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Allgemeine DidaktikWS 11/12

Dewey

V.-Prof. Dr. Christian SwertzMedienpdagogikInstitut fr BildungswissenschaftUniversitt Wien

[email protected]://medienpaedagogik.univie.ac.at

Nach Terhart findet zwischen 1750 und 1850 in Deutschland ein bergang vom Schulehalten zum Unterrichten statt. Welche der Ideen von Comenius finden sich in Bezug auf diesen bergang in der Darstellung von Terhart nicht wieder?

Die Einfhrung eines Systems zur bertragung von Wissen und Fhigkeiten von der alten Generation an die Jungen.

Der Abbau des Analphabetismus.

Die Einfhrung des Frontalunterrichts.

Die Orientierung an der Pansophie.

Die Disziplinierung der nachwachsenden Generation.

Lehrer

Lerner

Gegenstand

Das didaktische Dreieck

Wiederholung:Wie positioniert Comenius Gegenstand, Lehrende und Lernende?

Diesmal:Wie positioniert Dewey Gegenstand, Lehrende und Lernende?

JOHN DEWEY

John Dewey wurde am 20. Oktober 1859 in Burlington geboren und starb am 1. Juni 1952 in New York. Whrend bei Comenius der Umbruch vom Mittelalter in die Neuzeit auch unter dem Eindruck des Buchdrucks - im Mittelpunkt stand, ist fr Dewey die Industrialisierung der relevante historische Hintergrund. Neben diesem gesellschaftshistorischen Kontext wird der wissenschaftshistorische Kontext, der durch die Theorie, die Darwin zur Entwicklung der Arten vorgelegt hat, bestimmt ist, fr Dewey relevant. In diesem Kontext entwickelt er das auf die Erziehung bezogene Konzept der gelebten Demokratie.Deweys Heimatstadt Burlington, ein Holzhandelsplatz, wurde whrend seiner Kindheit an das Eisenbahnnetz angeschlossen und insofern industrialisiert. Die Industrialisierung bestimmt auch seine nchste Lebensstation: Dewey schliet die Universitt zunchst mit einem Bachelor ab und arbeitete anschlieend als Lehrer im nach einem lfund gegrndeten Oil-City, das durch Industrialisierung und rapides Wachstum gekennzeichnet ist. Es ist nicht zuletzt dieses schnelle Wachstum von Stdten im Zuge der Industrialisierung, das zu pdagogischen Herausforderungen fhrt.Von 1882 bis 1884 absolviert Dewey sein Promotionsstudium in Baltimore, vor allem bei Peirce, Hall und Morris. Morris vermittelte ihm die Schriften von Kant und Hegel, die fr ihn unter anderem eine Loslsung von der theologischen Doktrin seiner Mutter bedeuten. Anschlieend unterrichtet Dewey fr 10 Jahre an der Universitt in Ann Arbor. In dieser Zeit entwickelt er seine Theorie der Erfahrung und und des Erfahrungsraums. Zugleich rckt fr ihn die Argumentation fr die Demokratie als von allen Brgerinnen und Brgern gelebte Lebenswirklichkeit in den Mittelpunkt. Dabei grenzt er sich Erkenntnistheoretisch von Hegels absolutem Idealismus im Blick auf eine dynamisch-demokratische Wissenschaft ab, bernimmt aber zahlreiche Ideen von Hegel, wie die der Kontinuitt. 1894 wurde Dewey an die neu gegrndete und mageblich durch den Baptisten J.D. Rockefeller (Religiositt/Industrie) finanzierte Universitt in Chicago berufen. 1896 grndet Dewey dort die Laboratory School, eine Versuchsschule, in der demokratische Erziehung praktisch entwickelt werden sollte. 1904 verlsst Dewey nach heftigen Konflikten um seine Schule Chicago; die Schule wird geschlossen. Whrend Dewey whrend seines weiteren Lebens durch die breite Akzeptanz der progressive education, der Projektmethode und des Gruppenunterrichts einen erheblichen Einfluss hatte, gerieten seine Ideen nach seinem Tod unter dem Einfluss des Sputnik Schocks und wegen des behaupteten Defizits amerikanischer gegenber sowjetischer Erziehung in Misskredit. Das Lernen von Geschichtsdaten der Kreuzzge wird gegenber dem Verkleiden als Pakistani zum Zwecke des eigenen Nachspielens einer UN -. Hauptversammlung (wieder) in den Mittelpunkt gerckt; auch die Vermittlung von Werten wir gegenber der Diskussion von Werten wieder forciert. Whrend die Sinnhaftigkeit solcher Einwnde bestritten werden kann, ist klar, dass die VertreterInnen der progressive education die Weiterentwicklung, die ja im Mittelpunkt ihrer berlegungen stand, selbst nicht konsequent praktiziert haben, sondern ihr Konzept zumindest gelegentlich auch dogmatisch vertreten haben. Zudem wurde die eigene Entwicklung des Kindes (wachsen lassen) gegenber den Forderungen an das Kind in der Praxis wohl berbetont.Im deutschsprachigen Raum beeinflusst Dewey zwar die Arbeitsschulidee Kerscheinstiners. Allerdings wird dieser von Spranger auf die Orientierung an der Letztbegrndung der Erziehung in einer Strukturtheorie des Geistes und in der Anthropologie, die im deutschsprachigen Bildungdenken typisch war (und z.T. auch noch ist) eingeschworen beides Momente, die fr das eher kulturevolutionre Denken des Pragmatismus keine relevante Rolle spielen. Im Mittelpunkt von Deweys berlegungen steht nun die Demokratie, nicht zuerst als Staatsform, sondern als partizipative Lebensform, die allerdings auf die Konstitution des Staates bezogen wird. Erziehung ist fr ihn Lernen durch Handeln. Ihr Ergebnis ist nicht durch eine Philosophie zu bestimmen, sondern ist stets innerhalb der Handlungsmglichkeiten neu zu bestimmen.

