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Aus der III.Medizinischen Klinik, Klinikum Bamberg, Akademisches Lehrkrankenhaus der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Chefarzt Prof.Dr.Walter Schulz KfH Nierenzentrum Bamberg und dem Institut für Nephrologie und Osteologie Bamberg Der apo(a)-Polymorphismus und Lipoprotein(a)- Spezifitäten beim terminal Niereninsuffizienten Experimentelle Identifizierung neuer Phänotypen Analyse der 5-Jahres-Mortalität zur Bewertung der klinischen Relevanz Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Vorgelegt von Holger Cura aus Ebermannstadt

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  • Aus der III.Medizinischen Klinik, Klinikum Bamberg,

    Akademisches Lehrkrankenhaus der Friedrich-Alexander-Universität

    Erlangen-Nürnberg

    Chefarzt Prof.Dr.Walter Schulz

    KfH Nierenzentrum Bamberg

    und dem

    Institut für Nephrologie und Osteologie Bamberg

    Der apo(a)-Polymorphismus und Lipoprotein(a)-

    Spezifitäten beim terminal Niereninsuffizienten

    Experimentelle Identifizierung neuer Phänotypen

    Analyse der 5-Jahres-Mortalität zur Bewertung der klinischen Relevanz

    Inaugural-Dissertation

    zur Erlangung der Doktorwürde

    an der Medizinischen Fakultät

    der Friedrich-Alexander-Universität

    Erlangen-Nürnberg

    Vorgelegt von

    Holger Cura

    aus Ebermannstadt

  • Gedruckt mit Erlaubnis der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

    Erlangen-Nürnberg

    Dekan: Prof.Dr.med.Dr.h.c.Jürgen Schüttler Referent: Prof.Dr.med..Walter Schulz Korreferent: Prof.Dr.med.Kai-Uwe Eckardt Tag der mündlichen Prüfung: 24.06.2010

  • Gewidmet

    Meinem lieben Großvater

    Ferdinand Kirchner

    Geboren am 11.08.1913 Gestorben am 1.01.2007

  • Inhaltsverzeichnis

    Seite

    Zusammenfassung ………………………………………………….1

    Summary……………………………………………….…….……..3

    1. Einleitung………………………………………………..5

    1.1. Kardiovaskuläres Risiko von Dialysepatienten ...............................................5

    1.2. Lipoprotein (a) – ein „neuer“ Risikofaktor………………………………….. 7

    1.2.1. Historie….........................................................................................................7

    1.2.2. Genetik von Lipoprotein (a)….........................................................................7

    1.2.3 Struktur von Lipoprotein (a)….........................................................................9

    1.2.4. Mögliche Pathomechanismen………………………………………………..12

    1.3. Offene Fragen im klinischen Kontext………………………………………..14

    2. Materialien…………………………………………………15

    2.1. ELISA………………………………………………………..……………….15

    2.2. Phänotypisierung……………………………………………………………..15

    2.3. Verwendete Einzelsubstanzen…….. …………………………………………16

    2.4. Puffer………………………………………………………………………….16

    2.5. Gele……………………………………………………………………………18

    2.6. Geräte und Hilfsmittel…………………………………………………………19

    2.7. Probengewinnung und –lagerung……………………………………………..20

    2.7.1 Patientenkollektiv……………………………………………………………..20

    2.7.2 Kontrollgruppe………………………………………………………………..20

    2.8. Software……………………………………………………………………… 21

    3. Methoden……………………………………………………22

    3.1. ELISA………………………………………………………………………….22

    3.1.1. Testprinzip..…………………………………………………………………… 22

  • 3.1.2. Testdurchführung……………………………………………………………….22

    3.1.3. Konzentrationsbestimmung mittels Spline-Approximation……………………24

    3.2. Phänotypisierung………………………………………………………………..24

    3.2.1. Testprinzip………………………………………………………………………24

    3.2.2. Testdurchführung……………………………………………………………….25

    3.2.2.1. Probenvorbereitung……………………………………………………………..25

    3.2.2.2. SDS-PAGE….……………………………………………………………….….25

    3.2.2.3. Diffusionsblot……………………………………………………………….…..28

    3.2.2.4. Inkubation mit 1.Antikörper…………………………………………………….28

    3.2.2.5. Inkubation mit 2.Antikörper…………………………………………………….29

    3.2.2.6. Substratreaktion…………………………………………………………………29

    3.2.2.7. Auswertung der Nitrozellulosemembranen……………………………………..30

    3.3. Statistische Verfahren…………………………………………………………..32

    4. Ergebnisse…………………………………………………....33

    4.1. Statistische Basisdaten…………………………………………………………..33

    4.2. Experimentelle Optimierung der Methodik……………………………………..35

    4.3. Bestimmung der Lp(a)-Serumspiegel………………………………………...…37

    4.3.1. Vergleich der Dialysepatienten mit den Kontrollen……………………………..37

    4.3.2. Subgruppenanalyse bei den Dialysepatienten……………………………………41

    4.3.3. Lp(a)-Spiegel in Abghängigkeit von Alter und Geschlecht……………………...43

    4.4. Phänotypisierung von apo(a)……………………………………………………..45

    4.4.1. Anpassung der Nomenklatur……………………………………………………..45

    4.4.2. Isoformenanzahl…………………………………………………………………48

    4.4.3. Detektierte Phänotypen………………………………………………………….50

    4.4.4 Isoformenfrequenz…………………………………………………………….…52

    4.5. Zusammenhänge zwischen apo(a) Phänotyp und Lp(a) Konzentration…….….54

    4.5.1. Einfluß der Isoformenzahl auf die Lp(a)-Konzentration…………………………55

    4.5.2. Lp(a) Spiegel in Abhängigkeit des apo(a) Molekulargewichts………………….55

    4.5.3. Additiver Effekt von Isoformenzahl und Molekulargewicht

    auf die Lp(a)-Konzentration……………………………………………………...58

    4.5.4. Risikoabschätzung für erhöhte Lp(a)-Spiegel mit Kenntnis des Phänotyps……..60

    4.6. Lp(a) nach Nierentransplantation unter Berücksichtigung

    des apo(a) Phänotyps……………………………………………………………..61

  • 4.7. Kaplan-Meier-Analyse einer 5-jährigen Nachbeobachtungsphase…………….63

    4.7.1 Absolute Mortalität und kumulatives Überleben an der Dialyse………………..63

    4.7.2 Alter……………………………………………………………………………...6

    4

    4.7.3 Diabetes mellitus……………………………………………………………...…65

    4.7.4 Klinisch apparente Arteriosklerose…………………………………………...…66

    4.7.5 Nikotinkonsum…………………………………………………………………..67

    4.7.6 Lp(a)-Konzentration………………………………………………………….….68

    4.7.7 Apo(a)-Molekulargewicht……………………………………………………….69

    4.7.8 Risikoabschätzung…………………………………………………………….…70

    5. Fallbeispiele…………………………………………………..71

    6. Diskussion………………………………………………….....74

    Literaturverzeichnis…………………………………………………87

    Abkürzungsverzeichnis……………………………………………...97

    Vorveröffentlichung………………………………………………....98

    Anhang………………………………………………………………99

    Danksagung………………………………………………………...110

    Lebenslauf……………………………………………………….…111

  • Zusammenfassung

    Hintergrund und Ziele:

    Dialysepatienten unterliegen einem stark erhöhten kardiovaskulären Risiko. Neben

    sogenannten klassischen und dialysespezifischen Risikofaktoren, sind aus jüngerer Zeit

    weitere Parameter in den Blickpunkt gerückt, die möglicherweise einen Einfluß auf die

    Mortalität der Dialysepatienten haben. Einer davon ist Lipoprotein (a), ein LDL-Partikel,

    an den ein dem Plasminogen ähnliches Protein, das Apolipoprotein (a), kovalent

    gebunden ist. Apo(a) unterliegt einem ausgeprägten Größenpolymorphismus. In

    nierengesunden Kollektiven, insbesondere innerhalb retrospektiver und

    epidemiologischer Studien, zeigte sich eine enge Assoziation zwischen Lp(a)-

    Konzentration, apo(a)-Molekulargewicht und Atherosklerose. Der klinische Stellenwert

    von Lp(a) wird unterschiedlich gesehen, zumal es bisher wenige prospektive Daten gibt

    und keine Interventionsstudien mangels effektiver bzw. praktikabler Therapieoptionen.

    Methoden:

    Wir untersuchten ein vergleichsweise großes Kollektiv von 251 Dialysepatienten, HD n =

    210, PD n = 41, und bestimmten Lp(a) – Spiegel mittels ELISA (Immuno) unter

    Berücksichtigung des apo(a)-Größenpolymorphismus. Für die apo(a)-Phänotypisierung

    kam die SDS-PAGE mit anschließendem Westernblot zur Anwendung, kein hoch

    auflösendes, aber robustes Verfahren zur Bestimmung der apo(a)-Phänotypen. 82

    nierengesunde Patienten aus einer osteologischen Ambulanz dienten als Kontrollgruppe.

    Die 251 Dialysepatienten konnten 5 Jahre nachbeobachtet werden.

    Ergebnsisse:

    Die Lipoprotein (a) Spiegel sowohl der Patienten wie auch der Kontrollen zeigten eine

    ausgeprägte Heterogenität mit identischer Varianz und überwiegend niedrigen Lp(a)-

    Konzentrationen im Sinne einer rechtsschiefen Verteilung. Dialysepatienten zeigten im

    Trend zwar höhere Lp(a)-Werte bezogen auf Mittelwert und Median, jedoch nicht auf

    Signifikanzniveau. Die Subgruppenanalyse identifizierte aber Diabetiker, Patienten mit

    manifester Arteriosklerose und postmenopausale Frauen als Kollektiv mit signifikant

    erhöhten Lp(a)-Spiegeln. Der Polymorphismus von apo(a) konnte durch die

    Phänotypisierung sowohl in der Patienten-als auch in der Kontrollgruppe klar dargesetllt

    werden. Es wurden insgesamt 13 verschiedene apo(a) - Isoformen und in

    unterschiedlichen Kombinationen 52 verschiedene Phänotypen in der Patientengruppe

  • identifiziert. Nachvollzogen werden konnte die inverse Beziehung zwischen apo(a)-

    Molekulargewicht und Lipoprotein (a) -Konzentration, insbesondere in der

    Kontrollgruppe. Dialysepatienten mit hochmolekularen apo(a) - Isoformen sind deutlich

    instabiler bezüglich zu erwartender Lp(a)-Spiegel . Hier scheint es bisher ungeklärte

    Einflüsse zu geben, die dialysespezifisch sind.

    Bei 21 im Beobachtungszeitraum transplantierten Patienten zeigte sich langfristig kein

    signifikanter Einflüß auf den Lp(a)-Spiegel.

    Eine Sonderrolle spielt offensichtlich eine kleine Gruppe (ca. 3 %) mit Phänotypen aus

    3 und 4 Isoformen, die exzessiv hohe Lp(a)-Spiegel aufweisen. Sie müssen als besondere

    Risikogruppe eingestuft werden, zeigten sie doch in der Kaplan-Meier-Analyse über 5

    Jahre die geringste Überlebenszeit an der Dialyse. Prognostisch bedeutsam, das zeichnete

    sich hier in in der 5-Jahres-Analyse insbesondere bei Langzeitdialysepatienten ab, ist das

    apo(a)-Molekulargewicht, nicht der absolute Lp(a)-Spiegel.

    Schlußfolgerung:

    Im Vordergrund der zukünftigen Bemühungen sollte daher die Identifizierung von

    Patienten mit niedermolekularem apo(a) stehen. Mit größeren Datensätzen könnten

    bisherige Vermutungen möglicherweise besser statistisch belegt werden und zu einem

    verbesserten kardiovaskulären Risikomanagement beim Dialysepatienten beitragen.

    Es ist jedoch zu befürchten, daß wegen des relativ aufwändigen Verfahrens und der

    mangelnden spezifischen Therapieoptionen, die Methode ausschließlich bei klinischen

    Studien Anwendung findet. Eine für die breite Anwendung praktikable Vision wäre ein

    qualitativer Schnelltest, der außschließlich zwischen hoch- und niedermolekularem apo(a)

    unterscheiden kann.

