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blick Kontakt Magazin der Christoffel Blindenmission Nr. 2 • 2017 Träume wahr werden lassen

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Page 1: blickKontakt - CBM Christoffel Blindenmission Schweiz · 2017-04-20 · Chef-Trainern in Biolandbau ausge-bildet worden. Unter ihnen Mahadev Barakya: «Mein fehlendes Augenlicht ist

blickKontaktM a g a z i n d e r C h r i s t o f f e l B l i n d e n m i s s i o n Nr. 2 • 2017

Träume wahr werden lassen

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blickkontakt 2

Liebe Leserin, lieber Leser

Menschen mit Behinderun-gen leben oft noch nicht gleichbe-rechtigt und wertgeschätzt. Vielfach feh-len Rahmen-

bedingungen, die Teilhabe und Produk-tivität erlauben.

Ungleich schwerer als bei uns haben es Menschen mit Behinderungen in ärmeren Ländern, sich im Wettbewerb zu behaupten. Märkte werden durch Vieles ausserhalb der eigenen Möglich-keiten bestimmt. Noch zu oft denkt das Umfeld nur an Almosen. Wenn dage-gen mehr Menschen mit Behinderun-gen Kredite für eigene Geschäftsideen bekämen, ergäben sich erstaunliche Möglichkeiten und Synergien. Arbeiten Menschen mit verschiedensten Behin-derungen zusammen und verfolgen ein gemeinsames Ziel, entsteht eine grosse Kraft, welche die einzelnen Fähigkeiten übersteigt. Das belegen Vorzeigeunter-nehmen mit ihren Beschäftigten, die mit Behinderung leben.

Nun daraus zu schliessen, dass eine Er-berbstätigkeit jedem Betroffenen mög-lich ist, wäre ein Kurzschluss. Oft reiben sich Fähigkeiten und Wünschenswertes. Hier braucht es neben Businessideen auch eine Nächstenliebe, die jeden Menschen so annimmt, wie er eben ist. Sie sucht nach neuen Wegen. Sie wagt, sich dem Gegenüber zu öffnen und nimmt die Begegnung als Geschenk an: Du gehörst dazu - was immer deine oder meine Herausforderungen sein mögen.

Dank Ihnen sind solche Wunder des Begegnens möglich. Entstehen daraus Einkommen und Respekt, sind wir alle Beschenkte!

Herzlich verbunden, Ihr

Hansjörg BaltenspergerGeschäftsleiter CBM Schweiz

Aufgelöste Barrieren und gestärkte Dorfgemeinschaften – mehr als zehntausend Menschen mit Behinde-rungen haben ihre Talente entfaltet. Etliche führen sogar eigenständig Nähateliers, Läden und Bio-Landwirt-schaftsbetriebe. Wo einst tiefe Armut drückte, blüht kraftvoll das Leben. Ich bin begeistert: Die CBM Schweiz bewirkt über ihren Partner Naman Seva Samiti Erstaunliches!

Die Vergessenen ins ZentrumNamans Mitarbeitende besuchen die Familien; sie hören zu und analy-sieren deren Lebenslage, um dann mit den Betroffenen die nächsten Schritte festzulegen. Als erstes wird der fehlende, staatliche Behinder-ten-Ausweis beschafft. Dieser berech-tigt zu einer Minimalrente von rund sieben Franken im Monat. Zugleich findet der Eintritt in eine lokale Selbsthilfe-Gruppe statt. Von Na-man unterstützt, erwirkt sie gleiche

Rechte und Chancen. Darunter den Zugang zur medizinischen Versor-gung, zu Hilfsmitteln, Therapie und zu Schulausbildung.

Zur Selbsthilfe ermächtigenNachdem die individuelle Notlage analysiert ist, erstellt Naman mit der Familie einen Business-Plan. Die Person mit Behinderung soll mit ihrer Familie rasch auf eigenen Füssen stehen. Naman lehrt Bio-Landbau und das Gewinnen von Biogas fürs Kochen. Gleich zwei Hauptursa-chen von Behinderung – Armut und Mangelernährung – werden damit überwunden.

