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SONDERVERÖFFENTLICHUNG LOKALE INFORMATIONEN23. Woche - 7. Juni 2017
Vor ungefähr 20 Jahren war die Erdbestattung in einem Wahlgrab die dominante Be-stattungsform. Zu einer Beerdi-gung sprach meist ein Pfarrer tröstende Worte und das Grab erhielt ein von einem Steinmetz gefertigtes Grabmal. In den vergangenen Jahren haben die Bestattungskultur und der Um-gang mit der Trauer erhebliche Veränderungen erfahren.
Oliver Wirthmann, Geschäfts-führer des Kuratoriums Deut-sche Bestattungskultur, nennt das einen „Wandlungsschub“. Eine gewachsene Vielfalt unter-schiedlicher Angebote von Be-stattungsformen eröffnet indivi-duelle Wahlmöglichkeiten, die nicht selten von den überliefer-ten Traditionen abweichen. Ge-trauert wird nicht mehr nur kon-
kret in Tränen und Ergriffen-heit, sondern auch im Internet. QR-Codes auf Grabsteinen kön-nen auf die Lebensgeschichte des Verstorbenen im virtuel-len Raum verweisen und erhal-ten zugleich einen konkreten Ort der Trauer an einem Grab. „Hier gehen neue Trends und gewachsene Formen der Trau-er am Grab eine gute Verbin-dung ein“, so Wirthmann.
Die schnellere Lebenspraxis ist es, die sich auf die Bestat-tungskultur auswirkt. Eine grö-ßere Mobilität der Familien-angehörigen, die oft weit ver-streut leben, verändert weiter-hin die Präferenzen und Wün-sche. So suchen Menschen auch nach Grabformen, die ih-nen entsprechen.
Feuerbestattung Das erklärt den Trend zur Feu-
erbestattung, die inzwischen 60 Prozent der ungefähr 870.000
Verstorbenen in einem Jahr in Deutschland ausmacht. Die Ur-ne bietet verschiedene Beiset-zungsformen, die das Erdgrab nicht ermöglicht. Doch: „Ver-storbene sollen nicht in diese Mobilität einbezogen werden“, fordert etwa auch der General-sekretär des Bundesverbandes Deutscher Bestatter Dr. Rolf Lichtner.
Längst stehen unsere Fried-höfe in einer Mitbewerber-schaft mit anderen Formen: Grabeskirchen, Kolumbarien, verschiedene neue Varianten auf dem Friedhof bis hin zum Verstreuen (wenn es die Fried-hofsatzung erlaubt) und Bestat-tungen in Naturräumen sind möglich. „Gerade das Verstreu-en birgt jedoch große Proble-me“, sagt Wirthmann. „Es gibt keinen speziellen Ort, an dem Angehörige trauern können. Es ist ein Aufgehen im Nichts, was
der Hochschätzung der Indivi-dualität eines Menschen wider-spricht.“
Ruhefristen auf Friedhöfen werden oft nur einmal in An-spruch genommen und nicht verlängert. „Das führt dazu, dass Identitätsorte für Familien und Menschen verloren gehen. Die Ex- und Hopp-Mentalität wirkt sich auch hier aus.“ Wohl zu überlegen sei laut Wirth-mann auch der Weggang vom traditionellen Familiengrab. „Vielen ist nicht bewusst, dass die Urne auch im Familiengrab beigesetzt werden kann.“
Was die Grabpflege betrifft, gibt es heute ebenso viele Mög-lichkeiten: Durch einen Grab-pflegevertrag können diese Aufgaben von jemand anders übernommen werden, soll-te man nicht am Ort wohnen. Auch Gemeinschaftsgraban-lagen mit einheitlicher Pflege seitens des Friedhofes sind ei-ne Variante.
Jüngst wurde das erste Grab-feld für die gemeinsame Be-stattung von Mensch und Tier in Essen eröffnet. Rechtlich sind solche neuen Grabanla-gen unter Einhaltung bestimm-ter Vorschriften möglich und stellen einen weiteren Refe-renzpunkt für eine veränderte Wahrnehmung im Umgang mit dem Tod dar, konstatiert die Justiziarin des Bundesverban-des Deutscher Bestatter (BDB), Antje Bisping.
Quelle: Bundesverband Deut-
scher Bestatter
Wandel und Trends in der Bestattungskultur
Der Trend in der Bestattungskultur geht zur Feuerbestattung. Die
Urne bietet Beisetzungsformen, die das Erdgrab nicht ermöglicht.
Foto: Bundesverband Deutscher Bestatter
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