campus universität erfurt 2/2013

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Das Magazin der Universität Erfurt Heft 2 / 2013 STUDIUM UND LEHRE Herausforderungen in der Diaspora Das Martin-Luther-Institut in Erfurt feiert 20-jähriges Bestehen FORSCHUNG Knöste Emmes? – Ein Interview Prof. Dr. Christian Efing forscht an der Uni Erfurt über Geheimsprachen CAMPUS NEWS „...eine der vornehmsten Sammlungen der Welt“ Universität Erfurt feiert 300 Jahre Historisches Münzkabinett in Gotha Campus-Gesichter Ein Heft über die Menschen an der Universität Erfurt und ihre Geschichten

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Campusheft 2-2013, Universität Erfurt, Gesichter, Das Magazin der Universität Erfurt

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Page 1: CAMPUS Universität Erfurt 2/2013

Das Magazin der Universität Erfurt Heft 2 / 2013

STUDIUM UND LEHRE

Herausforderungenin der Diaspora

Das Martin-Luther-Institut in Erfurt feiert 20-jähriges Bestehen

FORSCHUNG

Knöste Emmes? –Ein Interview

Prof. Dr. Christian Efing forscht an der Uni Erfurt über Geheimsprachen

CAMPUS NEWS

„...eine der vornehmsten Sammlungen der Welt“

Universität Erfurt feiert 300 JahreHistorisches Münzkabinett in Gotha

Campus-GesichterEin Heft über die Menschen an derUniversität Erfurt und ihre Geschichten

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CAMPUS INFORMATIONEN

HerausgeberDer Präsident der Universität Erfurt

ChefredaktionCarmen Voigt

LayoutCarmen Voigt / Andrea Radtke

FotosReinhold Marke (S. 3, 4), Markus Paulus (S. 10), Yuri Arcurs, shutterstock (S. 11), Hamish John Appleby (S. 11, 15, 18, 25, 35, 36), Martin Becker (S. 12), Marufa Aktar (S. 14), Max Matthias (S. 19), Forschungsbibliothek Gotha (S. 22, 23), Jens Hau-spurg (S. 28, 44), Roland Hahn (S. 29), Roger Kirby, stockexchange (S. 31), Alumni-Verein Staatswis-senschaftliche Fakultät (S. 37), USV (S. 42), alle anderen: Pressestelle der Universität Erfurt

RedaktionsanschriftNordhäuser Straße 6399089 ErfurtTelefon: 0361/737-5021Telefax: 0361/737-5029E-Mail: [email protected]

PostanschriftPostfach 90022199105 Erfurt

DruckStarke Druck, Sondershausen

Die Redaktion dankt allen, die an dieser Ausga-be des CAMPUS-Hefts mitgewirkt haben. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine Veröffentlichungsgaran-tie. Darüber hinaus behalten wir uns Kürzungen bzw. Überarbeitungen vor. Die Redaktion ist nicht verantwortlich für den Inhalt der im Heft unter den jeweiligen Web-Adressen veröffentlichten In-ternetseiten – alle Angaben erfolgen nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr.

© Copyright 2013 für alle Beiträge im CAMPUS-Heft. Die Übernahme von Artikeln bedarf der vorherigen Abstimmung mit der Redaktion.

Leserfragen bitte an [email protected].

Das nächste CAMPUS-Heft erscheint im April 2014.

EDITORIAL

1 Editorial Prof. Dr. Kai Brodersen

FORSCHUNG

2 „Knöste Emmes?“ Prof. Dr. Christian Efing erforscht an der Uni Erfurt Geheimsprachen 6 Mit der Pille zum Erfolg 8 Ein Dude in der „Bibliotheca Amploniana“ 9 HERA fördert Forschung in Gotha 9 Neuerwerbungen in der Forschungsbibliothek 10 Ausgezeichnet: „Moderne aus dem Untergrund“ 10 Kurt-Hellmich-Preis für Veronika Hoffmann 10 George Butterworth Award für Markus Paulus 10 HES: Thyssen Stiftung fördert weiter bis 2015 11 DFG fördert Forschungsprojekt von Prof. Dr. Tilmann Betsch 11 Universität Erfurt beim Professorinnenpro- gramm II erfolgreich

STUDIUM UND LEHRE

12 Martin Becker gewinnt beim Gobal Communications Project 2013 13 Studierende präsentieren neues Buchprojekt 13 Erfurter Kolleg geht ins 16. Semester 13 Neuer Clip wirbt für Studium in Thüringen 14 Commitment Award

15 Fachhochschule und Universität Erfurt koope- rieren im Bereich Schulgarten 15 BA 3+1 geht in eine neue Phase 16 Im „global classroom“ durch die Geschichte 17 Uni Erfurt übergibt 28 Deutschlandstipendien 18 Studie: Für eine bessere Willkommenskultur 19 Uni Erfurt hat ihre erste Big Band 19 Erfurter Zukunftspreis für Max Matthias

CAMPUS NEWS

20 20 Jahre Martin-Luther-Institut 22 300 Jahre Historisches Münzkabinett 24 Nachdenkliches Debüt 25 UFB: In Sachen Nutzung top 26 Mit Lupe und Bleistift auf Schatzsuche 28 Neuer Senatsausschuss gegen gruppenbezo- gene Menschenfeindlichkeit 29 Erstes Refugium in der Engelsburg 29 Neuer Beratungsraum an der Universität 29 Richtfest für das Max-Kade-Haus 30 Universität feiert erfolgreiche Auszubildende 31 Weltnetzwerke – Weltspiele 32 Achtung Klappe! 33 Als Komparse beim „Tatort“ in Weimar

NAMEN UND NACHRICHTEN

34 Porträt Prof. Dr. Iris Schröder 35 Prof. Dr. Josef Pilvousek verabschiedet

35 Personalkurzmeldungen36 Josef-Leinweber-Preis für Torsten Müller

36 Marcus Michaelsen für den Deutschen Studien- preis nominiert

ALUMNI

37 Brücken in die Praxis: Der Alumniverein der Staatswissenschaftlichen Fakultät 38 Karrierewege: Und was machst du so?

VERANSTALTUNGEN

40 Kinderuni Erfurt 40 Lange Nacht der Wissenschaften 41 Mitteleuropäischer Germanistenverband tagt 2014 in Erfurt

HOCHSCHULSPORT

42 USV beim Sportabzeichenwettbewerb im ZDF 42 Kurzmeldungen

VERÖFFENTLICHUNGEN

43 Erziehungswissenschaftliche Fakultät 43 Philosophische Fakultät 43 Max-Weber-Kolleg 44 Forschungsbibliothek Gotha

TerminvorschauOktober 2013 bis April 2014Okt.– Kinderuni ErfurtDez.

14. – Studieneinführungstage (STET)18.10.

19.10. Graduierungsfeier

23.10. Immatrikulationsfeier

08.11. Lange Nacht der Wissenschaften

08.11. Eröffnung Jubiläumsausstellung der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/ Gotha

08.– Alumnitreffen der Staatswissen-10.11. schaftlichen Fakultät

18.01. Masterinfotag

10.– Kongress des Mitteleuropäischen12.04. Germanistenverbandes

Weitere Informationen:www.uni-erfurt.de/uni/kalender

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Page 3: CAMPUS Universität Erfurt 2/2013

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Gleich zwei Jubiläen gilt es in diesem Herbst zu feiern:

Vor 60 Jahren, anno 1953, wurde in Erfurt das „Pädagogische Institut“ gegründet. Tat-sächlich hatte man eine Einrichtung zur Pro-fessionalisierung der Lehrerbildung in Erfurt bereits vor dem Zweiten Weltkrieg geplant, und von 1929 an bestand hier vier Jahre lang eine „Pädagogische Akademie“ – für sie war sogar ein Neubau auf dem Gelände geplant, auf dem heute der Thüringer Landtag steht. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg aber wur-de in Erfurt wie andernorts ein neuer Anlauf genommen und führte vor nunmehr 60 Jah-ren zur Gründung des Pädagogischen Insti-tuts, das später Pädagogischen Hochschule und dann in die wiedergegründete Universi-tät Erfurt integriert wurde.

Zwar regelt der 1994 durch ein Gesetz in Kraft getretene Vertrag des Freistaats mit den Evangelischen Kirchen in Thüringen in Artikel 3, (1): „Für die wissenschaftlich-theo-logische Ausbildung der Geistlichen und der Religionspädagogen bleibt die Evangelisch-Theologische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena erhalten“. Doch werden seit 2001 auch an der Universität Erfurt Religi-onspädagoginnen und -pädagogen ausge-bildet: Wie die Schließung der Evangelischen Kirchlichen Hochschule in Naumburg 1993 und später die Integration der Pädago-gischen Hochschule in die Universität Erfurt zum 20-jährigen Bestehen des heutigen „Martin-Luther-Instituts“ führte, ist in diesem CAMPUS-Heft zu lesen.

Bei aller Freude über die Rückschau haben wir freilich die Zukunft stets fest im Blick, und so berichtet dieses CAMPUS-Heft wieder über die Menschen, die an unserer Universität lehren und studieren, über Ab-solventinnen und Absolventen, über die wir künftig noch ausführlicher berichten wollen, wie über neuberufene Professorinnen und Professoren und ihre Projekte.

Dass an der Universität Erfurt der Bo-logna-Prozess erfolgreich umgesetzt ist und dass unsere Studierenden zügig und erfolgreich studieren, hat sich inzwischen herumgesprochen – fast zwei Drittel der Studierenden, die sich für ihr erstes Studi-um für die Universität Erfurt entschieden haben, kommen inzwischen nicht mehr aus Thüringen, sondern aus anderen Bundeslän-dern oder aus dem Ausland. Das verändert die Universität, aber auch die Stadt Erfurt,

spürbar: Viele von denen, die neu in Erfurt studieren, haben keine „waschmaschinen-nahe“ Bleibe daheim, sondern lassen sich auf etwas Neues ein – und treffen hier rasch auf Gleichgesinnte. Während an anderen (auch großen) Hochschulen, etwa im Süden der Bundesrepublik, vielleicht ein Fünftel der Studierendenschaft für das Studium um-zieht und der weitaus größere Anteil im ge-wohnten Umfeld bleibt, zieht die Universität Erfurt immer mehr „neue“ und eben auch neugierige Studierende in die Landeshaupt-stadt.

Das gilt auch für die Professorinnen und Professoren: Allein in den vergangenen fünf Jahren haben mehr als 50 (fünfzig!) Gelehrte einen Ruf an unsere Universität angenom-men, nur etwa ein Dutzend hat in demselben Zeitraum hingegen einen Ruf anderswohin angenommen. Einige der „Neuen“ stellen wir im vorliegenden Heft vor.

Anders als die Regierung im benach-barten Bundesland Sachsen-Anhalt, in dem die Zahl der Studierenden und da-mit auch der Angebote und Stellen in Forschung und Lehre deutlich reduziert werden soll, will die Landesregierung in Thüringen die Zahl der Studierenden in Thüringen halten – es sind derzeit gut 50.000, von denen gut 5000 an der Univer-sität Erfurt studieren. In Thüringen weiß man eben, dass selbst in Erfurt, das zu den wenigen Wachstumskernen in Thüringen gehört, nur halb so viele 18-Jährige wie 30-Jährige woh-nen, und weiß, dass es für den Freistaat, aber auch für unser Land insgesamt gut ist, wenn die junge Genera-tion auch aus anderen Bun-d e s l ä n d e r n oder Ländern nach Thüringen kommt, hier gute Bedingungen im Studium findet, selbst zum Gelingen des Studiums beiträgt – und vielleicht ja nicht nur wäh-

rend des Studiums, sondern auch später für Thüringen wirkt oder, wo möglich, in Thürin-gen bleibt. In Thüringen haben sich Regie-rung und Hochschulen zur Unterstützung dieses Kurses verpflichtet – und so begrüße ich am Anfang eines neuen akademischen Jahres ganz besonders unsere „Neuen“, Lehrende ebenso wie Studierende.

Freuen Sie sich auf ein CAMPUS-Heft, in dem es vor allem um die Menschen auf unserem Campus geht – und arbeiten Sie weiter mit am Erfolg der Universität Erfurt. Vielen Dank!

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EDITORIAL

Willkommen in Erfurt!

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FORSCHUNG

CAMPUS: Professor Efing, Sie forschen zu den sogenannten Sondersprachen. Was be-deutet das „Sonder-“ in Sondersprache?Efing: Das sind keine Sprachen im her-kömmlichen Sinn, sondern eher Varietäten oder sprachliche Subsysteme des Deut-schen. Das „Sonder“ bezieht sich auf einen Sonderwortschatz, der in die deutsche bzw. jeweilige dialektale Grammatik integriert und an die jeweilige dialektale Aussprache angepasst wird. Der Begriff Sondersprache an sich ist vage, manche zählen z.B. auch die Internet- oder die Jugendsprache dazu. Aber der Forschungsbereich, der sich damit be-schäftigt, fasst das enger: Sondersprachen sind demnach Sprachen, die eine Geheim-haltungsfunktion haben, sogenannte Sozio-lekte, die von bestimmten sozialen Gruppen gesprochen werden, vor allem von Gruppen, die ursprünglich nicht sesshaft, sondern auf der Reise waren. Das waren z.B. Ar-tisten, Schausteller, Hausierer, Korbflechter oder Scherenschleifer. Die Geheimsprachen dienten ihnen einerseits zur Abschottung nach außen und andererseits zur Festigung nach innen, denn Gruppenidentität definiert sich stark über die Sprache.

CAMPUS: Geheimsprachen gibt es bereits seit dem Mittelalter. Warum werden sie erst jetzt verstärkt erforscht?Efing: Ihre Sprecher wurden im Dritten Reich als „Asoziale“ verfolgt und auch vor-her oft stigmatisiert. Dieses Stigma haftete ihnen auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch an. Deshalb distanzierten sich viele davon. Viele Geheimsprachen wurden nicht mehr gesprochen und so auch nicht mehr weitergegeben. Wir müssen die Chance zur Erforschung nutzen, solange es noch Men-schen gibt, die diese Sprachen sprechen. Und aufgrund des sozialen Wandels ist die Notwendigkeit der sprachlichen Geheim-haltung in den jeweiligen Sprechergruppen zudem weitgehend verschwunden, sodass die Bereitschaft der Sprecher heutzutage größer ist, ihre Geheimsprache auch „preis-zugeben“.

CAMPUS: Sie haben die Geheimsprache Je-nisch erforscht. Woher stammt sie und wie hat sie sich entwickelt?Efing: Das Jenische hängt sehr eng mit dem Rotwelschen zusammen, auf das es histo-

risch zurückgeht. Das Rotwelsche war die Sprache der Vagierenden, also des sogenann-ten fünften Standes – der Ausgestoßenen, der Obdachlosen, Bettler und entlassenen Söldner. Durch ihre fahrende Lebensweise kamen sie in Kontakt mit jüdischen Händ-lern, weshalb sich auch jüdisch-deutsche Begriffe im Rotwelschen finden. Als die Sinti und Roma im 15. Jahrhundert nach Europa kamen, gab es Kontakte zu deren Sprache, dem Sintes und Romanes. „Rotwelsch“ ist eigentlich eine negative Bezeichnung: Rott kennen wir aus Wörtern wie verrotten, das bezieht sich auf die Sprache der Bettler. „Welsch“ kennt man aus Kauderwelsch, also das Unverständliche. Rotwelsch ist somit die unverständliche Sprache der Bettler. Klar, dass die Sprecher selbst so einen Begriff nicht benutzt hätten.

CAMPUS: …also haben sie einen neuen Sprachnamen entwickelt?Efing: Genau. Jenisch ist ein Begriff, der rela-tiv spät, mit erstem Beleg um 1714, aufkam – ursprünglich als die Sprache der Kellner in Wien, die eindeutig Wörter aus dem Rotwel-schen hatte. Es war zunächst nur ein interner Name, für das, was die Sprachwissenschaft heute als Rotwelsch bezeichnet. Der Begriff Jenisch kommt aus dem Romanes und heißt so viel wie wissend oder klug, hat also jetzt eine ganz andere Bedeutung. Das ist nicht mehr die Sprache der Bettler, sondern die der Klugen und Wissenden, die Sprache der Eingeweihten. Der Begriff hat sich schnell

verbreitet. Im süddeutschen Raum findet man eher den Sprachnamen Jenisch, alles was im Norden Deutschlands verbreitet ist, hat andere Namen, in Münster z.B. ist die Geheimsprache sehr von jüdisch-deutschen Begriffen geprägt und heißt Masematte, der jüdisch-deutsche Ausdruck für Handel, also die Sprache der Händler. Im Eichsfeld gibt es das Hundeshagener Kochum, eine Sprache von ursprünglich reisenden Musikanten. Ko-chum ist ein jüdischer Begriff für gescheit, also auch hier steht der Name für die Spra-che der Klugen.

CAMPUS: Wie kommt es zu dieser regio-nalen Zugehörigkeit, wo doch die Sprecher Reisende waren?Efing: In Süddeutschland gibt es viele Orte, die zum Teil durch Zwangsansiedlung ent-standen sind. Die Sprechergruppen waren zwar Vagierende oder Hausierer, im 18. Jahr-hundert gab es aber Erlasse in Deutschland, dass man einen festen Wohnsitz braucht, um einen Wandergewerbe- oder Hausier-schein zu bekommen. Die Lebensweise hat sich dadurch aber kaum geändert. Auf Rei-sen hatte die Geheimsprache nach wie vor eine Art Schutzfunktion. Wenn die Hausierer abends im Gasthaus beispielsweise über Geld sprechen wollten, sollte das ja nicht gleich jeder mitbekommen.

CAMPUS: Wie sind denn diese Sprachen eigentlich zusammengesetzt?Efing: Durch die Reisen kamen die Sprecher

Knöste Emmes?Prof. Dr. Christian Efing erforscht an der Uni Erfurt Geheimsprachen

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FORSCHUNG

mit anderen Sprachen in Kontakt, in Hundes-hagen z.B. reiste man bis nach Russland. So gibt es viele Wörter aus dem Slawischen. Im süddeutschen Lützenhardt, wo ich genauer geforscht habe, sind die Sprecher bis in die Schweiz gewandert und haben Schwei-zer Elemente übernommen. Andere haben stark französische Anteile. Die sprachliche Zusammensetzung erfolgte auf Grundlage des relativ einheitlichen Rotwelsch aus dem Mittelalter. Und je nachdem, wohin man un-terwegs war und auf wen man bei seinen Reisen traf, hat sich das durch die sogenannten „Spendersprachen“ ausdifferenziert. Deshalb spricht man auch von Rotwelsch-Dialekten.

Die Geheimsprache bildet sich dabei z.T. durch eine doppelte Ver-fremdung. Erst wird ein Wort aus einer anderen Sprache lautlich dem Deutschen angepasst. Zum Beispiel nimmt man das französische Wort „faim“ für Hunger und macht da-raus „feng“. Da andere, die auch Französisch sprechen, das aber noch verstehen würden, kommt eine zusätzliche Verschleierung hin-zu – indem man dem Begriff einfach eine andere Bedeutung zuweist, oft sogar eine gegenteilige. Feng heißt dann z.B. nicht Hunger, sondern Butterbrot, also etwas, das gegen Hunger hilft. Der ganz ursprüngliche Kern des Rotwelsch funktioniert aber anders, weil die Sprecher an-fangs noch nicht so viel Kontakt zu anderen Sprachen hatte. Sie haben auf Basis deutscher Wörter neue Wörter gebildet, sprich Bildungen mit Endungen wie –ling gemacht und mit den Attributen des Gegen-stands und der Endung metapho-risch neue Wörter gebildet. Milch wurde so zu Weißling, Fisch zu Schwimmerling. Auch die Endung -hart hat man genommen, Tisch hieß Glatthart. Grünling konnte Salat, aber auch Jäger heißen, das erschloss sich durch den Kontext. Andere Sondersprachen neh-men die Wörter eines Satzes und verändern sie nach einem ganz bestimmten Muster. Es gab in Hamburg zum Beispiel die Kesselklop-fer-Sprache, eine Berufssprache. Kesselklop-fer kletterten, als es noch Dampfschiffe gab, in die Kessel und klopften mit Hammer und Meißel den Kalk ab. Das war sehr laut und die Sprache wurde ursprünglich erfunden, um sich besser zu verständigen. Da man Kon-sonanten bei Hintergrundlärm schlechter versteht als Vokale, fing jedes Wort mit dem

ersten Vokal an, die Konsonanten wurden hinten dran gestellt und die wiederum vo-kalische Endung -i daran gehängt. Im Platt-deutschen hieß zum Beispiel Kesselklopfer Ketelklopper, wurde also zu etelki opperkli. Sprache auf niederdeutsch war sprook, also wurde daraus ookspri. Somit hieß die Spra-che der Kesselklopfer etelkiopperkliookspri. Als es diese Sprache nicht mehr gab, wurde die Sprache zu einer Geheimsprache, die in bestimmten Hamburger Milieus gesprochen wurde.

Es gibt also zwei Typen von Geheimspra-che: die, bei der Schlüsselwörter ersetzt werden, und die, bei der jedes Wort im Satz nach einer bestimmten Codierung verfrem-det wird.

CAMPUS: Sind Elemente der Geheimspra-chen auch in unsere Sprache eingegangen?Efing: Heute findet man ursprünglich ge-heimsprachliche Wörter in der Jugendspra-che oder Umgangssprache wieder. In Mün-ster z.B. schnappt man schnell Elemente des Masematte auf. So heißt gut dort jovel, übrigens auch der Name einer örtlichen Dis-kothek. Fahrrad heißt Leeze und es gibt auch einen Fahrradladen Lila Leeze. Vor allem in den sozialen Brennpunktvierteln sprechen

Jugendliche verstärkt so. Hier geht die Ge-heimsprache in die Subkultur ein. Auf der anderen Seite werden diese Sprachen auch zunehmend folklorisiert. Beispielsweise werden Theaterstücke in Geheimsprache geschrieben oder in Münster werden Kar-nevalstexte in Geheimsprache übersetzt. Früher waren das rein mündliche Sprachen, da die Sprecher und Sprecherinnen nicht immer schreiben konnten. Weil aber vor allem Geschriebenes schneller entschlüs-selt werden kann als das gesprochene Wort.

Heute gibt es diese nachträglichen Verschriftlichungen, aber meist nicht von echten Sprechern, sondern von denen, die sich das nur angeeignet haben. Das sind dann natürlich kei-ne echten authentischen Verwen-dungszusammenhänge mehr.

CAMPUS: Geheimsprachen werden also zunehmend öffentlich. Damit und vor allem mit der Veröffent-lichung von diesbezüglichen For-schungsergebnissen verschwindet aber doch auch ihre Geheimhaltung. Was halten denn die Sprechergrup-pen davon?Efing: Die sind sehr gespalten. Es gibt die eine Seite, die es entweder als Verrat ansieht oder aus Grün-den der Stigmatisierung nicht darü-ber sprechen möchte. Das kann ich verstehen, wenn man sich vorstellt, dass die Kontexte, in denen die Sprachen oft gesprochen wurden, extrem belastend sind. Einerseits ist es das kulturelle Eigentum der Sprecher und mittlerweile sind sie auch stolz darauf, aber es erinnert sie an ihre schwierige Vergangen-heit. Es gibt aber auch die andere

Seite, die weiß, dass die Sprache bald aus-sterben könnte. Und genau hier setzt meine Forschung an: Ich möchte ja keinem die Ge-heimsprache klauen, sondern glaube, dass darin enorm viel kulturelles Wissen liegt. Die Geschichtsschreibung ist im Prinzip eine Geschichtsschreibung der Bauern, also der Sesshaften. Es hat nie eine systematische, soziologische oder historische Aufarbeitung dieser Kultur der Reisenden gegeben, die sich auch in der Sprache manifestiert. Die Wörter verraten viel darüber, wie sie gelebt, wovon sie sich ernährt haben und wie sie an Geld gekommen sind. Den Skeptikern unter den Sprechern habe ich immer wieder ver-sucht zu sagen: Nur wenn ich ein Italienisch-Wörterbuch kaufe, kann ich noch lange kein

Schutz und Identität durch Geheimsprache: Jenisch-Sprecher und Bürsten- macher Wittich

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FORSCHUNG

Italienisch. Also nur, weil ein Buch über eure Sprache erscheint, kann sie noch kein Frem-der sprechen.

CAMPUS: Wie sind Sie denn letztlich an Sprecher gekommen, die bereit waren, Ih-nen bei Ihrer Forschung zu helfen?Efing: Nehmen wir das Beispiel Lützen-hardt, wo ich geforscht habe. Dort gibt es eine Geheimsprache, die im 18. Jahrhun-dert entstanden ist. Mittlerweile gibt es in dem 1200-Einwohner-Dorf nicht mehr viele Sprecher. Ich bin auf den Ort aufmerksam geworden, weil ich eine Pressemitteilung versendet habe, in der ich nach Orten gesucht habe, wo noch Geheimsprache gesprochen wird. Aus Lützenhardt hat sich keiner gemeldet. Aber Anwohner aus umliegenden Orten haben mich auf den Ort aufmerksam gemacht. Ich habe wochenlang versucht, an die Sprecher her-anzukommen: über die Zeitung, den Bürgermeister und Kneipen. Irgendwann kam einer der jün-geren Generation auf mich zu und sagte, er spreche es noch und wolle mir helfen, weil die Sprache sonst verlorengehe. Er hat sich bei der Sprecherschaft sehr für mich eingesetzt und so habe ich 41 Sprecher gefunden, die mit mir zusammengearbeitet haben. Es gab in Lützenhardt na-türlich auch die Gegenseite, die meint, die Geheimsprache funk-tioniert nicht mehr, wenn man sie weitergibt. Bei Erhebungen in anderen Orten gab es auch Spre-cher, die anonym helfen wollten und über Zettel an der Wind-schutzscheibe Kontakt zu mir aufnahmen. Die meisten Sprecher sind sehr vorsichtig. Wenn sie aber merken, dass es darum geht, ihre Sprache wertzuschätzen, sind viele hilfsbereit. Interessanterweise sind die Publikationen in dem Bereich ge-rade relativ schnell vergriffen, vor allem die populärwissenschaftlichen. Auch die Spre-cher selbst wollen lesen, was über sie und ihre Sprache geschrieben wird.

CAMPUS: Im Internet stößt man ja auch be-reits auf Seiten, die von Sprechern verwaltet werden. Einige brechen also von selbst mit dem „geheim“?Efing: Ja, es ist etwas paradox, mit einer

Geheimsprache ins Internet zu gehen. Aber die Jenisch-Sprecher sind in ganz Europa verteilt, in Deutschland, der Schweiz, im El-sass, in Luxemburg und Osteuropa. Deshalb nutzen sie jetzt das Internet. Man findet auf youtube sogar Teile aus Filmen wie „Fluch der Karibik“ oder die Eingangssequenz von „Herr der Ringe“ auf Jenisch synchronisiert, gemacht von Jenisch-Sprechern oder auch Nicht-Jenischen. Es gibt sogar jenische Mu-sik und Raps.

