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Reihe,(PHYSIOLEHRBUCH Behandeln in der Physiotherapie physiolehrbuch Basis Bearbeitet von Salah Bacha, Andreas Fründ, Elly Hengeveld, Petra Kirchner, Brigitte Tampin 1. Auflage 2005. Taschenbuch. 196 S. Paperback ISBN 978 3 13 136841 6 Format (B x L): 17 x 24 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Physiotherapie, Physikalische Therapie Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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Page 1: Behandeln in der Physiotherapie - ReadingSample...(Hypermobilität) in Höhe der LWS (Abb. 3.22a–b). Die selektive Intervention zielt auf eine Verände-rung der Spannung innerhalb

Reihe,(PHYSIOLEHRBUCH

Behandeln in der Physiotherapie

physiolehrbuch Basis

Bearbeitet vonSalah Bacha, Andreas Fründ, Elly Hengeveld, Petra Kirchner, Brigitte Tampin

1. Auflage 2005. Taschenbuch. 196 S. PaperbackISBN 978 3 13 136841 6

Format (B x L): 17 x 24 cm

Weitere Fachgebiete > Medizin > Physiotherapie, Physikalische Therapie

Zu Inhaltsverzeichnis

schnell und portofrei erhältlich bei

Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft.Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programmdurch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr

als 8 Millionen Produkte.

Page 2: Behandeln in der Physiotherapie - ReadingSample...(Hypermobilität) in Höhe der LWS (Abb. 3.22a–b). Die selektive Intervention zielt auf eine Verände-rung der Spannung innerhalb

3 80 3 Behandeln der Haltung und Muskelbalance

Hüter-Becker/Dölken, Behandeln in der Physiotherapie (ISBN 3131368411),© 2005 Georg Thieme Verlag

T Lernprozess: Der Patient soll den Muskel selektivkonzentrisch und in der Annäherung ohne Substi-tution des Rumpfes isometrisch aktivieren.

T Instruktionen des Patienten:– „Wenn ich loslasse, halten Sie das Bein in dieser

Stellung!“– „Halten Sie dabei den Rumpf möglichst ruhig!“

T Kontrollparameter:– Es wird beurteilt, ob die Stellung gehalten wird

und dabei der Rücken ruhig bleibt.– Der Muskel soll in der Lage sein, das Beinge-

wicht in der gegebenen Zeit zu halten.

Zur Erleichterung kann der Lernende in der Anfangsphasemithilfe eines Tuches das Bein aktiv-assistiv kontrolliertbewegen und halten.Im fortgeschrittenen Stadium führt er die Flexion gegenWiderstand durch, wobei die Wirbelsäule unbedingt ihreneutrale Stellung halten muss. Das Prinzip kann auf alleanderen Muskeln übertragen werden.

3.1.3 Globale Mobilisatoren

Die adaptive Verkürzung des globalen myofaszialenSystems führt auf Dauer zu einer lokalen Hypomobi-lität der betroffenen Gelenke. Proximal und/oderdistal entstehen innerhalb der Bewegungskettekompensatorisch Hypermobilitäten. Durch häufigesWiederholen führen diese Abweichungen funkti-

onsspezifisch zu Überlastungen der beteiligtenStrukturen und lösen Beschwerden aus.

Die verkürzte Muskulatur soll in der Funktionsstellungund bei stabilisierten hypermobilen Segmenten verlän-gert werden!

Aktive selektive Dehnung in der Funkti-onsstellung im offenen System

Ischiokruralmuskulatur (Abb. 3.20)T Aktion: Aktive isolierte Dehnung der Ischiokrural-

muskulatur.T Ausgangsstellung: Sitz bei neutraler Stellung der

Wirbelsäule.T Lernprozess: Der Lernende soll verstehen, dass er

den verkürzten Muskel behutsam schmerzfreimit Kraft des Antagonisten und ohne Ausweich-bewegungen verlängern soll.

T Instruktionen des Patienten:– „Langsam den Unterschenkel strecken und

anschließend die Fußspitze nach oben bewe-gen, bis Sie einen leichten Zug oder Widerstandspüren, ca. 15 Sekunden halten und 10–15-malwiederholen!“

– Die LWS bleibt neutral.– Eine Hand auf dem Rücken kann die Kontrolle

optimieren.T Kontrollparameter: Beckenstellung.T Norm: Die Wirbelsäule bleibt in der neutralen

Stellung stabilisiert.T Transfer in den Alltag: Es ist besonderes wichtig,

die Dehnung über den ganzen Tag verteilt wieder-holt durchzuführen.

