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132 | CHIP FOTO-VIDEO digital 12/07 Arri-Tageslichtscheinwerfer Mit seinen 1.200 W gehört der Arri Daylight Com- pact zur mittleren Leistungsklasse der Daylight- Compact-Familie, die von 125 W bis 12.000 W reicht. Trotz kleiner Abmessung sorgt der Tages- lichtscheinwerfer für eine hohe Lichtausbeute. Er ist im Set mit Flügeltor, Filterrahmen, Kabel und Drosselvorschaltgerät erhältlich. INFO: www.arri.com PREIS : ca. 4.440 Euro AUFNAHME-INFO Brennweite: 75 mm Blende: f 4 Belichtung: 1/180 ISO: 200 Ein Foto-Shooting muss bis ins kleinste Detail geplant werden. Fotograf Stephan Paul Stuemer gewährte unserer Redakteurin Birte Lebender im Interview einen Blick hinter die Kulissen und verrät, wie ein professionelles Shooting abläuft. MODE IN SZENE GESETZT AUFNAHME-INFO Brennweite: 110 mm Blende: f 4,5 Belichtung: 1/90 ISO: 200 Besprechung Der Fotograf erklärt dem Modell die Bildidee. Er will das lange Kleid in einem Treppenaufgang ins- zenieren. Die Treppen und das Geländer verleihen dem Bild eine gewisse Tiefe und sorgen für Dynamik. Maske Im Fotostudio von Stephan Paul Stuemer stimmt Visagistin Alexandra Maria Waldher das Make-up der Augen farblich auf das Brautkleid ab. Die langen Haare hat sie bereits zuvor geglättet. Sunbounce-Zebra-Reflektor In der Ausführung Zebra ist die Oberfläche des Reflektors in Gold und Silber gemischt. So sorgt er für schöne, ausgewogene Hauttöne. Die Rückseite ist weiß. Sie reflektiert das Licht neutral, aber auch etwas weniger intensiv. INFO: www.californiasunbounce.com PREIS: ca. 250 Euro Diffusor Für das Shooting hat Stephan Stuemer einen Lightweight Aluminium Frame von Busterbite (1,37 x 1,37 Meter) mit einer Diffusor-Folie bespannt. Sie streut das Licht und sorgt so für eine weichere Ausleuchtung. Der Rahmen lässt aber auch mit anderen Folien bespannen. INFO: www.lightequip.de PREIS: ca. 240 Euro PROFESSIONELL PROFI-SHOOTING Das Equipment [ : ] Eine zweite Chance gibt es nicht. Vom Model bis zum Fotografen – bei diesem Shooting mussten alle auf den Punkt genau funktionieren. Modedesignerin Svenja Jander hat die Outfits für die Modenschau von Villeroy & Boch entworfen. Nach der Show werden sie dann im Museum des Porzellanherstellers ausgestellt. Damit Svenja Jander die Stücke in guter Erinnerung behält, hat sie Fotograf Stephan Paul Stuemer engagiert. Er soll die ausgefallenen Kleider gebührend in Szene setzen. : Modefotografie ist eine Gratwanderung Das Shooting war ziemlich aufwendig. Sie mussten sieben ver- schiedene Outfits in zwei Tagen in Szene setzen. Wie sahen die Vorbereitungen hierfür aus? Zuerst musste ich mich auf die Suche nach geeigneten Locations machen. Da hat München eine Menge zu bieten. Svenja hat mir für das Scouting einige Stoffmuster mitgegeben, denn die Stoffe und Kleider müssen mit der Umgebung harmonieren. Oft sind es aber auch banale Fragen, die eine Rolle spielen: Wo kann sich die Crew etwas zu Essen holen? Oder wo können sich die Modelle umziehen? Je reibungsloser die Organisation abläuft, desto mehr kann ich mich auf das Shooting konzentrieren. Worauf kommt es in der Modefotografie an? Die Designer wollen natürlich, dass die Materialien gut zur Gel- tung kommen. Strukturen bringt man zum Beispiel durch ein Streif- licht zum Vorschein. Den Schnitt muss man durch die gesamte Lichtsetzung betonen. Es ist immer eine Gratwanderung. Zum einen muss das Material gut erkennbar sein und trotzdem sollen Hasselblad H3D Die digitale Mittelformatkamera ist in drei Varianten erhältlich: Mit 22, 31 oder 39 Megapixel. Für das Mode-Shooting wurde die H3D 39 verwendet. Alle Modelle sind mit einem Vollformatsensor der Größe 48 x 36 Millimeter aus- gestattet. Die H3D-39 kostet rund 24.000 Euro. Wer nur ab und zu eine so hohe Auflösung braucht, der sollte sich die Kamera einfach ausleihen. INFO: www.calumetphoto.de PREIS: ca. 480 Euro pro Tag CHIP FOTO-VIDEO digital 12/07 | 133

