bad eggenberg - vom charme der 70er jahre zur auster von eggenberg
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Seminararbeit | Theorie-Geschichte-Methode | TU Graz | 2010TRANSCRIPT
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Bad Eggenberg Vom Charme der 70er Jahre zur Auster von Eggenberg
Alexander Lienhart 0730639 WS2010
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Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung .............................................................................................................................................. 3
2.Der Charme der 70er Jahre .................................................................................................................. 4
3. Architektin Frau Herta Fraueneder Rottleuthner ................................................................................ 9
4 Die Auster von Eggenberg öffnet sich ................................................................................................ 12
5. fasch&fuchs ....................................................................................................................................... 17
6. „Aus alt mach Neu“ ........................................................................................................................... 18
7.Quellenverzeichnis ............................................................................................................................. 20
8.Bildverzeichnis .................................................................................................................................... 21
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1.Einleitung
Das Bad Eggenberg existiert nicht mehr, Grund genug es aufzuarbeiten, um diesen
speziellen Teil von Graz nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. In meiner
wissenschaftlichen TGM-Arbeit möchte ich das Bad Eggenberg vor 2008 analysieren
und so aufarbeiten, dass man sich ein Bild davon machen kann. Ich möchte
Hintergründe des Baus, seine Umbauten, seine Bedeutung bei der Grazer
Bevölkerung und etwaige Mängel untersuchen. Wie der Titel der Arbeit schon
erahnen lässt, werde ich zunächst den Werdegang des Bad Eggenbergs ab dem Jahre
1972 aufrollen. Ich werde mich mit den frühen Anfängen des Eggenberger Bades ab
1972 mit seinen Umbauten sowie mit der Bedeutung des Bades in Graz aber auch mit
den aufkommenden Problemen zu dieser Zeit auseinandersetzen. Weiter wird das
Bad Eggenberg ab 1996 beleuchtet, da zu diesem Zeitpunkt erste Umbaupläne
aufgrund von bereits zahlreichen teils schweren Mängeln aufkamen, bis hin zum
Abbruch 2008. In diesem Teil werde ich aber auch näher auf die Architektin Frau Dipl.
Ing. Herta Fraueneder Rottleuthner eingehen, da ich es als essentiell ansehe, die
Planerin des Gebäudes vorzustellen umso das Gebäude auch verstehen zu können.
Im dritten Teil werde ich schließlich auf das neue Bad Eggenberg ab 2008 eingehen,
auch hier wird das planende Architekturbüro Fasch&Fuchs näher beleuchtet. Ich
muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich persönlich nicht in Graz aufgewachsen bin
und daher das alte Bad Eggenberg nur von meinen Recherchen im Archiv sowie von
Bildern und Texten kenne. Vom neuen Bad Eggenberg habe ich mir jedoch während
der Bauzeit öfters, sowie auch nach Fertigstellung und schließlich nach der Eröffnung
eigene Eindrücke verschafft. Danach werde ich die beiden Grazer Bäder
gegenüberstellen und die Unterschiede widerspiegeln. Außerdem möchte ich darauf
hinweisen, dass mir bei meiner Recherche bewusst wurde, dass das alte Bad
Eggenberg bereits jetzt in Graz nahezu vergessen zu sein scheint, umso interessanter
schien mir daher die Recherche. Abschließend muss ich noch erwähnen, dass mein
Thema ein sehr umfangreiches ist, da es genaugenommen zwei Bauwerke behandelt,
würde ich auf beide Gebäude mit all ihren Facetten und Merkmalen eingehen, würde
dies den Rahmen dieser TGM-Arbeit bei Weitem sprengen, so habe ich versucht die
mir als wichtig scheinenden Punkte zu bearbeiten und anzuführen.
4
2.Der Charme der 70er Jahre
Das Bad Eggenberg wurde in den Jahren 1972 bis 1973 erbaut und war ein Frei- und
Hallenbad. Es wurde für diese Zeit üblich für den Schul- und Schwimmsport
konzipiert. Das Grundstück, welches eine Fläche von 5ha einnimmt befindet sich im
Grazer Bezirk Eggenberg an der Ecke Janzgasse und Georgigasse und gehörte vor dem
Beginn der Stadt Graz. Die gesamte Fläche, in deren Nähe sich auch das Eggenberger
Stadium befindet, war als Ackerfläche ausgeschrieben.1 Der Bauplatz eignete sich
aufgrund der Größe und der Nähe des Zentrums sehr gut für dieses Bauvorhaben.