Stabiles Mikrokredit-SystemCBM-Partner Naman verknüpft die Selbsthilfegruppen zu einem engen Netzwerk. Er schult die Gruppen, genossenschaftlich ein Sparkonto zu führen und Mikrokredite zu gewähren. Ausserdem bietet Na-man die zentrale Verarbeitung und Verpackung sowie den Vertrieb von angebauten Bio-Gewürzen.

Gleicher Wert, gleiche Rechte Hunderte von Menschen mit Be-hinderungen in mehr als fünfzig Dörfern leben nun von Weizen, Reis, Linsen, Gemüsen und Gewürzen aus dem eigenen Feld. Zudem sind rund 75 Bauern mit Behinderungen zu Chef-Trainern in Biolandbau ausge-bildet worden. Unter ihnen Mahadev Barakya: «Mein fehlendes Augenlicht ist kein Hindernis mehr. Als guter Ausbildner und inspirierender Bauer kommt mir grosses Vertrauen entge-gen.»

Hinaus aus dunklem Schicksal!Noch müssen Familienmitglieder als Saisonniers auf entfernten Planta-gen arbeiten, und für das Pflegen des eigenen Feldes Wucher-Kredite aufnehmen. Das ändert sich zuneh-mend dank den Spenderinnen und Spendern der CBM-Schweiz. Bis in vier Jahren möchte Naman 25 000 Menschen mit Behinderungen ge-stärkt haben – mehr als doppelt so viele wie heute. Unterstützen auch Sie dieses Ziel!

Das Auge für die Ärmsten haben

Titelbild: Bio-Landbau, Nähatelier, Ziegenzucht! Mit CBM-Hilfe ist Suma, deren linke Hand unbeweglich ist, zu einer Kleinunternehmerin geworden.

Was haben Ziegen, Hühner und Bio-Landbau mit Menschenwürde zu tun? Das habe ich in Madhya Pradesh erlebt, eine der ärmsten Regionen Indiens. Unser Projektpartner Naman Seva Samiti begleitet dort Menschen mit Behinderungen in ein selbstbe-stimmtes Leben. Von Christoph Hickert, Kommunikati-onsleiter CBM Schweiz

Gulfof Suez Gulf

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CelebesSea

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SouthChina Sea

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Volgograd

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Magnitogorsk

Novosibirsk

Krasnojarsk

Irkutsk Ulan-UdeChita

Perm

Samara

Smolensk

Odesa

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Istanbul

Bursa Samarkand

Karaganda

Semipalatinsk

Qandahàr

Heràt

LahoreFaisalabad

Quetta

Sukkur

Amritsar

Srìnagar

DelhiLhasa

Calcutta

Cuttack

Mandalay

Chiang Mai

Chittagong

TianjinShijiazhuangTaiyuan

HohhotBaotou

Yinchuan

Lanzhou

Chengdu

Chongqing

ÜrümqiYining

Xining

Shenyang

Harbin

Changchun

Fushun

Inchon

NanjingShanghai

Tsingtao

Hefei

CantonNanning

KunmingGuiyang

Changsha

Fuzhou

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Nanchang

Haikou

Tainan

Sandakan

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ZhengzhouXi'an

Jinan

Hong KongMacao

Ho ChiMinh City

Chennai (Madras)Bangalore

TrivandrumJaffna

Bombay

Karàchi

Izmir

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Nàgpur

Hyderàbàd

IndoreJamnagar

KànpurLucknowJaipur

Patna

Kashi

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Tabrìz

Hamadàn

BàkhtarànEsfahàn

Àbàdàn

Mashhad

Bandar-e'Abbàs

Aleppo

Basra

Tel Aviv-Jaffa

Homs

Edirne

Astrachan'Elista

Nal'{ik

Macha{kalaGroznyj

Krasnodar Majkop

Ni≠nijNovgorod

Kostroma

Kirov

Tver'Jaroslavl'

I≠evk

Cistopol

Joπkar-Ola

Ufa

Ni≠nij Tagil

[el'abinsk

Jekaterinburg

Tobol'sk

T'umen'