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Aufbau der Vorlesung

Das Stichwort Bildung selbst findet sich bei Dewey nicht; im angloamerkanischen Raum ist die Bezeichnung fr Bildungstheorie Philosophy of Education; Bildung knnte als beeing well educated bersetzt werden. So nennt Dewey sein Hauptwerk Democracy and Education im Untertitel An Introduction to the Philosophy of Education. Dewey rckt in seinen berlegungen das Individuum in der demokratischen Gemeinschaft in den Mittelpunkt. Seine Absicht ist die berwindung feudaler Autoritten und unerreichbarer Utopien. Er schreibt: Demokratie bringt unausweichlich zunehmend Respekt fr das Individuum als Individuum mit sich, mehr Gelegenheit fr Freiheit, Unabhngigkeit und Initiative im Verhalten wie im Denken. Korrespondierend damit steht eine erhhte Anforderung nach fraterneller Anerkennung sowie nach selbst auferlegter und freiwillg getragener Verantwortung (Dewey 1985; 418; bersetzung nach: Oelkers 2009: 77). Hier rckt das Eigenrecht des Individuums und nicht das aus Prinzipien entwickelte Verstndnis des Menschen in den Mittelpunkt. Dabei werden weder allgemeine Ideen des Subjekts (wie im deutschen Idealismus) noch universale Vorstellung eines idealen Staates (wie bei Platon) in Anspruch genommen. Vielmehr wird der Dualismus von Individuum und Gesellschaft abgelehnt (Oelkers 2009: 85)Dies ist auch vor dem Hintergrund der amerikanischen Gesellschaft zu sehen, in der die Selbstverantwortung des Individuums einen anderen Stellenwert hat als in vielen europischen Gesellschaften. Ein Beispiel dafr ist die Schule, deren staatliche Finanzierung nicht nur zu Deweys Zeiten umstritten war, denn eine staatliche Finanzierung von Schule schrnkt die Freiheit der Brgerinnen und Brger, die Schule selbst zu bestimmen, ein. Solche Einschrnkungen, die mit der Verpflichtung zu Steuerzahlungen, die u.U. Dritten zu Gute kommen, einher geht, werden in den USA auch heute noch schnell als kommunistische Idee gekennzeichnet, die der Freiheit des Einzelnen, die im kapitalistischen Modell im Mittelpunkt steht, entgegen steht.