Der Bezirk Eggenberg wuchs immer enger mit dem Stadtgebiet Graz zusammen und
so überraschte die Entscheidung auch nicht diesen Platz auszuwählen. Der
Bauwerber war damals die Wiener Städtische Versicherungsanstalt. Die Planung
wurde der österreichischen Architektin Frau Dipl. Ing. Herta Fraueneder Rottleuthner
übertragen. Aus der Baubeschreibung ist zu entnehmen, dass die Konstruktionsart
Stahlskelettbauweise gewählt wurde und außen bereits Ortbeton als Sichtoberfläche
verwendet wurde. Auch Betonplatten wurden als finale Oberfläche im Außenbereich
verwendet, im Innenbereich wurde als finale Oberfläche Ziegel gewählt. Mit
Zustimmung der Grazer Verkehrsbetriebe wurde die Georgigasse nicht reguliert, die
Janzgasse wurde aber auf die vorgesehen Regulierungsbreite von 24 Meter
ausgebaut.2 Die Begrenzungen wurden so gewählt, dass die Gebäudegruppen im
Norden und Westen als Trennung zu den Parkplätzen und Straßen fungierten, im
Süden und Osten wurde das Areal mit einem Zaun begrenzt.
1 Vgl. Stadtarchiv Graz, Bauakte Janzgasse 21, Mappe 2
2 Vgl. Stadtarchiv Graz, Bauakte Janzgasse 21, Mappe 3
5
Bild 1: Perspektivische Ansicht des Bad Eggenbergs
Das Hallenbad selbst war um einen Innenhof organisiert um den sich alle
Umkleidebereiche befanden, von hier aus führte auch eine Treppe ins Obergeschoss
wo sich die Schwimmhallen befanden. Unmittelbar in der Nähe befand sich eine
weitere Treppe die zum Saunabereich, zu den Ruheräumen und teils geschlossenen
teils offenen Terrassen, welche durch eine Mauer gegen Einsicht geschützt waren,
führte. Vom Saunabereich gelangte man wiederum in ein Freischwimmbecken für
Saunagäste, aber auch in die Hauptschwimmhalle. In dieser befand sich ein 25 Meter
Schwimmbecken mit einer Breite von 16,6 Metern und sechs Startsockeln sowie ein 1
und 3 Meter Sprungbrett. Dieser Bereich wurde durch eine große Glasfassade in
Richtung Süden mit dem Außenbereich verbunden (Siehe Bild 4). Im Westen und
Norden der Hauptschwimmhalle war eine Galerie angelegt um bei sportlichen
Veranstaltungen genügend Platz für Zuseher zu schaffen. Das Freigelände war in
verschieden Funktionsbereiche wie Liegewiese, Ballspielwiesen und Kleinkindbereich
unterteilt. Diesen Freibereich erreichte man vom Haupteingang aus, in diesem waren
der Becken vorzufinden waren. Das Nichtschwimmerbecken war so gestaltet, dass es
sowohl als Lehrschwimmbecken sowie auch als Nichtschwimmerbecken verwendet
werden konnte, es hatte eine Tiefe von 0,6 Meter bis 1,3 Meter. Das Sprungbecken,
welches 20 Meter lang und 19 Meter breit war verfügte über zwei 1 Meter und zwei
3 Meter Sprungbretter, zusätzlich aber auch noch einen Sprungturm mit Plattformen
6
in 1, 3, 5, 7.5 und 10 Metern Höhe und stellten so eine komplette Sprunganlage dar.
