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Das habe ich mir aber anders vorgestellt… Schreibwettbewerb 2020 Geschichten von Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schulen im Kreis Soest Herausgeber: Medienzentrum des Kreises Soest Niederbergheimer Str. 26 59494 Soest

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Das habe ich mir aber anders vorgestellt…

Schreibwettbewerb 2020 Geschichten von Schülerinnen und Schülern

der weiterführenden Schulen im Kreis Soest

Herausgeber: Medienzentrum des Kreises Soest

Niederbergheimer Str. 26 59494 Soest

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Schreibwettbewerb

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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

haben Sie diesen Satz nicht auch schon das ein oder andere Mal gesagt:

„Das habe ich mir aber anders vorgestellt!“

Sicherlich haben wir uns im Laufe unseres Lebens oft etwas ganz anders vorgestellt.

Vielleicht den ersten Schultag, den ersten Urlaub, oder den ersten Kuss?

Als im Herbst 2019 die Entscheidung für diesen Satz als Aufgabenstellung für den

diesjährigen Schreibwettbewerb fiel, war das Virus, das derzeit unser Leben

begleitet, verändert, wenn nicht sogar komplett auf den Kopf stellt, noch kein Thema.

Doch gerade dieser Satz wird uns alle im Jahre 2020, und wahrscheinlich weit

darüber hinaus, intensiv beschäftigen.

Die absichtlich offen gehaltene Aufgabenstellung gab den Schülerinnen und

Schülern die Möglichkeit, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen, oder ihre ganz

persönlichen Erlebnisse in Worte zu fassen.

Im Namen des Medienzentrums des Kreises Soest und der Jurymitglieder wünsche

ich Ihnen vielen Spaß, bei der Lektüre der eingereichten Geschichten.

Andrea Hundsdorfer

Autorin und Jurymitglied des Schreibwettbewerbs

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2020

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Fiona Hinners, 14 Jahre

Früher dachte sie immer,

Schreckliches passiert ihr nimmer,

nur das Gute überwiegt,

doch sie wusste nicht, wie falsch sie damit liegt.

Als sie noch klein war, dachte sie alles wäre leicht,

und dass das Glück, bis in die Ewigkeit reicht.

Sie hat gedacht,

dass später Vollkommenheit ihr Leben ausmacht.

Doch das änderte sich schnell,

im Laufe der Jahre wurde sie kriminell,

sie hat nichts Gutes mehr in sich gesehen,

und wollte einfach nur noch gehen.

Wohin, das wusste sie selbst nicht genau,

das wäre wohl auch nicht schlau.

Sie will ja nicht für immer gehen,

auch wenn die meisten Leute nicht hinter ihr stehen.

Sie bleibt dort,

und wünscht sich nicht mehr fort,

an einen anderen Ort.

Als Kind hatte sie ihr ganzes Leben durchgeplant,

wurde in der Schule oft ermahnt,

weil sie nicht an den Unterricht dachte,

sondern lieber ihre Zukunftspläne machte,

und dabei glücklich lachte.

Sie wünschte sich, dass alle Menschen glücklich sind,

und das auf der ganzen Welt,

sie träumte auch von einer Menge Geld.

Sie hoffte auf gute Freunde, die immer hinter ihr stehen,

und nie aus ihrem Leben gehen.

Sie dachte, wenn sie groß ist, wird sie alles überstehen,

und dass die schlechten Zeiten schnell vergehen.

Sie war sich sicher, später würde sie immer alles richtig machen,

und sie erfände viele neue Sachen.

Sie träumte davon, im Lotto zu gewinnen,

man merkt, sie mochte es sehr rumzuspinnen.

Sie wollte später einen perfekten Mann,

der einfach alles kann,

der sie nie vergisst,

und wenn sie nicht da ist, schrecklich vermisst.

Sie wünschte sich einen Hund,

und dachte nur gute Worte kämen aus ihrem Mund.

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Doch so wie sie es wollte, kam es nie,

schließlich ist sie ja kein Genie.

Sie hatte sich doch fest vorgenommen,

immer mit ihren Kindheitsplänen auszukommen.

Irgendwann merkte sie, dass nicht alles so sein kann wie sie es will,

und so wurde sie ganz still.

Sie war sich sicher, sie hatte sich zu viel vorgenommen,

und würde mit ihren Träumen nicht vorwärtskommen.

Und so kam es, wie es kam,

sie wurde schrecklich arm,

sie hatte keine Lust auf irgendwas,

war unsicher, was das Leben noch mit ihr macht.

Sie war davon überzeugt, dass sie alles übersteht,

und dass jeder ihre Entscheidungen versteht.

Irgendwann merkte sie,

und das vergaß sie auch nie,

sie hatte zu viel Zeit verschwendet,

und ihre Pläne nicht vollendet.

Doch das war ihr nicht mehr wichtig,

und erschien ihr goldrichtig.

Mit der Zeit war sie nicht mehr das Mädchen, was sie früher immer sein wollte,

und sie wusste, dass sie das auch gar nicht sein sollte.

Sie war zufrieden mit der Person die sie ist,

und wünschte sich, dass sie eins niemals vergisst:

Jeder sollte alles nehmen, so wie es kommt,

das hatte sie vorher noch nie gekonnt.

Man sollte mit dem Hier und Jetzt glücklich sein,

sonst bleibt man für immer allein.

Es erscheint ihr plötzlich so klar,

die Zukunft ist zum Greifen nah.

Sie hat sich immer nur verstellt,

und sich ihr Leben ganz anders vorgestellt.

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Johanna Burghardt, 14 Jahre

Zukunft und Vergangenheit

Kühler Wind fuhr durch meine langen Haare und ließ mich ein wenig frieren. Wir

ließen unsere Beine über den Straßen der Stadt baumeln. Sie war trotz der späten

Uhrzeit noch hell erleuchtet, aber von hier oben wirkte alles so unbedeutend. Wir

waren nur kleine Sterne in einem riesigen Universum. Und doch- ohne jeden, ohne

jeden noch so kleinen Menschen wäre diese Welt nicht die, welche uns fühlen lässt.

Freude und Glück, Trauer und Schmerz. Alle tragen zu diesem Netz gesponnen aus

Liebe, Freundschaft, Frieden und Vertrauen bei. Mir lief eine einzelne Träne über die

Wange, was sie bedeuten mochte war jetzt so egal. Sie zeigte mir bloß den Weg.

Zukunft und Vergangenheit. Irgendwo begannen Kirchturmglocken ihren Klang der

Welt zu offenbaren und ich begriff: Irgendwie hatte alles einen Sinn, doch welchen

können wir manchmal nur allein für uns entscheiden. Und so gibt es für jede Tat,

jedes Problem und jedes Rätsel nicht nur eine Lösung.

„Lilli? Hast du schon mal über den Tod nachgedacht?“, fragte Jacob mich und holte

mich so kurzzeitig aus den Gedanken, jedoch schweiften sie schnell wieder ab. Der

Tod, unvermeidbar. So viele fürchteten ihn, aber warum eigentlich? War es Angst?

Angst vergessen zu werden oder Furcht vor dem Unbekannten?

Doch wir Menschen sind neugierig, aber wo sind die Grenzen? War der Tod, dieser

dunkle, ständige Begleiter wirklich das Ende? Gibt es überhaupt ein Ende? So viele

Dinge, die wir nicht beantworten können… Als ich nichts auf Jacobs Frage

antwortete, legte er einen Arm um mich. Ich ließ meinen Kopf auf seine Schulter

sinken und sagte leise: „Schon, aber wir sollten nicht zu verbittert an der Zukunft

rätseln.“ „...und auch nicht an der Vergangenheit“, sagte Jacob versucht beiläufig,

doch ich wusste, worauf er hinaus wollte. Meine beste Freundin Chloe hatte sich vor

einiger Zeit das Leben genommen. Ich fragte mich immer, ob ich etwas hätte

verändern können. Ich fühlte mich schuldig, so verdammt schuldig. Dabei hatte ich

mir nie klargemacht, wie es ihr ging. Ich hätte fragen müssen, und ihr nicht von der

Seite weichen. Eine einfache Umarmung hätte vielleicht schon gereicht.

„Du denkst an sie“, stellte Jacob mit einem zärtlichen Lächeln auf den Lippen fest.

Ohne Worte wusste er immer, wie ich mich fühlte und was ich brauchte. So

jemanden hätte Chloe auch gebraucht.

„Chloe ist mit einer Maske rumgelaufen...“, sagte Jacob, während er meine Hand

nahm und ich beendete seinen Gedanken: „...bestehend aus einem

immerwährenden Lächeln und darunter...“ ich traute mich nicht weiterzusprechen,

aber Jacob wusste, welche Worte es waren, die ich nicht auszusprechen wagte.

Was auch immer passiert ist, wir können es nicht ungeschehen machen, und es

bleibt uns nichts anderes übrig, als nach vorne zu schauen, und zu versuchen uns

nicht mehr umzudrehen. Ich wandte meinen Kopf leicht zu Jacob und lächelte. Mein

erstes ehrliches Lächeln seit… einer Ewigkeit. „Und was jetzt?“, fragte Jacob. Ich ließ

mir kurz Zeit, um zu antworten: „Weiß nicht. Das Leben…

Das habe ich mir anders vorgestellt...“

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Wiebke Sinning, 12 Jahre

Ein grauenvoller Sturz

Es war ein ganz normaler Freitag in der Schule. Die Klasse von Lena Schmidt hatte

Musikunterricht. Es ging um Intervalle. Fünf Minuten vor dem Schulschluss packte

die Klasse ihre Schulsachen ein und versammelte sich vor der Tür. Noch eine Minute

bis zum Schellen dachte sich Lena und freute sich schon auf das Wochenende. Alle

Klassenkameraden drängelten, als es klingelte. Sie rannten zum Bus. Lena lief auch,

aber eine Abkürzung. Die Busse kamen ja immer so früh, und es war kaum möglich,

einen Sitzplatz zu bekommen. Also beeilten sich alle. Als Lena die Abkürzung nahm,

übersah sie einen Stein am Boden, der locker war. Sie fiel auf den Boden, mitsamt

ihrem Tornister. Kurz sah sie noch andere Schüler vorbeilaufen, dann verschwand

alles. Doch kurze Zeit später wachte sie wieder auf. Viele Schüler liefen neben ihr

her, doch sahen sie nur komisch an und rannten weiter. Lena fragte sich, ob ihre

Freunde schon weg waren. Niemand half ihr auf, niemand nahm sie wahr. So fühlten

sich wohl Mobbingopfer. Sie war hilflos, konnte nicht aufstehen. Nach insgesamt fünf

Minuten kamen aber auch ihre Freunde angerannt. Sie sahen Lena und halfen ihr

auf. Sie brachten diese zu einer Kunstlehrerin, die sich besorgt um das Mädchen

kümmerte. Eine Freundin namens Jojo blieb noch bei ihr, bis sie von ihren Eltern

abgeholt wurde. Lena hatte eine große Wunde am Kopf, doch das war ihr erstmal

egal. Wichtiger war, dass ihre Freunde ihr geholfen haben, nicht so wie die anderen

sie übersehen haben. Das nennt man eine richtige Freundschaft. Da musste Lena

grinsen, was an einem stinknormalen Freitag passiert ist. Den Tag hätte sie sich auf

jeden Fall anders vorgestellt.

