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Cathy CassidyDie Chocolate Box GirlsMarshmallow-Wlkchen

Band 2

Cassidy_Die_Chocolate_Box_Girls_Band 2 Marshmallow.indd 1 10.12.2014 11:54

Cathy Cassidy

Die ChocolateBox Girls

Band 2

Aus dem Englischenvon Bettina Spangler

Marshmallow

Wlkchen


Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House

1. Auflage 2015 Cathy Cassidy, 2011

All rights reservedDie Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel

The Chocolate Box Girls Marshmallow Skye bei Penguin Books Ltd, London.

2015 fr die deutschsprachige Ausgabe cbt Verlag, Mnchen,in der Verlagsgruppe Random House GmbHAlle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

bersetzung: Bettina SpanglerUmschlaggestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen

Umschlagmotiv: Anne-Lise Dugat/Nathanjb Herstellung: tk

Satz: KompetenzCenter, MnchengladbachDruck: GGP Media GmbH, Pneck

ISBN 978-3-570-16281-1Printed in Germany

www.cbt-buecher.de

Verlagsgruppe Random House FSC N001967Das fr dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte

Papier Super Snowbright liefert Hellefoss AS, Hokksund, Norwegen.


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Ich glaube nicht an Geister.Woran ich hingegen glaube, sind knarzende Dielenbret-

ter und unerwartet auftretende kalte Luftzge sowie ge-spenstisches Geheul, wenn der Wind durch die Dachbal-ken fegt. Denn wenn man in einem groen, alten Haus wie Tanglewood lebt, sind solche Dinge nun mal an der Tages-ordnung.

Ich lebe schon immer in Tanglewood. Mom und Dad sind hierhergezogen, als meine groe Schwester Honey noch ein Baby war. Mein Grovater starb sehr jung, und meine Gromutter Kate heiratete wieder, einen Franzosen namens Jules. Sie planten, nach Frankreich zu gehen, doch meine Grandma wollte den Familiensitz nicht verkaufen, daher berlie sie das Haus uns. Tanglewood ist ein groes viktorianisches Anwesen, nur einen Steinwurf vom Strand entfernt, und fr mich kommt es einem Stck Himmel gleich.

Es gibt Leute, die finden das Haus unheimlich und


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irgendwie kann ich das sogar nachvollziehen. Es sieht nun mal aus wie ein typisches Spukhaus. Wilder Efeu rankt sich an den hellroten Ziegelsteinen empor, und die groen Bogenfenster mit Bleiglas sind genau die Art von Fenstern, hinter denen man jeden Moment erwartet, ein Gesicht zu entdecken, das einen beobachtet: ein blasser, trauriger Schatten aus der Vergangenheit. Die Sorte Dinge eben, von denen man in Bchern immer liest Geschichten, in denen die Uhr Mitternacht schlgt, und dann wacht man auf und sieht sich konfrontiert mit Mysterien und Intrigen und Leuten mit raschelnden Kleidern, die direkt durch einen hindurchmarschieren, als wre man gar nicht da.

Frher habe ich mir immer gewnscht, mir wrde so etwas mal passieren. Ich wollte in die Vergangenheit reisen, sie mit eigenen Augen sehen. Als Kind hab ich am liebsten Gespenstergeschichten gehrt, und ich bin ganze Sommer lang mit meinen Schwestern gruseligen Visionen und geis-terhaften Erscheinungen hinterhergejagt doch habe ich nie auch nur einen Geist zu Gesicht bekommen.

Die einzigen Gespenster, an die ich heute glaube, sind die, denen man an Halloween begegnet, mit kleinen, kleb-rigen Gesichtern, die in weie Laken gehllt sind, eine Plastiktte voller kandierter pfel und billigen Sigkeiten krampfhaft umklammert.

Skye! Summer!, ruft meine Schwester Coco und streckt den Kopf zur Tr herein. Seid ihr zwei denn immer noch


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nicht so weit? Cherry ist schon unten und wartet, und ich bin auch schon seit Ewigkeiten fertig. Wenn wir uns jetzt nicht langsam sputen, verpassen wir noch die Party! Los, beeilt euch!

Entspann dich, meint Summer, die sich ihre perfekte Frisur mit Haarlack besprht. Wir haben alle Zeit der Welt, Coco. Die Party fngt erst um sieben an! Geh doch schon mal und spiel ein bisschen Wrstchenschnappen oder so was!

Skye, jetzt sag doch auch mal was!, jammert meine kleine Schwester. Mach, dass sie sich beeilt!

Es fllt einem allerdings schwer, Coco ernst zu nehmen, denn sie hat sich das Gesicht grn angemalt, ein paar von ihren Zhnen geschwrzt und sich das Haar mit Neongel zu spitzen Stoppeln hochgestylt. Sie trgt ein altes Tweed-jackett, das Moms Freund Paddy gehrt, und ich schtze mal, sie soll Frankensteins Monster darstellen.

Zehn Minuten, verspreche ich. Wir sind gleich unten!

Coco verdreht die Augen, dst los und strmt die Treppe runter.