Ein Schwimmerbecken mit einer Länge von 50 Metern und einer Breite von 21
Metern sowie einer Tiefe von 1,80 – 2,20 Meter, welches über sechs Startbahnen
verfügte, war ebenfalls im Freibereich vorhanden.3
Bild 2: Grundriss Bad Eggenberg
Bereits aus dieser kurzen Beschreibung des Bades lässt sich erkennen, dass das
Eggenberger Bad sehr durchdacht und überaus organisiert war, jedoch vielleicht
sogar so sehr das auf eine bestimmte Raumwirkung vergessen wurde. Es entstanden
harte und stark strukturierte Räume und Raumfolgen. Bereits 1977 musste das Bad
für eine Summe von 1 Mio. Schilling entsprechend des Bäderhygienegesetzes saniert
werden, auch Umbauten entsprechend des Brandschutzes waren notwendig. Im Jahr
1982 kam es zu einem Brand in der Blocksauna, wobei dieser Bereich der Sauna
zerstört wurde. Es folgte ein Neubau des Saunabereiches, jedoch sollten noch
mehrere Umbauten folgen. Das Bad hatte sich in der Bevölkerung als solides Bad
bewährt und wurde auch von vielen Vereinen in Anspruch genommen. Das
Nachfrageverhalten änderte sich zusehends und auch das Bad selbst hinkte diesen
bereits bei der Eröffnung ein wenig hinterher. So wurde 1982 eine Rutsche im
3 Vgl. Stadtarchiv Graz, Bauakte Janzgasse 21,Mappe 3 ff
7
Freibereich installiert, sowie weitere Ergänzungen wie Spielautomaten aufgestellt,
um den Besuchern mehr Attraktivität bieten zu können. Auch für den professionellen
Schwimmsport herrschten nicht optimale Verhältnisse, da für nationale und
internationale Wettkämpfe ein 50 Meter Schwimmbecken zwar vorhanden war, dies
aber nur im Freien. Wettkämpfe und des Trainings unter Wettkampfbedingungen
waren nur im Sommer möglich. Nach einigen Betriebsjahren bestand
Handlungsbedarf insbesondere aufgrund der erforderlichen Investitionen in
Brandschutzanlagen sowie den überhöhten Betriebskosten, die durch Wasserverlust,
veraltete Haustechnik und mangelnde Wärmedämmung bedingt waren. So
investierten 1996 die Grazer Freizeitbetriebe 20 Mio. Schilling ins Bad Eggenberg um
diesem wieder auf die Sprünge zu helfen. In diesem Jahr tauchten auch erstmals
Pläne für einen Umbau mit überdachten Becken auf(Siehe Bild 3).
Bild 3: Visualisierung eines möglichen Umbaus der die Überdachung des 50 Meter
Beckens vorsieht
Ein überarbeitetes Badeangebot sowie neu saniert bescherte das Eggenberger Bad
den Grazer Freizeitbetrieben hohe Besucherzahlen, jedoch nur bis ins Jahr 2000, in
dem es kurz vor der Schließung stand. Der Grund dafür war einerseits ein veralteter
Bau, aber vor allem hatte sich das Nachfrageverhalten der Badegäste im Laufe der
Jahre stark verändert. 2001 wurde nach Meldung der Grazer Freizeitbetriebe von
8
einer Schließung des Eggenberger Bades eine Unterschriftenaktion von Vereinen und
Badgästen initiiert. Diese Aktion zeigt, dass langjährige Badegäste um ihr Bad
kämpfen und an ein Aus des Bad Eggenberges nicht denken wollten. Doch die
Bedingungen im Bad verschlechterten sich zusehends, sodass im September 2002
Schwimmbahnen gesperrt werden, da Lampen drohten von der Decke zu fallen.4
Daraufhin bekennte sich der Gemeinderat Ende 2002 einstimmig zum Umbau, dass
diesen Beschluss jedoch lange Jahre des Hin und Her der Politik sowie Zu und
Absagen der Finanzierungen folgten ahnten die Badegäste noch nicht.5 Jedoch führte
diese Zeitspanne zu einem entscheidenden Punkt in der Geschichte des Bades,
sodass nach zahlreichen gescheiterten Umbau und Sanierungsversuchen 2007 der
Beschluss für den Abriss des Eggenberger Bades und zum gleichzeitigen Neubau
beschlossen wird. Das Bad Eggenberg nahm aber als größtes Bad in Graz einen
wichtigen Stellenwert ein, so zählte das Bad bis vor seine Schließung 120.000
Besucher im Hallenbad und 100.000 Badegäste im Freibad pro Jahr, aufgrund dieser
Besucherströme war es wohl die einzig richtige Entscheidung hier Platz für ein neues
Projekt zu schaffen, das den Bedürfnissen der Badegäste entspricht.6
Bild 4: Südfassade des Bad Eggenberges Bild 5: Aufnahme während des Abbruchs
4 Vgl. Aufregung im Bad Eggenberg: Beleuchtung drohte abzustürzen, in: Kleine Zeitung, 24. September 2002, S.
28. 5 Vgl Sportstätten: Große Pläne, viel Hoffnung, wenig Geld, in: Die Presse, 12 Mai 2004, S.18.
