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Christopher Oestereich "Neues Wohnen" Die Kölner Werkbundausstellung von 1949 "Et git keiner en ganz Kölle, däm de Bombe nit de Wohnung un de Möbele zerschlage han . Jetz sinn mer all schwer am spare, dat mer uns neue Krom kofe künne", umreißt ein kölsch-mundartlicher Aufruf die vier Jahre nach Kriegsende in Köln ebenso wie in den meisten anderen Großstädten Deutschlands herrschende Situation der Menschen. Der langsam anlaufende Wiederaufbau, der Wiederbeginn sollte jedoch nicht planlos verlaufen, an ihn wurden qualitative Ansprüche gestellt. Der Verfasser fährt fort: "Avver Krom soll och jot sinn, anständig uslure un nit zu vill koste." Und es bot sich bereits jemand, der diese Ansprüche genau formulierte und Lösungen vorstellte: "Dofür jit et en der Werkbundusstellung en Düx genog Mustere. [ ... ] Also", endet der Aufruf, "nix wie no Düx erüvver!" 1 Der- letztlich nicht veröffentlichte- Aufruf an die Kölner galt der am 14. Mai 1949 auf dem Deutzer Messegelände eröffneten Werkbundausstellung, deren Thematik die Alltags- probleme ansprach und Besucher in großer Zahl anzog . Die "Neues Wohnen" betitelte Schau war Teil eines überregional bedeutsamen kulturellen Großereignisses. Eröffnet wurden gleichzeitig drei Ausstellungen: Während "Deutsche Malerei und Plastik der Gegenwart" einen Überblick zeitgenössischer Kunst bot, widmeten sich die beiden anderen Veranstaltungen der Problematik des materiellen Wiederaufbaus aus gestalterischer und ästhetischer Sicht: "Deutsche Architektur nach 1945" zeigte Beispiele moderner Baukunst und die Schau "Neues Wohnen" präsentierte modern gestaltete Möbel und Gebrauchsge- genstände. Nicht nur für das noch stark von Zerstörung geprägte Köln, sondern für ganz Deutschland begann damit ein kulturelles Ereignis ersten Ranges. Alle drei Ausstellungen verstanden sich nicht lediglich als Bilanzen oder repräsentative Schauen in ihren jeweiligen Bereichen; ihr Anspruch war vielmehr in erster Linie ein programmatischer: Moderne Kunst, Moderne Architektur, Moderne Produktform - die gestalterische Moderne demonstrierte in dem von Trümmern gezeichneten, doch schon im Wiederaufbau sich befindenden Land ihren Willen, die Richtung dieses Aufbaus zu weisen. Die herrschenden Lebensumstände und -Verhältnisse direkt sprach dabei vor allem die Ausstellung "Neues Wohnen" an. Mit ihr war ein betont erzieherischer, wirtschaftlich und sozial wirksamer Nutzen verbunden, mit ihr trat auch eine Organisation an die Öffentlichkeit, die Produktgestaltung und ihre wirtschaftliche und soziale Bedeutung erzieherisch thematisierte: der Deutsche Werkbund (DWB). Seine große, im öffentlichen Bewusstsein noch präsente Kölner Ausstellung von 1914 bildete den Höhe- punkt seiner Entwicklung seit der Gründung 1907. War seine Veranstaltung 35 Jahre später 1 Ohne Verfasser, o.D. [ ca. April/Mai 1949], Historisches Archiv der Stadt Köln [im Folgenden: HAStK] Ace . 148 Nr. 310, BI. 6. Geschichte im Westen (GiW) Jahrgang 15 (2000) , S. 49-64. © Rheinland-Verlag GmbH, Köln . ISSN 0930-3286. 49

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Page 1: Christopher Oestereich Neues Wohnen - Brauweiler Kreis · Neues Wohnen-die Werkbund-Ausstellung Köln 1949 und lebendiger wirkende Entwicklung der Weimarer Republik, dass der Werkbund

Christopher Oestereich

"Neues Wohnen" Die Kölner Werkbundausstellung von 1949

"Et git keiner en ganz Kölle, däm de Bombe nit de Wohnung un de Möbele zerschlage han. Jetz sinn mer all schwer am spare, dat mer uns neue Krom kofe künne", umreißt ein kölsch-mundartlicher Aufruf die vier Jahre nach Kriegsende in Köln ebenso wie in den meisten anderen Großstädten Deutschlands herrschende Situation der Menschen. Der langsam anlaufende Wiederaufbau, der Wiederbeginn sollte jedoch nicht planlos verlaufen, an ihn wurden qualitative Ansprüche gestellt. Der Verfasser fährt fort: "Avver dä Krom soll och jot sinn, anständig uslure un nit zu vill koste." Und es bot sich bereits jemand, der diese Ansprüche genau formulierte und Lösungen vorstellte: "Dofür jit et en der Werkbundusstellung en Düx genog Mustere. [ ... ] Also", endet der Aufruf, "nix wie no Düx erüvver!" 1

Der- letztlich nicht veröffentlichte- Aufruf an die Kölner galt der am 14. Mai 1949 auf dem Deutzer Messegelände eröffneten Werkbundausstellung, deren Thematik die Alltags­probleme ansprach und Besucher in großer Zahl anzog. Die "Neues Wohnen" betitelte Schau war Teil eines überregional bedeutsamen kulturellen Großereignisses. Eröffnet wurden gleichzeitig drei Ausstellungen: Während "Deutsche Malerei und Plastik der Gegenwart" einen Überblick zeitgenössischer Kunst bot, widmeten sich die beiden anderen Veranstaltungen der Problematik des materiellen Wiederaufbaus aus gestalterischer und ästhetischer Sicht: "Deutsche Architektur nach 1945" zeigte Beispiele moderner Baukunst und die Schau "Neues Wohnen" präsentierte modern gestaltete Möbel und Gebrauchsge­genstände. Nicht nur für das noch stark von Zerstörung geprägte Köln, sondern für ganz Deutschland begann damit ein kulturelles Ereignis ersten Ranges. Alle drei Ausstellungen verstanden sich nicht lediglich als Bilanzen oder repräsentative Schauen in ihren jeweiligen Bereichen; ihr Anspruch war vielmehr in erster Linie ein programmatischer: Moderne Kunst, Moderne Architektur, Moderne Produktform - die gestalterische Moderne demonstrierte in dem von Trümmern gezeichneten, doch schon im Wiederaufbau sich befindenden Land ihren Willen, die Richtung dieses Aufbaus zu weisen. Die herrschenden Lebensumstände und -Verhältnisse direkt sprach dabei vor allem die Ausstellung "Neues Wohnen" an. Mit ihr war ein betont erzieherischer, wirtschaftlich und sozial wirksamer Nutzen verbunden, mit ihr trat auch eine Organisation an die Öffentlichkeit, die Produktgestaltung und ihre wirtschaftliche und soziale Bedeutung erzieherisch thematisierte: der Deutsche Werkbund (DWB). Seine große, im öffentlichen Bewusstsein noch präsente Kölner Ausstellung von 1914 bildete den Höhe­punkt seiner Entwicklung seit der Gründung 1907. War seine Veranstaltung 35 Jahre später

1 Ohne Verfasser, o.D. [ ca. April/Mai 1949], Historisches Archiv der Stadt Köln [im Folgenden: HAStK] Ace. 148 Nr. 310, BI. 6.

Geschichte im Westen (GiW) Jahrgang 15 (2000), S. 49-64. © Rheinland-Verlag GmbH, Köln . ISSN 0930-3286.

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lediglich der Versuch eines Knüpfens an eigene Vereinstradition und bessere Zeiten? Oder gelang ihm die Aufnahme einer aktuellen Problematik, bot er gar aktuelle Lösungsansätze?

