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Bücherwaage - Fundgrube Archäologie - Ausstellungen Weitere Themen: Die Illuminaten Serie Geheimbünde „Hitler lebt“ Zur Sage vom „Kaiser im Berg“ Die Bedeutung des Parcival- Mythos Nr. 1/2012 4,00 € ISSN 1860-6857 Baron Julius Evola & die polare Tradition Trojaburg Zeitschrift für europäische Frühgeschichte & Mythologie

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Bücherwaage - Fundgrube Archäologie - Ausstellungen

Weitere Themen:Die Illuminaten

Serie Geheimbünde„Hitler lebt“Zur Sage vom

„Kaiser im Berg“

Die Bedeutung des Parcival-

Mythos

Nr. 1/2012 4,00 € ISSN 1860-6857

Baron Julius Evola & die polare Tradition

TrojaburgZeitschrift für europäische Frühgeschichte & Mythologie

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Inhalt

Schwerpunktthema

Schwerpunktthema: Julius Evola 10Julius Evola & die solare Tradition 12Julius Evola & die SS 14

FrühgeschichteWer erfand den Streitwagen? 4O.K. Schmich (†): Die Ostseeküste des Ptolemaios 24 Erdställe als Zufluchtsorte angekündigter Weltendeszenarien? 27

MythologieDennis Krüger: Die Bedeutung des Parcival-Mythos 06 Wolfgang Ziegler: Die Geheimnisse der Klosterruine Disibodenberg 32Dennis Krüger: Hitler lebt? Zur Variation der Sage vom Kaiser im Berg 36Otto Rahn & der Kristallschädel - zur Authentizität einer mysteriösen „Depositarliste“ 18

Serie GeheimbündeDie Illuminaten 20

RubrikenArchäologische Fundgrube 5/37Ausstellungen & Termine 38Ausstellungstip: Wallmuseum Oldenburg 39Bücherwaage 35/ 36

ImpressumTrojaburgISSN 1860 - 6857

Parzifal e.V.Essener Str. 246236 Bottrop

Tel: 02041/709977Fax: 02041/761194

Leserbriefe & Anregung an:[email protected]

Schriftleitung:Dennis KrügerBaldur Wieborg

Gestaltung: DruckfahneDruck: Eigendruck

Auflage: 1000 Expl.

Einzelpreis: 4,00 €Abonnementenpreis: 15,00 € /

4 Ausgaben (Jahresabo)

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Geehrte Leserinnen und Leser,diese Ausgabe der Trojaburg ist die erste, die unter dem Dach des Vereins Parzifal e.V.

erscheint. Es war nur ein kleiner Halbsatz in der Satzung des Trojaburg e.V., die schließlich eine Auflösung ununumgänglich machte, da organisatorische Änderungen nicht mehr wirksam wer-den konnten. Zugleich wurde durch die Auflösung der Weg geebnet für eine breitere Ausrichtung nicht nur der Zeitschrift Trojaburg. Die Arbeit des Trojaburg e.V. zur europäischen Frühgeschichte und Mythologie wird nunmehr vom Verein Parzifal e.V. übernommen, der seit Juli 2011 unter den Stichworten „Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft“ nicht nur frühgeschichtliche Themen be-handelt, sondern auch aktuelle Geschehnisse dokumentiert und Lösungsansätze für die Zukunft Deutschlands und Europas erarbeiten will. Die bisherige Internet-Präsenz www.trojaburg-ev.de wurde durch den Verein Parzifal übernommen (fortan www.parzifal-ev.de) und wird auch weiter-hin Themen zur Frühgeschichte und Mythologie, aber auch zur Zeitgeschichte behandeln. Zudem werden innerhalb des Vereins auch aktuelle Nachrichten und Hintergründe dokumentiert, die Sie unter der Seite www.parzifal.info erreichen.Der Forsite-Verlag wird unter dem Dach des Parzifal e.V. weiterhin die Zeitschrift Trojaburg publizieren, allerdings wird es künftig zwei Ausgaben pro Jahr geben, die halbjährlich erschei-nen und etwa den doppelten Umfang umfassen. Leider wird die Trojaburg künftig nicht mehr im Bahnhofsbuchhandel erhältlich sein, sondern nur noch im Abonnement oder im Versandhandel - bestehende Abonnements werden übernommen. Ich danke daher allen treuen Käufern des Bahn-hofsbuchhandels und lade Sie zum künftigen Erwerb der Zeitung auf unserer Versandseite www.forsite-verlag.de/shop.de ein, wo Sie auch weitere Literatur zur Frühgeschichte, Mythologie und verborgenem Wissen erwartet.

Dennis Krüger / Schriftleitung Trojaburg

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4 Trojaburg 1/2012

Frühgeschichte

Das Pferd wurde vermutlich Ende des 5. Jahrtausends gezähmt, wobei umstrit-

ten ist ob im Osten oder Westen Europas, da für beide Gebiete sehr frühe Datierungen vorliegen (ca. 5500 v.Zw.). Kurz danach kamen die ersten Pferdewagen auf, die sich nahezu zeitgleich seit Mitte des 4. Jahrtausends in Europa und im Vorderen Orient (Sumer) nach-weisen lassen. Diese vierrädrigen Wagen dienten zumeist als Beför-derungsmittel, waren für direkte Kriegshandlungen jedoch unge-eignet. Erst die einachsigen, zwei-rädrigen Streitwagen - eigentlich Streitkarren - revolutionierten die

Kriegsgeschichte. Sie konnten für die Aufklärung, schnelle Über-fälle und zur Unterstützung der Fußtruppen eingesetzt werden, wobei sie Breschen in die feindli-che Verteidigungslinie schlugen. Die ersten schriftlichen Überlie-ferungen, die derartige Streitwa-gen erwähnen, finden sich bei den indogermanischen Hethitern und im Rigveda, dem heiligen Buch der Indoarier.

Nun hat eine deutsch-russische Archäologengruppe in der um 2000 v.Zw. gegründeten Siedlung Arkaim die ältesten Spuren eines Streitwagens entdeckt. Das der indogermanischen Andronow-Kultur zugerechnete Arkaim zählt zu einer Reihe in kreisform angelegter Siedlungen, die direkt östlich des Urals wie aus dem Nichts auftauchen. In den Kur-gan-Grabhügeln fand man nicht nur Überreste der hier lebenden Menschen, sondern auch Reste von Zaumzeug, Streitwagen und Pferdeschädel, deren C-14Werte auf 1960 v.Zw. bestimmt wurden. Doch woher kamen die offensicht-l ichen Einwanderer?

Der Spiegel (31/2011) schreibt dazu:Manche vermuten, daß zugerei-ste „Arier“ die 4000 Jahre alte Zivilisation am Ural begründe-ten. In einigen der Orte fand man Hakenkreuze („Swastika“) auf Waffen und Keramiktöpfen - ein typisches Zeichen jenes Volks-stammes, dessen ursprüngliche Heimat keiner kennt.“

Alles spricht indes dafür, daß die primär von Viehzucht lebenden Arier aus dem Norden Europas stammen. Hier bestand auch die Möglichkeit, aus den schwerfäl-ligen vierrädrigen Pferdewagen schon früh die Kriegsstreitwagen zu entwickeln, mit denen man seine Viehherden auf den Südost-wanderungen gut kontrollieren, andererseits aber auch feindli-chen Widerstand bequem bre-chen konnte. In die gleiche Zeit fallen auch die Südwanderungen arischer Stämme, die vermutlich die vorhellenische Mykenische Kultur begründeten.

Auf den schwer zu datierenden, mindestens aber bronzezeitli-chen Felsbildern von Bohuslän /

Schweden, finden sich dem-entsprechend zahlreiche Ab-bildungen von ein-achsigen Streitwagen, deren Lenker auf

der Wagendeichsel stan-den (Bild links oben). Die-se erscheinen als früheste

Formen der Streitwagen, die später seitlich geschützte

hölzerne Plattformen für Fahrer und weitere Krie-ger aufwiesen.

Bild links: Zeichnung von Georg Biedenkapp

Wer erfand den Streitwagen?von Dennis Krüger

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Archäologische Fundgrube

Frühkeltische Gräber, die auf dem Magdalenenberg bei Villingen-Schwenningen entdeckt wurden, waren auf den Mond und den Sternenhimmel ausgerichtet. Das zeigen neue Untersuchungen von Wissenschaftlern des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. Die Anordnung der Grä-ber um das zentrale Fürstengrab stimmt demnach mit den Stern-bildern des nördlichen Himmels überein. Die Anlage erfüllte da-mit die Funktion eines am Mond-zyklus ausgerichtetes Kalender-Werks, wie ein Archäologen-Team um Allard Mees vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz betonte. Mithilfe moderner astronomischer Software konnten die Wissenschaftler nun auch das genaue Alter der Anlage bestim-men: Sie stammt aus dem Jahr 618 v. Zw. Die etwa 100 Meter breite Grabanlage ist damit der größ-

te Grabhügel der frühkeltischen Epoche in Mitteleuropa.Das Abbild des Sternenhimmels vom Magdalenenberg zeigt eine Sternkonstellation, die von der Wintersonnenwende bis zur Som-mersonnenwende zu sehen ist. Allard Mees gelang es, den da-maligen Sternenhimmel mittels Computersimulationen zu rekon-struieren. So wurden die Überein-stimmungen mit den Ausrichtun-gen der Gräber deutlich.Schon Caesar berichtete über die Zeitrechnung der keltischen Kultur nach dem Mond. Die er-sten Zeugnisse für eine keltische Kultur gehen auf das achte Jahr-hundert vor Christus zurück. Ihr Kernsiedlungsgebiet war im heutigen Süddeutschland und in Ostfrankreich. Durch die Erobe-rungen der Römer und die damit einhergehende Vernichtung der keltisch/gallischen Kultur geriet auch ihre Art der Kalenderrech-nung in Vergessenheit. Quelle: Wissenschaft.de

Links: Der Magdalenenberg

Keltische Grabanlage als Mond-Kalender identifiziert Neue Hinweise auf Wurzeln der Osterinsel-Urbevölkerung

Bereits 1947 bewies Thor Heyer-dahl mit seiner Kon-Tiki-Segel-tour, daß die Besiedlung der Osterinseln von Amerika aus theoretisch möglich gewesen wäre. Nun erhärtet Erik Thorsby (Universität Oslo) diese Annah-me durch charakteristische Spu-ren südamerikanischer Vorfahren im Erbgut von Osterinsulanern. So könnten die indianischen Seefahrer Nachkommen auf der Osterinsel hinterlassen haben. Die ersten Pioniere seien aber dennoch Polynesier gewesen und hätten auch den größten Teil der Bevölkerung gebildet. Genau dies hatte Heyerdahl auch vermutet und entwarf das Szenario einer von Südamerika einwandernden langköpfigen „Herrenschicht“ weißer „Atlanter“ unter ihrem Führer Viracocha, dessen Auf-bruch in den Westen auch in sü-damerikanischen Mythen festge-halten wurde. Quelle: Wissenschaft.de

Ein Wissenschaftlerteam um Wil-liam D’Andrea University of Ne-braska hat anhand von Klimada-ten aus Sedimentproben zweier grönländischer Seen neue Daten über die Klimageschichte Grön-lands veröffentlicht: Demnach hatten Klimastürze zu Beginn des 15. Jahrhunderts die europäischen Siedler auf dem nordamerikani-schen Kontinent zur Aufgabe ge-zwungen.. Bereits um 875 n.Chr.

hatte der Wikinger Gunnbjørn bei einer Erkundungsfahrt die größte Insel der Welt entdeckt, die geographisch zum nordame-rikanischen Kontinent gehört. 982 erreichte dann Erik der Rote von Island aus den Südwesten der Insel, die er Grænland, alt-nordisch für „Grünland“ taufte. Diese Bezeichnung verdeutlicht die Klimabedingungen, die da-mals dort herrschten. Durch die

mittelalterliche Warmzeit gedieh im südlichen Küstengebiet eine üppige Vegetation. Zwischen 1000 und 1400 wurden mehrere Siedlungen und Kirchen errich-tet, von denen heute noch Rui-nen zeugen. Die letzte schriftli-che Aufzeichnung der Wikinger, die von einer Hochzeit berichtet, stammt aus dem Jahr 1408 - da-nach schweigen die Quellen.Quelle: Wissenschaft.de

Klimasstürze beendeten die Besiedlung durch die Wikinger

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Frühgeschichte Die Bedeutung des Parcival-Mythos

Parcival, Sohn des Rit-ters Gahmuret und der Königin Herzeloyde wächst in der Waldein-

öde von Soltane auf. Trotzdem zieht es den jungen Mann von „auffallender Schönheit, Ge-wandtheit und Kraft“ in die Welt seines ihm unbekannten Vaters, die Welt der Ritter.Vom Edelmann Gurnemanz in die Normen ritterlicher Lebens-führung und Kampftechniken eingeführt, erlernt Parzival höfi-sches Verhalten (Gewinnung der Scham, Ablegen des Narrenklei-des, Rituale des christlichen Got-tesdienstes).Parzival bewährt sich trotz sei-ner Unbedarftheit als Ritter und gewinnt die Hand der Königin Condwiramus und die Herrschaft über das Königreich.Nachdem er das Reich geordnet hat, verläßt er – wie sein Vater noch vor der Niederkunft seiner Frau – Condwiramurs, um seine Mutter zu besuchen, von deren Tod er noch nichts weiß.Auf die Frage nach einer Herberge für die Nacht wird Parzival von ei-nem Fischer auf eine nahegelege-ne Burg verwiesen und erlebt dort eine Reihe von mysteriösen Vor-gängen: Die Besatzung der Burg freut sich ganz offenbar sehr über sein Erscheinen, wirkt aber gleich-zeitig wie in tiefer Trauer. Im Fest-saal der Burg trifft er den Fischer wieder, der sich als der Burgherr Anfortas entpuppt, der unter ei-ner schweren Erkrankung leidet. Vor dem Mahl wird eine blutende Lanze durch den Raum getragen, was lautes Klagen der versammel-ten Hofgesellschaft verursacht. Dann tragen 24 junge Edelfrauen in einem komplizierten Ablauf das kostbare Tischbesteck auf, schließ-

lich wird von der Königin Rapan-se de Schoye der Gral hereinge-tragen, bei Wolfram ein Stein, der auf geheimnisvolle Weise wie ein Tischlein-Deck-Dich“ die Speisen und Getränke hervorbringt. Und am Ende bekommt Parzival vom Burgherrn dann noch dessen eige-nes kostbares Schwert geschenkt – ein letzter Versuch, den schweig-samen Ritter zu einer Nachfrage zu ermuntern, mit der er, nach Auskunft des Erzählers, den sie-chen König erlöst hätte.

Wie er es von Gurnemanz als hö-fisch angemessenes Benehmen eingeschärft bekommen hatte, un-terdrückt Parzival auch jetzt jede Frage im Zusammenhang mit den Leiden seines Gastgebers oder der Bedeutung der merkwürdigen Zeremonien.Am nächsten Morgen ist die Burg verlassen; Parzival versucht ver-geblich, den Hufspuren der Ritter zu folgen. Stattdessen trifft er im Wald zum zweiten Mal auf Si-gune, von der er den Namen der

Parzifals Aufbruch

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Burg – Munsalvaesche – und des Burgherrn erfährt und daß Par-zival selbst jetzt ein mächtiger König mit höchstem gesellschaft-lichen Ansehen wäre, wenn er den Burgherrn nach seinem Lei-den gefragt und damit ihn und die Burggesellschaft erlöst hätte. Als er Sigune gegenüber zugeben muß, daß er nicht zu einer einzi-gen mitleidigen Frage fähig war, spricht sie ihm alle Ehre ab, nennt ihn einen Verfluchten und ver-weigert jeden weiteren Kontakt.Vermummt tritt Kundrie la Sur-zière auf, jene, die einst Parzival verwünschte, als er bei Anfortas zu Gaste war und diesen von sei-nem Leiden nicht erlöste. Nun bittet sie, daß er ihr verzeihe. Par-zival bezwingt seinen Haß und soll nach Munsalwäsche ziehen, um Anfortas durch Fragen von dessen Leid zu befreien. Von Par-zival nimmt sie den Fluch:Parzival sei vorbestimmt, König des Grals zu sein. Sie reiten, be-gleitet von Feirefiz, Anfortas zu erlösen.

Nur zwei Wege gibt es, Anfortas von seinem Leide zu befreien. Ihn sterben zu lassen verwehren ihm seine Getreuen, die ihm Mal um Mal Kraft durch den Gral in der Hoffnung auf Erlösung geben. Dies ist der Weg, den Anfortas Parzival offenbaren kann: er sol-le ihn vom Gral fernhalten. Der andere Weg ist die erlösende Fra-ge aus dem Munde des Mannes, dem dort all seine Freude zerron-nen war und dem nun alle Sorge vergangen ist: Oheim, was wirret Dir?, die Anfortas durch die Kraft des Herrn gesunden läßt.Parzival macht sich auf zum La-ger seiner Frau und seiner Kinder, die er seit Jahren nicht gesehen hat. Als Gralskönig hat er schier unendlichen Reichtum, Land und Macht. Die ererbten Lehen seines Vaters gibt er an seinen Sohn Kar-deiß weiter, der dann (noch Kind) König dieser Länder ist. Mit sei-nem angetrauten Weibe und sei-nem Sohn Lohengrin kehrt er noch am selben Tage nach Mun-salwäsche zurück. -

Nur dem unbedarftem und un-verbildetem, dem reinen und jungfräulichem „Toren“ ist es vor-herbestimmt, das Geheimnis des Grals zu schauen und zum Grals-könig zu werden. Der Gral selbst, als „Schale, die nie versiegenden Speis und Trank“ hervorbringt, ist dabei eine Allegorie auf das Leben und die Göttlichkeit selbst, die ebenfalls immer wieder neues Leben hervorbringt.

So wie die Ausbildung zum Ritter Parcival aus erlernter Höflichkeit davon abhält, dem Fischerkönig im Gralsschloß („Totenreich“?) die entscheidende Frage zu stellen („Wem dient der Gral?“), so sind es heute die gesellschaftlichen Eli-ten, die aufgrund ihrer vermeint-lichen Bildung nicht in der Lage sind, die entscheidenden Fragen zu stellen. Parcival ist dem der Gegenentwurf – so wie der ein-fache Mann in seinem Herzen die Vaterlandsliebe und die Verbun-denheit mit seinesgleichen ebenso spürt wie die Familie als Keimzel-

Bühnenbild für Richard Wagners Oper Parzifal

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le des Lebens erachtet ( ein Grund übrigens warum in patriotischen Bewegungen auch immer eine große Anzahl intellektuell nicht sonderlich begabter Menschen anzutreffen ist, da diese unverbil-det noch das natürliche Gespür, den Instinkt, für richtig und falsch besitzen).