6Vgl. Interview mit Dr. Michael Krainer, geführt von Streets of Graz, 12.1.2009,
http://www.youtube.com/watch?v=cvZyjGhJ7ds am 12.1.2011
9
3. Architektin Frau Herta Fraueneder Rottleuthner
Bild 6: Frau Herta Fraueneder
Frau Herta Rottleuthner wurde am 11.12.1912 in der Steiermark in Bruck an der Mur
geboren. Bereits in jungen Jahren verstarb 1914 ihr Vater, infolgedessen lebte sie in
Bruck an der Mur mit ihrer Mutter, die ursprünglich aus Basel stammte, mit ihren
beiden Schwestern und ihrer Großmutter. Auf die Frage ihrer Herkunft antwortete
sie: „Ich kam aus einem Frauenstaat“7. Schon früh kam sie mit dem Baugewerbe in
Kontakt, da ihr Großvater Baumeister war, der unter anderem auch die Böhler-Werke
in Kapfenberg geplant hatte und Großgrundbesitzer in Bruck an der Mur war.
Nachdem auch der einzige Onkel von Herta Fraueneder verstorben war, sah sich ihr
Großvater, da es keine männlichen Erben gab, dazu veranlasst sämtliche Besitztümer
der Familie der Stadt Bruck an der Mur zu übertragen. Lediglich ein Gutshof blieb der
Familie, welcher durch Bewirtschaftung das Überleben der Familie sichern konnte.
Frau Fraueneder musste bereits ein Jahr früher mit ihrer Schwester zusammen die
Schulbank drücken, sie war eine ausgezeichnete Schülerin und maturierte bereits mit
17 Jahren am Realgymnasium in Bruck an der Mur. Bereits 1929 immatrikulierte sie
als zweite Frau nach Anna Lülja Praun die Studienrichtung Architektur an der
Technischen Hochschule in Graz. Anna Lülja hatte bereits 1924 Architektur in Graz
inskribiert, musste ihr Studium aber frühzeitig aufgrund von politischer Quälereien
der Nationalsozialisten sowie einer schweren Erkrankung abbrechen. Herta
Fraueneders Empfang an der Universität war kalt und unfreundlich, Lehrende
reagierten mit besonders harten Klausuren, jedoch konnte sich der starke Wunsch
7 Felicitas M. Konecny, Anna G. Wagner, Lebenslinien, in: Eva & Co. Eine feministische
Kulturzeitschrift, Heft 16, Graz.
10
nach Selbständigkeit von Frau Fraueneder behaupten, sodass sie 1935 als erste Frau
ein Diplom an der Technischen Hochschule in Graz in Händen halten durfte. Dafür
wurde ihr zu Ehren ein Denkmal vor der Technischen Hochschule Graz errichtet(siehe
Bild 8). Bereits während ihres Architekturstudiums sammelt sie Praxis und arbeitete
im Jahre 1933 neun Monate in Bielefeld, und 1934 fünf Monate bei Heribert
Eichholzer in Graz. Jedoch verlief ihr Start ins Berufsleben holprig. Sie nahm eine
Stelle in Regensburg an, die Bezahlung war aber so schlecht, dass sie nach nur neun
Monaten an Skorbut leidend, ihre Stelle aufgab und sich bei einer Freundin in
Rumänien erholen musste. Später pflegte Frau Fraueneder stets zu sagen; „Eine Frau
muss immer bei Null anfangen“8. Zwei Jahre später kehrte Herta Fraueneder 1938 in
ihre Heimat zurück und heiratete zu Beginn des Kriegs den Architekten Ernst
Rottleuthner, der jedoch kurz nach der Hochzeit in den Krieg ziehen musste und erst
1947 heimkehrte. In der Zeit von 1941 bis 1944 brachte sie drei Kinder zur Welt,
leitete ein selbständiges Büro und absolvierte 1946 die Ziviltechnikerprüfung. Bis ins
Jahr 1968 arbeitete sie gemeinsam mit ihrem Mann im eigenen Büro in Bruck an der
Mur. Nach der Scheidung 1986 führte sie das Büro mit Hilfe ihrer Tochter weiter bis
1988 und trat schließlich mit 76 Jahren die Pension an. Sie verstarb am 21.4.1999 in
Bruck an der Mur.
