dares and dracontius

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Dares und Dracontius über die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges Author(s): Willy Schetter Reviewed work(s): Source: Hermes, 115. Bd., H. 2 (2nd Qtr., 1987), pp. 211-231 Published by: Franz Steiner Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/4476563 . Accessed: 25/06/2012 21:02 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. Franz Steiner Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Hermes. http://www.jstor.org

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Page 1: Dares and Dracontius

Dares und Dracontius über die Vorgeschichte des Trojanischen KriegesAuthor(s): Willy SchetterReviewed work(s):Source: Hermes, 115. Bd., H. 2 (2nd Qtr., 1987), pp. 211-231Published by: Franz Steiner VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/4476563 .Accessed: 25/06/2012 21:02

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WILLY SCHETrER: Dares und Dracontius etc. 211

passend26 und grammatisch einwandfrei, wenn man von der leichten Inkon- gruenz absieht. Auch diese ist aber kein ernsthaftes Hindernis. Seneca folgt hinsichtlich der Kongruenz allgemein recht streng den Gepflogenheiten der klassischen Prosa27. Schon dort gilt aber die Regel, daB bei mehreren sachli- chen (bzw. abstrakten) Subjekten das Pradikat sich vorwiegend nach dem nachststehenden Wort richtet und dementsprechend meist im Singular steht 28. Beriicksichtigt man weiter, daJ3 die Worte usus... et conspectus durch die Zwischenstellung von nobis illorum auffallig voneinander getrennt sind, so kann die Kongruenz des Pradikats mit dem nachststehenden Subjekt noch we- niger uberraschen. Unter diesem Aspekt besteht also kein AnlaB, der einfach- sten und altesten Losung fur das Problem, das uns die Handschriften bieten, zu miBtrauen. Das simple et conspectus verdient vor den kunstlichen Vorschla- gen von HAASE und SCHULTESS in jeder Hinsicht den Vorzug.

Bochum WILHELM KIERDORF

26 In epist. 35, 3 verbindet Seneca conspectus et praesentia et conversatio habet aliquid vivae voluptatis (vgl. ad Polyb. 17, 4 conspectum conversationemque).

27 A. BOURGERY, Seneque prosateur, Paris 1922, S. 308. 28 KOHNER-STEGMANN I 49ff. mit zahlreichen Beispielen; J. LEBRETON, ttudes sur la langue

et la grammaire de Ciceron, Paris 1901, S. 2, spricht im Hinblick auf die Verbindung mehrerer Ab- strakta von einer >>regle presque absolue(. - Vgl. bei Seneca z. B. epist. 35, 3 (zitiert ob. Anm. 26); vit. beat. 5, 2 (Pradikat vorangestellt); 8, 6; 25, 8 (PrAdikat steht am Schlu13).

DARES UND DRACONTIUS UBER DIE VORGESCHICHTE DES TROJANISCHEN KRIEGES

1.

In seinem Epyllion 'De raptu Helenae' (Romulea 8) hat Dracontius die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges neu erzahlt. Der bis zu den 'Kyprien' zuruckreichenden mythologischen Tradition gehort das in der Exposition (31- 60) thematisierte Parisurteil an. Die anschlief3ende Erzahlung von der An- kunft des (nach seiner Geburt ausgesetzten und unter Hirten auf dem Ida auf- gewachsenen) Paris in Troja und von seiner Aufnahme in die konigliche Fami- lie (61-212) gestaltet eine beruhmte Sage neu. Sophokles und Euripides hatten sie in ihren Alexandrosdramen, spater Ennius im 'Alexander' und (nach Ser- vius zu Aen. 5, 370) Nero in seinen 'Troica' behandelt'. Dagegen entfernt

1 Dazu J. DAVREUX, La legende de la prophetesse Cassandre d'apres les textes et les monu- ments, Paris 1942, 76ff.; R. A. COLES, A New Oxyrhynchus Papyrus: The Hypothesis of Euripi- des' Alexandros, BICS Suppl. 32, London 1974, 30f.; R. M. AGUDO CuBAs, Dos epilios de Dra- concio: 'De raptu Helenae' e 'Hylas', CFC 14, 1978, 263-328, ebd. 295-299.

14*

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212 WILLY SCHETTER

sich der weitere Verlauf des Gedichts zunehmend von der herkommlichen my- thologischen Uberlieferung.

Kaum ist Alexander/Paris in die konigliche Familie aufgenommen worden, als er auch schon auf groB3e Taten sinnt (217ff.):

uix uiderat aulam regis, et Iliacas quaerit per litora puppes: Aegaeum sulcare fretum iam mente parabat.

Priamus weiB zunachst nicht, wie er diesen tatendurstigen Sohn beschaftigen soll (223): nusquam bella paro, regnum sub pace guberno. Doch dann fallt ihm zur rechten Zeit seine Schwester Hesione ein, die bei der (ersten) Eroberung Trojas durch Herakles dem Telamon von Salamis als Kriegsbeute zugefallen war (224ff.):

sed si torpor iners pudor est et turpe uacare credis, Alexander, certe legatus adesto et Telamona ducem conuentum exposce sororem Hesionen mox, nate, meam: captiua tenetur me regnante soror.

Freilich soll Paris nicht allein reisen, sondern von drei erfahrenen Beratern be- gleitet werden (240 f.): Antenor, Polydamas erunt iuuenisque Dionae / Aeneas cognatus adest.

Wahrend des Aufenthalt auf Salamis tritt der von Priamus zum legatus er- nannte Paris allerdings vollig in den Hintergrund. Es ist Antenor, der Hesiones Ruckgabe fordert (261-284). Es ist Polydamas, der mit einlenkenden Worten (328-348) die sich in einer emporten Drohrede (292-326) entladende Indigna- tion des Telamon beschwichtigt, der - wie sich erst in dieser Episode heraus- steilt - schon vor langem Hesione geehelicht und mit ihr einen Sohn, den be- reits im Junglingsalter stehenden Ajax, hat. Es ist Aeneas, der am Tag der Ab- reise die Abschiedsworte spricht (373-378). Von Paris wird lediglich berichtet, daB er herzlich von Hesione bewillkommnet wird (366-368).

In das Zentrum der Handlung ruckt der junge Prinz erst wieder in der an- schliel3enden Handlungsfolge (385-585), als er durch einen Seesturm mitsamt der Flotte von dem Schiff seiner drei Begleiter getrennt und nach Zypern ver-

schlagen wird, wo er der zu einem Venusfest angereisten Helena begegnet, ihre Liebe gewinnt und sie von dort entfuhrt. Den Abschlu13 des Gedichts

(586-655) bilden Ankunft und Hochzeit des verhangnisvollen Paars in Troja, wo man Paris bereits als tot betrauert hatte, in dem Glauben, er sei bei dem

Seesturm umgekommen. An diesem Handlungsverlauf beruhrt folgendes merkwurdig: 1. Priamus

hat anscheinend bis zur Ankunft des Paris keinen Gedanken an das Schicksal

seiner Schwester verschwendet. Auf die Idee, sie zuruckzufordern, kommt er

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Dares und Dracontius uber die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges 213

offensichtlich erst, als es gilt, der Unternehmungslust des Paris ein konkretes Ziel zu setzen. 2. Die Gesandtschaft nach Salamis wird unter der falschen Vor- aussetzung unternommen, daJ3 Hesione dort als Kriegsgefangene ihr Leben fri- ste. Die Kunde, daB sie schon lange mit Telamon verheiratet ist, scheint er- staunlicherweise nicht bis nach Troja gedrungen zu sein. 3. Die ausfuhrliche - 136 Verse (249-384) umfassende - Darstellung des Aufenthalts der trojani- schen Gesandtschaft auf Salamis wird zwar in der Ruckforderungsrede Ante- nors und Telamons Drohrede von der Moglichkeit eines zukunftigen Krieges uberschattet2. Doch erledigt sich in Anbetracht der Position Hesiones auf Sa- lamis der Zweck der Gesandtschaft von selbst. Nur dadurch, daB auf der Ruckfahrt Paris nach Zypern verschlagen wird, tragt sie mittelbar zu dem zum Trojanischen Krieg fuhrenden Geschehen bei.

Diese auffallenden Eigentumlichkeiten erklaren sich leicht, wenn man an- nimmt, daB Dracontius eine Reihe der skizzierten Handlungsmomente aus einem in sich geschlossenen Erzahlzusammenhang ubernommen und mit sol- chen anderer Provenienz kombiniert hat. Eine solche Darstellung bietet die von dem angeblichen Kriegsteilnehmer Dares verfaBte Pseudohistorie des Trojani- schen Kriegs3, von der nur die lateinische Ubersetzung erhalten iSt4. DaB Dracontius durch sie in entscheidenden Punkten zu seiner Neugestaltung ange- regt wurde, ist die These des vorliegenden Beitrags.

