bon jovi fanfiction (wild is the wind part 2)
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Titel: Wild Is The Wind (Part 2) / Autor: Runaway 100 / Beschreibung: Es geht um die Anfangs 14-‐, dann 16jährige Jo, die eines Tages bemerkt, dass sie Zeitreisen kann. In der Vergangenheit (ca.1986) bahnt sich 'etwas' zwischen Jon und Ihr an, was nicht ohne Folgen bleibtTRANSCRIPT
Fortsetzung von Part 1
(Part 1 ist auf bonjovi.thefanbase.net kostenfrei nachzulesen)
28.
Es kribbelte immer noch alles an meinem Körper, als ich etwas unsanft auf meinem Schreibtisch landete.
Erleichtert stellte ich fest, dass ich vor meinen Eltern angekommen war.
Ich hüpfte schnell unter die Dusche und rief dann Sina an, um ihr mitzuteilen, dass ich tatsächlich rechtzeitig angekommen war.
Kaum hatte ich aufgelegt, hörte ich auch schon, wie meine Eltern die Tür aufschlossen.
"Wir sind wieder da!"
"Hab’s mitbekommen! Wie war’s?"
"Ganz nett. Bei Dir?"
"Wie ihr seht lebe ich noch und habe folglich nicht das Haus in Brand gesetzt."
"Hast Du schon was gegessen?"
"Ja Klar."
Was sollten eigentlich immer diese unnötigen Fragen? Schon klar, dass ich mich nicht selbst verhungern ließ, oder?
Leicht genervt betrat ich die Küche.
"Wann habt ihr eigentlich das nächste Mal was vor?"
"Wieso? Willst Du uns loshaben?" fragte mein Vater scherzhaft
"Nur so interessehalber...“
"Nächsten Monat fahren wir zum Geburtstag Deiner Großante und bleiben übernacht. Wenn du nicht mit willst kannst du dann ja zu einer Freundin gehen." meinte meine Mutter
"Abgesehen davon, dass ich alt genug bin, alleine daheim zu bleiben... Ma, ich bin 16, okay?! Gute Nacht, ich geh dann mal hoch."
Ein Monat. Das war eine verdammt lange Zeit. Und in Anbetracht der Tatsache, dass unseren Lehren kurz vor den Sommerferien eingefallen war, dass es ja noch so viele Arbeiten zu schreiben gab, waren die Chancen mittags mal schnell abzuhauen ziemlich gering.
Aber irgendetwas würde mir schon noch einfallen...
29.
Die nächste Zeit verbrachte ich mit Grübeln, warten und lernen.
Wir schrieben in dieser Woche drei Arbeiten und einige Tests, so dass ich ohnehin keine Zeit hatte durch die Gegend zu springen. Und wer weiß, möglicherweise war das sogar besser, denn es kam mal wieder alles erstens Anders und zweitens Als man denkt...
Es war in der Sportstunde, wir hatten Geräteturnen als Thema. Ich stellte mich gerade wieder beim Reck an, als mir auf einmal schlecht wurde. Ich stürzte zur Tür hinaus und schaffte es gerade noch so zu Toilette.
"Jo? Alles Okay?" hörte ich Sina rufen.
Ich schüttelte nur stumm den Kopf. Das Sie das gar nicht sehen konnte, war mir in dem Moment kaum bewusst. Doch Sina und ihr siebter Sinn hatten mal wieder eins und eins zusammengezählt und kurz darauf stand Sina in der Tür und reichte mir ein Papierhandtuch.
"Jo, geht es wieder? Du siehst furchtbar aus."
"Vielen Dank auch." Ich versuchte ein Lächeln, welches mir jedoch ziemlich misslang.
"Hast du dir was eingefangen? Irgendein Virus oder so?"
"Ach, ich bin wohl einfach dieses Gedrehe mit dem Geräte zeug einfach nicht gewohnt..."
"Jo, ganz ehrlich: ich bin das auch nicht gewohnt. Und Achterbahn fahren hältst Du im Gegensatz zu mir auch viel länger durch. Ich sag Dir eins: Da stimmt was nicht."
"Ach was, es geht ja schon wieder... lass uns reingehen."
Sina warf mir noch mal einen besorgten Blick zu, half mir dann jedoch, aufzustehen und auf etwas wackeligen Beinen gingen wir zurück in die Sporthalle.
Den Rest der Stunde verbrachte ich auf der Bank sitzend.
Was wenn Sina recht hatte? Es stimmte schon, dass ich normalerweise keine Probleme mit meinem Kreislauf hatte. Aber für Viren war ich eigentlich auch noch nie besonders anfällig gewesen... zumal es mir jetzt ja schon wieder besser ging...
30.
Als ich am Mittag daheim saß und versuchte mich auf meine Französischvokabeln zu konzentrieren, schweiften meine Gedanken ständig ab. So langsam bekam ich wirklich Angst. Was wenn ich tatsächlich... Wie sollte ich das meinen Eltern beibringen???
"Jo, Telefon für dich!" Meine Mutter gab mir den Telefonhörer, woraufhin ich in mein Zimmer verschwand. "Hi?"
"Ich bin's, Sina. Alles Klar bei Dir?"
"Naja... Nicht so wirklich..."
"Soll ich vorbei kommen?"
"Musst Du nicht... ist schon Okay."
"Ich bin in fünf Minuten bei Dir."
"Danke."
Sina und ihr siebter Sinn. Sie merkte einfach Alles.
"Mum, Sina kommt gleich vorbei... zum Vokabeln lernen" informierte ich meine Mutter. Diese schaute mich besorgt an. "Geht es Dir nicht Gut? Du bist ganz blass!"
"Alles...okay, Mum." Sagte ich und lächelte gequält.
Kurz darauf klingelte es und Sina stand vor der Tür.
"Danke, dass du gekommen bist."
Sina lächelte nur schwach und umarmte mich.
"Lass uns hoch gehen."
"Jo, ganz ehrlich: wir wissen beide, dass das heute Morgen nicht war, weil dir einfach nur schwindelig war. " meinte Sina, als wir in meinem Zimmer saßen.
"Besser Du machst mal nen Test, hm?" Sie sah mich vorsichtig an. Ich nickte nur.
"Aber was, wenn es dann wirklich so ist? Es wäre ja nicht so, dass Jon einfach ein Typ in meinem Alter ist, er ist... er ist inzwischen ein erwachsener Mann, verheiratet und hat vier Kinder! Diese Zeitreise-‐Geschichte nimmt mir doch keiner ab!"
31.
Es war ausnahmsweise kein Problem, meine Mutter dazuzubringen, Sina erlauben bei mir zu übernachten. Sie hatte längst bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Sina ging noch mal heim, um ihre Sachen zu holen, wobei sie offensichtlich einen kleinen Umweg gemacht hatte, denn als sie wieder kam, legte sie eine längliche Schachtel auf den Tisch in meinem Zimmer.
"Den machst Du morgen früh. Vielleicht war es ja doch falscher Alarm und du machst dich umsonst verrückt."
Dankbar umarmte ich Sina und verstaute die Packung in meinem Schrank.
****
"Und?"
Es war 6 Uhr morgens und ich war hundemüde, doch Sina hatte mich geweckt damit ich diesen verdammten Test noch heute machte. Jetzt stand sie vor der Badezimmertür und war anscheinend fast genauso aufgeregt wie ich.
"Ach, komm rein. Ich hab keinen Bock darauf, dass jemand was bemerkt"
Ich öffnete die Tür, Sina kam herein und sofort machte ich die Tür wieder zu.
"Sieht man schon was?"
"Nein."
Nach zehn Minuten (Sina hatte in der Zeit mindestens 20-‐mal gefragt, ob man schon was erkennen würde) tauchten zwei rote Striche auf dem Teststreifen auf.
"War ja irgendwie klar.", seufzte ich, während meine letzte Hoffnung wie eine Seifenblase zerplatzte.
Sina nahm mich einfach in den Arm und ich beförderte den Test achtlos in den Mülleimer.
32.
Jon:
Der Tag X. Der erste Tag der Slippery Tour. Jon war aufgeregt. Und das nicht nur wegen der Show am Abend, sondern auch, weil er nicht wusste, ob und wann Jo kommen würde. Es waren für ihn zwar nur einige Tage seit dem letzten Treffen vergangen, doch er vermisste Jo trotzdem, als hätte er sie seit Monaten nicht zu Gesicht bekommen. Richie und die Anderen, doch vor allem Richie bemerkten natürlich, dass ihr Frontmann ziemlich angespannt war. Seine Laune änderte sich von einer Sekunde auf die Andere, mal war er voller Vorfreude auf die Show und optimistisch, was Jos Erscheinen betraf, dann war er unausstehlich, weil er Angst hatte, die Show würde nicht gut laufen oder Jo würde doch nicht kommen. Vor Allem Richie und Dave schafften es jedoch ihrem Bro die nötige Portion Optimismus zu verschaffen, in dem sie sich ausmalten, wie viele Mädels mit Plakaten dort in der Menge stehen würden und nur auf Jon warten würden, bis dieser sich zumindest ein Grinsen nicht mehr verkneifen konnte.