Frau Herta Fraueneder sorgte vor allem mit den Schwimmbädern die sie plante und
auch baute für Aufsehen. Das erste Bad nach ihren Entwürfen entstand 1953 in
Niklasdorf. Weitere Bäder in Hartberg, Güssing, Hallein, Bruck an der Mur, ein Umbau
in Trofaiach, sowie auch das Bad Eggenberg folgten. „Wesentlich für den Erfolg ihrer
Bäder war der jeweils gut durchdachte innere Organisationsablauf, der sowohl
Wettkämpfe als auch normalen Badebetrieb mit den verschiedenen Funktionen
problemlos nebeneinander ermöglichte. Ihre Entwürfe waren eine subtile
Wegeführung ohne Hinweisschilder, durch Blickpunkte, kleine Treppen und
lebendigen Zäunen aus Berberitzen und Rosen.“9 Besonderes Augenmerk legte Frau
Herta Fraueneder auch auf den Kleinstkinderbereich. Sie erfand auch die
„Freilandgehschule“, welche ein in einer Mulde leicht abgesenktes Planschbecken
8 Brigitte Dorfer: Acht berühmte Frauen in, aus und um Graz, in: Frauen zu Graz, Hg.: Ilse Wieser.
Graz 2000. 9 Felicitas M. Konecny, Anna G. Wagner, Lebenslinien, in: Eva & Co. Eine feministische
Kulturzeitschrift, Heft 16, Graz.
11
und gut überschaubar war. Somit war die Beaufsichtigung von Kindern erleichtert.
Außerdem wurde sie auch mit vielen Möbelentwürfen und Einrichtungen bekannt,
aber sie plante und baute auch Wohnbauten, Geschäftseinrichtungen und Schulen in
ihrer fünfzig jährigen Tätigkeit als Architektin.
Bild 7: Unterschrift von Frau Fraueneder
Bild 8: Denkmal vor TU-Graz
12
4 Die Auster von Eggenberg öffnet sich
Nachdem der Beschluss 2007 gefallen war, dass das Bad Eggenberg neu errichtet
wird, wurde zuerst ein zweistufiger europaweiter Wettbewerb gestartet, an dem sich
148 Architektenteams beteiligten. Die Zielsetzung des Landes Steiermark und der
Stadt Graz, welche als Bauträger fungierten, war eine Sicherung des einzigen
Schwimmsportzentrums im Süden Österreichs mit einem 50 Meter Sporthallenbad
und damit ausreichende Wasserfläche für den Individual- Schul- und
Vereinsschwimmsport bereit zu stellen. Ein weiterer Punkt war die wirtschaftliche
Attraktivierung des Standorts und eine langfristige Sicherung der Sportstätte für
Schulen und Vereine mit idealer Verbindung zum Publikums und Wellenbereichs.
Außerdem sollte eine synergetische Betriebsführung des Gesamtstandortes des
Bades zu einer Verminderung der Betriebskostenabgaben der Freizeit Graz GmbH
und der Graz AG führen. Die Planungsaufgabe beinhaltet eine Sporthalle nach
internationalen Maßen, ein Freibadareal und eine Wellnessanlage, und sollte eine
Gesamtfinanzierungssumme von 31 Mio. Euro nicht überschreiten. Am 5.12.2007
stellten sich 46 Projekte der Jury, welche aus diesen wiederrum 8 Projekte auswählte.
Im Rahmen der 2. Jurysitzung vom 13.02.2008 wurde schlussendlich das Projekt der
Bürogemeinschaft Hemma Fasch und Jakob Fuchs, bekannt als das Architekturbüro
fasch&fuchs, zum Siegerprojekt gekürt.10
10
Vgl. Das Bad Eggenberg wird morgen fixiert: Gemeinderat beschließt 30-Millionen-Projekt, in Kleine Zeitung,
23. Mai 2007, S. 31.
13
Bild 9: Modell des neuen Bad Eggenbergs
Nach einer Bauzeit von 18 Monaten und 2 Monaten Testbetrieb wurde das Bad
Eggenberg namens „die Auster von Eggenberg“ am 10. Februar 2011 eröffnet. Weder
die verschobene Eröffnung, diese sollte im Herbst 2010 stattfinden, noch eine
Überschreitung des Budgets schadeten dem Projekt. Das Bad trägt den Spitznamen
die Auster, da sich der Bau wie eine halb geöffnete Auster über das Areal erstreckt.