Diese Mythe des jungen Erlösers Parcival ist dabei zwar christlich adaptiert worden, geht allerdings auf vorchristliches Gedankengut zurück. Wolfram überliefert in seiner Parcival-Erzählung aus-drücklich die heidnische Her-kunft der Parcival-Sage. Sie ist eine Abwandlung des alten Lichtbringerglaubens, der sich bereits jungsteinzeitlich in der Verbreitung der Megalith-Reli-gion nachweisen läßt. Hier war der Lichtbringer der als Sohn des Gots vorgestellte Jüngling, der die Sonne aus ihrem Wintergefäng-nis befreite und damit die Natur zu neuer Blüte nach dem Winter brachte. Von seiner Geburtsstätte im Norden verbreitete er sich mit den nordischen Stämmen in weite Teile der Welt: In den Mittelmeer-raum als Apollon, der stets im Winter in seine nordische Heimat zurückkehrte – nicht weil es dort im Winter so schön ist, sondern um die Natur wiederzuerwecken -, nach Persien und Indien, wo er als Indra „die Wässer befreit“, die vom Winterdämon Vritra gefan-

gen gehalten werden und selbst in Amerika finden sich Anspie-lungen auf den steinzeitlichen Lichtbringer.

In den Veden, den indoarischen heiligen Texten, finden wir auch erstmals den heiligen Kessel des Sonnengottes Vivasvant und eine diesem entsprechende „heilige Wunschkuh“, die beide auf wun-dersame Weise Brei und Milch bzw. Soma (heiliger Opfertrank aus Milch und Alkohol) produzie-ren (vgl. die Märchen „Der süße Brei“, Grimms M. Nr. 103 und „Tischlein-Deck-Dich“) – beide symbolisieren die Sonne als „Er-wecker der Natur“.

Verwandt damit ist der germa-nische Metkessel, den Thor (der

„germanische Indra“) von Hymir für das Götterfest nach seinem Sieg über Loki holt. Ebenso exi-stieren bei den Kelten eine ganze Reihe von Kesseln, am bekann-testen der des Bran (walisischer Schutzgott der Barden) oder der Kessel der Zauberin Ceridwen (Zauberin zur Zeit König Arthus). Die Bezeichnung per (altindisch caru, nordisch hverr) für den „Zauberbecher“ enthält bereit die Vorsilbe Parcivals (Persifal) – „Parsifal“, enthält zugleich die persischen Worte für „rein“ (fal) und „Tor“ (parsi).

So wurde schon im Jahr 1872 die-ser Zusammenhang des Grals mit vorchristlichen Motiven erkannt: „Was den Gral betrifft, ist offen-bar die Schüssel in der Legende

König Arthus

Parzifal als Kreuzritter

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Joseph von Arimathia an die Stel-le des heidnischen Symbols getre-ten“ (R. Heinzel).Im Mahabharata findet sich die Geschichte des Rishyacringa, ei-nes reinen Toren, der durch seinen Liebesakt mit der Königstochter eine Dürre im Königreich beendet (Leopold von Schröder).Der Sohn Parcivals ist Lohengrin, der Schwanenritter. Sein Symbol-tier der Schwan war bereits das Symbol des Gottes Apollon – der wiederum selbst ein jüngerer Licht-bringergott war, der den älteren Baal/ Bel bzw. Ziu / Irmin / Er nachfolgt (so ist Zeus auch in der griechischen Mythe der Vater des Apollon. Die eigentliche Vatergott-heit oder Urgottheit wird dagegen als unsichtbar, allumfassend vor-gestellt, die genannten Götter sind lediglich die „Gottessöhne“).

In seinem „Parsifal“ hat Wolfram von Eschenbach die Lehren von Mani und Zarathustra aufgegrif-fen und diese Gedanken mit der europäischen Wirklichkeit des frühen Mittelalters verbunden und zu einer bis auf den heutigen Tag lebendigen Gralsgeschichte gemacht. Dies ist schon an der Namensgebung für den Helden der Geschichte, den PARSI- (= Anhänger der Lehre von Zara-thustra) FAL (= „der Stone of Fal“ war ein Wahrzeichen der Herrscherwürde der irischen Kö-nige) ersichtlich. Sein eigenes Le-ben beschreibend läßt Wolfram von Eschenbach „Parsifal“ zum Gottsucher werden, der schließ-lich nach vielen Erlebnissen und Abenteuern vom völlig unwis-senden Menschen zum Auser-wählten wird, der in den Kreis der Gralshüter aufgenommen, ja zum König des Grals wird. Das Epos endet mit den Worten:„Wer sein Leben so beendet, daß er die Gnade GOTTES nicht durch Hingabe an die Lust der Welt ver-loren, dabei aber auch sich in der Welt bewährt hat, der hat recht gelebt.“

Die Quintessenz aus der Grals- und Parcival-Überlieferung ist also, einerseits zu sich selbst, den Gral in sich selbst, zu finden. Das „Werden was man ist“ aber führt zur Erkenntnis, daß der Lebens-sinn darin besteht, Kinder zu zeu-gen. Also symbolisiert der Gral den allgemeinen Geburts- oder Mutterschoß – so wie der alte ari-sche Kessel Grab und Wiege der Erde, der Erdgeborenen war – der das Geschlecht vor der Auslö-schung bewahrt. Die Kinder sind die Träger des gemeinsamen Erb-gutes. In ihnen lebt der Mensch fort, in ihnen wird der Mensch gleichsam wiedergeboren. Das bedeutet aber zugleich, im Sinne einer fruchtbaren Zeugung ei-nen nahestehenden, nicht direkt aber mittelbar Verwandten zu

wählen, einen aus dem gleichen Geschlecht, der Sippe – dies al-lein sichert den Fortbestand der Sippe und ist das Geheimnis des heiligen Blutes, des sang real: Die Fortführung der eigenen – im Sin-ne des Ursprungs der Gralsidee – des nordisch-polaren Blutes !

Der Schwanenritter Lohengrin

Die Gralsburg Monsalvasche

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Frühgeschichte Julius Evola - Der „Baron“

Bis in die heutige Zeit beein-flußt der am 19. Mai 1898 in Rom als Giulio Cesare An-

drea geborene „Baron“ aus einem sizilianischen Adelsgeschlecht, der „Zeit seines Lebens nichts be-sessen“ haben soll, das Politspek-trum rechts von der Mitte, nicht nur in Italien. Doch wer versucht, Evola vor seinen politischen Kar-ren zu spannen, sollte auf der Hut sein: Bereits Ende der 20er Jahre erhielt Italiens Staatspräsi-dent Benito Mussolini einen Ein-druck vom unangepaßten Cha-rakter des Philosophen: Nach offener Kritik kam es zum Verbot einer Publikation, für die Evola schrieb. Auf seine gegensätzliche Haltung zum „Duce“ angespro-chen, antwortete Evola: „Um so schlimmer für Mussolini.“ Dennoch war Evola ein wichtiger Gesprächspartner wenn es um die theoretische Ausformung des noch jungen faschistischen Staates ging. Teile aus Evolas „Grundriß zur faschistischen Rassenlehre“ etwa, sollten Aufnahme in den faschisti-schen Gesetzeskanon finden, der sich insbesondere in der Rassen-frage vom nationalsozialistischen Rassendoktrin unterschied. Der aufgrund seiner streng ka-tholischen Erziehung bereits in früher Jugend auf die deutschen Ketzer - u.a. Meister Eckhardt - gestoßene Baron verstand un-ter Rasse einen zutiefst geistigen Aspekt. Für ihn bestand eine grundsätzliche Überlegenheit geistiger über materielle Kräfte, die sich ihm während seiner Be-schäftigung mit der hermetischen Tradition innerhalb der Gruppe von Ur erschloß. Konstante sei-ner Weltanschauung Traditio-nalismus, der von einer - römisch inspirierten - ruhmreichen und zugleich sakralen europäischen

Antike und einem steten Nieder-gang dieser europäischen Schöp-fungskraft ausgeht, zum anderen durch das aristokratische Prinzip, welches für Evola als „Königtum“ aus dem Geist und der Rasse des Herrschers erwächst. Mit dieser rassisch und antidemokratisch geprägten Geisteshaltung, die in der französischen Revolution und der aus ihr entspringenden Moderne die Wurzel späteren Übels erblickte, fand Evola auch Zustimmung im nationalsoziali-stischen Deutschland. Schon während des ersten Welt-krieges forderte er eine „Ver-einigung der beiden Adler“ in Nachahmung des ghibellinischen Reichsgedankens zur Zeit der Ho-henstaufer1 - in Anspielung auf die Staatswappen Deutschlands und des Römischen Reiches. Seit Ende der 20er Jahre sah Evola seine pri-mären Ansprechpartner jedoch weniger in den Parteivertretern der NSDAP als in Angehörigen der Konservativen Revolution, zu denen auch viele Adlige zählten. 1934 begab sich Evola auf eine erste Vortragsreise ins nationalso-zialistische Deutschland wo er auf Einladung des aristokratisch-kon-servativen Berliner Herrenclubs und der Universität Berlin refe-rierte. In dieser Zeit kristallisierte sich der Unterschied zwischen der elitär-aristokratischen Grundhal-tung Evolas und dem volksver-bundenen Anspruch der NSDAP heraus, der sich vor allem in den Deutungen der Begriffe Rasse, Volk und Nation manifestierte. Auf einer weiteren Veranstaltung, auf dem zweiten Nordischen Thing des Bremer Kaffefabrikan-ten Ludwig Roselius im Haus At-lantis in der Böttcherstraße am 17. Mai 1934 , waren auch offizielle NSDAP-Vertreter zugegen.

Oben: Evola mit dem Verleger Gian-franco de Turris, ca. 1972Unten: Bild, das Evola an der Front während des 1. Weltkrieges zeigt.

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Dort führte Evola seine Gedan-ken zum Vorrang der Tradition vor der Rasse in aller Deutlichkeit aus: „Tradition ist für uns die er-ste, Rasse die zweite Gegebenheit. Wie der Geist von innen heraus den Leib gestaltet, so formt die Tradition oder kultur jene Ele-mente, die in einem höheren Sinne, mit Bezug auf den Menschen als solchen und nicht in seiner natur-verhafteten Erscheinung, als Ras-se bezeichnet werden können.“2

Der Rassebegriff EvolasDer als einer sizilianischen Fami-lie entstammende Evola, der dem nordischen Ideal nur bedingt ent-sprach, sah die Bedeutung der Rasse nämlich nicht in ihrer bio-logischen Determination, sondern bezog den Rassebegriff allein auf die sichtbaren Elemente der Kul-tur, Elite und Aristokratie, die auch ungeachtet der genetischen Präposition eines Menschen zur Geltung kommen könnten: „Ras-se ist das Sekundäre, der Geist und die Tradition sind das Pri-märe, weil, im metaphysischen Sinne, die Rasse, bevor sie im Blut zum Ausdruck kommt, im Geist ist.“3 Insbesondere Alfred Rosenberg, der in Evolas Schrif-ten explizit kritisiert worden war, entwickelte eine starke Antipathie gegen den italienischen Denker. Evola, der Rosenberg persönlich getroffen hatte, bescheinigte die-sem im Gegenzug einen Mangel an „jeglichem Verständnis für die Dimension des Sakralen und der Transzendenz“.4 Obgleich er im Gegensatz zum faschistischen Italien im neuen Deutschland einen viel größeren inneren Zusammenhalt und eine stärkere Betonung des Soldati-schen sowie der urgermanischen Mythen erkannte, kritisierte er explizit die Legitimation der NS-DAP über das Volk, das er un-geachtet der biologischen Rasse in weiten Teilen als plebejische Masse einstufte: „Man kann einen Staat im Namen des Geistes oder im Namen der Materie organisie-

ren“, schrieb er 1938, und bedau-erte den Verzicht auf eine Legiti-mation „von Oben“, wie er sie bei den alten arischen Kulturen aus-zumachen vermeinte.

Antidemokratismus und das „sa-krale Königtum“Evolas ideale Herrschaftsform be-steht im sakralen Königtum, einer Führerschaft qua göttlicher Ver-anlagung, die nicht einer Wahl der Masse entspringt. Für Evola ist diese Herrschaftsform auch diejenige der frühen arischen Völ-ker, für deren Beleg er auf ägyp-tische, indische und iranische Verse verweist. Was Evola dabei übersieht oder ausblendet, ist die Tatsache, daß die genannten Bei-spiele allesamt auf solche Länder bezogen sind, in denen die Arier als Eroberer herrschten. Wo sie als Herrenschicht zahlenmäßig einer unterworfenen Einwohner-schaft unterlegen sind, und daher ihre Herrschaft und ihr Königtum nicht durch Wahlen, sondern nur durch Verweis auf ihre Überle-genheit, ja ihre überlegene, sprich göttliche Abstammung legitimie-ren können.Demgegenüber nennt Evola zwar auch das germanische Königtum, das ein Dauerzustand des ur-sprünglichen zeitlich begrenzten Gefolgschaftsprinzips ist, unter-schlägt aber auch hier, daß es sich

um eine Wahl-Gefolgschaft han-delte, in welcher der Führer aus den Reihen der Freien erwählt wurde, und keineswegs qua Ab-stammung, also göttlicher oder königlicher Herkunft feststand.Für einen Volksstaat, der sich idealerweise aus freien, einander homogenen Menschen zusam-mensetzt, ist daher nicht die Vor-herbestimmung der Herrschaft typisch, sondern die Wahl des Führers. Dies ist die germanische Volksdemokratie, auf die auch das 3. Reich Bezug nahm, wenn sie ihr Handeln durch Volksab-stimmungen zusätzlich - zur bio-logisch-historischen Legitimation - begründete.

Anmerkungen: 1) Hansen, S. 752) Evola: Die nordische Tradition, In: Roselius: Zweites Nordisches Thing, S. 94 / vgl. Krüger, S. 125 3) zit. nach Hansen, S. 834) Hansen, S. 77

Literatur:- Hansen, T.: Nachwort zu: Julius Evola: Menschen inmitten von Rui-nen. Tübingen 1999- Julius Evola - Philosoph zwischen Tradition und Moderne. Bottrop 2009- Krüger, D.: Das okkulte 3. Reich. Bottrop 2011

Julius Evola zu Gast in der Villa di Rosario Scalero, mit Teresa und Liliana Scalero, ca. 1932

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12 Trojaburg 1/2012

Frühgeschichte

Eine 1973 von Gianfranco de Turris herausgegebene Denkschrift (Testimonian-

zie su Evola) verglich Evolas wür-devolle, stolze Erscheinung mit der Montherlants: Zwei seltsame Riesen. “Beide gehörten”, schreibt er, “zur Partei des Polarsterns.”1

Damit umschrieb de Turris das Selbstverständnis Evolas als „Tra-ditionalist“, d.h. anders als die Evolutionslehre besagt, glaubte er nicht an eine Höherentwick-

lung des Menschen, sondern an einen ins- besondere

geisti- g e n

Abstieg. Diesen in vier Weltzeital-ter unterteilten Involutionsprozeß sah Evola in den alten Mythen der indogermanischen völker bewahrt, u.a. in der Eddischen Ragnarök-Überlieferung. Ähnlich werden die vier Zeitalter, welche die Menschheit durchläuft in der antiken Tradition beschrieben, als goldene, silberne, bronzene und eiserne Ära.2 Das goldene Zeitalter entspricht laut Evola, der menschlichen Ur-kultur, und ist verbunden mit der Symbolik des Pols und des

Sonnenhaften, in dem es noch keinen Tod gab.

Die Erinnerung an dieses goldene

und glückliche Zeitalter lebte in den Mythen der Völker fort:

„Die Lokalisierung des Urzen-trums oder des Ursitzes der „olympischen“ Kultur des gol-denen Zyklus in einem borealen bzw. nordisch-borealen, heute verschwundenen Land ist ein Mo-tiv, das in den alten Überlieferun-gen immer wiederkehrt ... . Un-ter seinen zahlreichen Namen ... hatte der hyperboräische Mittel-punkt die Bezeichnungen Thule, weiße Insel bzw. Insel des Glan-zes, „Ursamen der arischen Ras-se (airyanem-vaejo), Sonnenland und Land Apollos, Avallon.“3

Auch das germanische Asgard gehört ebenso in diese Reihe, wie das aztekische bzw. südamerika-nische Atzlan. „Aus dem Norden ... sei z.B. nach Lactantius der mäch-tige Prinz zu erwarten, der nach dem Fall von Rom die Gerechtig-keit wieder herstellen wird; im

Julius Evola und die nordisch-polare Tradition

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Norden soll auch der tibetanische Held, der geheimnisvolle, unüber-windbare Guesar, wiedergeboren werden, um neuerlich ein Reich der Gerechtigkeit aufzurichten und die Eroberer zu vernichten: in Shambhala, der heiligen Stadt des Nordens, soll der Kalki-Avatara geboren werden, der das dunkle Zeitalter beenden soll; der hyper-boräische Apoll soll nach Vergil ein neues Goldenes und Helden-zeitalter im Zeichen von Rom entstehen lassen, usw.“4

Wie bereits an anderer Stelle in-nerhalb der Zeitschrift Trojaburg erwähnt, stand Evola mit dieser traditionalistischen Auffassung nicht allein. Sowohl René Guenon, als auch weitere Forscher und My-stiker, allen voran die Polaires5, wiesen auf die nordisch-polare Herkunft des Shambhala-Mythos mit seiner „weißen Insel“ und der „weißen Bruderschaft“, einge-hüllt von Eis hin – die Arktis.„Die Arktis soll“, so Binder, „der Schauplatz des ersten, des „golde-nen“ Zeitalters gewesen sein, so wie nach einem, möglicherweise durch kosmische Katastrophen verursachten Klimawechsel dann das „silberne“ zweite Zeitalter auf der Rieseninsel Atlantis begonnen haben soll: dem Geheimnis des Nordens wäre also das Geheimnis des Westens gefolgt.“6

Der bedeutende deutsche Prähi-storiker Herman Wirth griff diese Gedanken in seinem „Aufgang der Menschheit“ auf und sprach von einem arktischen Ursprung des nordischen Menschen der nach seiner auswanderung aus dem Polargebiet das atlantische Reich begründet habe.7 Unterstützung findet Wirth dabei jedoch nicht nur bei den Esote-rikern, sondern auch beim indi-schen Vedenforscher Balgang-adhar Tilak, der bereits 1903 von einer arktisch-polaren Urheimat der Indoarier sprach und vom deutschen Forscher Georg Bie-denkapp erhärtet wurde.8

Auch Guénon unterscheidet das „Tula der Atlantis-Zeit“ - gleich-

bedeutend mit dem Reich des Westens - vom ursprünglichen „Tula der Hyperboräer“. Dieses Tula, „das die Griechen in Thule umwandelten“ war für Guénon gleichbedeutend mit der heiligen oder weißen „Insel der vier Mei-ster“, jenem „ersten und höchsten Zentrum des gesamten jetzigen Manvantara“ (Weltentages bzw. Zeitalter eines Manu). Die Bezeich-nung „Tula“ leitet Guénon dabei aus dem Sanskrit („Waage“) ab, was sich auf das Tierkreiszeichen bezöge, das einst als „Großer Bär“ bekannt war. Dieser - identisch mit dem großen Wagen - ist das klassische Sternbild des Nordpols. In der Mitte der heiligen Insel er-hebt sich den Mythen zufolge der „weiße Berg“, auch „Sonnenberg“ genannt, der dem Berg Meru der Indoarier, dem Berg Aztlan der Südamerikanischen Indios sowie dem nordischen Mitternachtsberg entspricht und das Zentrum bzw. den Nabel der Welt verkörpert.9 Auch das Hakenkreuz, als Heil-zeichen der Hyperboräer, habe hier seinen Ursprung: Als Ver-körperung der Drehung des klei-nen Wagens um den Großen über die Achse der Polarsterns entsteht sinnbildlich das Hakenkreuz. Von hier ging seine Verbreitung über die Welt aus.10

Mit der Auswanderung jedoch, endete nicht nur das goldene Zeitalter, sondern ging zugleich der Verlust der Urtradition ein-her, das Wissen um das „höch-ste“, um die Überwindung des Todes, der fortan als Urangst die Handlungen des Menschen mit-bestimmte. Die Aufeinanderfolge der späteren Zeitalter stellte sich dann für Evola als kontinuierli-cher Abstieg dar, der schließlich im heutigen Dunklen Zeitalter, dem „Zeitalter des Wolfes“, dem „Kali-Yuga“ endete. Diese Auf-fassung, die ihre Entsprechung im Wirken des zweiten großen Traditionalisten unserer Zeit, Miguel Serrano, findet, ist auch der Schlüssel zum Verständnis

für Evolas Hang zum National-sozialismus und insbesondere zum Schwarzen Orden Heinrich Himmlers, auch über 1945 hinaus.