Summer lacht. Sie ist echt so was von ungeduldig!Sie ist blo aufgeregt, erklre ich meiner Zwillings-

schwester. Wir waren frher auch so, schon vergessen?Wir sind immer noch so, Skye, versichert mir Summer,

whrend sie das zerlumpte weie Kleid glatt streicht. Sag


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Coco aber nichts davon! Ich liebe Halloween, du etwa nicht? Es ist so cool fast so, als wre man wieder Kind!

Ich lchele. Logo, wei ich ja.Und Summer wei das auch, klar sie kennt mich bes-

ser als irgendjemand sonst auf der Welt. Sie wei genau, was ich ber die unterschiedlichsten Dinge denke, weil sie nmlich meistens genauso empfindet.

Und das mit dem Verkleiden tja, das ist eine von die-sen Sachen, die wir beide gern tun.

Ich beuge mich vor zum Spiegel und nehme mir eine Haarbrste. Ich hab nicht ganz so ein Hndchen wie meine Zwillingsschwester, wenn es um Frisuren und Make-up geht, aber ich liebe diesen magischen Moment, wenn man aufblickt und, sei es nur fr den Bruchteil einer Sekunde, eine komplett andere Person sieht.

Das Mdchen im Spiegel ist bleich und geisterhaft, ein Schatten. Unter den riesigen blauen Augen sind tiefschwarze Schleier zu sehen, so als htte sie seit einer Woche nicht geschlafen, und das Haar ist wild und zerzaust, mit einge-flochtenem Efeu und schwarzen Samtbndern.

Sie sieht aus wie ein Mdchen, das vor langer Zeit gelebt hat, ein Mdchen mit einer Geschichte, einem Geheimnis. Sie ist die Art von Mdchen, das einen an Gespenster glau-ben lassen knnte.

Cool, sage ich grinsend, und das Geistermdchen grinst zurck.


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Du siehst echt umwerfend aus, meint Summer, als ich mich vom Spiegel abwende. Glaubst du, du kannst auf der Party bei einem sen Vampirjungen landen?

Vampirjungen sind doch nur nervig, sage ich. Summer lacht, doch die Wahrheit ist die, dass wir immer noch in dem Stadium sind, wo man von Jungs in Bchern, Jungs in Filmen, Jungs in Bands trumt. Keine von uns hat einen echten Freund. Ich find das okay so, und ich glaube, Sum-mer auch.

Auerdem, wenn ihr die Jungs von der Exmoor-Park-Mittelschule kennen wrdet, wrdet ihr das verstehen. Sie sind kindisch und nervig und ganz bestimmt nicht von der Sorte, dass man sich in sie verknallen knnte. Alfie Ander-son, der Klassenclown, zum Beispiel, der immer noch seinen Spa daran hat, in der Schulkantine mit Fritten zu werfen und im Flur Stinkbomben hochgehen zu lassen.

Klasse, echt.Summer sitzt am Rand des Bettes, trgt silbernen Glitzer

auf ihre Wangen auf und bemalt auch ihre Lippen in der passenden Farbe. Wir tragen identische Kleider, die Rcke bestehen aus mehreren Schichten ausgefransten Netzstoff, Chiffon und zerrissenen Laken, die wir notdrftig an ein altes weies Unterhemd drangenht haben.

An Summer sieht das Ganze einfach nur umwerfend aus. Als ich jetzt aber wieder in den Spiegel sehe, wird mir klar, dass ich mir was vorgemacht habe an mir sieht das Kos-


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tm einfach nur total komisch aus, voll daneben. Ich bin kein Geistermdchen, nein, blo ein kleines Kind, das Ver-kleiden spielt, und zwar lange nicht so gut wie meine Schwester.

Tja, schtze, so luft es in meinem Leben irgendwie immer.

Summer und ich sind eineiige Zwillinge. Mom besitzt ein Ultraschallbild, auf dem wir beide in ihrem Bauch zu-sammengerollt sind wie zwei Ktzchen. Es sieht fast so aus, als wrden wir Hndchen halten. Das Bild ist verschwom-men und grau, wie das Fernsehbild, wenn der Empfang grad ganz mies ist. Alles wirkt irgendwie zerstckelt und unvoll-stndig, aber trotzdem, das Foto ist echt der Hammer.

Summer kam als Erste auf die Welt, ganze vier Minuten vor mir, umwerfend, wagemutig, entschlossen alle zu be-zaubern. Ich kam hinterher, knallrot im Gesicht und laut kreischend.

Sie wuschen uns, trockneten uns ab und hllten uns in identische Decken. Dann legten sie uns in Moms Arme, und ratet mal, was wir als Erstes taten? Ihr habt es erfasst. Wir hielten Hndchen.

So war es eigentlich immer. Wir waren wie zwei Seiten derselben Mnze, spiegelverkehrte Kinder, jede von uns das perfekte Abbild der anderen.

Von Anfang an wusste jede von uns, was die andere dachte. Wir konnten gegenseitig unsere Stze vervollstn-


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digen, gingen berall gemeinsam hin, teilten smtliche Hoffnungen und Trume ebenso wie Spielzeug und Essen und Kleidung und Freundinnen. Wir waren auch wie beste Freundinnen. Nein mehr als das. Wir waren eins.

Sind sie nicht hinreiend?, pflegten die Leute zu sagen. Sind sie nicht das Niedlichste, was Sie je gesehen haben?

