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Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Landespflege www.lwg.bayern.de Basiswissen Rasenbau Anlage und Pflege von Rasenflächen Martin Degenbeck

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Bayerische Landesanstalt fürWeinbau und GartenbauLandespflege

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Basiswissen RasenbauAnlage und Pflege von Rasenflächen

Martin Degenbeck

Veränderter Nachdruck des Beitrags:

Basiswissen Rasenbau – Anlage und Pflege von Rasenflächen

Erschienen in:

Deutscher Gartenbau 2006, Heft 4, 6, 8, 10, 12

Herausgegeben von:

Bayerische Landesanstalt fürWeinbau und GartenbauAbteilung Landespflege

An der Steige 1597209 Veitshöchheim

Telefon: 0931/9801-402Telefax: 0931/9801-400e-Mail: [email protected]: www.lwg.bayern.de

©Bayer. Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Würzburg/Veitshöchheim, 2007Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung, Übersetzung, Mikroverfilmung oderVerarbeitung mit elektronischen Systemen ist ohne Genehmigung des Herausgebers unzulässig.

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Sonderdruck aus: Deutscher Gartenbau (2006)

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Würzburg/Veitshöchheim, Abteilung Landespflege

Basiswissen RasenbauMartin Degenbeck

Rasentypen

Die spätere Nutzung des Rasens ist ausschlaggebendfür die Anforderungen an den Standort, für die Boden-vorbereitung und die Auswahl der Saatgutmischung.Die DIN 18917 "Rasen und Saatarbeiten" unterscheidetdabei 4 Rasentypen, wobei der Strapazierrasen sinn-voller Weise weiter in Rasensportplätze und Parkplatz-rasen zu unterteilen ist. Eine kurze Beschreibungdieser 5 wesentlichen Rasentypen findet sich in Tab. 1und 2.

Zierrasen

Dies ist der Rasen für höchste Ansprüche, der typische"Englische Rasen". Er ist für Repräsentationszweckegedacht, nicht für die Nutzung, und benötigt profes-sionelle Pflege. Ein dichter Rasenteppich ist dabei nurmit feinblättrigen Gräsern zu erreichen. Da der Zierra-sen sehr kurz geschnitten wird, muss die Bodenvorbe-reitung und das Feinplanum besonders sorgfältig er-folgen. Für Zierrasen kommen nur optimale Standortein Frage, also Flächen in voller Sonne; für den Haus-garten ist dieser Rasentyp im Regelfall ungeeignet.

Rasentyp Anwendungsbereich Belastbar-keit Dichte Pflegeansprüche

Zierrasen Repräsentationsflächen, z. B. Vorgärten Gering Hoch Hoch

30-60 Schnitte/Jahr

Gebrauchsrasen Hausgarten Öffentliche Grünanlagen Mittel Mittel Mittel

8-20 Schnitte/Jahr

Strapazierrasen Sportplätze

Rasensportplätze Bolzplätze Hoch Mittel bis

hoch Mittel bis hoch

12-40 Schnitte/Jahr

Strapazierrasen Parkplätze

Schotterrasen Rasenfugenpflaster Rasengitter

Hoch Mittel Gering 3-7 Schnitte/Jahr

Landschaftsrasen Straßenbegleitgrün Rekultivierung

gering gering Gering 1-3 Schnitte/Jahr

Tab. 1: Übersicht Rasentypen

Bild 1: Der repräsentative Zierrasen.

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Gebrauchsrasen

Das ist der "Allrounder" unter den Rasentypen. Bei derAuswahl einer hochwertigen Saatmischung, zu emp-fehlen ist meist RSM 2.3 "Gebrauchsrasen-Spielra-sen", bildet er eine trittfeste, dabei optisch attraktiveRasennarbe aus. Voraussetzung dafür ist aber eineregelmäßige Pflege mit ausreichender Düngung undBewässerung. Billige Baumarktmischungen beinhal-ten meist das schnellwüchsige Weidelgras (Loliumperenne) in hohen Anteilen, befriedigen langfristigaber nicht.

Sportplatzrasen

Er muss hohen Belastungen standhalten, weshalb nurdie besonders trittfesten Rasengräser Weidelgras undWiesenrispe (Poa pratensis), welche durch Rhizomedie Rasennarbe festigt und entstandene Lückenschließt, in der Mischung enthalten sind. Der Rasen-sportplatz ist nach DIN 18035 anzulegen, der Aufbauund die Zusammensetzung der sandigen Vegetations-tragschicht sind somit ziemlich genau vorgeschrieben.Bolzplätze müssen diese hohen Anforderungen nichtgenügen, sind aber in ähnlicher Weise anzulegen.

