arzneimittelversorgung in der alternden gesellschaft
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Vortrag von Mathias Arnold vom Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt auf der TECLA-Pflegefachtagung am 26.06.2012 in Halberstadt.TRANSCRIPT
Arzneimittelversorgung in der Arzneimittelversorgung in der alternden Gesellschaft – alternden Gesellschaft – sicher, lokal und vernetztsicher, lokal und vernetzt
Mathias Arnold
Die Apotheke auf dem Weg zu neuen Versorgungsformen
Eine Gesellschaft sucht nach Eine Gesellschaft sucht nach neuen Zielen…neuen Zielen…
……doch wohin führt der neue Weg?doch wohin führt der neue Weg?
GesundheitswirtschaftGesundheitswirtschaft
Sport und Freizeit
Service-/BetreutesWohnen
Gesundh.-touris-mus
GesundeErnährung
Medizin- undGerontotechnik
Bio-techno-
logie
Handel mit Gesundh.- produkten
Beratung
Pharmazeutische Industrie
Kur- und Bäderwesen
Selbst-hilfe
Apo-theken
Stationäre undAmbulanteVersorgung
Gesundh.- hand- werk
Wellness
Verwaltung
Konzeption und Darstellung: IAT
• Größte Branche in D.; rd. 4,5 Mio. Beschäftigte
• Beschäftigungsbringer der Vergangenheit: Von 1980 bis 2000 plus 1.000.000 Jobs.
• Zukunftsbranche: Bis 2020 bis zu 800.000 neue Jobs möglich;
• Größte Dynamik bei Versorgung älterer Menschen
• Innovationstreiber für die Gesamtwirtschaft
Der ArzneimittelmarktDer Arzneimittelmarkt• Ausgaben der GKV für Arzneimittel:
28.560.000.000,00 ۥ verordnete Arzneimittelpackungen:
1.064.000.000• Rezepte:
618.800.000• Rabattmarkt
6.460.000.000,00 €(537.000.000 Packungen)
Entwicklungen im GesundheitsmarktEntwicklungen im Gesundheitsmarkt
Die Prognose von heute ist der Irrtum von morgen!
Die GefahrenDie Gefahren• Globalisierung Monopolisierung der
Gesundheitswirtschaft • Volatilität der (Finanz-)märkte• Dominanz amerikanischer Ideen und Unternehmen• Marktfundamentalismus in postkommunistischen
Ländern Ost- und Mitteleuropas und in den Schwellenländern Lateinamerikas und Asiens
• Übertragung neoliberaler Wirtschaftstheorien auf alle Politikbereiche
• Finanzierungsprobleme in den Staatsausgaben • Demografische Situation, Priorisierungsfragen
Gesellschaftliche HerausforderungenGesellschaftliche Herausforderungen
Demografische Entwicklung (Erwerbstätige, Altersstruktur der Bevölkerung, Altersstruktur der Apotheker,...)
Geografische Entwicklung(Unter-/ Überversorgte Regionen, Aufgabenzuschnitt bei Leistungserbringern,...)
Medizinisch-Pharmazeutischer Fortschritt (Krankheitskostenentwicklung, Sparen mit Arzneimitteln,...)
GKV-Ausgaben / GKV-Einnahmen(Beitragsbemessung, Steuerfinanzierung, Ausgabenreduktion,...)