"Krieg gegen das Häßliche - Kampf für das Schöne" Auftrag und Entwicklung des DWB

Die Ausstellungseröffnung war begleitet von einer Fülle eindrucksvoller Schlagworte- dies freilich aus prominenten Mündern. Die Produktform, für die die Ausstellung Maßstäbe setzen wollte, galt den Worten des Kölner Oberbürgermeisters Robert Görlinger zu folge als "sichtbare Erscheinung der Prinzipien des Guten, des Wahren und des Schönen, die hier in eine Einheit zusammenfließen. Die Form der Häuser und die Form der Dinge entscheiden über Wert und Unwert einer Kultur."2

Der ein Grußwort vortragende Landesjustizminister Artur Sträter formulierte ästhetische Maßstäbe, die in der Ansprache des DWB-Vorsitzenden Hans Schwippert noch einmal zugespitzt wurden: Das Eintreten des Werkbunds galt Schwippert als "[ ... ] Krieg gegen das Häßliche. Also ein Kampf für das Schöne. "3

Woher aber nahmen der Werkbund und seine Parteigänger die Legitimation für ihre aus heutiger Sicht anmaßend klingenden Positionen? Wie lässt sich seine Autorität erklären, die durch das Auftreten prominenter Vertreter aus Politik und Verwaltung verstärkt wurde und die in der Öffentlichkeit Resonanz fand? Die Werkbündler des Frühjahrs 1949 vertraten einen im Nachkriegsdeutschland noch jungen, sich noch mitten in der organisatorischen Konsolidierung befindenden Verein - eher noch: verschiedene, auf die Länder, faktisch teils sogar nur auf bestimmte Städte oder Regionen sich beschränkende Gruppen. Diese seit Sommer 1945 entstehenden Werkbundgruppen bezogen sich jedoch alle auf den alten DWB, der nach 1933 gleichgeschaltet, schließlich aufgelöst wurde. Bis dahin hatte er seit seiner Gründung 1907 als Vereinigung von Archi­tekten, Gestaltern, Künstlern, Industriellen, Handwerkern und Publizisten für die Erneue­rung der gestalterischen Arbeit gefochten. In Schriften, Ausstellungen, vor allem jedoch im Wirken vieler seiner angesehenen Mitglieder setzte er der seines Erachtens herrschenden stilunsicheren, billigen Gestaltung der gewerblichen Produkte und der Architektur eine schlichte, funktionsbezogene und materialgerechte Ästhetik entgegen.4 Aus seinem Um­kreis ging auch das Bauhaus 1919 hervor, doch zeigte gerade die kulturpolitisch vielfältiger

Ansprachen zur Eröffnung der drei Kölner Sommerausstellungen am 14.5.1949, HAStK Ace. 148 Nr. 37, Bll. 3-4.

3 Ebd., Bll. 7- I I, Zitat: BI. 9. Der Vertreter des Schweizerischen Werkbunds bei der Ausstellungs­eröffnung, Werner Schmalenbach, formulierte als Parole: "Kampf gegen den Kitsch" (ebd., Bll. 10-12, hier: BI. II) .

4 Zum DWB und seiner Vorgeschichte s. vor allem Joan Campbell, Der Deutsche Werkbund 1907-1934, München 1989; Peter Wilhelm Kallen, Unter dem Banner der Sachlichkeit. Studien zum Verhältnis von Kunst und Industrie am Beginn des 20. Jahrhunderts. Mit einem Quellenanhang, Köln 1987; Elisabeth Domansky, Der Deutsche Werkbund, in: Lutz Niethammer u.a. , Bürgerliche Gesellschaft in Deutschland. Historische Einblicke, Fragen, Perspektiven, Frankfurt a.M. 1990, S. 268-274.

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und lebendiger wirkende Entwicklung der Weimarer Republik, dass der Werkbund in seiner heterogenen Mitgliederstruktur und Programmatik sich nicht ohne weiteres auf die unbe­dingte Modernisierung im Sinne des Bauhauses festlegen ließ. Er wirkte integrierend zwischen Neuern Bauen und traditionsverbundener Moderne, zwischen Gestaltung im Handwerk und der in der Industrie. Dennoch setzte er eindeutige Zeichen für Wirtschaft und Kultur. Während die Leistungen vieler seiner prominenten Mitglieder in Architektur und Produktgestaltung Beispiel gebend waren, gelangen dem DWB als Organisation vor allem in Ausstellungen öffentlichkeitswirksame Demonstrationen seiner Konzepte.

Köln, der Werkbund und seine Ausstellungen

Die Kölner Werkbundausstellung von 1914 galt nicht nur den DWB-Neugründern von 1945 als- beinahe Mythos gewordener-Höhepunktdes Wirkens ihres Bundes. Zugleich konnte sie als ein Markstein in der Entwicklung der Modernen Architektur gelten, wurde doch hier mit Formen und Materialien gearbeitet, die wenige Jahre später zum Charakteristikum der Moderne werden sollten - wenn dies im Wesentlichen auch nur auf einzelne Beispiele der Ausstellung, wie etwa Walter Gropius' Modeii-Fabrikgebäude, zutrifft.5

Nach der Ausstellung des "Sonderbundes" europäischer Künstler des Expressionismus 1912 sollte die zwei Jahre später stattfindende Werkbund-Ausstellung Kölns Position als Ort international bedeutender Ausstellungen zu moderner Kunst und Gestaltung (vor allem neben Berlin, München und Dresden) begründen. Die Offenheit der Verwaltung, das von wach­sendem Handel und Gewerbe geprägte Umfeld sowie die Nähe zur westeuropäischen Kunstszene ließen Köln und das Rheinland (wenn auch erst spät) zu einem der Zentren moderner Kunst werden.6

Daran orientierte sich auch der Werkbund in einem in den 20er-Jahren kulturell vielfältiger und lebendiger werdenden Umfeld. Mit der zunehmenden ideologischen und politischen Polarisierung, die auch vor Kunst und Kultur nicht Halt machte, geriet auch der DWB unter Druck, wuchsen die inneren Spannungen - etwa die zwischen volkskünstlerischem und modernistisch-sachlichem "Flügel". Seit Ende der 20er-Jahre obsiegten im DWB die Vertreter einer unbedingten Modernisierung; "Neue Sachlichkeit", "Neues Bauen", typisierte Pro­duktion und Technisierung waren die Schlagworte, mit denen der Werkbund in der Öffent­lichkeit der späten Weimarer Republik auftrat.7

5 Angelika Thiekötter u.a. , Kristallisationen, Splitterungen. Bruno Tauts Glashaus, Basel u.a. 1993, S. 13. ZurWerkbund-Ausstellung von 1914 allgemein s. Der westdeutsche Impuls 1900-1914. Kunst und Umweltgestaltung im Industriegebiet. Die Deutsche-Werkbund-Ausstellung Cöln 1914, Köln 1984; Wolfram Hagspiel , Die Ausstellung des Deutschen Werkbundes in Köln 1914, in: Wulf Herzogenrath (Hg.), Frühe Kölner Kunstausstellungen. Sonderbund 1912, Werkbund 1914, Pressa 1928. Kommentarband zu den Nachdrucken der Ausstellungskataloge, Köln 1981, S. 37-41.

6 Zur Entwicklung Kölns in diesem Zusammenhang s. insbesondere Ekkehard Mai, Was vorher war - Kunstleben und Ausstellungswesen in Köln vom 19. zum 20. Jahrhundert, in: Der westdeutsche Impuls, S. 23-41.

1 Campbell, Werkbund, S. 221-262; Die Zwanziger Jahre des Deutschen Werkbunds. Hg. vom Deut­schen Werkbund und dem Werkbund-Archiv, Giessen 1982.

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International sichtbarstes Zeichen der Werkbundbemühungen und der mitzugestaltenden Entwicklung der modernen Gesellschaft sollte eine Ausstellung der "Neuen Zeit" sein, die von mehreren Städten, von Reichsregierung und Reichstag sowie Landesbehörden veranstaltet und vom DWB thematisch und gestalterisch bestritten werden sollte. Als Ort der Ausstellung war für 1932 Köln vorgesehen, ihr sollten sich verwandte Veranstaltungen in Frankfurt am Main Stuttgart und Mannheim unterordnen. Hier zeigte noch die Ausstellung von 1914 ihre Wirkung als Meilenstein für die Moderne Produktgestaltung; vor allem jedoch engagierte sich die Kölner Verwaltung unter Konrad Adenauer - bemüht, ihre Stadt als Ausstellungsort von internationalem Rang zu etablieren - um die Verwirklichung der äußerst ehrgeizigen Werk­bund-Pläne. Diese scheiterten schließlich mit der Wirtschaftskrise, die seit 1930 das öffent­liche Leben bestimmte.8 Dennoch behielt Köln- auch über die Zeit der NS-Diktatur und des Krieges hinweg- als Ort der bedeutendsten Werkbund-Ausstellung und des (wenn auch nicht verwirklichten) größten Ausstellungsprojektes des DWB vor 1933 eine für die nach Kriegsende wieder entstehende Werkbund-Bewegung symbolhafte Bedeutung.

"Die Aufgabe ist neu gestellt" - 9 Der Werkbund nach 1945

Die historische wie symbolhafte Bedeutung Kölns für die Werkbündler verhinderte jedoch nicht, dass die zerstörte Domstadt - vom späteren Oberbürgermeister Görlinger als "die Stadt des Werkbundes" bezeichnet - 10 bei der Wiederentstehung des DWB zunächst nur eine untergeordnete Rolle spielte. Die ersten Gründungsinitiativen regten sich im Sommer 1945 in Berlin, Dresden, Halle, München, Stuttgart, Frankfurt und Düsseldorf. 11 Überall waren es ehemalige Bundesmitglieder, die auf der Basis der überkommenen, der Notsi­tuation aber angepassten Werkbundprogrammatik erneut mühsam Kontakte zueinander knüpften; überall auch geschah dies im Umfeld der Wiederaufbaubemühungen, die im Rahmen kommunaler oder staatlicher Verwaltung anliefen oder zumindest von dieser gefördert wurden. Während jedoch die Berliner Gruppe bald von internen Zwistigkeiten, vor allem aber von der unklaren Haltung der sowjetischen Besatzungsmacht aufgehalten wurde, und die In­itiativen in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt letztlich an der rigiden Kulturpolitik der neuen Machthaber scheiterten, entfalteten die Gruppen in West- und Süddeutschland ihre Aktivitäten. Auch hier beengten materielle und rechtliche Restriktionen das Handeln, doch wurden, gefördert durch Verwaltung und Wirtschaft, schließlich München, der Süd­westen, Frankfurt am Main sowie Düsseldorf zu Zentren der neuen Werkbundbewegung. Insbesondere Düsseldorf entwickelte sich zu einem ersten Mittelpunkt. Dies verdankte sich nicht zuletzt der tatkräftigen öffentlichen Förderung, die zunächst von Seiten der Provinz-

8 Campbell, Werkbund, S. 269. 9 Aus der Erklärung des DWB zum ersten Werkbundtag: Wemher Witthaus, Der erste Werkbundtag.

