angola - the worldfoliotexaco, petromar, fina, bp, sonangol, halliburton und bechtel haben sich auf...

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Diese Beilage wurde von GLOBUS VISION, die für den Inhalt verantwortlich ist, zur Verbreitung in CAPITAL erstellt. Unvermindert schreitet Angolas Wiederaufbauboom voran. Zu den staatlich verwalteten Wirt- schaftszweigen Erdöl, Bergbau und Energie stoßen nunmehr auch die pri- vatwirtschaftlich organisierten Sektoren hin- zu. Seit dem Ende des Bürgerkriegs fließen im Zuge des nationalen Wiederaufbaus Milliarden von Dollar in eine zunehmend brei- tere Auswahl von Projekten mit Schwer- punkt Infrastruktur und meist bilateraler aus- ländischer Finanzierung. Mitten im Herzen Afrikas ist Angola zum Land mit dem höch- sten Investitionsvolumen auf dem Kontinent geworden. Gelder fließen vor allem aus China, Brasilien und Portugal, aber auch aus Russland, Kanada und Deutschland. Internationale Prognosen gehen von jähr- lich 100 neuen zumeist Offshore-Bohrstel- len aus; Kupfer- und Eisenerzförderung er- leben eine Wiederbelebung; die Instand- setzung des Eisenbahnnetzes und der Verkehrswege, der Ausbau von Häfen, so- wie Wasser- und Stromversorgungsnetzen werden vorangetrieben. Eine positive Entwicklung bei den Rah- menbedingungen für die Privatwirtschaft bedeutet das Wachstum im Bankensektor. Für Auslandinvestoren hat die Regierung ernsthafte Schritte unternommen, den an- golanischen Markt attraktiver zu machen: Steuer- und Zollsenkungen, sowie reizvol- lere Devisenbestimmungen. Angola Angola Nachhaltiger Aufschwung TEIL 3 einer exklusiven Publikationsreihe über Angola Donnerstag, 18. Februar 2010

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Page 1: Angola - The WorldfolioTexaco, Petromar, Fina, BP, Sonangol, Halliburton und Bechtel haben sich auf die-ser Insel der nordangolani-schen Gemeinde Soyo niedergelassen. Die Gesell-schaft

DDiieessee BBeeiillaaggee wwuurrddee vvoonn GGLLOOBBUUSS VVIISSIIOONN,, ddiiee ffüürr ddeenn IInnhhaalltt vveerraannttwwoorrttlliicchh iisstt,, zzuurr VVeerrbbrreeiittuunngg iinn CCAAPPIITTAALL eerrsstteelllltt..

Unvermindert schreitet Angolas

Wiederaufbauboom voran. Zu

den staatlich verwalteten Wirt-

schaftszweigen Erdöl, Bergbau

und Energie stoßen nunmehr auch die pri-

vatwirtschaftlich organisierten Sektoren hin-

zu. Seit dem Ende des Bürgerkriegs fließen

im Zuge des nationalen Wiederaufbaus

Milliarden von Dollar in eine zunehmend brei-

tere Auswahl von Projekten mit Schwer-

punkt Infrastruktur und meist bilateraler aus-

ländischer Finanzierung. Mitten im Herzen

Afrikas ist Angola zum Land mit dem höch-

sten Investitionsvolumen auf dem Kontinent

geworden. Gelder fließen vor allem aus

China, Brasilien und Portugal, aber auch aus

Russland, Kanada und Deutschland.

Internationale Prognosen gehen von jähr-

lich 100 neuen zumeist Offshore-Bohrstel-

len aus; Kupfer- und Eisenerzförderung er-

leben eine Wiederbelebung; die Instand-

setzung des Eisenbahnnetzes und der

Verkehrswege, der Ausbau von Häfen, so-

wie Wasser- und Stromversorgungsnetzen

werden vorangetrieben.

Eine positive Entwicklung bei den Rah-

menbedingungen für die Privatwirtschaft

bedeutet das Wachstum im Bankensektor.

Für Auslandinvestoren hat die Regierung

ernsthafte Schritte unternommen, den an-

golanischen Markt attraktiver zu machen:

Steuer- und Zollsenkungen, sowie reizvol-

lere Devisenbestimmungen.

AngolaAngolaNachhaltiger AufschwungTTEEIILL 33

eeiinneerr eexxkklluussiivveenn PPuubblliikkaattiioonnssrreeiihhee üübbeerr AAnnggoollaa DDoonnnneerrssttaagg,, 1188.. FFeebbrruuaarr 22001100

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22 EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION

AANNGGOOLLAA Editoriales und

kommerzielles Projekt:

Alex de la Mare

Virginia Di Paola

Gonzalo del Río

HHIINNWWEEIISS

Statistische Angaben,

Ziffern und Zahlen

stammen aus

Regierungsquellen

und Interviews.

IIMMPPRREESSSSUUMM

Eine Sonderbeilage von

Globus Vision.

Verantwortlich für den

redaktionellen

Inhalt und für Anzeigen:

GLOBUS VISION

Albert Buildings

49 Queen Victoria Street

London EC4N 4SA

Tel.: 44 (0) 20 7409 2354

Fax: 44 (0) 20 7409 1817

Online-Version dieser

Ausgabe:

wwwwww..gglloobbuussvviissiioonn..ccoomm

● BBrruuttttooiinnllaannddpprroodduukktt::

61,5 Mrd. US-Dollar

(2009)

68,4 Mrd. US-Dollar

(2010 geschätzt)

● WWaarreenneeiinnffuuhhrr:: 14,5

Mrd. US-Dollar (2009)

● WWaarreennaauussffuuhhrr:: 22,7

Mrd. US-Dollar (2009)

● WWaacchhssttuummssiinnddeexx

2009: 1,3%

2010: 8,6%

(geschätzt)

● DDeevviisseennrreesseerrvveenn::

rund 11 Mrd. US-Dollar

(2007)

● EErrddööllfföörrddeerruunngg

2 Millionen Barrel pro

Tag

OPEC-Vollmitgliedschaft

seit Januar 2007

● DDiiaammaanntteennpprroodduukkttiioonn

((iinnssggeessaammtt)):: 995 Mio

US-Dollar (2008)

● NNuuttzzbbaarree

AAggrraarrffllääcchhee:: 35 Mio

Hektar

● KKrreeddiittlliinniieenn ffüürr kklleeiinnee

AArrggaarrbbeettrriieebbee:: 1,2 Mrd.

