bemerkung zu max mündens autoreferat über seinen chtonoblast und über die angeblich gelungene...

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Bemerkungzu Max MiJndens Autoreferat fiber seinen Chtonoblast und iiber die angeblich gelungene Hervorbringung kUnstlicher kebewesen. Von Wilhelm Roux. ]~AX ~'~UNDEN ffeht viel welter als alle andern Autoren, welche wie MAR- TIN KUCKUK~ ST/~PtI. LEDUC, BUTLER-BURKE, 0. LEttMANbI, STADELMANN, mehr oder weniger bestimmt glauben, niederste Lebewesen ktinstlich erzeugt zu haben. Er behauptet, alle anorganisehen KSrper besfiinden aus Lebewesen. Die andern Autoren glauben wenigste~s nnr, in besonderen, yon ihnen hergestellten Gebilden Lebewesen oder ihnen mindestens sehr ~hnliche Gebilde (BUTLER- BURKE, O. LEttSIAk~N) zn erkennen. Trotz dieser groBen Verschiedenheit berahen alle diese Urteile auf den- selben fundamentalen IrrtUmern. Dean, wie ieh schoa bezilglieh BUTL~-BuRKES ~Umschau 1906) und L. K,~T~AaI~ER (S. Literaturverzeichnis) bez~iglich 0. LEH- ~;A~'~S hervorgehoben haben, fehlt der ~achweis, dab diese Gebilde echten Stoffwechsel haben, der sich aus Selbstver~adernng, Selbstausscheidung, Selbst- aufnahme und Selbstassimilation zusammensetzt. Au~erdem fehlt der Nachweis~ dab die yon den Entdeekern beobachtete Bewegung der Gebilde wirklich echte Selbstbewegung oder auch nur Reflexbewegung ist, und dab die beobachtete Teilung der Gebilde wirklieh Selbstteilung ist. Es fehlt also der ttanptnach- weis, dab die beobaehteten Leistungen wie bei den Lebewesen in den Gebilden selbst ihrer Art nach determiniert sind, da~ ~lso das Geschehen yon anBen her nur ansgel~st, nur aktiviert wird. Das ist der grol~e ]:]auptm~ngel aller dieser bis- herigen Arbeiten: der fehlende bTachweis der Selbstt~tigkeit, der Autoergie (riehtiger gebildet Antoergasie) ihrer Gebilde. Bei MO~DE~ kommt noch hinzu, da~ er behauptet, die Pflanzen h~tten keine Selbstbewegung, well sie zumeist keinea aktiven 0rtswechsel haben, ~lso keine aktiven Bewegungen vo]lzSgen. Erstens vollziehen viele Pfl~nzen reflektorisch ~uBere Bewegnngea ihrer Bl~tter und Bliiten; alle aber haben innere Selbstbewegung: die Protoplasmabewe- gungen und dio typiseh geordnete Bewegung der Zeltteilung. Das sind wahre ,~Selbstbewegungen,. Bleiben ulso sehon nach der bisherigen Betrachtung die kiinstliehen Lebe- wesen ~ller Autoren und alle die nach ~IUNDEN belebten anorganischen Natur- kSrper sehr welt hinter den Lebewesen zuriiek, so wird dies noeh deutlicher, wenn wir noeh die zur Dauerf'~higkeit im Wechsel der Verh'~ltnisse nStige S e lb str e gul a tio a in tier Austibung Mler Einzelfunktioaen heranziehen ~ yon

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Page 1: Bemerkung zu Max Mündens Autoreferat über seinen Chtonoblast und über die angeblich gelungene Hervorbringung künstlicher Lebewesen

Bemerkung zu Max MiJndens Autoreferat fiber seinen Chtonoblast und iiber die angeblich gelungene

Hervorbringung kUnstlicher kebewesen.

Von

Wilhelm Roux.

]~AX ~'~UNDEN ffeht viel welter als alle andern Autoren, welche wie MAR- TIN KUCKUK~ ST/~PtI. LEDUC, BUTLER-BURKE, 0. LEttMANbI, STADELMANN, mehr oder weniger bestimmt glauben, niederste Lebewesen ktinstlich erzeugt zu haben.

Er behauptet, alle anorganisehen KSrper besfiinden aus Lebewesen. Die andern Autoren glauben wenigste~s nnr, in besonderen, yon ihnen hergestellten Gebilden Lebewesen oder ihnen mindestens sehr ~hnliche Gebilde (BUTLER- BURKE, O. LEttSIAk~N) zn erkennen.

Trotz dieser groBen Verschiedenheit berahen alle diese Urteile auf den- selben fundamentalen IrrtUmern. Dean, wie ieh schoa bezilglieh BUTL~-BuRKES ~Umschau 1906) und L. K,~T~AaI~ER (S. Literaturverzeichnis) bez~iglich 0. LEH- ~;A~'~S hervorgehoben haben, fehlt der ~achweis, dab diese Gebilde echten Stoffwechsel haben, der sich aus Selbstver~adernng, Selbstausscheidung, Selbst- aufnahme und Selbstassimilation zusammensetzt. Au~erdem fehlt der Nachweis~ dab die yon den Entdeekern beobachtete Bewegung der Gebilde wirklich echte Selbstbewegung oder auch nur Reflexbewegung ist, und dab die beobachtete Teilung der Gebilde wirklieh Selbstteilung ist. Es fehlt also der ttanptnach- weis, dab die beobaehteten Leistungen wie bei den Lebewesen in den Gebilden selbst ihrer A r t nach determiniert sind, da~ ~lso das Geschehen yon anBen her nur ansgel~st, nur aktiviert wird. Das ist der grol~e ]:]auptm~ngel aller dieser bis- herigen Arbeiten: der fehlende bTachweis der S e l b s t t ~ t i g k e i t , der A u t o e r g i e (riehtiger gebildet Antoergasie) ihrer Gebilde. Bei MO~DE~ kommt noch hinzu, da~ er behauptet, die Pflanzen h~tten keine Selbstbewegung, well sie zumeist keinea aktiven 0rtswechsel haben, ~lso keine aktiven Bewegungen vo]lzSgen. Erstens vollziehen viele Pfl~nzen reflektorisch ~uBere Bewegnngea ihrer Bl~tter und Bliiten; alle aber haben i n n e r e S e l b s t b e w e g u n g : die Protoplasmabewe- gungen und dio typiseh geordnete Bewegung der Zeltteilung. Das sind wahre ,~Selbstbewegungen,.

