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Post on 07-Feb-2018
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Gliederung
1) Was ist ein Satz?
2) Satzklammer / Satzfelder
3) Satzglieder
4) Satzbaupläne
5) Ergänzungen vs. Angaben
6) Attribute
7) Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen: die
dependenzielle Syntax
8) Satzarten (Satztypen)
9) Satzkomplexität
Was ist ein Satz?
1 Er öffnet die Tür. - ... dass ich dem Kind einen Ballon schenkte
2 Ich schlafe. - Sie raucht. - ... während ich schlief.
3 Es regnet. - Es schneit.
4 Mach die Kaffeemaschine an! - Nimm das Glas!
5 Hört auf! - Trinkt! - Geh!
Unterschiede:
- in 1: Struktur Subjekt - finites Verb - Objekt (Er - öffnet - die Tür)
("prototypischer" Satz)
- in 2: Subjekt - finites Verb
- in 3: kein Subjekt, nur finites Verb + Platzhalter-es
- in 4: kein Subjekt, nur finites Verb im Imperativ + Objekt
- in 5: kein Subjekt, nur finites Verb im Imperativ
6 Schlafen! - Stillgestanden! - um ihn zu besänftigen - den Riesen
besänftigend
- in 6: zwar Verb vorhanden, aber nicht in finiter Form
Was ist ein Satz?
Mögliche Kriterien für die Definition von Sätzen:
- Vorhandensein eines Subjekts + finiten Verbs + Objekts
- Vorhandensein eines Subjekts + finiten Verbs
- Vorhandensein eines finiten Verbs
- Vorhandensein eines Verbs
Gängigste Definition:
- finites Verb als Grundbedingung (Geh! = Satz, Stillgestanden! = kein
Satz)
- Subjekt + finites Verb als prototypischer Fall
- finites Verb und alle "Mitspieler" als voll ausgebauter Satz
Was ist ein Satz?
- in 8: nur einzelne Wörter vorhanden
7 Er rein, ich hinterher! Tür zu, und wir schnell weg.
- in 7: kein finites Verb und nur noch Teile des infiniten Verbs
vorhanden (rein[gegangen], zu[geworfen], weg[gerannt])
= elliptische Sätze
8 Was? - Nö. - Schön! - Hunde - Ich Ratten - Ich Tarzan - Du Jane
Was ist ein Satz?
8: keine Sätze, aber mögliche Äußerungen
Beispiele:
(Ich will dir was sagen.) - Was?
(Hast du Hunger?) - Nö.
(Ich hab gekocht.) - Schön!
(Für welche Tiere muss man noch Steuern zahlen?) - Hunde.
(Ich habe Mäuse im Keller.) - Ich Ratten.
(Ich heiße Jane.) - Ich Tarzan.
Du Jane. - (Ja, Tarzan?)
- Äußerungen sind sprachliche Konstruktionen in einem Kontext
- Sätze sind grammatische Einheiten, Äußerungen sind
handlungsbezogene (pragmatische) Einheiten
- Sätze müssen formale Kriterien erfüllen, Äußerungen nicht
Was ist ein Satz?
Er öffnet die Tür.
... dass ich dem Kind einen Ballon schenkte
... während ich schlief. = Sätze
Mach die Kaffeemaschine an!
Hört auf!
*Öffnet die er Tür.
*... Ballon ich einen dem schenkte dass Kind
*... während schlief ich = keine Sätze
*Mach Kaffeemaschine die an!
*auf hört!
- Reihenfolge von Elementen muss eingehalten werden
Was ist ein Satz?
Die junge Dame geht mit ihrer Mutter samstags mit großem Vergnügen
am Ostufer spazieren.
Mit ihrer Mutter geht die junge Dame samstags am Ostufer mit großem
Vergnügen spazieren.
Samstags geht die junge Dame am Ostufer mit großem Vergnügen mit
ihrer Mutter spazieren.
Spazieren geht die junge Dame mit großem Vergnügen samstags mit
ihrer Mutter am Ostufer. usw.