Kurgan

Omsk

Saransk

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Penza

Tula

Kaluga

Novgorod

Orel

Kyzyl

Kemerovo

Barnaul

Tomsk

Gorno-Altajsk

Ust'-Kamenogorsk

Pavlodar

Petropavlovsk

Kustanaj

Orsk

Kzyl-Orda

Nukus

Taπauz

Mary

Krasnovodsk

D≠ezkazganBalchaπ

D≠ambul

[imkent

Ural'sk

Aterau

Bratsk

Never

Blagoveπ{ensk

Abakan

Lahan

Sialkot

Peshawar

Soc Trang

Dong Hoi

Quang NgaiHue (Thua Thien)

Vinh City

Ninh Binh Town

Thai NguyenSon La Town

Madurai

Chhatarpur

Vijayawanda

Vishakapatnam

PadharNaman Seva Samiti

Colombo

Ulan Bator

Cairo

Khartoum

Addis Ababa

Djibouti

Asmera

Mogadishu

Minsk

Moscow

Kiev

Ankara

DamascusBaghdad

Riyadh

Manama

Doha

Kuwait

Abu Dhabi

Sana

Muscat

Tehran

Kabul

Ashkabad

Tashkent

Bishkek

Almaty

Akmola

Islamabad

New-Dehli Kathmandu

Thimphu

Dhaka

Rangoun

Phnom Penh

Bangkok

Vientiane

Singapore

Kuala Lumpur

Hanoi

Taipei

Manilla

Peking Pyongyang

SeoulDushanbe

Amman

Beirut

Jerusalem

Nicosia

Tbilisi

BakuYerevan

Bucharest

Kishinev

C H I N A

BANGLADESH

MYANMAR

THAILAND

CAMBODIA

INDONESIA

BRUNEI

LAOS

TAIWAN

PHILIPPINES

SOUTHKOREA

NORTHKOREA

BHUTAN

M O N G O L I A

UNITED ARABEMIRATES

QATAR

BAHRAIN

MOLDOVA

ESTONIA

LATVIA

BELARUS

UKRAINE

GEORGIA

AZERBAIJAN

CYPRUS

AZER.

SYRIA

I R A Q

KUWAIT

SAU DIARABIA

I R A NAFGHANISTAN

SRI LANKA

TAJIKISTAN

KYRGYZSTAN

TURKMENISTAN

K A Z A K H S T A N

UZBEKISTAN

PAKISTAN

JORDAN

LEBANON

ISRAEL

ROM

ANIA

TURKEY

MALDIVES

E G Y P T

S U D A N

E T H I O P I A

KENYAUGANDA

R U S S I A

DJIBOUTI

BULGARIA

ARMENIA

NEPAL

VIETNAM

M A L A Y S I A

OMAN

OMAN

YEMENERITREA

SOMALIA

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3 www.cbmswiss.ch

Noch vor wenigen Jahren hätten die zwei nicht zu träumen gewagt, was sie mit Hilfe von CBM-Partner Naman erreicht haben.

Misserfolg trotz grossem EinsatzBhangesh hat seit Geburt eine starke zerebrale Bewegungsstörung. Seine Eltern, landlose Feldarbeiter, ermöglichten ihm dennoch den Schulbesuch. Als er allerdings bei der Schlussprüfung der Sekundarschule durchfiel, verlor er alle Hoffnung.

Hungerlohn und ZukunftsangstFamilie und Freunde empfahlen ihm, einen kleinen Kiosk zu eröffnen. Täglich begab er sich kriechend dort-hin, verdiente aber nicht mehr als ein Trinkgeld. Bhangesh war nieder-geschlagen. Was nur sollte aus ihm werden? Einst eine Frau zu finden, hatte er sich sowieso aus dem Kopf geschlagen.

Naman packt’s anDa begegnet ihm ein Mitarbeiter von Naman. Medizinische Abklärung sowie Behinderten-Ausweis und –Rente folgen Schlag auf Schlag. Dazu bekommt er den ersten Rollstuhl seines Lebens. Es raubt ihm völlig den Atem, als er erstmals darin sitzt – Bhangesh ist begeistert! Er engagiert sich leitend in der lokalen Selbsthil-fe-Gruppe und tritt in die Spar-Ge-nossenschaft ein.

