aus dem fachgebiet allgemeine radiologie und … · verlängerung der gliedmaßen mit muskulatur,...
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Aus dem Fachgebiet Allgemeine Radiologie und Medizinische Physik
der Tierärztlichen Hochschule Hannover
und der Abteilung Funktionelle und angewandte Anatomie
der Medizinischen Hochschule Hannover
Bewertung des Einflusses von Bandagen und Gamaschen
auf das Volumen der Vorder- und Hintergliedmaßen de s Pferdes in Bewegung
anhand perometrischer Messungen
INAUGURAL-DISSERTATION
Zur Erlangung des Grades einer
DOKTORIN DER VETERINÄRMEDIZIN
(Dr. med. vet.)
durch die Tierärztliche Hochschule Hannover
Vorgelegt von
Nicole Svenja Korella
aus Kiel
Hannover 2007
Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Hermann Seifert
Univ.- Prof. Dr. Dirk Berens von Rautenfeld
1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Hermann Seifert
2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Peter Stadler
Tag der mündlichen Prüfung: 13.11.2007
In Erinnerung
an Tito
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG ....................................................................................................................... 9
2. LITERATURÜBERSICHT ............................................................................................... 11
2.1 Anatomie der Zehe des Pferdes .......................................................................... 11
2.2 Anatomie des Blutkreislaufs und Hämodynamik be i Mensch + Pferd ...... 15
2.3 Anatomie und Physiologie des Lymphgefäßsystems b ei Mensch
und Pferd .................................................................................................................... 18 2.3.1 Initiale Lymphgefäße ...................................................................................... 19 2.3.2 Kollektoren ........................................................................................................ 20 2.3.3 Lymphbildung und Lymphtransport .......................................................... 21
2.4 Volumenänderungen der unteren Extremität bei M ensch und Pferd ........ 24 2.4.1 Definition und Formen des Ödems ............................................................ 24 2.4.2 Volumenänderungen der unteren Extremitäten in Orthostase beim Menschen ................................................................................................ 25 2.4.3 Angelaufene Beine beim Pferd .................................................................... 26
2.5 Bewegung und Stoßdämpfung der Gliedmaßen beim Pferd ....................... 30
2.6 Einfluss von Bewegung und Training auf die Organ systeme des
Pferdes ....................................................................................................................... 32
2.7 Übersicht zu verschiedenen Maßnahmen bei Ödeme n ................................ 36 2.7.1 Möglichkeiten der Therapie von Ödemen ................................................. 36 2.7.2 Grundlagen der Kompressionstherapie ................................................... 37 2.7.3 Anwendung von Bandagen und Gamaschen beim P ferd .................... 42
2.8 Methoden zur Volumenbestimmung von Extremitäte n ................................. 50
3. MATERIAL UND METHODEN ....................................................................................... 55
3.1 Charakterisierung der untersuchten Pferde ..................................................... 55
3.2 Perometer® ............................................................................................................... 57
3.3 Verwendete Bandagen und Gamaschen ........................................................... 61 3.3.1 Bandagen .......................................................................................................... 61 3.3.2 Gamaschen ....................................................................................................... 63 3.3.3 Anlegen der Bandagen und Gamaschen .................................................. 66
3.4 Vorbereitung der Volumenmessungen .............................................................. 69
3.5 Durchführung der Volumenmessungen ............................................................ 70 3.5.1 Allgemeines ...................................................................................................... 70 3.5.2 Ablauf der Messungen ................................................................................... 70
3.6 Exemplarische Druckmessung unter den verschied enen Bandagen
Gamaschen ............................................................................................................... 72
3.7 Statistische Auswertung der Messergebnisse ................................................ 72
4. ERGEBNISSE ................................................................................................................... 75
4.1 Seitenvergleich der Ausgangsvolumina der vier Gliedmaßen .................... 75
4.2 Deskriptive Statistik und Vergleich der Volumi na an den drei
Messzeitpunkten ...................................................................................................... 76
4.3 Deskriptive Statistik der Volumendifferenzen z wischen den drei
Messzeitpunkten ....................................................................................................... 79 4.3.1 Vergleich der Volumendifferenzen von Vorder - und Hinterglied- maßen sowie Seitenvergleich der Gliedmaßen mit und ohne Bandage bzw. Gamasche .............................................................................. 82 4.3.2 Vergleich der Volumendifferenzen innerhalb der vier Gruppen ............................................................................................................. 84
4.3.2.1 Seitenvergleich der Gliedmaßen mit Bandag en bzw. Gamaschen mit denen ohne Bandagen bzw . Gamaschen ..........86 4.3.2.2 Vergleich der Vorder- und Hintergliedmaße n innerhalb der einzelnen Gruppen ............................................................................ 91
4.3.3 Vergleich zwischen den verschiedenen Gruppe n.................................. 91 4.3.3.1 Gliedmaßen mit Bandage bzw. Gamasche ....................................... 93 4.3.3.2 Gliedmaßen ohne Bandage und Gamasche ..................................... 96
4.4 Einfluss von Außentemperatur, Geschlecht, Alte r und Größe der
Pferde, Leistungskategorie sowie der sonstig en Nutzung von
Bandagen bzw. Gamaschen auf die Volumendiffe renzen ............................ 96 4.4.1 Einfluss der Außentemperatur .................................................................... 96 4.4.2 Einfluss des Geschlechts der Pferde ........................................................ 98 4.4.3 Einfluss des Alters der Pferde ..................................................................... 99 4.4.4 Einfluss der Größe der Pferde ................................................................... 100 4.4.5 Einfluss der Leistungskategorie der Pferde .......................................... 102 4.4.6 Einfluss des regelmäßigen Gebrauchs von Ban dagen und Gamaschen ..................................................................................................... 103
4.5 Exemplarische Druckmessung unter den verschied enen Bandagen
und Gamaschen ..................................................................................................... 105
4.6 Reproduzierbarkeit der Perometermessung .................................................. 106
5. DISKUSSION................................................................................................................... 107
5.1 Diskussion der Literatur ...................................................................................... 107
5.2 Diskussion von Material und Methodik ........................................................... 108 5.2.1 Auswahl der Tiere ......................................................................................... 108 5.2.2 Weitere Materialien ....................................................................................... 109 5.2.3 Methode der Messung ................................................................................. 109
5.3 Diskussion der Ergebnisse ................................................................................. 115 5.3.1 Seitenvergleich der Ausgangsvolumina der vi er Gliedmaßen ......... 115 5.3.2 Vergleich der Volumina zu den drei Messzeit punkten ........................ 116 5.3.3 Volumendifferenzen zwischen den drei Messze itpunkten ................. 119
5.3.3.1 Seitenvergleich der Gliedmaßen mit und oh ne Bandage bzw. Gamasche sowie Vergleich der Differenzen von Vorder- und Hintergliedmaße ............................................................. 120 5.3.3.2 Vergleich der Volumendifferenzen innerhal b der einzelnen Gruppen ................................................................................ 124 5.3.3.3 Vergleich der Volumendifferenzen zwischen den verschiedenen Gruppen ....................................................................... 125
5.3.4 Einfluss von Außentemperatur, Geschlecht, A lter, Größe und Leistungskategorie der Pferde sowie der regelmäßigen Nutzung von Bandagen bzw. Gamaschen auf die Volumen- differenzen ...................................................................................................... 127
5.3.4.1 Einfluss der Außentemperatur ........................................................... 127 5.3.4.2 Einfluss des Geschlechts der Pferde ............................................... 128 5.3.4.3 Einfluss des Alters der Pferde ........................................................... 128 5.3.4.4 Einfluss der Größe der Pferde ............................................................ 129 5.3.4.5 Einfluss der Leistungskategorie der Pferd e................................... 129 5.3.4.6 Einfluss des regelmäßigen Gebrauchs von Bandagen un d Gamaschen .............................................................................................. 130
5.3.5 Reproduzierbarkeit der Perometermessung ......................................... 130
5.4 Schlussfolgerungen .............................................................................................. 130
6. ZUSAMMENFASSUNG ................................................................................................. 133
7. SUMMARY ....................................................................................................................... 137
8. LITERATURVERZEICHNIS .......................................................................................... 141
9. ANHANG .......................................................................................................................... 163
DANKSAGUNG ................................................................................................................... 167
Verzeichnis verwendeter Abkürzungen: 2D zweidimensional Abb. Abbildung Diff.I-II Volumendifferenz von vor zu direkt nach der Bewegung Diff.II-III Volumendifferenz von direkt nach zu 1 Std. nach der Bewegung Diff.I-III Volumendifferenz von vor zu 1 Std. nach der Bewegung ICC Intraklassenkorrelation Kap. Kapitel SMB Sports Medicine Boots Tab. Tabelle
1. EINLEITUNG 9
1. EINLEITUNG
Erkrankungen des Bewegungsapparates gelten nach der „Statistik deutscher Tier-
versicherer“ sowie weiterer Studien als eine der Hauptursachen für Abgang und Tod
bei Renn- und Turnierpferden (JEFFCOTT et al., 1982; LINDNER u. OFFENEY,
1992, HERTSCH, 1992). Auch wenn für Freizeitpferde keine konkreten Zahlen vor-
liegen, kann davon ausgegangen werden, dass die Situation bei diesen Pferden ähn-
lich ist.
Die Entstehung solcher Erkrankungen, zu denen z.B. Entzündungen der Beugeseh-
nen und des Fesseltrageapparates sowie Gleichbeinfrakturen gehören, wird vielfach
auf die extreme Hyperextension des Fesselgelenkes sowie das zusätzliche Einwir-
ken weiterer Faktoren wie Ermüdung und das wiederholte Auftreten von Traumen
zurückgeführt (STASHAK, 1989, KOBLUK et al., 1988). Daher erscheint es durchaus
verständlich, dass viele Pferdebesitzer und Reiter versuchen, die Gliedmaßen ihrer
Pferde durch Bandagen oder Gamaschen zu schützen und die Gelenke zu stützen.
Zusätzlich setzen sie Bandagen ein, um ein Anlaufen der Gliedmaßen zu verhindern.
Allerdings führen jedoch vor allem Bandagen zu einer Minderdurchblutung des Pfer-
defußes sowie zu einer Kompression der Lymphgefäße (MORLOCK et al., 1994;
VON KLEIST, 2002; ROTHE, 2004; BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE,
2005; FEDELE u. BERENS VON RAUTENFELD, 2005; FEDELE et al., 2006;
FELSINGER, 2006).
Die Veränderungen des digitalen Blutflusses scheinen wiederum eine zentrale Rolle
bei der Entstehung bestimmter Erkrankungen der Gliedmaße, wie z.B. der Hufrehe
oder der Podotrochlose zu spielen (SCOTT et al., 1978; HUNT et al., 1994; SENN,
1994; HINCKLEY et al., 1995).
Die Kompression der Lymphgefäße führt wahrscheinlich zu einer Prädisposition für
akute Phlegmonen und langfristig zur Elephantiasis.
1. EINLEITUNG 10
In der vorliegenden Arbeit wird der Einfluss von Bandagen und Gamaschen auf das
Volumen der Extremitäten des Pferdes in einer Verlaufskontrolle untersucht. Zur Vo-
lumenmessung wird das Perometer® genutzt, ein opto-elektronischer Körperscanner.
Auf der Grundlage der gewonnenen Ergebnisse werden Rückschlüsse bezüglich der
Auswirkungen von Bewegung sowie von Bandagen und Gamaschen auf physiologi-
sche Vorgänge gezogen. Außerdem wird der Nutzen bzw. der Schaden durch den
Gebrauch von Bandagen und Gamaschen diskutiert.
2. LITERATURÜBERSICHT 11
2. LITERATURÜBERSICHT
2.1 Anatomie der Zehe des Pferdes
Bei dem zu den Einhufern zählenden Pferd ist nur noch die dritte der ursprünglich
fünf angelegten Zehen vollständig ausgebildet. Ursache für diese Adaption war die
Notwendigkeit einer schnelleren Fortbewegung. In Folge dieser Rückbildung kam es
zu folgenden Veränderungen (GOODSHIP u. BIRCH, 2001):
1. Verlängerung der Gliedmaßen mit Muskulatur, die proximal am Zentrum des Kör-
pers lokalisiert ist,
2. kontrollierte Bewegungsmöglichkeiten der Gelenke der unteren Extremität,
3. Einrichtung von passiven Haltevorrichtungen zur Reduzierung der notwendigen
Energie im Stand und in der Bewegung,
4. Reduktion der Knochenmasse im Bereich der unteren Extremität.
Die knöcherne Grundlage der distalen Gliedmaße bilden die Metakarpal- bzw. Meta-
tarsalknochen, das Fesselbein, die Gleichbeine, das Kronbein und Strahlbein sowie
das Hufbein mit den dazu gehörenden Hufknorpeln (s. Abb. 2.1, 2.2; NICKEL et al.,
1992). Diese Knochen artikulieren im Karpal- bzw. Tarsalgelenk, im Huf- und Kron-
gelenk sowie im Fesselgelenk, das sich in Hyperextensionsstellung befindet. Die
Gelenke werden jeweils von einer Gelenkkapsel umgeben und von entsprechenden
Bändern stabilisiert (NICKEL et al., 1992; PARKS, 2003).
Im Bereich der distalen Gliedmaße befinden sich nur Sehnen, wobei die zugehörigen
Muskeln oberhalb von Karpal- und Tarsalgelenk enden (GIRTLER, 2001; PARKS,
2003). Die Endsehnen der Zehenstrecker inserieren auf der dorsalen Seite der
Zehenknochen, die Zehenbeuger auf der palmaren bzw. plantaren Seite am Kron-
bein bzw. Hufbein.
2. LITERATURÜBERSICHT 12
Der rein sehnige M. interosseus medius, der mit je einem Schenkel an den beiden
Gleichbeinen inseriert und zwei Unterstützungsschenkel an die Strecksehne abgibt,
wirkt in Verbindung mit den distalen Sesambeinbändern und den durch Bänder mit-
einander verbundenen Gleichbeinen als passiver Trageapparat und Feststeller des
Fesselgelenkes.
Im Bereich der unteren Extremität befinden sich neben den oben genannten Struktu-
ren außerdem synoviale Einrichtungen (Sehnenscheiden und Schleimbeutel),
Leitungsbahnen (Blut-, Lymphgefäße und Nerven), die Haut, Unterhaut und Faszien
sowie der Huf mit Hornkapsel und Lederhaut. Infolge Fehlens der Muskulatur in
diesem Bereich liegt hier ein unmittelbares Nebeneinander von Skelettelementen,
Sehnen und Leitungsbahnen im Bindegewebe direkt unter der Haut vor.
Die Abb. 2.1 und 2.2 zeigen die Strukturen im Bereich der unteren Extremität am
Beispiel des linken Unterschenkels und Fußes.
2. LITERATURÜBERSICHT 13
Abb. 2.1: Laterale Ansicht des distalen Abschnittes des linken Unterschenkels und
Fußes, wobei die Haut und ein Teil der Faszie entfernt wurden (Abb. entnommen aus
STASHAK, 1989).
2. LITERATURÜBERSICHT 14
Abb. 2.2: Mediale Ansicht des distalen Abschnittes des linken Unterschenkels und
Fußes, wobei die Haut und ein Teil der Faszie entfernt wurden (Abb. entnommen aus
STASHAK, 1989).
2. LITERATURÜBERSICHT 15
2.2 Anatomie des Blutkreislaufs und Hämodynamik be i Mensch und Pferd
Die Aufgaben des Körperkreislaufes sind die Versorgung der Gewebe mit Sauerstoff
und Nährstoffen, der Abtransport von Stoffwechselprodukten, der Transport von
Hormonen und die Thermoregulation (SCHMITZ, 1987; NICKEL et al., 1996; VON
ENGELHARDT, 2000b).
Der Blutkreislauf besteht aus einem in sich geschlossenen System parallel oder auch
seriell geschalteter Blutgefäße, in denen das Herz als Pumpe eine gerichtete Blut-
strömung erzeugt. Man unterscheidet Arterien, Arteriolen, Kapillaren, Venolen und
Venen voneinander (LEONHARDT, 1990; LIEBICH, 1999).
Die „Stromstärke“ in den verschiedenen Gefäßen, also das Blutvolumen, das pro
Zeiteinheit fließt, wird analog zum Ohmschen Gesetz durch den Blutdruck und den
Widerstand der Gefäße bestimmt (VON ENGELHARDT, 2000b).
Die mittlere Strömungsgeschwindigkeit ist abhängig vom Radius der jeweiligen
Gefäße. Das Hagen-Poiseuillesche Gesetz stellt eine Erweiterung des Ohmschen
Gesetzes dar. Aus diesem geht hervor, dass sich der Gesamtwiderstand reziprok mit
der 4. Potenz des Gefäßradius ändert. Deshalb haben sehr kleine Veränderungen
des Radius sehr große Effekte auf den Gesamtwiderstand und analog dem Ohm-
schen Gesetz damit auf den Blutdruck und/oder auf den Blutfluss (VON ENGEL-
HARDT, 2000b).
Die Arterien bilden gemeinsam mit den Arteriolen das Hochdrucksystem des
Körpers, das den schnellen Transport und die Verteilung des Blutes im Körper reali-
siert. Die Arterien werden in Arterien vom elastischen Typ und in Arterien vom
muskulären Typ unterteilt (LEONHARDT, 1990; LIEBICH, 1999).
Arterien vom elastischen Typ sind herznahe Gefäße und wandeln das aus dem
Herzen diskontinuierlich ausgeworfene Blutvolumen in eine mehr kontinuierliche
Strömung des Blutes um, bekannt als „Windkesselfunktion“.
Arterien vom muskulären Typ weisen eine ausgeprägte Muskelschicht auf, wodurch
sie ihren Durchmesser den Gegebenheiten anpassen und so Blutdruck und/oder
Blutfluss regulieren können (VON ENGELHARDT, 2000b).
2. LITERATURÜBERSICHT 16
Die Blutkapillaren bilden ein fein verzweigtes Netz zwischen den kleinsten Arteriolen
und den postkapillären Venolen. Sie dienen zum Gas-, Stoff- und Flüssigkeitsaus-
tausch (LEONHARDT, 1990; LIEBICH, 1999; VON ENGELHARDT, 2000b). Der
Gasaustausch erfolgt hierbei ausschließlich durch Diffusion, der Stoffaustausch
überwiegend durch Diffusion, aber auch über Transportkanäle.
Der Flüssigkeitsaustausch zwischen Blut und Interstitium ist abhängig von den
hydrostatischen und kolloidosmotischen Druckdifferenzen, die den effektiven Filtrati-
onsdruck bestimmen. Während sich der kolloidosmotische Druck im Verlauf der
Kapillare nicht nennenswert ändert, nimmt der hydrostatische Druck zum Ende der
Kapillare hin ab, so dass sich der effektive Filtrationsdruck entlang der Kapillare ver-
ändert. Daher kommt es zu Beginn der Kapillare zur Filtration von Flüssigkeit und
zum Ende hin zur Reabsorption. Da das Blutgefäßsystem jedoch nur 90% der filtrier-
ten Flüssigkeit reabsorbiert, werden die restlichen 10% über die Lymphgefäße aus
dem interstitiellen Raum abtransportiert.
Die Venen, die zusammen mit den Venolen das Niederdrucksystem des Kreislaufs
bilden, dienen der Rückführung des Blutes zum Herzen und der Blutspeicherung
(LEONHARDT, 1990; LIEBICH, 1999). Etwa 70% des zirkulierenden Blutes befinden
sich im venösen System, so dass ein erhöhter Blutbedarf schnell gedeckt werden
kann. Dementsprechend ist die Dehnungsfähigkeit der Wand vorherrschendes
Merkmal der Venen. Sie übersteigt die der Arterie um das 200-fache (VON ENGEL-
HARDT, 2000b).
Abhängig von der Lokalisation und der hydrostatischen Belastung weisen Venen
Unterschiede in der Ausprägung der Wandschichten auf. Die Venen der unteren
Körperteile, wie der distalen Gliedmaße sind z.B. muskelreicher und damit wandstär-
ker als die der oberen Körperpartien (DAHME, 1970; LEONHARDT, 1990; ROBIN-
SON, 1990).
Die in der Tunica media der Venen vorhandenen wenigen glatten Muskelzellen
reichen jedoch allein nicht aus, um, vor allem im Bereich der Gliedmaßen, Wider-
stände wie die Wirkung der Schwerkraft zu überwinden (SCHMITZ, 1987). Der Rück-
fluss des Blutes wird daher durch vier Mechanismen gesichert:
2. LITERATURÜBERSICHT 17
1. Venenklappen : Als Besonderheit sind in Venen, mit Ausnahme der großen
Venenstämme sowie der Venen innerhalb des Hufes (ROBINSON, 1990), in
regelmäßigen Abständen Intimaduplikaturen entwickelt, die als Venenklappen
bezeichnet werden. Ihre Anzahl korreliert im Allgemeinen mit der hämostati-
schen Belastung (DAHME, 1970). Sie erleichtern den Rückfluss des Blutes
und verhindern eine Umkehr der Strömungsrichtung.
2. Muskelpumpe : Durch Kontraktion der Skelettmuskeln werden die Venen
komprimiert und das Blut aufgrund der Ventilwirkung der Klappen herzwärts
transportiert.
3. Atmungspumpe : Bei der Inspiration entsteht im Thorax ein Unterdruck, der
zur Erweiterung der intrathorakalen Venen und der Vorhöfe und somit zum
Ansaugen des Blutes aus den extrathorakalen Venen führt. Gleichzeitig wird
durch die Kontraktion des Zwerchfells der Druck im Abdomen erhöht, so dass
venöses Blut in die thorakalen Venen gepresst wird.
4. Ventilebenenmechanismus : Durch Senken der Ventilebene des Herzens
während der Systole wird Blut aus den herznahen Venen in den rechten
Vorhof gesogen.
Zusätzlich entsteht durch das Auffußen ein Druck in dem im Huf lokalisierten Venen-
plexus (Endgeflecht der Venen), was den Bluttransport ebenfalls unterstützt (RATZ-
LAFF et al., 1985).
In den Venen des Pferdes, die im distalen Gliedmaßenbereich lokalisiert sind, ist die
Pulsatilität synchron zur Herzfrequenz (HOFFMANN et al., 1999). Dies ist wahr-
scheinlich auf die Nähe der Venen zu den Arterien und fehlendes Gewebe zur
Absorption der kinetischen Energie der Arterienwände zurückzuführen. Auf diese Art
kann ein Teil der Energie von der Arterie auf die begleitende Vene übertragen
werden.
2. LITERATURÜBERSICHT 18
2.3 Anatomie und Physiologie des Lymphgefäßsystems bei Mensch und
Pferd
Das Lymphgefäßsystem ist ein den Venen parallel geschaltetes, blind endendes
Drainagesystem (BAUM, 1928; KUBIK, 1999, 2002). Es sammelt Flüssigkeit aus
dem interstitiellen Raum und leitet diese über den Ductus thoracicus in das Venen-
system (VON ENGELHARDT, 2000a).
Da sich in der veterinärmedizinischen Literatur nur wenige Publikationen über die
Anatomie des Lymphgefäßsystems finden (z. B. BAUM, 1928), wird hier auch auf
Literatur aus dem humanmedizinischen Bereich zurückgegriffen. Wie bisherige
Arbeiten zeigen, ist davon auszugehen, dass sich die Gegebenheiten bei Mensch
und Pferd weitgehend entsprechen (BERENS VON RAUTENFELD u. SCHACHT,
2002).
Morphologisch und funktionell sind folgende Lymphgefäßabschnitte zu unterscheiden
(BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005):
1. Initiale Lymphgefäße (Vasa lymphatica initialia) . Dazu zählen die
Lymphkapillaren (Vasa lymphocapillaria) sowie die Präkollektoren (Vasa
lymphatica praekollectoria),
2. Kollektoren (Vasa lymphatica collectoria),
3. Lymphsinus (Sinus lymphatici) der Lymphknoten (Nodi lymphatici),
4. Lymphstämme (Trunci lymphatici).
Während die Lymphkapillaren funktionell als Resorptionsgefäße zu bezeichnen sind,
arbeiten Kollektoren und Lymphstämme als Leitungsgefäße. Die Präkollektoren üben
eine Doppelfunktion aus. Lagemäßig sind sie Leitungsgefäße, auf weiten Strecken
sind sie jedoch auch resorptionsfähig (KUBIK, 1999, 2002).
2. LITERATURÜBERSICHT 19
2.3.1 Initiale Lymphgefäße
Das System der initialen Lymphgefäße setzt sich aus den Lymphkapillaren und den
Präkollektoren zusammen.
Der Aufbau der Lymphkapillaren wurde beim Menschen genauer untersucht und
konnte von BRAUN (2004) beim Pferd weitgehend bestätigt werden:
Die Lymphkapillaren bilden in der Haut und in den Schleimhäuten ein im interstitiel-
len Bindegewebe gelegenes feinmaschiges polygonales Netz mit blind endenden
Ausbuchtungen (CASTENHOLZ, 1984; KUBIK, 1999, 2002).
Ihr Aufhängeapparat zur Fixierung der Lymphkapillaren im Gewebe wird durch radiär
lokalisierte Ankerfilamente gebildet (CASTENHOLZ, 1984; KUBIK, 1999, 2002;
BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005).
Benachbarte Endothelzellen sind entweder über „open“ oder „closed junctions“ mit-
einander verbunden (KUBIK, 2002). Die „open junctions“ bzw. interendothelialen
Öffnungen oder Einflussventile werden bei Anstieg der Menge an lymphpflichtigen
Lasten im Gewebe durch die damit verbundenen Druckveränderungen im Gewebe
über den Aufhängeapparat weitgestellt (KUBIK, 1999, 2002; BERENS VON RAU-
TENFELD u. SCHACHT, 2002). Die subendothelialen Filamente sind nach GERLI et
al. (1990) elastisch und sorgen als Retraktionsapparat für die Entleerung der initialen
Lymphgefäße in Richtung der nachgeschalteten Kollektoren.
Im Bereich der interendothelialen Öffnungen kommt es zur Ausbildung zytoplasma-
tischer Überlappungen, die als taschenartige Strukturen ein Zurückfließen von
Lymphe in das Interstitium verhindern (CASTENHOLZ, 1984; BERENS VON RAU-
TENFELD et al., 1998; FÖLDI u. FÖLDI, 2002b).
Die anschließenden Präkollektoren sammeln Lymphe aus umschriebenen Arealen
des Lymphkapillarnetzes und leiten sie in die Kollektoren. Auch sie liegen in netz-
artiger Formation vor (MEYER, 1988; KUBIK, 1999, 2002). Im Unterschied zu den
Lymphkapillaren besitzen sie bereits Klappen und üben eine ableitende Funktion aus
(KUBIK, 1999, 2002).
2. LITERATURÜBERSICHT 20
2.3.2 Kollektoren
Kollektoren nehmen die Lymphe aus den zugehörigen initialen Lymphgefäßen auf
und transportieren sie zu den entsprechenden Lymphknoten. Grundsätzlich besitzen
Pferde größere, dafür jedoch weniger Kollektoren als der Mensch (BERENS VON
RAUTENFELD u. FEDELE, 2005).
Die Kollektoren werden von Taschenklappen, die die Aufgabe von „Rückflusssper-
ren“ übernehmen, in Lymphangione bzw. Klappensegmente unterteilt (KUBIK, 1999,
2002; BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005).
Der Wandbau der Kollektoren zeigt eine ähnliche Dreischichtung wie der der Venen
(KUBIK, 1999, 2002; BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005). Er besteht
aus einer Tunica interna, einer Tunica media und einer Tunica externa. Die drei
Schichten sind allerdings nicht immer deutlich voneinander abzugrenzen.
BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE (2005) beschreiben glatte Muskelzellen
speziesübergreifend in allen drei Wandschichten der Kollektoren, die gemeinsam die
Lymphgefäßwandpumpe bilden. Das Pferd besitzt als muskelzellarmer Kollektoren-
typ weniger glatte Muskelzellen in den Kollektoren als der Mensch. Die Anzahl glatter
Muskelzellen variiert zwischen topographisch unterschiedlich gelegenen Kollektoren
(dermal, subkutan und subfaszial) innerhalb eines Kollektorenabschnittes, aber auch
innerhalb einer Spezies.
Eine Besonderheit bei tiefen und oberflächlichen Kollektoren der Beckengliedmaße
des Pferdes stellen die von HARLAND (2003, 2004) beschriebenen, im Stratum sub-
endotheliale der Tunica interna gelegenen Myofibroplasten dar. Hierbei handelt es
sich um Transformationszellen von Fibroblasten (HARLAND, 2003). Unter Umstän-
den können diese Zellen durch Bewegung oder Einsatz der Manuellen Lymphdraina-
ge aus Bindegewebszellen transformiert werden, wodurch die Muskelwandpumpe
nicht nur „trainiert“ sondern auch vermehrt werden könnte (ROTHE, 2004). Eventuell
stellen die Myofibroblasten aber auch ein Reizleitungssystem ähnlich dem im Darm
dar, das als Schrittmachersystem auf die glatte Muskelwandpumpe wirkt (HARLAND,
2003).
2. LITERATURÜBERSICHT 21
Topographisch unterscheidet man mit Bezug auf die oberflächliche Faszie oberfläch-
lich gelegene, dermale und hypodermale oder epifasziale Kollektoren (Vasa collecto-
ria superficialia) von tief gelegenen oder subfaszialen Kollektoren (Vasa collectoria
profunda) (KUBIK, 2002). Im distalen Gliedmaßenbereich des Pferdes sind die bei-
den Systeme nicht mehr durch eine Faszie voneinander getrennt (BAUM, 1928;
HARLAND, 2003). Während das oberflächliche System die Haut und die Unterhaut
drainiert, leitet das tiefe System die Lymphe der Muskeln, Gelenke, Sehnenscheiden
und Nerven ab.
Innerhalb der Pferdeextremität bilden die subfaszialen (tiefen), beim Menschen
dagegen die epifaszialen (oberflächlichen) Kollektoren den Hauptdrainageweg
(BERENS VON RAUTENFELD u. SCHACHT, 2002; BERENS VON RAUTENFELD
u. FEDELE, 2005).
2.3.3 Lymphbildung und Lymphtransport
Unter Lymphbildung versteht man einerseits den Einstrom von eiweißhaltiger
Gewebsflüssigkeit in das initiale Lymphgefäßsystem und andererseits den Abtrans-
port der Lymphe aus den Präkollektoren in Richtung der Kollektoren (BERENS VON
RAUTENFELD u. FEDELE, 2005).
In der Humanmedizin und ebenso beim Pferd wird eine zweiphasige Lymphbildung
beschrieben (FÖLDI u. FÖLDI, 2002b; BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE,
2005):
In der Füllungsphase dehnt sich das Interstitium des subkutanen Bindegewebes
durch sich ansammelnde Flüssigkeit aus. Die elastischen Ankerfilamente der initialen
Lymphgefäße geraten unter Spannung und stellen so die interendothelialen
Öffnungen und die initialen Lymphgefäße weit. Aufgrund des niedrigeren Druckes in
der Lymphkapillare im Verhältnis zum Gewebedruck fließt die eiweißhaltige Gewebs-
flüssigkeit in die Lymphkapillare.
In der Entleerungsphase ist der Gewebedruck niedriger als der Lymphkapillardruck.
Daher erschlaffen die Ankerfilamente und die Einflussventile schließen sich. Die
2. LITERATURÜBERSICHT 22
Lymphkapillare wird durch den Druck und durch elastische Rückstellungskräfte des
Gewebes in Richtung Präkollektor entleert.
Bei körperlicher Ruhe wird nur wenig Lymphe gebildet (FÖLDI u. FÖLDI, 2002b). Zur
Gewährleistung einer andauernden hohen Lymphbildung sind periodische Gewebe-
spannungen notwendig, wie sie beim Laufen oder durch Manuelle Lymphdrainage
auftreten.