Gesundheitsdienstleistungen: Gesundheitsdienstleistungen: Vom Lebensretter zum Life-Style LieferantVom Lebensretter zum Life-Style Lieferant
Wohlstand der Gesellschaft
Heilungsziel
Mortalität
Morbidität
Lebensqualität
Lebensstil
Aus: Stefan Willich, Berlin
Die verschiedenen KonsumententrendsDie verschiedenen Konsumententrends Quelle: Zukunftsinstitut/Thomas Huber
GemeinsinnHoming
High TouchNew family values
UnterstützungDownshiftingDeep Support
Retro
NevolutionEdutainment
NomadicsErlebniskonsum
EntspannungSelfness
Neo-NatureAngstmanagement
INDIVIDUM
Die sog. Megatrends Die sog. Megatrends • New Work - Arbeit im Wandel• Female Shift - Frauen definieren Zukunft• Individualisierung - Kultur der Wahl• Silberne Revolution - oder: Downaging• Bildung - die Zukunfts-Anforderung• Gesundheit - Leben in Vorsorge• Neo Ökologie - Neue Liebe zur Natur und LoHaS• Vernetzung - Die immer und überall- Verbindung• Globalisierung - die Welt als Dorf• Mobilität - Lebensprinzip des 21. Jahrhunderts• Urbanisierung - Alle wollen in die Stadt
Die sog. Megatrends Die sog. Megatrends • New Work - Arbeit im Wandel• Female Shift - Frauen definieren Zukunft• Individualisierung - Kultur der Wahl• Silberne Revolution - oder: Downaging• Bildung - die Zukunfts-Anforderung• Gesundheit - Leben in Vorsorge• Neo Ökologie - Neue Liebe zur Natur und LoHaS• Vernetzung - Die immer und überall- Verbindung• Globalisierung - die Welt als Dorf• Mobilität - Lebensprinzip des 21. Jahrhunderts• Urbanisierung - Alle wollen in die Stadt
Die sog. Megatrends Die sog. Megatrends • New Work - Arbeit im Wandel• Female Shift - Frauen definieren Zukunft• Individualisierung - Kultur der Wahl• Silberne Revolution - oder: Downaging• Bildung - Die Zukunfts-Anforderung• Gesundheit - Leben in Vorsorge• Neo Ökologie - Neue Liebe zur Natur und LoHaS• Vernetzung - Die immer und überall- Verbindung• Globalisierung - die Welt als Dorf• Mobilität - Lebensprinzip des 21. Jahrhunderts• Urbanisierung - Alle wollen in die Stadt
Wir fragen:Wir fragen:Quo vadis, apotheca?Quo vadis, apotheca?
Distribution von ArzneimittelnDistribution von Arzneimitteln• indirekter Vertrieb (über sog. Absatzmittler,
handelsähnliche Strukturen)• intensive Distribution (immense Anzahl von
Produkten und Varianten) = Überallerhältlichkeit der Arzneimittel.
• Überallerhältlichkeit bedingt eine mehrstufige Versorgungsstruktur (vollversorgender Großhandel) → Transaktionskostenvorteile
• Arzneimittel → Güter des täglichen Bedarfs - Distribution folgt den Anforderungen an FMCG (fast moving consumer goods)
• Arzneimittel → Waren der besonderen Art (eingeschränkte Konsumentensouveränität, geringe Bevorratung, ausgeschaltete Marktmechanismen, deutlich erhöhter Beratungsbedarf)
Arzneimittel – Güter der besonderen ArtArzneimittel – Güter der besonderen Art
• Verfügbarkeit für alle Verbraucher in angemessener Zeit mit angemessener Beratung (auch in Grundzentren bzw. Kleinstzentren)
• Regulation durch den Staat, da der „reine“ Markt dies nicht ausreichend sichert und rein marktliche Mechanismen auch zu Verwerfungen bei der Selektion der angebotenen Arzneimitteln führen würden.
• Bei der Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln hat sich der Staat ganz bewusst für einen starken ordnungspolitischen Eingriff entschieden.
Die ApothekeDie Apotheke• eigenständige Betriebsform für den Verkauf von
Arzneimitteln • engste gesetzliche Vorgaben• Eindeutige Definition des Sortimentes• Exklusivvertrieb soll eine intensive, ubiquitäre
Distribution ermöglichen. • Nacht- und Notdienste und Kontrahierungszwang im
GKV-relevanten Bereich sichern eine flächendeckende Versorgung
• Apotheken stellen eine bewusst gewählte Ausnahme dar
• andere Betriebsformen, die eingeschaltet werden, sind daran zu messen, ob sie alle Attribute in gleichem Maße oder besser erfüllen
BesonderheitenBesonderheiten• Neben einzelbetrieblichen Interessen sind beim
Vertrieb von Arzneimitteln – stärker als in den meisten anderen Branchen – vor allem übergeordnete, gesundheitspolitische Zielsetzungen zu berücksichtigen.