Die gleiche Übung kann auch dynamisch (ohne Halten)erfolgen.

Aktive selektive Dehnung im geschlosse-nen System

Infolge der Vielfältigkeit der Bewegung ergeben sichSituationen, in denen die Muskulatur im geschlosse-nen System durch Verlängerung beansprucht wird.Beispiel: Bücken, wobei die Verlängerung derIschiokruralmuskulatur eine Flexion der Hüftge-lenke ermöglicht.

„Symmetrische Standwaage“ (Abb. 3.21a–c)T Aktion: Selektive aktive Dehnung der Ischiokru-

ralmuskulatur.T Ausgangsstellung: Stand mit hüftbreit auseinan-

der stehenden Füßen.

Abb. 3.19a–b Aktivierung des M. psoas. a Bewegungskontrollein der Annäherung. b Bewegungskontrolle im Stand.

a b

Page 3: Behandeln in der Physiotherapie - ReadingSample...(Hypermobilität) in Höhe der LWS (Abb. 3.22a–b). Die selektive Intervention zielt auf eine Verände-rung der Spannung innerhalb

3.1 Therapeutische Intervention 81 3

Hüter-Becker/Dölken, Behandeln in der Physiotherapie (ISBN 3131368411),© 2005 Georg Thieme Verlag

T Lernprozess: Der Lernende muss verstehen, dasser wie beim Bücken die Gesäß- und hintere Ober-schenkelmuskulatur behutsam und schmerzfreiverlängern soll.

T Instruktionen des Patienten:– „Sie bleiben stehen. Ihre verschränkten Finger

bewegen sich möglichst weit nach vorne. DerRumpf neigt sich dabei in den Hüftgelenken.Zunächst können Sie die Knie so weit wie erfor-

Abb. 3.21a–d Aktive selektive Deh-nung der dorsalen myofaszialen Kette.a Aus dem Stand. b Aus der Schrittstel-lung. c An der Kletterwand. d Dehnender ischiokruralen Muskulatur an derKletterwand.

a b

Abb. 3.20 Bewegungskontrolle im exzentrischen Modus: aktive selektive Dehnung der Ischiokruralmuskulatur.

b c d

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3 82 3 Behandeln der Haltung und Muskelbalance

Hüter-Becker/Dölken, Behandeln in der Physiotherapie (ISBN 3131368411),© 2005 Georg Thieme Verlag

derlich beugen. Neigen Sie immer mehr denRumpf in den Hüften!“ oder:

– „Neigen Sie zuerst den Rumpf in den Hüftgelen-ken nach vorne-unten. Halten Sie den Rumpf inder Stellung und dann die beiden Knie nachhinten bewegen!“

– Die Stellung wird ca. 10–15 Sekunden gehaltenund dann zurück in den aufrechten Standbewegt.

– Die Übung umfasst 10–15 Einheiten.

Die Dehnung soll schmerzfrei bleiben!

T Kontrollparameter: Körperpunkte am Rumpf undder Kniescheibe am Bein.

T Norm: Die Wirbelsäule bleibt neutral, und diePatella zeigt nach vorne.

T Übertragung in den Alltag: Es ist besonderes wich-tig, die Dehnung über den ganzen Tag verteiltwiederholt durchzuführen.

Die gleiche Übung lässt sich auch dynamisch (ohne Hal-ten) durchführen. Zur Erleichterung kann der Patient sichmit den Händen abstützen und damit die Gewichte redu-zieren.Eine andere Variante ist die asymmetrische Waage. Da-bei steht der Patient in Schrittstellung.

Ein weiteres Übungsbeispiel ist das Nutzen einerKletterwand. Aktive selektive Dehnungen sindsowohl für die globale myofasziale Kette(Abb. 3.21c) als auch selektiv für die Ischiokrural-muskulatur möglich (Abb. 3.21d).

3.1.4 Globale myofasziale Ketten

Die strukturelle Einheit zwischen Muskel- und Bin-degewebe kann dazu führen, dass eine lokale Ver-kürzung eine Adaption innerhalb der myofaszialenKontinuität bewirkt. Die Ischiokruralmuskeln sindin die dorsale myofasziale Kette eingebettet, dieohne Unterbrechung vom Schädel bis zum Fußzieht. Eine Extension des Kniegelenks leitet denImpuls bis zum Kopf.

Klinische Relevanz: Ist innerhalb der strukturellen Konti-nuität eine lokale Verkürzung vorhanden, soll bei derDehnung die ganze Kette berücksichtigt werden!