- Manche Einheiten sind trennbar, andere hängen eng zusammen (die
junge Dame, mit ihrer Mutter, am Ostufer, mit großem Vergnügen)
- Sie können nur zusammen verschoben werden (Permutationstest, s.o.).
- Sie können als Ganzes gegen ein einfacheres Element ausgetauscht
werden (Substitutionstest): Sie geht mit ihr samstags gerne dort
spazieren.
> Nicht nur die Anordnung der Elemente im Satz, sondern auch deren
Relationen untereinander sind von Bedeutung.
Was ist ein Satz?
Formale Beschreibung von Sätzen
Der gute Nikolaus hat den lieben Kindern einen Ball geschenkt. ART+ADJ + N V ART+ADJ + N ART + N V
NP NP NP
VP
VP = Verbalphrase
NP = Nominalphrase
Phrase = formale Einheit zwischen Wort und Satz
(i.d.R. aus mindestens zwei Elementen)
Was ist ein Satz?
Funktionale Beschreibung von Sätzen
Der gute Nikolaus hat den lieben Kindern einen Ball geschenkt. Subjekt Prädikat Dativobjekt Akk.-Objekt Prädikat
Satzglied = funktionale Einheit unterhalb der Satzebene
Satz = eine Reihung von Satzgliedern
Eine Phrase kann verschiedene Satzgliedfunktionen haben:
im obigen Beispiel: NP = Subjekt, Dativobjekt oder Akkusativobjekt
Ein Satzglied kann u.U. durch verschiedene Phrasen (oder Einzelwörter)
realisiert sein. Beispiel:
Satzglied: Adverbiale Bestimmung - mögliche Phrasen:
- Präpositionalphrase: aus gutem Grund
- Nominalphrase: des Morgens (= am Morgen)
- Adverb: heute
Satzklammer / Satzfelder
Die deutsche Satzklammer und Einteilung in Satzfelder:
Der Typ hat ja wirklich schon viel getrunken was?
Vorfeld Mittelfeld Nachfeld
Satzklammer
Vorfeld Mittelfeld Nachfeld
Satzklammer
Du, der Typ hat ja wirklich schon viel getrunken was?
Vor-
Vorfeld
Typische Elemente des Vor-Vorfeldes (in der gespr. Sprache):
also - ja - hörmal - ich sach ma - ich mein ...
Satzklammer / Satzfelder
Die deutsche Satzklammer und Einteilung in Satzfelder:
Der Typ hat ja wirklich schon viel getrunken was?
Satzklammer / Satzfelder
Andere Formen der Satzklammer
Konstruktionen mit Modalverben:
Ich mag ihm nichts zu trinken geben.
darf
muss
Mittelfeld
Satzklammer
Vorfeld Nachfeld
Satzklammer / Satzfelder
Andere Formen der Satzklammer
Konstruktionen mit Modalverben:
Ich mag ihm nichts zu trinken geben.
darf
muss
Konstruktionen mit Verbzusätzen:
Ich nehme das auf jeden Fall an.
trinke aus.
mache mit.
Mittelfeld
Satzklammer
Vorfeld Nachfeld
Satzklammer / Satzfelder
Andere Formen der Satzklammer
Konstruktionen mit Modalverben:
Ich mag ihm nichts zu trinken geben.
darf
muss
Konstruktionen mit Verbzusätzen:
Ich nehme das auf jeden Fall an.
trinke aus.
mache mit.
Nebensätze mit einleitender Subjunktion:
dass er nichts getrunken hat.
obwohl
Mittelfeld
Satzklammer
Vorfeld Nachfeld
Satzglieder
Subjekt und Objekte:
Subjekt: Der gute Nikolaus ist da.
Akkusativobjekt: Ich sehe den guten Nikolaus.
Dativobjekt: Ich gebe dem guten Nikolaus die Hand.
Genitivobjekt: Ich entsinne mich des guten Nikolauses.