Im Bereich der Kollektoren und der Lymphgefäßstämme wird die Lymphe durch die
Pulsation der Lymphangione mit Hilfe der in der Tunica media positionierten glatten
Muskelzellen aktiv vorangetrieben. Diese „Lymphgefäßwandpumpe“ zeigt ähnlich wie
das Herz eine zweiphasige Aktion mit einer Systole (Entleerungsphase) und einer
Diastole (Füllungsphase). Die funktionelle Regulation der Lymphangione erfolgt
ebenfalls analog der beim Herzen. Es wirken vegetative und sensorische Reize (z.B.
analog dem Frank-Starlingschem Mechanismus), aber auch ein Schrittmachersystem
auf die glatte Muskelwandpumpe (FÖLDI u. FÖLDI, 2002b; BERENS VON RAU-
TENFELD u. FEDELE, 2005).
Das Pferd weist im Vergleich mit dem Menschen insoweit eine Besonderheit auf, als
dass nur seine tief verlaufenden Kollektoren einen mehrschichtigen Wandanteil an
glatten Muskelzellen besitzen. Die oberflächlichen Kollektoren zeigen keine bzw. nur
vereinzelte glatte Muskelzellen (BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005).
Dafür weisen alle Kollektoren einen mehr oder weniger hohen Anteil an elastischen
Fasern auf, der innerhalb des Lymphangions etwa 40% beträgt (HARLAND, 2003).
Aufgrund dieser Tatsache sind BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE (2005) der
Meinung, dass in dermalen und hypodermalen Kollektoren neben dem Frank-
Starlingschen Mechanismus auch elastische Rückstellkräfte für einen Transport der
Lymphe sorgen.
Die Lymphangiomotorik wird durch extra- und intralymphvaskuläre Faktoren modu-
liert (BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005). Unter intralymphvaskulären
Faktoren versteht man verschiedene Stoffe, wie z.B. Leukotriene, Eikosanoide,
Prostaglandine und biogene Amine (Histamin, Bradykinin, Serotonin). Extravaskuläre
Faktoren sind im Allgemeinen die Atmung, Bewegung der Eingeweide, Gelenk- und
2. LITERATURÜBERSICHT 23
Muskelsehnenpumpen sowie Pulsationen der Arterien (FÖLDI u. FÖLDI, 2002b;
BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005).
Im Bereich des Pferdefußes fehlen im Vergleich zum Menschenfuß zwei Antriebssys-
teme (BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005):
Da im Bereich des Pferdefußes nur die entsprechenden Sehnen, aber keine
Skelettmuskeln und kein subkutanes Fettpolster vorhanden sind, ist keine Skelett-
muskelpumpe angelegt. Auch eine „arterielle Pulsationspumpe“ soll dem Pferd
fehlen, da die tief verlaufenden Arterien, Venen und Kollektoren nicht wie beim
Menschen durch eine gemeinsame Bindegewebsscheide gebündelt sind.
Vorhanden sind dagegen die Hufpumpe sowie die Fesselgelenkspumpe. BERENS
VON RAUTENFELD u. FEDELE (2005) sprechen der Huf- und der Fesselgelenks-
pumpe beim Pferd eine besondere Bedeutung zu, da sie der Meinung sind, dass die
spärlich angelegte glatte Kollektorenwandpumpe sowie der elastische Retraktions-
apparat vor allem in Ruhe für den Lymphtransport nicht ausreichen dürften.
Die Hufpumpe ist sowohl beim stehenden als auch beim bewegten Pferd von
Interesse und wirkt auf die Lymph- sowie auf die Blutgefäße (BERENS VON RAU-
TENFELD u. FEDELE, 2005). Bei der Fußung des Hufes steigt der interstitielle Druck
innerhalb der Huflederhaut und Gewebsflüssigkeit tritt in die initialen Lymphgefäße
ein (Füllungsphase). Außerdem werden die Kollektoren und Venen zwischen Zehen-
polster und elastischem Hufknorpel komprimiert, was ihre Entleerung fördert. Beim
Anheben des Hufes sinkt der interstitielle Druck und die initialen Lymphgefäße leeren
sich (Entleerungsphase).
Die Fesselgelenkspumpe ist von Bedeutung für den Lymphabfluss zwischen Huf-
saum und Tarsal- bzw. Karpalgelenk (BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE,
2005). Das Fesselgelenk unterscheidet sich von den übrigen Gelenken der
Gliedmaßen durch seine hohe Beweglichkeit. Außerdem spielt es aufgrund der
Kollektorenverläufe (dorsal und palmar/plantar) eine größere Rolle als das Karpal-
bzw. Tarsalgelenk (medial und lateral). Auf diese Art und Weise kann es das intra-
vaskuläre Antriebssystem der Kollektoren unterstützen. Im Bereich des Fesselkopfes
ist zu beachten, dass Kollektoren wegen des oben genannten Verlaufes besonders
empfindlich auf Kompression reagieren.
2. LITERATURÜBERSICHT 24
2.4 Volumenänderungen der unteren Extremität bei M ensch und Pferd
2.4.1 Definition und Formen des Ödems
Unter dem Begriff Ödem versteht man im klinischen Sinne eine Schwellung, welche
durch eine Vermehrung des Flüssigkeitsgehaltes im Interstitium verursacht wird und
in der Regel sichtbar und tastbar ist (FÖLDI u. FÖLDI, 2002b).
Je nach Ursache werden Ödeme in der Humanmedizin in verschiedene Arten unter-
teilt (HERPERTZ, 1988, 2001; WERNER, 2001; FÖLDI u. FÖLDI, 2002a). Diese Ein-
teilung wird in der Veterinärmedizin weitestgehend übernommen:
1. Lymphödem (mechanische Insuffizienz des Lymphgefäßsystems; Unterteilung in
primäre und sekundäre Formen),
2. Entzündliches Ödem (erhöhte Permeabilität der Blutgefäße durch die Ausschüt-
tung von Entzündungsmediatoren),
3. Traumatisches Ödem (vorübergehendes Auftreten von Schwellungen infolge
leichterer bzw. mittelschwerer Traumen),
4. Allergisches Ödem (Erhöhung der Permeabilität der Blutgefäßwand durch eine
immunologische Reaktion),
5. Kardiologisches Ödem (Folge einer Rechtsherzinsuffizienz),
6. Phlebödem (Erhöhung des venösen Drucks durch Erkrankungen des Venensys-
tems),
7. Hydrostatisches Überlastungsödem (Störungen der Hämodynamik, z.B. durch
längeres unbewegliches Stehen, aufgrund des Ausfalls extramuraler Kräfte, die für
die Transportfunktion sowohl des venösen wie auch des Lymphsystems wichtig
sind),
8. Inaktivitätsödem (lymphogene und venöse Abflussbehinderung bei Immobilisati-
on einer Gliedmaße),
9. Hypoproteinämisches Ödem (verminderter Albumingehalt im Blut durch man-
gelnde Zufuhr, mangelnde Synthese, erhöhten Verbrauch oder erhöhten Verlust von
Eiweiß).
2. LITERATURÜBERSICHT 25
2.4.2 Volumenänderungen der unteren Extremitäten in Orthostase beim
Menschen
Der Mensch neigt, ähnlich wie das Pferd, bei längerem Stehen zu Volumenzunah-
men an den unteren Extremitäten (SCHMITZ, 1987). Daher werden an dieser Stelle
verschiedene Studien zu Volumenveränderungen der Extremitäten beim Menschen
diskutiert.
PANNIER u. RABE (2004) wiesen in ihrer Arbeit mit Hilfe eines Perometers (s. Kap.
3.2) bei venengesunden Menschen während eines Stehversuches über zehn Minu-
ten eine signifikante Volumenzunahme um 2,48% nach. Dabei gab es keinen Unter-
schied zwischen linkem und rechtem Bein. STICK et al. (1993) stellten in ihrer Studie
temperaturabhängige Volumenzunahmen um 1,6 bis 2,0% fest. Diese ermittelten sie
nach zehnminütigem Stehen mittels Quecksilber-Dehnungsmessstreifen.
Volumenänderungen der unteren Extremität setzen sich sowohl aus einer intravasa-
len Volumenzunahme als auch aus einer extravasalen Komponente im Sinne eines
Ödems zusammen (WUPPERMANN et al., 1987; PANNIER u. RABE, 2004).
In der Initialphase der Orthostase spielt die intravasale Volumenzunahme die
größere Rolle, wie z.B. mit Hilfe der Luft-Plethysmographie festgestellt wurde. Diese
Veränderungen verlaufen sehr schnell und sind hinsichtlich ihrer Volumina signifikant
(WUPPERMANN et al., 1987; MÜLLER-BÜHL et al., 1998; PANNIER u. RABE,
2004).
Im Stehen wirkt die Schwerkraft in Richtung der den Körper längs durchziehenden
Gefäße. Durch den steigenden Druck werden die Venen gedehnt und nehmen ein
größeres Blutvolumen auf, das beim gesunden Menschen 300 bis 500 ml betragen
kann. Da in den oben genannten Studien eine verhältnismäßig kurze Stehzeit von
zehn Minuten gewählt wurde, sind die ermittelten Werte auf diesen Mechanismus
zurückzuführen (PANNIER u. RABE, 2004).
Die Volumenveränderungen im Interstitium verlaufen hingegen sehr langsam
(PANNIER u. RABE, 2004). Hierzu konnten KRIJNEN et al. (1997) bei Volumenmes-
sungen am Unterschenkel im Tagesverlauf Zunahmen um 3,4% (linke Beine) bzw.
2,6% (rechte Beine) feststellen.
2. LITERATURÜBERSICHT 26
2.4.3 Angelaufene Beine beim Pferd
Die Begriffe „angelaufene“ bzw. „dicke Beine“, „Herbst- oder Winterbeine“, „swollen
legs“, „stocking edema“ oder „cold edema“ beschreiben ein bekanntes Phänomen in
der Pferdepraxis (s. Abb. 2.3) (JUBB, 1993; ROMERO u. DYSON, 1997; SCHÄFER
et al., 1999; BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005). Da es nicht als
Krankheit im eigentlichen Sinne gewertet wird und im Allgemeinen keine akuten
Probleme verursacht, finden sich in der veterinärmedizinischen Literatur nur wenige
Informationen zu diesem Thema.
Abb. 2.3: Exemplarische Ansicht angelaufener Hintergliedmaßen eines Pferdes
(MEINARDUS, 2005).
Angelaufene Beine können an allen vier Gliedmaßen auftreten. In der Regel sind
jedoch nur die Hintergliedmaßen betroffen. BERENS VON RAUTENFELD u.
FEDELE (2005), die die angelaufenen Beine als eine Form von Lymphödem
2. LITERATURÜBERSICHT 27
ansehen, führen dies auf den längeren Lymphdrainageweg vom Hinterfuß zum linken
Venenwinkel als vom Vorderfuß zurück. Auch der längere Weg des Blutes zum
Herzen könnte hierbei von Bedeutung sein (FELSINGER, 2006).
Die Schwellung tritt nach Meinung vieler Autoren wie z.B. ROMERO u. DYSON
(1997) bilateral symmetrisch auf. BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE (2005)
sehen teilweise, ähnlich wie beim primären Lymphödem des Menschen, eine Asym-
metrie, die in der Regel nur undeutlich ist.
Das Ödem beschränkt sich normalerweise auf den distalen Gliedmaßenbereich bis
zur Höhe des Karpus bzw. Tarsus. Die Gliedmaßen sind nicht warm und die Schwel-
lungen sind weich, eindrückbar und nicht schmerzhaft. Das Allgemeinbefinden der
betroffenen Pferde ist nicht gestört, und sie zeigen keine Lahmheit.
Die Ätiologie der angelaufenen Beine ist bisher noch nicht abschließend geklärt. Auf-
fällig ist, dass vor allem Pferde in Boxenhaltung betroffen sind, so dass fehlende Be-
wegung als prädisponierender Faktor angesehen werden kann.
Da nicht alle Pferde unter diesen Haltungsbedingungen angelaufene Beine ausbil-
den, ist eine genetische Disposition sehr wahrscheinlich.
Wie bereits oben erwähnt, wird von einigen Autoren eine lymphatische Abfluss-
schwäche für dieses Phänomen verantwortlich gemacht (ROMERO u. DYSON,
1997; BERENS VON RAUTENFELD et al., 2000; BERENS VON RAUTENFELD u.
FEDELE, 2005).
ROTHE (2004) konnte Hinweise finden, dass Pferde mit angelaufenen Beinen eine
Hypoplasie des Lymphdrainagesystems besitzen. Sie unterscheidet einen kollekto-
renarmen vom kollektorenreichen Typ. Bei beiden Typen ist die Anzahl der ober-
flächlichen und tiefen Hauptkollektoren nahezu identisch, während die Anzahl der
kurzen hypodermalen Kollektoren des Fußes, der Kollateralen und der Anastomosen
zwischen den Hauptkollektoren jedoch außerordentlich variieren können. Diese Aus-
bildung könnte genetisch fixiert sein. Der Befund von ROTHE (2004) ist allerdings
nicht statistisch abgesichert. MEYER (1988) wies in seinen Untersuchungen bereits
beim stehenden, optisch gesunden Pferd Anzeichen einer Stauung in den Lymphge-
fäßen nach. Aufgrund dieser Gegebenheiten könnten die angelaufenen Beine als
2. LITERATURÜBERSICHT 28
hereditäres primäres Lymphödem gedeutet werden (BERENS VON RAUTENFELD
u. FEDELE, 2005). Bei einer langen Immobilisation in Form von Boxenhaltung steigt
das Nettoultrafiltrat aufgrund des erhöhten Kapillardruckes, die ohnehin schon
schwache Transportkapazität des Lymphgefäßsystems wird überschritten und es
entstehen angelaufene Beine. Daher bezeichnen BERENS VON RAUTENFELD u.
FEDELE (2005) die angelaufenen Beine auch als (angeborenes) orthostatisches
Ödem.
MEINARDUS (2005) sieht die Ursache der angelaufenen Beine ebenfalls in einer
entsprechenden Anfälligkeit, kombiniert mit Bewegungsmangel. Sie schreibt das
Phänomen allerdings eher Problemen bei der Blutversorgung zu. Durch Kontraktion
und Erschlaffung der Muskulatur in den bemuskelten Körperteilen und in den Glied-
maßen werden vor allem die für den Rücktransport des Blutes zuständigen Venen in
ihrer Arbeit unterstützt. Bewegungsmangel kann dazu führen, dass die Venen es
nicht schaffen, das Blut schnell genug wieder zurück zum Herzen zu transportieren.
Die deshalb zu hohe Blutmenge in den Venen führt dazu, dass Flüssigkeit in das um-
liegende Gewebe eintritt und die Beine von unten beginnend anlaufen.
VON ENGELHARDT (2000b) hat eine ähnliche Erklärung dafür, was mit verantwort-
lich für die bei ruhigem Stehen gehäuft auftretenden Ödembildungen in den unteren
Extremitäten bei Tieren ist. Da die Skelettmuskelpumpe nur bei Bewegung arbeiten
kann, kann es beim sehr ruhig stehenden Tier in den Gliedmaßen zur vermehrten
Füllung der Venen und damit zu einem Auseinanderweichen der Venenklappen
kommen. Schließlich ist eine kontinuierliche Blutsäule vorhanden und der Druck in
den unteren Extremitäten entspricht somit der Schwerkraft. Durch den dadurch
hohen Venendruck ist auch der Druck in den Kapillaren erhöht, was zu einer ver-
stärkten Filtration führt.
SCHMITZ (1987) liefert in seinem Buch auf der Grundlage dieser Ätiologie eine Er-
klärung dafür, warum Gliedmaßen bei Tieren deutlich weniger schnell anlaufen als
beim Menschen. An den Gliedmaßen von Tieren sind unterhalb der Wade kaum
Muskeln vorhanden. Daher brauchen die Venen ihr Kaliber nicht ständig zu ändern,
und sie können in ihrer Dehnungsfähigkeit starr begrenzt werden. So ist bei den
Tieren das Venensystem zwischen Fuß und Unterschenkel so in Bindegewebe
2. LITERATURÜBERSICHT 29
großer Festigkeit eingebettet, dass es fast wandstarr ist. Daher kann ein Pferd stun-
denlang im Stehen schlafen, während sich beim Menschen bereits nach wenigen
Minuten die erste Beinschwellung bemerkbar macht. SCHMITZ (1987) gibt in seinem
Buch allerdings keine Untersuchungen an, die seine Theorie praktisch bestätigen.
SCHÄFER et al. (1999) verstehen unter Herbst- oder Winterbeinen Stauungsödeme
an den Hintergliedmaßen durch venöse Stauung oder Lymphstauung.
Die Autoren vertreten auch in Hinblick auf die Therapie verschiedene Meinungen.
ROMERO u. DYSON (1997) halten eine Therapie für nicht notwendig, da sich das
Ödem nach Bewegung weitgehend wieder zurückbildet. Zur Prophylaxe empfehlen
sie genügend Bewegung sowie den Gebrauch von Stallbandagen.
Auch MEINARDUS (2005) ist der Meinung, dass regelmäßige Bewegung Abhilfe bei
angelaufenen Beinen schafft und somit keine weitere Therapie notwendig ist.
SCHÄFER et al. (1999) befinden Massage und Bewegung als günstig bei Stauungs-
ödemen. Ein therapeutischer Einsatz von Kompressionsverbänden an den Gliedma-
ßen soll die weitere Ausbreitung des Unterhautödems verhindern und die Resorption
fördern.
Auch KEEGAN et al. (1992) schätzen weiche Bandagen als positiv für die Reduktion
und Prävention von Beinödemen sowie für die Unterstützung der Blutzirkulation der
Extremität ein.
BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE (2005) lehnen den Gebrauch von Stall-
bandagen über Nacht ab, da sie ihrer Meinung nach den Lymphfluss einschränken
und längerfristig zur Schädigung der Kollektoren führen. Sie empfehlen genügend
Bewegung, den Gebrauch von Kompressionsstrümpfen sowie die Therapie mit Hilfe
der Manuellen Lymphdrainage, da diese das Lymphgefäßsystem stärken und die
Ödembildung zurückdrängen soll. Diesen Effekt zu forcieren, scheint notwendig und
sinnvoll zu sein, da Pferde mit angelaufenen Beinen offensichtlich verstärkt zu aku-
ten Phlegmonen neigen (JUBB, 1993; BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE,
2005). Viele Autoren sind sich außerdem sicher, dass der rezidiv auftretende Ein-
schuss häufig die Elephantiasis zur Folge hat (THUM, 1916; HANEL, 1931). JÖHNK
(1917) konnte dies jedoch nicht bestätigen.
2. LITERATURÜBERSICHT 30
2.5 Bewegung und Stoßdämpfung der Gliedmaßen beim Pferd
Jede Gliedmaße durchläuft in jeder Gangart fünf Phasen (PARKS, 2003):
das Auffußen (initial contact), die Stützphase (impact), das Stemmen (stance), das
Heben (breakover) und die Vorführphase (flight) (s. Abb. 2.4).
Abb. 2.4: Schematische Darstellung der Bewegungsphasen einer Gliedmaße (WISS-
DORF et al., 2002).
Die Bewegung beruht auf abwechselnder Verkürzung und Verlängerung der Glied-
maßen durch die Beugung und Streckung aller Extremitätengelenke (GIRTLER,
2001). Mit beginnendem Bodenkontakt treten Veränderungen in den Gelenkwinkeln
auf, was zu einer Reduzierung der Beinlänge führt und so die schnell gebildete Last
dämpft (HJERTEN et al., 1993, 1994; BACK, 1995a).
An der Vordergliedmaße schnappt das Karpalgelenk zu Beginn der Stützphase
schnell in eine Hyperextension, um als federnde Stütze zu wirken. Die Karpalkno-
chen der proximalen und distalen Reihe weichen auseinander und gewährleisten
eine Pufferung (SCHAUDER, 1952). Das Fesselgelenk arbeitet als elastische Feder,
die Energie aufnimmt und Erschütterungen durch Bodenkontakt absorbiert (MER-
2. LITERATURÜBERSICHT 31
KENS u. SCHAMHARDT, 1994). Die Stoßminderung im Radius selbst wird durch
seine dorsal-konvexe Krümmung erreicht. Das Röhrbein trägt der auftretenden Be-
lastung Rechnung, indem es sich in seiner Form, Wandstärke und seinem Spongio-
saverlauf: anpasst: Durch gesteigerte Beanspruchung kommt es z.B. vor allem an
der Dorsalwand zur Verdickung der Kompakta (SCHAUDER, 1952).
An der Hintergliedmaße demonstrieren die Streckung des Fesselgelenkes und die
Beugung von Knie-, Tarsal- und Hufgelenk während der Stützphase die Schockab-
sorption. In der Vorführphase beeinflusst anscheinend der Apparat, der Knie- und
Tarsalgelenk koppelt (= Spannsägenkonstruktion), auch das Fesselgelenk, da eine
synchrone Beugung und Streckung dieser drei Gelenke gezeigt werden (BACK,
1995c). Auch das Auseinanderweichen der Tarsalknochen führt zu einer Stoßdämp-
fung (SCHAUDER, 1952).
Außerdem wird an der Vorder- und Hintergliedmaße durch den Hufmechanismus
eine Stoßbrechung bewirkt.
Ebenso scheint das vaskuläre System der equinen Zehe Teil des schockabsorbie-
renden Systems der Gliedmaße während der Fortbewegung zu sein. Ein rapider
Anstieg im venösen Druck unmittelbar nach dem Bodenkontakt des Hufes weist dar-
auf hin, dass die initiale Last auf den Huf beim Auffußen wahrscheinlich teilweise
vom venösen System absorbiert wird (RATZLAFF et al., 1985).
Im Stand sowie während der Stützphase sind die tiefe und oberflächliche Beugeseh-
ne sowie der Fesseltrageapparat die primär gewichtstragenden Strukturen in der
Zehe (BACK, 1995b, BARTEL et al., 1978). Die Belastung dieser Sehnen sowie der
vorhandenen Bänder führt zu einer Schockabsorption beim beginnenden Bodenkon-
takt.
Mit steigender Geschwindigkeit steigt die Belastung auf den Huf, was zu einer stär-
keren Deformation der Zehe (Absenken der Fessel) führt. Belastungsmomente treten
vor allem im Renntempo und beim Sprung auf (HERTSCH, 1992). Das Ausmaß der
Last auf die Gliedmaßen hängt neben der Geschwindigkeit des Pferdes von der
Geographie der Zehe, vom Gewicht sowie der Oberflächenbeschaffenheit des
Bodens ab (BACK et al., 1995a, SCHRYVER et al., 1978). DOBBERTHIEN (2001)
konnte am Huf und Unterarm auf weichem Boden weniger Erschütterungen als auf
2. LITERATURÜBERSICHT 32
hartem Untergrund feststellen. BARREY et al. (1991) stellten bei einer Untersuchung
von neun verschiedenen Böden fest, dass vor allem die Trockendichte des Bodens
einen Einfluss auf die Belastung der Gliedmaße hat. Ein hoher Anteil an organi-
schem Material und Wasser sowie eine geringe Partikelgröße vermindern die auftre-
tenden Erschütterungen.
Zudem halten es KOBLUK et al. (1988) für möglich, dass die extreme Fesselgelenks-
beugung und die palmare Verlagerung des Karpus durch Ermüdung weiter ansteigen
könnten, da Muskeln, Sehnen und Bänder ihre Integrität bzw. Einheit verlieren.
Die Tatsachen, dass mehr Lahmheiten an den Vorder- als an den Hintergliedmaßen
auftreten (im Verhältnis 3:1) und 95% der Lahmheiten der Vordergliedmaßen im
Karpus oder distal davon lokalisiert sind, werden darauf zurückgeführt, dass die Vor-
hand 60 bis 65% des gesamten Körpergewichts trägt (STASHAK, 1989). Die Belas-
tung der Vordergliedmaßen kann im Schritt bis zu 65,2%, im Trab bis zu 103,7% des
Körpergewichts betragen (RATZLAFF et al., 1985).
Zudem konnten BACK et al. (1995a) mit Hilfe eines kinematischen Analysesystems
mit Photodioden-Markern nachweisen, dass in den Vordergliedmaßen die Erschütte-
rung beim Auffußen der Gliedmaßen auf den Boden stärker ist als in den Hinter-
gliedmaßen.
Wie MUNOZ et al. (1998) in ihrer Studie nachweisen konnten, kann regelmäßiges
Training das Gangbild von Pferden verändern. Dressurmäßig trainierte Andalusier
zeigten eine erhöhte Schrittfrequenz bei reduzierter Schrittlänge und eine geringere
vertikale Schrittkomponente. Bei an Springen orientiertem Training wiesen Anglo-
Araber eine reduzierte Schrittlänge auf.
2.6 Einfluss von Bewegung und Training auf die Org ansysteme des Pferdes
Im Pferdesport haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Disziplinen entwickelt, wie
z.B. der Galopp- und Trabrennsport, die Dressur, der Springsport, das Westernreiten
sowie das Distanzreiten. Jede Disziplin erfordert verschiedenartige physiologische
2. LITERATURÜBERSICHT 33
Anpassungen des Pferdes. Alle Organe bzw. Organsysteme sind dabei mehr oder
weniger involviert.
Bei Belastung steigen der Sauerstoffverbrauch sowie die Kohlenstoffdioxidabgabe
an. Es kommt zu einer Erhöhung des Atemzugvolumens (entspricht Atemtiefe) und
der Atemfrequenz (EVANS u. ROSE; 1987; KRZYWANEK, 1999; VON ENGEL-
HARDT, 2000a).
Auch das Herz-Kreislauf-System passt sich den veränderten Anforderungen an. Bei
körperlicher Belastung kommt es zunächst zu einer überschießenden Steigerung der
Herzfrequenz, die sich dann anschließend abhängig von der Belastungsintensität auf
einen bestimmten Wert (steady state) einpendelt (KRZYWANEK, 1999). Sie ist beim
Pferd um das Siebenfache steigerbar (VON ENGELHARDT, 2000a). Im submaxi-
malen Trainingsbereich besteht ein linearer Zusammenhang zwischen Herzfrequenz
und Belastung (EVANS u. ROSE, 1987; KRZYWANEK, 1999).
Auch das Schlagvolumen sowie der mittlere arterielle Blutdruck nehmen in Abhän-
gigkeit zur Belastungsintensität zu (KRZYWANEK, 1999; VON ENGELHARDT,
2000a). Beim Blutdruck ist eine Steigerung auf das Dreifache möglich.
Der periphere Widerstand nimmt hingegen stark ab, was auf die Öffnung und Erwei-
terung von vielen Blutgefäßen in der Arbeitsmuskulatur zurückzuführen ist.
Daher nimmt vor allem der systolische arterielle Blutdruck zu, während der diastoli-
sche Druck durch die Vasodilatation in den arbeitenden Muskeln gleich bleibt bzw.
absinkt (VON ENGELHARDT, 2000a).
Die Herzfrequenz ist auch von Alter und Größe der Pferde sowie ihrem Trainingszu-
stand abhängig. Sie ist bei jungen Pferden höher als bei älteren (KRZYWANEK,
1999). So beträgt die Ruhefrequenz des erwachsenen Pferdes 30 bis 40 Schläge pro
Minute, hingegen beim Fohlen 80 bis 120, beim Jährling 45 bis 75 und beim 2-
jährigen 40 bis 50 Schläge pro Minute.
Während einer definierten, standardisierten Belastung ist die Herzfrequenz eines
trainierten Pferdes niedriger als die des untrainierten, bedingt durch das größere
Herzgewicht infolge Hypertrophie der Muskelfasern und dem daraus resultierenden
höheren Schlagvolumen (THOMAS et al., 1983; KRZYWANEK, 1999; VON ENGEL-
HARDT, 2000a).
2. LITERATURÜBERSICHT 34
Außerdem haben bei Belastung weitere Faktoren, wie z.B. die Beschaffenheit des
Bodens, eine mögliche Steigung und das Gewicht des Reiters, einen Einfluss auf die
Herzfrequenz (SEXTON u. ERICKSON, 1990; KRZYWANEK, 1999).
Im Allgemeinen zeigen alle bisherigen Untersuchungen, dass in Ruhe gewonnene
Blut- und Kreislaufparameter keinerlei Hinweise auf den Trainingszustand geben
(VON ENGELHARDT, 2000a). Eine Ausnahme bildet einzig die Studie von KUWA-
HARA et al. (1999), die eine reduzierte Herz-Ruhefrequenz bei trainierten Pferden
nachweisen konnten.
Bewegung sowie unterschiedliche vertikale Belastung haben ebenfalls einen Einfluss
auf den Blutfluss im Bereich der Gliedmaßen:
RATZLAFF et al. (1985) konnten bei einer Messung des mittleren arteriellen Blutflus-
ses in der A. digitalis lateralis signifikante Unterschiede im Blutfluss bei verschiede-
ner vertikaler Belastung feststellen. Dieser ist bei größerer Belastung niedriger als
bei geringer Belastung. Somit bleibt der digitale Blutfluss stabil, wenn sich die Pferde
nicht bewegen und erfährt bei geringen Veränderungen in der Belastung nicht signifi-
kante Fluktuationen. Wenn die Pferde jedoch das Gewicht in Richtung der Extreme
der vertikalen Belastung verändern, variiert der Blutfluss signifikant. Diese Verände-
rungen schreiben RATZLAFF et al. (1985) den extremen Gewichtsschwankungen
beim Heben und Senken des Beines und den damit veränderten Drücken zu.
DYSON et al. (2001) wiesen in ihrer Studie mit Hilfe der Szintigraphie nach, dass
Bewegung (in dieser Studie 15 Minuten Trab und Galopp an der Longe) einen we-
sentlichen Einfluss auf den Blutfluss hat. Daneben sind auch die Fuß- und Umge-
bungstemperatur, das Alter und das Gewicht des Pferdes für den Blutfluss von
Bedeutung. Der Blutfluss ist bei höheren Temperaturen (keine periphere Vaso-
konstriktion) und höherem Alter des Pferdes höher.
Neben dem Herz-Kreislauf-System wird auch der Bewegungsapparat von regelmä-
ßigem Training beeinflusst (GOODSHIP u. BIRCH, 2001).
Die Form und Größe und damit auch die Belastbarkeit der Knochen sind neben
genetischen Faktoren vom Training abhängig. Bei den Sehnen zeigt sich bei regel-
mäßiger Belastung eine Stärkenzunahme und auch die Faszien in der Muskulatur
2. LITERATURÜBERSICHT 35
nehmen zu. Somit ist die Belastbarkeit von Muskulatur, Sehnen, Bändern und
Gelenkknorpel trainierbar (HERTSCH, 1992).
Den Einfluss von definierter Bewegung sowie verschiedenen Faktoren, wie z.B.
Geschlecht und Außentemperatur, auf das Volumen der unteren Extremitäten unter-
suchte BÖTTCHER (2006) mittels Perometer. Hierzu bildete sie vier Bewegungs-
gruppen, die unterschiedlich longiert wurden: Gruppe 1 wurde eine halbe Stunde auf
der linken Hand, Gruppe 2 eine halbe Stunde auf beiden Händen, Gruppe 3 eine
halbe Stunde auf beiden Händen mit zusätzlichem Reitergewicht und Gruppe 4 eine
Stunde auf beiden Händen mit Reitergewicht longiert. Vor der Bewegung, direkt nach
der Bewegung sowie nach einer Stunde Boxenruhe wurde jeweils das Volumen der
vier Gliedmaßen bestimmt. Hierbei konnte eine signifikante mittlere Volumenabnah-
me um 5,5 % (125,96 ml) durch die Bewegung und eine signifikante mittlere Volu-
menzunahme um 6,4 % (135,48 ml) nach der Boxenruhe nachgewiesen werden.
BÖTTCHER (2006) führt dies auf den Einfluss der Bewegung auf das Herz-Kreislauf-
System und das Lymphgefäßsystem zurück. Zwischen den einzelnen Gruppen
konnte sie keine signifikanten Unterschiede feststellen. Aufgrund der Mehrbelastung
durch das Reitergewicht waren die Volumenänderungen der Gruppen 3 und 4 jedoch
höher als die der Gruppen 1 und 2. Im Seitenvergleich zwischen rechter und linker
Gliedmaße konnten keine signifikanten Unterschiede nachgewiesen werden. Die
Differenz zwischen den Volumenänderungen bei hoher und niedriger Außentempera-
tur (1 bis 12 °C bzw. 23 bis 31 °C) war hingegen si gnifikant. Diese fielen bei hohen
Temperaturen deutlich größer aus, was wahrscheinlich auf eine bessere Perfusion
der Zehe zurückzuführen ist. BÖTTCHER (2006) konnte keine signifikanten Unter-
schiede zwischen den Volumenänderungen von Pferden unterschiedlichen
Trainingszustandes, Geschlechts oder Alters feststellen. Allerdings wiesen Hochleis-
tungspferde, wahrscheinlich aufgrund ihres besser trainierten Kreislauf- und Lymph-
gefäßsystems, geringere Änderungen auf als Freizeitpferde. Die männlichen Pferde
zeigten höhere Volumenänderungen als die weiblichen, was BÖTTCHER (2006) der
Tatsache zuschreibt, dass die männlichen Pferde vor allem den Gruppen 3 und 4
angehörten.
