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QUALITATIVE METHODEN
TRANSKRIPTION: METHODEN & TECHNIKEN
UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
CLEMENS LANGER (M.A.)
TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN
WIRTSCHAFTS- UND SOZIALWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT
UNIVERSITÄT ROSTOCK
LETZTES UPDATE: 01.04.2017
GLIEDERUNG
I. Einleitung & Perspektive
II. Datenmaterial & Transkriptionsprämissen
III. Transkription & Transformation
IV. Feldforschung & Aufzeichnung
V. Transkription & Probleme
VI. Methodik & Transkriptionssysteme
VII. Interpretation VS. Neutralität
VIII. Gläsern VS. Anonym
IX. Vorteile & Nachteile
X. F4 & Tipp10
METHODIK & TECHNIK: TRANSKRIPTION
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PRIMÄRDATEN & TERTIÄRDATEN: TRANSKRIPTIONSPRÄMISSEN
»I make it a practice to tape record and
fully transcribe all interviews. I explain
this honestly: I have great difficulty
listening, writing, and thinking all at the
same time.«
(Thomas 1995: 16)
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PRIMÄRDATEN & TERTIÄRDATEN: TRANSKRIPTIONSPRÄMISSEN
1. Situation = Primärdaten Situation
2. Ton- bzw. Videodatenaufzeichnung = Sekundärdaten Aufzeichnung
3. Textdaten (Transkript) = Tertiärdaten Verschriftung
Interpretation
(vgl. Kowal / O’Connel 2008: 440)
QUALITATIVE METHODEN: DATENMATERIAL
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PRIMÄRDATEN & TERTIÄRDATEN: TRANSKRIPTIONSPRÄMISSEN
»Die Wirklichkeit zeigt sich demnach für den Wissenschaftler nur in substantiierter
Form, als Text, bzw. – technisch formuliert – als Protokoll. Jenseits von Texten hat die
Wissenschaft ihr Recht verloren, da wissenschaftliche Aussagen erst dann formuliert
werden können, wenn und insoweit Ereignisse einen Niederschlag gefunden bzw. eine
Spur hinterlassen und diese wiederum eine Interpretation […] erfahren haben.«
(Garz / Kraimer 1994: 8)
D.h. Wissenschaft erst durch Text-Interpretation. Tertiärdateninterpretation.
»Die neue Realität, die der Text schon auf der Ebene der Feldnotizen wie des Transkripts
darstellt, ist die einzige (Version der) Realität, die der Forscher für seine anschließenden
Interpretationen noch zur Verfügung hat.« (Flick 2007: 384)
ZIEL: INTERPRETATION
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PRIMÄRDATEN & TERTIÄRDATEN: TRANSKRIPTIONSPRÄMISSEN
»Transkripte sind nötig, um das flüchtige Gesprächsverhalten für wissenschaftliche
Analysen auf dem Papier dauerhaft verfügbar zu machen. Ziel der Herstellung eines
Transkripts ist es, die geäußerten Wortfolgen (verbale Merkmale), häufig aber auch
deren lautliche Gestaltung z.B. durch Tonhöhe und Lautstärke (prosodische Merkmale)
sowie redebegleitendes nichtsprachliches Verhalten (sei es vokal wie Lachen oder
Räuspern – parasprachliche Merkmale – oder nichtvokal wie Gesten oder Blickverhalten
– außersprachliche Merkmale) möglichst genau auf dem Papier darzustellen, sodass die
Besonderheiten eines einmaligen Gesprächs sichtbar werden. [ABER:] Transkripte sind
als Ergänzungen und nicht als Ersatz für elektronische Aufnahmen zu verstehen.«
(Kowal / O’Connel: 438)
TRANSKRIPTE & WISSENSCHAFT
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PRIMÄRDATEN & TERTIÄRDATEN: TRANSKRIPTIONSPRÄMISSEN
Zwischenschritt:
• »Wenn Daten mit technischen Medien aufgezeichnet wurden, steht ihre Verschriftung als notwendiger
Zwischenschritt vor ihrer Interpretation.« (Flick 2007: 379)
Regeln:
• »Verschriftung von akustischen oder audiovisuellen (AV) Gesprächsprotokollen nach festgelegten
Notationsregeln […]. Ereignisse, die im akustischen (und ggfs. auch visuellen) Medium stattgefunden
haben, in einem anderen (graphischen) Medium zu repräsentieren.« (Deppermann 2008: 39)
Definition:
• »Unter Transkription versteht man die graphische Darstellung ausgewählter Verhaltensaspekte von
Personen, die an einem Gespräch (z.B. einem Interview oder einer Alltagsunterhaltung) teilnehmen.«
(Kowal / O’Connel 2008: 438)
= Versuch, eine Ähnlichkeit zwischen Primärdaten und Tertiärdaten herzustellen.