CAMPUS: Wer sind die Sprecherinnen und Sprecher denn heute?Efing: Es gibt nicht nur die Sprache des Jenischen, sondern auch die Bevölkerungs-gruppe, die in Deutschland als Minderheit anerkannt werden möchte. Aber nicht jeder, der Jenisch spricht, versteht sich heute auch als Jenischer. Jenische sind immer die, die sich über das Fahren und Reisen definie-ren. In Lützenhardt waren es im klassischen Sinne Hausierer, die stolz darauf waren, dass sie nicht mit irgendetwas hausierten, sondern mit etwas, das sie auch selbst her-stellten. Sie haben sich also auch als Hand-werker gesehen. In dem Falle waren es vor

allem Bürstenmacher, die in ihrem Keller aus Pferdehaar Bürsten herstellten und dann bis in die Schweiz zogen, um sie zu verkaufen. Später handelten sie mit Anzugstoffen oder Blitzableitern. Heute klingeln auch manch-mal noch Scheren- oder Messerschleifer an den Türen oder man sieht sie mit einem Stand auf einer Kirmes. Ein Sprecher, der zu meinen Recherchezeiten schon 91 Jahre alt war, ist immer noch hausieren gegangen. Er hatte keine Rentenversicherung, weil er aufgrund seiner Lebensweise nie eingezahlt hatte. Die meisten, die das heute noch ma-chen, haben allerdings ein Auto und fahren allein, sodass die sprachlichen Verwen-dungskontexte eigentlich schwinden. Sie haben ja niemanden mehr, mit dem sie auf Reisen sprechen könnten. Das heißt, diese Lebenswelten brechen zunehmend weg. Dann gibt es noch die Sprecher, die sich, obwohl sie Jenisch sprechen, nicht den Je-nischen im Sinne der Bevölkerungsgruppe zurechnen.

CAMPUS: Wenn viele aber gar nicht mehr auf Reise sind, wie erkennen sich Jenisch-Sprecher dann untereinander?Efing: Es gibt Erkennungssätze. Der Schau-steller aus dem Rheinland z.B. hat einen eigenen Namen für das Jenische, nämlich Emmes, was Wahrheit heißt. Knösen heißt verstehen. Und wenn jemand fragt „knöste Emmes“ und der andere antwortet, dann weiß man, er versteht es auch. In Münster gibt es den Erkennungssatz „Was schmust die Osnik?“, heißt: „Was sagt die Uhr“. Da-mit will man aber eigentlich nicht die Uhrzeit wissen, sondern die Reaktion des anderen testen.

Die Erkennung speziell als Zugehöriger der Personengruppe der Jenischen erfolgt zum Teil über den Namen. Es gibt eine Ver-einigung in Deutschland, die die Zugehö-rigkeit über die Herkunft und speziell den Familiennamen definieren will und dafür Namenslisten erstellt. Das ist kurios, denn sie machen das damit im Prinzip mit Hilfe von Methoden ihrer einstigen Verfolger aus dem Dritten Reich, wo rassenideologisch zu Sinti und Roma aber auch zu Jenischen ge-forscht wurde. Damals hat man Ahnentafeln aufgestellt und geschaut, wer ist mit wem „vermischt“ und hat das mit Merkmalen der Asozialität verbunden. Der Arzt Robert Rit-ter hat an Jenischen geforscht. Der Einzige, der nach dem Dritten Reich dazu forschte, ist Hermann Arnold und der ist hochgradig umstritten, weil er die Daten, die im Dritten Reich erhoben wurden, für seine Forschung

Bürstenmacherin Frenzel auf Reisen

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FORSCHUNG

Zur Person

Das Erforschen von Geheimsprachen ist eine wissenschaftliche Leidenschaft, die Prof. Dr. Christian Efing seit seinem Studium begleitet. Dem Ruf an die Universität Erfurt folgte er aber aus anderem wissenschaftlichen Antrieb heraus, nämlich aufgrund der außergewöhnlichen Denomination der Professur Fachdidaktik Deutsch mit Schwerpunkt Sprachwissenschaft, die sich durch die enge Verzahnung von Didaktik und Wissenschaft der deutschen Sprache auszeichnet. Denn die Verbindung von Lehramt und Wissenschaft, die am Seminar für Sprachwissenschaft der Univer-sität gefragt war, spiegelt sich in Christian Efings Lebenslauf wie in kaum einem anderen wider: Nachdem Efing an der Uni in Münster gleichzeitig Deutsch und Französisch auf Lehramt sowie Deutsche und Romanische Philologie sowie Kommunikationswissenschaften auf Magister studierte, wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sprach- und Literatur-wissenschaft der TU Darmstadt. Dort promovierte er sich 2004. „Die letztliche berufliche Entscheidung für eine universitäre statt der schulischen Karriere fiel damit schon relativ früh“, sagt der 37-Jährige. „Die erste Referendariatsstelle habe ich also für die TU Darmstadt wieder abgesagt. Erst fünf Jahre nach meinem Studienabschluss begann ich dann, als Vertretungslehrer zu arbeiten und mein

schulisches Referendariat zu absolvieren.“ Abschließen konnte er dieses jedoch auch nicht mehr: Als das Referendariat gerade einmal ein halbes Jahr andauerte, bekam Efing das Angebot der Vertretungsprofessur Sprachwissenschaft des Deutschen an der TU Darmstadt – das

er nicht abschlagen konnte. „Der Plan war aber immer, wieder zurückzukehren und das Referendariat noch ordentlich zu beenden“, sagt der Professor. Wäre da nur nicht schon wieder die Wissenschaft mit einem verlockenden Habilitationsangebot um die Ecke gekommen. Dieses machte

Efing ab 2008 zum akademischen Rat am Institut für deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik an der PH Heidelberg und verlegte seinen Forschungsfokus auf die sprachliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen an institutionellen Übergängen. Zwei dieser Übergänge

interessieren ihn dabei besonders: vom Kindergarten in die Schule und von der Regelschule zur Berufsausbildung. In verschiedenen Projekten untersuchte der Sprachwissenschaftler zum Beispiel, wie Kindergartenkinder mit dem Medium Druck bereits auf den Schriftspracherwerb in der Grundschule vorbereitet werden können oder wie der schulische Lehrplan der Sekundarstufe I besser mit den realen Anforderungen der beruflichen Ausbildung verknüpft werden kann. Seine Forschung dazu ist nun auch Teil der Lehre an der Universität Erfurt, die er im Sommersemester aufgenommen hat. „Hier habe ich mich sofort heimisch gefühlt“, sagt Efing. „Erfurt erinnert mich sehr an Münster, wo ich studiert habe. Das und auch, wie ich an der Universität aufgenommen wurde, hat gleich heimatliche Gefühle in mir geweckt!“ Was die Studierenden hier von ihm lernen können? „Didaktische Konzepte sind in der Theorie oft

logisch, aber sind sie auch realisierbar? Meine Schulerfahrung bringt mit sich, dass ich in meiner Forschung und in den Seminaren immer gleich auch die Umsetzbarkeit mitdenke. Das möchte ich auch an die Studierenden hier in Erfurt weitergeben.“

nutzte. Da es lange eine der wenigen Publi-kationen war, die es überhaupt gab, bezie-hen sich sogar Jenische darauf, was absurd ist. Aber ein Sprecher hat mir einmal erklärt, dass jenisch diejenigen sind, deren Vater jenisch ist. Darüber hat man die genetische Komponente der Zugehörigkeit und da tra-ditionell ja der Name des Vaters an die Kin-der weitergegeben wurde, erkennt man es tatsächlich häufig auch durch den Nachna-men. Es gibt Namen, bei denen ahne ich so-fort: jenisch. Wittich zum Beispiel.

CAMPUS: Woran forschen Sie ganz aktuell?Efing: Ich möchte schauen, wie man die

Sondersprachen auch für den Deutsch-Un-terricht fruchtbar machen kann. Also dass man nicht nur lernt, wie man korrekt schreibt und spricht, sondern im Unterricht auch über Sonder- und Subformen der Sprache spricht. Dafür fehlen bislang entsprechende konkrete Konzepte, aber ich finde, dass in Geheimsprachen viel Potenzial steckt: Man kann Kinder leicht dafür interessieren und fächerübergreifenden Projektunterricht da-raus machen. Das ist sehr spannend für Kinder, weil im Mittelalter zum Beispiel auch Banden und Räuber die Sprecher waren, wie der Schinderhannes. Man kann aber auch das, was im Allgemeinen als „trocken“ gilt,

nämlich Grammatik-Unterricht, daran auf-hängen und über Wortbildungen oder auch Mehrsprachigkeit sprechen. Auf jeden Fall ist es mir ein Anliegen, meine beiden For-schungszweige, Didaktik und Geheimspra-che, zu verbinden.

CAMPUS: Letzte Frage: Was heißt eigent-lich Lehrer in Geheimsprache?Efing: Plauderer, wenn man es freundlich meint. Weniger freundlich heißt es Galmen-guffer, also Kinderschläger…

Mit Prof. Dr. Christian Efingsprach Andrea Radtke.

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FORSCHUNG

Smart Pills – das ist der englische Begriff für verschreibungspflichtige Pillen und Me-dikamente, die einen eigentlich gesunden Menschen „smarter“, also schlauer, machen sollen. Bei der Einnahme sollen sie leistungs-steigernde Wirkungen haben, Emotionen wie Prüfungsangst positiv beeinflussen oder während des Lernens für eine Prüfung den Körper von anderen Bedürfnissen wie Es-sen oder Schlafen ablenken. In den vergan-genen Jahren sind Smart Pills und das mit deren Einnahme verbundene Brain-Doping immer stärker in die Öffentlichkeit gerückt. Die gesellschaftliche Beurteilung des Brain-Dopings geht dabei auseinander: Einerseits wird es als Doping angesehen, also als Be-trug, und andererseits als sogenanntes „Enhancement“, also als legitime Verbesse-rung ähnlich einer Schönheitsoperation. Ein Missbrauch von Medikamenten ist es aber in jedem Fall. Und unter Studierenden und Wissenschaftlern tritt dieser Medikamenten-missbrauch scheinbar immer häufiger auf, getrieben von einer höher-schneller-weiter-geprägten Leistungsgesellschaft.

Immer mehr Studien wollen diesem ge-sellschaftlichen Phänomen auf den Grund gehen. Auch Professor Dr. Guido Mehlkop von der Universität Erfurt forscht zum The-ma Smart Pills. Ihn interessiert dabei jedoch vor allem die soziologische Perspektive des Brain-Dopings. Als externer Mitarbeiter in einem Forschungsverbund beteiligte er sich an dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt „fairuse“ der Universität Bielefeld. Das Projekt, das dort von Professor Dr. Martin Diewald und Sebastian Sattler geleitet wird, untersuchte Faktoren rund um das Studium, die irgend-etwas Problematisches beherbergen, vom Plagiat über „Aufschieberitis“ bis hin zum Brain-Doping. Letzteres wollte Mehlkop im Rahmen dieses Projekts genauer erforschen und herausfinden, ob, warum und unter welchen Bedingungen gesunde Studierende und Wissenschaftler verschreibungspflich-tige Substanzen einnehmen, die eigentlich Menschen mit Alzheimer-Krankheit, ADHS oder Narkolepsie helfen sollen. „Wir wollten mit einer sogenannten Vignetten-Studie den Entscheidungsprozess modellieren und die Gründe für diesen ‚Off-Label-Use‘ erfahren“, sagt Mehlkop. Der Begriff Vignette, eigent-lich ein Ausdruck für Etikett, Bild oder Sie-

gel, steht im Forschungszusammenhang für eine kurze Situationsbeschreibung, die den Probanden, also den Beteiligten an einer Studie, gezeigt oder vorgelesen wird bevor die eigentliche Befragung beginnt. Dabei bleibt die Grundform der Geschichte immer

gleich, aber die Details variieren. „Zum Bei-spiel wirkt die Pille in einer Geschichte gut, in einer anderen gar nicht“, erklärt Mehlkop. „Durch die Variation solcher Details kamen wir in unserem Experiment auf insgesamt 6.561 unterschiedliche Geschichten. Davon wurden in der Online-Befragung etwa 600 zufällig ausgewählt.“

An vier ebenfalls zufällig ausgewählten deutschen Universitäten beteiligten sich insgesamt 3.500 Studierende und 1.400 Lehrende. Das Forschungsdesign und die ersten Ergebnisse der Studie wurden in der Abschlusstagung des „fairuse“-Projektes im vergangenen Jahr vorgestellt. Auch erste soziologische Erkenntnisse hat die Auswer-tung gezeigt: „Wir konnten fünf wichtige Ein-flussfaktoren ausmachen, die entscheidend dafür sind, ob Menschen zu bestimmten

Medikamenten greifen – drei Risikofaktoren und zwei Entscheidungsfaktoren“, fasst der Professor zusammen. Zu den Risikofaktoren gehören demografische Variablen, individu-elle Merkmale der jeweiligen Person und das soziale Umfeld. „Bei den demogra-

fischen Variablen ist auch der Studiengang von Bedeutung. Wir konnten zum Beispiel bei Studierenden der Ingenieurwissenschaf-ten und der Kunst eine statistisch höhere Bereitschaft zum Brain-Doping feststellen, in anderen wurde ein signifikanter Effekt des Studiums der Veterinärmedizin gefunden“, führt Mehlkop aus. Hinzu kommen die in-dividuellen Merkmale eines Studierenden: Wer bereits Erfahrung mit solchen Medika-menten gemacht hat, wird eher noch ein-mal dazu greifen. Auch bei Studierenden mit Prüfungsangst oder „Aufschieberitis“ (Prokrastination) ist die Bereitschaft höher. Studierende mit einer hohen intrinsischen Motivation gegenüber ihrem Studium, also diejenigen, die ihr Fach gern studieren, sich für die Inhalte sehr interessieren und Spaß am Studium haben, weisen dagegen

Mit der Pille zum Erfolg?Guido Mehlkop forscht an der Uni Erfurt zum Thema Brain-Doping

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FORSCHUNG

eine eindeutig geringere Bereitschaft zum Brain-Doping auf. Ein dritter Faktor sei das soziale Umfeld eines Studierenden: Je mehr Studierende jemand kennt, die bereits Medi-kamente nehmen, desto höher ist das Risiko zum Brain-Doping. „Das ist der sogenannte Ansteckungseffekt“, sagt Mehlkop. „Entwe-der man denkt dann, die Pillen sind unge-fährlich oder wirken gut, oder man will dazu gehören und cool sein. Es ist also eher der soziale Druck, der dazu führt, selbst zur Pille zu greifen.“ Dabei reiche es aber nicht, zu wissen, dass andere es ausprobiert haben, sondern die positive Beurteilung der „Nut-zer“ sei ausschlaggebend. Umgekehrt zum sozialen Druck zeigt die Studie auch, dass innerhalb eines Freundeskreises, der Brain-Doping stark ablehnt, der moralische Druck groß ist, nicht zur Pille zu greifen.

„Insgesamt heißt das jetzt aber nicht, dass ein angehender Ingenieur mit Prüfung-sangst und Brain-Dopern im Bekanntenkreis unbedingt auch dopt“, betont Mehlkop. „Denn es gibt noch weitere Entscheidungs-faktoren. Zum einen haben wir herausge-funden, dass Studierende sehr sensibel sind, was die Wirkung und den Preis der Substanzen angeht.“ Dabei spiele nicht nur die Höhe der Leistungssteigerung bei der Einnahme eine Rolle und welcher Preis für diese Wirkung als gerechtfertigt empfunden wird, sondern vor allem die Höhe und Wahr-scheinlichkeit von Nebenwirkungen. „Eine Pille kann noch so leistungssteigernd wir-ken, wenn Nebenwirkungen wahrscheinlich sind, schreckt das bereits viele ab“, erläutert Mehlkop. Der zweite Entscheidungsfaktor, den das Forschungsteam ausmachen konn-te, ist die individuelle ethische Einstellung zu Medikamenten und Drogen. Natürlich gebe es ein radikales Lager, das der Ansicht ist, es sei die Pflicht eines Wissenschaftlers, Ergebnisse hervorzubringen. Und wenn dies durch die Einnahme eines Medikaments ohne weitere Nebenwirkung erreicht oder verbessert werden kann, dann sei auch die Einnahme leistungssteigernder Substanzen legitim. „Diese nebenwirkungsfreien Medi-kamente gibt es aber nicht“, sagt Mehlkop. Insgesamt gebe es unter Wissenschaftlern starke Argumente gegen Medikamente und Drogen: „Zum Beispiel der Leitsatz, Wissen-schaft solle nüchtern erfolgen. Die meisten Wissenschaftler haben starke moralische Bedenken und so ist die Wahrscheinlichkeit eines Medikamentenmissbrauchs bei ihnen sehr gering“. Dafür sprechen auch die Zah-len der Studie: Danach haben lediglich 2,8 Prozent der befragten Studierenden bereits

Smart Pills ausprobiert. 4,5 Prozent wür-den es ausprobieren, wenn die Pille gut ist. Unter den Lehrenden wurde vor allem der Einfluss auf die Bereitschaft zur Einnahme untersucht und die erwies sich als deutlich geringer als bei den Studierenden.

Der wichtigste soziologische Effekt, den Mehlkop bei der Auswertung der Studie entdeckte, ist jedoch ein Filtereffekt: „Die ethische und moralische Einstellung eines Studierenden oder Wissenschaftlers intera-giert mit seiner Kosten-Nutzen-Einstellung. Menschen, die aus ethisch-moralischen Gründen diese Pillen ablehnen, denken gar nicht über den Preis und die Wirkung nach. Für diejenigen, die gegenüber leistungsstei-gernden Substanzen keine grundlegende Ablehnung empfinden, ist das aber schon von Bedeutung, die denken tatsächlich über die Kosten-Nutzen-Relation nach“.

Und Professor Mehlkops persönliches Fazit zum Brain-Doping? „Die Einnahme leistungssteigernder Substanzen für ge-sunde Menschen ist unnötig. Ihre Wirkung liegt im Zufallsbereich und eine signifikante Leistungssteigerung konnte in der überwie-genden Mehrzahl der mir bekannten medi-zinischen Studien bislang nicht nachgewie-sen werden. Außerdem ist es für Laien so gut wie unmöglich, die richtige Dosierung zu finden, denn wenn man zu wenig nimmt, dann sind sie erst recht wirkungslos. Wenn jemand zu viel einnimmt, kann das Medika-ment abgesehen von den Nebenwirkungen schnell auch die gegenteilige Wirkung ha-ben.“

Damit bleiben ein gutes Zeitmanagement und eine gründliche Auseinandersetzung mit Prüfungsstoff oder Forschungsgegen-stand wohl immer noch die besten Mittel-chen für den Erfolg in Studium und Wissen-schaft.

Übrigens: Eine seiner Studien zum Thema Smart Pills hat Prof. Dr. Guido Mehlkop ge-meinsam mit Sebastian Sattler, Carsten Sau-er und Peter Graeff in der Zeitschrift „PLOS One“ veröffentlicht. Frei heruntergeladen werden kann die Studie unter: http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0068821

Andrea Radtke

www.wiesel-erfurt.de/freiraum

Kein Platz zum Lernen?

DEIN

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Weitere Informationen / Kontakt:Prof. Dr. Guido MehlkopE-Mail: [email protected]

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FORSCHUNG

Mal Hand aufs Herz: Die Berufsbezeichnung „Professor für Philosophie des Mittelalters“ weckt bei so manchem schnell Stereotype: Zum Beispiel das eines ernsten Theoreti-kers, der – natürlich abgeschottet von der dem Mittelalter so fernen Gegenwart – alte Bücher wälzt und dabei ständig irgend-welche Thesen in ein schwarzes Notizheft schreibt. Wer aber Anthony Celano ken-nenlernt, wird eines Besseren belehrt: Denn der amerikanische Philosophie-Professor und Amplonius-Stipendiat, der im Sommer-semester für drei Monate an der Universi-tät Erfurt geforscht hat, ist Praktiker durch und durch. Vor seiner Professorenlaufbahn arbeitete er jahrelang als Dachdecker, um sich sein Studium zu finanzieren. Er spielt Baseball, Tennis und Basketball – und das auch gern mit oder gegen seine Studenten am Stonehill College in Easton, die seine of-fene, lockere Art zu schätzen wissen und ihn freundschaftlich mit „Hey Dude“ oder „Hey

Celano“ grüßen. Hammer, Nagel und Hau-brücke des Dachdeckerjobs hat Celano als Forscher der mittelalterlichen Philosophie dennoch gern eingetauscht – gegen Bleistift, Block und Lupe.

Damit ausgerüstet, saß er Tag für Tag in der „Bibliotheca Amploniana“, die in der Univer-sitätsbibliothek Erfurt bewahrt und erforscht wird, über Büchern aus dem 13. Jahrhundert – und wurde dann doch ein wenig zu jenem imaginierten Professor: Denn dann machte er über Stunden und Seiten hinweg Notizen in seinen Block und vergaß tatsächlich ein bisschen die Welt um sich herum. „Hier bin ich ganz allein mit einem Jahrhunderte alten Buch“, schwärmt Celano in seinem amerika-nischen Akzent. „Das ist sehr entspannend. Manchmal vergesse ich dabei alles andere und muss dann erst einmal wieder ins rich-tige Jahrhundert zurückkommen.“ Dieses Gefühl sei in der alten „Bibliotheca Amplo-niana“, als diese in der wissenschaftlichen

Sondersammlung der Stadt- und Regional-bibliothek in der Erfurter Altstadt unterge-bracht war, sogar noch stärker gewesen: Bereits damals, 1998, kam Anthony Celano nach Erfurt, um an der Handschriftensamm-lung des Amplonius‘ zu recherchieren. „Die ‚Amploniana‘ begleitet mich schon seit dem Studium. Bei meinem Examen an der Gradu-ate School war meine erste Prüfungsfrage: Wo befindet sich die ‚Amploniana‘?“, erin-nert sich der heute 60-Jährige. „Ein guter Anfang“, findet er und meint damit nicht nur seine Beziehung zur „Amploniana“, sondern auch zu Erfurt selbst. „Ich mag die Stadt und die Menschen sehr, habe hier gute Freunde gefunden und bin einfach gern in Erfurt. Und ich bleibe ein Ossi“, sagt der Philosoph, der Ende der 70er-Jahre seinen ersten For-schungsaufenthalt in Freiburg verbrachte, lachend. Auch 20 Jahre nach eben dieser Examensfrage zieht es ihn immer wieder nach Erfurt und natürlich zur „Amploniana“.

Ein Dude forscht in der „Bibliotheca Amploniana“Anthony Celano auf den Spuren von Amplonius‘ Sammelleidenschaft

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FORSCHUNG

HERA fördertForschung in Gotha

Prof. Dr. Martin Mulsow, Direktor des Forschungszentrums Gotha der Uni-versität Erfurt, hat sich zusammen mit dem Warburg Institute in London und Partnereinrichtungen aus Finnland, Großbritannien, Deutschland (Berlin) und den Niederlanden erfolgreich beim Fördernetzwerk HERA (Humanities in the European Research Area) bewor-ben. Die Unterstützung in Höhe von rund 235.000 Euro stärkt ein Profil in Go-tha, das das Forschungszentrum in den vergangenen Jahren aufgebaut hat: die Erforschung der frühneuzeitlichen Ge-lehrsamkeit über den Orient. Ein auf drei Jahre angelegtes Forschungsprojekt zur vergleichenden orientalischen Gramma-tik des protestantischen Gelehrten Jo-hann Ernst Gerhard (1621–1668) sowie eine internationale Konferenz zu Hiob Ludolf (1624–1704) und Johann Michael Wansleben (1635–1679) sind geplant.

Neuerwerbungen der Forschungsbibliothek

Die Forschungsbibliothek Gotha der Uni Erfurt hat für ihre Handschriftensamm-lung zwei Stammbücher erworben, die die bisher 83 Bände umfassende Sammlung bereichern. Das in rotes Cha-grinleder gebundene Album amicorum einer Gothaerin mit 63 Eintragungen aus den Jahren 1809 bis 1812 wird von zwölf Illustrationen geschmückt, darun-ter zwei Stickereien. Ebenfalls erworben wurde ein Brief des Reiseschriftstel-lers Friedrich Gerstäcker (1816–1872), den er 1865 in Gotha an einen Redak-teur schrieb. Der Verfasser lebte in den 1860er-Jahren in der Residenzstadt, war näher bekannt mit Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha und ge-hörte zu dessen Reisegesellschaft, als der Herzog 1862 zu einer viermonatigen Reise nach Ägypten aufbrach. Die For-schungsbibliothek zählt einige Briefe und die Ausgaben vieler seiner Werke zu ihrem Bestand. Der umfangreiche, in der Bibliothek bewahrte Nachlass des Schriftstellers Adolf Müllner (1774–1829) konnte durch den Erwerb einer Samm-lung von 28 zumeist eigenhändigen Briefen ergänzt werden.

Das erste Mal 1998, als die wiedergegründe-te Universität Erfurt gerade den Lehrbetrieb wieder aufbaute: „Damals gab es noch keine Möglichkeit, als Wissenschaftler nach Erfurt zu kommen, denn die Universität wie sie heute ist, gab es noch nicht“. Deshalb wurde Celano Fulbright-Dozent an der Universität Jena und pendelte an zwei bis drei Tagen in der Woche nach Erfurt. In den Jahren 2001 und 2005 folgten dann jeweils dreimonatige Forschungsaufenthalte an der Universität Erfurt, an die er Mitte Mai dieses Jahres als Amplonius-Stipendiat zurückkehrte. Mit dem Stipendium, das jährlich von der Katholisch-T h e o l o g i s c h e n Fakultät vergeben wird, wollte Cela-no vor allem die Systematik erfor-schen, mit welcher der Mediziner und Gelehrte Amploni-us Rating de Berka Schriften erwarb und sammelte: „Ein großer Teil der Werke ist aus dem Bereich der Theo-logie, obwohl Amp-lonius ja eigentlich Arzt war. Vielleicht ist er ja gar nicht systematisch vor-gegangen, son-dern musste das, was er irgendwo gesehen hatte, einfach erwerben – für seine Lehre oder einfach nur, um es zu besitzen“.

Heute ist die „Bibliotheca Amploniana“ mit einem Bestand von 979 Handschrif-tenbänden die weltweit größte geschlos-sene Sammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten. Etwa 70 dieser gesammelten Schriften hat Anthony Celano während sei-nes Aufenthaltes in Erfurt untersucht. Unter anderem saß er über einem Text von Aristo-teles, der im 13. Jahrhundert wahrschein-lich von einem französischen Magister zu Lehrzwecken aufgeschrieben wurde. „Der Text selbst ist bekannt und interessiert mich nicht so sehr“, sagt Celano liebevoll über das in rotes Leder eingebundene Buch strei-chelnd. Vielmehr interessiere ihn – neben der Erforschung von Amplonius‘ Samm-lungssystematik – die Rezeptionsgeschichte der Texte. In Erfurt transkribierte er die Mar-ginalien, Notizen und Kritzeleien, mit denen

Studenten im Laufe der Jahrhunderte Inhalt, Professor oder Unterricht kommentierten. Mehr als Block, Lupe und einen Bleistift mit harter Mine, der die fragilen Werke nicht mit Tinte beschädigen könnte, braucht er dafür nicht: „Andere arbeiten lieber mit Mikrofil-men, aber dann müsste ich ja ungefähr wis-sen, was ich suche. Das Beste entdeckt man doch zufällig!“ Celano schlägt die letzten, eigentlich leeren Seiten des Buches auf und geht mit seiner Lupe über die Zeichnungen und das Buchstaben-Gekritzel. „Hier steht zum Beispiel: Dieser Magister ist nicht sehr

intelligent“, lacht er. „Auf Latein und alles in ab-gekürzten Sil-ben. Das stammt wahrscheinlich von einem Stu-denten aus dem 15. Jahrhundert.“ Er schließt den holzverstärkten Umschlag des Buches und drückt die Kram-pe an den Leder-langschließen in die sogenannten Schließenblätt-chen des Buch-deckels. „Drei oder vier Stun-den am Stück über einer alten Schrift zu brü-ten, das reicht

für einen Tag“, sagt der Amerikaner. Am Nachmittag wird Celano in seiner Unterkunft im Internationalen Begegnungszentrum der Universität Erfurt weiterarbeiten und noch einige Stunden seine heutigen Transkripti-onen mit anderen Texten der Zeit verglei-chen. Die Ergebnisse seiner früheren For-schungsaufenthalte in Erfurt hat er bereits in Zeitschriften des Mittelalters veröffentlicht. Das erhofft er sich auch von seinen neuen Erkenntnissen, die er gern zum Anlass neh-men möchte, auch später wieder nach Erfurt zurückzukehren. Für den Moment macht der Forscher der mittelalterlichen Philoso-phie aber erst einmal eine Denkpause. Zum Werkzeug greifen würde er jetzt sicher nicht, nach einem Cappuccino in der Klause aber vielleicht noch zum Tennisschläger oder Basketball...