US-Dollar

● TToouurriissmmuuss uunndd

GGaassttggeewweerrbbee:: 200.000

Touristen (2005)

Reiche Erdölvorkommen vor der

Küste haben Angola zu einem

der größten Erdölexporteure Afri-

kas gemacht. Mit einem Anteil von

zwischen 80 und 90% am Ge-

samtexport sind Erdöl und Erdgas

zu tragenden Säulen der Wirt-

schaftsentwicklung geworden; 55%

des BIP stammen aus der Erdöl-

produktion. Mit nunmehr 2 Millio-

nen Barrel täglicher Förderleistung

hat Angola die Konkurrenz aus Ni-

geria und Libyen hinter sich gelas-

sen und ist auf dem schwarzen Kon-

tinent Erdölproduzent Nummer eins.

Erdölminister José M. Botelho de

Vasconcelos warnt jedoch: „Erdöl

ist ein fossiler Brennstoff, der irgend-

wann erschöpft sein wird. Angola

hat daher mit Blick auf die Zukunft

schon begonnen, die Einnahmen aus der Erdölindus-

trie dafür einzusetzen, die Wirtschaft des Landes zu

diversifizieren. Mit den Erdöleinnahmen sollen die

übrigen Wirtschaftszweige gefördert werden und

Angola eine nachhaltige Zukunft garantieren.” Erdöl

soll nicht nur exportiert, sondern

mehr zur Energieversorgung der ei-

genen Bevölkerung genutzt wer-

den. Die petrochemische Industrie

im eigenen Land wird gefördert.

„Ein Land, das wie Angola stark

landwirtschaftlich geprägt ist, be-

darf vieler Düngemittel”, erklärt An-

golas Erdölminister. Ein weiteres Ziel

ist die vermehrte Anstellung ango-

lanischer Arbeitskräfte und die Ein-

bindung lokaler Unternehmen als

Güterlieferanten und Dienstleister

des boomenden Erdölsektors. Die-

se Politik zeigt erste Erfolge. „Alles

in allem, beginnt die Industrie auf-

zuleben; es ist allerdings noch viel

zu tun“, erklärt Philippe Frederic,

Generaldirektor der Brauereigrup-

pe Castel- BGI-BIH, die bekannt für

ihre Bier-sorten Cuca, Nocal und Eka ist. Noch kommt

zum Beispiel über ein Drittel des Biers, das in Angola

konsumiert wird, aus dem Ausland. „Dieser Prozent-

satz liegt zu hoch. Bier sollte zu 90% im Inland ge-

braut werden”, schätzt Philippe Frederic.

ANGOLA IN FAKTEN UND ZAHLEN

ErdÖleinnahmen fließen in die FÖrderung anderer Wirtschaftszweige

Erdöl und Erdgas sprudeln

JJoosséé MM.. BBootteellhhoo ddee VVaassccoonncceellooss

Minister für Erdöl

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EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION 33

Die Insel Kwanda liegt in

der Kongo-Mündung

und bietet verschiedenen

Erdöl- und Erdgasprojekten

einen idealen Stützpunkt.

Texaco, Petromar, Fina, BP,

Sonangol, Halliburton und

Bechtel haben sich auf die-

ser Insel der nordangolani-

schen Gemeinde Soyo

niedergelassen. Die Gesell-

schaft Kwanda Lda. stellt

Offshore- und Onshore-

Unternehmen ihre Dienste

zur Verfügung. „Heute pro-

duziert Soyo über 60% des

angolanischen Öls und die-

se Tatsache hat Kwanda Ldas

Verantwortung enorm ge-

steigert”, erklärt Firmendi-

rektor Alberto Sabino.

Außerdem baue Kwanda Li-

mited eine Erdgasraffinerie

innerhalb des Kwanda Peri-

meters, aus der wiederum

weitere Projekte für die pe-

trochemische Industrie er-

wachsen sollen, wie die Ammoniak- und Alumi-

niumgewinnung.

Die Regierung in Luanda hat diverse Pro-

jekte zur Verbesserung der Transportwege

in die Provinz Zaire, wo Kwanda Lda. ihren

Sitz hat, geplant. „Die Straßenverbindun-

gen zwischen Luanda-Soyo, Luanda-Mban-

za Conogo und Nzeto-Soyo, sowie zu al-

len weiteren Ortschaften der Provinz sind

schon von der Zentralregierung

genehmigt und auf dem besten

Weg zur Verwirklichung”, versi-

chert Alberto Sabino.

Ein weiteres großes Infrastruktur-

projekt sei der Bau einer Brücke zwi-

schen Soyo und Cabinda. „Diese wird

nicht nur die Entfernung der Provinz

Zaire zur Exklave jenseits des Kongo-

Flusses verringern, sondern auch beide Provinzen

enger zusammenschmelzen”, erklärt Kwanda Ldas

Direktor, der auch Mitglied der technischen Kom-

mission zum Bau der Cabinda-Brücke ist.

Für den wichtigsten Aspekt des Brückenbaus

hält Sabina die Möglichkeit, über diese Gas, Öl

und Bahnverkehr zu integrieren und gemeinsam

überall - nicht nur innerhalb Angolas, sondern

über die Landesgrenzen hinaus auf dem gesamten

afrikanischen Kontinent - zu verteilen.

Kwanda Lda. entstand aus einem Joint Ven-

ture von Sonangol und der zur Saipem Gruppe

gehörenden Gesellschaft Delong Hersent Ltd. und

operiert auf Kwanda Base, indem sie den an-

sässigen Öl- und Gasgesellschaften logistische

Unterstützung bietet. „Kwanda Base ist der Stütz-

punkt, von dem aus die Öl- und Gasplattformen

ihre Arbeiten ausführen. Heute sind über 50

Unternehmen auf der Insel ansässig. Für sie alle

werden Infrastrukturen, Unterkünfte und Catering-

Einrichtungen geliefert; z.B. täglich

über 9.000 Mahlzeiten. Die riesige

Servicenachfrage der Ölplattformen

hält den Hafen ständig in Betrieb”,

sagt Sabino. Außerdem sei das wich-

tigste Ziel sicherzustellen, dass alle

Projekte, die in Soyo in Angriff ge-

nommen würden, auch rechtzeitig

durchgeführt würden. „Viele Schiffe

warten vor Anker auf Entladung und

Verzögerungen sind unerwünscht.

