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CREATING PORTAL EXPERIENCES Zukunftssichere Anwendungen mit SAP gestalten Interview mit Stefan Bohlmann, Geschäftsführer der BTEXX GmbH Herr Bohlmann, Sie beraten Konzern- und Mittelstandskunden bei der Planung, Konzeption, dem Design und der technischen Implementierung von Benutzerschnitt- stellen mit SAP. In welcher Situation sind die Kunden, die sich heute über neue Anwendungen mit SAP Gedanken machen? SAP-Kunden setzen in erster Linie auf die Standardoberflächen des Herstellers – das liegt ja auf der Hand und bringt die gewünschten Vorteile mit sich. Die Soft- ware kann „out of the box“ zum Einsatz gebracht werden und die betrieblichen Prozesse werden optimal durch die stabile Ablaufplattform SAP unterstützt. Ände- rungen am Funktionsumfang oder im Ablauf der Anwendungslogik werden über die von SAP bereitgestellten und ausgereiften Anpassungsmöglichkeiten der SAP-Soft- ware (Customizing) sowie Ergänzungen durch Eigenentwicklungen an vordefinier- ten Stellen (sogenannte User Exits) möglich. Die zugrunde liegende User-Interface- Technologie nennt SAP „Dynpro“ bzw. „Web Dynpro“. Sie ist auf die Abwicklung von transaktionalen Prozessschritten ausge- richtet, mit optimaler Integration der SAP- Business-Objekte sowie deren Funktions- bausteine. Für SAP-Spezialisten sind die Erweiterung und die Neuentwicklung solcher Dialog-Applikationen ein Kinderspiel und sehr effizient möglich, insbesondere durch die direkte Integration der SAP-Program- miersprache ABAP und den damit möglichen und hochintegrierten Zugriff auf die Daten im SAP-System. Die so erstellten Anwen- dungen reihen sich nahtlos in die beste- hende SAP-Dialogschnittstellen-Kultur ein und werden vor allem von den „SAP-Power- Usern“ gerne genutzt. Bei den „SAP-Gelegenheitsbenutzern“ sieht es hingegen anders aus. Hier ist das Feedback eher kritisch gegenüber den klassischen Business-Applikationen auf Basis von (Web) Dynpro. Aus diesem Grund reagierte SAP schon im Jahr 2009 und setzte für das überarbeitete SAP CRM 7.0 eine neue User-Interface-Technologie ein, den SAP CRM Web Client, der sich dem Anwender mit mehr Attraktivität und Bedienkomfort präsentierte. Inzwischen hat SAP einen weiteren Zuwachs an Interface-Technologien zu verzeichnen, insbesondere durch die Zukäufe von Softwarefirmen wie beispiels- weise Business Objects, Sybase und SuccessFactors. >

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Interview mit Stefan Bohlmann, Geschäftsführer der BTEXX GmbH

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Page 1: BTEXX Fachartikel: Zukunftssichere Anwendungen mit SAP gestalten

1CREATING PORTAL EXPERIENCES

Zukunftssichere Anwendungen mit SAP gestalten

Interview mit Stefan Bohlmann, Geschäftsführer der BTEXX GmbH

Herr Bohlmann, Sie beraten Konzern- und Mittelstandskunden bei der Planung, Konzeption, dem Design und der technischen Implementierung von Benutzerschnitt-stellen mit SAP. In welcher Situation sind die Kunden, die sich heute über neue Anwendungen mit SAP Gedanken machen?