Andrea Radtke

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FORSCHUNG

Die Europäische Gesellschaft für Entwick-lungspsychologie (European Association of Developmental Psychology) hat Dr. Markus Paulus von der Universität Er-furt im September in Lausanne mit dem George Butterworth Award ausgezeichnet. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre auf der bedeutendsten Tagung der europäischen Entwick-lungspsychologen vergeben. Der Erfurter Wissenschaftler wurde für seine Dissertation und die daran anschließende Forschung rund um das sozi-ale Verstehen und Lernen bei Kleinkindern geehrt und ist nun eingeladen, seine Forschungsergeb-nisse im European Journal of Developmental Psychology zu publizieren.

„Für mich ist dieser Preis eine große Ehre“, sagt Dr. Markus Paulus, „denn es han-delt sich um eine europaweite Anerkennung meiner Forschungsleistung.“ Der 33-Jährige, der die Vertretungsprofessur für Entwick-lungs- und Erziehungspsychologie an der Universität Erfurt inne hat, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Frage, wie Klein-kinder – vom Säuglings- bis zum Vorschulal-

ter – lernen und wie dabei die Mechanismen der Imitation, also der Beobachtung und Nachahmung, greifen. Wie ist soziales Ler-

nen möglich und warum ahmen Kinder andere überhaupt nach? Seine Grundlagenforschung auf diesem Gebiet würdigt die Europäische Gesellschaft für Entwicklungspsycho-logie nun mit dem Georg Butterworth Award.

Der Namensgeber des Preises, George Butter-worth, war einer der bei-den Gründerväter der Eu-ropäischen Gesellschaft für Entwicklungspsycho-

logie (ESDP). Er lehrte an verschiedenen bri-tischen Universitäten, war eine international respektierte Autorität auf dem Gebiet der Entwicklung von Kindern und gründete so-wohl die British Infancy Research Group als auch die Fachzeitschrift Developmental Sci-ence. An dem Wettbewerb um den nach ihm benannten Preis dürfen alle Nachwuchs-wissenschaftler teilnehmen, die in den ver-gangenen vier Jahren erfolgreich an einer europäischen Universität im Fach Entwick-lungspsychologie promoviert wurden.

George Butterworth Awardfür Markus Paulus

Auszeichnung in Lausanne verliehen

Dank der Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung kann das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt auch künftig Herzog-Ernst-Stipendien an Doktoranden und be-reits promovierte Wissenschaftler vergeben. Die Stiftung hat die Zusage für eine weitere Förderung bis 2015 gegeben.

Das Forschungsförderungsprogramm be-steht seit 2004 und hat bis heute rund 200 Projekte gefördert. Ziel ist es, die wissen-schaftliche Beschäftigung mit den Bestän-den der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt und den zur Forschungs-bibliothek gehörenden historischen Samm-lungen des Verlages Justus Perthes Gotha

zu intensivieren. Neben der individuellen Förderung herausragender Forschungspro-jekte verfolgt das Programm ein weiteres Ziel: Durch die hier geleistete Forschung rückt die Bedeutung der historischen Be-stände auf Schloss Friedenstein regional, national und international immer stärker in den Blick der Wissenschaft und einer breiten Öffentlichkeit. Damit stärkt das Programm die Wahrnehmung der Stadt Gotha, der Uni-versität Erfurt und des Landes Thüringen als Kultur- und Wissenschaftsstandort. Auch dank der Fritz Thyssen Stiftung ist Gotha auf dem Weg, zu einer „Marke“ im internationa-len Wissenschaftsbetrieb zu werden.

Stipendienförderung geht weiterFritz Thyssen Stiftung verlängert bis 2015

Ausgezeichnet:„Moderne aus

dem Untergrund“„Moderne aus dem Untergrund“, die Pu-blikation des Direktors des Forschungs-zentrums Gotha der Universität Erfurt, Prof. Dr. Martin Mulsow, gehört zu den 16 herausragenden geistes- und sozial-wissenschaftlichen Werken, die dieses

Jahr im Rahmen des Programms „Geis-teswissenschaften International“ aus-gezeichnet wurden. Die Fritz Thyssen Stiftung, die VG Wort, der Börsen-verein des Deut-schen Buchhandels

und das Auswärtige Amt fördern damit die Übersetzung von Mulsows Mono-grafie ins Englische, die voraussichtlich 2014 in den USA erscheinen wird.

Kurt-Hellmich-Preis für Veronika Hoffmann

Prof. Dr. Veronika Hoffmann, ehema-lige Habilitandin an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Erfurt, hat für ihre Habilitationsschrift den mit 1.000 Euro dotierten ersten Preis der Dr. Kurt-Hellmich-Stiftung erhalten. In ihrer Arbeit „Skizzen zu einer Theologie der Gabe. Rechtfertigung – Opfer – Eu-charistie – Gottes- und Nächstenliebe“ beschäftigt sich Hoffmann mit verschie-denen Phänomenen des Gebens und dessen Bedeutung aus ökumenischer Sicht. Die Auszeichnung sieht sie auch als Anerkennung der gemeinsamen For-schungsarbeit im DFG-Netzwerk „Gabe – Beiträge der Theologie zu einem in-terdisziplinären Forschungsfeld“, das im August abschließend in Erfurt getagt hat. Veronika Hoffmann war von 2007 bis 2013 wissenschaftliche Mitarbeite-rin am Lehrstuhl für Dogmatik der Uni-versität Erfurt. Hier habilitierte sie sich 2012 in Dogmatik und Ökumenischer Theologie und wurde 2013 Heisenberg-Stipendiatin der DFG am Theologischen Forschungskolleg.

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FORSCHUNG

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat Prof. Dr. Tilmann Betsch vom Lehrstuhl für Sozial-, Organisations- und Wirtschaftspsy-chologie eine Sachbeihilfe für drei Jahre in Höhe von rund 181.000 Euro bewilligt.

Sein Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, wie Kinder Entscheidungen unter Risiko treffen und wie sich die Entschei-dungskompetenz vom Kindergartenalter bis zum mittleren Schulalter entwickelt. Ab wel-chem Alter und unter welchen Bedingungen nutzen Kinder systematisch probabilistische Information bei Entscheidungen? Wie nut-zen sie diese – als Kriterien zur Ausrichtung selektiver Informationssuche und/oder als Gewichte der Werte bei der Integration von Information?

Hinsichtlich dieser Fragen herrscht eine dürftige und uneinheitliche Befundlage in der empirischen Forschung. Vor dem Hin-tergrund zweier Modellklassen des Ent-scheidens (Ansatz multipler Strategien vs. konnektionistischer Ansatz) werden kon-kurrierende Annahmen über Prozesse des Entscheidens abgeleitet. Diese Annahmen

sollen in einer Reihe von Laborexperi-menten an Kindergarten- und Schulkindern im Vergleich zu Erwachsenen systematisch untersucht werden. Die dafür entwickelte kindgemäße Entscheidungsumwelt verwen-det ein Informationsbord und erlaubt neben der Variation von Aufgabenmerkmalen die

verhaltensbasierte Messung der Nutzung von Wahrscheinlichkeiten bei der Informa-tionssuche und -integration. Die Ergebnisse sollen nicht nur helfen, die oben genannten Fragen zu klären, sondern auch die Grund-annahmen konkurrierender Modellklassen der Entscheidung kritisch zu überprüfen.

181.000 Euro für Forschungzur Entscheidungskompetenz

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Projekt von Prof. Dr. Tilmann Betsch

Die Universität Erfurt gehört zu den 96 deut-schen Hochschulen, die im Rahmen des Pro-fessorinnenprogramms Teil II mit insgesamt ca. 150 Millionen Euro gefördert werden können. Die Hochschulen hatten dazu er-folgreich ihr Gleichstellungskonzept einge-reicht. Die Fördermittel kommen vom Bun-desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den beteiligten Bundesländern. In Thüringen wird in dieser Runde neben der Uni Erfurt nur noch die Fachhochschule Er-furt gefördert.

Unter den insgesamt 104 Professoren der Universität Erfurt sind 24 Frauen. Ihr Anteil von 23 Prozent liegt damit deutlich über dem thüringischen Durchschnittswert von 14,3 Prozent. Im Rahmen des Professorinnenpro-gramms II sollen nun weitere Professuren für Frauen gefördert werden. Bereits im er-sten Teil des Programms waren 2008/09 drei Professorinnen berufen worden. Universi-

tätspräsident Prof. Dr. Kai Brodersen freut sich über die erfolgreiche Begutachtung des neuen Gleichstellungskonzepts: „Sie zeigt, dass unsere Aktivitäten im Bereich der För-derung von Frauen in der Wissenschaft An-erkennung findet und erweitert gleichzeitig

nicht nur unsere Möglichkeiten, den An-teil von Frauen in Lehre und Forschung zu erhöhen, sondern verbessert auch die Lehrbedingungen an unserer Hoch-schule“.

Mit dem Professorinnenprogramm fördern das Bundesministerium für Bil-dung und Forschung und die Länder Berufungen auf unbefristete W2- und W3-Professsuren. Neben vorgezogenen Professuren, also Professuren, die in spätestens fünf Jahren nachbesetzt wer-den müssen und dank des Programms bereits jetzt für diese Übergangszeit parallel besetzt werden können, ist auch

die Finanzierung von Berufungen auf eine schon freie Professur möglich. Die dadurch frei werdenden Mittel aus dem Hochschul-etat werden für Gleichstellungsmaßnahmen verwendet, die vor allem Nachwuchswis-senschaftlerinnen zugute kommen sollen.

Für mehr Frauen in der WissenschaftUniversität Erfurt beim Professorinnenprogramm II erfolgreich

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STUDIUM UND LEHRE

Ein Tourismus-Konzept für eine Stadt er-stellen, in der man selbst noch nie war? Und das mit einem Team, das man gar nicht kennt und in alle Welt verstreut ist? Geht doch gar nicht, oder? „Doch!“, sagt Mar-tin Becker. „Und das sogar sehr gut.“ Der Student der Kommunikationswissenschaft und Volkswirtschaftslehre an der Universität Erfurt hat am Global Communications Project (Glob-Com) teilgenommen, das genau dies ermöglicht: Mit einem in-ternationalen Team von Studie-renden sollte er im Rahmen des Projektes eine PR-Strategie für die südafrikanische Stadt Stellen-bosch erstellen. Inzwischen ist er aus Südafrika zurückgekehrt, wo sich das Konzept seines Teams gegen sechs weitere Entwürfe durchgesetzt hat und als Sieger-konzept der Stadt Stellenbosch übergeben wurde.

Für Martin Becker, der in sei-nem Studium bis dato wenig Erfahrungen im Bereich Public Relations gesammelt hatte, begann das Projekt Glob-Com 2013 mit der Teilnahme am gleichna-migen Seminar bei GlobCom-Begründer und -Präsident Volker Stoltz an der Universität Erfurt. „Das Seminar war auf zwei Semester angelegt. Im Wintersemester lernten wir die Grundlagen der PR kennen und übten an einem fiktiven Beispiel die praktische An-wendung“, erklärt der Student. „Danach ging es mit dem richtigen GobCom Projekt 2013 weiter. In diesem Jahr war die Stadt Stellen-bosch das Thema und die dortige Tourismus-agentur der Auftraggeber.“ 200 Studierende von zwölf internationalen Universitäten, da-runter elf Studierende der Universität Erfurt, wurden auf sieben Teams aufgeteilt und bekamen die Aufgabe, für Stellenbosch ein PR-Konzept zu erstellen, das auf drei Jahre angelegt ist und mit einem Budget von 15 Millionen südafrikanischen Rand realisiert werden könnte.

Beckers Team hat laut Jury diese Heraus-forderung am besten gemeistert – dank So-cial Media und dem Internet, die es ermög-lichten, Zeitzonen, Informationshürden und die räumliche Distanz der Team-Mitglieder zu überwinden. Und nicht zuletzt auch dank Martin Becker selbst, der in einem ersten vir-

tuellen Treffen zum Teamleiter gewählt wur-de und fortan die Fäden in der Hand hielt. In dieser Funktion arbeitete Becker nicht nur inhaltlich am Projekt mit, sondern war auch dafür zuständig, dass Zwischenergebnisse termingerecht erstellt werden, dass ge-meinsame wöchentliche virtuelle Sitzungen

durchgeplant und angeleitet werden und dass die Motivation im Team aufrechterhal-ten bleibt. „Es hat sich herausgestellt, dass viele deutsche Studierende zum Teamleiter gemacht wurden“, lacht der 20-Jährige. „Un-ser Ruf zur Ordnung und Organisationsliebe hat sich damit wohl bestätigt.“ Als Teamlei-ter begann Beckers Arbeitswoche immer am Sonntagnachmittag mit der Erstellung der Tagesordnung für die Skype-Sitzung am Abend. „Da haben wir dann den jeweiligen Zwischenstand diskutiert, festgelegt, welche Schritte in der nächsten Woche gemacht werden müssen und wer welche Aufgabe übernimmt“, erklärt Becker. „Zunächst ha-ben wir in Länderteams parallel gearbeitet und jedes Team hat die Stärken, Schwä-chen, Chancen und Risiken der Stadt analy-siert. Aus diesen ganzen unterschiedlichen Ergebnissen haben wir die besten Punkte kombiniert und sie zur Grundlage der Strate-gie gemacht, die wir dann gemeinsam ent-wickelten.“

Bereits im Mai musste die fertige Strate-gie eingereicht werden. Anschließend wur-den alle Teilnehmer zu einem Symposium nach Stellenbosch eingeladen. Kost und Logis wurden von der Stadt übernommen, nicht jedoch die Reisekosten. Dennoch

wollte sich Martin Becker diese Erfahrung nicht entgehen lassen. In Südafrika lernten sich die Teams zum ersten Mal persönlich kennen und gleich am ersten Tag wurden aus ihnen die besten drei Teams gekürt, darunter auch Beckers Mannschaft. „Im anschließenden Symposium mussten wir

unser Konzept vor versammelter Mannschaft präsentieren.“ Be-ckers Präsentation überzeugte die Jury letztlich. „Aber es war ein sehr knappes Ergebnis“, weiß er. „Un-serem Konzept fehlte eine Art zen-trale Botschaft, da waren andere Strategien etwas runder. Aber wir haben sehr genau mit dem Budget geplant, haben alle drei Bereiche – Bildung, Wirtschaft und Tourismus – einbezogen und unterschiedliche Zielgruppen berücksichtigt.“ Eine Strategie, die besonders Anklang gefunden hat, beinhaltet die Erwei-terung der jährlich in Stellenbosch stattfindenden Wein-Expo. „Eine Idee von uns war es, diese Wein-

Expo mit einem Festival zu verbinden. Ich glaube, das kam ganz gut an.“

Was nun von dieser und den anderen Ideen umgesetzt wird? „Das bleibt dem Auf-traggeber, also der Stellenbosch-Tourismus-agentur, vorbehalten. Von den Siegern des vergangenen Jahres weiß ich aber, dass ihr Social Media-Konzept, das sie für den ‚Kee-ping an Eye on Earth-Summit‘ erstellt haben, zum Teil realisiert wurde.“ Für Martin Becker selbst ist die tatsächliche Realisierung des Konzeptes aber auch zweitrangig. Wich-tiger ist ihm, dass er bei dem Projekt sehr viel gelernt hat – und dass es ihm eine Zu-kunftsperspektive gegeben hat: „Nach den ersten zwei Semestern war ich noch unsi-cher, welchen Weg ich einschlagen möchte. Nach dem GlobCom-Projekt weiß ich aber, dass ich in Richtung Public Relations gehen möchte“. Deshalb hat sich Martin Becker auch gleich einen Praktikumsplatz im Be-reich PR gesichert. Und er überlegt, auch im nächsten Semester wieder an Global Com-munications teilzunehmen. Und so lautet seine Empfehlung auch an andere Studie-rende der Kommunikationswissenschaft: „Macht mit! Es ist eine tolle Erfahrung!“

Andrea Radtke

Praxisluft auf der SüdhalbkugelMartin Becker gewinnt mit seinem Team beim Global Communications Project 2013

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STUDIUM UND LEHRE

Was macht ein illustriertes Buch eigentlich aus? Das war eine Frage, unter der sich Studierende im Studium Fundamentale an der Universität Erfurt im Sommersemester 2013 der ganzen Bandbreite illustrierter Bücher in Europa und auch in Japan genä-hert haben. Unter der Leitung von Dr. Ulrike Wollenhaupt-Schmidt beschäftigten sie sich mit Buchillustrationen von Albrecht Dürer bis zur „Kleinen Raupe Nimmersatt“. Das Er-gebnis ihrer Arbeit haben die Studierenden anschließend in einer Ausstellung im Cam-pus-Café Hilgenfeld gezeigt.

„Die Leistung eines Künstlers ist am besten zu ermessen, wenn man vorüber-gehend seine Position einnimmt. Daraus entstand an der Uni Erfurt das Projekt: ‚Stu-dierende schreiben und illustrieren ein eige-nes Buch‘“, erklärt Dr. Ulrike Wollenhaupt-Schmidt. „Entwickelt hat sich daraus ein Musterprojekt gemeinsamen studentischen Arbeitens, innerhalb dessen die unter-schiedlichsten Fähigkeiten zusammenge-führt wurden – von der Planung und Kalku-lation, dem Verfassen eines eigenständigen literarischen Werkes bis zur Illustration der Geschichte. Ergebnis ist das illustrierte Buch ‚Syèlla‘, ein Werk von außerordentlicher

künstlerischer Qualität. Die Studierenden haben erfahren können, was man mit pro-duktiver gemeinsamer Arbeit erreichen kann. Das ist ein guter psychologischer Ne-beneffekt des Projektes.“

Zum Inhalt: „Syèlla“ ist ein Land, irgendwo auf dieser Welt, dort leben die Pigomichipan, ein fröhliches und naturnah lebendes Völk-chen, ein perfektes und friedvolles Leben am Rande eines mächtigen Berges. Doch so soll es nicht bleiben, denn etwas entdeckt heimlich den Berg und seine Umgebung… Inspiriert vom Lied „Fire coming out of the monkey‘s head“ von den „Gorillaz“ ist eine eigenständige Arbeit entstanden, die mit 16 unterschiedlichen Illustrationen versehen wurde. Das Buch ist übrigens auch zum Preis von vier Euro käuflich zu erwerben.

Illustrationen mitpsychologischem NebeneffektStudierende präsentieren neues Buchprojekt

Erfurter Kolleg geht ins 16. Semester

„Kunst(T)räume“ und „Lebens(T)räume“ sind die beiden Veranstaltungsreihen überschrieben, mit denen die Univer-sität Erfurt und die Universitätsgesell-schaft ins neue, inzwischen 16. Seme-ster des Erfurter Kollegs starten. Los geht es am 18. Oktober um 11 Uhr mit der Eröffnung im Festsaal des Erfurter Rathauses. Danach finden die Veran-staltungen jeweils freitags von 10.15 bis 11.45 Uhr im Lehrgebäude 2, Hörsaal 6, auf dem Campus der Universität Erfurt statt. In einem zusätzlichen Rahmen-programm werden zu den Vorlesungen Führungen und Exkursionen angeboten, die vom Programmbeirat des Erfurter Kollegs organisiert werden. Die Veran-staltungsreihe 1 startet am 1. Novem-ber, die Reihe 2 am 8. November.

Ziel des Erfurter Kollegs ist es, wis-senschaftliche und auf die Interessen von Erwachsenen zugeschnittene The-men und Fragestellungen aus unter-schiedlichen Disziplinen zu bearbeiten und zu diskutieren. Besondere Zugangs-bedingungen gibt es nicht, das Erfurter Kolleg steht für jedermann offen.

Nähere Informationen zum Pro-gramm finden Sie auf der Website der Erfurt School of Education der Universi-tät Erfurt unter: www.uni-erfurt.de/ese/weiterbildung/kolleg.

Neuer Clip wirbt für Studium in Thüringen

Wie gut man in Thüringen – und damit auch an der Universität Erfurt – studie-ren kann, zeigt ein neuer Kurzfilm. In Kooperation mit den neun staatlichen Hochschulen in Thüringen hat sich da-für eine junge Filmcrew zu den sechs Hochschulstandorten aufgemacht und die Bilder des „Campus Thüringen“ ein-gefangen. Entstanden ist ein knapp vier-minütiger Film, der die große Bandbreite eines Studiums in Thüringen zeigt und Studieninteressierte in Ost und West ansprechen soll. Zu sehen ist der Clip „Campus Thüringen. Entdecke Dein Stu-dium“ im Internet unter:www.campus-thueringen.de.

Cover des von Studierenden der Universität Erfurt illustrierten Buches „Syèlla“

Weitere Informationen:Dr. Ulrike Wollenhaupt-SchmidtTel.: 0361/737-1620E-Mail: [email protected]/wollhaupt/buchil-lustration/syella.php

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STUDIUM UND LEHRE

Mit dem Commitment Award hat die Willy Brandt School of Public Policy der Uni Erfurt in diesem Jahr zum zweiten Mal Projekte von Studierenden ausgezeichnet, die soziale Gerechtigkeit, Engagement und Nachhaltig-keit fördern. Insgesamt sieben studentische Initiativen gingen ins Rennen. Am Ende hat-ten Lamin O. Ceesay und Juan David Rive-ra Acevedo die Nase vorn. Ihr Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro soll nun die Dorfge-meinschaft im gambischen Nyofelleh bei der Reis- und Mangoernte unterstützen. Den zweiten und mit 1.500 Euro dotierten Preis gewann Léa Maffengang, der dritte Preis ging mit einem Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro an Dahmata Tene Yabre. Im vergange-nen Jahr hatte Marufa Aktar mit ihrem Pro-jekt „Open Sky School für die Straßenkinder von Dhaka“ die Jury überzeugt. Durch ihre Initiative sollen freiwillige Studierende Stra-ßenkinder in Dhaka City unterrichten, denen der Zugang zu Unterricht bisher verwehrt geblieben ist. CAMPUS hat einmal nachge-fragt, was aus der Initiative geworden ist...

Ziel des Projekts sollte es sein, den Kin-dern in Dhaka Vorschulerziehung aber auch überlebenswichtige Fertigkeiten nahezu-bringen. Open-Sky-Unterricht ist dabei eine innovative und kostengünstige Methode für Straßenkinder, die keine angemessene Un-terkunft und keine Familie haben und nicht die Gebühren für formale Bildung aufbrin-gen können. Außerdem wollte Marufa Aktar „micro-savings“-Plans (Minisparen) für die Schüler entwickeln, damit diese am Ende ihres Abschlusses einen kleinen Geldbetrag erhalten, den sie als erste Investition für künf-tige Aktionen nutzen und ins Berufsleben starten können. Das ambitionierte Vorhaben von Marufa Aktar überzeugte die Jury des Commitment Awards. Inzwischen ist mehr als ein Jahr vergangen. „Seit etwa einem Jahr wird mein Projekt nun in Zusammenar-beit mit EKMATTRA – der Dutch-Bangla Bank Academy – in der Hauptstadt Bangladeschs realisiert“, freut sich Marufa Aktar. Der Auf-takt der Open-Sky-Schule hatte im Septem-ber 2012 zunächst in einem Stadtteil von Dhaka stattgefunden. Um geeignete Stand-orte auszuwählen, hatte EKMATTRA eine Pi-lotstudie durchgeführt, die einen Überblick über ähnliche, bereits existierende Projekte in den verschiedenen Teilen Dhakas lieferte. Nun sollen zwei weitere Klassen in anderen

Stadtvierteln von Dhaka eröffnet werden. Mit dem Preisgeld des Commitment Awards konnten Lehrmaterialien wie Textbücher, Aufgabenhefte, Poster, Stifte, Kreide, Tafeln und Spiele beschafft werden. Zusätzlich wurden tragbare Trennwände und Sitzmat-ten besorgt, um den Schulunter-richt abhalten zu können. Derzeit finden die Kurse der Open-Sky-Schule dreimal wöchentlich im Mirpur Mazar Gebiet in Dha-ka statt. „Der Unterricht folgt dem bereits exi-stierenden Kur-rikulum von EK-M A T T R A , da sich der Lehr-plan noch in der Ent-w i c k l u n g s -phase befin-det“, erläutert Marufa Aktar. Die Kursgrundla-gen fokussieren sich dabei mit Hil-fe moderner und kinderfreundlicher Kommunikat ions-strategien auf verhal-tensbezogenes Ler-nen. „Schwerpunkte werden aber auch auf informelle Bildung in Ergänzung zu den klassisch-formalen Bestandteilen des Lehrplans gelegt, um die Lernbereitschaft und den Enthusiasmus unter den Kindern zu fördern. So werden beispielsweise Zeich-nen, Singen und das Lernen von Gedichten systematisch in den Unterricht der Open-Sky-Schule integriert. Außerdem lernen die Kinder allmählich auch praktische Fähigkei-ten für das tägliche Leben wie Rechnen und das Alphabet.“

Die weitere Umsetzung des Projekts werde jedoch von der politischen Lage in Bangladesch stark beeinflusst. Das Land ist derzeit in heftige politische Unruhen verwi-

ckelt. Immer wieder finden Streiks statt, die von den Oppositionsparteien organisiert werden und das Projekt doppelt negativ be-einflussen: Zum einen sei es aufgrund der Stillstände fast unmöglich, die Open-Sky-Klassen während der Streiktage abzuhalten.

Zum anderen würden die obdachlosen Kinder von den politischen Gruppen als Streikposten benutzt. „Und das ist nicht nur sehr risikoreich, son-dern hält sie auch vom Schulbesuch ab“, bedauert Marufa Aktar. Auch die of-fiziellen Aktivitäten und die Kommunikation zwischen den politischen Akteuren gerieten aufgrund der politi-schen Instabilität immer wie-der ins Stocken.