Die Arbeit muss dynamisch und effi-

zient geleistet werden, so dass die

Fracht rechtzeitig ankommt und die

Unternehmen ihre Geschäfte pro-

blemlos abwickeln können.“

Die rechte Hand derFördergesellschaftenKwanda Lda. unterstützt die ErdÖlplattformenbei allen Logistik-Fragen auf Kwanda Base

NNeeuuee BBrrüücckkeenn uunndd VVeerrkkeehhrrsswweeggee ssoolllleenn ddiiee PPrroovviinnzz ZZaaiirree

iinn ZZuukkuunnfftt nnoocchh bbeesssseerr aann aannddeerree GGeebbiieettee aannbbiinnddeenn

AAllbbeerrttoo SSaabbiinnoo

Direktor von

Kwanda Lda.

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44 EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION

Chitotolo Mining Society www.chitotolo.com

Established as a joint venture between Endiama, ITM Mining Ltd and Lumanhe, Chitotolo operates the diamond prospecting and exploration

in the state of Lunda Norte. Through sustainable work with both community and environment, Chitotolo is doing brilliant business

and bringing wealth to Angola.

Angola gilt seit geraumer Zeit

als das afrikanische Land unter-

halb der Sahara mit dem lebhaf-

testen Investitionsklima. Im Zuge

des Wiederaufbaus

werden seit Kriegsen-

de Milliardenprojekte

durchgeführt oder be-

finden sich in Planung.

Interessante Entwick-

lungen und umfang-

reiche Investitionen tre-

ten vor allem beim

Bergbau auf. Der Aus-

bau der größten na-

tionalen Diamanten-

mine in Catoca und

die Errichtung einer

neuen Verarbeitungs-

anlage erhöhten

2006 die Erzeugung in Höhe von

300 Millionen US-Dollar im Vorjahr

drastisch auf 400. Im Jahr 2010 wird

eine Produktion von 17 bis 19 Milli-

onen Karat erwartet.

Die Regierung hat die nationale

Gesetzgebung in Sachen Bergbau

überarbeitet, womit bessere Be-

dingungen für ausländische Inve-

storen geschaffen werden sollen.

Mankenda Ambroise, Ex-Minister für

Bergbau, erklärt, dass

der nationale Wieder-

aufbau bei der Regie-

rung Priorität genieße.

Innerhalb von vier Jah-

ren solle über eine Mil-

lion Häuser gebaut wer-

den. Dazu seien Gel-

der erforderlich.

„Ein Land wie An-

gola kann sich mithilfe

seiner natürlichen

Ressourcen regenerie-

ren. Eisen-, Mangan-,

Gold-, Kupfer-, Dia-

manten- und Ame-

thystvorkommen sollen deshalb er-

schlossen werden; aber auch Sand,

Kies, Kalkstein und Zement sind für

den Wiederaufbau notwendig und

können im Inland produziert wer-

den”, bekräftigt der frühere Berg-

bauminister Ambroise.

Partner mit Know How sind beiminvestitionsintensiven Bergbau stets willkommen

Reiche Bodenschätzezu erschließßen

MMaannkkeennddaa AAmmbbrrooiissee

Früherer Minister

für Bergbau

Vor allem der Nordosten und

das Zentrum Angolas verfügen

über reiche Diamantenreser-

ven. Vor 1975 war Angola das

viertgrößte diamantenprodu-

zierende Land der Welt. Nach

dem Krieg ist die Produktion

2008 wieder auf 7.389.133

Karat (995.408.419 US-Dol-

lar) gestiegen. Das größte al-

luviale Förderungsprojekt ist

im Besitz der Sociedade Mi-

neira do Chitotolo, die eine Li-

zenz für 5.400 Quadratmeter

Schwemmland in Luanda Nor-

te hält.

Victor Manuel Ventura Nu-

nes, CEO des Unternehmens,

beschreibt das große Potential

und die hohe Rentabilität der

Diamantenindustrie in Angola:

„Sogar mitten in einer weltwei-

ten Krisenzeit bleibt die Dia-

mantenproduktion eine attrak-

tive Geschäftsalternative.“

Ob Diamanten, Eisen, Kup-

fer, Gold, Mangan, Granit

oder Marmor, überall in Ango-

la häufen sich die Rohstoffre-

serven. Die Schwierigkeit läge

darin, sich zu diesen Vorkom-

men Zugang zu verschaffen,

behauptet der Chitotolo-CEO.

„Auf dem Diamantensektor

müssen die Projekte ganzheit-

lich angegangen werden: an-

gefangen bei Fragen der Lo-

gistik, der Unterbringung, des

Personals, des Transports und

der Stromversorgung”, erklärt

Ventura Nunes.

Am Chitotolo Projekt sind

die staatliche Endiama (Empre-

sa Nacional de Diamantes de

Angola) und die privaten Fir-

men ITM Mining Limited und

Lumanhe beteiligt. Bei einer

monatlichen Produktion von

12.000 Karat (2006) ist Chi-

totolo in der Diamantenindus-

trie führend und fühlt sich des-

halb dem Umweltschutz, sowie

der Gesundheit und Sicherheit

seiner Mitarbeiter verpflichtet.

GLÄNZENDE

AUSSICHTEN FÜR

DIAMANTEN

VViiccttoorr MMaannuueell VVeennttuurraa

NNuunneess

CEO von Chitotolo

Während des Krieges war die

Sicherheit der Transportinfra-

strukturen, insbesondere des Öl-

und Treibstofftransports, für An-

gola kritisch. Ein sicherer Trans-

port von Personen und Fracht

wurde so zur Hauptaufgabe für

Angolan Petroleum Services.

AP Services Präsident Fernando

Eduardo Manuel berichtet über

den Werdegang der im Novem-

ber 2000 gegründeten Firma:

„Zunächst wurde AP Services als

Security-Unternehmen vor allem

für die Öl- und Diamantenindus-

trie, aber auch für Landverkehr,

Tiefbau und weitere Arten von

Unternehmen gegründet, die Si-

cherheit benötigten.”