Weil Dewey in vorliegenden Erziehungstheorien nun entweder den Spiegel autoritr-feudaler Gesellschaften oder den Spiegel unerreichbarer Utopien vorfindet, entwickelt er eine Erziehungstheorie, die Demokratie als Lebensform und damit den demokratischen Menschen in den Mittelpunkt rckt. Dies als Bildungsideal zu bezeichnen wre widersprchlich, weil es eben kein Ideal ist. Hier wre die Rede von einer Bildungsaufgabe sinnvoller, denn Bildung ist nicht etwas, was einmal zu erreichen ist, sondern wird im Sinne der fortwhrenden Anpassung an die Umgebung als eine lebenslange Aufgabe gedacht. Dabei besteht hier aber nicht nur Bezug zur Evolutionstheorie, sondern auch eine Orientierung am Schicksal der menschlichen Gemeinschaft; eine Idee, die wohl auf Deweys religise Wurzeln zurck zu fhren ist (Oelkers 2009: 100).Zentral sind fr Dewey dann die Konzepte der participation und der flexible adjustmen, also Beteilung an der Gemeinschaft im Sinne der bernahme von Verantwortung fr die Gemeinschaft durch eine flexible Anpassung. Das Individuum ist hier weder determiniert noch vllig unabhngig von seiner Umwelt gedacht, sondern als stets auf die Umwelt bezogen. Der Mensch lebt in der und fr die Gemeinschaft. Mit dem Demokratiegedanken steht dabei die fortwhrende Differenzierung von Gesellschaft und Individuum im Mittelpunkt. Daher rckt auch nicht eine Erziehung fr alle in den Mittelpunkt, sondern die Teilhabe des Individuums an der Gemeinschaft. Dabei wird auch Gesellschaft, d.h. die gesellschaftlichen Institutionen, als etwas gedacht, dass stndig weiter entwickelt werden muss. Damit rckt die wechselseitig Anpassung von Individuum und Gemeinschaft in den Mittelpunkt.Man knnte sagen, dass Dewey damit die Dynamik als zentrales Kennzeichen der Moderne fokussiert..

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Im Sinne des demokratischen Lebens ist von Lernenden zu erwarten, dass sie Verantwortung fr sich selbst bernehmen so, wie das von freien Brgerinnen und Brgern eines demokratischen Staates zu erwarten ist, die eben auch Verantwortung fr den Staat bernehmen. Whrend der Mensch von Comenius als ursprnglich paradiesisches, unverdorbenes Wesen verstanden wird, sieht Dewey den Menschen als ein Wesen an, dass sich seine Position und seine Gesellschaft stets zu erarbeiten hat. Der Mensch wird in der komplexen Wechselwirkung zwischen Individuum und Gruppe begriffen; daher wirkt auch nicht nur die Gruppe auf den Menschen, sondern zugleich immer auch der Mensch auf die Gruppe ein; eine interaktionistische Position, mit der Wachstum (growth) im Sinne der fortwhrenden Anpassung an immer neue Probleme in den Mittelpunkt rckt. Damit wird, so wie die Evolutionstheorie eine Gottthnlichkeit als letztes Ziel ablehnt, jede Teleologie abgelehnt; vielmehr gilt es, das Ziel ebenso wie die Gemeinschaft auf dem Weg stets auch mit zu verndern der Weg rckt in den Mittelpunkt. Damit wird auch der Konformitt, der vorgegebenen Anpassung an die bestehende Welt der Erwachsenen, eine Absage erteilt. Schon das Kind wird nicht als defizitr begriffen, sondern als Wesen, dass sich aktiv und selbstttig im Kontinuum seiner Erfahrung bewegt und daran ndert sich im Laufe des Lebens nichts (->Lebenslanges Lernen).

Fr Dewey sind, wie Oelkers schreibt, Erziehung und Erfahrung nicht zu unterscheiden, und Leben ist dasselbe wie Wachstum. Das hat keinen Abschluss; Erziehung ist damit auf Zukunft bezogen, aber nicht an der Zukunft orientiert, weil nur die Gegenwart beeinflusst werden kann. Neben diesen Momenten spielt aber auch die Gewohnheit eine zentrale Rolle. Wenn Lernende mit Problemen konfrontiert werden, versuchen Sie zunchst, diese mit Hilfe ihrer Gewohnheiten zu ndern. Gewohnheiten werden dabei aber nicht als feststehend gedacht, sondern als etwas, das sich stndig verndert. Habits sind stets auf Erfahrungen bezogen und werden durch neue Erfahrungen korrigiert. Auch Gewohnheiten sind damit als etwas dynamisches gedacht, und die Bereitschaft zur Vernderung und Korrektur der Gewohnheiten steht der Aneignung richtiger Gewohnheiten in den von Dewey kritisierten traditionellen pdagogischen Anstzen gegenber. Intelligenz und Dewey kennt hier auch die soziale Intelligenz wird vor diesem Hintergrund als die Fhigkeit zur Anpassung der Gewohnheiten verstanden.

