschenkellegen (dabei mit dem Dreifi ngergriff sanft am Handgelenk anheben)und ich möchte, dass du richtig fest auf deinen Oberschenkeldrückst … drück richtig fest … (dies erzeugt das motorische Gedächtnis,welches du durch Drücken auf den Handrücken mit deiner Handoder einem Finger noch unterstützen kannst) und du stellst fest,dass deine Hand dort festklebt … wie mit Sekundenkleber festgeklebt… fest auf deinem Bein … deine Hand und dein Bein klebenfest zusammen und werden zu einem einzigen festen Teil vondir … und je fester du jetzt drückst … desto mehr klebt deine Handfest … je fester du drückst, desto mehr klebt deine Hand … wenndu versuchen würdest, sie wegzuziehen, würde sie nur noch vielfester kleben … je mehr du es versuchen würdest, desto festerwürde sie kleben … versuch die Hand wegzuziehen und stell fest,dass sie nur noch fester dort festklebt … je stärker du es versuchst,desto fester klebt sie … versuchst du es?
196Der Klient versucht, die Hand wegzuziehen, diese bewegt sich jedochnicht. Das Unterbewusstsein hat die Suggestion angenommen und ausgeführt.Um die Wirkung noch zu erhöhen, lassen wir nun noch die Augenöff nen.Eins … zwei … öffne nun deine Augen … und versuche jetztwirklich, die Hand zu bewegen … und je mehr du es versuchst,desto fester klebt sie … versuchst du es? Sie wird fester und fester… nimm deine andere Hand zu Hilfe … und versuche wirklich,deine Hand zu bewegen … (Wenn der Klient mit es mit der anderenHand versucht, kommt die nächste Suggestion.) und jetzt ist dieseHand auf deiner anderen Hand festgeklebt … du kannst versuchen,sie zu bewegen, sie kleben nur noch fester … immer festerund fester … wenn ich deine Hand am Handrücken bewege,kannst du deine beiden Hände wieder bewegen … jetzt … (mit
dem Finger den Handrücken berühren) schau auf meinen Finger… und SCHLAF! (Während du den Trigger für die Re-Induktionauslöst, führst du die führende Bewegung von oben nach unten aus.)
Ich denke, du hast die Grundidee längst verstanden, das Ganze könnte
auch noch weiter ausgebaut werden. Beachte vor allem die Grundprinzipien
von Suggestionen, von denen im Beispiel einige zum Einsatz
kommen. Zum Anfang solltest du mit einer klebenden Hand
anfangen, schon das ist für die meisten Klienten und noch mehr für
ein Publikum unglaublich verblüff end. Wenn du dann etwas Erfahrung
hast, dann kannst du auch eine Hand an die andere kleben und
diese wiederum an den Kopf. Du wirst erstaunt sein, wie gut dies
funktioniert und wie viele geniale Ideen dir kommen werden. Probier
es aus und du wirst es erleben!Amnesie induzieren: Namen vergessen
Den eigenen Namen zu vergessen, ist für viele eines der beeindruckendsten
hypnotischen Phänomene. Doch denk dran, nur für das
Bewusstsein könnte diese Suggestion unlogisch sein. Wenn du sie
für das Unterbewusstsein spaßig und spielerisch aufbereitest, dann
wird es sie gerne und mit viel Motivation ausführen. Für dich als
197
den Hypnotiseur wird es dann sehr einfach werden, wenn du all die
Hinweise und Tipps aus diesem Buch beherzigst und vor allem viel
ausprobierst.
Denn gerade bei den Phänomenen hängt sehr viel von den Reaktionen
des Klienten ab und der Hypnotiseur sollte jederzeit die
Flexibilität besitzen, etwas ganz anderes zu machen, als er eigentlich
geplant hatte. Wenn ich einem Hypnotee die Suggestion gebe, seinen
Namen zu vergessen, dann habe ich im Normalfall schon drei bis
vier Routinen erfolgreich abgeschlossen, meist den steifen Arm, eine
klebende Hand und vor allem viele gute Gefühle und eine Menge an
Bekräftigungen. Manchmal schiebe ich auch noch den Zahlenblock
ein und lasse erst danach den Namen vergessen.
