klinische anwendung von neuroleptika - …menschenfolter.de/pdf/neuroleptika-2.pdfursachen (tumoren)...
Post on 18-Sep-2018
224 Views
Preview:
TRANSCRIPT
Klinische Anwendung von Neuroleptika
Schizophrenie - Allgemeines• Definition:
Psychische Störung mit gestörtem Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Interagieren mit der Umwelt (Filterstörung)
• Häufigkeit: ca. 1%
• Manifestation:15.- 35.LJ 10% Suizid (Lebenszeit um 15 Jahre red.)
• Ätiologie: genetische Komponente, organische Ursachen (Tumoren)
Paranoid-halluzinatorische Schizophrenie
Hebephrene Schizophrenie
Katatone Schizophrenie
Schizophrenie Simplex
Undifferenzierte Schizophrenie
Schizophrenes Residuum
Postschizophrene Depression
Heilung (20%)
• Negativsymptomatik entwickelt sich langsam und stetig
• Auftreten der Positivsymptome führt zur Diagnose
ca. 5 Jahre
Schizophrenie – Symptome
MinussymptomePlussymptome
Schizophrenie – Pathophysiologie
Dopamin-Hypothese: Dopamin-Überschuß im mesolimbischen System, dagegen Mangel im mesokortikalen System angenommen
Mesolimbische Bahn
Tuberoinfundibuläres System(DA hemmt Prolaktinfreisetzung)
MesokortikaleBahn
Hypoaktivität:Negativsymptome
Hyperaktivität:Positivsymptome
NigrostriatalesSystem (EPMS)
Neuroleptika – Pharmakodynamik
• alle Neuroleptika stellen D2-Rezeptor-antagonisten dar antipsychotische Wirkung
• zudem Antagonisierung zahlreicher anderer Rezeptoren (5-HT, M, H1, α1)
• Dämpfung von Erregungszuständen (sedierend in Akutphasen)
• Dissoziation von Erkrankung Krankheitseinsicht (chronisch)
• Rezidivprophylaktischer Effekt !
Rückgang der Zwangsmaßnahmen und Fixierungen während der Einführung der Antipsychotika
Brill und Patton, 1968
1955 1956 1957 1958 1959 1960
5
10
15
20
25
10
20
30
40
50
Zwangsmaßnahmen (durchschnittliche tägliche Anzahl pro 1000 stationäre Patienten)
Verordnung Antipsychotika (in 1000 Patienten)
Meilensteine in der Entwicklung der Antipsychotika
PromethazinChlor-promazin
Clozapin Zotepin RisperidonAmisulpridOlanzapinQuetiapin
ZiprasidonBenzamideThioxanthene
HaloperidolFluphenazinThioridazin
Aripiprazol
1950 1960 1970 1980 1990 2000 2004
Effekte der DEffekte der D22--RezeptorblockadeRezeptorblockade
Unterkühlung (Hypo-thalamus)
Hyperprolaktinämie(Tubero-infundibuläres S.)
EPMS (Nigrostriatum):- Frühdyskinesie- Parkinsonismus- Akathisie- Spätdyskinesien
☺ Besserung der Positivsymptomatik (mesolimbischesSystem)
auch: antiemetisch
Unerwünschter EffektTherapeutischer Effekt
Effekte der 5Effekte der 5--HTHT2A2A--RezeptorblockadeRezeptorblockade
Gewichtszunahme (Appetit )
Depressionen
☺ Besserung der Kognition?
Hypotension☺ Besserung der
NegativsymptomatikDopaminfreisetzung
Unerwünschter EffektTherapeutischer Effekt
Effekte der Effekte der αα11--RezeptorblockadeRezeptorblockade
Orthostase
Reflextachykardie
Schwindel
☺ ???
