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! 7. Dezember 2017 502 Ein Bodenbelag wird 50 NOPPEN NOW! MODERNE IN OPPOSITION SPANIEN 1951: DIE AVANTGARDE PROBT DEN AUFSTAND Das Querformat für Architekten

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7. Dezember 2017

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Ein Bodenbelag

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NOPPEN

NOW!MODERNE IN OPPOSITIONSPANIEN 1951: DIE AVANTGARDE PROBT DEN AUFSTAND

Das Querformat für Architekten

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6 Moderne in Opposition Spanien 1951: Die Avantgarde probt den Aufstand

Von Klaus Englert

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Was vermag Architektur in Zeiten der Repression? Trotz Franco gelang es der spanischen Avantgar-de nach dem Krieg, langsam wieder Fuß zu fassen. Zwischen Anpassung und Aufbruch waren es lokale Traditionen und internationale Bezüge, die die Architekten faszinierten. Und nicht zuletzt ihre Ideen halfen Spanien nach dem Ende der Diktatur, ein neues, weltzugewandtes Selbstverständ-nis zu entwickeln.

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Titel: Villa Ricarda in Barcelona von Antonio Bonet (1963)

oben: Tokio-Gebäude von Francesc Mitjans (1957)

Fotos: Klaus Englert

BauNetz Media GmbH

Geschäftsführer: Jürgen Paul

Chefredaktion: Friederike Meyer

Gestaltung / Artdirektion : Natascha Schuler

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Den Blick aufs Urbane trägt das Office for Metropolitan Architecture, kurz OMA, bekanntlich im Namen, aber seit einigen Jahren interessiert sich Rem Koolhaas nicht mehr nur für die Stadt, sondern auch fürs Land – denn dort tut sich gerade einiges. Nun kehrt er mit diesem Thema an den Ort zurück, an dem mit seinem ersten Buch alles begann: New York. Im Guggenheim wird er 2019 eine Ausstel-lung mit dem Titel „Countryside: Future of the World“ gestalten, die sich damit beschäftigt, warum sich heute „das Land viel schneller und dramatischer verändert als die Stadt“ – so der Architekt in einem Interview mit Antje Stahl in der Neuen Zürcher Zeitung. sb

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Rem Koolhaas, Foto: Fred Ernst, Courtesy of OMA

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NEWS

Wie sich ein für die Fünfzigerjahre typisches Schulhaus in ein Plusener-giegebäude umwandeln lässt, zeigt die Stuttgarter Uhlandschule nach Plänen von Hotz + Architekten mit KBK Ar-chitekten Beltz/Lutz. Nach Erneuerung der Gebäudehülle und der Anlagen-technik weist der elegante Bau mit grünen Akzenten auch heute deutliche Merkmale seiner Entstehungszeit auf. Mit Photovoltaik besetzte Brüstungen betonen die Horizontale der Fensterbän-der und auskragenden Obergeschosse; markant hervortretende Erschließungs-zonen rhythmisieren den Baukörper in der Vertikalen. Das Leuchtturmprojekt wurde wissenschaftlich begleitet durch das Fraunhofer Institut für Bauphysik.

www.baunetzwissen.de/glas

VORBILDLICHER SCHULBAU OBJEKT IM BAUNETZ WISSEN

Mit dem Projekt Madrid Rio kam in der spanischen Hauptstadt eine Autobahn unter die Erde, wodurch der einst über-baute Rio Manzanares wieder als öffent-licher Raum zurückgewonnen werden konnte. Der alte städtische Schlachthof verwandelte sich währenddessen in das Kulturzentrum Matadero. Diese und weitere Projekte präsentiert die Archi-tektenkammer in ihrer Ausstellung „Berlin-Madrid: Public.Space“. Berliner Vorhaben der jüngeren Zeit bilden dabei einen vielfältigen Bezugspunkt: Das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors steht beispielsweise für die Geschichte, während ein temporäres Brauhaus am Gleisdreieck die Gegen-wart repräsentiert. Bis 30. April 2018

www.ak-berlin.de

MADRID: PUBLIC.SPACE AUSSTELLUNG IN BERLIN

Ein Veroneser in Bozen: Armando Ronca kam noch vor dem Krieg nach Südtirol und wurde dort ab 1935 zu einem führenden Vertreter der Moder-ne. Nun erscheint bei Park Books eine Monografie des Architekten, zu dessen bekanntesten Projekten die Erweiterung des später abermals überformten Mail-länder Fußballstadions San Siro gehört. In Bozen und Umgebung waren die Projekte vielleicht bescheidener, sie sind aber bis heute stadtbildprägend. Schutz genießt sein Werk allerdings kaum, weswegen viele Bauten inzwischen stark verändert sind. Eine Ausstellung in Meran, aus deren Anlass die Monografie erscheint, will dies ändern. Sie ist noch bis zum 14. Januar 2018 zu sehen.