Das Unternehmen mit Haupt-

sitz in Luanda arbeitet heute in

insgesamt fünfzehn angolani-

schen Provinzen und hat seine

Aktivitäten vom Kerngeschäft

der Sicherheit ausgehend wei-

ter diversifiziert. Das Unterneh-

men ist auch im Bergbau, Bau-

gewerbe, Verkehr, Landwirt-

schaft und Kommunikation

tätig. Hauptprojekt ist derzeit

die Nutzung von Kupferminen

im Norden und Diamantenmi-

nen im Westen des Landes. Die

gesamte erforderliche Infra-

struktur wie Straßen, Elektri-

zitäts- und Wasserleitungen

musste erst gebaut werden.

In enger Zusammenarbeit

mit internationalen Partnern –

Chinesen, Russen, Kanadiern,

Ukrainern - arbeitet AP Servi-

ces an der Erschließung und

Gewinnung verschiedener

Ressourcen und an der Einrich-

tung einer Abteilung für geo-

logische Untersuchungen. „Für

eine Zusammenarbeit mit

deutschen Partnern ist AP Ser-

vices jederzeit bereit; nicht

nur beim Bergbau, sondern

auf jedem Gebiet, auf dem es

für beide Seiten vorteilhaft

wäre”, erklärt Fernando Edu-

ardo Manuel.

SICHERES

WACHSTUM DURCH

DIVERSIFIKATION

FFeerrnnaannddoo EEdduuaarrddoo MMaannuueell

Präsident von

AP Services

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EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION 55

Auf der Fazenda Pungo Andongo in der

nordangolanischen Provinz Malanje, 350 Ki-

lometer von Luanda entfernt, werden jährlich

über 30.000 Tonnen Getreide geerntet. Das

Projekt ist ein Beispiel für das erfolgreiche

Management von Gesterra, dem staatlichen

agro-industriellen Konzern. Landwirtschaft

auf industrieller und umweltfreundlicher Basis

ist ein Produktionsmodell, das

von Gesterra ausgearbeitet

und nun landesweit durchge-

setzt werden soll. Sobald die

Zeit reif ist, soll das Gesterra-

Produktionsmodell von der

öffentlichen Hand an private

Akteure gehen.

Noch ist die Ertragskraft in

Angolas ländlichen Gegend

eher gering. „Angola müsste

jährlich knapp zwei Millionen

Tonnen Getreide produzieren,

um die Hungergefahr zu ban-

nen“, meldet Carlos Pinto, Di-

rektor von Gesterra. Zu einer Steigerung der

Produktivität sind neue Methoden, besseres

Saatmaterial, Mischdünger, neue Technolo-

gien und Maschinen erforderlich, damit die

Landwirtschaft genügend Erzeugnisse erwirt-

schaften kann, um nicht nur dem Nahrungsmit-

telbedarf vor Ort gerecht zu werden, sondern

überschüssige Erträge auf dem nationalen und

internationalen Markt verkaufen

zu können.

Gesterra verwaltet die staat-

lichen Ländereien und zielt auf

nationale Selbstversorgung ins-

besondere bei Getreide, Mais,

Reis, Soja und Bohnen. „In den

Provinzen Lunda-Sul, Lunda-

Norte, Moxico und Uíge muss

der Reisanbau gefördert wer-

den. Mais soll in Malanje, Hu-

ambo, Bié, Kwanza Sul, Huila

und den Regionen nördlich Hui-

las wachsen. Sobald die An-

bauprogramme in Gang sind,

soll auch mit der Produktion von Samen

innerhalb Angolas begonnen werden, um so

den Verlust finanzieller Mittel beim Kauf von

Saatmaterial zu vermeiden. Ebenso muss

mehr Energie und Zeit auf Viehzucht und

Fischfarmen verwendet werden“, erläutert

Pinto. Um den Wert der Agrarprodukte zu

steigern, soll der anschließende Verarbei-

tungsprozess im Land selbst erfolgen. „Die

Verwandlung von Soja zu Öl oder Futtermit-

tel, von Zuckerrohr zu raffiniertem Zucker

wird den ländlichen Gemeinden Wohlstand

bringen“, ist Pinto überzeugt. Gesterras Pro-

jekte zielen hauptsächlich auf die Ausmer-

zung von Hunger und Armut, aber auch auf

die Verbesserung der sozialen Bedingungen

der Bevölkerung. Die angolanischen Familien

sollen Zugang zu Wohlstand und Bildung er-

halten. „Es handelt sich um ein integriertes

Entwicklungsprojekt, das neben der Land-

wirtschaft noch vieles andere umfasst: Was-

ser- und Energieversorgung, bessere Stra-

ßen, Schulen und Krankenhäuser.“

VON DER SELBSTVERSORGUNG ZUR INDUSTRIELLEN AGRARPRODUKTION

In der Vergangenheit viertgrößter Kaffeepro-

duzent der Welt und einer der wichtigsten Ex-

porteure für Zuckerrohr, Bananen, Sisal und

Baumwolle leidet Angolas Landwirtschaft immer

noch unter den Folgen des Bürgerkrieges. Vie-

le Bauern fürchten versteckte Landminen. Weit-

angelegte Entminungsprogramme sollen die

Gefahr beheben, denn Angola verfügt über ei-

ne nutzbare Agrarfläche von 35 Millionen Hek-

tar fruchtbarsten Landes. Als neue Anbaupro-

dukte gelten Mais, Kokosöl, Kartoffeln, Reis und

Kakao. Die Zucht von Rindern und Ziegen ist

ziemlich weit verbreitet. Immer-

hin sind etwa 85% der arbei-

tenden Bevölkerung in der Land-

wirtschaft tätig und bringen die-

sen Wirtschaftszweig langsam

in Schwung. Nicht ohne Wir-

kung bleiben dabei die Bemü-

hungen der Regierung eine Land-

wirtschaft auf industrieller Basis

voranzutreiben.

Einer der Stützpfeiler für das

nationale Wiederaufbaupro-

gramm sei eben die Landwirt-

schaft, erklärt Agrarminister

Afonso Pedro Canga.