Präpositionalobjekt: Ich hoffe auf den guten Nikolaus.
Adverbiale Bestimmungen:
Ich warte jetzt auf den guten Nikolaus. (temporal)
zu Hause (lokal)
deshalb (kausal)
gerne (modal)
um mich beschenken zu lassen (final)
im Notfall (konditional)
trotz meiner Erkältung (konzessiv)
Prädikativum:
Er ist fleißig. - Er ist ein guter Schüler. - Er malte die Wand weiß.
Satzglieder
Anzahl und Art von Satzgliedern in Abhängigkeit vom Verb
Die Frau schenkt dem Kind einen Ballon Subj. - V - Dat. - Akk.
Der Lehrer verteilt die Hefte an die Schüler Subj. - V - Akk. - Präp.
Ich hoffe auf Wetterbesserung. Subj. - V - Präp.
Sie gedenken der Verstorbenen. Subj. - V - Gen.
Er schläft. Subj. - V
Es regnet. V
Valenz (Wertigkeit):
- Eigenschaft von Wörtern, Leerstellen um sich zu eröffnen, deren
Füllung durch Ergänzungen den aktuellen Satz ergibt
- Umstand, dass in der Umgebung eines Wortes (bzw. einer Wortklasse)
nicht beliebige, sondern nur bestimmte syntaktische Einheiten (bzw.
Klassen von Einheiten) möglich sind
Satzglieder
Abstufungen in der Verbvalenz
Nullwertige Verben (avalent):
Es regnet. Es schneit. Es donnert.
Einwertige Verben (monovalent):
Er schläft. Er träumt.
Zweiwertige Verben (divalent):
Er liebt dich. Er sucht sein Telefon. (= transitive Verben)
Ich hoffe auf Wetterbesserung. Ich gedenke seiner.
Dreiwertige Verben (trivalent):
Er schenkt seinem Sohn ein Fahrrad. Er gibt X ein Y.
Er teilt X ein Y mit. Er bezeichnet X als Y.
Satzglieder
Adjektivvalenz
gierig auf ..., hungrig auf ..., stolz auf ..., aufmerksam auf ...
einer Sache bedürftig
arm an ..., reich an ...
Substantivvalenz
Hoffnung auf ..., Verdacht auf ..., Gedanke an ..., Erinnerung an ...,
Erwartung dessen ...
Satzbaupläne
Verb (Prädikat) + Ergänzungen (in der Valenz angelegt) = Satzbauplan
Satzbaupläne nach der Duden-Grammatik (7.Aufl. 2006):
Gruppe A: Prädikat + 1 Ergänzung (3 Baupläne)
Gruppe B: Prädikat + 2 Ergänzungen (13 Baupläne)
Gruppe C: Prädikat + 3 Ergänzungen (16 Baupläne)
Gruppe D: Prädikat + 4 Ergänzungen (2 Baupläne)
Gruppe A: Prädikat + eine Ergänzung
Er schläft.
1. Subjekt + Prädikat
Mich hungert. Ihn dürstet. (selten, i.d.R. ersetzt)
2. Akkusativobjekt + Prädikat
Mir schwindelt. (selten, zunehmend ersetzt)
3. Dativobjekt + Prädikat
Satzbaupläne
B1: Subjekt + Prädikat + Objekt
Satzbaupläne
Der Arzt achtet auf die Blutwerte.
7. Subjekt + Prädikat + Präpositionalobjekt
Sie trinkt ein Bier.
4. Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt
Der Bürgermeister hilft dem Antragssteller.
5. Subjekt + Prädikat + Dativobjekt
Der Befragte enthält sich eines Urteils.
6. Subjekt + Prädikat + Genitivobjekt
Gruppe B: Prädikat + zwei Ergänzungen
B2: Subjekt + Prädikat + Prädikativ
Satzbaupläne
Die Studentin wird Lehrerin. Anna ist glücklich.
8. Subjekt + Prädikat + Prädikativer Nominativ / prädikatives Adjektiv
Die Raupe verwandelte sich in einen Schmetterling.