Greta Böger und Melina Hesse, beide 10 Jahre

Hi, ich bin Jan. Mein erster Schultag nach den Ferien begann so:

Ich kam in der Schule an und meine Freundin Magdalena begrüßte mich freundlich:

„Guten Morgen, Jan.“ Wir gingen zusammen ins Schulgebäude. Dort angekommen

sah ich schon Tim und Alex: „Moin, moin, freut ihr beide euch schon auf die Arbeit?“

„Jahaaaaa“, riefen wir aus einem Halse. Es klingelte, und alle Schüler außer wir vier

besten Freunde Magdalena, Tim, Alex und ich rasten in die Klassenräume.

Wir marschierten langsam die Treppe hoch. Im Klassenraum packte ich mein

Deutschbuch auf den Tisch. Da bemerkte ich, dass meine Mathelehrerin, Frau Nerv,

anstatt meiner Deutschlehrerin herein kam. „Warum ist die da?“, fragte ich meinen

Sitznachbarn Max. „Wir haben doch Mathe, schon vergessen?“

Magdalena hatte das Gespräch mitgehört. „Tim und Alex haben uns doch gefragt, ob

wir uns auf die Arbeit freuen.“ „Aber ich dachte, wir schreiben eine Deutscharbeit!“

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„Nein“, sagte Magdalena. „Wir schreiben eine Mathearbeit, haben wir doch vor den

Ferien in unser Hausaufgabenheft geschrieben, hast du es dir nicht

aufgeschrieben?“ Ich stotterte: „Nei…nein, ich wollte mir das merken.“

Ich setzte mich regungslos auf meinen Platz und schaute meine Mathelehrerin

ängstlich an. Sie legte den Stapel Arbeiten auf das Lehrerpult und sagte:

„So, bitte holt euch eine Arbeit.“ Alle Kinder in meiner Klasse gingen nach vorne,

außer mir. Frau Nerv blickte zu mir rüber, plötzlich machte sie einen Schritt in meine

Richtung. „Warum holst du dir keine Arbeit?“ Ein strenger Blick musterte mich. Sie

ging zurück zu ihrem Pult, schnappte sich die letzte Arbeit und war zurück an

meinem Platz. „Beim nächsten Mal wirst du dir die Arbeit holen, verstanden!“

Ich nickte stumm. Meine Lehrerin hatte immer noch die Arbeit in ihrer Hand. Ich sah

alles nur noch in Zeitlupe, sooo langsam. In der Sekunde als die Papiere den Tisch

berührten, schnappte ich mir meinen Schulranzen und rannte los, als ob ich von

einem schrecklichen Monster verfolgt werde. Ich sprintete weiter in Richtung Tür,

dabei hörte ich im Hintergrund: „Jan, komm sofort zurück, soofoort!“ Doch ich hatte

nur noch ein Ziel: Aus der Schule rauszukommen! Plötzlich kam eine Welle frischer

Luft auf mich zu. Draußen atmete ich tief ein und aus. Ich joggte zu den

Fahrradständern und dachte dabei nach, was eigentlich gerade passiert war: Da war

die Arbeit und der strenge Blick der Lehrerin. Ach, es war die Hölle.

Zum Glück bin ich jetzt im Freien. Da fiel mir ein, dass meine Mutter zuhause war

und wahrscheinlich nicht erfreut sein würde, wenn ich so früh nach Hause komme.

Ach egal, wird nicht so schlimm sein.

„Hallo Jan. Ich habe einen Anruf bekommen, dass du vor einer Arbeit weggelaufen

bist! Hast du eine Erklärung dafür?“ „Das habe ich mir anders vorgestellt!“

„Was hast du dir anders vorgestellt?“ Meine Mutter blickte mich fragend an. Ich

druckste herum. „Also, ich dachte dass wir eine Deutscharbeit schreiben, aber wir

haben eine Mathearbeit geschrieben. Ich wollte keine schlechte Note.“

„Nun, abhauen hätte ich auch nicht vor dir erwartet.“ Mama streckte die Hand aus.

„Komm, wir fahren hin und lösen das.“ „Mama, du bist die Beste!“

„Aber das will ich nicht nochmal erleben, ok?“ Ich nickte und fiel in ihre Arme.

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Leonie Wiehe, 13 Jahre

Der Schweiß läuft an mir runter, Schwerter klirren aufeinander. Heute ist mein letztes

Training bevor morgen unser wichtigster Kampf stattfindet. Wir sind wie das Militär

doch wir gehören nicht zum Staat, sondern machen das, was wir für richtig halten.

Unsere Feinde haben tausende Leute eingesperrt, als Gefolgsleute und für mehr

Macht, unter anderem auch meine Eltern. Sie haben sie eingesperrt und sie gefoltert

weil sie sich geweigert haben, ihnen zu helfen. Natja, Tj, Layla und Ted habe ich im

Krieg kennengelernt, als ich alleine geflohen bin, ohne eine Waffe mitten im Krieg.

Sie haben mich beschützt und mir das Kämpfen beigebracht. Sie haben mir ein

Schwert geschmiedet, jedoch das Allerwichtigste, sie haben mir eine neue Familie

gegeben. Nathan leitet unsere Einsätze und kümmert sich um alles, morgen wollen

wir die ersten Gefangenen befreien und ihnen helfen, zu fliehen. Als ich nach der

Besprechung für morgen mein Zimmer betreten will kommt plötzlich Tj auf mich zu

gerannt. „Hör mir zu Nika, wenn du morgen nicht kämpfen willst oder kannst, weil

deine Eltern an diesem Ort gefoltert wurden, würden wir das alle verstehen.“

„Nein Tj, ich will dafür sorgen, dass sie das spüren, was sie meinen Eltern angetan

haben, ich will das sie alles bereuen, ich will sie tot sehen.“

Ich betrete mein Zimmer, wo ich meine Sachen packe und schlafen gehe. Um sechs

Uhr klingelt mein Wecker, sofort stehe ich auf den Beinen und ziehe mich an. Als ich

im Gemeinschaftssaal ankomme, stehen schon alle zum Aufbruch bereit. Eine halbe

Stunde laufen wir alle, ungefähr vierzig Krieger, durch den Wald. Es so ist so dunkel,

dass wir uns nur am leuchtendem Mond und den Sternen orientieren können. Wir

sind zehn Minuten vorm Ziel, bis jetzt nur Stille, doch dann von rechts kommen um

die hundert Krieger auf uns zu. Wir kämpfen, wie wir noch nie gekämpft haben. Nach

ein paar Minuten merken Tj, Layla, Nathan, Ted und ich, dass wir nicht gewinnen

können. Wir ziehen uns zurück und suchen ihr Zentrum.

Nach kurzer Zeit erscheinen neben uns immer mehr Verteidiger des Zentrums. Und

auf einmal stehen wir vor einem Gebäude, vor dem Zentrum. Ich renne zu den

Gefängnissen und die anderen geben mir Schutz und kämpfen für mich, sie sind wie

meine Verteidiger. Da vorne sind die Gefängnisse. Fast falle ich über einen Stein,

doch ich kann mich noch auffangen und stehe schon am ersten Kerker. Ich breche

alle auf bestimmt dreihundert Leute habe ich bis jetzt befreit, doch als ich den letzten

aufbreche sehe ich hinter einer Ecke eine verschlossene Tür, da muss noch etwas

Wichtiges drin sein. Ich schleiche mich von hinten an, ein Stich und der Wächter ist

tot. Hinter der Tür erscheint eine dunkele Kellertreppe. Ich nehme mir eine Fackel

und gehe die Treppen runter. Doch was ich unten sah, war unfassbar und ich fiel auf

die Knie, sowie meine Fackel mir aus der Hand fällt. Ich kann es nicht glauben,

meine Eltern, von denen ich dachte, sie wären tot.

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Junis Mense, 11 Jahre

Urlaub in Madrid

Familie Gene hat sich nach langem Suchen endlich für ein Haus mit Swimmingpool

und Sauna in Madrid entschieden. Die Mutter rief: „Max packe deine Sachen, wir

fliegen Morgen nach Madrid.“ Am nächsten Morgen um 05:30 Uhr fuhren sie zum

Flughafen. Von dort ging es zum Check. Plötzlich bemerkte der Vater von Max, dass

er seinen Ausweis vergessen hatte. Schnell lief er zum Auto, denn es war nur noch

eine halbe Stunde, bevor der Flieger abflog. Als er zu Hause angekommen war,

suchte er verzweifelt seinen Ausweis. Kurz darauf fand er ihn, dann lief er schnell

zum Auto, denn nun waren es noch 5 min bis das Flugzeug abhob. Bei der Ankunft

bemerkte er, dass er nur noch 1 min Zeit hatte, um sich einchecken zu lassen und in

den Flieger zu steigen. Als er keuchend auf den Flieger zulief, hörte er eine

Durchsage: „Der Flieger nach Madrid verspätet sich um eine Stunde.“ Alles

umsonst!!! Er sah seine Familie auf einer Wartebank und lief schnell zu ihnen hin.

In Madrid angekommen, fuhren sie schnell mit einem Taxi zu ihrem Wohnort. Dort

suchten sie lange ihr Haus. Als die Mutter auf die Adresse guckte, sah sie, dass sie

die Hausnummer 27 suchen mussten. Doch als sie vor ihrem Haus standen

erblickten sie eine alte Holzhütte mit einem Swimmingpool ohne Wasser und einer

verschlossenen Sauna. Das hatten sich alle anders vorgestellt. Aber trotzdem hatten

sie einen schönen Urlaub in Madrid.

Finja Heidloff, 10 Jahre

Probleme mit Freunden

Es war ein schöner Sommermorgen. Ich lag im Garten in meiner Hängematte und

dachte über das nach, was in den letzten Wochen passiert war.

Es fing alles damit an, dass ich umgezogen bin. Das war vor ungefähr vier Wochen.

In meiner neuen Umgebung und Klasse habe ich mich auch gleich sehr wohl gefühlt

und das Beste war, dass ich auch gleich neue Freunde gefunden habe, und sogar

eine allerbeste Freundin, Jenny. Seit unserem Kennenlernen verabredeten wir uns

sehr häufig. Manchmal bei ihr, manchmal bei mir und manchmal auf dem Spielplatz

in unserer Gegend. Doch irgendwann war alles anders. Ich wusste selbst nicht

wieso! Jenny setzte sich in der Schule auf einen anderen Platz, und redete nicht

mehr mit mir. Auf meine Anrufe und Nachrichten reagierte sie auch nicht mehr. Es

machte mich sehr traurig, dass sie mich auf einmal so ignorierte und ich beschloss,

sie direkt anzusprechen. In der Schule ging ich also auf sie zu und fragte sie was mit

ihr los sei. Doch sie zischte mich nur an: „Geh weg, du dumme Kuh!“, und drehte sich

wieder um. Das hatte ich mir aber anders vorgestellt!

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Daraufhin ging ich zu Lotta, einer guten Freundin von mir und Jenny, um sie zu

fragen ob sie wüsste, was mit Jenny los sei, und warum sie sich mir gegenüber so

komisch verhalten würde.