Zur Unterstützung der Suggestionen arbeite ich hier auch viel mit
visuellen Ankern, indem ich eine Bewegung mache, die das Wegwerfen
des Namens symbolisiert und die ich dann immer mache, wenn
ich nach dem Namen frage. Auch gebe ich im Vorfeld eine Referenz
für das Unterbewusstsein, damit es schon weiß, wie sich der suggerierte
Zustand anfühlt und was es dafür tun muss. Ganz wichtig fi nde
ich auch den Hinweis, dass der Name nur für die Dauer der Hypnose
nicht mehr erinnert werden kann, denn dies nimmt eine Menge
Druck und schaff t eine spielerische Situation, die vom Unterbewusstsein
sehr gerne angenommen wird.Ich werde jetzt gleich eins … zwei … hellwach zählen, und duwirst die Augen öffnen und trotzdem in Hypnose bleiben … duwirst in der Lage sein, dich zu bewegen und normal mit mir zusprechen … und wenn du die Augen öffnest, dann wirst du dichfür die Dauer der Hypnose nicht mehr an deinen eigenen Namenerinnern können … du weißt, dass er irgendwo vor deinem geistigenAuge herumschwebt … aber wenn du die Augen öffnest,wird er komplett verschwunden sein … du kannst dich nicht andeinen Namen erinnern … und es ist auch überhaupt nicht mehrwichtig … es ist, als ob dir ein Wort auf der Zunge liege, du dichaber nicht daran erinnern könntest … und je mehr du versuchst,dich an deinen Namen zu erinnern, desto mehr wird er am Horizont
verblassen … je mehr du ihn suchst, desto mehr verschwin198det er … er ist einfach weg … du kannst dich nicht an deinen Namenerinnern … und du fi ndest es überhaupt nicht wichtig, dichzu erinnern …Nicke mit dem Kopf, wenn du das verstanden hast und erlebenwillst … (Das mache ich fast immer, da ich dadurch eine unbewussteBestätigung erhalte, ob die Suggestion verstanden wurde und ob derKlient die Erfahrung auch wirklich erleben will.) Eins … zwei … hellwach… (Jetzt die Bewegung machen, als ob du vor der Stirn etwaswegnehmen und weit wegschmeißen würdest. Diese Bewegung dannimmer wiederholen, wenn dein Klient sich versucht an den Namenzu erinnern.) dein Name ist verschwunden … er ist weit weg … dukannst dich nicht an ihn erinnern … er ist vollkommen unwichtiggeworden … angenehm, ich heiße Ilja … und wie heißt du? (Jetzt
kannst du das Spiel ein wenig auskosten, indem du etwas mit derSituation experimentierst, oder du gibst ihm den Namen sofort wiederzurück. Hierzu greifst du einfach in die Richtung, in die du ihngeschmissen hast, und legst in wieder auf die Stelle vor der Stirn.) Hierhast du ihn zurück … du kannst dich wieder an deinen Namenerinnern … wie heißt du?
Dies sind nur zwei Beispiele, wie du mit einfachen Suggestionen hypnotische
Phänomene hervorrufen kannst. Übe so viel und so oft wie
möglich und schon wirst du schnell deinen eigenen Stil und deine
eigenen Worte fi nden. Aber diese Skripte sind auch wirklich nur als
grober Leitfaden anzusehen, denn gerade in dieser Phase des Prozesses
kommt es doch sehr stark auf deine Flexibilität an.
Denn manchmal tun Klienten etwas ganz anderes, als du erwartest
hast, oder liefern dir sogar die eine oder andere Steilvorlage.
Nimm dieses Verhalten einfach als Feedback und du wirst gemeinsam
mit deinem Hypnotee eine Menge Spaß haben können. Sei dir aber
auf jeden Fall auch bewusst, dass nicht jedes Phänomen bei jedem
Klienten hervorzurufen sein wird. Dies hat die unterschiedlichsten
Gründe und hängt auch viel mit dessen aktueller Stimmung zusammen.
So kann es sein, dass jemand eine Zahl mit Leichtigkeit vergisst,
aber seinen Namen nicht.
199
Und wenn das Unterbewusstsein eine Suggestion nicht ausführen
kann beziehungsweise will, dann hat das, wie wir wissen, zwei Gründe.
Entweder hat es die Formulierung nicht verstanden, dann wählen
wir einfach eine andere. Oder es kann sie, aus welchen Gründen auch
immer, nicht ausführen, weil es vielleicht gegen starke Glaubenssätze
oder sonst etwas verstoßen würde. Und auch so etwas ist überhaupt
kein Problem. Sollte ein Klient auch nach ein bis zwei Umformulierungen
immer noch keine Reaktion zeigen, dann wechseln wir einfach
in einen anderen Sinneskanal und arbeiten mit einem anderen
Phänomen weiter. Klappt also die Routine »Namen vergessen« nicht,
haben wir vielleicht viel mehr Erfolg mit einem sensorischen oder
akustischen Phänomen. Die Möglichkeiten sind hier wirklich fast
unendlich.