Angola, ehemals ein erfolg-

reiches Exportland für Agrar-

produkte, ist heute reines Im-

portland. Allerdings zählt die

Landwirtschaft zu den Wirt-

schaftszweigen, für die ein ra-

santer Aufschwung prophezeit

wird. „Mit ihrer Hilfestellung für

den Agrarsektor bezweckt die

Regierung die Deckung des na-

tionalen Bedarfs, die Schaffung

von Arbeitsplätzen und die Di-

versifizierung der angolanischen

Wirtschaft”, erklärt Landwirt-

schaftsminister Canga.

Eine Reihe von Entwicklungs-

programmen für den ländlichen

Raum sehen Subventionen für Klein-

bauern, kleine und mittlere Betrie-

be und Agrarforschungsprojekte

vor. „Weitere Initiativen zielen auf

die Instandsetzung des Bewässe-

rungssystems und die Gründung

großer industrieller Farmen, sowie

Forschungsprojekte für Fischerei

und Forstwirtschaft ab”, erläutert

der Landwirtschaftsminister.

Die Angolanische Entwicklungsbank (BDA) hat

1,2 Milliarden US-Dollar für kleine landwirt-

schaftliche Unternehmen, Familienbetriebe und

Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen und

Traktoren bereitgestellt.

Bis 1974-75 lebten etwa 130 deutsche Fami-

lien als Farmer oder Unternehmer im Land, vor al-

lem in den Regionen um Huambo und Benguela;

in der Stadt Benguela gab es zeitweise sogar ei-

ne deutsche Schule. „Deutschland hat eine star-

ke Wirtschaft und Angola besitzt ein großes Ent-

wicklungspotential auf dem Agrarsektor. Wir hof-

fen sehr darauf, dass deutsche Unternehmer sich

dazu entschließen, in Angola zu investieren“, be-

teuert Afonso Pedro Canga.

Aufschwung in derLandwirtschaft istvielversprechendSubventionen und Investitionen gebenAngolas Landwirtschaft neue Impulse

AAffoonnssoo PPeeddrroo CCaannggaa

Minister für Landwirtschaft

CCaarrllooss AA.. JJ.. PPiinnttoo

Direktor von Gesterra

ANGOLA CAP part 3.qxd 4/2/10 17:15 Página 5

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66 EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION

Waco Cungo beherbergt Kwanza Sul auch die

größte angolanische Bananenplantage in Sum-

be und experimentelle Reisfelder in Quibala.

Über 600 Kilometer atlantischer Küste er-

strecken sich im Westen der Provinz Kwanza Sul

wunderbare palmenreiche Strände mit mächti-

gen Flüssen, üppigen tropischen Wäldern und herr-

lichen Landschaften. Wasserfälle, Warmwasser-

teiche und andere Natursehenswürdigkeiten

schmücken die noch unbewohnte Gegend.

„Die Regierung trägt sich mit dem Gedanken,

die natürlichen Schönheiten des Landes auf ei-

nem anspruchsvollen Tou-

rismusmarkt anzubieten,

der Gäste aus dem In-

und Ausland anziehen

soll“, verkündet Serafim

Maria do Prado. „Wir

schonen die Gegenden,

für die wir große Pläne

haben.“

In den langen Kriegs-

jahren praktisch lahm-

gelegt hat 2002 ein an-

fangs zögerlicher aber

dann Monat für Monat

wachsender Angola-Tou-

rismus eingesetzt. 2005 besuchten erstmals

über 200.000 Touristen die ehemalige portu-

giesische Kolonie.

Das nationale Wiederaufbauprogramm stellt

entsprechende Infrastrukturen in Aussicht, de-

nen teils mit privaten, teils mit staatlichen Pro-

jekten begegnet wird. Die Hotelketten Sava-

Sivol, Sismotel, Horizonte und Gondwana pla-

nen Hotels mit über 1.000 Betten. In Luanda

entstehen das Fünfsterne-Hotel Sana Luanda

Royal (77 Millionen US-Dollar) und der Hotel-

komplex Mutamba (275 Millionen US-Dollar).

Kwanza Sul bietet unberührte NaturwunderDie Provinz will wieder zum weltweit einflussreichen Kaffeeexporteur aufsteigen

Einsame

Palmenstrände,

mächtige Flüsse

und tropische

Wälder sollen in

Zukunft anspruchs-

vollen Touristen

zugänglich

gemacht werden

Sieben Jahre nach Kriegsende ist

Angola nun in der Lage den

Sprung zum wirtschaftlich und in-

dustriell entwickelten Staat zu

wagen. Serafim Maria do Prado

ist der Mann, der die Provinz

Kwanza Sul auf diesem Weg füh-

ren soll. Auf die Frage, welche

Schwerpunkte zu setzen wären,

antwortet er:

„Die angolanische Regierung

setzt zur Zeit alles daran, den Stra-

ßenverkehr landesweit wieder in

Stand zu setzen. Heute kann man

Kwanza Sul auf zwei Hauptstra-

ßen erreichen, die den Norden

und den Süden Angolas verbin-

den. Diese Straßen sind vollkom-

men asphaltiert und problemlos

befahrbar bis Benguela, Huambo,

Malanje und Bié. Nun müssen wir

auch das sekundäre und tertiäre

Straßennetz reparieren.“

HHeerrrr PPrroovviinnzzggoouuvveerrnneeuurr,, ssoo--

bbaalldd ddeerr SSttrraaßßeennvveerrkkeehhrr

wwiieeddeerrhheerrggeesstteelllltt iisstt,, kkaannnn ddeerr

eeiiggeennttlliicchhee WWiieeddeerraauuffbbaauu bbee--

ggiinnnneenn.. AAuuff wweellcchhee WWiirrtt--

sscchhaaffttssssppaarrtteenn ssoollll iinn KKwwaannzzaa

SSuull ggeesseettzztt wweerrddeenn??

Die Provinzregierung in

Kwanza Sul beabsichtigt, die

Landwirtschaft auf einer indus-

triellen Basis voranzutreiben.

Kleine und mittlere Betriebe

sollen gegründet werden, so

dass der größtmögliche Nut-

zen aus dem Überschuss be-

stimmter Agrarprodukte gezo-

gen werden kann, wie zum Bei-

spiel bei Tomaten, Ananas und

Orangen. Wir wollen auch den

Handel mit der Hauptstadt för-

dern und Luanda mit frischen

Produkten beliefern, die dort

nicht zu bekommen sind.