Das Leben nimmt Fahrt auf!Mittels Mikrokredit erweitert er sei-nen Kiosk zu einem Lebensmittella-den. Sein Tagesgewinn verzehnfacht sich auf rund zwei Franken. Verblüfft stellt Bhangesh fest, dass bei ihm jetzt laufend Heiratsanfragen ein-treffen!

Ein freudiges FestNaman vermittelt Bhangesh ein Darlehen von 1400 Franken einer Organisation für Brautpaare mit Be-hinderungen. Im Juni 2015 heiraten Bhangesh und Sima. Auch sie lebt mit einer Bewegungsstörung.

An der Zukunft bauenDie beiden haben seitdem gespart und eine Nähmaschine erstanden. Damit erwirtschaftet Sima nun einen Viertel des monatlichen gemeinsa-men Einkommens. Da werden die beiden nebst anderen Naman-Be-günstigten von einem Parlamentarier Madhya Pradeshs besucht. Er möchte wissen, wie staatliche Dienste die Menschen mit Behinderungen ein-beziehen können. Glücklich und un-ternehmungslustig blickt das junge Ehepaar in die Zukunft. Sie haben noch viel vor!

Träume sind wahr geworden. «Es macht Freude, wie Bhangesh und Sima in ihr Lebensglück investieren», blickt

Christoph Hickert auf die Begegnung mit dem jungen Paar zurück.

Das Eröffnen eines kleinen Lebensmittelladens kostet nur 140 Franken – ermögli-chen Sie Starthilfe!

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später lebt sie vom eigenen Land», freut sich Christoph Hickert, Kommu-nikationsleiter CBM Schweiz, «und erzielt mit dem Verkauf von Gemüse und Fleisch ein stabiles Einkommen. Vorbei sind Hunger und Ausbeutung – dank CBM-Hilfe!»

Dorfpionier VinayakAls erster seines Dorfes lässt sich Vinayak zum biologischen Landbau bewegen. Namans Fachkräfte besu-

Vinayak kämpfte sich seit dem 18. Lebensjahr mit einem defor-mierten Hüftknochen durch. Eben frisch verheiratet, war er von einem Mangobaum gefallen. Mehrfacher Bein- und Hüftbruch. «Noch heute schmerzt es, wenn ich das Bein beu ge oder eine etwas längere Distanz gehe. Auch kann ich das Bein nicht schwer belasten.»

Gegen den Hunger kämpfenTrotz Plackerei als Saisonier brachte Vinayak die Familie nicht durch; Frau und Kinder mussten mit auf die Plan-tagen. Der Mais und die Tomaten, das sie zu Hause anbauten, reich-ten nur für ein halbes Jahr. «Dazu mussten wir für Saatgut, Dünger und Pestizide siebzig Franken ausleihen. Als Sicherheit hatten wir Schmuck meiner Frau zu hinterlegen. Nach sechs Monaten mussten wir 105 Fran-ken zurückzahlen.»

Durchbruch dank Naman Im Jahr 2012 stösst CBM-Partner Naman auf die Familie. «Vier Jahre

chen und beraten ihn wöchentlich. Mit Gräsern und Kuhdung ersetzt er nun Dünger und Pestizide. «So spa-ren wir und müssen uns kein teures Geld mehr leihen. Die Ernte ist von besserer Qualität und gesund. Das hat mehr als zwanzig Familien davon überzeugt, ebenfalls biologisch an-zubauen.»

Steilpass für die KinderMittels Darlehen von Naman erwei-tert Vinayak den Gemüseanbau und erwirbt vier Ziegen. Später richten er und benachbarte Bauern eine Bioga-sanlage ein. Nun müssen seine Frau und Kinder nicht mehr stundenlang Holz suchen. Dank der erworbenen Selbstständigkeit absolvieren alle vier Kinder die Schule. Die älteste Tochter hat sie bereits abgeschlossen und befindet sich in einer Compu-terausbildung. Vinayak hingegen musste nach der fünften Klasse für den Familienunterhalt arbeiten. Vol-ler Dank rühmt Vinayak: «Naman hat uns unglaublich viel geholfen. Es hat unser Leben verändert.»