„Die Arbeit an dem Projekt geht natürlich trotzdem weiter. Gerade haben wir den bestehen-den Lehrplan aktualisiert und die Lehrmethoden für die Open-Sky-Klas-sen verbessert. Lang-fristig soll die Schule den Kindern zusätz-lich eine nächtliche Unterkunft bieten, gerade auch den besonders ‚ge-fährdeten‘ Kin-

dern unter den OSC-Schülern. Außerdem wollen wir

nachhaltige Einkommensmöglichkeiten für die Kinder schaffen, sodass diese ihr täg-liches Leben bestreiten und ihr Lernpensum fortsetzen können. Die leitenden Kräfte der Organisation und ich beraten uns regelmä-ßig und überprüfen die einzelnen Projekt-aktivitäten sowie die sinnvolle Nutzung der Mikro-Spareinlagen. Und natürlich soll die Open-Sky-Schule in Zukunft noch mehr be-nachteiligten Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen: So werden beispielsweise Kinder, die eine positive Reaktion auf Open-Sky-Klassen zeigen, in einem Kinderheim aufgenommen. Dadurch und durch den Zugang zu Bildung und einer vernünftigen Ausbildung können sie ihren Platz in der Ge-sellschaft finden.“

Klassenzimmer in den Straßen von DhakaStudentische Initiativen, die die Welt ein bisschen besser machen

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STUDIUM UND LEHRE

Die Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität Erfurt hat für ihre Lehre im Studienfach Schulgarten einen Koopera-tionsvertrag mit der Fakultät Landschafts-architektur, Gartenbau und Forst der Fach-hochschule Erfurt geschlossen. Mit dem darin vereinbarten Lehraustausch bekom-men die Lehramt-Studierenden der Uni bio-logische und botanische Inhalte von Katha-rina Leib von der FH Erfurt vermittelt. Auch die gartenpraktische Arbeit der angehenden Schulgarten-Lehrer wird erweitert. Über das Schulgarten-Gelände der Universität hinaus können die Studierenden dann auch die Ökogärten und Naturerfahrungsangebote der Erfurter Fuchsfarm als Lernort nutzen. Andererseits können die Studierenden des FH-Studienganges Forstwirtschaft und Öko-systemmanagement, die im Rahmen ihres Studiums die Ausbildung zum zertifizierten Waldpädagogen absolvieren, von der pä-dagogischen Lehre der Universität Erfurt profitieren. Ihnen werden die pädagogisch-didaktischen Inhalte im Rahmen der Ko-operation von Katy Wenzel, Mitarbeiterin der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt, vermittelt.

Nachdem der Lehraustausch zwischen Uni und FH bereits seit einem Jahr erfolgreich ge-testet wurde, besiegelten die Hochschulen die Zusammenarbeit im Sommersemester auch vertraglich. „Es ist eine Kooperation, bei der beide Seiten von der Expertise des jeweils anderen profitieren können. Das Be-sondere an dieser Zusammenarbeit liegt für mich aber auch in der Begegnung der Stu-dierenden beider Studiengänge“, sagt Prof. Dr. Sandra Tänzer, Professorin für Pädagogik und Didaktik des Sachunterrichts an der Uni-versität Erfurt. „Angehende Grundschulleh-rer haben aufgrund der vielen Studienfächer häufig ein Problem, fachwissenschaftlich sehr gut ausgebildet zu werden“, fügt Katy Wenzel hinzu. „Unsere Kooperation bietet da eine tolle Möglichkeit, sich auf fachlichem Niveau auszutauschen.“ Ein langfristiges Ziel der Kooperation sei es deshalb, Tandems zwischen je einem angehenden Förster und Lehrer zu bilden, um voneinander zu ler-nen. Zudem strebt die Universität an, ihren Lehramtsstudierenden in Zukunft ebenfalls die Möglichkeit zur Erlangung des Zusatzab-schlusses zum zertifizierten Waldpädagogen zu eröffnen.

FH und Uni kooperierenZusammenarbeit im Bereich Schulgarten

BA 3+1 geht ineine neue Phase

Nach einer Umstrukturierungsphase geht das Internationalisierungspro-gramm der Erfurter Literaturwissen-schaft mit neuer Förderung durch den DAAD nun in die nächste Phase: Inte-ressierte BA- und MA-Studierende mit Haupt- oder Nebenfach Literaturwis-senschaft bzw. Romanistik haben nun die Möglichkeit, für ein Jahr zum Erwerb einer Zusatzqualifikation („BA 3+1“) oder für ein Semester im Rahmen des normalen Studienprogramms an der Universidad Nacional de la Plata (Argen-tinien) oder an der Université Charles de Gaulle – Lille 3 (Frankreich) zu studieren. Für den Aufenthalt in La Plata erhalten die Studierenden, die sich erfolgreich für das Programm beworben haben, ein Vollstipendium aus dem ISAP-Pro-gramm des DAAD (finanziert mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung). Studierende in Lille werden über ERASMUS gefördert.

Durch die neue DAAD-Förderung wird insbesondere der Austausch mit Argentinien zu einem bilateralen Pro-gramm ausgebaut: Im Wintersemester 2013/14 wird die Universität Erfurt erst-mals eine Gruppe argentinischer Studie-render der Partneruniversität in La Plata in Thüringen begrüßen dürfen.

Nähere Informationen zur Bewer-bung für den „BA 3+1“ bzw. einen Se-mesteraufenthalt in La Plata oder Lille finden sich auch auf der Homepage des BA 3+1 (www.uni-erfurt.de/literaturwis-senschaft/ba3-1), Bewerbungsschluss für die Programmteilnahme im Jahr 2014/15 ist der 1. November 2013.

Nähere Informationen / Kontakt:www.uni-erfurt.de/literaturwissen-schaft/ba3-1

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STUDIUM UND LEHRE

Zwei Jahre lang haben Forscherinnen und Forscher der Universität Erfurt und des Bryn-Mawr-Colleges in Philadelphia an dem Projekt „Traces of Mind Control from Cold war America“ gearbeitet. Darin haben sie verschiedene Bereiche der US-Gesellschaft zur Zeit des Kalten Krieges auf „Spuren“ von Gehirnwäsche und Gedankenkontrolle un-tersucht. Ihre Forschungsergebnisse stellen sie nun im Internet als virtuelles Muse-um der Öffentlich-keit zur Verfügung.

Bereits die Startseite macht neugierig. Ein Querschnitt des menschlichen Ge-hirns und eine kla-re Anweisung: Füh-re die Maus über das Gehirn, um zwischen den „tra-ces“ – also Spuren – zu navigieren. Der Anweisung fol-gend, erschließen sich den Website-Besuchern jene acht Spuren, die von dem deutsch-amer ikan ischen Forscherteam un-tersucht wurden: Experimentieren, Predigen, Reformieren, Lehren, Sex, Ge-hirnwäsche, Behandeln, Verkaufen. Vom geschichtsaffinen Internetnutzer bis zum in-ternetbegeisterten Geschichtsinteressenten kann hier jeder erfahren, wie das Experimen-tieren mit psychedelischen Drogen von der US-Armee für Gehirnwäsche benutzt wurde, wie Prediger in den Medien kommunistische Tendenzen verurteilten oder wie das ame-rikanische Kino anti-kommunistische Stim-mung verbreitete. „Ein tolles Stück public history“, schwärmt Jürgen Martschukat, Professor für Nordamerikanische Geschich-te an der Universität Erfurt und Mitinitiator des Projekts, „aber auch ein langer, lehr- und kompromissreicher Weg bis hierher.“

Bereits im Sommer 2011, als Sharon Ull-man vom Bryn-Mawr-College als Mercator-Professorin an der Universität Erfurt lehrte,

begann die Arbeit an dem von der Deut-schen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt. Am Anfang stand die Idee, eine On-line-Quellensammlung zum Kalten Krieg mit einer Suchfunktion zu erarbeiten. „Nach den ersten gemeinsamen Sitzungen war jedoch allen ziemlich schnell klar: Wir wollen mehr als das. Wir wollen mittels eines virtuellen Museums eine Geschichte erzählen“, erin-

nert sich Martschukat. Auch die Idee, die-ses Museum in einem Gehirn zu verpacken, über dessen Areale navigiert werden kann, war schnell geboren. Nachdem die Arbeits-gruppe ein erstes Konzept erstellt hatte und durch intensive Recherche die Materialien zusammengesucht waren, fehlte zunächst jedoch die Möglichkeit, die Ergebnisse auch technisch abzubilden. Sharon Ullman nahm das Projekt deshalb mit nach Philadelphia. Dort begann sie, das virtuelle Museum mit einem Webdesigner zu realisieren. Mit den Projektbeteiligten in Erfurt blieb sie dabei in ständigem Kontakt und Austausch. Denn bei der Aufarbeitung der wissenschaftlichen Er-gebnisse für eine breite Öffentlichkeit muss-ten sich die Historikerinnen und Historiker ganz neuen Fragen stellen. „Inhaltlich muss-ten wir sehr viele Kompromisse eingehen,

was für einige Projektbeteiligte zunächst un-befriedigend war“, weiß Martschukat. „Viele Rechercheergebnisse konnten nicht abge-bildet werden, Inhalte haben sich verändert oder die Darstellung gefiel nicht. Aber es war Teil des Projekts, dass wir uns intensiv mit der Frage beschäftigen, wie sehr Form und Inhalt in Wechselwirkung stehen.“

Diese Fragestellung war auch zentrales Thema des letzten Zusammentreffens der gesamten Pro-jektgruppe: Im März 2013 flogen die Er-furter Wissenschaft-ler Nina Mackert, Olaf Stieglitz, Robert Fischer, Jan Taubitz, Jürgen Martschukat und die Studentin Nadya Arzouni für einen Workshop nach Philadelphia. Dort wurde die Web-site zum ersten Mal allen vorgestellt und konstruktiv darüber diskutiert. „Hier ka-men beide Seiten zusammen – Tech-nik und Inhalt. Es war ein wirklich pro-duktiver Austausch, bei dem der Fein-schliff der Seite er-

folgte und wir noch sehr viele Querverweise eingebaut haben“, sagt Martschukat.

Seit April nun ist die Seite für die weltweite Öffentlichkeit zugänglich. Über die Funktion des virtuellen Museums hinaus soll sie aber auch für die Lehre an der Universität Erfurt genutzt werden. „Die Seite wird sich einer-seits im Umgang mit Studierenden erproben und andererseits im Sinne eines global cam-pus fungieren“, sagt Martschukat. In diesem Sinne soll das virtuelle Museum die Grundla-ge für ein virtuelles Seminar über nordame-rikanische Geschichte bilden, das die Uni-versität Erfurt und das Bryn-Mawr-College voraussichtlich 2014 gemeinsam ausrichten. Dabei werden zunächst in nicht-virtuellen Seminarterminen die Themen an den jewei-ligen Hochschulen besprochen. „Gerade für die Erfurter Studierenden ist das sehr wich-

Im „global classroom“ durch die GeschichteWissenschaftler von Uni Erfurt und Bryn-Mawr-College entwickeln virtuelles Museum

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Im Rahmen ihres Hochschulinformations-tages 2013 hat die Universität Erfurt 28 sogenannte Deutschlandstipendien über-reicht. Sie unterstützen Studierende – in der Regel ein Jahr lang – monatlich mit 300 Euro und werden jeweils zur Hälfte vom Bund, zur anderen Hälfte von der Wirtschaft bzw. privater Hand finanziert. In diesem Jahr er-möglichte die Industrie- und Handelskam-mer Erfurt zehn Deutschlandstipendien, aber auch ein privater Spender und die Ernst-Abbe-Stiftung fördern die Studieren-den der Universität Erfurt, die damit mehr Zeit zum Studieren und weniger finanziellen Druck haben. Zudem sind die Stipendien eine Anerkennung für gute Leistungen im Studium, aber auch für gesellschaftliches

Engagement. 2012 hat die Universität Er-furt erstmals 15 dieser Stipendien vergeben können. „Wir freuen uns, dass wir 2013 er-neut die Möglichkeit dazu haben. Dies be-sonders vor dem Hintergrund, dass es in einem Bundesland wie Thüringen deutlich schwieriger ist, in der Wirtschaft solche Stipendien zu akquirieren als beispielswei-se in Baden-Württemberg“, erklärt Dr. Mi-chael Hinz, Kanzler der Universität Erfurt. Darüber hinaus müsse die Uni als geistes- und kulturwissenschaftliche Hochschule noch sehr viel stärker überzeugen, wenn sie im Wettbewerb mit anderen, speziell den Fachhochschulen, die sehr viel eng-ere Verbindungen in die Wirtschaft haben, punkten wolle. „Die Herausforderung ist für

uns, potenzielle Stipendiengeber davon zu überzeugen, was wir als Universität Erfurt für den Wirtschaftsstandort Thüringen lei-sten.“ Das Deutschlandstipendium sei nicht nur eine Fördermöglichkeit für herausra-gende Studierende, sondern zugleich eine hervorragende Gelegenheit, die Vernetzung zwischen der hiesigen Wirtschaft und der Universität Erfurt voranzutreiben und da-mit auch den Bildungs- und Wissenschafts-standort Thüringen insgesamt.

Universität hat 28 Deutschlandstipendien übergeben

STUDIUM UND LEHRE

tig“, weiß der Erfurter Professor. „Sie sind ja was juristische Besonderheiten der USA oder landesspezifisches Hintergrundwissen angeht, aber auch sprachlich im Nachteil. Da müssen wir erst einmal auf einen Stand mit den amerikanischen Kommilitonen kommen.“ Zu einigen Terminen soll dann ein gemeinsames Tele-Seminar stattfinden, bei dem die Studierenden aus Philadelphia zugeschaltet werden. Ermöglicht wird dieser global campus durch ein Videokonferenz-

system, über das die Universität Erfurt ver-fügt. Darüber hinaus soll ein weiterer vir-tueller Kommunikationsraum eingerichtet werden, in dem sich die Studierenden beider Länder ohne feste Terminierung verabreden, diskutieren und austauschen können.

Die Universität Erfurt folgt damit einem weltweiten Trend: Im Seminarbetrieb von Hochschulen und auch in den USA zeichnet sich die Tendenz zum global classroom ab. Studierende und Professoren weltweit sind

begeistert, sich auf diese Weise mit ihren Kollegen und Kommilitonen wissenschaft-lich austauschen zu können. Für das virtu-elle Museum wird es zunächst eine Bewäh-rungsprobe sein, für die Universität Erfurt ist es die Chance, sich noch mehr in der Welt zu vernetzen und auch über Philadelphia hi-naus Bekanntheit zu erlangen.

Andrea Radtke

Weitere Informationen:www.uni-erfurt.de/forschung/nachwuchs/stipendien/deutschlandstipendium

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Gemeinsam mit internationalen Studieren-den der Willy Brandt School of Public Po-licy der Universität Erfurt hat Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig im Sommersemester in Erfurt einen Zehn-Punkte-Katalog für eine moderne Willkom-menskultur sowie erste Initiativen für die

Umsetzung der politischen Handlungsemp-fehlungen präsentiert.

Bisher stoßen ausländische Fachkräfte in Thüringen auf Sprachbarrieren, Diskriminie-rung und mangelnde Integrationsmöglich-keiten. Die Maßnahmen im Zehn-Punkte-Plan sollen das verbessern und Thüringen sichtbarer, offener und interkultureller ma-chen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Ein-richtung eines Welcome Centers, das laut Machnig bei der Thüringer Agentur für Fach-kräftegewinnung (ThAFF) angesiedelt sein und die Funktion einer zentralen Anlaufstel-le für ausländische Fachkräfte wahrnehmen soll. „Die ThAFF muss eine Art Drehscheibe sein. Sie muss im Zentrum eines Netzwerkes stehen, wo entsprechende Informationen und Kontakte zu Behörden gebündelt wer-

den im Sinne einer One Stop Agency“, betont Machnig. Neben dem Thuringia Welcome Center beinhaltet der Maßnahmen-Plan der Projektgruppe: 1. die Einrichtung von Welcome-to-Thurin-

gia-Medien mit Web-Portal und Hand-büchern;

2. die Förderung von Sprachkompetenz; 3. Mentoring-Programme mit Welcoming

Agents und mehrsprachigen Hotlines;4. die Verbesserung der Sicherheit durch

konsequente Bekämpfung von Diskri-minierung und die Förderung interkul-tureller Kompetenz in der öffentlichen Verwaltung;

5. die Veranstaltung von interkulturellen Events;

6. die Stärkung internationaler Koopera-tionen zwischen Unternehmen, Hoch-schulen und Institutionen;

7. die Anerkennung von im Ausland er-worbenen Qualifikationen;

8. die Integration von Migrantenfamilien;9. eine Internationalisierung des Bildungs-

sektors .

Die einzelnen Punkte dieses Maßnahmen-Katalogs haben die Studierenden der Willy Brandt School aufgrund der Ergebnisse ihrer Projektgruppenarbeit zum Thema „Welco-ming Skilled Migrants to Thuringia“ erarbei-tet, die von Jakob von Weizsäcker und Dr.

-nisterium geleitet wurde.

An der Studie, die einen einzigartigen Ein-blick in die Thematik „In-ternationale Fachkräfte für Thüringen“ liefert, hatten insgesamt elf Master-Studierende aus zehn Ländern gearbei-tet. Ausgangspunkt war der „Thüringen Trendatlas 2020“, der schätzt, dass die Wirtschaft Thüringens im Jahr 2020 allein in den wichtigsten Wachs-tumsbranchen mehr als 50.000 neue Arbeitsstel-len brauchen könnte. Um über die gegenwärtigen Wachstumsraten hinaus-zugehen und eine nach-haltige wirtschaftliche Entwicklung zu erreichen, muss der Freistaat neue Lösungsansätze finden, um dem schwindenden Angebot an qualifizierten Arbeitskräften entgegen-zusteuern.

Angesichts des demografischen Wandels in der Region konzentrierten sich die Studie-renden in ihrer Untersuchung insbesonde-re auf die Chancen der Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland, um Thürin-gens Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften zu decken.

Davon könnte Thüringen auch in kultu-reller Hinsicht profitieren, weil das Land im Vergleich zu anderen deutschen Bundes-ländern nach wie vor einen sehr geringen Anteil an Migranten hat. Die Einrichtung des Willkommenszentrums und die Umsetzung weiterer politischer Handlungsempfeh-lungen des Zehn-Punkte-Planes bilden die ersten Schritte, um das zu ändern und in Thüringen eine moderne Willkommenskultur zu etablieren.

Für eine bessere WillkommenskulturStudierende der Willy Brandt School legen Studie vor

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ErfurterZukunftspreis für

Max Matthias

„Grün für unsere Erfurter Zukunft“ – un-ter diesem Motto stand in diesem Jahr der Erfurter Zukunftspreis, initiiert von der Landeshauptstadt Erfurt und der Stadtwerke Erfurt Gruppe. Zum zweiten Mal waren junge Leute aufgefordert, sich Gedanken zu machen – über ein lebenswertes Erfurt auch für nachfol-gende Generationen.

Der mit 600 Euro dotierte 2. Preis ging dabei an Max Matthias von der Universi-tät Erfurt, der mit seiner Magister-Arbeit, die er im Rahmen seines Studiums an der Erziehungswissenschaftlichen Fa-kultät der Universität Erfurt erstellt hat-te, die Jury überzeugt hat. Unter dem Motto „So ein Mist, so eine Gülle!“ ent-warf er eine Unterrichtsreihe für fächer-verbindenden Unterricht Sachunterricht /Schulgarten in der Grundschule. Der Fokus der Arbeit liegt auf den Themen Überdüngung und ökologischer Anbau. Max Matthias zeigt in seiner Arbeit auf, dass es möglich und sogar nötig ist, auch schon jüngeren Kindern so kom-plexe Themen wie Probleme und Folgen des konventionellen Nahrungsmittelan-baus näherzubringen.

Der Erfurter Student freute sich über die außeruniversitäre Anerkennung sei-ner Arbeit und kündigte gleich an, einen Teil seines Preisgeldes für den Fachbe-reich Schulgarten zu spenden.

STUDIUM UND LEHRE

„Ab Takt 33 nur die tiefen Instrumente bit-te!“ Uli Singer wippt mit dem Fuß und gibt 17 jungen Musikern den Takt vor. Seit dem Wintersemester 2012/13 ist der Gitarrist, Musikpädagoge und Diplom-Arrangeur mu-sikalischer Leiter der Big Band der Universi-tät Erfurt. Gegründet wurde die Jazz-Kombo von der Musik-Studentin und Saxofonistin Maria Peklo.

„Begonnen hatte alles damit, dass im Rahmen eines Berufungsverfahrens im Be-reich Musikdidaktik den Bewerbern für die Vorstellung ihrer praktischen musikdidak-tischen Fähigkeiten jeweils eine Gruppe von etwa zehn Studierenden in gemischter Besetzung zusammengestellt wurde. Die-se sollten die Bewerber dann bei ihrer Vor-stellung an der Universität Erfurt anleiten. Eine dieser Gruppen war eine Big-Band-Besetzung. „Diese Konstellation machte den Studierenden so viel Spaß, dass wir uns im Laufe des Semesters zu regelmäßigen Proben trafen“, erzählt die 23-jährige Ma-ria Peklo. „So kam hier erstmals eine kleine Band zusammen, die sich jedoch zum Ende des Semesters schnell wieder verlief.“ Aber Maria Peklo wollte die Idee nicht so einfach wieder aufgeben: „Jazz hat an dieser Univer-sität einfach gefehlt und für mich gehört es

dazu“. Über einen Aufruf des Fachbereichs fand sie erneut Musiker, die ihre Leiden-schaft teilen. „Die ersten Treffen waren noch sehr chaotisch und wir benötigten dringend jemanden, der uns musikalisch leitet.“

Zu diesem Zeitpunkt war Uli Singer gera-de einmal zwei Wochen Lehrbeauftragter an der Uni Erfurt. Für die künstlerische Leitung der Erfurter Big Band war er aber genau der

Richtige: Bereits an der Mu-sikhochschule Leipzig, wo er auch heute noch in der Jazz-Abteilung lehrt und das Fla-menco Jazz Ensemble leitet, gründete er eine Big Band. Nun schreibt er auch in Er-furt die Arrangements, leitet jeden Montag die zweistün-digen Proben und arbeitet ge-meinsam mit den jungen Mu-sikern an einem Repertoire, das von Rock und Pop bis hin zu Swing-Klassikern reicht.

„Seit dem Sommerse-mester sind wir auch ganz offiziell die Big Band der Uni-versität Erfurt“, freut sich der Musiker. Sechs Saxofonisten, drei Klarinettisten, zwei Trom-peter, eine Flötistin, eine Tuba, eine Posaune sowie je ein Pi-anist, Bassist und Schlagzeu-ger bilden im Moment sein Erfurter Jazz-Orchester. Und

das sind nicht mehr nur Musik-Studenten. Auch Studierende anderer Fakultäten und der Fachhochschule gehören der Big Band – für die im Rahmen des Studium Funda-mentale jetzt auch Credit Points erworben werden können – mittlerweile an. „Jeder, der Interesse hat, kann einsteigen. Vor allem Po-saunisten und Trompeter könnten wir noch gut gebrauchen“, lacht Maria Peklo als eine der stark vertretenen Saxofonisten. Sie greift zu ihrem Instrument und setzt sich zwischen ihre Band-Kollegen, die sich bereits einspie-len. Zwei bis drei Auftritte pro Semester will sie mit ihnen zukünftig absolvieren. Bis es soweit ist, wird intensiv geprobt. „Fangen wir an!“, unterbricht Uli Singer das musikalische Durcheinander der Jung-Jazzer und wippt erneut mit dem Fuß: „Weekend in Monaco. Zwei, drei…“.

Andrea Radtke

Mehr Jazz!Die Universität Erfurt hat ihre erste Big Band

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Wechselvolle Geschichte in der Diaspora-Situation20 Jahre Martin-Luther-Institut in Erfurt

Die Geschichte beginnt 1949: In der DDR braucht es Lehrkräfte für den Religionsun-terricht in der Oberstufe. Die Universitäten im Sozialismus bieten eine entsprechende Ausbildung jedoch nicht an. Die Lösung: die Gründung eines kirchlichen „Kateche-tischen Oberseminars“ in der Lutherstadt Wittenberg. Wirklich anerkannt wurde die Einrichtung von der SED nie. Und doch hatte sie Bestand: 1993 ist daraus schließlich die staatliche Einrichtung des Martin-Luther-In-stituts (MLI) an der Universität Erfurt gewor-den. Und so feiert das MLI In diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen in der Thüringischen Landeshauptstadt. Grund genug, auf seine wechselvolle Geschichte zurückzublicken und einmal zu schauen, wie es trotz aller Wi-derstände und Umbrüche überlebt hat.

Denn kaum gegründet, zog das Kateche-tische Oberseminar 1950 nach Naumburg – in unmittelbare Nähe des Doms. Die Nähe zu den Universitätsstätten Halle und Leipzig war hierfür wohl ausschlaggebend. 40 Jahre später interessiert sich Erfurt für die Einrich-tung. Prof. Dr. Herwarth Horn von der Päda-gogischen Hochschule Erfurt/Mühlhausen fühlt vor und weckt das Interesse an einer Beteiligung des Seminars an einer zukünf-

tigen Universität Erfurt. Ost und West sind auf dem Weg in eine wiedervereinte Bun-desrepublik Deutschland, das Katechetische Oberseminar wird „Kirchliche Hochschule Naumburg“ und bekommt 1990 Promotions- und Habilitationsrecht. 60 Studierende sind inzwischen eingeschrieben, für die nächsten fünf Jahre wird ein Bedarf an 500 Studieren-den für das Lehramt Religion an Grund- und Regelschulen prognostiziert. Eine Riesen-aufgabe mit entsprechendem Flächen- und Finanzbedarf. Überlegungen zu einer Evan-gelischen Fakultät werden lauter. Die Lösung wird am Ende jedoch anders aussehen und zunächst in einer Kooperation bei der Aus-bildung von Lehramtsanwärtern für Evange-lische Religion an Grund- und Regelschulen zwischen der Kirchlichen Hochschule Naum-burg und der Pädagogischen Hochschule Erfurt münden. Doch im Jahr darauf, 1993, ist die Schließung der Kirchlichen Hochschu-le seitens der Landeskirche beschlossene Sache, die Thüringer Landesregierung wird die „Evangelische Theologie“ nunmehr als staatliche Einrichtung nach Erfurt verlegen – und mit ihr die rund 140.000 Bände um-fassende Bibliothek. Mit vier Professuren ausgestattet findet das in die Kultur- und

Sozialwissenschaftliche Fakultät der Päda-gogischen Hochschule integrierte Institut für Evangelische Theologie nun seine erste Blei-be in den angemieteten Räumen des Augu-stinerklosters, nachdem die dort ansässige Predigerschule geschlossen worden war. Direktor wird Prof. Dr. R. Hoenen. Da aber an der Friedrich-Schiller-Universität Jena bereits eine Evangelische Fakultät existiert, ist an eine weitere Fakultät in Erfurt nicht zu denken. Es bleibt bei der Institutslösung. Di-rektor Hoenen geht – und mit ihm innerhalb kurzer Zeit auch die anderen Professoren. Die nächste Herausforderung folgt auf dem Fuß: Das Augustinerkloster muss umfassend saniert werden, die Räume stehen dem In-stitut für Evangelische Theologie nicht mehr zur Verfügung. Eine neue Lösung muss her und so zieht es schließlich für kurze Zeit in ein Gebäude an der Puschkinstraße 19, be-vor 2001 die Integration des Instituts in die Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität Erfurt erfolgt, in der zwischen-zeitlich einige Fachgebiete der PH aufgegan-gen waren. Heute ist das inzwischen nach Martin Luther benannte Institut für Evange-lische Theologie (MLI) eine feste Größe an der Universität Erfurt. Es verbindet heute in

Eine erste Bleibe in Erfurt fand das MLI im Augustinerkloster.