Parkplatzrasen

Hier kommt es besonders auf hohe Belastbarkeit undTrockenheitsresistenz an. Je nach Nutzung des Park-platzes wählt man meist Schotterrasen, Rasenfugen-pflaster oder Rasengitter aus Kunststoff oder Beton.Feuerwehrzufahrten sollen sich unauffällig in dennormalen Rasen einfügen. Bei hohen Belastungenund tagsüber langer Parkdauer greift man auf denrobusten, schattenverträglichen Rohrschwingel(Festuca arundinacea) zurück, ein sehr hartes Gras.

Rasentyp Rasengräser Schnitthöhe in cm

Zierrasen Festuca rubra, Lolium perenne (feinblättrige Sorten) 2

Gebrauchsrasen Lolium perenne, Poa pratensis, Festuca rubra 3,5-4,5

Strapazierrasen Sportplätze Lolium perenne, Poa pratensis 3-4

Strapazierrasen Parkplätze

Lolium perenne, Poa pratensis, Festuca rubra (für hohe Belastung stattdessen Festuca arundinacea) 4-6

Landschaftsrasen Festuca ovina, Festuca rubra und je nach Standort weitere Arten

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Tab. 2: Rasengräser und Schnitthöhe bei verschiedenen Rasentypen

Bild 2: Im Hausgarten wählt man den Gebrauchs-rasen.

Bild 3: Gebrauchsrasen im Schaugarten der LWG.

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Landschaftsrasen

Während bei den bisher genannten Rasentypen dieVegetationstragschicht der vorgesehenen Rasenmi-schung angepasst wird, muss in der Landschaft umge-kehrt die Pflanzenauswahl den vorhandenen Stand-ortbedingungen angepasst werden, da umfangreiche-re Bodenverbesserung bei großflächigem Einsatz zuteuer wäre und nur extensive Pflege erfolgt. Dies be-dingt zwangsläufig eine wesentlich größere Artenzahlim Landschaftsrasen (und auf sog. "Blumenwiesen")als bei anderen Rasentypen, besonders bei naturschutz-fachlich hochwertigen Begrünungen, wobei nebenGräsern auch Kräuter Verwendung finden. Zur Ver-meidung von Florenverfälschungen wird bei artenrei-chen Mischungen künftig die Saatgutherkunft einegrößere Rolle spielen als bisher.

Bild 4: Sportplatzrasen im Münchner Olympiasta-dion.

Bild 5: Rasenfugenpflaster, ein Extremstandort fürRasen.

Bild 6: Landschaftsrasen auf einer rekultiviertenMülldeponie.

Bild 7: Blumenwiesen stellen hohe Ansprüche andie Pflanzenkenntnis

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Damit ein Rasen auch höheren Ansprüchen genügt,muss die Bodenvorbereitung auf der Grundlage derDIN 18915 besonders sorgfältig erfolgen.

Bodenverhältnisse

Für eine belastbare Rasenfläche muss die Rasentrag-schicht mehr oder weniger sandig sein, um spätereBodenverdichtungen zu vermeiden. Während für denHausgarten ein lehmiger Sandboden der Bodengruppe 4optimal ist, besteht ein Rasensportplatz weitgehendaus Sand, was der Bodengruppe 2 entspricht. Die hö-here Belastbarkeit wird dabei mit erhöhten Anforde-rungen an die Bewässerung und das Düngeregimeerkauft, weshalb im Hausgarten mehr lehmige Boden-bestandteile ratsam sind.

In der Praxis trifft man allerdings meist auf zu lehmigeBöden und muss mehr oder weniger große Mengen anSand beimischen, um auf die gewünschte Korngrößen-verteilung zu kommen. Dazu muss der Boden ausrei-chend trocken sein, um Gefügeschäden zu vermeiden.In Anpassung an die Durchwurzelungstiefe der Rasen-gräser beträgt die Stärke der Vegetationstragschichtetwa 15cm (10-20cm laut DIN 18915).