HHeerrrr PPrroovviinnzzggoouuvveerrnneeuurr,, wweell--

cchhee BBiittttee ffüürr KKwwaannzzaa SSuull hhäätt--

tteenn SSiiee aann ddiiee ZZeennttrraallrreeggiiee--

rruunngg iinn LLuuaannddaa??

Wir brauchen Hilfe beim

Abbau unserer natürlichen

Ressourcen. In der Gegend

von Mussende gibt es Diaman-

ten-, Erdöl- und ein Quarzvor-

kommen, das seinerzeit von ei-

ner deutschen Firma erforscht

wurde. 40 Kilometer von Sum-

be entfernt befindet sich ein

Lager mit Mineralwasser, Mi-

neralien, Phosphaten und

Gold, das noch zu erkunden

wäre. Außerdem brauchen

wir für unsere Projekte billige-

re Energie. In Kürze werden

wir mit dem Energieminister

die Möglichkeit eines An-

schlusses an die Cambambe-

Leitung für das Waco Cungo

Projekt besprechen.

HHeerrrr PPrroovviinnzzggoouuvveerrnneeuurr,, wweell--

cchhee ffiinnaannzziieellllee SSttrruukkttuurr bbee--

nnuuttzztt ddiiee PPrroovviinnzzrreeggiieerruunngg vvoonn

KKwwaannzzaa SSuull,, uumm ddiiee iihhrree PPrroo--

jjeekkttee zzuu vveerrwwiirrkklliicchheenn??

Wir brauchen vor allem Kre-

ditlinien. Die Vorgehensweise

ist folgende: Wir legen unsere

Projekte vor, die Zentralregie-

rung untersucht sie und ent-

scheidet, ob sich eine Kreditli-

nie lohnt.

BODENSCHÄTZE WARTEN IN KWANZA SUL AUF IHRE ERSCHLIESSUNG

NNeeuuee IInnffrraassttrruukkttuurreenn ssoolllleenn ddaass uunnbbeerrüühhrrttee HHiinntteerrllaanndd iinn KKwwaannzzaa SSuull eerrsscchhlliieeßßeenn hheellffeenn.. AAsspphhaallttiieerrttee

VVeerrkkeehhrrwweeggee eerrlleeiicchhtteerrnn ddeenn TTrraannssppoorrtt uunndd HHaannddeell üübbeerrsscchhüüssssiiggeerr AAggrraarrpprroodduukkttee

SSeerraaffiimm MMaarriiaa ddoo PPrraaddoo

Gouverneur der Provinz

Kwanza Sul

Palmen, Baumwolle, Sisal, Bananen, Ananas,

Getreide, Reis, Sonnenblumen und Zitrusfrüchte,

aber vor allem Kaffee, wachsen üppig am süd-

lichen Ufer des Kwanza-Flusses in der angolani-

schen Provinz Kwanza Sul. Auf einer Fläche von

58.698 Quadratkilometern leben 1,6 Millionen

Menschen von Kaffee, Fischerei, Landwirtschaft,

Quarz-, Barium- und Kupferabbau. Kwanza Sul

grenzt im Westen an den Atlantischen Ozean

und in ihrer Provinzhauptstadt Sumbe – ehemals

Novo Redondo - leben 120.000 Einwohner. An-

gola, einst ein wichtiger Kaffeeexporteur, spielt

heute auf dem Weltmarkt für Kaffee nur noch ei-

ne bescheidene untergeordnete Rolle. Dennoch

ist die Kaffeepflanze für die Bauern von Kwanza

Sul zum Symbol für den Neuanfang geworden.

„Kwanza Sul ist eine landwirtschaftlich orien-

tierte Provinz; 90% der Einwohner sind Bau-

ern. Agrarprojekte haben daher eine enorme

Auswirkung auf die Bevölkerung, ebenso Fi-

scherei- oder Viehzuchtprogramme“, meint

Serafim Maria do Prado, Gouverneur der Pro-

vinz Kwanza Sul. Zur Zeit sei das Aldeia No-

va Projekt in Waco Cungo in Gang, welches

Produkte wie Eier, Schweinefleisch, Kartoffeln

und Zuckerrohr nicht nur innerhalb der Provinz,

sondern sogar landesweit vertreibe.

Als 2002 der Krieg mit der Unterzeichnung des

Abkommens von Lusaka beendet wurde, musste

umgehend eine Lösung und neue Perspektiven für

die ehemaligen Soldaten der besiegten FAA und

Unita gefunden werden. 600 Familien konnten in

das Projekt Aldeia Nova integriert werden, das

die Landesmetropole Luanda und die Provinz-

hauptstadt Benguela mit frischen Nahrungsmit-

teln versorgt. Außer dem Aldeia Nova Projekt in

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EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION 77

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88 EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION

Aus einer traditionellen und

erzkonservativen Orga-

nisation heraus hat sich das an-

golanische Zollwesen zu einer

modernen und effizienten

Struktur entwickelt, die eine

Schlüsselrolle bei der Ent-

wicklung Angolas, insbeson-

dere bei der Einziehung von

Steuern, der Sicherheit der

Grenzen und dem Schutz vor

Drogenhandel und der Ein-

dämmung des Schwarzmarkts spielt.

Sílvio Franco Burity, Direktor für Zollwesen und

indirekte Abgaben (Direccāo Nacional das Al-

fândegas) erklärt, dass diese Institution einen ra-

dikalen Reformprozess durchlaufen habe, der das

Zollsystem funktionstüchtiger machen soll, gleich-

zeitig jedoch die Steuerpflicht weiter ausdehnen

möchte, so dass die Steuereinnahmen ohne Steu-

ererhöhungen zunehmen kön-

nen. „Neuerungen in der

Struktur des Zollwesens, die

Einstellung jüngerer Arbeits-

kräfte mit einem höherem Aus-

bildungsniveau und die Infor-

matisierung der Arbeitsgän-

ge vertiefen diese Reform.

Großer Wert wird auf Ethik

und Integrität der Angestell-

ten gelegt”, versichert Sílvio

Franco Burity.