SAP-Kunden setzen in erster Linie auf die Standardoberflächen des Herstellers – das liegt ja auf der Hand und bringt die gewünschten Vorteile mit sich. Die Soft-ware kann „out of the box“ zum Einsatz gebracht werden und die betrieblichenProzesse werden optimal durch die stabile Ablaufplattform SAP unterstützt. Ände-rungen am Funktionsumfang oder im Ablauf der Anwendungslogik werden über die von SAP bereitgestellten und ausgereiften Anpassungsmöglichkeiten der SAP-Soft-ware (Customizing) sowie Ergänzungen durch Eigenentwicklungen an vordefinier- ten Stellen (sogenannte User Exits) möglich. Die zugrunde liegende User-Interface- Technologie nennt SAP „Dynpro“ bzw. „Web Dynpro“. Sie ist auf die Abwicklung von transaktionalen Prozessschritten ausge-richtet, mit optimaler Integration der SAP- Business-Objekte sowie deren Funktions-bausteine. Für SAP-Spezialisten sind die

Erweiterung und die Neuentwicklung solcher Dialog-App li kationen ein Kinderspiel und sehr effizient möglich, insbesondere durch die direkte Integration der SAP-Program-miersprache ABAP und den damit möglichen und hochintegrierten Zugriff auf die Daten im SAP-System. Die so erstel lten Anwen-dungen reihen sich nahtlos in die beste-hen de SAP-Dialog schnittstellen- Kultur ein und werden vor allem von den „SAP-Power- Usern“ gerne genutzt.

Bei den „SAP-Gelegenheitsbenutzern“ sieht es hingegen anders aus. Hier ist das Feedback eher kritisch gegenüber den klassischen Business-Applikationen auf Basis von (Web) Dynpro. Aus diesem Grund reagierte SAP schon im Jahr 2009 und setzte für das überarbeitete SAP CRM 7.0 eine neue User-Interface-Technologie ein, den SAP CRM Web Client, der sich dem Anwender mit mehr Attraktivität und Bedienkomfort präsentierte.

Inzwischen hat SAP einen weiteren Zuwachs an Interface-Technologien zu verzeichnen, insbesondere durch die Zukäufe von Soft ware firmen wie beispiels-weise Business Objects, Sybase und SuccessFactors. >

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Die SAP-Kunden stehen damit heute einer Vielzahl an Dialogschnittstellen gegenüber, die es zu verstehen und zu betreiben gilt. Die nachstehende Abbildung 1 gibt einen Überblick über die Dialogtechnologien, die von den verschiedenen SAP-Anwendungssystemen eingesetzt bzw. unterstützt werden.

Werden die klassischen Methoden der Anwendungs-gestaltung mit SAP heute infrage gestellt? Ist SAP Web Dynpro heute nicht mehr en vogue?

Nein, das würde ich nicht sagen. SAP entwickelt die Web -Dynpro-Technologie kontinuierlich weiter und sorgt mit dem aktuellen Look & Feel und neuen User-Inter face-Komponenten der SAP Business Suite für mehr Über sicht und Ordnung auf dem Bildschirm. Mit dem sogenannten Floorplan Manager ist es noch einfacher und effizienter als bisher möglich, bestehende Appli-kationen zu erwei tern oder neue Anwendungen zu implementieren. Aus Sicht des Benutzers ergibt sich auf diese Weise eine homogene Sicht auf die Applika-tionswelt von SAP.

Aber: Die User-Interface-Welt hat sich weitergedreht. Eine neue Generation von Benutzern, die sogenannten Digital Natives, kommt in die Unternehmen mit hohen Ansprüchen an eine gut bedienbare und leicht verständ-liche Anwendungsgestaltung. Auch die Ausgabekanäle sind vielfältiger als früher, wenn wir daran denken, dass die Vielzahl an mobilen Devices täglich steigt. Für die Darstellung von Informationen auf verschiedenen Ausgabegeräten ist die SAP-Web-Dynpro-Technologie nicht ausgelegt.

Welche Möglichkeiten gibt es, den neuen Anforderungen der User gerecht zu werden? Eignet sich dafür SAP nicht mehr?