2 Zur Funktion dieser Szene im Erzihlzusammenhang S. 224f.. 3 lm folgenden zitiert nach der zwar unzulanglichen, jedoch bisher nicht ersetzten Ausgabe

von F. MEISTER, BT Leipzig 1873. 4 Dan es keinen griechischen Dares gegeben habe, sondern die historia Daretis Phrygii (p. 1,2)

ein rein lateinisches Produkt sei - so im vorigen Jahrhundert H. DUNGER, Die Sage vom trojani- schen Kriege in den Bearbeitungen des Mittelalters und ihre antiken Quellen, Leipzig 1869, 12ff., MEISTER in der praefatio seiner Ausgabe XIV sqq., C. WAGENER, Beitrag zu Dares Phrygius, Phi- lologus 38, 1879, 91-125 - hat wieder behauptet W. EISENHUT, Spatantike Troja-Erzahlungen. Mit einem Ausblick auf die mittelalterliche Troja-Literatur. Mlat. Jb. 18, 1983, 1-28, dort 16-18. Gegen seine Ausfuhrungen ist einzuwenden: 1. Der dem lateinischen Darestext vorangestellte Wid- mungsbrief des angeblichen Ubersetzers Cornelius Nepos an Sallust ist eine Fiktion, die der Schrift offensichtlich ein breites Publikumsinteresse sichern soll. DaB der Verfasser dieses Briefes mit dem der anschliel3enden historia identisch sei, wird von EISENHUT zwar unterstellt, aber nicht bewiesen. Gegen diese Identifizierung sprechen der durftige Inhalt des Briefes und der immerhin bemerkenswerte Erfindungsreichtum der historia. Am nachsten liegt die Vermutung, daB der Brief von dem Ubersetzer herruhrt. 2. Mit der von Aelian Var. hist. 11,2 - zusammen mit anderen epi- schen Dichtungen - erwahnten Opuyia 'lktd; des Phrygers Dares kann zwar nur ein Epos ge- meint sein; so auch F. JACOBY FGrHist 51 Komm., der gleichwohl mit einer griechischen Vorlage des lateinischen Dares rechnet. Es ist jedoch nicht auszuschlieBen, daB die Kunde von einem sol- chen Werk einen griechischen Autor zur Abfassung einer Pseudohistorie inspiriert hat, die er unter den Namen des Dares stellte. 3. EISENHUTS Behauptung, der Trojaner Dares habe nicht als Phry- ger bezeichnet werden konnen, da Trojaner und Phryger in der 'Ilias' verschiedene Volker seien, wird widerlegt durch die Trojageschichte des Diktys, deren griechische Provenienz durch einen Pa- pyrusfund gesichert ist. Dort wird 1,3 (p. 4,24 EISENHUT) Paris als Alexander Phrygius bezeich-

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Dieser setzt sich freilich damit in Widerspruch zu der von OTMAR SCHIS-

SEL VON FLESCHENBERG begrundeten communis opinio5. Ihr zufolge ersetzte der lateinische Ubersetzer und Redaktor des (verschollenen) griechischen Dares die im Original angeblich knapp gehaltene Vorgeschichte des Trojani- schen Kriegs durch eine ausfuhrlichere derselben und griff zu diesem Zweck u.a. auf Dracontius zuruck. Die Widerlegung dieser Hypothese macht eine Analyse auch der Erzahlung des Dares erforderlich.

Im folgenden soll zunachst gezeigt werden, daB die Ursachengeschichte des Dares als in sich stimmig, aus der pseudohistorischen und mythographischen Tradition erwachsen und ohne Rekurs auf den 'Raptus Helenae' des Dracon- tius verstanden werden kann. In der anschlieBenden Erorterung der Quellen des Dracontius werden dann die Hauptargumente SCHISSELS zur Sprache kommen.

2.

Dares zufolge baute Priamus nach der Zerstorung Trojas durch Herakles - bei der Laomedon umkam und Hesione dem Telamon als Beute zufiel (c. 3) - die Stadt wieder auf und sandte, als er die Zeit fur gekommen hielt, Antenor nach Griechenland, um die Schwester zuruckzufordern (c. 4). Dieser sucht dort die Teilnehmer an Herakles' Trojafeldzug nacheinander auf - unter ihnen auch Telamon -, tragt die Forderung des Priamus vor und wird von ihnen schroff abgewiesen (c. 5). Dieser Fehlschlag der Gesandtschaft fuhrt in Troja auf Betreiben des Priamus zum Kriegsbeschlul3: Schiffe werden gebaut und Truppen zusammengezogen (c. 6-8).

Als Befurworter des Kriegs tut sich besonders Alexander / Paris hervor, der sich, als Hektor Bedenken gegen das Unternehmen anmeldet, zum Fuhrer des geplanten Feldzugs anbietet (c.7.). Bei Dares ist er nicht - wie bei Dracontius

net. Ebd. 5,4 (p. 105, 15 EISENHUT) decernitur ... Antimachum ex omni Phrygia exulandum ist mit Phrygia das gesamte unter trojanischer Oberherrschaft stehende Gebiet gemeint. 4. Fur die Portratgalerien der Heroinen und Heroen des Trojanischen Kriegs bei Dares (c. 12.13) hat SCHIS- SEL VON FLESCHENBERG (Anm. 5) die Herkunft von einer griechischen Vorlage nachgewiesen und gezeigt, daB die oft o)sklavische Ubertragungsmanier(< des lateinischen Ubersetzers )zu direkten Unverstandlichkeiten< fuhrt (51). 5. Auf eine griechische Vorlage deutet gleichfalls c. 44, p. 52,6 die Bezeichnung der Dareshistorie als acta diurna, quae Dares descripsit hin. Acta diurna ist - so SCHISSEL 87 - hier als lateinisches Aquivalent fur q(pTepiq bzw. t(Pqapik6e verwendet, eine Werkbezeichnung, die auch die griechische Vorlage des Diktysbuchs (p. 1,1 EISENHUT) filhrte.

0. SCHISSEL VON FLESCHENBERG, Dares-Studien Halle a. S. 1908. Seine Hypothesen wurden ubernommen in den Geschichten der romischen Literatur von SCHANZ-HOSIUS-KROGER IV 2, Munchen 1920, 85ff. und TEUFFEL-KROLL-SKUTSCH III, Leipzig 1913, 454ff. Ferner von C. Mo- RELLI, Studia in seros latinos poetas, SIFC 19, 1912, 82-120, ebd. 105; A. M. QUARTIROLI, Gli

epilli di Draconzio (1), Athenaeum N. S. 24, 1946, 160-187, ebd. 178 Anm. 1; R. M. FRAZER, The Trojan War. The Chronicles of Dictys of Crete and Dares the Phrygian, Bloomington/London 1966, 12; AGUDO CuBAs (Anm. 1) 304 (ohne SCHISSEL zu nennen).

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- der nach seiner Geburt ausgesetzte und dann spater heimgekehrte Sohn. Er ist anscheinend von Kindheit an in der Familie des Priamus aufgewachsen. Sein Urteil im Schonheitsstreit der Gottinnen wird rationalistisch zu einem Traum entmythologisiert, den er bei einem Jagdausflug auf dem Ida hatte (c. 7, p. 9,5). Diesem Traum miB3t er freilich besondere Bedeutung bei, zumal dem ihm in diesem gegebenen Versprechen der Venus daturam se ei uxorem, quae in Graecia speciosissima forma uideretur (ebd. p. 9,9). Mit dieser VerheiBung bahnt sich der spatere Wechsel der unmittelbaren Kriegsursache an: der groBe Krieg zwischen Griechen und Trojanern wird nicht wegen Hesione, sondern wegen Helena ausgetragen werden.

Aus dem Traum des Paris schopft Priamus die Hoffnung Venerem adiutri- cem Alexandro futuram (ebd. p. 9,12). So ernennt er ihn, als die Kriegszuru- stungen abgeschlossen sind, zum Oberbefehlshaber: Alexandrum imperatorem exercitui praeficit (9, p. 11,9). Dann entsendet er ihn mit Deiphobus, Polydamas und Aeneas als Begleitern mitsamt der Flotte nach Griechenland, um in Sparta von den Dioskuren - als Teilnehmern an Herakles' Trojafeldzug - erneut die Ruckgabe Hesiones zu fordern. Priamus setzt hinzu (ebd. p. 11, 14): quod si negassent (sc. Castor et Pollux), continuo ad se nuntium mittat, ut exercitum possit in Graeciam mittere.

In diesen Anordnungen des Priamus hat SCHISSEL einen Widerspruch zu dem zuvor (c. 8) gefal3ten KriegsbeschluB3 zu entdecken geglaubt, da >>Alexan- der allerdings an der Spitze einer Kriegsflottille, aber nur mit der Vollmacht eines Gesandten absegelt<o. >>Nur mit der Vollmacht eines Gesandten< -

trifft dies wirklich zu? Seltsamerweise grundet SCHISSEL diese Behauptung auf die Weisung des Priamus, ihn im Fall einer abschlagigen Antwort der Dios- kuren sofort zu benachrichtigen, ut exercitum possit in Graeciam mittere. Wird doch gerade durch diesen Befehl die Position des zum imperator ernannten Paris bestatigt, der in der Doppelfunktion eines Gesandten und eines Strate- gen nach Griechenland aufbricht. Offensichtlich verfolgt Priamus einen Zwei- stufenplan: 1. zunachst die Entsendung einer von Paris angefuhrten ultimati- ven Gesandtschaft an die Dioskuren; 2. fur den Fall des Fehlschlags dieses Ul- timatums die Entsendung des Landheeres, des exercitus, - wohl auf Tran- sportschiffen - nach Griechenland. Uber die Intention dieser MaJ3nahme kann kein Zweifel bestehen: Das Landheer soll sich nach der Oberfahrt mit der Flotte vereinigen, und danach soll unter dem Oberbefehl des Paris der Rache- krieg eroffnet werden. DaB dieser an der Spitze der Flotte nach Griechenland aufbricht, hat so eine zweifache Funktion: 1. Die Prasenz der Flotte soll wohl seiner Forderung nach Ruckgabe der Hesione Nachdruck verleihen7. 2. Falls

6 SCHISSEL (Anm. 5) 144. 7 So beeindruckt die trojanische Flotte denn auch den nach Pylos segeinden Menelaos, als er

ihrer ansichtig wird (c. 9, p. 11,21): ... mirabatur classem regiam quo tenderet. Staunen erregt die

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es zum Krieg kommt, soll die Flotte ebenso wie das aus der Troas nachge- schickte Landheer von Paris zu militarischen Operationen eingesetzt werden. Ein Widerspruch zu dem zuvor gefaf3ten KriegsbeschluB besteht mithin nicht.