www.park-books.com

SÜDTIROLER MODERNIST BUCH ÜBER ARMANDO RONCA

Rohl Fotografie / Saint-Gobain Glass, Aachen Madrid Rio, Foto: Ana Müller Eurotel Gardone (1961–1964), Foto: Werner Feiersinger

Architekten

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eine kontinuierliche Machtdemonstration durch Repräsentationsbauten. Grundlage der ständisch-konservativen Ordnung bildete der Dreiklang von Familie – Vaterland – Kirche, eine vom mächtigen Opus Dei imprägnierte nationalkatholische Ideologie, die weit entfernt ist von der „heidnischen“ Gesinnung eines Hitler oder Himmler. Dieses Machtgefüge war allerdings nicht statisch, und entsprechend konnten sich innerhalb dieses patriotisch-katholischen Systems durchaus kulturelle Nischen auftun und eine relativ komplexe Architektur entwickeln, die zudem merkliche Brüche aufweist.

VON KLAUS ENGLERT

Die Zeit der spanischen Moderne unter der Franco-Diktatur ist hierzulan-de ein recht unterbelichtetes Kapitel. Das mag vornehmlich daran liegen, dass zwar die nationalsozialistische und stalinistische Diktatur ausführlich analysiert, aber die abseitsstehende und heterogene Bauentwicklung unter dem fast vierzig Jahre währenden Regime des Generalísimo Franco wesent-lich weniger ergründet worden ist. Bekanntlich träumte Franco, der vom gewaltigen Machtapparat der Nazis geblendet war, von einer Allianz mit Hitler, doch er verfolgte weder eine völkische Siedlungsarchitektur noch

MODERNEOPPOSITIONSPANIEN 1951: DIE AVANTGARDE PROBT DEN AUFSTAND

Luftfahrtministerium in Madrid von Luis Gutiérrez Soto Foto: Håkan Svensson / Wikimedia / CC BY-SA 3.0

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Eine von ideologischen Richtlinien geprägte Baupolitik hatte es zu-nächst jedoch auch in Spanien gegeben. Vor allem in den vierziger Jahren nach der siegreichen Beendigung des Bürgerkriegs verfolgte die Regierung solche Ideen, als sie ihre Macht nach innen festigte, die Un-terdrückung der Bevölkerung verschärfte und sich gleichzeitig nach au-ßen isolierte. In dieser Epoche wählte man einen monumentalen Reprä-sentationsstil, der, vordergründig betrachtet, einige Gemeinsamkeiten mit den umfangreichen Baumaßnahmen der NS-Zeit hatte. In Spanien galt es, die Verbundenheit mit dem grandiosen „siglo de oro“ hervorzu-heben, der Zeit von Cervantes, Velázquez und de Herrera, ähnlich wie Himmler eine historische Kontinuität zwischen Drittem Reich und dem Heiligen Römischen Reich zu konstruieren trachtete. Aus diesem Grund war es keinesfalls zufällig, dass der von Juan de Herrera im Auftrage von Philipp II. errichtete Herrschaftssitz El Escorial zum Vorbild eines neuen Architekturstils erhoben wurde, dessen Gültigkeit besonders vom einstigen Moderne-Architek ten Luis Gutiérrez Soto bekräftig wurde, als er zwischen 1940 und 1951 das Luftfahrtministerium im herrerianischen Stil errichtete. Diese Richtung fügte sich bestens zu Francos National-katholizismus, der bald zur herrschenden Ideologie des Regimes wurde: Militär und Kirche als unverbrüchliche Grundpfeiler einer hierarchisch und autoritär ausgerichteten Gesellschaft.