Unerwünschter EffektTherapeutischer Effekt
Effekte der Effekte der MM11--RezeptorblockadeRezeptorblockade
Sinustachykardie
Harnverhalt
Obstipation
Mundtrockenheit
Akkommodationsstörung
☺Milderung von EPMS
Unerwünschter EffektTherapeutischer Effekt
Effekte der Effekte der HH11--RezeptorblockadeRezeptorblockade
Gewichtszunahme
Schläfrigkeit
Sedierung☺ Sedierung
auch: antiallergisch
Unerwünschter EffektTherapeutischer Effekt
Psychiatrische Indikationen:
Schizophrene und manische Psychosen
Behandlung von Angst- und Spannungszuständen
Psychomotorische Erregung
Nicht psychiatrische Indikationen:
Behandlung von Übelkeit und Erbrechen (z.B. Meclozin, Sulpirid, Perphenazin)
Chronische Schmerzen (z.B. Haldol®, Vorteil: antiemetisch)
Narkoseprämedikation, Neuroleptanalgesie (z.B. Benperidol)
Schlafmittel, „Tranquilizer“-Ersatz (nur schwache NL wie Melperon oder Promethazin)
Indikationen von Neuroleptika
Typische Neuroleptika
• Typische Neuroleptika wirken oft „nur“ effektiv auf Positivsymptome ein stark antipsychotisch
• Neuroleptische und sedierende Wirkung verhalten sich invers zueinander
Fluspirilen(Imap®)Pimozid(Orap®)
Chlorprothixen(Truxal®)Flupentixol(Fluxanol®)Zuclopenthixol(Ciatyl-Z®)
Haloperidol(Haldol®)Melperon(Eunerpan®)Benperidol(Glianimon®)
Promazin(Protactyl®)Perazin(Taxilan®)Perphenazin(Decentan®)
Diphenylbutyl-piperidineThioxantheneButyrophenonePhenothiazine
schwach potente < 1PerazinPromazinSulpiridThioridazinChlorprothixenLevomepromazin
mittelstark potente 1 – 5Chlorpromazin 1Triflupromazin
stark potente 10 – 20PerphenazinTrifluperazin
sehr stark potenteReserpin > 20Haloperidol 50Trifluphenazin ~ 100Benperidol ~ 200 NL-Potenz,
EPMSSedierung
und veg. NW
Angstzustände
Hebephrenie
Akute Psychosen
Wirkungsangabe in Chlorpromazin-Äquivalenten
25 Jahre, weiblich
Anamnese:• Studentin, gibt während eines Seminars völlig sinnlose Kommentare
von sich, zitiert ohne Zusammenhang aus der Tageszeitung und fällt Kommilitonen kreischend ins Wort
• vom Seminarleiter in die neurologisch-psychiatrische Klinik vermittelt
Befund:• Guter AZ und EZ, stark erregt und unruhig• weitere klinische und neurologische Untersuchung o.B.• Labor: unauffällig; EEG: unauffällig• Psychiatrisches Konsilium: akute Psychose • Therapieempfehlung: Haloperidol
Verlauf:• zunächst beruhigt sich die Patientin• am nächsten Tag beginnt sie mit den Zähnen zu knirschen, sie
grimassiert und spricht unartikuliert • sie streckt die Zunge heraus, beißt sich auf Zunge und Wange
Fallbeispiel 1
25 Jahre, weiblich
Diagnose: Frühdyskinesie (akute Dyskinesie)• ca. 5-15 % der Fälle (hochpotente NL) • wenige Std., 1-5 Tage nach Beginn der Therapie• betrifft v.a. junge Patienten• Charakteristika:
Muskelspasmen von Auge, Gesicht, Zunge, Hals, Extremitäten, Rückenz.B. Fechterstellung, Torticollis spasticus (Schiefhals), Opisthotonus (Kopfüberstreckung)Sprech- und Schluckstörung, Trismus(Kaumuskelkrampf)
Therapie: Biperiden i.v. (Akineton®)
40 Jahre, männlich
Anamnese:• Der Leiter eines mittelständischen Unternehmens gerät in einen
angetriebenen, unruhigen Zustand, den er schon vor Jahren erlebt hat (damals reale Gefahr der Überschuldung).
• Jetzt gab es keinen äußeren Anlass für den bestehenden Zustand. Der Patient begann zu trinken, fiel im Heimatort zunehmend mit Größenideen auf, wollte reformieren und hielt sich für übermenschlich kräftig und zu Höherem berufen.
• Eine Neuroleptika-Medikation brachte rasche Besserung (Haloperidol, Thioridazin). Allerdings war der Patient bei der ambulanten Kontrolle nichtin der Lage, still zu sitzen. Er musste ständig auf und ab gehen und konnte im Sitzen die Knie nicht stillhalten (Problem 1).
• Des Weiteren war ihm das Schreiben unmöglich, die Konzentrations-fähigkeit war stark eingeschränkt und eine Steifheit beim gehen war erkennbar (Problem 2).