"Nur wer der Aufgabe nicht ausweicht...", in: Rheinische Zeitung 99 (1947), Nr. 68 (23 .8.1947), s. 3.

10 "Robert Görlinger, Ansprache zum Werkbundtag 22.6.1949, S. I, HAStK Ace. 2 Nr. 620. 11 Zum Folgenden vgl. Christoph Oestereich, "'Gute Form' im Wiederaufbau. Zur Geschichte der

Produktgestaltung in Westdeutschland nach 1945", Berlin 2000, S. 41-53.

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Neues Wohnen-die Werkbund-Ausstellung Köln 1949

regierung, dann nach Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) aus der Landes­regierung kam und sich vor allem mit der Person des in Provinz- wie Landesregierung im Kulturbereich tätigen Joseph Busley verband. Entscheidend war jedoch für die Düsseldorfer Initiative die Person ihres Vorsitzenden Hans Schwippert, der seine konzeptionelle Gestal­tungskraft mit rhetorischer und kommunikativer Begabung verband, die zunächst dem sich im September 1945 konstituierenden DWB West-Nord Geschlossenheit und Zielrichtung gab (ehe Schwippert dann von 1950 bis 1963 auch Vorsitzender des DWB-Dachverbandes werden sollte). Auf dieser Grundlage konnte der Kontakt zu den anderen Gruppen ausge­baut werden und mit der Veranstaltung des ersten gesamtdeutschen Werkbundtages im Sommer 1947 im niederrheinischen Rheydt der rheinische Werkbund sich als vorläufig geschäfts­führende Zentrale der Gesamtbewegung empfehlen. Bis Ende 1948 konsolidierte sich der DWB West-Nord organisatorisch und dehnte sich auf jene Städte im Rheinland aus, in denen dem Werkbund nahe stehende Kräfte aktiv waren, wie Essen, Wuppertal und schließlich auch Köln, wo sich im Dezember 1948 nach langem Anlauf eine Gruppe "Köln-Mittelrhein" (als Teil des DWB West-Nord) gründete. Bis dahin hatte auch die Idee einer ersten umfassenden Werkbund-Ausstellung im rheinischen DWB Gestalt gewonnen.

Auf dem Weg zur ersten großen Werkbund-Ausstellung

Von Anfang an, das heißt seit Sommer 1945, war der Gedanke einer Ausstellung integraler, wenn auch nicht immer ausformulierter Bestandteil der Programmatik der neugegründeten Werkbundgruppen. In einer ersten, unter anderem für den Oberpräsidenten der Nordrhein­Provinz gedachten Denkschrift der Werkbund-Initiatoren, wurde die Notwendigkeit betont, "in der durch die Ereignisse der letzten Jahre hoffnungslos und apathisch gewordenen Bevölkerung durch die Wegweisung des Werkbundes den notwendigen Aufbauwillen zu wecken". 12 Im Vordergrund der Werkbundarbeit standen zunächst die organisatorische Konsolidierung, die Kooperation mit Verwaltungen und die Beteiligung an der Reform der Gestalterschulen, der früheren Kunstgewerbeschulen, von denen das Rheinland und das westliche Westfalen eine ganze Reihe aufwies (Aachen, Köln, Düsseldorf, Wuppertal, Essen, Krefeld, Dortmund). Diese Punkte waren grundlegend für die weitere Werkbundarbeit, nur Ausstellungen boten aber die Gelegenheit, die Konzepte werkbundgerechter Produktgestaltung der Öffentlichkeit zu verdeutlichen. Nahe liegend schien zunächst der Versuch, sich an bereits geplanten Ausstellungsprojekten zu beteiligen. Immer im Kontakt mit Wirtschaftskreisen -Wirtschaftsministerium, Industrie- und Handelskammern sowie Unternehmern direkt-, wurde zunächst die Beteiligung an der für 1948 geplanten Rheinisch-Westfälischen Wirtschafts­ausstellung in Düsse1dorf ins Auge gefasst. 13 Versuche des DWB, für die Provinz-, dann

12 Neuschaffung des "Deutschen Werkbundes", o.Verf., o.D. [vor Anfang August 1945], S. 3, Haupt­staatsarchiv Düsseldorf [im Folgenden: HStAD] Bestand NW 60 Nr. 199, Bll . 5-10, hier: BI. 8.

13 Schreiben Schwippert an Witthaus, 16.12.1947, mit Anlagen, HStAD Bestand NW 60 Nr. 198, Bll. 192-195.

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für die Landesregierung des neugegründeten NRW in eine Gutachterposition für die Gestaltung öffentlich geförderter Möbelproduktion zu gelangen und sich der Industrie und dem Handwerk ebenfalls als Gutachter anzudienen, sollten somit flankiert und unterstützt werden.14 Diese Beteiligung konnte jedoch ebenso wenig realisiert werden wie die bereits vor der offiziellen Gründung des DWB West-Nord zur Sprache gebrachte eigene Ausstellung für 1946 mit dem von Schwippert vorgeschlagenen Titel "Armut und Würde", oder die Einrichtung eines eigenen Raumes in Düsseldorf für Ausstellungen vorbildlich gestalteter Produkte.15

Währenddessen hatten in Berlin die in der Senatsverwaltung am Wiederaufbau arbeitenden Werkbündler bereits im Sommer 1946 eine Ausstellung ihrer Aufbauplanungen organisie­ren können- zwar nicht als förmliche "Werkbund-Ausstellung", doch war es faktisch eine Werkbund- (wie auch eine Bauhaus-) geprägte Schau. 16 Auch im Rheinland kamen die Dinge in Fluss: Mitte Mai 1948 wurde in Wuppertal die Schau "Bergische Erzeugnisse aus Industrie und Handwerk" eröffnet, in die der örtliche Werkbund hauptverantwortlich eingebunden war. 17 Ebenso fungierte der Werkbund als Träger der Ausstellung "Internationale Gebrauchs­graphik", die im Herbst 1948 in Düsseldorf stattfand. 18 Doch beiden Ausstellungen wurde innerhalb des DWB wenig Beachtung geschenkt. Der "Gebrauchsgraphik" galt nicht das zentrale Interesse des Werkbundes, und Wuppertal lag - gerade im zerstörten Rheinland - aus Düsseldorfer Sicht noch zu sehr am Rande des Geschehens. Das Hauptaugenmerk der Werkbündler um Schwippert und ihren Geschäftsführer Wemher Witthaus lag auf der Gestaltung von Möbeln und Gebrauchsgegenständen für die Masse der wenig kaufkräftigen Verbraucher, die materielle Kriegsverluste auszugleichen hatten und deren knapper Wohnraum neu einzurichten war. Das von der Möbelindustrie angebotene und auf Ausstellungen präsentierte Angebot war aus Werkbund-Sicht unzureichend. Auch neue Entwurfsideen stießen eher auf Skepsis. Dies wurde im Zusammenhang mit einem von US­amerikanischer Seite ausgelobten internationalen Möbelentwurfswettbewerb deutlich. Aus dem DWB, der an der Annahme und Prüfung der deutschen Wettbewerbsbeiträge beteiligt war,

14 Witthaus, Bericht, Aprill947, HStAD Bestand NW 60 Nr. 198, BI. 202; Notiz Witthaus, 12.4.1947, betr.: Bergarbeiter-Hausrat, ebd., BI. 196; Schreiben Witthaus an Vizepräsident Wandersleb, 17.3.1947, ebd., BI. 199; Werkbundblätter Nr. 2 (Mai 1948), ebd., BI. 188.

15 [Protokoll] Betr.: Werkbundsitzung am 5.9.1945 in Düsseldorf, HStAD Bestand NW 60 Nr. 199, Bll. 21-22; [Protokoll] Werkbundsitzung am 19.9.1945 in Düsseldorf, ebd., Bll. 23-25, hier: BI. 25; Schreiben Witthaus an Busley, 30.30.1948, HStAD Bestand NW 60 Nr. 198, Bll. 178-180; Schreiben Witthaus an Busley, 10.4.1948, ebd., BI. 177.

16 Zur Ausstellung "Berlin plant" s. Johann Friedrich Geist/Klaus Kürvers, Das Berliner Mietshaus. Bd. 3: 1945-1989, München 1989, S. 218-250.

