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Arbeitskreis Bildung & Erziehung
Bildung in Zeiten des Wachstumswahns – Workshop des Arbeitskreises Bildung & Erziehung von attac Köln im Rahmen des attac-Kongresses Jenseits des Wachstums?! TH Berlin 20. – 22. Mai 2011
Workshop des AK Bildung & Erziehung, attac-Köln
im Rahmen des attac-Kongresses
Jenseits des Wachstums?!TH Berlin 20. – 22. Mai 2011
Köln
Bildung in Zeiten des Wachstumswahns
Arbeitskreis Bildung & Erziehung
Bildung in Zeiten des Wachstumswahns – Workshop des Arbeitskreises Bildung & Erziehung von attac Köln im Rahmen des attac-Kongresses Jenseits des Wachstums?! TH Berlin 20. – 22. Mai 2011
Köln
Was die Kanzlerin sagt:
Wir müssen lernen, den Wachstumsbegriff für das 21. Jahrhundert
neu zu definieren.
Video-Podcast vom 6.2.2010
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Was die Kanzlerin meint:
"Merkels Drei-Worte-Plan": Wachstum schafft Arbeit“Samstag, 15.08.2009
Bundestagswahl 2009 (ZDF): Merkel: Wachstum entschiedener fördern
»Wir brauchen dringend wieder
Wachstum« (Merkel). 15. April 2009
Europa: Merkel und Berlusconi
gemeinsam für mehr Wachstum ...
12. Jan. 201126. Apr. 2011 ... Bundeskanzlerin Angela Merkel will
mit gezielten Hilfen einzelnen Branchen helfen,
um für mehr Wachstum zu sorgen.
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Bald haben wir den Peak everything ! Elmar Altvater, 2010
Die reale Lage:
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Also keine Chance?
Das hätte man noch vor drei Monaten vom Atomausstieg in Deutschland gedacht.
Öffentlicher Druck wirkt!
Also: Es macht Sinn, öffentlichen Druck gegen jede Facette der herrschenden Wachstumsideologie aufzubauen
Hier: Perspektive des Bildungssektors
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Wir wissen ...
einziges Kriterium zur Bestimmung des Wachstums: BIP
ausschließlich Erfassen des Umsatzes
keine Aussage zu Nutzen oder Schädlichkeit gestiegenen Umsatzes
durchaus auch aus gesellschaftlicher Sicht negative Entwicklungen können Umsatz, also BIP erhöhen, also Wachstum schaffen
vielfache Widersprüche zwischen Gemeinwohl und Wachstum
dies gilt natürlich auch für den Bildungsbereich
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Bildung in wachstumsideologischer Sicht 1
neoklassische Produktionstheorie: Mensch als Wirtschaftssubjekt nur unmittelbar wirtschaftsbezogene Aspekte interessieren Bildung / Qualifikation nicht im Blick
postkeynesianische Wachstumstheorie: Suche nach Bedingungen für gleichgewichtiges Wachstum Bildung / Qualifikation ebenfalls nicht im Blick
1950er Jahre: unter neoklassischen Aspekten Fokus auf Produktionsfaktor technischer Fortschritt selbst dabei keine Würdigung der Rolle der Bildung
erst die neue Wachstumstheorie stellt neue Technologien und Humankapital in den Vordergrund
vorher aber Picht / Darendorf: Bildungsreformdiskussion und teilweiser -vollzug der 1960er/70er Jahre
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Bildung in wachstumsideologischer Sicht 2
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"Tatsächlich macht uns der zentrale ideologisch-politische Stellenwert des Humankapitalbegriffs auf eine neue Dimension der Ausbeutung der Arbeitskraft aufmerksam."
"... Gefahr, dass bei der nun noch einmal programmatisch festgezimmerten Zweigliederung des Sekundarschulwesens, die bildungspolitisch ja schon im Gange ist, die Gymnasien die Funktion der qualifizierten Humankapital- produktion zugewiesen bekommen, während die übrigen Sekundarschulen in wachsendem Maße zu Verwahranstalten werden für diejenigen Lohnabhängigen, die der kapitalistische Arbeitsmarkt in Deutschland nicht benötigt, die aber zumindest ruhig gehalten werden müssen."