Anmerkungen:1) Benoist, S. 3542) vgl. Evola (1993), S. 2173) Evola (1978), S. 33 f.4) Evola (1993), S. 2355) vgl. Trojaburg 2/2010, S. 38 ff.6) Binder (1951)7) Wirth (1928), S. 63 ff.8) Tilak (2010); Biedenkapp (2010)9) Guénon (1987), S. 79 ff.10) vgl. dazu Godwin (2007), S. 181 f.

Literatur:Benoist, A.: Aus rechter Sicht, Bd. 2, Tübingen 1984Biedenkapp, Georg: Der Nordpol als Völkerheimat. Bottrop 2010²Binder, L.: Die Brüderschaft der Po-larier. In: Mensch & Schicksal, Jg. 4, Nr. 24, Villach 1951Evola: Revolte gegen die moderne Welt. Engerda 1993³Evola: Das Mysterium des Grals. Schwarzenburg 1978³Godwin, J.: Arktos. Graz 2007²Guénon, René: Der König der Welt. Freiburg 1987²Tilak, B.: Die arktische Heimat in den Veden. Bottrop 2010Wirth, H.: Der Aufgang der Menschheit. Bottrop 2009²

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Frühgeschichte

Die Gesamterscheinung Evolas ist geprägt von der aristokratischen Feu-

dalität alten Stils. So erhält auch sein Gelehrtentum einen Zug ins dilettantisch-literatenhafte. Dar-aus ergibt sich, daß für den NS keine Veranlassung besteht, sich dem Baron Evola zur Verfügung zu stellen.“Mit diesen Worten bewertete ein Mitarbeiter von Himmlers Wisen-schaftsinstitut „Ahnenerbe“ den italienischen Philosophen. Diese Negativbewertung entspricht der offiziellen Sicht nationalsozia-listischer Kreise auf Evola, des-sen Ablehnung des klassischen Volksbegriffs und Geringschät-zung sowohl des Proletariats als auch des Weiblichen ebenfalls für Mißtrauen in nationalsoziali-stischen Führungskreisen sorgte. Der Nationalsozialismus galt ihm in vielerlei Hinsicht als degene-rierter Sozialismus.Daher veranlaßte Himmler eine genaue Beobachtung des italieni-

schen Philosophen während sei-ner zweiten Vortragsreise durch Deutschland 1938. Daß die Er-laubnis für eine weiteren offiziel-len Besuch Evolas, trotz weitver-breiteter Kritik, kein Zugeständ-nis gegenüber Mussolini gewesen sein konnte, beweist auch die reservierte Haltung der faschi-stischen Staatslenker gegenüber dem unorthodoxen Denker.

Evola & die SSTrotz seiner Vorbehalte der Partei gegenüber, erkannte Evola in der SS Himmlers jedoch einige An-knüpfungspunkte, insbesondere was das arisch-aristokratische Eli-teprinzip des Schwarzen Ordens anbelangte.Reichsführer-SS Heinrich Himm-ler hatte 1937 den SD angewie-sen, eine Akte über Evola anzu-legen und das Ahnenerbe mit der Sammlung und Archivierung von dessen Vorträgen beauftragt. 1938 wurde in Reaktion auf Evolas Re-ferate jenes Gutachten erstellt,

dessen Einleitung obenzitiert ist und mit folgenden Worten fort-fuhr:Seine politischen Pläne eines rö-misch-germanischen Imperiums sind utopischen Charakters und darüber hinaus geeignet, ideologi-sche Verwirrung anzustiften. ...Es wird daher vorgeschlagen:1. Den augenblicklichen Bestre-bungen Evolas, die auf die Stiftung eines geheimen, überstaatlichen Ordens und auf die Gründung der dazu bestimmten Zeitschrift hin-auslaufen, keine konkrete Unter-stützung zu gewähren.2. Seine öffentliche Wirksamkeit in Deutschland nach dieser Vor-tragsreihe ohne besondere Maß-nahmen stillzulegen.3. Sein weiteres Vordringen zu führenden Dienststellen der Par-tei und des Staates zu verhindern4. Seine propagandistische Tätig-keit in den Nachbarländern beob-achten zu lassen.“1 Himmler nahm diese zur Kenntnis und war ausweislich eines Schrei-

Julius Evola & die SS

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bens mit den Schlußfolgerungen „sehr einverstanden“. Daß auch er trotz dieser Negativbewertung durchaus Gemeinsamkeiten mit dem Weltbild Evolas ausmachen konnte, spiegelt sich jedoch in weiteren, zumeist ausgeblende-ten Stellungnahmen, die weit-aus wohlgesonnener ausfielen und interessanterweise u.a. von Himmler-Berater Wiligut /Weist-hor stammten. Weisthor verfaßte mehrere Kommentare zu Büchern und Vorträgen des italienischen Denkers. In einer ersten Reaktion auf Evola schreibt er:„Die von Evola aufgeführten Kon-zepte haben ihre Wurzeln zweifel-los in der ursprünglichen arischen Ideenwelt.Der Autor entwirft eine Vision der Welt, die sich auf eine imperi-ale Idee im essentiellen sinne des Wortes stützt. Das grundlegende Konzept dieser Vision besteht aus dem Gesetz von Ursache und Wir-kung. D.h., anders ausgedrückt, daß alles was vergangen ist, als vollendetes Faktum erscheint, also bereits Ursache weiterer Effekte geworden ist. Es ist daher eine ari-sche Verpflichtung diese Fakten in einem arischen Sinne zu formulie-ren. Wenn wir uns die gegenwärti-gen Folgen des 1. Weltkrieges vor Augen führen erkennen wir diese Notwendigkeit in ihrer ganzen Tragweite. Auf der ersten Ebene nehmen die Konsequenzen auffälligerweise eine dämonisch-spirituelle Gestalt an, was den titanisch-tellurischen Aspekt, also den materialistischen Aspekt verkörpert. Wenn sich die arische Kultur tat-sächlich als überlegen erweise, also wenn sich der arische Mensch einmal mehr anschickt, die mate-rielle Welt (die tellurische Welt) zu beherrschen, dann müssen die Wahrer des arischen Erbes in unse-rem arischen Europa den geistigen Aspekt berücksichtigen, insbeson-dere die solare Konzeption, um von primärer Bedeutung zu sein. Nur auf diesem Wege kann die arische Reichsidee erneuert werden, da die

Materie in sich selbst lediglich die sichtbare Manifestation der Ewig-keit bzw. des ewigen Kreislaufes darstellt, der nur mit Hilfe der spi-rituellen Kräfte beherrscht und ge-lenkt werden kann.Dieses Bewußtsein führt uns zu der Überzeugung, daß die femini-ne Spiritualität in den Dienst zur Erfüllung der arischen Ziele ge-stellt werden muß, damit die ewi-ge Zeugungskraft als Basis und Ausgangspunkt jeder materiellen Entwicklung nicht ihren spirituel-le Leitung verliert. .....In dieser Hinsicht benutzt der Bolschewismus das Weibliche für seine eigenen obskuren Zwecke, indem er die Evolution in die Höhe zerstört deren führender Exponent stets der Arier gewesen ist. Tat-sächlich aber waren diese dem so-laren Prinzip entgegenwirkenden infernalischen Kräfte in der alten arischen Welt nicht unbekannt. Dennoch widerspricht die Tatsa-che, daß Baron Evola den Beitrag der weiblichen Spiritualität in Gänze leugnet, unserer Auffassung

der ‚solaren spirituellen Ordnung‘.Um der Entwicklung zukünftiger Zeiten willen ist es wichtig, einen Dualismus zwischen dem männli-chen und dem weiblichen Prinzip zu vermeiden. Was mich zu diesen Erwägungen führt ist die Tatsache, daß Evola in seinen Ausführungen in gewisser Weise perfekt von einer dämonischen Weiblichkeit spricht, wobei er völlig ausblendet, daß die heilige Einheit um der ewigen Ent-wicklung Willen einen doppelten Aspekt enthalten muß. ...Eine weibliche Hegemonität mit rein negativen Begleiterscheinun-gen aus arischer Sicht, ereignete sich im Laufe der historischen Ent-wicklung nur dort, wo Degenerati-on auftrat.Im Verlauf unserer Geschichte wurden die mythischen Überlie-ferungen unseres Volkes zuneh-mend verdunkelt (erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an die Auswirkungen des Katholizis-mus!), um so wenn überhaupt, erst den Menschen späterer Zeitalter wieder zugänglich zu sein. Dies

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Führer aller teutonischen Stämme und die Sagen über den göttlichen Kosmos begründeten, deren arische Aufgaben als Goden (Geistige Füh-rer) bis heute in den subrassischen Bestandteilen, Gemeinschaften und Stämmen trotz der zersetzen-den Aktivität des Katholizismus bewahrt blieben.“ Einige Wochen später ergänzt Weisthor: „Um sich ein endgültiges und ab-schließendes Urteil über Evola zu bilden, müßte man mit diesem Mann selbst einmal zusammen-kommen. Es ist durchaus denk-bar, daß mit vielgebrauchten Be-griffen Imperialismus, König und Adel die Gedanken dieses Mannes falsch verstanden werden und ich möchte dies nochmals besonders betonen. Meiner Auffassung nach kann es sein, daß Evola durchaus richtig orientiert ist und daß nur der Übersetzer Friedrich Bauer diese falsche Gedankenrichtung hervorruft. Dies scheint mir inso-fern nahrezuliegen, weil im übri-gen Evola in seiner ganzen Auf-fassung mit wenigen Ausnahmen (Kastenwesen) germanisch-arisch orientiert ist. ..... Ich würde ger-ne noch eingehend über das Buch (Heidnischer Imperialismus; d. Verf.) mit dem Reichsführer sprechen.“2 Tatsächlich ordnete Himmler darauf hin nochmal eine Begut-achtung von Evolas „Heidnischer Imperialismus“ an, wobei sogar die deutsche Fassung mit der ita-lienischen Urfassung verglichen wurde, um Übersetzungsfehler auszuschließen. Ein Abteilungs-leiter des SD3, erneuerte jedoch wenig später die kritischen Vor-behalte gegenüber dem italieni-schen Autoren: „Evola hat keinerlei Verständnis für die deutsche völkische Ver-gangenheit, wobei man berück-sichtigen muß, daß er Ausländer ist und höchstwahrscheinlich die geschichtlichen Gegegebenheiten Deutschlands zu wenig kennt, um die Urgründe unserer völkischen Geschichte wirklich erfassen zu

können. Das Ergebnis ist und bleibt bei ihm eine geistige und spekulative Unmöglichkeit...“

Dennoch bleibt festzuhalten, daß eine enge Übereinstimmung zwischen Evola und dem neuen nationalsozialistischen Deutsch-land, trotz seiner Vorbehalte, ins-besondere hinsichtlich der Pläne der SS zur Errichtung eines män-nerbündisch ausgerichteten Or-densstaates bestanden, die Evola ausdrücklich begrüßte: „Wir sind davon überzeugt, den Kern eines Ordens im höheren Sin-ne der Tradition im „Schwarzen Korps“ zu finden“, schrieb er im August 1938 in Vita Italiana. 1941 fügte er in Bezug auf ein künfti-ges Europa unter deutscher Füh-rung hinzu: „Jenseits der Grenzen der Partei und jeder politisch-ad-ministrativen Struktur, muß eine Elite in Form eines neuen Ordens - einer Art asketisch-militärischer Organisation, verbunden durch die Prinzipien Ehre und Treue - die Basis dieses Staates bilden.“4

Diese partiellen Übereinstimmun-gen sowie die esoterischen Züge innerhalb Evolas Werk veranlaß-ten Himmler entgegen der offi-ziellen Linie der Parteiführung, seiner engeren Umgebung das Studium Evolas zu empfehlen. Im Gegenzug verfaßte Evola auch einen Artikel über die SS - „Wächter und Orden der Ha-kenkreuz-Revolution“, für den er 1938 um Material bei der SS selbst ersuchte.5 Im Juni 1938 hält Evola den schon länger geplanten Vortragszyklus in den Räumen der Deutsch-Italienischen Gesell-schaft in Berlin, in deren Verlauf er drei - hier erstmals abgedruck-te - Vorträge hielt: „Die arische Lehre des heiligen Krieges“, „Der Gral als nordisches Mysterium“ sowie „die Waffen des geheimen Krieges“.In diesem Zeitraum kommt es auch zu persönlichen Gesprächen Evolas mit Repräsentanten der SS, vermutlich des Amtes Ahnenerbe unter Leitung von Walther Wüst.

ist der Grund warum wir unsere Seelen nicht gegenüber Mythen, Sagen, Märchen und mündlich verbreiteten Überlieferungen ver-schließen dürfen, sondern sie als Quellen einer oftmals verschütte-ten Geschichte in Betracht ziehen müssen, bis hin zu einem Punkt, an dem sie objektiver Untersuchung standhalten.In diesem Zusammenhang komme ich auf den Begriff der Wahrheit. Wahrheit ist letzten Endes nur persönliche, subjektive Ansicht, die an die Gegenwart des einzel-nen gebunden ist. Uns Menschen ist ‚Wahrheit‘ jene Goterkenntnis, die uns das Gesetz von Ursache und Wirkung vermittelt. Nur son-nenhaftes Licht bringt uns zum Bewußtsein, daß wir ein Abbild des Schöpfungsgeschehens sind und seinen Gesetzen (der Rhyth-mik von Ursache und Wirkung) gehorchen müssen. Darum ist ‚got-gläubig sein‘ der höchste arische Ausdruck ‚Sein-es Geisteswillens‘. Aus diesen Gedankengängen geht hervor, warum es Menschen ge-ben muß, die im Sinne ihres ras-sischen, in diesem Falle arischen Gedankengutes unsichtbar für die Gesamtheit ihres Volkes wir-ken müssen, weil sie sonst ewig in Gefahr sind, in den Strudel der Zeitläufe gerissen zu werden, so daß sie nicht mehr weiter für ihre Rasse wirken können. Solange dieses Geist-Bewußtsein und diese Vision der Welt rassisch geprägt sind, bleibt der Rassegedanke die Ausgangsbasis des gesamten Vol-kes. Allein deshalb entwickelt sich diese hohe geistige Qualität, die von jeder zur Frage stehenden Ras-se erkannt wird. Allein deshalb existieren die Rassen weiter, wel-che dieses Ferment repräsentieren, das den ewigen Kreislauf der Ras-sen auf Erden in Gang hält bis sie durch ihre Evolution zum Kosmos zurückkehren, nachdem sie die bei ihrer Erschaffung vom göttlichen Willen aufgetragenen Aufgaben vollendet haben.Es waren solche Gedanken, wel-che die Vorstellung der Gothen als

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Obgleich Evola noch 1942 in ei-nem Artikel (Über den Beitrag des Römertums für das neue Deutsch-land“, in: Regime Fascista) seine Kritik an der NSDAP erneuerte und einigen Vertretern, die er als „wirre und oft dilettantische Lite-raten“ bezeichnete, geistige Abir-rungen bescheinigte,6 äußerte sich Evola seit seiner Begegnung mit SS-Vertretern 1938 differenzierter und „neigte“ zu der Meinung, „im „Schwarzen Korps“ die Gar-de der Hakenkreuz-Revolution, in den Kennern der „Siegrunen“, des „Runenblitzes“ und des To-tenschädels, der den Treueschwur bis zum Tode symbolisiert, den Eid einer Ordnung im höheren Sinne der Tradition zu sehen; als eine geistige Solidarität, die übernational werden könnte; wir denken an Einheit, die erprobte und gleich abgestimmte Gruppen verschiedener Nationen umfassen könnte, die alle in sich die grossen heroischen und metaphysischen Anschauungen der arischen und nordischen Geistigkeit erneuern und so die für uns notwendige Front bilden, wenn, wie heute und wie in der nächsten Zukunft die Gefahr besteht, daß der entschei-dende Kampf gegen die Flut dunk-ler Kräfte, die an die Symbole der verschiedenen Internationalen gebunden sind, entbrennt“, wie er im Artikel „Die SS als Wächter der Hakenkreuz-Revolution betont.1942 nahm Evolas Annäherung an Himmlers SS konkrete Züge an und der Baron reformierte auch seine Ansichten zum Hei-dentum innerhalb eines 1942 ver-öffentlichten Essays „Das Mißver-ständnis des neuen Heidentums“, in dem er von seiner Forderung eines heidnischen Imperialis-mus zugunsten einer geheimen Initiationsgesellschaft abrückte. Tatsächlich wurde Evola im Sep-tember 1943 in Hitlers innersten Kreis zu einer Unterredung im Hauptquartier Wolfsschanze ein-geladen. Auf einem anschließen-den geheimen Treffen zwischen Hitler, Mussolini, Himmler und

Evola wurde letzterer mit zwei wichtigen Aufgaben betraut: Von einem Büro in Wien aus übersetzte und archivierte Evola im Auftrag des RSHA der SS frei-maurerische Dokumente, die von der Gestapo europaweit in Frei-maurerhäusern beschlagnahmt worden waren.In diesem Zusammenhang befaß-te er sich auch mit der Idee eines „Gegenordens“ gegen die „okkul-ten Kräfte des Weltumsturzes“, die danach strebten, „die geistige Macht der arischen Symbole und Mythen zu lähmen“. In einem be-reits 1938 gehaltenen Vortrag hat-te Evola die Notwendigkeit eines solchen Gegenordens bereits auf-geworfen:„Besonders in Zeiten, die, wie die heutigen, Vorspiel zur letzten Ent-scheidung einer ganzen Kultur-welt sind, müssen wir die Forde-rung in uns spüren, in dieser Elite oder in diesem Orden, wovon in unseren Vorträgen schon so oft die Rede gewesen ist, die Fähigkeit zu erwecken, den materiellen Kampf durch einen unsichtbaren, subti-len Kampf zu ergänzen, durch ein geheimes, unerbittliches Wissen, das jetzt jedoch nicht im Dienst dunkler Mächte, sondern des lich-ten, sonnenhaften Prinzips der arischen Geistigkeit steht.“7

Sein zweiter Aufgabenbereich be-stand in der gemeinsam mit dem Nationalsozialismus nahestehen-den europäischen Funktionären durchgeführten Propaganda- und Rekrutierungstätigkeit für die SS, für die er sich mit den obigen Aus-führungen bereits einige Jahre zuvor empfohlen hatte. Das Ziel bestand in der Aufstockung der europäischen Freiwilligenverbän-de in der SS, die gleichsam zum Vorreiter einer pan-europäischen Armee werden sollten.Nach Installation der faschisti-schen Sozialrepublik war Evola sogar für einen Ministerposten vorgesehen - der Kriegsverlauf machte diese Pläne jedoch zu-nichte.