„Kurzzeitbleibe“ in der

PuschkinstraßeE

d

Angekommen: das MLI auf dem Universitätscampus

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STUDIUM UND LEHRE

der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät die Professuren für Bibelwissenschaften und für Religionspädagogik mit der von einem Privatdozenten besetzten Stelle in Kirchen-geschichte; in der Philosophischen Fakultät werden darüber hinaus derzeit Drittmittel für die Besetzung einer Professur für Evan-gelische Theologie und Kulturgeschichte des Christentums gesucht. „Als Brückeninstitut ist es eine Besonderheit der Universität Er-furt und trägt fakultätsübergreifend einen interdisziplinären Charakter“, erklärt Prof. Dr. Andrea Schulte, die Sprecherin des MLI. „Auf der Ebene universitärer Ausbildung steht es für den Aufbau und die Entwicklung der akademischen Ausbildung evangelischer Religionslehrer für die Grundschule, die Re-gelschule und den berufsbildenden Bereich in Thüringen. Damit kommt es dem verfas-sungsgemäßen Auftrag zur Wahrnehmung eines werteorientierten Unterrichtsfachs in der Schule nach. Dabei nutzen wir viele Synergien zwischen der Erziehungswissen-schaftlichen und der Philosophischen Fakul-tät für die Ausbildung künftiger Religionslehr- kräfte und Religionswissenschaftler. „Die größte Herausforderung, aber zugleich auch ein wesentlicher Forschungsgegenstand sei dabei die Diaspora-Situation, in der sich das Martin-Luther-Institut nach wie vor befindet: „Der evangelische Religionsunterricht wird zunehmend von konfessions- und religi-onslosen Schülern nachgefragt, sodass sich die didaktische Arbeit der Herausforderung einer pluralen und heterogenen Schüler-schaft mit unterschiedlichsten ‚religiösen Musikalitäten‘ zu stellen hat. Darüber hinaus macht uns die Diaspora-Situation insofern reale Probleme, als sich nicht immer leicht Praktikumsplätze für Studenten finden las-sen. Umso dankbarer sind wir allen Schulen und Lehrern, die hier mit uns kooperieren, Unterrichtsstunden und Betreuungszeit zur Verfügung stellen und unsere Studierenden mit Verständnis und Geduld bei ihren ersten Schritten in die beruflichen Praxis beglei-ten“, berichtet Prof. Dr. Andrea Schulte. Und die „Konkurrenz“ zur Katholisch-Theolo-gischen Fakultät? „Als Konkurrenten verste-hen wir uns eigentlich nicht“, sagt Schulte, „die Katholisch-Theologischen Fakultät als wesentlich größere Organisationseinheit ist uns schon von Anfang an eine verlässliche und faire Partnerin. Und so kooperieren wir überall dort, wo es sinnvoll ist.“

Aber auch andere Kooperationen sind an dieser Stelle zu nennen: Prof. Dr. Christoph Bultmann beispielsweise ist Mitglied des Beirats der Arbeitsstelle für Lessing-Rezep-

tion in Kamenz. Als Bibelwissenschaftler verfolgt er das Forschungsinteresse, Bibel-wissenschaft und Ideengeschichte der Frü-hen Neuzeit näher zusammenzuführen. So werden interdisziplinäre Impulse der neue-ren Ideengeschichte aufgegriffen, um wich-tige Autoren, die biblische Texte in Abhand-lungen oder Kommentaren erörtert haben, im Kontext der jeweiligen zeitgenössischen

Debatten zu studieren. PD Dr. Lindner koope-rierte mit dem Erfurter Augustinerkloster bei der Gestaltung der Georgenburse und mit dem Stadtmuseum bei der Gestaltung der neuen Dauerausstellung. Aktuell kooperiert er mit dem Augustinerkloster im Fachbeirat für die Restaurierung der mittelalterlichen Kirchenfenster. Schulte selbst begleitet als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats die Arbeit der Evangelischen Schulen in Mit-teldeutschland und ist Vorsitzende des Ku-ratoriums des Pädagogisch-Theologischen Instituts (PTI) der Evangelischen Kirche Mit-teldeutschlands, das als Bildungseinrichtung der Landeskirche für die Aus-, Fort- und Weiterbildung der im Bildungs- und Erzie-hungswesen Tätigen zuständig ist. Mit dem Thüringer Ministerium für Bildung, Wissen-schaft und Kultur hat das MLI zudem bei der Erstellung des Thüringer Bildungsplans für Kinder bis zehn Jahre kooperiert. Andrea Schulte ist stolz auf diese Zusammenarbeit, aber auch stolz auf das bisher in Erfurt Er-reichte: „Zu unserer großen Freude war das MLI maßgeblich an der Ausrichtung des Evangelisch-Theologischen Fakultätentages beteiligt, der im Oktober 2011 an der Uni-versität Erfurt stattfand und damit das MLI in den Fokus öffentlicher Wahrnehmung ge-

bracht hat. Dies war insofern ein wichtiges politisches Signal, als der Fakultätentag, der sonst immer an einem Universitätsort mit Evangelisch-Theologischer Fakultät tagt, mit der Entscheidung für Erfurt seine Wert-schätzung für die vielen religionslehreraus-bildenden Institute an den Universitäten ausgesprochen hat. Darüber hinaus haben wir auf jeden Fall zum guten Ruf der Erfur-

ter Lehrerausbildung beigetragen. Für ein kleines Fach wie die Evangelische Theologie können sich unsere Studierendenzahlen se-hen lassen. Im Sommersemester 2013 hat-ten wir 20 Studierende im 2. Semester MaL, in der BA-Nebenstudienrichtung 40 Studie-rende im 6. Semester, 40 im 4. Semester und 50 im 2. Semester. Aber auch für die Zukunft hat sich das Martin-Luther-Institut einiges vorgenommen: Zum Beispiel ist Dr. Andreas Lindner im Rahmen der Reformationsdeka-de Luther 2017 in verschiedene Publikati-onsprojekte eingebunden. Und neben dem religionspädagogischen Forschungsprojekt zur Einführung des evangelischen Religi-onsunterrichts in Thüringen realisiert An-drea Schulte gerade in Kooperation mit Prof. Stubbe von der Georg-August-Universität in Göttingen ein religionspädagogisches For-schungsprojekt zum Thema „Lust und Frust in den ersten Berufsjahren. Eine empirische Untersuchung zur Situation evangelischer Religionslehrerinnen und Religionslehrer in der Berufseingangsphase“.

Weitere Informationen / Kontakt:Tel.: 0361/737-2360www.uni-erfurt.de/mli

PD Dr. Andreas Lindner, Prof. Dr. Andrea Schulte und Prof. Dr. Christoph Bultmann

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Mit einem Festakt hat die Forschungsbiblio-thek Gotha der Universität Erfurt im August auf Schloss Friedenstein „300 Jahre Histo-risches Münzkabinett in der Herzoglichen Bibliothek Gotha“ gefeiert. Hervorgegangen aus der Münzsammlung, die Herzog Ernst I., genannt der Fromme (1601–1675), von Sachsen Gotha in seine 1647 gegründete Kunstkammer auf Schloss Friedenstein ein-brachte, entwickelte sich das Kabinett im Lauf der Zeit zu einer bedeutenden Samm-lung von Münzen und Medaillen in Euro-pa. Als eigentliches Gründungsdatum des Münzkabinetts gilt das Jahr 1713. Ein Jahr zu-vor hatte Herzog Friedrich II. (1676–1732) die hoch gerühmte Münzsammlung des Fürsten Anton Günther II. von Schwarzburg-Arnstadt (1653–1716) im Wert von ca. 100.000 Talern aufgekauft. Mit einem Mal kamen mehr als 18.800 neue Münzen von der Antike bis zur damaligen Gegenwart sowie Medaillen der Renaissance hinzu, die die vorhandene Sammlung um ein Vielfaches vergrößerten. Sie bilden bis heute den Kernbestand der Sammlung auf Schloss Friedenstein.

Aufgrund ihrer Bedeutung und ihres Wer-tes erließ Friedrich II. im Oktober 1712 ein Fideikommiss, mit dem die Sammlung als unveräußerliches und unteilbares Vermö-gen des Herzogtums deklariert wurde. Die

Münzsammlung wurde aus der Kunstkam-mer herausgelöst und zu einer selbststän-digen Einrichtung auf Schloss Friedenstein erklärt, die bereits ein Jahr später unter dem offiziellen Namen „Müntz Cabinett“ in den Kammerrechnungen erwähnt wird. Dieses Münzkabinett wurde nunmehr in einem be-sonders gestalteten Raum untergebracht, in dem die Sammlung von mittlerweile europä-ischem Rang in einem angemessenen reprä-sentativen Rahmen gezeigt werden konnte. Die feierliche Eröffnung dieses Raumes fand am 8. August 1713, dem 37. Geburtstag des Herzogs, statt. In diesem Raum am Südende des östlichen Schlossflügels gelegen, blieb die Sammlung über mehrere Jahrhunderte.

Der italienische Freskomaler Giovanni Francesco Marchini (ca. 1672–1745) wur-de mit der Raumausmalung betraut, die im Stile der italienischen „Quadratura“ sonst in Thüringen nicht mehr nachgewiesen ist: Auf dem Brüstungssockel stehen Pfeiler mit kannelierten Pilastern, zwischen denen der Blick auf einen offenen Wolkenhimmel gelenkt wird. Damit entstand der Eindruck eines frei in der Landschaft stehenden Tem-pels für die Münzen. Die beiden Decken-hälften werden von Balustradenkränzen gerahmt, innerhalb derer auf Wolken je eine Frauengestalt mit zwei männlichen Beglei-

tern die Kontinente Europa, Afrika, Ame-rika und Asien darstellen, die als Versinn-bildlichung der geografischen Vielfalt der Sammlung zu verstehen sind. Wie bei der Raumgestaltung ist auch bei der Möblierung das Gestaltungsprinzip der Symmetrie zu erkennen: An den Wänden wurden jeweils sieben doppeltürige Münzschränke und zwischen den beiden Fenstern ein großer Schrank aus Nussbaumholz angeordnet, die jeweils mit Schiebeböden für die Münzen versehen waren. Die Schränke standen auf offenen Regalen, in denen sich ein Teil der numismatischen Fachliteratur befand. Zwi-schen den Münzschränken fanden die Po-stamente Platz, auf denen die vergoldeten Gipsbüsten der ersten zwölf römischen Kai-ser – von Gaius Julius Cäsar (100–44 v. Chr.) bis zu Domitian (51–96) – standen, die vom Hofbildhauer Jakob Christoph Biedermann (1682–1742) aus Arnstadt gefertigt wurden. Er schuf auch die heute nicht mehr vor-handenen 14 Statuetten (Herkules, Laoko-on, Atlas, Venus etc.), die die Münzschrän-ke zierten. Auf einem gesonderten Sockel stand im zentralen Blickpunkt des Raumes leicht erhöht über den anderen Porträtbü-sten die Statue Friedrichs II. Die Ausstattung wurde durch vier etwa 80 cm hohe Figuren der vier Tugenden „Klugheit“, „Liebe“, „Ge-

„…eine der vornehmsten Sammlungen in der Welt…“300 Jahre Historisches Münzkabinett in der Herzoglichen Bibliothek Gotha

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rechtigkeit“ und „Tapferkeit“ vervollständigt. Alle Möbelstücke trugen eine Kartusche. Der Arnstädter Hofmaler Johann Michael Thiele-mann (1669–1735) strich die Postamente und übernahm alle Vergoldungsarbeiten. Die gesamte Rauminszenierung sollte den Sinn des Herzogs für die Antike und ihre Kultur, zugleich aber den repräsenta-tiven Charakter der Münzsammlung verdeutlichen.

1777 wurde die numismatische Li-teratur, die auch durch das Aufkaufen von Spezialbibliotheken inzwischen ei-nen ansehnlichen Umfang erreicht hat-te, in einem Nebenraum des Münzka-binetts untergebracht. In der Mitte des 18. Jahrhunderts kam noch ein weiterer Raum hinzu. Auf diese Weise konnte das Betrachten der Münzen mit der wissenschaftlichen Arbeit im Rahmen der Numismatik besser miteinander verbunden werden. Die hierfür eigens angefertigten Bücherschränke haben sich nicht erhalten. Seit den 1830er-Jahren war die öffentliche Besichtigung des Münzkabinetts mit Anmeldung möglich. Um 1850 herum befanden sich über 80.000 Münzen im Bestand der Samm-lung, die in mehr als 40 Sammlungsschrän-ken bewahrt wurden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Münzka-binett in den Ostturm verlagert. Der für die Münzen kunstvoll gestaltete Raum, der we-gen der vorherrschenden Farbgebung auch das „blaue Zimmer“ genannt wurde, diente fortan der Frau Oberhofmeisterin als Emp-fangszimmer. 1937 wurde jedoch das Her-zogliche Münzkabinett in seiner ursprüng-lichen Form wieder an historischer Stelle eingerichtet. Im März 1946 wurde die Münz-sammlung mitsamt der numismatischen

Literatur in die damalige

Sowjetunion abtransportiert. Das Mobiliar blieb zurück. Als im April 1959 die Samm-lung wieder in Gotha eintraf, wurde sie dem Schlossmuseum zugeordnet. Ein Teil von ihr wird heute im Neuen Münzkabinett im West-flügel des Schlosses in einer repräsentativen Dauerausstellung von der Stiftung Schloss

Friedenstein präsentiert.Die numismatische Literatur kehrte 1956

in die Landesbibliothek Gotha, die Vorgän-gerinstitution der Forschungsbibliothek Go-tha, zurück und steht heute den Nutzern in den Räumen der Forschungsbibliothek im Ostflügel des Schlosses zur Verfügung. In den vergangenen Jahren sind die Alten Drucke und Handschriften online erfasst worden und können von den Nutzern über das OPAC-System der Universität Erfurt bzw. die Handschriftendatenbank HANS der For-schungsbibliothek Gotha abgefragt werden. Der Bestand an numismatischer Literatur, der fortlaufend durch neue Erwerbungen

erweitert wird, gehört zu den größten Sammlungen seiner Art in Deutschland.

1973 begann die umfassende Restau-rierung der Raumfassung des Historischen Münzkabinetts, wobei zunächst die Über-malungen abgenommen und die Kaiser-büsten überholt wurden. Die vorhandenen

elf Münzschränke wurden restauriert und die fehlenden drei neu angefertigt und mit Kartuschen versehen. Ebenso wurden die zwölf fehlenden Stelen neu angefertigt, so dass die Kaiserbüsten nun wieder auf den Postamenten auf-gestellt sind. Von den vier fehlenden Büsten der römischen Kaiser wurden mittels Abgüssen von vorhandenen Bü-sten Duplikate angefertigt. Schließlich wurden die Regale wieder mit Münzli-teratur des 18. Jahrhunderts bestückt. Nachdem 1997 die letzte noch fehlende Kartusche gefertigt wurde, ist das Histo-rische Münzkabinett nach fast 25-jäh-riger Restaurierungstätigkeit mit dem vorhandenen Mobiliar und Inventar nahezu wieder so eingerichtet, wie es der Kupferstich in Christian Sigismund Liebes (1687–1736) „Gotha Numaria“

für das Jahr 1730 zeigt. In Deutschland – und vermutlich sogar in Europa – gibt es keinen vergleichbaren Zweckraum für ein Münzka-binett, der in seiner historischen Gestaltung und Ausstattung noch so weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten geblie-ben ist wie das Historische Münzkabinett im Ostflügel von Schloss Friedenstein.

Eine Besichtigung des Historischen Münzkabinetts ist von April bis Ok-tober jeweils mittwochs um 15 Uhr und jeden ersten Dienstag im Mo-nat um 17 Uhr sowie auf Anfrage möglich.

ken bewahrt wurden. In der zweiten Hälftedes 19. Jahrhunderts wurde das Münzka-binett in den Ostturm verlagert. Der für die Münzen kunstvoll gestaltete Raum, der we-gen der vorherrschenden Farbgebung auch das „blaue Zimmer“ genannt wurde, diente fortan der Frau Oberhofmeisterin als Emp-fangszimmer. 1937 wurde jedoch das Her-rrzogliche Münzkabinett in seiner ursprüng-lichen Form wieder an historischer Stelleeingerichtet. Im März 1946 wurde die Münz-sammlung mitsamt der numismatischen

Literatur in die damalige

in die Landesbibliothek Gotha, die Vorgängerinstitution der Forschungsbibliothek Go-tha, zurück und steht heute den Nutzern in den Räumen der Forschungsbibliothekim Ostflügel des Schlosses zur Verfügung.In den vergangenen Jahren sind die Alten Drucke und Handschriften online erfasstworden und können von den Nutzern überdas OPAC-System der Universität Erfurt bzw. die Handschriftendatenbank HANS der For-rrschungsbibliothek Gotha abgefragt werden. Der Bestand an numismatischer Literatur,der fortlaufend durch neue Erwerbungen

vergleichbaren Zweckraum für ein Münzkabinett, der in seiner historischen Gestaltungund Ausstattung noch so weitgehend imursprünglichen Zustand erhalten geblie-ben ist wie das Historische Münzkabinettim Ostflügel von Schloss Friedenstein.

Eine Besichtigung des Historischen Münzkabinetts ist von April bis Ok-tober jeweils mittwochs um 15 Uhrund jeden ersten Dienstag im Mo-nat um 17 Uhr sowie auf Anfragemöglich.

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Die Diagnose manisch-depressiv wirft die 16-jährige Christin vollends aus der Bahn. Klapse statt Strandurlaub heißt das für die Sommerferien. Zu Stimmungsschwan-kungen, Orientierungslosigkeit und Identi-tätsdiffusion der pubertierenden Protago-nistin gesellen sich nun auch noch ständige Selbstbeobachtung und die Unsicherheit gegenüber dem eigenen Handeln. „So eine Diagnose zu bekommen, führt dazu, dass man nur noch überlegt: Was ist normal von dem, was ich mache, was ist krank? Das führt in eine Spirale der Selbstbeobachtung und birgt die Gefahr, diese kranke Identität wirklich mehr und mehr anzunehmen“, sagt Charlotte Fritsch, Förderpädagogik-Studen-tin an der Universität Erfurt und „Schöpferin“ von Christin.

Charlotte Fritsch muss es wissen: Die 22-jährige Autorin des Buches „Zwischen mir und mir. Sommerferien in der Psychiat-rie“ macht im Alter von 16 Jahren die gleiche Erfahrung wie die Hauptfigur ihres ersten Romans: Ein Arzt diagnostiziert ihre Verhal-tensauffälligkeiten als krankhaft und lässt sie über die Sommerferien in die Jugend-psychiatrie einweisen. Eine Fehldiagnose, wie sich später herausstellt. Aber eine Fehl-diagnose, die Charlotte Fritsch auch tief in den Alltag einer psychiatrischen Klinik blicken lässt und ihr Erstlingswerk deshalb so authentisch macht. Bereits während der Therapie beginnt die Jungautorin, ihre Erfah-rungen aufzuschreiben. Später entwickelt sich aus den tagebuchhaften Mitschriften und um die reale Erfahrung herum mehr und mehr eine fiktive Geschichte. Sechs Jahre lang greift Charlotte Fritsch immer wieder zu ihren Aufzeichnungen, arbeitet weiter an der Geschichte, legt dann doch alles wieder zur Seite. „Eine letzte Chance gab ich dem Text dann doch noch“, lacht sie. Sie schickt ihr 500-Seiten starkes Manuskript an einen Berliner Verlag. Neun Monate lang lässt der nichts von sich hören. Im Ostsee-urlaub kommt dann aber doch noch unver-hofft der Anruf und nur eine Woche später sitzt die Studentin beim Gespräch im Verlag. „Ich sollte mir ein bis zwei Sätze überlegen, eine Intention, was ich mit dem Buch sagen will“, erinnert sich Fritsch. „Dann musste ich den sehr detaillierten Text, der aufgrund der vielen und langen Dialoge fast wie ein Theaterstück wirkte, auf diese Intention hin

noch einmal überarbeiten.“ Die Intention lässt sich für sie schnell in Worte fassen: „Die Geschichte soll aufzeigen, wie sich die Diagnose einer psychischen Erkrankung auf das Selbstbild eines Jugendlichen auswirkt und welchen negativen Einfluss das auf die Entwicklung haben kann“. Schließlich habe sie selbst erlebt, wie sie sich allein durch die Diagnose in ein Krankheitsbild hineinge-steigert habe. „In meinem Studium der För-derpädagogik lernte ich dann auch die wis-senschaftlichen Theorien kennen, die genau das untermauern: Eine Diagnose kann eine Störung aufrechterhalten oder verstärken“, erklärt die 22-Jährige. Im Klartext heißt das:

„Wenn zu einemdiagnostizierten Krank-heitsbild gehören würde, sich als Gänseblümchen

zu fühlen, dann fühlt man sich früher oder

später auch so...“

Gerade für Jugendliche, die in der Pubertät sowieso eine schwierige Phase durchma-chen, könne das negative Auswirkungen haben.

Charlotte Fritsch hat diese Erfahrung zum Glück nicht geschadet und viel Christin steckt heute auch nicht mehr in Charlot-te. „Es gibt sicher Parallelen zwischen der 16-jährigen Charlotte und der 16-jährigen Christin. Aber meine Protagonistin hat mit mir heute nicht mehr viel zu tun“, betont Fritsch. „Heute habe ich ganz andere An-sichten und bin gefestigt.“ Die Erfahrung, einen Sommer in der Psychiatrie zu verbrin-gen, sehe sie als abgeschlossenen Lebens-abschnitt, der an sich heute keinen Einfluss mehr auf ihr Leben habe – abgesehen da-von natürlich, dass er ihr ermöglicht habe, dieses Buch zu schreiben, und dass sie jetzt neben dem Studentenleben noch ein wei-teres, das einer Schriftstellerin, führe. Dazu gehört es auch, Marketing in eigener Sache zu betreiben, wie die Facebook-Seite zum Buch zu verwalten oder Lesungen zu halten, die sie von der Auswahl der Location bis hin zum musikalischen Rahmenprogramm auch

Nachdenkliches DebütCharlotte Fritsch veröffentlicht mit 22 Jahren ihren ersten Roman

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Charlotte FritschZwischen mir und mir – Sommerferien in der Psychiatrie

Periplaneta Berlin, 2013ISBN: 978-3-943876-62-8160 Seiten12,50 EUR

selbst organisiert. Mehr als zehn Lesungen hat Fritsch seit der Veröffentlichung ihres Werkes am 6. April bereits gehalten, nur fünf muss sie laut Vertrag jährlich bestreiten. „Es macht einfach großen Spaß. Am Anfang war ich noch etwas aufgeregt, trotz Bühnener-fahrung. Es ist schon etwas anderes, wenn man ganz allein mit einem eigenen Text vor Publikum spricht“, sagt die Studentin. „Aber jetzt habe ich mich schon daran gewöhnt und das Publikum ist immer sehr dankbar. Manche kommen danach auch auf mich zu, sprechen ganz offen über eigene, ähnliche Erfahrungen. Auch Therapeuten hatte ich schon im Publikum, die mich im Anschluss gefragt haben, ob sie wirklich wie im Buch rüberkommen“, lacht Fritsch. Auch das Feedback von Kommilitonen und Profes-soren an der Universität Erfurt ist positiv. Auf dem Campus hat Charlotte Fritsch be-reits gelesen, ebenso in der Stadtbibliothek Weimar.

Im Sommer hat sich die 22-Jährige je-doch erst einmal ganz ihrer Bachelor-Ar-beit gewidmet. Denn der Erfolg als Autorin bringt sie nicht von ihrem beruflichen Ziel

ab, Lehrerin zu werden. „Nach meinem Ba-chelor werde ich an der Universität Erfurt auf jeden Fall noch den Master absolvieren. Meine Praktika in verschiedenen sozialen Einrichtungen, ob in der Förderschule oder im Kinderheim, haben mir gezeigt, dass ich beruflich mit jungen Menschen arbeiten möchte“, sagt Fritsch bestimmt und fügt hinzu: „Natürlich werde ich auch weiterhin schreiben, einfach um mich mit etwas aus-einanderzusetzen oder um einen Moment festzuhalten“. So bleibt das Schreiben für die angehende Förderpädagogin auf jeden Fall ein Hobby – oder auch eine Nebentätig-keit. Der Erfolg von „Zwischen mir und mir“ jedenfalls spricht schon einmal dafür.

Andrea Radtke

Weitere Informationen:www.facebook.com/pages/Zwischen-mir-und-mir/450946411652543?ref=hlwww.periplaneta.com/charlotte-fritsch-zwi-schen-mir-und-mir

Die Universitätsbibliothek Erfurt hat sich 2013 erstmals am bundesweiten Bibliotheks-index BIX beteiligt. An dem Vergleich von Leistungskennzahlen nahmen insgesamt 84 Hochschulbibliotheken auf freiwilliger Basis teil. Durch die Darstellung der Ergebnisse in Leistungsgruppen wurde für jede Biblio-thek ermittelt, ob sie hinsichtlich ihrer Ange-bote, ihrer Nutzung, ihrer Effizienz und ihres Entwicklungspotenzials im oberen, mittle-ren oder unteren Drittel ihrer Vergleichs- gruppe liegt.

Unter den 34 ähnlich organisierten, ein-schichtigen Universitätsbibliotheken belegt die Universitätsbibliothek Erfurt im Gesamt-ergebnis mit zwei Sternen einen mittleren Platz. In der Kategorie „Nutzung“ konnte sie sich in der Top-Gruppe durch die hohe Zahl der Bibliotheksbesuche bei Studierenden und wissenschaftlichem Personal, die hohen Schulungsteilnahmen bei Studierenden und die sofortige Verfügbarkeit von Medien vor Ort platzieren. Die Ergebnisse für die Zieldi-mensionen „Angebot“ und „Entwicklung“ liegen im Mittelfeld. Bedingt durch nachwir-

kende Faktoren aus der Aufbausituation hat die jüngste deutsche Universitätsbibliothek bei der „Effizienz“ jedoch noch Steigerungs-potenzial. Der kommissarische Bibliotheks-direktor Dr. Eckart Gerstner sieht in dem Spitzenergebnis bei der „Nutzung“ die große Attraktivität der Universitätsbibliothek für die Uni Erfurt bestätigt: „Die Bibliothek wird nach Auswertung der Ergebnisse beson-

dere Anstrengungen unternehmen, um im kommenden Jahr im nationalen Leistungs-vergleich noch besser abzuschneiden“. Die mit der Universitätsbibliothek Erfurt verbun-dene Forschungsbibliothek Gotha wurde nicht in die Bewertung aufgenommen, da entsprechend ausgerichtete Forschungsbib-liotheken mit historischen Buchbeständen bisher nicht im BIX erfasst werden.