„Also, ich wüsste da was“, antworte sie mir, „aber das hast du nicht von mir. Also, ich

glaube, dass Jenny denkt, dass Marie jetzt deine beste Freundin ist und nicht mehr

sie.“ Schnell bedankte ich mich bei Lotta und rannte ins Klassenzimmer, da die

Schulklingel gerade gegongt hatte. Es war zum Glück die letzte Stunde.

Auf dem Heimweg bin ich früher immer mit Jenny gegangen. Na ja, seit sie mich wie

Luft behandelt nicht mehr. Jenny hatte leider ein Fahrrad dabei und ich musste sie

fast anbetteln kurz abzusteigen, damit ich mit ihr reden konnte. Als sie schließlich ihr

Rad neben sich her schob, erklärte ich ihr, dass es ein Missverständnis gewesen

sein musste und ich doch immer noch ihre beste Freundin wäre. Daraufhin umarmte

sie mich. Jenny kam dann noch mit zu mir nach Hause und wir lasen gemeinsam ein

Märchen aus meinem alten Märchenbuch, denn auch diese Geschichte hat eine

Moral: Man sollte Probleme immer sofort ansprechen, damit keine Missverständnisse

aufkommen!

Alica Kerstin und Olivia Thiessen, beide 10 Jahre

Die neue Schule habe ich mir anders vorgestellt

Eines Tages flog Paula wegen ihrer schlechten Noten vom Heinrich-Heine-

Gymnasium. Sie und ihre Mutter schauten sich daher in den Sommerferien die

Schleswig-Holstein-Gesamtschule im Internet an. Auf den Bildern sah die

Gesamtschule sehr sauber und ordentlich aus. In der Info stand, dass der Unterricht

gut abläuft und spannend ist. Nun waren die Sommerferien zu Ende und der erste

Schultag begann. Paula ging fröhlich und aufgeregt zur Schule. Auf den ersten Blick

sah die Schule nicht so sauber aus, aber sie dachte sich nichts dabei. Nun ging sie in

den Matheunterricht. Der Lehrer schien nicht so nett zu sein. Zunächst fing der

Unterricht normal an. Paula verstand eine Aufgabe nicht, weil der Lehrer diese nicht

erklärt hatte. Danach ging sie traurig nach Hause und erzählte es ihrer Mutter. Die

Mutter sagte: „Es ist der erste Schultag, da ist alles neu. Du wirst Dich schon noch

daran gewöhnen.“ Paula ging hoffnungslos in ihr Zimmer. Am nächsten Morgen

stand in der Zeitung, dass die Mädchentoilette mit Graffiti besprüht wurde. Der Lehrer

dachte, dass es Paula gewesen sei. Nun ging sie ängstlich in den Deutschunterricht.

Da schimpfte der Lehrer Paula an und fragte: „Hast Du das Graffiti gesprüht?“ Da

antwortete Paula: „Nein, das war ich nicht!“ Dies glaubte ihr Lehrer nicht und sagte,

dass Paula fehl am Platz sei. Paula lief weinend nach Hause und erzählte alles ihrer

Mutter. Paula rief: „DAS HABE ICH MIR ANDERS VORGESTELLT!“ Ich möchte

nicht mehr auf dieser Schule sein!“

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Schreibwettbewerb

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„Einen Tag musst Du noch in die Schule gehen, damit ich im Internet nach einer

neuen Schule schauen kann“, sagte die Mutter. Am dritten Tag ging sie also nochmal

dorthin. Paula hatte heute Musik, aber leider wieder bei dem gleichen Lehrer. Er

warnte sie noch einmal wegen des Graffitis auf der Mädchentoilette. Paula sagte

wieder: „Ich war es nicht, bitte glauben Sie mir!“ Aber der Lehrer glaubte ihr wieder

nicht. Jetzt fing der Unterricht erst richtig an. Die Schüler sollten etwas von der Tafel

abschreiben und dies befolgten sie auch. Der Lehrer meckerte Paula schon wieder

an, weil sie mit einem Bleistift, anstatt mit einem Füller geschrieben hatte. Nach

Schulschluss ging sie erleichtert nach Hause, weil sie jetzt auf eine andere Schule

gehen durfte. Die Mutter hatte in der Zeit eine neue heraus gesucht. Sie rief den

Lehrer der alten Schule an und berichtete ihm, dass Paula jetzt von der Schule geht

und sie das nicht mit dem Graffiti war. Gut, dass zumindest ihre Mutter ihr geglaubt

hatte.

Titus Adler, 11 Jahre

Der schlimmste Tag im Freibad

An einem schönen warmen Sommermorgen saß ich mit meiner Familie draußen am

Esstisch und wir frühstückten gemeinsam. Ich aß mein Lieblingsbrötchen zum

Frühstück: ein Salamibrötchen. Die Sonne schien auf meine gebräunte Haut und ich

sagte: „Endlich ist Sommer und Ferien.“ Nach dem Frühstück klingelte das Telefon.

Auf dem Display stand „Kronmüller“. Kronmüller ist der Nachname von Jacob,

meinem bestem Freund und ich ging dran: „Hallo hier ist Titus Adler.“ Darauf erklang

die Stimme meines Freundes: „Hallo Titus, hast du Lust mit mir ins Freibad zu

gehen?“ Ich willigte ein: „Dann treffen wir uns um 10:00 Uhr, denn dann ist es noch

nicht so überfüllt.“ Jacob antwortete mit einem: „Ja.“ Und bevor ich auflegte sagte

Jacob: „Bis gleich!“ Ich legte auf und freute mich schon riesig auf das Treffen.

Um 9:00 Uhr packte ich meine Tasche und steckte meine 10er-Karte ein. Um 10:00

fuhr ich mit meinem Fahrrad los. Am Eingang wartete Jacob schon auf mich. Jacob

und ich überquerten die Eingangsschranke. Wir zogen uns um und suchten einen

Platz, wo wir unsere Decke hinlegten. Dann gingen wir uns abduschen. Daraufhin

wurden wir vom Bademeister angesprochen: „Heute ist das Schwimmerbecken leider

geschlossen. Aus diesem Grund möchten wir sie darauf hinweisen das

Nichtschwimmerbecken zu nutzen.“ Wir beiden fanden dies in Ordnung und

sprachen: „Ok, alles in Ordnung.“ Wir gingen zum Nichtschwimmerbecken. Jacob

und ich freuten uns, weil, wie wir erhofft hatten, alles frei war!

Wir gingen in das Becken hinein und erfrischten uns. Jacob und ich waren sogar

mehrmals rutschen. Mein Freund und ich hatten so Spaß. Um 10:30 Uhr kamen

immer mehr Leute. Trotzdem war es nicht so überfüllt. Die Zeit verging und es wurde

immer voller.

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Schreibwettbewerb

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Um 11:00 Uhr war es so voll, dass Jacob zu mir sagte: „Titus es ist so überfüllt hier.

Lass uns doch eine Pause einlegen.“ Ich antworte: „Ja, ich finde es auch so voll hier.“

Wir beide waren sehr enttäuscht. Aber trotzdem blieben wir dort. Wir stiegen aus

dem Becken und duschten uns ab. Jacob fragte: „Titus hast du Lust zum Kiosk zu

gehen? Wir könnten uns eine Pommes kaufen und sie uns teilen.“ Ich antwortete:

„Das ist eine tolle Idee. Zum Glück kostet eine Pommes nur 1,50 Euro.“ Jacob und

ich gingen in den Laden und sagte: „Eine Pommes bitte.“ Der Verkäufer sprach:

„Möchtet ihr noch Ketchup dazu haben?“ Ich sagte: „Ja.“ Und wir nahmen die

Pommes an, bezahlten und gingen aus dem Kiosk hinaus. Wir setzten uns an einen

kleinen Tisch und aßen die Pommes genussvoll auf. Nachdem wir die Pommes

gegessen haben, gingen wir wieder zurück zur Dusche und brausten uns ab. Nun

gingen wir zum Nichtschwimmerbecken und versuchten um die Wette zu tauchen.

Leider war das Wasser richtig warm und grau. Wir beide haben uns geekelt. Ich

sagte zu Jacob: „Es ist so voll! Weißt du Jacob, ich habe mir das hier anders

vorgestellt.“

Meyserel Ayverdi, 18 Jahre

Ein Mensch

Es war einmal ein unsensibler und viel beschäftigter Anwalt, der jede Nacht durch

das Ticken seiner schwarzen Schlafzimmeruhr gequält wurde. Sobald die ersten

Vögel am frühen Morgen zwitscherten, war das Spiel vorbei. Er stand auf, duschte

kalt, putzte sich die Zähne und gab seiner Frau und seinem Sohn einen flüchtigen

Kuss auf den Kopf, bevor er wie immer zur gleichen Zeit aus dem Haus trat und den

Nachbarn ignorierte, der ihn seit Jahren trotz unerwiderter Geste freundlich begrüßte.

Er ging jeden Morgen, bevor er zur Kanzlei eilte, in die gleiche Bäckerei, holte sich

seinen Kaffee und verurteilte sämtliche Zufriedenheit ausstrahlende Passanten, zu

denen er sicher niemals gehören würde. In der Kanzlei wurde er aufgrund seiner

sehr genauen und makellosen Arbeit geschätzt, an seine grobe Art waren die

meisten gewöhnt.

Es war wie so oft ein durchwachsener und anstrengender Arbeitstag, der sich lange

nachdem die Sonne untergegangen war, endlich dem Ende geneigt hatte.

Zu Hause angekommen verschanzte er sich nach einem als Pflicht empfundenen

Austausch mit seiner darunter leidenden Frau in seinem grau gestrichenen

Arbeitszimmer. So ging das jetzt schon eine ganze Weile, um genau zu sein 16

Jahre. Eines Tages kam es zu einem tragischen Unfall auf der Landstraße auf dem

Weg zur Kanzlei. Der Mann aus dem schwarzen Pkw musste schwerverletzt ins

Krankenhaus gebracht werden und lag im Koma, es war der Anwalt. Was hatte ein

auf diese Art lebender Mann oder um der Genauigkeit treu zu bleiben, ein seit 16

Jahren atmender, aber nicht mehr lebender Mann zu verlieren?

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Schreibwettbewerb

2020

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Die Antwort auf diese Frage zog während seiner vielen Tage im Koma an ihm vorbei.

Da war zum einen seine wunderschöne und liebe Frau, die sich jeden Tag um ihn

sorgte und ihn bis aufs Kleinste liebte, die er nicht sah. Da war sein Sohn, der Treue

und Ehrlichkeit, Disziplin sowie Barmherzigkeit verkörperte, den er nicht sah. Da war

zum anderen sein an Krebs erkrankter Nachbar, der nicht nur seine eigenen Rosen,

sondern auch die aus seinem Garten pflegte, den er nicht sah. Der junge Mann, der

ihm jeden Morgen die Tür in der Bäckerei aufhielt, den er nicht sah. Die Kollegen in

der Kanzlei, welche ihm viel Arbeit abnahmen und sich um seine psychische

Gesundheit sorgten, die er nicht sah. Er hätte sie alle sehen und wahrnehmen

können, wenn er sich Zeit genommen hätte. Wenn er bewusster geatmet und sich

einmal umgeschaut hätte.