17 Bergische Erzeugnisse aus Industrie und Handwerk. Deutscher Werkbund West-Nord. 22. Mai -20. Juni 1948 im Städtischen Museum Wuppertal, Turmhof. [Ausstellungskatalog]; Günther Ott, Deutsche Werkbundausstellung 1948, in: Wuppertaler Kultur-Spiegel. Mitteilungsblatt für die kulturellen Vereine Wuppertals Nr. 58 (5.6.1948), o.S.; Wolfgang Schepers, Stromlinie oder Gel­senkirchener Barock? Fragen (und Antworten) an das westdeutsche Nachkriegsdesign, in: Klaus Honnef/Hans M. Schmidt (Hg.), Aus den Trümmern. Kunst und Kultur im Rheinland und West­falen 1945-1952. Neubeginn und Kontinuität, Köln/Bonn 1985, S. 117-128, hier: S. 121-122.

18 Monatsbericht [des DWB West-Nord]. November 1948, S. 1, HStAD Bestand NW 60 Nr. 198, BI. 163.

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Neues Wohnen-die Werkbund-Ausstellung Köln 1949

verlautete dazu: "Auf eine Fertigung in großer Stückzahl bei geringem Arbeitsaufwand, auf Sparsamkeit im Materialverbrauch, auf leichte Lagerung und leichten Transport wurde [bei den eingereichten Möbelentwürfen, C.O.] zu wenig Bedacht genommen."19

Was lag für die Werkbündler folglich näher, als die Erarbeitung und Präsentation vorbildlicher Möbel und Einrichtungsgegenstände selbst in die Hand zu nehmen? Erfolg und Wirkung einer regelrechten Werkbund-Ausstellung zeigte zudem etwa die Wanderschau "Die gute Form" des Schweizerischen Werkbundes (SWB ), die seit Anfang 1948 durch zerstörte deutsche Städte zog. 20

Eine Ausstellung für "Jedermann"?

Seit spätestens Anfang November 1948 war die Kölner Stadtverwaltung - zunächst das Nachrichtenamt unter Hans Schmitt-Rost - in die Überlegungen zur Ausstellungsplanung eingebunden,21 die dann Mitte Dezember in die konkrete Vorbereitung mündeten. Für diese richteten DWB und Stadt einen "Arbeitsausschuß" ein, der unter dem Vorsitz von August Hoff die Beigeordneten Schweyer, Wilhelm Steinforth und Max Adenauer sowie die Werkbündler bzw. DWB-nahen Rudolf Schwarz, Hans Schwippert, Erich Köllmann, Toni Feldenkirchen und Josef Haubrich versammelte. Bezeichnenderweise war dieser Ausschuss anfänglich für die "Abteilung Jedermann" zuständig, womit das Ausstellungsprojekt gemeint war. 22 Mit dem Begriff "Jedermann" verbanden die Organisatoren vor allem zweierlei: Der Ausstellung sollte eine programma­tisch eindeutige und allgemein verständliche Ausrichtung gegeben werden, indem sie sich in das von der Verwaltung für Wirtschaft (VfW) der Trizone für 1949 ins Auge gefasste sozial- und wirtschaftspolitische "Jedermann-Programm" einordnete; gleichzeitig war dadurch eher die Möglichkeit einer engen Kooperation mit Land und zentraler Trizonenverwaltung gegeben. Diese Kooperation sollte das Projekt zunächst finanziell absichern helfen. Das unter dem Direktor der Wirschaftsverwaltung Ludwig Erhard erarbeitete "Jedermann­Programm" hatte die seit Herbst 1948 bemerkbar werdenden unangenehmen wirtschaft­lichen und währungspolitischen Folgen der Währungsreform und des darauf folgenden

19 Protokoll. Betr. : Internationaler Möbelwettbewerb, 16.9.1948. Sitzung des deutschen Prüfungsaus­schusses, anwesende Mitglieder: Josef Haubrich, Burga von Wecus (für Stephan Hirzel), Josef Dickerhoff, Ewald Matare, Konrad Rühl, Hans Schwippert, Wemher Witthaus, HStAD Bestand NW 60 Nr. 198, BI. 166. Diesen Wettbewerb gewann der Professor für Architektur an der Hoch­schule für Bildene Künste Berlin, Georg Leowald, der seit 1951 als Lehrer für Industrielle Form­gebung an der Werkkunstschule Wuppertal wirkte.

20 Notiz Witthaus zur Kenntnisnahme an Busley [und Schwippert], 19.2.1948, HStAD Bestand NW 60 Nr. 198, BI. 185.

21 Aktennotiz 8.11 .1948 über eine Erörterung einer Werkbund-Ausstellung zwischen Schwippert und Schmitt am 6.11.1948, HAStK Ace. 148 Nr. 310, BI. 233. Die Gründung der Kölner DWB-Gruppe, an der Schmitt-Rost beteiligt war, lief parallel zu den beginnenden Ausstellungsvorbereitungen.

22 Hauptamt für Wirtschaft und Verkehr der Stadt Köln, 20.12.1948, Niederschrift über die Bespre­chung im Amtszimmer von Herrn Beigeordnetem Dr. Adenauer am 20.12.1948 über die Werkbund­ausstellung für Jedermann, Werkbund-Archiv Berlin [im Folgenden: WB-A] Ordner DWB-Aus­stellung Köln 1949.

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Aufschwungs abzufedern. Insbesondere sich verstärkenden inflationären Tendenzen hatte das "Jedermann-Programm" zu begegnen. Es umfasste in erster Linie preisstabilisierende Maßnahmen auf dem Konsumgütermarkt, wie die Förderung günstiger Importe und Kosten sparender Produktion.23 Indem das Programm der VfW diese preispolitischen Maßnahmen mit einer Förderung des Qualitätsniveaus der produzierten Güter verband, ergaben sich Berührungspunkte zur Zielsetzung des DWB: Die Ausstellungsmacher stellten sich zunächst ausdrücklich in den Dienst der Wirtschafts- und Sozialpolitik der VfW. In ihrem ersten Schreiben an die Frankfurter Verwaltung betonten sie gleichzeitig die auf die Deckung der Grundbedürfnisse zielende Richtung ihrer Bemühungen: "Bei der geplanten Ausstellung geht es um die Herausstellung von Erzeugnissen und Waren zur Befriedigung der einfachen Bedürfnisse des Menschen von heute. Die Veranstaltung will sich in den Kampf stellen, der darum geht, die Minderware durch Wertware zu ersetzen. Wertwaren sind keine Luxusgegenstände. Wert wird gekennzeichnet durch die Vereinigung von: gutem Material [ ... ], materialgerechter Verarbeitung, bester Gebrauchsfähigkeit, guter Form und billigem Preis. Diese Bedingungen müssen auch bei dem Jedermann-Programm erfüllt werden. Gerade in unserer Armut können wir es uns nicht leisten, Gegenstände zu produzieren, die diesen Anforderungen nicht genügen. [ ... ] Es geht auch nicht an, eine mindere Qualität für den Bedarf der Nichtshabenden vorzusehen.[ ... ] Für den Nichtshabenden muß die Finanzierung dann über Sozialbeihilfen, Lastenausgleich u. dergl. ermöglicht werden."24

Musste die Firmierung unter dem Begriff "Jedermann" nur wenige Tage später erst rela­tiviert, letztlich ganz fallen gelassen werden25 (da die wirtschaftliche Stabilisierung im ersten Halbjahr 1949 das gesamte Programm obsolet werden ließ), so blieb es doch bei der wirtschafts­und sozialpolitischen Ausrichtung wie auch bei der engen Kooperation mit Stadt, Land und Wirtschaftsverwaltung. Dort fand der Ausstellungsgedanke großen Anklang, was freilich auch mit hohen Erwartungen an das Projekt verbunden war;26 so stellte Ludwig Erhard den Organisatoren ein Empfehlungsschreiben zur Verfügung, das klarstellte, dass die VfW "mit ihrer vollen Autorität hinter dieser Ausstellung [steht], da sie ihre Bestrebungen für sehr wichtig hält."27 Und in hessischen Werkbundkreisen gewann man aus Kontakten mit der Wirtschaftsverwaltung sogar den Eindruck, "daß man dort mit höchsten Erwartungen auf die Kölner Ausstellung sieht, ja daß man die Entwicklung des Jedermann-Programmes

23 Ludwig Erhard, Wohlstand für alle, Düsseldorf 1957, S. 35-36; Else Meißner, Qualität und Form in Wirtschaft und Leben, München 1950, S. 98.

24 Entwurf 2 eines Schreibens an die Verwaltung für Wirtschaft, Frankfurt a.M., betr. Werkbundaus­stellung Köln 1949, Köln, 17.12.1948, S. I, WB-A Ordner DWB-Ausstellung. Unterstreichung im Original. Vgl. auch: Was will die Werkbundausstellung "Neues Wohnen"?, ohne Verfasser, 9.5.1949, HAStK Ace. 148 Nr. 310, BI. 80.