  • Summary

    Background and Aims:

    The cardiovascular risk in dialysis patients is increased enormously. Recent

    studies focused on new parameters beyond classical and dialysis specific factors,

    probably having an decisive influence on dialysis patients´mortality. One of them

    is lipoprotein (a), an LDL-particle, covalently bound to a plasminogen-like

    proteine, the apolipoprotein (a). The molecule size of apolipoprotein (a) shows a

    huge heterogenity, genetically determined. In groups with normal kidney

    function, especially within retrospective and epidemiological studies, a strong

    association between lp(a)-concentration, molecular weight of apolipoprotein (a)

    and atherosclerosis could be demonstrated. Based on rare prospective and

    without any interventional data material , the clinical importance of lipoprotein

    (a) especially in patients with renal failure is discussed controversial.

    Methods:

    We investigated a comparatively huge collective of 251 dialysis patients, HD n=

    210, PD n = 41, and determined Lp(a) levels in consideration of apo(a)

    polymorphism. Lp(a) levels were measured through ELISA (Immuno), apo(a)

    phenotypes were detected by an SDS PAGE and following Westernblot, not the

    method of highest resolution, but reliable in use. A control group of 82 patients

    without renal disorder were recruited in an osteologic outpatient department. All

    251 dialysis patients were included in a five-year follow-up of clinical observation

    based on file data.

    Results:

    Lp(a) levels in dialysis patients as well in controls showed distinctive heterogenity

    with comparable variance and predominantly low lp(a) concentrations, skewed

    distribution to the right side. In dialysis patients there was a trend to higher lp(a)

    concentrations but not on a statistically significant level. Though the analysis of

    subgroups identified diabetics, patients with apparent arteriosclerosis and women

    in menopause as dialysis patients with significant elevated lp(a) levels.

  • Polymorphism of apo(a) could be described by phenotyping gene products both in

    patients and controls. 13 different isoforms and in various combinations 52

    different phenotypes were detected. Reproduction of the inverse relation of

    apo(a)-molecular weight and lipoprotein (a) concentration was easier in control

    group. Especially dialysis patients with high molecular weigth apo(a) are less

    reliable with regard to expected lp(a)-level. There might exist unclear influences,

    being specific for renal failure patients.

    Obviously outstanding is a small subgroup (approx. 3 %) with apo(a) phenotypes

    consisting of 3 and 4 low molecular weight isoforms, showing excessive high

    lp(a) levels. They have to be classified as a high-risk group with shortest survival

    time under dialysis treatment. In the same Kaplan-Meier analysis, but also

    suspected by other authors, there is indication for the predominant influence of

    apo(a) molecular weigth, less the absolute lp(a) level, on patients´ outcome.

    Conclusion:

    Coming efforts should concentrate on identifying dialysis patients with low

    molecular apo(a). Based on larger data files present assumptions might be proofed

    statistically leading to a better cardiovascular risk management in dialysis

    patients. Being a complex and costly method and for lack of specific therapies,

    apo(a) phenotyping is far away from laboratory routine. A practicable vision

    might be a simple qick test distinguishing high and low molecular weight apo(a).

  • 1. Einleitung

    1.1. Kardiovaskuläres Risiko bei Dialysepatienten

    Kardiovaskuläre Erkrankungen sind in Industrieländern Todesursache Nummer

    eins. Bei terminal niereninsuffizienten Patienten steigt das relative Risiko an

    einem kardiovaskulären Ereignis zu versterben exorbitant an. Die Angaben in der

    Literatur variieren stark von einem 10 – 1000 - fachem Risiko, je nachdem welche

    Größe und insbesondere Alterszusammensetzung das untersuchte Kollektiv hatte.

    [USRDS Annual Report, 2003]

    Die Gründe für die hohe kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität sind

    facettenreich und sowohl in der Einzel- wie auch Wechselwirkung untereinander

    bei weitem nicht verstanden, was erfolgreiche therapeutische Bemühungen bis

    dato stark limitiert. Hinzu kommt, dass Erkenntnisse und daraus abgeleitete

    Maßnahmen beim Nierengesunden sich nicht ohne weiteres auf Nierenkranke

    übertragen lassen.

    Mögliche Ursachen beim Dialysepatienten lassen sich differenzieren in einerseits

    „traditionelle“ Risikofaktoren, die bei Niereninsuffizienten in erhöhter Prävalenz

    vorkommen und andererseits spezifische Risikofaktoren, die sich aus der

    Niereninsuffizienz oder Dialysebehandlung selbst ergeben.

    Der Dialysepatient ist meistens alt, häufiger männlich, hatte oder hat

    Bluthochdruck, ist häufig Diabetiker, hat häufig eine Fettstoffwechselstörung und

    bewegt sich relativ wenig oder ist gar immobil. Diese Attribute treffen für viele

    Patienten zu und bestehen bereits als Hypothek, bevor man sich

    dialysespezifischen Faktoren zuwendet. [Wolfe et al.,1999]

    Ohne hier ins Detail gehen und eine leicht ausufernde Abhandlung

    dialysespezifischer Risikofaktoren beginnen zu wollen, seien exemplarisch einige

    wesentliche Punkte angeführt.

    Einen großen Stellenwert nimmt sicherlich der gestörte Calcium-Phosphat-

    Haushalt ein mit einer relativen Calcium-Überladung und unzureichender

    Phosphatelimination. Ein Charakteristikum ist die resultierende Mediasklerose,

    die zu einer prognostisch ungünstigen Gefäßsteifigkeit führt.

  • Mit der Hyperphospatämie eng vergesellschaftet ist der Hyperparathyreodismus,

    der einer Calcium-Freisetzung aus dem Knochen und den Calcium-Shift in

    Gefäßwand und Weichteilgewebe Vorschub leisten kann.

    Häufig besteht eine erhebliche Anämie, die eine Linksherzhypertrophie mit

    entsprechend fatalen Konsequenzen fördert.

    Urämietoxine, aber auch Fremdoberflächen von Kathetern, Schläuchen,

    Membranen sowie Pyrogene im Dialysat wirken als Trigger für entzündliche

    Reaktionen und oxidativen Stress, der eine Atherosklerose begünstigt. [Wolfe et

    al., 1999 Schüler A., 2008]

    In den letzten Jahren vermehrt in den Mittelpunkt des Interesses gerückt sind

    „neuere“ Riskofaktoren wie Homocystein und das Lipoprotein (a).

    Die Erwartungen, durch medikamentöses Absenken des Homocysteins das

    kardiovaskuläre Risiko zu beeinfluusen, haben sich bisher nicht erfüllt.

    Ebenfalls schwierig gestaltet sich die Einschätzung des Einflusses von

    Lipoprotein (a). Mehrere Arbeiten aus den letzten Jahren mit prospektiven

    epidemiologischen Daten zeigen eine Assoziation zwischen hohen Lipoprotein

    (a)-Spiegeln und kardiovaskulären Erkrankungen und damit verbundener erhöhter

    Mortalität. Es gibt bisher allerdings keine Substanz oder Methode, mit der man

    den Lipoprotein (a)-Spiegel effektiv senken und somit den Stellenwert des

    vermeintlichen Riskofaktors interventionell überprüfen kann.

    Die U.S. Preventive Services Task Force konnte sich nach Sichtung einschlägiger

    Literatur der letzten 15 Jahre in den neuesten Empfehlungen nicht dazu

    durchringen, Lipoprotein (a) bei Personen ohne positive KHK-Anamnese als

    relevanten prognostischen Faktor einzustufen. [Calonge et al, 2009]

    Es stellt sich allerdings die Frage, ob der in der Normalbevölkerung fraglich

    bedeutsame Risikofaktor beim Dialysepatienten einen besonderen Stellenwert

    einnimmt oder gar, wie manche Untersuchungen suggerieren, ein übersteigertes,

    dialysespezifisches Problem darstellt.

  • 1.2. Lipoprotein(a) – ein „neuer“ Risikofaktor

    1.2.1. Historie

    Lipoprotein (a) wurde zum ersten mal von Berg im Jahre 1963 als eine genetische

    Variante des LDL (low density lipoprotein) beschrieben, um später festzustellen,

    daß es sich um ein eigenständiges Lipoprotein handelte. Bald nach Entdeckung

    hatte man durch qualitative Analysen festgestellt, daß erhöhte Lp(a)-

    Plasmakonzentrationen einen unabhängigen Risikofaktor für KHK und

    Myokardinfarkt darstellen. [Morrisett JD et al., 1987]

    Im Jahr 1981 stellte Kostner et al. fest, daß bei normolipidämischen, weißen

    Personen eine Lp(a)-Konzentration über 30 mg/dl das relative Risiko, einen

    Herzinfarkt zu erleiden, 1,75 beträgt. Der Grenzwert von 30 mg/dl für Lipoprotein

    (a) gilt bis heute und hat in den Befundbögen von Großlabors weiter Bestand.

    [Kostner GM et al.,1981]

    1.2.2. Genetik von Lipoprotein (a)

    Schon als Lp(a) entdeckt wurde, erkannte Berg, dass es sich um ein genetisches

    Merkmal handelt. Damals stand nur ein einfacher immunologischer Test zur

    Verfügung, der zwischen Lp(a)-positiven und Lp(a)-negativen Individuen

    unterscheiden konnte. Man nahm an, dass es sich bei Lp(a) um ein qualitatives

    Merkmal handelt, das autosomal dominant vererbt wird.

    Durch empfindlichere Testmethoden fand man bereits in den 70 er Jahren heraus,

    dass Lp(a)-Plasmakonzentrationen in der kaukasischen Bevölkerung

    kontinuierlich verteilt sind, es also ein qualitatives, nicht quantitatives Merkmal

    sein muß. Die Konzentrationsverteilung ist extrem schief, wobei ein Großteil der

    Bevölkerung sehr niedrige Werte aufweist. Und die Konzentrationsverteilung ist

    im Unterschied zu anderen Lipoproteinen extrem breit. Die

    Konzentrationsunterschiede liegen im 1000fachen Bereich (< 1,0 - > 400 mg/dl).

    Unterwirft man menschliches Plasma einer reduzierenden Behandlung, gefolgt

    von einer SDS-Polyacrylamid-Elektrophorese und einem Immunoblot mit einem

  • Anti-Apo(a)-Antikörper, so findet man bei verschiedenen Personen

    unterschiedlich große Formen von Apo(a).

    Auf welche Weise die Größe der Apo(a)-Isoformen die Plasmakonzentrationen

    des Lp(a)-Partikels reguliert, ist letztlich ungeklärt. Eine mögliche Ebene der

    Regulation stellt die Transkription dar. Für eine signifikante Beteiligung dieser

    Ebene spricht das Vorhandensein unterschiedlicher Mengen von Apo(a)-mRNA

    in verschiedenen Individuen. Der Genort auf dem Chromosom 6q2.7 ist bekannt

    und gekennzeichnet durch eine hohe molekulare Variabiltät, die den Lp(a)-

    Spiegel zum Großteil bestimmt. [Kraft HG et al, 1996]

    Lipoprotein (a) gehört zu einer Überfamilie von Proteinen, die im Laufe der Zeit

    durch den Zugewinn beziehungsweise Verlust funktioneller Module in

    Genduplikaten entstanden sind. Etwa ein Dutzend dieser Proteinfamilie haben mit

    der Blutgerinnung zu tun, darunter Gerinnungsfaktoren VII, IX und X,

    Prothrombin und das Plasminogen. Anhand von Mutmaßungen über die

    Häufigkeit von Mutationen in der DNA schätzen einige Forscher, daß sich die

    Sequenzen für Apoliporotein (a) und Plasminogen erst seit etwa 40 Millionen

    Jahren auseinanderentwickeln. Als man bei verschiedenen Tierarten nach Apo(a)

    suchte, war es nur zu finden bei Altweltaffen und Menschenaffen, nicht bei

    Nagern. Lediglich bei europäischen Igeln findet sich ein dem apo(a) ähnliches

    Protein. Die Tatsache, daß bei Kleinsäugern kein Lp(a) zu finden ist, erschwert es

    erheblich, Effekte von apo(a) in Tiermodellen zu untersuchen. [Lawn R.M. et al.,

    1992]

    Durch Geschwister-Kopplungsanalyse war es möglich, den Einfluß des Apo(a)-

    Genortes auf die Lp(a)-Konzentration zu quantifizieren. Es lässt sich damit

    feststellen, welcher Anteil der Variation der Lp(a)-Konzentration durch den

    Apo(a)-Genort bestimmt und welcher Anteil durch andere Gene oder durch

    Umweltfaktoren reguliert wird. Dabei zeigte sich, dass über 90 % der Lp(a)-

    Konzentration durch das Apo(a)-Gen reguliert werden.