1945 wurde Evola durch einen so-wjetischen Bombengriff auf Wien schwer verletzt und war seitdem von der Hüfte abwärts gelähmt.Im April 1951 wurde Evola wegen „Verherrlichung des Faschismus“ und wegen Bildung einer faschi-stischen Verschwörung verhaf-tet. In einem aufsehenerregenden Prozeß wurde er allerdings we-gen erwiesener Unschuld freige-sprochen.

Anmerkungen:1) Das Schreiben findet sich als Kopie bei einem Aktenbestand über Weisthor unter BAR NS 19/1848 (ebenfalls zitiert bei Lan-ge: Weisthor, S. 53) dürfte aber vom Ahnenerbe-Mitarbeiter J.O. Plassmann stammen(?)2) zit. nach Lange, S. 543) Hansen nennt einen Chef des Sicherheitshauptamtes, womit der wohl das RSHA meint, das jedoch erst am 27. September 1939 ge-gründet wurde, S. 864) Evola in: Vita Italiana, 15. Au-gust 1938 / August 19415) NS21/7766) Hansen, S. 757) Evola: Die Waffen des geheimen Krieges, S. 16; in: Julius Evola - Im Schatten der SS, Bottrop 2011

Der Text ist ein überarbeiteter Auszug aus „Julius Evola - Im Schatten der SS.“ Bottrop 2011

Oben: Ahnenerbe-Prsäident Walther Wüst bei einem Vortrag

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Frühgeschichte Otto Rahn & der KristallschädelZur Authentizität einer Depositarliste aus der Zeitschrift „Mysteries“

Der Heilige Gral, die Bun-deslade, die Kristallschä-del - allesamt Reliquien,

auf deren Spuren sich die Nazis befanden - zumindest wenn es nach den Drehbüchern der von US-Regisseur Steven Spielberg verfilmten Indiana Jones-Reihe geht. Versatzstücke dieser Sze-narien finden sich jedoch nicht nur in Romanen, sondern auch in Sachbüchern, vorwiegend aus dem Genre der anglo-amerikani-schen Verschwörungsliteratur. Hier wird die vorgebliche Grals-suche der Nazis immer wieder mit dem Jerusalemer Tempelschatz in Verbindung gebracht, der 68 nach Christi Geburt von den Römern erbeutet und in ihre Stadt ver-bracht worden sein soll.1 Von hier hätten ihn Alarichs Westgoten bei der Eroberung Roms 410 in ihre neue Heimat, das Languedoc, mitgeführt. Legenden zufolge sei er hier irgendwo versteckt wor-den, bis ihn die Katharer, die Er-ben der Westgoten, übernommen hätten. Spanischen Überlieferun-gen zufolge lag das Versteck in der bereits erwähnten Grotte des Herkules. In dieser gigantischen Höhle habe dann der deutsche Forscher Otto Rahn den „Schatz“ geborgen. Nach seinem mehrjährigen Auf-enthalt im südfranzösischen Languedoc wurde der „Gralsfor-scher“ Rahn 1935 von Himmler-Berater Wiligut-Weisthor für die SS rekrutiert und arbeitete zu Beginn als Referent in der Abtei-lung Weisthor im RuSHA bevor er im März 1936 in den Persön-lichen Stab Himmlers wechsel-te.2 Ohne feste Funktion stand er für verschiedene Sonderaufträge Himmlers zur Verfügung , bekam

aber in dieser Stellung auch jeden Spielraum, sich auf seine For-schungen zu konzentrieren. Nach Recherchen für die Erstellung des Stammbaums Himmlers - mit dem er über viele Ecken sogar verwandt war3 -, arbeitete Rahn an verschiedenen Buchmanu-skripten und unternahm – oft mit seinem Mentor Weisthor gemein-sam - verschiedene Exkursionen zu deutschen Gralsburgen.1937 war Rahn dann in „gehei-mer Misison“ für Himmler tä-tig, bevor aufgrund von Verfeh-lungen im Zusammenhang mit auschweifendem Alkohokonsum einen Strafdienst im KL Dachau verrichtete.1939 dann fiel Rahn plötzlich in Ungnade. Rahn-Biograph H.J. Lange zufolge, war seine Homo-sexualität bekannt geworden. Himmler stellte ihn daraufhin vor die Wahl: Selbstmord oder uneh-renhafte Entlassung und Diszipli-narverfahren. Rahn entschied sich im Februar 1939 für den Selbst-mord in den Tiroler Alpen.Soweit der aus den Akten ersicht-liche, offizielle Lebenslauf Rahns.Inoffiziell jedoch ranken sich Spe-kulationen nicht nur um Geheim-aufträge Rahns zur Bergung des Grals im Languedoc, sondern auch über sein Weiterleben nach 1939. Legenden, für die keine au-thentischen Quellen existieren.Vor wenigen Monaten jedoch ge-wann die Frage nach der Grals-suche und der Tätigkeit Otto Rahns neue Aktualität. In ihrer März/April-Ausgabe 2011 prä-sentierte die Zeitschrift „Myste-ries“ eine vorgebliche Original-“Depositarliste“ vom 11. April 1945. Auf dieser durch die Gau-leitung Schwaben vorgenomme-

nen Abschrift einer vierseitigen Liste aus dem SS-Reichssicher-heitshauptamt (RSHA) sind 35 Kunstgegenstände aufgeführt, die von SS-Jagdverbänden von Bay-ern ins südböhmische Strakonitz verbracht werden sollten. Unter den aufgeführten Gegenständen befanden sich neben „drei Metall-kisten der Forschungsabteilung Ing. Kammler“, mehrere Alumi-numkisten des RF-SS mit „Katha-rer-Schriften“ und einem „Ori-ginalbehälter Hugo de Payens“ (Letzter Großmeister des Temp-ler-Ordens) auch ein Kristallschä-del, der laut Liste zur „Sammlung Rahn“ gehörte und ursprünglich aus den „Kolonien Südamerika“ stammte. Ein solcher, ebenfalls dem Magazin Mysteries prä-sentierter Totenkopf aus Quarz, wird hier erstmals mit Otto Rahn in Verbindung gebracht, wurde aber seltsamerweise von diesem nie erwähnt. Weiterhin wird auch ein „Goldkessel, keltisch“ aufge-führt, der mit dem Vermerk „We-welsburg, Otto Gahr“ erscheint. Dieser dürfte - die Echtheit des Schreibens vorausgesetzt - mit dem Chiemsee-Kessel identisch sein und würde demnach aus der

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Werkstätte Otto Gahrs stammen. Die vom im Januar 1932 verstor-benen Münchner Goldschmied - einem frühen Hitler-Vertrauten - begründete Werkstätte wurde von dessen Frau Karoline wei-tergeführt und fertigte unter an-derem den Totenkopfring der SS. Allerdings spricht einiges gegen die Authentizität des Schreibens: So die in der Abschrift übernom-mene Zeichnung, „gez. von dem Bach-Zelesky“. Der Name des SS-Offiziers lautete jedoch rich-tig „von dem Bach-Zelewsky“. Dieser nannte sich allerdings seit 1940 „von dem Bach“, und wird in anderen Dokumenten stets nur so angesprochen.4 Ferner ist die Bezeichnung „Depositarliste“ ebenso unüblich (eher typisch für einen Schweizer Autoren) wie die Verwendung von „Pergamentpa-pier“. Desweiteren, wie Thomas Ritter zurecht bemerkte, sei die Verschickung von Unterlagen Kammlers nach Böhmen Unsinn, da ja dort Kammlers Denkfabrik ursprünglich angesiedelt war.5 Dem Artikel zufolge stammen sowohl Liste als auch Kristallto-tenkopf aus dem Nachlaß einer alten Dame, die beides von ei-nem Rittmeister Ernst von Alten, einem ehemaligen SS-Mann er-halten haben soll. Die Existenz dieses Rittmeisters soll durch ein Interview, das die Zeitschrift „Quick“ Anfang der 50er Jahre mit diesem führte, verifiziert wer-den; jedenfalls existiert aber die Familie, in deren Besitz sich das

Gut Groß Goltern befindet. Über diese Merkwürdigkeiten hinaus, kursiert eine andere Herkunfts-geschichte über die vorgebliche Depositarliste. Demnach soll sie sich im Besitz eines ehemaligen ungarischen Waffen-SS Mannes befinden. In der Folgeausgabe der Zeit-schrift Mysteries vom Mai / Juni 2011 wurden indes neue Informa-tionen zum Rittmeister von Alten gebracht. Demnach habe der For-scher Thomas Mehner den Hin-weis erhalten, daß der genannte Rittmeister Hans-Joachim von Alten hieß und als Ingenieur im Kunsterfassungsbataillon „Guten-sturm XII“ eingesetzt war, bevor er zusammen mit anderen Mitar-beitern 1944 direkt dem Reichs-führer Himmler unterstellt wor-den sei. Im März 1945 habe diese eigentlich in Bayern stationierte Gruppe im thüringischen Arnstadt Kisten und Behälter aus der Obhut Himmlers übernommen, um sie in Bayern einzulagern. Allerdings erfolgte diese Einlagerung nur in fünf Fällen, die der Quelle Meh-ners bekannt seien.6 Daneben wurden im aktuellen Be-richt mehrere Quellen zur Existenz von Altens angeführt, darunter persönliche Briefe des Rittmeisters, in denen dieser von einer Tätigkeit für die Sowjets schreibt. Insgesamt machen die Zeilen aber den Ein-druck geistiger Verwirrtheit oder vorsätzlicher Irreführung - ein Versuch, die Geheimhaltung für die SS weiter aufrecht zu erhalten,

Kristallschädel und Auszug aus

der Depositarlis-te aus Mysteries

2/2011

wie Mysteries spekuliert?Durchaus interessant, wenn auch wenig Quellenwert besitzt die ebenfalls hier zitierte Meldung der russsichen „Prawda“, die 2002 von der Festnahme deut-scher „Ahnenerbe-Agenten“ 1943 in Brasilien berichtete, was im zusammenhang mit dem Kristall-schädel stehen könnte. Allerdings war Rahn zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Ingesamt gesehen, sind auch diese neuen Quellen kaum geeignet die Zweifel an der Echtheit der Depositarliste zu be-seitigen. Anmerkungen1) siehe u.a. Col. Howard Buchner (1991), S. 26 ff.2) vgl. Lange (1999), S. 57 3) vgl. Graddon (2008), S.1104) Zwischen 26. Januar und 11. Feb-ruar 1945 war von dem Bach-Zelew-ski (1899-1972) Kommandant des X. SS-Armeekorps (Oderkorps), das wenige Wochen nach Aufstellung nicht mehr existent war; vgl. Krüger (2011), S. 202 5) so Katharer-Forscher Thomas Ritter in einem Schreiben an den Verfasser6) Mysteries 3/2011, S. 42

Literatur:Buchner, Col. Howard: Emerald Cup - Ark of Gold. Metairie 1991Graddon, Nigel: Otto Rahn & the Quest for the Holy Grail. Kempton 2008Krüger, Dennis: Das okkulte 3. Reich. Bottrop 2011Lange, Hans-Jürgen: Im Zeichen der Schwarzen Sonne. Wieze 2010

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Frühgeschichte

„Es ist etwas hinter dem Thron, das größer ist als der König selbst“

So äußerte sich Sir William Pitt , Mitglied des britischen Parlamentes House of Lords

bereits im Jahre 1770. Und Ben-jamin Disraeli, englischer Außen-minister bestätigte 1844, daß „die Welt [] nicht von den Persönlichkei-ten regiert [wird], die sich die Leute vorstellen, die sich nicht hinter den Kulissen bewegen.“Verschiedene Zeitepochen ha-ben für diese Gruppe der Mächti-gen, die „größer ist als der König selbst“ und scheinbar seit vielen Jahrhunderten Einfluß auf das Weltgeschehen ausübt, verschie-dene Namen geprägt. Eine heute oft gebräuchliche Bezeichnung ist „Illuminaten“ – Erleuchtete. Diese Bezeichnung geht auf einen 1776 von Adam Weishaupt in Ingol-stadt gegründeten Geheimbund zurück, der die europäischen Staa-ten unterwandern und so dem

Bund zu Macht verhelfen sollte. Weishaupt wurde am 6. Februar 1748 geboren und durchlief eine jesuitische Erziehung. Bereits mit 25 Jahren erlangte er die Professur für Kirchenrecht in Ingolstadt.Weishaupt berichtete über den Anlaß der Gründung seiner Ge-sellschaft in seiner Schrift Pytha-goras oder Betrachtungen über die geheime Welt- und Regie-rungskunst:„Zwei Umstände aber gaben vollends Ausschlag. Zu eben dieser Zeit 1776 hatte ein Offizier, Namens Ecker, in Burghausen eine Loge errichtet, wel-che auf Alchemie ging und sich ge-waltig zu verbreiten anfing. Ein Mit-glied dieser Loge kam nach Ingolstadt, um dort zu werben und die Fähigsten unter den Studierenden auszuheben. Seine Auswahl fiel zum Unglück ge-rade auf diejenigen, auf welche auch ich mein Auge geworfen hatte. Der Gedanke, so hoffnungsvolle Jünglinge auf diese Art verloren zu haben, sich auch überdies mit der verderblichen

Seuche, mit dem Hang zur Goldma-cherei und ähnlichen Torheiten ange-steckt zu sehen, war für mich quälend und unerträglich. Ich ging darüber mit einem jungen Mann, auf welchen ich das meiste Vertrauen gesetzt hat-te, zu Rate. Dieser ermunterte mich, meinen Einfluß auf die Studierenden zu benutzen und diesem Unwesen durch ein wirksames Gegenmittel, durch Errichtung einer Gesellschaft, so viel als möglich zu steuern […].“1

Seit 1778 begannen die illumina-ten die Münchener Freimaurerlo-gen zu unterwandern. Zugleich begann der „Marsch durch die institutionen“, wobei insbesonde-re die Reichsgerichte ins Auge ge-faßt wurden, um dem Orden eine sichere Basis zu verleihen.Bereits damals prophezeite Weis-haupt nach Aussage des Jesuiten Augustin Barruel: Es wird der Tag kommen, an dem Prinzen und Nationen von der Erde ver-schwinden werden“