Bodenverbesserung und Grunddüngung

Rasen hat einen vergleichsweise hohen Nährstoffbe-darf. Bei Intensivrasen sind folgende Nährstoffgehalteim Boden optimal:

♦ P2O5 10-20 mg/100g Boden

♦ K2O 15-25 mg/100g Boden

♦ MgO 7-12 mg/100g Boden.

Eine preisgünstige Standard-Bodenuntersuchung gibtAufschluss darüber, in welchem Umfang eine Grund-düngung erfolgen muss. Dabei wird auch der pH-Wertermittelt, der für Rasen im leicht sauren Bereich lie-gen sollte (6-7). Der Gehalt an organischer Substanzim Boden sollte bei 2-3 Gew.-% liegen, um bei dersandigen Tragschicht das Wasser ausreichend haltenzu können.

Bodenvorbereitung und Ansaat

Bild 8: Für belastbare Sportrasen muss die Rasen-tragschicht sandig sein.

Bild 9: Lehmige, humose Rasentragschicht, Boden-gruppe 6

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Während Rasen später überwiegend mineralisch ge-düngt wird, bietet die Neuanlage Gelegenheit, biologi-sche Recyclingprodukte einzusetzen und dabei etwasfür den Umweltschutz zu tun. Der Landschaftsgärtnerarbeitet deshalb meist nährstoffreichen Fertigkompost(gütegesichert!) in die Rasentragschicht ein. AlsRichtwert gibt die Bundesgütegemeinschaft Kompost12-18 l/m² an. Dieses Nährstoffdepot reicht, abgese-hen vom Stickstoff, für 1-3 Jahre. Stickstoff wirdschon im Rahmen der Fertigstellungspflege nachge-düngt. Alternativ können organische Dünger verwen-det werden.

Saatbettvorbereitung

Gerade bei repräsentativen Rasenflächen kommt esauf ein exaktes Feinplanum an, das laut DIN 18917max. 3cm von der Ebenheit abweichen darf. Jedegrößere Abweichung beeinträchtigt das Bestandsbild.Zum Feinplanum gehört auch das Abrechen von Stei-nen und Pflanzenresten. Vor der Ansaat muss danneine Rückverdichtung erfolgen, bei der größere Erd-klumpen zerdrückt werden (Vorwalzen).

Ansaatzeitpunkt

Für eine erfolgreiche Rasenansaat muss die Boden-temperatur mindestens 8°C betragen, optimal sind 14-25°C. Die besten Ergebnisse erzielt man also von MitteApril bis Mitte Juni und von August bis Mitte Septem-ber. Der Rasen läuft dann innerhalb von 2-3 Wochenauf (Lolium perenne schon nach 7-9 Tagen). Sobaldder Samen gekeimt hat, muss er ständig ausreichendfeucht gehalten werden.

Ansaat

Im Regelfall werden 25 g/m² ausgebracht. Dabei istgrundsätzlich eine Regelsaatgutmischung (RSM) zuempfehlen, z. B. RSM 2.3 Gebrauchsrasen-Spielrasen,die für den jeweiligen Anwendungszweck am erfolg-versprechendsten sind. Es lohnt sich nicht, wegen einpaar Cent Ersparnis eine Billigmischung zu verwenden.Bei besonders frühen oder späten Ansaatterminengeht man hoch auf 30 g/m².

Bild 10: Eine gut durchlüftete, optimale Rasentrag-schicht stinkt nicht!.

Bild 11: Rasenbaumaschine Sembdner RS 60 N er-möglicht 4 Arbeitsgänge in einem: Vorwalzen -Ansaat - Einigeln - Nachwalzen

Bild 12: Anbau-Rasenbaumaschine SembdnerRS 80-A an Einachsschlepper.

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Kleine Flächen sät man per Hand in zwei gekreuztenArbeitsgängen, möglichst bei Windstille. Anschließendist das Saatgut mit dem Rechen ca. 0,5 cm einzuarbei-ten und anzuwalzen. Für größere Flächen verwendetder Landschaftsgärtner besser eine Rasenbaumaschine.Die Angebotspalette reicht dabei von der handgeführ-ten Sämaschine ohne Motor mit 50cm Arbeitsbreiteüber motorbetriebene Rasenbaumaschinen (60-100cmArbeitsbreite) bis hin zu breiteren Anbaugeräten ausder Landwirtschaft mit mechanischer oder pneumati-scher Saatgutverteilung. Mit diesen Geräten spart manArbeitsgänge ein und erzielt ein exakteres Ergebnis beihöherer Flächenleistung. Gerade die selbstfahrendenRasenbaumaschinen sind jedoch nicht ganz billig.Nach der Ansaat wird die Rasenfläche angegossen,und zwar mit einem Schwachregner, um die Oberflächenicht zu verschlämmen.