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Dewey schreibt: Die Aufgabe des Erziehers im gesamten Unternehmen der Erziehung besteht darin, fr eine Umgebung zu sorgen, die geeignete Reaktionen herausfordert und den Lernenden in seinem Fortschritt leitet. Letzten Endes kann der Erzieher nichts weiter tun als die Reize so auszuwhlen und gestalten, da die Reaktionen so sicher wie mglich zur Bildung wnschenswerter Geistes- und Gemtsdispositionen fhren. [] Der zweite Punkt ist die Notwendigkeit einer sozialen Umgebung, die den gebildeten Gewhnungen Sinn und Bedeutung geben mu (Dewey 2011: 240).

Das ist vor dem Hintergrund von Deweys Ansatz nicht wie in der Rousseauschen negativen Erziehung zu sehen, weil Rousseau Natur gegen Gesellschaft stellt und Gesellschaft letztlich verwirft. Auch bei Herbart wird das Individuum und nicht die Gemeinschaft erzogen. Diese Widersprche verwirft Dewey. Bei ihm wird die Entwicklung der Menschheit nicht durch Widersprche (wie eben den zwischen Individuum und Gesellschaft) vorangetrieben, sondern durch Anpassung; eine Idee, die wohl auf die Darwinsche Evolutionstheorie zurck geht. Denken ist fr Dewey nicht auf einen Geist bezogen, sondern intelligente Problemlsung, die Ttigkeit und Schulung verlangt. ( Popper: Denken als Problemlsen)

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Unterricht an der Laboratory Scholl sollte, wie Oelkers schreibt, wie intelligentes Suchen oder entdeckendes Lernen organisiert werden (Oelkers 2009: 267). Fr Dewey ist dabei die Orientierung an der naturwissenschaftlichen Forschungsmethode ebenso relevant wie die Orientierung an der Ntzlichkeit des zu lernenden Stoffes.

Daher rckt er das Problemlsen in den Mittelpunkt und zwar in hohem Mae im Sinne der naturwissenschaftlichen Forschung im Blick auf die praktische Anwendung; also eigentlich fast schon praktische Forschung. Es geht also weniger darum, die Schule so einzurichten, dass alle das Gleiche lernen knnen; die Schule muss vielmehr so organisiert werden, dass alle die Mglichkeit haben, selbst Entdeckungen zu machen. Das sollte durchaus auch auerhalb der Schule erfolgen; durch Versuche in der freien Natur.

Dabei wurden drei Prinzipien magebend:

- Schlerorientierung- Wirklichkeitsorientierung- Produktorientierung

Die Nhe dieses Vorgehens zur industriellen Produktion ist sicher nicht zufllig. Gleichzeitig wird hier aber auf eine interessante Weise das Verhltnis von Bildung und Ausbildung so die Thematisierung im deutschsprachigen Raum gestaltet, denn es geht Dewey keineswegs nur um die Orientierung an Ntzlichkeit in der Gegenwart, sondern durchaus um die Entwicklung einer forschenden Haltung.

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Unterricht an der Laboratory School sollte, wie Oelkers schreibt, wie intelligentes Suchen oder entdeckendes Lernen organisiert werden (Oelkers 2009: 267). Fr Dewey ist dabei die Orientierung an der naturwissenschaftlichen Forschungsmethode ebenso relevant wie die Orientierung an der Ntzlichkeit des zu lernenden Stoffes.

Daher rckt er das Problemlsen in den Mittelpunkt und zwar in hohem Mae im Sinne der naturwissenschaftlichen Forschung im Blick auf die praktische Anwendung; also eigentlich fast schon praktische Forschung. Es geht also weniger darum, die Schule so einzurichten, dass alle das Gleiche lernen knnen; die Schule muss vielmehr so organisiert werden, dass alle die Mglichkeit haben, selbst Entdeckungen zu machen. Das sollte durchaus auch auerhalb der Schule erfolgen; durch Versuche in der freien Natur.