25 Niederschrift über die Besprechung über die Werkbundausstellung im Hauptamt Wirtschaft und Verkehr der Stadt Köln, 29.12.1948, WB-A Ordner DWB-Ausstellung; Arbeitsausschuß-Sitzung, 1.4.1949, HAStK Ace. 148 Nr. 310, BI!. 155-157.

26 Niederschriften über die Besprechung über die Werkbundausstellung im Hauptamt Wirtschaft und Verkehr der Stadt Köln, 29.12.1948 und 7.1.1949, WB-A Ordner DWB-Ausstellung.

27 Kopie Schreiben Erhard, Verwaltung für Wirtschaft, an Messeamt Köln, 3.1.1949, HAStK Ace. 148 Nr. 310, BI. 202.

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von ihrem Ausgang abhängig machen will."28 Und tatsächlich zeigten sich bei Ausstel­lungseröffnung Spitzen aus Politik und Verwaltung in demonstrativem Schulterschluss mit dem DWB. Unter anderem sprachen der Kölner Oberbürgermeister sowie dessen Vorgän­ger, der nunmehrige Oberdirektor des Verwaltungsrates des VfW, Hermann Pünder. Dieser betonte, dass sich die Zielsetzung der Ausstellung mit dem decke, was seine Partei, die CDU/CSU, die "soziale Marktwirtschaft" nenne.29

Zentrales Anliegen der Ausstellungsmacher war jedoch nicht die Etablierung als Partner von Politik und Verwaltung; "Jedermann" war Programm der Ausstellung wie des Werkbund­wirkens auch ohne ein gleichnamiges wirtschaftspolitisches Projekt öffentlicher Autoritä­ten. Der Befriedigung der Konsumbedürfnisse auch unter Wahrung hoher qualitativer und ästhetischer Ansprüche widmete sich dabei nicht nur der DWB, sondern ebenso gleich gesinnte Kräfte, wie etwa der 1948 wiederentstandene WK-Verband. Dieser ursprünglich 1912 aus der Tradition der Werkstätten-Bewegung und kulturreformerischen Bemühungen von Einrichtungshäusern gegründete "Verein für neuzeitliche Wohnungskunst" verfolgte ebenso allgemeine kulturelle und soziale wie wirtschaftliche Ziele. Im 1949 voll­zogenen Zusammenschluss des WK-Verbandes mit dem "Sozial werk für Wohnung und Hausrat" zur "Arbeitsgemeinschaft WK-Sozialwerk" (WKS) wurden diese Bemühungen um eine Ver­bindung von Ästhetik, Qualität und Sozialpolitik gebündelt und verstärkt. Mit dem Anfang 1949 auf den Markt gebrachten Möbelprogramm WKS 1 - Schränke, Regale, Betten, Tische usw. kleiner Dimension, auf einem einheitlichen Maßsystem beruhend ausbaufähig und qualitativ anspruchsvoll - nahm die Idee der Jedermann-Produktion Gestalt an.3° Konsequenterweise fand dieses Möbelprogramm Einzug in die Kölner Ausstellung. Einfache, relativ kleine, variable, anpassungs- und ausbaufahige, funktionale, qualitativ ge­nügsame (und dabei bezahlbare) Konsumgüter: Werkbundgedanke und "Jederrnann"-Idee kamen hier zur Deckung. Die Werkbundbewegung lieferte das zeitgemäße Konzept und dazu gleich die konkreten Muster. Zur typischen Werkbundausstellung wurde die Veranstaltung durch ihren erzieherischen Impetus; sie sollte Konsumenten wie auch Produzenten (Handwerkern, Unternehmern, Entwerfern) Vorbilder präsentieren, erzieherisch wirken.31 Mit seiner pädagogischen Motivation stieß der Werkbund seiner eigenen Einschätzung nach auf vorherrschende Defizite, denn "gute", "werkbundgerechte" Gestaltung fand nicht von alleine breiten Absatz, zumal - wie die Ausstellungsmacher feststellten - "selbst manche Einkäufer großer Möbelfirmen über die Einstellung der Endverbraucher betrübt seien, da das Publikum nicht unterrichtet sei."32

28 Schreiben DWB Hessen an DWB West-Nord, 14.2.1949, HAStK Nachlaß August Hoff Bestand 1408 Nr. 116.

29 Ansprache Hermann Pünders zur Eröffnung am 14.5.1949, HAStK Ace. 148 Nr. 310, Bll. 34-35. 30 Hans Wichmann, Deutsche Werkstätten und WK-Verband 1898-1990. Aufbruch zum neuen Wohnen,

starkerw. Neuausg., München 1992, S. 146-148, 152, 156-157; s. Presseausschnitt aus der Kölnischen Rundschau von 19.2.1949, HAStK Ace. 148 Nr. 310, BI. 173.

31 Entwurf 2 eines Schreibens an die Verwaltung für Wirtschaft, Frankfurt a.M., betr. Werkbundaus­stellung Köln 1949, Köln, 17.12.1948, S. 2, WB-A Ordner DWB-Ausstellung. S. auch August Hoff/Robert Görlinger, "Leitgedanke" der Ausstellung, 5.1.1949, ebd.

32 Arbeitsausschuß-Sitzung, 28.4.1949, HAStK Ace. 148 Nr. 310, BI. 99-100.

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Mit der Ausstellung eine derartige "Unterrichtung" im Werkbundsinne zu bewerkstelligen, war angesichts der Zusammensetzung des Organisationsgremiums sowie der Anfang Februar 1949 bestimmten Jury problemlosY Auf die Auswahl der Exponate musste größter Wert gelegt werden. Ein Großteil der Stücke kam von Werkbundgestaltem selbst, doch sollte dies keine geschlossene Veranstaltung sein. So sollten ebenso Beispiele guter Formgebung aus dem Ausland gezeigt werden. Galten für. die Auswahl auch Werkbundgrundsätze, so waren Kompromisse trotzdem unumgäng­lich. Bei der seit Bauhaus-Zeiten leidigen Frage der Dekoration von Gebrauchsporzellan kam der Arbeitsausschuss so zum Beispiel "überein, daß zwar das undekorierte [Porzellan] angestrebt, aber anständiges dekoriertes nicht generell ausgeschlossen werden soll."34

Doch es waren weniger Probleme der Auswahl der Exponate als vielmehr Schwierigkeiten, Aussteller aus Industrie und Handwerk sowie vor allem aus dem Ausland zu organisieren, die die Vorarbeiten zu verzögern drohten. Dem heimischen Gewerbe und seinem Fundus an "guter Form" widmete sich der Geschäftsführer des württemberg-badischen DWB, Heinrich König, in ausgedehnten Reisen durch West- und Süddeutschland.35 Während es hier galt, bereits produzierte Waren auszuwählen, sich König zudem an Werkbund-nahen Firmen orientierte, mussten für einen Großteil der Möbelentwürfe aus den Händen von Werkbundgestaltem erst ortsansässige Handwerks- und Industriebetriebe gefunden werden, die die Ausführung- natürlich "Werkbund-gerecht" - übernehmen konnten und wollten. Gleichzeitig bekamen die Organi­satoren das wirtschaftliche Interesse des Handels zu spüren, der in der geplanten Ausstellung eine Konkurrenz zu seiner im April veranstalteten Kölner Möbelmesse sah.36

Abgesichert durch Finanzzusagen von Stadt, Land und der Verwaltung für Wirtschaft, das überregionale Interesse zunehmend auf sich ziehend, getragen vom Engagement der Or­ganisatoren, Entwerferund Hersteller, nach vier Monaten Vorbereitungszeit und neun Tagen des Aufbauens37 eröffnete am 14. Mai 1949 schließlich die erste große Werkbundausstellung nach dem Krieg unter dem programmatischen Titel "Neues Wohnen".

"Neues Wohnen" - Der Werkbund weist die Richtung

Mit dem offiziellen Ausstellungsplakat, einem in seiner Schlichtheit kaum zu überbietenden "Stillleben" mit Möbeln und Blick in den Garten, war selbstverständlich genau das aus­gedrückt, "was die Ausstellung bezweckt; besonders die Verbindung des angestrebten heu­tigen Wohnens mit der freien Natur kommt ausgezeichnet zum Ausdruck." Desweiteren

33 Der Jury gehörten neben der Stadtverordneten Sibylle Hartmann, dem Direktor des Wallraf-Richartz­Museums Leopold Reidemeister und dem Architekten Peter F. Noecker neun Werkbündler an (Hoff, Schmitt, Schwarz, Schwippert, Witthaus, Stephan Hirzel, Günther von Pechmann, J osef Dickerhoff, Carl Wyland) (Arbeitsausschuß-Sitzung, 4.2.1949, HAStK Ace. 148 Nr. 310, BI. 183-185).

34 Ebd. S. auch Schreiben Otto Bartning, DWB Württemberg-Baden, an den Arbeitsausschuß der Werkbundausstellung für Jedermann Köln, z.Hd. August Hoff, 18.2.1949, HAStK Nachlaß August Hoff Bestand 1408 Nr. 116.