Fertigrasen

Erst nach 2-3 Monaten ist der Saatrasen weitgehendbenutzbar. Als Alternative für den ungeduldigen Kun-den empfiehlt sich der Fertigrasen oder Rollrasen, derschon nach 3-5 Wochen voll belastbar ist und zudemnoch im Spätherbst problemlos funktioniert, im Ge-gensatz zum dann riskanten Saatrasen.

Bild 13: Anbau-Rasensäkombination Amazone GBK15 mit 1,50m Arbeitsbreite für den großflächigenEinsatz.

Bild 14: Rollrasen als Alternative für ungeduldigeKunden.

Bild 15: Gerade auf Golfplätzen muss das Fein-planum besonders sorgfältig erfolgen

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Nach der Ansaat soll mit intensiver Fertigstellungs-pflege möglichst rasch ein abnahmefähiger Zustanderreicht werden, der eine gesicherte Weiterentwick-lung des Rasens erwarten lässt. Die anfängliche Pflegeist besonders anspruchsvoll und sollte dem Landschafts-gärtner überlassen werden. Dieser muss Mängelansprü-che folglich ablehnen, wenn der Kunde die Fertigstel-lungspflege selbst übernimmt.

Abnahmefähiger Zustand

Je nach Rasentyp unterscheiden sich die Anforderun-gen. Gemäß DIN 18917 muss ein Zier-, Gebrauchs-und Strapazierrasen einen gleichmäßigen Bestand ausden gewünschten Pflanzenarten bilden, mit einerprojektiven Bodendeckung von mindestens 75% (ma-ximal eine Woche nach dem letzten Schnitt). Sportra-sen muss nach DIN 18035/4 darüber hinaus aufmindestens 70% der Fläche 90% projektive Bodende-ckung aufweisen (höchstens 5 Tage nach dem letztenSchnitt). Ein Landschaftsrasen soll dagegen bei derAbnahme 50% Bodendeckung erreicht haben (2 Wo-chen nach dem letzten Schnitt), wenngleich hier eigent-lich standörtlich bedingt immer Sonderregelungen imVertrag zu vereinbaren wären.

Mähen

Um den abnahmefähigen Zustand zu erreichen, wer-den bei Saatrasen im Regelfall 6 Schnitte benötigt.Dabei darf man anfangs nicht zu tief mähen, weil dieGräser erst einmal gut verwurzeln müssen. Deshalbsollten die ersten Schnitte mit 5cm Schnitttiefe aus-geführt werden, später bis zur Abnahme niemals tieferals 4cm. Meist werden hierfür scharfe (!) Sichelmäherverwendet. Der Zuwachs bestimmt den Mähturnus,man schneidet maximal 50% der Halmlänge ab. DasMähgut kann in geringen Mengen auf der Flächeverbleiben und reduziert damit die Verdunstung. Beigrößerem Mähgutanfall und bei feuchtem und ver-klumptem Mähgut muss es dagegen entfernt werden.

Düngen

Da bei der Bodenvorbereitung bereits eine ausreichen-de Grundversorgung mit Nährstoffen erfolgt ist, mussim Rahmen der Fertigstellungspflege nur noch Stick-

Fertigstellungspflege

Bild 16: Für die ersten Mähgänge eignet sich einscharfer Sichelmäher.

Bild 17: Samenunkräuter verschwinden nach we-nigen Schnitten.

Bild 18: Bei der Düngung per Hand sind zwei ge-kreuzte Arbeitsgänge nötig.

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stoff nachgeliefert werden. Dazu düngt man nach dem1. Schnitt 5 g N/m², und zwar einen schnell wirken-den Stickstoffdünger, um einen raschen Narbenschlusszu erreichen. Bringt man den Dünger per Hand aus,sind zwei gekreuzte Arbeitsgänge notwendig. Eineexaktere Verteilung erlauben aber Streuwagen oderbei größeren Flächen Anbaustreuer wie in der Land-wirtschaft. Danach wird gründlich gewässert, umVerbrennungen zu vermeiden. Bei Sportrasen wird imRahmen der Fertigstellungspflege häufig noch einzweites Mal gedüngt. Man verwendet dafür einenschnell wirkenden Mehrnährstoffdünger (Volldünger)und bringt maximal 5 g N/m² aus.

