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6. Bericht der Freiwilligen Pauline Langerbeck Projekt Kürmi, Fundación Sembrando Esperanza (FUNDASE), El Alto, Bolivien Juni – Juli 2017 Foto: Internet Hallo an alle nach Deutschland, die Zeit ist schon so schnell vergangen, dass ich tatsächlich hier sitze und an meinem letzten Bericht meines Freiwilligendienstes schreibe - und es kaum glauben kann. Die letzten beiden Monate habe ich dazu genutzt, noch einmal mein alltägliches Leben hier richtig zu genießen, Zeit mit meiner Gastfamilie, Freunden und Arbeitskollegen zu verbringen, bevor es dann schon zur Verabschiedung kommt. Ausflugsziele rund um La Paz Die letzten drei Tage, an denen meine Eltern noch hier bei mir in La Paz verbrachten, nutzten wir indem wir die nähere Umgebung dieser Stadt erkundeten. Begonnen haben wir mit dem Camino de la Muerte, der berühmten „Todesstraße“, der angeblich gefährlichsten Straße der Welt. Diese führt von La Paz aus runter in das warme Gebiet der Yungas.

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Page 1: bericht 6 korrPauline LangerbeckLieblingsgericht Plato Paceño, welches typisch für La Paz ist. Bei einem schön gedeckten Tisch saßen wir dann alle zusammen. Meine beiden Familien

6. Bericht der Freiwilligen

Pauline Langerbeck

Projekt Kürmi,Fundación Sembrando Esperanza (FUNDASE), El Alto, Bolivien

Juni – Juli 2017

Foto: Internet

Hallo an alle nach Deutschland,die Zeit ist schon so schnell vergangen, dass ich tatsächlich hier sitze und an meinem letzten Berichtmeines Freiwilligendienstes schreibe - und es kaum glauben kann.Die letzten beiden Monate habe ich dazu genutzt, noch einmal mein alltägliches Leben hier richtig zugenießen, Zeit mit meiner Gastfamilie, Freunden und Arbeitskollegen zu verbringen, bevor es dannschon zur Verabschiedung kommt.

Ausflugsziele rund um La PazDie letzten drei Tage, an denen meine Eltern noch hier beimir in La Paz verbrachten, nutzten wir indem wir dienähere Umgebung dieser Stadt erkundeten.Begonnen haben wir mit dem Camino de la Muerte, derberühmten „Todesstraße“, der angeblich gefährlichstenStraße der Welt. Diese führt von La Paz aus runter in daswarme Gebiet der Yungas.

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Mit dem Fahrrad ist es möglich, diese Straße, die nur bergab geht, zu befahren.Dabei fährt man durch viele verschiedene Klima- und Vegetationszonen, denn auf dem Altiplano, wopraktisch nichts wächst, geht es los, bis hinunter nach Coroico, wo es dicht und grün bewachsen ist,sowie auch tropisches Obst und zahlreiche Tiere zu finden sind.

Diese Straße war bis vor zehn Jahren die einzigeVerbindungsstraße zwischen La Paz und den Yungas,sowie dem Dschungelgebiet im Beni. Ihren Namen erhieltsie, da auf dieser gefährlichen Straße nur eine engeFahrspur dicht an steilen Abhängen entlang führt. Dadiese Straße jedoch in beide Richtungen befahren wurde,ereigneten sich viele Unfälle, bei denen häufig Fahrzeugedie Abhänge hinunter stürzten, wobei selten jemandüberlebte.Heute gibt es eine neue sichere, asphaltierte Straße, unddiese alte Todesstraße wird nur sehr wenig undüberwiegend von Radfahrern befahren.

Es hat uns sehr viel Spaß gemacht diese steile Straße, auch teilweise durch kleine Wasserfälle undFlüsschen, herunter zu brettern und dabei den wunderschönen Ausblick auf die Landschaft um unsherum zu genießen. Mal wieder ein einmaliges Erlebnis, das nur in diesem besonderen Land möglichist.

Aufstieg auf den ChacaltayaWenn man in El Alto und La Paz lebt, dann hat man jeden Tag das Glück, die beeindruckendenweißen Berge rund um die beiden Städte zu sehen.Diese Berge haben für die Menschen des Aymara Volkes besondere Bedeutung. Die höchsten Bergesind: der Chacaltaya, der Illimani (der größte und bekannteste Berg), der Wayna Potosí und derMururata.Meine Eltern und ich haben uns auf den Weg gemacht, den Chacaltaya zu besteigen, dort liegt einehemaliges, inzwischen wegen der Klimaveränderung schneefreies Skigebiet auf einer Höhe von5300 m, es ist möglich bis auf die Spitze des Berges zu steigen.