Und dann drckte Summer immer meine Hand und neigte den Kopf zur Seite, und ich tat dasselbe, und dann lachten wir und rannten vor den Erwachsenen davon, zu-rck in unsere eigene kleine Welt.

Lange Zeit wusste ich berhaupt nicht, wo Summer auf-hrte und ich anfing. Ich sah sie an, um herauszufinden, was ich fhlte, und wenn sie lchelte, lchelte ich auch. Wenn sie weinte, wischte ich ihre Trnen fort und nahm sie in die Arme, und dann warteten wir ab, bis der Schmerz im Inne-ren allmhlich nachlie.

Das mag jetzt vielleicht schmalzig klingen, aber es war so: Wenn sie litt, litt ich auch.

Ich dachte, das wrde immer so bleiben, aber wie es aus-sieht, kommt jetzt doch alles ganz anders.

Damals fingen wir beide mit Ballett an wir waren richtige Ballettratten. Wir hatten rosa Balletttaschen mit kleinen rosa Ballettschhchen und rosa Stulpen, Bcher voller Bal-lettgeschichten, und daheim hatten wir eine ganze Kiste voller Tutus und Feenflgel und Zauberstbe. Wenn ich


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jetzt so zurckdenke, werde ich das Gefhl nicht los, dass mir das mit dem Verkleiden immer ein klein wenig besser gefallen hat als der eigentliche Tanz. Doch brauchte ich eine Weile, um zu kapieren, dass ich einzig aus dem Grund so ballettverrckt war, weil Summer es war. Ihre Leidenschaft frs Tanzen entging mir nicht, und deshalb dachte ich, ich wrde auch so fhlen aber in Wirklichkeit war ich nur das Spiegelbild meiner Schwester.

Irgendwann hatte ich die Schnauze voll von den ewigen Ballettprfungen, bei denen Summer mit Auszeichnung bestand, whrend ich mit Mh und Not durchkam. Ich hatte genug von den Tanzvorfhrungen, bei denen meine Schwester die Hauptrolle bernahm, whrend man mich irgendwo ganz hinten im Chor versteckte. Sie hatte ein echtes Talent frs Tanzen, ich nicht und mit der Zeit nagte das an meinem Selbstvertrauen. Nach einer von die-sen Vorfhrungen, als alle Leute auf uns zukamen, um Summer zu sagen, wie toll sie doch getanzt htte, brachte ich endlich den Mut auf, zuzugeben, dass ich nicht lnger Ballett machen wollte. Es war das Jahr, in dem Dad auszog und alles anders wurde. Da war es halb so wild, wenn sich noch eine weitere Sache nderte, zumindest nicht fr mich.

Doch Summer konnte das berhaupt nicht nachvoll-ziehen. Du kannst nicht einfach so aufhren, Skye!, pro-testierte sie. Du bist doch blo durcheinander, weil Dad uns verlsst, oder? Du liebst Ballett!


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Nein, erklrte ich ihr. Und es hat rein gar nichts mit Dad zu tun. Du liebst Ballett, Summer. Ich nicht.

Summer sah mich mit verzerrtem, verwirrtem Gesicht an, als wrde sie dieses ganze Konzept von du und ich nicht verstehen. Na ja, ich stieg ja selbst erst allmhlich dahinter. Bis zu dem Zeitpunkt hatte es auch fr mich immer nur uns gegeben.

In letzter Zeit allerdings frage ich mich des fteren, ob die Sache mit dem Tanzen nur der Anfang war. Manchmal, wenn man eine Sache ndert, passen pltzlich auch andere Sachen nicht mehr, das Muster lst sich auf, zerfllt, wie die winzigen Teilchen eines Kaleidoskops. Schtze, ich habe zwischen mir und meiner Zwillingsschwester einiges aus dem Lot gebracht, und drei Jahre spter warten wir immer noch darauf, dass alles wieder ins Reine kommt.

Ich wende mich erneut meinem Spiegelbild zu, und einen kurzen Moment sehe ich wieder das Geistermdchen, mit wilder Mhne und traurigem, gehetztem Blick, die Lippen leicht geffnet, als wollte es mir etwas sagen.

Dann ist es auch schon wieder verschwunden.


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In der Kche duftet es nach Karamell und Schokolade. Mom steht am Herd und taucht aufgespiete pfel in eine Pfanne mit goldenem, geschmolzenem Karamell. Die sol-len wir mit auf die Party nehmen und Paddy hat uns noch eine Ladung Pralinen mit kandiertem Apfel zum Probieren aus der Werkstatt rbergebracht.

Kostet die mal, sagt er. Das knnte sie sein, die eine Geschmacksrichtung, die uns reich und berhmt macht

Paddy und seine Tochter Cherry sind im Sommer bei uns eingezogen, und mittlerweile fhlt es sich schon so an, als wrden sie hierhergehren. Sie sind so was wie Puzzleteile, von denen wir nicht wussten, dass sie uns fehlten. Klar ist da immer noch ein klaffendes Loch, wo Dad einmal war, doch wir werden immer geschickter darin, es zu umgehen, und dass Paddy und Cherry hier sind, macht es uns irgend-wie leichter. Cherry ist echt cool und nett und witzig, so was wie eine Mischung aus bester Freundin und Schwester. Paddy lacht viel und spielt Geige, und er hat die alten Stal-


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lungen zu einer Werkstatt umgebaut fr das Geschft, das er und meine Mom gegrndet haben, die Chocolate Box. Ein Duft von flssiger Schokolade weht neuerdings durchs Haus und wer knnte dagegen wohl was haben.