ERSTE FREIRÄUME ZWISCHEN GEWERKSCHAFT UND KIRCHE

Bereits Ende der vierziger Jahre – zehn Jahre nach dem Sieg der Fa-langisten im Spanischen Bürgerkrieg – wurde aber deutlich, dass die Ideologie, die anfangs den falangistischen Korporationsgeist beförderte, erste Risse bekam. Das wurde spürbar, als im Zentrum der Macht, auf Madrids Paseo del Prado, in Reichweite des Museo Nacional del Prado,

die Architekten Rafael Aburto und Francisco de Asís Cabrero, nach der Rückkehr von einer Italien-Reise, ein am italienischen Rationalismus geschultes Gewerkschaftszen-trum (heute Sitz des Gesundheitsministeriums) errichteten. Gleichzeitig entwickelte sich die Sakralarchitektur zum Tummelplatz formalen Neuerungsstrebens. Als 1949 Francisco Javier Sáenz de Oiza zusammen mit seinem Bildhauer-Freund Jorge Oteiza

Gewerkschaftshaus in Madrid von Rafael Aburto und Francisco de Asís Cabrero, Foto: Luis García / Wikimedia / CC BY-SA 3.0

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SEAT-Fabrik von César Ortiz-Echagüe (1956), Fotos: Bildarchiv der Architekturfakultät Navarra

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MEDITERRANE IDEEN FÜR EINE NEUE ARCHITEKTUR

1949 gab es auch in der katalanischen Metropole bereits erste Anzeichen für eine kulturelle Öffnung. Im Mai fanden in Barcelona, Valencia und Palma de Mallorca die 5. Nationalversammlung der Architekten statt. Während des Kongresses sprach der italienische Architekt Alberto Sartoris, einer der Mitbegründer des CIAM, und legte seinen aufmerksam zuhörenden Kollegen nahe, sich von der experimentierfeindlichen Baupolitik der vierziger Jahre zu lösen und dem neuen Paradigma der europäischen Nachkriegsarchitektur zu folgen: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die spanischen Architekten von heute imstande sind, aus unserem mediterranen Reservoir zu schöp-fen, um eine neue, nationale und funktionale Architektur hervorzubringen.“

Der Kongress war auch eine Kontaktbörse für gleichgesinnte Architekten, um ihre Kräfte besser zu bündeln. So kamen in Barcelona Francesc Mitjans, Antoni de Mora-

im Baskenland die Basilika von Aránzazu schuf, war dieser Er-neuerungsprozess kaum noch aufzuhalten. Und so kam es, dass die fest gefügte ideologische Basis des Franquismo, nachdem Gutiérrez Soto 1951 sein Ministerium im steingewordenen Machtgestus beendet hatte, bereits merklich ausgedünnt war und der Wunsch der Eliten nach architektonischer Repräsentati-on sich dem Ende entgegen neigte.

Auch der an den Universitäten gelehrte akademische Stil verblasste zusehends. Neue Impulse brachte der junge Sáenz de Oiza aus den Vereinigten Staaten mit, wo er die Bauten der architektonischen Moderne studiert hatte. Nach Madrid zurückgekehrt, träumte er davon, die Architektur durch zeitge-mäße Technologie zu verjüngen. Ähnlich erging es dem Mad-rider Miguel Fisac, der 1949 Schweden bereiste und später in Vorträgen bewundernd von der Architektur Asplunds und Frank Lloyd Wrights berichtete. Wenige Jahre zuvor gab es keinen Professor, der öffentlich seine Wertschätzung für die Moderne zum Ausdruck gebracht hätte. Doch schon bald waren die jungen Architekten bestens über die neuesten internationalen Architektur-strömungen informiert. Das berichtet César Ortiz-Echagüe, der 1952 mit 25 Jahren sein Diplom an der Madrider Fakultät machte: „In der Escuela de Madrid gab es noch 1952 keinen einzigen Lehrer, der auf die damals einflussreichen Architekten oder ihre Bauwerke eingegangen wäre. Erst nach unserem Studium lernten wir über Archi-tekturzeitschriften endlich Le Corbusier, Gunnar Asplund, Alvar Aalto, Mies van der Rohe oder Richard Neutra kennen. Diese Architekten hatten auf uns großen Einfluss, aber wir waren bestrebt, sie unserem Klima und unserer Bautradition anzupassen.“ (Der Madrider Ortiz-Echa güe errichtete 1956 die SEAT-Kantinen, für die das Opus Dei-Mitglied 1957 in Chicago aus den Händen von Mies van der Rohe den Reynolds Memorial Award für Aluminium-Konstruktionen erhielt).