DEFINITION: LAT. »TRANS-SCRIBERE« »UMSCHREIBEN« (TRANSFORMATIONSPROZESS)
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TRANSKRIPTION – TRANSFORMATION – WISSENSCHAFT
»Die Aufzeichnung von Daten, ergänzende Notizen und die Transkription von
Aufzeichnungen übersetzen interessierende Realitäten in Text, und es entstehen
Geschichten über das Feld […]. Die Verschriftung von Abläufen und Aussagen führt
zumindest zu einer anderen Version des Geschehens.«
Ergo:
»Die Fixierung löst das Geschehen aus seiner Flüchtigkeit […] und Vergänglichkeit.«
(Flick 2007: 383)
OUTPUT: PRIMÄRDATEN SEKUNDÄRDATEN TERTIÄRDATEN
8UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
TRANSKRIPTION – TRANSFORMATION – WISSENSCHAFT
D.h. »Transkripte bieten auch für die Auswertungspraxis Vorteile. Sie ermöglichen die
extensive und beliebig oft wiederholbare Analyse eines Datensegments, während AV-
Materialien aufgrund ihrer zeitlichen Dynamik und der Flüchtigkeit der Wiedergabe
umständlicher zu handhaben (Vor- und Zurückspulen) und mehr von schwankenden
Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen der Analytiker abhängig sind.«
(Deppermann 2008: 40)
CONTRA: SEKUNDÄRDATEN | PRO: TERTIÄRDATEN
9UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
FELDFORSCHUNG: PRO / CONTRA (AV)
Das Aufzeichnungsgerät als Störfaktor, die natürliche Gesprächssituation wird vermindert.
• »Es ist möglich und unter bestimmten Bedingungen sogar wahrscheinlich, dass der
Interviewte angesichts der Aufzeichnung Informationen zurückhält bzw. dass sich
seine Tendenz, sozial erwünscht zu antworten, verstärkt.«
(Gläser / Laudel 2009: 157)
Ebenso:
• Stil, wie das Interview vom Interviewer geführt wird. Bedeutender Faktor.
Aber:
• »Bilanziert man die Argumente, dann wiegt die Wahrscheinlichkeit bedeutender
Informationsverluste schwerer als das Risiko einer befangenen Gesprächssituation.«
(Gläser / Laudel 2009: 158)
Allgemeiner Konsens: Pro AV-Aufzeichnung
OBJEKTE & SITUATIONEN
10UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
FELDFORSCHUNG: PRO / CONTRA (AV)
Ergo:
• »Die Erfahrungen mit Tonaufzeichnungen haben gezeigt, dass das Aufzeichnungs-
gerät und der Fakt des Mitschneidens im Laufe des Interviews meist in
Vergessenheit geraten. Die meisten Interviewpartner sind nicht in der Lage, die von
ihnen gegebenen Informationen permanent auch unter dem Aspekt ›Aufzeichnung‹ zu
bewerten.«
• »Wahrscheinlich ist es ohnehin so, dass Interviewpartner, die sich wegen der
Aufzeichnung über ein gesamtes Interview hinweg strategisch verhalten, dies auch
ohne Aufzeichnung tun würden.«
(Gläser / Laudel 2009: 158)
OBJEKTE & SITUATIONEN
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FELDFORSCHUNG: TECHNISCHE VORBEREITUNG
• Technik vorbereiten, um nicht während des Interviews am Gerät arbeiten zu müssen.