Aktive Verlängerung der dorsalen myofas-zialen Kette

Bei der Untersuchung im Langsitz zeigt die dorsaleKette eine Verkürzung an den Oberschenkeln undkompensatorisch eine abnormale Verlängerung(Hypermobilität) in Höhe der LWS (Abb. 3.22a–b).Die selektive Intervention zielt auf eine Verände-rung der Spannung innerhalb der Kette. Bei angenä-herten Myofaszien im LWS-Bereich (LWS in neutra-ler Lordose) werden diejenigen der unteren Extre-mitäten in der Verlängerung aktiviertRelevante Parameter: Erhaltung der neutralen Stel-lung der LWS sowie schmerzfreie Stellung undaxiale Einstellung der Beine.

Abb. 3.22a–b Myofasziale Kette im Langsitz (aus: Bacha 2004). a Oberschenkel und Gesäß sind fest, LWS und untere BWS sehrweich. b Oberschenkel, Gesäß und LWS sind fest, Th7–Th4 geben nach.

Page 5: Behandeln in der Physiotherapie - ReadingSample...(Hypermobilität) in Höhe der LWS (Abb. 3.22a–b). Die selektive Intervention zielt auf eine Verände-rung der Spannung innerhalb

3.1 Therapeutische Intervention 83 3

Hüter-Becker/Dölken, Behandeln in der Physiotherapie (ISBN 3131368411),© 2005 Georg Thieme Verlag

3.1.5 Sensomotorische Kontrolle

Gelenkbewegungen lösen ein ständig regulierendesSystem aus Muskelspindeln und Mechanorezepto-ren aus, das zum Schutz der Gelenke die lokale Mus-kelfestigkeit regelt. Die Muskeln verhalten sich wieFedern, indem sie bei Zug Widerstand entgegenset-zen und wieder zu ihrer ursprünglichen Längezurückkehren (Festigkeit eines Muskels). Diese Fes-tigkeit hängt von in- und extrinsischen Parameternab. Die intrinsische Festigkeit bezieht sich auf dieViskoelastizität; bei der es sich um das mechanischeVerhalten der Aktin- und Myosinfilamente beiBewegung handelt. Die extrinsische Festigkeit isteine reflexbedingte Spannung, die von der Verbin-dung zwischen den Gamma-Motoneuronen, derMuskulatur und den Ligamenten ausgelöst wird.

Je höher die Festigkeit, desto stabiler ist das Gelenk.

Reduzierte Belastung (nach Traumen, postoperativoder Lebensstil) führt vorwiegend zu einer selekti-ven Atrophie der Muskulatur des Fasertypus I sowieeiner Abnahme der propriozeptiven Afferenz.

Die Bewegungskontrolle (Gelenkstabilisation)durch eine kontinuierliche Aktivierung des lokalenmyofaszialen Systems ist nicht nur von der antizipa-torischen Innervation dieser Muskeln, sondern auchvom Feedbacksystem abhängig (Muskelspindeln,Mechanorezeptoren innerhalb der Ligamente). Das

protektive Verhalten der Muskulatur (Propriozep-tion) in für den Körper unerwarteten Situationengeschieht mit einer Geschwindigkeit, bei der einekognitive gesteuerte Aktion nicht möglich ist. DerSchutz ist reflexartig und wird durch die Gamma-Schleife ausgelöst. In diesen Mechanismus sind daslokale System und die Ligamente mit eingebunden.

Klinische Relevanz: Eine präventive Rehabilitation musssensomotorische Übungen beinhalten, die die Bewe-gungskontrolle fördern und damit wiederkehrende Trau-men verhindern.

Aufrechter Stand auf der Vibrationsplatte(Abb. 3.23a)Übungen im geschlossenen System auf einer Vibra-tionsplatte scheinen die Aktivierung der tonischenMuskulatur positiv zu beeinflussen. Dabei könnenverschiedene Aktivitäten ausgeführt werden, wiez.B. Bücken oder Gewichte heben. Vibrationen sti-mulieren den propriozeptiven Feedback-Mechanis-mus des Körpers und erhöhen damit das Gefühl fürdie Gelenkstellung und Stabilisation.

Die Effizienz hängt von der aktiven Teilnahme des Ler-nenden ab.

Andere Übungsgeräte wie z.B. weiche Unterlagenoder das Schaukelbrett sind auch geeignet(Abb. 3.23b u. c).

Abb. 3.23 Fazilitation der lokalen Stabilisatoren im Stand. a Auf der Vibrationsplatte. b Auf einer weichen Unterlage. c Auf dem Schau-kelbrett.

a b c