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Arri-TageslichtscheinwerferMit seinen 1.200 W gehört der Arri Daylight Com-pact zur mittleren Leistungsklasse der Daylight-Compact-Familie, die von 125 W bis 12.000 W reicht. Trotz kleiner Abmessung sorgt der Tages-lichtscheinwerfer für eine hohe Lichtausbeute. Er ist im Set mit Flügeltor, Filterrahmen, Kabel und Drosselvorschaltgerät erhältlich.

INFO: www.arri.com PREIS : ca. 4.440 Euro

AUFNAHME-INFOBrennweite: 75 mmBlende: f 4Belichtung: 1/180ISO: 200

Ein Foto-Shooting muss bis ins kleinste Detail geplant werden. Fotograf Stephan Paul Stuemer gewährte unserer Redakteurin Birte Lebender im Interview einen Blick hinter die Kulissen und verrät, wie ein professionelles Shooting abläuft.

MODE IN SZENE GESETZT

AUFNAHME-INFOBrennweite: 110 mmBlende: f 4,5Belichtung: 1/90ISO: 200

Besprechung

Der Fotograf erklärt dem Modell die Bild idee. Er will das lange Kleid in einem Treppenaufgang ins-zenieren. Die Treppen und das Geländer ver leihen dem Bild eine gewisse Tiefe und sorgen für Dynamik.

Maske

Im Fotostudio von Stephan Paul Stuemer stimmt Visagistin Alexandra Maria Waldher das Make-up der Augen farblich auf das Brautkleid ab. Die langen Haare hat sie bereits zuvor geglättet.

Sunbounce-Zebra-ReflektorIn der Ausführung Zebra ist die Oberfläche des Reflektors in Gold und Silber gemischt. So sorgt er für schöne, ausgewogene Hauttöne. Die Rückseite ist weiß. Sie reflektiert das Licht neutral, aber auch etwas weniger intensiv.

INFO: www.californiasunbounce.comPREIS: ca. 250 Euro

DiffusorFür das Shooting hat Stephan Stuemer einen Lightweight Aluminium Frame von Busterbite (1,37 x 1,37 Meter) mit einer Diffusor-Folie bespannt . Sie streut das Licht und sorgt so für eine weichere Ausleuchtung. Der Rahmen lässt aber auch mit anderen Folien bespannen.

INFO: www.lightequip.de PREIS: ca. 240 Euro

PROFESSIONELL PROFI-SHOOTING

Das Equipment

[ : ] Eine zweite Chance gibt es nicht. Vom Model bis zum Fotografen – bei diesem Shooting mussten alle auf den

Punkt genau funktionieren. Modedesignerin Svenja Jander hat die Outfits für die Modenschau von Villeroy & Boch entworfen. Nach der Show werden sie dann im Museum des Porzellanherstellers ausgestellt. Damit Svenja Jander die Stücke in guter Erinnerung behält, hat sie Fotograf Stephan Paul Stuemer engagiert. Er soll die ausgefallenen Kleider gebührend in Szene setzen.