Endlich unabhängig! «Meine ganze Familie», erzählt der 40-jährige Vinayak, «musste mit mir auf Plantagen arbeiten. 16 Stunden pro Tag, monatelang. Anders hätten wir uns nicht ernähren können.» Heute aber lebt seine Familie unabhän-gig. Dank CBM-Partner Naman hat sie einen florierenden Bauernbetrieb aufgebaut.

Eine Ziege kostet 40 Franken, eine Kompostanlage 70 Fran-ken und eine Biogas-Produk-tion 350 Franken. Schenken Sie Unabhängigkeit und Zu-kunft!

Vinayak übergibt seiner Frau Anusuya einen reifen Schwammkürbis, der auf seinem Bio-Bauernhof gewachsen ist.

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«Ein schwerer Kadai (eiserner Koch-kessel) fiel auf meinen Arm, als ich sechs war», erzählt Suman. «Ich wälzte mich vor Schmerzen.» Trotz Operation im regionalen Spital konnte Suman ihre linke Hand kaum mehr gebrauchen.

Ins Aus geschoben«Meine Mutter weinte stets, wenn sie mich so sah», blickt die 22-Jährige bewegt zurück. «In der Schule wurde ich jahrelang gehänselt, sass stets allein ohne mit jemandem zu spre-chen.» Dennoch absolvierte sie zehn Schuljahre. Dankbar ist sie, in der Oberstufe doch noch einige Freun-dinnen gewonnen zu haben.

Unbeschreibliche FreudeNacheinander traten Mutter und Tochter in eine Selbsthilfegruppe von Naman ein. Auf dessen Vor-schlag besorgte sich Suman mittels Mikrokredit eine gebrauchte Hand-nähmaschine. «Keine Worte können mein Glück beschreiben, als ich die

Nähmaschine bekam», schwärmt sie. Trotz steifer linker Hand schaffte es Suman, ohne Fehler zu nähen.

Entfachte InitiativeAufgeregt trippeln fünf Ziegen neben Suman her. Am Strick führt sie die Tiere täglich zum Grasen. Sie hat die Ziegen ebenfalls mit Namans Unterstützung gekauft. «Mit Ziegen-zucht und Näharbeiten verdiene ich mein eigenes Geld und bin unabhän-gig», freut sie sich. Suman möchte nun weitere Nähmaschinen erwer-ben, um Mädchen aus den Dörfern Kurse zu geben!

Stolzer VaterZudem haben sie und ihre Mutter den skeptischen Vater vom Bio-Land-bau überzeugt. Nach drei Jahren Umstellung hat die Familie das Bio-Zertifikat erlangt. «Ich bin zuver-sichtlich», lacht ihr Vater entspannt, «dass meine Tochter vorwärts und vorwärts geht nach dieser tadellosen Unterstützung.»

Eine einwandfreie Gebraucht- Nähmaschine kostet 75 Fran-ken, ein kleiner Kleiderladen 150 Franken.

«Ich bin froh und be-geistert, was die Start-hilfe an Segensreichem auslöst. Stärken Sie mit uns benachteiligte Menschen!»

Christoph Hickert, Kommunikationsleiter CBM Schweiz.

Mit Nähmaschine im Glück. Drei bis vier Blusen oder Gewänder näht Suman an einem Tag. Daneben führt sie ihre Ziegen zum Grasen, besorgt das Feld und pflegt den Wurm-Kompost. Suman wird heute geschätzt im Dorf.

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BM/C

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Schwester Van Nga hat bis 2016 das Schul- und Ausbildungszent-rum Nhat Hong in Ho Chi Minh City (Saigon) gelei-tet, das sie 1995

mitgegründet hat. Seit zehn Jahren wird es von der CBM unterstützt. Ein Interview.

