begriffe-architektur

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Fachausdrücke – Architektur (Kunsthistorisches Institut der CAU Kiel, Oktober 2007) Abhängling. Vom Gewölbe herabhängender Schlussstein, besonders in der Spätgotik. Abakus (griech. abex = Tischplatte). Deckplatte, die den oberen Abschluss des Kapitells bildet (Abb. 29). Achse. Linie in horizontaler oder vertikaler Richtung, die auf die bauliche Schöpfungen (Idealstädte, Plätze, Grundrisse u. ä.) bezogen sind. In der Längsrichtung angeordnete Achsen heißen Längsachsen, auf die Querachsen bezogen seine können. Die Symmetrieachse eines Gebäudes heißt Mittelachse. Achtort (auch: Achtuhr). Eine aus einem Kreis und zwei Übereck gestellten gleichgroßen Quadraten konstruierte Figur. Proportionsschlüssel der Gotik. Achteck (Oktogon). Grundrissform von kirchlichen Zentralbauten, besonders bei Grabkapellen und Taufkirchen. Agora. Versammlungsplatz, Markt (griech.). Ädikula (lat. kleines Haus, Tempelchen). Antike: Nische zur Unterbringung einer Statue. Mittelalter: Privatkapelle. 16.-19 Jh.: flacher, an die Wand angelehnter und von Stützen getragener Aufbau mit Gebälk, Bögen, oder Giebeln. Diese Aufbauten wurden zur Umrahmung von Altären, Grabmälern, Fenstern und Türen verwendet (Abb.1). Akanthus. Der Name des gegen Ende des 5. Jhs. v. Chr. von den Griechen geschaffenen Blattornamentes kommt von der im Mittelmeerraum beheimateten Distelart Akanthus (Bärenklau). Die ornamentale Prägung des ungestielten, gezähnten, gezackten oder gelappten Blattes ist aber nicht von der genannten Naturform abhängig. Entwickelt wurde das Motiv aus der Palmette. Es erscheint abgewandelt auch im Mittelalter, wurde aber erst in der Renaissance wieder neu belebt (Abb.2). Akroter (Akroterion). Bekrönendes Element von Giebelmitten und –Enden. Unterschiedliche Formgebungen (ursprünglich Palmettenform vorherrschend; Abb.3, 28). Altan (auch Altane). Söller, im Gegensatz zum auskragenden (dh. vorspringenden) Balkon ein bis zum Erdboden unterbauter Austritt an oberen Stockwerken. Altarschranken. Niedrige Schranken aus Stein, Holz oder Metall zur Abgrenzung des Raumes vor dem Altar vom übrigen Innern der Kirche (Chorschranken; Abb.4). Abbildung 1 Abbildung 2 Abbildung 3 Abbildung 4

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Fachausdrücke – Architektur (Kunsthistorisches Institut der CAU Kiel, Oktober 2007) Abhängling. Vom Gewölbe herabhängender Schlussstein, besonders in der Spätgotik. Abakus (griech. abex = Tischplatte). Deckplatte, die den oberen Abschluss des �Kapitells bildet (Abb. 29). Achse. Linie in horizontaler oder vertikaler Richtung, die auf die bauliche Schöpfungen (Idealstädte, Plätze, Grundrisse u. ä.) bezogen sind. In der Längsrichtung angeordnete Achsen heißen Längsachsen, auf die Querachsen bezogen seine können. Die Symmetrieachse eines Gebäudes heißt Mittelachse. Achtort (auch: Achtuhr). Eine aus einem Kreis und zwei Übereck gestellten gleichgroßen Quadraten konstruierte Figur. Proportionsschlüssel der Gotik. Achteck (Oktogon). Grundrissform von kirchlichen Zentralbauten, besonders bei Grabkapellen und Taufkirchen.

Agora. Versammlungsplatz, Markt (griech.). Ädikula (lat. kleines Haus, Tempelchen). Antike: Nische zur Unterbringung einer Statue. Mittelalter: Privatkapelle. 16.-19 Jh.: flacher, an die Wand angelehnter und von Stützen getragener Aufbau mit Gebälk, Bögen, oder Giebeln. Diese Aufbauten wurden zur Umrahmung von Altären, Grabmälern, Fenstern und Türen verwendet (Abb.1). Akanthus. Der Name des gegen Ende des 5. Jhs. v. Chr. von den Griechen geschaffenen Blattornamentes kommt von der im Mittelmeerraum beheimateten Distelart Akanthus (Bärenklau). Die ornamentale Prägung des ungestielten, gezähnten, gezackten oder gelappten Blattes ist aber nicht von der genannten Naturform abhängig. Entwickelt wurde das Motiv aus der �Palmette. Es erscheint abgewandelt auch im Mittelalter, wurde aber erst in der Renaissance wieder neu belebt (Abb.2). Akroter (Akroterion). Bekrönendes Element von Giebelmitten und –Enden. Unterschiedliche Formgebungen (ursprünglich Palmettenform vorherrschend; Abb.3, 28). Altan (auch Altane). Söller, im Gegensatz zum auskragenden (dh. vorspringenden) Balkon ein bis zum Erdboden unterbauter Austritt an oberen Stockwerken. Altarschranken. Niedrige Schranken aus Stein, Holz oder Metall zur Abgrenzung des Raumes vor dem Altar vom übrigen Innern der Kirche (�Chorschranken; Abb.4).

Abbildung 1

Abbildung 2

Abbildung 3

Abbildung 4

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Ambo. Ein meist steinerner Aufbau mit Lesepult. In der altchristlichen und frühmittelalterlichen Basilika gab es meist 2 Ambonen: ein Evangelienambo an der Nord-. und ein Epistelambo an der Südseite der �Chorschranken. Anker. Ein Anker verhindert, dass eine Wand oder ein �Pfeiler während oder nach den Bauarbeiten aus dem Lot gerät. Man unterscheidet Druckanker (gegen das Drücken der Pfeiler nach innen) und Zuganker (gegen ein abweichen nach außen). Anker sind aus Holz (Ankerbalken) oder aus Eisen. Ringanker (aus Eisen) verstärken den gesamten Bau; sie können auch den �Tambour gegen den Schub der Kuppel sichern. Antentempel. Antiker Tempel, dessen �Pronaos meistens nur zwei Säulen zwischen den vorgezogenen Stirnwänden der Cellawände enthält (Säulen „in antis“; Abb.25 und 26). Antependium (lat. wörtlich übersetzt: das Davorzuhängende). Altarbekleidung. Das Antependium bekleidet den Altartisch meist an seiner Front, zuweilen auch an den Schmalseiten. Es besteht aus einem kostbar verzierten Tuch (Stickerei) oder aus einer Metalltafel (Treibarbeit) oder Holz (geschnitzt oder Einlegearbeit). Anuli. Zierform (Ringe) am dorischen Kapitell (Abb.29).

Apsis (griech. Bogen, Rundung). Halbkreisförmiger Raumabschluss. Architrav. Der waagerechte Hauptbalken über den Säulen, Pfeilern oder Pilastern der antiken und der von ihr beeinflussten Baukunst (Abb.25). Archivolte. Ital. Renaissance: bandartige, von der Mauerwand abgesetzte Einfassung eines Rundbogens (runde Rahmenleiste). Romanik und Gotik: bei abgetreppten Portalen erscheinen hintereinander mehrere Archivolten, die den oberen Abschluss der Gewändegliederung darstellen und oft mit Skulpturen (Archivoltenfiguren) besetzt sind. Arcosolium (auch Arkosol; lat. arcus: bogen, solium: Sarg). Nischengrab, besonders häufig in den Katakomben. Arkade. Ein auf Pfeilern oder Säulen ruhender Bogen. Arkadenhof (auch Laubenhof). Ein Innenhof mit meist mehrgeschossigen Bogenstellungen, bes. häufig in Schlössern der Renaissance. Astragal (Perlstab). Der griechischen Antike entstammendes Architektur-Ornament aus friesartig aneinander gereihten Kugeln (Perlen), auch im Wechsel mit anderen plastischen Motiven (z.B. dazwischen liegenden Scheiben; Abb.5, 30). Atlant. Meist überlebensgroßer, männlicher „Träger“ (zuweilen wird die tragende Funktion des Atlanten auch nur vorgetäuscht) eines lastenden Architekturteiles, so benannt nach dem Titanen Atlas der griechischen Mythologie, der das Himmelsgewölbe tragen musste. Das weibliche Pendant heißt �Karyatide. Atrium (von lat. ater: schwarz). Haupt- und Zentralraum des altrömischen Hauses, um den die Kammern angeordnet waren und der im unbedachten Teil den Herd (daher der Name