"Tendenzen der Verbetriebswirtschaftlichung der Bildungsinstitutionen ... – und damit ... Unterwerfung unter den globalen Bildungsmarkt, dessen Aufteilung die Handvoll transnational agierender Dienstleister derzeit vornimmt"
Ingrid Lohmann, Was bedeutet eigentlich Humankapital?, 2007, www.studis-online.de/HoPo/Hintergrund/humankapital.php
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Bildung in wachstumsideologischer Sicht 3
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Rolle der Bildung für Wachstum:
Bildung als Produkt von Lernprozessen Inputfaktor zur Steigerung der Produktivität
Bildung hat in dieser Sicht "die Aufgabe, die Qualifikation beim Umgang mit Produktionsmitteln zu steigern wie auch durch Qualifikation neuere und bessere Produktionsmittel gesellschaftlich hervorzubringen" Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, Memorandum 2006, S. 108
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Bildung ist ein öffentliches Gut
für öffentliche Güter gelten: Nichtausschließbarkeit
und
Nichtrivalität
Gegen die Privatisierungswut zu verteidigen!
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Wie wirkt sich die Wachstumsorientierung auf den Bildungssektor aus?
1. Inhaltliche& strukturelle Ausrichtung auf Wachstums
2. Privatisierung der Bildungsinstitutionen Schaffung eines Marktes mit enormen Wachstumspotenzial
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Deutsche Besonderheiten im Bildungssystem
Dreigliederigkeit Halbtagsschulen Duale Berufsausbildung/Vollzeitschulische
Ausbildung Trennung& Hierarchisierung von Erziehung und
Bildung Hohe Selektion, statuserhaltend Traditionelle Familien- und Geschlechterrollen
werden reproduziert
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Akteure der Bildungsreformen
OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) PISA
UN- Komplex mit Weltbank, IWF und WTO EU Bologna- Prozess, Lissabon-Strategie Think-Tank, oft in Form von Stiftungen, z.B.
Bertelsmannstiftung
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UN- Komplex mit Weltbank, IWF und WTO
Weltbank: konzipierte seit 1960er Bildungsprogramme zur „Strukturanpassung“ von Entwicklungsländern
Bildungsfinanzierungsprogramme werden inzwischen auch auf Industrieländer angewandt
Ziel: Grundbildung staatlich finanziert, höhere Bildung soll durch Beteiligung der Individuen marktförmig erschlossen werden
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OECD und PISA
Zusammenschluss der führenden Industrienationen
Selbsterklärte Ziele:1. Förderung nachhaltigem Wirtschaftswachstums2. Höhere Beschäftigung3. Steigerung des Lebensstandards4. Sicherung finanzieller Stabilität5. Unterstützung der Entwicklung anderer Länder6. Beitrag zum Wachstum des Welthandels
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OECD und PISA
PISA (Programme for International Student Assessment) :Internationale Schulleistungsuntersuchungen
Wird im Auftrag der Regierungen durchgeführt Soll im regelmäßigem Turnus durchgeführt
werden Untersucht SUS einer Altersstufe Orientiert sich nicht an Schulfächern, untersucht
drei Bereiche: Lesekompetenz, mathematische Kompetenz und naturwissenschaftliche Grundbildung
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OECD und PISA
Kritik:
1. Verzerrung der Testergebnisse zugunsten angelsächsischer Staaten
2. Druck Lehrpläne auf unmittelbar alltagstaugliche Fertigkeiten anzupassen
3. Gesellschaftswissenschaften und musische Fächer rücken in den Hintergrund
4. Bildung wird standardisiert
5. Ökonomische Zielsetzung der OECD, Intransparenz und fehlende demokratische Legitimation
6. Humanistische Bildung wird durch simples Wissen ersetzt
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EU und der Bologna- Prozess
Bologna- Erklärung: 1999 von 29 Bildungsminister_innen unterzeichnet, völkerrechtlich nicht bindend
Umsetzung ist Bestandteil nationaler Politik und keiner supranationalen Organisation untergeordnet
Ziel: Schaffung eines europäischen Hochschulraumes
Eng verbunden mit der Lissabonstrategie, die „die Union zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen“ soll
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EU und der Bologna- Prozess
Inhalte des Prozesses: Einführung eines Systems von verständlichen und vergleichbaren
Abschlüssen Einführung einer gestuften Studienstruktur Transparenz über Studieninhalte über Kreditpunkte und Diploma
Supplement Annerkennung von Abschlüssen und Studienabschnitten Verbesserung der Mobilität von Studierenden und dem wissenschaftlichen
Personal Sicherung von Qualitätsstandards auf nationaler und europäischer Ebene Umsetzung eines Qualifikationsrahmens für den Europäischen
Hochschulraum Steigerung des Europäischen Hochschulraumes auch für Drittstaaten Förderung des Lebenslangen Lernens Verbindung des Europäischen Hochschulraumes und des Europäischen
Forschungsraums
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Folgen der Einführung von Bachelor und Master
Studiengänge auf 6 Semester verkürzt, ohne bildungstheoretische oder gesellschaftspolitische Debatte
Modularisierung/Standardisierung der Studiengänge „Workload“ für Studierende enorm erhöht Druck und Kontrolle gestiegen: Jede Prüfungsleistung
relevant Wettbewerb und Konkurrenz unter den Studierenden
gestiegen, da Masterplätze begrenzt keine Zeit/kein Raum für individuelles Studium nach
Interesse oder intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit selbst gewählten Themen
Mobilität der Studierenden hat abgenommen
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Konzept des Lebenslangen Lernens
Ambivalent, kann unterschiedlich interpretiert werden
Im Zusammenhang mit dem Konzept der „Employability“: Individuum soll eigenverantwortlich dafür sorgen, dass es die vom Arbeitsmarkt nachgefragten Kompetenzen erlernt.