Doch so sehr sich Dave und Richie auch anstrengten ihm die vielen Möglichkeiten, die er mit diesen Mädels in der Menge hatte, schmackhaft zu machen, Jons Gedanken kreisten nur um eine Bestimmte....
33.
Ziemlich überstürzt waren wir dann in die Schule gegangen. Glücklicherweise war ich meinen Eltern an diesem Morgen nicht über den Weg gelaufen, in meinem Zustand hätte meine Mum wahrscheinlich sofort irgendeinen Verdacht geschöpft.
"Du solltest wohl besser zum Arzt gehen", brachte Sina in der Pause mal wieder auf den Punkt, vor was ich noch Angst hatte.
"Und du musst es Jon sagen!"
"Und meinen Eltern... ja schon klar. Aber wie?"
"Na bei Jon wird es ja wohl nicht so schwer sein. Der Typ liebt dich, soweit ich das beurteilen kann!"
"Aber wenn ich ihm das jetzt sage.. er ist auf Tour und hat echt anderes im Kopf als zu überlegen, was er mit ner schwangeren 16jährigen anfangen soll!"
"Hey, bitte rede nicht so über dich selbst... und auch nicht über Jon. Ihm war es bisher egal, dass du noch so jung bist, dann wird er auch weiterhin keinen großen Unterschied machen. Und außerdem hast du den Vorteil, dass er inzwischen vieeeeel älter ist und ein paar unwesentliche Jahrzehnte Zeit hat, sich zu überlegen, wie ihr das regeln könntet. In dem Fall könnte die Zeitreiserei mal von Vorteil sein!"
"Du meinst also, ich soll ihm sagen, dass er sich doch bitte z.B. bis zum 11.7.2013 mal Gedanken machen soll, wie das weitergehen könnte und mich dann anrufen oder so?"
"Jup, ganz genau. Und wenn alles klappt ruft dann morgen der aktuelle JBJ an und du bekommst etwas Klarheit in deinen verwirrten Kopf!"
"Oder noch mehr Chaos...", murmelte ich, bei dem Gedanken, auf einmal Jon in jetzt-‐ Zeit vor mir zu sehen. Verheiratet und als Vater von vier Kids...
"Was hast du gesagt?"
"Ach, nichts... heißt, ich gehe heute Abend schnell mal auf ein Konzert in die 80er..." grinste ich und fing an mich wenigstens ein bisschen zu freuen...
34.
Auf Youtube hatte ich schon vor einer Weile den Link zum ersten Konzert der SSW-‐Tour gespeichert, ein Notizblock lag auch auf dem Tisch. Sina hatte versprochen, sofort anzurufen, wenn meine Eltern im Anmarsch waren und insofern war alles perfekt geplant. Nur meine Aufregung konnte ich leider nicht so recht in den Griff bekommen.
So dauerte es etwas länger, bis ich mit Jons Notizbuch in der Hand auf einem Tisch landete. Ich hörte die letzten paar Takte von "Never Say Goodbye" und dann nur noch Fangekreische. Nach einer weiteren Viertelstunde betraten Richie, Dave, Tico und Alec den Raum
"Hi Jo!" begrüßte mich Richie sofort "Ich umarme dich jetzt besser nicht, in Anbetracht der zwei Stunden auf der Bühne..."
"Oh hi, guuut dass du da bist, der Chef dreht schon fast durch bei dem Gedanken dass du nicht kommen könntest... Seeehr harte Arbeit ihn wieder aufzumuntern" schaltete sich Dave ein.
Tico meinte nur lachend: "Er wird gleich da sein!"
Und Alecs Beitrag zur Unterhaltung war: "Er muss sich noch um die Fans kümmern. Aber das kann ich ja übernehmen..."
Ehe ich mich versah, war Alec wieder aus dem Raum verschwunden und Jon kam freudestrahlend auf mich zu. Obwohl, oder gerade weil er ziemlich nass geschwitzt war, sah er wieder mal einfach umwerfend aus und wenn ich ihm nicht etwas Wichtiges hätte mitteilen müssen, wäre der Abend wohl um einiges anders verlaufen.
Sein Shirt hatte er inzwischen ausgezogen, so dass es locker über seiner Schulter hing und sein Lächeln steckte sogar mich an.
Jon legte mir die Arme um die Taille und gab mir einen Kuss, doch ich konnte mich dem im Moment nicht hingeben.
"Jon, ich... wir müssen reden..."
Jon sah mich verdattert an und mit einem "o...okay, ich bin gleich da..." verschwand er in der Umkleide.
Mir war zum Heulen zu Mute. Das war ja wohl der denkbar schlechteste Einstieg gewesen. Was wenn er jetzt dachte, ich hätte mit nem Anderen...oder was auch immer.
Und überhaupt. Was, wenn er die Sache in den falschen Hals bekam?
Was, wenn ihm alles zu viel war und er genug mit der Tour im Kopf hatte?
Was wenn..., was wenn..., was wenn...
35.
Kurz darauf stand Jon wieder vor mir. Immer noch ein fettes Fragezeichen im Gesicht, nahm er meine Hand und zog mich zum Hinterausgang, wo schon einige Autos standen.
"Kannst Du uns bitte schnell zum Hotel fahren?"
"Willst Du nicht auf die Anderen warten?"
"Wenn ich das tue, dann stehen wir noch morgen hier rum und es ist grad wichtig."
Blaffte Jon den Fahrer an. Dieser öffnete daraufhin perplex und ohne noch etwas zu sagen die Tür.
Also saßen wir kurz darauf in der zugegebenermaßen ziemlich schicken Karosserie, bis wir nach gerade mal fünf Minuten vor dem Hotel ankamen.
Man konnte schon von weitem die Fans kreischen hören, wie auch immer sie herausgefunden hatten, dass die Jungs in genau diesem Hotel untergebracht waren...
Jedenfalls wurden wir zum Hintereingang geführt, von wo aus wir uns sofort auf den Weg zu Jons -‐ähm-‐ Zimmer? machten. Mir war nicht bewusst gewesen, dass es so große Hotelzimmer gab!
"Okay, was wolltest du mir sagen?" Jons Stimme war etwas rau, kein Wunder nach zwei Stunden Singen am Stück...
"Jon ich... ich bin... also, ähm... ich... also... bin... Jon, ich bin schwanger." Puh. Jetzt war’s raus. "Von Dir." Schob ich sinnloserweise noch schnell hinterher. Von wem auch sonst.
"Du... du bist schwanger?" Jons Fragezeichen im Gesicht löste sich auf und er sah mich etwas entgeistert an.
Ich blickte nur halb entschuldigend zurück.
"Und... und jetzt? was sagst du deinen Eltern?"
"Das es ein Mr. Unbekannt war, was zur Folge hätte, dass ich wohl mein restliches Leben zu keiner Party mehr dürfte, oder ich lass abtreiben...“
Als ich das sagte, schossen mir die Tränen in die Augen und im gleichen Moment war mir klar, dass ich das niemals könnte…
"Nein! Nein Jo, das wirst Du nicht tun!" schaltet sich Jon erschrocken ein.
Als er die Tränen in meinem Augenwinkel sah, nahm er mich in den Arm und ich verbarg mein Gesicht in seinen Haaren. Warum? Warum musste ausgerechnet mir so was passieren? Es gab bestimmt massenhaft Leute, die sich gerade jetzt ein Kind wünschten!
"Ach Süße, so ein Mist... Und was, wenn Du einfach hier bleibst und dein, ähm unser Kind hier bekommst?"
Oh Gott, diese Augen machten mich noch wahnsinnig!
"Dann bräuchte ich erst mal ne Ausrede, warum ich so lang weg bin. Und außerdem... Jon, in zwei Jahren heiratest du Dorothea! Du.. du glaubst doch nicht wirklich, dass das hier für die Ewigkeit ist! Wir kommen aus verschiedenen Jahrzehnten, ich dürfte eigentlich gar nicht hier sein!"
Inzwischen liefen mir die Tränen in Sturzbächen die Wangen hinunter. Doch mir war gerade alles egal.
"In zwei Jahren tue ich was?“, Erschrocken sah Jon mich an. „Außerdem bin ich wirklich froh, dass Du da bist, Jo..."