Bewässern

Entscheidend für eine erfolgreiche Rasenanlage isteine fachgerechte Bewässerung. Sobald das Saatguteinmal durchfeuchtet wurde und zu keimen beginnt,muss die Rasenfläche ständig ausreichend feuchtgehalten werden. In der Keim- und Auflaufphase(erste drei Wochen) werden alle 1-2 Tage 5 (-10) l/m²ausgebracht, danach 1-2 mal pro Woche 10-15 l/m².Bei großer Hitze empfiehlt es sich, den Rasen mehr-mals täglich kurz zu überbrausen. Grundsätzlich istzur Bewässerung ein Regner mit feinen Düsen zuverwenden, um den Boden nicht zu verschlämmen.

Beseitigung unerwünschter Arten

Fast unvermeidlich laufen mit den Gräsern Beikräuterauf, die als Samen jahrelang im Boden lagen und nunans Licht gekommen sind. Der Kunde ist darüber oftnicht erfreut. Jedoch verschwinden die meisten Sa-menunkräuter bereits nach wenigen Schnitten, weilsie das Mähen nicht vertragen. Probleme bereitendagegen Wurzelunkräuter wie der Löwenzahn, die alsRosettenpflanzen nicht durch das Mähen beseitigtwerden können. Hier führt am Ausstechen kaum einWeg vorbei, da man besonders im Hausgarten ja nichtgleich die chemische Keule auspacken will. Der Auf-wand dafür hält sich jedoch in Grenzen, wenn manrasch reagiert.

Benutzbarkeit

Zum Zeitpunkt der Abnahme ist der Rasen keineswegsbereits voll benutzbar. Dies spielt besonders für Sport-rasen eine Rolle. Nach DIN 18035/4 darf ein Saatra-sen frühestens einen Monat nach der Abnahme inBetrieb genommen werden, und dies zunächst nur mit

Bild 19: Ein Anbau-Düngerstreuer sorgt für exak-te Verteilung.

Bild 21: Beim Einsatz eines Kastenstreuers ist aufeine ausreichende Überlappung der Fahrgassen zuachten.

Bild 20: Für die Bewässerung in der Auflaufphasemuss der Regner über feine Düsen verfügen.

Turnschuhen, nicht mit Stollenschuhen. RegelmäßigeWettkampfspiele können erst nach einer Überwinte-rung aufgenommen werden. Die Pflegemaßnahmenbis zur vollen Funktionsfähigkeit bezeichnet man alsEntwicklungspflege.

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Fertigrasen

Da der Kunde zunehmend anspruchsvoller und unge-duldiger wird, nimmt der Marktanteil des Fertigrasensoder Rollrasens immer mehr zu. In Fußballstadien ister ohnehin heutzutage nicht mehr weg zu denken. Esgibt ihn in allen geläufigen Rasentypen, wobei derAnteil des rhizombildenden Grases Poa pratensis in derRegel höher gewählt wird als bei Saatrasen, um dienur 15-20 mm starke Rolle fest zusammen zu halten.

Produktion und Transport

Häufig wird der Fertigrasen auf sandigen Böden pro-duziert, was beste Voraussetzungen für die Verwen-dung als Sportrasen ergibt. Nach Möglichkeit solltenämlich der Anzuchtboden in etwa dem Boden amVerlegestandort entsprechen, um ein gutes Anwach-sen zu fördern. Die Produktionsdauer beträgt dabei jenach Rasentyp 10-14 Monate. Bis zum Abschälenkommt er in den Genuss intensiver Entwicklungspflege.

Für den Hausgarten verwendet der Landschaftsgärtnerüblicherweise handliche Rollen im Format 2,50 m x0,40 m, was genau 1 m2 ergibt. Eine Rolle wiegt aberimmerhin 15-20kg. Für größere Flächen und Sport-plätze gibt es heute 60-220 cm große Rollen, die aufGrund ihres hohen Gewichts nur noch mit speziellenVerlegegeräten eingebaut werden können, aber großeFlächenleistungen ermöglichen; ein Sportplatz ist miteiner 2,20m breiten Rolle in 2 Tagen fertig verlegt.