Die Form soll zum Einen Schutz bieten und zum Anderen auch einen größtmöglichen
Bezug zum Außenbereich herstellen. Die Situierung des Objekts stellt hinzukommend
auch einen Schutz des Außenbereichs gegenüber den beiden Straßen, Janz- und
Georgigasse dar. Das neue Bad Eggenberg stellt das modernste Sportbecken in
Südösterreich dar und bietet mit dem 50 Meter Schwimmbecken den steirischen
SpitzenschwimmerInnen und WasserspringerInnen optimal Trainingsmöglichkeiten,
auch ein Lehrschwimmbecken ist im Inneren vorzufinden. Dass das Bad auch für
Wettkämpfe ein idealer Ausgrabungsort ist, stellte das Bad mit den im Frühjahr 2011
dort veranstalteten Staatsmeisterschaften unter Beweis. Auch der neu gestaltete
Außenbereich besticht durch ein 50 Meter Becken, ein Sprungbecken mit einem 10
Meter Turm, ein Anfänger und Nichtschwimmerbecken, und neuen Ruhezonen. Auch
die neue Wellnesswelt verspricht Entspannung und Erholung mit 2000 m²
Saunalandschaft, welche sich über zwei Etagen erstreckt und mit einem Solebecken,
Jacuzzi, Finnischer Sauna, Dampfbad, Tepidarium und einer Feuergrotte ausgestattet
14
sind, um nur einige Angebote hier zu erwähnen.11 Zusätzlich stehen 1000 m²
Therapie-, Massage- und Behandlungsbereiche zur Verfügung. Auch bauphysikalisch
sowie energetisch hat das Gebäude einiges zu bieten, insgesamt sorgen 400
Quadratmeter Solarkollektoren für eine umweltschonende Wasseraufbereitung. Eine
1000 m² Glasfassade lässt die Blickbeziehung zwischen Straße und Sportbad zu. Der
gesamte Innenraum wird mit LED-Lampen ausgeleuchtet und schafft so
unterschiedlichste Lichtstimmungen, aber auch die gespannten Segel verschaffen
dem Raum eine angenehme Atmosphäre. Die Fassade besteht aus 2400 speziellen
Schuppen, welche die Fassade mit unterschiedlichen Schattierungen zusätzlich
beleben. Außerdem sind alle Becken mit einem Sicherheitssystem ausgestattet,
welches den Namen „Blue Fox“ trägt und ein Signal auslöst sobald ein Gast längere
Zeit unter Wasser ist. Dies wird mit dem Chipband, welches jeder Badegast erhält
ausgelöst, somit ist rasche Hilfe im Falle eines Unglücks möglich. In den ersten
Betriebsmonaten waren durchschnittlich 150 Kunden im Wellnessareal und zusätzlich
600 Badegäste im Bad Eggenberg.12
Bild 10: Letzte Arbeiten vor der Eröffnung
Bild 11: Eingangsbereich der Auster 11
Vgl. Die Auster öffnet sich, Nagelneu und Hochmodern, in: Weekend Steiermark, Heft 1, 21.Jänner 2011, Seite 48,49. 12
Vgl. Die Auster: Die Stärken Die Schwächen, in: Kleine Zeitung, 26. März 2011, Seite 30,31.
15
Bild 12: Innenaufnahme
Bild 13: Innenaufnahme
Bild 14: Schnitt durch das Sportbad
16
Bild 15: Grundriss Eggenberger Bad
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5. fasch&fuchs
Die Bürogemeinschaft fasch&fuchs besteht aus den beiden Architekten Hemma
Fasch und Jakob Fuchs und besteht seit 1994. Hemma Fasch wurde 1959 in Graz
geboren und erhielt ihr Diplom bei Günther Domenig nach Abschluss ihre
Architekturstudiums in Graz 1989. Im Zeitraum von 1992-1998 arbeitete sie als
Assistenten an der TU Wien bei Helmut Richter. 1994 erhielt sie ihre Befugnis und
lebt und arbeitet ab diesem Zeitpunkt in Hausmannstätten bei Graz und in Wien.
Jakob Fuchs wurde 1958 in Hopfgarten in Tirol geboren. Er studierte in Innsbruck so
wie auch in Wien Architektur und erhielt sein Diplom 1989 bei Herrn Prof. Ernst
Hiesmeyer an der TU-Wien. Danach war er als Assistent an der TU-Wien tätig, zuerst
im Jahre 1990 bei Herrn Prof. Ernst Hiesmeyer und von 1991-1999 bei Herrn Prof.