Abbildung 5

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„rauchgeschwärzt“) und die Zisterne enthielt. Das Atrium der frühchristlichen Basilika ist der Vorhof mit dem Brunnen für rituelle Waschungen. In der Neuzeit wird die nach außen geöffnete Erdgeschosshalle eines Gebäudes oder der innere Wohnhof eines Wohnhauses Atrium genannt. Attika. Niedriger Aufbau über dem Hauptgesims (= Dachgesims, Schlussgesims) eines Bauwerkes, meist seinerseits mit einem nach oben abschließenden Gesims versehen. In der Barockbaukunst heißt ein niedriges Obergeschoss über dem Hauptgesims Attika(geschoss). Ausgeschiedene Vierung. �Vierung. Auskragung. Vorspringender Bauteil, z.B. ein Erker, Balkon oder ein ganzes Stockwerk. Baldachin. Steinernes oder hölzernes Dach zum Schutz und zur Hervorhebung von Altären, Grabmälern, Statuen, Portalen, Brunnen, Thronen oder Betten. Balkon. Ein nicht überdeckter freier Ausbau an der Außenwand eines Gebäudes oder in Sälen. Er wurde im 13./14. Jh. aus dem Burgenbau in die Wohnarchitektur übernommen. Baluster. Ein kräftig profiliertes Säulchen. Balustrade. Ein aus �Balustern gebildetes, durchbrochenes Geländer (Abb. 6). Bandelwerk. Ein auf die Zeit von 1715-1740 beschränktes, von französischen Künstlern entwickeltes Ornament. Diese Stilstufe wird in Frankreich „Régence“ genannt (nach der Régence = Regentschaft des Herzogs Philippe von Orléans 1715-23); sie leitet vom Barock (Louisquatorze) zum Rokoko (Louisquinze) über (Abb.7). Baptisterium. Selbständige Taufkirche. Das Baptisterium wurde vom 4. bis zum 14. Jh. als Zentralbau, d. h über rundem, rechteckigem, achteckigem oder kreuzförmigem Grundriss errichtet. Seitdem der Täufling nicht mehr untergetaucht wird, genügt ein Taufstein, der kein eigenes Gebäude beansprucht. Barbakane (auch Bastille). Ein das Tor schützender Außenwehrbau bei mittelalterlichen (Stadt)befestigungsanlagen. Basilika (griech. Königshalle). Die römische Basilika, eine Gerichts- und Königshalle, ist ein Langbau, meist mit Seitenschiffen und einer Apsis. Die frühchristliche Basilika ist eine mehrschiffige Säulenhalle (meist dreischiffig) mit flacher Decke. Meist wird jedoch der Begriff „Basilika“ zur Kennzeichnung eines bestimmten architektonischen Typs gebraucht; man versteht dann darunter einen mehrschiffigen Kirchenraum mit erhöhtem und eigens beleuchtetem Mittelschiff. Basis (griech. Sokel). Der ausladende, häufig profilierte Fuß einer �Säule oder eines �Pfeilers (Abb.30). Bastille. �Barbakane.

Abbildung 6

Abbildung 7

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Baublock. Ein von mehreren Straßen umschlossener, aus zusammenhängenden Baukörpern bestehender Komplex. Bauhütte. Urspr. Bezeichnung für den heizbaren Aufenthaltsraum und die Werkstatt der Bauarbeiter und Steinmetzen (die Steinmetze meißelten im Winter ihre Steine aus und waren im Sommer mit dem Versetzen beschäftigt), wurde das Wort zur Bezeichnung für den Zusammenschluss aller an einem größeren Kirchenbau tätigen Bauhandwerker. Bauhütten sind bereits im 12. Jh. bezeugt und erlebten im 13. und 14. Jh. ihre Blüte. Im 15. Jh. kam es zu Niederschriften von Hüttenordnungen. Bauinschrift. An oder in einem Bauwerk angebrachte Inschrift, die über den Zeitpunkt der Gründung oder Vollendung bzw. Weihung Auskunft gibt, oft mit den Namen der beteiligten Person (Bauherr, Stifter, Baumeister), bei Tempeln und Kirchen auch der Götter bzw. Heiligen, denen sie geweiht sind. Sonderformen sind die �Labyrinthe der Kathedralen von Chartres, Amiens und Reims. Baukörper. Das sich über das Terrain erhebende Gesamtvolumen eines Bauwerkes. Baulos. Von vornherein eingeplanter Bauabschnitt, der innerhalb einer bestimmten Bauperiode fertig zustellen ist. Baunaht (auch Baufuge). Erkennbare stelle an einem Bauwerk, an der ein jüngerer Bauteil an einen älteren grenzt. Bauopfer. Im Altertum häufig, im Mittelalter noch vereinzelt geübter Brauch, beim Bau eines Hauses oder einer Brücke in das Fundament oder unter die Schwelle ein lebendes Tier einzumauern, um Dämonen bzw. Unheil von dem Bau abzuwenden. Bauplastik. Die eigens für ein Bauwerk geschaffene und mit ihm fest verbundene figürliche Skulptur. Beischlag. Offene Terrasse (urspr. wohl Verladeplatz) an der Straßenfront eines Bürgerhauses. Seit dem 15.Jh. ein Vorbau, der die gesamte Straßenfront des Hauses einnimmt, mit Sitzbänken, Geländer oder Brüstung und Treppe zur straße. Er diente statt eines gartens zum Sitzen im Freine.Verbreitet in den Niederlanden, in Norddeutschland und im Ostseeraum, bes. Danzig. Belvedere (ital. schöne Aussicht, franz. Bellevue). Lustschlösser und turm- oder tempelartige Bauten mit schöner Fernsicht, bes. im 18. Jh.

Beletage. Das Hauptgeschoss eines Gebäudes. Belfried (franz. Beffroi oder Beffroy). Hoher, schlanker Rathaus- oder freistehender Turm in spätmittelalterlichen Städten Flanderns und Nordwestfrankreichs. Bergfried. Hauptturm der mittelalterlichen Burg, zur Verteidigung bestimmt und als letzte Zuflucht gedacht. Bering. Mantelmauer, die Ringmauer einer Burg. Beschlag. Meist flaches, oft dekorativ geformte Metallteil zur Verfestigung und Verzierung von hölzernen Türen.

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Birnstab. In der gotischen Baukunst ein Baustab mit birnenförmigem Querschnitt, der als �Dienst oder als Gewölberippe fungierte. Blattmaske. Menschliches oder menschenähnliches Gesicht, das in Blätter übergeht oder ganz aus Blättern gebildet ist (Abb.8). Blendbogen. Ein Bogen, der keine Maueröffnung überbrückt, sondern der geschlossenen Wand nur vorgeblendet, d. h. aufgelegt ist. Blendfassade. Fassade, die einem Baukörper vorgelagert ist. Die Blendfassade kann größer oder kleiner als der dahinter liegende Baukörper

sein und braucht dessen Geschosseinteilung, Fenstereinteilung, Konstruktion und Material nicht zu übernehmen. Blendfenster. Fenster, im Innenraum als Wandgliederung oder einer Fassade vorgeblendet, ohne dass Wandöffnungen dahinter liegen. Auch kann das Blendfenster ein relativ kleines Fenster nach oben oder nach unten optisch ausweiten. Bogenfeld. �Tympanon.

Bogenformen.(Abb.33, 34). Bogenfries. Eine Reihe von �Blendbögen. Ein der Giebellinie folgender Bogenfries wird „steigender“ Bogenfries genannt. Böhmische Kappe. �Stutzkuppel. Bollwerk. Verteidigungsanlage, einer Festung oder Stadtbefestigung vorgelagert. Bosse. 1) Die nur roh zugerichtete, daher buckelige Ansichtsfläche eines Werksteines oder Quaders (Buckelquader). 2) Eine nicht vollendete Steinmetzarbeit, z.B. ein Kapitell, das in unfertigen Zustand versetzt wurde (Bossenkapitell). Brauttüre. Ein Seitenportal an der Nordseite mittelalterlicher Kirchen, vor dem der Priester die Trauung vornahm, ehe er das Brautpaar zur Messe in die Kirche führte. Die Brauttüre ist gewöhnlich überdacht, zuweilen mit Darstellungen der Klugen und Törichten Jungfrauen geschmückt. Bruchsteine. Steine, die im Gegensatz zu den behauenen Werksteinen so verwendet werden, wie sie roh oder nur wenig bearbeitet aus dem Steinbruch kommen. Buckelquader. �Bosse. Bukranion. Tierschädel (Aaskopf) als Schmuck und Ornament (Abb.9).

Bündelpfeiler. Bündelung mehrerer �Dienste um einen Pfeilerkern (Abb.10).

Abbildung 8

Abbildung 9

Abbildung 10

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Campanile (ital. Campana = Glocke). Glockenturm von Kirchen. Besonders nach italienischem Gebrauch freistehend. Campo Santo (ital. Heiliges Feld). Friedhof, bes. ein Friedhofsanlage von regelmäßigem Grundriss, die von einer Arkade umgeben sein kann. Cella (lat. Kammer, Zelle). Das umschlossene Gehäuse eines antiken Tempels (Abb.25). Chinoiserie (franz.). Übernahme von chinesischen bzw. ostasiatischen Formen durch die europ. Baukunst und Innenarchitektur des 17. u. 18 Jhs.