Auch gibt es große Unterschiede, wie schnell die Klienten deine
Suggestionen befolgen, das heißt wie schnell sie diese intern verarbeiten
können. Wenn du dich an den Anfang des Buches erinnerst, sind
ungefähr 20 Prozent aller Menschen sogenannte Somnambulisten,
das heißt sie gehen sehr schnell in Hypnose und folgen deinen Suggestionen
so gut wie immer und vor allem sofort. Aus diesem Grund
wird zum Beispiel auch während einer Showhypnose nur mit
Somnambulisten
gearbeitet, einfach weil sie viel schneller und deutlicher
reagieren und die auf der Bühne durchgeführten Routinen dadurch
für das Publikum wesentlich beeindruckender werden.
Deshalb sind von vielleicht zehn Freiwilligen am Ende meist auch
nur vier bis fünf auf der Bühne übrig geblieben, einfach weil im Rahmen
einer solchen Show keine Zeit ist, sich auf die etwas langsameren
Hypnotees einzustellen. Das heißt nicht, dass es nicht auch mit den
60 Prozent der durchschnittlich oder gar den 20 Prozent der schwer
hypnotisierbaren Menschen gehen würde, es würde einfach nur wesentlich
länger dauern. Und da wir uns die Arbeit so einfach wie möglich
machen wollen, ist unser Ziel in einer Impromptu Hypnose vor
einem kleinen Publikum immer, möglichst einen Somnambulisten
für unsere Demonstrationen auszuwählen.
Aus diesem Grund führt ein Showhypnotiseur auch immer einen
oder mehrere Suggestibilitätstests durch, einfach um seine geeigneten
Teilnehmer für die Show aus dem Publikum herauszufi ltern. Und
200
genau deshalb nutzen wir ja auch das Set-Up mit den
Konzentrationsübungen,
um schnell und einfach zu testen, wie suggestibel ein
einzelner Klient ist oder wer der Geeignetste aus einer Gruppe ist.
Wenn du hingegen spontan gefragt wirst, ob du auf einem Meeting
jemanden hypnotisieren kannst, dann empfi ehlt es sich, auf das
individuelle Tempo einzugehen und zumindest einen Convincer einzubauen,
damit der Hypnotee auch wirklich weiß, dass er in Hypnose
war.
Und noch ein Hinweis zum Schluss. Mach dir keine Gedanken,
falls du auf Youtube oder sonst wo im Internet Videos von Impromptu
Hypnosen siehst, in denen die Hypnotees eine Routine nach der
anderen ausführen und sich verhalten wie ein perfekter Modell-Klient.
Dies kommt durchaus vor, doch ist es bei Weitem nicht die Regel.
Denke immer daran, was für eine Vorarbeit und Selektion davor
steht und vor allem, dass es nur die besten Hypnosen wirklich ins
Internet schaff en.
201Der hypnotische Blitz
In diesem Buch geht es um den Einsatz von Hypnose und schnellen
Induktionstechniken in spontan entstehenden Situationen. Dies
kann auf der Straße wie auch auf einer Party, in einer Bar oder während
einer kleinen Präsentation in einer Firma sein. Da es sich während
dieser Stegreifsituationen hauptsächlich um beeindruckende
Aha-Erlebnisse für den Klienten und das Publikum dreht, wirst du
kaum dazu kommen, deine hypnotischen Fähigkeiten für eine tief
greifende Veränderung einzusetzen.
Du wirst auch nach einer Impromptu-Demonstration viele deiner
Visitenkarten an interessierte und neugierige Menschen verteilen
und – sofern du eine eigene Praxis oder einen anderen Ort hast, wo
du mit Klienten arbeitest – auch viele Termine für zum Beispiel eine
Raucherentwöhnung, eine Prüfungsvorbereitung oder ein generelles
Coaching vereinbaren. Mittlerweile solltest du aber auch selbst schon
in deinen praktischen Übungen und Anwendungen festgestellt haben,
um was für ein wertvolles Geschenk es sich handelt, wenn du
jemanden hypnotisierst, und was in diesem Zustand alles an schnellen
und einfachen Veränderungen möglich ist. Und es ist fast immer
so: Wer einmal vom Hypnosefi eber gepackt wurde, den lässt es nicht
mehr los.