9. Subjekt + Prädikat + prädikative Präpositionalphrase
Kramnik gilt als exzellenter Schachspieler.
10. Subjekt + Prädikat + prädikative Konjunktionalphrase
B3: Subjekt + Prädikat + Adverbial
Satzbaupläne
Der Mord geschah aus Habgier.
14. Subjekt + Prädikat + Kausaladverbial
Otto wohnt in Dresden.
11. Subjekt + Prädikat + Lokaladverbial
Die Sitzung dauerte fünf Stunden.
12. Subjekt + Prädikat + Temporaladverbial
Die Besucher benahmen sich unverschämt.
13. Subjekt + Prädikat + Modaladverbial
B4: Prädikat + zwei Objekte
Satzbaupläne
Mich/Mir ekelt vor diesem Essen.
15. Akkusativobjekt/Dativobjekt + Prädikat + Präpositionalobjekt
C1: Subjekt + Prädikat + zwei Objekte
Satzbaupläne
Gruppe C: Prädikat + drei Ergänzungen
Paul zählt den Nachbarn zu seinen Freunden.
19. Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Präpositionalobjekt
Der Yogalehrer lehrte sie eine neue Technik.
16. Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Akkusativobjekt
Die Zahnärztin zog dem Patienten einen Zahn.
17. Subjekt + Prädikat + Dativobjekt + Akkusativobjekt
Der Anwalt bezichtigte den Beklagten der Untreue.
18. Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Genitivobjekt
Die Lottofee verhilft den Spielern zum Glück.
27. Subjekt + Prädikat + Dativobjekt + Präpositionalobjekt
C2: Subjekt + Prädikat + Objekt + Prädikativum
Satzbaupläne
Paul sieht seine Schwester als Konkurrentin.
23. Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + prädik. Konjunktionalphrase
Der Richter nannte den Beklagten einen Lügner.
20. Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + prädikativer Akkusativ
Die Schwester färbte ihr altes Kleid blau.
21. Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + prädikative Adjektivphrase
Die Jury erklärte die Kandidatin zur Siegerin.
22. Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + prädikative Präposit.phrase
C3: Subjekt + Prädikat + Objekt + Adverbial
Satzbaupläne
Das Wasser lief ihm in die Schuhe.
28. Subjekt + Prädikat + Dativobjekt + Lokaladverbial
Sie hängt das Bild an die Wand.
24. Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Lokaladverbial
Der Richter vertagte die Sitzung auf Dienstag.
25. Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Temporaladverbial
Er behandelt den Kunden wie einen Verbrecher.
26. Subjekt + Prädikat + Akkusativobjekt + Modaladverbial
Das Kleid steht ihr gut.
29. Subjekt + Prädikat + Dativobjekt + Modaladverbial
Der Arzt geht einfühlsam mit dem Patienten um.
31. Subjekt + Prädikat + Präpositionalobjekt + Modaladverbial
C4: Subjekt/es + Prädikat + Adverbial + Adverbial
Satzbaupläne
Es ging bei der Party lustig zu.
32. Subjekt + Prädikat + Lokaladverbial + Modaladverbial
D: Subjekt + Prädikat + zwei Objekte + Prädikativum/Adverbial
Satzbaupläne
Gruppe D: Prädikat + vier Ergänzungen
Der Lehrling färbt der Kundin die Haare grün.
33. Subjekt + Prädikat + Dat.obj. + Akk.obj. + prädikative Adj.phrase
Der Vater legt dem Kind die Hand auf die Schulter.
34. Subjekt + Prädikat + Dativobjekt + Akkusativobjekt + Lokaladverbial
Sonntags joggt er bei schönem Wetter gerne aus gutem Grund im Wald.
1 V 2 3 4 5 6
Ergänzungen vs. Angaben
Auflösung: Satzbauplan 1 liegt vor (nur eine Ergänzung!)
Er joggt
Subjekt Prädikat
Alle anderen Satzglieder sind keine Ergänzungen, sondern Angaben.