Nein, ganz im Gegenteil. SAP hat hier frühzeitig reagiert und unterstützt mit einer neuen Schnittstellentechno-logie, dem SAP Gateway, ganz offiziell den Einsatz modernerer, flexiblerer User-Interface-Technolo gien wie HTML5 und JavaScript-Bibliotheken wie jQuery. Aber auch hier setzt SAP wieder auf Standardisierung. Unter dem Codenamen Phoenix wurde eine neue User- Interface-Architektur entwickelt, die eine weitgehend freie Gestaltung von Web-Applikationen ermöglicht. Diese Oberflächentechnologie nennt SAP „UI5“, die eine Sammlung von JavaScript-basierten User-Interface- Komponenten bereitstellt, z. B. eine Tabelle oder eine Wertehilfe, und auf diese Weise zur Standardisierung der Applikationen führt.

Der Erfolg von Anwendungssystemen ist aber nicht nur von den zur Verfügung stehenden Technologien abhängig, es geht heute vielmehr um die Frage der Gebrauchstauglichkeit (Usability) der Anwendungen. Dieser Aspekt rückt immer mehr in den Fokus moder ner Anwendungsentwicklung. Ich vergleiche diese Ent wick-lung gerne mit der Erfolgsgeschichte des iPhones im Consumer-Markt. Vor dem Markteintritt des iPhones im Jahr 2007 gab es technisch ausgereifte, aber mit Funktionen überfrachtete Smartphones, von denen sich am Ende keines wirklich behaupten konnte. Erst das iPhone überzeugte mit seiner neuen Bedienphiloso-phie die Benutzer, weil es die Dinge einfacher machte und die Benutzer schlichtweg begeisterte.

Was empfehlen Sie jetzt den SAP-Kunden? Sollen sie abwarten, bis neue Bedienoberflächen von SAP für Begeisterung sorgen?

Ich gehe nicht davon aus, dass SAP die bestehenden Oberflächen und Benutzerinteraktionen der SAP Business Suite komplett überarbeitet und neu ent -wickelt. Ich gehe aber sehr wohl davon aus, dass neue Anwendungen aus dem Hause SAP eine verbes-serte, modernere User Experience mit sich bringen. Beispiele dafür sind die cloudbasierten HCM-Lösungen von SuccessFactors, z. B. für E-Recruiting, oder mobile CRM-Szenarien für Tablet-PCs oder Smartphones zur optimalen Unterstützung von Außendienstmitarbeitern. Vor Kurzem hat SAP auch eine neue User-Experience- Community ins Leben gerufen, die unter der Adresse http://experience.sap.com erreichbar ist. Dort geht es um alle Fragen rund um das Thema User Interface Design im SAP-Kontext.

Insofern wird es allein durch den Einsatz von SAP- Standardsoftware eine heterogene User-Interface- Technologie geben. Um die Vielzahl der Applikationen zu beherrschen, rate ich zum Einsatz des SAP Enterprise Portals, das darauf spezialisiert ist, die Technologien unter einem Dach zu vereinen und die Applikationen rollenspezifisch bereitzustellen. Was die Entwicklung neuer, kundenspezifischer Anwendungen angeht, so hängt meine Empfehlung davon ab, welchen Zweck diese erfüllen sollen. Geht es etwa darum, ein attrak-tives Kundenportal zu entwickeln, in dem Servicefälle abgewickelt werden sollen, so empfehle ich, eine individuelle Lösung für die Kunden zu implementieren, die durch ein auf das Wesentliche reduziertes User Interface überzeugt. Für die Pflege und Bearbeitung der Servicefälle durch die Mitarbeiter hingegen kann es sehr sinnvoll sein, weiter hin die Standardoberflächen von SAP einzusetzen (Stichwort „SAP-Power-User“).