    [Kraft HG and Utermann G, 1995]

  • 1.2.3. Struktur von Lipoprotein (a)

    Lipide wie Cholesterol oder Triglyceride sind im Plasma unlöslich. Sie müssen im

    zirkulierenden Blutfluß von sogenannnten Lipoproteinen zu den verschiedenen

    Gewebezellen transportiert werden zur Energiegewinnung, Fettspeicherung,

    Hormonproduktion oder Gallensaftbildung. Lipoproteine bestehen aus teils

    veresterten, teils nicht verestertem Cholesterol, Triglyceriden, Phospholipiden

    und Protein. Der Proteinanteil in einem Lipoprotein wird als Apolipoprotein oder

    auch Apoprotein bezeichnet. Apoproteine dienen meist als Cofaktor für Enzyme

    und als Liganden an Rezeptoren.

    Lipoproteine werden in fünf Hauptklassen eingeteilt:

    Chylomikronen sind sehr große Partikel, die mit der Nahrung im Darm

    aufgenommene Fette transportieren

    VLDL (very low densitiy lipoprotein) transportieren endogene, also in der

    Leber synthetisierte Triglyceride, und zu einem geringeren Anteil

    Cholesterin

    IDL (Intermediate density lipoprotein) transportiert Cholesterolester und

    Triglyceride

    LDL (low density lipoprotein) transportiert Cholesterinester

    HDL (high density lipoprotein) transportiert Cholesterinester

    [Rosenson Robert S, 2009]

    Lipoprotein (a) kann als ein LDL-Partikel betrachtet werden, das zusätzlich zu

    Apo B 100 ein weiteres Apolipoprotein, nämlich Apolipoprotein (a) enthält.

    Apo(a) ist über eine Disulfidbrücke an ApoB gebunden. Apolipoprotein(a) ist ein

    Glycoprotein und bestimmt entscheidend die unterschiedlichen

    physikochemischen Eigenschaften im Vergleich zum LDL.

  • Abb.1: Skizzenhafte Darstellung der Struktur von Lipoprotein (a). An dem zentral

    gelegenen LDL-Partikel sind kovalent gebunden die Apoliporoteine B 100 und Apo(a),

    dessen Kettenlänge durch die Anzahl der Kringle IV-Wiederholungen bestimmt wird.

    (Abbildung aus M.Helmhold, V.W.Armstrong, Risikofaktor Lp(a) )

    Durch cDNA-Sequenzierung konnte Lawn et al. 1987 feststellen, daß

    Apoliprotein (a) zu den sogenannten kringelhaltigen Proteinen gehört.

    Kringel sind Proteinmotive, die durch drei intramolekulare Disulfidbrücken zu

    einer charakteristischen Figur geformt werden, die an ein dänisches brezelartiges

    Gebäck gleichen namens erinnert. Ebenfalls zu den kringelhaltigen Proteinen

    gehört das Plasminogen, zu dem eine ausgeprägte Homologie besteht. Der vierte

    von insgesamt fünf Kringeln des Plasminogens findet sich beim Apolipoprotein

    (a) in vielfachen tandemartigen Wiederholungen. Bei Kringel IV handelt es sich

    um die fibrinbindende Domäne des Plasminogens.

    Diese strukturelle Verwandtschaft führte zur Vermutung, beim Lipoprotein (a)

    könnte es sich um das lange gesuchte Bindeglied zwischen thrombolytischem und

    atherogenen System handeln. [Brunner C et al., 1993, Mc Lean JW et al., 1987]

  • Abb. 2 : Strukturvergleich von Apo (a) mit Plasminogen. Kringel IV des Plasminogens

    findet sich homolog im Apo (a) in variabler Wiederholung.

    (Abbildung aus M.Helmhold, V.W.Armstrong, Risikofaktor Lp(a))

    Die Aminosäuresequenz von Apolipoprotein (a) bietet einige verlockende

    Deutungsmöglichkeiten für die normale physiologische Rolle des Proteins. Eine

    recht attraktive Spekulation besagt, daß Lipoprotein (a) bei der Heilung verletzter

    Blutgefäße hilft. Wenn ein Gefäß zerrissen oder durchbohrt ist, stoppen

    fibrinreiche Gerinnsel die Blutung zunächst provisorisch. Für die eigentliche

    Heilung müssen jedoch Zellen nachwachsen, die Cholesterin als Bestandteil ihrer

    Membran benötigen. Als plasminogen-ähnliches Protein, das an cholesterin-

    transportierendes LDL gebunden ist, könnte Apo(a) bei der Wundheilung

    förderlich sein. Wenn es die Fähigkeit zur Fibrinbindung beibehalten hätte, wäre

    es imstande , das Cholesterin genau zur rechten Zeit am richtigen Ort abzuliefern.

    Experimentell ist die Affinität von apo(a) zum Fibrin jedoch deutlich schwächer

    als beim Plasminogen.

    Die vorteilhaften Eigenschaften standen wahrscheinlich im Vordergrund, als

    unsere Primatenvorfahren weitaus geringere Mengen an Cholesterin im Blut

    hatten als der moderne Mensch und der Tod durch Herzinfarkt bei

  • Lebenserwartungen unter 40 Jahren keine Rolle gespielt hatte bezüglich natürliche

    Auslese. Neben der unklaren physiologischen Rolle entfacht die strukturelle

    Ähnlichkeit zum Plasminogen weitaus mehr eine Diskussion über mögliche

    Pathomechanismen bei der Entstehung der Arteriosklerose.

    [Lawn R.M. et al, 1992, 1997]

    1.2.4. Mögliche Pathomechanismen

    Die strukturelle Verwandtschaft mit Plasminogen legt eine Interaktion der

    Fibrinolyse nahe mit kompetitiver Hemmung von Plasminogen an

    Bindungsstellen von Molekülen und Zelloberflächen

    [Loscalzo et al., 1999, Harpel et al.1989]

    Lipoprotein (a) hemmt die Thrombolyse und verhindert somit die Aktivierung von

    TGF-ß, einem Hemmstoff der Zellproliferation in der Gefäßwand.

    [Loscalzo et al., 1999, Graininger et al., 1994]

    Lp(a) steigert die Expression von interzellulärem Adhäsions-Molekül 1, was zur

    Rekrutierung von Monozyten an der Gefäßwand und Bindung an Makrophagen

    führt. Dies fördert Schaumzellbildung und Einschleusen von Lp(a) in

    atherosklerotischen Plaques.

    [Zioncheck et al., 1991, Poon et al., 1997]

    Der VLDL-Rezeptor auf den Makrophagen wird in atherosklerotischen Läsionen

    präsentiert, kann Lp(a) binden und den Abbau von Lp(a) durch Endozytose

    beeinflussen. Bei Patienten mit instabiler KHK werden größere Mengen Lp(a) in

    plaque-ständigen Makrophagen gefunden.

    [Argraves et al., 2009]

  • Lp(a) bindet an das Endothel und Bestandteilen der extrazellulären Matrix, hemmt

    die vasodilatatorische Kapazität und fördert zumindest teilweise die endotheliale

    Dysfunktion

    [Schachinger et al., 1997]

    Abb. 3 : Schematische Übersicht beispielhafter möglicher Pathomechanismen von

    Lipoprotein (a). Lp(a) kann theoretisch auf mehrere Weisen Erkrankungen der Gefäße

    fördern. So konkurriert es möglicherweise mit dem Plasminogen um Bindungsstellen an

    Thromben und Plasminogen-Aktivatoren und behindert dadurch die Thrombolyse. Ferner

    können Reste alter Thromben in der Arterienwand und Lipoprotein (a), das sich an die

    extrazelluläre Matrix gebunden hat, den Zellen der Gefäßwand das Signal zu

    übermäßigem Wachstum geben. Schließlich werden Makrophagen , die zu viel Lp(a)

    aufnehmen, zu Schaumzellen, die Wachstumsfaktoren freisetzen und dadurch das

    Fortschreiten der Arteriosklerose fördern.

    (Abbildung nach R.M. Lawn, Spektrum der Wissenschaft, Sonderdruck, 1992)

  • 1.3. Offene Fragen im klinischen Kontext

    Die pathogenetischen Überlegungen basieren zum Großteil auf theoretischen

    Modellen und in vitro-Daten. Die Einschätzung von Lipoprotein (a) als

    kardiovaskulärer Risikofaktor in der Normalbevölkerung beruht ausschließlich

    auf epidemiologischen Daten. Für die spezielle Patientengruppe der

    Dialysepatienten liegen diesbezüglich wenige Untersuchungen vor mit

    vergleichsweise geringen Fallzahlen.

    Es gab in einigen Arbeiten lediglich Hinweise, dass Dialysepatienten zu höheren

    Lp(a)-Spiegeln neigen und hier eine mögliche, weitere Ursache für das hohe

    kardiovaskuläre Risiko zu suchen ist. [Kronenberg F. et al, 1995, Kimak E. et al,

    2002, Longenecker JC et al, 2005]

    Um in der Frage der klinischen Bedeutung von Lipoprotein (a) weiterzukommen,

    müssen Lp(a)-Konzentrationen systematisch gemessen werden, und darf wegen

    des starken genetischen Einflusses der apo(a)-Größenpolymorphismus nicht

    unberücksichtigt bleiben. Dafür ist eine Auftrennung der Isoformen mittels

    Elektophorese notwendig. Die aufwendige, sogenannte Phänotypisierung mittels

    Westernblot ist bis heute keine Routinemethode in Großlabors.

    Um entsprechende Daten zu bekommen, musste zunächst an unserem Institut für

    Nephrologie und Osteologie in Bamberg die Infrastruktur geschaffen und eine

    praktikable Messmethodik entwickelt werden.

    Es sollte herausgefunden werden, ob und welche Dialysepatienten höhere Lp(a)-

    Spiegel haben und welche Rolle der Apo(a)-Größenpolymorphismus dabei spielt.

    Ziel sollte es auch sein, einschätzen zu können, welche klinische Relevanz beim

    Dialysepatienten von diesem Risikofaktor ausgeht.

    Wenn bedeutsam, sollte die Methode es ermöglichen, entsprechende

    Risikopatienten in Zukunft zu identifizieren.