Die Illuminaten

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1780 trat der bis dahin der Frei-maurer-Vereinigung „Strikte Ob-servanz“ angehörige Freiherr von Knigge dem Illuminatenorden bei und sorgte für einen neuen Kurs. Bislang war nämlich jene „Strik-te Observanz“ eines gewissen Karl von Hund, der behaupte-te in Kontakt mit „unbekannten Oberen“ zu stehen, die ihn in das tiefe Geheimnis der Freimaure-rei eingeweiht hätten, innerhalb der Freimaurerei vorherrschend. Diese Richtung sah sich auch in der Nachfolge des 1309 vernich-teten Templerordens, galt aber als unpolitisch-romantisierende Be-wegung. Nach dem Tode Hunds entstand ein Machtvakuum, da die vorgeblichen Oberen nicht in Erscheinung traten (Spekulationen zufolge handelte es sich um Sym-pathisanten des englischen Stuart-Adelshauses, den Jakobitern). Auf dem großen Freimaurer-Konvent der Strikten Observanz, 1782 in Wilhelmsbad konnten nun Knigge und der zweite illuminatische Ver-treter, Franz Dietrich von Dithfurt die Meinungsführerschaft für ih-ren Orden gewinnen. Das Temp-lersystem wurde aufgegeben, der Orden der Gold- und Rosenkreu-zer, der sich seinerseits bemühte, die Strikte Observanz zu beerben,

blieb in der Minderheit. Es gelang den beiden Illuminaten sogar, mit Johann Christof Bode einen der führenden Vertreter der Strikten Observanz zu gewinnen.2In den Folgejahren kam es jedoch zu einem Zerwürfnis zwischen Weishaupt und anhängern, die sich um Knigge scharten. Letztere führten unbemerkt vom Gründer eine Reform des Ordens durch, die schließlich zu einer inoffiziel-len Leitung des Ordens durch Jo-hann Bode und Herzog Ernst von Gotha führte. Doch schon 1785 drohte dem Or-den das Ende. Aufgrund Hoch-verrates hatte der bayrische Kö-nig den Illuminaten-Orden samt „aller geheimen Gesellschaften“ verboten, nachdem er durch eini-ge 1783 ausgestiegene Ex-Mitglie-der gewarnt worden war. Weishaupt selbst war 1785 nach Regensburg geflohen und gelang-te 1787 nach Gotha, wo er vom Illuminatenbruder Herzog Ernst von Sachsen Gotha als Hofrat An-stellung fand.Nach der Auffindung weiterer belastender Dokumente - die unter dem Titel „Einige Origi-nalschriften des Illuminatenor-dens, welche bey dem gewesenen Regierungsrat Zwack durch vor-

genommene Hausvisitation zu Landshut den 11. und 12. Oktober 1786 vorgefunden wurden“ - löste sich der Orden 1787 offiziell auf, tatsächlich aber wechselten die verbliebenen Mitglieder ledig-lich das äußere Gewand: 1790 rief Bode alle Freimaurerlogen auf, dem 1787 gegründeten „Bund der deutschen Freimaurerei“ beizu-treten, worauf 10 Verbände dem Aufruf folgten. Das Ziel bestand gemäß der ur-sprünglichen illuminatischen Doktrin darin, die konkrete Um-formung von Staat und Gesell-schaft mittels Indoktrination der künftigen Elite in den Freimau-rerlogen zu erreichen.3 Ein wichtiger Gewährsmann für das fortbestehen der illuminaten wurde Graf Allessandro von Ca-gliostro (eigentlich Guiseppe Bal-samo), eine äußerst zwielichtige Figur, die als vorgeblicher Alche-mist europaweit in Freimaurerlo-gen ebenso wie in Fürstenhäusern ein und ausging. 1789 in Rom als Hochstapler festgesetzt, gab er in einer Vernehmung zu Protokoll: In Frankfurt sei ihm in einer Loge ein Buch vorgelegt worden, „des-sen Inhalt mit den Worten anhub: Wir Großmeister der Tempel-herren etc. Sodann erfolgte eine

Die Köpfe der Illuminaten, v.l.n.r.: Adam Weishaupt, Freiherr von Knigge, Johann Bode

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Eidesformel, die in schreckbaren Ausdrücken abgefaßt war, de-ren ich mich nicht mehr erinnern kann, und die Verpflichtung ent-hielt, alle despotischen Monar-chen zu vertilgen. Diese Formel war mit Blut geschrieben. - Die Unterschriften zeigten die Namen der zwölf Großmeister der Illumi-naten an.“4

Verschiedenen Autoren zufolge, sollen sich die Illuminaten auch in den USA ausgebreitet haben. Hier waren die Verhältnisse für Logen insgesamt günstig. Viele der führenden Männer, insbeson-dere jene Protagonisten, welche die Unabhängigkeit vorantrieben, waren unbestritten Freimaurer: Washington, John Adams, Ben-jamin Franklin, Thomas Jeffer-son u.a. Im Jahre 1785 wurde in New York die Columbian Lodge gegründet, die sich den Illumina-ten zugerechnet haben soll. Eines der Mitglieder: Clinton Roose-velt, Vorfahre der späteren US-Präsidenten, der sich bereits 1841 ahnungsvoll als „enlightened one“ (erleuchteter – in: Science of Government Founded on Na-tural Law) bezeichnete. 14 wei-tere Illuminaten-Logen folgten in Städten der Ostküste, darunter eine 1786 in Portsmouth, Virginia. Deren bekanntestes Mitglied war Thomas Jefferson, einer der Grün-dungsväter der Unabhängigen Vereinigten Staaten der USA, zu-gleich Mitglied einer Freimaurer-Loge. Dieser hatte in einem späte-ren Brief vom Januar 1800 an den Freimaurer-Bruder James Madi-

son aus seiner Sympathie für die Illuminaten keinen Hehl gemacht und mühte sich offensichtlich um neue Mitglieder aus den Reihen der Freimaurer. Bereits 1776 war Jefferson gemeinsam mit John Adams und Benjamin Franklin als US-Gesandter am französi-schen Hof, wo er – Spekulationen zufolge - in den kurz zuvor ge-gründeten Illuminatenorden auf-genommen worden sein soll, der in Frankreich als treibende Kraft der Jakobiner gilt.5 Washington hingegen, weniger ernsthaften Quellen zufolge kein geringerer als Weishaupt selbst, warnte eindringlich vor den von den Illuminaten ausgehenden Ge-fahren, etwa in einem Brief vom September 1798 an einen Pastor Snyder: „Ich habe viel von den schändlichen und gefährlichen Plänen und Doktrinen der Illumi-naten gehört. Es war nicht meine Absicht zu bezweifeln, daß die Doktrin der Illuminaten und die Prinzipien des Jakobinismus be-reits in den Vereinigten Staaten verbreitet wurde.“6 Ein wichtiges Indiz für die Unter-wanderung der US-Freimaurerei durch die Illuminaten sehen vie-le Autoren anhand der Symbolik der 1-Dollar-Note, die 1933 von Franklin D. Roosevelt eingeführt wurde: So würden die 13 Stufen der Illuminaten-Pyramide auf dem »Ein-Dollar-Schein« den 13 Gradstufen der bayerischen Illu-minaten entsprechen.7 Allerdings gibt es auch Hinwei-se auf eine hinter dem Illumina-tenorden stehende Macht: Dem Autoren William Carr zufolge (Pawns in the Game) hat Mey-er Amschel Bauer, der spätere Rothschild Dynast, 1773 12 wohl-habende und einflußreiche Män-ner nach Frankfurt eingeladen, um diese von einer Bündelung der Kräfte zu überzeugen. Das Ziel: Die absolute Kontrolle über Reichtum, Naturresourcen und Manpower der gesamten Welt zu erlangen. Auch William Still (The New World Order) sieht in der

Velegung der Illuminatenzentrale nach Frankfurt 1782, den Beginn der Kontrolle des Ordens durch die Rothschilds.8 Eine andere Ver-bindung Weishaupts zu jüdischen Kreisen meinte Autor Beeck über den Vorsitzenden des jüdischen Geheimbundes mit ähnlichem Namen ausfindig gemacht zu ha-ben: Den Maskilim – Erleuchteten und ihrem Leiter Hartwig Wesse-ly eigentlich Reis, aus Hamburg. Weishaupt soll demnach bekannt haben, von einem H aus H (Hart-wig aus Hamburg?) auf die Idee eines eigenen Ordens gebracht worden zu sein.9

Wie wenig beweiskräftig diese Thesen auch sein mögen, so ist dennoch die Identifizierung der Freimaurerei / Illuminaten mit der Volksgruppe der Juden bis heute verbreitet. Bereits seit 1720 finden sich unter den englischen und kurz danach auch den fran-zösischen Logen jüdische Mitglie-der, allein in Deutschland war den Juden der Zugang verwehrt. Dies änderte sich auf Druck der eng-lischen und französischen Logen Mitte des 19. Jahrhunderts. Ver-schiedenen Autoren zufolge un-terwanderten Juden systematisch die Logen um sie entgegen des eigentlichen Ziels der Aufklärung für eigene Zwecke zu nutzen. Als Kontrollorgan der Logen diente schließlich der B´nai´Brith-Orden, (Söhne des Bundes), eine Juden vorbehaltende Geheimge-sellschaft. Für weitere Munition gegen eine „jüdische Verschwörung“ sorgte die Veröffentlichung der „Proto-kolle der Weisen von Zion“, de-ren Authentizität bis heute um-stritten, mehrheitlich aber als Fäl-schung klassifiziert wird. Diese verschiedentlich auch als „Illumi-naten-Protokolle“ bezeichneten Aufzeichnungen enthalten Pläne zur Errichtung einer jüdischen Weltherrschaft und sollen in ei-nem geheimen Treffen zeitgleich zum zionistischen Kongreß 1897 in Basel erstellt worden sein. Das schlagendste Argument für eine

George Washington, 1. Präsident der USA - Illuminat oder Gegner?

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Fälschung war, daß die Protokol-le den „Dialoge aux enfers entre Machiavel et Montesqieu“ des Franzosen Maurice Joly von 1865 entnommen seien. Tatsächlich hat-te der Verfasser mehrere Textstel-len aus Jolys Buch übernommen, allerdings wurde nachgewiesen, daß Maurice Joly eigentlich Moses Joel hieß und ebenfalls Jude war. Demnach sollte das Buch zwar Na-poleon verspotten, zugleich aber den monarchischen Gedanken in Frankreich ersticken und der Kommune den Weg bereiten.10 Auffällig ist jedoch, daß sich die Protokolle weite Strecken wie eine genaue Prophezeiung späterer Er-eignisse lesen. Verschiedene Auto-ren sehen daher in den jüdischen Protokollen eine Neuauflage eines eigentlich illuminatischen Schrift. van Helsing spricht von einem „Dokument, das als das ‚NEUE TESTAMENT SATANS bekannt wurde und von den bayerischen Il-luminaten streng`gehütet worden war. „Der breiten Öffentlichkeit“ sei dieses Dokument „erst 1875 zugänglich gemacht worden, als ein Kurier der bayerischen Illumi-naten auf seinem Ritt von Frank-furt nach Paris vom Blitz getroffen wurde und dabei ein Teil dieser In-formationen einer weltweiten Ver-schwörung sichergestellt werden konnten.“ Tatsächlich entsprechen viele der hier aufgeführten Punkte den Protokollen der Weisen.

Problematisch ist allerdings, daß dieses Dokument der gesamten üb-rigen Forschung unbekannt ist.Dennoch hat sich die Bezeichnung illuminaten für die heute in den Kulissen agierenden Schattenmän-ner eingebürgert, nicht zuletzt auch durch die erfolgreiche Romanreihe Anton Wilsons, die insbesonde-re das linksalternative Lager be-geisterte und Grundlage für die Verbreitung des Glaubens eines existierenden Illuminaten-Bundes in heutiger Zeit bildete. Seit-dem werden verschiedene Handzeichen von Politikern - am bekanntes-tes das Satanszeichen - Bauwerke in Pyramidenform oder allerorten auftretende Zahlen-kombinationen - insbesondere die 23 - als Symbole der Illuminaten behandelt. Sich ist jedoch nur, daß sich Freimaurer durchaus gewisser Codes bedienen, um einander zu erkennen oder Mitbrüdern etwas mitzuteilen. Inwieweit aber tat-sächlich der Bund der illuminaten sich bis heute hinter derlei wirken verbirgt, ist fraglich - van Helsing betonte daher vorsorglich, zwi-schen dem Bund der illuminaten Weishaupts und den Illuminati als

Bezeichnung der „hinter den Ku-lissen tätigen Personengruppe“, zu unterscheiden, da letztere nie selbst unter dem Namen illuminaten auf-träte.11

Anmerkungen:1) Wikipedia: Bund der Illuminaten2) Stein (2001), S. 243) Stein (2001), S. 294) nach Balsamo 1791, S. 87 f / Wiki-

pedia: Cagliostro.5) siehe Stein (2001), S. 38 f./

43 f.,6) The Writings of Geor-ge Washington, Bd. 20, zit. nach Stein, S. 437) van Helsing (1993), S. 628) Stein, S. 37

9) so Beeck (1922), S. 1510) siehe dazu Beeck (1922),

S. 15 ff.11) van Helsing (1993), S. 60 f.

Literatur:Beeck, Die Geheimnisse der Weisen von Zion. Charlottenburg 1922Stein, Conrad: Die geheime Weltmacht. Tübingen 2001van Helsing, Jan: Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert Bd. 1. Herbertingen 1993

Weitere Hintergründe zu den Illumi-naten und ihrem Wirken in der Ge-schichte finden Sie in der aktuellen Veröffentlichung: Auf dem Weg zur Neuen Weltordnung

Symbolik der Iluminaten? Präsident Obama und Gattin mit Fingerzeig - Pyramiden als „Tetraeder“ (Bottrop), auf der Frankfurter Skyline und der 1-Dollarnote (unten) - die Zahl 23 als Roman- und Filmvorlage

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Frühgeschichte

Der antike Gelehrte Ptole-mäus (ca. 100-160 n. Chr.) hat innerhalb seiner Geo-

graphia auch eine koordinatenbe-zogene Beschreibung von Groß-germanien hinterlassen, die es erlaubte, eine Karte zu rekonstru-ieren. Die bekannteste dieser Kar-ten ist die sogenannte Müllersche Ausgabe (Paris 1883), aus wel-cher der kleine Ausschnitt rechts unten in beigefügter Abbildung stammt. Die Schrift des Originals wäre jedoch nur mangelhaft re-produzierbar gewesen, weshalb sie hier neu und größer gesetzt wurde. Die ptolemäischen Namen auf der Halbinsel Jütland wur-den nicht übernommen, sondern stellvertretend „Jütland“ gesetzt. Grund für diese und andere Weg-lassungen ist die Eingrenzung der vorliegenden Betrachtung auf das Küstenstück zwischen Kiel und Rügen, denn weiter östlich und nördlich wird Ptolemäus, wohl aus Mangel an Informationen un-zuverlässiger.Die Geographia des Ptolemäus enthält nach gängiger Meinung ohnehin eine Menge Fehler, seienes falsche Plazierungen, fehlerhaf-te Namen oder anderes. Dennoch gelingt es immer wieder, einige bisher als zweifelhaft angesehe-ne Details zu verifizieren, wie der Verfasser selbst schon einige Male bewies.1 Da teilweise auch hier wichtig, wird im folgenden zu einem dieser Fälle eine kurze Erläuterung gegeben:Im gewählten Kartenausschnitt liegt Marionis am Ostufer der Niederelbe, aber Marionis alterazwischen dem heutigen Kiel und dem Fluß Chalusus. An dessen Stelle fließt noch heute die Mau-rinne, die etwas nordöstlich von Lübeck den Mündungstrichter

der Trave erreicht, nachdem sie kurz vorher in die Stepenitz mün-dete. In der Maurinne lebt das alte Marionis (altera) fort, aber ebenso im Marionis an der Elbe, denn ungefähr dort mündet die Schale (Chalusus), zusammen mit der Sude und etwas oberhalb von Boizenburg in den Elbstrom. Die Schale und die Maurinne ent-springen unweit voneinander, anfangs fließt die eine nach Nor-den und die andere nach Süden, sodaß die alten Geographen glau-ben mochten, es handele sich um dasselbe Gewässer, eben den Cha-lusus und Marionis sei der Name zweier Orte an seinen Ufern. So gesehen wäre die Maurinne der Chalusus Nord und die Schale der Chalusus Süd. Diese Konstellation bildet den westlichen Eckpunkt der vorlie-genden Betrachtung und die Insel Rügen einen entsprechenden im Osten. Es soll versucht werden, die Namen zu verifizieren, die Ptolemäus an der Ostseeküste zwischen diesen Punkten liefert. Da hier nur Namen herangezogen werden, ist das Ergebnis mit gro-ßer Vorsicht zu werten, denn ar-chäologische Belege könn-ten zu anderen Resultaten führen. Andrerseits könn-ten durch diesen Versuch archäologische Untersu-chungen angeregt werden, die vielleicht sogar zu po-sitiven Ergebnissen führen würden.Den östlichen Eckpunkt dieser Betrachtung bildet Rügen (Rugium). Obwohl die Angaben des Ptole-mäus die beschriebene Ostseeküste als waag-rechte Gerade schildern und Rügen (Rugium) dem

Festland einverleibt wird soll hier einmal mit allem Vorbehalt un-terstellt werden, die Namen seien einigermaßen zutreffend und un-gefähr auch richtig plaziert.Rügen wird dargestellt als durch ein Gewässer Viadua, (in anderen Quellen auch Viadra) vom west-lichen Bereich abgetrennt. Nach-dem die Weichsel (Vistula) öst-lich hiervon angegeben ist, muß es sich bei Rügen um etwas ande-res handeln und eigentlich gibt es hier nur den Strelasund.Die Sache scheint damit zunächst wenig Erfolg zu versprechen, denn Strela läßt sich sprachlich offensichtlich nicht von Viadua herleiten. Wird jedoch versuchs-weise angenommen, daß diese Viadua vielleicht Viaduana hieß, die später zu Viana verkürzt auch eine Form Biana erlaubt, so wür-de plötzlich etwas ganz anderes passen und zwar die Peene. Diese mündet jedoch heute bei Anklam fast ins Oderhaff, ändert dort aber plötzlich ihre bisherige Ostrich-tung in Nordwest und fließt am Westufer von Usedom entlang, um bei Peenemünde die Ostsee zu erreichen. Die Richtungsän-

Die Ostseeküste des PtolemaiosEin Versuch

von Otto Klaus Schmich (†)

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derung rührt vermutlich daher, daß der westliche Oderarm die Peene als linken Zufluß verstand und sie mitnahm bis zur gemein-samen Mündung in den Greifs-walder Bodden. Die Entfernung zum Strelasund beträgt von hier aus rund 30 Kilometer. Aber das ist erst seit 700 Jahren so.² Vorher befand sich hier eine Nehrung. Die heutige Öffnung zwischen Rügen und Ruden liegt genau so weit von Stralsund entfernt wie die beschriebene Engstelle zwi-schen Usedom und Ruden. Somit kann letztere nicht schiffbar oder von der Peene durchströmt ge-wesen sein, denn sonst wäre eine Passage schon vor der Sturmflut möglich gewesen und die Stral-sunder hätten sich nicht zu freuen brauchen.

Hieraus ergibt sich, daß die Peene (zusammen mit dem westlichen Oderarm) tatsächlich bis vor 700 Jahren das Gewässer bildete, das Rügen vom Festland schied, Pto-lemäus hatte also Recht.