Private, kostenpflichtige Weiterbildungen
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Die Bertelsmann- Stiftung
Stiftung wurde 1977 gegründet, besitzt 76% der Anteile an Bertelsmann AG reichste Stiftung Deutschlands: Jahresetat: 60-70 Millionen Euro
Leitbild:
„Unsere Arbeit wird von der Erkenntnis Reinhard Mohns geprägt, dass unternehmerisches Denken und Handeln entscheidend dazu beitragen, Problemlösungen für die verschiedenen Bereiche unserer Gesellschaft zu entwickeln und erstarrte Strukturen aufzulösen. Auf diese Weise leisten wir – auch international – einen Beitrag zur kontinuierlichen Fortschreibung einer zukunftsfähigen Gesellschaft."
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Die Bertelsmann- Stiftung: Beeinflussung der Hochschulentwicklung
1994: Gründung des CHE (Centrum für Hochschulentwicklung) von der BS und der Hochschulrektorenkonferenz als gemeinnützige GmbH gegründet
Versteht sich als Reformwerkstatt des Hochschulwesens
Hat z.B. maßgeblich das Hochschulfreiheitsgesetz in NRW beeinflusst
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Die Bertelsmann- Stiftung: Beeinflussung der Hochschulentwicklung
Bertelsmann- Stiftung veranstaltet regelmäßig Rankings Konkurrenz als Steuerungsinstrument
Ein Ranking lässt sich definieren, als das Ergebnis einer Sortierung von mehreren vergleichbaren Objekten, die mit einer vergleichenden Bewertung einhergeht.
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Die Bertelsmann- Stiftung: Beeinflussung der Schulentwicklung
Leitbild „Eigenverantwortliche Schule“ 3 Hauptmerkmale: Eigenverantwortung, Kultur der
Akzeptanz& Effizienz BS legt keine Bildungsphilosophie zugrunde, es
soll auf Herausforderungen der Zeit reagiert werden
Referenzsystem ist immer die existierende Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung
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Die Bertelsmann- Stiftung: Beeinflussung der Schulentwicklung
Maßnahmen auf dem Weg zur „eigenverantwortlichen Schule“: Schulprogramm, Ziel-Leistungsvereinbarung mit der Schulaufsicht,
Qualitätsmanagement SEIS= Selbstevaluation in Schulen
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Neoliberale Wachstumsideologie und traditionalistische Beharrung im Bildungswesen – 2 Seiten der Medaille von Wachstum und Schrumpfung
Direkt wachstumsideologische Zielsetzungenim Bildungsbereich:
Auslieferung von Bildung an die Finanzmärkte durch Umdefinierung als privates Gut
Die heutige Finanzblase wird so mit von den Bevölkerungen erarbeiteten öffentlichen Werten gefüllt
Gewinne werden mit Einsparen von Personal und damit von Qualität gemacht, viel Geld fließt ins Marketing.
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Finanzierung auch von kommerzialisierten Bildungseinrichtungen wie private Kinderbetreuungseinrichtungen, Privatschulen und –hochschulen aus Steuermitteln zu 80%
Einspringen des Staates bei Drohung von Insolvenz
(Bsp. Herdecke)
Ergo: Vom Staat zu Privat und Zurück – Millionen fließen in die Bildung, wenn sie privatisiert ist und dann in die Krise gerät
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Privatisierung im Weiterbildungsbereich weitgehend gelungen: Konzept vom lebenslangen Lernen als „Alibi für Bildungsverkürzung“ (Bultmann) in den staatlichen Bildungsbereichen
Gewollte Schrumpfung des gesellschaftlich-staatlichen Lernens mit einer „politischen Verteilungskonkurrenz“ (Bultmann) zwischen den verschiedenen Bildungsbereichen.