  • 2. Materialien

    2.1. ELISA

    Immunozym® Test-Kit, hergestellt von Immuno AG, Wien

    Bestehend aus:

    Puffer-Konzentrat 10fach konzentriert: Tris/HCl, pH 8, detergenshaltig

    mit Stabilisatorprotein

    5 Kalibratoren (Standards): lyophilsisiertes Humanserum

    Kontrollseren „low level“ und „high level“ zur Richtigkeitskeitskontrolle,

    Lyophilisiertes Humanserum

    Konjugat Anti-Apo(a)-Fab-Peroxidase: polyklonale, monovalente Fab-

    Fragmente vom Schaf, lyophilisiert

    Substrat (Chromogen): Tetramethylbenzidin (TMB) in Ethanol/DMSO

    Substratpuffer: Acetatpuffer, pH 5,0 mit Wasserstoffperoxid

    Stopplösung: Schwefelsäure 2 mol/l

    2.2. Phänotypisierung

    „Lp(a) Phenotyping“- Reagenziensatz zur Phänotypisierung von Lp(a), hergestellt

    von Immuno AG, Wien

    Bestehend aus:

    Anti Human Lp(a) Antikörper vom Schaf, lyophilisiert

    Lp(a) Isoform Standard vom Menschen, lyophilisiert

    Anti Schaf IgG (Fc)-alkalische Phosphatase-Konjugat vom Kaninchen,

    lyophilisiert

    Lp(a) Probenpuffer: 0,06 mol TRIS/HCl, pH 8,6, SDS 6%, Glycerin 5%,

    Bromphenolblau 0,002%

    Phosphataseentwickler 5-Bromo-4-chloro-3-indoxylphosphat,

    Nitroblautetrazolium

  • 2.3. Verwendete Einzelsubstanzen:

    Mercaptoäthanol

    TRIS (Trishydroxymethyl-aminomethan)

    HCl

    Nitroblautetrazolium

    5-Bromo-4-chloro-3-indoxylphosphat

    alle von Merck, Darmstadt:

    Rinderalbumin 99 % , kristallin

    von Genaxxon Bioscience, Ulm

    Der im Phänotypisierungs-Kit enthaltene Phosphataseentwickler wurde teilweise

    selbst hergestellt.

    Zusammensetzung des Phosphataseentwicklers:

    45 ml 0,1 mol TRIS-HCl, pH9,5

    100 ul 2 mol MgCl2 (x 6 H2O)

    5 ml 0,1 mol Nitroblautetrazolium in TRIS/HCl, pH 9,5

    500 ul 0,1 mol 5 5-Bromo-4-chloro-3-indoxylphosphat, Na-Salz) in TRIS-

    HCl, pH 9,5

    2.4. Puffer

    Die elektrophoretische Trennung von Substanzgemischen erfolgt bei einem genau

    eingestellten pH-Wert und bei konstanter Ionenstärke des Puffers. Die Ionenstärke

    des Puffers wird möglichst niedrig gewählt, dann sind der Anteil der Probeionen

    am Gesamtstrom und damit ihre Wanderungsgeschwindigkeit genügend hoch. Die

    Pufferionen werden während der Elektrophorese ebenfalls – wie die Probeionen-

    durch das Gel transportiert: negativ geladenen zur Anode, positiv geladene zur

    Kathode.

  • TBS-Puffer:

    20 mmol/l TRIS/HCl 7,5

    0,5 mol/l NaCl

    Blockierpuffer:

    TBS-Puffer + 3% Rinderalbumin

    Waschpuffer:

    TBS-Puffer + 1 % Rinderalbumin

    Diffusionspuffer:

    25 mmol/l TRIS

    0,2 mol/l Glycin

    20 % Methanol

    Für die Aufrechterhaltung konstanter pH- und Pufferbedingungen müssen die

    Volumina der Elektrodenpuffer-Vorräte genügend groß sein. Für die horizontalen

    Trennsysteme wurden kommerziell erhältliche Gel-Pufferstreifen verwendet.

    PhastGel® Pufferstreifen, hergestellt von Pharmacia, Uppsala, Schweden:

    Gel Material 3% Agarose IEF, Puffer 0,20 M Tricin, 0,20 M TRIS, 0,55 % SDS,

    Maße 10 x 41 x 6 mm

  • 2.5. Gele

    Gele wurden nicht selbst gegossen, sondern für das Elektrophoresesystem

    PhastSystem® kommerziell erhältliche Mini-Gele mit Porengröße 4 – 15

    verwendet:

    PhastGel®: Polyacrylamidgel 4-15,

    hergestellt von Pharmacia, Uppsala, Schweden

    Puffer 112mM Acetat, 112 mM TRIS, pH 6,4, Maße 43 x 50 x 0,45 mm

    Abb. 4 : Gele mit je nach Anwendung unterschiedlicher Porengröße sind kommerziell

    erhältlich. Das Gel ist hauchdünn (0,45 mm) auf einer Kunsstoffplatte aufgetragen,

    Luftdicht verpackt und gekühlt ist es mehrere Monate haltbar und steht im Labor

    jederzeit zur Verfügung. Aufwändiges Gießen entfällt, die Qualität der Auftrennung

    bleibt konstant.

  • 2.6. Geräte und Hilfsmittel

    PhastSystem®, Elektrophoreseeinheit von Pharmacia, Uppsala, Schweden

    Abb. 5 : Elektrophoreseeinheit Phastsystem ®. Links erkennt man die horizontale

    Trennkammer, die Platz für zwei Mikrogele bietet. Die Gele werden auf die konstant

    temperierten weißen Flächen gelegt. Die gewünschten Untersuchungsbedingungen

    können über die Menüsteuerung (in der Mitte) eingegeben werden. Für automatisierte

    Direktfärbungen, die wir nicht benötigten, ist eine Färbekammer (rechts) vorgesehen.

    MicroReader®, ELISA Auswertephotometer von MSE, Münster

    pH-Meter, zumTitrieren der Pufferlösungen von PCE, Meschede

    Trockenschrank von Thermo Scientific, Karlsruhe

    Scanner ScanLide200 von Canon Inc, Japan

    Pipetten von Eppendorf, Wesseling-Berzdorf

  • Petrischalen, Messzylinder, Reagenzgläser von Schott, Mainz

    Küvetten von Sarstedt, Nürnbrecht

    Nitrozellulose von Hofer, USA

    Parafilm M von Brand, Wertheim

    2.7. Probengewinnung und Lagerung

    2.7.1. Patientenkollektiv

    Zur Probengewinnung wurden 251 Patienten aus 3 verschiedenen Dialysezentren

    rekrutiert. Das Blut wurde im Dialyezentrum vor Dialysebeginn im Rahmen der

    Routinekontrollen abgenommen, zentrifugiert und das erhaltene Serum

    tiefgefroren. Nach Transport in das Institut für Nephrologie und Osteologie in

    Bamberg wurden die Proben bei – 21 °C gelagert . Die Rekrutierungsphase

    erstreckte sich über 12 Monate.

    In der Nachbeobachtungsphase über 5 Jahre wurden darüber hinaus Serumproben

    bei inzwischen transplantierten Patienten gewonnen, die sofort bearbeitet wurden.

    2.7.2. Kontrollgruppe

    Als Kontrollgruppe wurden Patienten aus der osteologischen Ambulanz im

    Klinikum Bamberg ausgewählt. Einschlusskriterien waren ein normales Serum-

    Kreatinin sowie das Nicht-Vorhandensein einer diabetischen Stoffwechsellage.

    Im Zeitraum von 12 Monaten konnten 82 Patienten rekrutiert werden.

    Die Seren wurden im gefrorenen Zustand ins Institut für Nephrologie und

    Osteologie transportiert und bei – 21 °C gelagert.

  • 2.8. Software

    Die Konzentrationsberechnung von Lp(a) erfolgte rechnergestützt mit

    SYNELISA® von Elias Medizintechnik, Freiburg, Deutschland

    Datenauswertung sowie sämtliche statistische Testverfahren wurden durchgeführt

    mit SPSS ®, Version 16.0 Advanced von SPSS, Chicago, USA

    Literaturrecherche und Archivierung wurde erleichtert durch

    REFERENCE MANAGER ®, Professional Edition Version 11, von Thomson ISI

    Research Software, New York, USA

    Textverarbeitung erfolgte mit WORD® , Version 2002, von Microsoft,

    Redmond, USA

  • 3. Methoden

    3.1. Enzyme-Linked Immunosorbent Assay (ELISA)

    3.1.1.Testprinzip

    Immunozym® Lp(a) ist ein Einschritt-ELISA nach dem Sandwich-Prinzip.

    Vertiefungen der ELISA-Teststreifen sind mit monospezifischen, polyklonalen

    Antikörpern gegen Apo(a) beschichtet. Verdünnte Proben werden zusammen mit

    dem Konjugat inkubiert. Das Konjugat besteht aus einem monospezifischen,

    gegen Apo(a) gerichteten Fab-Fragment, das mit Peroxidase gekoppelt ist (Anti-

    Apo(a)-Peroxidase-Konjugat). Während der Inkubationszeit werden Lp(a)-

    Partikel und freies Apo(a) an die Festphase gebunden und gleichzeitig durch das

    Konjugat markiert. Unspezifische Probenbestandteile und ungebundenes

    Konjugat werden in einem Waschschritt entfernt. Im zweiten Inkubationsschritt

    erfolgt die Substratreaktion, die durch anschließende Zugabe von Schwefelsäure

    gestoppt wird. Die jetzt entstandene Farbentwicklung ist der Lp(a)-Konzentration

    der Probe direkt proportional. Bei einer Wellenlänge von 450 nm wird die

    Extinktion in einem ELISA-Reader (Vertikalphotometer) gemessen. Über eine

    Bezugskurve wird die Lp(a)-Konzentration in der Probe quantitativ bestimmt.

    3.1.2. Testdurchführung

    Vor Beginn werden alle Testkomponenten auf Raumtemperatur gebracht (ca. 23

    °C). Aus dem Puffer-Konzentrat wird durch Verdünnung mit Aqua dest. im

    Verhältnis 1:9 der Arbeitspuffer hergestellt. Der Arbeitspuffer wird anschließend

    benötigt, um die mitgelieferten Kalibratoren und Kontrollproben zu

    rekonstituieren. Jeweils 200 ul Pufferlösung wird mit den Kontroll- und

    Kalibrator-Lösungen 15 min. inkubiert und anschließend vermischt.

    Kalibratoren, Kontrollen und Patientenproben müssen jetzt weiter verdünnt

    werden. 5000 ul Arbeitspuffer wird vorgelegt und 10 ul Probe, Kontrolle und

    Kalibrator dazupipettiert (1:500) und gemischt.

  • Als nächstes wird die Konjugat-Stammlösung hergestellt. 1,3 ml Arbeitspuffer

    werden 15 min.mit dem lyophilisierten Konjugat rekonstituiert. Die im Test

    verwendete Konjugatlösung ist eine mit Arbeitspuffer verdünnte Stammlösung im

    Verhältnis 1:10.

    Im Testkit enthalten sind Teststreifen mit jeweils 8 Testvertiefungen, die

    beschichtet sind mit affinitätsgereinigtem, monospezifischen, polyklonalen Anti-

    Apo(a)-Antikörper vom Schaf.

    In diese Testvertiefungen wird nun 100 ul Konjugat-Lösung vorpipettiert. Pro 8er

    Teststreifen werden 100 ul der 2 verdünnten Kalibratoren, der verdünnten

    Kontrollen und verdünnten Patientenproben zügig dazupipettiert. Die Teststreifen

    werden mit der mitgelieferten Klebefolie abgedeckt. Bei Raumtemperatur

    inkubieren die Ansätze 120 min.

    Die Vertiefungen werden anschließend mit jeweils 2 x 200 ul Arbeitspuffer

    ausgewaschen. Nach dem letzten Waschvorgang werden die Vertiefungen

    leergesaugt und durch Klopfen auf saugfähigem Papier getrocknet.

    Im nächsten Schritt wird die Substratreaktion eingeleitet durch Hinzupipettieren

    von 200 ul Substratlösung in die Testvertiefungen. Der Teststreifen wird erneut

    mit Folie abgeklebt. Die Inkubationszeit beträgt jetzt bei Raumtemperatur nur 30

    min. Die Komplexbildung wird abgebrochen durch Zugabe von jeweils 50 ul

    Stopplösung (Schwefelsäure 2 mol/l).

    Die jetzt entstandene Trübung kann genutzt werden zur

    Konzentrationsbestimmung mit einem Photometer. Die Messung erfolgt innerhalb

    von 10 min. nach Stoppen der Reaktion mit einem Vertikalphotometer

    (MicroReader®) bei 450 nm Wellenlänge.

    Da die ermittelte optische Dichte direkt proportional zur Lp(a)-Konzentration der

    mitgelaufenen Kalibratoren ist, können die Lp(a)-Serumspiegel der

    Patientenproben über die ermittelte Standardgerade berechnet werden.