2. LITERATURÜBERSICHT 36
2.7 Übersicht zu verschiedenen Maßnahmen bei Ödeme n
2.7.1 Möglichkeiten der Therapie von Ödemen
Es bestehen, abhängig von der Ödemart, vom jeweiligen Stadium und den auftreten-
den Begleiterscheinungen, verschiedene konservative und operative Möglichkeiten
der Therapie des Ödems (FÖLDI et al., 1998). Dies gilt grundsätzlich sowohl für den
Menschen als auch für das Tier. Einige Methoden wurden allerdings bisher nur bzw.
überwiegend beim Menschen angewandt, so dass die Wirkungsweise vor allem am
Menschen untersucht wurde. In der Regel gelingt, unabhängig von der Behand-
lungsmethode, nur eine Rückführung ins Latenzstadium (FÖLDI et al., 1998).
Neben den chirurgischen (z.B. Resektion , ableitende und rekonstruktive Verfah-
ren ) und medikamentellen Therapiemethoden (z.B. Gabe von Diuretika , Benzopy-
rone , Unguentum lymphaticum und Selen ) nehmen die physikalischen Behand-
lungsansätze einen besonders hohen Stellenwert ein (BAUMEISTER u. SIUDA,
1990; CASLEY-SMITH et al., 1993; WERNER, 2001; FÖLDI u. FÖLDI, 2002a). Zu
diesen zählen u.a. die Elevation (Hochlagerung), das Auswickeln sowie die inter-
mittierende pneumatische Kompression (BRUNNER, 1969; DUSTMANN, 1982;
RAMEY, 1988; ONDERKA et al., 1991, 1992; WIENERT, 1999; FÖLDI u. FÖLDI,
2002a).
Ebenfalls zu den physikalischen Behandlungsmethoden zählt die komplexe physi-
kalische Entstauungstherapie , die als nebenwirkungsfreie kausale Behandlung
des Lymphödems einen besonderen Stellenwert einnimmt (FÖLDI u. FÖLDI, 2002a).
Sie verläuft in zwei Phasen (Phase I: Entstauung, Phase II: Konservierung und
Optimierung des Behandlungsergebnisses (Erhaltungstherapie)) und besteht aus der
manuellen Lymphdrainage, Hautpflege, Kompressionstherapie und Bewegungsthe-
rapie (WERNER, 2001; FÖLDI u. FÖLDI, 2002a). Werden die einzelnen Bausteine
der komplexen physikalischen Entstauungstherapie in isolierter Form genutzt, sind
sie nach FÖLDI u. FÖLDI (2002a) zur Behandlung des Lymphödems im Allgemeinen
nicht ausreichend. JOHANSSON et al. (1999) wiesen jedoch nach, dass eine isolier-
te Kompressionstherapie mit Kurzzugbandagen eine effektive Behandlungsmethode
2. LITERATURÜBERSICHT 37
bei Armlymphödemen Brustkrebs behandelter Frauen ist. Die Manuelle Lymphdrai-
nage hatte hier einen zusätzlichen positiven Effekt.
Gesicherte Grundlage der entstauenden physikalischen Ödemtherapie ist die
Tatsache, dass die Lymphgefäße auf milde mechanische Reize mit einer Mehrarbeit
reagieren. Diese Mehrarbeit lässt sich im Tierversuch sowie lymphszintigraphisch
beim Menschen nachweisen (HWANG et al., 1999; WERNER, 2001). Klinisch wird
die Wirksamkeit durch eine Volumenreduktion deutlich, wie JOHANSSON et al.
(1998) beim Menschen und BRANDHORST (2004) beim Pferd feststellten.
2.7.2 Grundlagen der Kompressionstherapie
Die Kompressionstherapie soll hier isoliert betrachtet werden, da ihre Grundlagen
und ihre Wirkungsweise, die vor allem humanmedizinisch untersucht wurden, teilwei-
se auch auf den Gebrauch von Bandagen und Gamaschen zutreffen bzw. zutreffen
könnten.
Das Ziel des lymphologischen Kompressionsverbandes ist die Optimierung des
Drainageerfolges durch Ausübung eines gezielten Drucks auf das ödematisierte
Gewebe. Die medizinische Wirkung lässt sich in erster Linie dadurch erklären, dass
sich Flüssigkeiten nicht komprimieren lassen. Da das Gewebe von Weichteilen zum
überwiegenden Teil aus Wasser besteht und ein Ausweichen der Flüssigkeit im
Gewebe nur eingeschränkt möglich ist, erhöht sich der Gewebedruck. In den
Gefäßen hingegen können die Flüssigkeiten ausweichen, weshalb der Kompressi-
onsdruck vor allem auf das Gefäßsystem wirkt (SCHMITZ, 1987; ASMUSSEN u.
STRÖSSENREUTHER, 2002; BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005).
2. LITERATURÜBERSICHT 38
Die Höhe des Druckes, der von einem Kompressionsverband auf das Gewebe aus-
geübt wird, lässt sich nach dem Gesetz von Laplace durch folgende Gleichung
ermitteln:
S D = —— (1) R
Der Kompressionsdruck (D) im Gewebe ergibt sich also aus dem Verhältnis
zwischen der Kraft, die benötigt wird, um die Bandage einer bestimmten Länge zu
dehnen (Spannung S = Kraft / Länge), und dem Radius R der umspannten Extremi-
tät. Die Gleichung (1) ist exakt nur für zylinderförmige Körper gültig. Daraus folgt,
dass, wenn mit gleich bleibender Spannung gewickelt wird, der Druck im distalen
Extremitätenbereich (geringerer Radius) höher ist als im proximalen (größerer Radi-
us). Dieses Druckgefälle ist erwünscht, da es den Lymphabfluss zu den großen
Lymphgefäßstämmen fördert. Ein Problem stellen jedoch Knochenvorsprünge und
Vertiefungen dar. Während über den Knochenvorsprüngen der Druck steigt (geringer
Radius und stärkere Dehnung der Bandagen), wird in den Vertiefungen kaum Druck
erzielt. Um eine möglichst gleichmäßige Druckverteilung zu erreichen, müssen somit
die Vertiefungen ausgepolstert und die Vorsprünge abgepolstert werden, so dass
eine annähernd zylindrische Form der Gliedmaße gegeben ist (ASMUSSEN u.
STRÖSSENREUTHER, 2002; BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005).
Bei Kompressionsbandagen werden beim Menschen zwei unterschiedliche
Druckarten unterschieden: der Ruhedruck und der Arbeitsdruck (SCHMITZ, 1987;
ASMUSSEN u. STRÖSSENREUTHER, 2002; BERENS VON RAUTENFELD u.
FEDELE, 2005).
Der Ruhedruck bzw. Bandagendruck ist der von der Bandage in Ruhe permanent
ausgeübte Druck. Er ist abhängig von der Dehnfähigkeit der verwendeten Bandage
und der beim Anlegen des Verbandes eingesetzten Kraft. Durch einen hohen Ruhe-
druck wird ein Reflux verhindert.
Der Arbeitsdruck oder auch Muskeldruck ist der bei der Arbeit wirkende, temporäre
Druck, den der sich kontrahierende Muskel durch Volumenzunahme dem Widerstand
2. LITERATURÜBERSICHT 39
der Bandage entgegensetzt. Je weniger die Bandage nachgibt, desto höher wird der
Arbeitsdruck. Es kommt zu einem erhöhten Gewebedruck sowie zu einer Komprimie-
rung der oberflächlichen und tiefen Blut- und Lymphgefäße. In Folge davon werden
diese Gefäße entleert.
In der Humanmedizin ist also eine Kombination von niedrigem Ruhedruck mit einem
hohen Arbeitsdruck ideal. Optimal sind hierfür unelastische Binden, die jedoch sehr
schwer anzulegen sind. Daher werden so genannte „Kurzzugbinden“ benutzt, die nur
geringgradig dehnbar sind (maximale Dehnbarkeit von 60%). Absolut kontraindiziert
sind „Langzugbinden“ (Dehnbarkeit > 140%), die einen sehr hohen Ruhedruck auf-
weisen. Zu diesen gehören auch die im Reitsport eingesetzten elastischen Bandagen
(BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005).
Neben dem Bandagentyp (z.B. Breite, Elastizität) und der Vordehnung beim Anlegen
haben auch die Anzahl der Lagen, die Verbandstechnik und der Zustand der
Bandage (z.B. Alter, Tragezyklen) einen Einfluss auf den entstehenden Kompressi-
onsdruck (ASMUSSEN u. STRÖSSENREUTHER, 2002).
Beim Anlegen der Bandagen ist darauf zu achten, dass der Kompressionsdruck hoch
genug ist, um wirksam zu werden. VERAART et al. (2003) wiesen in ihrer Studie
nach, das nur stark komprimierende Bandagen den Druck im tiefen venösen System,
das beim Menschen den Haupttransportweg darstellt, in sitzender Position erhöhen.
YAMAGUCHI et al. (1986) konnten bei ihrem Experiment an Kaninchen ab einem
Druck von 70 mmHg keinen venösen Blutfluss in der Saphena und ab 90 mmHg
keinen Blutfluss in der Poplitealvene mehr feststellen. Bei Versuchen mit Menschen,
denen für drei Stunden Kompressionsbandagen angelegt wurden, stellten sie bei
einem Druck von 70 mmHg eine Abnahme des Blutflusses und der am Zeh gemes-
senen Temperatur fest. Sie wiesen keine signifikanten Effekte auf die periphere
Zirkulation bei einem Druck von 30 mmHg nach. HALPERIN et al. (1948) stellten
hingegen bei einem Druck von 30 mmHg eine Reduktion von 25% im venösen Blut-
fluss fest, was sie zwei Faktoren zuschreiben: der Reduktion des arteriovenösen
Druckgradienten und der Abnahme des Kalibers kleiner Gefäße im komprimierten
Gebiet als Ergebnis eines erhöhten Widerstandes.
2. LITERATURÜBERSICHT 40
Der Kompressionsdruck darf jedoch auch nicht so hoch sein, dass er Schmerzen
oder Durchblutungsstörungen auslöst, insbesondere in Ruhe (WIENERT, 1999;
ASMUSSEN u. STRÖSSENREUTHER, 2002; BERENS VON RAUTENFELD u. FE-
DELE, 2005).
PARTSCH et al. (1973) konnten in ihrer Studie an 60 Patienten mit venöser Insuffi-
zienz mit Hilfe nuklearmedizinischer Methoden nachweisen, dass ein Kompressions-
verband beim Menschen zu folgenden positiven Veränderungen führt: Der Kompres-
sionsverband bewirkt eine Herabsetzung des Extremitätenblutvolumens, eine Be-
schleunigung der venösen Strömungsgeschwindigkeit und eine Reduktion des kapil-
laren Stromzeitvolumens sowie eine Verminderung des Angebots an lymphpflichtiger
Last und eine Verbesserung des gestörten subfaszialen Lymphtransportes.
Die Wirkung der Kompressionstherapie beim Menschen ist somit auf verschiedene
Effekte zurückzuführen (SCHMITZ, 1987; ASMUSSEN u. STRÖSSENREUTHER,
2002; BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005):
1. Senken des effektiv ultrafiltrierenden Drucks : Der Kompressionsdruck erhöht
den Gewebedruck. Ein gestörtes Starling-Gleichgewicht wird so günstig beeinflusst,
da der effektive ultrafiltrierende Druck sinkt und sich damit die Menge des Ultrafiltrats
reduziert.
2. Beschleunigung und Steigerung des venös-lymphatisch en Abstroms : Der
Kompressionsverband begrenzt die Dehnbarkeit der Venen, so dass diese bei einer
Drucksteigerung nicht nachgeben können und zuverlässig transportieren.
Der Kompressionsdruck engt außerdem das Lumen der Gefäße ein, was bei unver-
ändertem Zustrom zu einer Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit führt. Die
Verminderung des Gefäßradius wirkt sich nach dem Gesetz von Hagen-Poiseuille
(Abhängigkeit vom Radius in der 4. Potenz) auf den Strömungswiderstand und somit
auf das Blut- bzw. Lymphzeitvolumen aus. Allein ein Kompressionsverband ohne
zusätzliche Bewegung steigert die venöse Strömungsgeschwindigkeit bereits um das
1,5-fache und auch das Lymphzeitvolumen erhöht sich.
Wird das Lumen dilatierter Venenabschnitte eingeengt, werden insuffiziente Klappen
teilweise wieder suffizient. Bei dilatierten Lymphgefäßen ist dieser Mechanismus
ebenfalls denkbar, aber noch nicht nachgewiesen.
2. LITERATURÜBERSICHT 41
Die Strömungsverhältnisse verbessern sich durch die Verringerung der retrograden
Strömung.
Durch den Druckanstieg in den komprimierten Venen und Lymphgefäßen nimmt das
für den Abstrom nach proximal erforderliche Druckgefälle zu.
Zudem soll die kompressionsbedingte Verbesserung der Mikrozirkulation ein
erhöhtes Austreten von Plasmaproteinen in das Interstitium, z.B. bei venöser Hyper-
tension, vermindern können.
3. Verbesserung der Funktion der Muskelpumpen : Nach bereits stattgefundener
Entödematisierung kann sich eine schlaffe Haut finden, die ihre elastischen Rück-
stellkräfte verloren hat und eine erhöhte Dehnbarkeit aufweist. Somit kann sie nicht
mehr das für die Entleerung von Venen und Lymphgefäßen notwendige Widerlager
der Muskelpumpen bilden. Die Kompressionsbandage ersetzt dieses und steigert
damit die Effizienz der rückstromfördernden Muskelarbeit.
4. Zentrale hämodynamische Wirkungen : Vor allem die Kompression der unteren
Extremitäten führt zu einer deutlichen Flüssigkeitsverlagerung in zentrale Körperab-
schnitte und somit zur Zunahme der Vorlast, des Herzzeitvolumens und der Diurese.
5. Konservierung des Behandlungserfolges : Durch manuelle Lymphdrainage oder
Hochlagerung verschobene Flüssigkeit wird am Zurücklaufen gehindert.
6. Vergrößerung der Reabsorptionsfläche : Das Ödem wird vor allem bei der Be-
handlung kleinerer lokaler Lymphabflussstörungen durch die Kompression verteilt.
Damit wird die Reabsorptionsfläche vergrößert.
7. Lockerung fibrotisch veränderten Gewebes : Durch Einlegen von Schaumstoff-
polstern kann bei Kompressionsbandagen eine Lockerung lymphostatischer Fibrosen
erreicht werden. Bekannt ist weiterhin auch die Lockerung von Narbengewebe
(insbesondere nach Verbrennungen) unter Dauerkompression.
2. LITERATURÜBERSICHT 42
2.7.3 Anwendung von Bandagen und Gamaschen beim P ferd
Viele Pferdebesitzer und Reiter nutzen Bandagen und Gamaschen, um die Knochen,
Sehnen und Gelenke zu schützen und zu stützen, aber auch, um ein Anlaufen der
Pferdebeine zu verhindern oder diese optisch zu verschönern.
Die Schutzwirkung der Bandagen und Gamaschen ist unbestritten (KOBLUK et al.,
1988). Sie verhindern äußere Verletzungen durch Stöße, Schläge, Streichen und
Greifen beim Training und Transport (HÖLZEL, 1990; EDWARDS, 1991; DEUT-
SCHE REITERLICHE VEREINIGUNG, 2001). Sie werden vor allem zur Ausbildung
von jungen Pferden empfohlen, die aufgrund von Gleichgewichtsproblemen und noch
ungenügender Entwicklung zu unkontrollierten Bewegungen neigen (EDWARDS,
1995; SMYTHE, 1996; FN-VERLAG, 1999). Bandagen und Gamaschen sollten hier
zumindest solange eingesetzt werden, bis sich Muskeln, Bänder und Sehnen gekräf-
tigt haben und das Pferd gelernt hat, seine Bewegungen zu koordinieren (SMYTHE,
1996).
Die unterstützende und stossdämpfende Funktion wird hingegen auch nach den
bisher durchgeführten Studien kontrovers diskutiert.
CRAWFORD et al. (1989, 1990a, 1990b) untersuchten in mehreren Studien die
Energieabsorptionsfähigkeit unterschiedlicher Bandagen, abhängig von Material,
Wicklungstechnik und Wickelspannung. Hierzu nutzten sie im Sprunggelenk abge-
setzte Pferdebeine, die in eine hydraulische Druckanlage eingespannt und so einer
Kraft von 445 Newton ausgesetzt wurden, was einer Masse von etwa 45 kg ent-
spricht. Mit Hilfe dieses Modells konnten sie relative Veränderungen im Vergleich von
bandagierter zu unbandagierter Gliedmaße bestimmen. Die Autoren zeigten, dass
alle Bandagierungen mit einer Energieabsorption einhergehen. Sie raten dazu,
Bandagen mit nur 50% der maximalen Dehnungsfähigkeit anzulegen, da eine voll-
ständige Dehnung zwar zu einer erhöhten Energieabsorption führt, jedoch ebenfalls
zu einer Überlastung des Materials mit abnehmender Energieabsorptionsfähigkeit
und zur Ischämie in fokalen Gebieten. Die Autoren räumen ein, dass von den Ergeb-
2. LITERATURÜBERSICHT 43
nissen nicht direkt auf die Funktionalität der Bandagen am lebenden Pferd geschlos-
sen werden kann, da das Modell die Muskeln, die die Energieabsorption verbessern,
nicht berücksichtigt (CRAWFORD, 1989).
Mit der gleichen Methode testeten BALCH et al. (1998) Gamaschen der Firma
Professional Choice Sports Medicine Products Inc. Sie wiesen eine Energieabsorpti-
on von 20,7% bis 26,4% nach, wobei gebrauchte Sports Medicine Boots II (= SMB II)
die höchsten Werte erzielten. Die Autoren weisen darauf hin, dass die Belastung bei
dieser Studie nicht der bei der normalen Bewegung eines Pferdes entspricht und die
gewonnenen Daten daher nur mit Vorsicht auf in-vivo-Bedingungen übertragen wer-
den können.
LUHMANN et al. (2000) untersuchten die Stoßdämpfung von Bandagen und Gama-
schen bei Pferden im Trab und Galopp mit Hilfe von Beschleunigungssensoren, die
sie am Huf und Röhrbein befestigten. Die Ergebnisse dieser Studie weisen darauf
hin, dass die angelegten Bandagen und Gamaschen den Stoß während der Stütz-
phase nicht verringern.
Ebenfalls mittels Beschleunigungssensoren, die am Huf und Unterarm befestigt sind,
überprüfte die Zeitschrift Cavallo in einer nicht repräsentativen Einzelfallstudie die
stützende Wirkung der SMB II-Gamaschen (DOBBERTHIEN, 2001). Dabei ergab
sich, dass weder die SMB II noch eine herkömmliche Springgamasche die Hufbelas-
tung reduzieren. Auffällig war, dass das Pferd in dieser Studie im langsamen Tempo
mit der SMB II vorsichtiger auftrat als ohne Gamasche oder mit Springgamasche. Die
Autoren weisen darauf hin, dass sich die Federsteifigkeit der Fessel normalerweise
den Bodenverhältnissen anpasst und sich die Frage stellt, ob eine Einschränkung
dieses Mechanismus durch Gamaschen eventuell eher schädlich ist.
KEEGAN et al. (1992) verwendeten eine chirurgische Methode zur Bewertung von
unterstützendem Bandagieren, indem sie Dehnungssensoren in den M. interosseus
medius implantierten und die Verminderung der Spannung im Stand und im Schritt
maßen. Bandagen unterschiedlicher Materialien, die unter Nutzung von 50% der
linearen Dehnung angelegt wurden, zeigten keine Spannungsreduktion. Eine Banda-
ge mit dorsaler Fesselschiene aus Kunststoff führte zu einer Verminderung um 25%
im Schritt und 30% im Stand, ein Kunststoffverband (Cast) sogar um 67% (Schritt)
2. LITERATURÜBERSICHT 44
bzw. 77% (Stand). Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass Bandagen zur Fessel-
unterstützung nicht effektiv sind, auch wenn sie nicht auf die Rennsituation übertra-
gen werden können. Die Autoren schätzen weiche Bandagen allerdings weiterhin
positiv ein für die Reduktion und Prävention von Beinödemen sowie für die Unter-
stützung der Blutzirkulation der Extremität.
KICKER (2003, 2004) untersuchte den Einfluss von Stützgamaschen auf den Winkel
des Fesselgelenkes an der Vorderextremität im Schritt und Trab mit Hilfe von Hoch-
geschwindigkeitskameras. Er testete hierzu drei Fesselgamaschen der Firmen Pro-
fessional Choice, Eskadron und AET sowie eine Streifgamasche der Firma Kieffer.
Die Differenzen der Winkel mit und ohne Gamaschen lagen im Schritt bei bis zu 0,9
Grad, im Trab bis zu 1,5 Grad. Dies entspricht nach einer von MEERSHOEK et al.
(2001) entwickelten Formel einer Kraftminderung des M. interosseus medius um bis
zu 3,6% im Schritt und bis zu 2,3% im Trab. Der Autor ist der Meinung, dass die
Winkeländerungen auf eine stützende Wirkung der Gamaschen schließen lassen. Da
jedoch auch die Streifgamasche zu einer Winkeländerung führte, kann diese eventu-
ell zusätzlich auf eine Irritation und ein daraus resultierendes, vorsichtigeres
Auftreten zurückzuführen sein, obwohl alle Pferde an Gamaschen gewohnt waren.
Die Auswirkungen von Stretchbandagen auf das Bewegungsmuster von 10 Pferden
untersuchten KOBLUK et al. (1988) mittels Videoaufnahmen. Dazu legten sie
kohäsive elastische Bandagen unter Nutzung von 50% der Dehnbarkeit mit zwei
palmaren Schienen aus Bandagenmaterial an beiden Vorderbeinen an. Sie stellten
eine verminderte Beugung des Fesselgelenks durch direkte Unterstützung
beziehungsweise durch veränderte Vordergliedmaßen-Belastung fest. Außerdem
verminderten Bandagen die durch Ermüdung ansteigende Fesselgelenksbeugung.
Aufgrund dieser Ergebnisse unterstützen die Autoren die Vorstellung, dass das Ban-
dagieren der distalen Vordergliedmaßen sowohl unterstützend als auch schützend
wirkt und somit das Auftreten von muskuloskelettalen Erkrankungen durch Hyperex-
tension von Karpus und Fesselgelenk eventuell reduziert.
In einer weiteren Studie testeten KOBLUK et al. (1997) verschiedene Bandagen und
Gamaschen mit Hilfe einer hydraulischen Testmaschine. Sie stellten dabei fest, dass
Bandagen und Gamaschen, abhängig von ihrer Dicken, Energie absorbieren und die
2. LITERATURÜBERSICHT 45
Hyperextension reduzieren. Somit bestätigen sie die Ergebnisse ihrer vorherigen
Studie.
MORLOCK et al. (1994) beschäftigten sich in ihrer Studie mit der Druckverteilung
unter Bandagen und Gamaschen. Sie testeten mit Hilfe einer Matte mit 42 Drucksen-
soren SMB II Gamaschen sowie unterschiedliche elastische Bandagen im Stand und
im Galopp. Die SMB II stach in ihrem Verhalten von allen Bandagen ab: Sie übte den
geringsten und ungleichmäßigsten Druck auf die Gliedmaße aus und tendierte dazu,
sich zu lockern. Dies könnte daran liegen, dass neue Gamaschen benutzt wurden,
die sich eventuell nach mehrmaligem Gebrauch besser an das Bein adaptieren
lassen; außerdem können sich Gamaschen immer schlechter als Bandagen anpas-
sen.
In dieser Studie veränderten sich der Druck unter der Bandage und der Fesselge-
lenkswinkel während der Bewegungszyklen synchron. Der Druck erreichte sein abso-
lutes Maximum kurz nach der maximalen Fesselgelenksstreckung und ein zweites,
kleineres Maximum kurz nach der maximalen Fesselgelenksbeugung.
Bei allen Bandagen und Gamaschen zeigte sich ein Anstieg des maximalen Drucks
bei der Messung im Stand im Vergleich zu der im Galopp. Ein höherer Druck vor der
Bewegung im Vergleich zu nach der Bewegung weist darauf hin, dass sich die Ban-
dagen und Gamaschen während der Bewegung lockern. Außerdem stiegen die Drü-
cke im Galopp bei einem ermüdeten Pferd an. MORLOCK et al. (1994) geben in die-
ser Studie nur die maximalen Drücke unter den Bandagen und Gamaschen an. Eine
Abbildung (Abb. 4) in ihrer Arbeit lässt jedoch vermuten, dass während der Bewe-
gung auch Drücke erreicht werden, die unter denen im Stand liegen.
In einer weiteren Studie geben MORLOCK et al. (1997) an, dass die Druckwirkungen
der Bandagen und Gamaschen durch die individuelle Anatomie der Auflagefläche
beeinflusst werden. Sie konnten zeigen, dass die signifikant höheren Drücke unter
„high-modulus“-Bandagen beim Anlegen verschiedener Bandagen unter gleichen
Bedingungen (Anlegen unter Ausnutzung von 50% der Dehnfähigkeit) auf Materialei-
genschaften zurückzuführen sind. Allerdings neigen auch selbst erfahrene Trainer
dazu, solche Bandagen fester anzulegen (MORLOCK, 1997). Aufgrund dieser
2. LITERATURÜBERSICHT 46
Ergebnisse sowie denen aus einer neueren, unveröffentlichten Bewegungsstudie
von KOBLUK kommen MORLOCK et al. (1994) zu dem Schluss, dass alle
Bandagen zwar auf signifikante Art belastet sind (bis zu 29 kg), jedoch keine die
Hyperextension des Fesselgelenkes reduziert. Die Größe der getragenen Kraft ist
daher eventuell physiologisch und mechanisch nicht signifikant. Die Autoren weisen
außerdem auf die Gefahr einer möglichen Einschränkung der Blutzufuhr hin. Sie
sehen es als offensichtlich an, dass eine mit mehr Spannung angelegte Bandage
besser stützt, dies jedoch einer Beeinträchtigung des Blutflusses gegenübersteht.
Auch in der Reitsportliteratur werden verschiedene Meinungen zur stützenden
Wirkung von Bandagen und Gamaschen vertreten. Während einige Autoren von der
Stützfunktion überzeugt sind (OWEN, 1974; HÖLZEL, 1990; EDWARDS, 1991), wird
sie von anderen verneint (NISSEN, 1964; MARZINEK-SPÄTH, 1988).
BARAKAT (1997) schreibt ausschließlich den sog. „support boots“ eine stützende
Wirkung zu. Sie weist darauf hin, dass diese Gamaschen allerdings keineswegs
geeignet sind, ein erkranktes Pferd wieder früher zu arbeiten.
Was das Anlegen von Bandagen und Gamaschen betrifft, sind sich die Autoren
weitestgehend einig: Sie stellen fest, dass zu lockere Bandagen und Gamaschen
rutschen und somit Scheuerstellen und Unfälle verursachen können (LINDSAY,
1989; FN-VERLAG, 1999). Genauso schädlich ist allerdings ein zu festes Anlegen,
das das Bein einschnürt. Es werden eventuelle Folgen wie Sehnenschäden,
Drucknekrosen, Bewegungsstörungen und Durchblutungsstörungen genannt
(NISSEN, 1964; MARZINEK-SPÄTH, 1988; LINDSAY, 1989; FN-VERLAG, 1999).
MORLOCK et al. (1997) unterstützen diese Meinung mit ihrer Studie, in der sie einen
reduzierten Blutfluss durch hohe Drücke unter Bandagen nachweisen.
VON KLEIST (2002) untersuchte in ihrer Dissertation den Einfluss von Bewegung,
elastischen Bandagen und SMB II-Gamaschen auf die Hämodynamik der Schulter-
extremität mittels Sonographie bestimmter Arterien. Außerdem maß sie den Druck
unter Bandagen und Gamaschen, die mit 50% ihrer Dehnfähigkeit angelegt wurden,
durch acht Drucksensoren. Die Pferde wurden 15 Minuten ohne Reiter im Trab und
Galopp bewegt. Die Druckmessung ergab, dass elastische Bandagen mit
2. LITERATURÜBERSICHT 47
(3,1 ± 1,0) N/cm² einen deutlich höheren Druck auf die Gliedmaße ausüben als
SMB II-Gamaschen mit (1,62 ± 0,63) N/cm², was näherungsweise mit den Ergebnis-
sen von MORLOCK et al. (1994) übereinstimmt. Die Gamaschen beeinflussen den
Blutfluss nur gering im Gegensatz zu den Bandagen. Die elastischen Bandagen ver-
ursachen sowohl in Ruhe als auch nach körperlicher Aktivität über einen Anstieg des
peripheren Widerstandes eine starke Beeinträchtigung des Blutstroms. Durch Rück-
stau des Blutes vergrößert sich der Gefäßdurchmesser direkt proximal der Stretch-
bandagen, während sich distal die Gefäßquerschnittsfläche infolge mangelnder Blut-
zufuhr reduziert. Während der Bewegung war der Blutfluss an der bandagierten
Gliedmaße zwar gegenüber dem Ruhewert verstärkt, erreichte jedoch nicht das
Niveau der unbandagierten Gliedmaße. Die Gefäßquerschnittsfläche wurde nicht
beeinflusst.
Die Auswirkungen von den SMB II-Gamaschen auf die Durchblutung waren deutlich
schwächer und unregelmäßiger ausgeprägt. Auffällig war außerdem, dass die Tiere
mit vermehrter Unruhe auf die elastischen Bandagen reagierten und dazu neigten,
das Gewicht von einer Gliedmaße auf die andere zu verlagern und zu scharren. VON
KLEIST (2002) kommt aufgrund ihrer Ergebnisse zu dem Fazit, dass der Gebrauch
von Bandagen und Gamaschen überdacht werden muss. Der Stützeffekt ist noch
nicht belegt beziehungsweise umstritten. Die Schutzwirkung ist zwar sicher, aber es
ist fraglich, ob sie den negativen Einfluss aufwiegt. Die Minderdurchblutung könnte
nach Ansicht der Autorin vorhandene Probleme verstärken.
DYSON et al. (2001) konnten in einer szintigraphischen Studie keine Einschränkung
der Durchblutung durch gepolsterte Stallbandagen nachweisen.
Vor allem Bandagen werden außer zum Schutz und als Stütze oftmals zur Reduktion
und Prävention von Beinödemen empfohlen (NISSEN, 1964; ROMERO u. DYSON,
1997). Die Wirkung wird hierbei häufig entgegen den oben genannten Ausführungen
der wärmenden und damit durchblutungsfördernden Wirkung zugeschrieben
(KEEGAN, 1992; MEINARDUS, 2005).