Dabei wurden drei Prinzipien magebend:

- Schlerorientierung- Wirklichkeitsorientierung- Produktorientierung

Die Nhe dieses Vorgehens zur industriellen Produktion ist sicher nicht zufllig. Gleichzeitig wird hier aber auf eine interessante Weise das Verhltnis von Bildung und Ausbildung so die Thematisierung im deutschsprachigen Raum gestaltet, denn es geht Dewey keineswegs nur um die Orientierung an Ntzlichkeit in der Gegenwart, sondern durchaus um die Entwicklung einer forschenden Haltung.

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Lnger als die Laboratory School von Dewey existiert die 1974 gegrndete und nach wie vor aktive Laborschule in Bielefeld, die das Konzept von Dewey aufgreift und praktisch erfolgreicher implementiert.

Das rumliche Setting ist hnlich (wenn auch klarerweise etwas moderner); die didaktische Vielfalt ist allerdings grer nicht zuletzt, weil die LehrerInnen und Lehrer in stndigen Experimenten, oder, aktueller: Unterrichtsversuchen, ihren eigenen Unterricht weiterentwickeln.

Dabei werden durchaus auch Materialien in Form von Schulbchern und insbesondere Selbstlernmaterialien entwickelt.

Die Methoden sind dabei nicht auf die Didaktik von Montessori bezogen. Als Hauptabgrenzungsgesichtspunkt kann hier der demokratische Gedanke genannt werden.

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Whrend Comenius ein klar strukturiertes Stufenkonzept fr die Aufteilung von Zielen und Inhalten kennt, gibt es fr Dewey keinen fixen Kanon. Die Auswahl von Lerngegenstnden wird als sozialer Prozess verstanden. Das wird vor allem gegen Herbart angefhrt, von dem nach Dewey die Wechselwirkung zwischen Organismus und Umwelt ignoriert wird. Wird diese bercksichtigt, ist aber klar, dass es keine bestimmten Gegenstnde sind, die zu Erfahrungen fhren, sondern dass die Erfahrung durch die Gegenstnde stattfindet der Weg, also die Methode, steht im Mittelpunkt. Damit ist fixiertes Wissen keineswegs irrelevant. Aber es bekommt eine andere Funktion im Blick auf den Unterricht: Wo die Auswahl der Lehrstoffe fr die breite Masse des Volkes im wesentlichen unter Ntzlichkeitsgescihtspunkten, diejenige fr die hhere Erziehung der Wegnigen dagegen unter der Wirkung der berlieferung einer abgesonderten 'Kulturklasse' erfolgt, kann die Demokratie nicht gedeihen (Dewey 2011: 256). Der Orientierung an blo ntzlichen Inhalten oder einem an sich wertvollen Wissen setzt Dewey die Orientierung an der Gemeinschaft und die Orientierung an der Methode entgegen: Ein Lehrplan, der die soziale Verantwortlichkeit der Erziehung anerkennt, mu fr Lagen sorgen, in denen die sich aufdrngenden Probleme zu den Schwierigkeiten und Aufgaben des Zusammenlebens in Beziehung stehen, in denen Beobachtung und Wissen darauf berechnet sind, die soziale Einsicht und das soziale Interesse zu entwickeln (Dewey 2011: 256).

Ziele werden von Dewey nicht vorher bestimmt und fixiert, sondern: Aims mean acceptance of repsonsibility for the observations, anticipations, and arrangements required in carrying on a function whether farming or educating (Dewey 2011: 114). Fr Dewey hat die Erziehung keine Ziele Ziele knnen nur handelnde Menschen haben, und diese Ziele knnen nur aus dem Erziehungsprozess kommen. Sie sind also immer wieder neu zu entwickeln.Diese Ziele sind aber nicht etwas, das beliebig verhandelt werden kann, sondern werden also Folge von gesellschaftlicher Differenzierung verstanden (Oelkers 2009: 97). Hier wird - aber das Folgende ist spekulativ - die Zukunft der gesellschaftlichen Entwicklung in einer offenen Form bercksichtigt; in letzter Konsequenz aber nur dann, wenn dann auch die Differenzierung zu Gunsten einer Homogenisierung als Prmisse abgelst werden kann. Das wrde sicher der Denkweise Dewey entsprechen; seit Dewey besteht aber die Entwicklung zu einer differenzierteren Gesellschaft fort.