Allerdings könnten be-

stimmten technologischen

Neuheiten auch ein Risiko in-

newohnen, so zum Beispiel

dem Einsatz von Scannern

als nicht-invasive Waren- und

Personenkontrolle in Häfen

und Flughäfen, gibt Burity zu

bedenken.

Ordnung soll auch in die Zoll- und Steuerge-

setzgebung gebracht werden. „Über 400 gülti-

ge Vorschriften wollen wir in insgesamt fünf Nor-

men zusammenfassen. Bestimmte Zollverordnun-

gen und -tarife sind bereits in Kraft getreten.

Andererseits wird an einer neuen Struktur für Zoll-

wesen und –personal gearbeitet.”

Die Neuregelung der Tarife leistet einen wich-

tigen Beitrag zur wirtschaftlichen und industriel-

len Entwicklung Angolas, da alle wichtigen Pro-

duktionsmittel –Rohstoffe, Werkstoffe und Hilfs-

stoffe - Steuersenkungen und –erlässe genießen.

Ziel sei die Förderung der angolanischen Güter-

produktion.

„Wir haben uns noch nicht für eine Schutzpo-

litik der Eigenproduktion entschieden, das könn-

te zu einem späteren Zeitpunkt brisant werden.

Unser Interesse liegt bisher darin, die angolani-

sche Produktion zu steigern”,

behauptet Burity.

Im März 2001 startete das

Programm zur Erweiterung

und Modernisierung des Zolls,

eine Zusammenarbeit der an-

golanischen Regierung mit der

englischen Consulting-Firma

Crown Agents. „Ein eindeuti-

ger Erfolg. Im Jahr 2000 ha-

ben die Steuereinnahmen bei

200 Millionen US-Dollar, im

Jahr 2008 bei 3,7 Milliarden

US-Dollar gelegen. Eine Stei-

gerungsrate von über

1000%”, erklärt Burity die

Leistung des Programms und

hebt hervor, dass die Einnah-

mensteigerung in eine Zeit ge-

fallen sei, zu der eine Tarifre-

form bei gleichzeitiger Steuersenkung vorge-

nommen worden sei. Die Reformen führten auch

zu einer Verkürzung der Fristen für die Zollabfer-

tigung: von über 20 Tagen auf knapp 48 Stun-

den. Das Höhere Technische Zollamt wurde mit

der Absicht gegründet, den Importunternehmen

einen Ansprechpartner für Anregungen und Be-

schwerden zu vermitteln. In jeder Zollbehörde

stehen deshalb Briefkästen bereit, um Beschwer-

den entgegenzunehmen, die aber auch per Te-

lefon oder E-Mail erledigt werden können.

SSííllvviioo FFrraannccoo BBuurriittyy

Leiter der Zollbehörde

Als Mitglied der Südafrikanischen Entwick-

lungsgemeinschaft (Southern African Deve-

lopment Community) sucht Angola die Inte-

gration in eine Freihandelszone, eine Zoll-

union und die Konvergenz zu einem

gemeinsamen Markt und einer Wirtschafts-

union mit den restlichen 13 SADC- Staaten,

unter denen die Republik Südafrika das

größte Gewicht genießt. Botswana, die De-

mokratische Republik Kongo, Lesotho, Ma-

dagascar, Malawi, Mauritius, Mosambik,

Namibia, Sambia, Zimbabwe, Swasiland

und Tansania sind ebenfalls SADC-Mitglie-

der. „Für Angola bedeutet dieser Staaten-

raum den wichtigsten internationalen Rah-

men auf dem Weg zu einer Zollunion, da er

eine flexiblere Beziehung zwischen den Mit-

gliedsstaaten erlaubt”, meint Zolldirektor

Sílvio Franco Burity.

Innerhalb der Gemeinschaft der Portugie-

sischsprachigen Länder (Comunidade dos

Países de Língua Portuguesa) sucht Angola

ebenfalls eine Harmonisierung des Handels-

und Zollsystems im Rahmen des PICAT-Pro-

gramms (Programa Integrado de

Cooperacāo e Asistência Técnica). Von be-

sonderem Interesse sei die gemeinsame Ge-

setzgebung der Mitglieder und die Unter-

stützung seitens Brasiliens und Portugals, die

als weiterent-wickelte CPLP-Staaten Angola,

Sao Tome, Mozambique, Guinea und Cabo-

Verde Hilfestellung leisteten.

Im Rahmen der World Customs Organi-

zation verhandle Angola mit den Nachbar-

staaten an einem Informationsaustausch

über Importsarten. „Dieses Programm sollte

- speziell mit Namibien - eine Reihe Joint

Ventures ermöglichen, aus denen beide

Partner Nutzen ziehen können.”

Für deutsch-angolanische Zusammerar-

beit sieht Sílvio Franco Burity besonders auf

dem Bergbausektor gute Chancen, da die-

ser immer hohe Startinvestitionen erfordere.

„Angolas reiche Bodenschätze können als

Garantie für diese Investitionen gelten, wäh-

rend Deutschland notwendige Technolo-

gien und Know How einbringt.”

AFRIKANISCHE FREI-

HANDELSZONE GEPLANT

Radikale Reformenim Zoll- undSteuerwesen Steuersenkungen bei Produktionsmittelnkommen Güterherstellung zugute

VVeerrkküürrzzttee WWaarrtteezzeeiitteenn bbeeii ddeerr ZZoollllaabbffeerrttiigguunngg uunndd sstteeiiggeennddee SStteeuueerreeiinnnnaahhmmeenn ttrroottzz SStteeuueerrvveerrggüünnssttiigguunnggeenn ssiinndd nnuurr zzwweeii VVoorrtteeiillee ddeerr RReeffoorrmmeenn

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Ein Blick auf den angolanischen

Finanzsektor lässt ein anhalten-

des Wachstum des südwestafrika-

nischen Landes erkennen. Ex-Fi-

nanzminister Eduardo L. Severim

Morais wagt eine konkrete Pro-

gnose für 2010: „Die Wachstums-

rate wird sich vielleicht nicht ganz

so robust wie in den vergangenen

Jahren verhalten; zu rechnen ist

aber immerhin mit einer Rate von

8,6%, besser als der Schnitt vieler

anderer Staaten.“

Trotz weltweiter

der frühere Minister,

die den angolani-

schenWachstumsin-

dex für 2009 auf 1,3%

senkte, verhalte sich

der Finanzmarkt bis-

lang weiterhin dyna-

misch steigend, mit ei-

ner guten Ertragsla-

ge und einem hohen

Einlagenüberschuss,

berichtet der frühere

Minister. Die Schwä-

che des vergangenen

Jahres führt er nicht

nur auf sinkende Ölpreise zurück, son-

dern macht auch die Minderung der

OPEC-Förderungsquote für Angola

dafür verantwortlich.