35 S. dazu die Reise- und Wochenberichte, ebd. 36 Arbeitsausschuß-Sitzung, 28.4.1949, HAStK Ace. 148 Nr. 310, BI!. 99-100. 37 Wera Meyer-Waldeck, Werkbund-Ausstellung "Neues Wohnen" Köln 1949, in: Architektur und

Wohnform 57 (1948/49), S. 121-128.

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lobte die Jury für die Plakatentwürfe "die neuzeitliche formale Haltung dieses Plakates",38

dessen Entwurf von dem erst kurz als Direktor der Wuppertaler Werkkunstschule amtie­renden Grafiker und Gestalter Jupp Ernst stammte. Rein äußerlich wiesen Ausstellungstitel und Ausstellungsplakat bereits die Richtung, die der DWB und seine Partner intendierten. Beides war Programm, das in die Zukunft wies und sich ebenso auf ältere Vorbilder der Moderne seit den 20er-Jahren wie auf aktuelle, vor allem im Ausland umgesetzte Konzepte des Neuen Bauens und moderner Gestaltung stützte. Nicht nur reine Funktionalität und Schlichtheit waren die gestalterischen Vorgaben, sondern ein Freiheit und Offenheit vermittelndes Wohnumfeld war das propagierte Ideal. Was Titel und Plakat zunächst problemlos idealisieren konnten und als Versprechen und Anspruch verdeutlichten, mußte die Ausstellung selbst einlösen. Ob das gelang, war von Anfang an umstritten. In Deutz waren modern gestaltete Produkte aus allen Bereichen des Wohnens ausgestellt (vor allem ausländische Beispiele lediglich in Abbildungen): Stoffe, Tapeten, Möbel, Ge­brauchsgegenstände wie Bestecke und Service sowie eine kunsthandwerkliche Schau. Vieles entstammte den Produktionsprogrammen der Industrie, den Kern jedoch bildeten als Pro­totypen entworfene und hergestellte Möbel und Einrichtungsgegenstände, die hier zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurden.39

Gerade diese Modelle, die den Weg zum "Neuen Wohnen" zu weisen hatten, zogen die Hauptaufmerksamkeit auf sich. Innerhalb der Ausstellung im Rahmen der "Standardschau" gezeigt, unterstrichen sie den Anspruch der sicheren Wegweisung. In seinem im Katalog der Ausstellung abgedruckten "Geleitwort" betonte der Werkbündler Rudolf Schwarz, General­planer der Stadt Köln, das grundsätzliche Anliegen des Werkbunds, "das menschliche Leben wieder menschenwürdig zu machen." Dazu präsentiere die Ausstellung "Dinge, wie sie jedermann in seiner Wohnung braucht, und sie will zeigen, daß solche Dinge so schön und auch so preiswert sein können, daß der Arme sie sich beschaffen kann. [ ... ]All diese einfachen Dinge, die die Menschen zu einem echten Leben gebrauchen, sollen im Hause des Armen zu ihrer reinen Gestalt kommen, die durch nichts verschönt ist als den eigenen Sinn. [ ... ] Die Arbeit des Werkbundes meint nicht das 'Modische', sondern das Gültige [ .. . ] .' "~0

Für die kritische Öffentlichkeit wiesen die gezeigten Modelle aber gestalterische und konstruk­tive Mängel auf, es fehlte ihnen die praktische Erprobung und die klare preisliche Kalkulation.41

38 Sitzung der Jury für die Plakatentwürfe am 12.3.1949, HAStK Nachlaß August Hoff Bestand 1408 Nr. 116.

39 H. Koch, "Nicht das Modische, sondern das Gültige ... ", in: Der Werkbund in Köln. Sonderbeilage der Kölnischen Rundschau Nr. 56 (14.5.1949), S. 6.

40 Rudolf Schwarz, Geleitwort zur Werkbund-Ausstellung "Neues Wohnen und deutsche Architektur seit 1945" Köln 1949, in der ausstellungsbegleitenden Broschüre (HAStK Ace. 148 Nr. 310, BI!. 67-74, hier: 67-68), auszugsweiser Wiederabdruck in: Zwischen Kunst und Industrie. Der Deutsche Werkbund, Stuttgart 1987, S. 400-402.

41 Wera Meyer-Waldeck, Werkbund-Ausstellung "Neues Wohnen" Köln 1949, in: Architektur und Wohnform 58 ( 1949/50), S. 18-20, hier: S. 18; Alfons Leitl, Kritik und Selbstbesinnung. Ein Nachwort zur Werkbund-Ausstellung "Neues Wohnen" in Köln, in: Baukunst und Werkform 2 (1949), H. 2, S. 57-65, hier: S. 65. S. zur Ausstellung auch Schepers, Stromlinie, S. 122-123; Christian Borngräber, Nierentisch und Schrippendale. Hinweise auf Architektur und Design, in: Dieter Bänsch (Hg.), Diefünfziger Jahre. Beiträge zu Politik und Kultur, Tübingen 1985, S. 223-258, hier: S. 227-228.

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War dies auch der nur kurz bemessenen Vorbereitungszeit geschuldet, so drohte mit der zwischen plakatiertem Anspruch und der Realität des Gezeigten klaffenden Lücke in den Augen der Kritik das Scheitern der Ausstellung. Die "Standardschau" wurde als Provisorium gesehen, die "der Wortbedeutung nach nicht am Anfang, sondern auf dem Höhepunkt einer Entwicklung gezeigt werden [sollte]. Es fehlt noch die lange organische und logische Entwicklung, ohne die eine Höchstleistung nie erreicht wird. Bei den meisten Besuchern herrscht die Auffassung vor, daß hier ein unumstößliches Evangelium gepredigt wird. Dieses ist ein Irrtum, der leicht nicht beabsichtigte Folgen nach sich ziehen kann", wie in Fachkreisen kritisch angemerkt wurde.42

Trotz der Kritiken, die neben dem Provisorischen und Unausgereiften eine allzu große, den Konsumentenwünschen entgegenlaufende gestalterische Bescheidenheit und mangelnde Durch­setzungskraft der Jury gegenüber Firmeninteressen negativ verrnerkten,43 wurde das Bemühen des Werkbunds grundsätzlich anerkannt. Die Ausgangssituation für den DWB wurde als durch­aus schwierig gesehen. Nach Jahren der Behinderungen einer freien Entfaltung moderner Ge­staltung und der Abschottung von der internationalen Entwicklung konnte es nur zwei Anknüp­fungspunkte geben: vereinzelte Kräfte einer heilgebliebenen Tradition der Modeme im eigenen Land sowie Beispiele der ungebrochenen Entwicklung aus dem Ausland. Das gezeigte Bild­material aus Frankreich, Großbritannien, der Schweiz und den USA sowie die ausgestellten schwe­dischen Möbel beeindruckten stark. Um so deutlicher wurden die Schwierigkeiten, die deutsche Bemühungen haben mussten, moderne Gestaltung neu zu etablieren.44

Wiederholt stellten die Werkbündler ihre Schau in die Tradition der Ausstellung von 1914, teils auch die von 1929 (in Breslau: "Wohnen und Werkraum").45 Erst mit diesem für Außenstehende allzu hoch geschraubt wirkenden Anspruch geriet der DWB trotz des öffent­lichen Bewusstseins der Schwierigkeiten seines Unterfangens in Rechtfertigungszwang. Angesichts der Kritiken, die statt "Gültigem" eher ,,Provisorisches" und Unausgegorenes entdecken wollten, zogen sich die Werkbündler auf die Position des Tastenden, Experimentierenden und erste Zeichen Setzenden zurück. Timen ging es in einer Replik auf die öffentliche Kritik um eine "Übersicht [ .. ] über den Werkbundgedanken als solchen in seiner sichtbaren Anwendung[,] und [ ... ] was im Sinne dieses Gedankens überhaupt noch oder besser schon wieder vorhanden ist. ''46 Robert Görtinger

42 E. v.d. Heide, Gedanken zur deutschen Werkbundausstellung in Köln 1949, in: Das Deutsche Malerblatt 20 (1949), S. 294-297, hier: S. 295.

43 Wemher Witthaus, Ein Bauhaus-Tapeten-Pavillon auf der dwb-Ausstellung Köln, in: Architektur und Wohnform 57 (194811949), S. 129-131; M. Ott, dwb. Neues Wohnen. Werkbundausstellung Köln 1949, in: Graphik 2 (1949), S. 377-381.

44 Was in den Messehallen zu sehen ist, in: Westfalen-Zeitung (Bielefeld), 14.5.1949; Meyer-Wal­deck, Werkbund-Ausstellung (1948/49).