• Aufnahmekapazität und Batterieladung sind ausreichend für längere Interviews,
Gesprächsunterbrechung vermeiden.
• Aufnahmequalität vorab testen, eventuell auch räumliche Gegebenheiten. Die Empfind-
lichkeit der Technik ist zu beachten. Störgeräusche erschweren spätere Transkription.
• »Schlechte Aufnahmen kosten beim Transkribieren viel Zeit [Geduld] oder Geld.«
(Gläser / Laudel 2009: 158)
PROBLEMREDUZIERUNG
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TRANSKRIPTIONSPROBLEME: REDUKTION & SELEKTION
• »Reduktion und Interpretation der Daten« (Höld 2009: 657) durch Transkribenten normal.
• Transkripte sind gekennzeichnet »durch eine erhebliche Reduktion der fast unbegrenzt
reichhaltigen Primär- und Sekundärdaten […] sowie dadurch, dass das zeitgebundene
Gesprächsverhalten in zeitentbundene visuelle Produkte überführt wird. Transkripte sind also
immer selektive Konstruktionen, und die Selektivität wirkt sich auf die Analyse und Inter-
pretation […] aus […].«
(Kowal / O’Connel 2008: 440)
Achtung: Methodische Kontrollierbarkeit
• Generelle Empfehlung, umfassend zu transkribieren, denn »das Abhören und Zusammenfassen
ist eine methodisch nicht kontrollierte Reduktion von Informationen. […] [Denn] Komprimierte
Protokolle sind das Ergebnis eines subjektiven, nicht reproduzierbaren Interpretationsschrittes.«
(Gläser / Laudel 2009: 193)
IMMANENTER NEGATIV-ASPEKT
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TRANSKRIPTIONSPROBLEME: MINIMUM VS. MAXIMUM
1. »Muss das unbedingt transkribiert werden?«
• Bei Sprachanalyse ist ein Höchstmaß an Genauigkeit erforderlich. (vgl. Flick 2007: 379)
• Beispiel: Ethnomethodologische Konversationsanalyse
2. »Will ich die so festgehaltenen Phänomene überhaupt später interpretieren?« (ebd.)
• D.h. Frage nach Verhältnismäßigkeit von Aufwand zwischen Fragestellung und Ertrag
der Forschung. (vgl. Flick 2007: 379)
Nachteile (Genauigkeit):
1. Zu genaue Transkription kostet viel Zeit und Energie, die in Interpretation gesteckt werden sollte.
Ebenfalls: Kostenfrage.
2. »[…] werden Aussage und Sinn des Transkribierten in der Differenziertheit der Transkription und
der resultierenden Unübersichtlichkeit der erstellten Protokolle gelegentlich eher verstellt als
zugänglich.« (Flick 2007: 380) D.h.: Lesbarkeit
AUSGANGSFRAGE (VGL. HÖLD 2009: 658)
14UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
TRANSKRIPTIONSPROBLEME: MINIMUM VS. MAXIMUM
Der folgende Abschnitt ist ein Auszug aus dem Transkript zur Podiumsdiskussion bei der San Diego Comic Convention. Das
Transkript war die Arbeitsgrundlage für eine ethnomethodologische Konversationsanalyse und ist forschungsspezifisch
äußerst ausführlich. Das Quellmaterial ist unter folgenden Links zu finden, der Abschnitt beginnt ab Minute 2:55:
http://www.youtube.com/watch?v=dq9XBPWYav4 / http://www.aintitcool.com/node/46139
ETHNOMETHODOLOGISCHE KONVERSATIONSANALYSE: »THE EXPENDABLES« (USA 2010)
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TRANSKRIPTIONSPROBLEME: MINIMUM VS. MAXIMUM
HK: Sly, you look so “serious” in that tie up here.
SS: Well, you know, uhm, I thought about becoming a lawyer in case this movie doesn't work, so (L), actually
if (.) I lose enough and maybe hang one of these guys with it later. (HK L out loud, W).
HK: OK, guys. ** When Sly called each of you up to say: 'I'm puttin' together a team to kick ass.' ** What did
you think? ↓ Start with you, Terry.