Aber der Anwalt hatte im Strom der Arbeit, der Medien, der unzähligen Nachrichten

und vieler unwichtiger Dinge das Wesentliche aus den Augen verloren. Er war blind

geworden für die kleinen Dinge, die das Leben besonders machten. Blind für die

Momente, für die es zu leben und sogar zu sterben galt. Einige Wochen später

erwachte der Anwalt aus dem Koma, er war wie neugeboren. Er nahm sich vor sein

Leben, seine Ansichten und Perspektiven zu ändern, den Sonnenaufgang und den

Sonnenuntergang bewusster wahrzunehmen.

Es war einmal ein Anwalt, dessen Leben in deinem eigenen Leben

wiederzuerkennen ist.

Lea Schmieder, 13 Jahre

Ich saß im Auto, die Landschaften rauschten an mir vorbei. Mit Tränen in den Augen

schaute ich mit starrem Blick nach draußen. Im Hintergrund hörte ich meine Eltern

über die Radionews diskutieren. Ich träumte vor mir hin, wurde innerlich immer

trauriger, konnte es immer noch nicht fassen.

Seit einigen Wochen zerstörten mehrere verheerende Brände meine Heimat, die

Heimat von tausenden anderen Menschen und die Heimat von tausenden Tieren.

Plötzlich blieben wir stehen. Angekommen an einem der momentan wahrscheinlich

wichtigsten Orte hier in Australien. An einer der größten Feuerwehrwachen hier in

Umgebung.

„Ophelia, ich muss los. Hab dich lieb und passt auf euch auf!“ Mein Vater riss mich

aus meinen Gedanken. Noch im letzten Moment konnte ich ihm hinterher rufen, dass

ich ihn ebenfalls lieb habe und ich ihm viel Glück wünsche, bevor er die Tür zuschlug

und zu seinen Kollegen rannte.

Nach weiteren zwei Stunden Autofahrt kamen wir endlich im Hotel meiner Mutter an.

Als wir zu Abend gegessen hatten rief mein bester Freund Niko an. Wir waren seit

über elf Jahren befreundet und hatten am selben Tag Geburtstag. Er lebte seit vier

Jahren auf Bali, leider, aber trotzdem haben wir es geschafft, jeden Tag mindestens

zwei Stunden zu telefonieren und miteinander über alles zu reden.

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Schreibwettbewerb

2020

14

Ich vermisste ihn echt, es war schließlich schon ein Jahr her, seit wir uns das letzte

Mal gesehen haben. Allerdings wollte er in drei Tagen, zu meinem 14. und zu seinem

15. Geburtstag, mit seinen Eltern hierher kommen.

Als er anrief, war ich gerade im Fahrstuhl des Hotels, auf dem Weg zum Büro meiner

Mutter, denn da konnte ich ohne jemanden zu stören mit ihm reden.

Nachdem wir die letzten drei Tage im Hotel verbracht hatten fuhren wir weiter zum

nächsten Flughafen in Brisbane. Ich war mindestens so aufgeregt wie die letzten

Male, als wir unsere Geburtstage zusammen gefeiert haben, uns abends dann mit

Eiscreme vollstopften, und dann mit Bauchschmerzen auf dem Sofa saßen und

Filme schauten. Jetzt stand ich hier vor dem Flughafen wo er in sechs Stunden

ankommen sollte. Wir waren viel zu früh! Trotzdem zählte ich jede Minute bis zur

Ankunftszeit der Maschine. Plötzlich klingelten unsere Telefone, sowohl das meiner

Mutter als auch meins.

Nach zwei kurzen Gesprächen legten wir beide zeitgleich auf. „Was war?“, fragte ich

meine Mutter. Als Antwort bekam ich dann: „Dein Vater wird es nicht zu eurem

Geburtstag schaffen. Die Brände haben sich drastisch verschlimmert. Was war bei

dir?“ Mit verschwommenen Augen sagte ich nur: „Niko wird auch nicht kommen. Das

Flugzeug kann nicht starten...“ Meine Mutter nahm mich ihn den Arm. Ich schloss

meine Augen. Ich spürte wie zwei Tränen mein Gesicht runterflossen...

Lara Bockholt und Luisa Dust, beide 11 Jahre

Der Schreibwettbewerb

Es war ein sonniger, kalter Morgen. Die Schule begann um 7:35 Uhr. In der ersten

Stunde hatte die Klasse 5a Deutsch. Herr Hey kündigte einen Schreibwettbewerb an.

Alle freuten sich und suchten sich einen Partner. Luisa und Lara arbeiteten

zusammen. Herr Hey bat um Ruhe und sagte den Schülern das Thema. „Das haben

wir uns aber anders vorgestellt“, riefen die Kinder. Sie fingen an, die Geschichte zu

schreiben. Zu Hause durften die Kinder die Geschichte zu Ende schreiben. Oder

aber sie machten es in der Schule. Die Geschichte durfte nur 500 Wörter lang sein.

Die Schüler der Klasse 5 bis 13 durften teilnehmen. Daraufhin wurden alle Texte an

die Adresse [email protected] gesendet. Nach vier Monaten

bekamen alle eine Rückmeldung ihrer Texte, außer Lara und Luisa. Sie hofften, dass

es nur ein Irrtum war und sie die Rückmeldung in ein paar Tagen bekamen. Herr Hey

rief nach ein paar Tagen dort an und fragte, ob der Text überhaupt angekommen ist.

Die Frau am Telefon antwortete: „Nein leider nicht, wir melden uns aber, wenn wir die

Geschichte bekommen haben.“ Sie haben die Geschichte gefühlt schon 1000mal

abgeschickt. Sie riefen alle Seiten auf ob sie die Geschichte finden. Auf einmal

stießen sie auf einen Code, der hieß “0176341“. Den gaben sie in die Suche ein.

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Schreibwettbewerb

2020

15

Plötzlich kam ein Bild von einem Hacker. Sie wunderten sich und holten Herrn Hey.

Herr Hey klickte mit Lara und Luisa auf die Seite, und es öffnete sich ein Feld, wo

darauf stand: „Bitte Code eingeben.“ Sie gaben den Code ein, den sie erhalten

hatten. Plötzlich öffneten sich Geschichten, Adressen, besondere Namen, Personen

und Daten. Sie scrollten runter und stießen auf ihre Geschichte.

Herr Hey schrie auf: „Ein Hacker hat eure Geschichte gestohlen, das ist ja

schrecklich.“ Lara und Luisa waren sprachlos. „Wer macht denn sowas?“, fragte Lara

mit verzweifeltem Blick. „Das haben wir uns aber anders vorgestellt.“ Sie suchten ein

Feld, wo man die Geschichte löschen konnte.

„Da!!! Ein Mülleimerzeichen.“ Herr Hey klickte darauf und auf einmal war die

Geschichte weg. Sie jubelten und freuten sich. Plötzlich bekam Herr Hey einen Anruf.

„Die Geschichte ist gerade angekommen!“ Er legte auf und sagte: „So ein Glück.“

Nach ein paar Wochen wurde die Klasse 5a aufgerufen und alle gingen vom Convos

zum Börde-Berufskolleg zur Verkündung des Gewinners. Endlich war es soweit, alle

Plätze wurden vergeben. Jetzt nur noch die letzten 3. Zum Glück wurden Luisa und

Lara noch nicht aufgerufen… Sie standen auf der Bühne und bangten um die letzten

3 Plätze.

„ Auf dem 3. Platz sind…John und Enno aus der 7c.“ Lara fiel ein Stein vom Herzen.

Jetzt würde die Entscheidung fallen wer 1. und 2. Platz ist.

„Auf dem zweiten Platz ist…

„Los jetzt, macht schon“, dachte sich Lara. Luisa schloss die Augen und holte tief

Luft.

…Phillip“. Somit war es raus, Luisa und Lara gewannen den Wettbewerb und

jubelten und freuten sich. Sie bekamen einen Gutschein fürs Aqua Fun und 200 €.

Das war ein überraschender, toller, aufregender und cooler Tag.

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Schreibwettbewerb

2020

16

Ricarda Kleine, 12 Jahre

Mein Leben in einem Koffer

„Ein letzter Blick auf unser Haus, das inzwischen von dem Feuer umzingelt ist. Ich

habe Angst, große Angst; alles was ich in der Eile mitnehmen konnte, passt in einen

Koffer.“

Ich sollte vielleicht von vorne anfangen. Also, vor zwei Monaten saßen wir noch

zusammen wie eine normale Familie, nur mit der Befürchtung, dass es ein ziemlich

heißer Sommer wird. Dann kam die Nachricht: Die Buschfeuer hatten unsere

Gegend erreicht. Mit dem Handy in der Hand liefen wir auf die Straße, wir wollten

gucken, ob unsere Nachbarn auch eine SMS erhalten hatten. Alle waren in heller

Aufregung, besorgt, schockiert, ängstlich. Mir kam das alles vor wie ein Traum. Wie

ein Alptraum! Wir arbeiteten einen Plan aus: Wenn das Feuer in unserer Gegend

gesehen wird, stellen wir Wassertanks um das Haus auf, installieren Rasensprinkler

an den Tanks, bringen schon mal wichtige Sachen in Sicherheit und legen uns

Essens- und Wasservorräte an. Dann packen wir unser Auto. Taschenlampe,

Batterien, Essen, Wasser, Schlafsack, Taschenmesser, Erinnerungen, Klamotten,

Handy, Ladekabel und Medizin.

Gestern saß ich oben am Dachfenster. Ich dachte an die armen Feuerwehrleute, die

kein Geld für ihre gefährliche Arbeit bekommen, an die Koalas, die sich sicherlich

mehr als nur die Pfoten verbrannten, an die Regierung, die sich um nichts kümmerte,

an die anderen Leute, die ihr Haus bereits verloren hatten.

Auf einmal sah ich es: Da war eine riesige Feuer-Rauchwolke. Mich überkam eine

schreckliche Angst. Was wenn wir auch wegmüssen? Was passiert dann mit

unserem Haus und unseren Sachen? Ich rannte auf die Straße und schrie so laut ich

konnte: „Das Feuer, das Feuer kommt! Alle raus!“ Auf einmal glich die Straße einem

Ameisenhaufen. Piep-piep. Mein Handy. Eine SMS von meiner Freundin Charlotte.

Mir stockte der Atem. Auf dem Foto war ihr ausgebrannter Heimatort. Es gibt keine

Häuser mehr, sondern nur noch Asche und Ruinen. Die Bildunterschrift lautete: „Das

Feuer ist weitergezogen. Aber es fühlt sich nicht so an als wäre ich zu Hause, eher

wie in einem Kinofilm. Aber das ist die Realität!“ Meine Knie wurden weich. Meine

Mutter kam zu mir und wollte wissen, was los ist. Ich konnte nicht sprechen. Tränen

liefen mir die Wangen hinunter.

Wortlos zeigte ich ihr das Foto. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Am nächsten Tag

packten wir so schnell wie möglich unsere restlichen Sachen ins Auto. Was ist mir

wichtig, welche Erinnerungen kann und will ich mitnehmen?