Chorfassade. Außenfassade eines Chores. Chorschranken. Hohe steinerne Trennungswände, die den mittleren Raumteil mehrschiffiger Chöre seitlich, mitunter auch gegen das Schiff umschließen und ihn, meist in Verbindung mit dem �Lettner, als Ort des Gottesdienstes der Geistlichen bzw. Mönche gegen den Laienraum absondern. Chorumgang. Um den „Binnenchor“ geführtes Schiff (Abb.11).

Ciborium. �Ziborium. Cosmaten. Eine vom 12. bis zum 14. Jh. in Rom und Mittelitalien tätige Gruppe von Bau- und Dekorationskünstlern, in deren Inschriften der Name Cosmas häufig vorkommt. Ihre Inkrustationsarbeiten aus buntem Marmor und Glasflüssen heißen Cosmatenarbeit. Dachformen. (Abbildung mit Beschriftungen, s. Liste) Dachgesims (Hauptgesims, Schlussgesims). Abschlussgesims zwischen Baukörper und Dachkörper, zu dem es konstruktiv gehört (�Attika). Dansker. Zum Abort bestimmter turmähnlicher Aufbau bei den Burgen des Deutschen Ordens. Der Dansker steht abgesondert über einem Gewässer und ist durch einen hochgelegenen Gang mit dem Obergeschoss des Burgkomplexes verbunden. Deckengesims. Gesims zwischen Decke und Wand. Deckenspiegel. Mittleres, von Profilen gerahmtes Feld einer �Spiegeldecke. Diamantquader. Ein Baustein, dessen Ansichtsfläche einem geschliffenen Diamanten ähnlich bearbeitet ist. Dienst. Die Bezeichnung ist eine Einführung in der Kunstwissenschaft des 19. Jhs. Auf allgemeine Geltung in der �Bauhütte des Mittelalters kann sie sich nicht berufen. Gemeint ist die für die gotische Baukunst charakteristisch gerundete, stabartige Wand- und Pfeilervorlage. Die Unterscheidung zwischen Alten Diensten und Jungen Diensten betrifft die größere bzw. geringere Durchmesserstärke. Die Dienste sind oft um einen Pfeilerkern herum angeordnet (�Bündelpfeiler), wobei die stärkeren Alten Dienste die Quer- und Längsgurte, die schwächeren Jungen Dienste die �Rippen und rippenähnlichen Profile tragen. Ein der Wand vor gelagerter Dienst

Abbildung 11

Abbildung 12

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heißt Wanddienst, mehrere aneinander anschließende Dienste Dienstbündel (Abb.12). Dipteros. Tempel mit doppelt geführter Säulenstellung an den Längsseiten (Abb.26). Donjon. Der zentrale wehrhafte –Hauptturm westeuropäischer (bes. französischer) Burgen, der dem Bergfried deutscher Burgen entspricht, im Gegensatz zu diesem aber zu dauerndem Wohnen eingerichtet war (Wohnturm). Doppelchor. West- und Ostchor einer Kirche. Kirchen mit einem Doppelchor sind in der karolingischen und in der ottonischen Baukunst besonders häufig (Abb.13). Doppelkloster. Kloster, das aus einem Männer- und einem Frauenkloster besteht. Doppelschalenkuppel. Eine Kuppel mit einer inneren (unteren) und einer äußeren (oberen) Schale, die konstruktiv durch Stege miteinander verbunden sein können. Doppelturmfassade. Eine Fassade, die von einem Turmpaar begrenzt wird (Abb.15). Dorische Säule. �Kapitell, �Säulenordnung (Abb.27). Dreikonchenanlage. Gleichartig mit halbrunden Raumabschlüssen versehene Chor- und Querschiffarme (Abb.14). Dreipass. Aus drei Kreisbogen zusammengesetzte Figur des Maßwerks. Dreischneuß. Aus drei in einem Kreis an geordneten �Fischblasen bestehende Figur des Maßwerks (Abb.16). Dürnitz (von slaw. Dwornitza = Feuerstätte). Heizbarer Raum in einer Burg. Aufenthalts- und Versammlungsraum von Rittern und Bediensteten. Echinus (griech. Igel, Seeigel). Der wulstartige im querschnitt kreisförmige Teil des dorischen Kapitells, der zwischen der Deckplatte (�Abakus) und dem Säulenschaft vermittelt (Abb. 29). Eierstab. Plastisches Zierglied, bestehend aus einer Reihe eiförmiger Gebilde(Abb.17, 30) . Einturmfassade. Front eines Bauwerkes, bei Kirchen meist die Westfassade, an oder in deren Front ein Turm steht. Einziehung. Verengung des Querschnittes, bezogen auf die Längsachse. So kann z.B. der Chor einer Kirche gegenüber dem breiteren Langhaus eingezogen sein. Emporenbasilika. Basilika mit Emporen über den Seitenschiffen. Emporenumgang. Ein Umgang in Höhe der Empore.

Abbildung 13

Abbildung 15

Abbildung 14

Abbildung 16

Abbildung 17

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En délit (entgegen der Bettung). Ein Naturstein wird in der Regel so gesetzt, dass seine durch Sedimentierung entstandene Schichtung am Bau auch wieder horizontal zum liegen kommt. Enfilade (franz. Auffädelung). Eine Zimmerflucht, bei der die Türen an einer Achse liegen, so dass bei geöffneten Türen eine Durchsicht vom ersten bis zum letzten Zimmer möglich ist. Die Enfilade ist typisch für Schlösser und andere repräsentative Profanbauten des Barock. Entasis (griech. das Hineinspannen, die Anspannung, Anstrengung). Die leichte Schwellung des Säulenschaftes, die unterhalb der Säulenmitte am stärksten ist. Entlastungsbogen. Bogen zum Abfangen der über Öffnungen (Türen, Fenster) liegenden Last des Mauerwerks. Epistelseite. Die vom Priester bei der Wandlung bzw. Elevation aus gesehen linke Seite des Kircheninneren, so genannt, weil in katholischen Kirchen die Episteln an einem auf dieser Seite stehenden Pult verlesen werden, im Unterschied zur �Evangelienseite. Epitaph (griech. epitaphium: Grabinschrift). Im Inneren (an einer Wand oder einem Pfeiler) oder an der Außenwand einer Kirche aufgehängtes Mal zum Gedächtnis an einen Verstorbenen. Meist versehnen mit Inschriften, ornamentalem und figürlichem Schmuck. Eremitage (franz. Einsiedelei). Im Barock gebräuchliche Bezeichnung für ländliche Garten- und Lustschlösser, deren Abgeschiedenheit mit dem Begriff betont werden sollte. Erker. Ein- oder mehrgeschossiger geschlossener Anbau an der Fassade oder Ecke (Eckerker) eines Gebäudes, der im Unterschied zum �Altan nicht vom Erdboden aufsteigt, sondern durch Auskragungen oder von Konsolen getragen wird. Eselsrücken. Kielbogen, Karniesbogen (�Bogenformen)(Abb.35, 36). Eselsturm. Ein Turm an romanischen Domen mit stufenlosem, spindelförmigem Aufgang, in dem das Baumaterial von Eseln hinaufgetragen wurde. Der Eselsturm wurde möglichst frühzeitig errichtet, damit man das Baumaterial von oben einbauen konnte. Estrade. Um ein oder mehrere Stufen erhöhter Fußboden zur Aufnahme eines Sitzes. Euthytnerie. Unterste Schicht des �Stereobats eines Tempels (Abb.25). Evangelienseite. Die vom Priester bei der Wandlung bzw. Elevation aus gesehen rechte Seite des Kircheninneren, so genannt, weil in katholischen Kirchen ein Abschnitt (Perikope) aus einem der vier Evangelien an einem auf dieser Seite stehenden Evangelienpult (�Ambo) verlesen werden, im Unterschied zur �Epistelseite. Fachwerk. Eine Skelettbauweise, deren tragendes Gerüst aus hölzernen Pfosten, Querverbindungen und Streben besteht. Fensterschräge. Um bei relativ kleinen Fensteröffnungen in starkem Mauerwerk den Lichteinfall zu vergrößern, werden die Fenstereinschnitte nach innen, meist auch nach außen schräg geführt. Fensterstock. Fest mit dem Mauerwerk verbundener Rahmen eines Fensters.