TC: Not me, dude. (.) He had me at hello, uhm, uhm, I'm just tellin' you. (audience, HK and TC L, W) I literally-, I
mean, I'm drivin' on the freeway, I get a call-, * my agent's like: 'You gotta come down to Beverly Hills, you
got to meet “the” ↑ Sylvester Stallone.' (W) Dude, I ran down there, it's a dark room and I hear (imitating
Stallone's deep and calm voice): ←'Hey, sit down.'→ (L) I'm like-, →<I'm looking around over, yo! WOW!
Where does that come-, and he's like:←> ←'Hey, over there (.), do you wanna do the movie, right?→ (L) (=
SS: What? ↑ =) And I'm gonna, →<YO!> Dude, you-.← (= SS: ←That's not true.→ =) (SS with his deep voice,
audience and TC L loud) (= SS: No. =) (SS L) (= SS: No. =) And I mean, I mean, it's the manliest movie “ever
made”. (W / A)
ETHNOMETHODOLOGISCHE KONVERSATIONSANALYSE: »THE EXPENDABLES« (USA 2010)
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TRANSKRIPTIONSPROBLEME: MINIMUM VS. MAXIMUM
Aber:
• Die Datendokumentation hat »wesentlichen Einfluss auf die Qualität der Daten, die für
die Interpretation dann zur Verfügung stehen« (Flick 2007: 385) und führt somit zu
einer größeren Abbildtreue (vgl. Deppermann 2008: 41).
• »Transkription ist ein wichtiger Schritt in der Analyse der Daten, sie sollte jedoch nicht
den Forschungsprozess mit einem Übermaß an (manchmal unnötiger) Genauigkeit
bestimmen.« (Flick 2007: 385)
Politikwissenschaften
Ergo: Sozialwissenschaften
• Transkription forschungsspezifisch durchführen. Psychologie
FORSCHUNGSSPEZIFIK / DISZIPLIN
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TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
• »Regeln, die genau festlegen, wie Sprache in eine fixierte Form übertragen wird.«
(Höld 2009: 658)
• Kein Standard gegeben.
• D.h. »eigene Regeln aufstellen, dokumentieren und im Projekt konsistent anwen-
den. Wie genau transkribiert wird, das heißt, was von den Geräuschen auf dem Band
wie schriftlich festgehalten wird, hängt vom Untersuchungsziel ab.«
(Gläser / Laudel 2009: 193)
FORSCHUNGSSPEZIFISCHE TRANSKRIPTIONEN
18UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
• Handhabbarkeit … für den Transkribenten und unproblematische Realisierbarkeit.
• Lesbarkeit …
• Lernbarkeit …
• Interpretierbarkeit … des Transkripts.
Notwendigkeit:
• Umfassendheit und »Präzision und Repräsentation formbezogener Parameter, die
das akustische Geschehen möglichst interpretationsarm und isomorph wiedergeben.«
(Deppermann 2008: 41)
PRAKTISCHE TRANSKRIPTIONSKRITERIEN (VGL. FLICK 2007: 380)
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TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
Wörtliche Transkription
• = »vollständige Textfassung aus dem verbalen Datenmaterial (Wortprotokoll)« (Höld 2009: 660)
Kommentierte Transkription
• = »sollen bestimmte Auffälligkeiten in der Sprache, wie z.B. lange Pausen, Zögern, Be-
tonungen durch Notationszeichen (Sonderzeichen) festgehalten werden« (Höld 2009: 661), findet
dies in der kommentierten Transkription Beachtung.
• »Unter Notation versteht man das schriftliche Fixieren von Kommunikation, Prozessen und
Bewegungsverläufen mit vereinbarten Symbolen.« (ebd.) Es »sollen nur so viele Zeichen
eingesetzt werden wie für die Interpretation der Untersuchungsdaten sinnvoll (sind),
denn die Lesbarkeit des Transkriptes leidet unter ihrer Verwendung« (ebd.).
• ^gra@ndmo@the@r (Du Bois 1991: 87)
WÖRTLICHE & KOMMENTIERTE TRANSKRIPTION (AUSWAHL)
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TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
1. Normales Schriftdeutsch (Standardorthographie)
• Normen der geschriebenen Sprache werden beachtet, Besonderheiten der gesprochenen
Sprache werden vernachlässigt.