  • 3.1.3. Konzentrationsbestimmung mittels Spline-Approximation

    Die Konzentrationsbestimungen erfolgen softwaregestützt über eine sog. Spline-

    Approximation. Dabei handelt es sich um ein mathematisches Verfahren, bei dem

    über mindestens 4 bekannte Punkte einer Kurve der Kurvenverlauf

    annäherungsweise bestimmt werden kann. In unserem speziellen Fall, wird über

    bekannte Lp(a) – Konzentrationen in Standardlösungen die Lp(a)-Konzentration

    der Probe ermittelt. Die Messung der Standardlösung dient dabei auch der

    Qualitätskontrolle der Messung insgesamt.

    3.2. Phänotypisierung

    3.2.1. Testprinzip

    Lp(a) ist eine Plasmafraktion, die LDL und eines, möglicherweise zwei Kopien

    eines hoch glykosilierten Antigens Apo(a) enthält, das an Apo B 100 durch

    Dislfidbrücken gebunden ist. Nach Reduktion der Plasmaproben und damit Lösen

    der Disulfidbrücke werden die Lp(a)-Isoformen entsprechend ihrem

    Molekulargewicht in einem 4-15 % Polyacrylamidgel elektrophoretisch getrennt.

    Die so getrennten Proteine werden auf Nitrozellulosemembranen transferiert.

    Nach Blockieren der freien Reaktionsstellen wird als 1.Antikörper ein

    polyklonaler Anti Lp(a) Antikörper vom Schaf an die jeweiligen Apo(a)

    Isoformen gebunden. Nach Auswaschen des überschüssigen 1.Antikörpers wird

    als 2.Antikörper ein Anti Schaf IgG, welches mit alkalischer Phosphatase

    konjugiert ist, an den 1.Antikörper gebunden und anschließend mit Substrat

    behandelt, bis die Banden sichtbar werden.

  • 3.2.2. Testdurchführung

    3.2.2.1. Probenvorbereitung

    Der Lp(a) Probenpuffer wird auf Raumtemperatur gebracht. Durch gelegentliches

    Schütteln wird das SDS aufgelöst. Es wird ein Standardansatz hergestellt aus 10

    ul Serumprobe bzw. Standardlösung, 85 ul Probenpuffer und 5 ul

    Mercaptoäthanol. Zur Reduktion der Proben inkubiert man den Reaktionsansatz in

    den verschlossenen Küvetten für 10 min. bei Raumtemeperatur.

    3.2.2.2. Elektrophorese

    Für die elektrophoretische Auftrennung der Lp(a)-Isoformen steht die

    Elektrophoreseeinheit PhastSystem® von Pharmacia zur Verfügung. Für dieses

    System sind kommerziell erhältliche SDS-Agarose-Gelplatten erhältlich in

    unterschiedlichen Graduierungen, je nach Einsatzgebiet. Für Lipoprotein (a) wird

    der Typ 4-15 benötigt. Die Gele sind auf quadratischen Kunststoffrägern in einer

    45 mm dünnen Schicht aufgetragen und werden luftdicht verpackt, gekühlt

    geliefert.

    Die Elektrophorese läuft unter Standarbedingungen ab und am Gerät über

    entsprechende Menüführung eingestellt werden:

    Umax = 250 V

    Imax = 10 mA

    Pmax = 3 W

    Temperatur + 15 °C

    Laufzeit ca. 70 min., nach Erreichen von 200 VAh

    Das Gerät gibt ein akustisches Signal, wenn der Boden der Trennkammer, auf

    den die Gele aufgelegt werden, die erforderlichen 15 °C erreicht hat . Erst dann

    kann die Elektrophorese in Gang gesetzt werden. Eine versehentliche

    Denaturierung der stark thermolabilen Proteine wird so sicher verhindert.

  • In speziellen Aussparungen an der Kathoden- und Anodenseite werden die

    ebenfalls gekühlten Pufferblöcke eingebracht.

    Nach erfolgreicher Gerätevorbereitung müssen die Proben auf das Gel

    aufgetragen werden. Hierfür werden vom Hersteller entsprechende Utensilien zur

    Verfügung gestellt, die den Vorgang vereinfachen und Fehlerquellen weitgehend

    minimieren.

    Auf einer Kunststoffschablone mit 8 Vertiefungen wird ein Paraffinfilm geprägt,

    der die Kontur der Schablone annimmt. In die Vertiefungen des Films werden 2 ul

    der in 3.2.2.1. beschriebenen Probenansätze hineinpipettiert. Da die

    Identifizierung der Isoformen später nur über einen mitgelaufenen Standard

    erfolgen kann , läßt man 3 Standards mitlaufen in Nachbarschaft zu den

    Patientenproben. In die 8 Vertiefungen werden die Proben und Standards nach

    folgendem Muster hineinpipettiert:

    1 2 3 4 5 6 7 8

    Patient Standard Patient Patient Standard Patient Standard Patient

    Für die Übertagung der Proben stehen kleine Kunsstoffapplikatoren zur

    Verfügung, die an der Unterseite Zähnchen haben im Abstand der mit den Proben

    gefüllten Vertiefungen. Der Applikator wird über den Proben ausgerichtet und die

    Oberfläche vorsichtig berührt. Die Kapillaren des Probenapplikators füllen sich.

    Anschließend wird der Applikator an der Elektrophoreseeinheit an der

    Anodenseite über eine Führungschiene vertikal eingeschoben. So ist ein optimale

    Ausrichtung und Kontakt zur Geloberfläche gewährleistet.

  • Abb. 6 : Für den exakten Auftrag der Proben stehen Kunsstoffapplikatoren zur

    Verfügung, deren Zähnchen an der Unterseite in vorpipettierte Vetriefungen eingetaucht

    werden. Eine klar definierte Menge der Probenlösung bleibt hängen und wird durch

    Kapillarkräfte angesaugt. Die Applikatoren können vertikal in die Trennkammer

    eingeschoben werden und haben Kontakt zur Geloberfläche, in die die Probenlösung

    dann diffundieren kann.

    Der Deckel der Trennkammer wird geschlossen und der Elektrophoresevorgang

    gestartet.

    Nach etwa 70 min. sind die 200 VAh erreicht und kann der Vorgang beendet

    werden.

    Was jetzt folgt, ist der diffizilere Schritt der Übertragung auf eine

    Nitrozellulosemembran, das sog. Blotting.

    Hier gab es zwei methodische Alternativen: Erstens das sog. Elektroblotting, bei

    dem nach horizontaler Auftrennung die Proteinübertragung auf die

    Nitrozellulosemembran durch eine Plattenelektrode in vertikaler Richtung erfolgt.

    Diese Methode hatten wir zunächst favorisiert, da wir uns eine höhere

    „Proteinausbeute“ und somit qualitativ bessere Ergebnisse erhofften.

    In mehreren Versuchsreihen kam es zu starken Artefaktbildungen mit verzerrten

    und verschobenen Bandenmustern. Die Ergebnisse waren nicht brauchbar und die

    Methode wurde verlassen.

  • Zuverlässiger funktionierte das sogenannte Diffusionsblotting, bei dem eine

    Nitrozellulosemembran auf das Gel aufgelegt und in einer feuchten Kammer bei

    ca. 75 °C inkubiert wird.

    3.2.2.3. Diffusionsblot

    Nach erfolgter Elektrophorese wird eine Nitrozellulosemembran kurz in

    Diffusionspuffer eingetaucht und auf das Gel aufgelegt. Es stehen kommerzielle

    verschließbare Plastikschachteln zu Verfügung, in die das „Sandwich“

    hineingelegt werden kann. Die Gele bzw. die Membranen trockneten zu stark und

    die Übertragungsergebnisse waren nicht zufriedenstellend. Bessere Erfahrungen

    haben wir mit Petrischalen gemacht, die wir mit handelsüblicher Frischhaltefolie

    luftdicht verschlossen haben. Gibt man noch einige Tropfen Diffusionspuffer

    hinzu, hat man eine perfekte feuchte Kammer und ein Austrocknen wird sicher

    verhindert.

    Die Prozedur sollte 45 – 50 Minuten bei 75 °C im Trockenschrank durchgeführt

    werden. Danach muß die Nitrozellulosemembran 1 Stunde mit Blockierpuffer

    behandelt werden.

    3.2.2.4. Inkubation mit 1.Antikörper

    Das Fläschchen mit dem Antikörper gegen humanes Lp(a) wurde nach

    Anweisung rekonstituiert. Das erhaltene Lyophilsat muß in Waschpuffer im

    Verhältnis 1 : 500 verdünnt werden. Für eine Membran empfiehlt es sich 40 ul

    Antikörperlösung mit 20 ml Waschpuffer in einer Petrischale zu vermischen. Aus

    Kostengründen hatten wir eine Versuchsreihe mit halber Antikörpermenge

    gestartet, die jedoch insbesondere bei Proben mit geringer Lp(a)-Konzentration zu

    unbrauchbaren Ergebnissen führte.

    Die Membran wird in die mit Antikörperlösung befüllte Petrischale gelegt und auf

    dem Probenmischer ca. 1 Tag lang inkubiert. Nach Herstellerangabe liegt die

    minmale Inkubatioszeit bei 2 Stunden. Für eine optimale Qualität lohnt es aber,

    sich bei diesem Schritt Zeit zu nehmen.

  • Am Folgetag wird die Membran in einer neuen Petrischale mit je 20 ml

    Waschpuffer für 2 mal 10 Minuten gewaschen. Die restlichen freien Antikörper

    sind damit entfernt.

    .

    3.2.2.5. Inkubation mit 2.Antikörper

    Der am Lp(a) haftende 1.Antikörper vom Schaf muß jetzt markiert werden durch

    einen 2.Antikörper. Die rekonstituierte Lösung mit dem Anti Schaf IgG (Fc), an

    den auch die alkalische Phosphatase für die spätere Farbreaktion gebunden ist,

    wird wie im Schritt zuvor zunächst mit Waschpuffer auf 1 : 500 ml verdünnt. Dies

    entspricht, wie oben, 40 ul Antikörperlösung in 20 ml Waschpuffer. In dieser

    Lösung wird die Nitrozellulosemembran für 1 Stunde inkubiert. Es folgt ein

    Waschgang über 10 Minuten mit Waschpufferlösung. Bevor die Membran

    entwickelt werden kann, wird sie äqulibriert mit TRIS-Puffer bei einem pH von

    9,5.

    3.2.2.6. Substratreaktion

    Im Bestimmungs-Kit des Herstellers werden 10 Fläschchen des

    Phosphataseentwicklers mitgeliefert. Nach Aufbrauchen der Entwicklerlösung

    war stets Antikörperlösung übrig, die weitere Probenbestimmungen möglich

    machten. Wir gingen dazu über, die Entwicklerlösung auch selbst herzustellen

    (siehe dazu Punkt 2.1.).

    Der pulverisierte Phosphataseentwickler wird im Fläschchen nach Vorschrift mit

    2 ml Aqua dest. rekonstituiert und anschließend mit Aqua dest. auf insgesamt 20

    ml verdünnt. Wie bereits beim 1.Antikörper, lohnt es sich auch hier nicht, aus

    Kostengründen Material zu sparen und es mit niedrigeren Konzentrationen zu

    probieren. Mehr Phosphataseentwickler bringt eine bessere Absättigung der

    Bindungsstellen und somit bessere Färbeergebnisse. In der Regel reichen 15 – 30

    min. Bad in der Lösung, bis Banden sichtbar werden. Nach fast zwei Tagen Arbeit

    ist dies der entscheidende Moment, der zeigt, ob man korrekt gearbeitet hat.

  • Die Membranen werden in reichlich Aqua dest. 3 mal für je 5 – 10 min.

    gewaschen und anschließend an der Luft getrocknet. Zum Schutz und zur

    Archivierung werden sie in verglaste Diarähmchen eingespannt.