: Modefotografie ist eine Gratwanderung Das Shooting war ziemlich aufwendig. Sie mussten sieben ver-schiedene Outfits in zwei Tagen in Szene setzen. Wie sahen die Vorbereitungen hierfür aus?Zuerst musste ich mich auf die Suche nach geeigneten Locations machen. Da hat München eine Menge zu bieten. Svenja hat mir für das Scouting einige Stoffmuster mitgegeben, denn die Stoffe und Kleider müssen mit der Umgebung harmonieren. Oft sind es aber auch banale Fragen, die eine Rolle spielen: Wo kann sich die Crew etwas zu Essen holen? Oder wo können sich die Modelle umziehen? Je reibungsloser die Organisation abläuft, desto mehr kann ich mich auf das Shooting konzentrieren.

Worauf kommt es in der Modefotografie an? Die Designer wollen natürlich, dass die Materialien gut zur Gel -tung kommen. Strukturen bringt man zum Beispiel durch ein Streif-licht zum Vorschein. Den Schnitt muss man durch die gesamte Lichtsetzung betonen. Es ist immer eine Gratwanderung. Zum einen muss das Material gut erkennbar sein und trotzdem sollen

Reflektors in Gold und Silber gemischt. So sorgt er für schöne, ausgewogene Hauttöne. Die Rückseite

Für das Shooting hat Stephan Stuemer einen

Hasselblad H3DDie digitale Mittelformatkamera ist in drei Varianten erhältlich: Mit 22, 31 oder 39 Megapixel. Für das Mode-Shooting wurde die H3D 39 verwendet. Alle Modelle sind mit einem Vollformatsensor der Größe 48 x 36 Millimeter aus-gestattet. Die H3D-39 kostet rund 24.000 Euro. Wer nur ab und zu eine so hohe Auflösung braucht, der sollte sich die Kamera einfach ausleihen.

INFO: www.calumetphoto.de PREIS: ca. 480 Euro pro Tag

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Test-Fotos

Vor dem eigentlichen Shooting beginnt der Fotograf mit ein paar Testfotos. Jetzt wird die Wirkung des Lichts genau geprüft. Ein Spitzlicht sorgt in den blonden Haaren für schöne, warme Reflexe.

Nachschminken

Der Feinschliff in Sa-chen Make-up: Alexan-dra Maria Waldher hat ihr Equipment auch beim Shooting dabei. Sie betont die Lippen vor Ort mit einem Lipgloss und betrach-tet das Ergebnis im Scheinwerferlicht.

Vorbereitung

Das raffinierte, aus-gefallene Brautkleid ist vorne extrem tief geschlitzt. Damit die Beine des Models beson ders geschmei-dig und eben ausse-hen, wird noch einmal mit einer Body Lotion nachgecremt.

Shooting

Die orangefarbene Folie vor dem Arri-Scheinwerfer gibt dem Licht einen wärmeren Ton. Damit das Model noch größer wirkt, fotografiert Stephan Stuemer aus der Froschperspektive.

AUFNAHME-INFOBrennweite: 50 mmBlende: f 4,5Belichtung: 1/180ISO: 200

AUFNAHME-INFOBrennweite: 80 mmBlende: f 4,5Belichtung: 1/180ISO: 400

AUFNAHME-INFOBrennweite: 95 mmBlende: f 4,5Belichtung: 1/180ISO: 200

AUFNAHME-INFOBrennweite: 85 mmBlende: f 5,6Belichtung: 1/250ISO: 100

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Name: Svenja JanderBeruf: ModedesignerinInfo: www.svenjajander.com

Für die Modenschau von Villeroy & Boch hat Svenja Jander exklusive Outfits entworfen und genäht. Die Kleider sind an das Design der Porzellan-Serien angelehnt. Die Aufnahmen der Kollektion will die Designerin demnächst auf ihrer Homepage präsentieren. Ihr war vor allem wichtig, dass die Stimmung der Fotos zu den Outfits passt.

die Fotos ästhetisch und künstlerisch aussehen. Die Lichtsetzung ist im Studio natürlich einfacher als on Location. Hier muss ich das Umgebungslicht einplanen und es eventuell sogar auch mal abhalten. Im Studio gibt es diese Schwierigkeiten nicht. Das Licht wird einfach so gesetzt, wie man es sich vorstellt.