Auch ist die Abordnung einer ultimativen Gesandtschaft nicht befremd- lich. So schickten nach altepischer Uberlieferung die Sieben, nachdem sie am Asopos (I1. 4, 383) bzw. Kithairon (Ps. Apollodor bibl. 3,6,5), also an der Grenze Bootiens angekommen waren, den Tydeus als Gesandten nach Theben. Bei Dares selbst (c. 16-17) entsendet Agamemnon nach der Einnahme der Insel Tenedos Ulixes und Diomedes als Gesandte nach Troja, wo Ulixes man- data Agamemnonis refert, postulat, ut Helena et praeda reddatur satisque Grae- cis fiat, ut pacifice discedant (c. 17, p. 22,2). Eine analoge Funktion hat die von Priamus angeordnete Gesandtschaft des Paris zu den Dioskuren an der Spitze der trojanischen Flotte. Sowohl diese wie die weiteren Anordnungen des Pria- mus sind in sich stimmig.

Befremdlich mutet freilich an, daf3 die ultimative Gesandtschaft an die in Sparta wohnhaften Dioskuren gerichtet ist. Weitaus naher hatte als Adressat - wie bei Dracontius - Hesiones Besitzer Telamon gelegen. Damit tritt die handlungskonstituierende Funktion der Anweisung des Priamus in den Blick. Denn Paris muf3te, um Helena entfuhren zu konnen, in den Bereich der Pelo- ponnes gelangen. Und eben dies wird durch die Anordnung des Priamus er- moglicht. In den 'Kyprien' war der Raub der Helena eine Veranstaltung der Aphrodite. Sie ermunterte Paris zum Bau der Schiffe und gab ihm ihren Sohn Aeneas mit auf die Fahrt. Sie fuhrte spater in Sparta Paris und Helena zusammen8. So durfte sie ihm auch den Weg nach Sparta gewiesen haben. Die rationalistische Pseudohistorie schlieBt jedoch direkte gottliche Eingriffe aus. So tritt an die Stelle der Weisung Aphrodites die von Priamos angeordnete Gesandtschaft an die Dioskuren9. Die damit gegebene Fixierung der Fahrt- route bereitet zugleich den Umschlag von der auf die Ruckgewinnung Hesio- nes zielenden zu der zum Helenaraub fuhrenden Handlungsfolge vor. So zeigt sich denn auch der Erzahler an der Realisierung der von Priamus intendierten Gesandtschaft nicht weiter interessiert.

Denn als sich Paris seinem Fahrtziel nahert, sind die Dioskuren zu einem Junofest nach Argos verreist (c. 9, p. 11,23). Paris selbst gelangt, anscheinend ohne vorher das Festland betreten zu haben, in insulam Cytheream ..., ubi fanum Veneris erat (ebd. 12,2). Bald danach kommt auch Helena auf die Insel,

Flotte auch auf der insula Cytherea, wo sie vor Anker geht (ebd. p. 12,4): ... hi qui in insula erant mirabantur classem regiam, interrogabant ab illis, qui cum Alexandro uenerant, qui essent, quid uenissent.

8Proklos chrest. p. 102, 19 u. 103, 8 ALLEN = 1. 91 U. 100 SEVERYNS.

9 Ebenso gibt jetzt auch Priamus den Aeneas (zusammen mit Polydamas und Deiphobus) dem Paris als Gefahrten mit auf die Fahrt.

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von wo Paris sie - non inuitam (p. 12,23) - aus dem Venustempel gewaltsam gegen den Widerstand der Einwohner entfuhrt: quos Alexander fretus socio- rum multitudine superauit, fanum expoliauit, homines secum quam plurimos captiuos abduxit ... (ebd. p. 12,27). Das groB angelegte Kriegsunternehmen de- generiert zu einem brutalen Piratenstuick.

Mit der insula Cytherea kann innerhalb des vom Erzahler erstellten geogra- phischen Rahmens nur die durch ihren Aphroditekult und -tempel beruhmte Insel Kythera vor der Sudspitze der Peloponnes gemeint sein 10. Die Verlage- rung des Helenaraubs nach Kythera ist zwar singular, aber nicht auffalliger als andere Lokalisierungen dieses Geschehens auch, so in Amyklai, in das Tainaron- oder Pephnegebirge ". Uberdies identifizierten manche antiken Ho- mererklarer mit Kythera die Insel Kranae, auf der nach Ilias 3,445 das Beilager von Paris und Helena stattfand 12. Von dieser Gleichsetzung war es nur noch ein Schritt, auch den Helenaraub nach dort zu verlegen. Zudem lal3t sich diese Neuerung aus der rationalistischen Darstellungsweise der Pseudohistorie ver- stehen. In den 'Kyprien' fuhrte Aphrodite personlich dem Paris die Helena bei seinem Aufenthalt in Sparta zu. Dieses direkte gottliche Handeln wird durch den Wirkungsbereich der Venus ersetzt, die ihr heilige, Sparta unmittelbar be- nachbarte Insel.

Bis hierhin ist die Darstellung weitgehend widerspruchsfrei. Doch scheint sich der Erzahler am Ende der Vorgeschichte in Widerspruche zu verstricken, wenn er uber die Reaktionen des Priamus auf die Ankunft des Paris mit He- lena in Troja berichtet (c. 11, p. 13,10): Priamus gauisus est sperans Graecos ob causam recuperationis Helenae sororem Hesionam reddituros et ea quae inde a Troianis abstulerunt. Helenam maestam consolatus est et eam Alexandro coniu- gem dedit. >>Denn sobald er Helena seinem Sohne zum Ehegemahl gibt, kann er nicht mehr hoffen, fur sie seine Schwester Hesiona einzutauschen<, bemerkt SCHISSEL richtig. Aufgrund dieses Widerspruchs glaubte er, eine >>Bruch- stelle<< diagnostizieren zu konnen 13. Moglicherweise liegt jedoch - wie an anderen Stellen der lateinischen Daresubersetzung - Kurzung eines ursprung- lich komplexeren Erzahlzusammenhangs vor 4. Darauf scheint das im Kon-

10 Die alteren Herausgeber haben denn auch durchweg die insula Cytherea mit Kythera iden- tifiziert, so L. SMIDS in seiner Diktys- und Daresausgabe, Amsterdam 1702, 154 und A. DEDERICH in seiner Edition des Dares, Bonn 1835, 47. Diese Identifizierung hat SCHISSEL ZU Unrecht bestrit- ten; dazu S. 226 f.

" Dazu E. WOST, Paris, RE 18/4, 1949, 1504. 12 Schol. zu Ilias 3,445 b ERBSE; Eustathios Comm. ad 11. I p. 681, 22 VAN DER VALK. 13 SCHISSEL (Anm. 5) 144f. 14 DaB der lateinische Dares eine verkurzte Nacherzahlung des Originals wiedergibt, hoffe ich

bald in einem eigenen Beitrag zu zeigen. Hier sei nur auf zwei weitere Stellen der Vorgeschichte des Trojanischen Kriegs hingewiesen, die fur diese Annahme sprechen. In c. 5 sucht Antenor zwecks Zuruckforderung der Hesione die Teilnehmer an Herakles' Trojaexpedition auf, nicht je-

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218 WILLY SCHErrER

text unverstandliche, zu Helenam gesetzte Adjektiv maestam hinzuweisen. In der ursprunglichen Fassung konnte Helena mit Trauer darauf reagiert haben, dal3 sie von Priamus als bloBes Tauschobjekt betrachtet wurde. Diese Reaktion und das zu vermutende Eintreten des Paris fur die Geliebte wurde dann zu einem Gesinnungswandel des Priamus und zu seiner Einwilligung in eine Ehe- schliel3ung gefuhrt haben.

3.

Auf welchen Fundamenten ruht diese Vorgeschichte des Trojanischen Kriegs? Eine verwandte Darstellung bietet das mythographische Referat des Servius zu Aeneis 10, 91 uber die euersi ... liiN uera causa'5: Hercules cum ex- pugnato Iliofiliam Laomedontis Hesionam, Priami sororem, Telamoni dedisset, profecti sunt legati cum Priamo et eam minime repetere potuerunt illis dicenti- bus se eam habere iure bellorum. unde commotus Priamus misit Paridem cum exercitu, ut aliquid tale abduceret, aut uxorem regis aut filiam. qui expugnata Sparta Helenam rapuit.