• Speziell sind das:– die Arzneimittelsicherheit– die Versorgungssicherheit– die Sicherstellung der Versorgungsqualität– die Effizienz der Arzneimittelversorgung
(Arzneimittelausgaben)
VersorgungszieleVersorgungsziele• Sicherung einer zeitlichen wie
flächendeckenden kontinuierlichen Vollversorgung
• Flexible Reaktionsfähigkeit auf demografische und medizinische Entwicklungen (z.B. extrem teure Innovationen aber auch Pandemien)
• strukturelle Sicherheit der Vertriebswege– Keine Gefährdung der
Arzneimitteltherapiesicherheit durch Vertriebswegegestaltung (Versandhandel mit Rx-Arzneimitteln, Pick up-Stellen, Arzneimittelmakler)
VersorgungszieleVersorgungsziele• Diskriminierungsfreier Zugang aller
Verbraucher zu Arzneimitteln und entsprechender Beratung
• Sicherstellung und Ausbau der Betreuungsqualität in der Versorgung– Adhärenz und Pesistenz in der AM-Anwendung– Vermeidung von Fehlgebrauch und Missbrauch
• Lokale Vernetzung aller Strukturen der medizinischen-pharmazeutischen Versorgung
• Sicherstellung einer wirtschaftlichen Versorgung
Risiken für das SozialsystemRisiken für das Sozialsystem
Rezession in derPädiatrie
Geburtencrash
KHK-Risiken
Onkolog. Risiken
Alzheimer-RisikenGeriatrie-Boom
Chancen für das PrivatsystemChancen für das Privatsystem
Mehr Liebhaberwert von Kindern
Fitness & Antistress,Beaty, Impfen
Mehr Dermokosmetik, Allergie,Prävention
Wellness, Kuren
Mehr Home CarePharmaceutical Care
Die Tendenzen sprechen für die Die Tendenzen sprechen für die wohnortnahe Apothekewohnortnahe Apotheke
Demografische Entwicklung fordert:– Raum- und Zeitüberbrückung– Beratungs- und Betreuungskompetenz für
Patienten mit altersbedingten psychische und physische Einschränkungen
– Apotheker als Kontrollinstanz da Multimorbidität und intensive Arzneimitteltherapie zu einer weiteren Komplexität der Versorgungssituation führen
– Soziale Kompetenz in der Patienten-Versorgung– Verstärkte umfassende Betreuung (Prävention,
Arztunterstützung in dünn besiedelten Regionen…)
Die Tendenzen sprechen für die Die Tendenzen sprechen für die wohnortnahe Apothekewohnortnahe Apotheke
Verändertes Konsumverhalten:– Ende der „Geiz ist Geil“ – Mentalität – Verbraucher legt mehr Wert auf Service und
Dienstleistung– Gesundheit gewinnt an Wert– Die Kompetenz des Kunden Verdienens wird
genauso wichtig wie die Kompetenz der pharmazeutischen Beratung
– Jede gute Apotheke entwickelt seine ur-eigene Qualitätsmarke, aber keine Apotheke kann für alle die beste sein.
Zukunftsstrategien – Zukunftsstrategien – national wie internationalnational wie international
Hervorhebung des Wertes der Leistungen „Tue Gutes und sprich darüber“
zunehmende Abkopplung der Entgeltungvom Preis des Arzneimittels
Qualitätsorientierung
Betonung/Ausbau von Services
Einbindung in Prävention
Disease-Manager
Zugänglichkeit als Stärke nutzen
Schritte in die ZukunftSchritte in die Zukunft
• Neue Konzepte der gesundheitlichen und sozialen Betreuung
• Regionale Netzwerke
• Zusammenarbeit über die Grenzen des Berufsstandes hinaus
• Heilberufliche Basis stärken
Herausforderung MultimorbiditätHerausforderung Multimorbidität
Herausforderung Herausforderung KundendifferenzieruzngKundendifferenzieruzng
• Soziale Stellung• Familienstand (Singles, patchwork-family,…)• Alter („junge Alte“, …)• Migrationshintergrund• Gesundheitszustand (Chronisch Krank,
Pflegebedürftig, Dement…)• Käufertyp (LOHA,…)• „Neue Krankheiten“ (Empty Nest Syndrom,
Burn Out…)
ThesenThesen
• Zum Erhalt lokaler Strukturen sollten lokale Netzwerke geknüpft werden.