Hotel Park von Antonio Moragas (1953), Fotos: Klaus Englert

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folgenden Jahren Bruno Zevi, Alvar Aalto, Giò Ponti und Nikolaus Pevsner geladen wurden. Der italienische Architekturhistoriker Bruno Zevi setzte sich in seinem Vortrag für die organische Baukunst von Frank Lloyd Wright ein. Die spanischen Architekten, die fast 15 Jahre lang gleichsam unter Quaran-täne verbracht hatten, empfanden die Architektur eines Wright als Befrei-ungsschlag. Gleiches galt für Aalto, der in Barcelona etliche Gefolgsleute vorfand, die mit der rationalistischen Architektur von CIAM und GATCPAC wenig anfangen konnten und den Weg einer „humaneren“ Baukunst erkun-deten.

AVANTGARDE IN DER HÖHLE

Zehn Jahre nach Ende des Bürgerkriegs keimte der Aufbruchsgeist un-ter ähnlichen Bedingungen wie 1930, als sich die Avantgarde GATEPAC gründete. Gegen Ende der vierziger Jahre führte eine junge künstlerische Bewegung zusammen mit gleich gesinnten Architekten den Wandel des autoritären Franquismo herbei. Zum Sprachrohr einer zunehmend lebendigen Künstlerszene entwickelte sich ab 1948 die Zeitschrift Dau al Set („Würfel mit der Sieben“), der sich beispielsweise Antoni Tàpies, Joan Brossa und Antonio Saura anschlossen. Sie stellten gemeinsam in den Galerías Laye-tanas aus, die wenig später auch den Architektur-Avantgardisten als Forum dienen sollte. Die Künstler um Dau al Set bildeten das katalanische Pen-

dant der national und international agierenden Gruppe Escuela de Altamira, die sich wegen der bewunderten Höhlenmalereien von Altamira in Santillana del Mar trafen. Die Avantgardisten um die deutschen Künstler Mathias Goeritz und Willi Baumeister, den Maler Joan Miró, den Kunsttheoretiker Eduardo Westerdahl, den Kritiker Ricar-do Gulión und den Architekten Alberto Sartoris setzten sich für eine Vernetzung der Künste ein. Die zwischen 1949 und 1951 in der Altamira-Höhle und in Santillana del Mar veranstalteten „Semanas de Arte Abstracto“ dienten dem Zweck, Architekten, bildende Künstler und Schriftsteller besser zusammenzuführen.

In dieser Zeit bildete sich in Barcelona eine Gruppe junger Architekten, die eben-falls dem Nationalen Architekturkongress beiwohnten und Sartoris’ Aufruf nach einer

gas, Josep María Sostres und Josep Antón Balcells zusammen und beteiligten sich gemeinsam an dem Wettbewerb „Problema de la Vivienda Economica en Barcelona“. Der Wettbewerb sollte die Weichen für eine neue Wohnungspolitik stellen, die neue gesetzliche Regelungen schaffen musste angesichts der vielen mittellosen Emigran-ten, die in die industrialisierte Provinz Barcelonas strömten. Der preisgekrönte Entwurf der katalanischen Architekten hielt sich eng an die Wohnungstypen, die der CIAM-Kongress 1929 im Frankfurter Palmengarten unter dem Titel „Die Wohnung für das Existenzminimum“ präsentierte.

Ebenfalls 1949 begann die Architektenkammer, der Colegio de Arquitectos de Ca-taluña, einen anspruchsvollen Vortragszyklus, zu dem zunächst Sartoris und in den

Links: Höhere Handelsschule in Madrid von Javier Carvajal, rechts: Außenansicht des Hotel Park, Fotos: Klaus Englert

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GRUP R: TOURISMUS UND TAUWETTER

Die Mitglieder profitierten von der allgemeinen politi-schen Großwetterlage. Denn die UNO hob 1950 die internationale Spanien-Blockade gegen das Franco-Regime auf. Der Beschluss leitete eine Tauwetter-periode ein, in der die Regierung wirtschaftliche und politische Beziehungen zu demokratischen Staaten aufbaute und damit den von Franco nach dem Bür-gerkrieg verordneten Isolationismus beendete. Der wachsende Tourismus war ein erstes sichtbares Zeichen für eine politische Kehrtwende, bei gleichzei-tiger Beibehaltung der autoritären Machtstrukturen. Zu den deutlich erkennbaren Zeichen gehörte auch, dass sich das Regime von der Doktrin einer neoimperialen Repräsentations-Architektur verabschiedete, allerdings zu einem Zeitpunkt, als Gutiérrez Sotos Luftwaffenmi-nisterium, das machtstrotzende Symbol der Staatsar-chitektur, noch gar nicht fertig gestellt war.