Bleiben ulso sehon nach der bisherigen Betrachtung die kiinstliehen Lebe- wesen ~ller Autoren und alle die nach ~IUNDEN belebten anorganischen Natur- kSrper sehr welt hinter den Lebewesen zuriiek, so wird dies noeh deutlicher, wenn wir noeh die zur D a u e r f ' ~ h i g k e i t im W e c h s e l der Verh'~ltnisse nStige S e lb str e gul a tio a in tier Austibung Mler Einzelfunktioaen heranziehen ~ yon

Page 2: Bemerkung zu Max Mündens Autoreferat über seinen Chtonoblast und über die angeblich gelungene Hervorbringung künstlicher Lebewesen

Bemerkungen zu Max M[indens Aut'oreferat usw. 685

welcher ich vor gerade einem Yierte]jahrhundert gezeigt habe, daI3 sie eine universelle e l e m e n t a r e E i g e n s c h a f t der L e b e w e s e n ]st und se in mul~, zugleich diejenige yon alien Leistungen, welche die Lebewesen am meisten yon allen andern Naturktirpern unterscheidet, indem sie die d i r e k t e A n p a s s u n g an die weehselnden ~iul~eren Verhiiltnisse bewirkt. Aus der untibersehbar langen, trotz des Wechsels der iiu6erea Umstiinde zahllose Generationen gleicher Art herstellenden Dauer der einzelligen Lebewesen ]st mit Sicherheit zu schliel~en, daI~ auch die niedersten Lebewesea auger der Vererbung diese Selbstregulations- fiihigkeit haben, wie ich das seinerzeit dargetan habe (s. Kampf der Teile im 0rganismus, Leipzig 1881, Kap. V: Das Wesen des Lebens, oder Ges. Abh. 1. S. 387 u. f.).

Wit sehen also, dal~ noch niemand n a c h g e w i e s e n hat, dal3 seine Kunst- gebildo wirkliche niederste Lebewesen seien; und ich glaube auch, dal~ es in allen diesen bisherigen Fiillen nicht blol~ an dem Nachweise fehlt, sondern dal~ den Gebiiden in den meisten ihrer Einzelleistungen die Selbstt~itigkeit, die Autoergie und desgleichen die zur o r g a n i s c h e n Dauerf~higke!t n(itige Selbst- regulation fehlt. Datum wollen wit abet die yon subjektiver Uberzeugung be- geisterte Arbeit dieser Autorea nicht als wertlos erachten. Ihre Erge[~nisse uud Auffassungea lehren uns doch manches fiir die vorliegende Aufgabe Wichtige; and ihre Ergebnisse ktinnen grol3en, weiteren 1Nntzen bringen, wenn die Autoren die allerdings viel schwierigere Arbeit daran anschliel3en, die in der genauen Ermit~elung dariiber bestehen mut~: Wie welt in Wirklichkeit die A u t o e r g i e vorhanden ]st, was darau noch fehlt, eventuell worauf die Unter- schiede in den scheinbar gleichen Leistungen der wirklichen Lebewesen and der anscheinead lebenden blaturktirper beruhen. Mit der Gewinnung diescr Einsicht kommen wit nnsrer Aufgabe der Produktion wirklicher ktinstlicher Lebewesen schon n~her, insofern wit KSrper mit cinigen der neua wahren Einzelleistungen des Lebens produzieren kiinnen und damit auch der Mtiglich- keit n~iher kommen, dutch K o m b i n a t i o n eine tliiufung dieser Leistungen in e i n e m NaturkSrper zu bewirken und schliel31ich wirklich den aiedersten Lebewesen vergleichbare Gebilde zu produzieren. MSgen diese Gebilde auch zunSchst noch ohne Selbstregulation sein, so kiinnen sie sp~iter vielleicht auch noch mit niedersten Graden dieser beobachteten Leistung ausgesCat~et werd~en, wie ich das bereits in meiner ausfiihrlicheren ErSrterung angedeutet habe (s. Vor- trag I iiber Entw.-Mech. 1905. S. 105 u. 149, sow]e: Die angebliche ktinstliche Erzeugung yon Lebewesen. Die ~Umschau,. ]906. I~r. 8). Dana werden auch die modernen Teleologen oder Psychomorphologen, die hinter allem Anpassungs- gesehehen eine zwecktiitige Seele suchen, diesen Gebilden eine solche zuerken- nen, die allerdings in diesem FaUe als die des Experimentators tats~ichlich vor- handen ]st, soweit ihm die Sache nicht ~zufiillig<, gelungen war. Daftir hat dann die Entstehung aber aach nicht Jahrtausende gedauert, wie es yon den historischen Lebewesen anzuuehmen ]st.

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