In Sachen Nutzung topUniversitätsbibliothek beteiligt sich erstmals an bundesweitem Bibliotheksindex

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„Das Wichtigste sind Lupe, Bleistift und eine gute Portion Neugier“, sagt Sven Ballenthin. Es ist noch früh am Morgen, aber der 39-Jährige ist schon voll in seinem Element. Ballenthin betreut in der Forschungsbiblio-thek Gotha der Universität Erfurt die Archi-valien und Karten der Sammlung Perthes und hat an diesem Morgen Besuch: Eine Gruppe Studierender ist aus Erfurt gekom-men, um sich in den historischen Karten auf Globalisierungsspuren zu begeben. Sorgsam hat Ballenthin wunderbar farbige Stücke für die Seminargruppe herausgesucht und erläutert nun Einzelheiten. Zeigt Stadtplä-ne, Handelswege und Meeresströmungen, macht auf Verzerrungen aufmerksam und auf heute längst überholte Grenzverläufe, auf winzige Details – beinahe so als habe er die Karten selbst gezeichnet. Ein Vormittag ganz nach seinem Geschmack, das ist ihm anzusehen…

Seit 2008 arbeitet der gebürtige Gothaer in der Forschungsbibliothek und steigt da-bei immer weiter in die Tiefen der Samm-lung des Verlages Justus Perthes Gotha,

die beeindruckendes Quellenmaterial zur Entwicklung der Kartografie und Geografie im 19. und 20. Jahrhundert liefert und in ih-rer Geschlossenheit und der Verflechtung

ihrer Bestände die letzte Phase des Ent-deckungszeitalters auf einzigartige Weise dokumentiert. „Die Sammlung wurde 2003 vom Freistaat Thüringen mit den Mitteln der Kulturstiftung der Länder erworben und in die Forschungsbibliothek Gotha integriert“, berichtet Ballenthin. „Allerdings befanden sich die Karten seinerzeit in einem schlech-ten konservatorischen Zustand und muss-ten erst einmal aufwendig gereinigt werden, damit sie überhaupt nutzbar waren.“ Und so war der studierte Historiker zunächst in einem umfangreichen Kartenreinigungspro-jekt der Forschungsbibliothek beschäftigt, bei dem mit elektrostatischer Hilfe der Fein-staub von Karten und Archivalien abgenom-men wurde. „Meine Aufgabe war es dabei, die gereinigten Karten neu zu ordnen und zu sortieren“, sagt Ballenthin. „Inzwischen besteht ein Großteil meiner Aufgaben darin, die Archivalien und Karten Wissenschaftlern oder eben Studierenden für ihre Untersu-chungen zur Verfügung zu stellen, Fragen zu diesem Material zu beantworten und es für die Website der Sammlung aufzuberei-

Mit Lupe und Bleistift auf SchatzsucheSven Ballenthin betreut Karten und Archiv der Sammlung Perthes

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ten, aber auch, dafür Sorge zu tragen, dass dieser wunderbare Schatz in der Öffentlich-keit noch bekannter wird.“ Und manchmal ist dies tatsächlich wie das „Schätzeheben“ eines Archäologen, denn bei rund 185.000 Blatt Karten und guten 800 laufenden Me-tern Verlagsarchiv ist es beinahe unmög-lich, jedes einzelne Stück zu kennen. „Wir entdecken immer wieder faszinierende Stücke, die meine Kollegin Dr. Petra Weigel, die Referentin der Sammlung, und ich dann beispielsweise in Veranstaltungen wie den ‚Gothaer Kartenwochen‘ der Reihe ‚Perthes im Gespräch‘ oder bei Führungen der Öf-fentlichkeit präsentieren.“ Und dabei sind es keineswegs nur Geografen und Historiker, die daran interessiert sind: Die Sammlung bietet zahlreichen Wissenschaften beein-druckende Quellen – sei es im Bereich der Botanik, in der Politik oder im Verkehrswe-sen. Denn die bei Perthes verlegten Kar-ten, Atlanten und Zeitschriften, allen voran „Stielers Handatlas“ und „Petermanns Geo-graphische Mitteilungen“, prägten bis weit in das 20. Jahrhundert hinein das wissen-schaftliche Bild der Erde und sind bis heute auch für Laien eine wahre Fundgrube. „Die Sammlung wird immer populärer“, sagt Ballenthin, „das merken wir an den zuneh-menden Anfragen und dem großen Interes-se an unseren Veranstaltungen. Dabei ist vielen gar nicht bewusst, was hier in Gotha eigentlich für

Schätze liegen und wie umfangreich diese sind. Aber genau das zu ändern, ist unser Job.“ Ballenthin scheint genau der Richtige dafür zu sein, denn seine Begeisterung für

die Arbeit in der Sammlung ist ansteckend. „Die Stücke erzählen unzählige Geschich-ten“, sagt er, „das ist doch unglaublich span-nend. In der Sammlung arbeitet man prak-tisch am ‚offenen Herzen‘ – mit Quellen aus längst vergangenen Tagen, das macht mich

immer wieder ehrfürchtig.“ Ob man bei aller Sorgfalt, die der Job

verlangt, auch ein biss-chen „pingelig“ wird?

„Ich glaube schon, ein bisschen

Pedanterie schadet hier bestimmt nicht“, schmunzelt Sven Ballenthin. „Aber vielleicht ist das ja auch ein bisschen mein Naturell.“

Im Augenblick hat der Historiker zwei Arbeitsplätze, zwischen denen er hin und her pendelt – einen in der Forschungsbi-bliothek auf Schloss Friedenstein in Gotha, den anderen in einem Depot in Erfurt, in das die Sammlung für die Dauer der Sanierung der ehemaligen Verlagsgebäude ausgela-gert werden musste. „Das ist zwar etwas aufwendig, besonders weil wir im Depot kaum Möglichkeiten haben, mit den Kar-ten zu arbeiten und deshalb immer wieder auch Transporte nach Gotha nötig sind, aber wenn eines Tages das Perthes Forum in Go-tha fertiggestellt sein wird, dann werden wir die Sammlung dort ganz neu präsentieren können“, freut sich Ballenthin schon heute und hofft, dass es 2015 soweit sein wird. „Denn die Stücke sind ja bei uns nicht ‚be-erdigt‘, sondern werden stetig erschlossen, erforscht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.“

Sven Ballenthin, der sich während seines Studiums an der Friedrich-Schiller-Univer-sität Jena nicht nur mit Alter und Neuerer Geschichte, sondern auch mit klassischer Archäologie beschäftigt hat, ist in der Tat ein „Stöberer“ aus Leidenschaft. Stunden-lang kann er sich mit Karten, Atlanten und Archivalien beschäftigen. Und wenn er ge-rade nicht mit der Nase in einem der Stücke steckt? Dann hält Sven Ballenthin sie in den Wind. Am liebsten auf einem Segelboot – egal ob nun auf der Bleilochtalsperre oder der Ostsee. Der 39-Jährige ist Mitglied im Marineclub Gotha und spätestens jetzt wun-dert niemanden mehr die Detailverliebtheit, mit der er an diesem Morgen den Studieren-den der Uni Erfurt die Seekarten längst ver-gangener Zeiten erläutert. Da kennt er sich nämlich bestens aus – mit Schiffsrouten und Strömungsverläufen, mit den Weltmeeren, den Expeditionen und Forschern, die über Jahrhunderte hinweg mit Gothaer Karten unterwegs waren. „Meine Arbeit in der For-schungsbibliothek Gotha ist wirklich eine glückliche Fügung“, sagt Ballenthin. „Hier kann ich nicht nur mein Hobby mit meinem Beruf verbinden, die kleine Residenzstadt eröffnet mir, wenn man so will, auch ganz neue Sichtweisen auf die ganze Welt.“

Carmen Voigt

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Weitere Informationen / Kontakt:www.uni-erfurt.de/sammlung-perthes

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Seit dem Wintersemester 2012/13 hat die Universität Erfurt einen Senatsausschuss gegen gruppenbezogene Menschenfeind-lichkeit. CAMPUS sprach mit den beiden Ausschussmitgliedern, Prof. Dr. Alexander Thumfart und Prof. Dr. Kai Hafez.

CAMPUS: Warum braucht die Uni Erfurt ei-nen Senatsausschuss für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit?Rassismus, aber auch Vorurteile und Dis-kriminierungen gegenüber Frauen, Ho-mosexuellen und Menschen mit anderen Lebensstilen sind entgegen dem positiven Selbstbild unserer „liberalen Gesellschaft“ noch immer recht weit verbreitet. Sie rei-chen tief in die Mitte der Gesellschaft und sind keineswegs nur bei rechtsextremen Randgruppen anzutreffen. Die sogenannten „NSU-Morde“ sind nur die Spitze des Eis-bergs oder die jüngere Sexismus-Debatte sind nur die sichtbare Spitze alltäglicher Dis-kriminierungen am Arbeitsplatz, in den Me-dien und in der Lebenswelt der Menschen. Solche Probleme machen auch vor den Hochschulen in Deutschland nicht Halt. Die Universitäten sind Teil der Gesellschaft – also teilen sie auch deren Probleme. Auch an der Universität Erfurt hat es in den vergangenen Jahren vereinzelte Übergriffe auf interna-tionale Studierende gegeben. Studieren-de wurden aufgrund ihres Aussehens und ihrer Hautfarbe in der Erfurter Innenstadt und anderen Teilen Thüringens angegriffen. Die Hochschule musste sich mit rechts-radikalen Äußerungen auf dem Campus auseinandersetzen. Die Gründung des Se-natsausschusses gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ist eine Reaktion auf die Tatsache, dass allgemeine Gleich-heitsgrundsätze in unserer Verfassung so-wie neue Antidiskriminierungsgesetze al-lein nicht ausreichen, um die Probleme zu bekämpfen. Gesellschaftliche Institutionen müssen Flagge zeigen, indem sie helfen, ihre Mitglieder vor Diskriminierungen aktiver als bisher zu schützen. Die Universität will hier ein Zeichen setzen.

CAMPUS: Seit wann gibt es den Ausschuss und was sind seine Aufgaben?

Der Ausschuss und seine Mitglieder sind seit Dezember 2012 Ansprechpartner für Hoch-schulmitglieder in Fällen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Er unterstützt die Kommunikation mit inner- und außeruni-versitären Stellen, etwa der Hochschullei-tung, der Polizei, der Stadtverwaltung sowie zivilen Beratungsstellen. Der Ausschuss dokumentiert Vorfälle gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auf dem Gelände

der Universität sowie gegen Hochschulmit-glieder und -angehörige. Die Weitergabe von Informationen kann auf Wunsch natürlich anonym gehandhabt werden.

CAMPUS: Welche Ziele hat sich der Aus-schuss gesteckt und wie will er sie errei-chen?Neben seiner Funktion als Ansprechpart-ner und Dokumentationsstelle hat der Ausschuss dem Senat vorgeschlagen, ein entsprechendes Bekenntnis gegen Diskri-minierung im Leitbild der Universität aufzu-nehmen. Zudem soll eine freiwillige Selbst-verpflichtung ausgearbeitet werden, die – ähnlich wie Ethik-Codizes etwa an amerika-nischen Hochschulen oder an anderen deut-schen Universitäten – Hochschulmitgliedern und -angehörigen ein aktives Bekenntnis gegen gruppenbezogene Menschenfeind-lichkeit nahelegt. Durch diese Instrumente soll die Wertekultur unserer Hochschule klarer als bisher definiert werden. Das Be-wusstsein für die Probleme soll gefördert und das Gespräch zwischen Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitern angeregt wer-den. In Extremfällen soll das Präsidium unter Berufung auf die Grundordnung auch Sank-tionen verhängen können, ohne dass diese derzeit allerdings näher definiert werden, da wir hierbei an die allgemeinen Gesetze gebunden sind. Und schließlich möchten wir durch geeignete Veranstaltungen an der Universität für die Problematik von All-tagsrassismus und gruppenbezogener Men-schenfeindlichkeit fächerübergreifend sen-sibilisieren und Lernmöglichkeiten eröffnen für einen weltbürgerlichen, von Respekt und Empathie getragenen Umgang miteinander.

CAMPUS: Wer steckt hinter dem Ausschuss und kann man die Arbeit auch als außenste-hender Hochschulangehöriger unterstützen? Vom Senat zunächst für zwei Jahre in den Ausschuss berufen wurden für die Profes-soren Rainer Benkmann, Martin Fuchs, Kai Hafez, Alexander Thumfart und Myriam Wijlens; für die akademischen Mitarbeiter Almut Ketzer; für die Studierenden Friede-rike Lehmann und Stefan Rose und für die nichtakademischen Mitarbeiter Manuela

„Vorurteile reichen bis tief indie Mitte der Gesellschaft“

Neuer Senatsausschuss gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

Prof. Dr. Kai Hafez (o.) und Prof. Dr. Alexander Thumfart

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Das Studentenwerk Thüringen hat im Juni auf dem Campus der Universität Erfurt Richtfest für das Max-Kade-Haus mit Woh-nungen für Studierende und einer Kinderta-gesstätte gefeiert. Das neue Gebäude soll noch im Wintersemester 2013/14 fertigge-stellt werden. Studentenwerksgeschäfts-führer Dr. Ralf Schmidt-Röh freut sich, dass mit dem Bau des Max-Kade-Hauses dem wachsenden Bedarf an Wohnraum für Stu-dierende in Erfurt noch besser entsprochen wird. Die Baukosten sind mit ca. 4,7 Mio. Euro veranschlagt. Der Freistaat Thüringen unterstützt das Vorhaben mit einer Zuwen-dung in Höhe von 1,25 Mio. Euro. Mit 1 Mio. Euro unterstützt die Stadt Erfurt die neue Kindertagesstätte. Die New Yorker Max-Ka-de-Stiftung stellt für das Gesamtvorhaben 500.000 US-Dollar zur Verfügung. Damit entsteht im Studentenwerk Thüringen nun – nach Jena und Weimar – in Erfurt bereits

die dritte von der Max-Kade-Stiftung geför-derte Wohnanlage.

Das Gebäude wird dann 50 Studierende in Einzelappartements und Einzelzimmern in Zweier-, Dreier- und Vierer-Wohngemein-schaften beherbergen. Alle Wohneinheiten sind möbliert, haben moderne Einbaukü-chen sowie Dusche und WC. Internet- TV- und Telefonanschlüsse, Fahrradkeller, einen Gemeinschaftsraum und einige Stellplätze ergänzen das Angebot.

Die Kita kann insgesamt 80 Kinder ab dem ersten Lebensjahr aufnehmen. Mit dem Umzug der Studentenwerkskita „Zwer-genhaus“ aus ihren sanierungsbedürftigen Räumen auf dem Campus der Erfurter Uni in das neue Haus verbessert sich die räum-liche Situation grundlegend. Außerdem stehen damit 30 zusätzliche Kitaplätze, vor allem für Kinder von Studierenden und Hochschulangehörigen, zur Verfügung.

Richtfest für das Max-Kade-Haus

Linde. Als Dauergäste hat der Ausschuss den Studierendenrat (Christian Schaft) und die Hochschulgruppe AntiRa Campus (Mi-riam Aced) berufen. Der Ausschuss kann jederzeit weitere Personen mit Rederecht kooptieren oder themenspezifisch anhören und einladen.

CAMPUS: Wie erreicht man den Senatsaus-schuss, falls man seine Hilfe benötigt?

Der Ausschuss ist unter der E-Mail-Adresse: [email protected] erreichbar. Alle Nachrichten werden damit automatisch an die Mitglieder des Ausschusses weiterge-leitet. Natürlich kann sich jedes Hochschul-mitglied auch mit einem einzelnen Vertreter des Ausschusses direkt und persönlich in Verbindung setzen. Außerdem gibt es eine Website des Ausschusses, auf der weitere Informationen zu finden sind.

Erstes „Refugium“ in der Engelsburg

Die Universitätsgesellschaft Erfurt hat in Kooperation mit der Universität Erfurt im Sommersemester das erste „Refu-gium“ im Studentenzentrum Engels-burg gekennzeichnet. Mit der Initiative möchte die Universitätsgesellschaft vor allem ausländischen Studierenden eine Anlaufstelle bieten, in der sie nach fremdenfeindlichen Übergriffen Schutz und Beistand finden können. Damit rea-giert die Universitätsgesellschaft auf die zunehmende Zahl fremdenfeindlicher Übergriffe im vergangenen Jahr in Erfurt. Verschiedene Einrichtungen werden nun mit Hinweisschildern gekennzeich-net, die Betroffenen signalisieren „Re-fugium. Komm zu uns, wir helfen Dir!“. Thomas Hutt, Präsident der Universi-tätsgesellschaft, betonte gegenüber der Presse: „Mit unserem gemeinsam mit der Uni erarbeiteten Angebot wollen wir bedrohten oder angegriffenen Aus-ländern die Möglichkeit aufzeigen, eine Umgebung zu finden, die durch Ver-ständnis, Freundlichkeit, Empathie und Hilfsbereitschaft geprägt ist und einen Aufenthalt bis zum Eintreffen der Poli-zei ermöglicht“. Zum ersten Zufluchtsort wurde im Juni das Studentenzentrum Engelsburg. Weitere Einrichtungen sol-len folgen.

Beratungsrauman der Uni

Die Hochschulgruppe AntiRa Campus der Universität Erfurt bietet Betroffenen von Rassismus – ganz gleich ob phy-sischer oder verbaler Art – jeden Don-nerstag von 14 bis 16 Uhr im Lehrge-bäude 1, Raum 218, einen Ort, an dem sie Beratung und Schutz finden. Durch die Vernetzung mit Beratungsstellen wie Mobit und Ezra will die Gruppe als eine Art Verbindungsstelle für die Be-troffenen fungieren. Selbstverständlich werden die Fälle auf Wunsch vertraulich behandelt.

Nähere Informationen / Kontakt:[email protected]

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CAMPUS NEWS

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Mit einer kleinen Feier, in deren Rahmen nicht nur Zeugnisse, sondern auch Präsente überreicht wurden, hat die Universität Er-furt im Juli die erfolgreichen Abschlüsse ihrer vier Auszubildenden 2013 gewürdigt.

Martin Herzer hat seine Ausbildung zum Fachinformatiker (Schwerpunkt Systemin-tegration) in diesem Jahr beendet, Christine Liebsch und Jan Peisker sind nun Fachange-stellte für Medien- und Informationsdienste

im Bereich Bibliothek und Kirsten Bräunig hat ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachan-gestellten abgeschlossen und war dabei die erste Auszubildende in diesem Bereich an der Universität Erfurt. Alle vier werden der Universität erhalten bleiben und – zumin-dest befristet – weiterbeschäftigt.

Auf den Erfolg der Auszubildenden zeigten sich nicht nur die Ausbilder, Bodo Jäger, Doreen Fröbe und Dr. Valentina Ti-scher, stolz, auch Dr. Michael Hinz, Kanzler der Universität Erfurt, würdigte in seiner Ansprache die Leistung des Nachwuchses. Sie beweise erneut, dass die Universität nicht nur ein guter Platz zum Studieren, sondern auch eine hervorragende Ausbil-dungseinrichtung sei.

Und so haben auch 2013 im September wieder zwei Auszubildende in der Univer-sitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha ihre Lehre begonnen – und dies in bester Gesellschaft: Vier ihrer Kollegen sind hier bereits seit Längerem in Ausbildung, im Universitätsrechen- und Medienzentrum sind derzeit zwei Auszubildende beschäf-tigt, eine weitere in der Verwaltung der Hochschule.

Universität Erfurt feiert erfolgreiche Auszubildende

Haben in diesem Jahr erfolgreich ihre Ausbildung an der Universität Erfurt abgeschlossen: Jan Peisker, Kirsten Bräunig, Martin Herzer und Christine Liebsch (v.l.)

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Eine Wette auf das Kursbuch – so könnte man Jules Vernes Roman „In 80 Tagen um die Welt“ auf den Punkt bringen. 140 Jahre nach Phileas Fogg begibt sich unter dem Na-men „Passepartout“ eine Gruppe von Wis-senschaftlern auf eine neue Reise um die Welt in 80 Stationen, die nicht nur als erhel-lender materialreicher Kommentar zu Ver-nes Roman, sondern in einer bislang einma-ligen Kombination von Buch und Brettspiel stattfindet. Hinter dem Pseudonym „Passe-partout“ verbirgt sich u.a. der Romanist Prof. Dr. Jörg Dünne von der Universität Erfurt, der im Herbst 2012 zum Start des Projekts die Internetplattform www.weltnetzwerke.de ins Leben gerufen hat.

Die nun vorliegende Publikation erwei-tert die bereits online publizierten Texte um weitere Kapitel, fügt der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Roman aber vor allem eine zweite Möglichkeit hinzu, die von Verne erfundene Reise um die Erde nachzuvollziehen: ein Brettspiel.

Jules Vernes Roman ist selbst bereits ein narratives Experiment, das in dem nun er-schienenen Buch in einer Abfolge von 80 Essays, Bildern und weiteren Materialien

wissenschaftlich nachvollzogen wird (un-ter Mitverantwortung von Prof. Dr. Kirsten Kramer, Universität Bielefeld). Darüber hi-naus ermöglicht es das von dem Konstanzer

Spieleerfinder Steffen Bogen (u.a. Autor von Schnappt Hubi, Kinderspiel des Jahres 2012) entwickelte Spiel, praktisch auszuprobieren, was sich in der Theorie zeigt. Buch und Spiel, Theorie und Praxis gehen hier eine einzigar-tige Verbindung ein. So lässt sich die beson-

dere spielerische Dynamik von Weltnetzwer-ken nicht nur im Hinblick auf den einmaligen Parcours von Phileas Fogg und seinen Rei-sebegleitern kommentieren, sondern auch als immer wieder aktualisierbares Gesche-hen zwischen Planbarkeit und Zufall aktiv auf dem Spielbrett nachvollziehen: Dies ermöglicht den Perspektivenwechsel zwi-schen der Rolle des ungeduldigen Dieners Passepartout, des uhrwerkgleichen Gentle-mans Phileas Fogg, des auf Unterbrechung der Reise zielenden Inspektors Fix und nicht zuletzt des auf Spannung bedachten Erzählers. Im Spiel schlüpfen die Mitspieler in diese verschiedenen Rollen, in denen sie die Reisegruppe durch geschicktes Aus-spielen von Karten zu einer schnelleren oder langsameren Fortbewegung bringen.

Spieleerfinder Steffen Bogen (u a Autor von

ahaesPmdnEidso

Weltnetzwerke – Weltspiele:

Jules Vernes „In 80 Tagen um

die Welt“, herausgegeben von

„Passepartout“, Buch und Brett-

spiel zu Jules Vernes Roman / 349

Seiten, 56 s/w Abb., kart. Schach-

tel mit Spielplan / Buch und Spiel

„Phileas Fogg & Co“ (ab 10 Jahren,

für 2–4 Spieler) / separate Spielan-

leitung in der Schachtel / Konstanz

University Press, 2013/ 39,90 EUR,

ISBN 978-3-86253-033-5

CAMPUS NEWS

Weltnetzwerke – WeltspieleUngewöhnliche Veröffentlichung zu Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“

Weitere Informationen / Kontakt:Prof. Dr. Jörg DünneTel.: 0361/737-4381E-Mail: [email protected]

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campus news

Achtung Klappe!Universitätscampus wird zum Drehort für ersten „Tatort“ aus Erfurt

die Wohnwagen der Crew...

Sendetermin:

Sonntag, 3. Novem-

ber, 20.15 Uhr, ARD

Dreharbeiten im Treppenaufgang

Darstellerin Alina Levshin an der Ausleihtheke

Equipment der Crew

Wenn das Ermittlerduo Kriminalhaupt-kommissar Henry Funck (Friedrich Mücke) und Kriminaloberkommissar Maik Schaf-fert (Benjamin Kramme) sowie die ange-hende Staatsanwältin und Praktikantin im Polizeidienst Johanna Grewel (Alina Levs-hin) im ersten Erfurter „Tatort“ ermitteln, dann ist auch die Uni Erfurt mit von der Partie. Im Sommersemester wurde der Campus gleich mehrfach zum Drehort...

In einer temporeichen Verfolgungs-jagd kann das Erfurter Ermittlerduo den mutmaßlich mehrfachen Frauenmörder Roman Darschner (Godehard Giese) fest-nehmen. Das jüngste Opfer scheint die schöne Studentin Anna Siebert zu sein, die erschlagen an der Gera aufgefunden wird. Gemeinsam mit der unerfahrenen Polizei-Praktikantin Johanna Grewel, die ihnen von Kriminaldirektorin Petra „Fritze“ Fritzenberger (Kirsten Block) sprichwört-lich vor die Nase gesetzt wurde, brechen die Kommissare zum Tatort auf. Die er-sten Ermittlungen deuten darauf hin, dass Anna wie die anderen Frauen gequält und umgebracht wurde. Doch warum hat Dar-schner sein Opfer diesmal nicht komplett ausgezogen? Sollte er gestört worden sein? Darschner selbst weist jede Beteili-gung an all diesen Morden zurück.

Die Durchsuchung von Annas kleinem Studentenzimmer zeichnet ein unge-wöhnliches Bild der Toten: Anna Siebert hatte nicht nur teure Klamotten, auch bereitete sie offenbar den Umzug in eine große, neue Mietwohnung vor. Lisa (Hen-riette Confurius) und Valerie (Karoline Schuch), zwei Bekannte aus Annas Um-feld, beschreiben die Tote zudem als einen Menschen, der andere für seine Zwecke benutzte. Woher hatte eine Studentin so viel Geld? Ein reicher Freund, ein „Sugar Daddy“? War Anna wirklich das letzte Op-fer von Roman Darschner? Dies sind nur einige der Fragen, die die jungen Kom-missare und ihre Praktikantin bei ihren Ermittlungen immer tiefer in das studen-tische Milieu der heutigen Zeit führen. Am Ende entsteht ein spannendes Puzzle aus verletzter Liebe, Drogen, Gewalt – und die Frage, ob ein weiteres fragiles Leben noch rechtzeitig gerettet werden kann…

Das Drehbuch für den Krimi stammt von Tom Bohn, der auch Regie führte. Hinter der Kamera stand Martin Schlecht. Der Tatort ist eine Produktion der FFP New Media im Auf-trag des MDR für Das Erste.

(Quelle: Mitteldeutscher Rundfunk)

Gewusel bei den Dreharbeiten im Treppenaufgang

Kurze Pause am zweiten Drehtag

auf dem Campus

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„Ich komme aus der Provinz, aus dem Eichsfeld, dort hofft man ja vergebens auf einen Eichsfelder Tatort. Also habe ich mir gedacht: Wenn der Tatort nicht ins Eichs-feld kommt, dann kommt der Eichsfelder eben zum Tatort“, lacht Daniel Bertram. Der Student der Katholischen Theologie an der Universität Erfurt hat sich kurzentschlossen bei einer Komparsen-Agentur angemeldet. Das Anmeldeformular war schnell ausge-füllt, die Bilder waren fix hochgeladen – und genauso rasch stand Daniel Bertram plötz-lich als Schiller verkleidet am Set vom Wei-marer Tatort.