    3.2.2.7. Auswertung der Nitrozellulosemembranen

    Die mitgelieferten Standards sind der Anhaltspunkt für die qualitative Beurteilung

    der entwickelten Nitrozellulosemembran. Alle 5 Standardbanden müssen sichtbar

    sein. Wünschenswert und eine Auswertung erleichtert es, wenn die Banden

    weitgehend parallel ausgerichtet sind. Die ermittelten Banden können so den

    Standards zugeordnet werden. Grundlage für die Auswertung bildet die

    Nomenklatur nach G.Utermann. Banden die in der Position von Apo B 100 zu

    Liegen kommen werden als B bezeichnet.. Formen, die auf Grund ihres größeren

    Molekulargewichts verzögert wandern, liegen kathodenwärts und werden mit S1,

    S2, S3, S4 usw. bezeichnet (S für „slow“). Niedermolekulare Formen, die leichter

    als die der entsprechenden B-Bande sind, kommen anodenwärts zu liegen und

    werden als F1, F2 usw. bezeichnet ( F für „fast“).

  • +

    _

    Abb. 7: Die Abbildung zeigt den Phänotyp der mitlaufenden Standardlösung mit den

    Isoformen S4, S3, S2, S1 und F. Die langsamste Isoform S 4 („slow“) kommt

    kathodennah (-) zur Darstellung, die schnellste, sog. F-Bande („fast“) wandert am

    weitesten anodenwärts (+). Die Banden der Standardlösung bilden die Referenzpunkte für

    die Bestimmung der apo(a)-isoformen in den Proben

    Die Auswertung erfolgt rein visuell und qualitativ. Ein Problem ist die kleine

    Größe der Membranen von etwa 4 cm und entsprechend kurze Wanderstrecke der

    Banden von max. 8 mm. Abfotografieren und Abscannen der entwickelten

    Bandenmuster mit entsprechenden Vergrößerungs- und

    Nachbearbeitungsmöglichkeiten erleichtert die Arbeit.

    Neben der rein qualitativen Auswertung versuchten wir eine quantitative

    Bestimmung aus der Dichte bzw. Fläche der Bande abzuleiten. Hierzu musste die

    Nitrozellulosemembran transparent gemacht werden um mit Durchlicht-Scanning

    arbeiten zu können, wie man es von anderen Elektrophoresemethoden kennt. Die

    Nitrozellulosemembran wird dabei mit einigen Tropfen Polymerlösung zwischen

  • zwei passend geschnittene PVC-Folien gelegt. Dieses Sandwich wird mit einer

    UV-Lampe für wenige Sekunden bestrahlt, was die Polymerisation einleitet. Die

    Membran wurde transparent, allerdings litt die Qualität der Proteinbanden

    deutlich unter dieser Methode, sodaß wir Durchlicht-Scanning nicht weiter

    anwendeten .

    3.3. Statistische Verfahren

    Die Datenauswertung erfolgte softwaregestützt.

    Daten unverbundener Stichproben wurden geprüft mit dem Mann-Whitney U-test

    und Chi-Quadrat-test. Verbundene Stichproben wurden geprüft mit dem

    Wilcoxon-Test. Korrelationen wurden berechnet mit dem bivariaten Test nach

    Pearson. Es wurden Überlebensanalysen nach Kaplan-Meier durchgeführt sowie

    ein multivariates Rechenmodell angewandt mittels Cox - Regressionsanalyse.

  • 4. Ergebnisse

    4.1.Statistische Basisdaten

    In die Untersuchung eingegangen sind 251 Dialysepatienten aus 2 ambulanten

    Dialyseeinrichtungen und 1 Kliniksdialyse. Als Kontrollgruppe fungierten 82

    nierengesunde Nicht-Diabetiker aus einer osteologisch/rheumatologisch

    orientierten Kliniksambulanz.

    Die Geschlechterverteilung war in der Kontrollgruppe ausgewogen (43 Frauen vs.

    39 Männer, entsprechend 52,4 % vs. 47,6 %), in der Dialysegruppe waren die

    Männer in der Überzahl (165 Männer vs. 86 Frauen . bzw. 65,7 % vs. 34,3 % ),

    repräsentativ für die Situation bei terminal Niereninsuffizienten im allgemeinen.

    Das mittlere Alter lag in der Patientengruppe bei etwa 57 Jahren, in der

    Kontrollgruppe bei etwa 55 Jahren.

    In der folgenden Übersicht sind die Daten zu Alters- und Geschlechtverteilung

    nochmals detailliert dargestellt.

    Dialysepatienten Kontrollen

    165 Männer 86 Frauen 39 Männer 43 Frauen

    27 – 89 Jahre 24 – 83 Jahre 18 – 77 Jahre 28 – 77 Jahre

    56,71 (57,0)

    2 Jahre 57,2 (61,0) Jahre 50,4 (56,0) Jahre 61,4 (64,0) Jahre

    1Mittelwert, 2 Median

    Tabelle 1: Basisdaten über Alters- und Geschlechterverteilung in der Patienten- und

    Kontrollgruppe

    Die Gruppe der terminal Niereninsuffizienten bestand aus 210 Hämodialyse-

    (83,7 %) und 41 Peritonealdialysepatienten (16,3 %). Die Spanne der

    Behandlungsdauer betrug 1 Monat bis etwa 17 Jahre, im Mittel waren die

    Patienten zum Zeitpunkt der Blutentnahme 3 Jahre an der Dialyse.

  • Bei den zugrunde liegenden Grunderkrankungen machten die chronischen

    Glomerulonephritiden etwa ein Drittel des Patientengutes aus. Die diabetische

    Nephropathie war mit rund 20 % Anteil vergleichsweise gering vertreten.

    Zusammen mit den anderen Erkrankungen ergab sich ein heterogenes

    Patientengut, vergleichbar mit dem anderer Dialyseeinrichtungen.

    Aufgrund des Metabolismus und Struktur von Lipoprotein (a) spielen

    Komorbiditäten möglicherweise eine Rolle. Nach Aktenlage wurden Diabetiker

    und Leberzirrhotiker identifiziert. Von Interesse waren insbesondere auch

    Patienten mit bereits klinisch manifester Arteriosklerose. Als Kriterium galten

    hier ein durchgemachter Herzinfarkt oder Schlaganfall, aber auch bereits

    bestehende, hämodynamisch relevante duplexsonographische und

    angiographische Befunde an Carotiden, Coronarien und Beinarterien.

    Behandlungsart:

    Hämodialyse 83,7 % (n = 210)

    Peritonealdialyse 16,3 % (n = 41)

    Mittlere Behandlungsdauer (Spannbreite) 36 Monate (1 – 201)

    Grunderkrankungen :

    Chronische Glomerulonephritis 34,7 % (n = 87)

    Diabetische Nephropathie 19,5 % (n = 49)

    Chronisch interstitielle Nephritis 12,0 % (n = 30)

    Refluxnephropathie 5,6 % (n = 14)

    Zystische Nierendegeneration 7,2 % (n = 18)

    Hypertensiv-vaskuläre Genese 6,0 % (n = 15)

    Z.n. Akutem Nierenversagen 2,8 % (n = 7)

    Malignom 1,6 % (n = 4)

    Unklare Ursache 10,8 % (n = 27)

    Komorbiditäten: ja nein

    Diabetes mellitus 20,3 % (n = 51) 79,7 % (n = 200)

    Klinisch manifeste Arteriosklerose1 42,2 % (n = 106) 57,8 % (n = 145)

    Leberzirrhose 11,9 % (n = 30) 88,1 % (n = 221)

    Tabelle 2: Kinische Basisdaten der Patientengruppe.

    1) erfaßt wurden alle durch Akutereignisse oder angiographisch gesicherten Gefäßschäden wie KHK, pAVK und Carotisstenose

  • 4.2. Experimentelle Optimierung der Methodik

    Mit zunehemendem Interesse an der Bestimmung von Lipoprotein (a)-Spiegeln,

    stieg auch das Angebot an kommerziell erhältlichen Untersuchungs-Kits. Am

    Institut für Nephrologie und Osteologie verfügten wir bereits über einen

    Nephelometer, mit dem u.a. verschiedene tubuläre Proteine schnell und einfach

    bestimmt werden konnten. Es lag nahe , dieses automatisierte Verfahren auch für

    die Lp(a)-bestimmung zu nutzen.

    Die Firma Immuno hatte zum Zeitpunkt unseres Untersuchungsbeginns zwei

    interessante Bestimmungs-Kits auf den Markt gebracht. Einerseits den

    Reagenziensatz Immunoleia® zur nephelometrischen Bestimmung mittels

    Immunpräzipitation und andererseits Immunozym®, ein sogenannter Einschritt-

    ELISA nach dem Sandwich-Prinzip.

    In einer Testreihe aus 50 zufällig ausgewählten Dialysepatienten führten wir

    Mehrfachmessungen durch zum Vergleich der Methoden untereinander und

    Überprüfung der Präzision innerhalb der Methode.

    Immunozym® ist in der Lage, auch sehr niedrige Lp(a)-Konzentrationen unter 5

    mg/dl zu messen. Die Nachweisgrenze von Immunoleia® lag aufgrund der

    mitgelieferten Standards bereits bei 12,1 mg/dl. 60 % Patienten lagen unter

    diesem Wert, sind einer exakten Bestimmung so nicht mehr zugänglich.

    Es wurden Wiederholungsmessungen durchgeführt, nachdem die Proben erneut

    eingefroren und aufgetaut worden waren. Bei beiden Untersuchungsmethoden

    zeigte sich bedingt durch die Thermolabilität des Lipoproteins erwartungsgemäß

    ein Trend zu niedrigeren Meßwerten im 2.Testlauf. Beim Immunozym® waren

    64 % der Meßwerte niedriger als beim ersten Durchgang, die maximale

    Abweichung betrug 34 %, die durchschnittliche – 12 % . 26 % lagen beim zweiten

    mal höher, die maximale Abweichung betrug 41 %, die mittlere + 14 %. Beim

    Immunoleia® konnten in der Wiederholungsmessung Werte unter 12,1 mg/dl

    allesamt bestätigt werden. Die 30 Patienten mit höheren Lp(a)-Spiegeln hatten in

    83 % der Fälle niedrigere Meßwerte im 2.Durchgang, maximale Abweichung –

    24 %, mittlere – 11 %.

  • Bei beiden Meßmethoden wird klar, daß es sich nicht um eine absolute Methode

    handelt, da es teils erhebliche Abweichungen in den Meßwerten gibt. Die

    Präzision bei mehrfach verwendeten Proben ist schlecht. Die Entscheidung, den

    ELISA zu verwenden, begründete sich dadurch, häufig auftretende niedrige

    Lp(a)-Spiegel genau zu erfassen. Der ELISA efordert allerdings mehr manuelles

    Arbeiten und unterliegt einer gewissen Lernkurve. Durch Übungseffekte konnte

    die Genauigkeit der Methode aber deutlich verbessert werden, wie der Abgleich

    mit den mitgelieferten Standards später zeigte. Der Thermolabilität gerecht

    wurden wir, indem wir Proben nur quantitativ bestimmten, wenn sie erstmalig

    aufgetaut wurden. Die Abweichungen zum Standard überschritten in den

    Meßreihen nie mehr als 10 %

    Aber auch die qualitative Bestimmung (Phänotypisierung) hielt Fallstricke bereit.

    Alternativ zum letztlich verwendeten Diffusionsblot (siehe 3.2.2.3) kam ein

    Elektroblotverfahren versuchsweise zum Einsatz, bei dem die Proteinübertragung

    durch Anlegen einer Spannung an Plattenelektroden unterstützt wird. Von der

    Theorie her sollte die Proteinausbeute dadurch verbessert werden. In unseren

    Versuchsreihen zeigten sich jedoch gehäuft Artefakte mit duplizierten oder

    verzogenen Bandenmustern, die eine Auswertung unmöglich machten.

    Problematisch erwies sich auch das hier notwendige Entfernen des Gels vom

    Kunststoffträger mit einem dünnen Draht. Das während der Elektrophorese

    gekühlte Gel wird relativ spröde und reißt leicht ein. Die Ausfallquote war schon

    rein wirtschaftlich nicht zu vertreten, weitere Experimente in dieser Richtung

    wurden nicht fortgeführt.