Beim Transport besteht das Risiko der Austrocknungder Rollen, weshalb abgesehen von Kurzstrecken ge-schlossene LKW eingesetzt werden sollten. Auf derBaustelle sind die Rollen dann sofort in Schatten zustellen und die Schutzfolie zu entfernen. Vom Abschä-len bis zum Verlegen sollen höchstens 48 Stundenliegen. Treten trotz sorgfältiger Planung Verzögerun-gen auf, muss der Fertigrasen ausgerollt und gewäs-sert werden.

Bodenvorbereitung und Verlegung

Die Bodenvorbereitung erfolgt wie bei der herkömmli-chen Ansaat, das heißt, eine ausreichende Grundver-sorgung mit Nährstoffen ist sicher zu stellen. Ein sau-beres, normal erdfeuchtes Planum reicht aus. DerFertigrasen wird darauf engfugig ohne Kreuzfugenverlegt, so dass keine Lücken verbleiben. Das Planumdarf dabei nicht mehr betreten werden.

Bild 22: Abschälen der 40 cm breiten Kleinrolle.

Bild 23: Rollrasen wird auf 15-20mm Dicke abge-schält.

Bild 24: Die Schutzfolie ist auf der Baustelle gleichzu entfernen

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Mit einer leichten Walze (100-400 kg/m²) wird an-schließend der Bodenschluss hergestellt, bevor kräftigangewässert werden kann (15 l/m2).

Fertigstellungspflege

Diese ist viel weniger aufwändig als beim Saatrasen.Der erste Schnitt erfolgt nach 8-10 Tagen. Anfangsstellt man den Mäher etwas höher ein, um eine tiefereDurchwurzelung zu erreichen. Dem selben Zweckdient eine nicht zu häufige, dafür intensive Bewässe-rung (ca. 15 l/m² pro Woche bei fehlenden Nieder-schlägen). Etwa 2 Wochen nach dem Verlegen bringtder Landschaftsgärtner 5-8 g N/m2 aus, in der Regeleinen schnell wirkenden mineralischen Volldünger,um das Anwachsen zu verbessern. Abnahmefähig istder Fertigrasen, wenn er an keiner Stelle mehr abge-hoben werden kann. Dafür sind im Regelfall laut DIN18917 4 Schnitte nötig. Nach 3-5 Wochen ist derRasen dann benutzbar.

Bild 25: Bei Verzögerungen muss der Fertigrasenausgerollt werden.

Bild 26: Das Planum darf nicht mehr betreten wer-den.

Bewertung

Die Vor- und Nachteile des Fertigrasens gegenüberdem Saatrasen sind der Tabelle zu entnehmen. AlsHauptvorteil ist die rasche Nutzbarkeit zu nennen.Dadurch ist der Fertigrasen außerhalb der Frostperiodefast jederzeit verlegbar. Zudem spart man sich auf-wändige Fertigstellungs- und Entwicklungspflege.

Spezielles für den Rasensportplatz

Im Profifußball reicht die Zeit oft nicht einmal für dasAnwachsen des Rollrasens. Deshalb können dort auchDicksoden mit 3cm Stärke verwendet werden, diebereits nach wenigen Tagen bespielbar sind. Allerdingserfolgt dann die tiefe Verwurzelung nicht mehr ganzso schnell. Für hoch beanspruchte Bereiche des Sport-platzes wie den Torraum gibt es sogar auf Trägerplat-ten befindliche Austauschelemente.

Bild 27: Rollrasenpionier Horst Schwab mit einemVerlegegerät für die 60cm breite Rolle.

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Bild 28: Nach dem Anwalzen ist nur der Rollra-sen kräftig anzuwässern.

Bild 29: Die 3cm starke Dicksode ist umgehendbespielbar.

Bild 30: Für hoch beanspruchte Bereiche könnenAustauschelemente auf Trägerplatten eingesetztwerden.

Saatrasen Fertigrasen

Vorteile: Bei jeder Flächengröße und jedem Flächenzuschnitt einsetzbar Weniger Zeitdruck Logistik ist unkompliziert

Vorteile: Nach 3-5 Wochen nutzbar Weniger Probleme mit den Kunden Kein Fremdkrautdruck Fertigstellungspflege ist kürzer und weniger aufwändig Verfügbarer Zeitraum für Rasenanlage ist länger

Nachteile: Erst nach 3-4 Monaten nutzbar Fremdkrautdruck in der Auflaufphase => Rückfragen ungeduldiger Kunden Aufwändige Fertigstellungspflege Erosionsprobleme

Nachteile: Probleme bei unregelmäßigem Flächenzuschnitt Auf Kleinflächen oft zu aufwändig Muss umgehend verlegt werden Teurer, aber Einsparungen bei der Fertigstellungspflege

Tab. 3: Fertigrasen und Saatrasen im Vergleich

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Hat der Rasen den gewünschten Zustand erreicht undist voll belastbar, beginnt die Unterhaltungspflege nachDIN 18919. Je nach Rasentyp und Qualitätsanspruchist diese mehr oder weniger aufwändig.