Eigentlich habe er sich aus einem Impuls heraus bei der Komparsen-Agentur ange-meldet, aber schon mit dem Ziel, vielleicht beim Erfurter Tatort mitspielen zu dürfen, der im Mai und Juni unter anderem an der Universität Erfurt gedreht wurde. Schneller als gedacht, hatte er jedoch die Zusage für eine Komparsenrolle neben Nora Tschirner und Christian Ulmen. Im Frühjahr drehten diese den Weimarer Tatort „Die fette Hop-pe“, der am zweiten Weihnachtsfeiertag ausgestrahlt wird. An zwei der insgesamt 33 Drehtage war Daniel Bertram mit dabei: „Am ersten Tag ging alles ganz schnell. Aber am zweiten Tag musste ich acht Stunden auf meinen Einsatz warten“. Die Wartezeit hatte der Tatort-Schiller eingeplant, sich mit Büchern und ,Unikram‘ eingedeckt. Viel

spannender war es für den Schauspiel-Laien dann aber doch, das Geschehen beim Dreh zu verfolgen oder die Beteiligten an Set und Base auszufragen. Nora Tschirner und Christian Ulmen selbst kannte er bis zu die-sem Zeitpunkt aber kaum. „Ich hatte noch keinen Film mit den beiden gesehen“, ge-steht er. „Trotzdem hatte ich am Anfang ge-wisse ‚Manschetten‘ ihnen gegenüber, aber das war dort völlig fehl am Platz. Alle sind ein Team, alle duzen sich und gehen ganz freundschaftlich und trotzdem sehr profes-sionell miteinander um.“

Professionell fand Daniel Bertram auch, wie sehr sich das Team bemühte, den Tatort so regional wie möglich zu halten und das Lokalkolorit zu wahren. „Von der Bratwurst, zu Schiller bis zum Dreh im Weimarer Staats-theater – es ist ein ganz und gar thürin-gischer Tatort, bei dem das Team auch hinter den Kulissen gern auf die Infrastruktur des Bundeslandes zurückgegriffen hätte. Aber bei der technischen und organisatorischen Umsetzung musste es Kompromisse einge-hen“, weiß Bertram. Da Thüringen eine sehr geringe Dichte an verfügbarer Filmtechnik habe, sei man auf die Ausrüstungen von Me-dienanstalten und Studios anderer Bundes-länder ausgewichen. „Aber zumindest die Maskenbildnerin war aus Thüringen, eine freie Mitarbeiterin der Erfurter Oper.“ – Und natürlich die Komparsen, die sich wie Da-

niel Bertram bei einer Agentur angemeldet haben, schließlich ausgewählt wurden und eine offizielle Drehanfrage erhielten. „Darin steht, an welchem Tag und zu welcher Zeit gedreht wird, um welche Rolle es sich han-delt und die Bedingungen der Rolle, also zum Beispiel, ob man eventuell nackt auftreten oder ob Text gelernt werden muss. Erst dann erfolgt die eigentliche Drehzusage, was aber noch nicht heißt, dass ein Vertrag wirksam wird“, erklärt der angehende Theologe. „Erst, als ich tatsächlich am Set war, kam mein Vertrag zustande, denn vor Ort könnten sich die Bedingungen jederzeit noch so ändern, dass die Produktion oder der Komparse selbst die Zusage zurückzieht.“ Bei Daniel Bertram lief jedoch alles wie geplant. Mit seinem Dreheinsatz trat sein Arbeitsvertrag inkraft. Gleichzeitig gab er damit seine per-sönlichen Rechte bezüglich der Aufnahmen ab und stimmte der Verschwiegenheitser-klärung zu. Über Gehalt und Handlung darf der Erfurter Student also keine Auskünfte geben. Einen gesamten Überblick über die Geschichte habe er aber ohnehin nicht: „Ein Komparse erfährt nur so viel, wie wirklich für seine Rolle wichtig ist“.

Vom Erfurter Tatort weiß Daniel Bertram aber bereits, dass er unter anderem an der Universität gedreht wurde und im studen-tischen Milieu spielt.

Andrea Radtke

CAMPUS NEWS

Als Komparse beim „Tatort“ WeimarDaniel Bertram hat einen der begehrten Plätze ergattert

Page 36: CAMPUS Universität Erfurt 2/2013

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Einen komplexen Begriff wie Globalgeschichte des 19. Jahr-hunderts knapp in Worte zu fassen, da muss sogar Iris Schröder kurz nachdenken. Dann sprudelt es aber aus der Historikerin heraus: „Die Glo-balgeschichte soll eine neue Perspektive auf die Geschich-te geben. Sie versucht, die vielen von uns eher vertraute europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts anders zu denken. Globalgeschichte will neue historiografische Pers-pektiven eröffnen, denn sie widmet sich explizit dem ‚Ge-wordensein‘ unserer heutigen globalen Welt mit ihren viel-fältigen Verknüpfungen und Verflechtungen“. Genau diese Herausforderung – etwas zu entwickeln, das man eine glo-balgeschichtliche Perspektive nennen kann – führte Prof. Dr. Schröder an die Philosophische Fakultät der Universität Erfurt. Seit dem Sommersemester 2013 hat sie hier die Professur für Globalgeschichte des 19. Jahrhunderts inne. Den Ruf nach Er-furt hat sie sehr gern angenommen. „Es ist eine spannende Fakultät vor allem aufgrund der in Erfurt vertretenen Area Studies. Hinzu kommt die Sammlung Perthes in Gotha, ein Verlagsarchiv, das in den globalen Zusam-menhängen des 19. Jahrhunderts entstan-den ist“, sagt Prof. Schröder. Die Besonder-heit ihrer Professur in Erfurt ist es nämlich, dass sie zugleich am Historischen Seminar der Universität Erfurt und am Forschungs-zentrum Gotha angesiedelt ist. Das sei nicht nur für sie selbst sehr interessant, sondern auch für die Studierenden äußerst fruchtbar. „Ich möchte die Arbeit an beiden Einrich-tungen eng verzahnen und zusammenfüh-ren. Im Forschungszentrum Gotha sollen natürlich weiter Doktoranden und Post-Doktoranden arbeiten, dazu kommen sollen meiner Meinung nach aber auch mehr Stu-dierende“, betont Schröder. „Sie haben hier die wunderbare Gelegenheit, das Forschen an Quellen zu lernen und zu üben.“ Ganz nah heran an das Original zu gehen, genau hinzuschauen und vielleicht etwas zu erken-nen, was sonst nicht so einfach erkennbar

gewesen wäre, das macht den besonderen Reiz der Arbeit mit Originalen aus. Und die Fülle des Materials und seine Aussagekraft, das fasziniere auch die Studierenden, wie sich schon in ersten Exkursionen, die Iris Schröder ins Forschungszentrum Gotha unternahm, zeigte. Diese Art der Recherche sei letztlich viel anschaulicher und deshalb auch interessanter, als wenn die Studieren-den im Seminar einfach nur eine Kopie vor-gelegt bekämen. „Überall, wo ich bisher war, hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, an Origi-nalen zu arbeiten – und ich war in den ver-gangenen Jahren insgesamt doch an recht vielen Universitäten“, fügt sie hinzu. Ihre universitäre Laufbahn unterstreicht das: Be-vor Iris Schröder dem Ruf nach Erfurt folgte, hatte sie Vertretungsprofessuren an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, der Humboldt-Universität zu Berlin sowie der Technischen Universität Braunschweig inne. Ihr Studium in Geschichtswissenschaft, Romanistik und Pädagogik absolvierte sie zuvor an der Freien Universität Berlin, wo sie 2000 auch promoviert wurde, der Pariser École des Hautes Études en Sciences So-ciales und an der Universität Bielefeld. Nach ihrer Habilitation an der Philosophischen Fakultät I der Humboldt-Universität zu Ber-lin stieg sie in den von der DFG geförderten,

globalhistorisch ausgerichteten Sonderfor-schungsbereich „Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel“ ein und baute hier einen neuen Forschungsschwerpunkt zur Internationalen Geschichte auf. „Was mich an meiner Arbeit in diesem Forschungszu-sammenhang begeisterte, war der Dialog zwischen Regionalwissenschaftlern. Europa war hier nicht mehr und nicht weniger als eine Weltregion unter anderen“, erläutert sie. Ihre Arbeiten zur Internationale Geschichte des 20. Jahrhunderts würde sie gern später wieder aufgreifen. „Ich wünsche mir, dass ich auch dieses Themengebiet bald in mei-ne Forschung und Lehre in Erfurt integrie-ren kann.“ Doch zunächst möchte Schröder erst einmal ganz an der Universität und in der Stadt ankommen. Mit Mann und Katze hat sie sich bereits in Erfurt niedergelassen – und gleich wohlgefühlt. „Wobei die Katze sich am schnellsten von uns eingelebt hat“, lacht Schröder. Nun muss sie hier nur noch einen schönen Garten finden, in dem sie in der Freizeit ihrer Leidenschaft fürs Gärtnern nachgehen kann. „Außerdem liebe ich es zu kochen, von ethnic food bis cross over.“ Und augenzwinkernd fügt sie hinzu: „Also selbst dabei natürlich ganz global!“.

Andrea Radtke

NAMEN UND NACHRICHTEN

Ganz dicht an den Quellen globaler GeschichteProf. Dr. Iris Schröder ist Professorin für Globalgeschichte an der Uni Erfurt

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Der katholische Theologe und Kirchenhisto-riker Prof. Dr. Josef Pilvousek hat mit dem Sommersemester 2013 seine Tätigkeit als Professor an der Universität Erfurt beendet. „Ein wissenschaft-lich renommierter wie persönlich be-liebter Kollege geht in den Ruhestand“, kommentierte der Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Michael Ga-bel, den Abschied. Über Jahrzehnte habe Pilvousek, des-sen Fachgebiet die Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit ist, die Fakultät mitgeprägt.

Der gebürtige Eichsfelder, der 1988 durch die römische Pontificia Universita Gregoriana promo-viert wurde, lehrte bereits am Erfurter Philosophisch-The-ologischen Studium, der einzigen Ausbil-dungsstätte für katholische Theologen in der DDR. Im Jahr 1994 wurde er zum Professor berufen. Er gestaltete die Integration des „Studiums“ in die Uni Erfurt mit und trug we-sentlich zum Profil der heutigen Katholisch-Theologischen Fakultät bei. Dekan Gabel nennt hier insbesondere den Aufbau und die Leitung der Forschungsstelle für kirch-liche Zeitgeschichte, die sich mit der Katho-lizismusforschung und vor allem der Erfor-schung der katholischen Kirche in der SBZ/DDR befasst.

Pilvousek, der zahlreiche Abschluss-arbeiten, Promotionen und Habilitationen begleitete, hat selbst vielfältig über entspre-chende Fragen geforscht und publiziert. Die Forschungsstelle ist heute eine anerkannte Institution, wenn es um die katholische Kir-chengeschichte in der DDR geht. Daneben engagierte sich Pilvousek über viele Jahre für die „Bibliotheca Amploniana“ und trug zu ihrer Erforschung bei. Er ist ein gefragter Gesprächspartner auf dem Gebiet der Re-

formationsgeschichte. Seine Forschungs-interessen spiegeln sich auch in der Fest-schrift „Kirchliches Leben im Wandel der Zeiten“ wider, die ihm Freunde und Kollegen

zum 65. Ge-burtstag über-reicht haben (Hg. v. Sebastian Ho l zb recher /Torsten W. Mül-ler. Würzburg 2013). Als He-rausgeber der Buchreihen der Fakultät beglei-tete er zahllose Einzelbände. Er hat zudem dazu beitragen, dass die Katholisch-Theo log ische Fakultät seit dem Jahr 2005 über eine eige-ne Zeitschrift, die „Theologie der Gegenwart“, verfügt.

Ein besonderes Anliegen war dem Kir-chenhistoriker die Kooperation der Theolo-gie mit anderen Fakultäten der Universität. Drei Jahre lang war er kooptiertes Mitglied des Max-Weber-Kollegs der Universität Er-furt und gehörte zu den Mitbegründern des Interdisziplinären Forums Religion. Darüber hinaus bot Pilvousek Lehrveranstaltungen im Studium Fundamentale an, nicht zuletzt weil ihn die Methoden und Fragestellungen anderer Fächer sowie die Zusammenarbeit mit Studierenden aus verschiedenen Fa-kultäten begeisterten. „Mit Josef Pilvousek verlässt uns nicht nur ein angesehener Forscher, sondern auch ein beliebter aka-demischer Lehrer“, sagt Dekan Prof. Dr. Mi-chael Gabel. Pilvousek, der auch in Zukunft in vielen nationalen und internationalen Gre-mien und Vereinigungen mitarbeiten wird, leitet weiter die Forschungsstelle für kirch-liche Zeitgeschichte. Als interessierter und anregender Gesprächspartner wird er also dem Kollegium sowie den Studierenden er-halten bleiben.

Universität Erfurt verabschiedet Prof. Dr. Josef Pilvousek

Kirchenhistoriker geht in den Ruhestand

Forschungsprojektvon Stiftung Leben pur ausgezeichnet

Die Stiftung Leben pur hat das an der Universität Erfurt angesiedelte For-schungsprojekt „Kinder mit Anenzepha-lie und ihre Familien“ mit dem diesjäh-rigen Förderpreis ausgezeichnet. Die Verleihung des mit 3000 Euro dotierten Preises fand im Rahmen der interdiszi-plinären Tagung Leben pur 2013 zum Thema „Leben bis zuletzt. Sterben, Tod und Trauer bei Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen“ statt. Für ihre Arbeit ausgezeichnet wurden damit zwei Wissenschaftler der Uni Er-furt, die sich vor vielen Jahren des The-mas „Kinder mit Anenzephalie und ihre Familien“ angenommen haben: Prof. Dr. Harald Goll, Sonderpädagoge, und Prof. Dr. Josef Römelt, Moraltheologe. Nähere Informationen zum Forschungsprojekt unter: www.uni-erfurt.de/forschung/einblicke/text-beitraege/fuer-eine-handvoll-glueck

Sandra Fleischervertritt in Leipzig

Jun.-Prof. Dr. Sandra Fleischer, seit 2009 Inhaberin der Juniorprofessur für Kin-dermedien an der Uni Erfurt, vetritt bis zum 31. März 2014 die Professur Me-dienkompetenz- und Aneignungsfor-schung an der Universität Leipzig und ist für diesen Zeitraum von ihrer Stelle an der Universität Erfurt beurlaubt.

Christoph Bultmann neuer Prodekan

Prof. Dr. Christoph Bultmann ist seit dem Sommersemester 2013 neuer Prodekan der Erziehungswissenschaftlichen Fa-kultät der Uni Erfurt. Er wurde am 17. April vom Fakultätsrat gewählt. Zu den Forschungsinteressen von Christoph Bultmann zählen die Bereiche: Herme-neutik des Alten Testaments, Rezepti-onsgeschichte der Bibel in der Frühen Neuzeit, Religionen in Nachbarschaft.

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NAMEN UND NACHRICHTEN

Marcus Michaelsenfür Deutschen

Studienpreis nominiert

Dr. Marcus Michaelsen, ehemaliger Doktorand der Kommunikationswissen-schaft an der Universität Erfurt, wurde mit seinem Beitrag „Freiheit, Gleich-heit, Internet? Digitale Medien und de-mokratischer Wandel: das Fallbeispiel Iran“ als Kandidat für den diesjährigen Deutschen Studienpreis in der Katego-rie Geistes- und Kulturwissenschaften ausgewählt. Michaelsens Wettbewerbs-beitrag geht zurück auf seine Disser-tation, die er, betreut von Prof. Dr. Kai Hafez, in der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt verfasste. Darin geht er der Frage nach, ob und wie das Internet und digitale Medien den demo-kratischen Wandel in Transformations-ländern fördern. Eine Frage, die im Zuge der Proteste in Iran im Jahr 2009 und mit den darauffolgenden Umbrüchen des Arabischen Frühlings immer kontro-verser diskutiert wurde, im Grunde aber schon seit den Anfängen des Internets immer wieder gestellt wird. Michaelsen geht dem anhand des Fallbeispiels Iran nach. Im Zentrum seiner Arbeit steht die Nutzung von digitalen Medien durch die iranische Reform- und Demokratie-bewegung im Laufe der vergangenen zehn Jahre. „Die Nominierung ist eine wunderbare Anerkennung für die lange Arbeit an der Dissertation“, sagt Micha-elsen. „Ich freue mich, dass ich mich in meiner Forschung schon früh mit einem Thema beschäftigen konnte, das mitt-lerweile eine gewisse gesellschaftliche und politische Relevanz erhalten hat und dementsprechend auf Interesse stößt.“ Für den Deutschen Studien-preis, den die Körber-Stiftung unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsi-dent Norbert Lammert jährlich auslobt, hatten sich in diesem Jahr 417 Forscher beworben. 31 wurden für die Endrunde nominiert. Die endgültigen Preisträger werden im November in Berlin ausge-zeichnet.

Weitere Informationen zur Dissertation von Dr. Marcus Michaelsen finden Sie unter: www.uni-erfurt.de/?id=5613

Mit dem Josef-Leinweber-Preis für wissen-schaftliche Forschung auf dem Gebiet der Geschichte und Geistesgeschichte der Ab-tei und des Bistums Fulda ist im Sommer-semester der Theologe Torsten Müller aus-gezeichnet worden. Er erhielt den Preis für seine Untersuchung „Neue Heimat Eichs-feld? Flüchtlinge und Vertriebene in der katholischen Ankunftsgesellschaft“. Müller ist Mitarbeiter der Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Er-furt. Der Preis wird alle drei Jahre durch die Theologische Fakultät Fulda vergeben und ist mit 2.600 Euro dotiert.

Die mittlerweile als Buch erschienene Arbeit befasst sich mit der Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Eichsfeld. Mül-ler untersucht darin die Hürden, die diese Menschen bei der Integration in das länd-liche katholische Milieu zu überwinden hat-ten. Hier begegneten sich zwar Menschen

mit gleicher Konfession, aber unterschied-lichen Ausprägungen religiöser Praxis. Zu-gleich stießen die Flüchtlinge auf ein für sie fremdes Sozialgefüge. Diese Studie zur Flüchtlingsproblematik nimmt sowohl die Herkunft und Situation der Vertriebenen als auch die Perspektive der Aufnahmege-sellschaft im ländlichen Katholizismus des Eichsfelds in den Blick und geht den entste-henden Spannungen auf einer breiten Quel-lengrundlage nach. Die Untersuchung ist aus einer Diplomarbeit an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Er-furt hervorgegangen, die von Prof. Dr. Josef Pilvousek betreut wurde.

Auszeichnung für Torsten MüllerErfurter Theologe erhält Josef-Leinweber-Preis

Weitere Informationen / Kontakt:Forschungsstelle fürkirchliche ZeitgeschichteTel.: 0361/6029241E-Mail: [email protected]

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ALUMNI

„Aus den Augen – aus dem Sinn“ heißt es für viele Studierende nachdem die Hürden Studienabschluss und Berufseinstieg ge-nommen sind. Nicht so bei den Staatswis-senschaftlern an der Universität Erfurt, die seit mehr als drei Jahren das Band zwischen aktiven Studierenden, der Fakultät und den ehemaligen „Stawis“ weiter knüpfen und pflegen.

Anfang November lädt der Verein erneut nach Erfurt zum Alumnitreffen ein. Thema-tischer Fokus liegt auf der Frage, welche Kompetenzen für den erfolgreichen Einstieg im Arbeitsmarkt und einer Karriere in Wirt-schaft, Politik und Verwaltung gefragt sind und ob Erfurter Absolventen diese Kompe-tenzen auch mitbringen. Den Auftakt macht am Abend des 8. November Thüringens Ministerpräsident a.D. Dr. Bernhard Vogel, der aus seiner persönlichen Sicht Kompe-tenzprofile von Mitarbeitern im staatlichen Dienst und im politischen Bereich entfaltet. Am Samstagvormittag diskutieren dann Professoren mit Gästen aus der Wirtschaft sowie Alumni, die bereits heute in Füh-rungspositionen Verantwortung tragen. Am Nachmittag sprechen die „Ehemaligen“ mit der Fakultätsleitung über Entwicklungen und Perspektiven der Staatswissenschaften.

„Das Alumnitreffen steht sinnbildlich für unsere gesamte Arbeit“, zieht Sebastian Horndasch, Vorsitzender des inzwischen 90 Mitglieder umfassenden Vereins den Ver-gleich. „Wir bringen Menschen, denen die Staatswissenschaften in Erfurt am Herzen liegen, zusammen, begleiten die Fakultät in ihren Entwicklungen und Themen, unterstüt-zen sie und bringen uns aktiv ein.“ Brücken bauen wolle der Verein, sagt Horndasch, zwi-schen aktiven Studierenden und den Ehe-maligen, zwischen Wissenschaft und Praxis, zwischen Wissenschaftlern und Vereinsmit-gliedern und nicht zuletzt untereinander. In Alumninetzwerken liege dabei ein großes Potenzial, das in den Augen von Horndasch bisher kaum ausgeschöpft wird. Für Studie-rende bestehe es darin, mit Alumni über Persönlichkeitsentwicklung und berufliche Perspektiven nach dem Studium ins Ge-spräch zu kommen. Mentoring-Programme könnten bei der Institutionalisierung und Verstetigung solcher Kontakte helfen. „Des-halb laden wir insbesondere auch die aktiven Studierenden zum Alumnitreffen ein. Motto:

Alumni treffen beim Alumnitreffen.“ Wichtig ist dem Verein zudem der enge Kontakt zur Fakultätsleitung, die in ständigem Austausch mit dem Verein steht und durch die Alumni mit ihrem Praxisbezug künftig unterstützt werden soll. Eine Einbindung von Alumni in die Lehre ist bereits geplant und soll in Form eines Studium-Fundamentale-Kurses zu Be-rufsbiografien von Absolventen im nächsten

Sommersemester an den Start gehen. Dabei sollen auch Verbindungen in die Mittelstän-dische Wirtschaft mit Hilfe der Alumni aus-gebaut werden. Denn vielen Unternehmen, gerade in Thüringen, sind die Vorzüge Er-furter Absolventen mit ihrer renommierten Ausbildung und ihrem interdisziplinären Denken noch verborgen. Und natürlich soll der Verein ehemalige Kommilitonen wieder zusammenbringen, die sich nicht zuletzt auch auf das Mittagessen in der Mensa, das traditioneller Programmpunkt beim Alumni-treffen ist, freuen. Das Treffen füllt auf diese Weise neben dem fachlichen Austausch der Young Professionals auch den Netzwerkge-danken des Vereins mit Leben.

Möglich ist dies nur durch das ehrenamt-liche Engagement der Vorstandsmitglieder, die den Löwenanteil der Vereinsarbeit tra-gen. „Wir werden zwar bereits durch die Universität unterstützt, diie Arbeit ist aber vor allem dem guten Willen einzelner ge-

schuldet. Es fehlt bislang eine umfassende Alumnistrategie“, erläutert Horndasch. Die könnte der Uni aber erheblich nützen, etwa durch Lehrangebote von Alumni, durch Drittmittelprojekte oder Forschungskoo-perationen, die Alumni anstoßen könnten. Besondere Projekte der Universität könnten durch Alumni-Spenden ermöglicht werden. Eine institutionelle Unterstützung, etwa

durch eine zentrale Alumni-Stelle der Uni-versität könnte helfen, eine solche Strategie gemeinsam mit den Alumni-Initiativen der verschiedenen Fächer zu entwickeln und beispielsweise bei der Verwaltungsarbeit der Initiativen unterstützen. Sebastian Horn-dasch weiter: „Hier wollen wir uns als Alum-niverein Staatswissenschaften einbringen, um als ‚Ehemalige‘ etwas von dem zurück-zugeben, was uns durch unser Studium in Erfurt bereichert hat“.

Felix Krebber

Brücken in die PraxisStaatswissenschaftsalumni engagieren sich für den Wissenschaftsstandort Erfurt

Weitere Informationen / Kontakt:E-Mail: kontakt@alumni-staatswissenschaften.dewww.alumni-staatswissenschaften.de

Der Vorstand des Alumni-Vereins der Staatswissenschaftlichen Fakultät, v.l.n.r.: Hendrik Leue, Sebastian Horndasch (1. Vorsitzender), Caroline Dotter (2. Vorsitzende), Susanne Rham (Schatzmeisterin), Sven Morgen, Jonas Bausch, Felix Krebber und Matthäus Schlummer.

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ALUMNI

„Und was machst du so...?“Absolventen der Uni Erfurt über ihre Hochschule und ihren Weg nach dem Studium

Maurice (Absolvent Staatswissenschaften – Sozialwissenschaften/Geschichtswissen-schaft, BA)Maurice kam von Kassel an die Universität Erfurt. Hier hat er Sozialwissenschaften-Po-litikwissenschaften und Nordamerikanische Geschichte studiert und 2006 seinen BA-Abschluss gemacht. Zum Master-Studium „Politische Kommunikation“ und „Affaires

e u r o p é e n n e s “ gings dann bis

2010 an die Universität B i e l e f e l d und nach Paris (IEP). Heute ist

Maurice am F raunho fe r-

Institut für Wind-energie und Energie-

systemtechnik (IWES) beschäftigt, wo er sich in der Abteilung Marketing und Kom-munikation um die externe Kommunikation und den Intranetaufbau kümmert. Maurice: „Ein klares ‚Ja‘ zu Erfurt! Denn es ist nicht nur eine schöne Stadt, an der Uni hat mich vor allem der interdisziplinäre Bachelor-Stu-diengang überzeugt. Darüber hinaus haben das Studium Fundamentale und der Bereich Berufsfeld, die in Erfurt fester Bestandteil des BA-Studiums sind, wesentlich zu meiner Entscheidung beigetragen. Und auf meinem weiteren Berufsweg habe ich von den in Erfurt kennengelernten verschiedenen He-rangehensweisen, den Staat zu betrachten, sehr profitiert“.

Ann-Katrin Schild (Absolventin Psychologie, MA)Eine interessante Kombination hat sich Ann-Katrin damals für ihr Studi-um in Er-furt ausge-sucht: Lehr-, Lern- und Trai-ningspsychologie sowie Religionswissen-schaft. Von Göttingen kam sie an die Uni Er-furt, machte 2005 ihren BA-Abschluss und

blieb. Für ein Master-Studium Psychologie. Das Fach hatte es ihr angetan und so legte sie auch 2010 gleich die Promotion nach – an der Uni Erfurt und der Charité in Berlin.Heute arbeitet Ann-Katrin am Universitäts-klinikum Bonn – als wissenschaftliche Mit-arbeiterin und Neuropsychologin. Womit sie sich beschäftigt? Mit neuropsychologischer Diagnostik und der Forschung im Bereich Patienten mit Hirnschädigungen. Außerdem ist sie hauptverantwortliche Koordinatorin der Lehre im Fach Medizinische Psychologie für Medizinstudenten in der Vorklinik und Dozentin im Fach Medizinische Psychologie. Darüber hinaus arbeitet sie als Honorarkraft für die CogState Company in Australien: Im Rahmen klinischer Studien bietet sie dort neuropsychologische Beratung bzw. Be-gutachtung an. Eine spannende Laufbahn. Ann-Katrin: „Ich habe einen eher unkonven-tionellen Weg in meine jetzige Tätigkeit ge-wählt. Über zahlreiche studienbegleitende Hospitanzen und Praktika sowie zusätzliche Weiterbildungen habe ich mein Interesse für das Gebiet der Neuropsychologie vertiefen können. Das Uni-Studium hat mir beige-bracht, wie man sich Wissen aneignet und präsentiert, aber auch, welche Bereiche und Anwendungen es in der Psychologie gibt. Darüber hinaus haben mir die Professoren Mut gemacht und mich unterstützt, meine Interessen zu verfolgen, z.B. durch die Be-treuung von entsprechenden Selbststudien-modulen“.