Diese Version von der >>wahren Ursache? des Trojanischen Kriegs war be- reits Vergil bekannt. Denn dieser modifiziert Aeneis 8,157 f. die Gesandt- schaftsreise des Priamus nach Griechenland zu einem Besuch bei der Schwe- ster auf Salamis (dazu S. 222). Folglich halt das Serviusreferat eine Ursachen- geschichte des Trojanischen Kriegs von betrachtlichem Alter fest. Diese durfte griechischer Provenienz und der mit den 'Troika' des Hellanikos von Lesbos einsetzenden pseudohistorischen und romanhaften Trojaliteratur zuzuweisen sein.

Eine Weiterentwicklung dieser Version stellt die Erzahlung des Dares dar. Sie hat mit jener gemeinsam 1. daB der Wunsch nach Ruckgewinnung der Hesione das auslosende Moment

ist; 2. daB3 Priamus bis zur Entsendung des Paris die treibende Kraft des Gesche-

hens ist;

doch diesen selbst. Herakles mul folglich in der Zwischenzeit gestorben sein, worauf im Original

gewiB hingewiesen wurde. In c. 9 (p. 11, 23) wird berichtet: Castor et Pollux ad <Agamemnonem et> Clytemestram ierant, secum Hermionam neptem suam, Helenae filiam, adduxerant. Argis lu-

nonis dies festus erat ... Naturlich sind Agamemnon und Klytemnastra nicht, wie dies SCHISSEL

154 unterstellt, in Argos wohnhaft vorgesteilt. Denn nach dem Schiffskatalog c. 14 fuhrt Agamem-

non aus Mykene 100 Schiffe herbei (p. 17, 12), wihrend Diomedes, Euryalus und Sthenelus aus

Argos mit 80 Schiffen kommen (p. 19,1). Im ursprilnglichen Daresbuch durfte erzahlt worden sein,

daB die Dioskuren mit Hermione nach Mykene und von dort zusammen mit Agamemnon und

Klytemnistra nach Argos reisten. - In dem zitierten Satz aus c. 9 habe ich Agamemnonem et er-

ganzt. Denn daB Agamemnon bei dem Junofest in Argos anwesend war, mithin von Mykene nach

dort gereist sein mul, geht aus c. 10 (p. 13, 7) hervor: ... ad Agamemnonem fratrem misit (sc.

Menelaus) Argos rogans, ut ad se ueniat. 15 Darauf hat WAGENER (Anm. 4) 121 hingewiesen.

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Dares und Dracontius uber die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges 219

3. dal3 Paris als Oberbefehlshaber eines Heeres nach Griechenland entsandt wird.

Geandert wurde in folgenden Punkten: 1. Die Gesandtschaftsreise des Priamus zur Zuruckforderung der Schwester

wurde durch eine solche des Antenor ersetzt. DaB gerade Antenor mit dieser Mission betraut wurde, ist kein Zufall. Galt er doch als beruhmter Redner 16.

2. Der Befehl des Priamus zu einem Vergeltungsschlag durch Frauenraub wird abgelost durch seine Anordnung einer ultimativen Gesandtschaft an die Dioskuren und, im Fall ihres Fehlschlags, zur Eroffnung des Kriegs. Durch die von Priamus intendierte ultimative Gesandtschaft wird - wie gezeigt wurde - die Fahrtroute festgelegt. Bei dem Krieg, den Paris in Griechen- land fuhren soll, und der dann doch nicht zustande kommt, schwebte dem Erzahler offensichtlich ein Gegenstuck zum Trojanischen Krieg vor: Der groBe Krieg zwischen Trojanern und Griechen wird nicht, wie Priamus be- absichtigt hatte, in Griechenland, sondern vor den Mauern Trojas statt- finden.

3. Die gewaltsame Entfuhrung der Helena ist von Sparta nach Kythera verla- gert worden. DaB diese Anderungen samtlich auf Dares zuruckgehen, wird man nicht zu

behaupten wagen. Zwischen diesem und der von Servius referierten Ursachen- geschichte sind Zwischenglieder denkbar, die infolge der trummerhaften Uber- lieferung der antiken Literatur nicht auf uns gekommen sind.

An der Erzahlung des Dares fallen ferner Ubereinstimmungen mit den 'Ky- prien' auf, soweit uns diese durch die 'Chrestomathie' des Proklos faB3bar sind. Hierher gehort der Schonheitsstreit der Gottinnen, der bei Dares freilich ratio- nalistisch zu einem Traum umgedeutet ist. Und wie in den 'Kyprien' Aphro- dite, so gibt bei Dares Priamus dem Paris den Aeneas auf die Fahrt nach Grie- chenland mit. Ob die beiden anderen Begleiter des Paris, Deiphobus und Poly- damas, eine Zutat erst des Dares sind, muB3 offen bleiben.

Wie in den 'Kyprien' so wird auch bei Dares die zum Krieg hindrangende Entwicklung durch prophetische Reden des Helenus und der Kassandra akzen- tuiert. Proklos berichtet in seinem Kyprienreferat (p. 102, 19 ALLEN = 1. 91 SEVERYNS): ?7c1Ta ? 'A(ppo8I'T'n 6cOCE'Vr vau7ny?7Irat (sc. 'Akcav- 8poq), xai 'EXevo; nepi TCov gcXX6VTOV aktoi; npoOcuiti?1. xai f 'A(ppo5iT7 AivEiav OugnkCtv avkt xr)VtEI. xai Kaoadv8pa 7tipi Tov sO'VTOV npoXnkoi. Bei Dares ist Aphrodite als die zur Griechenlandfahrt des Paris drangende Kraft durch Priamus ersetzt worden und dementsprechend der

16 Zusammenstellung von Nestor und Antenor als exemplarischen Rednern bei Euripides fr. 899, 1 f. NAUCK el 11ot I6 NeOTpetov ?Y5'coooov 1?XoS / 'Av-rvop4 -re -ro Op4uy64 8oiTl

0.6-...; ferner Plato symp. 221 c; [Verg.] catal. 9, 15f.

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220 WILLY SCHETrER

Handlungsverlauf ein anderer. Doch werden auch hier die Hohepunkte durch voneinander getrennte Prophezeiungen des Helenus und der Kassandra her- vorgehoben. Als in der Ratsversammlung des Priamus Paris den Feldzug gegen Griechenland befurwortet, sich selbst zum Anfuhrer anbietet und von seinem Traum berichtet, in dem ihm Venus die schonste Griechin versprochen habe, stimmt ihm Deiphobus - und spater auch Troilus - zu, wahrend Helenus, von seherischem Geist ergriffen, warnt (c. 7, p. 9, 16): Helenus uaticinari coepit Graios uenturos, Ilium euersuros, parentes et fratres hostili manu interituros, si Alexander sibi uxorem de Graecia adduxisset. So ahnlich muB3 er - dem Inhalt nach - auch in den 'Kyprien' gesprochen haben. Nach AbschluJ3 einer weite- ren Handlungsphase, als Priamus in der Volksversammlung den Kriegsbe- schluB3 durchgesetzt hat, meldet sich Kassandra zu Wort (c. 8, p. 11,2): Cassan- dra postquam audiuit patris consilium, dicere coepit quae Troianisfutura essent, si Priamus perseueraret classem in Graeciam mittere'7.

Wann man aufgehort hat, die 'Kyprien' zu lesen, ist schwer zu sagen. Si- cher ist jedoch, daB ihre Inhalte in mythographischen Referaten wie denen des Proklos weitergegeben wurden. So sind denn auch Ruckgriffe auf die Kyprien- tradition in einer Pseudohistorie uber die Vorgeschichte des Trojanischen Kriegs nicht weiter erstaunlich. Auf diese Oberlieferung geht vielleicht noch eine weitere Einzelheit bei Dares zuruck. Uber die Griechenlandreise des Paris berichtet Proklos (p. 103, 2 ALLEN = 1. 95 SEVERYNS): i3tloiax & Ti.

Aaxw6aitLovia 'AX,av6poq tsviW,stai nrapa tol; Tuv8ctpi&ua;, xai ~iLTa

tcaiTa F'v u EatdpTn tap& McvfXciq. DaB Paris in den 'Kyprien' die Gast-

freundschaft der Dioskuren genoB, konnte die Abordnung einer ultimativen Gesandtschaft an diese bei Dares angeregt haben.

Dal3 daruber hinaus bei der Analyse der Erzahlung des Dares die mytho- graphische Uberlieferung in weiterem Umfang zu berucksichtigen ist, zeigt der Kassandrapassus in c. 11 (p. 13, 14): quam (sc. Helenam) ut aspexit Cassandra, uaticinari coepit memorans ea quae ante (sc. post consilium belli initum) praedi- xerat. quam Priamus abstrahi et includi iussit 18. Hier sind zwei Themen mit- einander verbunden: 1. Kassandras Unheilsprophezeiungen nach der Ankunft Helenas. Zu Aeneis 2, 246 tunc (sc. postquam equus ligneus in urbem introduc- tus est) etiam fatis aperit Cassandra futuris / ora merkt Servius an: sicut ante- hac saepius. nam Helena ueniente praedixerat. Auf die gleiche Tradition durfte auch der Bericht im 'Raub der Helena' des Kolluthos (391 ff.) zuruckgehen,

1' SCHISSEL (Anm. 5) 148 ff. hat diese Weissagungen bei Dares aus dem ersten Teil des 'Rap- tus Helenae' herleiten wollen, in dem nach dem Anagnorismos des Paris Helenus und Kassandra in prophetischen Reden unmittelbar nacheinander vor dem Unheilsmann warnen (120-133; 135-182). Diese Annahme entfallt, wenn sich Dracontius als von Dares abhangig erweist.