Vor drei Monaten fand ich die Sache einfach nur spannend und interessant, als wir

selber noch nicht betroffen waren. Jetzt hoffe ich, ich werde nicht erleben müssen,

wie es ist, alles zu verlieren. Ich hoffe, dass wir alle glücklich nach Hause

zurückkommen können. Wenn dann unser Haus noch steht, helfe ich allen anderen

beim Aufräumen und neu bauen, die Hilfe benötigen.

Wir fahren jetzt zu Verwandten nach Sydney. Hoffentlich nicht für immer…

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Schreibwettbewerb

2020

17

Eva Marie Lübbers, 11 Jahre

Ich bin Tim und gehe in die vierte Klasse der Konrad-Adenauer-Schule. Also steht

mir der Schulwechsel bevor. Ich kann es kaum erwarten, auf die neue Schule zu

gehen. Leider gehen mein Freund Leo und ich nicht auf dieselbe Schule. Ich habe

mir mit meiner Mama auch schon die neue Schule angesehen. Sie gefällt mir noch

viel besser als auf den Fotos.

Es ist so weit, heute ist mein erster Schultag an der neuen Schule. Da ich es nicht

weit zur Schule habe, fahre ich mit dem Fahrrad dorthin. Meine neuen Klassenlehrer

warten schon in der Eingangshalle auf meine neuen Mitschüler und mich. Als wir

Richtung Klasse gehen, stellen sich meine neuen Lehrer Frau Larsson und Frau

Dr. Waßmuth vor. In der Klasse, kommt ein anderer Junge zu mir und fragt: „Was

hast du denn hier zu suchen?“ Da fällt mir auf, dass ich eine Klasse zu früh

abgebogen bin. Ich antworte: „Ich bin in die falsche Klasse gegangen.“ „Dann mach,

dass du hier rauskommst“, höre ich es nur noch im Hintergrund ertönen. Ich denke

mir: „Das fängt ja gut an.“ Dann gehe ich in meine richtige Klasse.

Als ich auf dem Nachhauseweg von einem Jungen aus meiner Klasse und seinen

Kumpels angesprochen werde, halte ich an. Die Jungs stoppen auch und

durchwühlen plötzlich meine Schultasche, und klauen mir mein Geld für die Mensa.

Dann steigen sie auf ihre Fahrräder und fahren lachend weg.

Als ich meine Schulbücher wieder aufgesammelt habe, fahre ich weinend nach

Hause. Meine Mama wartet schon an der Haustür auf mich und fragt: „Wieso weinst

du denn, mein Schatz?“ Ich erzähle ihr, was sie mit meinen Schulsachen gemacht

haben. Da meint sie: „Das müssen wir der Schule melden.“ Ich sage: „Nein, das

brauchst du nicht.“ Eigentlich will ich das, nur wenn wir sie bei der Schule

anschwärzen, werden sie mich womöglich noch mehr ärgern. Also gehe ich ins Bett

und habe Angst vor dem nächsten Morgen. Werden die Jungs mich wieder ärgern?

Als ich den nächsten Morgen in die Klasse komme, schreit ein Junge namens

Alexander in die Klasse: „Na, wen haben wir denn da?“ Ich renne weinend aus dem

Klassenzimmer und will ganz weit weg von ihm. Ich denke mir: „Ich kann aber wegen

so einem Spruch nicht die Schule schwänzen.“ Also mache ich mich wieder auf den

Weg in meine Klasse. Als Frau Larsson mich fragt, wo ich gewesen bin, antworte ich:

„Ich war nur kurz auf der Toilette.“ Ich setze mich wieder auf meinen Platz. Als Frau

Larsson gerade davon erzählt, dass wir einen neuen Mitschüler in die Klasse

bekommen, steht er schon in der Tür. Er sagt: „Hallo, ich bin Nico.“ Er setzt sich

neben mich und in der Pause spielen wir zusammen. Auch von Alexander und

seinen Kumpels werde ich nicht mehr geärgert, da wir uns alle gut verstehen. So

fahre ich fröhlich nach Hause und denke mir: „So brauche ich keine Angst mehr vor

der Schule zu haben.“

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Schreibwettbewerb

2020

18

Ilka Lina Ubben, 23 Jahre

Not a princess. A queen.

Das Inferno in meinem Innersten schwoll an. Es verbrannte mich und wütete

unersättlich wie ein Monster, welches seit einer Ewigkeit nicht gefüttert wurde. Es

verlangte nach etwas. Es verlangte nach mir. Danach von mir erhört und genutzt zu

werden. Und als ich meine zittrigen Finger betrachtete, wurde mir schlagartig

bewusst, dass sich diese Feuersbrunst nicht in meinem Inneren befand. Ich war es

von der die Flammen ausgingen. Sie peitschten um meine Finger, lechzten danach

entfesselt zu werden. Magie. Ich konnte sie kontrollieren, nach meinen Wünschen

formen und als Waffe benutzen. Unmöglich, dachte ich. Magie war mir nicht fremd.

Ich hatte Magiewirker gesehen, denn in jedem von uns schlummerte sie. Aber zu

dem, was gerade um mich geschah, war ich nie fähig gewesen. Niemand war es.

Außer studierte Hofmagier des Königs, oder aber die Oberhäupter der

Assassinengilden, welche gut versteckt über das ganze Land verteilt waren. Ich war

nicht von dem Blut eines Oberhauptes. Ich war adoptiert worden, aber keine

Blutsverwandte. Der Schmerz schoss mit einem Mal in mein Herz. Es fühlte sich an

wie mein Dolch, der bereits schon hunderte, vielleicht tausende, Leben beendet

hatte. Die Luft wurde mir abgeschnürt und meine Hände verkrampften sich um die

hübsch verzierte, dunkelrote Kiste, die mir einer der Wachposten außerhalb unseres

Verstecks bei meiner Ankunft in die Hand drückte. Ich wollte sie sofort öffnen, als das

Brennen begann und ich für einen kurzen Moment nicht glaubte, was geschah.

Eigentlich war ich mir dessen immer noch nicht gänzlich sicher. Aber mein Herz,

welches ich seit Jahren eisern beschützte, wusste was geschehen war.

Langsam und mit zittrigen Händen öffnete ich die Kiste, und auf einem sorgsam

zusammengefalteten Brief lag eine Krone. Eine Krone gefertigt aus goldenen Federn,

die wiederum unser Wappentier repräsentierten: Den Falken. Zittrig legte ich die

Krone neben mich auf den kalten Boden meines kleinen Zimmers. Es war

mucksmäuschenstill. Auf dem Brief stand in einer schroffen, kantigen Schrift mein

Name: Kaya. Die Schrift gehörte zu dem Mann, der meine Mutter über alles liebte

und mit ihrem Tod nie zurechtgekommen war. Zu dem Mann, der das Kind seiner

verstorbenen Frau großgezogen, abgöttisch geliebt und in die tödlichste Waffe des

Landes verwandelt hatte. Er hatte mich zu seinem Trumpf gegen alles gemacht.

Mein Adoptivvater. Das Oberhaupt der Falkenassassinen von Riûn. Beim Überfliegen

der Seiten tropften heiße, salzige Tränen auf das dünne Papier. „Kaya, du warst nie

meine kleine Prinzessin. Du warst schon immer eher Königin als Prinzessin. Königin

der Assassinen. Führ sie an, weise ihnen den Weg.“ - waren die letzten Zeilen des

Briefes.

Ich war nicht bereit. Ich dachte immer, ich hätte Zeit. Genug Zeit um mich auf meine

Aufgabe als Oberhaupt vorzubereiten. Aber er war jetzt bei ihr. Bei meiner Mutter

und ich hoffte sehr, dass er jetzt endlich wieder lachen konnte. Nach alle den Jahren.

Zittrig schob ich die Krone auf mein dunkles, langes Haar. Und das Feuer, mein

Feuer, hüllte die Krone gänzlich ein und verwandelte diese in die Federn eines

Phönixes.

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Schreibwettbewerb

2020

19

Liara Steig, 10 Jahre

Am Freitag in der 6. Biologiestunde wurde den Kindern aus der Klasse 5A gesagt, sie

sollen ein beliebiges Referat halten. Lena, Paula und Franka wollten unbedingt eins

zusammen erstellen. Samstags haben sie sich bei Paula getroffen, um Informationen

herauszusuchen. Dabei ist ihnen aufgefallen, dass Lena eines über Pferde halten

möchte, Franka über Elefanten und Paula über Hunde. Nun haben sie ein Problem.

Sie stritten herum, aber nach kurzer Zeit haben sie festgestellt, dass es sinnlos ist,

nur rumzuzicken. Schließlich wollten sich die drei Mädchen ein Thema aussuchen,

was alle drei gutfanden. Anschließend war es die Katze, und sie suchten Infos und

Fotos heraus. Da sagte Paula: „Ich glaube, ich habe noch eine große grüne Pappe."

Die anderen waren begeistert. Doch dann klingelte es an der Haustür und Lena

wurde abgeholt, denn sie hatte ein Turnier. Jetzt waren nur noch Franka und Paula

da, aber sie hatten vorher noch mit Lena abgemacht, dass sie das Plakat ruhig

fertigmachen können. Nun war es Montag und sie sollten jetzt das Referat halten.

Lena hat es gerade gesehen und sie sagte sofort: „Das habe ich mir aber anders

vorgestellt!" Franka und Paula guckten sich entsetzt an. Sie sagten: „Aber wir haben

uns doch Mühe gegeben!?" „Ja, schon, aber ich finde zum Beispiel die Bilder nicht so

schön“, sagte Lena. In dem Moment sagte die Lehrerin: „Könnt ihr jetzt bitte das

Referat halten ...?" Also gingen sie nach vorne und hielten es. Als es zum Schulende

klingelte, sagte Lena zu den beiden Mädchen: „Ich fand das jetzt zwar nicht so gut

mit dem Referat, aber demnächst können wir es ja so machen, dass jeder die ganze

Zeit mitmacht.“

Kiana Hinners, 16 Jahre

Warum lebe ich auf einmal auf der Straße?

Diese Frage stelle ich mir die ganze Zeit. Womit habe ich das verdient? Warum

ausgerechnet ich? Warum muss ich, ausgerechnet ich, auf der Straße leben?

Ich habe mich doch immer gut mit allen Menschen verstanden und hatte nie größere

Probleme. Ich habe es geliebt, auf meine kleine Nichte aufzupassen und gemeinsam

mit ihr Mutter-Vater-Kind zu spielen. Jetzt, wo ich kein festes Zuhause mehr habe, ist

alles anders.

So schrecklich anders! Was habe ich mir nur dabei gedacht, als ich früher so oft die

Schule geschwänzt habe. Hätte ich mich doch nur ein bisschen zusammengerissen,

und hätte in der Schule aufgepasst, dann müsste ich heute hier nicht sitzen. Ich sitze

vor einem großen Kaufhaus und bettele um Geld. Mir kommen fast die Tränen, alle

können sich dort etwas Warmes und Gemütliches kaufen, außer mir. Ich sitze hier in

meinem Schlafsack eingerollt und versuche, mich zu wärmen. Der Wind zieht von

der Seite, wenn ich doch nur eine dicke warme Decke hätte, dann müsste ich nicht

so frieren. Von dem erbettelten Geld versuche ich mich zu ernähren. An guten Tagen

reicht dies gerade mal für ein belegtes Brötchen beim Bäcker nebenan.