Martin Luckert (Absolvent Staatswissen-schaften – Sozialwissenschaften/Rechtswis-senschaft, BA)Von Bad Köstritz an die Universität Er-furt: Für Martin Luckert begann das Stu-dium der Staatswissenschaften beinahe vor der Haustür. 2011 hat er hier seinenBA-Abschluss gemacht und sattelt der-zeit einen Master in „Governance“ an der Fern-Uni Hagen drauf. Nach Dienstschluss sozusagen, denn Mar-tin arbeitet inzwischen als persönlicherMitarbeiter einer Abgeordneten und Refe-rent im „Arbeitskreis Wirtschaft, Arbeit und Technologie sowie Landwirtschaft, Forst, Natur- und Umweltschutz“ im Thüringischen Landtag. Die Büroorganisation, Vor- und Nachbereitung von Plenar- und Ausschuss-sitzungen, inhaltliche Zuarbeit, Redenschrei-

ben, Öffentlichkeitsarbeit, Terminkoordinie-rung – das ist heute sein „tägliches Brot“. Seine Erfahrungen aus dem Studium sind ihm dabei überaus hilfreich. Wie es dazu

kam und warum er sei-ne Entscheidung

für die Uni Erfurt nicht bereut hat?„Das inter-disziplinäre S t u d i u m

der Staats-wissenschaf-

ten hat mich a n g e s p r o c h e n ,

gerade dass man nicht zum ‚Fachidioten‘ ausgebildet wird, son-dern in verschiedene, einander bedingende Fächer Einblick erhält, gefällt mir. Die fa-miliäre Atmosphäre und die Möglichkeit, mich vor Ort und mit einer kooperativen Hochschulleitung auch für die Belange al-ler Studierenden einsetzen zu können, taten das ihrige dazu. Kurz: Ja, ich würde mich wieder für die Uni Erfurt entscheiden.“

Sebastian Pohl (Absolvent Kommunikati-onswissenschaft, MA)Die Kommunikationswissenschaft war „ge-nau sein Ding“ und der Erfurter Kommunika-tionswissenschaft eilt ihr guter Ruf voraus. Deshalb kam Sebastian Pohl aus Gera in die

Thüringische Lan-deshauptstadt,

machte 2004 seinen Ba-chelor und legte zwei Jahre spä-ter auch

gleich noch den Master

nach. Heute ist er Leiter der Abtei-

lung Internetservice / Städtisches Marketing beim Stadtmarketing Arnstadt wo beispiels-weise die crossmediale Media- und Kampag- nenplanung ebenso in seinen Aufgabenbe-reich fällt wie das Sponsoring und die Veran-staltungsvermarktung, die Konzeption und Kreation von Drucksachen, Merchandising-Artikeln sowie des Webauftritts. Der Uni Er-furt ist Sebastian bis heute treu geblieben

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– als Honorardozent in der Kommunikati-onswissenschaft sowie im Berufsfeld. Au-ßerdem ist er Herausgeber des Studenten-stadtplans „student map“, der den Erfurter Erstsemestern mit Tipps und Informationen den Start ins Studium erleichtert. „Die pra-xisbezogenen Seminarangebote sowie die praxisnahen Werkverträge haben mir wirk-lich eine Menge gebracht. Ich bin einfach gut vorbereitet in meinen Job gestartet und profitiere bis heute davon.“

Susanne Rham (Absolventin Staatswissen-schaften – Sozialwissenschaften/Kommu-nikationswissen-schaft, BA)„Ich habe an der Uni Er-furt meinen B a c h e l o r g e m a c h t und arbei-te heute in der Ver-kehrsbranche, genauer gesagt beim Verband Mitteldeutscher Omnibus-unternehmer, wo ich im Bereich Marketing für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig bin. Beispielsweise organisiere ich Messen und Veranstaltungen, schreibe für die Kunden-zeitung, pflege die Homepage und betreue Kampagnen. Was ich für meinen Job aus dem Studium mitgenommen habe? Selbst-ständiges Arbeiten und Arbeiten im Team. Fähigkeiten dieser Art sind mir jetzt sehr nützlich. Und was ich an der Uni Erfurt noch toll fand, waren die Themen im Studium, die engagierten Dozenten, die gute Betreuung, die überschaubare und familiäre Uni und na-türlich mag ich nach wie vor die lebenswert-liebenswerte Stadt.“

Jan Rüdiger (Absolvent Magister Lehramt Regelschule)Jan kam an die Universität Erfurt, um seinen Bachelor in Anglistik und Romanistik zu machen. Und blieb. Für ein Lehramts-s t u d i u m Regelschu-le. Während dieser Zeit engagierte er

sich als Campus Spezialist und führte dabei zum Beispiel Schulklassen über den Cam-pus und beantwortete ihre Fragen rund ums Studium. Die Arbeit mit den Schülern hat ihm offenbar so viel Spaß gemacht, dass er sich ihnen auch zukünftig widmen wird. Gerade hat er seinen Dienst als Lehrer an einer Regelschule nahe Erfurt angetreten. „Eine Besonderheit an der Universität Erfurt ist das Studium Fundamentale, bei dem man fächerübergreifende Kurse auch aus ande-ren Studiengängen besuchen kann. Das ist nicht nur für die Berufswahl praktisch, son-dern wegen des interdisziplinären Charak-ters auch sehr interessant. Aber ich mochte auch immer den familiären Charakter der Hochschule, die Nähe zu den Dozenten und den grünen Campus.“

Sandra Krause (Doktorandin)„Ich bin schon seit einigen Jahren an der Uni Erfurt, und das sehr gern. Erst habe ich meinen Bachelor in Rechtswissenschaft und Erziehungswissenschaft gemacht, dann den Master in Staatswis-senschaften und heute bin ich Doktorandin am Lehr-stuhl für Ö f f e n t l i -ches Recht und Verwal-tungswissen-schaften. Was mir hier besonders gefällt, ist, dass die Uni Erfurt keine Massen-universität und der Campus nicht über die ganze Stadt verteilt ist. Man hat kurze Wege und ist somit schnell am Ziel. Besonders zu Beginn meines Studiums hat mir das Mento-rensystem sehr weitergeholfen. Ich hatte ei-nen Mentor, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Das hat mir in vielen Situationen die Entscheidung erleichtert.“

Julia Dose (Absolventin Kommunikations-wissenschaft, BA)Sie kam nach Erfurt, um Kommunikations-wissenschaft und Lehr- Lern- und Trainings-psychologie zu studieren. 2009 hat Julia Dose hier an der Uni ihren BA-Abschluss gemacht. Eine gute Basis für den daran anschließenden Master in Unternehmenskommunikation/PR mit Schwerpunkt Finanzkommunikati-on an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Heute ist Julia in der Kommunika-

t i o n s b e ra t u n g tätig, genauer

gesagt als Junior Con-sultant in der Finanz-kommuni-kation, wo

sie Kommu-nikationsabtei-

lungen von Unter-nehmen sowohl in ihrer täglichen Arbeit als auch projektbezogen, z.B. bei Börsengängen, unterstützt. Alles richtig gemacht, findet Ju-lia: „Ich würde mich wieder so entscheiden, weil mir vor allem die wissenschaftliche und methodische Ausrichtung des Studiengangs in Erfurt im anschließenden Master sehr ge-holfen hat und auch jetzt im Job noch von großem Nutzen ist“.

Susanne Peter (Absolventin Literaturwissen-schaft, MA)Auch Susanne hat sich einst für ein Bache-lor-Studium an der Uni Erfurt entschieden – Literaturwissenschaft und Philosophie. Der Abschluss folgte 2008 und Susanne blieb, um einen Master in Literaturwissenschaft draufzusatteln. Heute arbeitet sie als Kul-turlotsin in der Kulturdirektion der Stadt-verwaltung Erfurt. Ihr Studium ist ihr dabei eine gute Vorbereitung gewesen, denn zu ihren Aufgaben gehören nun neben der Netzwerk- und Vermittlungsarbeit auch die Umsetzung von Ideen der freien Erfurter Kunstszene, die Location-Suche, aber auch Fördermittelberatung und die Unter-stützung der Verans ta l -t u n g s re i -he „krea-tEF“. „In m e i n e m Beruf kann ich vor allem auf das wissen-schaftliche Arbei-ten zurückgreifen. Auch das Studium Fun-damentale, das ‚Berufsfeld‘ und vor allem der Spracherwerb haben sich als absolut gewinnbringend für meinen Job erwiesen.“

Übrigens: Weitere Statements von Alumni der Universität Erfurt gibt es auf unserer Website unter:www.ich-mag-meine-uni.de/botschafter

ALUMNI

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VERANSTALTUNGEN

Die „klügste Nacht des Jahres“ soll es wer-den und deshalb sind die Vorbereitungen für die „Lange Nacht der Wissenschaften“ auch schon wieder in vollem Gange. Bereits zum vierten Mal lädt die Stadt Erfurt gemeinsam mit den Erfurter Hochschulen, dem HELIOS-Klinikum sowie zahlreichen weiteren Unter-nehmen und Einrichtungen am Freitag, 8. November, alle Erfurter und Gäste dazu ein, Wissenschaft im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen.

Von 18 bis 1 Uhr gibt es an diesem Abend Vorträge, Ausstellungen, Präsentationen und Experimente. Vielfalt ist garantiert, denn zur inzwischen 4. Erfurter „Langen Nacht der Wissenschaften“ öffnen Wissenschaftler und Experten aus regionalen Unternehmen die Türen zu ihren Labors, Cleanrooms, OPs, Archiven, Hörsälen und Produktionsstätten. Die Besucher der Uni Erfurt haben dabei die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, Details aktueller Forschungsar-beiten aus erster Hand zu erfahren und jede Menge Fragen zu stellen. Und auch Mitma-chen ist natürlich erlaubt. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und sind sicher, dass sich auf dem Campus der Universität für jeden Ge-schmack ein spannendes Thema findet.

So gibt beispielsweise der Jurist Prof. Dr. Carl-Heinz Witt Antworten auf die Frage „Unbestellte Lieferungen – was muss oder was sollte man tun?“ während es im Vor-trag von Prof. Dr. Dietmar Mieth vom Max-

Weber-Kolleg der Universität Erfurt um den Mystiker Meister Eckhart und sein Wirken in Erfurt bzw. Thüringen geht. Dr. Bettina Holl-stein vom Max-Weber-Kolleg stellt in ihrem Vortrag das „Innovationsnetz Bildung für nachhaltige Entwicklung“ einmal näher vor und wen das Thema Nachhaltigkeit im Zu-sammenhang mit Wirtschaft interessiert, ist bei Prof. Dr. Alexander Thumfart genau rich-tig. Im Rahmen der Langen Nacht referiert er über „Nachhaltigkeit und Kapitalismus. Modelle für eine andere Wirtschaft?“. Hi-storisch wird es bei Prof. Dr. Kai Brodersen, Althistoriker und Präsident der Universität Erfurt. Der Titel seines Vortrags lautet: „La-teinische Inschriften in Erfurt: Zeugen für die Baugeschichte unserer Stadt“.

Dies sind natürlich nur einige Themen, die an diesem Tag präsentiert werden. Bei-spielsweise wird im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften auch die Jubilä-umsausstellung in der Universitätsbibliothek eröffnet, die aus Anlass des 2014 anstehen-den 20-jährigen Bestehens der Bibliothek selbige als „Laboratorium der Geisteswis-senschaften“ präsentiert und gleichzeitig ihre Bestandsentwicklung aufzeigt.

Das detaillierte Programm und weitere In-formationen gibt es auf den Webseiten der Universität Erfurt unter: www.uni-erfurt.de/campus/veranstaltungen/lange-nacht-der-wissenschaft.

Hereinspaziert!Uni Erfurt lädt zur Langen Nacht der Wissenschaften

Mini-Studentenherzlich

willkommen!

Auch im elften Jahr ihres Bestehens hat die Kinder-Uni Erfurt nichts von ihrer Faszination für Schüler verloren. Nach der erfolgreichen Jubiläumsveranstal-tung 2012, zu der die Organisatoren – Universität, Fachhochschule Erfurt und HELIOS-Klinikum – rund 2.200 Mini-Studenten begrüßen konnten, geht die Kinder-Uni im Oktober in eine neue Run-de. Kinder im Alter zwischen 5 und 15 Jahren sind erneut eingeladen, wie die Großen im Hörsaal zu sitzen, ihren Wis-sensdurst zu stillen und die Dozenten mit Fragen zu löchern.

Wer ist schlauer – Menschenaffen oder (Menschen-)kinder? Warum ist das Herz der Motor, der uns antreibt? Wozu brauchen wir eine Regierung? Und wa-rum ist Wasser das Lebenselixier und Salz in der Suppe? Kinder haben unzäh-lige Fragen. Die Kinder-Uni Erfurt hat die Antworten. Das Programm ist ab sofort im Internet unter www.kinderuni-erfurt.de abrufbar. Dort geht es auch zur An-meldung. Und wer sichergehen will, dass ihm keine Neuigkeiten entgehen, kann sich per E-Mail unter [email protected] für den Newsletter „Schlaufuchs“ anmelden, der neben dem Programm auch über die Modali-täten der Kinder-Uni informiert. Teilneh-men können Kinder sowohl einzeln als auch mit der ganzen Schulklasse. Eine Anmeldung ist allerdings unbedingt er-forderlich, denn erfahrungsgemäß sind viele Veranstaltungen bereits schnell ausgebucht.

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VERANSTALTUNGEN

Anzeige

Unter dem Titel „Zentren und Peripherien – Deutsch und seine interkulturellen Bezie-hungen in Mitteleuropa“ lädt der Mitteleuro-päische Germanistenverband (MGV) vom 10. bis 12. April 2014 zu seinem 4. Kongress an die Universität Erfurt ein. Ausgerichtet wird der Kongress vom Präsidenten des MGV, Prof. Dr. Dr. Csaba Földes, und dem Lehrstuhl für Germanistische Sprachwissenschaft der Universität Erfurt. Wie auch schon bei den vergangenen drei Kongressen in Dresden (2003), Olmütz (2007) und Wien (2010) sind Germanisten aus Mitteleuropa wie auch von außerhalb, die sich mit der Sprache und Kul-tur des kulturell beschreibbaren mitteleuro-päischen Raums beschäftigen, zu dieser Veranstaltung herzlich willkommen.

Der MGV als interkultureller und grenz-überschreitender Verband konzipiert den Kongress 2014, der sich nicht nur mit den „Zentren“ der deutschen Sprache und

Kultur auseinandersetzen soll, sondern auch mit den „Peripherien“, die die harten Sprachgrenzen relativieren und Wechselbe-ziehungen zwischen diesen ermöglichen. Neben Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es mehrere „Zentren“ in Mit-teleuropa, in denen die Sprache Deutsch gesprochen wird und/oder reiche kulturelle Traditionen bestehen. Diese Zentren – im wörtlichen Sinne als Mittelpunkte betrach-tet – können somit auch Sprachinseln oder deutschsprachige Kultur- bzw. Traditionsräu-me bezeichnen. Außerhalb der Zentren be-findet sich die jeweilige Peripherie, der nur zu häufig eine Randstellung zugesprochen wird. Die Peripherien stellen aber wichtige Konnexe dar, sie verbinden verschiedene Zentren und stellen so auch Beziehungen zwischen den einzelnen Sprachen Mitteleu-ropas her. Die deutsche Sprache, als Spra-che im Zentrum Europas, hat sich in der

diachronen als auch synchronen Sprach-wissenschaft als Mittlerin zwischen den Kul-turen erwiesen. Weitere Bereiche der Ger-manistik, wie die Literaturwissenschaft und die Fachdidaktik, erweitern ihre Forschungs-themen zunehmend um eine interkulturelle Perspektive. Der 4. MGV-Kongress möchte zum einen eine Bestandsaufnahme der in-terkulturell orientierten Germanistik mit Be-zug auf Mitteleuropa bieten, zum anderen sollen aber auch neue Forschungsansätze zur Sprache kommen und diskutiert werden.

Interkulturelle Beziehungen des DeutschenMitteleuropäischer Germanistenverband tagt 2014 in Erfurt

Weitere Informationen / Kontakt:Prof. Dr. Dr. Csaba FöldesE-Mail: [email protected]/sprachwissen-schaft/germanistisch/mgv-kongress

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HOCHSCHULSPORT

Mit dreimal Silber und einem bronzenen Sportabzeichen kehrte der Universitäts-sportverein Erfurt im Sommersemester vom Sportabzeichenwettbewerb im „ZDF-Fern-sehgarten“ in Mainz zurück. Im Wettbewerb der Bundesländer hatten die Thüringer Ver-treter aber mit insgesamt 37 Punkten keine Chance auf einen Platz auf dem Podium. Sachsen und Brandenburg gewannen mit der vollen Punktzahl 60 vor Schleswig-Hol-stein, das 59 Punkte erreichte.

Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Deutschen Sportabzeichens hatte das ZDF den Bundesländercontest ausgeschrie-ben. Der Erfurter Universitätssportverein be-warb sich mit einem gemischten Team von Sportlern aus verschiedenen Sportarten und Altersgruppen. „Einige Länder hatten wohl ihre Leichtathletik-Spezialisten an den Start geschickt, denn die Normen für die volle Punktzahl in den einzelnen Disziplinen und Altersklassen sind nicht so einfach zu schaf-fen“, schätzt der Präsident des USV Erfurt, Jens Panse, ein. Der 46-jährige Ausdauerläu-fer und einzige gelernte Leichtathlet im Er-

furter Team schaffte mit 10 Punkten das be-ste Einzelergebnis. Am Ende fehlten ihm im 50 Meter Sprint ganze 0,1 Sekunden zu Gold. „Wenn man berücksichtigt, dass im Fernseh-garten auf einer leicht bergan verlaufenden Straße gesprintet werden musste, wäre das eigentlich unter normalen Bedingungen drin gewesen“, ärgerte er sich im Anschluss ein wenig. Da Panse aber bereits in diesem Jahr beim Landessportabzeichentag die Sprint-norm für Gold im Schwimmen klar geschafft hat, hofft er nun, dass der Landessportbund ihm das Sportabzeichen in Gold verleiht.

Silber schafften im ZDF-Fernsehgarten Seniorensportlerin Gudrun Hoch (74) und Frank Becker (48) mit je 8 Punkten. Die 30-fache deutsche Meisterin im Karate, Franziska Krieg (26), musste sich mit 7 Punk-ten und Bronze zufrieden geben. „Karate war leider nicht dabei, aber es hat trotzdem viel Spaß gemacht, sich in ungewohnten Dis-ziplinen auszuprobieren“, sagt die Studentin. Adrian Panse, der mit 22 Jahren Jüngste im Team, ging diesmal leider noch leer aus.

Dreimal Silber und einmal Bronze USV beim Sportabzeichenwettbewerb im ZDF-Fernsehgarten

Mit der Thüringerin Heike Drechsler hatte das Sportabzeichenteam des Universitätssportvereins Erfurt prominente Unterstützung im ZDF-Fernsehgarten.

Rosa Lieboldsiegt bei

Hochschulmeister-schaften

Bei den Deutschen Hochschulmeister-schaften im Karate, die im Sommer-semesester in Paderborn stattfanden, errang Rosa Liebold, Studentin der Uni Erfurt, den ersten Rang für den Univer-sitätssportverein Erfurt. Mit einem deut-lichen Punktevorsprung setzte sie sich in der Disziplin Kumite Einzel Damen +68 kg gegen ihre Konkurrentinnen aus ganz Deutschland durch und erkämpfte sich die Goldmedaille. In der Kumite-Damen Allkategorie konnte sie zudem Bronze nach Erfurt holen. Darauf ist Liebold besonders stolz: „Diese Kämp-fe waren sehr anspruchsvoll, aber die Herausforderung nahm ich gern an. Und natürlich freue ich mich auch, die Gold-medaille mit nach Erfurt zu nehmen“.

Zwei DeutscheMeistertitel für den USVDie Starter des Universitätssportvereins Erfurt zeigten sich im Juni zur Deut-schen Karate Meisterschaft der Jugend/ Junioren in Chemnitz in Topform. Im Be-reich Kata Team ließen sowohl die Jun-gen mit Kevin Ansorg, Nico Merkel und Moritz Heine als auch das Mädchen-team mit Linnea Seiffert, Amelie Petring und Maria Ginzburg der Konkurrenz kei-ne Chance.

Ohne eine einzige Wertungsflagge an die Gegner abzugeben, zogen beide Teams ins Finale ein. Mit einer souve-ränen Vorstellung der Kata Gojushiho-sho und der überzeugenden Vorführung der Anwendung der Kata-Techniken (Bunkai) gewannen beide Teams unter lautem Jubel der mitgereisten Fans die Finalbegegnungen. Das zweite Jungen-team, bestehend aus Erik Thiessenhus-en, Tilman Hinnerichs und Alec Lorbeer, konnte sich zudem im kleinen Finale den dritten Platz sichern. Landes- und Heimtrainer Andreas Kolleck: „Ich bin sehr zufrieden mit der gezeigten Lei-stung. Die harte Arbeit und das stun-denlange Training haben sich gelohnt“.

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VERÖFFENTLICHUNGEN

Erziehungswissenschaftliche

Fakultät

Christoph Bultmann undBirka Siwczyk (Hrsg.)Tolerant mit Lessing. Ein Lesebuch zur RingparabelEvangelische Verlagsanstalt, 2013ISBN: 978-3-374-03136-8240 Seiten14,80 EUR

Eckhard Leuschner undThomas Wünsch (Hrsg.)Das Bild des FeindesKonstruktion von Antagonismen und Kul-turtransfer im Zeitalter der Türkenkriege Gebr. Mann Verlag, Berlin, 2013 ISBN: 978-3-7861-2684-3 460 Seiten 79 EUR

Karin Richter„Vom Sockel geholt“. Wege zu Goe-the und Schiller in der Grundschule und in der Sekundarstufe 1Schneider Verlag HohengehrenBaltmannsweiler 2013ISBN: 978-3-8340-1129-9173 Seiten24 EUR

Karin Richter, Monika Plath, Leonore Jahn und Susanne HeinkeDie Erfurter Kinder-Universität „Rund um das Buch“: Vorlesungen und Seminare für Grundschule und SekundarstufeSchneider Verlag Hohengehren,Baltmannsweiler 2013ISBN: 978-3-8340-1131-2308 Seiten24 EUR

Philosophische Fakultät

Daniela Dueck und Kai BrodersenGeographie in der antiken WeltWissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2013ISBN 978-3-534-26253-3 172 Seiten 19,90 EURBuchhandelsausgabe:Zabern, Darmstadt, 2013 ISBN: 978-3-8053-4610-8 24,99 EUR

Jürgen MartschukatDie Ordnung des Sozialen. Väter und Familien in der amerikanischen Geschichte seit 1770Campus, Frankfurt/M., 2013 EAN: 9783593398495 474 Seiten34,90 EUR

Sabine Schmolinsky Sich schreiben in der Welt des Mit-telalters. Begriffe und Konturen einer mediävistischen Selbstzeugnisforschung. Selbstzeugnisse des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit (Band 4)Verlag Dr. Dieter Winkler, 2012ISBN: 978-3-89911-089-0208 Seiten39,50 EUR

Kai BrodersenHerodot: Historien 4. BuchGriechisch/DeutschReclam, 2013ISBN: 978-3-15-018224-6 221 Seiten 6,80 EUR

Florin FodoreanThe Topography and the Landscape of Roman Dacia (BAR International Series 2501) Oxford, 2013 vii+147 SeitenISBN: 978140731117330 £

Max-Weber-Kolleg

Susanne Herrmann-Sinai undHenning Tegtmeyer (Hrsg.)Metaphysik der Hoffnung. Ernst Bloch als Denker des HumanenLeipziger Universitäts-verlag GmbH, 2012 ISBN: 978-3-86583-698-4252 Seiten30 EUR

Martin MulsowPrekäres Wissen. Eine andere Ideen-geschichte der Frühen NeuzeitSuhrkamp Verlag, Berlin, 2012

ISBN: 978-3-518-58583-2 556 Seiten39,95 EUR

Herrmann Deuser und Markus Kleinert (Hrsg.)Kierkegaard zum VergnügenPhilipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2013 ISBN: 978-3-15-018930-6192 Seiten5 EUR

O. Arnold, W. Spickermann, N. Spyratos und Y. Tanaka (Hrsg.)Webble TechnologyFirst Webble World Summit, WWS 2013, Erfurt, Germany, June 3-5, 2013. Procee-dings Series: Communications in Compu-ter and Information Science, Vol. 372 Springer, 2013ISBN: 978-3-642-38835-4 185 Seiten59,92 EUR

Bettina Hollstein et. al. (Hrsg.)Konsumenten- undUnternehmensethikReihe: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik (Jg. 13, Heft 3)Rainer Hampp Verlag, Mering, 2012ISSN: 1439-880X354 Seiten

Asaph Ben-Tov, Yaacov Deutsch und Tamar Herzig (Hrsg.)Knowledge and Religion in Early Modern Europe. Studies in Honor of Michael HeydBrill, Leiden, 2013ISBN: 978-90-04-22564-0237 Seiten126,99 EUR

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Wolfgang Spickermann (Hrsg.)Keltische Götternamen alsindividuelle Option?VML Vlg Marie Leidorf, Rahden/Westf., 2013 ISBN: 978-3-89646-740-9339 Seiten64,80 EUR

Leif ScheuermannReligion an der Grenze: Provinzial-römische Götterverehrung amNeckar- und äußeren obergerma-nischen LimesVML Vlg Marie Leidorf, Rahden/Westf., 2013ISBN: 978-3-89646-738-6231 Seiten59,80 EUR

Sebastian HaakThe Making of The Good WarHollywood, das Pentagon und die ameri-kanische Deutung des Zweiten Weltkriegs 1945–1962Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn, 2013ISBN: 978-3506776938331 Seiten44,90 EUR

Martina FettingZum Selbstverständnis der letzten deutschen MonarchenPeter Lang, Frankfurt/Main, 2013ISBN 978-3-631-62964-2420 Seiten66,95 EUR

Dominik Fugger und Nina Schlüter (Hrsg.)Ferdinand Gregorovius. Briefe nach KönigsbergVerlag C.H. Beck, München, 2013ISBN 978-3-406-65012-3304 Seiten38 EUR

Eric RebillardChristians and Their Many Identities in Late Antiquity North Africa,200-450 CECornell University Press, Ithaca,London, 2012ISBN: 9780801451423134 Seiten49.95 $

Bettina Hollstein et. al. (Hrsg.)Das Soziale der SozialenMarktwirtschaft. Reihe: Zeitschrift für Wirtschafts- und Unternehmensethik (Jg. 14, Heft 1)Rainer Hampp Verlag, Mering, 2013ISSN: 1439-880X108 Seiten

Jörg Rüpke und Gregory D. Woolf (Hrsg.)Religious Dimensions of the Self in the Second Century CE.Mohr Siebeck, Tübingen, 2013ISBN: 978-3-16-152243-7 250 Seitenca. 60 EUR

Jörg Rüpke (Hrsg.)The Individual in the Religions of the Ancient MediterraneanOxford University Press UK, Oxford, 2013 ISBN: 978-0-19-967450-3520 Seiten

Meinrad Böhl, Wolfgang Reinhard undPeter Walter (Hrsg.)Hermeneutik. Die Geschichte der abendländischen Textauslegung von der Antike bis zur GegenwartBöhlau Verlag: Wien/Köln/Weimar 2013ISBN: 978-3-205-78849-2612 Seiten69 EUR

Nicola Cusumano, Valentino Gasparini, Attilio Mastrocinque, Jörg Rüpke (Hrsg.)Memory and Religious Experience in the Greco-Roman WorldFranz Steiner Verlag, 2013ISBN 978-3-515-10425-853 EUR

Marc HalderDer Titokult. Charismatische Herr-schaft im sozialistischen JugoslawienOldenbourg Wissenschaftsverlag:München 2013ISBN: 978-3-486-72289-5367 Seiten44,80 EUR

Jan LeichsenringEwiges Recht? Zur normativen Be-deutsamkeit gegenwärtiger Natur-rechtsphilosophieMohr Siebeck: Tübingen 2013ISBN: 978-3-16-152470-7453 Seiten69 EUR

Forschungsbibliothek Gotha

Sascha Salatowsky (Hrsg.)Gotha macht Schule. Bildung von Luther bis Francke(Veröffentlichungen derForschungsbibliothek Gotha, Bd. 49)Gotha, 2012ISBN 978-3-910027-31-819,60 EUR

VERÖFFENTLICHUNGEN

Weitere Informationen:www.uni-erfurt.de/uni/dienstleistung/presse/presse/veroeffentlichungen

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www.wissenschaftsnacht.erfurt.de

08 11 2013

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Masterinfotagan der Uni ErfurtSa 18.01.14 | 10–13 Uhr | Campuswww.masterinfotag.de