18 Auch diese Weissagung hat SCIiISSEL (Anm. 5) 149 auf den 'Raptus Helenae', und zwar die V.626ff. zuruckfuhren wollen. Aber dort erinnert sich Troilus bei Paris' und Helenas Ankunft le-

diglich an die fruheren Prophezeiungen des Helenus und der Kassandra.

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Dares und Dracontius uber die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges 221

daB Kassandra bei Helenas Ankunft sich das Kopftuch abreil3t und ihre Haare zerrauft. 2. Die durch Lykophrons 'Alexandra' (348 ff.) bezeugte Inhaftierung der Unglucksprophetin, die auch in Triphiodors 'Halosis Iliou' (359f.; 439f.) vorausgesetzt zu sein scheint.

So erweist sich die Ursachengeschichte des Trojanischen Kriegs bei Dares als eine aus pseudohistorischen und mythographischen Uberlieferungen er- wachsene, in sich geschlossene Erzahlung. An keiner Stelle war bei ihrer Ana- lyse ein Ruckgriff auf den 'Raptus Helenae' des Dracontius erforderlich. Da- gegen setzt, wie im folgenden zu zeigen sein wird, die Erfindung dieses Ge- dichts die Trojahistorie des Dares voraus.

4.

Aus der eklektischen Aneignung des Dares erklaren sich die fruher (S. 212 f.) erwahnten Eigentumlichkeiten im 'Raptus Helenae'. So zunachst der Umstand, daB3 Priamus erst aufgrund von Paris' Tatendrang auf den Gedanken kommt, Hesione zuruckzufordern. Bei Dares dagegen verfolgt er, wie zuvor ge- zeigt, dieses Ziel von Anfang an. Er ist die treibende Kraft, deren Dynamik durch die ubrigen Befurworter des Kriegs nur potenziert wird. Das Epyllion des Dracontius ist hingegen so angelegt, daB das Geschehen im wesentlichen durch Paris vorangetrieben wird. Ermutigt durch seine Schiedsrichterrolle im Schonheitsstreit der Gottinnen und die VerheiBung der Venus, gibt er sich in Troja zu erkennen und erreicht seine Aufnahme in die konigliche Familie (61 ff.). Nachdem dies gelungen ist, plant er, mit der Flotte zu ruhmbringenden Unternehmungen in See zu stechen (215 ff.). Infolge dieser Handlungsfuhrung faillt Priamus lediglich die zustimmende und unterstutzende Funktion eines ebenso liebevollen wie nachgiebigen Vaters zu. An und fur sich friedlich geson- nen und im Frieden lebend - 'nusquam bella paro, regnum sub pace guberno' (223) - setzt er erst jetzt und nur, um dem Sohn gefallig zu sein, eine Gesandt- schaft zur Zuruckforderung Hesiones ins Werk. Diese MaBnahme stellt sich gegenuber dem zielstrebigen und dominierenden Handeln des Priamus bei Dares als eindeutig sekundar, mithin als von dort abgeleitet dar.

DaB danach Paris, von Priamus zum legatus ernannt, in Begleitung des An- tenor, Polydamas und Aeneas zu Telamon nach Salamis fahrt und dort Ante- nor als Sprecher der Gesandtschaft Hesiones Ruckgabe fordert, weist auf eine Zusammenziehung der beiden Gesandtschaften bei Dares hin: die von Ante- nor unternommene Gesandtschaft zu den Teilnehmern an Herakles' Trojafeld- zug und die intendierte, dann nicht zustandegekommene ultimative Gesandt- schaft des Paris an die Dioskuren. Aus der ersten Gesandtschaft ubernahm Dracontius Antenor, aus der beabsichtigten zweiten Aeneas und Polydamas als Begleiter des Paris sowie die Dreizahl der Gefahrten. Auf die erste Gesandt- schaft geht auch zuruck, daB Antenor und nicht, wie zu erwarten gewesen ware, der legatus Paris in einer langeren Rede Hesione zuriickfordert

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222 WILLY SCHETTER

(261 -284). Ubernommen wurde aus der zweiten intendierten Gesandtschaft, dali die Gesandten von einer Flotte begleitet werden.

Nach SCHISSEL ist das Abhangigkeitsverhaltnis freilich umgekehrt19. Der vermeintliche lateinische Daresredaktor soll die eine Gesandtschaft bei Dra- contius in zwei Gesandtschaften zerlegt und so mit der intendierten Gesandt- schaft des Paris an die Dioskuren >>eine Doublette zu der Antenors< geschaffen haben. Aber weshalb soll er so verfahren sein? Die Antwort lautet: >>Um ... die Telamonepisodeo (gemeint ist der Aufenthalt der trojanischen Gesandt- schaft auf Salamis) >>und den bei Dracontius sehr gesuchten Anlal3, der Paris nach Griechenland fuhrt, zu verwerten<. Diese Erklarung ist ein Offenba- rungseid. Denn sie zeigt, dal3 SCHISSEL weder die ultimative Intention der von Priamus angeordneten Gesandtschaft an die Dioskuren erkannt hat noch die handlungskonstituierende Funktion dieses Befehls, das Fahrtziel des Paris fest- zulegen. Den von ihm angenommenen Daresredaktor kann er sich nur als einen Skribenten vorstellen, der anderswo vorgefundenes Material irgendwie verwerten will, notfalls in Form von Dubletten. Eine solche Betrachtungsweise richtet sich selbst20.

Wahrend Antenor bei Dares die alten Kriegsgefahrten des Herakles einen nach dem anderen aufsucht (c. 5), hat Dracontius seine Darstellung auf eine Gesandtschaft an Telamon beschrankt. Indem er zugleich Hesione als legitime Gattin Telamons und Konigin darstellte, gab er dem Ablauf der Gesandtschaft gegenuber der Mission Antenors bei Dares eine neue Wendung. Die Anregun- gen dazu kamen ihm durch die bereits (S. 218) erwahnte Aeneisstelle, der zu- folge Priamus selbst nach Salamis reiste. Aeneis 8, 157 ff. erinnert sich der Ar- kaderkonig Euander:

nam memini Hesionae uisentem regna sororis Laomedontiaden Priamum Salamina petentem protinus Arcadiae gelidos inuisere fines.

Die Formulierung regna sororis legt nahe, dal3 Hesione als Konigin auf Salamis lebte und - wie im Zusatzscholion des erweiterten Serviuskommentars zu Ae- neis 8, 157 gefolgert wird - mit Telamon verehelicht war. Diese Version hat Dracontius aufgegriffen und mit einer - entgegen der sonstigen Uberliefe-

'9 SCHISSEL (Anm. 5) 143. 20 Nicht beweiskraftig ist auch die von SCHISSEL 139ff. angefuhrte Tatsache, dal3 sowohl bei

Herakles' Werbung fur seine Trojaexpedition (c. 3) wie bei Antenors Gesandtschaftsreise nach

Griechenland (c. 5) die ErzAhlung jeweils nach dem gleichen Schema ablauft wie der Aufenthalt

der trojanischen Gesandten auf Salamis bei Dracontius: Ankunft des Gastes, Vortrag seiner Mis-

sion und Antwort des Adressaten. Es sind dies seit Homers Zeiten - man denke an Ilias 9 - die

elementaren Phasen des Ablaufs einer Gesandtschaft. Ober ein Abhangigkeitsverhaltnis sagt mit-

hin die Anwendung dieses zeitlosen Schemas nichts aus.

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Dares und Dracontius uber die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges 223

rung - nur in der 'llias latina' (624) und bei Dares (c. 19) bezeugten Angabe verbunden: dal3 Hesione die Mutter des Telamoniers Ajax war21.

Dal3 Dracontius diese Variante dem Dares entlehnt hat und nicht dieser jenem, zeigen folgende Tatsachen:

1. Bei Dares findet sich diese Angabe innerhalb der Darstellung des Troja- nischen Kriegs, also jenes Teils seiner historia, den auch SCHISSEL als Uberset- zung der griechischen Vorlage betrachtet22,

2. Bei Dares hat diese Version eine handlungsentscheidende Funktion (c. 19, p. 24,24): ... et perseuerasset (sc. Hector) Achiuos in fugam mittere, nisi obuius illi Aiax Telamonius fuisset. cum quo cum congrederetur, cognouit eum esse de sanguine suo. erat enim de Hesiona sorore Priami natus. quo pacto Hec- tor a nauibus ignem remoueri iussit, et utrique se inuicem remunerauerunt et amici discesserunt. Dal3 Hektor in Ajax seinen Vetter erkennt, ist der Anlal3 zur Entscharfung einer fur die Griechen prekaren Situation und mithin fur den Geschehensverlauf relevant.