Mähen

Auf folgende Grundregel ist zu achten: je Schnitt soll-ten nicht mehr als 50% der Blattmasse entfernenwerden, Regelwert 35-40%. Dabei bestimmt der Ent-wicklungsstand den Mähturnus: bei starkem Wachs-tum (Mai/Juni) schneidet man tiefer (3-4cm), beischwachem Wachstum (Hochsommer) höher (4-5cm).Hochschnitt fördert tiefe Durchwurzelung, Tiefschnittdagegen ein flaches und damit trockenheitsempfindli-ches Wurzelwerk.

Unterhaltungspflege

Abb. 1: Wachstumsverlauf von Rasenflächen nachHohenheimer Untersuchungen

Bild 31: Der Spindelmäher erzielt das beste Schnitt-bild ...

Bild 32: hinterlässt feines Schnittgut, das auch lie-gen bleiben kann.

Bild 33: Ein Sichelmäher, hier ein Mulchmäherohne Auswurf, ist robuster als ein Spindelmäher.

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Das beste Schnittbild liefert der Spindelmäher; er kannaber nur bei häufigem, regelmäßigem Schnitt verwen-det werden. Wenn man dies nicht gewährleisten kann,greift man besser auf den robusteren Sichelmäherzurück, für den das Gras ruhig einmal länger sein darf.Für extensivere Flächen mit hohem Gras, etwa anStraßenrändern, wo auch einmal etwas Müll liegt,wählt man den Schlegelmäher.

Mulchmäher ohne Auswurf, die das Mähgut kleingehäckselt ablegen, haben Vor- und Nachteile: zumeinen erspart man sich die Abfuhr, regt das Bodenle-ben an und reduziert den Düngebedarf um 30-50%,zum anderen muss der Landschaftsgärtner langsamerfahren und unbedingt regelmäßig und häufig mähen,um nicht die Bildung von Rasenfilz zu fördern. Zudemmuss das Gras trocken sein.

Düngen

Der Gehalt an den Hauptnährstoffen P2O5, K2O undMgO kann über eine Standard-Bodenuntersuchungermittelt werden, die alle 3 Jahre ratsam ist. Das Er-gebnis wird dann mit den Richtwerten abgeglichen.Der Bedarf an Stickstoff wird dagegen über Nutzungs-parameter ermittelt. Ausgehend vom Stickstoffbedarfkann dann über das optimale Nährstoffverhältnis inRasendüngern und dem Ergebnis der Bodenanalyseder Nährstoffbedarf errechnet und geeignete Düngerausgewählt werden.

Meist verwendet der Landschaftsgärtner mineralischeoder organisch-mineralische Volldünger. Währendpreisgünstige landwirtschaftliche Dünger auf Biomas-seproduktion ausgelegt und deshalb phosphorlastigsind, enthalten Rasendünger zur Stärkung des Wur-zelwachstums mehr Kalium.

Bild 34: Klee und blasses Gras deuten auf Nähr-stoffmangel hin.

Bild 36: Rasendüngung mit Anbaustreuer für gro-ße Flächen.

Bild 35: Ein Schleuderstreuer für kleinere Flächen.

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Bei Kurzzeitdüngern sollten maximal 5g N/m² je Gabeausgebracht werden, bei Langzeitdüngern maximal10g N. Langzeitdünger sparen also Arbeitsgänge undminimieren das Auswaschungsrisiko. Kurzzeitdüngersind riskanter und eignen sich somit vor allem fürProfis, die deren punktgenaue und schnelle Wirksam-keit schätzen.

Gedüngt wird vor allem im März/April und dann vonJuni bis August: im Mai wächst der Rasen durch dieMineralisierung der organischen Substanz im Bodenauch ohne Düngung optimal. Eine Herbstdüngung istim Hausgarten nicht zu empfehlen, da sie das Pilzrisi-ko im Winter erhöhen würde. Nur auf Rasensportplät-zen werden im Spätherbst noch Dünger zur Förderungdes Wurzelwachstum ausgebracht, aber erst nachAbschluss des Blattwachstums.