Deshalb möchte ich dir noch eine weitere Faustregel mit auf den
Weg geben: Verschwende niemals einen hypnotischen Zustand! Oder
noch pragmatischer ausgedrückt: Wenn du jemanden hypnotisierst,
tu ihm auf jeden Fall irgendetwas Gutes. Und genau dafür, für eine
Schnellintervention und den Aufbau von positiven Ressourcen und
Gefühlen, gibt es eine Technik, die »der hypnotische Blitz« genannt
wird. Hierbei gibst du deinem Klienten in der Hypnose Suggestionen,
sodass er von einem bestimmten guten Gefühl mehr bekommt
oder eine spezifi sche Ressource aktiviert und ausbaut. Dies kann so
ziemlich alles sein, die typischsten und wirkungsvollsten fi ndest du
im Folgenden aufgelistet:
202Ressourcen für den hypnotischen Blitz
Selbstvertrauen (Meine absolute Nummer eins!)
Sich einfach nur gut fühlen
Wichtige Ressourcen aktivieren (Bewusst vage, der Klient füllt
dann das Wort mit seinem Inhalt.)
Schlagfertigkeit
Charisma, Ausstrahlung
Zufrieden und glücklich sein
Schnell und einfach lernen
Spaß am Lernen haben
Richtig gut in Fähigkeit XY werden (zum Beispiel Hypnose)
Eine Erfahrung fürs Leben machen und in Zukunft davon profi
tieren
Ein guter Hypnotiseur/Verkäufer/Lehrer/Heilpraktiker etc. werden
Flexibilität
Humor, Spaß am Leben
Etc.
Diese Liste ließe sich noch beliebig fortführen und ich bin sicher, dass
dir schon beim Lesen viele eigene Einfälle gekommen sind. Es gibt
aber noch eine einfachere Variante. Frag deinen Hypnotee einfach vor
der Hypnose, ob es noch irgendwelche positiven Ressourcen gibt, die
er gebrauchen kann und die du dann in deine Suggestionen einbaust.
Meine Standardfrage ist dann immer: »Gibt es etwas, was ich in der
Hypnose Gutes für dich tun kann?« Glaub mir, so ziemlich jeder hat
da sehr schnell eine Antwort parat und für dich ist es ein Leichtes,
ihm das zu geben, was er braucht.
Und es ist so einfach. In Hypnose kommunizierst du direkt mit
dem Unterbewusstsein und veränderst dort die Glaubenssätze und
somit die Realität deiner Klienten. Und wenn du eine Realität schaffen
kannst, in der jemand tief und fest glaubt, dass seine Hand an
etwas festgeklebt ist und er sie nicht mehr bewegen kann, dann sollte
es dir doch noch viel leichter fallen, ihn auch tief und fest glauben zu
lassen, dass er mehr Selbstvertrauen, Charisma und Glück in seinem
Leben hat, oder?
203
Mit dem »Blitzen« kannst du schon während des Vorgesprächs
und des Set-Ups beginnen, um damit Vertrauen aufzubauen und
die Erwartungshaltung zu steigern. In der Hypnose selbst kannst du
über die dir bekannten Techniken des Verlinkens, der Ketten und der
Schleifen jederzeit gute Gefühle installieren. Dies mache ich so oft
es geht, denn je besser der Klient sich in dem hypnotischen Zustand
fühlt, desto einfacher und motivierter wird er auch meine Suggestionen
befolgen.
Aber ich wende den hypnotischen Blitz auch noch einmal sehr
geballt an, um eine intensive und vor allem nachhaltige Wirkung zu
erzielen. Dies mache ich meistens kurz bevor ich die Hypnose wieder
ausleite, um meinen Klienten mit so viel positiven Ressourcen wie
möglich in seine neue Zukunft zu schicken. Denn eines ist mir besonders
wichtig, nämlich dass der Hypnotee sich nach der Hypnose
besser fühlt als vorher. Das ist von Anfang an meine Intention und
deshalb setze ich alles daran, dass es auch genau so eintritt.
Den »Blitz« solltest du in wirklich jede Hypnose einbauen, egal
wie kurz diese auch sein mag und vor allem auch dann, wenn du übst
und ausprobierst. Gerade wenn du am Anfang eine Induktion wieder
und wieder übst, dann ist diese Form der guten Gefühle wirklich
optimal. Der Prozess dabei ist wirklich einfach: Hypnose induzieren,
ein paar gute Gefühle oder Ressourcen »blitzen« und sicher wieder
ausleiten. Und du kannst dich freuen, denn wenn du von nun an auf
diese Art und Weise hypnotisierst, dann wird dir jeder Klient nach
der Hypnose ein breites Grinsen voller Selbstvertrauen und Freude
schenken.