Der Chacaltaya warvollständig mit Schneebedeckt und wir hatteneine besonders schöneAussicht auf ganz El Altound Teile von La Paz.Dieser Ausblick hat unsnoch einmal gut vorAugen geführt, wie riesigvor allem auch El Alto ist,und wie weit sich dieseStadt in alle Richtungenausbreitet.Auf diese 5000 Meternwar es sehr anstrengendhochzusteigen, und ichmusste feststellen, dassich doch sehr froh bin, das

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Jahr über „nur“ auf 4000m gelebt zu haben.

Zusammenkunft meiner beiden FamilienAm Abend vor dem Rückflugmeiner Eltern organisierten wir nochein gemeinsames Abendessen mitmeiner bolivianischen Familie undmeinen Eltern.Meine Gastmama kochte meinLieblingsgericht Plato Paceño,welches typisch für La Paz ist. Beieinem schön gedeckten Tisch saßenwir dann alle zusammen. Meinebeiden Familien fanden es sehrschön, sich kennen zu lernen, eswurden viele nette Worte und Dankausgetauscht.

Zum Schluss wurden noch ein paarkleine Geschenke ausgetauscht und natürlich ein gemeinsames Foto als Andenken aufgenommen.Für mich war es ein sehr schöner Abend, jedoch auch etwas traurig, da man nicht weiß, ob es in derZukunft noch einmal zu so einem Zusammentreffen kommen wird.Auch haben wir natürlich meine ganze Gastfamilie eingeladen, uns auch in Deutschland zu besuchen.Ich hoffe sehr, dass zumindest mein Gastbruder Carlos dieses Angebot annehmen wird und michtatsächlich in ein paar Jahren besuchen kommt, so könnte ich ihm vieles von Deutschland zeigen, sowie er mir Bolivien nähergebracht hat.

El Año Nuevo AymaraAm 21. Juni ist in Bolivien ein Feiertag gesetzt, denn das neue Jahr des Aymara Kalenders beginnt.Nach dieser Zeitrechnung befinden wir uns nun im Jahre 5000..Hier in La Paz fahren viele Menschen anlässlich dieses Ereignisses zu der naheliegendenRuinenstätte Tiwanaku, die für die Aymarakultur von besonderer Bedeutung ist.Am Dienstagabend kamen unzählige Leute dorthin, um zusammen in das neue Jahr zu feiern.Das besondere daran ist, die ersten Sonnenstrahlen des neuen Jahres zu empfangen. Denn sehrbekannt ist das Sonnentor Tiwanakus, das so genau konstruiert ist, dass die Sonnenstrahlen desSonnenaufgangs genau durch dieses Tor fallen. Die Sonne hat für die Aymara eine besondereBedeutung, denn der Gott Inti wird durch die Sonne verkörpert.

Da es hier zurzeit wirklich sehr kalt ist, bin ich leider nicht nach Tiwanaku gefahren, um mir dasEreignis selber anzusehen. Jedoch habe ich an diesem freien Mittwoch einen schönen Ausflug mitdrei Freunden zur Muela de Diablo gemacht, was so viel bedeutet wie der Zahn des Teufels. Dies istein Fels, der hinter La Paz aufragt und tatsächlich aussieht wie ein Zahn, und den man fast von jedemPunkt in La Paz aus sehen kann. Da ich ja schon auf dem Chacaltaya gewesen bin, fehlte mirnatürlich noch die Aussicht über La Paz von der ganz anderen und dem Chacaltaya gegenüberliegenden Seite.Der Anstieg - obwohl diesmal nur auf 3778 m - war wieder ziemlich anstrengend, aber es hat sich aufjeden Fall gelohnt, bis auf die Spitze zu klettern und die wunderschöne Aussicht auf La Paz zugenießen.

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San JuanGleich zwei Tage später folgte eine weiteres kleines Fest (Tag des Hl. Johannes) und eine Tradition,die hier in La Paz gefeiert wird. Man sagt, dass die Nacht des 23. auf den 24. Juni die kälteste Nachtdes ganzen Jahres ist. Aus diesem Grund kommt die ganze Familie abends zusammen und macht vorder Haustür ein Feuer an. Daran wird sich dann gewärmt. Dazu ist es üblich Hotdogs zu essen, diesewerden mit Brot auf einen Stock gespießt und im Feuer gegrillt.Heute ist es verboten, große Feuer zu machen, da die Leute alle möglichen Sachen verbrannt habenund es schon vorkam, dass am Tag darauf die Straßen so verraucht waren, dass man kaum etwassehen konnte. Jedoch wurde mir erzählt, dass es früher ein sehr spaßiges Zusammentreffen war, dajedes Haus ein Feuerchen vor der Tür hatte und man mit Musik und Tanz die kälteste Nachtzusammen mit den Nachbarn durchfeierte.