Mom und Paddy wollen im Juni heiraten, dann werden wir eine richtige Familie sein. Seit Cherry und Paddy hier sind, ist alles besser.

Na ja, fast alles.Wir versammeln uns um Paddy, um die Pralinen zu pro-

bieren: zwei Geistermdchen, ein grinsender Frankenstein (Coco) und eine Hexe (Cherry). Die Pralinen schmecken total nach Halloween, dunkel und s und irgendwie herbstlich.

Cherrys Freund Shay Fletcher ist auch hier, er trgt eine Werwolfmaske mit einer wilden Mhne auenrum, und er tut so, als wrde er Fred, unseren Hund, beien. Ich bin irgendwie berrascht, ihn hier zu sehen. Frher war er mit meiner Schwester Honey zusammen, doch als Paddy und Cherry zu uns zogen, vernderte sich alles, und jetzt sind Shay und Cherry ein Paar.

Seht ihr? Jungs bringen alles durcheinander, selbst nette Jungs wie Shay. Wenn er sich nicht in Cherry verknallt htte, dann wren Honey und Cherry vielleicht wenigstens halbwegs miteinander klargekommen. Vielleicht. Na ja, jedenfalls wre definitiv alles ein bisschen leichter, wenn sie sich verstehen wrden.


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Als Cherry und Shay zusammenkamen, da war Honey natrlich alles andere als begeistert. Sie heulte und brllte rum und schloss sich in ihr Zimmer ein, tagelang, und als sie wieder rauskam, hatte sie sich ihr wunderschnes, hft-langes blondes Haar mit der Kchenschere abgeschnitten. Jetzt stand es ihr in kleinen Bscheln vom Kopf ab. Die meisten Mdchen shen aus wie eine Vogelscheuche, wenn sie sich das Haar selbst schneiden wrden, aber Honey sieht immer cool aus, wie ein Model, mit dem wilden, abwesen-den Blick und den Lippen, die stndig zu einem Schmoll-mund verzogen sind. Ich sagte ja, alles ist besser, seit Cherry und Paddy hier sind, aber meine Schwester Honey ist da vermutlich anderer Meinung.

Shay hat sich in letzter Zeit rar gemacht bei uns, aus offenkundigen Grnden. In seiner Haut mchte ich nicht stecken, genauso wenig wie in der von Cherry, wenn Honey sie zufllig zusammen erwischt.

Ich nehme an, Honey kommt heute Abend nicht?, erkundigt Summer sich, als htte sie meine Gedanken er-raten.

Glaub auch nicht, meint Cherry und zupft nervs an ihrem Hexenkostm herum. Sie meinte, die Halloween-Party wrde sicher total lahm werden, sie habe etwas Bes-seres vor

Wie auch immer, meint Shay mit einem Schulter-zucken und schiebt sich die Werwolfmaske hoch auf die


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Stirn. Sein blondes Haar steht hoch, die ozeanblauen Augen strahlen. Irgendwann werden wir ihr nicht lnger aus dem Weg gehen knnen. Es ist jetzt schon zwei Monate her Zeit, dass wir endlich loslassen und weiterziehen.

Ja-ha, klar, sage ich.Ich bin mir nicht sicher, ob Honey wirklich loslassen und

weiterziehen wollen wrde, wenn sie Shay Fletcher jetzt in unserer Kche she. Ich glaube, sie wrde ihm wohl eher an die Gurgel gehen und ganz fest zudrcken, bis er tot um-kippt. Und dann wrde sie vielleicht loslassen und weiter-ziehen, und zwar zu Cherry.

Doch nichts von alledem spreche ich laut aus.Hey, sage ich stattdessen, um das Gesprch auf ein

anderes Thema zu bringen. Wir mssen auf eine Party und auerdem wollten wir uns mit Millie und Tia treffen. Die knnen wir doch nicht warten lassen!

Genau!, pflichtet Coco mir bei. Kommt schon!Alle reden durcheinander und lachen und legen ihre

Jacken an, doch geht das alles immer noch viel zu langsam. Pltzlich steht Honey in der Tr und mit einem Mal ver-stummt das Gelchter. Die Atmosphre ist auf einen Schlag so frostig, dass man einen Eispickel bruchte, um ihr auch nur eine Delle zu verpassen. Ich kann praktisch dabei zu-sehen, wie sich um mich herum berall Eiszapfen bilden.

Sie ist als Vampirmdchen verkleidet. Dafr trgt sie ein ses kleines Minikleid in Purpurrot, Gesicht und Hals hat


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sie mit Puder ganz bleich geschminkt. Zwei rote Bisswunden prangen knapp oberhalb ihres Schlsselbeins.

Das Kostm ist ziemlich genial denn meine Schwester ist mitnichten so s, wie sie aussieht. Seit mein Dad uns verlassen hat, schwankt sie stndig zwischen Trnen und Tobsuchtsanfllen, und sie lsst ihren Kleinmdchencharme immer gerade so spielen, dass sie den Rest von uns damit um den Finger wickelt. Dann lie Shay sie sitzen, und Dad wurde befrdert, um eine Zweigstelle seiner Firma auf der anderen Seite des Erdballs zu erffnen, daher verkndete er uns eines Tages, dass er nach Australien gehen wrde. Er ist vor ein paar Wochen weggezogen.