Teil 5: Nach der Hypnose
207Die Hypnose sicher ausleiten:das Wake-Up-Skript
Der Hypnoseprozess ist nun mittlerweile weit fortgeschritten. Du
hast eine von gegenseitigem Vertrauen und Respekt geprägte Beziehung
zu deinem Klienten aufgebaut, hast die Set-Up-Phase mit
ein paar spannenden Konzentrationsübungen durchgeführt, eine
schnelle und wirkungsvolle Induktion genutzt und gleich darauf
vertieft. Dann hast du für deinen Hypnotee und vielleicht sogar für
ein kleineres oder größeres Publikum einige hypnotische Phänomene
demonstriert und mit dem hypnotischen Blitz auch noch viele gute
Gefühle installiert.
Man könnte jetzt denken, dass der größte Teil der Hypnose jetzt
bereits vorbei ist und es »nur« noch darum geht, den Klienten wieder
herauszuholen. Leider wird Hypnose auch oftmals genau so gelehrt,
nämlich indem der Ausleitung so gut wie kein Platz eingeräumt wird.
Auch ich habe früher der Wake-Up-Phase kaum Beachtung geschenkt
und sie meist schnell und zügig hinter mich gebracht, ohne groß darüber
nachzudenken, was für Suggestionen ich mit hineingebe. Das
Ergebnis waren dann schon mal Klienten, die nach dem Aufwachen
über Kopfschmerzen klagten, noch ziemlich durcheinander waren
oder sich insgesamt schlapp fühlten. Man nennt dies auch einen
sogenannten
Hypnotic Hangover, also übersetzt einen hypnotischen Kater.
Und so schön oder erfolgreich die Hypnose auch gewesen sein mochte,
der letzte Eindruck ist halt immer derjenige, der hängen bleibt.
Seitdem lege ich unheimlich viel Wert auf eine umfassende und
vor allem sichere Ausleitung, in der so gut wie alle Suggestionen
enthalten sind, die für ein energievolles und positives Aufwachen
notwendig sind. Seitdem ist die Wake-Up-Phase für mich fast der
wichtigste Teil des ganzen Prozesses und mein oberstes Ziel ist, dass
mich mein Hypnotee voller guter Gefühle anschaut und sich dabei
in einem wundervollen Zustand voller positiver Ressourcen befi ndet.
Und genau das erreiche ich mit dem folgenden Skript, welches ich in
jeder Hypnose und in jedem Setting verwende, einfach weil es so gut
funktioniert und mir schon viele glückliche Klienten beschert hat. Es
208
handelt sich um eine modifi zierte Version des fünfstufi gen Wake-Up-
Skripts von Jon Chase.24Ich werde dich jetzt gleich wieder aufwecken und zurück in deinennormalen Zustand bringen. Ich werde von eins bis fünf zählenund bei der Nummer fünf, nicht vorher, wirst du deine Augenöffnen, dich recken und strecken und dich dabei unglaublich gut,erholt und wach fühlen. Alles ist in jeder Beziehung wieder normalfür dich.1. Alle Entspannung verlässt langsam deinen Körper2. Spür, wie sich dein ganzer Körper mit Energie zu füllen beginnt3. Nimm einen tiefen Atemzug voll kühler Gebirgsluft … undspür, wie sich jeder Muskel, jede Zelle und jede Faser deinesKörpers mit Sauerstoff zu füllen beginnt4. Du kannst fühlen, wie das kühle Gebirgswasser deinen Kopfund deinen gesamten Körper durchspült. Dein Bauch und deineBrust sind frei. Dein Kopf ist frei. Deine Nase und deineStirn sind frei … deine Augen sind klar und strahlen … und5. Augen auf … und hellwach … du fühlst dich absolut erholt,erfrischt und fantastisch.
Da die Wake-Up-Phase so unheimlich wichtig ist, kannst du dieses
Skript während deiner Übungen ruhig ablesen. Mit der Zeit solltest
du dann deine eigenen Worte fi nden und kannst dich dann am eigentlichen
Prozess entlanghangeln.
Dieser sieht grob so aus: Entspannung verlässt den Körper – Energie
fl ießt in den Körper – tiefer Atemzug, alle Zellen und Muskeln
füllen sich mit Sauerstoff – kühles Gebirgswasser spült alle wichtigen
Teile des Körpers durch – Augen auf und den wundervollen Zustand
genießen.