Sr Van Nga, was begeistert Sie?Wenn blinde Kinder glücklich sind und sich ihres Lebens erfreuen, weil sie Fürsorge erhalten und ausge-bildet werden. Mehr blinde Kinder sollen unabhängig leben können. Was lernen Sie von den blinden Kindern?Sie empfinden über die anderen Sinne viel feiner als wir, und nehmen uns Verborgenes wahr. Ich lerne aus ihren Gebeten, aus den Gesprächen zwischen ihnen; und manche ih-rer Gedanken berühren mich. Zum Beispiel betete ein Mädchen «Gott, heute Morgen habe ich die Ambu-lanz gehört. Wer auch immer sich darin befindet, ich lege diese Person in Deine Hände. Bitte benutze die Hände der Ärzte und Schwestern, um ihr zu helfen. Danke!» Habe ich jemals, dachte ich, beim Hören einer

Ambulanz mit Gott gesprochen? Was denken Eltern über ihr blindes Kind?Zuallererst wünschen Eltern, dass die Sehkraft ihres Kindes wieder herge-stellt wird. Einige denken, ihr blindes Kind sei eine Strafe für ihre Sün-den oder jene von Vorfahren. Viele hätten lieber, wir würden einfach

mit Geld und Reis helfen, anstatt ihr blindes Kind auszubilden. Denn wenn nicht einmal ihr sehendes Kind Schulbildung erhalten habe, brauche das blinde Kind sowieso keine. Ändert sich diese Meinung?Allerdings. Später äussern sie sich sehr froh darüber, ihr blindes Kind ins Zentrum Nhat Hong zu schicken. Es gehe ihm nun viel besser, sei glücklich, entwickle gutes Verhalten, lerne, sei initiativ und selbständig geworden. Bei Kindern mit mehrfa-cher Behinderung erleben die Eltern, wie auch es zufriedener geworden ist, ausgeglichener, die Beziehung zu den Eltern sich entwickelt und es mehr Fertigkeiten erwirbt. Wie ändern sich Haltungen sonst noch?Durch Gespräch, Beratung und prakti-sche Kurse. Zudem durch das Unter-stützen der Eltern untereinander. Auch beziehen wir sie in Planung und Umsetzung ein. Sie tragen aktiv zum Gelingen bei. Wie leben die Absolvent(inn)en?Die meisten unserer ehemaligen Schüler(innen) leben unabhängig. Einige sind vorzügliche Lehrkräfte, leiten Teams oder Blindenvereinigun-gen. Die mehrfach Beeinträchtigten

üben keinen Beruf aus. Aber sie schauen zu sich selbst oder über-nehmen Hausarbeiten, wodurch Familienmit-glieder arbeiten gehen können. Viele unserer Ehemaligen sind ver-heiratet, teils mit se-henden Partnern, und haben selbst Kinder. Sie kümmern sich um ihre Kinder und lehren sie, wie sie es selbst im Zen-trum erfahren haben. Manche sind sogar an der Universität.

Unter anderen Nguyen Tran Vu Thuy, die sich zur Lehrerin ausbilden und in Japan weiterbilden liess. Dort hat sie geheiratet und arbeitet sie heute. Nguyen Kim Phuong hat in Austra-lien Social Health studiert, Hoang Vinh Tam in Malaysia Public Policy. Was ist dank CBM-Hilfe erreicht?Die CBM hat uns unterstützt beim

Bau des neuen Gebäudes und mit Material. Dadurch ist Nhat Hong ein landesweites Versorgungs- und Ausbildungszentrum für Fachkräfte, Eltern, Schulen und Blindeneinrich-tungen geworden. Mit Hilfe der CBM entwickelt worden sind die Frühför-derung blinder Kinder in Familien und Waisenhäusern sowie die Inklu-sion in Regelschulen. Ferner entstan-den ist die Assistenz für Jugendliche in höherer Ausbildung, das Berufsaus-bildungs-Programm sowie Kurse für Eltern, Lehrer und Sonderpädagogen. Welches sind die nächsten Ziele?Mehr blinde Kinder, vornehmlich auf dem Land, aufzufinden und zu fördern. Dafür arbeiten wir mit Be-hindertenvereinigungen zusammen. Zugleich wollen wir Schulabgän-ger(innen) den Zutritt zu den Beru-fen öffnen. Oft wird blinden Jugend-lichen der Massageberuf zugewiesen, ungeachtet von Befähigung und Neigung. Wir lassen Eignungsanaly-sen vornehmen, bringen die Jugend-lichen direkt mit Unternehmen in Kontakt und vermitteln «on-the-job-trainings».