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UI-Technologie-Verwendung in SAP-Produkten

HTML5

Adobe Flash Web Dynpro ABAP & Dynpro

Mobile Native

SAP Business Objects

New SAP Products

SAP NetWeaver

SAP Data & UI Integration

SAP Business SuiteSAP

Business ByDesign

SAP BPM

SAP Business

One

Web UIF

MS Silverlight

Web Dynpro Java

SAP Business Objects Enterprise

.NET

Crys

tal R

epor

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SAP

CRM

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SAP Business All-in-One

SAP

ERP

SAP

SRM

SAP

SCM

SAP

PLM

Abbildung 1 / Quelle: SAP AG

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In der Welt der User Interface Designer ist oft die Rede von „Responsive Design“. Was hat es damit auf sich?

Das Schlagwort „Responsive Design“ geistert schon länger durch die Web-Entwicklerszene. Und mit der immer stärkeren Verbreitung von mobilen Endgeräten wird es immer wichtiger. Das Problem dabei sind die unterschiedliche Bildschirmauflösung und die Orientie-rung der Geräte (Hochformat bzw. Querformat). Eine Webseite, die für den Einsatz in gängigen Webbrowsern konzipiert und implementiert wurde, funktioniert eben nicht einfach so auf einem Smartphone oder einem Tablet-PC. Aus diesem Grund passen sich sogenannte responsive Webseiten an die jeweilige Umgebung an. Sie antworten quasi auf die Rahmenbedingungen, die sie auf dem Gerät des Benutzers vorfinden.

Für ein modernes Unternehmensportal bedeutet dies zum Beispiel, dass seine Seiten- und Menüstruktur so dynamisch entwickelt ist, dass es sich auf das jewei-lige Platzangebot einstellt. Das kann beispielsweise erreicht werden, indem ein im Webbrowser ähnlich gut

bedienbares und übersichtliches Mega-Menü im oberen Bereich des Bildschirms dargestellt wird, während die gleiche Navigationsstruktur auf dem Tablet-PC als soge-nanntes Accordion-Menü in der linken Spalte realisiert wird, um Platz zu sparen. Die Inhalte sind aber in beiden Fällen identisch in der Mitte platziert.

Worin sehen Sie die Vor- und Nachteile responsiver Bedienoberflächen?

Die Entwicklung einer solchen flexiblen Lösung ist aus zwei Gründen zu empfehlen: Zum einen spart dieser Ansatz Kosten, weil nur eine einzige Lösung entwickelt werden muss, diese dann aber auf sehr vielen Endge-räten parallel eingesetzt werden kann. Zum anderen ist dieser Ansatz auch für den Benutzer sehr komfortabel, weil er sich nicht mit mehreren Einzellösungen ausein-andersetzen muss, die im schlechtesten Fall sogar von unterschiedlichen Teams konzipiert und umgesetzt wurden. Er findet eine durchgängige Informationsarchi-tektur vor, die optimal auf dem jeweiligen Endgerät ein - gestellt und angepasst ist. Aus technischer Sicht wird Responsive Design übrigens zum großen Teil durch dynamischen HTML- und JavaScript-Einsatz realisiert, aber auch serverseitige Komponenten kommen zur Anwendung, um z. B. Bilder in der richtigen Größe zur Laufzeit für das Endgerät zur Verfügung zu stellen.

Der Nachteil von Lösungen auf Basis des Responsive Designs ist, dass die Stärken der jeweiligen Endgeräte in der Regel nicht vollumfänglich ausgenutzt werden. Eine responsive Lösung wird typischerweise bewusst so konzipiert, dass sie auf allen Endgeräten in möglichst ähnlicher Art und Weise bedient werden kann. Besondere

„Für Applikationen im Geschäftsumfeld empfehle ich grundsätzlich die alternative Vorgehensweise, das sogenannte „Adaptive Design“. Hier geht es darum, spezifische Anwen- dungen für den jeweiligen Einsatzzweck zu erstellen, z. B. eine Patientenakte im Krankenhaus auf dem iPad oder eine mobile CRM-Applikation für den Außendienstmitarbeiter.“

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gerätespezifische Funktionen, wie z. B. die Apple Sprach-erkennung Siri oder spezielle Kartenfunktionen, können nur über die Standardweise genutzt werden oder über eine zusätzliche Geräteerkennung implementiert werden. Auch gerätespezifische Bedienweisen und Bildschirm-anordnungen werden beim Responsive Design eher nicht berücksichtigt, weil die Lösung ja gerade auf mehreren Geräten unterschiedlicher Hersteller eingesetzt werden soll.