AniversarioDer 16.Juli ist für die Bewohner von La Paz einbesonderes Datum, denn an diesem Tag feiert La Pazden Aniversario, den Jahrestag des Beginns derUnabhängigkeitsbewegung im Jahr 1825. An diesemTag werden hier in El Alto abends überall kleineLaternen in den bolivianischen Farben auf die Straßengestellt, und überall leuchtet es wunderschön in rot,gelb und grün.

Natürlich lassen es sich die Menschen hier aus La Paznicht nehmen, diesen Jahrestag besonders ausgiebigzu feiern. Mitten in La Paz wurde dazu eine riesigeBühne auf dem großen Platzt vor der Kirche SanFranzisco aufgebaut, auf der viele verschiedeneMusiker aus La Paz auftraten.Zu diesem Event war ‚gefühlt‘ ganz La Paz und ElAlto ins Zentrum der Stadt gekommen. Denn nichtnur der Platz vor der Bühne war rappelvoll, sondernauch die breite Hauptstraße, die daran vorbei führt.Entsprechend herrschte eine super Stimmung im

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ganzen Zentrum von La Paz. Glücklicherweise hatten wir, mein Gastbruder, meine Arbeitskollegenund einige Freunde, einen sehr guten Platzt erwischt, um die Musikgruppen zu hören und die Tänzerauf der Bühne zu sehen.Da hier zurzeit Winter ist, war es auch ein wenig kalt und alle wärmten sich mit warmen Getränkenauf, etwas ähnlichem wie Glühwein.

Um Punkt zwölf, als das Programm seinen Höhepunkt mit der bekanntesten Musikgruppe aus La Paz(Octavia) erreicht hatte, wurde zusammen runter gezählt und ein riesiges Feuerwerk gestartet.Es war wunderschön, zusammen das Feuerwerk zu schauen, dabei die Musik zu hören und mit allenanderen auf der Straße zu tanzen. Dabei bin ich natürlich auch ein bisschen traurig geworden, da esirgendwie schon etwas vom Abschiednehmen mit sich trug.Bis zum letzten Lied blieben wir in der Stadt und feierten mit den Paceños diesen 192. Gedenktag.

Las Vacaciones Felizes (die fröhlichen Ferien)Die Winterferien beginnen hier Anfang Juli, und da es zu dieser Zeit sehr kalt ist, wird meistens vonzwei Ferienwochen auf drei verlängert. So auch dieses Jahr, wodurch ich meine letzten drei Wochenleider nicht mit den Kürmi-Kindern, die während der Schulmonate kommen, verbringen konnte.Jedoch macht das Zentrum Kürmi jedes Jahr in den Ferien eine Art Ferienspiele, wofür sich alleKinder, die in der Zone wohnen, anmelden können. Da für diese Workshops jedoch leider ein kleinesAnmeldegeld gezahlt werden muss, kommen nur wenige der Kürmi-Kinder und mehr externe, dienormalerweise nicht das Kürmi besuchen.

Dieses Jahr haben wir die Workshops Bäckerei, Fußball, Mathe, Gitarre, Zumba, einen Computerkurs,einen Bastelkurs, einen Kurs für Lesen und Schreiben, Turnen und außerdem einen Kurs mitverschiedenen Übungen gemacht, um Präsentation und Ausdrucksweise zu erlernen.Dies wurde jeweils am Morgen 1 ½ Stunden, sowie am Nachmittag 1 ½ Stunden angeboten.Mir hat dies sehr viel Spaß gemacht, da ich mit für die Bäckerei und den Fußballworkshopverantwortlich war. In der Bäckerei haben wir mit den Kindern viele leckere Sachen gebacken, wieKekse, Käserollen, Empanadas (gefüllte Teigtaschen), Kuchen, Quarkrollen und als Highlight zumSchluss eine riesige Pizza.

Den Kindern hat das Backen großen Spaß gemacht und sie konnten natürlich alle Rezepte mitnehmen,um das Gelernte zuhause ganz alleine auszuprobieren.Schön wäre es, wenn diese tollen Workshops so finanziert werden könnten, dass die Kinder nichtsdafür zahlen müssten. Dann könnten auch die Kinder der Gegend teilnehmen, die aus sehr armenVerhältnissen kommen, wie z. B. unsere Kinder, die während der Schulzeit das Kürmi besuchen.Aber leider ist dies momentan durch die knappen finanziellen Mittel, die dem Kürmi zur Verfügungstehen, nicht möglich.