Vietnam: Von Frühförderung bis Berufsausbildung

Schweizer repariert in Laos

Ehrenamtlich hat Fritz Herzog, Service-Techniker von Medi-consult, am Nationalen au-genmedizinischen Zentrum in Vientiane/Laos Geräte revidiert. Wir danken ihm ganz herzlich!

Erfreut berichtet Fritz Herzog von der CBM-geförderten Klinik: «Ich war überrascht vom saube-ren Spital und äusserst freundli-chen Personal. Nie erwartete ich eine solch gute Ausrüstung, sei es zur Diagnose, im Operationssaal oder in der optischen Werkstatt.» Während einer Woche reparierte Fritz Herzog defekte Geräte und leistete Unterhaltsarbeiten, um gegen Schäden vorzubeugen.

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«Blinde Kinder haben mich Manches gelehrt; sie empfinden feiner als wir und nehmen uns Verborgenes wahr», verrät Sr. Van Nga.

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ging langsam hinter ihnen her. Die Eimer waren schwer und die abge-arbeiteten Hände schwach. Deshalb legten die Frauen eine Ruhepause ein, denn der Rücken tat ihnen weh. Da kamen ihnen drei Jungen ent-gegen. Der erste stellte sich auf die Hände und schlug Rad um Rad. Die Frauen riefen: «Welch ein geschickter Junge!» Der zweite sang so herrlich wie die Nachtigall, und die Frauen lauschten andachtsvoll mit Tränen in den Augen. Der dritte Junge lief zu seiner Mutter, hob die Eimer auf und trug sie heim.

Da fragten die Frauen den alten Mann: «Was sagst du zu unseren Söh-nen?» «Wo sind eure Söhne?», fragte der alte Mann verwundert, «ich sehe nur einen einzigen Sohn!»

Die Moral von der Geschichte lässt sich ohne weiteres über die Familie hinausdenken. Denn Unterstützung oder Hilfe von sich aus, ob gross oder klein, ist vielerorts vonnöten. Sei dies

Die Geschichte des russischen Schrift-stellers Leo Tolstoi über die drei Söhne kommt mir immer mal wieder in den Sinn, da sie für mich sehr viel über Empathie und Hilfsbereitschaft aussagt. Manche von Ihnen dürften die Kurzgeschichte auch kennen:Drei Frauen wollten am Brunnen Wasser holen. Nicht weit davon sass ein alter Mann auf einer Bank und hörte zu, wie die Frauen ihre Söhne lobten. «Mein Sohn», sagte die erste, «ist so geschickt, dass er alle anderen hinter sich lässt.» «Mein Sohn», sagte die zweite, «singt so schön wie die Nachtigall! Es gibt keinen, der eine so schöne Stimme hat wie er.» «Und warum lobst du deinen Sohn nicht?», fragten sie die dritte, als diese schwieg. «Er hat nichts, was ich loben könnte», entgegnete sie. «Mein Sohn ist nur ein gewöhnlicher Knabe, er hat nichts Besonderes an sich und in sich.»

Die Frauen füllten ihre Eimer und gingen heim. Der alte Mann aber

nun, bezogen auf das Mandat der CBM, zugunsten von Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsge-bieten, oder gerade auch im alltäg-lichen Leben: im Bekanntenkreis, im Büro, in der Gemeinde, oder in belie-big anderen Situationen. Das zeitwei-lige Zurückstellen der eigenen Be-dürfnisse einerseits sowie Empathie und Hilfsbereitschaft andererseits sind für mich zentrale Eigenschaften für ein gutes Zusammenleben. Sie sind so etwas wie der soziale Kitt, der die Menschen verbindet. Oder, mit Albert Schweitzer gesprochen: «Das Glück ist das einzige, das sich verdop-pelt, wenn man es teilt.»

Michael Schlicken- rieder, Verantwort- licher Medien und Website CBM Schweiz

7 www.cbmswiss.ch

In Lima/Peru hat die Stiftung Hear the World des Hörgerä-te-Herstellers Sonova einen einwöchigen Kurs unterstützt. Durchgeführt wurde er von der CBM und der London School of Tropical Hygiene. Fachkräfte ver-netzten sich, um besser gegen Hörbehinderungen vorzubeu-gen. Allein in Peru leiden mehr als eine halbe Million Menschen an Hörverlust.