Werden Anwendungen im Businessumfeld zukünftig responsiv gestaltet sein?

Für Applikationen im Geschäftsumfeld empfehle ich grundsätzlich die alternative Vorgehensweise, das sogenannte „Adaptive Design“. Hier geht es darum, spezifische Anwendungen für den jeweiligen Einsatz-zweck zu erstellen, z. B. eine Patientenakte im Kranken-haus auf dem iPad oder eine mobile CRM-Applikation für den Außendienstmitarbeiter. Bei einem solchen adap-tiven Lösungsansatz kann sich das Konzeptions- und Entwicklungsteam voll und ganz auf eine einzelne Geräteklasse konzentrieren und hier idealerweise auch die nativen Gerätefunktionen optimal unterstützen. Ein Beispiel für eine native Gerätefunktion ist Apples Spracheingabefunktion via Siri. Diese Technologie ist inzwischen so ausgereift, dass längere Texte, z. B. Patientenbefunde für die Patientenakte oder Besuchs-berichte von Kundenterminen, sehr effizient über Sprache eingegeben und über die mobile Appli kation in die SAP-Backendsysteme eingespeichert werden können.

Der Ansatz eines adaptiven Designs ist allerdings in der Regel kostspieliger, als eine responsive Lösung zu entwickeln, vor allem, wenn zu Beginn klar ist, dass mehrere Endgerätekategorien unterstützt werden sollen. Es müssen dann auch unter Berücksichtigung der gerätespezifischen Details mehrere adaptive Lösungen konzipiert und entwickelt werden.

Um Kosten zu sparen, ist es durchaus auch für Anwen-dungen im Businessumfeld denkbar, responsive Lösungen zu entwickeln. Das BTEXX Forschungs- und Entwicklungsteam hat zum Beispiel die im SAP- Portal umfeld bekannte SAP-Applikation Universal Worklist (UWL) prototypisch als responsive Web- Applikation neu entwickelt, um die Vorteile dieses Ansatzes zu demonstrieren. Die Applikation wird

über ein und dieselbe URL im Portal aufgerufen (z. B. https://portal.btexx.net/myworklist) und ist sowohl im Großformat im Browser verwendbar als auch bei mittlerer Größe auf Tablet-PCs oder Kiosk-systemen nutzbar und schließlich im Miniformat auf Smartphones einsetzbar, ohne auf wesentliche Funktionen verzichten zu müssen.

Wenig sinnvoll erscheint mir, eine bestehende Web - s eite oder Applikation im Nachhinein als responsive Lösung „umzuprogrammieren“, um sie für verschiedene Endgeräte gebrauchstauglich zu machen. Wirklich gute Lösungen, die von den Nutzern akzeptiert werden, beginnen mit der Konzeption auf dem kleinsten Gerät und werden schrittweise auf die anderen Geräteklassen ausgeweitet. Der umgekehrte Ansatz führt meistens zu Einschränkungen für den Benutzer und einer Über-frachtung mit Informationen auf den kleineren Geräten. Dieser Trend zur Vorgehensweise wird aktuell unter dem Schlagwort „Mobile First“ diskutiert. Für die Anwen-dungs entwicklung empfehle ich in beiden Fällen (responsiv oder adaptiv), dass eine sehr umfängliche Konzeptionsphase durchgeführt wird, bei der der Nutzer der neu zu entwickelnden Applikation die wichtigste Rolle spielt. SAP und BTEXX arbeiten hier mit der Methode „User Centered Design“.