Vorsichtig nahm Jon mein Gesicht und wischte die Tränenspuren mit dem Daumen von meiner Wange.
"Jon, ich... ich hab ne Idee. Du hast ne Ganze weile Zeit, um Nachzudenken, wie es weitergeht."
Ich reichte ihm einen Zettel, den ich bereits geschrieben hatte:
Wichtig!!!
Am 11.7.2013
Rufst Du mich bitte an unter:
0573/684396*
In diesem Moment klingelte auch mein Handy.
"Ich muss los. Denk an... an einen Bleistift!"
Mit diesen Worten schnappte ich mir das Notizbuch und sprang zurück in mein Zimmer.
-‐ -‐ -‐
*Die Telefonnummer ist erfunden;-‐)
36.
"Gut, dass du da bist!"
Begrüßte Sina mich, kaum dass ich gelandet war. Ich saß auf meinem Schreibtisch und hatte glücklicherweise meinen Laptop mal wieder gerade so verfehlt.
"Danke dass du angerufen hast!"
"Und?"
"Und was?"
"Ja, wie hat er reagiert?"
"Er hat mich vorerst nicht in die Wüste geschickt."
"Das würde er doch eh nie übers Herz bringen, also was..."
"Es gibt Abendessen!" unterbrach meine Mutter Sinas angefangenen Satz.
"Wir kommen gleich!" rief ich zurück und stand auf.
Beim Abendessen war die Stimmung seltsam. Meine Mutter sah abwechseln Sina und mich an und sagte ebenso wie ich, nichts. Mein Vater unterhielt sich mit Sina über irgendetwas, ich bekam nicht wirklich mit über was, doch ich war froh, dass die beiden redeten, dadurch viel das Schweigen nicht so sehr auf.
Nach dem Essen fing meine Mutter mich ab, als ich mit Sina auf dem Weg in mein Zimmer war.
"Wenn du mit mir über irgendetwas reden willst oder solltest, dann tu das bitte." sagte sie bloß.
"Es...ist aber nichts"
"Das sehe ich anders."
"Ich geh schon mal nach oben..." meinte Sina und lies mich mit meiner Mum allein.
"Ich hab gerade den Müll raus gebracht und...-‐"
"Sch****!" rutschte es mir heraus
"Also ist er von Dir?"
Ich nickte bloß.
"Du solltest damit zum Arzt gehen"
"Du sagst das, als wäre es eine Krankheit!"
"Du solltest trotzdem zum Arzt deshalb." seufzte meine Mum
"Ich weiß."
"Und, weiß es der Vater schon?"
"Hat es grad erfahren..."
"Wer ist es überhaupt? Kenn ich den?"
S***. Musste diese Frage kommen? Ich merkte jedoch, dass Mum sich alle Mühe gab, die Fassung zu behalten, also wollte ich sie nicht auch noch belügen. Sie hätte es nicht verdient. Jedoch fragte ich mich was das kleinere Übel war. Einen Mr. Unbekannt erfinden oder die Wahrheit sagen?
37.
Jon:
Und weg war sie. Jon ließ sich rücklings auf das Bett fallen und starrte die Decke an. Er und Vater? Das konnte ja irgendwie nicht gut gehen. Aber... das würde er ja gar nicht mitbekommen. Jedenfalls jetzt noch nicht. 27 Jahre würde er warten müssen, bis er sein Kind sah. 27 Jahre. Das war eine verdammt lange Zeit.
Würde er Jo überhaupt je wieder sehen? Also jetzt, nicht erst in 27 Jahren. Sie hatte gesagt, er solle an einen Bleistift denken... Klar. Ein Bleistift. Sie hatte also vor, noch mal zu kommen... Jon stand abrupt auf und durchwühlte seinen Koffer. Als er den Bleistift gefunden hatte, legte er ihn auf sein Bett. Sie sollte ja weich landen...
Jo:
"Jon Bon Jovi."
Schweigen.
Sollte sie mich doch für verrückt erklären. Ich hatte keinen Bock darauf, irgendeine Partygeschichte zu erfinden, die dann nur dazu führen würde, dass Mum kein Vertrauen mehr in mich hatte. Falls sie jetzt überhaupt noch welches hatte.
"Der... der könnte dein Vater sein und ... wann... und überhaupt..." Mum setzte sich auf einen der Küchenstühle, während ich tief Luft holte.
"Es ist ne längere Geschichte und nicht so, wie du denkst...Ich ... Mum ich... ich kann Zeitreisen."
Sie sah mich an, als hätte ich sie nicht mehr Alle. War ja klar gewesen. Aber ich lies mich nicht beirren und erzählte ihr die ganze Geschichte. Auch wenn ich einige Details ausließ (Die konnte sie sich schön selbst dazu denken) blieb ich ziemlich nah bei der Realität.
Als ich fertig war, meinte Mum bloß:
"Wir haben ein klitzekleines Problem. Was passiert, wenn Jon (ja, sie sagte tatsächlich Jon, als würde sie ihn seit Jahren kennen...) tatsächlich morgen anruft? Funktioniert die Sache noch, wenn ihr euch in der Jetzt -‐Zeit begegnet?"
"Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht... Das, das wäre echt schlimm... Mum ich... ich liebe den Typ!" meinte ich bloß mit Tränen in den Augen. Mir war klar gewesen, dass es Enden musste. Aber so abrupt?
Mum reagierte zum Glück halbwegs gelassen auf die ganze Situation, doch in mir herrschte Chaos. Einfach nur Chaos.
Jetzt nahm sie mich in den Arm und meinte: "Du gehst heute Abend noch mal zu Ihm, okay? Du bekommst morgen eine Entschuldigung für die Schule, verabschiedet euch noch richtig, okay?"
"Danke Mum!" So dankbar war ich noch keinem Menschen zuvor gewesen.
38.
Ich umklammerte den Bleistift und stellte mir das Hotelzimmer ganz genau vor. Ein Bild gab es davon ja logischerweise nicht... Glücklicherweise klappte es und kurz darauf fand ich mich auf dem Bett wieder. Das Zimmer war leer, doch nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür und Jon kam herein.
"Wow, Jo, schon wieder zurück? Das ging ja mal schnell!"
Ich lächelte nur schwach. Jon kam auf mich zu und bemerkte die Tränen in meinen Augenwinkeln.
"Hey, was ist passiert?"
Seine Stimme war auf einmal ganz weich. Ich konnte nur kurz aufschluchzen, woraufhin Jon mich fest in die Arme schloss. Ich verbarg mein Gesicht in Jons Haaren und weinte leise vor mich hin, während Jon mir einfach den Rücken streichelte.
Nach einer Weile lösten wir uns voneinander und ich erklärte Jon die Situation.
Wir sahen uns eine Weile betrübt an, bevor wir uns küssten. Vorsichtig und sehr lang. Es tat weh. Es tat furchtbar weh zu wissen, dass wir nur noch diese Nacht hatten, bevor wir uns trennen mussten.
Wir verbrachten sie damit, über alles zu reden, was uns gerade irgendwie bewegte. Anfangs redeten wir von der Tour, doch bald kamen wir auf die Sache mit dem Baby zu reden. Wir malten uns aus, wie es sein würde, wenn ich auch aus dem gleichen Jahrzehnt käme, wie das Kind hinter der Bühne aufwachsen würde und die Musik in die Wiege gelegt bekäme. Ich bestand jedoch auf einen Schalldichten Raum, wo es schlafen konnte. Nach der Tour würden wir
ein nettes kleines Haus kaufen, in der Nähe von Jons Eltern, so dass wir von Ihnen Unterstützung bekommen konnten (das war Jons Idee). So sponnen wir uns unsere Wunsch-‐Welt zurecht, ohne Probleme, oder zumindest ohne Probleme die man nicht ganz einfach beheben konnte.
Irgendwann schon fast gegen Morgen, schliefen wir eng aneinander gekuschelt ein.
Ich wachte davon auf, dass Jon vorsichtig meinen Bauch streichelte. Man konnte natürlich noch überhaupt nichts erkennen, doch ich merkte wie wichtig ihm dieses Kind war. Und er würde noch so unvorstellbar lange warten müssen, bis er es zu sehen bekam.
"Es wird besser sein, wenn ich so langsam gehe..." meinte ich nach dem Frühstück, bei dem wir beide nicht wirklich viel herunter bekommen hatten.
Jon schloss mich in seine Arme und ich war schon kurz davor, nach dem Stift zu greifen, als ich mich noch einmal umdrehte und ihm mit Tränen in den Augen den Allerletzten Kuss gab.
"Machs Gut." Meinte ich noch.