2. Literarische Umschrift
• Besonderheiten der gesprochenen Sprache finden Berücksichtigung (Notationen).
3. Eye Dialect (v.a. ethnomethodologische Konversationsanalyse)
• »Umgangssprache möglichst lautgetreu abzubilden, so etwa ›askedche‹ für ›asked you‹.«
4. Internationales Phonetisches Alphabet (IPA)
• Dies »stellt die mündlichen Äußerungen in phonetisch-phonologischen Kategorien dar, z.B.
[ge:n] für gehn«. Dieses System findet kaum Anwendung, da zu viele Information ange-
geben werden müssen, es schwer transkribierbar ist und sich schlecht lesen lässt.
VIER VORGEHENSWEISEN (VGL. KOWAL / O’CONNEL 2008: 441)
21UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
(Höld 2009: 659)
Häufig werden wörtlich-kommentierte
Transkripte in Form einer Mischung aus
literarischer Umschrift und Eye Dialect
erstellt.
Dies sind die wahrscheinlichsten Formen
und Kombinationen bei sozialwissen-
schaftlichen Forschungsprojekten.
ÜBERSICHT / EINTEILUNG
22UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
(Höld 2009: 667)
ZUSAMMENFASSUNG
23UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
(Flick 2007: 381)
BEISPIEL (1):
24UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
(Höld 2009: 661)
BEISPIEL (2):
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TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
(Nohl 2006)
BEISPIEL (3):
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TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
(sagte er) unsichere Transkription
(.) unverständliche Äußerung
(lachend) (laut) (leise) Charakterisierung von nicht sprachlichen Vorgängen bzw. Sprechweisen,
(ironisch) (flüstern) Tonfall. Die Charakterisierung steht vor der entsprechenden Stelle und gilt
bis zum Äußerungsende, zu einer neuen Charakterisierung oder bis zum +.
, kurzes Absetzen innerhalb einer Äußerung
(4) Dauer der Pause in Sekunden
mhm Rezeptionssignal, zweigipflig
ja=ja schneller Anschluss
Viell- Abbruch
(= ja =) kurze Zwischenbemerkung des jeweils anderen Gesprächsteilnehmers
Außergewöhnliche (ironisch) (flüstern) (lachen) (laut) (leise)
Sprechweisen: Zeichensetzung erfolgt nach Sprechweise
TRANSKRIPTIONSSYSTEM: DR. YVONNE NIEKRENZ / CLEMENS LANGER M.A.
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TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
= unmittelbarer Anschluss / keine Pause zwischen den Wortfolgen
(= … =) Einschub eines anderen Sprechers, während Hauptsprecher redet
* kurze Pause
** Pause von 1 bis maximal 2 Sekunden
(3) Klammerwert gibt Pausenlänge (ab 3 Sek.) an, bis wieder gesprochen wird
- Wort- oder Konstruktionsabbruch
(.) unsichere Transkription / unverständliche und nicht transkribierte Sequenz
↑ steigende Intonation
↓ fallende Intonation
←Sprecher→ langsamer gesprochen (gedehnt)
→Sprecher← schneller gesprochen (verdichtet)
„“ auffällige Betonung
>Sprecher< leiser gesprochen
<Sprecher> lauter gesprochen
( ) zu erläuternde Passagen, Hinweise / Ergänzungen
(W) whoops als Geräusch aus dem Auditorium
(C) cheering, Jubel aus dem Publikum
(A) applause, das Publikum applaudiert
(L) laughing, Lachen ist zu vernehmen
Satzzeichen für leichteren Lesefluss verwendet, sind ohne interpretatorische Bedeutung
TRANSKRIPTIONSSYSTEM: CLEMENS LANGER M.A. (ETHNOMETHODOLOGIE)
28UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
Bei längeren Transkripten ist die Zeilenschreibweise weniger angebracht, für kurze Sequenzen
aber durchaus geeignet. In F4 ist dies schlecht einsetzbar, da das ausgegebene Dokument eine
andere Formatierung aufweist als der Editor von F4 zur Verfügung stellt. D.h., die Zeilen werden
in Microsoft Word o.ä. beim Öffnen der Datei nicht übereinstimmend angezeigt.