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Schreibwettbewerb

2020

20

Früher war mir nie bewusst, was das für Folgen haben kann, wenn man keinen

Schulabschluss hat. Heute weiß ich es und würde so gerne in die Vergangenheit

reisen und alles besser machen. Aber jetzt muss ich mit den Konsequenzen klar

kommen und das Beste daraus machen. Als ich letztens mit einem alten Freund

gesprochen habe, wurde mir klar, dass ich alleine bin. Ganz alleine, keine Familie

und Freunde.

Als wir miteinander gesprochen haben, konnte er meine Welt, in der ich aktuell lebe,

nicht mehr verstehen. Unsere Lebenssituationen waren einfach zu unterschiedlich.

Er hat ein großes Haus, eine Frau und zwei Kinder. Alles was ich mir wünsche und

nie bekommen werde. Früher war alles anders, da konnten wir über Gott und die

Welt reden, gemeinsam haben wir über die Zukunft gesprochen. Wir waren uns einig,

dass wir beide nie alleine sein wollen und immer füreinander da sind. Mir wird immer

deutlicher, wie sehr ich meine frühere Entscheidung bereue, mein Albtraum wurde

wahr: Ich bin ganz alleine und habe nichts. Zur kostenlosen Essensausgabe der

Tafel traue ich mich auch nicht, weil ich mich für meine aktuelle Lebenssituation so

unfassbar schäme. Ich spiele oft mit dem Gedanken dort hinzugehen, konnte meinen

Mut bislang aber nie zusammennehmen. Ich wollte nie von anderen Menschen

abhängig sein, aber jetzt bin ich es. Niemand lässt mich einen Job annehmen.

Ich fühle mich verloren. Ich habe mich fast überall beworben, um irgendwie Geld

verdienen zu können, wurde aber jedes Mal abgelehnt. „Der Mann lebt auf der

Straße und hat keinen Schulabschluss, den wollen wir nicht.“ An den Satz kann ich

mich noch genau erinnern. Als ich mich um eine Stelle in einem Supermarkt

beworben habe, hat die Chefin genau diesen Satz gesagt. Es war für mich wie ein

Schlag ins Gesicht, nur weil ich auf der Straße lebe, bin ich trotzdem ein Mensch wie

jeder andere. Aber ich glaube die meisten Leute schätzen mich falsch ein und

denken, ich wäre ein schlechterer Mensch. Früher habe ich mir meine Zukunft

komplett anders vorgestellt und heute wünschte ich, ich könnte die Zeit zurück-

drehen und mein Leben lebenswerter gestalten. Momentan habe ich das Gefühl, als

ob mich niemand versteht..., das habe ich mir anders vorgestellt.

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Schreibwettbewerb

2020

21

Madita Frenser, 15 Jahre

… hier in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Ich dachte, hier wird alles einfacher.

Sie sagten uns, dass wir in Deutschland angenommen und integriert werden würden.

Mir kommt das jedoch nicht so vor. Ich hatte mich darauf gefreut hier her zu

kommen, es war meine Hoffnung, mein Licht in der Dunkelheit, in Deutschland ein

neues Leben beginnen zu können. Doch nun bin ich hier, und einfach nur enttäuscht.

Der ganze weite und harte Weg, nur um wieder in Schwierigkeiten zu sein? Hier ist

kein Krieg, da hatten sie Recht, aber trotzdem sind wir hier nicht willkommen, dass

spüre ich genau. Egal wo ich hergehe oder hinkomme, ich spüre und sehe ihre

Blicke, diese Blicke voller Hass und Bösartigkeit, mit denen sie mich mustern. Auch

gibt es immer wieder böse Bemerkungen zu meiner Herkunft und meiner Hautfarbe,

welche ich oft wegstecken musste.

Es ist nicht leicht hier in Deutschland Arbeit zu finden, denn in vielen Firmen wollen

sie uns nicht, aufgrund unseren mangelnden Deutschkenntnissen oder einfach

unserer Herkunft. Ich finde es sehr traurig, dass in einem Land wie Deutschland,

welches als ein Land mit Courage und ohne Rassismus gilt, so etwas wie

Gleichberechtigung, was auch im Grundgesetz steht, nicht vorhanden ist.

Ich erfahre diesen Rassismus und diese Ungleichheit jeden Tag am eigenen Leib,

und wünsche mir für die Zukunft, dass es Veränderungen in dieser Ansicht gibt,

sodass die nächsten Generationen ein glückliches Leben, ohne Diskriminierung, in

Deutschland verbringen können.

Es wäre schön zu wissen, dass meine Kinder und deren Kinder keine Probleme mit

der Berufsauswahl haben müssen, nur weil sie eine andere Hautfarbe haben. Aber

wir werden sehen, was die Zukunft bringt…

Lareen Wieneke, 15 Jahre

Als wir damals entschieden haben, nach Deutschland auszuwandern, dachte ich es

wird alles anders. Ich dachte, ich kann meine Probleme hinter mir lassen und ein

neues Leben beginnen. Doch es kam alles anders als erwartet. Nicht jeder bekommt

einen deutschen Pass, und darf hier leben. Diese Hürde blieb mir und meiner Familie

jedoch erspart.

Doch die nächsten kamen schneller als gedacht. Es war schwer sich zu integrieren,

einen Wohnsitz zu finden, der für alle genügend Platz bietet, und das größte Problem

waren die Ausbildungen für die Kinder und eine Arbeitsstelle für mich, um meine

Familie ernähren zu können. Zusammen haben wir als Familie einen Deutschkurs

belegt, um schneller eine Arbeit zu finden.

Nach 4 Wochen langer Suche haben meine Kinder einen Schul-/Ausbildungsplatz

gefunden und ich konnte arbeiten gehen. Damals hatten wir in einer

Wohngemeinschaft mit anderen Flüchtlingen gelebt. Heute leben wir in einer kleinen

Wohnung, die meine Frau und ich zusammen finanzieren können.

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Schreibwettbewerb

2020

22

Auf der Straße wird man oft böse angeschaut, und sie reden über einen und zeigen

mit dem Finger auf dich, weil man anders aussieht und eine andere Herkunft hat.

Ich werde es nie verstehen warum Menschen ausgeschlossen oder beleidigt werden,

wenn sie sich versuchen zu integrieren.

Julian Thiemann, 15 Jahre

Klarträume

Lars machte, was er immer machte, sobald er nach Hause kam. Er aß etwas zu

Mittag, arbeitete noch an einigen, nicht nennenswerten Dingen, und wenn er fertig

mit seiner Routine war, surfte er im Internet. Das heißt bei ihm, dieses zufällig nach

irgendwelchem Nonsens zu durchforsten. An einem solchem Tag entschied er sich

wieder dazu, irgendwelche Artikel und Beiträge durchzulesen, als er auf etwas

Interessantes stieß. Er fand einen Artikel zu dem Thema Klarträume. Etwas

motivierter und faszinierter als üblich las er den Artikel durch. Es ging im

Wesentlichen um die Entstehung solcher Träume, und als Lars zu Ende gelesen

hatte, war er mehr als nur begeistert. Nach wenigen Begriffen in der Suchmaschine

fand er auch einen Beitrag, wie man solche Träume absichtlich herbeiführen kann,

und er nahm sich vor, es Mal auszuprobieren. Am Anfang war es natürlich nicht

leicht. Er musste sich angewöhnen, regelmäßig zu überprüfen, ob er träumt oder

nicht, und dann musste er es noch schaffen, sich an seine Träume zu erinnern.

Nach etlichen Tagen gelang ihm aber sein erster Klartraum. In diesem hatte er sich

vorgenommen, zu fliegen. Das Gefühl war atemberaubend, und als er dann

schließlich aufwachte, ging Lars mit einem Lächeln seinem Alltag nach. Er wurde

immer besser darin, Klarträume herbeizuführen, doch er machte auch die Erfahrung

was passiert, wenn man die Kontrolle über Traum und Realität verliert. Denn dann

wacht er auf, sein Traum wird zu einem Alptraum oder er kann dann einfach nicht

mehr entscheiden, was passiert. Eines Nachts aber lernte er eine neue Konsequenz

kennen. Lars machte alles, was er machen musste. Er machte ein paar

Realitätschecks, ging schlafen, und konzentrierte sich auf seine Traumsituation. Als

er im Traum dann zu seiner gewohnten Umgebung kommt, grinste er zufrieden und

begann, alles zu tun worauf er Lust hatte. Er flog umher, erforschte die Welt, die er

dann vor einer Alien-Invasion retten musste woraufhin alle ihn feierten. Dann angelte

er, schwamm ein bisschen im Ozean mit einigen Delfinen und rundete alles noch ab,

indem er im Mittelalter eine Burg eroberte. Nun war Lars fertig und wollte mit diesen

schönen Gedanken aufwachen, doch als er darauf wartete, dass er aufwachte,

geschah nichts. Er versuchte es noch einige Male, doch gar nichts geschah. Auf

einmal wirkte er allein, was er sich nicht erklären konnte. Nun verfiel Lars in Panik.

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Schreibwettbewerb

2020

23

Es ist schon mal vorgekommen, dass er nicht aus einem Klartraum rauskam, doch er

war trotzdem immer rausgekommen, sobald er panisch wurde. Nur diesmal war es

nicht der Fall. Diesmal entkam er selbst dann nicht. Nach etlichen Minuten, die ihn

wie Stunden vorkamen, fand Lars eine Lösung. Er wusste, dass Menschen

aufwachen, wenn sie im Traum sterben, da das Gehirn nicht weiß, was nach dem

Tod geschieht. Er schauderte vor dem Gendanken, sich umzubringen. Was, wenn er

dann auch in Wirklichkeit stirbt? Er hatte davon gehört, dass Menschen, nachdem sie

im Traum gestorben sind, wirklich starben. Mit flauem Gefühl im Magen stellte er sich

eine Waffe vor, die er sich mit zitternden Händen an den Kopf hielt.

Sarah Tillmann, 14 Jahre

Der Teufel bestraft jeden

Es ist rot und dunkel. Überall ist Feuer, meine Augen tränen durch die Hitze und ich

spüre, wie meine Haut anfängt zu verbrennen. Aus allen Ecken höre ich Schreie.

Schreie, die mir Kopfschmerzen bereiten.

Ich dachte, die Schmerzen nach meinem Autounfall wären das schlimmste gewesen,

was ich je gefühlt habe, aber hier, hier im Dunkeln spüre ich die schlimmsten

Schmerzen. „Es wird alles gut“, haben mir die Sanitäter gesagt, als ich in meinem

eigenen Blut auf der Autobahn lag. Doch meine Definition von „gut“ ist definitiv etwas

anderes als diese Schmerzen, diese Hitze und diese Dunkelheit.

Als ich am Unfallort lag, blutüberströmt, habe ich bereits mit meinem Leben

abgeschlossen, und meinen Eltern versprochen von oben aus auf sie aufzupassen.

Doch hier, hier an diesem grausamen Ort gibt es nichts außer Finsternis. Ein Knall.