Der versuchsweise sprachliche Weg von der Viadua zur Peene ist demnach gangbar, gleichgültig ob in dieser oder einer anderen Form. Sollte der alte Gelehrte auch noch in einigen anderen Punkten rich-tig gelegen haben?Nachdem somit die beiden Eck-punkte ziemlich zuverlässig zu sein scheinen, kann nun eine wei-tere ptolemäische Angabe geprüft werden, der Fluß Suebus, der zwi-schen Viadua und der Maurinne(Chalusus Nord) fließen und öst-lich vom Küstenort Laciburgium und dem etwas weiter südlich der Küste liegenden Bunitium in die Ostsee (Mecklenburger Bucht) münden soll. Auch hier findet sich auf Anhieb kein Gewässername, der sich sprachlich mit Suebus verbinden ließe.Hier gibt es nur den Wallenstein-graben, der den Schweriner See entwässert und bei Wismar in die Mecklenburger Bucht mün-det. Doch dieser Graben hieß vor dem 30.jährigen Krieg anders: Stevine.³

Ähnlich wie bei den eingangs be-schriebenen Maurinne und Scha-le, fließt hier ein kleines Gewäs-ser (Stevine) nach Norden und ein größeres nach Süden (Sude). Sollte es sich auch hier um eine Kombination des Ptolemäus oder seiner Informanten handeln? Ste-vine wäre annehmbar als Stebine, vielleicht sogar als Suebine, wäh-rend der älteste Name der Sude nicht bekannt ist. Beide Namen zusammen gesehen, vielleicht schon bei Ptolemäus vermengt, weisen eher in Richtung Suebus als andere Eventualitäten. Aber all das ist reine Spekulation.Sollte jedoch die heutige Stevine früher der Suebus gewesen sein, so müssen nicht nur Laciburgiumund Bunitium vorgeschlagen wer-den können, sondern auch das östlicher angegebene Virunum.

Für alle drei Begriffe kann ange-nommen werden, daß es sich um Dinge handelt, die nicht nur da-mals Gewicht besaßen, sondern auch noch in nachrömischer Zeit.

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Aus dieser Sicht fallen tatsächlich einige Stellen durch unterschied-liche Eigenschaften auf, die sich wie eine Perlenschnur entlang der Stevine aneinander reihen.Eine ca. 12 x 22 km breite Halb-insel westlich der Stevinemün-dung, also zwischen Wismar und Lübeck trägt den Namen Klützer Ort, je ein Drittel der Küstenli-nie heißen Kleinklützhöved und Großklützhöved, ferner gibt es die Orte Klütz, Oberklütz und Nie-derklütz. Laciburgium? Es findet sich jedoch eine zweite wichtige Örtlichkeit am Hochufer der Ste-vine, die Burg Mecklenburg.Warum gerade an diese Stelle? Hatte sie bereits eine römerzeit-liche Vergangenheit? Zu Burg Mecklenburg gehört Kletzin, al-lerdings heute am Ostufer der Stevine gelegen. Laciburgium?Nahtlos fügen sich noch zwei weitere Örtlichkeiten auch schon früherer Bedeutung ein:Schwerin, welches noch die Stammsilbe Sue- weiterträgt, denn es hieß 1012 Zuarina und 1170 Zuerin.4 Einer der wichtigsten

Handelsplätze des Ostseeraumes war ferner das alte Rerik, welches 810 aufgegeben wurde zugunsten von Haithabu. Rerik lag an der Mündung der Stevine und bilde-te sozusagen das nördliche Ende der beschriebenen Perlenschnur.Bunitium findet heute nur mit großer Anstrengung eine Entspre-chung in Bünsdorf, grob gesehenungefähr zwischen Lübeck und Klütz. Es liegt zwar nicht genau so, wie es Ptolemäus angibt, aber immer noch in Bereich zwischen Chalusus und Suebus. Östlich von Letzterem soll auch Virunum liegen, es finden sich hier sogar gleich mehrere Möglichkeiten: Die Warne, die Orte Warin und Warnow. Daß der antike Gelehrte manchmal Orts- und Gewässer-namen durcheinander brachte, kennen wir bereits zur Genüge. Es ist nicht auszuschließen, daß es sich bei Virunum ebenso ver-halten hat.Möglicherweise finden sich noch andere Entsprechungen bei heu-tigen oder ehemaligen geographi-schen Namen, erschwert durch

die wechselnden Sprachen in die-sem Raum (germanische und sla-wische Idiome). Die von der Ger-manistik gefundenen Regeln der Sprachentwicklung gelten zwar größtenteils, aber eben doch nicht immer. In jedem Fall wäre es des-halb wünschenswert, wenn nicht nur andere Forscher sich hier ein-brächten, sondern auch andere Disziplinen, wie beispielsweise die Archäologie. Erweist sich der hier vorgelegte Versuch danach als nicht genügendabstützbar, so wäre er zumindest vorläufig als gescheitert zu be-trachten.

Anmerkungen1) Otto Klaus Schmich, Emsdet-ten, in URN-registriertem Aufsatz unter www.ingeborgschmich.de/Nibelungen/, sowiein „Datei Mythen“ (2001) S. 208 ff. für die Ptolemäus-Namen Cha-lusus, bezw. Marionis und Mario-nis altera.2) K. Goldmann und G. Wermusch, Vineta (1999), S. 116 f.: Vorher sei der Greifswalder Bodden noch nicht Teil der Ostsee gewesen. Nur eine enge Stelle zwischen der Nordspitze von Usedom und der Insel Ruden sei offen gewesen, ansonsten war Rügen durch eine Nehrung mit der Insel Ruden ver-bunden. Erst in der großen Sturm-flut vom 1. November 1304 wurde diese Nehrung weggeschwemmt, worüber sich die Stralsunder freu-ten, wie über liefert wird, denn diese gewannen dadurch eine neue Passage zur Ostsee. Die ehemali-ge Nehrung ist heute noch in einer Tiefe von 2-3 m als untermeeri-scher Damm erhalten.3) Falko Hohensee, in Der Wallen-steingraben, Museum Burg Meck-lenburg 1989, S.24) Duden, Geographische Namen in Deutschland, 1993

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Wie die Zeitschrift „Der Spiegel“ in ihrer Aus-gabe 29/2011 berichtet,

befaßt sich seit Juni erstmals eine offizielle deutsche Behörde mit dem Phänomen der „Erdställe“, den bis zu einige hundert Meter langen unterirdischen Gängen. So hat das Münchener Landesamt für Denkmalpflege in Zusam-menarbeit mit dem „Arbeitskreis für Erdstallforschung“ mehrere Erdställe am Bayrischen Doblberg (Ortschaft Glonn) geomagnetisch und archäologisch untersucht. Bislang konnte aber noch keine offizielle Erklärung für das bereits seit langer Zeit bekannte Phäno-men der bis zu mehrere hundert Meter Länge erreichenden, oft nur 60 cm im Umfang messenden Gänge geliefert werden. Ebenso unklar ist weiterhin der Entste-hungszeitraum. Die forscher ge-hen bislang mehrheitlich von ei-ner mittelalterlichen Entstehung aus und verweisen als Zweck auf Flucht- oder Lagermöglichkeiten, was aber nicht überzeugen kann, zumal die bei diesen Verwen-dungszwecken üblichen Boden-funde bislang ausblieben. Ende 2009 hatte der österreichische Forscher Heinrich Kusch mit sei-ner in Buchform („Tore zur Un-terwelt“) präsentierten These für Aufsehen gesorgt, daß vergleich-bare Gänge in der Steiermark be-reits in der Jungsteinzeit errichtet worden seien. Seine Indizien wa-ren an den Eingängen errichtete Menhire sowie ein jungsteinzeit-liches Bergwerk, von dem Gänge ausgingen..Die Bild-Zeitung vom 29. Juli 2011 griff das Thema der Erdställe un-ter dem Titel „Die geheimen Tun-nel der Erdmenschen“ auf. Unter Verweis auf die Arbeiten von Dr.

Heinrich Kusch an Tunnelsyste-men in Österreich - siehe dazu Trojaburg 1/2010 - werden zwei Theorien für die „vor Tausenden von Jahren gegrabenen“ unterir-dischen Gänge vorgestellt: Eine besagt, die Tunnel dienten als symbolische Gräber slawischer Einwanderer, die ihre Toten in der Heimat zurückgelasen hatten und aus Angst vor der „Rache der Toten“ symbolische Seelengänge angelegt hätten - die andere greift die These der Geheimverstecke auf. Während die erste völlig ab-wegig ist, da die Tunnel auch in Gegenden ohne slawische Bevöl-kerung auftreten und zumal sehr viel älter sind, erscheint auch die andere unwahrscheinlich, da für den Fluchtzweck entweder grö-ßere Räume oder Gänge mit ei-nem zweiten Ausgang sinnvoll erscheinen. Da die Gänge zwar oft sehr lang sind aber zumeist im Nichts enden und an einigen Stellen kappellenartig er-weitert wurden, ist die Flucht-raumthese alleine als Erklärung un-geeignet.Dafür rückt eine andere Theorie in den Vordergrund: Wurden die Erd-ställe im Mittelal-ter als Zufluchts-orte für nahende Naturkatas t ro -phen errichtet?U n z w e i f e l h a f t dürfte die Aus-sicht auf ein na-hendes Armaged-don im Menschen

Erdställe als Zufluchtsorte für Weltuntergangsprophezeiungen?

einen Fleiß auslösen, der solche Bauwerke möglich machen wür-de. Zudem erklärt dieser Zweck auch, warum es oft keinen zweiten Ausgang gab, was bei nahenden Katastrophen mehr Sinn ergibt als bei nahenden Feinden.Gerade im Mittelalter war der Glaube an ein bevorstehendes Weltenende weit verbreitet und wurden durch apokalyptische Szenarien der Kirche geschürt, die es auf reichlich Spenden der Schäfchen für das Seelenheil abge-sehen hatten.Jedenfalls konnte das Anlegen eines solchen Fluchttunnelsmit leicht verschließbarem Durchlaß für Naturkatastrophen, abgesehen von der Frage, ob sie die Nutzer wirklich vor Schaden bewahrt hätten, nichts schaden.

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Frühgeschichte Die Geheimnisse der Klosterruine Disibodenberg

Auf den Spuren unterirdischer Gänge

Wie feines Maßwerk zeichnet sich dunkles Baumgeäst kahler Stäm-

me auf dem breiten Rücken des Disibodenberges in winterklarer Luft filigran vor einem unendlich weit anmutenden Himmel ab. Für früher fünf deutsche Märker, in einen Automaten zu werfen, gab ein modernes Drehkreuz (heute aber auch defekt und das kleine Museum auf unbestimmte Zeit mangels Euros geschlossen), den offiziellen Weg zu den alten Rui-nen frei. Gewitzte Einheimische jedoch kennen einen heimlichen Steig quasi „hintenherum“, über den man zum hohen Heiligtum schon immer gratis gelangt …

Und einen sogar altheiligen Platz stellt der Disibodenberg, nahe des Zusammenflusses der Nahe und des Glan, auf jeden Fall dar. Dehnt sich doch auf dem Bergrük-ken die efeuumwucherte Ruinen-landschaft eines mittelalterlichen Klosters aus, an der der Maler der Romantik Caspar David Friedrich seine helle Freude gehabt hätte. Schon im sechsten oder siebten Jahrhundert entstand dort eine klösterliche Gemeinschaft, die ein irischer Mönch, namens Disibod, gegründet haben soll. Doch wird der Disibodenberg auch immer wieder als vorchristliche Kultstät-te dargestellt. Auf einer Anzahl weiterer Höhen der Umgebung soll zudem germanisch-weibli-chen Gottheiten - den Disen - ge-huldigt worden sein. Bei ihnen hätte sich um die Disenberge ge-handelt. Somit wäre das germa-nische Wort Disen (steht auch für Hagedisen - ein korrektes Wort, das später christlich-negativ zu „Hexen“ verballhornt wurde) während der aggressiven Aus-

breitung des christlichen Glau-bens in der Region nur negativ abgewandelt worden. Die Orts-chronik von Odernheim am Glan, nahe des Fußes des sagenhaften Berges gelegen, streitet dies je-doch tapfer ab.

„Keine wissenschaftlichen Er-kenntnisse für einen Kultplatz“, heißt es da und „nicht ernst-haft zu diskutieren“ - aber, war es einst dennoch ein „Berg der Disen“? Entgegen heutiger re-strikter Darstellung schrieb der

Durchblicke in ein altes Gebäude der Ruinenlandschaft.

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Römer Tacitus zu seiner Zeit je-denfalls weltoffen und verständ-nisvoller über germanische Kulte: „Die Götter nicht innerhalb der Wände einzuschließen und nach Art des menschlichen Antlitzes zu bilden, das entspricht nach ih-rem Sinn der Hoheit des Himmli-schen. Wälder und Haine weihen sie. Mit Götternamen belegen sie jenes Geheimnisvolle, das nur ihr frommer Schauder sieht.“

Auch unten im Ort ist man jeden-falls teils anderer Auffassung, als wie es die lokale Chronik weis-machen will. Einige Leute wissen, glauben um die heimlichen Kräfte des Berges, der zweifelsohne als ein bedeutsamer Kultplatz schon in vorkeltischer Zeit erkannt wur-de. Hinter vorgehaltener Hand wird über seine Wunder gemun-kelt. Auch ein älterer Mann im Hofgut (ehemaliger Klosterhof), der uns das kleine Museum öff-net, berichtet Merkwürdiges über den nahen Berg. „Da kommen fast jede Woche welche, mitunter von weither, die da oben entweder mit der Wünschelrute nach angeblich dort verborgenen Schätzen suchen oder aber geheimnisvolle Energie-felder orten wollen. Früher habe ich mich lustig darüber gemacht, bis ich einmal in den Ruinen ein merkwürdiges Erlebnis hatte. Es war an einem warmen Sommer-tag. Wir arbeiteten dort. Ich ging

in das ehemalige Kirchenschiff der Abtei hinein. Da wurde es mir an einem bestimmten Platz auf dem Weg Richtung Altar plötz-lich ganz kalt, dann schwitzte ich wieder, es schüttelte mich gera-dezu. Ich probierte es mehrmals aus. Wenn ich diesen begrenzten Platz verließ, war ringsum wie-der alles normal.“ Der Mann ge-rät sichtlich ins Nachdenken, als er sich den Vorgang wieder ver-gegenwärtigt. „Ja, da oben gibt es jede Menge Energiefelder. Egal ob es in der Abteikirche oder bei der alten Marienkapelle ist.“ Er weiß auch um das „energetische Loch“ alter Kirchen, wo an einer Stelle die Gläubigen bei Betreten des Gotteshauses wie automa-tisch niederknien, sich bekreuzi-gen, und dann erst den Weg Rich-tung Altar fortsetzen. Ernsthafte Geomanten behaupten indes, daß dort dem Menschen Energie „abgezogen“ wird, um sie dann positiv angereichert dem Kör-per wiederzugeben. Dies alles ist aber der Schulwissenschaft nicht glaubhaft, da es mit herkömm-lichen Meßinstrumenten nicht nachweisbar sei, behauptet sie. Doch ungeachtet allen menschli-chen Haderns dehnt sich auf der Bergeshöhe seit Jahrhunderten die malerisch verfallene Ruinen-landschaft aus. Hierher kam einst auch Hildegard von Bingen im

zarten Alter von acht Jahren, die später gar als „Heilige“ in die Ge-schichte einging. 1106 errichtete hier nämlich die heilige Magiste-rin Jutta von Sponheim eine Frau-enklause für 16 Mädchen, darun-ter auch Hildegard. Die Mädchen wurden nach feierlicher Zeremo-nie eingemauert und standen her-nach für lange Zeit nur über ein vergittertes Fenster in Richtung Chor des nahen Gotteshauses mit ihrer Umwelt in Kontakt. An diesem Fenster diktierte Hilde-gard später auch ihre berühmten Visionen einem schreibkundigen Benediktinermönch, die sie nach Einschließung in ihre Klause be-kam. Die Oblatinnen verstanden sich übrigens als freiwillige Opfer an die profane Weltlichkeit. Hil-degard wurde später selbst Vor-steherin der klösterlichen Frau-enklause auf dem Disibodenberg, ehe sie 1148 ihr eigenes Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen bekam, wo sie schließlich hochge-ehrt 1179 im für damalige Verhält-nisse stolzen Alter von immerhin 81 Jahren in die Ewigkeit einging. Über ihre Rolle gegenüber dem Volk gibt es allerdings strittige Meinungen. Hildegard von Bin-gen wurde zudem nie offiziell zur „Heiligen“ erhoben.

Die Ruinen des Klosters Disibo-denberg sind heute in Privathand. Ehrengard Freifrau von Racknitz,

Altar in den spärlichen Resten der Kirche. Das Fragment mit dem Arm des Speerträgers.

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geborene Gräfin von Hohenthal, gelangte 1954 in vierter Genera-tion in Besitz der alten Abtei. Sie überlegte, wie der historische Ort seine geistesgeschichtliche Aus-strahlung behalten könne und der Allgemeinheit zugänglich zu ma-chen sei. 1989 brachte sie, gemein-sam mit ihrem 2005 verstorbenem Mann, Hans-Lothar Freiherr von Racknitz, das altehrwürdige Klo-ster in eine Stiftung ein, die den bedeutsamen Namen Scivias-Stiftung erhielt. Dies in Anleh-nung an das gleichnamige Werk (Scivias - Wisse die Wege) der Hildegard von Bingen, das die-se dereinst auf dem Berg schrieb und ihre außergewöhnlichen Vi-sionen zum Inhalt hat. Zweck der Stiftung ist die Erhaltung des Ge-dankengutes der Hildegard von Bingen und der Klosteranlagen

selbst sowie die Förderung von Forschungsarbeiten. Das Archäo-logische Landesamt für Denk-malpflege begann 1985 mit wis-senschaftlichen Grabungen und Sicherungsarbeiten im Gelände. Interessante Funde sind heute in dem kleinen aber feinen Museum des Besucherinformationszen-trums zu bewundern.

Zurückgekehrt aus Mainz auf den Disibodenberg ist auch das bemerkenswerte römische Stein-fragment, das bei den archäolo-gischen Ausgrabungen im ver-schütteten Kellergewölbe des Re-fektoriums der ehemaligen Klo-sterabtei gefunden wurde. Das Relikt war zu wissenschaftlichen Untersuchungen in Mainz und ist nun im Museum zu schauen.

Das Steinplattenfragment zeigt auf seiner Oberfläche deutlich torsoähnliche Teile einst kom-pletter kunstvoll gehauener Men-schenfiguren. So sind noch ein Kopf und unterhalb von ihm ein Oberarm und Schulter erhalten, über denen sich eine Art Rund-stab befindet. Der Mainzer Lan-deskonservator und Archäologe Dr. Gerd Rupprecht interpretiert dieses seltene Gebilde von Stein-metzkunst als menschliche Figur, einen Speer tragend. Auf der an-deren Seite des Steins zeichnet sich ein ebenfalls gut erhaltenes Blattmuster als Fries ab. Ein Kelte, vielleicht eine keltische Sagenge-stalt mit Stab und oder Speer, wird von der Forschung angenommen. Bei Untersuchungen des wahr-scheinlich römischen Kultsteins wurden bislang leider keine neu-en Erkenntnisse gewonnen, die noch Detaillierteres über seine Geschichte und Herkunft aussa-gen. Dr. Rupprecht verweist aber noch auf die Fragmente eines um 2005 gefundenen Kreuzrippen-bogens aus den oberen Etage des klösterlichen Profanbaues. Auf ihm wurden gut erhaltene Reste rötlicher Bemalung gesichert, die einst Blattmuster dargestellt ha-ben könnten.