Fallbeispiel 2
Diagnose: Akathisie• ca. 20 % der Fälle• 5 - 70 Tage nach Beginn der Therapie (Wochen-
Monate)• Charakteristika:
quälende motorische Unruhe, Bewegungsdrang in den Beinen, Unfähigkeit, still zu sitzen
Therapie:Dosisreduktion, AM-Wechsel, Propranolol, Anticholinergika (Biperiden), Benzodiazepine
Cave: abklären, ob psychotische Erscheinung (agitierte Psychose)
Problem 1
Diagnose: Parkinson-Syndrom• ca. 20 % der Fälle• 5 - 70 Tage nach Beginn der Therapie• Charakteristika:
Frühsymptome: Unruhe im Zungenbereich(Vibrieren, Zuckungen)
Handschrift wird kleiner, engerAkinese, Rigor, Tremor, Gangstörungen
Therapie:Antiparkinsonmittel (Biperiden, Trihexyphenidyl)
Problem 2
Atypische Neuroleptika• Gute antipsychotische Wirkung und bessere
Erfassung der Minussymptome Einfluss auf andere Rezeptoren
• Weniger extrapyramidal-motorische-NW
• Einsetzbar bei Therapieresistenzen
• Nachteil: andere Therapie-limitierendeNebenwirkungen !
• Keine chemisch oder pharmakologisch einheitliche Gruppe
• Beispiele: Clozapin, Olanzapin, Quetiapin, Sulpirid, Amisulprid, Risperidon, Ziprasidon, Aripiprazol
Dosis-Wirkungsbeziehung für antipsychotische und motorische Effekte von klassischen (A) und
atyptischen Neuroleptika (B)
A B
Warum atypische Wirkung ?D2-Plus-Hypothesen: D2 + M, D2 + D1/4, D2 + (<) 5-HT2A
regioselektive Bindung im mesolimbischen System
„loose-binding“-Konzept
partieller D2-Agonismus
Trotz der heterogenen Gruppe lassen sich Systematisierungen nach Struktur, Rezeptoraffinität und Wirkstärke vornehmen:
1. MARTA (multiple acting, receptor-targeted antipsychotics): Clozapin, Olanzapin, Quetiapin, Zotepin
2. 5-HT2A / D2-Rezeptor-Antagonisten: Risperidon, Ziprasidon
3. D2/D3-Antagonisten: Sulpirid, Amisulprid
4. Partieller D2-, 5-HT1A/2A-Agonist: Aripiprazol
Trotz nachgewiesener Kardiotoxizität ist Sertindol seit Juni 2006 wieder verkehrsfähig!
Clozapin Olanzapin
Amisulprid
Quetiapin
Risperidon Ziprasidon
schwach potent
mittel-potent mittel-
potent
hoch-potent
hoch-potenthoch-
potent
D1 D2 D4 H1 5-HT M1 α1 D1 D2 H1 5-HT M1 α1 D2 H1 5-HT α1
D2 D3 D2 H1 5-HT α1
D2 H1 5-HT α1
Clozapin (Leponex®)
D4 > D2 Antagonismus5-HT2A-AntagonistM-Antagonistα1-AntagonistH1-Antagonist
Potentes Reserve-Neuroleptikum (wenig EPM NW)Biotransformation über CYP1A2, CYP3A4Agranulozytose Blutbildkontrollen
Neuentwicklungen: Olanzapin und Quetiapin
45 Jahre, weiblich
Anamnese:• ist seit Jahren in Behandlung wegen Unruhe-, Angstzuständen und
akustischen Halluzinationen
• hat über viele Jahre Leponex® (Clozapin) bekommen, es gut vertragen und keine EPMS erfahren
• aufgrund ´bestehender Gelenkschmerzen verordnet ihr Hausarzt Berlosin® (Metamizol) 2xtgl. 500 mg
• mit schwerem Krankheitsgefühl (Schüttelfrost, Fieber und Schleimhautirritationen im Mund) ruft sie am nächsten Abend den ärztlichen Notdienst
• Was könnte die Ursache dieser Reaktion sein?