    Mit dem Diffusionsblot umgeht man diese Probleme, da das Gel selbst auf dem

    Kunsstoffträger liegen bleiben kann. Die Blotting-Resultate waren jedoch nicht

    von Anfang an überzeugend. Wir identifizierten mehrere Gründe und konnten

    durch Modifizierung des Verfahrens die Ergebnisse deutlich verbessern.

    Das Milieu in der Blottingkammer darf nicht zu trocken sein. Die kommerziell

    erhältlichen Kunststoffkassetten schließen oft nicht optimal. Mit herkömmlicher

    Cellophan-Haushaltsfolie verschlossene Petrischalen waren die bessere

    Alternative.

  • Um zusätzliche Feuchtigkeit in die Blottingkammer zu bekommen, gibt man ein

    bis zwei Tropfen Diffusionspuffer hinzu. Die Nitrozellulosemembran sollte dann

    auf ein kleines quadratisches Podest gelegt werden, damit es nicht im Puffer

    schwimmt, sonst kann es zu unerwünschten Verdünnungseffekten kommen.

    Bei Verwendung der Reagenzien zahlt sich Großzügigkeit aus. Ausreichende

    Antikörpermenge und eine ausreichende Inkubationszeit ist zu beachten. Die in

    der Literatur vorgeschlagenen 2 Stunden sind als Minimalanforderung zu sehen,

    gemessen an den Resultaten erscheint uns der Zeitraum zu kurz, besser ist

    Inkubieren des 1.Antikörpers über Nacht. Darüberhinaus sollte reichlich

    Phosphataseentwickler verwendet werden, den man in beliebiger Menge leicht

    selbst herstellen kann. Dadurch erfolgt eine bessere Substratabsätigung. Dies führt

    einerseits zu brillianteren Ergebnissen, was die Auswertung erleichtert, und

    bringt eine Verbesserung der Sensitivität des Verfahrens.

    Hatten wir anfangs Probleme, Phänotypen bei Patienten mit Lp(a) < 10 mg/dl

    darzustellen, konnten wir durch methodische Optimierung die Nachweisgrenze

    auf etwa 5 mg/dl senken.

    4.3. Bestimmung der Lp(a) Serumspiegel

    4.3.1. Vergleich der Dialysepatienten mit den Kontrollen

    Aus oben erläuterten Gründen wurden zunächst rein quantitativ die Lipoprotein

    (a) – Spiegel aus den 251 Patienten – und 82 Kontrollproben bestimmt. Zur

    Anwendung kam das in Punkt 3.1 beschriebene ELISA-Verfahren. Die Trübung

    der Probenlösung führt zu einer der Lp(a)-Konzentration proportionalen

    Extinktion.

    Aus der photometrisch ermittelten Extinktion der Standardlösungen wurden

    softwaregestützt die Lp(a)-Konzentrationen der Patientenproben berechnet.

    Mathematisch geschieht dies über eine sog. Spline-Approximation, bei der über

    bekannte Punkte einer Kurve die restlichen Punkte der Kurve annäherungsweise

    bestimmt werden können.

  • Standardlösungen enthalten bekannte Lp(a)-Konzentrationen. Die Bestimmung

    dieser dient somit auch der Qualitätskontrolle der Meßmethodik.

    Abb. 8 : Datenblatt zur Ermittlung des Zusammehangs zwischen photometrisch

    ermittelter Extinktion (Y-Achse) und Lp(a)- Konzentration (x-Achse). Aus den

    Meßpunkten der Standardlösungen wird der Kurvenverlauf annäherungsweise bestimmt.

    Die Abweichungen der eigenen Messungen lagen bei 3,5 – 10,3 %.

  • Abb. 9 : Datenblatt, das exemplarisch das Resultat einer Meßreihe mit insgesamt 43

    Patienten zeigt. Aus den Extinktionen der Standardlösungen (gesamte Spalte 1 und Spalte

    2 feld A und B) mit bekannter Lp(a)-Konzentration werden die Lp(a) Konzentrationen

    softwaregestützt berechnet und angezeigt (im Feld Patientennummer, darunter Extinktion,

    darunter Lp(a)-Konzentration)

    In beiden Gruppen fiel eine hohe Variabilität der Lp(a)-Konzentrationen auf

    ohne Unterschied im erreichbaren Maximum.

    In der Patientenprobe lagen die Messwerte zwischen 0 – 118,4 mg/dl, in der

    Kontrollgruppe zwischen 0 – 119,5 mg/dl.

    Beiden gemeinsam ist die schiefe Verteilung mit starker Tendenz zu niedrigeren

    Lp(a) – Konzentrationen. 75 % der Messwerte in der Patientengruppe liegen unter

    37,0 mg/dl vs. 32,85 mg/dl bei den Kontrollen. Die als Grenzwert angesehenen

    30 mg/dl werden in der Patientengruppe lediglich in 31,5 % der Fälle überboten,

    in der Kontrolle immerhin noch in 25,6 % der Fälle.

  • Der Mittelwert bei den Dialysepatienten lag bei 25,55 mg/dl vs. 22,28 mg/dl, der

    Median bei 13,05 mg/dl vs. 8,15 mg/dl. Der Unterschied erreicht kein

    Signifikanzniveau. (p = 0,32).

    Dialysepatienten Kontrollen

    N 251 82

    Mittelwert 25,55 mg/dl 22,28 mg/dl

    Median 13,05 mg/dl 8,15 mg/dl

    Standardabweichung 27,46 mg/dl 25,05 mg/dl

    Varianz 754,18 627,54

    Schiefe 1,44 1,559

    Kurtosis 1,29 2,01

    Minimum 0 mg/dl 0 mg/dl

    Maximum 118,4 mg/dl 119,5 mg/dl

    Percentile25 5,18 mg/dl 5,88 mg/dl

    Percentile 50 13,05 mg/dl 8,15 mg/dl

    Percentile 75 37,00 mg/dl 32,85 mg/dl

    Tabelle 3: Lp(a)-Konzentrationen bei Dialysepatienten und Kontrollen: Statistische

    Basisdaten. Die Kontrollgruppe unterscheidet sich im Mittelwert nur wenig von der

    Patientengruppe. Auch die Variabilität und Verteilung der Meßwerte sind im Grundsatz

    vergleichbar. Ein Trend zu höheren Lp(a)-Spiegeln in der Patientengruppe ist dennoch

    erkennbar

    Graphik 1: Prozentuale Verteilung der Lp(a)-Konzentrationen (in mg/dl) bei Patienten

    0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0110,0

    Lp(a) Konzentration

    0%

    5%

    10%

    15%

    20%

    25%

    Pro

    zen

    t

  • Graphik 2 : Prozentuale Verteilung der Lp(a)-Konzentrationen (in mg/dl) bei den

    Kontrollen

    Bei beiden Kollektiven (Patienten, siehe Graphik 1 und Kontrollen) zeigt sich die schiefe

    Verteilung mit klarer Tendenz zu niedrigeren Lp(a)-Spiegeln.

    4.3.2. Subgruppenanalyse

    Von besonderem Interesse war die Frage, ob sich innerhalb der Patientengruppe

    Subgruppen herauskristallisieren, die durch erhöhte Lipoprotein (a) –Spiegel

    auffallen.

    Vor dem Hintergrund der entsprechenden Grunderkrankung unterscheiden sich

    lediglich die Diabetiker im Niveau des Lp(a) – Spiegels signifikant vom Rest der

    Patienten (Mittelwert 35,33 mg/dl vs. 24,51 mg/dl, p = 0,02*).

    Patienten mit anderen nephrologischen Grunderkrankungen, insbesondere

    Glomerulonephritiden, unterscheiden sich nicht wesentlich von den Kontrollen.

    Eine bereits klinisch relevant gewordene Arteriosklerose korrespondiert mit

    erhöhten Lipoprotein (a) –Spiegeln, im Mittel 30,08 mg/dl im Vergleich zu

    22,25 mg/dl bei klinisch unauffälligen Patienten (p = 0,03* ).

    0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0110,0

    Lp(a) - Konzentration

    0%

    5%

    10%

    15%

    20%

    25%

    30%

    35%

    Pro

    zen

    t

  • Betrachtet man Diabetiker ohne dokumentierte Gefäßkomplikationen (n = 29),

    unterscheiden sich diese aber nicht vom Normalkollektiv .

    (Mw 22,0 mg/dl vs 22,3 mg/dl)

    Patienten mit bestehendem Leberparenchymschaden ( n = 30 ) haben mit einem

    Mittelwert von 18,48 mg/dl tendentiell den niedrigsten Lipoprotein (a) – Spiegel,

    wenn auch nicht auf Signifikanzniveau (p = 0,13) .

    Beim Vergleich der Dialyseverfahren zeigen sich tendentiell höhere Werte bei der

    Peritonealdialyse (Mw 31,37 mg/dl) im Vergleich zur Hämodialyse (24,42 mg/dl),

    p = 0,14.

    Etwa die Hälfte des Patientenkollektivs dialysierte zum Zeitpunkt der

    Probengewinnung länger als drei Jahre. Veränderungen der Lipoprotein (a) –

    Spiegel in Abhängigkeit der Behandlungsdauer waren nicht abzuleiten.

    Subgruppe Mittelwert SD Median Signifikanzniveau p < 0,05

    Kontrolle (n = 82) 22,28 27,46 13,05 Grundkrankheit Chron. Glomerulonephritis (n = 87) 21,43 24,26 12,10

    Diabetes mellitus (n = 49) 35,33* 35,30 21,15 vs. Kontrolle

    andere (n = 115) 24,51 25,10 13,05

    Dialyseverfahren Hämodialyse (n = 210) 24,42 26,55 11,76 P = 0,11 vs PD.

    Peritonealdialyse (n = 41) 31,37 31,44 20,38 P = 0,09 vs Kontrolle

    Behandlungsdauer. ≤ 36 months

    (n = 125)

    27,91 30,70 13,87

    Behandlungsdauer. > 36 months

    (n = 126)

    23,21 23,72 12,10

    Komorbiditäten Apparente Arteriosklerose (n = 106) 30,08 * 29,18 18,09 vs Kontrolle

    Leberzirrhose (n = 30) 18,48 20,21 7,27 P = 0,14 vs übrige Patienten

    Tabelle 4: Übersicht über Lp(a)-Spiegel als Subgruppenanalyse. Lediglich Diabetiker

    und Patienten mit manifester Arteriosklerose unterscheiden sich im Lp(a)-Niveau

    signifikant von der Kontrollgruppe. Peritonealdialysepatienten scheinen im Vergleich zu

    HD-Patienten zu höheren Lp(a)-Spiegeln zu tendieren

  • 4.3.3. Lp(a) – Spiegel in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht

    Im Gesamtkollektiv haben Frauen signifikant höhere Lp(a) –Spiegel als Männer,

    Mittelwert 28,6 mg/dl vs. 22,3 mg/dl, p = 0,03. In der Patientengruppe sind es die

    über 55-jährigen Frauen, die den höchsten Mittelwert aufweisen (35,07 mg/dl, p <

    0,005 vs. männliche Pat.) , und die sich auch deutlich von jüngeren Patientinnen

    unterscheiden. Diese Altersabhängigkeit kann in der Kontrollgruppe nicht

    nachgewiesen werden.

    Dialyse Kontrolle

    m w m w

    Mw Median Mw Median Mw Median Mw median

    Gesamt 22,74 11,49 30,95 18,40 20,42 8,4 23,97 8,1

    [ n = 165 ] [n = 86 ] [ n = 39 ] [ n = 43 ]

    ≤ 55 y 24,97 13,68 23,98 12,15 21,76 7,5 29,37 21,95

    [ n = 66 ] [ n = 32 ] [ n = 19 ] [ n = 10 ]

    > 55 y 21,25 9,9 35,07** 20,79 19,14 9,2 23,97 7,1

    [ n = 99 ] [ n = 54 ] [ n = 20 ] [ n = 33 ]

    Tabelle 5: Lp (a) – Konzentrationen (Mittelwerte und Mediane) in Abhängigkeit

    von Alter und Geschlecht. Insbesondere Dialysepatientinnen jenseits der 55 weisen

    erhöhte Lp(a)-Werte auf.