"Pass gut auf unser Kleines auf."
"Vergiss nicht anzurufen!"
"Keine Chance, dass ich das jemals vergessen werde!"
Und ein letztes Mal umarmte er mich. Ein letztes Mal verbarg ich mein Gesicht in seinen Haaren. Ein letztes Mal roch ich diese seltsame Rauch-‐ Aftershave-‐ Jon Mischung, die ich so sehr liebte.
und dann griff ich nach dem Bleistift.
Das Letzte was ich sah, war die Träne, die in Jons Augenwinkel glitzerte.
39.
Kaum dass ich daheim angekommen war verkrümelte ich in mein Bett und heulte mich richtig aus. Ich konnte und wollte es nicht mehr zurückhalten. Irgendwann schlief ich darüber ein. Ich wurde davon wach, dass meine Mutter die Tür öffnete. Außerdem war mein Kopfkissen nassgeheult.
"Na, wie gehts?" meine Mum setzte sich an meinen Bettrand, wie sie es früher immer gemacht hatte, wenn ich als Kind krank war, oder nicht schlafen konnte und streichelte meinen Arm.
"Sag, wenn Du was brauchst, okay? Ich hab Dir übrigens einen Termin beim Arzt gemacht."
"Danke." ich war müde. Einfach nur müde.
"Möchtest du was Essen, Trinken, oder so?"
"Kannst Du mir nen Tee bringen?"
"Kein Hunger?"
Ich schüttelte nur den Kopf. Ich wollte nichts. Nicht essen, nicht reden, nichts.
Als Mum weg war, ließ ich die ganze Zeit mit Jon Revue passieren. Was fühlte er gerade? er musste ja noch viel länger warten, mich wieder zu sehen. Doch ich würde ihn ja nie wieder sehen. Nicht mehr in dem Sinne. 27 Jahre wahren eine lange Zeit, in der sich Menschen ändern konnten...
Jon:
27 Jahre. 27 verdammte Jahre. Jon konnte einfach nicht fassen, dass es so lange dauern würde, bis er Jo wieder sah.
Das war eine längere Zeit, als er bisher lebte!
Unvorstellbar lange, vor allem wenn man, so wie er, scheinbar unsterblich in diese Person verliebt war.
Die Zeit, in der er gut drauf war, beschränkte sich auf die Shows. Wenn er auf der Bühne war konnte er alles vergessen. Dort zählte der Moment, die Fans.
Doch wenn er morgens aufwachte, dachte er an Jo und ihr Ungeborenes.
Daran, dass sie alles alleine durchstehen musste, mit ihren gerade mal 16 Jahren.
Er hoffte, dass jemand da war, der sich um sie kümmerte.
Und immer wieder sah er den Zettel an. "11. 7. 2013" und die Telefonnummer, die darunter stand. Bis zu jenem Tag würde er sie auswendig wissen.
Oft schloss Jon sich in seinem Hotelzimmer ein, da er nun wirklich nicht wollte, dass ihn irgendwer von der Crew in diesem Zustand sah.
Er schrieb an einem Song, inzwischen war er mit den ersten paar Zeilen fertig. Er sollte perfekt werden.
Wild is the Wind,
that takes me away from you
Cold is the Night without your love
...
Maybe a better man
Would live and die for you
Baby, a better man would
never say goodbye to you
Er machte sich Vorwürfe.
Plötzlich klopfte es. Es war nicht Richie, der klopfte, der klopfte lauter.
Von der Crew war es auch niemand, da klang es ungeduldiger.
Es gab nur Eine, die so klopfte.
Vorsichtig und doch fordernd.
Es konnte nur Doro sein.
Jon lies Sie herein.
"Ich dachte du bräuchtest vielleicht jemanden zum reden...", meinte Doro und wischte ihm mit dem Daumen vorsichtig eine Tränenspur aus dem Gesicht.
Sie kannte Ihn. Sie kannte ihn einfach.
40.
"Doro...ich weiß nicht ob das jetzt so... passend ist."
"Jon. Richie sagt, Du lässt keinen an dich ran. Seit einer Woche redest Du kein Wort mehr, außer es hat mit Musik zu tun. Ich kenne Dich lange genug um zu wissen, dass es Dir s*****e geht."
"Ich glaube nicht, dass es da hilft, zu reden und wenn, dann wohl besser nicht mit Dir." Was wollte sie? Was zum Teufel wollte sie?
"Jon, verdammt noch mal! Ich bin nicht hier um Alles rückgängig zu machen, was zwischen uns passiert ist. Ich bin auch nicht da, um über uns zu reden. Ich bin einfach nur da, weil ich sehe wie bescheuert es Dir geht!"
Jon seufzte. Sie war wirklich hartnäckig. Und sie hatte recht, er musste das alles wirklich loswerden.
Also fasste er sich ein Herz und erzählte Doro ... zumindest fast alles.
Diese zog nur ab und zu die Augenbraue hoch und manchmal lächelte sie auch verträumt. Doch in erster Linie hörte sie ihm einfach nur zu. Und das war, was Jon gebraucht hatte. Der Schmerz wich nicht, doch er war nicht mehr ganz so unerträglich.
Jo:
... Gerade als ich das dachte, klingelte das Telefon. Ich wusste, dass es nur Einer sein konnte, der anrief. Mein Herz begann, immer schneller zu schlagen. Ich würde meinen Jon nie mehr erleben. Das Kapitel meines Lebens war hiermit wohl abgeschlossen.
Als meine Mutter die Tür öffnete und mir das Telefon reichte, wusste ich, dass ich mich nicht geirrt hatte. Das konnte nur Jon sein, so wie sie schaute. Mum stellte die Tasse Tee auf meinen Nachttisch und fragte mich pantomimisch, ob sie gehen solle, woraufhin ich ihr stumm bedeutete, hier zu bleiben. Ich wollte jetzt nicht alleine sein...
"Hi?"
40.
„Hi Jo… Na, wie geht’s?“ Klar hörte man, dass seine Stimme sich verändert hatte, doch irgendwie war es doch noch die Gleiche, die mit mir Nächtelang erzählt hatte und dann Songs vorgesungen…
„Naja, wie ging es dir denn vor so etwa 27 Jahren?“
„Ziemlich schrecklich, glaub mir. Ich habe mir wirklich Vorwürfe gemacht…“
„Dann weißt Du ja, wie es mir geht… Für mich haben wir uns erst gestern verabschiedet…
Auf jeden Fall bin ich froh dass du daran gedacht hast, heute anzurufen! “
„Wie hätte ich das je vergessen können… ich habe in 27 Jahren fast jeden Tag an dich gedacht!“
„Du… du hast Familie und alles und hast trotzdem noch an mich gedacht?“
„Jo, wirklich. Die ersten zwei Jahre ist kein Tag vergangen, an dem ich morgens nicht aufgewacht bin und als allererstes an Dich gedacht habe. Ich hatte Schuldgefühle und gleichzeitig hätte ich diese Zeit mit dir um keinen Preis wieder zurückgeben wollen! Ich konnte wirklich an fast nichts anderes denken… natürlich ist es mit der Zeit weniger geworden. Doro war da und hat mir zugehört. Ich habe ihr jeden Tag aufs Neue von meinen Vorwürfen gegen mich selbst erzählt, weil mich das echt fertig gemacht hat. Und sie hat es sich einfach angehört. Das war echt wichtig für mich. Aber auch danach habe ich eigentlich jeden Tag in irgendeiner Weise an dich gedacht… Du deine Telefonnummer weis ich inzwischen auswendig!“
Ich musste lächeln. Ich war froh, dass Jon mich nicht vergessen hatte und ich war froh, dass er mit Doro glücklich war. Als er von ihr redete hatte er dieses Liebevolle in der Stimme, was ich auch sehr gut kannte. Und es war in Ordnung so. Die Beiden gehörten zusammen und irgendwie… irgendwie waren der `86er Jon und der 2013er Jon zwei verschiedene. Und auch wieder doch nicht. Es war schwer zu beschreiben…
„Und… was hat Doro so dazu gesagt?“
„Naja, sie hat mir immer wieder versucht einzutrichtern, dass ich mir keine Vorwürfe zu machen hab, aber ansonsten hat sie es kommentarlos hingenommen. Sie hat es allerdings genauso wenig vergessen wie ich. Heute Morgen fragte sie mich ob ich den Zettel mit deiner Nummer noch hätte. Ganz ohne, dass ich irgendetwas dazu gesagt habe… Aber jetzt zu deinem Baby… ich hatte ja ne Weile Zeit zum überlegen und… ich hätte auch eine Idee… Die würde ich allerdings gerne mit Dir und deinen Eltern zusammen besprechen. Und da ich gerade in England bin, wegen so einem Promotion –Ding fürs neue Album, könnte ich ja morgen mal vorbeikommen…“
41.