Abschied nehmen

Für mich hat das Abschiednehmen von Bolivien schon sehr früh begonnen, da meine letzten dreiWochen hier in die Zeit der Schulferien für die Kinder fallen. So musste ich mich von ihnen schonAnfang Juli verabschieden. Sie haben mir ein wunderschönes Abschiedsgeschenk mitgegeben, dennjedes der Kinder hatte mir eine selbst gemachte Karte mit ein paar netten Worten gebastelt, die miralle zusammen in einem großen Briefumschlag überreicht wurden. Nach vielen, vielen Umarmungen,Versprechungen, dass ich in den nächsten Jahren auch auf jeden Fall noch einmal zu Besuch kommeund einigen Tränen, war auch schon dieser letzte tolle Tag mit meinen Kürmi-Kindern vorüber. Ichkann es kaum glauben, dass diese tolle Zeit, die ich hier mit den Kindern erlebt habe, schon vorbeisein soll.

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In meiner dann wirklich letzten Woche wurde ich von meinen Arbeitskollegen mit einer kleinenAbschiedsfeier überrascht. Dabei musste ich verschiedene lustige Spielchen und Aufgabenbewältigen. Am Schluss gab es noch ein schönes Kaffetrinken, wofür alle etwas vorbereitet hatten,um danach noch mit allen zusammen ein letztes Mal die traditionellen Tänze aus Bolivien zu tanzen.Alles in Allem also eine sehrfröhliche und schöne FormAbschied zu nehmen.Dieser Ort, meine Arbeitskollegen,die Kinder und alles was sonstnoch zum Kürmi dazu gehört, istmir in diesem Jahr so sehr ansHerz gewachsen, dass ich mir garnicht vorstellen kann wie es ist,morgens aufzustehen und nicht wiejeden Tag ins Kürmi zu fahren.Fest steht, dass ich zurückkommen muss, auch wenn es nurfür einen Besuch ist.

Mit meiner Familie haben wir zum Abschied zusammen gekocht und ein letztes Mal gemeinsam zuMittag gegessen. Dabei wurden viele nette und herzliche Abschiedsworte so wie Geschenkeausgetauscht, so wie das Versprechen gegeben auf jeden Fall in Kontakt zu bleiben. Natürlich konnteich mich bei dieser Gelegenheit auch ausgiebig bei meiner Familie für die wunderschöne Zeit, ihre

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Gastfreundschaft und alles, was ich hier über Bolivien und all seine Traditionen lernen konnte, zubedanken.

Ich habe wirklich großes Glück gehabt hier in dieser tollen Familie gelandet zu sein. So ist es fürmich jetzt wirklich schwer, das alles zurück zu lassen. Meine Gasteltern, die Schwester und ihrEhemann und Kind und vor allem mein Gastbruder Carlos werden mir sehr fehlen. Sogar die kleinenkläffenden Hunde, die immer einen riesigen Lärm veranstalten wenn jemand zur Tür herein kommt,werde ich vermissen.

Ein letztes Mal nach Copacabana..An meinem vorletzten Wochenende war es mir nocheinmal wichtig, an einen der schönsten Orte, die ich hiergesehen habe, zu fahren und mich auch von diesemFleckchen Erde zu verabschieden: Copacabana amTiticaca-See.Zusammen mit Carlos und zwei Freundinnen fuhr ich alsoein letztes Mal dorthin in die wunderschöne und ruhigeAtmosphäre, die so ganz anders ist als in der chaotischenund lebendigen Stadt La Paz. Mit dem Boot fuhren wirhinüber zur Isla de Sol, und ein letztes Mal genoss ich diegrandiose bergige Landschaft rund um den See und einenletzten Spaziergang entlang der für mich schönsten Insel.Am Abend saßen wir zusammen am Seeufer vonCopacabana und sahen uns den Sonnenuntergang an. Wirhatten Glück, denn dieser Moment wurde sehr romantischvon zwei jungen Künstlern mit Gesang und Gitarrebegleitet. Für mich war es ein unvergesslicher Momenthier in Bolivien.

Ein paar abschließende WorteDas ganze Jahr Revue passieren zu lassen und diese abschließenden Worte zu verfassen, ist ganzschön schwierig, denn ich habe bis jetzt immer noch nicht alles verarbeitet, was ich hier so gesehenund erlebt habe.Am besten fange ich damit an, was ich hier alles gelernt habe und gerne mitnehmen würde nachDeutschland. Da fällt mir zunächst einmal die Gelassenheit ein. Hier wird sich nicht groß darübergeärgert, wenn mal was nicht klappt, sondern einfach gut gelaunt eine andere Lösung gesucht.Ebenfalls wird nicht alles von vorne bis hinten und mit Stress verbunden durchgeplant, manentscheidet dann einfach ganz spontan, manchmal sogar eine Stunde vorher, und trotzdem klappendie Dinge dann immer.