Ist ja nicht so, als htte Dad uns wahnsinnig oft besucht, weder zu Geburtstagen noch an Weihnachten oder an Wochenenden. Nein, das hat er keineswegs. Doch es gibt nur eine Sache, die schlimmer ist als ein mieser Dad, und das ist ein mieser Dad, der noch dazu am anderen Ende der Welt wohnt. Ich persnlich kann ihm das nicht so recht verzeihen.

Tja, und seit der Sache mit Shay und Dads Umzug ins Ausland tut Honey noch nicht mal mehr so, als verfge sie ber einen gewissen Charme. Neuerdings ist sie wie ein Wirbelsturm, der alles ber den Haufen fegt, schonungslos und unerbittlich.

Honey wirft einen Blick auf Shay, und ich sehe, wie er frmlich zusammenschrumpft unter ihrem Blick.


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Was willst du denn hier, du Versager?, fragt sie in fros-tigem Ton.

Mom, die immer noch am Herd steht, fhrt herum. Honey!, sagt sie scharf. Was auch immer du von Shay denkst, so redet man nicht mit einem Gast!

Doch Honey scheint sie gar nicht zu hren. Der Rest von uns steht betreten daneben.

Schon gut, Charlotte, sagt Shay zu meiner Mom. Tut mir leid. Sieht so aus, als htte ich die Lage falsch ein-geschtzt. Ich dachte, die Zeit wre reif, dass wir das Kriegs-beil begraben

Honey lacht, und ich bin berzeugt, wenn da jetzt tatschlich irgendwo ein Beil griffbereit wre, wsste sie ge-nau, wo sie es vergraben msste.

Ich dachte, du wolltest nicht zu dieser Party, Honey!, meint Mom. Offenbar versucht sie, das Gesprch auf un-verfnglichere Themen zu lenken.

Bestimmt nicht, schnaubt Honey. Ich will mit Alex in die Stadt.

Alex?, wiederholt Mom fragend, doch Honey achtet nicht darauf.

Sie wirft einen Blick auf Cherry, deren Hexenkostm aus schwarzem T-Shirt, Minirock, gestreifter Strumpfhose, Spielzeugspinnen im Haar und einem Besenstiel besteht, den sie aus einem krummen Ast, an den sie ein paar Birken-zweige gebunden hat, selbst gebastelt hat.


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Honey zieht eine Augenbraue nach oben.Solltest du dich nicht eigentlich verkleiden?, meint sie

spttisch, und Cherrys Wangen laufen knallrot an.Dann ist drauen auf der gekiesten Auffahrt das Knat-

tern eines Motorrads zu hren und meine groe Schwester eilt raus in die Dunkelheit.

Warte eine Sekunde!, ruft Paddy ihr noch hinterher, doch sie knallt ihm die Tr vor der Nase zu. Wir hren, wie das Motorrad davonfhrt, dann wird es wieder still.

Wer ist denn dieser Alex?, will Mom wissen. Wie alt ist er berhaupt?

Alt genug jedenfalls, um ein Motorrad zu fahren, meint Paddy stirnrunzelnd.

Honey ist erst vierzehn!, jammert Mom. Sie ist doch noch ein Kind! Und wir lassen sie auf einem Motorrad mit-fahren, und das mitten in der Nacht! Mit einem Jungen, den wir noch nicht mal kennen!

Du httest sie nicht zurckhalten knnen, Mom, sage ich.

Das ist typisch Honey sie lsst sich nicht aufhalten, von niemandem. Frher war sie mal die coolste Schwester der Welt, aber mittlerweile kommt man gar nicht mehr an sie ran, sie ist ein Alien mit zu viel schwarzem Mascara und zu viel Lipgloss und einer schier endlosen Anzahl an schrecklichen Freunden. Sie ist echt vllig neben der Spur und es gibt nichts, was wir dagegen tun knnen.


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Von da an geht es nur noch abwrts.Millie und Tia warten drauen vor der Gemeindehalle

auf uns. Wir sind beste Freundinnen seit unserer Kind-heit Tia und Summer, und Millie und ich. Ich muss nur einen Blick in ihre Gesichter werfen, und schon wei ich, dass die Party lahm ist, wie Honey es bereits prophezeit hat. Da sind ein Haufen kleiner Kiddies, die Apfeltauchen spie-len, und ein paar Mtter, die an einem blutroten Punsch nippen, was in Wirklichkeit natrlich Cranberrysaft ist. Es gibt Kekse mit grnem Zuckerguss, die aussehen wie ab-geschnittene Finger, und das Tablett mit den kandierten pfeln, das Mom uns mitgegeben hat. Da sind ein paar coole Krbislaternen, die flackern und funkeln, und trotz-dem sind wir die ltesten weit und breit. Daher seilen wir uns baldmglichst ab, um ein wenig um die Huser zu zie-hen und den Leuten unseren Ses, sonst gibts Saures-Spruch aufzusagen, wobei wir einen ganzen Plastikhexen-kessel voller Karamellbonbons und Erdnsse und seltsamen


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Skram sammeln, Fruchtgummis, die aussehen wie Aug-pfel zum Beispiel.