"Jon ist das nicht... also... du musst dir keinen Stress deshalb machen... du hast doch bestimmt furchtbar viele Termine... oder?"
Na super. Die alt bekannte Stammelei fing wieder an.
"Na, der nächste Termin ist erst übermorgen, das wär kein Ding mal schnell das Nötigste zu besprechen..."
"Wann... also wärst du dann so hier? Ich hab halt noch nen Arzttermin und so...keine Ahnung wie lange es da dauert..."
"Hey, wenn Dir das jetzt alles zu viel ist, dann sag es einfach, okay?"
Ja super. Klar war das jetzt alles etwas viel. Aber irgendwie musste die Geschichte ja besprochen werden. Und dass das übers Telefon ziemlich bescheuert war, leuchtete mir sehr wohl ein. Klar wäre es mir lieber, es wäre noch ein bisschen Zeit, aber das passte nun mal nicht in Jons Termin Kalender.
"Es ist... schon okay. Also wann wärst du dann etwa in Deutschland?"
"Ist das wirklich in Ordnung für dich? Ich mein..."
"Ja, ist es!"
"Okay, ich komm so um halb 9 in Frankfurt an, dann guck ich dass ich zu Dir gefahren werde. Ich müsste dafür allerdings wissen, wo wir uns treffen..."
"Warte mal einen Augenblick..." meinte ich und fragte meine Mutter nach einem geeigneten Treffpunkt. Erst überlegten wir in ein Cafe in der Innenstadt zugehen, doch meine Mutter wendete ein, dass wir wohl kaum von irgendwelchen Passanten gestört werden wollten, die JBJ im Cafe sitzen sehen... Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Im Endeffekt beschlossen wir dann, uns bei uns daheim zu treffen. überall sonst wäre es eben irgendwie nicht so ganz ungestört gewesen. Und es gab Dinge, die wollte man nicht unbedingt mehr oder weniger in der Öffentlichkeit besprechen. Ich gab also Jon meine Adresse durch.
"Danke Jo. Geht das wirklich klar? Noch kannst du sagen, falls es Dir zu viel ist... Wenn ich im Flieger sitze, ist es zu spät..." meinte Jon am Anfang besorgt, gegen Ende dann schmunzelnd.
"Nein, es ist wirklich okay!" meinte ich lächelnd.
"Sicher? ich mein du bist..." Jons Stimme klag schon wieder so besorgt. Konnte er sich nicht mal entscheiden was er wollte...
"Hey, wenn ich Muffensausen bekomme, kann ich ja immer noch meine Mutter vorschicken. Das wird schon!"
"Okay." lachte Jon. "Ich hab in einer halben Stunde einen Pressetermin und sitze immer noch auf meinem Hotelzimmer... insofern..."
"Schon klar. Wir wollen ja nicht dass du zu spät kommst! Naja, dann also bis Morgen..."
"Bis Morgen, Jo!"
42.
Jon:
Puh. Das war geschafft. Erleichtert legt Jon sein Handy zu Seite. Ein kurzer blick auf die Uhr zeigte, dass er nur noch 15 Minuten hatte, bis er zu seinem Termin musste. In Rekordzeit duschte er und zog sich schnell Jeans und t-‐ shirt an. Mit noch nassen Haaren saß er schließlich in der Limousine.
Hoffentlich würde morgen alles klappen…
Hoffentlich hatte das Flugzeug keine Verspätung…
Hoffentlich konnte er seinen Chauffeur davon überzeugen, dass er selbst mit einem ganz normalen Auto fuhr… er hatte keine Lust, großes Aufsehen zu erregen.
Am nächsten Morgen musste Jon so früh aufstehen, dass er nur seinen Koffer packte und sich dann sofort zum Flughafen fahren ließ.
Er war so aufgeregt, dass er keinen Bissen herunter bekam, insofern bestand sein Frühstück nur aus einem Becher Kaffe.
Im Flieger rief er noch einmal zuhause an, doch auch das hatte einen schlechten Beigeschmack, denn bisher hatte er nur mit Doro und Steph über Jo geredet.
Jesse hatte er noch nicht dazu bekommen mal über etwas anderes als Football zu reden und wie er die Geschichte den zwei Kleinen erklären sollte, wusste er noch nicht so genau.
Steph hatte das alles zum Glück gut aufgenommen. Sie wusste nur zu gut, dass man sich im Leben nicht nur in eine Person verlieben konnte. Und die Tatsache, dass Jo Zeitreisen konnte und die Geschichte somit nicht Vergangenheit war, sondern im Moment ziemlich aktuell, war nach einer kurzen Pause, in der ihr ein ziemlich großes Fragezeichen im Gesicht gestanden hatte, mit einem
„Ich nehme an, für dich ist es schon Vergangenheit?“ quittiert worden.
Alles in Allem hatte sie die Story von dem Rockstar, der sich in eine Zeitreisende verliebt ziemlich romantisch gefunden, zumindest wenn man davon absah, dass der Rockstar der eigene Vater war. Doch da er damals noch nicht Vater war, konnte man das in dem Fall vernachlässigen.
Dennoch war sie war beim Pläne schmieden eine echte Hilfe gewesen, auch da sie sich etwas besser in Jo hinein versetzen konnte, schon alleine aus dem Grund, dass sie nicht viel älter als Jo war.
Jetzt hoffte Jon vor allem, dass Jo es verkraftete, ihn auf einmal von einem Tag auf den Anderen 27 Jahre älter vor sich stehen zu haben. Am Telefon war es ihm zwar vorgekommen, als sei das kein Problem für sie, doch er war sich da nicht so sicher.
Inzwischen hatte er schon eher Väterliche Gefühle für sie, was vom Altersunterschied her ja auch weitaus realistischer wäre. Doch wie war es bei ihr? Für sie war seit der Trennung 1986 ja erst ein Tag vergangen…
Am Flughafen angekommen redete Jon so lange auf seine Leute ein, bis er sie überzeugt hatte, dass er, mithilfe einer Wegbeschreibung sehr wohl alleine zu Jos Haus finden würde.
Also bekam er einen bescheidenen Leihwagen (zumindest für Jons Verhältnisse war er bescheiden) und fand tatsächlich den Weg zu dem Haus, in dem Jo wohnte(okay, er hatte ein paar ma anhalten müssen und irgendwelche Passanten fragen. Aber im Tausch gegen ein Autogramm hatten diese bereitwillig Auskunft gegeben)
Etwas unschlüssig stand er schließlich vor der Haustür. Er atmete noch einmal tief durch und drückte dann den Klingelknopf…
42.
Kurz darauf bekam er geöffnet und stand vor einem Mädchen, etwa in Jos Alter.
"Und du bist...?"
"Sina. ich heiße Sina." sagte das Mädchen und öffnete eine Tür, die ins Wohnzimmer führte.
"Ach ja, genau. Sina. Ich erinnere mich..."
"Woher kennen sie mich?"
"Jo hat mir von Dir erzählt. Ist schon ne Weile her, aber ich kann mich noch daran erinnern... Wo ist Jo überhaupt?"
"Sie wird jede Minute da sein. Ist noch beim Arzt."
Jo:
Nachdem ich massenhaft Fragen und auch die Untersuchung überstanden hatte, konnten wir endlich gehen.
Mir schwirrte noch der Kopf von den vielen Informationen und Analysen meines "Zustands", als wir vor unserem Haus parkten und ich mit mächtigem Herzklopfen die Tür öffnete.
Aus dem Wohnzimmer hörte ich Stimmen, offensichtlich hatte Sina unseren Besuch schon in Empfang genommen.
Ich atmete tief durch und betrat das Zimmer.
Auf der Couch saß Jon, gegenüber Sina und die Beiden unterhielten sich über Kaffe an Flughäfen.
Wäre ich nicht so aufgeregt gewesen, hätte ich glatt angefangen zu lachen.
Als Jon mich bemerkte, hob er den Blick. Er sah ziemlich müde aus, wahrscheinlich war er, um herzukommen, ziemlich früh aufgestanden.
Auch Sina bemerkte mich und verabschiedete sich mit "Bye!" von Jon und mit "Du schaffst das!" von mir.
Auch meine Mutter war auf einmal spurlos verschwunden und so standen Jon und ich uns etwas unschlüssig gegenüber.
"Hi Jon..." meinte ich schließlich etwas verlegen. Es war schon seltsam, gestern war er noch viel jünger und hatte wesentlich mehr Haare auf dem Kopf...