Ein Blitz. Und plötzlich sehe ich eine große, dunkle Gestalt mit zwei Hörnern und

einem langen Bart ein paar Meter vor mir.

Das Leben nach meinem Unfall habe ich mir aber anders vorgestellt…

Myles Loerchner, 10 Jahre

Aus schlecht wird gut

Kapitel: 1

Es begann alles mit dem Morgen des Freitags. „Endlich Freitag!“, rief Mia voller

Freude und rannte zur Haustür und riss sie auf. Plötzlich stoppte sie, denn es

regnete in Strömen. „Aber heute war doch der Klassenausflug zum Freibad ins

Bibertal! Und jetzt fällt der schöne Ausflug ins Beckenwasser!“ Die Mutter von Mia,

Alana Schirmer, versuchte sie zu trösten, als sie anfing zu weinen und gab ihr einen

Regenschirm. „Nimm zumindest den Regenschirm mit. Und benutze ihn bitte auch.“

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Schreibwettbewerb

2020

24

Nun ging sie mit Schirm zur Schule. Sie ging durch den Ringerweg und bog dann

nach rechts in den Wisor ein. Die Schule stand am Ende der Straße und der Wisor

war echt lang. Mittags, als die Schule zu Ende war, kam sie enttäuscht nach Hause.

Sie war so traurig darüber, dass der Ausflug ausfiel. Als sie in das Haus eintrat,

schmiss sie den Tornister in den Flur, und rannte hoch in ihr Zimmer.

Kapitel: 2

Am nächsten Tag, dem Samstag, war ihr Geburtstag, und ihre Mutter hat eine

Überraschung geplant. Sie holte das Geschenk aus dem Auto und legte es auf den

Wohnzimmertisch. Als Mia aufwachte, ging im Wohnzimmer das Licht nicht an. Sie

ging langsam durch das Zimmer. Aber plötzlich gingen mehrere bunte Lichterketten

an. „Überraschung! Und Happy Birthday!“, rief Mias Mutter und sprang hinter dem

rotem Sofa hervor. Alles war geschmückt mit Luftschlangen, bunten Lichterketten

und vieles mehr. Nun überreichte Alana Schirmer ihrer Tochter das Geschenk. Mia

packt es aus und sah...

Kapitel: 3

Ein Buch. „Das Tohuwabohubuch“ war darauf zu lesen.

„Was ist das denn für ein Buch?“, fragte Mia. Die Mutter daraufhin antwortete: „Das,

meine Tochter, ist ein Buch mit Geschichten zum Einschlafen.“ „Ernsthaft? Ich hatte

sowas wie einen Film oder ein Computerspiel erwartet, und dann kriege ich so ein

dämliches Buch?!“, schrie Mia und ging sehr unzufrieden und sauer zurück in ihr

Zimmer und schloss ab. Wäre ihr Vater noch hier, hätte sie was Besseres

bekommen. Aber der ist als Mia fünf war bei einem Autounfall ums Leben

gekommen.

Kapitel: 4

Am Sonntag kam Mia aus ihrem Zimmer ins Wohnzimmer. Sie ging zum Tisch und

wollte das Buch lesen. Aber da lag es nicht mehr. „Suchst du das hier?“ Die Mutter

stand plötzlich hinter ihr. „Gib mir mein Buch! Das gehört mir!“, sagte Mia und ging

auf ihre Mutter zu. „Ich dachte du magst es nicht“, sagte sie und hielt das Buch von

ihr weg. „Naja. Ich mag es. Ich war gestern nur von Freitag gestresst“, meinte Mia.

„Das glaube ich dir“, sagte Alana Schirmer und gab ihr das Buch.

Kapitel: 5

Es war Montag und Mia ging mal wieder zur Schule. Aber diesmal ohne Regen,

sondern mit Sonnenschein. In der Schule hatte sie dann erfahren, dass der

Klassenausflug heute Nachmittag nachgeholt wird. Fröhlich geht Mia nach der

Schule nach Hause und berichtet von der Sache. Nun leben sie glücklich weiter bis

an ihr Lebensende.

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Schreibwettbewerb

2020

25

Marlene Reichelt, 14 Jahre

Murmeltier morning routine

Ich wache auf und springe aus meinem Bett, laufe zum Fenster, reiße es auf und

lasse die Sonnenstrahlen meine Nase kitzeln. Ich nehme einen tiefen Atemzug der

frischen Morgenluft, dann gehe ich voller Energie in Bad, lasse kaltes Wasser in

meine Hände laufen und klatsche es mir in mein Gesicht. Ich sehe mir mein Lächeln

im Spiegel an und es kommt mir wie der perfekte Morgen vor.

In der Küche läuft es ähnlich: Der Toast springt mir buchstäblich aus dem Toaster in

die Hand und ich hab nicht einen Klecks Nutella in den Mundwinkeln hängen. Ich

schmeiße meine Haare nur über die Schulter, und sie liegen perfekt wie in einer

Shampoo Werbung. Als ich mit den hohen Schuhen die Treppe hinunterstolziere

muss ich nicht mal daran denken, mich am Geländer festzuhalten.

Ich öffne die Tür, stürme hinaus und plötzlich falle ich in ein tiefes schwarzes Loch.

„Was zur Hölle?”

An dem Punkt, an dem meine Angst nicht mehr größer werden konnte und meine

Schreie nicht lauter, öffne ich meine Augen und liege in meinem Bett.

Nur ein Traum, verdammt, jetzt muss ich es nochmal machen.

Aufgesprungen, Sonnenstrahlen und frische Luft. Kaltes Wasser, mein Lächeln und

der springende Toast. Schnell Haare nach hinten und schnurstracks mit den hohen

Schuhen zur Tür.

Ich zögere kurz, öffne dann aber trotzdem die Tür und falle. Murmeltiertag oder was?

Als die Angst wieder hoch kommt, vergesse ich schnell die Ironie der Sache. Ich

öffne meine Augen. Versuch Nummer drei.

Nach einer Ewigkeit krieche ich aus meinem Bett, öffne mein Fenster und die Sonne

scheint in mein Gesicht, sodass es brennt und ich blinzeln muss. Im Bad, als ich

mein Gesicht waschen will, läuft mir das Wasser an den Armen runter und sowohl ich

als auch der Boden werden nass, dann kann ich mich ja nochmal umziehen. Als ich

meinen Toast-Spring-Trick machen will, greife ich in den Toaster und verbrenne

mich. Das Nutella hängt mir sogar an der Nasenspitze als wäre ich vier Jahre alt und

meine Haare hängen platt in meinem Gesicht. Ich torkele die Treppe runter und öffne

die Tür.

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Schreibwettbewerb

2020

26

Stella Schinzer, 14 Jahre

Bunte Sentimentalität

Natürlich war ich verwirrt, als mein Sohn mit der Bitte zu mir kam, auf seine

Zeichnungen zu achten, während er abwesend wäre. Wäre es anders gelaufen wenn

ich ihn gefragt hätte, wohin er will? Vermutlich, jedoch war ich zu erstaunt bei der

Anfrage, sodass ich kein Wort herausbekam. Meine Frau jedoch, so schlau wie

immer, sah sofort auf und fragte mit ihrer lieblichen Stimme, wohin er denn wolle.

Der Junge druckste sehr herum, er wollte dieser Frage offensichtlich ausweichen

indem er mir seine Sachen in die Hand drückte und verschwand, man sah regelrecht

wie sehr es ihn mitnahm, dass dies nicht aufging. „Spuck es aus, Jüngling“, sagte

ich, nachdem ich meine Stimme wiederhatte. Er öffnete den Mund, fing an zu

stottern, jedoch hörten wir, bevor er antwortete, einen Schrei durch die Häuser

schallen. Bomben, schrien sie, Leute die den Krieg einfach nicht loslassen konnten,

die immer noch Angst, Schrecken und vor allem den Tod verbreiten wollten. Den

Lärm, der unsere Straße durchlief, hörte ich nur durch ein Rauschen in meinen

Ohren. Ein stetiges Summen und Knistern, wie in einem Wahn.

„Deswegen, deswegen muss ich weg. Ich will zum Militär, Vater, Mutter.“

Selbst durch das Rauschen hörte ich dies, jedoch wollte ich es nicht wirklich

begreifen. Vermutlich starrte ich ihn an, wie eines dieser Schafe auf der Weide

gegenüber. Das Geschrei draußen wurde leiser, die Bomben vielleicht nur ein

Gerücht, um die Menschen weiter in ihrer Angst gefangen zu halten. Durch das

Summen in meinen Ohren und einer plötzlichen Trägheit vor meinen Augen nahm ich

nicht einmal wirklich wahr, wie er ging. Und nun war er fort, nur seine Zeichnungen in

meiner Hand zeugten davon, dass er gerade noch hier war.

Meine Frau fing zuerst an zu weinen, und entgegen meiner Prinzipien konnte ich

nicht einfach so dastehen. Seine Zeichnungen legte ich auf unsere beste Kommode.

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2020

27

Kevin Schlufter, 17 Jahre

Die grünen Soldaten

„Mein Name ist Karlo Zoner, ich bin ein renommierter Biologe und der Anführer der

Organisation „Die Retter“. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht die Menschen

davor zu bewahren sich an ihrer eigenen Blödheit zu erhängen. Zu diesem Zweck

haben wir ein Mittel entwickelt, welches nicht nur bei Problemen wie dem richtigen

Umgang mit der Umwelt hilft, sondern den Konsumenten auch im Alltag unterstützt.“

„Ist dieses Mittel denn sicher?“

Test-Durchlauf: Nr.1; 19.04.3071

Nachdem Miss Reyla Krone das Mittel gespritzt wurde, schickte man sie allein mit

zwei kleinen Handfeuerwaffen ins Labyrinth. „So schnell wie möglich den Ausgang

finden und nicht erschossen werden, verstanden?“

„Aber ich kann doch nicht sterben, oder?“ „Klar werden Sie da drinnen sterben! Wir

haben ja schließlich genug Testsubjekte!“ Miss Krone überlebte keine 5 Minuten und

starb an zwei Schusswunden im Herz.

Angeklagter: „Die Retter“; 27.05.3071

Der geheimen Organisation „Die Retter“ wird Tötung auf Verlangen sowie fahrlässige

Tötung vorgeworfen. Sie sollen mit den Leben ihrer Testsubjekte „zum eigenen

Vergnügen“ gespielt haben. Es wird verlangt, dass sie sich auflösen, und dass jedes

Mitglied eine kurze Haftstrafe absitzt.

Prozess-Ergebnis: „Die Retter“; 10.06.3071

Die Organisation „Die Retter“ ist unschuldig. Sie konnte belegen, dass alle

gestorbenen „Testsubjekte“ selbst für ihren Tod verantwortlich sind. Mit den Worten:

„Verzweiflung bringt Menschen dazu, ihre Retter für ihre Feinde zu halten!“, lehnte

der Anführer Karlo Zoner eine geldliche Entschädigung seitens der Kläger ab.

Karlo Zoner – Genie oder Wahnsinn?

Karlo Zoner ist momentan sehr umstritten für seine Organisation „Die Retter“. Der

renommierte Biologe, welcher im Jahr 3040 mit 20 Jahren den „Walter Flemming

Award“ gewann, entwickelte mit seinem Partner Tom Dinmar ein Mittel, welches die

Reaktionszeit, Muskelkraft, Intelligenz und Schnelligkeit steigert.