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Fenstersturz. Oberer waagerechter Abschluss eines Fensters. Feston. Girlande bestehend aus Blumen, Früchten, Zweigen und Laub. Oft mit flattern den Bändern an beiden Enden. Ornamentform der Renaissance udn des Barock, aus der Antike übernommen. Fiale (griech. becherartiges Gefäß, Totenurne). In der gotischen Baukunst ein schlankes, spitz zulaufendes Türmchen, das als Zierglied Strebepfeiler bekrönt oder �Wimperge flankiert. Die Fiale ist am mehrkantigen Schaft oft mit Maßwerk, am oberen Teil (Helm oder Riesen) mit Krabben geschmückt (Abb.18). Die Spitze trägt eine �Kreuzblume.

Figurenkapitell. Kapitell, an dem Figuren von Menschen, Tieren oder Fabelwesen erscheinen. Firstbekrönung. Auf dem Dachfirst entlanglaufende Verzierung aus Stein oder Blei, besonders im Mittelalter häufig. Fischblase. Schneuß, ein im spätgotischen �Maßwerk häufig vorkommendes Ornamentmotiv, das den Umriss der Schwimmblase der Fische ähnelt. Drei Fischblasen in einem Kreis zusammengestellt, ergeben den so genannten �Dreischneuß. In der französischen und englischen Spätgotik ist die geschwungene Fischblase in die Länge gezogen, so dass sie eher einer Flamme gleicht, weshalb in Frankreich die ganze Spätgotik „Style flamboyant“ genannte wird (Abb.19).

Flamboyant. �Fischblase und �Maßwerk. Gaden. Das Obergeschoß einer Wandgliederung, vgl. Obergaden. Gebälk. Gesamtheit der Balken einer Deckenkonstruktion (Balkenlage) oder einer Dachkonstruktion (Dachgebälk). Das Gebälk des griechischen Tempels, wie es in der Renaissance und Barock abgewandelt wiederkehrt, besteht aus �Architrav, Fries und Kranzgesims (�Gesims; Abb.25). Gebundenes System. Quadratischer Schematismus, quadratisches Schema (engl. Square schematism), das dem gesamten Grundriss einer gewölbten romanischen �Basilika zugrunde liegt: einem Quadrat im Mittelschiff entsprechen in den Seitenschiffen je zwei Quadrate von halber Seitenlänge. Diese Ausbildung ist durch die Gewölbeform bedingt, denn das gebundene System ermöglicht, dass im gesamten Gewölbesystem Halbkreisbogen von nur zwei verschiedenen Größen gebracht werden, wobei die kleineren einen genau halb so großen Radius haben wie die größeren. Geison. Kranzgesims in der dorischen Ordnung (Abb.29, 30). Geschlechterturm. Wohnturm des Adels in einer Stadt. Der Eingang lag oft wie beim Bergfried hoch. Hauptsächlich in Italien (Florenz, San Gimignano, Bologna, Pavia), selten nördlich der Alpen (Metz, Regensburg).

Abbildung 18

Abbildung 19

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Gesims. Sims, ein meist horizontales Bauelement, das eine Außenwand in einzelne Abschnnitte gliedert. Je nach Lage unterscheidet man sockel- oder Fußgesims an einem Unterbau, Gurt- bzw. Stockwerkgesims (= Kordongesims), Fensterbankgesims (= Sohlbankgesims) und das abschließende Dachgesims (Hauptgesims, Schlussgesims). Eine Sonderform des Dachgesimses ist das beim Tempel und Palastbau vorkommende, stark ausladende Kranzgesims. Zu Kaffgesims �Wasserschlag. Gesprenge. Sprengwerk; die „hochspringende“ Bekrönung des (spät-)gotischen Altarschreines. Sie besteht meist aus offenen Türmchen (�Fialen) und ornamental geführtem Stabwerk, oft mit Figuren besetzt. Gesprengter Giebel. Giebel, dessen Mitte nicht geschlossen ist. Gewände. Die schräge �Laibung des Portal- oder Fenstereinschnittes mit seinen Gliederungen. Das Gewände kann profiliert (Stab, Hohlkehle) oder mit Säulen oder Skulpturen versehen sein. Gewölbefeld. Travée; Grundfläche eines Gewölbeabschnittes, der durch Stützen, �Gurtbogen, und �Scheidbogen als vollständiges Einzelelement eines größeren Gewölbeabschnitts ausgeschieden ist. Gewölbeformen. Die einfachste Form des Gewölbes ist das Tonnengewölbe mit halbkreis-, segment- oder spitzbogenförmigem Querschnitt. Ein langes Tonnengewölbe kann durch Gurtbögen in Joche unterteilt werden und ist dann ein Gurtgewölbe. Die Durchdringung von zwei Tonnengewölben gleicher Größe ergibt ein Kreuzgewölbe; wegen der dabei entstehenden Grate heißt diese Form auch Kreuzgratgewölbe. Sind die Grate durch Rippen verstärkt, so hat man ein Kreuzrippengewölbe. Ist der Scheitelpunkt eines Kreuzgewölbes höher als �Gurt- und �Scheidbögen, so entsteht eine Busung (gebustes Gewölbe oder Dominikalgewölbe). Weitere Gewölbeformen vgl. Zeichnung (Abb. 35, 36). Giebel. Abschlussform eines Satteldaches. Auch Bekrönung eines Fensters, einer �Ädikula oder eines anderen Bauteiles. Giebelhaus. Haus mit einfachem Satteldach (�Dachformen), dessen Giebel die Hausfront bildet. Goldener Schnitt. Das Ganze (A) verhält sich zum größeren Teil (B) wie der größere (B) zum kleineren Teil (C). A:B = B:C. Der Goldene Schnitt wird oft zur harmonischen Proportionierung von Bauwerken und deren Teilen angewandt. Griechisches Kreuz. �Kreuz. Grundriss. Die zeichnerische Darstellung eines Horizontalschnittes durch einen Gebäudestockwerk auf eine waagerechte Ebene. Grundstein. Erster Stein, der oft in feierlicher Form mit Beigabe von Urkunden und Münzen bei Baubeginn gelegt wird. Er kann im Fundament vermauert oder sichtbar angeordnet sein. Gurtbogen. Der quer zur Längsachse eines gewölbten Raumes verlaufende Verstärkungsbogen Abb.33, 34).

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Halle. 1) Ein gedeckter, aber an den Seiten offener Raum (Säulenhalle, Eingangshalle). 2) Ein Gebäude mit einem einzigen großen Raum (germanische Königshalle, Markthalle, Hallenkirche). 3) Engl. hall, der Hauptraum eines herrschaftlichen Wohnhauses. Hallenchor. Mehrschiffiger Chor mit gleicher oder annähernd gleicher Höhe der einzelnen Schiffe, jedoch ohne selbständige Belichtung des Mittelschiffes. Hallenkirche. Mehrschiffige Kirchenanlage mit gleicher oder annähernd gleicher Höhe der einzelnen Schiffe, ohne selbständige Belichtung des Mittelschiffes. Helices. Aus dem Akanthus des Korinthischen Kapitells empor sprießende Zierform, die sich an den Ecken des Abakus stark spiralig einrollt. Hochchor. Teil des Chors über der Arkadenzone einer �Basilika, entsprechend dem �Hochschiff. Hochschiff. Teil des Mittelschiffes über den Arkaden einer Basilika. Hohlkehle. Konkaves Zierprofil, hauptsächlich bei Gesimsen und Säulenbasen (vgl. Zeichnung bei Profil). Hornkonsole. �Konsole, deren untere Endigung hornförmig umgebogen ist. Die Hornkonsole kommt meist unter Diensten und Gewölberippen vor. Hypostyl. Innenraum (seltener Vorhalle) mit Säulen. Inkrustation. Das farbliche Dekorieren meist steinerner Flächen durch Einlagen mannigfachen Materials. Überwiegend werden farbige Steine, aber auch Stuck und Glasflüsse benutzt (�Cosmaten). Die Einlegetechnik in Holz hingegen heißt Intarsia. Interkolumnium. Der Säulenabstand, gemessen von Säulenachse zu Säulenachse (Abb.28). Ionische Ordnung. �Säulenordnungen (Abb.27, 30, 31). Joch. 1) Gewölbefeld eines Bauwerkes, das in der Richtung der Längsachse gezählt wird, im Gegensatz zu den Schiffen, die in der Querachse gezählt werden. 2) Der von einem solchen Gewölbefelde überdeckte Raumabschnitt. 3) Ein Wandabschnitt, der durch senkrechte Gliederungen (z.B. durch �Pilaster oder �Lisenen zustande kommt. 4) Der von einem Pfeiler zum anderen gespannte Bogen einer Brücke. Junger Dienst. �Dienst. Kaiserpfalz. �Pfalz. Kalathos (griech. Arbeitskorb). Das kelchförmige Kapitell der korinthischen Säule. Kämpfer. Eine vorspringende, meist profilierte steinplatte zwischen einer Säule oder einem Pfeiler und dem Anfang des von ihnen getragenen Bogens. Liegt der Kämpfer auf einem Kapitell auf, so kann er mit diesem als Einheit aufgefasst werden; man spricht dann von einem Kämpferkapitell.