Fallbeispiel 3
Diagnose: Agranulozytose• ca. 1 % der Fälle (Clozapin)• akut-chronisch nach Therapiebeginn auftretend• betroffen v.a. ältere Patienten mit Co-MedikationenSymptome:
Fieber, Schüttelfrost, Haut- und Schleimhautnekrosen (Mund-, Rachenraum, Genitalbereich), Granulozyten < 2000/µl, Sepsis
Therapie: absetzen der Therapie, Spontanremission innerhalb von Tagen
Risperidon (Risperdal®)
5-HT2-AntagonistD2-Antagonistschwacher α1- und H1-Antagonist
Plus- und Minussymptome werden beeinflusst; besser wirksam als Haloperidol; selten EPM-NW (in hohen Dosen); SedierungBiotransformation über CYP2D6
Olanzapin (Zyprexa®)
Antagonist von D1, D2, H1, 5-HT2A, M- und α1-Rezeptoren
Eines der meistverordneten Neuroleptika; NW: starke Gewichtszunahme (bis 30 kg), EPMS, Sedierungselten: Rhabdomyolyse u. Agranulozytose; Metabolismus: CYP1A2
Quetapin (Seroquel®)
Antagonist von D2, H1, 5-HT2A, α1-Rezeptoren nicht von M-Rez.
Strukturanalogon von Clozapin und Olanzapin; kaum EPMS; zu Therapiebeginn sedierend; NW: Sedierung, Schwindel, Orthostase, Gewichtszunahme, selten: Leukopenien (Agranulozytose); Metabolismus: CYP3A4
Ziprasidon (Zeldox®)
Moderater Antagonist vom D2- und starker 5-HT2A-Rezeptor-Blocker, schwache veg. (α1) und sedierende (H1)Effekte
Häufigste NW: Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerz, Gewichtszunahme und EPM-NW; Metabolismus über CYP3A4; selten QT-Intervall-Verlängerung
Kontraindiziert bei Herzrhythmusstörungen und akutem Myokardinfakt
28 Jahre, männlich
Anamnese:• massiver Mischkonsum unterschiedlichster Rauschdrogen und chronischer
Schlafmangel führten zum Auftreten von akustischen Halluzinationen
• Patient sucht nach unbefriedigender Vorbehandlung freiwillig den Arzt auf
Medikationshistorie:1. Therapiebeginn mit Risperidon und Doxepin Halluzinationen
verschwinden, jedoch treten quälende Mundtrockenheit, gestörte Lesefähigkeit und innere Unruhe (kribbeln in Armen und Beinen) auf
2. Umstellung auf Olanzapin gute antipsychotische Wirkung, jedoch deutliche Gewichtszunahme (> 10 kg); Mundtrockenheit bessertsich; Obstipation tritt auf
3. Umstellung auf Ziprasidon lässt Störwirkungen verschwinden aber nachlassender antipsychotischer Effekt („andere reden komisch über mich“, Stimmen kehren zum Teil zurück)
4. Letztlich erbringt die Behandlung mit Quetiapin (hohe Dosis) die gewünschte Wirkung, bei tolerabler Nebenwirkungsproblematik
Fallbeispiel 4
Amisulprid (Solian®)
Blockiert D2/3-RezeptorenKein 5-HT2-, α1-, M-, H1-Antagonist
Plus- und Minussymptome beeinflusst, selektive Anreicherung im mesolimbischen und tubero-infundibulären System NW: Erregung, Unruhe, Prolaktinanstieg, EPMS;Keine Biotransformation renale Elimination
Aripiprazol (Abilify®)
Partieller Agonist an 5-HT1A und D2-Rezeptor und Antagonist am 5-HT2A Überaktivität und Mangel verhindert
Häufigste NW: Kopfschmerz, Übelkeit, Müdigkeit, Akathisie, Tremor; kaum Gewichtszunahme und EPM-NW; Metabolismus über CYP3A4 und 2D6 (t1/2= 75h)
Agonist(Dopamin)
Antagonist (Haloperidol)
Partieller Agonist(Aripiprazol)
Aktivierung: 100 %
Aktivierung: 0 %
Aktivierung: 30 %
• Dopamin-Überschuss im mesolimbischem System Antagonist
• Dopamin-Mangel im mesokortikalem System Agonist
36 Jahre, männlich
Anamnese:• Akute Psychose (Halluzinationen, Unruhe, Erregung, Depression)
• AM-Kombination: Haloperidol, Lithium, Quetiapin
• Labor: CK-Erhöhung (> 1500 U/l)
• massiver Temperaturanstieg (> 40 °C), schweres Krankheitsgefühl sowie starke Muskelschmerzen und Muskelverhärtung
Verlauf:• Absetzen der Medikation und intensivmedizinische Betreuung
Normalisierung der Körpertemperatur
• Weiterbehandlung mit Benzodiazepinen
• Muskelschwäche bestand noch über Wochen an, Fortbewegung z.T. nur mit Gehhilfen möglich
Was könnte die Ursache dieser Reaktion sein?