45 [Hermann] Blo[meier], Werkbund-Nachrichten, in: Bauen und Wohnen 4 (1949), S. 288; St., Neues Wohnen - neues Bauen - neue Kunst. Die Kölner Sommer-Ausstellungen I 949, in: Beilage der Allgemeinen Kölnischen Rundschau, 22.4.1949; Carl Oskar Jatho, Zwei Höhepunkte aus der Geschichte des Werkbundes. Auszug aus der Rede am Werkbund-Tag 1949 in Köln, in: Bauen und Wohnen 4 (1949), S. 385-386; Meyer-Waldeck, Werkbund-Ausstellung (1949/50), S. 20. S. dazu die Warnung der konservativen Architekturzeitschrift "Baumeister": "Auf der Folie des großen Erfolges der letzten Kölner Werkbundausstellung des Jahres 1914 [ ... ] wird es nicht leicht sein zu bestehen." (Werkbundausstellung in Köln, in: Baumeister 46 (1949), S. 299)

46 Was will die Werkbundausstellung "Neues Wohnen"?, o.Verf., 9.5. I 949, HAStK Ace. 148 Nr. 130, BI. 80.

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betonte in seiner Ansprache vor dem im Rahmen der Ausstellung stattfindenden Werkbundtag, die Kritiker der Ausstellung hätten "gar nicht verstanden, worauf es uns ankam. Der Werkbund ist ein geistiges Prinzip. Wrr wollten Grundsätze demonstrieren, wir wollten nicht eine Schau von Großartigkeiten vorführen. [ ... ] Was der Werkbund will, ist jedenfalls durch die Ausstellung aus­gedriickt. Der Werkbundgedanke, dieses kritische Gewissensprinzip, ist wieder in der Welt. Kein Hersteller von Gebrauchsgegenständen kann von heute ab mehr sagen, er hätte es nicht besser gewußt. Wer heute noch Kitsch und hohlen Prunk fabriziert, der tut es schuldhaft, wider besseres Wissen und keineswegs in gutem Glauben. Und darum mußten wir auch diese Ausstellung unbedingt in diesem Jahre machen und konnten nicht bis zum nächsten warten. Jetzt fängt die Wrrtschaft an auf vollen Touren zu laufen und darum müssen auch gerade jetzt die möglichen Irrwege angezeigt werden.'47

An Inwegen war- nach der sich selbst betont elitär verstehenden Werkbundmeinung - 48 die Entwicklung der Produktgestaltung im Nachkriegsdeutschland durchaus nicht arm. Neben beklagenswerten Beispielen, die das Konsumgüterangebot allgemein dominierten, waren auch repräsentative Ausstellungen nicht gefeit davor, sich von modernen Gestaltungsgrundsätzen zu entfernen. Dabei war es vor allem die erste westdeutsche Exportschau in New York im selben Jahr, die in modern orientierten Kreisen angesichts der gezeigten Auswahl deutscher Konsum­güter auf helle Empörung stieß. Kritische Töne kamen gar aus Bundestag und Bundesregierung, die sich - gedrängt vor allem vom DWB - alsbald (1951152) auf die Errichtung des ,,Rat für Formgebung" beim Bundeswirtschaftsministerium einigten, um derartigen repräsentativen Ausstellungen eine gestalterisch modernere, anspruchsvollere und damit der internationalen Konkurrenzsituation angemessenere Form zu geben.49

Galt auch in Werkbundkreisen für die Folgezeit die Kölner Ausstellung eher als Beispiel, wie man es nicht mehr machen sollte, so vermochten die Kölner Veranstalter doch in schwieriger Zeit, Zeichen zu setzen. Dies wird ebenso deutlich in der Zusammenschau der Ausstellungen ,,Neues Wohnen" und ,,Deutsche Architektur nach 1945". Letztere wurde parallel geplant, ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Kölner Verwaltung vorbereitet und darüber hinaus vollständig von Werkbündlern konzipiert. Unter der Leitung des zunächst in Rheydt, dann in Trier wirkenden Architekten Alfons Leitl war es die Redaktion der Zeitschrift ,,Baukunst und Werkform"- Gründer, Chefredakteur und Herausgeber war Leitl-, die die Jury stellte und damit der programmatischen Architektur- und Städtebauschau ihre Prägung gab. Mit Richard Döcker, Egon Eiermann, Hugo Häring, Werner Hebebrand, Rudolf Schwarz, Otto Ernst Schweizer, Hans Schwippert und anderen versammelte die Jury moderne Architekten der ersten Garde.50 Mehr noch als bei der eigent-

47 Robert Görlinger, Ansprache zum Werkbundtag, 22.6.1949, S. 2-3, HAStK Ace. 2 Nr. 620. S. auch Leitl, Kritik, S. 61-65.

48 C[arl].O[skar ].J[atho]., Der Werkbund stellt aus. Zum Auftakt in Köln, in: Rheinische Post (14.5.1949). 49 Zum Rat für Formgebungs. Designkultur 1953-1993. Philosophie, Strategie, Prozeß. Hg. vom Rat

für Formgebung, Frankfurt a.M. 1993. Umfassend Oestereich, "Gute Form", S. 283-302. 50 Ankündigung der Ausstellung Deutsche Architektur seit 1945 (14.5.-30.6.1949), in: Baukunst und

Werkform 2 (1949), H. I, S. 20; s. auch das Faltblatt der Ausstellung: Köln 1949. Werkbundaus­stellung Neues Wohnen. Deutsche Architektur seit 1945. Deutsche Malerei und Plastik der Ge­genwart. 14. Mai bis 3. Juli, o.O. o.J. [Köln 1949]. Zu Leitl s. Johannes Busmann, Die revidierte Moderne. Der Architekt Alfons Leitl 1909-1975, Wuppertal 1995 (Diss. Wuppertal 1993), zur Ausstellung insbesondere S. 68-69.

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Iichen Werkbundausstellung handelte es sich hier- wie Leitl, Kritik zurückweisend, formu­lierte - "nicht um eine allgemeine Ausstellung, sondern bewußt um eine an bestimmte Architekten, über deren qualitätsmäßige Eignung keine Zweifel bestehen, gerichtete Aufforderung, sich an einer Deutschen Architektur-Ausstellung zu beteiligen."51 War die Form der Präsentation - ausgestellt wurden fast ausschließlich Fotografien von Bauten -auch wenig geeignet, ähnlich große Besucherzahlen wie "Neues Wohnen" (ca. 40-50.000 Besucher insgesamt)52 zu erzielen, so fügten sich beide doch in die ehrgeizige allgemeine Werkbundprogrammatik ein.

Umbruch in der Wohnkultur- Die Moderne fasst Fuß

Mit den ersten Ausstellungen unter Beteiligung des Werkbundes - etwa Düsseldorf und Wuppertal 1948- und der Wanderausstellung des SWB "Die gute Form", dann vor allem mit der Kölner Schau von 1949 setzte eine allmählich wachsende Welle von Ausstellungen und Veranstaltungen zu Produktgestaltung und Wohnkultur ein. Der DWB beteiligte sich an "Die gute Form"53 sowie an der Ausstellung "Wie wohnen?", die 1949/50 von Süd­westdeutschland aus ebenfalls durch mehrere Städte zog. 54 Derartige Ausstellungen unter­lagen zudem einer verstärkten Institutionalisierung im Rahmen von Sonderschauen (etwa der Hannovermesse) und auch in Form der seit Anfang der 50er-Jahre entstandenen Wohnberatungsstellen, die "gute" Gestaltung den Verbrauchern nahe bringen wollten. Damit hatte auch zaghaft die Ausstellung "Neues Wohnen" begonnen. Im Engagement der Re­ferentin für Hauswirtschaft der VfW, Martha Bode-Schwandt, spätere Frauenreferentin im Bundeswohnungsbauministerium, bei der Ausstellungsvorbereitung wurde bereits die sich später entwickelnde Kooperation zwischen Regierung (im Bund ebenso wie in einigen Ländern) und Reformern (DWB ebenso wie Verbraucherorganisationen und Genossenschaften) im Bereich der Verbrauchererziehung angedeutet.55

51 Hauptamt Hochbau-Sitzung, 7.4.1949, WB-A Ordner DWB-Ausstellung. 51 Görlinger, Ansprache zum Werkbundtag, S. 2, Ace. 2 Nr. 620. 53 Bericht des DWB West-Nord, Mai 1950, S. 2-3, WB-A Ordner Protokolle; Walther Schmidt, Die

Schweizer Werkbundausstellung in Zürich, in: Bauen und Wohnen 5 (1950), S. 454-457. 54 "Wie wohnen?" zeigte Ergebnisse eines vom württemberg-badischen Wirtschaftsministerium, der

Forschungsgemeinschaft "Bauen und Wohnen" und dem regionalen Werkbund ausgelobten Wett­bewerbs "zur Erlangung von Entwürfen für einfache, raumsparende Möbel". S. dazu Heinrich König, Ausstellung "Wie wohnen?" in Stuttgart, in: Architektur und Wohnform 58 (1949/50), S. 75-96, hier: S. 75; Walther Häussermann, Wie wohnen? Ein Rundgang durch die Stuttgarter-Karlsruher Ausstellung, in: Baumeister 47 (1950), S. 79-81, 98-99. Auf der Industrie-Ausstellung im Oktober 1950 in Berlin richtete der DWB eine Abteilung in Zusammenarbeit mit der Möbelindustrie ein, die einen kommerziellen Erfolg des DWB-Möbelprogramms nach sich zog (G. F., Monat der Ausstellungen in Berlin, in: Baumeister 47 (1950), S. 822; ders., Gedächtniskirche, Werkbund und Bauhäusler, in: ebd. 48 (1951 ), S. 120).