Aktuelle Untersuchungen mit der indirekten Lymphographie im Stand zeigen, dass
der Einsatz von Stallbandagen und wattierten Unterlegern zur Kompression von
2. LITERATURÜBERSICHT 48
Lymphgefäßen, selbst des tiefen Systems, zu einem Abflusstop des verwendeten
Kontrastmittels ab Höhe des Fesselgelenkes führt (s. Abb. 2.5 und 2.6) (BERENS
VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005; FEDELE u. BERENS VON RAUTENFELD,
2005; FEDELE et al., 2006; FELSINGER, 2006). Durch den Einsatz von Stütz-
strümpfen konnte hingegen keine Beeinträchtigung des Lymphgefäßsystems festge-
stellt werden. Bei diesen Untersuchungen wurde kein Zug auf die Bandage ausge-
übt, und sie wurde nur soweit unter Spannung gesetzt, dass Bandage und Unterleger
nicht ins Rutschen geraten konnten. Bei den eingesetzten Pferden konnten zum
Zeitpunkt der Untersuchung weder optisch noch palpatorisch Schwellungen, Wärme
oder Umfangsvermehrungen im Bereich der Extremitäten festgestellt werden. Von
allen Pferden war jedoch eine Neigung zu angelaufenen Beinen bekannt (FEDELE et
al., 2006). Aufgrund der gewonnenen Ergebnisse schätzen die Autoren den Einsatz
von Stallbandagen bei angelaufenen Beinen als kontraindiziert ein. Es ist zwar eine
optisch positive Wirkung der Bandagierung festzustellen, die wahrscheinlich darauf
zurückzuführen ist, dass in dem komprimierten Gewebe keine Wassereinlagerung
stattfinden kann. Allerdings wird das Lymphgefäßsystem extrem behindert und auf
längere Sicht wahrscheinlich chronisch geschädigt, vor allem die Muskelwandpumpe
der Kollektoren. Ein chronisch geschädigtes Lymphgefäßsystem führt wiederum
nach den klinischen Erfahrungen der Autoren zu einer Prädisposition für akute
Phlegmonen und langfristig zur Elephantiasis, obwohl aus der Literatur kein solcher
Zusammenhang bekannt ist. Bei Bewegung müsste die genannte Beeinträchtigung
nach Meinung der Autoren geringer ausfallen, da der Lymphfluss durch die Bewe-
gung angeregt wird.
2. LITERATURÜBERSICHT 49
Abb. 2.5: Lymphographie ohne Bandage mit ununterbrochenem Kontrastmittelfluss
(BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005).
2. LITERATURÜBERSICHT 50
Abb. 2.6: Lymphographie mit Bandage und unterbrochenem Kontrastmittelfluss im
Bereich von Fesselgelenk und Röhrbein (BERENS VON RAUTENFELD et u.
FEDELE, 2005).
2.8 Methoden zur Volumenbestimmung von Extremitäte n
In der Humanmedizin werden Volumenmessungen der Extremitäten vor allem zur
Diagnostik von Gliedmaßenödemen, zur Überwachung der Ödemtherapie und zur
verbesserten Kompressionsstrumpfanpassung vorgenommen. Eine Messung ist
hierbei notwendig, da eine visuelle Einschätzung selbst von erfahrenen Personen
nicht ausreichend ist (POST et al., 2003). Die gängigsten Methoden zur Volumenbe-
stimmung sind die Wasserverdrängungsmethode, die Maßbandmethode sowie die
2. LITERATURÜBERSICHT 51
optoelektronische Messmethode mittels Perometer (s. Kap. 3.2). Sie wurden in
mehreren Studien am Menschen miteinander verglichen. Eine entsprechende Unter-
suchung an den Schultergliedmaßen des Pferdes nahm erstmals HAASE (2006) vor.
Die verschiedenen Methoden sowie ihre Vergleichbarkeit sollen im Folgenden erläu-
tert werden:
Die Maßbandmethode stellt ein weit verbreitetes, einfaches, kostengünstiges und
bei präziser Anwendung auch geeignetes Messverfahren dar (STANTON et al.,
2000). Es kann praktisch überall angewendet werden und ist auch beim Pferd ohne
großen Personal- und Zeitaufwand möglich (HAASE, 2006).
Bei dieser Methode wird an mehreren Stellen der Gliedmaße der Umfang mit dem
Maßband gemessen. Anschließend können mit Hilfe verschiedener Formeln die
Querschnittsflächen und daraus das Volumen der Gliedmaße berechnet werden.
Fehlerquellen dieser Methode sind die bei den Berechnungen angenommene kreis-
förmige Querschnittsfläche sowie der bei der Messung eingesetzte Zug auf das
Maßband. Durch die kreisförmige Querschnittsfläche fallen die berechneten Volumi-
na tendenziell größer aus als die realen Volumina, und dies umso mehr, je stärker
die Form der Gliedmaße von der bei der Berechnung vorausgesetzten Form ab-
weicht (STANTON et al., 2000). Durch einen zu hohen Zug auf das Maßband kann
es zu einer Kompression des Weichteilgewebes kommen, v.a. bei ödematisiertem
Gewebe, und somit zu einem zu kleinen Messwert für den Umfang (STANTON,
2000; STANTON et al., 2000). Zu beachten sind ebenfalls eine genaue Position des
ersten Messpunktes sowie das Anlegen des Maßbandes senkrecht zur Achse der
Gliedmaße (STANTON et al., 2000).
Beim Pferd betrug die durchschnittliche Differenz zwischen den Ergebnissen der
Maßband- und der Wasserverdrängungsmethode 68 ml (HAASE, 2006).
Die Wasserverdrängungsmethode wird in der Humanmedizin häufig als Goldstan-
dard angesehen, da sie relativ genaue Ergebnisse liefert. STANTON et al. (2000)
geben hierzu eine relative Standardabweichung von 1,5 bis 3,9% an. Bei diesem
Verfahren wird das Volumen der Gliedmaße durch das von ihr verdrängte Wasservo-
2. LITERATURÜBERSICHT 52
lumen berechnet. Es hat die Nachteile, dass es sehr zeitaufwändig und ungeeignet
bei Hautproblemen ist. Eine Übertragung von Infektionen ist möglich (STANTON,
2000). Außerdem ist es schlecht anwendbar, wenn die Gelenkmobilität einge-
schränkt ist (STANTON et al., 2000).
Auch beim Pferd liefert die Wasserverdrängungsmethode nach HAASE (2006) ge-
naue Ergebnisse. Allerdings ist sie aufgrund der Größe der Gliedmaßen praktisch
nur unterhalb des Karpalgelenkes einsetzbar. Eine Nutzung an der Hinterhand ist
aufgrund der Winkelung in den Gelenken nicht möglich. Eine Messung ist sehr zeit-
aufwändig, und es sind bis zu vier Personen notwendig. Die Pferde zeigten bei
HAASE (2006) trotz der vorgenommenen Vorauswahl eine sehr schlechte Akzeptanz
der Messvorrichtung. Außerdem erwies sich das gesundheitliche Risiko für die
Messenden und das Pferd bei dieser Methode als sehr groß.
Das Perometer als optoelektronisches Messsystem ist eine einfache, schnelle und
genaue Messmethode zur Messung der Gliedmaßenvolumina, die in der Humanme-
dizin bereits seit über 10 Jahren eingesetzt wird (TIERNEY, 1996; STANTON et al.,
1997; STANTON, 2000). STANTON (2000) schätzt es nach seiner Studie als neuen
Goldstandard ein. Die relative Reproduzierbarkeit von Volumenmessungen mit dem
Perometer liegt nach Angabe des Herstellers unabhängig von der Lage des Objekts
im Messrahmen bei 0,97% (2-fache Standardabweichung von 10 Messwerten, geteilt
durch Mittelwert). Auch in verschiedenen Studien wurden Genauigkeit und Reprodu-
zierbarkeit des Perometers als sehr gut bewertet und relative Reproduzierbarkeiten
unter 1% angegeben (PANNIER u. RABE, 2004).
TIERNEY (1996) verglich beispielsweise das Perometer mit der Wasserverdrän-
gungs- sowie der Maßbandmethode (zwei Berechnungsformeln: Kegelstumpf- und
Scheibenmodell). Er stellte dabei eine weitgehende Übereinstimmung der durch die
Wasserverdrängung und das Perometer bestimmten Volumina fest (im Mittel 3%
Differenz zwischen den Messergebnissen beider Methoden). Die Maßbandmethode
lieferte hingegen signifikant höhere Volumina als das Perometer. Das Perometer
liefert somit genauere Ergebnisse als die traditionelle Maßbandmethode.
2. LITERATURÜBERSICHT 53
STANTON et al. (1997) schreiben die hohe Genauigkeit des Perometers u.a. der
Tatsache zu, dass es keinen Druck auf die Gliedmaße ausübt. Im Gegensatz dazu
üben Wasser und Maßband Druck auf die Gliedmaße aus, was v.a. bei weichem,
hoch ödematösem Gewebe die Ergebnisse beeinflusst.
Als Nachteile des Perometers werden seine Größe und sein Preis genannt
(STANTON, 2000).
Auch beim Pferd erwies sich das Perometer als schnelles und genaues Messsystem
mit sehr guter Reproduzierbarkeit (Intraklassenkorrelationskoeffizient ICC = 0,90)
(HAASE, 2006). Der mittlere Absolutwert der Differenz zwischen den Messergebnis-
sen des Perometers und denen des Goldstandards Wasserverdrängungsmethode
betrug 5 ml, zwischen den Messergebnissen des Perometers und denen der Maß-
bandmethode 72 ml. Die Akzeptanz durch die Pferde war relativ hoch. Als nachteilig
erwies sich ein relativ hoher Personalaufwand (mind. drei Personen). Außerdem
werden durch das Gerät keine konkaven Bereiche erfasst. Das Risiko für Messper-
son und Perometer ist relativ hoch. Ebenfalls ein Nachteil sind die vorhandenen
Daten- und Stromkabel, die das Pferd verunsichern können und die Handhabung des
Gerätes erschweren.
Die Ergebnisse von HAASE (2006) konnte BÖTTCHER (2006) bestätigen, die im
Rahmen ihrer Dissertation keine signifikanten Unterschiede zwischen den an jeder
Gliedmaße vorgenommenen drei Wiederholungsmessungen feststellen konnte. Der
ICC lag in dieser Arbeit bei einem Wert von 0,998.
2. LITERATURÜBERSICHT 54
3. MATERIAL UND METHODEN 55
3. MATERIAL UND METHODEN
3.1 Charakterisierung der untersuchten Pferde In die Untersuchung wurden insgesamt 40 Pferde (22 Wallache und 18 Stuten)
unterschiedlicher Rassen einbezogen (s. Tab. 3.1). Diese waren zwischen 3 und 18
Jahre alt (Mittelwert 8 Jahre) und 1,00 m bis 1,75 m groß (Mittelwert 1,55 m).
Bei der Auswahl der Pferde wurde darauf geachtet, dass diese klinisch gesund
waren. Bei der Anamnese sowie einer Adspektion und Palpation der Gliedmaßen
wurden keine Anzeichen festgestellt, die darauf schließen ließen, dass die Pferde zu
angelaufenen Beinen neigen. Pferde, bei denen der Verdacht auf Veränderungen
des Bewegungs- oder Herz-Kreislaufapparates bestand, wurden ebenso wie unruhi-
ge oder widersetzliche Tiere von den Messungen ausgeschlossen.
Die Pferde hatten vor den Messungen mindestens 12 Stunden Boxenruhe.
Für jedes Pferd wurden folgende Daten aufgenommen: Rasse, Geschlecht, Alter,
Größe, Messzeitpunkt, Außentemperatur zum Messzeitpunkt und Ort der Messung.
Außerdem wurde festgestellt, ob die Pferde täglichen Weidegang haben, auf wel-
chem Niveau und in welcher Sparte des Reitsports sie eingesetzt werden und ob bei
ihnen Bandagen oder Gamaschen genutzt werden (s. Tab. 9.1 bis 9.4).
Um den Einfluss der verschiedenen in dieser Studie eingesetzten Bandagen und
Gamaschen auf das Gliedmaßenvolumen bestimmen zu können, wurden die Pferde
je nach verwendeter Bandagen- bzw. Gamaschen-Art in vier Gruppen eingeteilt:
Gruppe 1: Elastikbandagen (Fa. sagimex)
Gruppe 2: Wollbandagen (Fa. Cama design) mit Unterlage „Climatex” (Fa. Eskadron)
Gruppe 3: Fesselkopfgamaschen „Pro-Active 2000“ (Fa. Eskadron)
Gruppe 4: Gamaschen „Safety Protection“ (Fa. Equi-Guard)
3. MATERIAL UND METHODEN 56
Tab. 3.1: Stammdaten der verwendeten Pferde und Außentemperatur zum
Messzeitpunkt.
Nr. Name des Pferdes Gruppe Rasse Geschlecht Alter
(Jahre) Größe
(m) Temperatur
(°C) 1 Naomi 1 Holsteiner Stute 6 1,64 27 2 Sindbad 1 Welsh-Pony Wallach 8 1,46 29 3 Bernard 1 Shetlandpony Wallach 12 1,00 11 4 Kira 1 Dt. Reitpony Stute 16 1,48 13 5 Timon 1 Norweger Wallach 12 1,38 9 6 Jeronimo 1 Dt. Reitpony Wallach 11 1,26 18 7 i-Pünktchen 1 Holsteiner Stute 11 1,64 18 8 Firebird 1 Dt. Reitpony Stute 3 1,46 15 9 Dajano 1 Dt. Reitpony Wallach 11 1,45 15
10 Toni 1 Holsteiner Wallach 5 1,62 15 11 Dandy 2 Dt. Reitpony Wallach 8 1,47 23 12 Lancio 2 Holsteiner Wallach 14 1,63 23 13 Charlotta 2 Dt. Reitpony Stute 4 1,48 30 14 Laurel 2 Holsteiner Wallach 15 1,65 29 15 Rivalin 2 Hannoveraner Stute 9 1,69 11 16 Vicky 2 Hannoveraner Stute 4 1,64 0 17 Don Prinzip 2 Hannoveraner Wallach 5 1,71 0 18 Percy 2 Hannoveraner Wallach 6 1,75 0 19 Fienchen 2 Hannoveraner Stute 3 1,68 0 20 Welfenprinz 2 Hannoveraner Wallach 4 1,68 0 21 Cinderella 3 Dt. Reitpony Stute 8 1,43 27 22 Curcuma 3 Dt. Reitpony Stute 5 1,47 30 23 Lucky Luke 3 Holsteiner Wallach 15 1,64 30 24 Mulan 3 Trakehner Stute 18 1,64 21 25 Sam 3 Hannoveraner Wallach 10 1,75 11 26 Fiona 3 Hannoveraner Stute 4 1,58 11 27 Shari 3 Berber Stute 11 1,56 9 28 Quentin 3 Hannoveraner Wallach 11 1,75 8 29 Emil 3 Dt. Reitpony Wallach 9 1,50 8 30 Dimitri 3 Dt. Reitpony Wallach 4 1,45 18 31 Apollo 4 Dt. Reitpony Wallach 8 1,46 27 32 Kati 4 Dt. Reitpony Stute 5 1,48 18 33 Pia 4 Holsteiner Stute 4 1,61 18 34 Riverdance 4 Dt. Reitpony Stute 7 1,38 18 35 Abraxas 4 Hannoveraner Wallach 10 1,73 15 36 Ben 4 Dt. Reitpony Wallach 7 1,40 15
3. MATERIAL UND METHODEN 57
37 Semana 4 Holsteiner Stute 12 1,66 15 38 Winni 4 Holsteiner Wallach 5 1,56 15 39 Bonnie 4 Holsteiner Stute 6 1,54 15 40 Leonardo 4 Hesse Wallach 13 1,60 13
3.2 Perometer®
Für die Durchführung der Volumenmessungen an den Gliedmaßen wurde ein
Perometer® der Fa. Pero-System Messgeräte GmbH verwendet (s. Abb. 3.1).
Dieses Gerät besteht aus einem Messrahmen, einer Messschiene sowie einem
Personal Computer mit der zugehörigen Software PeroPlus 2000.
Abb. 3.1: Ansicht des Perometers (1 - Personal Computer, 2 – Messschiene,
3 - Messrahmen).
3. MATERIAL UND METHODEN 58
Im Messrahmen integrierte Licht emittierende Dioden erzeugen zwei senkrecht zu-
einander verlaufende Lichtvorhänge, die von gegenüberliegenden Photozellen detek-
tiert werden (s. Abb. 3.2). Auf diese Weise werden zwei senkrecht zueinander
stehende Extremitätendurchmesser erfasst. Mit Hilfe des Rasters auf der Mess-
schiene werden diese Durchmesser ab einer Bodenhöhe von 53 mm in Abständen
von 4,7 mm gemessen. Die obere Grenze ist durch die Länge der Messschiene (ca.
1 m) festgelegt. Unter Annahme eines elliptischen Querschnittes der Extremität be-
rechnet der angeschlossene Computer aus den aufgenommenen Messwerten das
Volumen des Extremitätenabschnittes.
Abb. 3.2: Schematische Darstellung des Messprinzips beim Perometer (MÜLLER-
BÜHL et al., 1998).
3. MATERIAL UND METHODEN 59
Der für Volumenmessungen an menschlichen Extremitäten konstruierte geschlosse-
ne Rahmen wurde zur Nutzung an der Pferdegliedmaße modifiziert, so dass er ge-
öffnet werden kann (s. Abb. 3.3). Auf diese Art lässt sich die Gliedmaße einfacher in
den Rahmen bringen und das Gerät kann bei Abwehrbewegungen des Pferdes
schneller vom Tier entfernen werden, was die Verletzungsgefahr reduziert.
Abb. 3.3: Positionieren des Perometers um die zu vermessende Pferdegliedmaße
(hierbei kann der Rahmen geöffnet werden).
3. MATERIAL UND METHODEN 60
Um die Genauigkeit der Messungen zu erhöhen, ist die zu vermessende Gliedmaße
möglichst ruhig zu halten. Außerdem sollte die Winkelung der Gelenke, vor allem an
der Hintergliedmaße, während der Messung immer gleich sein, damit sich die Gelen-
ke in derselben Höhe befinden. Mögliche Unterschiede können in einem gewissen
Umfang jedoch auch durch eine Nachbearbeitung mit Hilfe der Software Peroplus
verringert werden. Zur Durchführung der Messung wird der Rahmen so um die
Gliedmaße positioniert, dass sich diese möglichst im Zentrum des Rahmens befin-
det, wobei der Rahmen auf dem Boden liegt. Die Messschiene wird mit dem Fuß am
unteren und durch eine Hilfsperson mit der Hand am oberen Ende fixiert, um
Schwankungen der Schiene durch das Gewicht des Rahmens zu vermeiden. Dann
wird der Messrahmen mit konstanter Geschwindigkeit an der Messschiene bis auf
mittlere Höhe des Unterarms bzw. Unterschenkels auf- und abgefahren. Schiene und
Rahmen werden nach der Messung vom Pferd entfernt.
In der vorliegenden Arbeit wurden die Volumina der Gliedmaßensegmente zwischen
einer Höhe von 53 mm, die in etwa dem Kronsaum entspricht, und dem distalen
Ende des Karpal- bzw. Tarsalgelenks gemessen. Dies ist der Bereich der Gliedma-
ße, der durch Bandagen oder Gamaschen beeinflusst werden könnte, da sie in
diesem Gliedmaßenabschnitt angelegt werden.
Abb. 3.4 gibt exemplarisch die Darstellung einer vermessenen Gliedmaße mit der
Software Peroplus 2000 wieder. Sie zeigt die Seitenansicht sowie die Ansicht von
vorne der entsprechenden Gliedmaße.
3. MATERIAL UND METHODEN 61
Abb. 3.4: Darstellung einer mit der Software PeroPlus 2000 vermessenen Gliedma-
ße.
3.3 Verwendete Bandagen und Gamaschen
3.3.1 Bandagen
Für diese Studie wurden durchgehend elastische Bandagen der Fa. sagimex sowie
Stall- und Arbeitsbandagen der Fa. Cama-design gewählt.
Die sagimex-Elastikbandagen bestanden aus 92% Baumwolle und 8% Gummi
(s. Abb. 3.5). Sie besaßen einen Doppelklettverschluss und waren im ungedehnten
Zustand 200 cm lang sowie 8 cm breit. Nach Herstellerangaben sind sie sehr dehn-
bar und sollten nicht zu fest gewickelt werden.
3. MATERIAL UND METHODEN 62
Abb. 3.5: Beispielhafte Ansicht einer elastischen Bandage.
Die Stall- und Arbeitsbandagen der Firma Cama-design bestanden aus Woll-Acryl
und verfügten über einen Klettverschluss (s. Abb. 3.6). Sie wiesen eine Länge von
3,20 m und eine Breite von 12 cm auf.
Im Gegensatz zu den ohne Polsterung genutzten elastischen Bandagen wurden die
Wollbandagen mit Bandagierunterlagen „Climatex“ (Fa. Eskadron) eingesetzt. Die
Climatex-Unterlagen bestanden aus einem dreidimensionalen, atmungsaktiven
Textilmaterial (100% Polyester), das laut Herstellerangaben für eine ideale Luftzirku-
lation sorgen soll.
Es wurden gebrauchte Bandagen genutzt, da diese im Verlauf der Untersuchungen
ihre Materialeigenschaften weniger ändern als neue (MORLOCK et al., 1994; BALCH
et al., 1998).
3. MATERIAL UND METHODEN 63
Abb. 3.6: Exemplarische Ansicht einer Wollbandage mit Unterlage.
3.3.2 Gamaschen
In dieser Studie wurden Pro-Active2000–Gamaschen (Fa. Eskadron) sowie Safety
Protection-Gamaschen (Fa. Equi-Guard) eingesetzt.
Bei den Pro-Active2000-Gamaschen handelte es sich um sog. Fesselkopf-
gamaschen, die mit zwei (Vorderbeine) bzw. drei (Hinterbeine) Klettstreifen im Röhr-
beinbereich und einem den Fesselkopf umgebenden Klettstreifen zu schließen waren
(s. Abb. 3.7). Durch den um den Fesselkopf positionierten Klettstreifen soll laut Her-
steller eine gewisse Stützwirkung auf Sehnen und Bänder gegeben sein. Die Gama-
schen bestanden aus 8,5 mm starkem Neopren, das im medialen Bereich des Röhr-
beins durch eine zusätzliche Verstärkung aus dem Lederersatzmaterial Pikosoft er-
gänzt wurde.
3. MATERIAL UND METHODEN 64
Abb. 3.7: Exemplarische Ansicht einer Fesselkopfgamasche "Pro-Active".
Die Equi-Guard „Safety Protection“-Gamaschen bestanden aus einer anatomisch
vorgeformten Kunststoff-Hartschale und einem weichen Neopren-Innenfutter
(s. Abb. 3.8). Laut Hersteller schließen sie sich exakt um Sehnenapparat und Fes-
selgelenk und bieten dort stützenden Halt. Sie werden mit zwei (Vorderbeine) bzw.
drei (Hinterbeine) Doppelklettstreifen im Röhrbeinbereich geschlossen.
3. MATERIAL UND METHODEN 65
Abb. 3.8: Beispielhafte Ansicht einer Gamasche "Safety Protection".
Auch bei der Auswahl der Gamaschen wurde darauf geachtet, dass diese schon seit
einiger Zeit im Gebrauch waren. Sie lassen sich besser der Gliedmaße anpassen als
neue, ohne im Verlauf der Messungen ihre Steifigkeit zu verändern (MORLOCK et
al., 1994; BALCH et al., 1998).
3. MATERIAL UND METHODEN 66
3.3.3 Anlegen der Bandagen und Gamaschen
Die Bandagen bzw. Gamaschen wurden stets von derselben Person immer diagonal,
d.h. vorne links und hinten rechts, angelegt (s. Abb. 3.9), während die übrigen Beine
frei blieben. Das Pferd sollte hierbei die zu bandagierende bzw. mit der Gamasche
zu versehende Gliedmaße gleichmäßig belasten.
Abb. 3.9: Diagonales Anlegen der Bandagen bzw. Gamaschen.
Mit dem Bandagieren wurde unterhalb des Karpal- bzw. Tarsalgelenkes begonnen
(s. Abb. 3.10). Die Bandage wurde von oben nach unten, in schräg gelegten Bahnen,
bis über den Fesselkopf gewickelt, wobei die Fesselbeuge frei blieb. Danach wurde
die Bandage wieder in schrägen Wicklungen aufwärts geführt. Von besonderer
Bedeutung war, dass die Bandagen glatt und gleichmäßig, d.h. ohne Falten am Pfer-
debein anlagen (FN-VERLAG, 2001).
3. MATERIAL UND METHODEN 67
Abb. 3.10: Anlegen der Bandagen (DEUTSCHE REITERLICHE VEREINIGUNG, 2001).
Es wurde versucht, beim Anlegen der Bandagen nur ca. 50% der maximalen Deh-
nungsfähigkeit zu nutzen, da eine vollständige Dehnung zwar zu einer erhöhten
Energieabsorption führt, jedoch ebenfalls zur Ischämie in fokalen Gebieten. Lockerer
angelegte Bandagen hingegen rutschen leicht und absorbieren kaum Energie
(CRAWFORD, 1990a).
Hierfür wurde mit Hilfe einer modifizierten Federwaage (s. Abb. 3.11) zuvor getestet,
welche Zugkraft für eine derartige Dehnung notwendig ist. Die anlegende Person
bemühte sich, diese Kraft beim Bandagieren aufzuwenden. Ein Anlegen der Banda-
gen am Pferdebein direkt mit Hilfe der Federwaage erwies sich aufgrund des Hand-
lings als nicht möglich.
Die Gamaschen wurden jeweils in der gebrauchsüblichen Form in der passenden
Größe angelegt. Sie wurden mit Hilfe der modifizierten Federwaage mit einer defi-
nierten Zugkraft von 70 Newton (entspricht etwa 7 kg) angebracht (s. Abb. 3.11 und
Abb. 3.12). Die notwendige Zugkraft für das Verschließen der Gamaschen wurde
zuvor mit Hilfe der Federwaage ermittelt, indem mehrere pferdekundige Personen
aufgefordert wurden, die Gamaschen fest zu verschließen.
3. MATERIAL UND METHODEN 68
Abb. 3.11: Ansicht der modifizierten Federwaage.
Abb. 3.12: Schließen der Klettverschlüsse mit der Federwaage.
3. MATERIAL UND METHODEN 69
3.4 Vorbereitung der Volumenmessungen
Zur Durchführung der Messungen muss das Perometer zunächst an einem geeigne-
ten Ort aufgebaut werden. Hierbei ist vor allem auf ausreichend Platz sowie auf
einen ebenen und nicht rutschigen Boden zu achten.
Vor Beginn der in die Analyse eingehenden Messungen wurden einige Probemes-
sungen durchgeführt, um sowohl das Messpersonal als auch die Pferde an das
Messgerät zu gewöhnen. Dazu wurde das Gerät zunächst neben dem Pferd geöffnet
und geschlossen sowie auf- und abgefahren (s. Abb. 3.13). Erst nachdem das Pferd
keine Unruhe mehr zeigte, wurde die Gliedmaße im Messrahmen des Perometers
positioniert. Im Rahmen dieser Probemessungen wurden auch einige Verlaufskon-
trollen an Pferden durchgeführt, die zwar bandagiert, jedoch nicht bewegt wurden.
Da hierbei keine Volumenveränderungen auftraten, wurden keine weiteren Messun-
gen dieser Art durchgeführt.
Abb. 3.13: Gewöhnung von Messpersonal und Pferd an das Perometer.
3. MATERIAL UND METHODEN 70
Damit die Pferde möglichst ruhig standen, wurden sie teilweise mit Futter abgelenkt.
Vor allem im Sommer wurde ihnen zum Schutz vor Fliegen eine entsprechende
Decke übergelegt und Fliegenspray aufgetragen.
Die Messung mit dem Perometer wurde von den meisten, teilweise sehr jungen
Pferden bereits nach kurzer Eingewöhnungszeit gut akzeptiert. Eine Ausnahme
bildeten die Pferde Nr. 5, 11, 12, 28 und 33, bei denen daher teilweise nur zwei Mes-
sungen pro Gliedmaße und Messzeitpunkt durchgeführt werden konnten.
Die Gliedmaßen der Pferde wurden vor den Messungen jeweils mit körperwarmem
Wasser angefeuchtet, damit das Fell möglichst eng am Bein anliegt, um somit die
Messgenauigkeit zu erhöhen.
3.5 Durchführung der Volumenmessungen
3.5.1 Allgemeines
Die Messungen wurden in der Zeit vom 27.06.04 bis 24.10.05 in verschiedenen
Ställen in Schmalfeld, Celle, Soltau, Hoya und Clusorth-Bramhar durchgeführt. Die
Außentemperatur betrug zwischen 0 und 30 °C (s. Tab . 3.1).
3.5.2 Ablauf der Messungen
Nach Beendigung der Vorbereitungen entsprechend Kap. 3.4 begannen die für die
Analyse genutzten Messungen.
Zunächst wurde das Volumen jeder Gliedmaße der Pferde dreimal mit dem Pero-
meter gemessen (s. Kap. 3.2). Hierbei wurden die Messungen immer von derselben
Person durchgeführt. Diese Messung vor der Bewegung definiert den Messzeitpunkt
I. Danach wurden die Bandagen bzw. Gamaschen angelegt (s. Kap.3.3.3).
Die Pferde aller Gruppen wurden jetzt jeweils eine halbe Stunde gleichmäßig auf
beiden Händen longiert. Um reproduzierbare Bodenverhältnisse zu gewährleisten,
3. MATERIAL UND METHODEN 71
erfolgte die Bewegung der Pferde stets in Reithallen. Dabei wurden ihnen eine
Trense sowie ein Longiergurt angelegt und sie wurden ausgebunden (s. Abb. 3.14).
Die gesamte Bewegungszeit von 30 Minuten wurde in jeweils 10 Minuten Schritt,
Trab und Galopp aufgeteilt.
Nach der Bewegung wurden sofort die Bandagen bzw. Gamaschen abgenommen
und das Volumen der Gliedmaßen erneut jeweils dreimal mit dem Perometer gemes-
sen. Diese Messung direkt nach der Bewegung entspricht dem Messzeitpunkt II.
Anschließend wurden die Pferde für eine Stunde in die Box gestellt. Danach wurden
nochmals die Volumina aller Gliedmaßen dreimal gemessen (Messzeitpunkt III).
Abb. 3.14: Darstellung des Longierens (EDWARDS, 1995).
3. MATERIAL UND METHODEN 72
3.6 Exemplarische Druckmessung unter den verschied enen Bandagen und
Gamaschen
Um die Wirkung der verschiedenen in dieser Studie eingesetzten Bandagen- und
Gamaschenarten besser beurteilen zu können, wurde an den Vordergliedmaßen des
Pferdes Nr. 24 eine Druckmessung unter diesen Bandagen und Gamaschen durch-
geführt. Hierzu wurde das Gerät „Kikuhime“ der Firma TT MediTrade ApS genutzt.
Kikuhime ist ein portables Druckmesssystem. Es besteht aus einem Sensor, der mit
einem Monitor verbunden ist. Der Sensor wird zur Messung unter der Bandage bzw.
Gamasche positioniert. Der gemessene Druck wird in der Einheit Millimeter
Quecksibersäule (mm Hg) angegeben (1 mm Hg = 133 Pa).
Es wurde eine Druckmessung im Stand und im Schritt durchgeführt. Hierfür wurden
vier Messpunkte festgesetzt:
1) kranial auf der Röhre auf mittlerer Höhe zwischen Karpal- und Fesselgelenk
2) kaudal auf den Beugesehnen auf mittlerer Höhe zwischen Karpal- und
Fesselgelenk
3) seitlich zwischen Röhre und Beugesehnen auf mittlerer Höhe zwischen
Karpal- und Fesselgelenk
4) seitlich im Bereich des Fesselkopfes.
An jedem Messpunkt wurden zwei Wiederholungsmessungen durchgeführt.
Die Bandagen bzw. Gamaschen wurden für die Druckmessung gemäß Kap. 3.3.3
angelegt.
3.7 Statistische Auswertung der Messergebnisse
Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe des Statistikprogramms SPSS (Version
13.0 und 14.0, Fa. Prentice-Hall, A Pearson Company).
Aus den drei Wiederholungsmessungen zu den drei Messzeitpunkten wurden für die
Volumina jeweils Mittelwerte berechnet, die für die anschließenden Analysen genutzt
wurden.
3. MATERIAL UND METHODEN 73
Es wurde unter Verwendung des t-Testes für unabhängige Stichproben ein Seiten-
vergleich der Ausgangsvolumina der vier Gliedmaßen durchgeführt.
Mit Hilfe des t-Testes für abhängige Stichproben wurden für jede Gliedmaße die
Volumina an den drei Messzeitpunkten miteinander verglichen.