Sonntags Temporalangabe
bei schönem Wetter Modalangabe
gerne Modalangabe
aus gutem Grund Kausalangabe
im Wald Lokalangabe
Verb joggen + wieviel Ergänzungen? Sechs?
> Welcher Satzbauplan liegt hier vor?
Ergänzungen vs. Angaben
Ergänzungen:
- abhängig von der Valenz
- meist obligatorisch, seltener
fakultativ
Angaben:
- unabhängig von der Valenz
- fakultativ
Beispiele:
Er denkt an morgen.
Er hofft auf besseres Wetter.
Wir pfeifen auf den Gurkenkönig.
Er verteilt Hefte an die Schüler.
Sie aß den ganzen Braten.
Er entsann sich eines Tages im
Mai, an dem er ...
Beispiele:
Er denkt am Morgen an die Uni.
Er singt auf der Bühne.
Wir pfeifen auf der Straße.
Er verteilt Hefte am Freitag.
Sie schlief den ganzen Tag.
Er besann sich eines Tages,
dass er noch ...
"obligatorisch", "fakultativ" = in syntaktischer Hinsicht
[Ob etwas semantisch oder pragmatisch notwendig ist, ist eine andere Frage!]
Ergänzungen vs. Angaben
Analyse eines Beispielsatzes:
Der junge Mann, augenscheinlich Student, betrat mit federnden
Schritten das Zugabteil des Schnellzuges Hamburg-Berlin, sah sich
suchend um und nahm schließlich neben einer älteren Dame am
Fenster Platz, die erschreckt ihre lederne Handtasche an sich presste.
Valenz der Verben (Verb + Ergänzungen):
betreten: 2wertig Subjekt + Akkusativobjekt
(der junge Mann + das Zugabteil ...)
sich umsehen: 1wertig Subjekt (implizit: er)
Platz nehmen: 1wertig Subjekt (implizit: er)
pressen: 3wertig Subjekt + Akkusativobjekt + Präpos.objekt
(die + ihre lederne Handtasche + an sich)
Angaben:
augenscheinlich, mit federnden Schritten, suchend, schließlich, neben
einer älteren Dame, am Fenster, erschreckt
Attribute
Der junge Mann, augenscheinlich Student, betrat mit federnden
Schritten das Zugabteil des Schnellzuges Hamburg-Berlin, sah sich
suchend um und nahm schließlich neben einer älteren Dame am
Fenster Platz, die erschreckt ihre lederne Handtasche an sich presste.
junge der junge Mann (Subjekt)
federnden mit federnden Schritten (Angabe)
des Schnellzuges HH-Berlin das Zugabteil des ... (Akkusativobjekt)
älteren neben einer älteren Dame (Angabe)
lederne ihre lederne Handtasche (Akk.objekt)
= Attribute
- Attribute = keine Satzglieder, sondern Teile von Satzgliedern (d.h. von
Ergänzungen oder Angaben)
- jeweils bezogen auf ein Nomen (Mann, Schritten, Zugabteil, Dame,
Handtasche) und diesem untergeordnet
Attribute
Arten von Attributen
1.) Adjektivattribute: das alte Buch
2.) Genitivattribute: der Hut des Mannes, das Land der Träume,
Deutschlands Kanzlerin, Herberts Motorrad
3.) Präpositionalattribute: das Buch mit Fadenheftung
4.) Enge Apposition: der Maler Klecks, die Operndiva Callas, der
Freistaat Sachsen, ein Liter Bier
5.) Relativsätze
a) Restriktive: Die(jenigen) Vertragsklauseln, die rechtswidrig sind,
können Sie ignorieren.
b) Nicht restriktive: Wir treffen eine Vereinbarung, die allen nützt.
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Formalisierung in der Syntax:
- Verwendung von Kürzeln zur Kennzeichnung von sprachlichen
Einheiten wie Morphemen, Wortarten, Phrasen, Satzgliedern
(Ergänzungen, Angaben) usw.