Vielleicht werde ich langsam doch ein bisschen zu alt fr Halloween, weil ich nmlich die bescheuerten Gruselwitze allmhlich satt habe. Und auerdem habe ich viel zu viele Sigkeiten gegessen. Jetzt habe ich das Gefhl, es zerfrisst mir die Zhne. Das macht keinen Spa, verkndet Sum-mer, als htte sie meine Gedanken gelesen. Lasst uns nach Hause gehen.

Es ist doch erst halb neun, protestiert Coco. Und wir haben Halloween!

Wir knnen noch nicht nach Hause, chzt Millie.Warum kommt ihr nicht alle mit in den Wohnwagen?,

schlgt Cherry vor. Paddy meinte, er wrde mir den Ofen einheizen, deshalb msste es dort warm sein, und ich hab noch ein paar Irn-Bru auf Lager wir knnten uns doch Gruselgeschichten erzhlen!

Cocos Augen fangen an zu leuchten. Oh ja, machen wir das! Das wre doch cool!

Klingt mir nach einem guten Plan, sage ich.

Wir gehen gerade an der Kirche vorbei, als Cherry pltzlich stehen bleibt und die Stirn runzelt. Nervs sieht sie sich um. Habt ihr nichts gehrt?, fragt sie. So was wie na ja, geisterhafte Schritte?

Man hrt bei Geistern doch keine Schritte!, entgegnet


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Coco. Die gleiten einfach nur so durch einen hindurch, wie ein kalter Finger, der einem ber die Wirbelsule fhrt!

Da ist nichts, Cherry, versichert Shay ihr.Wir gehen weiter, doch wenige Sekunden spter springt

hinter einem Grabstein ein hnenhafter grauhutiger Zombie hervor, der blutige Bandagen hinter sich herzieht, die Augen weit aufgerissen. Sthnend und chzend steht er vor uns.

Als ich aber genauer hinsehe, sthne ich entnervt auf. Alfie Anderson ist so ziemlich der nervigste Typ an der ganzen Exmoor-Park-Mittelschule und derartige Scherze sind so was wie seine Spezialitt. Schlechte Scherze nm-lich. Ich kenne ihn schon seit dem ersten Tag an der Grund-schule und mit dem Alter ist er nicht unbedingt weiser geworden.

Alfie, was soll das?, fragt Summer. Deinetwegen htte ich fast einen Herzinfarkt gekriegt. Schon gut, Cherry er ist harmlos. Darf ich vorstellen? Der Dorfdepp hier.

Hey, sagt Alfie und zieht eine Augenbraue hoch. War doch nur ein Spa.

Dann sollte es aber eigentlich witzig sein, meint Sum-mer. Sie hakt sich bei Cherry unter und geht weiter, Millie, Tia, Shay und Coco im Schlepptau. Ich bleib mit Alfie zu-rck, der jetzt mit hngenden Schultern dasteht.

Wo wollt ihr denn alle hin?, erkundigt er sich. Was ist mit der Party?


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Wir waren schon da, war aber nicht besonders toll. Wir wollen nach Hause, um uns Gruselgeschichten zu er zh len. Alfies Gesicht hellt sich ein wenig auf.

Ich kenne ganz viele Gruselgeschichten! Echt blut-rnstige! Kann ich mitkommen?

Ich zgere. Summer findet Alfie total nervig, und ich eigentlich auch, ich ertrage ihn nur in ganz kleinen Dosen. Doch irgendwie kommt es mir auch echt fies vor, jetzt Nein zu sagen.

h na ja Aber Alfie ist schon losgerannt. Ich liebe Gruselgeschich-

ten. Von Monstern, Zombies, axtschwingenden Irren das ist so was von cool, das Zeug!

Ich verdrehe die Augen und renne Alfie und den anderen hinterher, raus aus dem Dorf und die ruhige Strae entlang, die hoch nach Tanglewood House fhrt. ber uns wlben sich uralte Bume, die uns etwas zuflstern, neben uns Hecken, und eine Schleiereule stt einen gespenstischen Schrei aus und segelt mit ihren weien Schwingen dicht ber unsere Kpfe hinweg.

Ein Geist!, kreischt Coco aufgeregt los.Eine Eule, sage ich. Es gibt keine Geister, das weit

du ganz genau!Vielleicht ja doch, widerspricht sie mir. Ist ja schlie-

lich Halloween! Ich hab was darber gelesen das ist eine der wenigen Nchte im Jahr, in denen der Schleier zwischen


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der Welt der Lebenden und der Welt der Toten sich ein klein wenig senkt

Bu-hu-hu!, jault Alfie los. Und dann albert er den gan-zen Weg die Einfahrt hoch nach Tanglewood House und bis zum Zigeunerwohnwagen herum.