Fallbeispiel 5
36 Jahre, männlich
Diagnose: Malignes neuroleptisches Syndrom
• Häufigkeit: 0,05 – 0,5% (1-2 Wochen)
• Mortalität: ~ 20%
• Kann unter allen Neuroleptika auftreten (hochpotente NL, hohe Dosis)
Symptome:• Fieber, CK-Erhöhung, Leukozytose
• Rigor, Muskelschmerzen
• Bewusstseinstrübung, Tachykardie, Tachypnoe
Therapie:• Absetzen der Medikation, Kühlung, Gabe von Muskelrelaxantien (Dantrolen)
und Dopaminantagonisten (Bromocriptin)
Fallbeispiel 5
Depot-Neuroleptika
+++Alle 3 Wocheni.m.Risperdal Consta®Risperidon
+++Alle 2 (-4) Wocheni.m.Decentan® DepotPerphenazin-
enantat
++++Alle 3 Wocheni.m.Haldol® DecanoatHaloperidol-decanoat
++++Wöchentlichi.m.Imap®Fluspirilen
++++Alle 2-4 Wocheni.m.Dapotum®Fluphenazin-decanoat
++++Alle 2-4 Wocheni.m.Fluxanol®Flupentixol-decanoat
Veg. / sed.EPMIntervallGabePräparatFreiname
• Vorteil: Anwendung bei schlechter Compliance, konstante AS-Spiegel
• Nachteil: fehlende Steuerbarkeit Gefahr langer NW-Phasen
Atypika und Schlaganfall-Risiko
Ärzte Zeitung, 01.03.2005Entwarnung für atypische NeuroleptikaSchlaganfall-Risiko bei modernen Neuroleptika im Vergleich zu älteren nicht erhöht / Studie mit Demenz-PatientenTORONTO (mal). Die Therapie von Demenz-Kranken mit atypischen Neuroleptika ist - entgegen bestehender Hinweise - wohl mit keinem höheren Apoplexie-Risiko assoziiert als die Therapie mit älteren Neuroleptika. Das hat jetzt die retrospektive Analyse der Daten von fast 33 000 Patienten ergeben.
Ärzte Zeitung, 10.02.2005Bei aggressiven Demenz-Kranken sind oft Neuroleptika hilfreich
FRANKFURT / MAIN (djb). Jede Demenz-Therapie muß einem multimodalen Konzept folgen. Das hat jetzt erneut Professor IngoFüsgen von den Geriatrischen Kliniken Wuppertal betont. Außer einer Basistherapie mit einem Antidementivum gegen die kognitiven Störungen müßten Demenz-Patienten auch eine konsequente Behandlung bei Verhaltensstörungen erhalten.
Risiko um den Faktor 1,5-2 erhöht
82 Jahre, weiblich
Anamnese:• demente Bewohnerin eines Altenheims
• seit längerer Zeit durch Angstzustände aufgefallen, wodurch auch die Grundpflege deutlich erschwert wird
• kommt nicht zur Ruhe, läuft unruhig umher und hat das Heim bereits mehrmals desorientiert verlassen
• Eine Herzarrhythmie wird mit Amiodaron (Cordarex®) behandelt
• Welche Medikation wäre sinnvoll?
• Wägen Sie klassische gegen atypische Neuroleptika ab!
• Wie bewerten Sie den Einsatz von klassischen Tranquilizern?
Fallbeispiel 6
82 Jahre, weiblich
Therapieoptionen:• Atypische Neuroleptika erscheinen nach der aktuellen Datenlage als
relative Kontraindikation bei dieser Patientin mit Altersdemenz zerebrovaskuläres Risiko deutlich erhöht!
• Zudem wäre die Therapie mit Atypika nur eingeschränkt möglich, da einige Vertreter zu einer QT-Verlängerung führen können bestehende Arrhythmie und QT-verlängerndes Amiodaron würden sich potenzieren.
• Schwache, sedierende Neuroleptika des klassischen Typs wie Promazin(Protactyl®) erscheinen als sinnvoller, da hier zudem das Risiko für extrapyramidal-motorische NW gering ist.