Währenddessen strebte die Grup R eine Neuauflage jener Avantgarde an, die um 1930 Barcelona zum Experimentierfeld der modernen rationalistischen

Architektur machte. In der Zweiten Republik begeisterten sich die jungen Architekten um Josep Lluis Sert und Josep Torres Clavé für die Gründerfiguren der internationalen Moderne. Damals kamen tatsächlich Le Corbusier, Erich Mendelsohn, Theo van Does-burg und Walter Gropius zu Vorträgen in die katalanische Hauptstadt. Zwanzig Jahre später wiederholte sich die Szene unter anderen Vorzeichen: Plötzlich waren Alvar Aalto, Bruno Zevi, Giò Ponti und Alberto Sartoris die Leitsterne einer nach grundle-gender Erneuerung dürstenden Architektenszene.

Erneuerung der spanischen Architektur lebhaft unterstützten. Als sie sich im August 1951 offiziell als Grup R registrieren ließen, gehörten zum Avantgarde-Zirkel der frisch diplomierte Oriol Bohigas, die Architekten José Antonio Coderch, Manuel Valls, Josep Pratmarsó und Josep María Sostres. Auch Joaquim Gili, Antonio de Moragas und Jo-sep María Martorell schlossen sich der Gruppe an. Rückblickend fasste Oriol Bohigas das Ziel des Grup R zusammen: „Wir republikanische Architekten beriefen uns auf die Moderne, die wir als zurückhaltende Waffe gegen die Franco-Diktatur einsetzten.“

Villa Ricarda in Barcelona von Antonio Bonet (1963), Foto: Klaus Englert

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GRUP R

1951, zu Beginn der Tauwetterperiode in Spanien, formierte sich in Barcelona die Grup R, eine ziemlich heterogene Gruppe aus Universitätsabsolventen und jungen Architekten. Fokus des katalanischen Avantgardezirkels war der GATCPAC, der sich 12 Jahre zuvor, gegen Ende Bürgerkriegs, zwangsweise auflöste. Die Grup R der Franco-Ära und der GATCPAC der Zweiten Republik sahen Architektur keineswegs losgelöst von politischen, sozialen und ökono-mischen Bedingungen. Auch das Interesse für neue Baustoffe und serialisierte Fertigungsprozesse gehört zum gemeinsamen Fundus der beiden Grup-pen. Nicht zuletzt das bauhistorische Erbe Barcelonas – beginnend mit der gotischen Architektur, dem Stadtplaner Ildefons Cerdà, dem Modernisme bis hin zur Volksarchitektur, die sich an den weißen, kubischen Bauernhäusern auf Ibiza zeigt. Doch anders als der eng mit dem CIAM verbundene GATCPAC ist der Wirkungsradius der Grup R ausschließlich lokal. Das lag sicher auch am schwindenden Einfluss des CIAM, aber mehr noch an der autoritären spanis-chen Gesellschaftsstruktur. Einzig der ältere José Antonio Coderch gewann Anschluss an das international agierenden Team X. Die restlichen Grup R-Mitglieder verloren um 1960 den Zusammenhalt. Während sich Oriol Bohi-gas vermehrt den Arbeiterwohnblocks widmete, baute Josep María Sostres Wochenendvillen für die neue Gartenstadt „Ciudad Diagonal“.

Oben: Hunde-Rennbahn von Antonio Bonet (1963), unten: Wohnblock Mediterraneo, ebenfalls von Bonet (1966), beide in Barcelona, Fotos: Klaus Englert

Aber es existierten auch einige Unterschiede, die verdeutlichen, dass der Grup R we-niger homogen war als der legendäre GATCPAC. Während sich die Gruppe um Sert und Torres Clavé eng an das rationalistische Vokabular Le Corbusiers anlehnte und schließlich die CIAM-Kategorien der „Funktionalen Stadt“ auf den Erweiterungsplan für Barcelona übertrug, gab es im Grup R, wenngleich er antrat, das GATCPAC-Erbe zu verteidigen, durchaus verschiedene Auslegungen der Moderne. So traten anfangs Josep María Sostres und Antoni de Moragas dafür ein, die „Kälte“ des Rationalismus abzumildern und „eine Humanisierung der Architektur“ einzuleiten. Ihre Vorbilder waren die Architekten der finnischen Moderne. Anfang der fünfziger Jahre übte Alvar Aalto, seit seinem Vortrag in Barcelona, großen Einfluss auf die Katalanen aus.