"Hi Jo...Du... es ... es ist wirklich ne ganze Weile her, dass ich dich gesehen hab und du hast dich gar nicht verändert..." scherzte Jon, was die Stimmung kurzzeitig etwas lockerte.
Verdammt noch mal, warum machten wir es uns so schwer? Es war uns beiden klar, dass wir was zu besprechen hatten und dass es nicht wieder wie vorher werden konnte. Aber warum standen wir uns jetzt einfach nur schweigend gegenüber?
"Jo ich... bin wirklich froh, dich zu sehen."
"Ich auch..."
Und dann lagen wir uns einfach in den Armen. Aber etwas fehlte. Seine Haare, in denen ich mich immer verstecken konnte. Und die Schmetterlinge, die sonst immer unaufhörlich in meinem Bauch umhergeflattert waren. Es war einfach etwas komplett anderes. Und das war wohl auch besser so.
43.
...Und dennoch war da dieser Schmerz... ich musste an all die Zeit denken, die wir miteinander verbracht hatten. Es war zu schön gewesen. Zu schön, um wahr zu sein. Zu schön als dass es für die Ewigkeit sein konnte.
Ich wusste nicht so genau, ob ich es gut oder schlecht fand, dass meine Mum gerade in diesem Moment ins Wohnzimmer kam. Jedenfalls bewirkte es, dass wir uns wieder voneinander lösten und uns auf die Couch setzten. Mum hatte etwas zu Essen und Trinken mitgebracht und so saßen wir schließlich da und Jon erzählte von dem Plan, den er sich in den letzten Jahren überlegt hatte.
Er hatte vor, natürlich nur, wenn es für mich okay war, wie er immer wieder betonte, dass Er mit seiner Family eine Art Adoptions Familie für das Kind sein würden.
Ich dürfte zu Besuch kommen, wann immer ich wollte und sobald ich die Schule fertig gemacht hatte und auf festen Beinen stand, sprich studiert oder eine Ausbildung gemacht hatte und mich reif genug zum Erziehen eines Kindes fühlte, würde ich es zu mir nehmen können.
Ich wand jedoch ein, dass sich das Kind ja sicher an Jon und Doro gewöhnen würde und es sicher nicht gut sei, es dann aus seiner gewohnten Umgebung zu reißen. Außerdem würde es noch eine ganze Weile dauern, bis ich selbst erwachsen war.
Daher beschlossen wir nach wirklich sehr langen Überlegungen, vielen verschiedenen Varianten und mindestens 10 Tassen Tee, dass Das Kind bei Jon und Doro aufwachsen würde, ich jedoch regelmäßig zu Besuch kam und es kein Geheimnis bis irgendwann sein sollte, dass eigentlich ich die Mutter war, sondern es mich oft sehen würde und es somit irgendwie eine Beziehung zu mir hatte.
Es war nicht leicht für mich, zu entscheiden, dieses kleine Etwas wegzugeben, wenn es dann mal da war. Die Vorstellung, es neun Monate in mir herumzutragen und es dann jemand anderem zu geben, war nicht schön und tat wieder mal weh.
Doch ich vertraute Jon. Und es war mir lieber, zu wissen, dass es behütet aufwuchs, als dass ich es mit meinen bis dahin 17 Jahren irgendwie zu versorgen versuchte.
Am Abend, als Jon wahrscheinlich schon längst wieder im Flugzeug saß, kam Sina noch einmal vorbei.
Ich erzählte ihr von dem Plan und versuchte, so entschlossen wie möglich zu klingen, doch sie sah mich nur zweifelnd an.
"Willst du das wirklich?" Sie kannte mich einfach zu gut.
"Ja...schon...also..." noch ein zweifelnder Blick von Sina.
"Was soll ich denn sonst machen? Ich bin einfach noch viel zu jung!"
"Irgendeine andere Lösung wird es schon geben... Überleg mal, dann bist du in Deutschland, Jon in Amerika... wie willst du da regelmäßig hinkommen?"
"Ich weiß es doch auch nicht! Aber es ist auch Jons Kind und da bietet es sich nun mal an, dass er es nimmt, bis ich alt genug bin!"
Meine Stimme klang schärfer als ich es gewollt hatte. Zumal Sina einfach nur aussprach was ich dachte, jedoch nicht wahrhaben wollte.
"Jo. Denk einfach drüber nach. vielleicht fällt Dir ja noch was anderes ein? Ein kleines Bisschen Zeit hast Du ja noch."
Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und ich blieb alleine zurück.
Nach dem Abendessen ging ich eigentlich sofort ins Bett. Ich war einfach nur Hundemüde.
Doch obwohl ich die Augen kaum noch offen halten konnte, einschlafen konnte ich auch nicht.
Die ganze Zeit dachte ich an den vergangenen Mittag und überlegte, was die Alternative zum jetzigen Plan war.
Doch mir fiel nichts ein.
Mit heillosem Durcheinander im Kopf und den Händen auf meinem Bauch ruhend schlief ich schließlich doch ein.
Wollte ich das Wirklich?
44.
Es vergingen Tage, Wochen, schließlich auch einige Monate und massenhaft Arzt-‐, sowie Beratungstermine, die immer etwas mühsam waren, weil ich irgendwie um die Vater-‐Frage herum kommen musste.
Ich wollte schließlich nicht der halben Welt auf die Nase binden, dass ich Zeitreisen konnte und irgendwann in den 80ern mit Jon Bon Jovi zusammen gewesen war -‐wohow-‐ das würde mir natürlich auch sofort jeder glauben!
In der Zwischenzeit hatte die anscheinend so geniale Lösung immer tiefere Risse bekommen. Ich hatte mit meiner Mutter geredet, die mich zwar verstand, jedoch als erstes Mal meinte:
"Du musst noch mal mit Jon telefonieren!"
Das wiederum machte mir bewusst, dass Jon zwar meine, ich jedoch nicht seine Telefonnummer hatte.
Auf unserem Telefon war sie anscheinend nicht gespeichert worden, als er angerufen hatte.
Also stellte ich die unmöglichsten Dinge an. Ich telefonierte mich durch Fanclubs, Tickethotlines und Radiosender, bis mir irgendjemand, Als ich mich als Veranstalterin ausgegeben hatte, die Nummer vom Management gab.
Dort hielten sie mich natürlich für einen verrückten Fan. Doch ich schaffte es, mir zumindest diese Nummer aufzuschreiben.
Nach einer Weile versuchte ich es noch mal zu einer anderen Zeit, diesmal lies mich der Typ am Telefon wenigstens ausreden, Jons Nummer gab er mir natürlich nicht.
Doch glücklicherweise hatte er offensichtlich einen Guten Tag und versprach mir, Jon nach einer gewissen Jo zu fragen.
Als ich auflegte, bezweifelte ich zwar doch, ob er das wirklich tun würde, doch als einige Tage später Jon anrief, wurde mir klar, dass der Typ sein Versprechen doch gehalten hatte.
45.
"Hi Jo! Mich hat grad so ein Typ vom Management angerufen und gefragt, ob ich eine Jo kenne... hast du irgendetwas damit zu tun?", fragte Jon verschmitzt (ja, ich hörte durchs Telefon, dass er sich das Lachen verkneifen musste)
"Naja... ich hatte deine Telefonnummer nicht und ich muss noch mal mit Dir reden." auch ich musste schmunzeln, wenn ich so darüber nachdachte..
"Kannst froh sein, dass du an Paul geraten bist. Der Kerl ist echt zu gutmütig für diese Welt. Bei allen anderen wärst du wahrscheinlich auf taube Ohren gestoßen! Aber was gibt's denn?"
"Glaub mir, ich bin auf jede Menge taube Ohren gestoßen, bis ich überhaupt soweit kam meinen Namen zu sagen. Aber deshalb ruf ich nicht an...Ich hab in den letzten Wochen ziemlich viel nachgedacht und... versteh mich bitte nicht falsch, aber ich will das Baby nicht einfach weggeben."
"Hm, ja, das ist zu verstehen... ich hab mich im Nachhinein auch gefragt, ob es wirklich das richtige ist...Sag mal, in der wievielten Klasse bist du denn jetzt eigentlich?"
"in der elften...wieso?"
"Was hältst du davon, die Schule in den USA fertig zu machen?"
"Geht das denn so einfach? Euer Schulsystem ist ja schon etwas anders als bei uns und außerdem kann ich ja nicht einfach so von Deutschland in die USA ziehen!"
"Och, es ist vieles möglich...irgendwie."
"Jon, das...das ist echt ein tolles Angebot, aber ich glaube, ich bleibe erst mal lieber in Deutschland. Ich hab meine ganzen Freunde hier und meine Familie..."