Als Cherry zu uns zog, mussten sie und Honey sich ein Zimmer teilen aber nur hchstens fnf Minuten, weil Honey von Anfang an irgendwie ein Problem hatte mit Cherry, schon vor der ganzen Katastrophe mit Shay. Seit-dem hat Cherry ihr Reich drauen im Wohnwagen. Der ist wunderschn, ein echter Zigeunerwagen, der sorgfltig restauriert wurde und jetzt seinen Platz unter den Bumen hat. Trotzdem glaube ich, dass Cherry lieber bei uns im Haus wohnen wrde. Und weil wir im Hauptteil des Hau-ses keine freien Zimmer mehr haben, weil Tanglewood House ein B&B ist, hat Paddy versprochen, den Dachboden auszurumen, damit Cherry bis sptestens Weihnachten ihr eigenes Zimmer drinnen hat.

Wir quetschen uns also alle in den Wohnwagen, in dem bereits ein Feuer in dem kleinen Holzofen lodert. Vielleicht haben wir soeben einen Weltrekord aufgestellt, weil wir es geschafft haben, die meisten Leute in einen Zigeunerwohn-wagen zu quetschen, aber wir haben Spa dabei. Cherry verteilt das Irn-Bru auf Zinnbecher, und dann reichen wir die ergatterten Sigkeiten herum, nur damit unser Blut-zuckerspiegel nicht wieder auf ein Normalma zurckfllt.


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Dann geht es los mit den Geistergeschichten. Alfie er-zhlt eine besonders schaurige Story von einem kopflosen Reiter, Shay berichtet von den schiffbrchigen Schmugg-lern, die angeblich an der Kste herumspuken, und Cherry teilt eine wunderschne Geschichte aus Japan mit uns, in der es mglicherweise um ihre Mom geht, vielleicht aber auch nicht. Die starb nmlich, als Cherry noch ein Baby war.

Gibt es eigentlich irgendwelche Gruselgeschichten ber Tanglewood?, will Shay wissen.

Klar doch, meint Summer. Grandma Kate hat uns immer unzhlige Geschichten ber dieses Haus erzhlt

Geschichten?, meint Cherry fragend.Das Haus ist schon seit vielen Jahren in Familienbesitz,

sage ich. Und Grandma Kate kannte smtliche Geschich-ten. Eine von denen war echt gruselig

Ach, die von Clara?, ruft Coco dazwischen. Die Story liebe ich. Sie ist so was von traurig!

Alfie verzieht das Gesicht. Knnen wir nicht bei den blutigen Geschichten bleiben?

Halt die Klappe, Alfie, schnaubt Summer. Es ist eine Liebesgeschichte. Darin geht es um ein Mdchen, das sich in den falschen Jungen verliebte

Cherry wirft einen Blick auf Shay, und mir fllt wieder ein, dass auch sie sich in den falschen Jungen verliebt hat, zumindest wenn es nach Honey geht.


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Clara Travers hat hier gelebt, in Tanglewood, damals in den Zwanzigerjahren, fngt Summer an zu erzhlen. Sie war eine Vorfahrin von Grandma Kate. Mit gerademal siebzehn war sie bereits verlobt mit einem lteren Mann, der ein groes Haus in London besa

Jetzt nehme ich die Erzhlung dort auf, wo Summer sie abgebrochen hat. Claras Verlobter war reich, weshalb ihre Eltern ihn fr eine gute Partie hielten, fahre ich fort. Doch sie liebte ihn nicht. Stattdessen verliebte sie sich in einen Zigeunerjungen, einen von den Roma, die gelegent-lich in den nahe gelegenen Wldern ihr Lager aufschlugen. Sie planten, zusammen durchzubrennen, doch Claras Eltern fanden das heraus. Ihr Vater war stinkwtend Er verjagte die Zigeuner und untersagte ihnen, jemals wieder zurck-zukehren.

Cherry beit sich auf die Unterlippe. Das ist ja sooooo traurig!

Tja, ist aber noch nicht das Ende, sagt Coco mit gro-en Augen. Erzhl es ihr, Skye!

Ich hole tief Luft. Als Clara sah, dass die Zigeuner ver-schwunden waren, brach es ihr das Herz, sage ich. Am Tag bevor sie ihren Verlobten heiraten sollte, lie sie ihre Kleidung fein suberlich gefaltet am Strand liegen und schwamm hinaus aufs Meer. Sie wurde nie wieder gesehen.

Seither soll ihr Geist durch die Wlder streifen, ver-kndet Coco. Mit Trnen in den Augen sucht sie nach der


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verlorenen groen Liebe so hat Grandma Kate es uns immer erzhlt!

Oh!, entfhrt es Millie. Wie gruselig!Traurige Geschichte, sage ich schulterzuckend. Aber

es gibt keinen Geist, klar wir haben jahrelang danach Ausschau gehalten, aber nie irgendwas gesehen.

Das heit aber doch noch gar nichts, meint Coco. Sie knnte in diesem Moment hier bei uns sein und zuhren

Stille senkt sich ber den Raum und in die Stille hinein ertnen das Rascheln der Bltter ber uns und der leise Schrei einer Schleiereule. Liegt vielleicht an dem Zucker-flash von dem ganzen Skram, aber trotzdem fngt mein Herz an zu rasen.

Buh!, brllt Alfie los, und dann ist der Augenblick vor-bei. Jetzt reden alle wieder, viel zu schnell, viel zu laut. Tiaschreibt ihrer Mom eine SMS, damit die sie und Millie abholen kommt, und als sie in ihrem Wagen angefahren kommt, steigen auch Shay und Alfie mit ein. Der Rest von uns geht zurck zum Haus, wo wir kichernd und wild durcheinanderredend in die Kche platzen.