Aus den Mittelwerten für die Volumina zu den drei Messzeitpunkten wurden absolute
und relative Volumendifferenzen zwischen den drei Zeitpunkten berechnet. Die
relativen Volumendifferenzen wurden anschließend für weitere Analysen verwendet.
Unter Verwendung des t-Testes für unabhängige Stichproben wurden sowohl für alle
Gruppen zusammen als auch für jede einzelne Gruppe ein Vergleich der Differenzen
von Vorder- und Hintergliedmaße sowie ein Seitenvergleich der Gliedmaßen mit und
ohne Bandage bzw. Gamasche durchgeführt.
Außerdem wurden die berechneten Differenzen der vier Gruppen unter Verwendung
der einfaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA) sowie des Post-Hoc-Testes nach
Bonferroni bezüglich statistisch abgesicherter Unterschiede untereinander geprüft.
Der Einfluss von Außentemperatur sowie Alter, Größe und Leistungskategorie der
Pferde auf die Volumendifferenzen wurde mit Hilfe einer einfaktoriellen Varianzana-
lyse (ANOVA) festgestellt. Der Einfluss des Geschlechts der Pferde sowie der
sonstigen Nutzung von Bandagen bzw. Gamaschen wurde durch einen t-Test für
unabhängige Stichproben getestet.
Zur Überprüfung der Reproduzierbarkeit der Perometermessung wurden die Wieder-
holungsmessungen unter Verwendung einer einfaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA)
auf signifikante Unterschiede untersucht. Außerdem wurde für in vivo Volumenmes-
sungen mit dem Perometer der Intraklassenkorrelationskoeffizient (ICC) angegeben.
Bei allen durchgeführten Analysen betrug die maximal zulässige Irrtumswahrschein-
lichkeit 0,05.
3. MATERIAL UND METHODEN 74
4. ERGEBNISSE 75
4. ERGEBNISSE
4.1 Seitenvergleich der Ausgangsvolumina der vier Gliedmaßen
Um die Wirkung der Bewegung sowie der Bandage bzw. Gamasche auf das Volu-
men der Gliedmaße beurteilen zu können, wurden zunächst die Mittelwerte der Vo-
lumina für die Vorder- sowie für die Hintergliedmaße aller Pferde vor der Bewegung
bestimmt (s. Tab. 4.1). Mit Hilfe des t-Testes für unabhängige Stichproben wurde ein
Seitenvergleich der Gliedmaße, die im Folgenden eine Bandage bzw. Gamasche
trug, zu der ohne Bandage und Gamasche durchgeführt. Hierbei konnten sowohl für
die Vorder- als auch für die Hintergliedmaßen keine signifikanten Unterschiede fest-
gestellt werden (Signifikanzniveau 0,05).
Tab. 4.1: Mittelwertvergleich der Volumina von Vorder- und Hintergliedmaßen mit bzw. ohne Bandage/ Gamasche vor Bewegung.
Gliedmaße Gliedmaße mit Bandage bzw. Gamasche
Gliedmaße ohne Banda-ge und Gamasche
Vordergliedmaße 1689 ml 1685 ml
Hintergliedmaße 2225 ml 2226 ml
4. ERGEBNISSE 76
4.2 Deskriptive Statistik und Vergleich der Volumi na an den drei
Messzeitpunkten
In dieser Studie wurde das Gliedmaßenvolumen an drei Messzeitpunkten bestimmt.
Tab. 4.2 gibt die deskriptive Statistik der gewonnenen Messwerte zu den verschie-
denen Messzeitpunkten wieder. Neben dem aus den Einzelmessungen berechneten
Mittelwert fasst sie minimales und maximales Beinvolumen, die Standardabweichung
sowie die Anzahl der betrachteten Werte zusammen.
In Abb. 4.1 sind die Mittelwerte der Volumina der Vordergliedmaßen an den drei
Messzeitpunkten graphisch dargestellt. Abb. 4.2 gibt die entsprechenden Werte der
Hintergliedmaßen wieder.
Mit Hilfe des t-Testes für abhängige Stichproben wurden für jede Gliedmaße die Vo-
lumina an den drei Messzeitpunkten miteinander verglichen, und zwar jeweils das
Volumen am Messzeitpunkt I mit dem am Messzeitpunkt II, das am Messzeitpunkt II
mit dem am Messzeitpunkt III und das am Messzeitpunkt I mit dem am Messzeit-
punkt III. Dabei konnten in allen Fällen signifikante Unterschiede festgestellt werden.
Aus der Tab. 4.2 und den Abb. 4.1 und 4.2 wird ersichtlich, dass es an allen vier
Gliedmaßen von Messzeitpunkt I zu Messzeitpunkt II zu einer Volumenabnahme und
von Messzeitpunkt II zu Messzeitpunkt III zu einer Volumenzunahme kommt.
Mit Hilfe des t-Testes für unabhängige Stichproben wurde außerdem ein Seitenver-
gleich der Gliedmaßen mit Bandage bzw. Gamasche mit denen ohne Bandage und
Gamasche zum Messzeitpunkt III durchgeführt. Hierbei konnten keine signifikanten
Unterschiede festgestellt werden.
Das Signifikanzniveau betrug bei allen Analysen 0,05.
4. ERGEBNISSE 77
Tab. 4.2: Deskriptive Statistik der gewonnenen Messwerte zu den verschiedenen
Messzeitpunkten.
Gliedmaße Mess-zeit-
punkt
Mittelwert Bein-
volumen [ml]
Minimales Bein-
volumen [ml]
Maximales Bein-
volumen [ml]
Standard-abweichung
[ml]
Anzahl Mes-
sungen
I 1689 815 2506 433 40
II 1580 741 2373 409 40
Vorderbein mit Ban-
dage bzw. Gamasche
III 1674 813 2441 430 40
I 1685 811 2487 432 40
II 1619 764 2429 422 40
Vorderbein ohne
Bandage und Ga-masche
III 1674 812 2469 430 40
I 2225 975 3873 622 40
II 2066 882 3629 585 40
Hinterbein mit Ban-
dage bzw. Gamasche
III 2217 979 3833 620 40
I 2226 982 3880 621 40
II 2129 933 3690 600 40
Hinterbein ohne Ban-dage und
Gamasche III 2219 989 3834 619 40
4. ERGEBNISSE 78
1520
1540
1560
1580
1600
1620
1640
1660
1680
1700
I II III
Messzeitpunkt
Bei
nvol
umen
[ml]
Vorderbein mit Bandagebzw. Gamasche
Vorderbein ohneBandage undGamasche
Abb. 4.1: Darstellung der Mittelwerte der Volumina der Vordergliedmaßen an den
drei Messzeitpunkten (I = vor Bewegung, II = nach Bewegung, III = 1 Std. nach Be-
wegung).
1950
2000
2050
2100
2150
2200
2250
I II III
Messzeitpunkt
Bei
nvol
umen
[ml]
Hinterbein mit Bandagebzw. Gamasche
Hinterbein ohneBandage undGamasche
Abb. 4.2: Darstellung der Mittelwerte der Volumina der Hintergliedmaßen an den drei
Messzeitpunkten ( siehe Abb. 4.1).
4. ERGEBNISSE 79
4.3 Deskriptive Statistik der Volumendifferenzen z wischen den drei
Messzeitpunkten
Aus den gemessenen Volumina an den drei Messzeitpunkten ließen sich die jeweili-
gen Volumendifferenzen berechnen. Hierbei entspricht Diff.I-II der Differenz zwi-
schen dem Wert vor der Bewegung und dem direkt nach der Bewegung, Diff.II-III der
Volumendifferenz zwischen dem Wert direkt nach der Bewegung und dem nach ein-
stündiger Boxenruhe und Diff.I-III der Differenz zwischen dem Wert vor der Bewe-
gung und dem nach einstündiger Boxenruhe.
Da die absoluten Volumendifferenzen stark mit der Größe des Pferdes variieren,
wurden die Differenzen zusätzlich als relative Änderungen bezüglich des Ausgangs-
volumens angegeben. Die relativen Änderungen wurden für die weiteren Analysen
genutzt.
Tab. 4.3 gibt die deskriptive Statistik der berechneten Volumenänderungen der Vor-
dergliedmaßen wieder. Tab. 4.4 fasst die entsprechenden Daten für die Hinterglied-
maßen zusammen. Neben den berechneten Mittelwerten werden jeweils minimale
und maximale Volumenänderung, die Standardabweichung sowie die Anzahl der
verwendeten Daten angegeben. In die Berechnung dieser Werte wurden die Ergeb-
nisse aller 40 Pferde eingeschlossen. Um zu überprüfen, ob die Bandagen und
Gamaschen unabhängig von ihrer Art einen Einfluss auf das Volumen der Gliedma-
ße haben, wurde keine Unterscheidung zwischen den vier Gruppen vorgenommen.
4. ERGEBNISSE 80
Tab. 4.3: Deskriptive Statistik der berechneten Volumendifferenzen zwischen den
drei Messzeitpunkten der Vordergliedmaßen (Diff.I-II = Volumenänderung durch Be-
wegung, Diff.II-III = Volumenänderung durch Boxenruhe, Diff.I-III = Vergleich vor Be-
wegung – 1 Std. nach Bewegung).
Gliedmaße Differenz Mittelwert Minimum Maximum Standard-abweichung Anzahl
Diff.I-II [ml]
109 57 234 40 40
Diff.I-II [%]
6,5 3,7 10,4 1,7 40
Diff.II-III [ml]
-95 -211 -29 41 40
Diff.II-III [%]
-6,1 -11,5 -2,3 2,2 40
Diff.I-III [ml]
15 -45 75 25 40
Vorderbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche
Diff.I-III [%]
0,9 -2,2 5,6 1,5 40
Diff.I-II [ml]
65 23 153 30 40
Diff.I-II [%]
4,0 1,6 7,7 1,7 40
Diff.II-III [ml]
-55 -155 -16 28 40
Diff.II-III [%]
-3,5 -7,3 -1,0 1,7 40
Diff.I-III [ml]
10 -53 95 25 40
Vorderbein ohne
Bandage und Gama-
sche
Diff.I-III [%]
0,6 -2,9 4,2 1,4 40
4. ERGEBNISSE 81
Tab. 4.4: Deskriptive Statistik der berechneten Volumendifferenzen zwischen den
drei Messzeitpunkten der Hintergliedmaßen (Legende siehe Tab. 4.3).
Gliedmaße Differenz Mittelwert Minimum Maximum Standard-abweichung Anzahl
Diff.I-II [ml]
159 79 340 59 40
Diff.I-II [%]
7,3 4,4 16,4 2,3 40
Diff.II-III [ml]
-151 -336 -59 61 40
Diff.II-III [%]
-7,5 -18,9 -4,2 2,9 40
Diff.I-III [ml]
8 -61 47 18 40
Hinterbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche
Diff.I-III [%]
0,4 -3,3 2,7 0,9 40
Diff.I-II [ml]
97 44 190 31 40
Diff.I-II [%]
4,5 2,3 9,6 1,3 40
Diff.II-III [ml]
-90 -175 -24 36 40
Diff.II-III [%]
-4,4 -9,8 -1,2 1,7 40
Diff.I-III [ml]
7 -73 46 22 40
Hinterbein ohne
Bandage und Gama-
sche
Diff.I-III [%]
0,3 -4,0 2,3 1,0 40
4. ERGEBNISSE 82
4.3.1 Vergleich der Volumendifferenzen von Vorder - und Hintergliedmaßen
sowie Seitenvergleich der Gliedmaßen mit und ohne Bandage bzw.
Gamasche
Mit Hilfe des t-Testes für unabhängige Stichproben wurden die relativen Volumendif-
ferenzen der Vordergliedmaße mit Bandage bzw. Gamasche mit denen der Vorder-
gliedmaße ohne Bandage bzw. Gamasche verglichen. Analog wurde dieser Test für
die Hintergliedmaßen durchgeführt. Sowohl für die Vorder- als auch für die Hinter-
gliedmaßen ergaben sich signifikante Unterschiede beim Vergleich der Volumina vor
der Bewegung mit denen direkt nach der Bewegung (Diff.I-II) sowie beim Vergleich
der Volumina direkt nach der Bewegung mit denen eine Stunde nach der Bewegung
(Diff.II-III) mit und ohne Benutzung von Bandagen bzw. Gamaschen. Die Werte be-
trugen an der bandagierten Vordergliedmaße im Mittel 6,5 %/ 109 ml (Diff.I-II) bzw. -
6,1 %/ -95 ml (Diff.II-III), an der unbandagierten Vordergliedmaße hingegen 4,0 %/
65 ml (Diff.I-II) bzw. -3,5 %/ -55 ml (Diff.II-III). An den bandagierten Hintergliedmaßen
ließen sich im Mittel Volumenänderungen von 7,3 %/ 159 ml (Diff.I-II) bzw. -7,5 %/ -
151 ml (Diff.II-III) feststellen, an den unbandagierten Hintergliedmaßen 4,5 %/ 97 ml
(Diff.I-II) bzw. -4,4 %/ - 90 ml (Diff.II-III).
Bei einem Vergleich der Volumina vor der Bewegung mit denen eine Stunde nach
Bewegung wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Sie betrug an den
Vordergliedmaßen 0,9 %/ 15 ml (mit) bzw. 0,6 %/ 11 ml (ohne Bandage und Gama-
sche), an den Hintergliedmaßen 0,4 %/ 8 ml (mit) bzw. 0,4 %/ 7 ml (ohne Bandage
und Gamasche).
Außerdem erfolgten ein Vergleich der Volumendifferenzen der Vordergliedmaße mit
Bandage bzw. Gamasche mit denen der Hintergliedmaße mit Bandage bzw.
Gamasche sowie ein Vergleich zwischen den Vorder- und Hintergliedmaßen ohne
Verwendung von Bandage bzw. Gamasche. Hierbei ergaben sich signifikante Unter-
schiede für die Volumendifferenz Diff.II-III. Bei den Volumenänderungen Diff.I-II und
Diff.I-III waren keine signifikanten Änderungen feststellbar.
4. ERGEBNISSE 83
Bei diesen Analysen wurde keine Unterscheidung zwischen den vier Gruppen
(unterschiedliche Bandagen bzw. Gamaschen) vorgenommen.
Tab. 4.5 gibt einen Überblick über die relativen Volumendifferenzen der Vorder- und
Hintergliedmaßen mit und ohne Bandage bzw. Gamasche. In Abb. 4.3 sind die
Volumenänderungen graphisch dargestellt.
Das Niveau der statistischen Signifikanz betrug 0,05.
Tab. 4.5: Relative Volumenänderungen zwischen den einzelnen Messzeitpunkten
der Vorder- und Hintergliedmaßen mit und ohne Bandage bzw. Gamasche (Diff.I-II =
Volumenänderung durch Bewegung, Diff.II-III = Volumenänderung durch Boxenruhe,
Diff. I-III = Vergleich der Volumina vor und eine Stunde nach Bewegung).
Differenz Vordergliedmaße
mit Bandage bzw. Gamasche
Vordergliedmaße ohne Bandage und Gamasche
Hintergliedmaße mit Bandage
bzw. Gamasche
Hintergliedmaße ohne Bandage und Gamasche
Diff.I-II [%]
6,5
4,0
7,3
4,5
Diff.II-III [%]
-6,1
-3,5
-7,5
-4,4
Diff.I-III [%]
0,9
0,6
0,4
0,3
4. ERGEBNISSE 84
-10
-8
-6
-4
-2
0
2
4
6
8
10
Diff.I-II Diff.II-III Diff.I-III
Vol
umen
ände
rung
[%]
VolumenänderungVordergliedmaße mitBandage bzw. Gamasche
VolumenänderungVordergliedmaße ohneBandage bzw. Gamasche
VolumenänderungHintergliedmaße mitBandage bzw. Gamasche
VolumenänderungHintergliedmaße ohneBandage bzw. Gamasche
Abb. 4.3: Relative Volumenänderungen der Vorder- und Hintergliedmaßen mit und
ohne Bandage bzw. Gamasche zwischen den drei Messzeitpunkten.
4.3.2 Vergleich der Volumendifferenzen innerhalb der vier verschiedenen
Gruppen
Die beteiligten Pferde wurden auf der Grundlage der genutzten Bandagen bzw.
Gamaschen in vier Gruppen mit jeweils 10 Pferden eingeteilt (Gruppeneinteilung
s. Kap. 3.1).
Tab. 4.6 gibt die Volumendifferenzen zwischen den drei Messzeitpunkten für jede der
vier Gruppen an den vier Gliedmaßen wieder. Neben den absoluten Werten in Millili-
ter werden die relativen Änderungen in Prozent angegeben. Außerdem sind die
Gesamtwerte als Mittelwerte über alle vier Gruppen aufgeführt.
Die relativen Volumenänderungen wurden für weitere Analysen genutzt.
4. ERGEBNISSE 85
Tab. 4.6: Volumenänderungen zwischen den drei Messzeitpunkten der Gruppen 1
(elastische Bandagen), 2 (Wollbandagen mit Unterlegern), 3 (Fesselkopfgamaschen)
und 4 (Gamaschen) sowie Gesamtwert (Mittelwert über alle vier Gruppen).
Gliedmaße Gruppe Diff.I-II [ml]
Diff.II-III [ml]
Diff.I-III [ml]
Diff.I-II [%]
Diff.II-III [%]
Diff.I-III [%]
1 117 -101 16 7,9 -7,2 1,0
2 103 -98 5 5,7 -5,7 0,4
3 104 -91 13 5,9 -5,6 0,6
4 112 -88 24 6,6 -5,6 1,4
Vorderbein mit Ban-
dage bzw. Gamasche
Gesamt 109 -95 15 6,5 -6,1 0,9
1 58 -38 20 4,2 -3,0 1,3
2 71 -56 15 4,1 -3,4 0,9
3 59 -55 3 3,4 -3,5 0
4 73 -70 3 4,2 -4,2 0,2
Vorderbein ohne Ban-dage und
Gamasche
Gesamt 65 -55 10 4,0 -3,5 0,6
1 193 -190 3 10,1 -11,1 0,2
2 159 -147 12 6,3 -6,2 0,5
3 142 -134 7 6,2 -6,3 0,3
4 144 -133 11 6,5 -6,5 0,5
Hinterbein mit Ban-
dage bzw. Gamasche
Gesamt 159 -151 8 7,3 -7,5 0,4
1 93 -88 5 5,1 -5,1 0,3
2 98 -89 9 4,0 -3,8 0,4
3 103 -99 5 4,5 -4,6 0,2
4 94 -84 10 4,3 -4,0 0,5
Hinterbein ohne Ban-dage und
Gamasche
Gesamt 97 -90 7 4,5 -4,4 0,3
4. ERGEBNISSE 86
4.3.2.1 Seitenvergleich der Gliedmaßen mit Bandag en bzw. Gamaschen mit
denen ohne Bandagen bzw. Gamaschen
Mit Hilfe des t-Testes für unabhängige Stichproben wurden jeweils für jede einzelne
Gruppe die berechneten Volumenänderungen der Vorder- und Hintergliedmaßen mit
Bandagen bzw. Gamaschen mit denen der Vorder- und Hintergliedmaßen ohne
Bandagen bzw. Gamaschen miteinander verglichen. Hierbei zeigten sich in fast allen
Gruppen sowohl für die Vorder- als auch für die Hintergliedmaßen signifikante Unter-
schiede in den Volumenänderungen durch Bewegung (Diff.I-II) und durch Boxenruhe
(Diff.II-III). Eine Ausnahme hiervon bildete die Gruppe 4 (Gamaschen), für die an den
Vordergliedmaßen in der Differenz Diff.II-III keine signifikanten Unterschiede nach-
gewiesen werden konnten. Beim Vergleich der Volumina vor und eine Stunde nach
Bewegung (Diff.I-III) konnten in allen Fällen keine signifikanten Unterschiede festge-
stellt werden.
Tab. 4.7 gibt die zur Analyse genutzten Mittelwerte der Beinvolumina sowie die
Minima und Maxima in den Differenzen Diff.I-II, Diff.II-III sowie Diff.I-III für die
Vordergliedmaßen wieder. Tab. 4.8 fasst die entsprechenden Werte für die Hinter-
gliedmaßen zusammen. Die Abb. 4.4, 4.5, 4.6 und 4.7 veranschaulichen die berech-
neten Volumendifferenzen zwischen den drei Messzeitpunkten aller vier Gliedmaßen
für jede der vier Gruppen.
4. ERGEBNISSE 87
Tab. 4.7: Vergleich der Volumenänderungen zwischen den drei Messzeitpunkten der
Vordergliedmaßen innerhalb der einzelnen Gruppen (1 = elastische Bandagen, 2 =
Wollbandagen mit Unterlegern, 3 = Fesselkopfgamaschen, 4 = Gamaschen).
Vorderbein mit Bandage
bzw. Gamasche
Vorderbein ohne Bandage
bzw. Gamasche
Gruppe Volumen-
änderung Mittel-
wert
[%]
Mini-
mum
[%]
Maxi-
mum
[%]
Mittel-
wert
[%]
Mini-
mum
[%]
Maxi-
mum
[%]
Diff.I-II 7,9 5,5 10,1 4,2 1,9 6,8
Diff.II-III -7,5 -11,5 -4,2 -3,0 -6,3 -1,0
1
Diff.I-III 1,0 -0,3 2,9 1,3 -0,3 2,8
Diff.I-II 5,7 4,2 7,0 4,1 1,6 7,7
Diff.II-III -5,7 -8,5 -2,3 -3,4 -7,1 -1,0
2
Diff.I-III 0,4 -2,2 4,9 0,9 -0,9 4,1
Diff.I-II 5,9 3,7 10,4 3,4 1,6 5,6
Diff.II-III -5,6 -8,6 -2,6 -3,5 -5,5 -1,4
3
Diff.I-III 0,6 -1,3 3,3 0 -2,9 4,2
Diff.I-II 6,6 4,6 8,3 4,2 1,6 6,7
Diff.II-III -5,6 -8,5 -2,9 -4,2 -7,3 -1,7
4
Diff.I-III 1,4 -1,3 5,6 0,2 -1,5 1,3
4. ERGEBNISSE 88
Tab. 4.8: Vergleich der Volumenänderungen zwischen den drei Messzeitpunkten der
Hintergliedmaßen innerhalb der einzelnen Gruppen (1 = elastische Bandagen, 2 =
Wollbandagen mit Unterlegern, 3 = Fesselkopfgamaschen, 4 = Gamaschen).
Hinterbein mit Bandage
bzw. Gamasche
Hinterbein ohne Bandage
bzw. Gamasche
Gruppe Volumen-
änderung Mittel-
wert
[%]
Mini-
mum
[%]
Maxi-
mum
[%]
Mittel-
wert
[%]
Mini-
mum
[%]
Maxi-
mum
[%]
Diff.I-II 10,1 6,6 16,4 5,1 3,5 9,6
Diff.II-III -11,1 -18,9 -6,4 -5,1 -9,8 -2,5
1
Diff.I-III 0,2 -0,5 0,8 0,3 -0,8 1,1
Diff.I-II 6,3 5,6 6,9 4,0 2,3 6,1
Diff.II-III -6,2 -8,0 -4,2 -3,8 -6,4 -1,2
2
Diff.I-III 0,5 -0,6 1,9 0,4 -1,9 1,5
Diff.I-II 6,2 4,4 7,8 4,5 3,5 6,5
Diff.II-III -6,3 -8,0 -4,2 -4,6 -8,1 -2,9
3
Diff.I-III 0,3 -3,3 2,7 0,2 -4,0 2,3
Diff.I-II 6,5 5,3 7,9 4,3 2,9 5,4
Diff.II-III -6,5 -7,2 -5,7 -4,0 -6,0 -1,2
4
Diff.I-III 0,5 0 1,8 0,5 -0,4 1,7
4. ERGEBNISSE 89
-15
-10
-5
0
5
10
15
Diff.I-II Diff.II-III Diff.I-III
Vol
umen
ände
rung
[%]
Abb. 4.4: Vergleich der Volumenänderungen zwischen den drei Messzeitpunkten
aller vier Gliedmaßen der Gruppe 1 (Elastische Bandagen); Legende s. Abb. 4.5.
-8
-6
-4
-2
0
2
4
6
8
Diff.I-II Diff.II-III Diff.I-III
Vol
umen
ände
rung
[%]
Vorderbein mit Bandage bzw. Gamasche Vorderbein ohne Bandage und Gamasche
Hinterbein mit Bandage bzw. Gamasche Hinterbein ohne Bandage und Gamasche
Abb. 4.5: Vergleich der Volumenänderungen zwischen den drei Messzeitpunkten
aller vier Gliedmaßen der Gruppe 2 (Wollbandagen mit Unterlegern).
4. ERGEBNISSE 90
-8
-6
-4
-2
0
2
4
6
8
Diff.I-II Diff.II-III Diff.I-III
Vol
umen
ände
rung
[%]
Abb. 4.6: Vergleich der Volumenänderungen zwischen den drei Messzeitpunkten
aller vier Gliedmaßen der Gruppe 3 (Fesselkopfgamaschen); Legende s. Abb. 4.7.
-8
-6
-4
-2
0
2
4
6
8
Diff.I-II Diff.II-III Diff.I-III
Vol
umen
ände
rung
[%]
Vorderbein mit Bandage bzw. Gamasche Vorderbein ohne Bandage und Gamasche
Hinterbein mit Bandage bzw. Gamasche Hinterbein ohne Bandage und Gamasche
Abb. 4.7: Vergleich der Volumenänderungen zwischen den drei Messzeitpunkten
aller vier Gliedmaßen der Gruppe 4 (Gamaschen).
4. ERGEBNISSE 91
4.3.2.2 Vergleich der Vorder- und Hintergliedmaße n innerhalb
der einzelnen Gruppen
Die berechneten Volumendifferenzen zwischen den drei Messzeitpunkten der Vor-
der- und Hintergliedmaßen mit bzw. ohne Bandage und Gamasche wurden mit Hilfe
des t-Testes für unabhängige Stichproben miteinander verglichen. Hierbei wurden für
die Gruppen 2, 3 und 4 für alle Differenzen keine signifikanten Unterschiede festge-
stellt. Im Gegensatz dazu liegen für die Gruppe 1 bei allen Volumendifferenzen mit
Ausnahme der Differenz Diff.I-II im Vergleich der Vorder- und Hintergliedmaße ohne
Bandage signifikante Unterschiede vor.
Die der Analyse zugrunde liegenden Mittelwerte sind den Tab. 4.7 und 4.8 zu ent-
nehmen. Eine graphische Darstellung der verglichenen Differenzen erfolgt in den
Abb. 4.4, 4.5, 4.6 sowie 4.7.
4.3.3 Vergleich zwischen den verschiedenen Gruppe n
Im Folgenden wurden mit Hilfe einer einfaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA) die
Volumendifferenzen zwischen den drei Messzeitpunkten für jede Gliedmaße auf sig-
nifikante Unterschiede zwischen den vier Gruppen untersucht. Das Signifikanzniveau
betrug 0,05.
Um zu klären, zwischen welchen der vier Gruppen Unterschiede vorliegen, wurde ein
Post-Hoc-Test nach Bonferroni durchgeführt.
Tab. 4.9 fasst die relativen Volumenänderungen der Gruppen 1, 2, 3 und 4 zusam-
men.
4. ERGEBNISSE 92
Tab. 4.9: Vergleich der relativen Volumendifferenzen der Gruppen 1 (elastische
Bandagen), 2 (Wollbandagen mit Unterlegern), 3 (Fesselkopfgamaschen) und 4
(Gamaschen).
Gliedmaße Volumen-
differenz
Gruppe 1
[%]
Gruppe 2
[%]
Gruppe 3
[%]
Gruppe 4
[%]
Diff.I-II 7,9 5,7 5,9 6,6
Diff.II-III -7,2 -5,7 -5,6 -5,6
Vorderbein mit
Bandage bzw. Ga-masche
Diff.I-III 1,0 0,4 0,6 1,4
Diff.I-II 10,1 6,3 6,2 6,5
Diff.II-III -11,1 -6,2 -6,3 -6,5
Hinterbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche Diff.I-III 0,2 0,5 0,3 0,5
Diff.I-II 4,2 4,1 3,4 4,2
Diff.II-III -3,0 -3,4 -3,5 -4,2
Vorderbein ohne Ban-dage bzw. Gamasche Diff.I-III 1,3 0,9 0 0,2
Diff.I-II 5,1 4,0 4,5 4,3
Diff.II-III -5,1 -3,8 -4,6 -4,0
Hinterbein ohne Ban-dage bzw. Gamasche Diff.I-III 0,3 0,4 0,2 0,5
Im Folgenden werden die Gliedmaßen mit Bandage bzw. Gamasche und die Glied-
maßen ohne Bandage und Gamasche getrennt betrachtet.
4. ERGEBNISSE 93
4.3.3.1 Gliedmaßen mit Bandage bzw. Gamasche
Für die Vordergliedmaßen mit Bandage bzw. Gamasche ergeben sich signifikante
Unterschiede für die Volumenänderung Diff.I-II zwischen den Gruppen 1 und 2 sowie
zwischen den Gruppen 1 und 3.
Für die Differenzen Diff.II-III und Diff.I-III treten keine signifikanten Unterschiede
zwischen den Gruppen auf.
Bei den Hintergliedmaßen mit Bandage bzw. Gamasche treten signifikante Unter-
schiede in den Volumendifferenzen Diff.I-II sowie Diff.II-III zwischen den Gruppen
auf. Entsprechend Post-Hoc-Test nach Bonferroni sind hierbei die Differenzen der
Gruppe 1 signifikant verschieden von denen der Gruppen 2, 3 und 4.
Für die Volumendifferenz Diff.I-III wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen
den vier Gruppen festgestellt.
Tab. 4.10 gibt die Unterschiede in den Volumenänderungen zwischen den vier
Gruppen wieder, wobei jeweils die Differenz zwischen den Volumenänderungen der
verschiedenen Gruppen aufgeführt ist. Die Abb. 4.8 und 4.9 zeigen die Differenzen
Diff.I-II, Diff.II-III und Diff.I-III der einzelnen Gruppen für die jeweilige Gliedmaße.
4. ERGEBNISSE 94
Tab. 4.10: Unterschiede in den Volumendifferenzen der einzelnen Gruppen an den
Gliedmaßen mit Bandage bzw. Gamasche (rot = signifikanter Unterschied).
Bein Differenz 1 - 2 1 - 3 1 - 4 2 - 3 2 - 4 3 - 4
Diff.I-II
[%] 2,2 2,0 1,3 0,2 0,9 0,7
Diff.II-III
[%] 1,5 1,6 1,6 0,1 0,1 0
Vorderbein
mit Ban-
dage bzw.
Gamasche Diff.I-III
[%] 0,6 0,4 0,4 0,2 1,0 0,8
Diff.I-II
[%] 3,8 3,9 3,6 0,1 0,2 0,3
Diff.II-III
[%] 4,9 4,8 4,6 0,1 0,3 0,2
Hinterbein
mit Ban-
dage bzw.
Gamasche Diff.I-III
[%] 0,3 0,1 0,3 0,2 0 0,2
1 = Elastische Bandagen
2 = Wollbandagen mit Unterlegern
3 = Fesselkopfgamaschen
4 = Gamaschen
4. ERGEBNISSE 95
-10
-8
-6
-4
-2
0
2
4
6
8
10
Diff.I-II Diff.II-III Diff.I-III
Vol
umen
diffe
renz
[%]
Abb. 4.8: Volumendifferenzen der vier Gruppen für die Vordergliedmaße mit Banda-
ge bzw. Gamasche. In der Differenz Diff.I-II treten signifikante Abweichungen
zwischen Gruppe 1 und 2 sowie Gruppe 1 und 3 auf (Legende s. Abb. 4.9).
-15
-10
-5
0
5
10
15
Diff.I-II Diff.II-III Diff.I-III
Vol
umen
diffe
renz
[%]
Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 Gruppe 4
Abb. 4.9: Volumendifferenzen der vier Gruppen für die Hintergliedmaße mit Bandage
bzw. Gamasche. Hierbei sind die Differenzen Diff.I-II sowie Diff.II-III der Gruppe 1
signifikant verschieden von denen der Gruppen 2, 3 und 4.