Unterbrechungen durch andere Interviewteilnehmer daher besser wie folgt kennzeichnen: … (=
IP: Nee, wieso, du etwa? =) …
Beispiel: Kowal / O‘Connel 2008: 441)
ZEILENSCHREIBWEISE
29UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
TRANSKRIPTIONSSYSTEM(E)
(Kowal / O‘Connel 2008: 439)
ORIENTIERUNG & ENTWICKLUNG
30UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
INTERPRETATION VS. NEUTRALITÄT
• »Transkribenten dürfen auf keinen Fall ›Ordnung in das Gespräch bringen‹, indem
sie Versprecher bereinigen, Korrekturen weglassen, Abbrüche ergänzen,
Ungrammatisches berichtigen, Pausen eliminieren, Überlappungen entzerren etc.«
(Deppermann 2008: 40)
• Transkription und Abhören der Bänder kann bereits zu Auswertungsideen und
Hypothesen beim Forscher führen.
• Keinesfalls in das Transkript mit aufnehmen und der Analyse vorgreifen, sondern
in einem separaten Dokument festhalten. (vgl. Höld 2009: 665)
• Zeitmarken in F4 können bei der Orientierung helfen und sollten in ein separates
Dokument aufgenommen werden, um die Interpretationsstelle besser wiederzufinden.
CHAOS = ORDNUNG
31UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
INTERPRETATION VS. NEUTRALITÄT
• Transkript interpretationsarm halten, damit »der Spielraum potentiell möglicher
Interpretationen eines Ereignisses durch die Wiedergabe im Transkript nicht eingeengt
wird – die Bedeutung des Interaktionsgeschehens ist in der analytischen Bearbeitung
des Transkripts zu entdecken und nicht schon vorab in ihm festzulegen! Stark
interpretierende oder bewertende Kommentare (wie ›ironisch‹, ›fragen‹) und
Beschreibungen (z.B. ›grinst hämisch‹) sind zu vermeiden. […] Meistens empfiehlt es
sich, alltägliche, neutral gehaltene Beschreibungen zu verwenden (z.B. ›lächelt‹)
und dabei möglichst formale und nicht funktionale bzw. semantische Bezeichnungen zu
gebrauchen (z.B. ›scharf‹ statt ›aggressiv‹ als Kommentar zur Stimmqualität).«
(Deppermann 2008: 48)
EMPFEHLUNGEN
32UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
GLÄSERN VS. ANONYM
D.h. Änderung so vornehmen,
»dass weder am Dateinamen
noch am Text erkennbar wird, mit
wem das Interview geführt
wurde« (Gläser / Laudel 2009: 194).
Codierung für Dateinamen und
Interviewten-Namen im Interview an-
wenden, vorhandene Funktion zum
Suchen und Ersetzen in Microsoft
Word ist zur Nachbearbeitung bzw.
Codierung hilfreich.
BEISPIEL-VERZEICHNIS
33UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
GLÄSERN VS. ANONYM
BEISPIEL (GLÄSER / LAUDEL 2009: 194)
34UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
TRANSKRIPTIONEN: VORTEILE / NACHTEILE
• zeitaufwändig
• Verhältnis von Interviewzeit zu Transkriptionszeit 1:4, aber eher 1:6
• teuer
• wenn man nicht selbst transkribiert – wenn doch Selbsttranskription, dann nicht zu knapp in Forschungs-
zeit einplanen
• Fremdtranskription
• macht im Nachhinein Kontrolle durch Forscher notwendig, da Transkribent den Kontext des
Interviews häufig nicht kennt und sich Missverständnisse im Transkript manifestieren können
• Langweilig, frustrierend und verlangt Disziplin (m.E.)
• Motivation, um regelmäßig zu transkribieren, muss aufgebaut werden. Nicht zu unterschätzen.
Orientierung: Morgens 1h und abends 1h zum Transkribieren einplanen, so ca. 24 Minuten Interview
pro Tag machbar, wenn man eingearbeitet ist.