Wenn du dich an dieser Reihenfolge orientierst, bist du auf jeden
Fall auf der sicheren Seite. Genauso wichtig wie die Wortwahl ist
beim Wake-Up-Skript auch deine Tonalität und die Energie, die du in
deine Worte legst. Oder anders ausgedrückt: Was du deinem Klienten
209
suggerierst, solltest du verbal und nonverbal kongruent kommunizieren.
Werde zum Ende hin ein wenig lauter und lege richtig Energie
in deine Stimme. Bei fünf kannst du dann ruhig noch in die Hände
klatschen, damit auch wirklich klar ist, dass die Hypnose vorbei ist.
Wichtig ist auch, dass sich dein Hypnotee noch einmal richtig
reckt und streckt, da er sich in der Hypnose so gut wie nicht bewegt
haben wird. (Es sei denn, du hast ihm etwas anderes suggeriert.) Oftmals
wird sich ganz von alleine eine partielle oder komplette Amnesie
einstellen und dein Klient wird vieles einfach vergessen haben, was
während der Hypnose geschehen ist. Willst du dies noch etwas verstärken,
dann frag ihn einfach irgendetwas, was seine Gedanken in
eine vollkommen andere Richtung lenkt. Dies kann sein, wann er
in den Urlaub fährt, ob er seine Weihnachtsgeschenke schon gekauft
hat oder etwas vollkommen anderes. Auf jeden Fall wird sein Fokus
automatisch weg von der Hypnose gelenkt und die Erinnerung daran
verblasst. Du kannst dir das ungefähr vorstellen, wie du morgens
aufwachst und dich unbedingt an deinen Traum erinnern möchtest.
Und während du still in deinem Bett liegst, sind die Bilder auch alle
noch sehr präsent. Aber wehe, dein Partner oder deine Kinder sprechen
dich an oder fragen dich etwas. Schon ist der Traum weg, so sehr
du dich auch anstrengst.
Und noch ein kleiner, aber dafür wichtiger Hinweis: Obwohl die
eigentliche Hypnose offi ziell vorbei ist, befi ndet sich dein Klient jetzt
noch für ein paar Minuten in einem Zustand, in dem er für deine
Suggestionen und Anweisungen immer noch empfänglich ist. Nutze
dies aus, indem du die guten Gefühle noch verstärkst und ihn vielleicht
noch einmal »blitzt«.
210Nach der Hypnose ist vor der Hypnose –abschließende WorteUnd jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Der uns beschützt undder uns hilft zu leben.
Hermann Hesse
Auch wenn dies schon das letzte Kapitel des Buches ist, so ist es doch
gleichzeitig auch ein Anfang. Wenn du bis hierhin das Buch nicht nur
gelesen, sondern auch alle Induktionen, Techniken und Beispiele geübt
und mit »echten« Hypnotees ausprobiert hast, dann wirst du jetzt in der
Lage sein, in so gut wie jeder Situation und in jeder Umgebung schnell
und einfach zu hypnotisieren. Du wirst einen ganzen Koff er voller
hypnotischer
Werkzeuge haben, die du hoff entlich mit viel Selbstvertrauen
und vor allem mit einer Menge Spaß und Freude anwenden wirst.
Aber ich habe ja schon während des gesamten Buches darauf hingewiesen,
dass die Technik nur die eine Seite der Medaille ist. Denn
was dich als Hypnotiseur wirklich ausmacht, ist deine Persönlichkeit
und vor allem dein eigener Stil. Natürlich solltest du deine handwerklichen
Fähigkeiten aus dem Eff eff beherrschen. Und dies geschieht
leider nicht von selbst, sondern nur durch fortwährendes und regelmäßiges
Üben. Ich hoff e, dass dir dieses Buch eine Quelle der Inspiration,
Motivation und Anregung war und dass es dich auf deinem
Weg der Impromptu Hypnose eine Zeit begleitet. Und ich garantiere
dir: Je mehr du die Induktionen in realen Situationen anwendest,
desto sicherer und selbstbewusster wirst du werden. Aber eines kann
ich dir nicht abnehmen: Du musst hinausgehen, und anfangen zu
hypnotisieren!
In meinen Seminaren erlebe ich immer wieder Teilnehmer, die
mit allen Grundlagen ausgestattet sind, die ein erfolgreicher Hypnotiseur
benötigt. Trotzdem zögern sie, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse
außerhalb des Seminarraumes anzuwenden, da sie denken, dass sie
noch nicht so weit wären. Sie warten auf die eine, perfekte Hypnose
und fangen aus Angst vor Fehlern gar nicht erst an. Wenn ich dir
deshalb einen Rat mit auf deinen Weg geben müsste, wäre es dieser:
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Mir ist es viel lieber, wenn du hundert Menschen hypnotisierst und
es geht etwas schief, als wenn du aus lauter Angst und dem Wunsch
nach Perfektion den Zug verpasst!