4. ERGEBNISSE 96
4.3.3.2 Gliedmaßen ohne Bandage und Gamasche
Die einfaktorielle Varianzanalyse sowie der Post-Hoc-Test nach Bonferroni ergeben
sowohl für die Vorder- als auch für die Hintergliedmaßen ohne Bandage und Gama-
sche keine signifikanten Unterschiede in den Volumenänderungen Diff.I-II, Diff.II-III
und Diff.I-III zwischen den vier Gruppen.
4.4 Einfluss von Außentemperatur, Geschlecht, Alte r und Größe der Pferde,
Leistungskategorie sowie der sonstigen Nutzu ng von Bandagen bzw.
Gamaschen auf die Volumendifferenzen
Im Folgenden wurde der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Volumenab- und
zunahmen der vier Gliedmaßen der Pferde untersucht. Aufgrund der geringen Anzahl
an Fällen in den einzelnen Gruppen wurde auf eine statistische Analyse innerhalb
der einzelnen Gruppen verzichtet.
4.4.1 Einfluss der Außentemperatur
Die bei dieser Studie eingesetzten Pferde wurden aufgrund der Außentemperatur,
die bei der perometrischen Messung vorlag, in vier Gruppen unterteilt:
Gruppe A: 0 °C
Gruppe B: niedrige Temperaturen (1 – 11 °C)
Gruppe C: mittlere Temperaturen (12 – 21 °C)
Gruppe D: hohe Temperaturen (ab 22 °C)
Eine einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) hinsichtlich der Außentemperaturen er-
gab keine signifikanten Unterschiede. Tendenziell waren jedoch die Volumenände-
rungen Diff.I-II und Diff.II-III bei höheren Temperaturen größer als bei niedrigen.
4. ERGEBNISSE 97
Tab. 4.11 gibt die Volumendifferenzen der vier Gliedmaßen sowie der Gliedmaßen
insgesamt bei den verschiedenen Temperaturen wieder. Außerdem ist die Anzahl
der Pferde pro Gruppe aufgeführt.
Tab. 4.11: Relative Volumenänderungen der vier Gliedmaßen sowie der Mittelwert
über alle Gliedmaßen bei unterschiedlichen Außentemperaturen.
Bein Außen-temperatur
Diff.I-II [%]
Diff.II-III [%]
Diff.I-III [%] Anzahl
0 °C 5,2 -5,6 -0,1 5
1 – 11 °C 5,8 -5,2 0,8 8
12 – 21 °C 7,0 -6,7 0,8 17
Vorderbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche
Ab 22 °C 7,1 -6,0 1,5 10
0 °C 3,2 -2,7 0,6 5
1 – 11 °C 3,6 -3,0 0,7 8
12 – 21 °C 4,0 -4,0 0,2 17
Vorderbein ohne Ban-dage und
Gamasche Ab 22 °C 4,6 -3,5 1,3 10
0 °C 6,3 -5,7 0,9 5
1 – 11 °C 7,8 -8,6 0 8
12 – 21 °C 7,7 -8,1 0,4 17
Hinterbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche
Ab 22 °C 6,6 -6,6 0,5 10
0 °C 4,1 -3,4 0,9 5
1 – 11 °C 5,0 -5,6 -0,2 8
12 – 21 °C 4,3 -4,1 0,4 17
Hinterbein ohne Ban-dage und
Gamasche Ab 22 °C 4,5 -4,2 0,4 10
0 °C 4,7 -4,4 0,6 20
1 – 11 °C 5,5 -5,6 0,3 32
12 – 21 °C 5,8 -5,7 0,4 68 Beine ins-
gesamt
Ab 22 °C 5,7 -5,1 0,9 40
4. ERGEBNISSE 98
4.4.2 Einfluss des Geschlechts der Pferde
Durch einen t-Test für unabhängige Stichproben konnten keine signifikanten Unter-
schiede in den Volumendifferenzen bei männlichen und weiblichen Pferden festge-
stellt werden. Die Volumenzu- und –abnahmen Diff.I-II und Diff.II-III waren jedoch an
allen Gliedmaßen bei männlichen Pferden geringfügig höher als bei den weiblichen.
Tab. 4.12 fasst die Volumendifferenzen aller vier Gliedmaßen sowie die mittlere
Volumenänderung getrennt für Stuten und Wallache sowie die Anzahl der Pferde pro
Geschlecht zusammen.
Tab. 4.12: Relative Volumenänderungen der vier Gliedmaßen sowie der Mittelwert
über alle Gliedmaßen bei Stuten und Wallachen.
Bein Geschlecht Diff.I-II [%]
Diff.II-III [%]
Diff.I-III [%] Anzahl
Stute 6,4 -6,0 0,8 18 Vorderbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche
Wallach 6,7 -6,2 0,9 22
Stute 3,7 -3,7 0,2 18 Vorderbein ohne Ban-dage und
Gamasche Wallach 4,2 -3,4 1,0 22
Stute 7,0 -7,1 0,4 18 Hinterbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche Wallach 7,5 -7,9 0,3 22
Stute 4,2 -3,9 0,5 18 Hinterbein ohne Ban-dage und
Gamasche Wallach 4,7 -4,7 0,2 22
Stute 5,3 -5,2 0,5 72 Beine ins-
gesamt Wallach 5,8 -5,5 0,6 88
4. ERGEBNISSE 99
4.4.3 Einfluss des Alters der Pferde
Die Volumendifferenzen junger Pferde (bis 6 Jahre), Pferde mittleren Alters (7 – 15
Jahre) und älterer Pferde (ab 16 Jahre) wurden durch eine einfaktorielle Varianzana-
lyse auf Unterschiede untersucht. Hierbei konnten keine signifikanten Unterschiede
festgestellt werden. Tendenziell sind jedoch die Volumenzu- und abnahmen Diff.I-II
und Diff.II-III bei jüngeren Pferden geringer als bei älteren.
Tab. 4.13 gibt einen Überblick über die Volumendifferenzen aller vier Gliedmaßen
sowie für die Gliedmaßen insgesamt der unterschiedlichen Altersklassen.
Tab. 4.13: Relative Volumenänderungen der vier Gliedmaßen sowie der Mittelwert
über alle Gliedmaßen bei Pferden unterschiedlichen Alters.
Bein Alter Diff.I-II [%]
Diff.II-III [%]
Diff.I-III [%] Anzahl
Bis 6 Jahre 5,8 -5,5 0,7 16
7 – 15 Jahre 7,0 -6,3 1,1 22
Vorderbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche Ab 16 Jahre 7,4 -8,4 -0,4 2
Bis 6 Jahre 3,5 -3,0 0,6 16
7 – 15 Jahre 4,4 -3,8 0,8 22
Vorderbein ohne Ban-dage und
Gamasche Ab 16 Jahre 3,1 -4,9 -1,6 2
Bis 6 Jahre 6,9 -7,0 0,4 16
7 – 15 Jahre 7,7 -8,0 0,4 22
Hinterbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche Ab 16 Jahre 5,8 -5,5 0,6 2
Bis 6 Jahre 4,3 -4,1 0,4 16
7 – 15 Jahre 4,7 -4,7 0,3 22
Hinterbein ohne Ban-dage und
Gamasche Ab 16 Jahre 3,6 -2,8 0,9 2
Bis 6 Jahre 5,1 -4,9 0,5 64
7 – 15 Jahre 5,9 -5,7 0,6 88 Beine ins-gesamt
Ab 16 Jahre 5,0 -5,4 -0,1 8
4. ERGEBNISSE 100
4.4.4 Einfluss der Größe der Pferde
Die Pferde dieser Studie wurden aufgrund ihrer Größe den Gruppen „Pony“ (Höhe
bis 1,48 m), „Kleinpferd“ (Höhe 1,49 – 1,65 m) und „Pferd“ (Höhe ab 1,66 m) zuge-
ordnet.
Eine einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) der Volumendifferenzen hinsichtlich der
Größe der Pferde ergab keine signifikanten Unterschiede. Tendenziell waren die re-
lativen Volumenänderungen bei kleineren Pferden höher als bei großen, insbesonde-
re an den bandagierten Gliedmaßen.
Die Volumenzu- und -abnahmen der vier Gliedmaßen und der Gliedmaßen insge-
samt, aufgegliedert nach unterschiedlichen Größengruppen sowie die Anzahl der
Pferde pro Gruppe werden in Tab. 4.14 zusammengefasst.
4. ERGEBNISSE 101
Tab. 4.14: Relative Volumenänderungen der vier Gliedmaßen sowie der Mittelwert
über alle Gliedmaßen bei Pferden unterschiedlicher Größe.
Bein Größe (Höhe) [m]
Diff.I-II [%]
Diff.II-III [%]
Diff.I-III [%] Anzahl
Bis 1,48 7,1 -6,2 1,3 16
1,49 – 1,65 6,4 -6,1 0,7 15
Vorderbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche Ab 1,66 5,7 -5,7 0,4 9
Bis 1,48 4,6 -3,9 0,9 16
1,49 – 1,65 3,6 -3,3 0,4 15
Vorderbein ohne Ban-dage und
Gamasche Ab 1,66 3,4 -3,3 0,3 9
Bis 1,48 8,0 -8,3 0,5 16
1,49 – 1,65 7,1 -7,5 0,2 15
Hinterbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche Ab 1,66 6,3 -6,2 0,6 9
Bis 1,48 4,8 -4,5 0,6 16
1,49 – 1,65 4,3 -4,5 0 15
Hinterbein ohne Ban-dage und
Gamasche Ab 1,66 4,1 -3,8 0,5 9
Bis 1,48 6,1 -5,7 0,8 64
1,49 – 1,65 5,3 -5,4 0,3 60 Beine ins-gesamt
Ab 1,66 4,9 -4,7 0,4 36
4. ERGEBNISSE 102
4.4.5 Einfluss der Leistungskategorie der Pferde
Anhand der Art und der Dauer der unabhängig von dieser Arbeit durchgeführten Be-
wegung wurden die Pferde in drei Leistungskategorien eingeteilt:
Kategorie 1: Pferde, die nur wenig, d.h. v.a. im Schritt und im Allgemeinen nur eine
halbe Stunde täglich, bewegt werden. Hierunter fallen auch Jungpferde, die nur an
der Longe gearbeitet werden.
Kategorie 2: Pferde, die bis zu einer Stunde täglich auf dem Niveau einer Einsteiger-
dressur bis leichten Dressur gearbeitet werden.
Kategorie 3: Pferde, die bis zu einer Stunde täglich auf dem Niveau der leichten bis
mittelschweren Klasse in der Dressur bzw. dem Springen gearbeitet werden.
Tab. 4.15 gibt die Volumenzu- und -abnahmen der vier Gliedmaßen und der Glied-
maßen insgesamt sowie die Anzahl der Pferde pro Leistungskategorie wieder.
Eine einfaktorielle Varianzanalyse konnte keine signifikanten Unterschiede zwischen
den einzelnen Leistungskategorien nachweisen. Die Volumendifferenzen Diff.I-II und
Diff.II-III für die Gliedmaßen insgesamt (s. Tab. 4.15) weisen auf fehlenden Einfluss
der Leistungskategorie auf die Volumenänderungen hin.
4. ERGEBNISSE 103
Tab. 4.15: Relative Volumenänderungen der vier Gliedmaßen sowie der Mittelwert
über alle Gliedmaßen bei Pferden der unterschiedlichen Leistungskategorien.
Bein Leistungs-kategorie
Diff.I-II [%]
Diff.II-III [%]
Diff.I-III [%] Anzahl
1 6,2 -5,0 1,6 7
2 6,4 -6,2 0,6 25
Vorderbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche 3 7,3 -6,8 1,0 8
1 4,6 -3,2 1,6 7
2 3,8 -3,8 0,2 25
Vorderbein ohne Ban-dage und
Gamasche 3 3,8 -3,0 0,9 8
1 8,8 -9,2 0,6 7
2 6,8 -7,0 0,4 25
Hinterbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche 3 7,3 -7,7 0,2 8
1 4,9 -4,4 0,7 7
2 4,5 -4,4 0,3 25
Hinterbein ohne Ban-dage und
Gamasche 3 3,9 -4,1 0 8
1 6,1 -5,4 1,2 28
2 5,4 -5,3 0,4 100 Beine ins-gesamt
3 5,6 -5,4 0,6 32
4.4.6 Einfluss des regelmäßigen Gebrauchs von Ban dagen und Gamaschen
Bei denen in dieser Studie eingesetzten Pferden wurden in 33 Fällen im Allgemeinen
weder beim Reiten noch im Stall Bandagen oder Gamaschen benutzt. Bei 7 Pferden
wurden regelmäßig beim Reiten Bandagen eingesetzt.
Tab. 4.16 stellt die Volumendifferenzen zwischen den drei Messzeitpunkten für die
jeweiligen Pferdegruppen zusammen. Ein t-Test für unabhängige Stichproben wies
signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen für die Differenz Diff.I-II an der
Hintergliedmaße mit Bandage bzw. Gamasche und für die Differenz Diff.II-III an der
4. ERGEBNISSE 104
Hintergliedmaße ohne Bandage und Gamasche nach. In allen Fällen sind die
Volumenänderungen bei den Pferden, die sonst keine Bandagen tragen, tendenziell
größer als bei denen, die beim Reiten Bandagen tragen.
Tab. 4.16: Relative Volumenänderungen der vier Gliedmaßen sowie der Mittelwert
über alle Gliedmaßen in Abhängigkeit von der Nutzung von Bandagen bzw. Gama-
schen (rot = signifikanter Unterschied).
Bein
Nutzung von Ban-dagen/
Gamaschen
Diff.I-II [%]
Diff.II-III [%]
Diff.I-III [%] Anzahl
Nein 6,7 -6,1 1,1 33 Vorderbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche
Bandagen bei Bewe-
gung 5,6 -5,9 0 7
Nein 4,2 -3,7 0,7 33 Vorderbein ohne Ban-dage und
Gamasche Bandagen bei Bewe-
gung 3,1 -2,9 0,3 7
Nein 7,5 -7,8 0,3 33 Hinterbein mit Banda-
ge bzw. Gamasche
Bandagen bei Bewe-
gung 6,3 -6,0 0,7 7
Nein 4,6 -4,6 0,2 33 Hinterbein ohne Ban-dage und
Gamasche Bandagen bei Bewe-
gung 3,8 -3,1 0,8 7
Nein 5,7 -5,6 0,6 132 Beine ins-
gesamt Bandagen bei Bewe-
gung 4,7 -4,5 0,5 28
4. ERGEBNISSE 105
4.5 Exemplarische Druckmessung unter den verschied enen Bandagen und
Gamaschen
Unter den verschiedenen in dieser Studie eingesetzten Bandagen- und Gamaschen-
arten konnten an den vier Messpunkten die in Tab. 4.18 aufgeführten Drücke ge-
messen werden. In allen Fällen weichen die in Ruhe gewonnenen Werte von denen
in Bewegung ab. In der Bewegung wurden deutliche Druckschwankungen an allen
vier Messpunkten festgestellt.
Tab. 4.18: Exemplarische Druckmessung an vier verschiedenen Messpunkten unter
den verschiedenen Bandagen- und Gamaschenarten.
Druck kranial auf der Röhre
[mmHg]
Druck kaudal auf den Beu-
gesehnen [mmHg]
Druck seitlich kaudal der
Röhre [mmHg]
Druck seitlich Bereich Fes-
selkopf [mmHg]
Bandage bzw. Ga-masche
In Ruhe
In Be-wegung
In Ruhe
In Be-wegung
In Ruhe
In Be-wegung
In Ruhe
In Be-wegung
Elastische Bandagen
5 4 - 7 3 1 - 4 3 0 - 5 5 5 - 7
Wollban-dagen mit
Unterlegern 4 0 - 6 2 1 - 3 2 0 - 4 3 0 - 3
Fesselkopf-gamaschen
4 0 - 5 3 0 - 4 2 0 - 4 3 0 - 5
Gamaschen
4 3 - 5 3 1 - 2 3 1 - 5 0 0 - 1
4. ERGEBNISSE 106
4.6 Reproduzierbarkeit der Perometermessung
Die vorangegangenen Analysen der Messwerte setzen eine hohe Reproduzierbarkeit
der Volumenmessung mittels Perometer voraus. Zur Überprüfung dieser Reprodu-
zierbarkeit wurden zu jedem Messwert mehrere Einzelmessungen durchgeführt.
Zu jedem der insgesamt 480 Messwerte sollten jeweils 3 Einzelmessungen vorge-
nommen werden, was aufgrund von Abwehrbewegungen einiger Pferde aber nur bei
463 Messwerten gelang (die übrigen 17 Messwerte setzen sich aus nur 2 Einzel-
messungen zusammen). Die 3 Einzelmessungen der 463 Messwerte wurden einer
einfaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA) unterzogen, wobei nachgewiesen wurde,
dass die 3 Einzelmessungen nicht signifikant voneinander abweichen.
Die Berechnung des Intraklassenkorrelationskoeffizienten (ICC) ergab für in vivo
Volumen-Messungen mit dem 2D Perometer einen Wert von 0,998, so dass eine
sehr hohe Reproduzierbarkeit gewährleistet ist.
5. DISKUSSION 107
5. DISKUSSION
5.1 Diskussion der Literatur
Im Kapitel 2 wurde zu einem großen Teil auf Literatur aus dem humanmedizinischen
Bereich zurückgegriffen, da über die Verhältnisse beim Pferd nur wenige Publikatio-
nen vorhanden sind. Dies betrifft vor allem die Ausführungen zum Lymphgefäßsys-
tem. Aufgrund neuerer Veröffentlichungen zu diesem Thema ist allerdings davon
auszugehen, dass die Verhältnisse beim Pferd denen beim Menschen weitestgehend
entsprechen. Soweit bekannt, wurde in dieser Arbeit auf die Besonderheiten des
Lymphgefäßsystems beim Pferd eingegangen.
Auch für die Aufzählung möglicher Formen von Ödemen wurden Publikationen aus
der Humanmedizin zitiert, da keine entsprechenden Arbeiten zum Pferd zur Verfü-
gung standen.
Das Kapitel 2.4.2 der Literaturübersicht beschäftigt sich mit den Volumenänderungen
der unteren Extremitäten in Orthostase beim Menschen. Dieses Thema wurde auf-
gegriffen, da die angelaufenen Beine beim Pferd ein ähnliches Phänomen darstellen,
dazu jedoch keine Veröffentlichungen vorliegen. Die einzige Ausnahme bildet die
Dissertation von BÖTTCHER (2006), die sich mit dem Einfluss von Bewegung und
Boxenruhe auf das Volumen der Pferdegliedmaßen beschäftigt.
Die Therapiemöglichkeiten bei Ödemen sind beim Menschen wesentlich besser er-
forscht als beim Pferd, weshalb auch hier auf humanmedizinische Literatur zurück-
gegriffen wurde. Dies gilt insbesondere für die Grundlagen der Kompressionsthera-
pie, die teilweise auch für den Gebrauch von Bandagen und Gamaschen beim Pferd
gelten bzw. gelten könnten und daher in dieser Arbeit angeführt wurden.
Die Volumenmessung der unteren Extremitäten ist beim Menschen für die Diagnostik
von Gliedmaßenödemen, zur Überwachung der Ödemtherapie und zur verbesserten
Kompressionsstrumpfanpassung notwendig und findet daher in einer Vielzahl von
Publikationen Beachtung. Beim Pferd gibt es hingegen nur wenige Arbeiten, die sich
mit der Volumenmessung der Gliedmaßen beschäftigen. Hierzu zählen z. B. die
5. DISKUSSION 108
Dissertationen von RÖTTING (1999), HAASE (2006) und BÖTTCHER (2006).
Aufgrund der wenigen Publikationen wurde auch in diesem Kapitel auf Ergebnisse
aus der Humanmedizin zurückgegriffen.
5.2 Diskussion von Material und Methodik
5.2.1 Auswahl der Tiere
In dieser Arbeit wurden 40 Pferde unterschiedlicher Rassen eingesetzt. Ihre Eintei-
lung in eine der vier Gruppen (verschiedene Bandagen/ Gamaschen) erfolgte zufällig
ohne Beachtung ihrer Stammdaten, wie z.B. Rasse, Größe, Alter und Geschlecht.
Der Einfluss der Stammdaten auf die Volumenänderungen der Gliedmaßen wurde
mit Hilfe entsprechender Analysen in Kap. 4.4 untersucht und wird in Kap. 5.3.4 dis-
kutiert.
Pferde, die zu angelaufenen Beinen neigen, wurden aus dieser Arbeit ausgeschlos-
sen. Die Information, ob das betreffende Pferd zu angelaufenen Beinen neigt oder
nicht, konnte nur aus dem Vorbericht des Besitzers, einer adspektorischen und
palpatorischen Untersuchung der Gliedmaßen einzeln und im Seitenvergleich am
Tag der Messung sowie aus den gemessenen Ausgangsvolumina der vier Gliedma-
ßen gewonnen werden. Somit kann eine leichte, nicht deutlich sichtbare Form der
angelaufenen Beine bei den verwendeten Pferden nicht ausgeschlossen werden.
Veränderungen des Bewegungs- oder Herz-Kreislauf-Apparates bildeten ein weite-
res Ausscheidungskriterium bei der Auswahl der eingesetzten Pferde. Hinweise auf
solche Veränderungen konnten ebenfalls nur mit Hilfe der Anamnese durch den
Besitzer sowie einer Adspektion und Palpation gewonnen werden. Inwieweit die
Pferde unter nicht bekannten oder nicht sichtbaren Erkrankungen leiden, konnte
somit nicht festgestellt werden.
5. DISKUSSION 109
5.2.2 Weitere Materialien
Das in dieser Arbeit eingesetzte Perometer® hat sich in den Dissertationen von
HAASE (2006) und BÖTTCHER (2006) bereits als ein schnelles und genaues Mess-
system erwiesen, das in der modifizierten Form gut für die Messung des Volumens
von Pferdebeinen geeignet ist. Die Berechnung des Extremitätenvolumens durch die
Software Peroplus unter Annahme elliptischer Querschnittsflächen stellt allerdings
eine mögliche Fehlerquelle dar (HAASE, 2006).
Die verwendeten Bandagen und Gamaschen lagen in handelstypischer Form vor.
Aufgrund der Vielzahl der im Handel angebotenen Marken und Modelle konnte nur
eine kleine Auswahl berücksichtigt werden. Es wurde darauf geachtet, möglichst
gängige und voneinander verschiedene Modelle einzusetzen.
Sowohl die Bandagen als auch die Gamaschen waren vor Beginn dieser Arbeit
schon seit einiger Zeit in Gebrauch. Damit sollte verhindert werden, dass sich im
Verlauf der Messungen ihre Steifigkeit und damit der Druck, den sie auf die Glied-
maße ausüben, verändern (MORLOCK et al., 1994; BALCH et al., 1997).
5.2.3 Methode der Messung
Um durch den Untersucher bedingte Einflussfaktoren möglichst gering zu halten,
wurden zunächst einige Probemessungen vorgenommen. Außerdem wurden alle
perometrischen Messungen sowie das Anlegen der Gamaschen und Bandagen und
das Longieren von jeweils derselben Person durchgeführt.
Da die Messungen in der Zeit von Juni 2004 bis Oktober 2005 stattfanden, gab es
starke Schwankungen der Außentemperatur. Die Temperatur im Stall (während der
Boxenruhe und bei der Messung) sowie die Temperatur in der Halle (beim
Longieren) entsprachen im Allgemeinen der Außentemperatur. In Kap. 4.4.1 wurde
der Einfluss der Außentemperatur auf die Volumenänderungen der Gliedmaßen be-
trachtet und in Kap. 5.3.4.1 diskutiert.
5. DISKUSSION 110
Alle Pferde wurden einer zwölfstündigen Boxenruhe unterzogen, um annähernd
gleiche orthostatische Ausgangsvoraussetzungen zu schaffen. Außerdem standen
sie nach dem zweiten Messzeitpunkt eine Stunde in der Box. In beiden Fällen
können sich die Pferde mehr oder weniger intensiv in der Box (Grundfläche
ca. 3 m x 3 m) bewegen, was einen Einfluss auf die gemessenen Volumina, v.a. zu
den Messzeitpunkten I und III, haben könnte.
Das Anlegen der Bandagen und Gamaschen wurde von allen Pferden gut akzeptiert.
Dies traf auch auf die jungen Pferde zu, die noch keine Erfahrung mit Bandagen und
Gamaschen gemacht hatten. Unabhängig von der Art der Bandage bzw. Gamasche
mussten sich die Pferde allerdings in der Bewegung zunächst an sie gewöhnen, was
sich in Änderungen des Gangbildes äußerte. Die Pferde zogen die Gliedmaßen hier-
bei übertrieben hoch, was sich jedoch nach wenigen Schritten wieder normalisierte,
so dass keine Gangveränderungen mehr zu erkennen waren.
Eine vermehrte Unruhe der Pferde durch die elastischen Bandagen, wie sie VON
KLEIST (2002) feststellte, trat nicht auf.
Wie bereits erwähnt, wurden die Bandagen und Gamaschen immer von derselben
Person angelegt. Es wurde versucht, die Bandagen mit einer 50%igen Dehnung
anzulegen, da nach CRAWFORD (1990a) auf diese Weise eine möglichst hohe
Energieabsorption mit möglichst geringen negativen Effekten wie Ischämie in fokalen
Gebieten gekoppelt werden kann. Der dazu notwendige Kraftaufwand wurde in Vor-
versuchen mit Hilfe einer modifizierten Federwaage festgestellt. Es ist jedoch davon
auszugehen, dass bezüglich der Dehnung bei den Bandagen Abweichungen beste-
hen.
Die Gamaschen wurden mit Hilfe einer modifizierten Federwaage mit einer definier-
ten Zugkraft von 70 Newton (entspricht ca. 7 kg) angebracht. Somit sind weitgehend
gleiche Voraussetzungen gegeben, wobei mit geringen Schwankungen in der Zug-
kraft beim Anlegen und somit im von den Gamaschen auf die Gliedmaße ausgeübten
Druck gerechnet werden muss.
Bei allen Pferden wurde jeweils ein diagonales Gliedmaßenpaar bandagiert bzw. mit
einer Gamasche versehen, während das andere für einen direkten Vergleich
5. DISKUSSION 111
zwischen bandagierter und unbandagierter Gliedmaße frei blieb. Dies stellt eine
geeignete Methode dar, da BÖTTCHER (2006) in ihrer Dissertation nachweisen
konnte, dass es im Seitenvergleich keine signifikanten Unterschiede in den
Volumenänderungen der rechten und linken Gliedmaßen gibt. Inwieweit die Banda-
gen bzw. Gamaschen an dem einen Gliedmaßenpaar auch die Volumenänderungen
am anderen Paar beeinflussen, ist nicht bekannt. Da jedoch die Ergebnisse für die
unbandagierten Gliedmaßen im Rahmen statistischer Schwankungen mit den von
BÖTTCHER (2006) gewonnenen Resultaten übereinstimmen (s. Kap. 5.3.3), ist nicht
von einer derartigen Beeinflussung auszugehen.
Das Longieren der Pferde wurde ebenfalls immer von derselben Person durchge-
führt. Hierbei wurde auf gleichwertige, weiche Bodenverhältnisse geachtet, da
wechselnde Bodenbeschaffenheiten unterschiedliche Erschütterungen der Extremitä-
ten verursachen (DOBBERTHIEN, 2001) und somit Einfluss auf alle Gewebe und
Gelenke haben.
Ebenfalls einen Einfluss auf die Erschütterungen der Gliedmaßen hat ein unter-
schiedlicher Beschlag der Pferde (DOBBERTHIEN, 2001). Die meisten Pferde
(n = 36) dieser Arbeit waren unbeschlagen, so dass diese Tatsache nicht berücksich-
tigt wurde.
Die Bewegungsintensität und –dauer beim Longieren war bei allen Pferden dieselbe.
Die Dauer betrug insgesamt 30 Minuten bei definierten Phasen in den Gangarten
Schritt, Trab und Galopp. Nach den Ergebnissen von BÖTTCHER (2006) ist ein Be-
wegen an der Longe für 30 Minuten bei der Untersuchung von Volumenänderungen
der Gliedmaßen ausreichend. Eine Verlängerung der Zeitspanne oder das zusätzli-
che Tragen von Reitergewicht durch das Pferd würde die Volumenveränderungen
nicht signifikant erhöhen.
Trotz der immer gleichen Bewegungsintensität und –dauer ist von einem unter-
schiedlichen Einfluss der Bewegung auf das Kreislaufsystem der Pferde auszuge-
hen, da diese unterschiedliche Trainingszustände aufwiesen. Diese Tatsache fand
Beachtung in der Bewertung des Einflusses der Leistungskategorie auf die
Volumenänderungen (s. Kap. 4.4.5 und Kap. 5.3.4.5).
5. DISKUSSION 112
Die Pferde wurden nach der ersten Messung direkt zur Bewegung in die Reithalle
geführt und nach der Bewegung wieder zurück zur nächsten Messung. Die Strecke
zwischen Halle und Messplatz betrug in allen Ställen (50 ± 10) m und ist deshalb für
die gewonnenen Ergebnisse nicht von Bedeutung.
Während der Messungen mit dem Perometer ist ein ebener Boden von besonderer
Bedeutung, um ein Kippeln der Messschiene des Perometers und dadurch verur-
sachte Messfehler zu vermeiden. Außerdem ist genügend Platz notwendig, um Aus-
weichbewegungen des Personals bei Unruhe des Pferdes zu ermöglichen.
Die Gliedmaßen der Pferde wurden vor den Messungen mit Wasser befeuchtet,
damit das Fell eng an der Gliedmaße anliegt und die Volumenmessung nicht
beeinflusst. Die Wassertemperatur entsprach dabei etwa der Körpertemperatur
(± 2 °C), damit kein Einfluss auf die Durchblutung der Gliedmaßen ausübt wird. Das
Anlegen des Fells mit Hilfe von Wasser an die Gliedmaßen gestaltete sich bei Ponys
mit langem Winterfell schwierig, wovon v.a. das Pferd Nr. 3 betroffen war. Ein
Scheren der Gliedmaßen wurde von den Besitzern des Pferdes nicht befürwortet. Bei
den Volumendifferenzen zwischen den drei Messzeitpunkten kann der dadurch ent-
standene systematische Fehler jedoch vernachlässigt werden.
Die Messung mit dem Perometer wurde von den meisten, teilweise auch sehr jungen
und unerfahrenen Pferden bereits nach kurzer Eingewöhnungszeit gut akzeptiert. Die
wenigen Tiere, die sich auch nach einer gewissen Eingewöhnungszeit ängstlich oder
widersetzlich zeigten, wurden aus der gesamten Untersuchung zum Schutz der
Personen, des Gerätes und der Tiere selbst ausgeschlossen. Die Pferde Nr. 5, 11,
12, 28 und 33 ließen teilweise nur zwei Messungen pro Gliedmaße und Messzeit-
punkt zu. Dies konnte in einigen Fällen darauf zurückgeführt werden, dass die zu
vermessende Gliedmaße bzw. die Gliedmaße der anderen Seite mit dem Rahmen
des Perometers berührt worden war, was die Pferde irritierte. Da die Volumenmes-
sung mittels Perometer jedoch eine sehr gute Reproduzierbarkeit aufweist (s. Kap.
4.6), wurden auch diese Messergebnisse in die statistische Auswertung einbezogen.
5. DISKUSSION 113
Während der Messungen erwies es sich bei Abwehrbewegungen des Pferdes als
Vorteil, dass sich der Rahmen des Perometers öffnen ließ. Im Sommer waren häufig
Insekten Ursache solcher Abwehrbewegungen und größerer Unruhe der Pferde.
Dies konnte mit Hilfe einer Fliegendecke und Fliegenspray reduziert werden.
Ein Hochhalten der Gliedmaße der gegenüberliegenden Seite während der Messun-
gen stellte sich in den vorgenommenen Probemessungen hingegen nicht als geeig-
nete Methode zur Ruhigstellung der Pferde dar. Um das Gleichgewicht zu halten,
kam es zu erhöhten Wippbewegungen im Fesselgelenk und damit zu stärkeren
Schwankungen bei den Ergebnissen der drei Wiederholungsmessungen.