- grafische Darstellung von syntaktischen Relationen, v.a. durch
Baumdiagramme
Kürzel für Wortarten und Phrasen:
- Wortarten: V (Verb), N (Nomen), ADJ (Adjektiv), ADV (Adverb), ART
(Artikel), PRO (Pronomen), PRÄ (Präposition), KON (Konjunktion),
SUB (Subjunktion), PAR (Partikel) ...
- Phrasen: vor allem NP (Nominalphrase), VP (Verbalphrase), PP
(Präpositionalphrase)
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Kürzel für Satzglieder:
- Ergänzungen (= Subjekt, Objekte, Prädikativum):
Enom (Nominativergänzung), Eakk (Akkusativergänzung), Edat
(Dativergänzung), Egen (Genitivergänzung), Eprp (Präpositional-
ergänzung), PRÄD (Prädikativum) ...
- Angaben (= adverbiale Bestimmungen, nach semantischen Kriterien
differenziert):
Alok (Lokalangabe), Atemp (Temporalangabe), Akaus (Kausalangabe),
Afin (Finalangabe), Akond (Konditionalangabe), Akonz (Konzessiv-
angabe) ...
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Grafische Darstellung syntaktischer Relationen
Grundprinzip: Darstellung von Abhängigkeitsbeziehungen (Dependenzen)
zwischen Verb und Satzgliedern und zwischen den Einheiten, aus
denen Phrasen bestehen
Dependenzstrukturen in Phrasen
NP - Beispiel: der gute Mann
- ART der und ADJ gut sind abhängig von N Mann (das Nomen gibt das
Genus vor, Artikel und attributives Adjektiv werden angepasst)
- ADJ gut ist abhängig von ART der (der Artikel gibt die Deklination vor,
das Adjektiv wird angepasst: der gut-e Mann, ein gut-er Mann)
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Grafische Darstellung syntaktischer Relationen
Grundprinzip: Darstellung von Abhängigkeitsbeziehungen (Dependenzen)
zwischen Verb und Satzgliedern und zwischen den Einheiten, aus
denen Phrasen bestehen
Dependenzstrukturen in Phrasen
NP - Beispiel: der gute Mann
- ART der und ADJ gut sind abhängig von N Mann (das Nomen gibt den
Kasus vor, Artikel und attributives Adjektiv werden angepasst)
- ADJ gut ist abhängig von ART der (der Artikel gibt die Deklination vor,
das Adjektiv wird angepasst: der gut-e Mann, ein gut-er Mann)
Darstellung: Mann
der
gute
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Dependenzstrukturen in Phrasen
PP - Beispiel: (die Suche) nach dem verschollenen Bild
- die NP dem verschollenen Bild ist abhängig von der PRÄP nach (die
Präposition gibt den Kasus vor)
- innerhalb der NP ist wiederum das ADJ abhängig vom ART, der ART
abhängig vom N
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Dependenzstrukturen in Phrasen
PP - Beispiel: (die Suche) nach dem verschollenen Bild
- die NP dem verschollenen Bild ist abhängig von der PRÄP nach (die
Präposition gibt den Kasus vor)
- innerhalb der NP ist wiederum das ADJ abhängig vom ART, der ART
abhängig vom N
Darstellung: nach
Bild
dem
verschollenen
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Beispiel für eine komplexere Struktur: die Sorge um die Bauern in Holstein
Sorge
die um
Bauern
die in
Holstein
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Beispiel für eine komplexere Struktur: die Sorge um die Bauern in Holstein
Sorge
die um
Bauern
die in
Holstein
PP
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Beispiel für eine komplexere Struktur: die Sorge um die Bauern in Holstein
Sorge
die um
Bauern
die in
Holstein
NP
