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Freie und Hansestadt Hamburg
Behörde für Schule und Berufsbildung
Amt für Weiterbildung
Landeszentrale für politische Bildung
Mail: [email protected]
EINLADUNG zum Dreigenerationengespräch
„Unser Ziel heißt: Respekt! Sinti und Roma auf dem langen Weg
zur Gleichberechtigung“
Mittwoch, 05. Juni 2013,
18.00 Uhr – 20.30 Uhr
Gästehaus der Universität Hamburg Rothenbaumchaussee 34, 20148 Hamburg
Ihr Ansprechpartner bei Ru ckfragen:
Landeszentrale fu r politische Bildung
Abut Can Tel. 040 /42823-4812
E-Mail: [email protected]
www.hamburg.de/politische-bildung
Die zentrale Dienstleistungs- und
Service-Einrichtung fu r die politische Bildung im
Stadtstaat Hamburg, die Politik praktisch und
lebensnah vermittelt und die die politische
Bildung auf u berparteilicher Grundlage fo rdert
und vertieft.
Adresse und Öffnungszeiten des
Informationsladens Dammtorwall 1, 20354 Hamburg
Telefon (040) 42823-4802
Mo. - Do. von 12:30 - 17:00 Uhr,
Fr. von 12:30 - 16:30 Uhr
in Kooperation
Landesverein der Sinti
in Hamburg e.V.
„SINTI und ROMA: Geschichte, Völkermord und Gegenwart“
Die Landeszentrale für politische Bildung
lädt zum
Dreigenerationengespräch
„Unser Ziel heißt: Respekt! Sinti und Roma auf dem langen Weg zur
Gleichberechtigung“
im Rahmen der Veranstaltungsreihe
„Sinti und Roma:
Geschichte, Völkermord und Gegenwart“
ein
Mittwoch, 05. Juni 2013,
18.00 Uhr – 20.30 Uhr Gästehaus der Universität Hamburg Rothenbaumchausse 34, 20148 Hamburg
Gesprächspartner:
Rigoletto Weiß, U berlebender der Deportation
Robert Weiß, Sohn von Rigoletto Weiß und Vorsitzender des
Landesvereins der Sinti in Hamburg e.V.
Arnold Weiß, Enkel von Rigoletto Weiß
Moderation:
Moritz Terfloth, M.A., Historiker
Die Teilnahme ist kostenlos
„Als eine Gruppe der Fahrenden haben wir die Zigeuner kennengelernt. Auch Sie waren Kinder des Elends, aber weniger harmlos, dem Volke unheimlicher. Sie überstanden alle Ausrottungsversuche, sie sind bis auf den heutigen Tag Fahrende geblieben.
Über ihre Geschichte und Verlauf ihrer Wanderungen sind wir nur wenig unterrichtet, was mit dem völligen Mangel an historischen Sinn bei den Zigeunern zusammenhängen mag. Schon zu Beginn des 12. Jahrhun-derts waren die Zigeuner als „Ismaeliten“ und „Kaltschmiede“ in Oberdeutschland bekannt geworden, ihr nachhaltiges Auftreten aber wird ziemlich überein-stimmend erstmals zum Jahre 1417 bezeugt. Als Angehö-rige der niedrigsten Klasse der Inder, der Suders, müssen sie Jahrhunderte vorher aus Indien aufgebrochen sein und sich vom Balkan aus langsam über Europa verbreitet haben...
Wegen ihres sonderbaren Aussehens, ihres verlotterten Aufzugs und geschlossenen Auftretens unter der Führung von Hauptleuten, die sich Herzöge, Grafen oder Ritter nannten, wurden sie überall bemißtraut. Es waren greuliche und schwarze, von der Sonne verbrannte Leute, oder wie Sebastian Münster sie in seiner Kosmographie schildert: ein ungeschaffenes, schwarzes, wüstes und unflätiges Volk. Ihre Habe auf alten Kleppern oder Mauleseln verpackt, zogen sie, der größte Teil zu Fuß, die Frauen in orientalischer Lässigkeit, zerlumpt und mit unordentlichen Haaren, die zahlreichen Kinder mit sich führend, die Männer bewaffnet, mit zerschlissenen Kleidern, aber mit stolzen Federbüschen am Hute, von Ort zu Ort und boten jenes Bild des Jammers und Mitleids, das Callot mit seiner Radiernadel so meisterhaft festgehalten hat; ein Bild, das nur durch den kostbaren Aufputz und die kostbaren Kleider ihrer Herzöge, Grafen und Ritter gemildert wurde, aber mit der Zerlumptheit der Masse desto wirksamer kontrastierte und deren Elend um so nachhaltiger unterstrich.“
Georg Sabellicus (1480-1541), Sebastian Mu nster (1488-1522) und Albert Krantz (1448-1517), zitiert nach Gustav Radbruch / Heinrich Gwinner: Geschichte des Verbrechens. Frankfurt am Main 1990.
Die „Zigeuner“ seien „greuliche und schwarze Leute“, die gern „stelen“ – meinten Chronisten des 16. Jahrhunderts. So charakterisierte sie auch der Hamburger Theologe Albert Krantz (1448 - 1517) in seiner 1523 veröffentlichte „Sachsenchronik“. Ähnliche Vorurteile sind auch in der heutigen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts verbreitet. Warum? Warum sind die Sinti und Roma in der Welt verhasst?
Vor über 1000 Jahren aus Nordwesten Indiens
aufgebrochen sind Sinti und Roma nach Europa
gekommen. In Deutschland leben sie nun seit mehr als 600
Jahren. Mit mehr als zehn Millionen Angehörigen in Europa
bilden sie die größte ethnische Minderheit und sind
traditionell in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten ansässig.
Die Zahl, der während des Nationalsozialismus aus
„rassischen“ Gründen verfolgten und ermordeten
„Zigeuner“ wird auf 500.000 geschätzt. Die Sinti und Roma
wurden auch nach 1945 weiter diskriminiert, verjagt und in
Ghettos gedrängt. Sie mussten lange um ein Minimum an
Entschädigung kämpfen. Erst Ende der 70er Jahre entstand
eine Bürgerrechtsbewegung, aus der 1982 schließlich der
Zentralrat der Sinti und Roma hervorging, bei dem auch
der Landesverein der Sinti in Hamburg Mitglied ist. Wie
gehen die Überlebenden und deren Kinder mit den
dunklen Erinnerungen des Völkermords um? Wo stehen sie
und wie reagiert die Mehrheitsgesellschaft heute auf sie?
Gemeinsam mit dem Landesverein der Sinti in Hamburg
geht die Landeszentrale für politische Bildung im letzten
Abschnitt der Veranstaltungsreihe „Sinti und Roma:
Geschichte, Völkermord und Gegenwart“ auf diese Fragen
ein. Dazu sind Sie herzlich eingeladen. In der moderierten
Podiumsdiskussion berichten unsere Zeitzeugen über die
Verfolgung und Diskriminierung in drei Generationen und
sie erzählen über ihren langen Weg und Kampf zur
Gleichberechtigung.
Robert Mechau, 2. Vorsitzender des Landesvereins der
Sinti, begleitet die Veranstaltung musikalisch mit seinem
Akkordeon.