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Kannelüren. Senkrechte konkave Rillen am Schaft einer Säule oder eines Pfeilers (Abb.30). Kantharos. Reinigungsbrunnen im �Atrium der frühchristlichen �Basilika. Kantoniert. Pfeiler und Mauern, die an den Kanten von Halbsäulen oder Dreiviertelsäulen gerahmt werden, nennt man kantoniert. Kapitelhaus (engl. Chapterhouse). Nur in England vorkommende Form des Kapitelsaales; liegt jedoch im Unterschied zu diesem nicht innerhalb der Klausur. Mit dem Kreuzgang einer Domkirche ist das Kapitelhaus durch einen Gang verbunden. Kapitellformen. Kapitell, von lat. capitulum bzw. capitellum, heißt wört. Köpfchen. Bezeichnet wird damit das Kopfstück einer Säule, eines Pfeilers oder eines Pilasters. Die griechische Baukunst hat drei Kapitellformen entwickelt. Das dorische Kapitell, das ionische Kapitell und das korinthische Kapitell (Abb.27). Aus dem letzteren entstand in der römischen Ordnung das Kompositkapitell. Das toskanische (tuskische) Kapitell ist eine römische Variante des dorischen; charakteristisch für diese Kapitellform ist der Halsring unter dem Echinus. Das Würfelkapitell entstand im 10. Jh., das Kelchkapitell in der Romanik. Renaissance, Barock und Klassizismus greifen auf die Kapitellformen der Antike zurück (�Säulenordnungen) (Abb.27). Kapitelsaal. Versammlungsraum der Priestermönche oder Domherren, meist am Ostflügel des Kreuzgangs gelegen, diente zu Beratungen, Bestrafungen und Feierlichkeiten (sofern diese nicht an das Kirchengebäude gebunden waren). �Kapitelhaus. Karnies. Leiste oder Gesims mit s-förmiger Kontur. Kartusche. Schildartige Fläche mit einem Zierrahmen, der aus �Rollwerk, Knorpelwerk oder �Rocaille gebildet sein kann. Die Fläche dient der Aufnahme von Wappen, Inschriften u. dergl. die Kartusche kommt vor allem im 16.-18. Jh. vor. Karyatide. Kore (Frauengestalt) mit korb- oder polsterähnlichem Kopfputz, die statt einer Säule als Stütze eines Gebälks dient. Kasino. 1) Landhaus (Villa) der ital. Renaissance. 2) Speisesaal für Offiziere. Kassette. Vertieftes Feld in einer Decke, in einer Bogenlaibung oder einem Gewölbe. Kastenaltar. Altar mit Hohlraum im Unterbau der Mensa. Katafalk (lat. catafalcium = Schaugerüst). Trauergerüst; unter- und rahmender Aufbau des Sarges bei der Leichenfeier, bes. in der Barockzeit prächtig geschmückt. Kathedra. Sitz des Bischofs in einer Bischofskirche. Kathedrale. Ursprüngliche Bedeutung: Bischofskirche. Später wandelt sich die Bedeutung zu dem engeren kunstgeschichtlichen Begriff der Kathedrale: eine gotische Königs- und Bischofskirche der Ile de France und der Nachbarlandschaften. Kelchkapitell. �Kapitellformen Kielbogen. �Bogenformen. Auch Sattelbogen oder Eselsrücken genannt.

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Kolonnade. Folge von Säulen mit Architrav zur Gliederung von Fassaden und Rahmung von Platzanlagen und Straßen im Gegensatz zu � Arkaden. Kolossalordnung. Säulen oder Pilaster, die samt Sockel mehrere Geschosse einer Fassade zusammenfassen (Abb.20). Konche (griech. - lat. concha: Muschel). Halbrunde Apsis (oft einer �Basilika). Konfessio (oder: Confessio). Der unterirdische Vorraum vor dem Grab des Titelheiligen oder Gründers einer altchristlichen oder frühmittelalterlichen Kirche, der in der Regel ein Märtyrer (Blutzeuge) oder Bekenner (Comnfessor) war. Das Grab selbst lag senkrecht unter dem Hauptaltar. Die Konfessio sollte den Gläubigen die Annäherung an das Grab oder dessen Berührung mit später als Reliquien verehrten Gegenständen ermöglichen. Seit dem 8. Jh. wird die Konfessio oft von einem im Halbkreis geführten Prozessionsweg umzogen. Königsgalerie. Folge von Statuen in einer Galerie in Nischen oder unter Baldachinen an der Fassade einer französischen �Kathedrale. Ob die Bezeichnung von den königlichen Vorfahren Christi oder von den französischen Königen stammt, ist ungewiss. Konsole. Aus der Wand oder aus einem Pfeiler vorspringender Stützkörper, meist aus Stein, als Träger von Baukonstruktionen, von Skulpturen oder von Gegenständen der Kleinkunst. �Hornkonsole. Korbbogen. �Bogenformen (k), dort Elliptischer Bogen genannt. Korinthische Ordnung. �Säulenordnungen (Abb.27). Krabbe. Kriechblume, Blattornament, das die Schrägen oder Bogenläufe gotischer Architekturglieder (Wimperg, Fiale, Giebel) besetzt bzw. aus Ihnen herauswächst. Kranzgesims. �Gesims. Krepis. Stufenunterbau und Fundament eines antiken Bauwerks, vor allem des Tempels. Kreuz. In der Baukunst fand das Kreuz als Grundriss Verwendung, bes. häufig das griechische Kreuz (1) und das lateinische Kreuz (2). Kreuzblume. Die aus Blattwerk bestehende Spitze gotischer Türme, Fialen und Wimperge. Kreuzgang. Um den Rechteckhof einer Klausur angelegter Gang, meist an der Südseite einer Klosterkirche. Der Name leitet sich von den Kreuzprozessionen ab, die hier stattfanden. Kreuzgewölbe. �Gewölbeformen (abb.35). Kriechblume. �Krabbe. Krypta. Unterkirche, aus der �Konfessio erwachsen. Die Krypta liegt unter dem Chor einer Kirche und kann sich bis unter das Querschiff erstrecken. Die frühesten Krypten waren unterirdische Stollen, die zu den Grabkammern führten. Dem Verlauf der Apsis folgend, konnte der Stollen auch ringförmig sein (Ringkrypta). Später (früheste Beispiele 9. Jh.) werden

Abbildung 20

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mehrschiffige Krypten bevorzugt (Hallenkrypten; in diesen Fällen sind Chorboden und Hauptaltar oft über das Niveau des Langhauses emporgehoben. Die Gotik scheidet die Krypten aus. Kuppelformen. Eine Kuppel ist ein gemauertes oder gegossenes Gewölbe, das in regelmäßiger Krümmung über einer kreisförmigen oder ovalen Basis errichtet ist. Der von einer Kuppel überwölbte Raum kann rund, quadratische 8sleten rechteckig) oder viereckig sein. Bei quadratischem Grundriss bieten sich drei Möglichkeiten. 1) Trompenkuppel: die Ecken des Grundrissquadrates werden mit �Trompen so übermauert, dass ein Oktogon entsteht. 2) Hängekuppel, Stutzkuppel, Böhmische Kappe: die Basis der Kuppel bildet ein gedachter Kreis, der das Grundrissquadrat umschreibt; die über das Quadrat hinausgehenden seitlichen Kugelsegmente sind als gekappt vorzustellen,. 3) Pendentifkuppel: diese ist so zu denken, dass eine Hängekuppel über den Bögen horizontal abgeschnitten und die so entstandene Kreisfläche mit einer Halbkugel überwölbt wird; die dabei entstehenden sphärische Dreiecke nennt man Pendentifs oder Hängezwickel (Abb.37). Kurvatur. 1) Krümmung der horinzontalen Bauteile (�Krepis, �Gebälk) des antiken Tempels. 2) Kurvenförmigen Grundrißprojektionen von Gewölberippen, überwiegend in der Spätgotik. Kyma (Kymation, griech. Welle). Ornament. Konkav oder konvex ausgebildete Stäbe (Blattwelle) als Abschlussleiste zwischen einzelnen Bauelementen. Labyrinth. Der Name bezeichnet wahrscheinlich ursprünglich den Palast zu Knossos, später allgemein für ein Gebäude mit unübersichtlichem Grundriss. In die Fußböden mancher gotischen Kathedralen sind Labyrinthe eingelegt (Chartres, Sens, Amiens, Reims), in denen sich z. T. die Baumeister verewigt haben. Laibung (Leibung). Die Wandungen des Mauereinschnitts von Tür und Fenster; im unterschied zum �Gewände kann die Laibung auch rechtwinklig zur Wand verlaufen. Lambrequin. Gelappter Behang über Türen, Fenster und Baldachinen. Das Motiv wird im Barock in das geschnitzte oder stuckierte Bauornament übernommen. Lanzettfenster. Langgestrecktes Fenster mit Lanzettbogen. Ein Lanzettbogen ist ein überhöhter Spitzbogen, vgl. Bogenformen (d). Lateinisches Kreuz. �Kreuz. Laterne. Ein durchfensterter Aufsatz über einer Decken- bzw. Gewölbeöffnung, meist über der Scheitelöffnung einer Kuppel oder eines Klostergewölbes (zu letzterem vgl. Gewölbeformen). Lettner. Trennwand zwischen dem für die Geistlichkeit bestimmten Chor und dem Mittelschiff (Laienhaus) bei Dom-, Kloster- und Stiftskirchen. Er hat eine über Treppen zugängliche Bühne zur Verlesung des Evangeliums 8funktion des �Ambo). Die Bühne diente auch dem zeigen der Hostie und der Reliquien, dem Sängerchor und der Aufführung von Mysterienspielen. Im Barock wich der Lettner der Kanzel. Lichte Maße. Die freien Abstände (ohne die Mauerstärken); die lichte Höhe eines Raumes ist z.B. die Raumhöhe zwischen Fußbodenober- und Deckenunterkante.