3. Durchaus anders verhalt es sich im 'Raptus Helenae', in dem Hesione als Mutter des Ajax dreimal erwahnt wird. Zunachst in der Exposition, in einer Reflexion uber die Ursachen des Trojanischen Kriegs (50ff.): forsan Telamo- nius Aiax / sternitur inuictus, quod mater reddita non est / Hesione Priamo. Dann (290. 314f.) in der emporten Reaktion Telamons auf das Ansinnen der trojanischen Gesandtschaft. Keine dieser drei Stellen ist fur den Handlungsver- lauf bestimmend. Offenkundig geht Dracontius von einer vorgegebenen Ver- sion, also der Angabe des Dares aus.

Die Kombination der von Vergil und Dares ubernommenen Varianten - Hesione, a) Gattin des Telamon und b) Mutter seines Sohnes Ajax - ermog- lichte Dracontius den Aufbau einer lebhaft bewegten, dramatischen Szene. In ihr werden die Version der Vorgeschichte des Trojanischen Kriegs bei Dares: Hesione als Kriegsgefangene Telamons und die der 'Aeneis': Hesione als Koni- gin und Gattin Telamons effektvoll gegeneinander ausgespielt. Dementspre- chend argumentiert Antenor wie bei Dares. Dort erklart er Telamon gegenuber (c. 5, p. 7,9) non enim esse aequum in seruitute habere regii generis puellam. In gleichem Sinne lal3t er sich bei Dracontius vernehmen: turpe ducis seruire genus (274); nascitur inuidia Priamo regnante sororem / Graiugenis seruire

21 Ajax gilt sonst als Sohn des Telamon und der Eriboia bzw. Periboia. Dagegen erscheint sein Halbbruder Teukros bei Sophokles Ai. 1300ff. als Sohn Telamons und der Hesione. M. SCAFFAI in seiner kommentierten Edition der 'Ilias latina' (Bologna 1982) erwagt 336 zu V. 624 die M6glichkeit, daB Hesione als Mutter des Ajax bei Dares (und Dracontius) aus der 'Ilias latina' rezipiert wurde. Da das originale Daresbuch jedoch ein griechisches Werk war, liegt die An- nahme naher, daB die 'Ilias latina' und Dares unabhangig von einander auf eine gemeinsame Quelle zur(ickgehen.

22 SCHISSEL (Anm. 5) 160ff.

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224 WILLY SCHETTER

suam (280f.). Wahrend sich Telamon jedoch bei Dares nur in seinem rechtma- Big erworbenen Eigentum beeintrachtigt sieht und daher den Gesandten mit der Erklarung abspeist (c. 5, p. 7,12) quod uirtutis causa sibi donatum sit, se nemini daturum, trifft ihn die Forderung Antenors bei Dracontius weitaus empfindlicher (285 ff.):

at Telamon mentes armabat in iras; nam pietas affectus amor concordia proles accendunt motus in pectore fellis amari. conubium regni, thalami consortia casti scindere poscebant, et (quod mens nulla tulisset) Aiacis haec mater erat ...

Die Ungeheuerlichkeit dieser Zumutung stellt Telamon denn auch in das Zen- trum (304ff.) seiner von iusta ... ira (291) diktierten Gegenrede, die in Kriegs- androhungen gipfelt. Die damit erreichte kritische Situation wird durch das Einlenken des Polydamas entscharft. Dieser zieht Antenors Forderung zuruck, indem er erklart (331 f.): captiuam repetit, reginamfrater (sc. Priamus) honorat, / nos et adoramus und die GroB3mut Telamons ruhmt, der die Kriegsgefangene zu seiner Gattin und zur Konigin erhoben hat (332 ff.). Hierdurch hebt sich der Zweck der Gesandtschaft allerdings auf. Ihr Resultat bleibt - im Gegensatz zur Antenorgesandtschaft bei Dares - fur das Zustandekommen des Trojani- schen Kriegs ohne Folgen. Damit erweist sich erneut die gradlinige Erzahlung des Dares als die ursprunglichere.

Allerdings steht die Neugestaltung des Dracontius nicht funktionslos im Gesamtgefuge seines Gedichts. Sie wird von Anfang an durch die Moglichkeit eines durch die Forderung der Trojaner heraufbeschworenen Kriegs uberschat- tet. In diesem Sinne kommentiert der Erzahler schon gleich zu Beginn den Auftritt der trojanischen Gesandten auf Salamis (254ff.):

ramos frondentis oliuae portantes ad tecta ducis sub imagine pacis non pacem, sed bella gerunt; nam dicta tenebant, quae possent armare uirum, nisi iura uetarent hospitii ...

Antenor sucht denn auch seiner Forderung nach Ruckgabe der Hesione durch eine versteckte Kriegsandrohung Nachdruck zu verleihen (274ff.): ... crimen- que putatur, / si non bella dabunt regi quod bella tulerunt; / sed pax hoc optata negat. Fur Telamon bedeutet Antenors Ansinnen folgerichtig in bella lacessere Graios (295). So antwortet er seinerseits mit unverhullten Kriegsandrohungen, die in einer Vergegenwartigung der inzwischen herangewachsenen jungen Ge-

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Dares und Dracontius uber die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges 225

neration griechischer Helden gipfeln, - eben jener Helden, mit denen es die Trojaner dann tatsachlich im Trojanischen Krieg zu tun haben werden (319ff.):

est mihi bellipotens non uilis pignoris Aiax; imminet et quaerit, de qua iam gente triumphet. Thessalus Emathia fratris23 nutritus Achilles emicat et toruos exercet in arma biformes Patroclo populante simul Centaurica lustra. 7Tdides Sthenelusque fremunt A iaxque secundus. Nestoris Antilochus Palamedes Teucer Ulixes exultant, quod Troia redit, quod Pergama surgunt.

Eine kriegerische Konfrontation scheint unvermeidlich zu sein, falls die Ge- sandten auf ihrem Begehren bestehen. Doch ermoglicht Hesiones Position auf Salamis dem Polydamas, Antenors Forderung ohne Gesichtsverlust zuruckzu- nehmen. Damit ist die sich immer deutlicher abzeichnende Kriegsgefahr ge- bannt.

Man geht wohl kaum zu weit, wenn man in dieser Gestaltung der Episode eine gezielte und pointierte Neuerung gegenuber Dares sieht. Die Gesandt- schaft ware ohne Folgen geblieben, alles ware gut gegangen, wenn nicht Paris auf der Riickfahrt durch einen Seesturm nach Zypern verschlagen worden und dort Helena begegnet ware. Beinahe hatte der Trojanische Krieg nicht stattge- funden. DaB3 der dann doch stattfand, lag an fatalen Imponderabilien24.

5.

Fur die Darstellung dieser, in der Entfuhrung Helenas kulminierenden Ge- schehensfolge hat Dracontius Materialien verschiedener Herkunft verwoben. Von Dares ubernahm er die Begegnung zwischen Paris und Helena auf einer der Venus heiligen Insel. Doch ersetzte er Kythera, den Schauplatz des Gesche- hens bei Dares, durch die nicht weniger beruhmte Aphrodite-Insel Zypern. DaO Paris dorthin durch einen Seesturm getrieben wird, geht auf die Adaption einer andern Uberlieferung zuruck. Ps. Apollodor (epit. 3,4) zufolge wurden Paris und Helena auf ihrer Fahrt von Griechenland nach Troja durch einen von Hera erregten Seesturm nach Sidon verschlagen und hielten sich anschliel3end langere Zeit in Phonikien und auf Zypern auf. Nach der Trojahistorie des Dik- tys (1,5) wurde das Paar aufgrund unvorsichtigen Navigierens, durch das die Fahrt beschleunigt werden sollte, von den Winden unmittelbar nach Zypern

23 Peleus, der Vater Achills, ist Telamons Bruder. 24 Dal3 die Begegnung von Paris und Helena in Zypern mithin auf einem Zufall beruht, hebt

AGUDO CUBAS (Anm. 1) 302 hervor.

'5

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226 WILLY SCHETTER

abgetrieben. Ersetzt man in diesem Bericht das unbedachte Navigieren durch den bei Ps. Apollodor erwahnten Seesturm, so erhalt man die Version, von der Dracontius ausgegangen sein durfte und deren essentielle Komponenten er auf die von Salamis heimsegelnde trojanische Flotte ubertrug: Seesturm und Ab- driften nach Zypern25*

Wie Helena aus dem fernen Sparta nach Zypern kam, muB3te bei dieser Neugestaltung motiviert werden. Dem dient ein Venusfest - das Geburtsfest der Gottin (435) -, zu dem Besucher nicht nur aus der ganzen Insel, sondern auch aus Kythera, das hier wohl kaum zufalligerweise genannt wird, und dem spartanischen Amyklai herbeistromen (438 f.). Unter den von der Peloponnes angereisten Festbesuchern befindet sich auch Helena (440 f.): Candida praete- rea louis alitis Helena proles / uenerat, absentem retinet dum Creta maritum. Sie erscheint zwar mit Gefolge (445), aber - da Menelaos sich in Kreta auf- halt - ohne mannlichen Begleiter, wodurch im weiteren Handlungsverlauf ihre Begegnung mit Paris und schlief3lich beider Flucht ermoglicht wird.