Was mich ebenfalls beeindruckt ist, dass viele Leute hier - auch aus meinem Freundeskreis - schwereSchicksale erlebt haben oder auch jetzt noch viele Probleme, die ihr Leben belasten, mit sichherumtragen. Sie jammern dies jedoch nicht den anderen Leuten vor, wie man es in Deutschlandmanchmal erlebt. Es wird sich nicht großartig über alles beschwert, sondern jeder versucht, für sichdas Beste daraus zu machen und geht trotzdem gut gelaunt und mit Freude durch das Leben.

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Sehr vermissen werde ich natürlich meine Gastfamilie, die mir sehr ans Herz gewachsen ist.Ebenfalls kann ich es mir gar nicht vorstellen, morgens aufzustehen und nicht zum Kürmi zu fahren,nicht die Kinder zu sehen und nicht mehr mit meinen tollen Arbeitskollegen und Freunden zusammenzu arbeiten. Das alles wird mir sehr fehlen.

Auch den einzigartigen Ausblick von El Alto aus auf La Paz möchte ich so schnell nicht vergessen, esgibt einfach keine Stadt auf der Welt, die so besonders und beeindruckend ist wie La Paz.Für mich steht aber fest, dass ich auf jeden Fall noch einmal nach Bolivien kommen muss, denndieses Land hat so viele Facetten, bietet so viel Unterschiedliches, von Kultur über Sprache, Tänze,Tradition bis natürlich hin zur Natur. Wie ich schon im Voraus gewarnt wurde, hat mich diesesFleckchen Erde wirklich gefesselt.

Was für mich der wichtigste Punkt ist, ist dass ich hier in El Alto das erste Mal in meinem Lebeneinen Einblick in andere Lebensrealitäten bekommen habe. Mir ist klar geworden, dass noch sehr vielUngerechtigkeit auf der Welt herrscht und dass in Ländern wie z.B. Bolivien noch einiges an Hilfefehlt, um die Menschen, die hier in teilweise großer Armut leben, zu unterstützen.Darum bin ich sehr froh, die Chance gehabt zu haben, hier ein Jahr im Kürmi zu arbeiten und soeinen kleinen Teil zur Verbesserung der Lebensumstände, zumindest für die Kinder, beigetragen zuhaben. Einige der Kinder verbringen – so glaube ich - die schönste Zeit ihrer Kindheit im Kürmi, hierwird ihnen eine glückliche Zeit bereitet und sie werden angemessen in ihrer Entwicklung unterstützt.

Doch gibt es meiner Meinung nach immer noch zu wenig solcher Projekte, was natürlich auch daranliegt, dass es zu wenige Hilfsgelder gibt.Für mich ist aber klar geworden, dass ich meine Zeit hier in Bolivien nicht vergessen werde und aufmeinen weiteren Weg mitnehme, was ich hier alles gesehen habe, überwiegend auch die Dinge, diemir sehr zu denken gegeben haben wie z.B. die Lebensumstände der Familien, die noch weitverbreitete Armut oder die zahlreichen Probleme mit Missbrauch und Alkoholsucht.Auch wenn ich nicht mehr vor Ort sein werde, möchte ich mich weiter damit beschäftigen, wie ichauch Deutschland aus dazu beitragen kann, weiterhin in diesen Angelegenheiten zu helfen, und ichhoffe, durch meine Berichte konnte ich ebenfalls ein paar Leute animieren, über Spenden fürEntwicklungsländer nachzudenken.

Am Schluss dieses letzten Berichtes möchte ich nun Allen danken, die mir geholfen haben, diesesJahr zu ermöglichen! Es war genau die richtige Entscheidung dieses Abenteuer anzutreten; ich habemeine Zeit hier wirklich sehr genossen und einiges gelernt und erlebt.

Vielen Dank!

Ich hoffe, es hat euch allen Spaß gemacht, meineBerichte zu lesen, ein bisschen an meinem Leben hierteilzuhaben und vielleicht auch das eine oder anderedaraus mitzunehmen.

Ich freue mich schon, einige von euch ganz bald imwarmen Deutschland wiederzusehen und hoffe, ihrhabt weiterhin auch eine so schöne Zeit, wie ich siehier hatte.

Ein letztes Mal liebe Grüße aus

dem schönen La Paz und Bolivien! Eure Pauline