  • Graphik 3: Lp(a) in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht bei Dialysepatienten

    Graphik 4: Lp(a) in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht bei Kontrollen

    5630 10857N =

    alt (> 55 J)jung (< 55 J)

    Lp

    (a)

    Ko

    nze

    ntr

    atio

    n in

    mg

    /dl

    140

    130

    120

    110

    100

    90

    80

    70

    60

    50

    40

    30

    20

    10

    0

    -10

    m

    w

    3310 2019N =

    alt (> 55 J)jung (< 55 J)

    Lp

    (a)

    Ko

    nze

    ntr

    atio

    n in

    mg

    /dl

    140

    130

    120

    110

    100

    90

    80

    70

    60

    50

    40

    30

    20

    10

    0

    -10

    m

    w

  • 4.4. . Phänotypisierung von Apo(a)

    4.4.1. Anpassung der Nomenklatur

    Nach erfolgreicher elektrophoretischer Auftrennung, Westernblot und

    Farbreaktion erhält man im Idealfall scharf abgegrenzte Proteinbanden, die sich

    leicht den mitgelaufenen Standards zuordnen lassen.

    Neben den 5 Standards F, S1, S2, S3 und S4 ließen sich in unseren Proben und

    mit unseren Verfahren noch 7 weitere Zwischenformen identifizieren. Insgesamt

    konnten 12 verschiedene apo(a) - Isoformen detektiert werden. Patienten- und

    Kontrollgruppe zeichneten sich durch eine vergleichbare Heterogenität aus.

    Lediglich die Zwischenform S4-S5 und die schnelle F2 Bande waren in der

    Kontrollgruppe nicht zu finden bei allerdings wesentlich geringerer Fallzahl.

    In der Nomenklatur nach Utermann, welche die Grundlage für die von uns

    verwendeten Standards darstellt, ist eine Bezeichnung für Zwischenformen nicht

    vorgesehen, sodaß man mit Kompromißbezeichnungen wie eben erwähnt arbeiten

    muß. Für statistische Betrachtungen und graphische Darstellungen bietet sich ein

    zumindest ordinalskaliertes System an. Der theoretische Hintergrund über den

    Aufbau von apo(a) kommt einem hier entgegen. Es besteht ein linearer

    Zusammenhang zwischen Anzahl der Kringle IV-Wiederholungen, dem

    Molekulargewicht und der Wanderungsgeschwindigkeit von apo (a).

    In Anlehnung an die Arbeitsgruppe um Kamboh, denen es gelang, bis zu 26

    verschiedene Isoformen zu identifizieren, werden die Isoformen mit steigender

    Wanderungsgeschwindigkeit bzw. abnehmender Masse von 1 – 26

    durchnumeriert. [Kamboh et al, 1991]

    In dessen Arbeitsgruppe war es Craig, der darauf hinwies, daß das

    Molekulargewicht von apo(a) nicht absolut zu bestimmen ist, da es Einflußgrößen

    wie dem Glycosilierungsgrad, unterliegt.

    Unser Versuch, unterschiedliche Nomenklatursysteme kompatibel darzustellen

    basiert auf dieser Arbeit aus dem Jahr 1993. Die theoretische Masse von apo(a)

    liegt mit 12 – 37 Kringle IV repeats bei lediglich 186 – 503 kDa. Über cDNA

    Sequenzanalyse war eine theoretische Molekularmasse von 250 kDa für 17

  • Kringle IV repeats errechnet worden. Ein Kringle IV wird mit 12,7 kD geschätzt,

    woraus sich die anderen Isoformen theoretisch errechnen lassen. Die tatsächliche

    Masse liegt aber höher. Dies weiß man durch SDS-PAGE von apo(a) mit

    Haptoglobin 2-2 Polymere als mitlaufenden Standard. Die Erklärung für diese

    Diskrepanz liegt im Glycosilierungsgrad, der etwa 28 % beträgt und zum

    Gesamtgewicht erheblich beiträgt. Die berechnete Molekularmasse von apo(a)

    liegt nach Berücksichtigung dieser Faktoren bei 238 kDa für 12 Kringle IV-

    repeats und 643 kDa für 37 kringle IV repeats. [Craig et al, 1993]

    Mit diesen Eckdaten versuchten wir unsere eigenen Isoformen auf Grundlage der

    Utermann-Klassifikation in ein praktikablerers lineares System zu übertragen,

    dessen bewußt, daß es Schätzunegn sind und Überlappungen im Einzelfall auch

    Fehlbeurteilungen nach sich ziehen können Die hier verwendeten

    Molekulargewichtsbereiche mögen deshalb nur als Orientierung dienen, um

    Vergleichbarkeit mit anderen Arbeiten zu erzielen.

    Im weiteren werden wir auch das lineare System mit Isoformen 1 – 12 verwenden.

    Isoformen 1 – 6 sind langsam wandernde Isoformen mit hohem Molekulargewicht

    (high molecular weight, hmw), Isoformen 7 – 12 sind schnell wandernd und

    haben ein niedriges Molekulargewicht (low molecular weight, lmw).

  • Utermann

    (modifiziert)

    Kamboh

    (modifiziert)

    Anzahl Kringle IV

    (Schätzung)

    Molekulargewicht

    (Schätzung)

    F3 13 12-13 238,0 kD – 254,2 kD

    F2 12 14-15 270,4 kD – 286,6 kD

    11 16-17 302,8 kD – 319,0 kD F1

    B 10 18-19 335,2 kD – 351,4 kD

    S1 9 20-21 367,6 kD – 383,8 kD

    S1-2 8 22-23 400,0 kD – 416,2 kD

    S2 7 24-25 432,4 kD – 448,6kD

    S2-3 6 26-27 464,8 kD – 481,0 kD

    S3 5 28-29 497,2 kD – 513,4 kD

    S3-4 4 30-31 529,6 kD – 545,8 kD

    S4 3 32-33 562,0 kD – 578,2 kD

    S4-5 2 34-35 594,4 kD – 610,6 kD

    S5 1 36-37 626,8 kD – 643,0 kD

    Tabelle 6: Darstellung der Isoformen mit dem Versuch sie in unterschiedliche

    Nomenklaturen einzuordnen. Grundlage stellt die Nomenklatur nach Utermann aus dem

    Jahr 1989 dar (linke Spalte). Eine andere Möglichkeit ist das chronologische

    Durchnummerieren von der langsamsten gefundenen Isoform kathodennah bis zur

    schnellsten (anodennah), wie es Kamboh 1992 publizierte. Die Anzahl der Kringle IV-

    Wiederholungen und die Angaben des Molekulargewichts basieren auf theoretischen

    Überlegungen und stellen Schätzwerte dar. Insbesondere der unterschiedlich hohe

    Glycosilierungsgrad läßt das Molekulargewicht erheblich variieren.

  • 4.4.2. Isoformenanzahl

    Wie in Punkt 3.3. beschrieben, erhält man nach Elektrophorese, Westernblot und

    Färbereaktion ein Bandenmuster auf der Nitrozellulosemembran, das unter

    Abgleich mit dem mitgelaufenen Standard manuell ausgewertet wird.

    Es erfolgt eine Zuordnung der auf den Patientenspuren identifizierbaren Banden

    zu den Standardbanden mit bekannter Molekülgröße. Die Zuordnung ist häufig

    nicht eindeutig. In den folgenden Beispielen wird deutlich, dass Zwischenformen

    auftreten, die in ihrer Wandergeschwindigkeit keiner Standardbande entsprechen.

    Man hätte die fraglichen Banden der am nächsten gelegenen Standardbande

    zuordnen können. Uns erschien es aber sinnvoll, Zwischenformen einzuführen

    und entsprechend ihrer Position zu benennen, z.B. S 3-4 für eine Isoform

    zwischen S 3 und S 4.

    In den Proben lassen sich in 48,6 % (Patienten) bzw. 50 % (Kontrollen) eine

    Isoform nachweisen, zwei Proteinbanden finden sich in 40,6 bzw. 41,5 % der

    Fälle. Patienten und Kontrollen verhalten sich diesbezüglich identisch.

    Bei Lp(a)-Konzentrationen unter 5 mg/dl wurde die Darstellung von Isoformen

    problematisch, in 8,8 % bzw. 7,3 % der Proben gelang kein Nachweis.

    Gemessen an der bisher veröffentlichten Literatur waren wir überrascht 8

    Membranen bei den Patienten und 3 Membranen bei den Kontrollen zu finden, in

    denen deutlich und gut abgrenzbar 3 und 4 Isoformen zur Darstellung kamen.

    Dies hatte sich auch bei Wiederholungsmessungen bestätigt.

  • Beispiel 1:

    P S P S

    Beispiel 2:

    P S P P S P S P

    Beispiel 3:

    P S P P S P S P

    Abb.10: Dargestellt sind entwickelte Nitrozellulosemembranen mit dektierten Bandenmustern von Patienten (P) - und Standardseren (S). Man erkennt die

    unterschiedliche Zahl von Isoformen, meist eine oder zwei , in Einzelfällen auch

    mehrere, wie auf Spur 3 in Beispiel 1. Die Zuordnung der Banden ist nicht immer

    eindeutig. Eine klare Zwischenform stellt Spur 8 in Beispiel 2 dar. Die Bande liegt

    zwischen S3 und S4 und wird dementsprechend als S3-4 bezeichnet. Inhomogenitäten im

    elektrischen Feld während der Elektrophorese sowie Verziehungen beim Blotting

    beeinträchtigen die Qualität der Bandendarstellung wie die „Wellenform“ auf Spur 1 und

    2 im Beispiel 1zeigt.

  • 4.4.3.Detektierte Phänotypen

    Die Darstellung der Banden entspricht der Expression des dazugehörigen Gens

    und dem daraus synthetisierten Protein. Wir beschreiben hier Proteinmuster, das

    als Phänotyp der dazu korrespondierenden Allele (Genotyp) bezeichnet wird.

    In unserer Untersuchung konnten wir 53 Phänotypvarianten differenzieren. Diese

    Vielfältigkeit war insbesondere in der wesentlich größeren Patientengruppe zu

    sehen. In den Kontrollen waren es immerhin noch 28 verschiedene

    Kombinationen aus Isoformen .

    Wie oben bereits erwähnt, mißlang eine Phänotypisierung im Sinne eines

    Bandennachweises in 8,8 % der Fälle bei den Patienten und in 7,3 % der Fälle bei

    den Kontrollen. Allerdings ist zu berücksichtigen , dass in diesen Gruppen nur in

    5 bzw. 3 Fällen auch in der quantitativen Bestimmung (ELISA) kein Nachweis

    gelang, es sich wahrscheinlich nur bei 2 % bzw. 3,6 % der Probanden um

    „echte“ Nullallele handelt. In den anderen Fällen scheint die Methode an Grenzen

    zu stoßen. Diese Proben ohne Bandennachweis wiesen im ELISA Lp(a)-

    Konzentrationen unter 5 mg/dl auf.

    Darüberhinaus traten in einzelnen Fällen Phänotypen mit drei und vier

    Proteinbanden auf. Diese Phänotypen sind gekennzeichnet durch eine heterogene

    Zusammensetzung, in der stets hoch – und niedermolekulare Isoformen zu finden

    sind. Die Hälfte der gefundenen Phänotypen (27 von 54) besteht aus derartigen

    Kombinationen, nur in 12 Fällen liegen rein hochmolekulare und in 11 rein

    niedermolekulare Varianten vor.

    Trotz aller Vielfalt und je nach Größe der untersuchten Population nahezu

    unendlich erscheinender Kombinationsmöglichkeiten, lassen sich schließlich

    80 % der Proben auf nur noch 18 verschiedene Phänotypen reduzieren.

  • Dialysepatienten Kontrollen

    Phänotyp Apo(a)Klasse 1 Häufigkeit [%] kumulativ [%] Häufigkeit [%] kumulativ [%]

    5 hmw 9,2 9,2 15,9 15,9

    3 hmw 14,7 23,9 12,2 28,1

    4 hmw 12,7 36,6 13,4 41,5

    N Kein Nachwei