Weitere Fakten untermauern Mo-

rais Prognose: rund eine Million An-

golaner (ca. 6%) verfügen über eine

Bankverbindung; 2007 wurde die VI-

SA-Karte eingeführt. Seit 2005 hat

eine signifikante Aufwertung des Kwan-

za gegenüber dem US-Dollar einge-

setzt und die Kreditausfallrate liegt zwi-

schen 4 und 5%. Bemerkenswerte

Anstrengungen bei der Konsolidie-

rung, dem Kompetenzen-

aufbau und der Gesetzge-

bung wurden gemacht und

auch große Erfolge bei der

Bekämpfung der Inflation ge-

feiert, begünstigt durch stei-

gende Devisenreserven. Et-

wa 250.000 Debitkarten wa-

ren 2007 im Umlauf.

Seit der letzten deutsch-an-

golanischen Konferenz in Ber-

lin wurde ein Rahmenab-

kommen über eine Kreditlinie

von 1,7 Milliarden US-Dollar

unterzeichnet. „Trotz des ver-

langsamten Finanzpanora-

mas wird angestrengt weiter-

gearbeitet und insbesondere ein

Schwerpunkt auf die Bereiche Was-

ser- und Energieversorgung gelegt,

in die deutsche, in Angola ansässige

Unternehmen miteinbezogen werden

könnten.”

Eduardo Severim Morais appel-

liert an deutsche Firmen: „Neue In-

vestitionen sind unerlässlich. Es wird

an einer neuen attraktiveren Ge-

setzgebung gearbeitet, die auslän-

dischen Investoren eine größere Un-

abhängigkeit von angolanischen Kre-

ditlinien garantiert.”

Die Geldpolitik der angolanischen

Zentralbank Banco Nacional de An-

gola (BNA) zielt auf die Stablisie-

rung der Preise und der Landes-

währung, sowie die Begünstigung

wachsender Devisenreserven.

Abrahâo Pio dos Santos Gourgel,

Präsident der angolanischen Natio-

nalbank BNA, meint, in Angola seien

gleichzeitig ein Konsolidierungspro-

zess des Finanzsektors und Neu-

gründungen von Bankinstituten zu

erwarten. Bestimmte Fusionen seien

schon angekündigt. „Das nationale

Wiederaufbauprogramm ist anfangs

extrem aggressiv angegangen wor-

den. Partnerschaften mit China,

Deutschland, Portugal und Spanien

wurden gesucht, später wurden die

Anleihen im Rahmen des Club de Pa-

ris gehandhabt. Die Finanzkrise hat

jedoch den bisherigen Trend umge-

stoßen und bewirkt, dass die Regie-

rung auf einen vernünftigen Wieder-

aufbau umschwenkt mit dem Ziel ver-

nünftige Investitionen und

Steuervergünstigungen als Alterna-

tive zu staatlichen Ausgaben einzu-

setzen.“

1100 EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION

Der angolanischeFinanzmarkt istweiterhin dynamisch Der Konsolidierungsprozess im Finanzsektor gehtHand in Hand mit der Gründung neuer Institute

AAbbrraahhâoo PPiioo ddooss SSaannttooss

GGoouurrggeell

BNA Präsident

EEdduuaarrddoo LL.. SSeevveerriimm

MMoorraaiiss

Früherer Finanzminister

Im siebtgrößten Land Afrikas

entsteht ein blühender Banken-

markt, der immer leistungsfähiger

und produktiver arbeitet. Die gro-

ße, ständig wachsende Nachfra-

ge nach Gütern und Dienstleis-

tungen hat den Geldinstituten zu

einem dynamischen Wachstum

und guten Erträ-

gen verholfen. Die

Banken zählen zu

den modernsten

Spielern der an-

golanischen Wirt-

schaft und der

Wettbewerb zwi-

schen den ver-

schiedenen Institu-

ten scheint dem

Sektor keinen

Schaden verur-

sacht zu haben,

sonder hat ganz

im Gegenteil

überaus positive Auswirkungen

gezeitigt: ein steil zunehmendes

Wachstum und einen hohen Ein-

lagenüberschuss.

Der Vorsitzende der Banco Es-

pirito Santo Angola (BESA), Álva-

ro de Oliveira Sobrinho, ist über-

zeugt, dass das Friedensabkom-

men, das 27 Jahren Bürgerkrieg in

Angola ein Ende setzte, 2002

den Beginn des rasanten Wachs-

tumsprozesses des angolanischen

Banksektors eingeläutet habe.

Auch die Rolle der Nationalbank,

der Banco Nacional de Angola,

als Aufsichtsbehörde sei aus-

schlaggebend gewesen.

BESA wurde im August 2001

gegründet, als die portugiesische

Espiritu Santo Finan-

cial Group be-

schloss, die in Ango-

la über lange Jahre

hinweg gewonnenen

Erfahrungen zu nut-

zen und eine neue

Bank in der ehemali-

gen portugiesischen

Kolonie zu gründen.

Am 24. Januar

2002 öffnete die

neue Bank in der

Hauptstadt Luanda

die Türen und bot

eine Reihe attrakti-

ver Produkte und Leistungen, die

viele Privatkunden anlockte, aber

auch den großen Firmen im Land

interessante finanzielle Möglich-

keiten bot. Álvaro Sobrinho be-

richtet, BESA habe seit der Grün-

dung eine staatstragende Rolle

gespielt: „BESA hat bei allen bis-

herigen Regierungsinitiativen ent-

weder projektführend oder pro-

jektstützend mitgewirkt.“

BLÜHENDER BANKEN- UND FINANZMARKT

ÁÁllvvaarroo SSoobbrriinnhhoo

BESA Vorsitzender

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