Was verstehen Sie unter „User Centered Design“? Können Sie diese Methode kurz erläutern?

User Centered Design ist ein genormter Entwicklungs-prozess für die Gestaltung von Softwareoberflächen. Im Zentrum steht der Anwender: Sowohl in der Phase der Anforderungsaufnahme als auch in der Phase des Proto typing wird die Gestaltung der Oberfläche auf Gebrauchstauglichkeit überprüft. Oberflächen sind nur dann richtig gut, wenn sie ein Großteil der Anwender auf Anhieb versteht. Damit das gewährleistet ist, müssen User-Tests den gesamten Entstehungsprozess einer Software begleiten. Entscheidend ist letztendlich nicht, mit welcher Technik die Oberfläche gestaltet ist, son 6dern, ob der Anwender sie versteht. BTEXX hat sich in den zwölf Jahren seiner Firmengeschichte darauf spezialisiert, Online-Konzepter, Designer und Soft-wareentwickler als Team zusammenzubringen. Solche Teams erschaffen Lösungen, die nicht nur von den Nutzern akzeptiert werden, sondern diese auch begeis-tern. Und das ist im SAP-Geschäft nicht einfach.

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Wie sieht es mit mobilen Applikationen aus? Sie haben den Zukauf von Sybase angesprochen. Was bedeutet das für SAP-Kunden?

Mit der Übernahme von Sybase hat SAP eine neue Ära eingeläutet. Es geht darum, die Reichweite von SAP- Software zu erweitern. Für SAP bedeutet das am Ende natürlich mehr Lizenzumsatz, weil mehr Nutzer Zugriff auf die bewährte und ausgereifte betriebswirt-schaftliche Standardsoftware SAP Business Suite und die neuen Produkte haben werden. Für die Kunden bedeu tet dies mehr Flexibilität und eine Steigerung von Effizi enz und Produktivität. Mit mobilen Applikationen wird es den Unternehmen beispielsweise gelingen, die sogenan nten Liegezeiten von Prozessschritten zu minimieren. Entschei dungen werden von unterwegs aus getroffen und die für die Prozessschritte notwendige Kommuni kation erfolgt direkt im Kontext des Geschäfts-objektes und nicht mehr wie heute üblich per E-Mail. Um solche Anwendungen praxistauglich für große Unter - nehmen einzuführen, ist eine Softwareinfrastruktur wie die Sybase- Unwired-Plattform bzw. Afaria nicht mehr weg zudenken. Die Sybase-Unwired-Plattform ermög-licht die Offline-Nutzung der Backenddaten durch ausgeklügelte Synchronisierungsmechanismen und unterstützt die Entwickler bei der Erstellung von User Interfaces, die auf unterschiedlichen mobilen Geräten ablauffähig sind. SAP Afaria liefert die erforderliche Infrastruktur, um die Geräte des Unternehmens zu verwalten. Dazu gehören der Rollout von neuen mobilen Applikationen an die jeweilige Nutzergruppe, die Verschlüsselung der Daten und die Kontrolle über die Nutzung der Applikationen.

Für SAP-Kunden wird die Welt der Applikationen doch damit noch unübersichtlicher. Wie behalten Sie denn den Überblick?

Grundsätzlich sollte unterschieden werden zwischen dem reinen Online-Zugang und dem kombinierten Online-Offline-Zugang von Endgeräten. Im letzteren Fall ist der Einsatz einer Middleware erforderlich, die die Offline-Nutzung von Daten ermöglicht. Vor der Übernahme von Sybase hatte SAP hier bereits vergleich-bare Lösungen unter dem Namen „SAP Mobile Engine“ im Markt angeboten, die jetzt über die Sybase-Unwired- Plattform realisiert werden. Diese Plattform ermög licht vor allem die effiziente Entwicklung von mobilen App li -kationen unter Berücksichtigung der Datennutzung

im Offline-Modus. Das bedeutet beispielsweise, dass Daten auf dem Smartphone oder Tablet-PC verfügbar sind und auch bearbeitet werden können. Die Plattform stellt dann über Synchronisierungsmechanismen sicher, dass die geänderten Daten mit dem SAP-Backendsystem abgeglichen werden, sobald wieder eine Online-Verbin-dung hergestellt wird.