Ein Mitarbeiter der Scivias Stif-tung Klosterruine Disibodenberg ist erfreut, daß nun das bedeu-tende Steinfragment der Öffent-lichkeit präsentiert werden kann. Auch das Relikt mit der Blattmu-sterbemalung ist in der Expositi-on am Fuße des Disibodenberges bald zu sehen. Bei dem großen Steinfragment aber handele es sich möglicherweise um eine Art vorchristlichen Altarstein, einen Speer tragenden Kelten oder eine mythologische Figur darstellend. Der Disibodenberg war aber lan-ge vor seiner christlichen Inbe-sitznahme durch den aus Irland kommenden Mönch Disibod - so jedenfalls die Überlieferung - ein bedeutender heidnischer Kult-platz.

Markante Eiche in den Ruinen des alten Klosters.

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Da die Anhöhe eine exponierte Stellung im kesselartigen Um-land - umgeben von römischen Hofstätten - einnimmt, ist ein vorchristliches Bergheiligtum durchaus vorstellbar. Die schon lange vor den Ausgrabungen ebenfalls gefundenen Reste gro-ßer Steinblöcke deuten in diesem Zusammenhang auf einstige hohe Anlagen hin, die sich auf dem hei-ligen Berg erhoben, erläutert Dr. Rupprecht die sich herauskristal-lisierende Gesamtsituation. „Die mächtigen Blöcke waren entwe-der exklusiven Grabmälern zuge-hörig oder stellten ein besonde-res römisch-keltisches Heiligtum dar“, vermutet der Ausgräber und sagt weiter: „Eine verschol-lene Anlage kann sich so gut und gerne bis zu einer Höhe von sechs bis sieben Metern erhoben haben, was die hohe kultisch-spirituelle Bedeutung des Berges schon zu

heidnischer Zeit deutlich macht.“

Bei den Ausgrabungen im Jahre 2006 wurde in den Ruinen der Kellergewölbe des Refektoriums auch Anhaltszeichen für eine Art Pforte in der Giebelwand gefun-den. Ob es sich um eine solche handelt und wohin sie eventuell führt, ist noch ungeklärt. „Ken-ner“ der Szene vermuten, es wäre womöglich der Zugang zum ver-schollenen Schatz der Mönche auf dem Disibodenberg, um den sich einige Sagen ranken und die den geheimnisumwitterten Hort stets in den Kellergewölben ansiedeln. Aber auch der sagenhafte unter-irdische Gang existiere, der vom Kloster bis ins Dörfchen Boos füh-ren soll und dabei den Glan unter-quert. Eine Odernheimerin hat als Kind in dem eingefallenen Stollen sogar noch gespielt. Und Boos war im Mittelalter Disibodenber-

ger klösterlicher Besitz. Die dor-tigen sehr tiefen Höhlen, deren Zugang aus Sicherheitsgründen versperrt ist, werden später noch beschrieben.

Wolfgang Ziegler

(alle Fotos: Wolfgang Ziegler)

Altes Gewölbe in der Klosterruine.

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FrühgeschichteHitler lebt ?

Zur Variation der Sage vom Kaiser im Berg

von Dennis Krüger

Eine der bekanntesten Legenden rankt sich seit 1945 um die angebliche Flucht

Adolf Hitlers aus dem Bunker in Berlin 1945. Noch während des Krieges kam diese Mythe auf, wobei insbesondere Sowjet-Führer Josef Stalin den Berichten von Hitlers Selbstmord mißtrau-te und eine umfangreiche Untersuchung durchführen ließ. Genährt wurden die Gerüchte eines lebendigen Hitlers vor allem durch widersprüchliche Zeugen-aussagen, die sowohl über den genauen Ort als auch die Ursache dessen Todes variierten.Presseberichte über Au-genzeugen, die Hitler nach 1945 an den ver-schiedensten Orten begegnet sein woll-ten, taten ihr Üb-riges zur Unter-

mauerung dieser Legende. Nachdem aber Sowjetruß-land bekannt gab, die sterblichen Überreste Hitlers und seiner Frau Eva Braun 1945 aufgefunden zu haben, verstummten die

Gerüchte nach und nach. Tatsächlich ergab auch eine 2006 durchgeführte Untersuchung des in Moskau aufbewahrten Gebisses, das Hitler zugeschrieben wird, eine Überein-

stimmung mit dem Zahnbild des Reichs-kanzlers, wie es vor dem Krieg angefertigt worden war. 2010 gab es jedoch erneut Anlaß für Zweifel: Eine durchgeführte anthropologische Untersuchung von in Moskau aufbewahrten Fragmenten des vorgeblichen Hitler-Schädels er-gaben, daß sie weiblichen Ursprun-ges waren !1

Dieses Ergebnis läßt zwei Schluß-folgerungen zu: Entweder wur-den Skelettreste vertauscht,

so daß eventuell Eva Brauns Schädel als der Hitlers regi-

striert wurde. Oder aber, die aufbewahrten

Reste stammen

Adolf Hitler vor dem Barbarossa-Denkmal am Kyffhäuser (Bildmontage)

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tatsächlich nicht von Hitler, so daß damit der einzige physische Beweis der damaligen Todesum-stände des Reichskanzlers entfal-len würde. In einem kürzlich publizierten Ar-tikel stellt der australische Autor Giordan Smith die Theorie auf, Hitler sei von Hanna Reitsch, der Testpilotin, die den Reichskanz-ler noch am 26. April gemeinsam mit General Ritter von Greim in Berlin besuchte, ausgeflogen wor-den.2 Reitsch berichtet in ihrer Biographie zwar von diesem An-gebot an Hitler, dieser habe aber entschieden, in Berlin zu sterben. Allerdings führt Smith als Zeu-gen den damaligen Volkssturm-Angehörigen D. Protsch an, der miterlebt haben will, wie ein Waffen-SS Funker die Flucht Hit-lers bestätigte.Auch ein kürzlich erschienenes Buch unter Mitarbeit des Ver-schwörungsspezialisten Jan van Helsing führt eine Reihe von Au-genzeugenberichten an, die eine Flucht des Ehepaares Hitler nach Argentinien nahe legen.3 Das Pro-blem an den Aussagen argenti-nischer Gewährsleute liegt darin, daß ihr Wahrheitsgehalt kaum zu überprüfen ist. Selbst wenn es sich nicht um ausgedachte Geschichten handelt, kann nicht ausgeschlossen werden, daß es bei den beobach-teten Personen um Doppelgänger oder Leute handelt, die Adolf Hit-ler und Eva Braun ähneln. Die Fra-ge bleibt auch, welches Motiv Hit-ler gehabt haben soll, wenn er nach seiner Flucht nie mehr öffentlich in Erscheinung trat, mal abgesehen vom Wunsch nach Überleben.Ungeachtet des Wahrheitsgehaltes dieser Spekulationen, erinnern sie stark an eine Sage, die sich konti-nuierlich durch die vergangenen Jahrhunderte hindurch verfolgen läßt: Die Sage vom „Kaiser im Berg“ - oder, wie Julius Evola sie bezeichnet: „Die Sage von dem ghibellinischen Kaiser, der im ‚Berg‘ der Wiedererweckung harrt, um mit seinen Getreuen die letzte Schlacht zu schlagen.“4

Die bekannteste Variante dieser Sage steht in Zusammenhang mit Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“: Dieser soll in einem unterirdi-schen Schloß - der Barbarossa-Höhle im Kyffhäuser-Gebirge - solange schlafen, bis Zwietracht und Unglück seiner Heimat ein Ende gefunden haben - oder ei-ner anderen Deutung zufolge, bis Deutschland geeint ist. Sein Bart wächst um einen runden Tisch. Bis jetzt reicht er zweimal herum, doch wenn er die dritte Runde beendet hat, beginnt das Ende der Welt oder Barbarossa wacht auf und beginnt seine Herrschaft er-neut. Und es heißt, bis dahin wird kein guter Kaiser mehr kommen. Alle 100 Jahre beauftragt er einen Zwerg - in anderer Variante ei-nen Hirten, der sich in die Höh-le verirrt hat - nachzuschauen, ob die zwei Raben noch um den Berg kreisen. Ist dies der Fall, so schließt der Kaiser seufzend die Augen, schläft und träumt aber-mals 100 Jahre. Erst, wenn der Bart ganz um den runden Mar-mortisch gewachsen ist und ein mächtiger Adler in stolzem Flug sich aufschwingt, den Berg um-kreist und den Rabenschwarm verscheucht, erst dann wird der Kaiser mit seinen gleichfalls ver-zauberten Getreuen erwachen.5

Neben Barbarossa wurde die Sage auch auf dessen Enkel, Kaiser Friedrich II. - aufgrund seiner viel-seitigen wissenschaftlichen Inter-essen auch „das Staunen der Welt“ genannt - bezogen. Während diese Sage im deutschen Sprachraum von Beginn an das Kyffhäuser-Gebirge als Ruheort ansah, war es in Italien der Vulkanberg Ätna, in dem Friedrich II. als König von Sizilien ruhe.6 Hintergrund dieser Variante war Friedrichs Ausein-andersetzung mit dem damaligen Papst, die zur Folge hatte, daß noch zu Lebzeiten der Klerus eine Lehre vom Antichrist verbreitete und die Erwartung eines gewaltigen Straf-gerichtes hegte. Da das erwartete Unheil aber ausblieb, glaubten Anhänger des Papstes nicht an ein plötzliches Verschwinden Fried-richs. Sie vermuteten, der König lebe in geheimnisvoller Weise wei-ter. Der Chronist Johann von Win-terthur berichtete 1348: „Er (Fried-rich) wird mit der Herrlichkeit des Reiches zurückkehren... und alle Gerechtigkeit erfüllen. Die Pfaffen aber wird er furchtbar verfolgen und die Mönche ... von der Erde vertilgen.“7

Eine andere Variante bezieht sich auf den Untersberg bei Salzburg, in dem Kaiser Karl der Große in ähnlicher Weise ruhe.8

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Indes reicht die Sage noch weiter zurück und ist verwandt mit dem Gralsmythos sowie der Arthus-Sage. Gemäß dieser sei Arthus bei seinem nahenden Tod auf die El-beninsel Avallon gebracht wor-den, wo er seiner Gesun-dung harrt. Ebenso war-tet der dahinsiechende Gralskönig Amfortas auf einen Recken, der ihm die richtige Fra-ge stellt und ihn somit erlöst. Eine Verwandt-schaft besteht auch zum Odin-Mythos, der am Baum hängt und Nachrichten von seinen beiden Raben erhält. Dahinter steht stets die alte indoger-manische Mythe der im Winter schlafenden bzw. gefangenen Son-ne und dem sie befrei-enden Sonnen- bzw. Lichtbringergott, der im Winter in die Un-terwelt hinabsteigt, um diese zu befreien.9 In diese uralte Traditi-on wird nun Hitler ge-rückt, wenn er als in ei-ner unterirdischen Basis in der Antarktis aushar-rend beschrieben wird, bis er mit seinen Flugscheiben erscheint, um Deutschland aufs neue zu erretten. Zur Anwendung dieses Mythos ist es aber unverzicht-bar, daß sein Schicksal ungeklärt bleibt, sein Selbstmord also nicht tatsächlich nachweisbar ist.

Miguel Serrano, der Begründer des sogenannten „esoterischen Hitlerismus“ schreibt dazu: „Seit beinahe 40 Jahren wiederhole ich, daß Adolf Hitler nicht im Bun-ker in Berlin gestorben ist. Die geheimen Führer des esoterischen Hitlerismus sind mit ihm in Rich-tung der polaren Zufluchtsstät-ten der Weißen Götter aufgebro-chen, genauso wie es früher die unbekannten Führer der wahren Rosenkreuzer, der Wikinger, der

Westgoten, der Trojaner und der hyperboräischen Siddhas getan haben.“ Doch der chilenische Au-tor, der den neben Hitler wirken-den unbekannten Eingeweihten

die Einweihung gewisser Kreise der SS auf der Wewelsburg zu-schreibt, geht noch einen Schritt weiter: Für ihn ist Hitler der 10. Avatar Vishnus, der gemäß der indoarischen Überlieferung als „Kalki Avatar“ erscheinen und das dunkle Zeitalter seinem Ende zuführen wird : „Und so wird es kommen, denn sein Sieg (des De-miurgen Yahwe) hat schon begon-nen sich zu neigen, weil sich am Mittag des längsten Tages die Mitternacht bereits ankündigt.... Im Synchronismus der Hitlerschen Einweihung, wenn der Virá sich in einen Divya verwandelt hat, öffnet sich das Fenster der Venus, die kreisende Tür der Schwarzen Sonne, des „Schwarzen Lochs“ in der Mitte des Swastika Levogria und der Divya oder Siddha ver-

schwindet für immer aus der Sicht der Sterblichen.... Er ist zur Region des Tulku übergegangen, zu dem , „der dort ist“ und auch hierher zurückkehren kann. Der auf einem weißen Roß, auf seinem Schwan,

in einem Vimana zurückkehrt, die Feinde zu richten und die

Seinen zu befreien.“10 Einige Indizien sprechen so-gar dafür, daß Hitler selbst dieser Legende den Boden bereitet hat. Dafür sorgte seine - freilich umstrittene Äußerung, „Ein Volk, das einen solchen Widerstand hat leisten können wie das Deutsche, bereitet den Bo-den für ein neues Aufblü-hen der Menschheit. Am Ende dieses Krieges wird das letzte Bataillon ein deutsches sein.“11 Und auf die Frage seines Dieners Heinz Linge, für wen sie dann, nach Hitlers nahen-dem Tod kämpfen würden, soll dieser geantwortet ha-ben: „Für den, der da kom-men wird.“ Das deutet gemäß Serrano

darauf hin, „daß er wußte, daß der Krieg damals dort nicht zu Ende war, und daß die letzten Bataillone sich

bereits in der anderen Erde, im Inneren befanden, und daß er sich dort mit ihnen vereinigen wür-de. Wie der Prophet Enoch in der Sage, entschwindet Hitler in einem Feuerwagen, ohne ... irgendwelche Spuren zu hinterlassen“.12

Anmerkungen:1) Der US-Forscher Nick Bellan-toni, Professor für Anthropologie und Staatsarchäologe des US-Bun-desstaates Connecticut, hatte nach Untersuchung von DNA-Resten, die er aus einem Stück Hitlers vor-geblichen Schädels gewinnen konn-te, bilanziert: „Der Knochen um-schloß einst ein weibliches Gehirn“; http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,652024,00.html; im Dezember 2009 wies der Moskau-er Archivleiter Christoforow dies

Kaiser Friedrich II. - „Stulpus Mundi“ - das „Staunen der Welt“

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zurück. „An uns haben sich diese Forscher nicht gewandt und womit hätten sie die DNA auch vergleichen sollen?“ Außer in Moskau gebe es

keine sterblichen Überreste des Na-zi-Diktators; http://www.azonline.de/aktuelles/aus_aller_welt/aus_al-ler_welt/1230409_Allgemeine_Zei-tung_Aus_Aller_Welt.html; schein-bar übersieht Christoforow aber die Tatsache, daß zur Geschlechtsbestim-mung keine Vergleichs-DNA not-wendig ist .2) Smith (2008), S. 55 3) Basti (2011)4) Evola: (1928), S. 1095) Friedrich Rückert: Die Barbaros-sa-Sage 6) vgl. dazu Wikipedia: Friedrich II. (HRR)7) vgl. http://www.kyffnet.de/Ge-schichte/Sagen/sagen.html8) http://www.salzburg.com/wiki/in-

dex.php/Kaiser_Karl_im_Untersberg9) vgl. Das Symbol der Trojaburg. In: Trojaburg 3/200610) Serrano (2010), S. 5 / 9811) zit. nach Serrano (1987), S. 155; vgl. dazu Smith (2008), S. 49, der be-richtet, Himmler hätte die Legenden-bildung um Hitler geplant12) Serrano (2010), S. 156

Literatur:Basti, Abel: Hitler überlebte in Ar-gentinien. Fichtenau 2011Evola, Julius: Das Mysterium des Grals. Schwarzenburg 1978Serrano, Miguel: Das Mysterium des Grals. Bottrop 2010Trojaburg 3/2006

Kalki-Avatar (indische Darstellung)

Bücherwaage

Zeugenaussagen, die Adolf Hitler und Eva Braun in Argentinien nach 1945 ge-

sehen haben wollen, hinweise auf bislang unbekannte deutsche U-Boote, die 1945 an der argen-tinischen Küste gelandet sind, fehlende Skelettbeweise - reicht dies aus, eine Flucht Hitlers 1945 anzunehmen? Der bekannte Ent-hüllungsjournalist Jan van Hel-sing meint ja, und nicht nur er: Mit ihm zusammen hat sich Ste-fan Erdmann auf die Fährte der Hinweise begeben, die für eine Anwesenheit Hitlers in Argenti-nien nach 1945 sprechen. Wich-tigster Kronzeuge ist dabei der argentinische Journalist Abel Ba-sti, der seit vielen Jahren Augen-zeugenberichte und Indizien für Hitlers Flucht nach Südamerika zusammenträgt. Die Übersetzung seines jüngsten Buches „Hitler en Argentina“ bildet auch den ersten Teil dieses Buches, der sich an die Einleitung anschließt, in der van Helsing den aktuellen Stand zum Selbstmord Hitlers zusammen-faßt und insbesondere auf die kürzlich festgestellten fehlenden Skelettbeweise für Hitlers Tod in Berlin hinweist. Basti führt in seiner hier erstmals übersetzten Veröffentlichung di-

verse Berichte von Augenzeugen zusammen, die Hitler nicht nur gesehen haben wollen, sondern auch mit ihm sprachen. Ergänzend stellt Basti die Situation in Argen-tinien kurz vor dem Krieg bis in die heutige Zeit dar und beweist die grundsätzliche Möglichkeit des Abtauchens eines deutschen Flüchtlings innerhalb der großen deutschen Kolonie in Argentini-en. Ein wichtiges Augenmerk legt Basti in diesem Zusammenhang auf verschiedene U-Boote, die ge-gen Kriegsende in Argentinien landeten und über deren Existenz die reguläre Geschichtsschreibug nichts zu berichten weiß - und doch waren sie da, was anhand von Fotos glaubhaft belegt wird. Ebenfalls überzeugend wirken die hier präsentierten Bilder von Adolf Eichmann, der gleichsam seinem Chef in Argentiniern untertaucht und hier unter dem Namen Ricar-do Bauer verstorben sein soll. Der „falsche“ Paß Ricardo Bauers wird ebenfalls dokumentiert.Im zweiten Teil des Buches sind die Gespräche zusammengefaßt, die van Helsing und Stefan Erdmann 2010 in Argentinien und 2011 in Paraguay führten. Abschließend ziehen die beiden Autoren bilanz: Die Zahl der Augenzeugenberich-

te und der ergänzenden Indizien für eine grundsätzlich mögliche Flucht Hitlers verleihen der hier präsentierten Version eine große Plausibilität. Allerdings, so die Autoren, kann zwar aufgrund der gesellschaftlichen Stellung vieler Augenzeugen ein bloßes Wich-tigtuen der Zeugen vielfach aus-geschlossen werden, nicht aber daß es sich bei dem vorgeblichen Führer um einen Doppelgänger gehandelt haben könnte. Um weitere Indizien zusammen-zutragen, planen die beiden Auto-ren aber noch weitere Reisen nach südamerika. Man darf gespannt sein, welche Überraschungen den Leser noch erwarten.... 576 Seiten, zahlr. Abb., gebunden (Hardcover) J.K. Fischer Verlag 2011