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er die nicht-orthogonalen, ja sogar wellenartigen Formen, die sich am klarsten in den Oficinas Trade an der Avenida Diagonal zeigen. Der Rest der Gruppe folgte anderen Ideen. Oriol Bohigas, Josep María Sostres und Joaquim Gili näherten sich zusehends der internationalen Moderne an – Bauhaus, Villa Savoye und Barcelona-Pavillon gal-ten plötzlich als Referenzpunkte im Erneuerungsprozess der spanischen Architektur. Und so war es naheliegend, dass sich Oriol Bohigas 1957 an Ludwig Mies van der Rohe wandte, um den Wiederaufbau des Deutschen Weltausstellungspavillons von

HARMONISCH UND NATÜRLICH

Es gab aber auch eine mediterrane Spielart der Moderne, die sowohl den GATCPAC als auch den Grup R aus-zeichnete: Man berücksichtigte natürli-che Formen und Materialien und knüpfte an die Tradition regionaler Bauformen an. Einflüsse der Volksarchitektur lassen sich selbst bei Josep Lluis Sert nach-weisen, von den Wochenendhäusern in Garraf (1934) bis hin zur Siedlung Punta Martinet (1969) auf Ibiza, aber auch die Architekten des Grup R legten bereits in ihrer ersten gemeinsamen Ausstel-lung 1952, ganz im Gegensatz zum rationalistischen Dogma der glatten und transparenten Fläche, besonderen Wert auf ungeschliffene Materialien mit stark taktilen Eigenschaften.

José Antonio Coderch, der international bekannteste Architekt der Gruppe, machte bei der berühmten Casa Ugalde, die sich harmonisch in die natürliche Topographie schmiegt, deutlich Anleihen bei älteren mediterranen Traditionen. Die Villa galt als Referenzpunkt für formale Experimente. Zu dieser Richtung gehörte auch der Argen-tinien-Emigrant Antonio Bonet, der Mitte der dreißiger Jahre im Büro Le Corbusiers arbeitete und zwanzig Jahre später die großartige Villa La Ricarda in einem paradie-sischen Hain bei El Prat de Llobregat errichtete. Die Einfamilienhäuser von Coderch und Bonet stehen für eine einzigartige Synthese von traditionell-katalanischer Archi-tektur und einer von Le Corbusier geprägten Moderne.

José Antonio Coderch und sein Partner Manuel Valls gehörten in den Ausstellungen der Galería Layetanas, die eine überraschend starke Medienresonanz erzielte, zu den gefeierten Stars. Der ältere Coderch ging jedoch bald eigene Wege, die ihn auf inter-nationales Terrain, zum Team X und zum CIAM führten. Jahre später entdeckte auch

Links: CIC-Kulturinstitut in Barcelona von Guillermo Giráldez, Pedro López und Xavier Subías (1962)

Wohnanlage für Fischer (1951), Casa de la Marina (1952) und unten Wohnhaus Johann Sebastian Bach (1960) von Josep Antoni Coderch

Fotos: Klaus Englert

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Edificios Trade in Barcelona von Josep Antoni Coderch (1968), Foto: Klaus Englert

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1929 voranzubringen. Zwar scheiterte das Unternehmen an der Unbeugsamkeit der staatlichen Behörden. Dennoch entstanden Ende der fünfziger Jahre drei höchst un-terschiedliche Bauwerke, die am klarsten die Potentiale der Vorkriegs-Moderne aus-schöpften und gleichzeitig für das neue Selbstverständnis des Grup R stehen: Das Verlagshaus Gustavo Gili von Francesc Bassó und Joaquim Gili, mit klarer Gliede-rung der Baumassen und transparenter curtain wall; die Rechtsfakultät von Giráldez, López und Subias, mit einem spannungsvollen Kontrast der Bauvolumina; schließlich Sostres’ Casa Moratiel, die durch ihr brillantes Spiel von geschlossenen und trans-parenten Flächen sowie ihr poetisch-fließendes Raumkontinuum am deutlichsten das Erbe Mies van der Rohes verrät.

DIE GRENZEN ODER OFFENHEIT

Der Grup R und das Team X standen letztendlich in ähnlicher Beziehung zueinander wie das in Autarkie verharrende Franco-Spanien und die sich in den fünfziger Jahren konstituierende Europäische Union. Der Architekturhistoriker Josep Maria Montaner beschrieb im Katalog zur Grup R-Ausstellung von 1994, die Gruppe hätte lediglich einen „lokalen Wirkungskreis“ gehabt und wäre „in der dunklen Ära des Franquismus verwurzelt“ gewesen. Dagegen öffneten sich Coderch und das Team X internationalen Kontakten und trafen sich in freien und demokratischen Gesellschaften. Die Grup R wollte durch Ausstellungen, Wettbewerbe und Symposien die katalanische Gesells-chaft für das Lebensgefühl der Moderne sensibilisieren.