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Dewey rckt kein technische Medium in den Mittelpunkt. Entscheidend sind die eigenen Erfahrungen mit den eigenen Sinnen. Damit rckt der Krper als Medium in den Mittelpunkt.

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http://www.youtube.com/watch?v=zkF0WOGpXO8

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Der Frontalunterricht wird als Methode abgelehnt. Hauptgrund ist der Umstand, dass mit dem Frontalunterricht nicht die eigene Verantwortung des Individuums fr sein Wissen in den Mittelpunkt gerckt wird, sondern die Demonstration vorhandenen Wissens durch Lehrende mit Hilfe von Schulbchern.

Die Unterrichtsmethode wird dabei als empirisch zu begrndend gesehen: Eine Methode muss sich daran messen lassen, ob die Kinder annehmen, was Sie lernen, und damit etwas anfangen knnen. Empirische Begrndung meint dabei nicht, dass einmal zu untersuchen ist, was funktioniert, und dies dann immer weiter realisiert wird. Sondern es geht darum, dass Lehrende den eigenen Unterricht als fortlaufendes Experiment sehen, in dem immer wieder Anpassungen vorgenommen werden, deren Ergebnis dann beobachtet wird. Dieser Bezug auf wissenschaftliches Vorgehen ist dabei nicht wie bei Herbart im Blick auf eine aus Prinzipien entwickelte Theorie gedacht, sondern als kontinuierlicher Entwicklungsprozess, der kein letztes Ziel kennt.

Es gibt also nicht die richtige Methode. Allerdings wird gegenber dem lock-step-schooling, dem gleichen Unterricht einer Klasse im Sinne von Comenius, eine Reihe von Experimenten gegenbergestellt, mit denen demokratischere Formen in den Mittelpunkt gerckt werden. Dabei spielt Student Control, also die Kontrolle des Lernenden ber den eigenen Lernprozess eine ebenso zentrale Rolle wie Self Government, also die Selbstregierung von Jugendlichen in eigenen Republiken; Entwicklungen, die nicht nur in der Schule, sondern auch in anderen pdagogischen Handlungsfeldern erprobt wurden.

Paradigmatisch fr solche Konzepte wurde die Projektmethode sowie das entdeckende Lernen. Mit der Projektmethode rckt das Lernen durch selbst Handeln in den Mittelpunkt, mit dem entdeckenden Lernen das Lernen durch selbst Forschen, denn diese Idee ist klar auf die Idee der wissenschaftlichen Methode bezogen.

Dabei sind Projekt wie z.B. ein Zirkusprojekt genau die Dinge, die fr Menschen, die sich an fixen Bildungskanons orientieren, immer das, was als sinnlos und ohne Ziel empfunden wird. Daher eine abschlieende Bemerkung zur Funktionsfhigkeit der Methode:

Bei einer Sondertestung der Laborschule mit den Pisa Tests wurde deutlich, dass die Schule im Vergleich zu anderen Gesamtschulen deutlich berdurchschnittliche Werte erreicht. Das ist allerdings an der Zusammensetzung der Schlerschaft zu relativieren, die eher der eines Gymnasiums entspricht. Zieht man Gymnasien als Vergleich heran, wird deutlich, dass die Laborschule im Blick auf den Lernerfolg im guten Durchschnitt liegt.

Das ist anders im Blick auf die soziale, oder hier besser: demokratische Einstellung. Laborschler tendieren in deutlich geringerem Mae dazu, auf strukturelle Ungerechtigkeiten mit Verantwortungsabwehr zu reagieren. Gleichzeitig ist bei ihnen die Neigung zur Verantwortungsbernahme erheblich strker ausgeprgt. (http://www.boa-muenchen.org/boa-archiv/a0211170.htm). Das gilt auch fr die erheblich hhere Bereitschaft zu sozialem Engagement (z. B. armen oder lteren Menschen helfen, Unterschriften fr einen offenen Brief sammeln) und zur Integration von Zuwanderern.

Dass die Bereitschaft, sich auch auf neue Inhalte in einer selbst erarbeitenden Art und Weise einzulassen, nicht getestet worden ist, spricht fr die etwas einseitige Sichtweise der durchgefhrten Studie. Gerade hier wre aber im Blick auf die Wissensgesellschaft eine Strke der Methode zu vermuten.

http://medienpaedagogik.univie.ac.at

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