Helmut Richter. Seit 1994 lebt und arbeitet er in Wien. Das Architektenduo weist mit
seinen Arbeiten eine hohe Erfolgsquote bei Wettbewerbsteilnahmen auf und erhielt
zahlreiche nationale und internationale Architektenpreise.13 Zu den zahlreich
umgesetzten Projekten von Hemma Fasch und Jakob Fuchs gehören in der
Steiermark unter anderem das Grazer Kindermuseum und der Um- und Zubau des
LKH Knittelfeld. Das erfolgreiche Architekturbüro erhielt bereits zahlreiche
Auszeichnungen und verfasste auch einige Publikationen. Bemerkenswert ist auch die
Vielfalt der Projekte die realisiert wurden, diese beinhalten Schulen, Wohnbauten,
Schiffsstationen, Krankenhäuser und auch Museen, um nur einen kleinen Ausschnitt
hier anzuführen.14
Bild 16: Das Architektenduo Jakob Fuchs(links) und Hemma Fasch(rechts) 13
Vgl. Nextroom.at: fasch&fuchs, < http://www.nextroom.at/actor.php?id=1960&inc=datenblatt>, in: <http://www.nextroom.at/>, am 16.12.2011 14
Vgl. fasch&fuchs.architekten: Bauten http://www.faschundfuchs.com/index.php?top=bauten>, in: < http://www.faschundfuchs.com>, am 16.12.2011
18
6. „Aus alt mach Neu“
Stellt man die beiden Bäder von Bad Eggenberg gegenüber und lässt nur Daten und Fakten
sprechen, stechen sofort einige Aspekte hervor. Die Wasserfläche des neuen Bad Eggenbergs
hat sich im Vergleich zu seinem Vorgänger nahezu verdoppelt, außerdem steht nun endlich
ein überdachtes 50 Meter Becken allen professionellen Schwimmern zur Verfügung. Nicht zu
vergessen ist der Wellness Bereich, der immerhin fast die Hälfte des neuen Eggenberger
Bades ausmacht. Es scheint, dass das neue Bad Eggenberg über all das verfügt was dem
alten Eggenberger Bad fehlte. Bei näherem Betrachten scheint es nicht nur so, sondern der
erste Eindruck bestätigt sich nach und nach. Man muss fast froh sein, dass aufgrund
politischer Diskussionen und langem Hinauszögern der Neubau beschlossen wurde. Meiner
Meinung nach wäre ein Umbau oder eine Sanierung des Eggenberger Bades nur ein
schlechter Kompromiss gewesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Umbau die
zeitgemäßen Standards so erfüllen hätte können wie die Auster von Eggenberg jetzt. Auch
aus bautechnischer und wirtschaftlicher Sicht sehe ich die Entscheidung zum Neubau als
vollkommen richtig. Meiner Meinung, die sich auf die Recherchen bezieht, hätte das
Eggenberger Bad von Herta Fraueneder seine Startschwierigkeiten nie überwinden können,
da bereits bei der Planung nicht auf die Bedürfnisse der zukünftigen Nutzer eingegangen
wurde. Alle Bemühungen später das Bad zu verändern, umzubauen, wie es auch geschehen
ist, konnten das Gesamtbild nicht beeinflussen. Auch das von Frau Herta Fraueneder
geplante Bad in Gleisdorf konnte nicht erhalten werden und wurde durch einen Neubau von
dem Büro Pittino & Ortner, der auf gnadenlos zeitgenössische Architektur mit geneigten
Ebenen, schrägen Sichtbetonwänden und einer auskragenden Restaurant-Terrasse baut,
eretzt. Hinzukamen stets Diskussionen in der Politik auf, die das Image des Bades über Jahre
belastet haben. Wenn man die Zeitungsartikel verfolgt entwickelte sich das Eggenberger Bad
Jahr für Jahr seit der Eröffnung immer mehr zum Problembad und ein reibungsloser Betrieb
wurde immer schwieriger. Jedoch finde ich, dass man das Eggenberger Bad nicht vergessen
sollte, da es doch für Jahre Badegästen zur Verfügung stand. Mit dem Abriss und Neubau
wurde ein klarer Schlussstrich gezogen und die Chance für einen Neustart tat sich auf.
Obwohl die Baukosten überschritten und die Bauzeit nicht eingehalten werden konnten, bin
ich doch der Meinung, dass die Stadt Graz mit dem Entwurf des Architekturbüros diese
Chance genutzt hat. Natürlich ist abzuwarten wie sich das Projekt entwickelt, schließlich
19
kann man nach nur wenigen Monaten noch keine ausführliche Bilanz ziehen. Außerdem ist
der Außenbereich noch nicht fertiggestellt, jedoch scheint es in die richtige Richtung zu
gehen. Vielleicht ist dadurch auch kein Gedanke mehr an das alte Bad Eggenberg
verschwendet worden, da man sich mit einem Schlag alle Sorgen und Probleme des Bades
entledigen konnte. Ich hoffe und denke auch, dass das neue Bad Eggenberg, sollten nicht
gravierende Baumängel festgestellt werden, in Zukunft seine Rolle sehr gut erfüllen wird.
