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Chronischer Husten: kein banales Problem
OA Dr. M. PetrovicKrankenhaus Hietzing, Abteilung für Atmungs- und LungenerkrankungenStellvertretender ärztlicher Leiter, ambulante pneumologischeRehabilitation Therme Wien Med
Karl Landsteiner Institut für Klinische und Experimentelle Pneumologie
Husten
Chronischer Husten
Diagnostische HerausforderungDauer:
länger als 8 Wochen
Epidemiologie des Hustens
• Husten ist der häufigste Grund einen Arzt aufzusuchen
• Die Ursache des Hustens ist in 95% der Fälle banal und selbstlimitierend
• In 4% der Fälle ist Husten Symptom einer behandlungsbedürftigen
Erkrankung
• In 1% der Fälle ist Husten das einzige Symptom einer tödlichen Erkrankung
Chronischer Husten: Diagnostik
Basisdiagnostik
Anamnese
• Dauer
• Hustencharakteristik• Trocken? Produktiv? Sputumfarbe?• Tageszeit, nächtliches Erwachen?• Abhängig von Körperposition?
• Andere Symptome• Fieber• Atemnot• Schmerzen• Gewichtsverlust
Chronischer Husten: Diagnostik
Basisdiagnostik
• Raucheranamnese • Bekannte Allergien • Exposition gegenüber anderen inhalativen Noxen• Refluxbeschwerden (Sodbrennen, Aufstoßen)• Familienanamnese (z.B. Allergien, Asthma) • Umgebungsanamnese (z.B. Pertussis, Tuberkulose) • Medikamentenanamnese• Komplizierende Begleitsymptome (Hämoptysen, Heiserkeit, Stridor)
Status
• Schmerzen
• Perkussion• HSKS• Dämpfung
• Auskultation• Giemen• Rasseln• Knistern
• Inspektion von Mund und Rachen
• Palpation des Abdomens
• Beinödeme
Ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung
und systematisches diagnostisches Vorgehen
ermöglichen in bis zu 90% der Fälle eine
Diagnosestellung !
Chronischer Husten Lungenröntgen
Ursachen des chronischen Hustens
„intrathorakal“
• Asthma bronchiale
• COPD
• Bronchiale Hyperreagibilität
• Kardiale Insuffizienz
• Bronchus CA
• Tuberkulose
• ILD
„extrathorakal“
• GERD
• UACS
• Medikamente
• Keuchhusten
• Unklare Ursache
Asthma bronchiale- Definition
Das Asthma bronchiale ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch bronchiale Hyperreaktivität und eine variable
Atemwegsobstruktion gekennzeichnet ist
Anamnese
• Wiederholte anfallsartige Attacken von Husten, Atemnot und/oder Giemen?
• Saisonale Beschwerden?
• Häufige „Verkühlung“?
• Nächtlicher Husten?
• Beschwerden NACH der Belastung?
• Auskultatorisch Giemen, verlängertes Exspirium
Diagnostisches Vorgehen
Funktionelle Diagnostik
Spirometrie inkl. Reversibilitätstest:
• Obstruktion gut reversibel:
(Δ FEV1 >15 %), variabel, episodisch
Behandlungsziel: Asthma Kontrolle
1. GINA: Global Initiative for Asthma Mod. nach: Global Initiative for Asthma, GINA Report. Global Strategy for Asthma Management and Prevention.
GINA : Asthma Therapie
COPD
• progrediente, nach Gabe von Bronchodilatatoren nicht vollständig
reversible Atemwegsobstruktion
• assoziiert mit einer abnormen Entzündungsreaktion
• zusätzlich extrapulmonale Auswirkungen, die zum Schweregrad der
Entzündung beitragen können
• Der Begriff COPD umfasst eine symptomatische und funktionelle
Beeinträchtigung der Lunge
mit den Leitsymptomen:
obstruiert/ dauerhaft
verengt
Normal
Mit ver-mehrtem Schleim bedeckt
Diagnostisches Vorgehen
Anamnese
• Nikotinabusus/Exposition
• Chronischer Hustenintermittierend / ständig
• Chronische Sputumproduktion
• Dyspnoepersistierendprogredient
Auskultatorisch Giemen, verlängertes Exspirium
Funktionelle Diagnostik
Obstruktion nicht voll reversibel, progredient
COPD Therapieempfehlung
Medikamenten induzierter Husten
• ACE Hemmer, ß Blocker, NSAR
• Amiodaron, MTX, Sulfonamide
Therapie:
Auslassversuch bzw. Umstellung der Medikation
GERD
• Refluxbeschwerden:
Sodbrennen und Aufstoßen
Schluckstörungen, Brustschmerz, Mundgeruch, Globusgefühl, Räuspern, Heiserkeit und Hypersalivation
trockener, nicht-produktiver Husten mit nächtlicher oder postprandialerKomponente
Husten auch häufig ohne gastrointestinale Beschwerden
GERD - Therapie
• PPI
• Essverhalten
• Alkohol
• Nikotin
• Liegeposition
UACS (Upper Airway Cough Syndrome)
• Häufiges Räuspern
• Pflastersteinartige Struktur des Oropharynx
Sinusitis: Schleimstraße an der Rachenhinterwand,
klopfschmerzhafte NNH, Kopf- und Gesichtsschmerzen, purulentes Nasensekret
Rhinitis: Rhinorrhoe, gerötete Augen, behinderte Nasenatmung
UACS (Upper Airway Cough Syndrome)
• Therapie:
topische Kortikosteroide, schleimhautabschwellende Nasentropfen
Bronchiale Hyperreagibilität
• Anhaltender trockener Husten, häufig nach einem Infekt der
Atemwege
• Kein asthmatypischer Auskultationsbefund
• Dyspnoe selten
• Guter Allgemeinzustand
• Kein Fieber
• Keine HNO-Symptomatik
Bronchiale Hyperreagibilität
• Spirometrie: Lungenfunktion unauffällig
• Therapie mit inhalativen Kortikosteroiden
Bei fehlendem Ansprechen auf Kortikosteroide nach 6 Wochen
Überweisung zum Pulmologen
Chronischer Husten weiterhin bestehend?
Husten ungeklärter Ursache
• Trotz differenziertem diagnostischem Vorgehen und spezifischen therapeutischen Maßnahmen bleibt bei ca. 10-40% der Hustenpatienten die Ätiologie des chronischen Hustens ungeklärt
• Überempfindlichkeit der Hustenrezeptoren ?
• Interdisziplinäre Therapieansätze (u.a. Physiotherapie, Logopädie, Psychotherapie) können hilfreich sein