• Diskussion:
• Ist durch den Fremdtranskribenten eine größere Fehleranfälligkeit gegeben, oder kann die Transkription
durch diesen weniger interpretativ (neutral) erfolgen als durch einen transkribierenden Forscher?
TRANSKRIPTIONSNACHTEILE (VGL. GLÄSER / LAUDEL 2009: 193)
35UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
F4: AUDIO / MEDIA
36UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
F4: AUDIO / MEDIA
• Kein Wechsel zwischen Audioprogramm und Textverarbeitung notwendig. Audiodatei wird durch
Drücken der Taste F4 gestartet und pausiert, während im Textfenster transkribiert wird.
• Intervalleinstellung möglich, um wie viel Sekunden bei F4-Pause zurückgespult werden soll, um
Textstelle erneut hören zu können. Weiterhin auch Lautstärkeregulierung.
• Abspielgeschwindigkeit kann bei langsamen Sprechern erhöht und bei schnellen Sprechern
verlangsamt werden, um die Inhalte besser verstehen und transkribieren zu können.
Achtung: Audiovisuelle Daten
• »Bei visuellen Daten […] erweitert sich das Spektrum der zu notierenden Informationen noch
deutlich entsprechend der komplexeren Darstellung bzw. Aufzeichnung von sozialen Situationen
und ihres Kontextes in bildlicher Form.« (Flick 2007: 383)
• Download: http://www.audiotranskription.de
TRANSKRIPTIONSSOFTWARE
37UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
TIPP10
Einfachere und schnellere
Transkriptionen durch die
Anwendung des 10-Finger-
Schreibsystems erreichen.
Zur Einübung der Technik
ist die Software unter dem
angegebenen Link hilfreich:
• Download:
http://www.tipp10.de
SCHREIBTRAINER
38UNIVERSITÄT ROSTOCK | STARTHILFE: WISSENSCHAFTLICHES ARBEITEN | TUTORINNENPROGRAMM: LERNEN AUF AUGENHÖHE
LITERATURVERZEICHNIS
• Deppermann, Arnulf (2008): Gespräche analysieren. Eine Einführung. 4. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 39-48.
• Du Bois, John W. (1991): Transcription design principles for spoken discourse research. In: Pragmatics. Quarterly Publication of the International
Pragmatics Association (IPrA). Jahrgang 1. Heft 1. Antwerp: IPrA, S. 71-106.
• Flick, Uwe (2002): Qualitative Sozialforschung. Eine Einführung. 6. Auflage. Reinbek: Rowohlt, S. 379-385.
• Garz, Detlef / Kraimer, Klaus (1994): Die Welt als Text. Zum Projekt einer hermeneutisch-rekonstruktiven Sozialwissenschaft. In: Garz, Detlef /
Kraimer, Klaus (Hrsg.): Die Welt als Text. Theorie, Kritik und Praxis der objektiven Hermeneutik. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 7-21.
• Gläser, Jochen / Laudel, Grit (2009): Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse als Instrumente rekonstruierender Untersuchungen. 3.
Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 157-158 / 193-195.
• Höld, Regina (2009): Zur Transkription von Audiodaten. In: Buber, Renate / Holzmüller, Hartmut H. (Hrsg.): Qualitative Marktforschung. Konzepte
– Methoden – Analysen. 2. Auflage. Wiesbaden: Gabler, S. 655-668.
• Kowal, Sabine / O‘Connel, Daniel C. (2008): Zur Transkription von Gesprächen. In: Flick, Uwe / von Kardorff, Ernst / Steinke, Ines (Hrsg.):
Qualitative Forschung. EinHandbuch. 6. Auflage. Reinbek: Rowohlt, S. 437-447.
• Kuckartz, Udo (2010): Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten. 3. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften, S. 29-56.
• Nohl, Arnd-Michael (2006): Interview und dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. Wiesbaden: VS Verlag für
Sozialwissenschaften
• Thomas, Robert J. (1995): Interviewing Important People in Big Companies. In: Hertz, Rosanna / Im-ber, Jonathan B. (Hrsg.): Studying elites
using qualitative methods. Thousands Oaks: Sage, S. 3-17.
MONOGRAPHIEN & AUFSÄTZE / HERAUSGEBERSCHAFTEN
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