Dies hat es einerseits mit den österreichischen Staatsmeisterschaften aber auch aus den
ersten Meldungen aus der Bevölkerung bestätigt. Es bleibt also nur mehr zu hoffen, dass die
Auster weiterhin geöffnet bleibt.
20
7.Quellenverzeichnis
Stadtarchiv Graz
Bauakte Georgigasse 85, Mappe 1,2.
Bauakte Janzgasse 21,Mappe 1,2,3.
Literatur
Brigitte Dorfer: Frauen zu Graz, Acht berühmte Frauen in, aus und um Graz. von, Ilse
Wieser (Hg.). Graz 2000.
fasch & fuchs ZT GmbH, Wien: < http://www.architekturwettbewerbe.at/competitio
n.php?id=206&cid=1284>, in: < http://www.architekturwettbewerbe.at> am
16.12.2010(6 Plakate der Wettbewerbspräsentation mit Plänen und Erläuterungen)
Felicitas M. Konecny, Anna G. Wagner, Lebenslinien, in: Eva & Co. Eine
feministische Kulturzeitschrift. Heft 16 Graz 2005
Gerhard M. Dienes (Hg): Eggenberg, Geschichte und Alltag. Graz 1999
Gemeinderatssitzung am 11. November 1999: Ausbau des Sportbeckens im Bad
Eggenberg/Gründung eines Leistungszentrums für den Schwimmsport in Graz
Anfrage von GR Simbürger und GR Kolar (SPÖ) an den Bürgermeister
Nextroom.at: fasch&fuchs, <http://www.nextroom.at/actor.php?id=1960&inc=daten
blatt>, in: <http://www.nextroom.at/>, am 16.12.2011
Zeitungs- Magazinartikel
Aufregung im Bad Eggenberg: Beleuchtung drohte abzustürzen, in: Kleine Zeitung, 24.
September 2002, S. 28.
Das Bad Eggenberg wird morgen fixiert: Gemeinderat beschließt 30-Millionen-
Projekt, in Kleine Zeitung, 23. Mai 2007, S. 31.
Die Auster öffnet sich, Nagelneu und Hochmodern, in: Weekend Steiermark, Heft 1,
21.Jänner 2011, Seite 48,49.
Dieses Hallenbad ist doch ganz einfach am Ende!, In: Kleine Zeitung, 11. November
2001, S. 29.
Die Auster: Die Stärken Die Schwächen, in: Kleine Zeitung, 26. März 2011, Seite
30,31.
21
Sportstätten: Große Pläne, viel Hoffnung, wenig Geld, in: Die Presse, 12 Mai 2004,
S.18.
25 Jahre Bad Eggenberg, in: Impuls 1998, S. 3.
Audiovisuelle Quelle
Interview mit Dr. Michael Krainer, geführt von Streets of Graz, 12.1.2009,
http://www.youtube.com/watch?v=cvZyjGhJ7ds am 12.1.2011
8.Bildverzeichnis
Titelbildcollage: Verfasser, 22.3.2011
Bild 1: Unbekannter Verfasser,
<http://woment.mur.at/images/Frauneder_EggenbergerBadModell.jpg> am 5.2.2011
Bild 2:Verfasser, am 25.1.2011
Bild 3: Angelo Kaunat, <http://www.team-a-graz.at/proj_508_bild_aj.shtml> am 5.2.2011
Bild 4: Markus Leodolte,
<http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/1817044/index.do>, am 6.2.2011
Bild 5: Markus Leodolte,
<http://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/graz/1817044/index.do>, am 6.2.2011
Bild 6: Unbekannter Verfasser,
<http://woment.mur.at/images/Frauneder_EggenbergerBadModell.jpg> am 5.2.2011
Bild 7: Verfasser, am 25.1.2011
Bild 8: Verfasser, am 11.12.2010
Bild 9: fasch&fuchs ,<http://www.faschundfuchs.com/index.php?top=bauten&sub=egg>, am
6. 2.2011
Bild 10: Verfasser, am 16.12.2012
22
Bild 11: Unbekannter Verfasser, <http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4705.html> am
8.2.2011
Bild 12: Unbekannter Verfasser, <http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4705.html> am
8.2.2011
Bild 13: Unbekannter Verfasser, <http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4705.html> am
8.2.2011
Bild 14: Unbekannter Verfasser, <http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4705.html> am
8.2.2011
Bild 15: Unbekannter Verfasser, <http://www.gat.st/pages/de/nachrichten/4705.html> am
8.2.2011
Bild 16: Unbekannter Verfasser,
<http://www.faschundfuchs.com/index.php?top=bauten&sub=egg>, am 6. 2.2011