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Lisene. Ein nur wenig aus der Mauerfläche vorstehender, senkrechter Wandstreifen, einem �Pilaster ähnlich, jedoch ohne Basis und Kapitell; hauptsächlich an romanischen und vorromanischen Bauten Loculus. �Arcosolium. Loggia (ital.). Offene Laube oder Säulenhalle eines Bauwerkes. Seltener eigenständiges Bauwerk. Lukarne. Dacherker bzw. Zwerchhaus, meist mit reicher Fensterrahmung und Giebelkontur. Lunette (Lünette). 1) Halbkreisförmiges, oft dekoriertes Feld über einer Wandöffnung (Tür, Fenster). 2) Der Ausdruck wird auch für jede halbkreisförmige Fläche verwendet. Maßwerk. Konstruiertes Bauornament der Gotik, das zur Unterteilung von Fenstern (Maßwerkfenster), Giebeln (Schleierwerk), Wimpergen, Brüstungen und anderen Flächen verwendet wird. Die einfachsten Bildungen sind Lochformen („negatives Maßwerk“). Die Entwicklung geht über das Speicherrad (Radfenster) zur Fensterrose (Maßwerkrose, vgl. �Rundfenster). Die wichtigste Grundform des Maßwerks ist der �Pass, ein Kreisteil zwischen den �Nasen des Maßwerks (Dreipass, Vierpass, Fünfpass, Achtpass, Vielpass usw.). Eine Sonderform ist die Fischblase. Metope (griech. Zwischenfeld). Das meist verzierte Feld zwischen den �Triglyphen oberhalb des �Architravs eines antiken Tempels (Abb.25, 29). Mezzanin. Halb- oder Zwischengeschoss. Mittelrisalit. �Risalit. Mönch und Nonne. Dachdeckung mit Ziegeln von halbkreisförmigem Querschnitt, die ineinandergreifen; die konvexen Ziegel (Mönche) überdecken die konkaven (Nonnen). Monolith (griech. = aus dem Stein). Bauteil oder Bauwerk aus einem einzigen Stein (Säule. Pfeiler, Obelisk o.ä.). Monopteros. Rundtempel mit Säulenkranz, aber im Gegensatz zum �Tholos ohne Cella. Münster (von lat. monasterium = Kloster). Urspr. Name für jede klösterliche Niederlassung, spätre hauptsächlich in Aüddeutschland gebräuchlicher Ausdruck für größere Kirchen, auch wenn sie weder Klosterkirchen noch �Kathedralen waren bzw. sind. Narthex. In den frühchristlichen und den byzantinischen Kirchen der vom Langhaus durch Säulen, Gitter oder eine Wand abgetrennte und für Büßer, Täuflinge und Katechumen bestimmte Vorraum. Nase. Vorspringende Spitze, die durch das Zusammentreffen zweier Pässe (�Pass) beim gotischen �Maßwerk gebildet wird. Netzgewölbe. �Gewölbeformen. Nonne. �Mönch und Nonne.

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Nut. Eine rillenartige Vertiefung. Speziell im Falle einer Verbindung von zwei Brettern durch Nut und Feder eine Aussparung an der Schmalseite des einen Brettes. Obergaden (Lichtgaden). Der mit Fenstern durchbrochene Teil der über dem Dach des Seitenschiffes sich erhebende Mittelschiffswand. Ochsenauge (Oculus). Ein rundes oder elliptisches Fenster. Ohr. Oben seitlich überstehender teil einer Tür- oder Fensterrahmung. Orangerie. Eigentlich Gewächshaus für nicht winterharte Pflanzen (Orangen, Palmen) in den nördlichen Ländern, allgemein einstöckiges, ebenerdiges barockes Gartenhaus mit großen Fenstertüren, meist am Ende der Mittelachse eines Parks. Oratorium. Eine gegen den Hauptraum meist durch Fenster abgeschlossene Empore im Chor (seltener im Langhaus) einer Kirche. Das Oratorium war für besondere Kirchenbesucher (Fürsten, höhere Würdenträger) bestimmt. Palas (von lat. Palatinum = einer der sieben Hügel Roms). Wohn- bzw. Saalbau für die Herrschaft einer Burg oder Kaiserpfalz (�Pfalz). Palladio-Motiv. Auch venezianisches Fenster genannt. Ein wahrscheinlich von Bramante entwickeltes, von Serlio in seiner „Architettura“ publiziertes und von Palladio häufig verwendetes Fenster-Motiv, bei dem ein mittlerer breiter Bogen von zwei schmalen Öffnungen flankiert wird, die von einem Gebälk in Höhe des Bogenkämpfers abgeschlossen werden (Abb.21). Palmette. Vegetabilisches Ornament mit fächerförmig angeordneten Blättern, die an Palmwedel erinnern. Paradies. Vorhof vor dem �Narthex einer Basilika. Pass. Kreisteil des gotischen Maßwerks. Nach der Zahl der im Durchmesser gleichen Kreisbögen, die durch N�Nasen getrennt sind, unterscheidet man Dreipass, Vierpass, Vielpass usw. Pendentif. �Kuppelformen. Peripteros. Tempel, dessen Cella von einer Ringhalle umgeben ist (Abb.26). Perlstab. �Astragal. Pfalz. Mittelalterliche Residenz von Kaisern (Kaiserpfalz), Königen oder Bischöfen. Pfalzen waren, da es keine festen Regierungssitze gab, über das ganze Reich verteilt. Pfeife. Kleiner Rundstab, der manchmal den unteren Teil der Kannelierung einer Säule oder eins Pfeilers füllt. Pfeiler. Ein Stützglied, das nicht wie die Säule zylindrisch sein muss; der Grundriss ist meist rechteckig oder polygonal. Der Rundpfeiler (6) hat kreisrunden Grundriss, sein Schaft besteht

Abbildung 21

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jedoch im Unterschied zu dem der �Säule aus mehreren stücken von beliebiger Form und Größe (z.B. aus Backsteinen gemauert), verputzt oder unverputzt. Pfetten. Parallel zum First verlaufende Hölzer, die die Dachhaut tragen. Pilaster. Eine flache, senkrechte Wandvorlage; im Unterschied zum Wandpfeiler kann der Pilaster auch an einer Außenwand vorkommen; der Pilaster muss, der Wandpfeiler kann Basis und Kapitell haben; die �Lisene ist stets ohne Basis und Kapitell. Plinthe. Die Unterlagsplatte der Basis eines Stützgliedes (Pfeiler, Säule), zur Basis gehörig. Polygon. Vieleck. Portikus. Eine von Säulen oder von Pfeilern getragene Vorhalle vor der Hauptfront eines Gebäudes, häufig in der klassizistischen Architektur. Postament. Piedestal, unterbau, Sockel von Stützgliedern oder Statuen. Predella. (Altar)staffel, der auf der Mensa (Altartisch) aufsitzende Sockel eines Altarretabels (�Retabel) oder des Schreines eines Flügelaltares seit dem 15. Jh. Profil. (Zeichnung Profile von Säulenbasen). Pronaos. Vorhalle der �Cella des griech. Tempels. Pseudobasilika. Mehrschiffiger Raum mit erhöhtem Mittelschiff, jedoch, im Unterschied zur �Basilika, ohne Fenster im Obergaden. Quadratisches Schema (quadratischer Schematismus). �Gebundenes System. Querhaus. Querschiff. Quer zum Langhaus verlaufender Bauteil. Quergurt. Gurtartige Gewölbeabgrenzung, die quer zur Bauachse verläuft. Radfenster. �Rundfenster mit speicherartiger Unterteilung. Rapport. Regelmäßige Wiederkehr derselben Form eines Musters, z.B. bei Fresken, Tapeten, oder Geweben. Régence. �Bandelwerk. Remter. Refektorium (Speisesaal). Rippe. Verstärkender rippenartiger Konstruktionsteil eines Gewölbes. Die Rippen sind nicht immer sichtbar, sondern können in der Gewölbeschale oder auch am Gewölberücken liegen. In der Spätgotik sind die Rippen oft nur dekorativ unter eine tragende Gewölbeschale gesetzt. Die frühesten rippen hatten rechteckige Querschnitte (Bandrippen), später sind Rundstabrippen und Birnstabrippen häufig. Rippenkuppel. Eine Kuppel aus tragenden Rippen und nicht tragenden Füllflächen.