Als Nachteile des Perometers bei der Anwendung am Pferd erwiesen sich die Daten-
und Stromkabel sowie die Art der Bedienung des Perometers.
Der Handlungsspielraum der messenden Person wurde durch die Länge der Kabel
stark eingeschränkt. Sie konnte daher z.B. Pferden, die sich durch Rückwärts- oder
Seitwärtsgehen der Messung entziehen wollten, nur eingeschränkt folgen. Bei Ab-
wehrbewegungen des Pferdes musste immer darauf geachtet werden, dass das
Pferd weder auf die Kabel trat noch sich in ihnen verfing. Auch für die messende
Person stellten die Kabel bei Abwehrbewegungen des Pferdes eine Gefahrenquelle
dar. Zusätzlicher Nachteil der Kabel ist die Tatsache, dass sich viele Pferde vor
ihnen erschrecken, wenn sie sie nur aus den Augenwinkeln sehen, was wiederum
die Messung erschwert.
Bei der Bedienung des Perometers kann die Volumenmessung der Gliedmaße am
PC erst gestartet werden, wenn der auf dem Boden liegende Rahmen des
Perometers bereits geschlossen ist. Dies ist ein Nachteil, da somit eine Person für
die Bedienung des Perometers und eine weitere für die Bedienung des PCs benötigt
wird. Auf diese Person könnte verzichtet werden, wenn z.B. die Messung direkt am
Rahmen des Perometers gestartet werden könnte.
Die Volumenmessungen mittels Perometer erfordern vor allem bei unruhigen
Pferden einen relativ hohen Personalaufwand. Neben der Person, die das Perometer
bediente, war eine weitere Person notwendig, die sich um den PC kümmerte und
5. DISKUSSION 114
eine dritte Person, die das Pferd festhielt, da ein Anbinden bei Abwehrreaktionen
schwerwiegende Verletzungen nach sich ziehen könnte. Bei unruhigen Pferden
erwies es sich außerdem als positiv, wenn die haltende Person das Pferd durch
Zuspruch beruhigte oder mit Hilfe von Futter ablenkte. Zusätzlich war eine vierte
Person von Vorteil, die das obere Ende der Messschiene fixierte, so dass schwan-
kende Bewegungen der Messschiene durch das Gewicht des Rahmens beim Hinauf-
und Hinunterfahren verhindert wurden. Bei sehr ruhigen Pferden konnte der
Personenaufwand auf zwei Personen reduziert werden, indem die Person, die das
Pferd hielt, auch den PC bediente und zusätzlich das obere Ende der Messschiene
fixierte.
Die Dauer der Messung hing stark von der Kooperationsbereitschaft der Pferde
sowie von der Anzahl der für die Messung eingesetzten Personen ab. Im günstigsten
Fall konnten alle vier Gliedmaßen je dreimal in 5 Minuten gemessen werden (z.B. bei
den Pferden Nr. 2 und 35). Mit 14 Minuten dauerte die dreimalige Messung der vier
Gliedmaßen bei Pferd Nr. 40 am längsten. Eventuell könnte es in dieser Zeit durch
das relativ lange Stehen bereits zu geringen Volumenänderungen gekommen sein,
wobei ähnliche Überlegungen auch für Volumenabnahmen durch unruhiges Stehen
zu den Messzeitpunkten I und III zutreffen.
Bei den Messungen mit dem Perometer wird die Höhe des untersten Messpunktes
durch die Höhe des Messrahmens bestimmt, so dass jede Messung bei einer
Mindesthöhe von 53,0 mm beginnt. Dies entsprach in dieser Arbeit bei den meisten
Pferden der Höhe des Kronsaums, so dass der Bereich des Hufes bei der Bestim-
mung des Volumens ausgeschlossen war. Dies stellt insofern keinen Nachteil dar,
als dass durch Bewegung keine messbaren Volumenänderungen des Hufes zu er-
warten sind. Bei kleinen Pferden kann der Bereich des Kronsaumes jedoch noch
unter einer Höhe von 53,0 mm liegen, so dass nicht der gesamte Weichteilbereich
zwischen Kronsaum und Karpal- bzw. Tarsalgelenk bei der Volumenbestimmung be-
rücksichtigt werden kann. Dies ist somit eine mögliche Ursache für Messungenauig-
keiten.
5. DISKUSSION 115
In dieser Arbeit beschränkte sich der zu messende Bereich bis direkt distal des
Karpal- bzw. Tarsalgelenkes, so dass die Länge der Messschiene keinen limitieren-
den Faktor darstellte. Die Begrenzung des Messbereichs wurde anhand der zweidi-
mensionalen Darstellung der Gliedmaßen durch die Software Peroplus mit einer
Genauigkeit von ± 10 mm bestimmt.
Die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse wurde durch jeweils drei Einzelmessungen
überprüft. Diese wurden direkt hintereinander, möglichst ohne Stellungsänderungen
der Gliedmaßen der Pferde, durchgeführt. Bei Unruhe oder Widersetzlichkeit der
Pferde konnten Stellungsänderungen nicht immer vermieden werden. Vor allem bei
den Hintergliedmaßen kam es dadurch zu Veränderungen der Winkelung in den
Gelenken, wodurch der Messbereich jedes Mal neu angepasst werden musste. Die
durch die Software immer waagerecht ausgerichtete obere Begrenzungslinie schloss
damit immer geringfügig unterschiedliche Gliedmaßenbereiche ein, was die
Reproduzierbarkeit beeinträchtigt. Durch eine möglichst präzise Anpassung des
Messbereiches konnten diese Schwankungen jedoch gering gehalten werden.
Dasselbe Problem besteht beim Vergleich der Volumina zu den drei verschiedenen
Messzeitpunkten. Es relativiert sich jedoch durch die Berechnung eines Mittelwertes
aus den durchgeführten Wiederholungsmessungen.
5.3 Diskussion der Ergebnisse
5.3.1 Seitenvergleich der Ausgangsvolumina der vi er Gliedmaßen
Mit Hilfe des t-Testes für unabhängige Stichproben konnten im Seitenvergleich
sowohl für die beiden Vordergliedmaßen als auch für die beiden Hintergliedmaßen
keine signifikanten Unterschiede in den Ausgangsvolumina zum Messzeitpunkt I
nachgewiesen werden. Damit konnte das einseitige Auftreten von angelaufenen
Beinen oder anderen Ödemformen bei den eingesetzten Pferden weitgehend ausge-
schlossen werden.
5. DISKUSSION 116
Auf dieser Grundlage bildet der Vergleich der bandagierten bzw. mit einer Gamasche
versehenen Extremitäten mit denen der kontralateralen Seite hinsichtlich der Volu-
menänderungen eine geeignete Methode, um den Einfluss von Bandagen und Ga-
maschen auf das Gliedmaßenvolumen festzustellen. Dafür sprechen auch die Unter-
suchungen von BÖTTCHER (2006), die keine signifikanten Unterschiede zwischen
den Volumenänderungen von rechter und linker Gliedmaße bei Bewegung feststellen
konnte.
5.3.2 Vergleich der Volumina zu den drei Messzeit punkten
Mit Hilfe des t-Testes für abhängige Stichproben konnten für alle vier Gliedmaßen
zwischen allen drei Messzeitpunkten signifikante Unterschiede in den gemessenen
Volumina festgestellt werden.
Dies zeigt, dass Bewegung einen Einfluss auf das Volumen der Extremitäten ausübt,
unabhängig davon, ob das Pferd Bandagen bzw. Gamaschen trägt oder nicht.
Wie aus den entsprechenden Tabellen und Abbildungen ersichtlich wird (s. Kap. 4.3),
kommt es an allen vier Gliedmaßen zwischen den Messzeitpunkten I und II zu einer
Volumenabnahme und zwischen den Messzeitpunkten II und III zu einer Volumenzu-
nahme. Dies stimmt mit den Ergebnissen von BÖTTCHER (2006) überein.
Durch die 12stündige Boxenruhe vor der ersten Messung bzw. durch die einstündige
Boxenruhe nach der Bewegung fallen für den Blut- und Lymphfluss wichtige Systeme
aus bzw. funktionieren nur zum Teil. Es kommt zu Volumenänderungen der unteren
Extremität, die sich wahrscheinlich ähnlich wie beim Menschen aus einer intravasa-
len und einer extravasalen Komponente zusammensetzen (PANNIER u. RABE,
2004).
Beim Menschen spielt die intravasale Volumenzunahme in der Initialphase der
Orthostase die größere Rolle. Sie verläuft sehr schnell und signifikant (MÜLLER-
BÜHL et al., 1998; PANNIER u. RABE, 2004). Die Volumenänderungen im Interstiti-
um verlaufen hingegen sehr langsam (PANNIER u. RABE, 2004). Geht man davon
5. DISKUSSION 117
aus, dass für das Pferd in Ruhe ähnliche Gegebenheiten vorliegen, spielt für die Vo-
lumina der Gliedmaßen nach 12 Stunden Boxenruhe sicherlich sowohl die intravasa-
le als auch die extravasale Komponente eine Rolle. Nach der relativ kurzen Ruhezeit
von einer Stunde nach der Bewegung sind hingegen eher intravasale und kaum
extravasale Volumenänderungen zu erwarten.
Ursache für die intravasalen Volumenänderungen ist die Schwerkraft, die im
Stehen in Richtung der den Körper längs durchziehenden Gefäße wirkt. Die in der
Tunica media der Venen vorhandenen wenigen glatten Muskelzellen reichen allein
nicht aus, um diese zu überwinden (SCHMITZ, 1987). Das Blut kann somit nicht
schnell genug wieder zurück zum Herzen transportiert werden. Es kommt zu einer
vermehrten Füllung und damit zu einer Dehnung der Venen und einem Auseinan-
derweichen der Venenklappen (VON ENGELHARDT, 2000b). Schließlich ist eine
kontinuierliche Blutsäule vorhanden und der Druck in den unteren Extremitäten ent-
spricht somit der Schwerkraft. Durch den dadurch hohen Venendruck ist auch der
Druck in den Kapillaren erhöht, was zu einer verstärkten Filtration und zum Eintritt
von Flüssigkeit in das Interstitium führt (VON ENGELHARDT, 2000b; MEINARDUS,
2005). Dieser Mechanismus hat somit extravasale Volumenänderungen zur Folge.
Wie im Kap. 2 erwähnt, gehört das Pferd, das Lymphgefäßsystem betreffend, zum
muskelzellarmen Kollektorentyp. Die spärlich angelegte glatte Kollektorenwand-
pumpe sowie der elastische Retraktionsapparat dürften vor allem in Ruhe für den
Lymphtransport nicht ausreichen (BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005).
ROTHE (2004) konnte außerdem bei Pferden mit angelaufenen Beinen eine
Hypoplasie des Lymphdrainagesystems nachweisen. Sie unterscheidet den kollekto-
renarmen vom kollektorenreichen Typ. MEYER (1988) wies in seinen Untersuchun-
gen bereits beim stehenden, vorberichtlich und klinisch gesunden Pferd Anzeichen
einer Stauung in den Lymphgefäßen nach, die beim Pferd, das zu angelaufenen Bei-
nen neigt, noch verstärkt auftritt. Diese Gegebenheiten könnten bei einer langen Im-
mobilisation durch Boxenruhe die auftretenden extravasalen Volumenzunahmen
durch einen verringerten Abtransport überschüssiger Flüssigkeit über das Lymphge-
fäßsystem mit verursachen.
5. DISKUSSION 118
Durch die Bewegung des Pferdes kommt es zur Volumenabnahme an den unteren
Extremitäten. Dies ist wahrscheinlich auf folgende Mechanismen zurückzuführen:
Bei Belastung kommt es zu einer Erhöhung der Atemtiefe und der Atemfrequenz
(EVANS u. ROSE; 1987; KRZYWANEK, 1999; VON ENGELHARDT, 2000a). Somit
wirkt die Atempumpe stärker auf den Blut- und Lymphfluss in den Gefäßen ein
(SCHMITZ, 1987; FÖLDI u. FÖLDI, 2002b; BERENS VON RAUTENFELD u.
FEDELE, 2005).
Auch das Herz-Kreislauf-System passt sich den veränderten Anforderungen an. Es
kommt zu einer Steigerung der Herzfrequenz, des Schlagvolumens sowie des mittle-
ren arteriellen Blutdrucks (KRZYWANEK, 1999; VON ENGELHARDT, 2000a). Dies
erhöht ebenfalls den Blutfluss.
Außerdem kommt es bei der Bewegung zu unterschiedlicher vertikaler Belastung der
Gliedmaße, was ebenfalls einen Einfluss auf den Blutfluss in diesem Bereich hat
(RATZLAFF et al., 1985). Die Durchblutung ist bei größerer Belastung schlechter als
bei geringer Belastung. Bei Bewegung schwankt der digitale Blutfluss also erheblich,
während er im Stand stabil bleibt.
Wie DYSON et al. (2001) in ihrer Arbeit mit Hilfe der Szintigraphie nachweisen konn-
ten, erhöht die Bewegung den digitalen Blutfluss wesentlich. Auf diese Weise kann
das in den Gliedmaßen versackte Blut dem Herzen zugeführt werden. Sobald
weniger Druck auf den Venen lastet, werden diese weniger gedehnt und die Venen-
klappen nähern sich an. Sie können somit ihrer Funktion als Rückflusssperren wieder
gerecht werden. Die kontinuierliche Blutsäule wird unterbrochen, was den Druck auf
die Venen weiter senkt.
Die Bewegung bewirkt außerdem einen vermehrten Lymphfluss und somit einen ver-
besserten Abtransport der interstitiellen Flüssigkeit der unteren Extremitäten über
das Lymphgefäßsystem.
Sowohl der Blut- als auch der Lymphtransport werden, wie in Kap. 2 beschrieben,
während der Bewegung durch die Antriebssysteme Hufpumpe sowie Fesselgelenks-
pumpe unterstützt, womit die Volumenabnahme im Bereich der unteren Extremitäten
erklärt werden kann.
5. DISKUSSION 119
Anhand des t-Testes für unabhängige Stichproben wurde außerdem ein Seitenver-
gleich der Gliedmaßen zum Messzeitpunkt III durchgeführt. Hierbei konnten, wie zum
Messzeitpunkt I, keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Daraus folgt,
dass nach Bewegung und anschließender einstündiger Boxenruhe keine Volumen-
unterschiede zwischen den Extremitäten mit Bandage bzw. Gamasche und denen
ohne diese Hilfsmittel auftreten.
5.3.3 Volumendifferenzen zwischen den drei Messze itpunkten
Die gewonnenen Ergebnisse für die Volumina der Gliedmaßen zu den drei Messzeit-
punkten variieren stark in Abhängigkeit von der Größe der Pferde. Die Unterschiede
betrugen an den Vordergliedmaßen bis zu 1691 ml, an den Hintergliedmaßen bis zu
2898 ml. Da die Pferde unabhängig von ihrer Körpergröße einer der vier Gruppen
zugeordnet wurden, waren auch im Gruppenvergleich starke Schwankungen zu er-
kennen. Die Volumina zu den drei Messzeitpunkten konnten somit nicht direkt mit-
einander verglichen werden. Deshalb wurden jeweils die Differenzen zwischen den
drei Messzeitpunkten gebildet und anschließend als relative Volumenänderungen
angegeben.
Bei den Werten für die Differenz Diff.I-II handelt es sich ausschließlich um positive
Werte. Diese verdeutlichen eine Volumenabnahme von Messzeitpunkt I zu II.
Ähnliches gilt für die Werte der Differenz Diff.I-III, die als positive Werte eine Volu-
menabnahme von Messzeitpunkt I zu III dokumentieren. Die Werte für die Differenz
Diff.II-III sind hingegen ausschließlich negativ. Dies entspricht einer Volumenzunah-
me von Messzeitpunkt II zu III.
5. DISKUSSION 120
5.3.3.1 Seitenvergleich der Gliedmaßen mit und oh ne Bandage bzw. Gama-
sche sowie Vergleich der Differenzen von Vorder- und Hintergliedmaße
Die Ergebnisse für die relative Differenz Diff.I-III, die an allen vier Gliedmaßen mit
unter einem Prozent äußerst gering ausfielen, zeigen, dass an allen Gliedmaßen die
Volumenabnahmen durch Bewegung nur wenig höher ausfallen als die entsprechen-
den Volumenzunahmen durch die anschließende Boxenruhe. Entsprechend der in
Kap. 5.3.2 geäußerten Vermutung, dass die Volumenzunahmen nach der einstündi-
gen Boxenruhe vor allem durch intravasale Volumenänderungen bedingt sind, ist
somit davon auszugehen, dass die gleiche Vermutung für die Volumenabnahmen
durch Bewegung gilt.
Unabhängig von den vier verschiedenen Bandagen- bzw. Gamaschenarten ergaben
sich sowohl für die Vorder- als auch für die Hintergliedmaßen signifikante Unter-
schiede in den prozentualen Volumendifferenzen Diff.I-II und Diff.II-III zwischen ban-
dagierten und unbandagierten Beinen. Im Allgemeinen führten die Bandagen bzw.
Gamaschen an den bandagierten Gliedmaßen zu einer Erhöhung der Volumenände-
rungen durch Bewegung bzw. Boxenruhe um 2,5 bis 3,2 %.
Die Ursache für diese Erhöhung ist wahrscheinlich der durch die Bandage bzw.
Gamasche auf die Gliedmaße ausübte Druck mit seinem Einfluss auf den Blut- und
Lymphfluss.
Durch die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Druckmessungen wurde nach-
gewiesen, dass Bandagen und Gamaschen Druck auf die Gliedmaße ausüben.
Sowohl MORLOCK et al. (1994) als auch VON KLEIST (2002) kamen in ihrer Arbeit
zu dem gleichen Ergebnis. In beiden Arbeiten verursachten die eingesetzten SMB II-
Gamaschen den geringsten und ungleichmäßigsten Druck. Die dort eingesetzten
Bandagen wurden ebenfalls unter Nutzung von 50 % der Dehnfähigkeit angelegt, so
dass die von MORLOCK et al. (1994) und VON KLEIST (2002) gewonnenen Ergeb-
nisse weitestgehend mit dieser Studie verglichen werden können.
5. DISKUSSION 121
Der durch die Bandagen und Gamaschen ausgeübte Druck bleibt im Stand konstant.
Diese Tatsache erklärt, warum das Anlegen von Bandagen im Stall im Rahmen der
Probemessungen zu keinen Volumenänderungen führte.
In der Bewegung ändert sich der Druck synchron zum Bewegungszyklus. MORLOCK
et al. (1994) führten Druckmessungen im Stand und Galopp durch und wiesen nach,
dass der Druck im Galopp sein absolutes Maximum kurz nach der maximalen
Fesselgelenksstreckung erreicht und ein zweites, kleineres Maximum kurz nach der
maximalen Fesselgelenksbeugung. Aus einer Abbildung geht zudem hervor, dass
der Druck während der Bewegung auch auf Werte absinkt, die unterhalb von den im
Stand erreichten liegen. Diese Beobachtung konnte durch die in dieser Arbeit durch-
geführte exemplarische Druckmessung bestätigt werden.
Der von den Bandagen und Gamaschen auf die Gliedmaße ausgeübte Druck
ändert sich während der Bewegung kontinuierlich. In der Humanmedizin wird
deshalb zwischen Ruhe- und Arbeitsdruck unterschieden. Während die Definition
des Ruhedruckes auch auf das Pferd übertragen werden kann, gilt dies nicht für den
Arbeitsdruck. Beim Menschen versteht man unter Arbeitsdruck den Druck, der
dadurch entsteht, dass sich der kontrahierende Muskel durch Volumenzunahme dem
Widerstand der Bandage entgegensetzt. Da das Pferd im Bereich der Zehe keine
Muskulatur besitzt, gelten bei ihm während der Bewegung somit andere Vorausset-
zungen als beim Menschen.
Beim Pferd im Stand stehen die Beugesehnen, die die kaudale Begrenzung der
unteren Gliedmaße bilden, durch die Hyperextensionsstellung des Fesselgelenkes
unter großer Anspannung. Diese wird im Galopp durch die erhöhte Belastung der
Gliedmaße und das Absinken des Fesselgelenks nach unten und hinten noch ver-
stärkt. Das erklärt den meistens höheren Druck im Galopp und das absolute Druck-
maximum kurz nach der maximalen Fesselgelenksstreckung (MORLOCK et al.,
1994). Im Gegenzug muss der Druck während der Entlastungsphase in der
Bewegung durch die Beugung des Fesselgelenks und damit Entspannung der
Beugesehnen niedriger sein.
5. DISKUSSION 122
Durch den sich während der Bewegung ständig ändernden Druck kommt es ab-
wechselnd zu einem mehr oder weniger starken Einengen der Blutgefäße. Dies
betrifft sowohl die Arterien als auch die Venen. Hierbei ist anzunehmen, dass die
dehnfähigen Venen stärker betroffen sind als die muskelzellreichen Arterien.
Eine Verminderung des Gefäßradius führt nach dem Gesetz von Hagen-Poiseuille zu
einer Erhöhung des Strömungswiderstandes und damit zu einer Reduzierung des
Blutflusses (VON ENGELHARDT, 2000b). Dieser Einfluss ist in der Bewegung
deutlich geringer als im Stand, so dass eine Blutzirkulation möglich ist. Denkbar wä-
re, dass der ständig wechselnde Druck, den die Bandagen und Gamaschen auf die
Gliedmaße und somit auf das Blutgefäßsystem ausüben, auf der Grundlage dieses
Gesetzes eine Art Pumpwirkung zur Folge hat, was den Blutfluss im Vergleich zu
dem der unbandagierten Gliedmaße erhöht und sich in größeren Volumenabnahmen
bemerkbar macht.
Der Blutfluss in den Venen könnte jedoch auch dadurch erhöht sein, dass die
Bandagen und Gamaschen die Dehnbarkeit der Venen begrenzen, so dass diese
nicht nachgeben können und insuffiziente Klappen dilatierter Venenabschnitte teil-
weise wieder suffizient werden (SCHMITZ, 1987; ASMUSSEN u. STRÖSSEN-
REUTHER, 2002). Auf diese Weise kann das in den Venen versackte Blut leichter
abtransportiert werden.
Für die Lymphgefäße gelten bei Bewegung wahrscheinlich ähnliche Grundsätze wie
für die Blutgefäße. Sie werden daher ebenfalls an Gliedmaßen mit Bandagen und
Gamaschen stärker entleert als an denen ohne Beinschutz, so dass die Volumenab-
nahmen durch Bewegung höher ausfallen.
Der von Bandagen und Gamaschen ausgeübte Druck könnte sich außerdem auf die
im Bindegewebe vorhandene Flüssigkeit auswirken, indem er den Gewebedruck
erhöht. Dies senkt den ultrafiltrierenden Druck und vergrößert die Reabsorptions-
fläche (SCHÄFER et al., 1999). Die extravasale Flüssigkeit kann daher besser ab-
transportiert werden. Dies wird in der Bewegung noch dadurch erleichtert, dass die
5. DISKUSSION 123
anschließenden Gefäße entleert werden und somit besser die extravasale Flüssigkeit
aufnehmen können. Somit kommt es zu einer Abnahme des extravasalen Volumens.
Nach dem Abnehmen der Bandagen und Gamaschen und der anschließenden ein-
stündigen Boxenruhe füllen sich die Blutgefäße (v.a. die Venen) wieder und das
Volumen der unteren Extremitäten nimmt zu. Da die Venen an den Gliedmaßen mit
Bandage bzw. Gamasche stärker entleert wurden, können sie auch mehr Blut auf-
nehmen, so dass die Volumenzunahme größer ist als an den unbandagierten Glied-
maßen.
Neben dem Seitenvergleich erfolgten in dieser Arbeit außerdem ein Vergleich der
Volumendifferenzen der Vordergliedmaße mit Bandage bzw. Gamasche mit denen
der entsprechenden Hintergliedmaße sowie ein Vergleich zwischen den jeweiligen
Gliedmaßen ohne Bandage und Gamasche. Hierbei war zu erkennen, dass die Vo-
lumenänderungen an den Hintergliedmaßen jeweils deutlich größer ausfallen als an
den entsprechenden Vordergliedmaßen. Dies trat unabhängig von den Bandagen
und Gamaschen auf.
Die Ursache hierfür könnten der Weg des Blutes zum Herzen sowie der Lymphdrai-
nageweg zum linken Venenwinkel sein, die im Vergleich zu den Vordergliedmaßen
an den Hintergliedmaßen deutlich länger ausfallen. Dies sorgt dafür, dass das Blut
und die Lymphe der Hintergliedmaßen bei Ruhe schlechter zurück zum Herzen bzw.
Venenwinkel transportiert werden können. Viele Autoren sehen diesen Unterschiede
auch als Erklärung für das häufigere Auftreten von angelaufenen Beinen an den
Hintergliedmaßen (BERENS VON RAUTENFELD u. FEDELE, 2005; FELSINGER,
2006).
5. DISKUSSION 124
5.3.3.2 Vergleich der Volumendifferenzen innerhal b der einzelnen Gruppen
Im Folgenden werden die Volumenänderungen für die einzelnen Gruppen getrennt
diskutiert. In fast allen Gruppen wurden sowohl für die Vorder- als auch für die
Hintergliedmaßen signifikante Unterschiede in den Differenzen Diff.I-II und Diff.II-III
nachgewiesen. Nur in Gruppe 4 waren die Unterschiede in der Differenz Diff.II-III an
den Vordergliedmaßen nicht signifikant. Allerdings fielen auch hier die Volumenände-
rungen mit -8,5 % an der Gliedmaße mit Gamasche größer aus als an der ohne Ga-
masche (-7,3 %). Für die Volumendifferenzen Diff.I-III konnten in allen Gruppen kei-
ne signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Die Ergebnisse für die einzelne
Gruppe decken sich somit weitestgehend mit dem Gesamtergebnis, so dass die in
Kap. 5.3.3.1 aufgeführten Erklärungen auch für die einzelnen Gruppen gelten.
Beim Vergleich der Differenzen der Vorder- und Hintergliedmaße mit Bandage bzw.
Gamasche und denen ohne Beinschutz konnten für die Gruppen 2, 3 und 4 für alle
Differenzen keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Im Gegensatz dazu
waren für die Gruppe 1 bei allen Volumendifferenzen mit Ausnahme der Differenz
Diff.I-II im Vergleich der jeweiligen Gliedmaßen ohne Bandage die Unterschiede sig-
nifikant. Für alle Gruppen waren die Differenzen Diff.I-II und Diff.II-III jedoch für Vor-
der- und Hintergliedmaßen gleich groß oder die Hintergliedmaßen wiesen höhere
Volumenveränderungen auf. Auch hierbei gilt die in Kap. 5.3.3.1 angeführte Erklä-
rung für jede einzelne Gruppe.
Auffallend waren in allen Gruppen und an allen Gliedmaßen die starken Schwankun-
gen zwischen den gewonnenen Minimal- und Maximalwerten für die untersuchten
Differenzen (s. Tab. 4.7 und 4.8). Diese Schwankungen betrugen bis zu 9,8 %
(Diff.I-II), 12,5 % (Diff.II-III) und 7,1 % (Diff.I-III). Ursachen hierfür sind vor allem die
verschiedenen Faktoren, die die Volumenänderungen beeinflussen, wie z.B. Außen-
temperatur, Größe, Alter und Leistungskategorie des Pferdes (s. Kap. 5.3.4).
Außerdem spielen die unterschiedlichen anatomischen und physiologischen Gege-
benheiten jedes einzelnen Pferdes eine Rolle, die wiederum teilweise von den oben
genannten Faktoren abhängen.
5. DISKUSSION 125
In dieser Studie wurde bei einigen Pferden vom Zeitpunkt I zum Zeitpunkt III eine
Volumenzunahme und bei einigen eine Volumenabnahme festgestellt. Für diese Er-
gebnisse können hier nur Spekulationen angestellt werden:
Die Volumenabnahme könnte darauf hindeuten, dass durch die Bewegung sowohl
intra- als auch extravasale Flüssigkeitsansammlungen abtransportiert werden, durch
die einstündige Boxenruhe jedoch nur die intravasale Komponente wieder aufgefüllt
wird. Die Pferde, bei denen dies verstärkt auftritt, könnten eventuell eine milde Form
von angelaufenen Beinen aufweisen, die durch die adspektorische und palpatorische
Untersuchung nicht festgestellt werden konnte.
Zu der Volumenzunahme könnte es dadurch kommen, dass sich das Pferd während
der 12stündigen Boxenruhe stärker bewegt. Die Blutgefäße sind daher weniger stark
gefüllt. Die Bewegung führt nun zu einer Volumenabnahme, die geringer ausfällt,
sowie zu einer gewissen Ermüdung des Pferdes. Während der anschließenden ein-
stündigen Boxenruhe könnte das Pferd daher ruhiger stehen und die Volumenzu-
nahme fällt größer aus als die vorherige Volumenabnahme.
5.3.3.3 Vergleich der Volumendifferenzen zwischen den verschiedenen
Gruppen
Beim Vergleich der Volumendifferenzen den vier verschiedenen Gruppen ergaben
sich für die Vorder- und Hintergliedmaßen mit Bandage bzw. Gamasche für die
Gruppe 1 (elastische Bandagen) deutlich höhere Werte als für die übrigen drei Grup-
pen. Dies trifft sowohl für die Volumenänderungen durch die Bewegung (Diff.I-II) als
auch für die durch Boxenruhe (Diff.II-III) zu. Die Werte der Gruppe 1 lagen hier um
bis zu 5 % höher als die der übrigen Gruppen, die sich um weniger als 1 % vonein-
ander unterschieden.
Die elastischen Bandagen (Gr. 1) weichen somit in Hinblick auf ihren Einfluss auf das
Volumen der Gliedmaßen deutlich von den Wollbandagen mit Unterlegern (Gr. 2),
5. DISKUSSION 126
den Fesselkopfgamaschen (Gr. 3) und den Gamaschen (Gr. 4) ab. Diese Unter-
schiede lassen sich auf die hohe Dehnbarkeit der elastischen Bandagen zurückfüh-
ren, die zu einem sehr hohen Druck unter der Bandage führt. Sowohl MORLOCK et
al. (1994) als auch VON KLEIST (2002) konnten nachweisen, dass elastische
Bandagen einen deutlich höheren Druck auf die Gliedmaße ausüben als Gama-
schen. Die in dieser Arbeit durchgeführte Druckmessung bestätigt einen konstant
hohen Druck unter den elastischen Bandagen. Bei den übrigen drei Bandagen- und
Gamaschenarten hingegen sinkt der Druck vor allem im seitlichen Bereich der
Röhre, in dem auch die Blutgefäße verlaufen, bis auf Normaldruck (0 mmHg) ab.
Es wird daher davon ausgegangen, dass durch die elastischen Bandagen nicht nur
die Venen, sondern auch die Arterien eingeengt und somit entleert werden, was
stärkere Volumenabnahmen zur Folge hat. VON KLEIST (2002) bestätigt diese Ver-
mutung durch ihre Arbeit, in der sie nachwies, dass die Gamaschen den Blutfluss,
gemessen an den entsprechenden Arterien, nur gering beeinflussen. Auch gepolster-
te Stallbandagen schränken die Durchblutung nicht ein, wie DYSON et al. (2001)
nachweisen konnten. Die elastischen Bandagen verursachten hingegen eine starke
Beeinträchtigung des Blutstroms (VON KLEIST, 2002). Durch Rückstau des Blutes
vergrößerte sich der Gefäßdurchmesser direkt proximal der Stretchbandagen,
während sich distal die Gefäßquerschnittsfläche infolge mangelnder Blutzufuhr redu-
zierte.
Für die Vorder- und Hintergliedmaßen ohne Bandage und Gamasche ergab eine ein-
faktorielle Varianzanalyse keine signifikanten Unterschiede in den Volumen-
differenzen Diff.I-II, Diff.II-III und Diff.I-III zwischen den vier Gruppen. Somit wird
davon ausgegangen, dass die Bandagen bzw. Gamaschen an den gegenüberlie-
genden Gliedmaßen keinen Einfluss auf die Gliedmaßen ohne Bandage und
Gamasche ausübten. Damit ist der hier durchgeführte Vergleich zwischen den Glied-
maßen mit und ohne Bandagen und Gamaschen eine geeignete Methode, um die
Auswirkungen der Bandagen und Gamaschen auf das Gliedmaßenvolumen zu un-
tersuchen. Die festgestellten Ergebnisse für die Volumina decken sich wei-
testgehend mit den Ergebnissen von Böttcher (2006).