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Beispiel für eine komplexere Struktur: die Sorge um die Bauern in Holstein
Sorge
die um
Bauern
die in
Holstein
PP
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Beispiel für eine komplexere Struktur: die Sorge um die Bauern in Holstein
Sorge
die um
Bauern
die in
Holstein
NP
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Dependenzstrukturen im Satz
- Ausgangspunkt: das Verb (als strukturelles Zentrum des Satzes)
- Dependenzrelation: V bestimmt die Anzahl und Art seiner Mitspieler, der
Ergänzungen (Verbvalenz)
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Dependenzstrukturen im Satz
- Ausgangspunkt: das Verb (als strukturelles Zentrum des Satzes)
- Dependenzrelation: V bestimmt die Anzahl und Art seiner Mitspieler, der
Ergänzungen (Verbvalenz)
Abstraktes Diagramm mit Angabe der Ergänzungsarten
Beispiel: der Vater legt dem Kind die Hand auf die Schulter
V
legt
Enom Edat Eakk Eprp
der Vater dem Kind die Hand auf die Schulter
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Explizites Diagramm mit Angabe aller Valenzstrukturen
V
legt
Nnom Ndat Nakk PRÄP
Vater Kind Hand auf
ARTnom ARTdat ARTakk Nakk
der dem die Schulter
ARTakk
die
Komplexes Beispiel mit Ergänzungen und Angaben:
V
verteilt
Nnom PRÄP ADV Nakk PRÄP
Lehrer aus heute Aufgaben an
ARTnom Ndat PROakk Nakk
der Nettigkeit keine Schüler
ADJnom ADJdat ADJakk ARTakk
junge reiner schweren die
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Komplexes Beispiel mit Ergänzungen und Angaben:
V
verteilt
Nnom PRÄP ADV Nakk PRÄP
Lehrer aus heute Aufgaben an
ARTnom Ndat PROakk Nakk
der Nettigkeit keine Schüler
ADJnom ADJdat ADJakk ARTakk
junge reiner schweren die
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Enom Eakk Eprp Akaus Atemp
Literaturhinweis zur dependenziellen Syntax:
Ulrich Engel: Syntax der deutschen Gegenwartssprache. 3., völlig neu
bearb. Aufl. Berlin 1994.
Ansätze zur Formalisierung syntaktischer Strukturen:
die dependenzielle Syntax
Lucien Tesnière (1893-1954)
gilt als Begründer der Dependenzgrammatik
Hauptwerk:
Élements de syntaxe structurale. Paris 1959.
Auf deutsch:
Grundzüge der strukturalen Syntax. Herausgegeben und übersetzt von
Ulrich Engel. Stuttgart 1980.
Satzarten (Satztypen)
Ich bin ein Berliner.
Ist er ein Berliner?
Sei ein Berliner!
Wärst du doch ein Berliner!
Ist dás aber ein Berliner!
Deklarativsatz (= Konstativsatz)
Interrogativsatz
Imperativsatz
Desiderativsatz
Exklamativsatz
Keine zwingende Verknüpfung von Satzarten mit bestimmten
pragmatischen Funktionstypen ("Äußerungsarten"):
Deklarativsatz kann auch für Fragen stehen:
Du hast die Prüfung bestanden?
Deklarativsatz kann auch für Aufforderungen stehen:
Sie bringen mir die Entwürfe vor 10 Uhr.
Interrogativsatz kann auch für Feststellungen stehen:
Hast du nicht alle Tassen im Schrank? Ist das nicht schön?
Wie uncool ist das denn?
Satzarten (Satztypen)
Satzarten werden nach rein formalen Kriterien (nicht nach
pragmatischen Funktionen) definiert.
Wichtigste Unterscheidungskriterien:
- Stellung des Verbs (an erster, zweiter, dritter Position)
- Modus des Verbs (Indikativ, Konjunktiv, Imperativ)
- Intonationsstruktur des Satzes (fallend, steigend)
Satzarten (Satztypen)
Deklarativsatz (Aussagesatz)
Ich bin ein Berliner.
Diese Aufgabe könnte ich nicht lösen.