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Risalit (ital. risalito). Im sinne des Wortes „vorspringender“ teil eines Gebäudes, doch nicht an beliebigen, sondern an den durch Symmetrie zugelassenen stellen, also vorzugsweise an der Mitte (Mittelrisalit) und an den Seiten (Seiten- bzw. Eckrisalit). Rocaille. Muschelformen ähnliches asymmetrisches Dekorationselement des Rokoko (Geltungsdauer ca.: 1730-1770; Abb.22). Rollwerk. Ornament des späten 16. und frühen 17. Jhs. Mit verschlungenen und aufgerollten Bandformen (�Kartusche). Rose. �Rundfenster einer gotischen Kirche mit reicher Maßwerkfüllung (Abb.23). Rotunde. Ein kleiner Bau über kreisförmigem Grundriss, oder auch ein runder Raum innerhalb eines größeren Baukomplexes. Rundfenster. Fenster mit kreisrunder Öffnung. Rundfenster ohne Unterteilung werden auch �Ochsenauge genannt.

Rustika. Mauerwerk aus roh behauenen (bossierten) Buckelquadern (�Bossen), mit oder ohne Randbeschlag des Quaderbuckels. Saal. Ein großer, oft monumentaler Raum. Der Saal kann autonom sein oder in einem größeren Bauzusammenhang stehen (z.B. in Schlössern, Burgen, Palästen, Rathäusern oder öffentlichen Gebäuden). Sakramentshaus. Architektonisch ausgebildetes Behältnis zur Aufbewahrung geweihter Hostien an der (Wand der) �Evangelienseite, meist aus Stein. Das Konzil von Trient (1545-63) verfügte die Unterbringung der Hostie in einem �Tabernakel über dem Altar, seitdem wurde das Sakramentshaus überflüssig. Säule. Ein Stützglied mit kreisförmigem Grundriss und Querschnitt, dessen Schaft entweder aus einem �Monolith oder aus mehreren übereinander gesetzten Säulentrommeln (scheibenförmigen Stücken) besteht. Meist verjüngt sich die Säule leicht nach oben, manchmal hat sie eine �Entasis. Die Säule ist in �Basis, �Schaft und �Kapitell gegliedert; die Basis besteht aus einer quadratischen Platte (�Plinthe) und einem oder mehreren Wülsten (�Profil) und Kehlen. Säulenbogenstellung. Ein in der römischen Antike und in der Renaissance häufig vorkommender Architekturaufbau, bei dem die Bogen zwischen den Wandsäulen, die ein den Bogenscheitel berührendes �Gebälk tragen, stehen. Säulenordnung. Antike Architektursysteme, bei denen �Säulen, �Kapitelle, �Architrave und �Gesims aufeinander abgestimmt sind und so eine feste „Ordnung“ bilden. Die griech. Architektur hat mit der dorischen, ionischen und korinthischen Ordnung die Grundtypen geschaffen (Abb.27) �Kapitellformen. Scenae frons (lat.). Die architektonisch gegliedert Rückwand der Bühne im römischen Theater.

Abbildung 22

Abbildung 23

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Schaftring (Wirtel). Die ringförmige Verstärkung am Schaft einer Säule oder eines �Dienstes. Dient auch zur Verbindung bzw. zur Verdübelung der Dienste untereinander und mit dem Mauerwerk. Scheidbogen. Der ein �Joch des Mittelschiffs von dem ihm jeweils entsprechenden Joch des Seitenschiffs trennende Bogen (�Zeichnung bei Gewölbefeld). Scheitelrippe. Eine Rippe, die entlang der Scheitellinie eines Gewölbes verläuft. Schildbogen. In der Raumachse verlaufender Bogen, der die Mauer vom Gewölbe trennt. Schildmauer. 1) Mauer unter einem Schildbogen. 2) Hohe Schutzmauer einer Burg. Schlussstein. Der oberste, als letzter eingesetzte Stein eines Bogens oder Kreuzrippengewölbes (�Gewölbeformen).Der Schlussstein kann auch herabhängen (�Abhängling). Schneuß. �Fischblase, dort � Dreischneuß. Schwibbogen. Waagerecht durch den Raum oder über eine Gasse gespannter, übermauerter Bogen, auch Schwebebogen genannt. Sechsort. Proportionsschlüssel und Symbolfigur, die aus der Durchdringung zweier gleich großer gleichseitiger Dreiecke entsteht, deren Spitzen die Eckpunkte eines regelmäßigen Sechseckes markieren. Vgl. �Achtort. Sechspass. �Pass. Skelettbau. Im Gegensatz zum Massivbau eine Bauweise, bei der ein System tragfähiger Glieder die dazwischen gespannten Wände trägt. Dieses Gliederskelett kann außen sichtbar bleiben, verputzt oder verkleidet werden. Sohlbank. Unterer Waagerechter Teil eines Fensters, meist aus Stein, so ausgebildet, dass Regenwasser vom Fenster abgleitet. Sohlbankgesims. �Gesims. Spiegeldecke. Die Decke eines Spiegelgewölbes; ihr mittleres Feld, der Deckenspiegel, ist meist mit Profilen gerahmt (�Gewölbeformen). Spolie. Ein wieder verwendetes Bauelement, das einem abgebrochenen Gebäude entnommen ist. Stereobat. Stufenunterbau, bzw. Fundament antiker Bauwerke, insbesondere Tempel. �Krepis. Stichkappe. Ein Gewölbe, das quer zur Achse des Hauptgebäudes verläuft und in dieses einschneidet. Liegen die Scheitel zweier gegenüberliegender Stichkappen so hoch wie der Scheitel des mittleren Tonnengewölbes, entsteht ein Kreuzgewölbe (�Gewölbeformen). Strebebogen. Ein schräg ansteigender Bogen, der den Gewölbeschub vom Hochschiff einer gotischen Basilika auf den �Strebepfeiler überträgt.

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Strebepfeiler. Ein quer zur Längsflucht eines Baues entstehender Pfeiler, der zur Verstärkung hoher Mauern und zur Ableitung von Schubkräften dient. Der einfache Strebepfeiler steigt in Verbindung mit dem auszusteifenden Mauerwerk auf. Bei einer �Basilika verbindet ein �Strebebogen die zu stützende Mauer mit dem Strebepfeiler. Strebewerk. Ein konstruktives Verspannungssystem zur Ableitung der Gewölbeschübe vor allem gotischer Basiliken (Abb.24). Sturz. Der horizontale Balken oder Stein, der eine Fenster- oder Türöffnung nach oben abschließt. Stützenwechsel. Säule oder Pfeiler in rhythmischem Wechsel nach dem Schema aba (rheinischer Stützenwechsel) oder abba (niedersächsischer Stützenwechsel). Das �Gebundene System der romanischen Basilika verlangt den rheinischen Stützenwechsel. Stutzkuppel. Hängekuppel (�Kuppelformen b). Superposition. Fassade mit übereinander gelagerten Säulenordnungen, in der Wertigkeit von unten nach oben aufsteigend (unten: dorisch, mittig: ionisch, oben abschließend: korinthisch). Gebräuchlich vor allem in der römischen Antike (Rom, Kolosseum) und Renaissance, Barock und Klassizismus. Tabernakel. 1) Gehäuse zur Aufbewahrung der geweihten Hostie über dem Altar. 2) von Stützen getragener Überbau eines Altars; in dieser Bedeutung ist Tabernakel synonym mit �Baldachin und �Ziborium. Tabulariummotiv. �Arkade mit vor gelagerter �Kolonnade. Es erscheint am Tabularium des römischen Staatsarchivs, römischer Theaterarchitektur und in der Renaissance. Tambour (franz. Tambour = Trommel). Im Grundriss runder oder polygonaler Unterbau einer Kuppel. Tambourkuppel. Über einem Tambour errichtete Kuppel. Tholos. Rundtempel mit Säulenkranz und Cella (Abb.26). Tonnengewölbe. �Gewölbeformen. Travée. �Gewölbefeld. Treppengiebel. Stufengiebel, abgetreppter Giebel. Triforium. Eigentlich Dreibogenöffnung; Laufgang zwischen den Arkaden oder Emporen und der Fensterzone einer Basilika. Zum Mittelschiff hin öffnet sich das Triforium in den einzelnen Jochen in dreifacher (daher der Name) oder auch mehrfacher Bogenstellung. Entfällt der Gang und sind die Bogenstellungen der Wand unmittelbar vorgelegt, spricht man von einem Blendtriforium.