Wie Dracontius gegenuber Dares das Reiseziel der Helena verandert hat, so auch das des Menelaos. Den Bericht des Dares von Menelaos' Reise nach Pylos (c. 9, p. 11, 20) hat er durch die gelaufigere Version vom Aufenthalt des Atriden in Kreta ersetzt. Dies ist eine gezielte Modifikation. Bei Dares spielt sich das gesamte Geschehen im Umkreis der Peloponnes ab: Menelaos reist nach Pylos, Helena nach Kythera. Die entsprechenden Reisen im 'Raptus He- lenae' fuhren uber diesen begrenzten Horizont hinaus zu den groBen und nam- haften Inseln Kreta und Zypern.

Fur SCHISSEL stellen sich naturlich die Dinge ganz anders dar26. Er sucht die Begegnung von Paris und Helena auf der insula Cytherea bei Dares aus der analogen, auf Zypern spielenden Episode im 'Raptus Helenae' herzuleiten. Die Identifizierung von Cytherea mit Kythera bezeichnet er als >>abenteuer- lich<. Den >>obskuren Namen? Cytherea habe der lateinische Redaktor aus einer Wendung des Dracontiustextes - sacra Cytherae (436) - herausgespon- nen und >>Dank seiner geographischen Ignoranz<( unter der insula Cytherea Zy- pern verstanden27. Dazu im einzelnen:

1. Die Namensform Cytherea ist keineswegs so obskur, wie SCHISSEL be- hauptet. So bieten Herodot 1,82,2 und Hierokles (Synekdemos p. 648, 8 Ho- NIGMANN) KoOipitl vioo; bzw. v?co; Ku8ipia. Stephanos von Byzanz merkt in seinen 'Ethnika' unter dem Lemma KU0iipa an: ... Kufhipia xai ni

yuvf xati f \fjoo4. Diese jonische Form ist im Lateinischen zu Cytherea gewor-

25 Auch AGUDO CUBAS (Anm. 1) 305 mit Anm. 18 rechnet mit Rezeption der durch die ange- fiuhrten Stellen reprasentierten Uberlieferung, ebenso MORELLI (Anm. 5) 106f.

26 SCHISSEL (Anm. 5) 154ff. 27 SCHISSEL (Anm. 5) 156.

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Dares und Dracontius uber die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges 227

den wie vauoica zu nausea,tpoXtXia (tpoXtXFicx) zu trochlea28. Cytherea insula fur Cythera bietet Isidor etym. 14, 6, 25 29.

2. Im Dracontiustext wird Zypern mehrfach unmiB3verstandlich genannt. So gleich zweimal in dem Bericht uber die Ankunft des Paris auf der Insel (426 ff.):

sublata carina (sc. Paridis) tollitur et Cypro classi depulsa resedit post signum30 uenere rates recidente procella et Cyprum tenuere simul.

Sodann erscheint Cyprus zweimal in unmittelbarer Nahe der von SCHISSEL fur seine Auffassung geltend gemachten Junktur sacra Cytherae (435 ff.)

Cyp r o festa dies natalis forte Dionae illa luce fuit. ueniunt ad sacra Cytherae reddere uota deae quidquid capit insula Cypros ...

SchlieBlich wird im weiteren Verlauf der Erzahlung Cyprus noch viermal er- wahnt (460. 505. 510. 573). Warum also soll sich der vermeintliche Redaktor zu der Ad hoc-Bildung insula Cytherea verstiegen haben, wenn er - wie SCHISSEL unterstellt - unter der solchermaB3en bezeichneten Insel wie sein

angebliches Vorbild Dracontius Zypern verstand? Lesen konnte der Mann doch gewil3.

3. Daraus folgt: Der Name insula Cytherea bei Dares meint in der Tat die dem Lakonischen Golf vorgelagerte Insel Kythera, die seit dem 6. Jh. v. Chr. politisch zu Sparta gehorte. Die geographische Nahe und politische Zugehorig- keit von Kythera zu Sparta erweist die Lokalisierung des Helenaraubs auf die- ser Insel bei Dares als die ursprunglichere Version gegenuber der Versetzung dieses Geschehens auf das weit entfernte Zypern im 'Raptus Helenae'.

Auch das Venusfest auf Zypern bei Dracontius soll nach SCHISSEL den an- geblichen Daresredaktor inspiriert haben. Er grundet diese Behauptung auf

28 Zur Wiedergabe von >>antevokalischem gr. t nichterster Silben? durch e im lateinischen M.LEUMANN, Lateinische Laut- und Formenlehre, Munchen 1977, 51.

29 Von den in W. M. LINDSAYS Ausgabe der 'Etymologiae', Oxford 1911, ausgewerteten Handschriften bietet lediglich der Leidensis Voss. lat. F. 74, 9./10. Jh. (= C) Citera. DaB jedoch Cytherea der urspringliche Text ist, zeigt Isidors Erklarung dieses Namens: Cytherea (sc. insula) autem uocata, quod ibi Venus sit orta.

30 VOLLMER erganzt im 'Index verborum' seiner editio maior des Dracontius (MGH Auct. ant. 14, Berlin 1905) 391 s. v. post zu post signum dem Sinn nach datum. Es liegt jedoch naher, signum als metonymische Bezeichnung des Flaggschiffs zu fassen. Darauf weist auch V. 615 f. hin: prima ratis iuuenis (sc. Paridis) regali praedita signo / apparel.

15

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228 WILLY SCHETrER

den folgenden Bericht bei Dares (c. 9, p. 11, 23): Castor et Pollux ad < Aga- memnonem et > 31 Clytemestram ierant, secum Hermionam, neptem suam, He- lenae filiam, adduxerant: Argis Iunonis dies festus erat his diebus, quibus Alex- ander in insulam Cytheream uenit ... Der zweite Satz schlieBt sich hier an den vorhergehenden in Form eines Asyndeton explicativum an: ?>Denn in Argos fand ein Junofest statt<. Die Angaben uber die Reise der Dioskuren mit Hermione zu Agamemnon und Klytamnestra soll der Redaktor SCHISSEL zufolge32 einer nicht naher identifizierbaren Vorlage entnommen haben. ?>Um nun diese Mitteilung aus anderer Vorlage nicht unvermittelt und so scheinbar widerspruchsvoll auf die Dracontiusnachricht< (gemeint ist das Venusfest auf Zypern und Helenas Reise dorthin) >>prallen zu lassen, fuhr er fort: 'Argis lu- nonis dies festus erat', verlegte also das Gotterfest ans Reiseziel der Dioskuren = den Wohnort Clytemestras und lieB es daher nicht der Venus, sondern der Juno feiern.<< Konsequenterweise, so SCHISSEL, hatte nun der Redaktor auch Helenas Entfuhrung nach Argos verlegen mussen. Der aber habe an der Ent- fuhrung aus Zypern festgehalten. So sieht sich SCHISSEL zu einer geradezu halsbrecherischen SchluB3folgerung genotigt, zu welcher der Darestext auch nicht den geringsten Anhalt bietet: >>Der Eingang des 10. Kapitels der historiao - d. h. der Bericht von Helenas Reise nach der insula Cytherea - >geht von der Voraussetzung aus, daB3 Helena dem an die Stelle des Dionefestes in Cy- pern ... getretenen Junofeste in Argos beigewohnt habe und deutet nun uene- rat der Quelle? - gemeint ist V. 440 f. des 'Raptus Helenae' candida praeterea Iovis alitis Helena proles / uenerat - >>auf eine Reise von Argos nach Cypern, die zufallig in die Zeit der Anwesenheit Alexanders auf dieser Insel fiel?. Diese abenteuerliche Unterstellung macht nicht die Fehlleistung eines an Konfusion kaum noch zu uberbietenden Redaktors manifest, sondern das Dilemma eines in falschen Voraussetzungen verstrickten Interpreten, der den eingeschlagenen Irrweg mit dem unbeirrbaren Mut zur Absurditat bis ans Ende verfolgt.

So impliziert denn der Darestext auch nicht die Teilnahme Helenas an dem Junofest in Argos, sondern das genaue Gegenteil. Wurde sie an diesem Fest teilgenommen haben, so hatte sie die Reise nach dort doch wohl zusammen mit Hermione und den Dioskuren unternommen. Indes berichtet Dares ausdruck- lich, daB nur diese mit ihrer Nichte nach Argos reisten. Offensichtlich blieb Helena allein in Sparta zuruck, was geradezu notwendig war. Menelaos muBte entfernt werden - er war nach Pylos verreist -, und die Dioskuren mul3ten entfernt werden, damit Helenas unuberwachte Reise nach Kythera und ihre Entfuhrung von dort uberhaupt erst moglich wurden. Entfernt werden mul3te auch Hermione, sollte sie nicht mit ihrer leichtfertigen Mutter in die Gewalt

31 Zu dieser Erginzung und der in dem angefuhrten Satz vorliegenden Verkurzung gegenuber

dem Original Anm. 14. 32 SCHISSEL (Anm. 5) 154f.

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Dares und Dracontius uber die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges 229

der Trojaner geraten. Das Junofest in Argos dient also dem Zweck, die Diosku- ren und Hermione aus Sparta zu entfernen und dadurch den Spielraum fur ein eigenstandiges und unbeaufsichtigtes Handeln Helenas zu eroffnen. Dadurch unterscheidet es sich deutlich von dem Venusfest auf Zypern im 'Raptus Hele- nae'. Dieses begrundet Helenas Reise nach Zypern, jenes ermoglicht, aber mo- tiviert nicht ihre Reise nach Kythera. Diese Differenz schliel3t allerdings nicht aus, daB das Fest der Venus in Zypern im 'Raptus Helenae' durch das der Hera in Argos bei Dares angeregt wurde. Dann hatte Dracontius das Motiv des G6t- terfestes aus Dares ubernommen, seine Funktion jedoch entsprechend dem von ihm erstellten Handlungsrahmen modifiziert.