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Frühgeschichte Bücherwaage

Der Rasputin Himmlers - die Wiligut-Saga

Rudolf MundMit der Neuauflage dieser 1982 erstmals erschienenen und schon kurz darauf vergriffenen Mono-graphie des vor einigen Jahren verstorbenen Rudolf Mund, erhält der Leser Einblick in ein Kapitel „esoterischer Geschichte“, das sich in jüngster Zeit größerer Be-liebtheit erfreut: Dem Wirken des Himmler-Beraters Wiligut-Weist-hor, der innerhalb der SS eine be-sondere Stellung einnahm. Das Buch aus der Feder des ehemali-gen SS-Freiwilligen und späteren Komturs des Neutempler-Ordens (Ordo Novi Templi, ONT), faszi-niert im Gegensatz zum ebenfalls kürzlich erschienenem Standard-werk über Weisthor von Hans-Jürgen Lange durch die Berichter-stattung aus erster Hand. So stützt sich Mund auf persön-liche Gespräche mit Zeitzeugen aus dem unmittelbaren Umfeld Wiliguts und ergänzt seine Dar-stellung durch Korrespondenz, die bis in die 1920er Jahre zurück-reicht. Damit stellt die Veröffent-lichung, die auch durch ihre pro-fessionelle Aufmachung besticht, eine der wesentlichen Primär-quellen zur Person Weisthors dar, auf die sich viele spätere Autoren beriefen.Ergänzt wird das Werk durch verschiedene, von Wiligut über-lieferte Dokumente.

291 Seiten, mit historischen s/w-Fo-tos, gebunden (Hardcover-Einband)Zeitreisen-Verlag Bochum 2011

AgarthaMircea A. Tamas

Prof. Dr. Tămaş folgt in dieser vor Gelehrsamkeit strotzenden, jedoch leicht und spannend zu lesenden Veröffentlichung den Spuren Ferdinand Ossendowskis und René Guénons, die das ge-heimnisvolle spirituelle Zentrum namens Agartha (auch Shamba-lah) einem größeren Leserkreis bekannt machten.Dabei geht er jedoch noch weit über deren Argumentation hin-aus und trägt eine Fülle an Wis-senswertem zu jenem Agartha zusammen. Außerordentlich be-lesen und mit der Begabung, auch komplexeste Zusammenhänge in einfachen Worten und wirkmäch-tigen, unmittelbar die Vorstel-lungskraft ansprechenden Bildern darzustellen, legt Tămaş ein Buch vor, das den Agartha-Mythos mit der Landschaft Transsylvanien (heute in Rumänien), dem ehema-ligen, deutsch geprägten Sieben-bürgen, verbindet. Die Gebirgs-landschaft der Karpaten weist starke Parallelen zu Tibet auf, ist ein spiritueller Ort des besonders starken Glaubens und Aberglau-bens („Vampirismus“) und hat Okkultisten und Literaten nicht zu unrecht jahrhundertelang ebenso in ihren Bann geschlagen wie Tămaş den Leser mit seiner Veröffent-lichung.

160 Seiten, m e h r e r e Abb. (Pa-perback)R e g i n -Verlag Kiel 2011

Atlantis-TetralogieEdmund Kiß

Seit 2011 liegt mit dem Nachdruck der vierbändigen Atlantis-Ro-manreihe des Autoren und For-schers Edmund Kiß nunmehr ein weiteres empfehlenswertes Werk zu einem nach wie vor aktuellen Thema vor. Kiß gelingt es inner-halb der in sich abgeschlossenen Handlung der einzelnen Teile ebenso schlüssige wie lebendige Szenarien zu entwerfen, in denen er die fiktiven Akteure der Zeit der Entstehung der ersten Hoch-kultur lebendig werden läßt. Insg. ca. 1550 Seiten, mehrere Abb., gebunden (Paperback)

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Archäologische Fundgrube

Forscher haben in Alaska eine Grabstätte mit Überresten eines Kindes aus der letzten Eiszeit entdeckt. Die teilweise verbrann-ten Knochen stammen von einem etwa drei Jahre alten Kind und sind ungefähr 11.500 Jahre alt. Sie fanden sich innerhalb eines Hau-ses, das vermutlich eher zu einer Art Sommersiedlung als zu den damals häufiger vorkommenden Jagdcamps gehörte. Der neue Fund ermöglicht Einblicke in die Bestattungsrituale und das all-tägliche Leben der Menschen, die während der Eiszeit im heutigen Alaska gelebt haben. Ben Potter von der University of Alaska und sein Team waren ur-sprünglich dabei, eine noch ältere Siedlung, die vor etwa 13.200 Jah-ren entstanden ist, auszugraben. Diese befindet sich in der Nähe des Tanana-Flusses in Zentra-lalaska. Während ihrer Arbeiten stießen sie durch Zufall auf die Grabstätte des kleinen Kindes. Die verbrannten Überreste befan-den sich in einer alten Feuerstelle

in der Mitte eines Wohnhauses. Diese enthielt gleichzeitig auch die Knochen von Fischen, Vögeln und kleinen Säugetieren sowie Reste von Pflanzen. Aus der Art und Weise, wie die Materialien in der Feuerstelle aufgeschichtet waren, rekonstru-ierten die Forscher auch einen möglichen zeitlichen Ablauf der Geschehnisse vor Ort. So könn-te sich hier eine kleine Siedlung befunden haben, in der Frauen und kleine Kinder während der Sommermonate lebten. Sie fingen möglicherweise Vögel, kleine Säu-getiere und Fische in der nahen Umgebung. Die Feuerstelle in der Mitte des Hauses diente vermut-lich ebenso zum Kochen und wie zur Müllverbrennung. Als dann das Kind starb, wurde es wohl auf die Knochenreste der Tiere gelegt und ebenfalls verbrannt. Anschließend scheinen die Be-wohner die Feuerstelle mit Erde versiegelt und das Haus kurz dar-auf verlassen zu haben.„Die Ausgrabungsstätte gibt Auf-

schluß über viele verschiedene Verhaltensweisen, die in diesem Teil der Welt während der Eiszeit bisher noch nie beobachtet wer-den konnten“, sagt Potter. „Die Überreste sind gut erhalten und frei von Zerstörung, so daß wir die Lebensweise dieser alten Kul-turen auf neue Art und Weise er-forschen können.“ Zudem könnte der Fund helfen, nachzuvollzie-hen, welchen Weg die ersten Sied-ler in Nordamerika genommen haben - eine Frage, das immer wieder heftig diskutiert wird.

Ben Potter (University of Alaska Fairbanks) et al: Science,

Wie die Zoologen und Paläoöko-logen Dr. Robert Sommer (Chri-stian-Albrechts-Universität zu Kiel), und Dr. Ulrich Schmölcke (Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen) im Fachblatt Jour-nal of Quaternary Science (Heft 8, Band 26) berichten, hat das Wildpferd die drastischen Tem-peraturerhöhungen und damit einhergehende Veränderungen der Vegetationsdecke etwa 9600 v. Zw. in Europa überlebt. Eini-ge der wichtigsten Beweise dafür stammen aus Mecklenburg-Vor-pommern, wo Pferdeknochen aus den mittelsteinzeitlichen Siedlun-

gen Hohen-Viecheln und Tribsees auf 8400 beziehungsweise 7600 v. Zw. datiert wurden. Diese Fun-de, in Kombination mit weiteren Belegen aus Nordeuropa, zeigen, daß die Wildpferde noch in Land-schaften gelebt haben, die durch eine zunehmend dichter werden-de Vegetationsdecke aus Kiefern, einem dichten Unterwuchs aus Haselnuß-Büschen und ersten einwandernden Laubbäumen be-stand. Damit wird zugleich die These gestützt, daß das Pferd erstmals auch in diesem Raum und zwar durch Angehörige der Trichterbecherkultur, gezähmt

wurde, und nicht wie bislang an-genommen, in den eurasischen Steppen.

Eiszeitfund aus Alaska

Wildpferde überlebten Temperaturanstieg nach der Eiszeit

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38 Trojaburg 1/2012

Frühgeschichte Ausstellungen & Termine

Ein antiker Geheimkult im Spiegel von Archäologie und Kunst

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der Geheimkult des Gottes Mithras, der - ursprünglich aus dem Orient kommend - vom Ende des 1. Jahrhun-derts n. Chr. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. im Römischen Reich, beson-ders auch im Limesgebiet, verbreitet war. Die ausschließlich männlichen Anhänger verehrten den Gott, der durch die Opferung eines Stiers einen Erlösungsakt vollzog. Sie trafen sich in höhlenartigen Heiligtümern und nahmen dort gemeinsam das Kult-mahl ein.

Die Ausstellung gibt einen umfassen-den Einblick in das Thema und zeigt dabei auch, wie sich die Forschung den Geheimnissen dieser Mysterien-religion nähert. Präsentiert werden überwiegend archäologische Funde, aus denen sich bei Fehlen von schrift-lichen Zeugnissen der Inhalt und die Deutung des Kultes erschließen las-sen. Zu sehen sind unter anderem Bildnisse und Gegenstände, die zur Ausübung des Kultes gehörten. Die Ausstellung bietet darüber hinaus Informationen über die römische Staatsreligion, über weitere Myste-rienkulte und deren Verhältnis zum Christentum.

Im Kontrast zu den Zeugnissen der Antike stehen die Werke der in Frank-furt lebenden Künstlerin Farangis G. Yegane. Fasziniert von dem Myste-rium ließ sie sich zu Bildern, dreidi-mensionalen Objekten und Installa-tionen inspirieren. Sie setzte sich mit der Gedankenwelt der Mithrasmy-sterien auseinander, überdachte sie neu und machte sie mit ihren künst-lerischen Mitteln für die heutigen Menschen zugänglich. Sie bediente sich der alten Symbolsprache, um In-halte der Gegenwart auszudrücken. Dabei entwickelte sie in verschiede-nen Schaffensphasen durchaus un-terschiedliche Sichtweisen.

Römerkastell Saalburg, Bad Hom-burg 27.8.2011 bis So 22.1.2012

Gefährliches PflasterKriminalität im Römischen Reich

Vom Mundraub bis zur organisierten Wirtschaftskriminalität hatten die Menschen in römischer Zeit mit einer großen Bandbreite von Verbrechen zu kämpfen. Betrüger, Diebe und Mörder haben verschiedenste Spu-ren ihrer Untaten hinterlassen.Die Ausstellung zeigt erstmals eine Vielfalt archäologischer Zeugnisse und antiker Textquellen zu Verbre-chen, Strafverfolgung und Recht-sprechung im Römischen Reich. Sie führen auf die Fährte von kriminel-len Machenschaften, die das Leben in Stadt und Land unsicher machten. Zu sehen sind Handschellen und Ketten, Belege für Mordopfer und Hingerichtete oder Papyri aus dem römischen Ägypten. Schlüssel, Fen-stergitter und kunstvolle Darstellun-gen mythologischer Wächter zeugen vom Sicherheitsbedürfnis der Men-schen.Die lebendig präsentierten Ausstel-lungsstücke werden ergänzt durch interaktive Stationen, die den Be-suchern ein Fenster in die Welt der Kriminalität im Römischen Reich öff-nen.Archäologischer Park Xanten

Erdställe, im Volksmund z. B. auch Schrazellöcher genannt, sind unterir-dische Gangsysteme. Charakteristisch für diese Anlagen sind schmale Gän-ge, kleine, höhlenartige Kammern und Durchschlüpfe. Die Verbreitung reicht von Irland über Frankreich und Bayern bis nach Österreich. In Bayern sind über 700 Anlagen bekannt. Die Datierung der Erdställe läßt sich nach wie vor noch nicht eindeutig festlegen, jedoch wurden sie in Bayern ab dem 12. Jahrhundert verfüllt.Ebenso umstritten ist ihre Funktion: Kulthöhlen? Leergräber? Fluchtgänge? Zufluchtsorte? Christliche Seelenkam-mern? Oder Verstecke für Gegenstände?

Auch diese Frage kann man immer noch nicht beantworten. Die Aus-stellung führt auf dem aktuellen Forschungsstand in das Thema Erd-stall ein. Modelle, Grundrisse, Funde und auch Beispiele aus der Region versuchen, sich der komplexen Pro-blematik zu nähern. Der begehbare Nachbau eines Erdstalles mit Durch-schlupf lässt Kinder und neugierige Erwachsene die unterirdischen Laby-rinthe hautnah erleben.Römermuseum Kastell BoiotroLederergasse 43, 94032 Passau, Di. bis So. von 10.00 bis 16.00 Uhr.25. März bis 15. November 2011

Mysterium Mithras

Erdställe - Rätselhafte unterirdische Gänge

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Trojaburg 1/2012 39

Reisetip:Wallmuseum Oldenburg (SH)

Auf dem Gelände der ein-stigen Slawensiedlung Starigard lädt das Wall-

museum Oldenburg, Schleswig-Holsteins größtes archäologisches slawisches Bodendenkmal, zum Besuch ein. Das von einer ge-meinnützigen Trägergesellschaft betriebene Museum befindet sich in zwei alten Fachwerkscheunen, in denen mit begrenztem Budget die frühmittelalterliche Geschich-te der Region sehr gut dargestellt wird: Neben lebensgroßen Figu-ren in Originaltracht, Schaubil-dern und Modellen ist eine origi-nalgetreue Rekonstruktion eines Wagens zu bewundern. Thema-tisch unterteilt findet sich in der Dannauer Scheune der Austel-lungsbereich von der Völkerwan-derung bis zur Christianisierung. In der Altgalendorfer Scheune

wird das Alltagsleben in einer slawischen Stadt

porträtiert:

Handwerk und Handelsbezie-hungen sowie Alltagsleben und Begräbniskult der Slawen im Mittelalter. Im Außengelände, dem Slawendorf, finden sich eine Hafenanlage mit Slawen- und Wikingerschiff, ein Dorfplatz mit Handwerkerhäusern und Bootshaus, eine „Heiligen Insel“, die einen slawischen Kultplatz beherbergt sowie der Garten von Starigard. Diese Freiluftanlage bietet auch die Kulisse für regel-mäßige Veranstaltungen, etwa die im Juli (21.-22. Juli 2012) statt-findenden „Slawentage“ oder den St. Vicelinmarkt am 10. und 11. Dezember 2011 (3. Advents-wochenende). Erinnert wird hier an den Heiligen Vicelin, den Bi-schof von 1149 in Oldenburg.Darüber hinaus veranstaltet die Trägergesellschaft regelmä-ßige Lesungen. Am 06. Oktober 2011 um 19:30 Uhr stellt Au-tor Sven Kantelhardt seinen Debutroman „Die Chronik des Mönchs“ vor.

Wallmuseum Oldenburg Prof.-Struve-Weg 1

23758 Oldenburg / Holstein www.oldenburger-wallmuseum.de

Öffnungsz.: 01.04. - 31.10. Di- So 10:00 bis 17:00

Uhr

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Dennis KrügerIndogermanisches Erbe & 3. Reich

Quellensammlung zur Rolle & Reminis-zenz indogermanischer Tradition im SS-AhnenerbeDieser Band stellt verschiedene, zumeist dem Blickfeld der Öffentlichkeit entzoge-ne Forscher aus dem Umfeld des wissen-schaftlichen Betriebes der SS, dem Amt Ah-nenerbe unter dem Blickwinkel ihrer spe-zifischen Rolle innerhalb des NS-Systems in kurzen Biographien und anhand exem-plarischer Texte dem Leser vor: Herman Wirth, Walther Wüst, Karl T. Weigel, Jose-ph O. Plassmann, Wilhelm Teudt, Edmund Kiß u.a. 148 Seiten, gebunden (Paperback 280g Farbumschlag), mehrere Abb.

Julius Evola - Im Schatten der SSEvolas Vortragsreihe in Deutschland 1938Im Jahr 1938 kommt der italienische Phi-losoph Julius Evola für eine Vortragsreihe nach Deutschland um über die arische Leh-re des heiligen Kampfes, das Mysterium des Grals und die Waffen des geheimen Krieges zu referieren. Trotz der ablehnung des Denkers durch die NSDAP entwickelt sich eine Zusammenarbeit zwischen Evola und der SS. Im Rahmen dieser Veröffent-lichung findet sich eine Skizze dieser Zu-sammenarbeit und ein Abdruck der Ori-ginaltexte Evolas. 84 Seiten, A5-Format, mehrere Ab., gebunden (Broschur - Far-bumschlag)

Auf dem Weg zur Neuen WeltordnungUrsprung, Wirken & Identität der Schat-tenmächte. 96 Seiten, zahlreiche Abb., ge-bunden (Broschur-Farbumschlag)Auch als gekürzte Broschüre, 44 S. - 3,80 €

Althelgoland = HeiliglandNachweis, daß Helgoland identisch ist mit dem Asgard der Edda und Atlantis und Hyperboräa der antiken Chronisten. 60 Seiten, geb. (Broschur-Farbumschlag)

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