Abbildung 24

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Triglyph (griech. Dreischlitz). Bauglied am dorischen Gebälk mit zwei mittleren und zwei „halben“ seitlichen Einkerbungen. Bildet alternierend mit �Metopen den sog. Metopen-Triglyphen Fries (Abb.25, 29). Trompe. Trichtergewölbe. Über einem Quadrat kann durch vier über den Ecken errichteten Trompen eine Trompenkuppel erbaut werden. Trompenkuppel. �Kuppelformen (a). Trumeau. 1) Pfeiler in der Mitte eines Portals oder Fensters. 2) Schmaler, zwischen zwei Fenstern angebrachter Spiegel. Tympanon. 1) Giebelfeld eines antiken Tempels (Abb.28). 2) Bogenfeld über dem Türsturz eines Portals, beide meist mit Bauplastik. Unechtes Gewölbe. Ein „Gewölbe“, das nur aus vorkragenden Steinen mit horizontalen Parallelfugen gemauert bzw. geschichtet ist. Verjüngung. Das Abnehmen des Durchmessers, z. b. des Schaftes einer Säule vom unteren zum oberen Querschnitt. Verkröpfung. Verknüpfung eines senkrechten und eines waagrechten Baugliedes durch Vorziehen des waagrechten (z. B. des �Gebälks oder �Gesimses). Vierung. Der Raumteil einer Kirche, der aus der Durchdringung von Langhaus und Querhaus entsteht. Ist die Vierung durch Bögen nach allen Seiten besonders abgegrenzt, spricht man von einer ausgeschiedenen Vierung (c); eine abgeschnürte Vierung (d) entsteht, wenn die Vierungspfeiler durch vorgezogene Mauerzungen die Durchgänge wesentlich einengen. Volute. Schneckenförmig gewundene Verzierung an Baugliedern und Möbeln; der schnecken- oder spiralförmig eingerollte Teil des ionischen Kapitells (�Kapitellformen) (Abb.30). Volutengiebel. Ein seitlich von Voluten gerahmter Giebel. Wandaufbau. Gliederung der Innenseiten der Mittelschiffmauern einer Basilika. Nach der Anzahl der übereinander folgenden Elemente spricht man von zweizonigem ((a) Arkade, (b) Fenster), dreizonigem ((a) Arkade, (b) Empore, (c) Fenster oder (a) Arkade, (b) Triforium, (c) Fenster) oder vierzonigem ((a) Arkade, (b) Empore, (c) Triforium, (d) Fenster) Wandaufbau. Wanddienst. �Dienst. Wandpfeiler. Ins Innere eines Gebäudes gezogener �Strebepfeiler; zur Unterscheidung vom �Pilaster. Wandpfeilerkirche. Einschiffige Kirche mit Wandpfeilern, zwischen denen anstelle des früheren Seitenschiffes Kapellen liegen. Wasserschlag (Kaffgesims). Ein unterschnittenes Gesims mit Wassernase und Hohlkehle zur Wasserabweisung an Bauwerken; besonders häufig in der Gotik als Sohlbankgesims (�Gesims) und an den Vorsprüngen von �Strebepfeilern.

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Wehrkirche (Kirchenburg). Eine befestigte Kirche, die der Gemeinde in unruhigen Zeiten als Zuflucht diente. Westwerk. Dem Mittelschiff westlich vorgelagertes Turmviereck bei manchen karolingischen, ottonischen oder romanischen Kirchen. Über einer Eingangshalle befindet sich ein in das anschließende Mittelschiff geöffneter, von Emporen umgebener Hauptraum, in dem in der Regel ein dem heiligen Michael geweihter Altar stand. Nach außen erscheint das Westwerk als breiter Turm, manchmal mit seitlichen Treppentürmen. In Abwandlungen (reduzierte Westwerke) wurden westwerkähnliche Bauten bis ins 12./13. Jh. errichtet. Wimperg. Mit einem Bogen verbundenes Giebeldreieck als Bekrönung gotischer Portale und Fenster (�Zeichnung bei Fiale). Wirtel. �Schaftring. Zeughaus. Arsenal, Gebäude, das dem Waffenlager einer Stadt dient. Ziborium (Ciborium). 1) Auf Säulen ruhender Aufbau über einem Altar (in dieser Bedeutung heißt Ziborium dasselbe wie �Baldachin und wie �Tabernakel. 2) Ein Deckelkelch aus Edelmetall, der die geweihte Hostie enthält. Ziboriumaltar. Altar unter einem � Ziborium. Zweiturmfassade. Doppelturmfassade, eine Fassade mit zwei meist symmetrischen Türmen an den Seiten. Zwerchgalerie (von zwerch = quer; doch hat sich für diese architektonische Form weitgehend die inkorrekte Bezeichnung ´Zwerggalerie` durchgesetzt). Ein von kleinen Säulen gegliederter Laufgang unter dem Dachgesims einer Kirche, vorwiegend an der Apsis; selten umzieht die Zwerchgalerie das ganze Bauwerk. Die Zwerchgalerie war nur in der romanischen Baukunst Deutschlands und Italiens gebräuchlich. Zwerchhaus. �Lukarne, ein über einer Fassade aufsteigender, nicht zurückgesetzter Dachaufbau, der von einem Zwerchdach abgeschlossen wird.

Bild- und Textquellen:

DTV-Atlas zur Baukunst; Kimpel, Dieter/Suckale, Robert: Die gotische Architektur in

Frankreich 1130-1270, München 1985, S. 549-555 (Glossar); Koch, Wilfried: Baustilkunde.

Europäische Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart, München 1988; Koepf, Hans:

Baukunst in fünf Jahrtausenden, Köln 10

1990; Koepf, Hans: Bildwörterbuch der Architektur,

Stuttgart 21974; Wasmuths Lexikon der Baukunst, hrsg. von Günther Wasmuth,5 Bde., Berlin

1929-1937.

Page 23: begriffe-architektur

1) Euthynterie 2) Krepis 3) Stylobat 4) Sockel 5) Cellawand 6) Orthostaten 7) Isodomes Mauerwerk 8) Vorhalle 9) Säulen in antis 10) Gebälk 11) Cella 12) innere Säulenstellung 13) Balkendecke 14) Dachstuhl 15) Dachdeckung 16) Säulen 17) Gebälk 18) Architrav 19) Triglyphen 20) Metopen 21) Kranzgesims

22) Giebelfeld 23) Giebelgesims Abbildung 25

76) Tholos 77) Antentempel 78) Doppelantentempel 79) Prostylos 80) Amphiprostylos 81) Peripteros 82) Pseudoperipteros 83) Dipteros 84) Pseudodipteros

Abbildung 26

Page 24: begriffe-architektur

Säulenordnungen

1) dorisch 2) attisch-ionisch 3) kleinasiatisch-ionisch 4) korinthisch 5) toskanisch

Abbildung 27

Dorische Ordnung A) Interkolumnium B) Tympanon C) Akroterien D) Epistyl E) Antenkapitell

Abbildung 28

Page 25: begriffe-architektur

Dorische Ordnung

A) Anuli B) Echinus

C) Abakus D) Epistyl

E) Regulae F) Guttae G) Triglyphen H) Metopen I) Geison K Mutuli L) Sima

Abbildung 29

Ionische Ordnung

A) Basis B) Kannelüren C) Eierstab D) Astragal E) Voluten F) Auge G) Zophoros H) Epistyl I) Geison

Abbildung 30

Page 26: begriffe-architektur

Kleinasiatisch-ionische Ordnung

A) Blattranken B) Mit Blattmustern dekorierte Platte C) Torus- Trochiluselemente D) Zahnschnitt E) Eckkapitell

31

Abbildung 32

Korinthisches Kapitell

Abbildung 33

Page 27: begriffe-architektur

Bogenformen

Abbildung 34

1) Parabelbogen 2) Halbkreisbogen 3) Gestelzter Rundbogen 4) Hufeisenbogen 5) Korbbogen 6) Flachbogen 7) Gleichseitiger Spitzbogen 8) Gedrückter Spitzbogen 9) Überhöhter Spitzbogen Lanzettbogen 10) Tudorbogen

Abbildung 34

Page 28: begriffe-architektur

Gewölbeformen

Rundtonne; Halbtonne; Flachtonne; Parabel; Spitztonne Steigende Tonne; Kappen und Wangen; Kreuzgewölbe Ringtonne; Busung; Dreistrahlgewölbe Klostergewölbe; Kegelgewölbe Schneckengewölbe; Muldengewölbe; Spiegelgewölbe Längstonne mit Querschnitt

Abbildung 35

Fächergewölbe; Netzgewölbe; Sterngewölbe Sterngewölbe; Stalaktitengewölbe

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