Mit Sonova für gesunde Ohren

Über den ehrenamtlichen Einsatz von Dr. Roman Eberhard hat Zürichs Städ-tisches Amtsblatt berichtet. Der Augenchirurg am Uni-Spital Zürich hat für die CBM rund ein Jahr lang an der Mengo-Augenklinik in Uganda gearbeitet.

«Dabei behandelte er über 2000 Menschen und rettete viele von ihnen vor dem Erblinden», so das Tagblatt.

Zürcher Tagblatt berichtet zu CBM

Denkanstoss: Geteiltes Glück ist gemeinsames Glück

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fehlt neun von zehn Betroffenen das Hörgerät!

Likith öffnet sich Zunehmend besser reagiert Likith nun auf Geräusche und Gesproche-nes. Er blickt zu den Sprechenden. Sogar auf mündliche Anweisungen reagiert er zunehmend. Er beginnt Silben zu sprechen, und endlich ver-nimmt Jyothi das ersehnte «Mama»!

Impr

essu

m

ist Likith teilnahmslos. Manchmal aber lacht der Knabe laut auf. Ohne ersichtlichen Grund.

Es fehlt nicht viel…Die multidisziplinäre Klinik Unit of Hope bei Bangalore untersucht die Hörkraft von Likith. Schwerhörigkeit lautet der Befund. Von der CBM finanziert erhält Likith Hörgeräte. Er hat Glück; in den Armutsgebieten

«Schwerer Rückstand», «reagiert nicht auf mündliche Anweisung», «nimmt kaum Kontakt auf». Mut ter Jyothi nickt traurig. Was bei ihrem Sohn Likith die Fachkräfte beob-achten, erlebt sie Tag für Tag. Nun möchte die Mutter aber dringend wissen: besteht Hoffnung?

Zweieinhalb ist Likith bereits. Noch nie hat Jyothi von ihm ein «Mama» gehört. Jeder Monat quälenden War-tens verzehrt die Hoffnung. Manch andere Kinder erzählen in diesem Alter schon Geschichten! Likith hin-gegen starrt bevorzugt zur Decke. Unansprechbar. Sonst spielt er mit einem Ball, oder beschäftigt sich mit einer Dorfkatze.

Unheimlicher Junge?Vater Muniyellappa weiss auch keinen Rat. Der Bauer hat sich einen wachen, quicklebendigen, zupacken-den Jungen gewünscht. Stattdessen Bi

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BM/C

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Herausgeber/Verlag CBM (Schweiz), Schützenstrasse 7, 8800 Thalwil Telefon 044 275 21 71, Fax 044 275 21 89, [email protected], www.cbmswiss.chSpendenkonto PC 70-1441-5, IBAN CH38 0900 0000 7000 1441 5 Spenden können gemäss den kantonalen Richtlinien von der Steuer abgezogen werden.

Kommunikationsleitung; Redaktion; Layout Christoph Hickert; Stefan Leu, Melanie De Coninck; Marcel Hollenstein

Abonnemente Das Jahresabo kostet CHF 5.–

Erscheinungsweise 7 x jährlich für den Freundeskreis der CBM Christoffel Blindenmission.

Druckerei/Sponsor Druckerei Franz Kälin AG, Einsiedeln

Wiedergabe von Artikeln und Bildern mit Quellenangabe gemäss Zweck der CBM gestattet.

Das Heft ist als Hörzeitschrift erhältlich (Schweiz. Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte SBS, [email protected]).Falls für ein Projekt mehr Geld eingeht als benötigt, werden wir es in ähnlicher Weise für die Bedürftigsten einsetzen.

Erstes «Mama» mit zweieinhalb

Die CBM-geförderte Klinik Unit of Hope bei Bangalore behandelt und fördert Kinder mit sämtlichen Behinderungen. Über unsere Kinderpatenschaft können Sie diesen benachteiligten Kindern regel - mässig helfen. Bestellen Sie unverbindlich die Unterlagen! Tel. 044 275 21 71 oder [email protected].

Ein Hörgerät kostet 120 Franken. Schenken Sie Kindern das Hören!