Paddy und Mom blicken verwundert zu uns auf, die Gesichter staubverschmiert. Ein Haufen Kartons trmt sich in der Zimmerecke, und darauf stapelt sich weiteres Germpel und Zeug, das ich nie zuvor gesehen habe. Ein Vogelkfig aus hellblauem Draht mit hbschen Schnrkeln thront ganz oben auf einer Kiste, und auf dem Kchentisch


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steht eine alte Truhe aus Kiefernholz, deren gerundeter Deckel offen steht und den Blick freigibt auf unzhlige Schichten Seidenpapier und Stoff und etwas, das aussieht wie ein ramponierter alter Geigenkoffer aus Leder.

Was sind das denn fr Sachen?, frage ich. Mein Herz rast jetzt wieder und mein Mund ist staubtrocken.

Paddy zupft sich eine Spinnwebe aus dem Haar. Wir dachten, wir fangen schon mal an und rumen den Dach-boden aus, damit Cherry schnell ihr neues Zimmer be-kommt, erklrt er. Wir haben den Van schon mit Zeug fr die Mlldeponie vollgestopft und einen Haufen Schach-teln rber in die Werkstatt geschafft, damit wir sie noch mal durchsehen knnen. In der hintersten Ecke haben wir diese Truhe gefunden

Mit einem Mal wird es in der Kche ganz still, als zwei Geistermdchen, eine Hexe und ein grngesichtiges Mons-ter sich um die Truhe scharen, um einen Blick hineinzu-werfen. Ich strecke die Hand aus, um das knittrige Seiden-papier zu berhren, dann streifen meine Finger ber weichen Samt und steife Baumwollspitze.

Das Zeug sieht echt voll alt aus!, flstere ich.Mom greift nach einem schmalen, mit einem Band zu-

sammengeschnrten Bndel Briefe, das auf der Kiste liegt.Die Sachen sind wirklich alt, sagt sie. Mdchen, ich

nehme mal an, ihr erinnert euch nicht mehr an diese alte Geschichte, die Grandma immer erzhlt hat? Diese traurige


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Geschichte von einem Mdchen namens Clara Travers? Die Briefe hier deuten darauf hin, dass diese Sachen Clara gehrt haben

Ein Schauder rieselt mir ber den Rcken.Noch vor zehn Minuten saen wir dicht zusammen-

gekauert im Wohnwagen und haben uns alte Gruselgeschich-ten von einem Mdchen namens Clara erzhlt. Und jetzt stehen alle ihre Sachen auf einmal hier, direkt vor uns lie-gensie im warmen Schein des Kchenlichts ausgebreitet. Briefe, eine Geige, Samt das alles birgt ein Echo aus einer Vergangenheit, die wir nur erahnen knnen, aber auch das Echo einer Zukunft, die abrupt ihr Ende fand im kalten, dunklen Ozean.

Dagegen konnte man Alfie Andersons Friedhofsscherz echt vergessen das hier ist nmlich eindeutig das Gruse-ligste, was den ganzen Abend passiert ist.


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Am nchsten Tag nach der Schule hat Summer Ballett- unterricht, und Coco, Cherry und ich sitzen in der Kche und ackern uns durch unsere Hausaufgaben, whrend MomMarshmallow-Cupcakes macht. Marshmallows sind mir schon immer das Liebste auf der Welt, wenn es um Sigkeiten geht, aber Summer war nie besonders scharf darauf.

Die schmecken so langweilig, sagt sie jedes Mal und rmpft die Nase. So fad. Schmecken s, aber sonst nach gar nichts.

Ich hatte schon immer schreckliche Sorge, sie knnte mich langweilig und fad und irgendwie nichtssagend finden, weil ich so darauf abfahre.

Aber fr mich sind Marshmallows kein bisschen lang-weilig. Sie sind weich und s und fluffig, ein kleines Stck Himmel.

Die alte Truhe sticht mir ins Auge, immer noch steht sie in der Ecke, und wie schon gestern Abend luft mir ein


UNVERKUFLICHE LESEPROBE

Cathy Cassidy

Die Chocolate Box Girls - Marshmallow-WlkchenBand 2

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Gebundenes Buch, Pappband, 320 Seiten, 13,5 x 21,5 cmISBN: 978-3-570-16281-1

cbt

Erscheinungstermin: Februar 2015

Die seste Versuchung seit heier Schokolademit Marshmallows Die 12-jhrige Skye Tanberry ist vertrumt, ein bisschen exzentrisch, liebt Marshmallows,Vintage-Klamotten und natrlich ihre Zwillingsschwester Summer. Trotzdem sehnt sie sichdanach, endlich aus dem Schatten ihrer beliebten, talentierten Schwester herauszutreten. Skyeflchtet sich in eine Traumwelt, in der endlich sie die Hauptrolle spielt und in der sie sich mehrund mehr zu verlieren droht. Ob sie es schafft, auch im wahren Leben aus Summers Schattenherauszutreten?

cathy cassidy die chocolate box girls marshmallow-wölkchen ... filecathy cassidy die chocolate box...

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