55 Martha Bode-Schwand!, "Zeitgemäßes Wohnen" mit den Augen der Hausfrau gesehen [Text zur Ausstellung], HAStK Ace. 148 Nr. 310, Bll. 68-69. Zu den Wohnberatungsstellen s. Adelheid von Saldem, Häuserleben. Zur Geschichte städtischen Arbeiterwohnens vom Kaiserreich bis heute, Bonn 1995, S. 301-309; Oestereich, "Gute Form", S. 340-357.

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Zunächst lag der Schwerpunkt der Ausstellungen zur "Guten Form" weiterhin auf der Verbindung von gestalterischem und sozialem Anspruch (wie er etwa im Titel der Ham­burger Ausstellung "Sozialer Möbelbau" von 1950 deutlich wurde)56 - immer im Rahmen des Konzeptes einer umfassenden Modernisierung der gestalteten Umwelt. Architektur, Städtebau und Produktform waren die Instrumente dieser Modernisierung. "Das Fließende, Leichte, Durchsichtige, Aufgelöste", formulierte es der ehemalige Bauhäusler und nunmehrige Leiter des Zürcher Kunstgewerbemuseums Johannes Itten anlässlich einer SWB-Ausstel­lung, "ist Kennzeichen eines neuen Lebensgefühls, das sich in unserer Ausstellung in der architektonischen Gesamthaltung wie in einzelnen Möbeln, Stühlen, Textilien und in der Graphik abzeichnet. [ ... ] Minimisierung [!] ist Inhalt obersten und tiefsten Suchens, und am Ende steht als Ziel: Existenzminimum im Materiellen und maximale Vergeistigung! Wir sind unterwegs und hoffen, den Weg nicht zu verlieren."57

Das ebenso pragmatische wie visionäre Konzept der Modernen erhielt im Laufe der 50er­Jahre angesichts von Bauboom und expandierendem Konsum zwar Auftrieb und Bestäti­gung, der Umbruch in Wohnkultur und Produktgestaltung insgesamt entwickelte sich dynamisch.58 Doch mit der Aufnahme, die ihr Gestaltungskonzept in der Wirtschaft zu­nehmend fand, änderte sich auch sein Wesen- weg vom Anspruch des mit der Produktform auch Mensch und Gesellschaft verändern wollenden Konzeptes, hin zum Primat des Wirtschaftlichen und Technischen als Gestaltungsfaktor wie Lösungsweg für gesellschaft­liche Probleme. Diese Entwicklung spiegelte sich auch in den Ausstellungen zur Produkt­gestaltung, die in den späteren 50er-Jahren einen wahren Boom erlebten. Längst schon ging es nicht mehr um die Gestaltung des "materiellen Existenzminimums", wie sie Schwippert, Schwarz und Itten zunächst noch vertraten. "Von Not will kein Mensch etwas hören", stellte Leitl bereits kurz nach der Kölner Ausstellung fest. 59 Und gerade der sich rasch in immer mehr Bereichen entwickelnde Überfluss machte es den Werkbündlern, den Modernen, dann auch den Funktionalisten der seit Mitte der 50er-Jahre Einfluss gewinnenden Ulmer Hochschule für Gestaltung leichter, ihre Gestaltungsgrundsätze sowohl formal (also die Produktform betreffend) als auch methodisch (also den Gestaltungsprozess: die Integration der gestal­tenden Arbeit in Produktion und Vertrieb, ihre Loslösung von künstlerischer Dominanz betreffend) durchzusetzen. Die Verwirklichung auch inhaltlicher Ansprüche, etwa ethischer oder sozialer, rückte, wie erwähnt, in immer weitere Ferne- um es mit Itten zu formulieren: Die "Kennzeichen eines neuen Lebensgefühls" setzten sich zwar durch, nicht aber materielles "Existenzminimum" und "Vergeistigung". Das Dilemma wurde bereits während der Kölner Ausstellung offen-

56 Unter anderem unter Beteiligung des WK-Verbandes, s. Heinrich Härle, Der soziale Möbelbau, in: Bauen und Wohnen 5 (1950), S. 335-340.

57 Johannes Itten, Die Werkbund-Ausstellung im Kunstgewerbemuseum Zürich, in: Werk 37 (1950), S. 226-228, hier: S. 228.

58 Zu der allgemeinen Entwicklung s. Gert Seile, Geschichte des Design in Deutschland, Frankfurt a.M./New York 1994; ders., Das Produktdesign der 50er Jahre: Rückgriff in die Entwurfsgeschichte, vollendete Modernisierung des Alltagsinventars oder Vorbote der Postmoderne?, in: Axel Schildt/ Arnold Sywottek (Hg.), Modernisierung im Wiederaufbau. Die westdeutsche Gesellschaft der 50er Jahre, Bonn 1993, S. 612-624; Schepers, Stromlinie; Oestereich, "Gute Form".

59 Leitl, Kritik, S. 61.

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bar. Wie 1914 so nutzte auch nun der Werkbund die Gelegenheit seiner großen Ausstellung, um sich zu einer (seit 1949 wieder einmal jährlich stattfindenden) Tagung zu versammeln. Wenn auch anders als damals nun eine bedeutende, in ihrer Wirkung über den Werkbund­kreis hinausgehenden Debatte ausblieb, so sahen die Werkbündler sich doch vor erhebliche Aufgaben gestellt, die durchaus kontrovers diskutiert wurden: Die Vereinsstruktur hatte sich noch nicht landesweit konsolidiert, die Kritik an der Ausstellung musste verarbeitet, neue Projekte mussten in Angriff genommen werden. Die interne Kritik am Kötner Unternehmen beschönigte nichts. Heinrich König - selbst an der Organisation der Ausstellung beteiligt gewesen - nannte "[d]as Ganze eine Improvisation und keine planvolle Gestaltung". 60

Öffentliche und interne Kritik verstärkten die Unsicherheiten beim DWB, was er als "Bund der besten Kräfte" (Leitl) in der bereits Ansätze einer dynamischen Entwicklung zeigenden Notzeit noch zu vertreten hatte.61 Die Kötner Ausstellung konnte nach Meinung der in­ternen Kritiker darauf keine Antwort sein - sie konnte lediglich als erste Demonstration neuer (wenn auch noch eingeschränkter) Handlungsfähigkeit dienen. Letzteres galt vor allem für den rheinischen Werkbund, der sich zunächst als geschäftsführende zentrale "vorläufige Verbindungsstelle" der DWB-Gruppen aller vier Zonen etablieren konnte,62

ehe sich im Herbst 1950 im Oberbayerischen Kloster Ettal der DWB e.V. als Dachorganisation der Werkbundgruppen Westdeutschlands und West-Berlins konstituierte.63

Bis dahin hatte die Werkbundbewegung neben Bayern, Hessen, Württemberg und Baden vor allem im Rheinland ein lebendiges Zentrum entwickelt. Mit der Etablierung eines staatlichen Rahmens der Westzonen und einer damit möglichen DWB-Dachorganisation verschoben sich die Akzente im DWB. Wichtiger aber wurden andere Kräfte, die die Gestaltungsentwicklung verstärkt bestimmen sollten: wirtschaftliche Interessen vor allem der Industrie, neue Impulse imAusbildungsbereich, das Zusammenwirken von Kunst, Technik und Wissenschaft, das Engagement auch staatlicher Instanzen. In allen Bereichen waren jedoch Werkbündler maßgeblich beteiligt. Für die dynamische Entwicklung der Produktgestaltung während des Wiederaufbaus spielte der Werkbund eine zentrale Rolle. Ihm kommt vor allem eine initiatorische Bedeutung zu. Die Köln er Werkbundausstellung diente ihm dabei in erster Linie als Selbstvergewisserung, dann auch als erster Versuch einer Wegweisung - so vage sie auch sein mochte - in dem sich beschleunigenden kulturellen und wirtschaftlichen Wiederaufbau. Zusarnrnen mit der SWB-Schau "Die gute Form" und der Ausstellung "Wie wohnen?" markierte die Kölner Ausstellung den Anfangspunkt einer Welle von Ausstellungen zur Produktgestaltung, die die öffentliche Präsenz moderner Form in der Zeit des Wiederaufbaus, über deren eigentli­che Marktposition weit hinausgehend, mitbestimmen und die voranschreitende gesellschaft­liche Moderniserung begleiten sollte.

60 Protokoll Werkbundtag, 22. und 23.6.1949 auf Schloß Alfter, S. 5, WB-A Ordner Werkbund-Tage 40er/50er Jahre.

61 Leitl , Kritik, S. 58. 62 Sachbericht zum Protokoll der Hauptversammlung des DWB West-Nord am 24.6.1949 in Köln,

WB-A Ordner DWB e.V. Protokolle 1947-1956. 63 S. dazu Oestereich, "Gute Form", S. 57-62.

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