Allerdings überschritten sie mit einigen Veranstaltungen die Grenzen staatlicher Tol-eranz. Carme Rodríguez und Jaime Torres, die 1994 die Ausstellung über den Grup R im Centro de Cultura Contemporánea (CCCB) kuratierten, diagnostizierten unter den Mitgliedern, als sich um 1960 die Auflösung der Gruppe abzeichnete, „eine gewisse Müdigkeit“. Offenbar sahen einige ihr Ziel erreicht, als sich die moderne Architektur zusehends im kulturellen Diskurs Kataloniens verankerte. Gleichzeitig verstärkte sich unter den Gruppenmitgliedern der Dissens, der sie daran hinderte, mit einem pro-grammatischen Manifest an die Öffentlichkeit zu treten.

Links: Christ-Erlöser-Kirche (1968) und Wohnblock in der Avenida Meridiana,

beide Barcelona (1964), von Oriol Bohigas

Unten: Erweiterung der Architekturfakultät in Barcelona von Josep Antoni Coderch

(1984), Fotos: Klaus Englert

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WOHNUNGSBAU STATT VILLENARCHITEKTUR

Am meisten bedauerte das Oriol Bohigas, der den sozialpolitischen Impetus des GATCPAC in die sechziger Jahre hinüberretten wollte. Die soziale Verantwortung des Architekten sah er vorbildhaft in der Avantgarde-Gruppe von Sert und Torres Clavé verkörpert, weswegen er seine Kollegen anregte, sich in der Industrialisierungsphase, die einherging mit einer Zunahme der Wanderarbeiter, dem massenhaften Woh-nungsmangel zuzuwenden. Bohigas erkannte, dass der starke Zustrom andalusischer Arbeitskräfte zu einem sichtbaren Ausbau des Wohnungsmarktes führen musste, mit besonderer Berücksichtigung von Arbeiterwohnblocks. Oriol Bohigas wollte die Wohnungspolitik an die neuen sozialen Bedingungen anpassen. Aus diesem Grund verlangte er von der Bauindustrie, sie solle Module für einen preiswerten und schnel-len Wohnungsbau herstellen.

Tatsächlich verkörpert Bohigas den sozial engagierten Architekten, der um 1960 den Massenwohnungsbau mit Bezug auf die formalen Experimente der Moderne veränderte. Beredtes Zeugnis für dieses Engagement liefert nicht zuletzt die riesige und bis heute gut erhaltene Blockstruktur an der Avenida Meridiana. Oriol Bohigas’ Engagement im sozialen Wohnungsbau ist ein Zeugnis für eine Moderne, die über die bürgerliche Villenarchitektur hinausweist und dabei ihre Rolle in der sich wandelnden spanischen Gesellschaft neu ausrichtet. Bohigas setzte sein Engagement übrigens auch nach dem Tod Francos 1975 fort und gestaltete damit den Weg Spaniens in die architektonische Gegenwart entscheidend mit.

Zum Autor:

Klaus Englert, geboren 1955, promoviert in Germanistik und Philosophie an der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf, ist Journalist und Buchautor. Er schreibt für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und den Hörfunk, ebenso für Zeitschriften wie den Baumeister. Als Kulturjournalist berichtet er seit über 20 Jahren aus Spanien. Klaus Englert war Berater für die Entwicklungsgesellschaft Zollverein in Essen. Des Wei-teren ist er als Kurator für Architektur-Ausstellungen tätig. Seine letzten Bücher sind „Jacques Derrida“ (2009) und „New Museums in Spain“(2010). Im Frühjahr 2018 erscheint bei DOM Publishers sein Architekturführer Barcelona.

www.dom-publishers.com

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Im Hof der durch Josep Antoni Coderch 1984 erweiterten Architekturfakultät, Foto: Klaus Englert

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12. JUNG-ARCHITEKTURGESPRÄCHE: LIVING VERDICHTUNG UND REDUKTIONNicht nur in den europäischen Großstädten fehlt es an Wohnungen und freien Flächen. Durch stetiges Bevölkerungswachstum müssen sich Architekten und Planer einerseits mit dem Thema der Nachverdichtung auseinandersetzen, ande-rerseits jedoch auf die Begrenztheit der Baumaterialien und Ressourcen reagieren. Gefordert wird nicht nur die Schaffung von Raum, denn individuelle Sehnsüchte der Nutzer erfordern individuelle Antworten – damit aus Wohnen nicht nur das reine Bewohnen, sondern ein qualitatives Leben wird.