5. DISKUSSION 127
5.3.4 Einfluss von Außentemperatur, Geschlecht, A lter, Größe und Leistungs-
kategorie der Pferde sowie der regelmäßi gen Nutzung von Bandagen
bzw. Gamaschen auf die Volumendifferenz en
Der Einfluss verschiedener Faktoren (äußere Umstände, Stammdaten der Pferde)
auf die Volumenänderungen konnte wegen der geringen Anzahl an Pferden nicht
statistisch ausgewertet werden. Jedoch sind eindeutige Tendenzen erkennbar, die im
Folgenden diskutiert werden.
Im Allgemeinen wirkten sich die untersuchten Faktoren auf die Gliedmaßen mit und
auf die Gliedmaßen ohne Bandagen und Gamaschen ähnlich aus.
5.3.4.1 Einfluss der Außentemperatur
Hinsichtlich der vorhandenen Außentemperaturen ergab eine einfaktorielle Varianz-
analyse keine signifikanten Unterschiede in den Volumendifferenzen. Tendenziell
fanden sich bei niedrigeren Temperaturen jedoch geringere Volumenänderungen
durch Bewegung und durch Boxenruhe (bei 0 °C ca. ± 4,5 %) als bei höheren Tem-
peraturen (bei 12 bis 21 °C ca. ± 5,8 %). Dies deck t sich mit den Ergebnissen von
BÖTTCHER (2006).
Die größeren Volumenänderungen bei höheren Temperaturen werden auf eine
bessere Perfusion der Zehe zurückgeführt. DYSON et al. (2001) konnten in ihrer Ar-
beit nachweisen, dass der Blutfluss aufgrund der geringeren peripheren Vaso-
konstriktion bei höheren Temperaturen höher ist als bei niedrigen.
Für die Diff.I-III wurde keine Temperaturabhängigkeit festgestellt.
5. DISKUSSION 128
5.3.4.2 Einfluss des Geschlechts der Pferde
In dieser Studie zeigte sich, dass das Geschlecht der Pferde keinen Einfluss auf die
Änderungen der Volumina der Gliedmaßen hat.
Dies steht in Einklang mit den Ergebnissen von BÖTTCHER (2006), die zwar bei
männlichen Pferde höhere Volumenänderungen nachwies als bei weiblichen, dies
jedoch der Tatsache zuschrieb, das die männlichen Pferde vor allem den Gruppen
mit der stärksten Beanspruchung und damit höheren Volumenänderungen angehör-
ten.
5.3.4.3 Einfluss des Alters der Pferde
In Kap. 4.5.3 wurden die Volumenänderungen junger Pferde (bis 6 Jahre), Pferde
mittleren Alters (7 – 15 Jahre) und älterer Pferde (ab 16 Jahre) miteinander
verglichen. Da der Gruppe der älteren Pferde ab 16 Jahre nur zwei Pferde angehö-
ren, sind die Ergebnisse dieser Gruppe nicht repräsentativ. Für die beiden übrigen
Gruppen gilt, dass keine signifikanten Unterschiede in keiner der Volumendifferenzen
auftreten. Die Volumenzunahmen und –abnahmen Diff.I-II und Diff.II-III sind jedoch
bei jüngeren Pferden (± 5,0 %) tendenziell geringer als bei älteren Pferden (± 5,8 %).
DYSON et al. (2001) konnten nachweisen, dass das Alter des Pferdes für den Blut-
fluss im Bereich der Gliedmaßen von Bedeutung ist. Der Blutfluss wiederum könnte
sich auf die Volumenänderungen auswirken. Zusätzlich sind die Venen sowie die
Lymphgefäße jüngerer Pferde in der Regel elastischer und füllen sich demzufolge
nicht so stark wie die älterer Pferde.
BÖTTCHER (2006) konnte ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen den
Volumenänderungen von Pferden unterschiedlichen Alters feststellen.
5. DISKUSSION 129
5.3.4.4 Einfluss der Größe der Pferde
Hinsichtlich der Größe der Pferde ergaben sich keine signifikanten Unterschiede in
den Volumenänderungen. Die tendenziell höheren relativen Volumendifferenzen bei
kleineren Pferden liegen wahrscheinlich in der Zuordnung der Gruppen begründet,
da die kleineren Pferde zu einem großen Teil der Gruppe 1 (elastische Bandagen)
angehörten, d.h. der Gruppe, bei der die größten Volumenänderungen auftraten (s.
Kap. 4.3.3 und 5.3.3.3).
5.3.4.5 Einfluss der Leistungskategorie der Pferd e
Die Analyse der Volumendifferenzen Diff.I-II, Diff.II-III und Diff.I-III weist darauf hin,
dass die Leistungskategorie keinen Einfluss auf die Volumenänderungen hat. In die-
sem Zusammenhang sollte berücksichtigt werden, dass alle an dieser Untersuchung
teilnehmenden Pferde täglichen Weidegang und somit viel Bewegung haben.
Auch BÖTTCHER (2006) konnte beim Vergleich von Pferden unterschiedlicher
Leistungskategorie keine signifikanten Unterschiede nachweisen. Allerdings stellte
sie bei Hochleistungspferden geringere Volumenänderungen als bei Freizeitpferden
fest, was sie dem besser trainierten Kreislauf- und Lymphgefäßsystem der Hochleis-
tungspferde zuschreibt. Die Einteilung in Leistungskategorien wurde bei BÖTTCHER
(2006) jedoch nach anderen Kriterien vorgenommen.
Um aussagekräftige Ergebnisse bezüglich der Leistungskategorie zu erhalten, wäre
eine Einteilung in Gruppen anhand definierter, messbarer Leistungsparameter not-
wendig (z.B. Herzfrequenz bei definierter Bewegung).
5. DISKUSSION 130
5.3.4.6 Einfluss des regelmäßigen Gebrauchs von B andagen und Gamaschen
Bei Pferden, die sonst keine Bandagen tragen, waren die Volumenänderungen
durch die Bewegung (Diff.I-II) sowie durch die Boxenruhe (Diff.II-III) an allen Glied-
maßen tendenziell, teilweise sogar signifikant, größer als bei denen, die immer beim
Reiten bandagiert werden. Somit hat der tägliche Einsatz von Bandagen möglicher-
weise einen Einfluss auf das Blut- und Lymphgefäßsystem.
Aufgrund der heterogenen Verteilung der Pferde in diesen beiden Gruppen
(33 Pferde werden nie bandagiert, 7 Pferde werden beim Reiten bandagiert) können
hier jedoch keine repräsentativen Aussagen getroffen werden.
5.3.5 Reproduzierbarkeit der Perometermessung
Aufgrund der Wiederholungsmessungen wurde der Intraklassenkorrelationskoeffi-
zient (ICC) für in-vivo Volumen-Messungen mit dem 2D-Perometer bestimmt. Dabei
ergab sich ein Wert von 0,998, d. h. eine sehr hohe Reproduzierbarkeit. Dies deckt
sich mit den Ergebnissen von HAASE (2006) und BÖTTCHER (2006).
Wegen der hohen Reproduzierbarkeit und den in den Kap. 5.2.2 und 5.2.3 diskutier-
ten Eigenschaften stellt das 2D-Perometer ein schnelles, einfaches und von den
Pferden gut akzeptiertes Messsystem zur Volumenbestimmung an den unteren
Extremitäten dar.
5.4 Schlussfolgerungen
In dieser Arbeit konnte nachgewiesen werden, dass Bandagen und Gamaschen die
Volumenänderungen, die durch Bewegung und anschließende Boxenruhe auftreten,
unabhängig von der Bandagen- und Gamaschenart noch vergrößern. Die Ergebnisse
ermöglichen Hypothesen in Bezug auf die Art der Volumenänderungen (intra- oder
extravasal), die ursächlichen Mechanismen und den Einfluss, den Bandagen und
5. DISKUSSION 131
Gamaschen auf diese Mechanismen haben. Für endgültige Aussagen sind jedoch
noch weiterführende, z. B. ultrasonographische und lymphographische Untersuchun-
gen sowie Druckmessungen notwendig, wobei die Durchführung solcher Untersu-
chungen in der Bewegung sehr schwierig sein dürfte.
Zum Thema „Einfluss von Bandagen und Gamaschen auf die Zehe des Pferdes“, die
zentrale Fragestellung dieser Arbeit, konnten einige Veröffentlichungen zitiert wer-
den.
Als unbestritten gilt eine gewisse Schutzfunktion der Bandagen und Gamaschen vor
Stößen und Schlägen. Die stützende Wirkung wird hingegen immer noch kontrovers
diskutiert. Eine Vielzahl der Arbeiten zu dieser Thematik wurde an Modellen durchge-
führt, die jedoch nicht in allen Punkten den natürlichen Gegebenheiten entsprechen,
so dass die Ergebnisse nur bedingt aussagekräftig sind. Auch die Frage, ob der Ein-
satz von Bandagen zur Therapie der angelaufenen Beine sinnvoll ist, konnte noch
nicht abschließend geklärt werden.
Die genaue Wirkungsweise der Bandagen und Gamaschen auf die Gliedmaße
konnte nicht geklärt werden, womit letztendlich auch die Frage, ob der Gebrauch von
Bandagen oder Gamaschen nützlich oder schädlich für das Pferd ist, offen bleibt.
Die in dieser Untersuchung gewonnenen Ergebnisse sowie die Ergebnisse der in
dieser Arbeit berücksichtigten Publikationen weisen allerdings darauf hin, dass der
Nutzen oder Schaden von Bandagen und Gamaschen für das Pferd von verschiede-
nen Faktoren abhängt. Dazu zählen die Art des Anlegens, die Dauer und die Art des
Gebrauchs sowie die Art der Bandagen und Gamaschen selbst.
So dürfen Bandagen und Gamaschen nicht zu fest angelegt werden, da die beim
Anlegen aufgewendete Kraft den Druck, den die Bandage bzw. Gamasche auf die
Gliedmaße ausübt, und damit ihre Wirkung auf die Blut- und Lymphgefäße sowie das
Gewebe entscheidend beeinflusst.
Der Gebrauch von Bandagen und Gamaschen im Stand (z.B. in der Box in Form von
Stallbandagen) und über eine lange Zeitdauer scheint eher zu negativen Verände-
rungen zu führen als der Gebrauch über kurze Zeit während des Reitens oder Lon-
5. DISKUSSION 132
gierens. Die Bandagen und Gamaschen sollten daher nur dann genutzt werden,
wenn sie dem Schutz der Pferdebeine vor Verletzungen dienen.
Die Auswirkungen der elastischen Bandagen unterschieden sich deutlich von den
übrigen Bandagen- und Gamaschenarten, was wahrscheinlich auf ihren Einfluss auf
das Blutgefäßsystem, der in mehreren Arbeiten nachgewiesen wurde, zurückzufüh-
ren ist. Von der Verwendung von elastischen Bandagen ist abzuraten, da bei diesen
Bandagen die Nachteile die Vorteile offensichtlich deutlich überwiegen.
In dieser Arbeit wurden ausschließlich Pferde eingesetzt und untersucht, die laut
Anamnese sowie adspektorischer und palpatorischer Untersuchung nicht zu ange-
laufenen Beinen neigen. Wie sich Bewegung sowie Bandagen und Gamaschen bei
Pferden mit angelaufenen Beinen auswirken, sollte in einer weiteren Arbeit unter-
sucht werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit (Volumenzunahme nach Abnahme der
Bandagen oder Gamaschen bis zum Ausgangsvolumen) sowie die Ergebnisse ande-
rer Veröffentlichungen (eventuelle Schädigungen von Blut- und Lymphgefäßsystem)
weisen allerdings darauf hin, dass der Gebrauch von Bandagen und Gamaschen
langfristig keine geeignete Methode darstellt, um das Phänomen „Angelaufene
Beine“ zu therapieren. Die bessere Möglichkeit scheint es zu sein, den Pferden, auch
zur Prophylaxe, genügend Bewegung zu ermöglichen. Außerdem erwies sich in
neueren Arbeiten der Einsatz von manueller Lymphdrainage sowie von Stützstrümp-
fen als sinnvoll.
6. ZUSAMMENFASSUNG 133
6. ZUSAMMENFASSUNG
Bewertung des Einflusses von Bandagen und Gamaschen auf das Volumen der
Vorder- und Hintergliedmaßen des Pferdes in Bewegung anhand perometrischer
Messungen
Nicole Korella
In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss unterschiedlicher Bandagen- und
Gamaschenarten auf das Volumen der Pferde-Extremitäten in der Bewegung im
Rahmen einer Verlaufskontrolle untersucht.
Hierzu wurden 40 Pferde in 4 Gruppen zu jeweils 10 Probanden eingeteilt, wobei
sich die Gruppen hinsichtlich der eingesetzten Bandagen bzw. Gamaschen unter-
schieden: Die Pferde der Gruppe 1 trugen elastische Bandagen, die der Gruppe 2
Wollbandagen mit Unterlage, Pferden der Gruppe 3 wurden Fesselkopfgamaschen
angelegt und denen der Gruppe 4 Gamaschen.
Alle Probanden wurden mit den Bandagen bzw. Gamaschen jeweils eine halbe
Stunde im Schritt, Trab und Galopp auf beiden Händen longiert. Da nur jeweils ein
diagonales Beinpaar bandagiert bzw. mit einer Gamasche versehen wurde, eigneten
sich die kontralateralen Gliedmaßen zum direkten Vergleich und um den alleinigen
Einfluss der Bewegung auf das Volumen der Gliedmaßen ohne Bandagen und
Gamaschen festzustellen.
Die Volumenbestimmung erfolgte mit dem Perometer®, einem optoelektronischen
Körperscanner, an 3 Messzeitpunkten: Nach einer 12-stündigen Boxenruhe der
Pferde vor der Bewegung und vor dem Anlegen der Bandagen bzw. Gamaschen
(Messzeitpunkt I), direkt nach der Bewegung und nach dem Abnehmen der Banda-
gen bzw. Gamaschen (Messzeitpunkt II) sowie eine Stunde nach der Bewegung
(Messzeitpunkt III).
Alle Gliedmaßen zeigten eine signifikante Volumenabnahme von Messzeitpunkt I zu
Messzeitpunkt II sowie eine signifikante Volumenzunahme von Messzeitpunkt II zu
6. ZUSAMMENFASSUNG 134
Messzeitpunkt III. An den bandagierten Vordergliedmaßen betrugen die Volumenab-
bzw. -zunahmen im Mittel 6,5 %/ 109 ml (Diff.I-II) bzw. 6,1 %/ 95 ml (Diff.II-III), an
den unbandagierten Vordergliedmaßen hingegen 4,0 %/ 65 ml (Diff.I-II) bzw.
3,5 %/ 55 ml (Diff.II-III). An den bandagierten Hintergliedmaßen ließen sich im Mittel
Volumenänderungen von 7,3 %/ 159 ml (Diff.I-II) bzw. 7,5 %/ 151 ml (Diff.II-III) fest-
stellen, an den unbandagierten Hintergliedmaßen 4,5 %/ 97 ml (Diff.I-II) bzw.
4,4 %/ 90 ml (Diff.II-III).
Beim Vergleich der Volumenänderungen zwischen Messzeitpunkt I und Messzeit-
punkt III konnten keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. So betrugen
die Volumenänderungen an den Vordergliedmaßen 0,9 %/ 15 ml (mit) bzw.
0,6 %/ 11 ml (ohne Bandage und Gamasche), an den Hintergliedmaßen 0,4 %/ 8 ml
(mit) bzw. 0,4 %/ 7 ml (ohne Bandage und Gamasche).
Es ist davon auszugehen, dass die Volumenänderungen aus Flüssigkeitsumvertei-
lungen im blutvaskulären und intralymphvaskulären Raum sowie im interstitiellen
Bindegewebsraum resultieren. Verschiedene Studien lassen die Vermutung zu, dass
hierbei die Volumenänderungen im blutvaskulären Raum überwiegen. Anhand der
vorgenommenen perometrischen Messungen lassen sich jedoch keine Aussagen
über die Verteilung und jeweilige Menge der verschiedenen Flüssigkeiten machen.
Beim Vergleich der Gliedmaßen mit Bandage bzw. Gamasche mit denen ohne
Bandage und Gamasche traten an den Gliedmaßen mit Bandage bzw. Gamasche
signifikant höhere Volumenänderungen (um 2,5 bis 3,2 %) zwischen den Messzeit-
punkten I und II sowie II und III auf. Für die Volumenänderungen von Messzeitpunkt I
zu Messzeitpunkt III traten keine signifikanten Unterschiede auf.
Dieses Ergebnis führt zu der Schlussfolgerung, dass der Einsatz sowohl von Banda-
gen als auch von Gamaschen in der Bewegung einen zusätzlichen Einfluss auf die
Volumenabnahme der Extremitäten hat, dieser jedoch bereits durch eine Stunde
Boxenruhe wieder ausgeglichen wird.
Bezüglich der Gruppen 1 bis 4, die unterschiedliche Arten von Gamaschen bzw.
Bandagen repräsentieren, traten zwischen der Gruppe 1 (elastische Bandagen) und
den restlichen Gruppen teilweise signifikante Unterschiede in den Volumenänderun-
6. ZUSAMMENFASSUNG 135
gen an den mit Bandage bzw. Gamasche versehenen Gliedmaßen auf. An den
Vordergliedmaßen betrugen die Volumenänderungen von Messzeitpunkt I zu II und
von II zu III für die Gruppe 1 (elastische Bandagen) 7,9 % und 7,2 %. Damit fielen
die Volumenänderungen für die Gruppe 1 um 1,3 bis 2,2 % höher aus als bei den
Gruppen 2 (5,7 %/ 5,7 %), 3 (5,9 %/ 5,6 %) und 4 (6,6 %/ 5,6 %). Die Unterschiede in
den Volumenänderungen zwischen den Gruppen 2, 3 und 4 betrugen in allen Fällen
weniger als 1 % und waren nicht signifikant. An den Hintergliedmaßen fielen die
Volumenänderungen zwischen Messzeitpunkt I und II sowie zwischen II und III für
Gruppe 1 (10,1 % und 11,1 %) um 3,6 % und 4,9 % höher aus als in den Gruppen 2
(6,3 % und 6,2 %), 3 (6,2 % und 6,3 %) und 4 (6,5 % und 6,5 %), zwischen denen
sich die Volumenänderungen maximal um 0,3 % unterschieden.
Ursache für die unterschiedlichen Volumenänderungen zwischen den einzelnen
Gruppen sowie zwischen den Gliedmaßen mit und ohne Bandage oder Gamasche
ist der unterschiedliche Druck, den die verschiedenen Bandagen bzw. Gamaschen
auf die Gliedmaße ausüben. Der auf die Gliedmaßen ausgeübte Druck hat wiederum
einen maßgeblichen Einfluss auf die Flüssigkeiten im blutvaskulären, lymphvaskulä-
ren und interstitiellen Bindegewebsraum, sowie auf ihre Transportsysteme. Wie die-
ser Einfluss sich konkret äußert, könnten z. B. ergänzende ultrasonographische,
lymphographische und lymphszintigraphische Untersuchungen zeigen.
Die in dieser Arbeit eingesetzten elastischen Bandagen (Gruppe 1) verursachen
signifikant größere Volumenänderungen als die übrigen Bandagen- und Gama-
schenarten. Aufgrund dieses Ergebnisses und den Ergebnissen weiterer Studien, die
eine Minderdurchblutung der Pferdezehe durch elastische Bandagen nachwiesen, ist
von dem Gebrauch elastischer Bandagen abzuraten.
Um den Einfluss der übrigen Bandagen- und Gamaschenarten auf die Gliedmaße
abschließend zu klären, wären Druckmessungen unter Bandagen und Gamaschen
im Zusammenhang mit weiteren Untersuchungen (z.B. Ultrasonographie) empfeh-
lenswert. Ihre Anwendung sollte sich bis zur endgültigen Klärung auf den Schutz vor
Schlägen, Tritten usw. beschränken. Dabei muss sorgfältig auf ein nicht zu festes
Anlegen geachtet werden.
6. ZUSAMMENFASSUNG 136
7. SUMMARY 137
7. SUMMARY
Evaluation of the influence of bandages and boots on the volume of the forelimbs
and hindlimbs of the horse, measured by the Perometer®
Nicole Korella
In the present study, the influence of different bandages and boots on the volume of
the limbs of the exercising horse was examined.
For this, 40 horses were divided into four groups of ten horses, each group with
another kind of bandage or boot: Group 1 wore elastic bandages, group 2 wool ban-
dages with pads, group 3 support boots and group 4 jumping boots.
All horses were lunged with the bandages or boots at the limbs for a half hour in
walk, trot and canter on both hands.
Because only one diagonal pair of limbs were wrapped in a bandage or a boot, the
contralateral limbs were suitable for a direct comparison and for ascertaining the
exclusive influence of the exercise on the volume of the limbs without bandages and
boots.
The volume measurement was made three times by using the Perometer®, an opto-
electronic device: First after a standing period of twelve hours and before putting on
the bandages or boots (Time I), secondly directly following the exercise and taking off
the bandages or boots (Time II) and thirdly after a standing period one hour following
exercise (Time III).
All limbs showed a significant decrease of volume from Time I to Time II and a
significant increase of volume from Time II to Time III. On the wrapped forelimbs the
volume decreases resp. increases were on average 6.5 %/ 109 mL (Diff.I-II) resp.
6.1 %/ 95 mL (Diff.II-III), on the forelimbs without bandages and boots however
4.0 %/ 65 mL (Diff.I-II) resp. 3.5 %/ 55 mL (Diff.II-III). On the wrapped hindlimbs
there were on average volume changes of 7.3 %/ 159 mL (Diff.I-II) resp. 7.5 %/
7. SUMMARY 138
151 mL (Diff.II-III), on the hindlimbs without bandages and boots of 4.5 %/ 97 mL
(Diff.I-II) resp. 4.4 %/ 90 mL (Diff.II-III).
A comparison of the volume changes between Time I and Time III showed no signifi-
cant differences. The volume changes were on the forelimbs 0.9 %/ 15 mL (with)
resp. 0.6 %/ 11 mL (without bandages and boots), on the hindlimbs 0.4 %/ 8 mL
(with) resp. 0.4 %/ 7 mL (without bandages and boots).
Probably the measured volume changes result from a redistribution of fluid within the
blood vessels, the lymph vessels and the interstitial tissue. Different studies let
presume that in this connection the volume changes within the blood vessels pre-
dominate. By means of the present volume measurements however you cannot
make a statement about the distribution and the quantity of each of the different flu-
ids.
A comparison between the limbs with bandages resp. boots and the limbs without
bandages and boots showed significant higher volume changes (about 2.5 till 3.2 %)
between Time I and II as well as between Time II and III on the limbs with bandages
resp. boots. There were no significant differences between the volume changes from
Time I to Time III.
This result lead to the conclusion that the use of bandages and boots at the
exercising horse has an additional influence on the volume decrease of the limbs,
which however is in balance already after a standing period of one hour.
With regard to the groups 1 till 4, which represent the different kinds of bandages
resp. boots, there were partly significant differences in the volume changes on the
limbs with bandages resp. boots between group 1 (elastic bandages) and the remain-
ing groups. On the forelimbs were the volume changes from Time I to Time II and
from Time II to Time III 7.9 % and 7.2 % for group 1 (elastic bandages). The volume
changes for group 1 were therefore about 1.3 to 2.2 % higher than for group 2
(5.7 %/ 5.7 %), group 3 (5.9 %/ 5.6 %) and group 4 (6.6 %/ 5.6 %). The differences of
the volume changes between the groups 2, 3 and 4 were in all cases less than 1 %
and not significant. On the hindlimbs the volume changes between Time I and II as
7. SUMMARY 139
well as between Time II and III were for group 1 (10.1 % and 11.1 %) about 3.6 % to
4.9 % higher than for group 2 (6.3 % and 6.2 %), group 3 (6.2 % and 6.3 %) and
group 4 (6.5 % and 6.5 %), which only differed at most about 0.3 % in the volume
changes.
The reason for the differences in volume changes of the groups as well as in volume
changes of the limbs with and without bandages or boots is the different pressure,
which the several bandages resp. boots exert on the limb. The pressure exerted on
the limb itself has a decisive influence on the fluids within the blood vessels, the
lymph vessels and the interstitial tissue as well as on their transport systems. How
this influence concretely draws attention could show e.g. supplementary ultrasono-
graphic, lymphographic and lymphscintigraphic examination.
The elastic bandages (group 1) used in the present study cause significant higher
volume changes than the remaining kinds of bandages and boots. Because of this
result and the results further studies, which proved a less blood flow in the equine
digit by means of elastic bandages, elastic bandages should not be used.
To clarify the influence of the remaining kinds of bandages and boots on the limb, it is
recommendable to make pressure measurements under bandages and boots in con-
nection with further examinations (e.g. ultrasonography). Until it becomes definitely
clear, their use should be limited to the protection from blows, kicks etc., and as
such, attention must be paid that it not be too tight.
7. SUMMARY 140
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8. LITERATURVERZEICHNIS 162
9. ANHANG 163
9. ANHANG
Tab. 9.1: Weitere Daten der verwendeten Pferde der Gruppe 1 (Nr. 1-10)
Nr. Name des Pferdes
Grup-pe
Bewe-gungsart
Leis-tungs-
kategorie
Täglicher Weide-gang
Sonstige Nutzung von Ban-dagen/ Gama-schen
Standort des
Pferdes
1 Naomi 1 L-/M-
Springen/ A-Dressur
3 ja nein Schmal-feld
2
Sindbad 1 A-/L-
Dressur 2 ja nein Schmal-
feld
3
Bernard 1 nur Weide 1 ja nein Celle
4 Kira 1 A-/L-
Dressur 2 ja Bandagen bei Bewe-
gung
Clusorth-Bramhar
5 Timon 1 v.a. Ge-lände/
Dressur 1 ja nein Witten
6
Jeronimo 1 E-/A-
Dressur 2 ja nein Schmal-
feld
7
i-Pünktchen 1
L-/M-Dressur 3 ja nein
Schmal-feld
8
Firebird 1 Longe/
Jungpferd 1 ja nein Schmal-
feld
9
Dajano 1 A-/L-
Dressur 2 ja nein Schmal-
feld
10
Toni 1
E-/A-Dressur 2 ja nein
Schmal-feld
9. ANHANG 164
Tab. 9.2: Weitere Daten der verwendeten Pferde der Gruppe 2 (Nr. 11-20)
Nr. Name des Pferdes
Grup-pe
Bewe-gungsart
Leis-tungs-
kategorie
Täglicher Weide-gang
Sonstige Nutzung von Ban-dagen/ Gama-schen
Standort des
Pferdes
11
Dandy 2 A-/L-
Dressur 2 ja nein Schmal-
feld
12 Lancio 2 L-/M-
Springen/ A-Dressur
3 ja nein Schmal-
feld
13
Charlotta 2
Longe/ Jungpferd 1 ja nein
Schmal-feld
14 Laurel 2 L-/M-
Springen/ A-Dressur
3 ja nein Schmal-
feld
15 Rivalin 2 L-/M-
Springen/ A-Dressur
3 ja Bandagen bei Bewe-
gung Celle
16 Vicky 2 A-/L-
Dressur 2 ja Bandagen bei Bewe-
gung Hoya
17 Don
Prinzip 2 A-/L-
Dressur 2 ja Bandagen bei Bewe-
gung Hoya
18 Percy 2 A-/L-
Dressur 2 ja Bandagen bei Bewe-
gung Hoya
19 Fienchen 2 A-/L-
Dressur 2 ja Bandagen bei Bewe-
gung Hoya
20 Welfen-
prinz 2 A-/L-
Dressur 2 ja Bandagen bei Bewe-
gung Hoya
9. ANHANG 165
Tab. 9.3: Weitere Daten der verwendeten Pferde der Gruppe 3 (Nr. 21-30)
Nr. Name des Pferdes
Grup-pe
Bewe-gungsart
Leis-tungs-
kategorie
Täglicher Weide-gang
Sonstige Nutzung von Ban-dagen/ Gama-schen
Standort des
Pferdes
21
Cinderella 3 A-/L-
Dressur 2 ja nein Schmal-
feld
22
Curcuma 3
E-/A-Dressur 2 ja nein
Schmal-feld
23 Lucky Luke 3
L-/M-Springen/ A-Dressur
3 ja nein Schmal-
feld
24
Mulan 3
A-/L-Dressur 2 ja nein
Clusorth-Bramhar
25
Sam 3
A-/L-Dressur 2 ja nein Celle
26
Fiona 3
A-/L-Dressur 2 ja nein Celle
27 Shari 3 v.a. Ge-lände/
Dressur 1 ja nein Witten
28
Quentin 3
E-/A-Dressur 2 ja nein Soltau
29
Emil 3
E-/A-Dressur 2 ja nein Soltau
30
Dimitri 3
Longe/ Jungpferd 1 ja nein
Schmal-feld
9. ANHANG 166
Tab. 9.4: Weitere Daten der verwendeten Pferde der Gruppe 4 (Nr. 31-40)
Nr. Name des Pferdes
Grup-pe
Bewe-gungsart
Leis-tungs-
kategorie
Täglicher Weide-gang
Sonstige Nutzung von Ban-dagen/ Gama-schen
Standort des
Pferdes
31
Apollo 4 A-/L-
Dressur 2 ja nein Schmal-
feld
32
Kati 4
E-/A-Dressur 2 ja nein
Schmal-feld
33
Pia 4
Longe/ Jungpferd 1 ja nein
Schmal-feld
34
River-dance 4
A-/L-Dressur 2 ja nein
Schmal-feld
35
Abraxas 4
L-/M-Dressur 3 ja nein
Schmal-feld
36
Ben 4
A-/L-Dressur 2 ja nein
Schmal-feld
37
Semana 4
L-/M-Dressur 3 ja nein
Schmal-feld
38
Winni 4
E-/A-Dressur 2 ja nein
Schmal-feld
39
Bonnie 4
E-/A-Dressur 2 ja nein
Schmal-feld
40
Leonardo 4
A-/L-Dressur 2 ja nein
Clusorth-Bramhar
DANKSAGUNG 167
DANKSAGUNG
Ich bedanke mich bei Herrn Prof. Dr. H. Seifert für die Möglichkeit zur Durchführung
dieser Arbeit, für die freundliche Betreuung sowie für die zahlreichen Ratschläge und
Korrekturen.
Herrn Prof. Dr. D. Berens von Rautenfeld danke ich für die Überlassung des The-
mas, seine nette Betreuung, die schnelle und hilfreiche Korrektur der Doktorarbeit
sowie die Bereitstellung des Druckmessgerätes „Kikuhime“.
Bei Herrn Prof. Dr. J. Fischbach und Herrn Eder bedanke ich mich für die Bereitstel-
lung des Perometers®, der hilfsbereiten Einweisung in den Gebrauch dieses Gerätes
und für die schnelle Unterstützung bei technischen Problemen.
Frau Dr. K. Rupprecht danke ich für ihre freundlichen Korrekturen und Verbesse-
rungsvorschläge ebenso wie Herrn Prof. H. Hecker und Herrn W. Vaske für die kom-
petente Statistikberatung.
Ein ganz besonderer Dank geht an meine Mutter, die mich in jeder Hinsicht stets be-
sonders unterstützt.
Meinen Mitstreiterinnen Frauke Haase und Ariane Böttcher möchte ich für die gute
Zusammenarbeit danken. Ohne ihre stetige Unterstützung und kulinarische Verkösti-
gung wäre so mancher langer Tag der Perometermessungen noch länger geworden.
Ein großes Dankeschön geht außerdem an die vielen Pferdebesitzer für die freundli-
che Bereitstellung ihrer Tiere sowie an die zahlreichen fleißigen Helfer, ohne die die
zügige und reibungslose Durchführung der Messungen nicht möglich gewesen wäre.
Last but not least möchte ich mich bei der Firma Pikeur Reitmoden für die großzügi-
ge Überlassung der Eskadron „Pro-Active“ Gamaschen bedanken.