"Ja, klar... Ich dachte halt, da ich ja nicht ganz unverantwortlich für das Kind bin, sollte ich dir auch irgendwie helfen..."
"Hey, das kannst du ja trotzdem! Ich will nur nicht, dass das Kind so weit weg von mir aufwächst"
"Ich werde dir auf jeden Fall Geld überweisen. Ich will nicht, dass du auch noch alles selbst bezahlst!"
Puh, Glück gehabt, Mr. Rockstar! dachte ich schmunzelnd.
"Das wäre natürlich sehr nett. Und ich würde mal behaupten, ganz los bist du uns nicht. Dein Kindchen kommt dich auf jeden Fall besuchen, sobald es alt genug ist!"
"Oh, und ich plane ab jetzt auf Tour für Deutschland auf jeden Fall den doppelten Zeitraum ein, alles klar?"
"Alles klar, Chef!", lachte ich.
"Machs gut, Jo. Und schreib dir diesmal die Telefonnummer auf. Paul ist nicht immer im Telefondienst und ich will immer für dich erreichbar sein, okay? Also meld dich, wenn was ist!"
46.
Die nächsten Monate überlebte ich teilweise eher schlecht als recht, aber im Großen und Ganzen doch relativ gut. Ich musste nicht mal besonders viel Schule ausfallen lassen, da die meiste Zeit, die ich hätte beurlaubt werden müssen, praktischerweise in die Ferien fiel.
Die paar Wochen, die ich dennoch fehlte, versorgten mich Sina mit Hausaufgaben und Co, so dass ich das Schuljahr glücklicherweise nicht nachholen musste.
wenn ich nicht gerade den Unterricht vom Vortag nachholte, las ich oder war im Internet unterwegs, so dass ich zumindest etwas Kontakt zur Außenwelt hatte.
Eines schönen Tages klingelte mich unser Telefon aus dem Schlaf. Es war nicht wirklich spät, erst halb zehn, doch ich war einfach hundemüde gewesen.
als ich mich mit verschlafener Stimme meldete, war Jon am anderen Ende der Leitung.
"Hi Jo, wie geht’s denn so?"
"Ach ganz in Ordnung, ich denke ich kann mich nicht wirklich beschweren."
"Wann ist denn der Termin?"
"In drei Wochen..."
Mir machte inzwischen nicht mehr vieles Angst, aber dieser Tag X in c.a. 3 Wochen war etwas, was noch ziemlich ungewiss vor mir stand. Ich hatte zwar lange mit meiner Mutter darüber geredet und diese hatte gemeint, dass ich das auch noch hin bekommen würde, aber Angst hatte ich trotzdem.
"Oh, Glückwunsch!"
"naja..."
"Weshalb ich anrufe: Wir sind bald wieder auf Tour, um genau zu sein sind wir in vier Monaten in Deutschland...Was hältst du davon, wenn ich dir, ähm euch einen Besuch abstatte?"
47.
Es verging eine Woche.
Es vergingen zwei Wochen.
Es vergingen fast drei Wochen.
Tag X kam, man meinte es gut mit mir und alle verlief ohne irgendwelche Zwischenfälle.
Alle Beteiligten waren verwundert, vor allem jedoch erleichtert, dass trotz meines jungen Alters alles so Problemlos vor sich gegangen war.
Ich konnte es kaum fassen, als ich am 26. 3.2014 um 4.44 Uhr zum erstem mal meine Kleine in den Armen hielt und obwohl sie noch ziemlich rot und verknittert war, war sie für mich schon jetzt das süßeste Baby auf der ganzen Welt.
So glücklich wie in diesem Moment war ich schon lange nicht mehr… !
Auch meine Mum, die mir die ganze Zeit beigestanden hatte, betrachtete liebevoll dieses kleine Wunder.
"Meine Große!" flüsterte sie in mein Ohr und strich mir eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht.
In diesem Moment war mir endgültig klar, dass ich es nie übers Herz gebracht hätte mein Baby wegzugeben, immerhin war sie ein Teil von mir!
Jon:
Schon als er heute Morgen aufgewacht war, hatte er ein Gefühl im Bauch gehabt, als ob noch irgendetwas Besonderes passieren würde.
Er saß gerade mit seinen Jungs beim Frühstück im Hotel, als auf einmal das Display seines Handys zu leuchten begann. Er warf einen Blick darauf.
Jo Handy
Stand da. Er überschlug kurz die Zeit... In Deutschland war es ja noch mitten in der Nacht! Das konnte ja nur eines bedeuten... hastig sprang er auf und nahm mit zittrigen Fingern den Anruf entgegen.
Nach einigen Minuten legte er mit breitem Grinsen im Gesicht auf und kehrte an den Tisch zurück.
"Und?" fragte Richie
"Meine zweite Tochter wurde gerade zur Welt gebracht..." antwortete Jon lächelnd "Oder meine erste... wie man es sehen will."
48.
"Kann man da nicht irgendwas machen? Die Shows kann man schlecht ausfallen lassen, klar. Aber zu diesen bescheuerten Pressekonferenzen und Interviews können doch auch mal die Anderen ohne mich gehen!" Jon raufte sich die Haare. Seit einer halben Stunde diskutierte er jetzt schon mit Peter, dem Tourmanager.
"Jon, die Leute wollen aber DICH sehen und DEINE Meinung hören. Schließlich bist DU der Frontman!"
"Oh, man! Wir sind eine Band, wann sehen die Leute das endlich ein. Ich bin eben der Sänger. Aber eben dieser Sänger braucht dringend mal ein paar freie Tage! Das werden die Fans doch wohl verstehen können! 'aus familiären Gründen' hört sich doch ganz passabel an..."
"Oh ja, wunderbar. Und dann wird genauer nachgefragt und es muss sich nur einer der Jungs verplappern und übermorgen weis die halbe Welt, dass du der Vater eines Kindes einer Minderjährigen bist! Willst du das?" Peters Stimme klang gereizt. Sehr gereizt.
"Ich kenne meine Jungs lange genug, um zu wissen, dass sich in so einer Situation keiner verplappern würde. Und wenn es doch einer tut, wird entweder Richie oder Dave, je nach dem, einen Witz machen und Tico wird irgendwas auf Spanisch brummen und das Thema würde gewechselt werden. Glaub mir. Ich kenne diese Typen seit 30 Jahren."
"Oh man Jon. Auf deine Verantwortung. Übermorgen ist die Show in London, danach habt ihr drei Tage frei. Bis auf die Interviews eben. Von mir aus machst du in der Zeit halt die Fliege. Aber wenn irgendwas in die Öffentlichkeit gerät ist es nicht meine Schuld. Ich habe dich gewarnt!"
"Peter, ich bin dir so unendlich dankbar!"
Jon umarmte den Mann kurz, was sehr lustig aussah, da Peter ein Riese von 2,10 war und Jon sich daher etwas strecken musste.
Wenn er jetzt noch Richie, Dave und Tico beigebracht hatte, dass sie die Interviews und Pressekonferenzen ohne ihn bestreiten mussten, war er der glücklichste Rockstar, den man sich nur vorstellen konnte! Wobei, das war er eigentlich jetzt schon...
49.
Ich war seit Tagen endlich mal wieder halbwegs ausgeschlafen. Es war die erste Nacht gewesen, die ich wieder in meinem eigenen Bett hatte verbringen können und meine Mum hatte den Baby-‐ Nachtdienst übernommen, so dass ich am Morgen ausnahmsweise wirklich wach war.
Leise schlich ich ins Schlafzimmer meiner Eltern. Mum schlief noch, Dad genauso und da ich genau wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Joana ihr Frühstück einforderte, nahm ich sie vorsichtig aus dem Babybettchen und nahm sie mit ins Wohnzimmer, wo ich sie (oh Wunder, sie war noch nicht aufgewacht!) in den großen Sessel legte und, immer ein Auge auf sie behaltend, in die Küche ging, um ihre Milchflasche zu wärmen.
Das Timing war perfekt, denn kaum hatte die Milch ihre gewünschte Temperatur erreicht, wachte Joana auf und meldete lautstark ihren
Hunger zu verstehen gab. So klein und schon so eine laute Stimme...
"Hey Kleine, ich bin ja schon da!"
Also nahm ich sie auf den Arm, setzte mich mit ihr zusammen in den Sessel und gab ihr die Flasche.
Lächelnd blickte ich auf dieses kleine Etwas, und beobachtete, wie sie mit geschlossenen Augen friedlich vor sich hin nuckelte.
"Schade, dass du deinen Daddy erst in drei Wochen kennen lernst, was?"
Genau in diesem Moment piepste mein Handy
Sie haben eine neue Nachricht von: Jon Handy
Jaaa, und was für eine?