• Auf Grund ihrer Stellung im System sind alle Leisatungserbringer natürliche Verbündete.
• Eine abgestimmtes Handeln sichert das Überleben in einem Markt der zunehmend von horizontalen Oligopolen geprägt wird.
• Der Kampf für eine wohnortnahe und unabhängige Versorgung dient letztendlich unseren Patienten.
Die Zukunft hat schon begonnenDie Zukunft hat schon begonnen• Herausforderung für die Begleitung und Betreuung von
Patienten steigt immer weiter an• Biologicals (Tyrosinkinasehemmer, Remissionsinduktoren,
Wachstumshormone o.ä.) werden häufiger eingesetzt und sind teurer
• Die unerwünschten Arzneimittenwirkungen (UAW) und – Ereignisse (UE) werden bedeutsamer und beeinträchtigender
• Der Arzneimittelmarkt wird „schwieriger“, die Erklärungsbedürftigkeit steigt, die Apotheke als „Exzellenzzentrum für die Arzneimitteltherapie“ ist unverzichtbar
Instrumente des ABDA-KBV Instrumente des ABDA-KBV KonzeptesKonzeptes
MedikationsmanagmentMedikationsmanagment
• Erfassung der Gesamtmedikation (Rx, Otx, OTC)
• Bewertung, Prüfung auf UAE
• Gemeinsame Festlegung eines Medikationsplanes
• Kontinuierliche Betreuung – enge Abstimmung bei Änderungen und UAE– Förderung der Compliance
WirkstoffverordnungWirkstoffverordnung
• Arzt verordnet Wirkstoff, Stärke, Menge, Darreichungsform und evtl. Teilbarkeit
• Ziel → Wirkstoffname als prägendes Element des Packungsdesigns
• Ausnahmen auch weiterhin möglich (medizinisch begründete Fälle)
MedikationskatalogMedikationskatalog
• Leitlinien, Leitsubstanzen, Versorgungsquoten
• Rabattverträge weiter möglich
• Arzt entscheidet über Therapie, individuelle Therapien weiter möglich
• Berücksichtigung der AMR
• schrittweise Weiterentwicklung (AkdÄ/AMK)
Schweiz: Pilotprojekt „netCareSchweiz: Pilotprojekt „netCare“ “ Kooperationspartner:• Schweizer Apothekerverband Pharmasuisse• Medgate - Telemedizin-Anbieter• Helsana - größte Krankenkasse der Schweiz
Neue Formen, Neue WegeNeue Formen, Neue Wege
• Vernetzung• Kooperation• Neue Technologien• Neue Versorgungsformen
– Politischer Rahmen– Rolle der Krankenkassen– Forderungen der Versicherten – Priorisierung – Selbstbeteiligung – Public Private Partnership
Die Orientierung des Arztes und Die Orientierung des Arztes und Apothekers am Wohle des Apothekers am Wohle des
Patienten bzw. Kunden ist seine Patienten bzw. Kunden ist seine ureigenste Aufgabe und ureigenste Aufgabe und
notwendige Voraussetzung zur notwendige Voraussetzung zur Erfüllung der ethischen Erfüllung der ethischen BerufsanforderungenBerufsanforderungen..
Auf dieser Basis sollten wir wesentlich Auf dieser Basis sollten wir wesentlich enger Zusammenarbeiten!enger Zusammenarbeiten!
„„Suche unablässig nach weiteren Suche unablässig nach weiteren Verbesserungen des Systems“Verbesserungen des Systems“11
Dr. W. Edwards Deming: Die vierzehn Management-Regeln, Regel 5
Unser gemeinsames ZielUnser gemeinsames Ziel