Johannes Pilz von MVRDV Rotterdam und Werner Sobek von der Werner Sobek Group Stuttgart präsentierten bei den 12. JUNG Architekturgesprächen am 24. Oktober 2017 im AzW in Wien ihre Lösungsvorschläge für die zukünftigen Heraus-forderungen des internationalen Wohnbaus. Die anschließende Podiumsdiskussion, moderiert von Maik Novotny, stand ganz im Zeichen des Umgangs mit der Endlich-keit und rasanten Verknappung unserer Ressourcen.

Johannes Pilz, Maik Novotny und Werner Sobek, Foto: Albrecht Jung GmbH & Co. KG / Markus Eichelmann

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Identified Living

Eine individuell auf den Nutzer ausgelegte Architektur – dafür steht das Rotterdamer Büro MVRDV. Wie sie diesen qualitativen Lebensraum von morgen entwickeln, präsentierte Johannes Pilz an den aktuellen Großprojekten im deutschsprachigen Raum. Der Entwurf zum Wiener „Turm mit Taille“ besticht vordergründig durch seinen respektvollen Umgang mit den umliegenden Gasometern. Um ein Maximum an Sonnenlicht in jedem Geschoß zu gewährleisten, erhielt das Hochhaus einfach eine bauliche Verjüngung – eben die namensgebende Taille. In dem Großprojekt „Benjamin Franklin Village“ in Mannheim bilden die Wohnhochhäuser entlang der Begegnungsachse den Schriftzug „HOME“ und schaffen so eine individuelle Identität. „Traumhaus 2.0“ definiert den Fertighausbau neu, indem ganz individuelle Fertig-haustypen entwickelt wurden, die mit einfachen Mitteln an die persönlichen Wünsche der Nutzer angepasst werden können – für ein Maximum an Lebensqualität.

Recycling

Werner Sobek präsentierte die Ansätze seines Büros für den Wohnungsbau von mor-gen und vertiefte seinen Standpunkt zur Recyclebarkeit von Architektur. Sein inter-disziplinärer Ansatz vertritt ein energiesparendes Bauen und die völlige Vermeidung von fossilbasierter Energie. Diese Ziele müssen jedoch erreicht werden, ohne auf einen High-End-Standard zu verzichten. Durch industrielle Vorfertigung und individuelles Zusammenfügen auf der Baustelle lassen sich Ressourcen schonen und innovative Baumaterialien einsetzen, ohne den individuellen Entwurf zu opfern. Mit seinem eige-nen Wohnhaus R128 entwickelte er bereits im Jahr 2000 ein vollverglastes Gebäude, das sich energetisch selbst versorgt. Mit dem Aktivhaus B10 ging er einen Schritt wei-ter und realisierte ein vollständig recyclebares Wohnhaus, das doppelt so viel Energie erzeugt, wie für die Versorgung benötigt wird.

Der letzte Termin der 12. Architekturgespräche in diesem Jahr fand am 22. November im Architekturforum in Zürich statt. Mehr dazu in der nächsten Baunetzwoche, weitere Informationen zur Reihe auf www.jung.de.

Werner Sobek, Foto: Albrecht Jung GmbH & Co. KG / Markus Eichelmann

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SCHRILLE NOPPEN

Er gehören zur Architektur der Siebziger- und Achtzigerjahre wie nur wenige andere Materialien: der Bodenbelag norament von Nora Systems feiert 50. Geburtstag. Meist wurden die Noppen in eher zurückhaltenden Farben verlegt, doch Norman Foster verdanken wir eine denkwürdige Ausnahme. Bei seinem Willis Building in Ipswitch sollte das begrünte Dach auch innerhalb des Gebäudes sichtbar werden, weshalb in Absprache mit Nora ein limettengrüner Farbton entstand. Der wurde bald ins Standardprogramm des Herstellers aufgenommen, von wo aus er seinen Siegeszug antrat. Nicht nur James Stirling wählte bei seiner Stuttgarter Staatsgalerie die schrille Farbe, bis heute ist sie noch immer eine der beliebtesten im Angebot – vielleicht kein Wunder in Zeiten demonstrativer Nachhaltigkeit. sb // Links Willis Building, rechts Staatsgalerie, Fotos: Nora Systems