Warum haben Sie sich nicht für Ihr Studio, sondern für unter-schiedliche Locations in München entschieden? Die Location wird bereits von der Mode vorgegeben. Zu moder-nen, ausgefallenen Kleidern gehört auch eine passende Umge-bung. Ich mag Modefotos gepaart mit Architektur: Zu den Ent-würfen von Svenja Jander passt am besten moderne Architektur, wie im Diesel Store, oder der Treppenaufgang zum Alten Hof. Hätte ich die Mode am Königsplatz oder im Studio fotografiert, dann wäre mein Konzept nicht aufgegangen.

Bei den Models handelt es sich um ganz unterschiedliche Typen – obwohl sie die Kleider der gleichen Designerin präsentieren. Worauf haben Sie bei der Auswahl geachtet? Das Modell muss zu den Outfits passen und dieses repräsentieren können. Anja, ein blondes Modell (www.munich-models.de), trägt deshalb das Blau-Weiße-Hochzeitskleid. Mit ihren langen Haaren verkörpert sie die perfekte Braut. Das Modell darf für die-ses Kleid nicht zu jung sein, sonst wird das Foto unglaubwürdig. Außer dem sollte die Person etwas weiblicher wirken. Im Gegensatz dazu haben wir für das goldene Kleid einen eher markanten und ausgefallenen Typ gesucht und in Teodora gefun-den (www.ps-models.com). Man kann das Kleid lang oder kurz tragen und beide Varianten sehen einfach an einem Modell mit extrem langen, schlanken Beinen besonders gut aus.

: Stimmung durch gezielte Lichtsetzung Wie sahen die technischen Herausforderungen aus?Ich musste meistens mit wenig Licht auskommen. Die meiste Zeit haben wir also mit der Vorbereitung verbracht. Dazu gehört vor allem das Austesten der Lichtwirkung. Ohne die Arri-Scheinwer-fer oder meinen Reflektor wäre zum Beispiel die goldene Wand auf den Fotos nur als dunkle, graue Fläche zu erkennen.

Warum haben Sie mit Dauerlicht gearbeitet?Ich wollte sehen, was ich ohne Blitzlicht erreichen kann. Mischlicht kann man gezielt nutzen, um eine bestimmte Lichtstimmung zu er-zeugen. Blitzlicht wäre hier einfach zu extrem. Damit das Licht warm

PROFESSIONELL PROFI-SHOOTING

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wirkt, habe ich orangefarbene Folien vor den Scheinwerfern befes-tigt. Das harmoniert mit der goldenen Wand am Treppenaufgang.

Können Sie uns ein Beispiel für die Lichtsetzung nennen?Mal habe ich nur mit natürlichem Tageslicht gearbeitet, dann wieder mit Scheinwerfern. Beim Foto vom Brautkleid liefert ein Arri-Tageslichtscheinwerfer die Hauptbeleuchtung. Um einen Reflex in die goldene Wand zu bringen, habe ich ein Spitzlicht benutzt, das gleichzeitig auch die Wand anstrahlt. In anderen Situationen, zum Beispiel im Diesel Store, habe ich nur mit einem Zebra-Reflektor von Sunbouce gearbeitet. Er ist sehr effektiv. So konnte ich auch ohne Strom und zusätzliche Scheinwerfer Studio-ähnliche Bedingungen schaffen.

Egal ob Sie die Models im Treppenaufgang oder auf der Straße fotografiert haben: Auf den Aufnahmen tauchen immer wieder goldene Elemente auf. Ja, die Farbe Gold ist der leitende Faden, der durch die gesamte Bilderstrecke führt. Er verbindet die einzelnen Szenen und Auf-nahmen zu einer kleinen Geschichte.

DAS VIDEO ZUM THEMAr auf CHIP Fotoweltwww.chip-fotowelt.de/mode

r auf Heft-CDRubrik: Software zum Heft

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Die Modedesignerin