Hi, wie gehts, bin grad zufällig in der Nähe, habt ihr Zeit?
Klar, zufällig gerade in der Nähe, dachte ich mir nur grinsend.
Wann bist du hier?
schrieb ich nur zurück.
50.
Eine Stunde Später klingelte es und Jon stand vor der Tür.
"Hey, du siehst ja richtig munter aus!" meinte er und umarme mich.
"Oh, da hast du Glück, dass du heute und nicht Gestern vorbeigekommen bist! Wie hast du das denn schon wieder auf die Reihe gebracht?"
"Jon Bon hat sich aus familiären Gründen ein paar Tage abgemeldet." grinste Jon bloß. Mein Herz machte einen Hüpfer ein paar Tage?
"Wie lang kannst du denn hier sein?"
"Hm... ich hab drei Tage frei..."
"Wenn es dir nichts ausmacht, auf dem Sofa zu schlafen und jede Nacht dreimal von Baby-‐ Geschrei geweckt zu werden, kannst du gerne hier bleiben... alternativ gibt es drei Stadtteile weiter auch ein Hotel." meinte ich erfreut. Er hatte sich wirklich drei Tage für uns Zeit genommen?
"Wenn es Deinen Eltern und Dir nichts ausmacht, würde ich das Sofa bevorzugen... aber nur wenn es euch nichts ausmacht!"
"Okay, also das Sofa!" grinste ich.
Keine 10 Minuten später bot sich mir ein herzerweichender Anblick: Jon saß auf dem Sofa, im Arm Joana und er lächelte verzückt, während er ihr vorsichtig über die Wange strich. Und auch Joana blickte ihren Daddy mit großen Augen an.
51.
Am nächsten Tag beschlossen Jon und ich mit Joana in den Park zu gehen. Also stattete Jon sich mit Kapuzenpulli und Sonnenbrille aus während ich Joana in den Kinderwagen verfrachtete und Wir gingen los.
Eine Geschichte ließ mir nach wie vor keine Ruhe, und als gerade weit und breit keine Passanten zu sehen waren, räusperte ich mich.
"Jon...damals, auf dem Konzert, 2011, hast du mich da wirklich gesehen?"
"Ja, hab ich. Zwar nur von ziemlich weit weg, aber ich wusste, dass du es warst."
"Und der Song, also..."
"Den hab ich damals für dich geschrieben."
"Wirklich?" Wow. "Ich mein, der war schon vor dem Konzert mein Lieblingssong, weil er so... ich kann nicht beschreiben wie er ist, aber er hat mich berührt. Schon bevor ich dich richtig kannte."
Lächelnd blickte Jon auf seine Schuhspitzen. "Dann hab ich mit ihm ja erreicht, was ich erreichen wollte..."
Schließlich wurde er ernster.
"Als ich ihn geschrieben habe, hab ich mir wirklich Vorwürfe gemacht, dass Alles so gekommen ist. Ich wollte für dich da sein und nicht wissen, dass du eigentlich noch gar nicht lebst. Es war so seltsam und unwirklich, dass ich mir erst darüber klar werden musste, dass ich ja sehr wohl für dich da sein kann, weil du eben erst in der Zukunft lebst... Ich bin fast verrückt geworden."
"Doro hat dir geholfen, oder?"
Ich wusste nicht, warum ich das fragte. Der Gedanke, dass Jon möglicherweise nur ein paar Wochen nach unserer Trennung schon wieder mit Doro...
"Ja, sie hat mir geholfen. Wir haben viel geredet. Aber wirklich zusammen waren wir erst nach einem Jahr wieder, okay?"
Der Typ konnte also doch Gedanken lesen. Ich hatte es immer gewusst...
"Und... weis deine Familie von mir?"
"Jup, inzwischen schon. War etwas hart es den zwei Kleinen zu erklären, aber jetzt wollen sie dich unbedingt kennen lernen..." lachte Jon
Auch ich musste lachen. "Und, denkst du das ist einzurichten? Also, dass sie mich kennen lernen?"
"Ja, ich denke schon... Aber nur unter einer Bedingung: Bring meine Tochter mit!"
52.
Auf dem Konzert vor c.a. einem Jahr hatte ich Backstage schon Steph und Doro kennen gelernt, doch heute war der große Tag. Heute würde ich endlich den Rest von Jons Familie, Jesse, Jacob und Romeo, kennen lernen. Außerdem würde Joana zum ersten Mal ihre Halbgeschwister sehen.
Den ganzen Flug über (Jon hatte uns den Privatjet geschickt, warum auch immer) hatte sie immer wieder: "Papa sehn! Papa sehn!" gerufen und war ziemlich ungeduldig, was die Flugzeit anging. Einen Teil der Zeit hatte sie geschlafen, doch die meiste Zeit war sie auf meinem Schoß rumgeturnt, so gut sie das eben schon konnte.
Die Zeit, die sie geschlafen hatte, hatte ich die letzten paar Jahre Revue passieren lassen. Klar hatten wir uns noch ein paar Mal mit Jon getroffen, wenn er in Deutschland war, hatte er immer ein bisschen Zeit für uns eingeplant. Schlussendlich hatte ich sogar mein Abi gepackt ohne eine Klasse zu wiederholen.
Im Grunde war alles ziemlich gut mit meinem Leben, inzwischen viel auch keinem mehr auf, dass ich eigentlich etwas jung für eine Tochter war und schräge Blicke blieben mir meistens erspart.
Auch wenn alles ein paar Jahr verfrüht war, war ich furchtbar froh, die Kleine Maus zu haben. Sie war einfach das Beste, was mir je passiert war.
Allerdings musste ich furchtbar aufpassen, dass sie keinen Kuli in die Finger bekam. Einmal hatte sie nämlich mit einem solchen gespielt und war daraufhin für ein paar Minuten verschwunden gewesen. Anscheinend war sie jedoch so perplex gewesen, plötzlich woanders zu sein, dass sie den Stift gar nicht losgelassen hatte und so war sie quasi sofort wieder zurückgesprungen...
Dann gab es jedoch auch Nächte, in denen ich mich so sehr nach Wärme sehnte, dass es wehtat. So oft ich auch mit Jon telefonierte, so oft ich ihn umarmte, wenn er da war, es war etwas anderes. Ich war immer noch verliebt in diesen 24jährigen, langhaarigen Typ aus New Jersey.
Der, mit dem ich eigentlich immer nur Pizza gegessen hatte. Der, mit dem ich mich bevorzugter Weise in der Umkleidekabine getroffen hatte. Der, mit dem ich im Park gepicknickt hatte. Der, mit dem ich 'Born to be my Baby' geschrieben hatte. Der, der mir 'Let's make it Baby' und 'Blood
on Blood' vorgespielt hatte. Der, hinter dessen Couch aus gewissen Gründen mein T-‐Shirt verstaubt war. Der, mit dem ich zum ersten Mal...nun ja. Der, der für mich 'Wild is the Wind' geschrieben hatte.
Ich würde ihn nie wieder sehen. Nie wieder würde ich morgens neben ihm aufwachen und mich einfach nur gut fühlen.
"So Madame, wir sind angekommen!" reißt mich der Flugbegleiter aus meinen Gedanken.
"Hey, Joana, wir sind da!"
Ein freudiges: "Ja!!!" bekomme ich entgegnet.
Lachend nehme ich die Kleine auf den Arm und betrete mit ihr zusammen zum ersten mal seit 1986 New Jerseyer Boden. Wir werden samt Gepäck zu einer Limousine gebracht.
Joana betrachtet das Treiben verschlafen und mit roten Wangen, da sie gerade erst aufgewacht ist. Auch ich bin ziemlich perplex, steige jedoch ohne große Worte ein und bin gespannt, was jetzt als Nächstes passiert.
Nach etwa einer Stunde Fahrt kann ich ein ziemlich großes Tor erkennen. Es öffnet sich von selbst-‐ wow.
"Schau mal, Joana, ein Zaubertor!", flüstere ich meiner Tochter zu und zeige auf die Sich öffnenden Torflügel.
"Ooooh! Sööön!" bekomme ich zurück und mit großen Augen beobachtet Joana, wie sich das Tor langsam wieder schließt.
Als wir aussteigen ist es zwar schon dunkel, doch ich kann die Person im Türrahmen trotzdem sehr gut erkennen.
"Schau mal, da vorne steht dein Papa!" Ich winke Jon zu und auch Joana hebt ihre kleine Hand und bewegt die Fingerchen.
"Herzlich Willkommen ihr Zwei!", begrüßt uns Jon lächelnd und nimmt mir unser Töchterchen vorsichtig ab.
~Ende~