Der Trick ist, dass eigentlich gar nichts schiefgehen kann. Wenn du
dir bewusst bist, dass jeder Mensch ein Individuum mit seinen eigenen
Glaubenssätzen und Reaktionen ist, dann ist jede Hypnose ein
kommunikatives
Wechselspiel zwischen dir, dem Hypnotiseur, und deinem
Klienten, dem du mit deinen kunstvollen Suggestionen und deiner
mentalen Einstellung eine neue Realität gestaltest. Und genau darauf
läuft es im Endeff ekt hinaus, denn Hypnose ist mehr als nur Technik.
Mehr als nur Induktion und Vertiefung. Hypnose ist ein kunstvoller
Prozess, der vollständig von der Person geprägt wird, die ihn ausführt.
Werde DER Hypnotiseur und entwickle deinen eigenen Stil. Übe die
einzelnen Formulierungen so lange, bis sie dir in Fleisch und Blut
übergegangen
sind und du dich voll und ganz auf deinen Klienten konzentrieren
kannst. Schon während dieses Prozesses wirst du feststellen,
dass du sehr oft deine eigenen Formulierungen kreierst und bestimmte
Suggestionen so präsentierst, wie nur du es kannst, einfach weil dein
Stil immer kongruenter wird. Schaff dir ein Standardrepertoire von
Induktionen
und Vertiefungen an, die du jederzeit spontan durchführen
kannst. Und dann wandele alles so um, dass es zu dir passt. Drücke
allen hypnotischen Techniken deinen ganz persönlichen Stempel auf.
Dein Ziel sollte es nicht sein, ein mittelmäßiger Hypnotiseur zu werden.
Versuche, der Beste zu werden, der du sein kannst.
Deshalb ist Hypnose auch immer ein Weg. Ein Weg, der niemals
endet und der viele Kreuzungen und Wendungen beinhaltet. Das
Schöne ist: Je besser du in dieser kommunikativen Kunst wirst, desto
mehr kannst du noch dazulernen. Jede einzelne Erfahrung, die du
machst, ist ein weiterer Baustein für den Aufbau deiner Persönlichkeit
und deines Charismas. Deine Intention wird dabei dein Kompass auf
diesem Weg sein, denn sie ist das individuelle Element, welches dich
von anderen Hypnotiseuren absetzen kann. Am Wegesrand wirst du
viele Menschen treff en, die verschiedenste Meinungen und Vorurteile
zum Th ema »Hypnose« haben. Hypnotisiere so viele wie möglich
und nutze deine Fähigkeiten als eine Möglichkeit, die Welt dieser
Menschen ein wenig besser zu machen.
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In Hypnose sind so vielfältige Veränderungen möglich und du
solltest dir jederzeit bewusst sein, welches tolle Geschenk du deinen
Klienten machen kannst. Gerade in Impromptu-Situationen hast du
die einmalige Gelegenheit, die Realität eines Menschen so weit zu
stretchen, dass er voller guter Gefühle und mit einem Bündel neuer
Erfahrungen in seinen Alltag zurückkehrt. Wenn du es willst, kannst
du mit deinen hypnotischen Fähigkeiten viel Geld verdienen, aber
wenn du jemanden »mal so zwischendurch« hypnotisierst und er dich
danach mit strahlenden Augen ansieht und sagt: »So gut habe ich
mich seit Jahren nicht mehr gefühlt!«, dann ist das eine Art von Bezahlung,
die in Euro gar nicht aufzuwiegen ist.
Ich wünsche dir viel Spaß auf diesem, auf deinem Weg. Ich
hoff e, dass dir viele Dinge aus diesem Buch helfen werden, das zu
bekommen, was du willst. Viele Dinge sind stark durch meine eigene
Meinung und Erfahrung geprägt. Doch bei allem, was ich dir
in diesem Buch gezeigt habe, kann ich dir garantieren, dass es von
mir persönlich ausprobiert und Hunderte Male angewendet worden
ist. Daher weiß ich, dass die Techniken und Ansätze funktionieren.
Trotzdem solltest du alles selbst anwenden und auf seine Praxistauglichkeit
überprüfen. Und genau diesen Tipp möchte ich dir abschließend
noch mit auf deinen Weg geben. Verlasse dich immer auf deine
eigene Erfahrung und niemals auf die Erzählungen von anderen. Je
besser du wirst, desto mehr wirst du über das Th ema wissen wollen.