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Traditionalismus und Neoliberalismus: Brüder und Schwestern im Geiste – und nicht nur da
Traditionalistische Beharrung auf der schon dargestellten weltweit einzigartigen selektiven Schulstruktur mit ihren restaurativen Inhalten ist die spezifisch deutsche Basis für neoliberale Ausrichtung.
Funktionalistisches biologistisches Menschenbild verbindet konservativen - scheinbar humanistischen – mit elitären - scheinbar meritokratischem – Bildungsgedanken:
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»Die rund fünf Prozent der Menschen, die intellektuell in der
Lage sind, geistige Höchstleistungen zu vollbringen, [...]
müssen frühzeitig aus dem Durchschnitt herausgefiltert
[... ] werden. Die etwa 30 Prozent, die Erfindungen umsetzen,
installieren und warten oder Bildung weitergeben können,
bedürfen ebenfalls eines eigenen Bildungsweges, genauso wie
die restlichen 65 Prozent, die Maschinen bedienen und einfache
geistige Arbeiten verrichten. Von ihnen ist etwa ein Drittel nicht
bildungsfähig, egal wie viele Millionen für ihre Bildung
aufgewandt werden.«
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1960: Verteilung auf das 3-gliedrige Schulsystem: Volksschulabschluss 75%, Realschule 20% Abitur 5%
Heute: 25% Abi und Hauptschulabschluss, 40% Realschulabschluss, 10% ohne Schulabschluss.
Das mehrgliedrige Bildungssystem bewirkt eine weitgehende Verinnerlichung von gesellschaftlichen Hierarchien und eine Akzeptanz von Führern und Geführten –
Traditionalismus und Neoliberalismus verbindet der Klassenrassismus
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Hinzu kommt: Was wird gelehrt und gelernt?
Fast Entwicklung, die restaurative Inhalte unreflektiert als Sachzwänge darstellen will: Eine weitere Grundlage für
gewollte Entpolitisierung und Entdemokratisierung!
Grenzenlose, realitätsferne und abenteuerliche individuelle Aufstiegsmöglichkeiten suggeriert - u.a. durch RTL, im Besitz der Bertelsmannstiftung, die sich doch vor allem wesentlich mit der Entwicklung von „Bildungs“konzeptionen zu profilieren sucht, die auf Privatisierung in Form von Kommerzialisierung hinausläuft.
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Scheinbarer Widerspruch
von Unternehmer- und Handwerksverbänden erhobene
Forderung nach Effizienz gewährleistenden Strukturen der
Bildungsinstitutionen und –gänge sowie den Anforderungen des
Produktivitätswachstums entsprechenden Inhalten
und
Unterfinanzierung, unzulängliche Abschlüsse, traditionalistische
Strukturen sowie Orientierungen sind kompatibel, nur scheinbar
widersprüchlich.
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Die Dequalifikation durch das Verständnis von Bildung als formales
Lernen - „Lernen als reine Funktion, das gegenüber Inhalten
gleichgültig ist“ (Bultmann) - ist von der Bildungspolitik, von
Unternehmerseite, der Bertelsmann-Stiftung etc. genauso durchgesetzt
worden wie die Dequalifikation durch das Verständnis von Lernen als
Reproduktion von einseitigem Fachwissen in neoliberalem Sinn.
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Konturen eines notwendigen Wachstumsbereichs: ein demokratisch- humanistisches, öffentliches Bildungswesen für alle
Neoliberal sowie traditionalistisch demokratisch- humanistisch
orientierte Anforderungen an Bildung sind letztendlich nicht
kompatibel - weder inhaltlich noch strukturell.
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Wesentlich ist: Der vorherrschenden Leistungs- und Begabungsideologie eigene
Vorstellungen entgegensetzen
Bildung und Arbeit nicht als gegensätzlich verstehen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Bildung lebenslang
zugestehen, ihre Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung in den Mittelpunkt zu stellen.
Frage: In welcher Gesellschaft wollen wir leben, wie müssen dazu die Schulen gestaltet werden?
„Eine Schule für alle“ als eine „Schule der Vielfalt“ ist hier eine wichtige Antwort, sie ist notwendig, aber nicht hinreichend.