6.

Im Prolog zum 'Raptus Helenae' hat Dracontius die traditionelle Musen- anrufung durch eine Anrufung Homers und Vergils (12 ff.) ersetzt. Damit be- zeichnet er sich als ihren Nachfolger, der ihnen - wie anschlieBend ausgefuhrt wird - nicht ebenburtig ist und deswegen von ihnen ubergangene Sagen epi- siert (22ff.):

numina uestra uocans quidquid contempsit uterque scribere Musagenes, hoc uilis colligo uates. reliquias praedae uulpes sperare leonum laudis habent ...

Alles fugt sich hier bestens zusammen: der AnschluB an die homerisch-vergili- sche Epik, das mit Bescheidenheitsfloskeln (uilispoeta; uulpes) formulierte Be- kenntnis der eigenen Unterlegenheit und der daraus resultierende Verzicht auf den Agon mit den beiden unerreichbaren Meistern durch Ausweichen auf von ihnen nicht gestaltete Sagen.

Doch damit tritt nur ein Teil des im 'Raptus Helenae' realisierten Pro- gramms in den Blick. Denn nicht weniger bedeutsam ist das durch die vorauf- gehenden Analysen verdeutlichte Ziel, die Geschichte vom Raub der Helena nicht nur erneut, sondern auch in ihrem Geschehensverlauf neu zu erzahlen, sie so zu erzahlen, wie sie zwar zuvor schon teilweise ahnlich, aber noch nicht in dieser Ausformung erzahlt worden war. Dem dient die produktive Kombina- tion von Elementen der variantenreichen mythographischen und pseudohisto- rischen Uberlieferung, wobei auch Unausgeglichenheiten des pragmatischen Handlungsablaufs um des Neuen und Uberraschenden willen in Kauf genom- men werden. In diesem eigenstandigen und souveranen Weiterdichten an den alten Sagen manifestiert sich der gleiche ehrgeizige Originalitatswille, der auch

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230 WILLY SCHETTER: Dares und Dracontius etc.

fur die beiden anderen reifen epischen Dichtungen des Dracontius, die 'Medea' und den 'Orestes', charakteristisch ist33.

Die uber die Erfindung des 'Raptus Helenae' gewonnenen Ergebnisse sind zugleich auch fur die Beurteilung der Ursachengeschichte des Trojanischen Kriegs bei Dares relevant. Entfallt, wie zuvor gezeigt, Dracontius als Vorlage fur diese, so entfallt gleichzeitig die Hauptstutze von SCHISSELS Hypothese, daB es sich bei dieser Erzahlung um eine Kompilation des lateinischen Dares- ubersetzers handele.

Auch weitere QCberlegungen sprechen gegen eine solche Annahme. So der Umstand, daB sich SCHISSEL gezwungen sieht, spatere - und im Kontext durchaus relevante - Ruckverweise auf die Gesandtschaft Antenors in c. 4 als Interpolationen des vermeintlichen Redaktors zu athetieren (c. 17, p. 22, 2-8, c. 38, p. 46, 2- 8)34. Hinzuweisen ist ferner auf die Rolle Antenors bei Dares. In der Vorgeschichte des Trojanischen Kriegs macht er sich nach dem Fehl- schlag seiner Gesandtschaft und infolge der in ihrem Verlauf erlittenen Demu- tigungen zum Befurworter des Rachekriegs, zunachst in seinem Bericht an Priamus (c. 5, p. 8, 1), spater in der von diesem einberufenen Volksversamm- lung (c. 8, p. 10, 10). Schwerlich ist es ein Zufall, daJ3 dieser Kriegstreiber da- nach erst wieder hervortritt, als der Krieg fur die Trojaner nicht mehr zu ge- winnen ist, nunmehr als Ratgeber zum Friedensschlul3 (c. 37), schlieBlich, da er bei Priamus kein Gehor findet, als Verrater Trojas (c. 39-41). Das legt den SchluB nahe, daB die Antenorpassagen des Eingangs- und SchluBteils der historia des Dares kontrastierend einander zugeordnet sind, die Ursachenge- schichte der Trojanischen Kriegs folglich einen integrierenden Bestandteil des Ganzen bildet.

33 Zu ihnen: Vf., Medea in Theben, WJA NF 6a, 1980 (Festschrift HARTMUT ERBSE) 209-221

und: Uber Erfindung und Komposition des 'Orestes' des Dracontius. Zur spatantiken Neugestal-

tung eines klassischen Mythos, Fruhma. Stud. 19, 1985, 48-74.

34 SCHISSEL (Anm. 5) 147. - In c. 17 reagiert Priamus auf die Forderung der griechischen

Gesandten nach Auslieferung Helenas und der mit ihr geraubten Beute mit einer Auflistung der

den Trojanern griechischerseits zugefiUgten Krankungen und schliel3t mit einer Kriegserklarung

(p. 22,4): Priamus iniurias Argonautarum commemorat, patris interitum, Troiae expugnationem

et Hesionae sororis seruitutem, denique Antenorem legatum cum miserit, quam contumeliose ab

eis tractatus sit, pacem repudiat, bellum indicit, Graecorum legatos de finibus repelli iubet. Gege-

ben wird eine luckenlose Rekapitulation der in c. 2 und 3 sowie 5 erzahlten Vorgange. Wurde man

sie ebenso wie die konkreten Forderungen der griechischen Gesandten entsprechend SCHISSELS

Vorschlag tilgen, so bliebe von dem ganzen Kapitel tibrig: Interea legati missi ad Priamum ueni-

unt.... pacem repudiat eqs., ohne daB berichtet wurde, was die Gesandten verlangten und aus wel-

chen Grunden Priamus ihnen den Krieg erklarte. In c. 38 erhebt Priamus aus seiner Sicht durchaus

berechtigte Vorwurfe gegen Antenors Rat, mit den Griechen Frieden zu schlieBen (p. 46, 3) Ante-

norem quidem obiurgat, quia pacem suadeat, cum ipse quoque legatus ierit et renuntiauerit se

contumeliose tractatum esse et ipse bellum suaserit ... Auch dieser Bericht sitzt fest im Textzusam-

menhang.

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BIRGIT SCHOLZ: Archaologische Bemerkungen zu Luxorius AL 315 S. B. 231

SCHISSEL hat aufgrund 1. der von ihm behaupteten Abhangigkeit der Vor- geschichte des Trojanischen Kriegs bei Dares vom 'Raptus Helenae' und 2. der Daresrezeption des von ihm irrtumlich der ersten Hailfte des 6. Jh.s zugewiese- nen Ersten Vatikanischen Mythographen35 die lateinische Daresubersetzung in >>die Zeit von ca. 510-530 n. Chr.<< datiert36. Dies IaI3t sich jetzt nicht mehr halten. Die Daresubersetzung muB3 vor Dracontius entstanden sein, dessen Dichtungen in die letzten Jahrzehnte des 5. Jh.s fallen.

Bonn WILLY SCHETTER

35 Zur Datierung des Ersten Vatikanischen Mythographen ins Mittelalter und den verschiede- nen Zeitansatzen W. BtJHLER, Die Pariser Horaz-Scholien. Eine neue Quelle der Mythographi Va- ticani 1 und 2, Philologus 105, 1961, 123-135, ebd. 134 Anm. 3.

36 SCHISSEL (Anm. 5) 169.

ARCHAOLOGISCHE BEMERKUNGEN

ZU LUXORIUS AL 315 S. B. (320 R.)

Rolf Ehrenberg gewidmet

Luxorius, der unter den letzten Vandalenherrschern in Karthago lebte, be- schreibt in diesem Epigramm ein Nymphaeum, das nahe den Stallungen eines Zirkus gelegen war.

Dieses - wie die ubrigen Gedichte des Luxorius - in der Anthologie des Cod. Salmasianus (= Parisinus B. N. lat. 10318) uberlieferte Gedicht wurde zuletzt von SHACKLETON BAILEY und HAPP ediert1. Kommentiert wurde es von ROSENBLUM und HAPP2.

I Altere Ausgaben: Anthologia Latina 11 ed. A. RIESE2, Leipzig 1894, n. 320; Ae. BAEHRENS, Poetae Latini Minores IV, Leipzig 1882, p. 402. - Zuletzt: Anthologia Latina I1 rec. D. R. SHACKLETON BAILEY, Stuttgart, 1982, p. 255 f., n. 315 und H. HAPP, Luxurius I, Text und Unter- suchungen, Stuttgart 1986, p. 35 n. 320. - Im folgenden zitiert als HAPP 1. - Die hier zitierten archaologischen Zeitschriften werden gemaB den Richtlinien fur die Publikationen des Deutschen ArchAologischen Instituts im Archiologischen Anzeiger 1982, 809ff. abgekurzt.

2 M. ROSENBLUM, Luxorius, A Latin poet among the Vandals, New York - London 1961, 130ff. Nr. 34. - HAPP 1 35. - H. HAPP, Luxurius II, Kommentar, Stuttgart 1986, 239-250. - Im folgenden zitiert als HAPP 11.