• In der Dauertherapie sind Benzodiazepine kritisch zu bewerrten, da sie zur Abhängigkeit führen können und durch ihre Muskelrelaxation für Stürze verantwortlich sind.
Fallbeispiel 6
Therapeutische Anwendung
Initial möglichst MonotherapieBehandlungsrationale: Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie
BehandlungsleitlinieDeutsche Gesellschaft für Psychiatrie u. Psychotherapie, November 2005
frühestmögliche Gabe von Neuroleptika (möglichst geringe Dosis wählen)
individuelle Substanzauswahl (NW, Co-Medikation, Anamnese)
Therapiebeginn möglichst mit Atypika (wenig EPMS Cave: spez. NW)
wenn Typikum, dann Haloperidol, Flupentixol, Fluphenazin oder PerazinCave: Spätdyskinesien
Monotherapie ist zu bevorzugen (300-1000 Chlorpromazin-Äquivalente)
Beurteilung der Wirkung nach 2-4 Wochen erst dann AM-Wechsel
wenn primär Negativsymptome und kognitive Störungen, dann Atypikum
Akutbehandlung: 6-12 Wochen (Erstmanifestration: mind. 12 Monate, chronische Therapie: 2-5 Jahre, ggf. lebenslang (möglichst Atypikum)
CATIE-Studie: Neubewertung von Atypika?
CATIE-Studie: Neubewertung von Atypika? Ablauf:
• 4 atypische Neuroleptika (Olanzapin, Risperidon, Quetiapin und Ziprasidon) mit Perphenazin an 1432 Patienten über 18 Monate in einer Doppelblindstudie verglichen (finanziert aus öffentl. Geldern)
• Primärer Endpunkt: Zeit bis zum Absetzen der Medikation
Ergebnisse:
• Abbruchrate: Olanzapin 64%, Risperidon 74%, Perphenazin 75%, Ziprasidon 79% und Quetiapin 82%
• Olanzapin wird sign. länger als andere Neuroleptika eingenommen und führt auch Bewertungsskalen (PANSS, CGI) vor Perphenazin an.
• Keine Unterschiede bezüglich des Absetzens aufgrund von NW (numerisch für Olanzapin am höchsten diabetogen, 4,3 kg ↑).
• Kein Unterschied im Bezug auf EPM-NW.
• Kein Unterschiede im Bezug auf Prolaktinspiegel und QT-Zeit.
Kritikpunkt vieler Studien: Studien fast ausschließlich vom Hersteller (90% dieser Studien zeigen Überlegenheit) Dosis des Typikums zu hochzumeist Testung gegen HaloperidolBewertung der Wirkung durch Scores
Pharmaökonomie
In den USA Marktanteil der atypische Neuroleptika etwa 80%
In Deutschland im niedergelassenen Bereich ca. 30% atypische Neuroleptika gesamt aber 50% (AMVOR, 2005)
Kinetische WW mit NeuroleptikaNahezu alle Neuroleptika werden intensiv durch CYP450-Enzyme metabolisiert (Ausnahmen: Amisulprid, Sulpirid) großes Potential für Interaktionen
CYP3A4: Clozapin, Aripiprazol, ZiprasidonInduktion: Rifampicin, Johanniskraut, Dexa., CarbamazepinInhibition: Makrolid-AB, Azole, HIV-PI, Ciclosporin, SäfteCYP2D6: Risperidon, Aripiprazol cave: PolymorphismenInduktion: Phenytoin; Inhibition: SSRI (Fluoxetin) CYP1A2: Clozapin, Olanzapin, QuetiapinInduktion: Rauchen; Inhibition: Gyrasehemmer (z.B. Ciprofloxacin) SSRI (z.B. Paroxetin), Coffein, Theophyllin
Dynamische WW mit NeuroleptikaArzneistoff InteraktionAlkohol Sedierung ↑,Krampfschwelle ↓
Opiate, Barbiturate, Sedierung ↑Benzodiazepine
Bromocriptin, Pergolid, Abschwächung der WirkungLevodopa, Apomorphin
Metoclopramid Verstärkung der Wirkung (NW)
Anticholinergika Verstärkung der antichol. Wirkung
Antihypertensiva Verstärkung der RR-Senkung
Antiepileptika Abschwächung der Wirkung
Piperazin-Antihelmetika, Senkung der KrampfschwelleXanthine
top related