Typische formale Eigenschaften:
- Verb an zweiter Position (= linke Satzklammer)
- Verb im Indikativ oder Konjunktiv (nicht im Imperativ)
- fallende Intonation
Satzarten (Satztypen)
Interrogativsatz (Fragesatz)
Ist er ein Berliner? (Entscheidungsfrage)
Wirst du ihn treffen? (Entscheidungsfrage)
Typische formale Eigenschaften:
- Verb an erster Position (= linke Satzklammer), leeres Vorfeld
- Verb im Indikativ oder Konjunktiv II
- steigende Intonation
Wer ist ein Berliner? (Ergänzungsfrage)
Wen willst du treffen? (Ergänzungsfrage)
Typische formale Eigenschaften:
- Verb an zweiter Position (= linke Satzklammer)
- Interrogativpronomen im Vorfeld
Satzarten (Satztypen)
Imperativsatz (Aufforderungssatz)
Sei ein Berliner!
Hör doch auf!
Lasst uns anfangen!
Fangen wir an!
Typische formale Eigenschaften:
- Verb an erster Position, leeres Vorfeld
- Verb im Imperativ
- fallende Intonation
Satzarten (Satztypen)
Desiderativsatz (Wunschsatz)
Wäre er doch ein Berliner! (Typ 1)
Wenn er doch ein Berliner wäre! (Typ 1)
Es lebe der Berliner! (Typ 2)
Man preise und lobe ihn! (Typ 2)
Typische formale Eigenschaften des Typs 1:
- Verb an erster Position (leeres Vorfeld) oder an letzter Position
- Verb im Konjunktiv II
- fallende Intonation
Typische formale Eigenschaften des Typs 2:
- Verb an zweiter Position
- Verb im Konjunktiv I
- fallende Intonation
Satzarten (Satztypen)
Exklamativsatz (Ausrufesatz)
Ist dás aber ein Berliner!
Gérn wäre ich ein Berliner!
Was dás für ein Berliner ist!
Typische formale Eigenschaften:
- Verbposition unspezifisch (erste, zweite oder letzte Position)
- Verb im Indikativ oder Konjunktiv II
- fallende Intonation und Hervorhebung einer Einheit im Satz
Satzkomplexität
Trotz mehrfach wiederholter, intensiver Ermahnungen seitens der
bereits allmählich unruhig werdenden Eltern will das unartige Kind
heute auf keinen Fall etwas von seinen leckeren Naschis abgeben.
Die Lufttemperatur stand in einem ordnungsgemäßen Verhältnis zur
mittleren Jahrestemperatur, zur Temperatur des kältesten wie des
wärmsten Monats und zur aperiodischen monatlichen
Temperaturschwankung. (R. Musil)
Der letzte Grund meines Unvermögens zur Einordnung in eine offizielle
deutsche Korporation ist mein tiefes Misstrauen gegen die deutsche
Republik. (H. Hesse)
Der Mensch denkt, Gott lenkt.
Er kam, sah und siegte.
Ich denke, also bin ich.
Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Wer hat, der hat.
Ich hoffe, sie bleibt.
Welche Sätze sind "einfach",
welche sind "komplex"?
Satzkomplexität
Trotz mehrfach wiederholter, intensiver Ermahnungen seitens der
bereits allmählich unruhig werdenden Eltern will das unartige Kind
heute auf keinen Fall etwas von seinen leckeren Naschis abgeben.
Die Lufttemperatur stand in einem ordnungsgemäßen Verhältnis zur
mittleren Jahrestemperatur, zur Temperatur des kältesten wie des
wärmsten Monats und zur aperiodischen monatlichen
Temperaturschwankung. (R. Musil)
Der letzte Grund meines Unvermögens zur Einordnung in eine offizielle
deutsche Korporation ist mein tiefes Misstrauen gegen die deutsche
Republik. (H. Hesse)
Der Mensch denkt, Gott lenkt.
Er kam, sah und siegte.
Ich denke, also bin ich.
Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Wer hat, der hat.
Ich hoffe, sie bleibt.
= Einfache Sätze
= Komplexe Sätze
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