Du wirst viel lesen, DVDs anschauen und mit anderen Hypnotiseuren
ins Gespräch kommen. Und auf keinem Gebiet gibt es so viel
unterschiedliche Meinungen wie im Bereich der Hypnose. Sei allem
off en gegenüber und dann probiere es aus. Dadurch wirst du feststellen,
dass es Ansätze gibt, die wirklich funktionieren, und welche, die
wahrscheinlich noch nie wirklich praktisch ausprobiert worden sind,
sondern die einfach irgendwo aufgeschnappt wurden. Sei kritisch.
Sei kreativ. Und vor allem: Sei DER Hypnotiseur. Wenn du Fragen
hast oder mir gerne von den Erfahrungen auf deinem Weg berichten
möchtest, so freue ich mich sehr über eine Mail von dir. Ich wünsche
dir eine gute Zeit und ganz viel Freude mit deinem neuen Wissen!
Hypnotische Grüße, Ilja GrzeskowitzHypnose AusbildungenNLP AusbildungenHypnose CoachingMentoringGroßer NLP- und Hypnose-online-Shopwww.wege-academy.de
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Die folgenden Bücher, Hypnotiseure, Autoren und Webseiten haben
mich beim Schreiben dieses Buches inspiriert und waren für mich
eine wahre Fundgrube an neuen Ideen und Gedanken. An den Stellen,
die ich mit einer Fußnote versehen habe, kannst du dich in der
angegebenen Quelle noch intensiver mit einem Th ema befassen.
Meistens handelt es sich um Bücher, ab und zu aber auch um speziellen
Online-Content. Aber auch allgemein kann ich die im folgenden
aufgeführten Literatur- und Online-Tipps wärmstens ans Herz legen,
sie werden dir viele neue Türen öff nen und hoff entlich auch für dich
eine große Inspiration sein.Anmerkungen
1 Ilja Grzeskowitz, Axel Wehner: Träume Leben – Die Veränderungsfi
bel, B. o. D. 2009
2 Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Hypnose
3 James Braid, Robert Donaldson: Th e Discovery of Hypnosis: Th e
Complete Writings of James Braid, the Father of Hypnotherapy, National
Council for Hypnotherapy Ltd. 2009
4 James Braid: Hypnotic Th erapeutics, 1853
5 Hippolyte Bernheim: Hypnosis & Suggestion in Psychotherapy, 1884
6 Milton Erickson, Ernest Rossi: Gesammelte Schriften von Milton
H. Erickson, Band 4, Carl-Auer-Systeme, 1998
7 Dave Elman: Hypnotherapy, Westwood Publishing, 1984
8 Michael Heap, Kottiyattil Aravind: Hartland’s Medical and Dental
Hypnosis, Churchill/Livingstone, 4. Aufl age 2002
9 Sean Michael Andrews: http://www.worldsfastesthypnotist.com
10 Jonathan Chase: www.svengalisystem.com
11 Igor Ledochowski: www.conversational-hypnosis.com
12 Robert Anton Wilson: Der neue Prometheus, Kailash, 2003
13 Jonathan Chase: Don’t look in his Eyes! How to be a confi dent original
hypnotist, Academy of Hypnotic Arts, 2007
14 Georges Phillips, Terence Watts: Rapid Cognitive Th erapy – Th e
Professional Th erapist’s Guide To Rapid Change Work, Crown House
Publishing Ltd, 2007
15 Tad James: Kompaktkurs Hypnose – Wie man Phänomene tiefer
Trance hervorruft, Junfermann 2007
215
16 Ormond McGill: Professional Stage Hypnotism, Westwood Publishing
Company 1977
17 Anthony Jacquin: Reality is Plastic – Th e Art of Impromptu Hypnosis,
2007
18 John Grinder, Richard Bandler: Th erapie in Trance, Klett-Cotta,
2007
19 John Overdurf, Julie Silverthorn: Training Trances, Metamorphous,
1995
20 John Cerbone: http://www.trance-master.com
21 Jeff rey Stephens: www.hypnosismentor.com/live.php?hop=katliv
22 Peter Revenstorf: Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und
Medizin, Springer Verlag 2007, S.106
23 Calvin Banyan, Gerald F. Kein: Hypnosis & Hypnotherapy, BHC
2001
24 Jonathan Chase: Deeper and Deeper, Academy of Hypnotic Arts,
2005
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