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Einf¨ uhrung in die Makro¨ okonomie ¨ Ubung 10 FS 2015 ¨ Ubung 10 Erwartungsbildung und Phillipskurve Die Phillipskurve ohne Preisschocks sei wie folgt gegeben: π t = π e t - β (u t - ¯ u t ). Welche Bedeutung hat der angenommene Erwartungsbildungsprozess (π e t ) f¨ ur die Aussage der Phillipskurve? Diese Frage wollen wir in dieser ¨ Ubung anhand der fol- genden drei Erwartungsbildungsprozesse untersuchen: Konstante Inflationserwartungen: Die Inflationserwartung bleibt ¨ uber die Zeit konstant, d.h. π e t = π e = c. Adaptive Inflationserwartungen: Bei adaptiven (d.h. vergangenheitsorien- tierten) Erwartungen wird angenommen, dass die Erwartungen der Wirtschafts- subjekte auf beobachteten Werten aus der Vergangenheit basieren. Zwei Beispie- le: i) Erwartung beruht auf arithmetischem Durchschnitt der Inflation der letzten T Perioden: π e t = 1 T T i=1 π t-i , ii) Erwartung beruht auf der Inflation der Vorperiode: π e t = θπ t-1 mit θ (0, 1]. Rationale Inflationserwartungen: In die Erwartungsbildung gehen die unftigen und damit zu prognostizierenden Ereignisse, nicht die vergange- nen Entwicklungen, ein. Die rationalen Erwartungen sind vorw¨ artsblickend (forward-looking). Dabei wird angenommen, dass die Wirtschaftssubjekte al- le entscheidungsrelevanten Informationen haben und diese effizient nutzen. In ihrer Sch¨ atzung ¨ uber die Zukunft machen die Wirtschaftssubjekte keine syste- matischen Fehler, d.h. π e t = π t + t mit E t-1 ( t ) = 0. (a) Nehmen Sie an, dass die Inflationserwartung konstant bei null liegt (π e = 0). Mit welcher Inflationsrate kann die Arbeitslosenquote unter das nat¨ urliche Niveau gesenkt werden? Ist dieser Erwartungsbildungsprozess plausibel? (b) Gehen Sie nun von adaptiven Inflationserwartungen aus: π e t = θπ t-1 , wobei θ (0, 1]. Ist die in (a) bestimmte Geldpolitik noch gleich wirksam, um die Arbeitslosigkeit zu senken? Unterscheiden Sie explizit die beiden F¨ alle θ (0, 1) und θ = 1. (c) Gehen Sie nun von rationalen Inflationserwartungen aus: π e t = π t + ε t , wobei E t-1 (ε t ) = 0, d.h. die Erwartung ist im Durchschnitt korrekt, aber nicht im Einzelfall. Ist die in (a) bestimmte Geldpolitik noch gleich wirksam, um die Arbeitslosigkeit zu senken? (d) Angenommen, sowohl positive wie auch negative Inflationsraten sind mit volks- wirtschaftlichen Kosten verbunden, w¨ ahrend bei der Arbeitslosigkeit ein m¨ oglichst tiefes Niveau angestrebt wird. Welche Inflationsrate ist aus gesellschaftlicher Sicht optimal, falls (i) die Inflationserwartungen rational sind, oder falls (ii) die Inflationserwartungen fix bei null liegen? Erkennen Sie ein Glaubw¨ urdig- keitsproblem f¨ ur die Geldpolitik? 1

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  • Einfuhrung in die Makrookonomie Ubung 10 FS 2015

    Ubung 10

    Erwartungsbildung und Phillipskurve

    Die Phillipskurve ohne Preisschocks sei wie folgt gegeben:

    pit = piet (ut ut).

    Welche Bedeutung hat der angenommene Erwartungsbildungsprozess (piet ) fur dieAussage der Phillipskurve? Diese Frage wollen wir in dieser Ubung anhand der fol-genden drei Erwartungsbildungsprozesse untersuchen:

    Konstante Inflationserwartungen: Die Inflationserwartung bleibt uber dieZeit konstant, d.h. piet = pi

    e = c.

    Adaptive Inflationserwartungen: Bei adaptiven (d.h. vergangenheitsorien-tierten) Erwartungen wird angenommen, dass die Erwartungen der Wirtschafts-subjekte auf beobachteten Werten aus der Vergangenheit basieren. Zwei Beispie-le:i) Erwartung beruht auf arithmetischem Durchschnitt der Inflation der letztenT Perioden: piet =

    1T

    Ti=1 piti,

    ii) Erwartung beruht auf der Inflation der Vorperiode: piet = pit1 mit (0, 1].Rationale Inflationserwartungen: In die Erwartungsbildung gehen diekunftigen und damit zu prognostizierenden Ereignisse, nicht die vergange-nen Entwicklungen, ein. Die rationalen Erwartungen sind vorwartsblickend(forward-looking). Dabei wird angenommen, dass die Wirtschaftssubjekte al-le entscheidungsrelevanten Informationen haben und diese effizient nutzen. Inihrer Schatzung uber die Zukunft machen die Wirtschaftssubjekte keine syste-matischen Fehler, d.h. piet = pit + t mit Et1(t) = 0.

    (a) Nehmen Sie an, dass die Inflationserwartung konstant bei null liegt (pie = 0).Mit welcher Inflationsrate kann die Arbeitslosenquote unter das naturlicheNiveau gesenkt werden? Ist dieser Erwartungsbildungsprozess plausibel?

    (b) Gehen Sie nun von adaptiven Inflationserwartungen aus: piet = pit1, wobei (0, 1]. Ist die in (a) bestimmte Geldpolitik noch gleich wirksam, um dieArbeitslosigkeit zu senken? Unterscheiden Sie explizit die beiden Falle (0, 1) und = 1.

    (c) Gehen Sie nun von rationalen Inflationserwartungen aus: piet = pit + t, wobeiEt1(t) = 0, d.h. die Erwartung ist im Durchschnitt korrekt, aber nicht imEinzelfall. Ist die in (a) bestimmte Geldpolitik noch gleich wirksam, um dieArbeitslosigkeit zu senken?

    (d) Angenommen, sowohl positive wie auch negative Inflationsraten sind mit volks-wirtschaftlichen Kosten verbunden, wahrend bei der Arbeitslosigkeit ein moglichsttiefes Niveau angestrebt wird. Welche Inflationsrate ist aus gesellschaftlicherSicht optimal, falls (i) die Inflationserwartungen rational sind, oder falls (ii)die Inflationserwartungen fix bei null liegen? Erkennen Sie ein Glaubwurdig-keitsproblem fur die Geldpolitik?

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