Neben der Entwicklung von mobilen Applikationen über die Sybase-Unwired-Plattform bietet SAP mit der Device-Management-Software Afaria eine leistungs-fähige und flexible Lösung zum Verwalten und Absichern sämtlicher mobiler Endgeräte im Unternehmen. Es gibt hier zum Beispiel eine einheitliche Administrations-konsole, um verschiedenste Endgerätetypen sowie die darauf gespeicherten Daten und Anwendungen zentral zu organisieren. Mehrstufige Verschlüsselungskonzepte schützen vertrauliche Informationen und zentrale Check- out-Funktionen garantieren schnelle Reaktionen bei Diebstahl oder Verlust. Auf der anderen Seite ist der Zugang über den reinen Web-Kanal möglich, den vergleichsweise trivialen Online-Zugang zu den SAP- Systemen. Die meisten SAP-Kunden setzen hier auf die von SAP ausgelieferten klassischen User Interfaces, z. B. Web Dynpro, und machen erste Erfahrungen mit dem neuen SAP-Ansatz „UI5“, der mehr Flexibilität in der Gestaltung erlaubt, aber natürlich wieder die Hand-schrift von SAP trägt. Daneben gibt es die Möglichkeit, vollständig frei zu agieren und ganz individuelle Ober-flächen zu gestalten – mit dem „freien Interface“, z. B. auf Basis von HTML5. Alle drei Ansätze setzen aber voraus, dass eine Online-Verbindung zu den SAP-Backend-systemen hergestellt werden kann. BTEXX unter stützt seine Kunden bei allen hier vorgestellten Kanälen der Oberflächengestaltung und -entwicklung, sowohl beim reinen Online-Zugang als auch bei der Online-Offline- Variante mithilfe der Sybase-Unwired-Plattform und Afaria.

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Zukunft der User Interfaces mit SAP

Standard-WebzugangDesktop, Tablet-PC und Smartphone

Web Dynpro Java

SAP NetWeaver inklusive Gateway

SAP Business Suite

Online Online & Offline

mobile Plattform mit Device ManagementTablet-PC + Smartphone

SAPClassic Interface

SAP CRM SAP ERP SAP SRM

SAPInterface

SAPModern Interface

freiesInterface

freiesInterface

SAP SCM SAP PLM

Web Dynpro ABAP & Dynpro

SAP Framework

SAP Portal onDevice

SAPUI5 HTML5

BTEXX mobilePortal

Native

HTML5

Native

HTML5

Native

Afaria

Sybase-Unwired-Plattform

Abbildung 2

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Stefan Bohlmann

Geschäftsführer

Stefan Bohlmann ist geschäftsführender Gesellschafter der BTEXX Gruppe. Er ver fügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der IT- Branche und verantwortet die Geschäfts- bereiche Software & Support, Forschung & Entwicklung sowie Vertrieb. 2001 hat er die Firma zusammen mit Andreas Jamm gegründet. Zuvor arbeitete er als Software-entwickler in der Multimedia-Branche und als technischer Berater bei der SAP AG in Walldorf. Er führte einige der ersten SAP - Portal- und Security- Projekte durch und betreute internationale Großkunden in Deutschland und im Aus land. Stefan Bohlmann ist Diplom-Informatiker und hat an der Universität Erlangen- Nürnberg studiert.

Sie haben Fragen? Dann kontaktieren Sie uns:

STEFAN BOHLMANNGeschäftsführer

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BTEXX GmbH Rheinstraße 4 G / 55116 MainzT +49 6131 62228-0

[email protected] / www.btexx.de