BewässernEin Intensivrasen benötigt rund 750-850 mm Nieder-schlag jährlich. Daraus ergibt sich ein regional sehrunterschiedlicher Beregnungsbedarf: während maneine hochwertigen Rasen in Würzburg mit rund 200-250 mm pro Jahr beregnen muss, reichen in Mün-chen 0-30 mm. Sandige Böden können dabei wenigerWasser speichern als feinkörnigere Tragschichten.

Bild 37: Eine automatische, computergesteuerte Be-wässerungsanlage erlaubt eine Beregnung zumoptimalen Zeitpunkt.

Rasentyp N P2O5 K2O MgO

Zierrasen 15-20 0-8 0-16 0-8

Gebrauchsrasen 6-10 0-8 0-16 0-8

Strapazierrasen 15-20 0-8 0-16 0-8

Rasensportplatz 12-30 0-8 0-16 0-8

Landschaftsrasen 0-3 0-8 0-16 0-8

Tab. 4: Richtwerte für den Nährstoffbedarf nach DIN 18919:

N P2O5 K2O MgO

Verhältnis 1 0,2-0,4 0,4-0,8 0,1-0,2

Tab. 5: Optimales Nährstoffverhältnis in Rasendüngern zum Ausgleich des Entzugs:

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Bild 39: Die Vertikutiermesser sollten nur bis zurBodenoberfläche reichen.

Bild 38: Vertikutieren dient zur Beseitigung vonRasenfilz.

Zur Förderung einer tiefen Durchwurzelung gießt manbesser seltener, dafür mit höheren Wassermengen von10-20 l/m², um die Rasentragschicht vollständig zudurchfeuchten. Wenn man berücksichtigt, dass bei20-25°C Tageshöchsttemperatur 2-3 l/m² x Tag ver-braucht werden, bei 30-35°C aber schon 4-7l, reichtdiese Wassermenge meist für 6-10 Tage.

Am effektivsten ist die Beregnung morgens, wenn dieTemperatur und damit die Verdunstung am geringstenist. Dies lässt sich am besten über automatische Gar-tenbewässerungen bewerkstelligen.

Pflanzenschutz

Durch bedarfsgerechte Düngung und Bewässerunglassen sich Probleme mit unerwünschten Arten viel-fach bereits vermeiden. Treten Wurzelunkräuter auf,sollten sie frühzeitig ausgestochen werden. Chemi-scher Pflanzenschutz sollte die Ausnahme sein. Pilz-und Moosbefall deutet meist auf geschwächte Rasen-gräser hin.

Vertikutieren

Das Senkrechtschneiden (nur bis zur Bodenoberflä-che!) dient vor allem der Beseitigung von Rasenfilz(über 1,5cm Stärke), seltener von Moos. Der abge-trocknete Rasen wird vorher auf ca. 2cm geschnitten.Optimaler Zeitpunkt ist vor den Wachstumsschübenim Mai oder Anfang August. Im zeitigen Frühjahr lässtsich Moos gut entfernen.

Bild 40: Ein Vertikutierstriegel erlaubt die groß-flächige und schnelle Beseitigung von Rasenfilz.

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Bild 42: Durch Besanden werden Unebenheiten pro-blemlos ausgeglichen.

Bild 41: Das Vertidrain-Gerät zum Aerifizieren ver-dichteter Rasenflächen.

Aerifizieren

Das Lüften verdichteter Rasenflächen ist vor allem imSportplatzbau ab und zu notwendig. Dabei wird dieRasennarbe meist 10-15cm tief geschlitzt oder gelö-chert. Zum schrittweisen Umbau zu lehmiger Rasen-tragschichten verwendet man in der Regel Hohlsta-cheln, die Löcher werden dann mit Sand verfüllt.

Besanden

Das Besanden (2-5 l/m²) wird meist mit den anderenRenovationsmaßnahmen kombiniert. Es verbessert dieDurchlüftung und Abtrocknung des Rasens, beugtRasenfilz vor und gleicht entstandene Löcher bis zu2cm Tiefe aus. Größere Löcher werden dagegen miteinem passenden Substrat gefüllt.

Martin Degenbeck

LWG Veitshöchheim