Berichten zufolge ist der Nachteil eine unentfernbare Stimme im Kopf…

Genie oder Wahnsinn?

Interview des Testsubjektes Nr.256; 24.09.3071

Er befand sich in einem kleinen fensterlosen Raum, mit nur einer Tür. Brian wusste,

dass Karlo auf dem Weg zu ihm war. So hatte es sein Kopf zumindest gesagt. Als

Karlo die Tür öffnete und sich gegenüber von Brian an den Tisch setzte, zuckte

dieser zusammen.

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2020

28

„Alles in Ordnung, Mr. Delu?“ „Nein, ganz und gar nicht! Dieses Spektakel ist es nicht

wert!“ „Sie hören eine Stimme, nehme ich an…“ „Korrekt, sie unterhält sich mit mir

und gibt mir vor Entscheidungen wichtige Hinweise…“ „Und was stört sie daran?“

„Die Stimme! Sie hört einfach nicht auf zu reden und macht mich wahnsinnig…“ „Sie

müssen es positiv sehen… Wir arbeiten ja bereits an einer Eindämmung der Stimme

und ihr Körper reagiert sehr gut auf die Verbesserungen. Also…“ „Nein, ich will nichts

mehr von ihnen hören! Machen sie, dass sie aufhört zu reden!“ „So einfach ist das

nicht…“ „Seien sie still! Ich will sofort auf mein Zimmer zurück!“

Am nächsten Morgen fand man Brian tot in seinem Zimmer.

Die Zukunft der Retter; 09.10.3071

Karlo Zoner betrat das Rednerpult, was virtuell auf der ganzen Welt zu sehen war.

„Meine Damen und Herren, ich bedauere ihnen mitteilen zu müssen, dass unsere

Experimente nach über 500 Toten eingestellt werden! Trotzdem werden wir

weiterforschen, denn wer auf seine Rettung wartet ist nicht mehr zu retten!“

Mit diesen Worten drehte Karlo sich um und verschwand samt den Rettern von der

Bildfläche aller Menschen, die sie je kannten.

Das Ende der Retter?!

Luisa Volmer, 15 Jahre

Ich lief. Laufen war eine gute Sache. Das hätte ich eher erkennen sollen. Aber

damals wusste ich es noch nicht und trotzdem lief ich. Slalom um Bäume, über

Felder und kleine Hügel. Hauptsache ich blieb nicht stehen. Nach einiger Zeit

begann dann immer meine Lunge zu brennen, aber das hielt mich nicht auf,

weiterzulaufen. Es ging bergauf, es ging bergab. Ich blieb nicht stehen und wurde

nicht langsamer. Nicht mal dann, als meine Seiten begannen zu schmerzen und

zuziehen, nicht mal dann, als es anfing zu regnen und vor allem nicht dann, wenn

meine Mutter mich zum Essen rein rief. Nein, laufen hatte meinen Kopf freigehalten,

und war für mich schon immer eine selbstverständliche Begabung gewesen. Die

Betonung liegt auf „war“. Mein Bein knackste, ich fiel auf das Kopfsteinpflaster und

schlug mir die Knie auf, doch das war nicht der schlimmste Schmerz.

„Sie hat die Glasknochenkrankheit“, hatte der Arzt meinen Eltern bedauernd

mitgeteilt. Es hieß, dass meine Knochen leicht brechen konnten. „Nie wieder

rennen!“, hatten meine Eltern versucht mir vorsichtig beizubringen. Nie wieder war

eine lange Zeit. Es hieß, dass Laufen nun in meiner Vergangenheit lag.

Nie wieder... ich würde darauf warten.

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2020

29

Damals war ich trotzdem der Überzeugung gewesen, eines Tages wieder rennen zu

können, aber wer konnte konnte schon erahnen, dass das laufende Mädchen nie

wieder laufen durfte? Nun sitze ich und muss meinem Schicksal gerecht werden.

Ich sitze und warte auf dieses „nie wieder“. Ich sitze und frage mich, wie lange es

wohl dauern würde. Meine Freiheit war das Laufen gewesen. Diese Freiheit war

einfach verpufft. Aber vielleicht würde ich sie irgendwann und irgendwo wiederfinden.

Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Meine Zukunft war in meiner Vorstellung anders

gewesen...

Finn Luca Keppler, 13 Jahre

Der verpasste Weltrekord

Gestern war es soweit, wir wollen das größte gebratene Schnitzel der Welt

herstellen. So hatten wir es uns vorgestellt, aber es sollte ganz anders verlaufen.

Die Vorbereitungen für den großen Tag begannen 3 Monate im Voraus. Am ersten

Vorbereitungstag ging es im wahrsten Sinne um die Wurst. Wir gingen zu Bäckereien

und zum Fleischern, um dort unsere Bestellmengen bekannt zu geben. Für jeden

Händler waren die Mengen zunächst ein Schock, doch der hohe Umsatz brachte

wieder Versöhnung. Am nächsten Tag fand die Plakatgestaltung statt. Alle

Organisatoren, darunter auch ich, gestalteten und druckten zusammen mit einem

Grafikdesigner 150 Plakate, die wir in Stuttgart, dem Ort des Geschehens

aufhängten.

Danach gab es erstmal eine Pause, damit wir uns auf unsere normalen Jobs

konzentrieren konnten. Nach zwei Monaten Planungspause war es dann soweit, der

große Tag war gekommen. Um 5 Uhr begann für mich der Tag, da das Paniermehl

schon um 5:15 Uhr geliefert wurde. Die 10 Tonnen Fleisch wurde um 5:45 Uhr

geliefert. Als dann auch das Öl und die Grillplatten auf dem Stuttgarter Markt

ankamen, bauten wir sie direkt auf. Um das Schnitzel zu panieren, bauten wir eine

Kranvorrichtung über den heißen Grillpllatten, damit wir das Schnitzel in das Fett

absenken konnten. Als dann die Kranvorrichtung fertig war, hoben wir das Schnitzel

hoch und panierten es. Es dauerte fast 6 Stunden das Steak mit 10 Kilogramm

Paniermehl zu panieren. Während wir uns um das Fleisch kümmerten, sorgten

freiwillige Helfer dafür, dass die Tickets, mit denen man das Steak probieren konnte,

verkauft wurden. Als wir fast fertig waren, bildete sich eine riesige Menschenmenge

um die Grillplatten. Kurz vor Beginn der Aktion traf die Feuerwehr ein, um für die

Sicherheit bei den heißen Fettgrillplatten zu sorgen. Zudem machte uns die

Konstruktion mit dem 10 Tonnen schweren Schnitzel Sorge, da sie durch den starken

Wind sehr schwankte. Die Preisrichterin vom Guinness World Rekords war noch

nicht eingetroffen.

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Schreibwettbewerb

2020

30

Wir, als Organisatoren wollten die Aktion nicht abbrechen, da viele

hungrige Gäste da waren, die auf das leckere Schnitzel warten. Nach weiteren

Minuten verschärfte sich die Lage, da die Konstruktion immer weiter und stärker

wackelte. Nach weiteren 10 Minuten sperrte die Feuerwehr das Gebiet weiträumig

ab. Wir dachten die ganze Zeit darüber nach, ob wir die Aktion abbrechen sollen, wir

wollen aber nicht, dass alles umsonst war. Dann rief mich die Preisrichterin an, die

mir berichtete, dass sie noch Frankreich feststeckte. Plötzlich riss eines der

Stahlseile ab und das Schnitzel fiel ins heiße Fett. Sofort spritzte das Fett 30 Meter

weit und viele Menschen wurden verletzt. Nachdem die Krankenwagen und Notärzte

wieder weg waren, wurde die Konstruktion abgebaut und wir fuhren mit einem

schlechten Gefühl nach Hause. So nah liegen Glück und Unglück nebeneinander.

Die Ereignisse an diesem Tag, wird wohl keiner mehr vergessen, und jeder hatte sich

diesen Tag anders vorgestellt.

Sophia Miller, 14 Jahre

Die Flucht

Als die Dunkelheit anbrach, sprangen sie aus dem Fenster. Es war ein niedriges

Fenster, und durch die Haustür hätten sie niemals entkommen können. Erika und

Paul landeten im kühlen Gras, welches von einer dünnen Schicht Tau überzogen

war. Sie rannten, ohne auch nur einen einzigen letzten Blick auf ihr, von nun an,

altes Leben zu werfen. Denn jetzt begann ein Neues; ein Abenteuer, wie sie dachten.

Die Nacht umgab alles wie ein schwarzes Tuch. Ihre zierlichen, kleinen Gestalten

hätte niemand sehen können, während sie die umliegenden Wälder ansteuerten.

Das Ziel der beiden Geschwister war kein Ort. Nein. Alles was sie wollten, war ein

glückliches Leben. Ein Leben ohne Kummer und Schmerz.

Durch die Bäume drang nur ein schwacher Teil Mondlicht, weshalb die Umrisse der

Bäume kaum zu erkennen waren. Sie hielten sich an den Händen, um nicht zu

stolpern. Doch viel mehr taten sie es, weil sie Angst hatten. Sie waren nur zwei

Kinder alleine im Wald. Sofort musste Paul an das Märchen Hänsel und Gretel

denken. Die böse Hexe hatte die Kinder zwar geschnappt, aber am Ende hatten sie

es ZUSAMMEN geschafft sie zu überlisten. Ja, dachte er, wenn wir ZUSAMMEN

sind, schaffen wir das.

Erika und Paul waren mittlerweile tief in den Wald eingedrungen, aber noch nicht weit

genug. Sie wollten so weit wie nur möglich fort.

Langsam wurde es heller. Die Bäume lichteten sich und sie konnten mehr erkennen.

Die beiden blickten sich um und sahen die fürchterliche Gestalt einer hageren Frau.

Sie zuckten zusammen. Doch nun merkten sie, dass es nur ein toter Baum war.

Erika fing an zu weinen. Sie war jünger als Paul und hatte schon schreckliche Angst

gehabt, als sie den Wind und eine Eule in der Nacht heulen gehört hatte.

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Schreibwettbewerb

2020

31

Er drückte sie an sich. „Erika, bitte. Du musst jetzt tapfer sein, das weißt du. Bitte tu

es für mich“, versuchte er sie zu beruhigen. Erika verbarg ihr Gesicht noch tiefer in

seiner Jacke, aber er wusste sie hatte verstanden. Schließlich schafften sie es, eine

Lichtung zu erreichen, die von Bahnschienen geteilt wurde. Ihr Ziel war es die Wiese

zu überqueren und dann weiter durch den Wald zu flüchten.

Nun rannten die beiden wieder. Es fühlte sich so an, als ob alles was davor passiert

war, weit hinter ihnen läge. Paul stand jetzt auf den Schienen und blickte zu seiner

Schwester, die nicht so schnell war wie er. „Beeil dich, Erika!“, rief er ihr zu. Er blickte

nach rechts und sah einen hellen Punkt. Vermutlich die aufgehende Sonne, sagte er

sich. Er rannte weiter und Erika hatte jetzt die Gleise erreicht, als der Zug angerast

kam und sie einfach im nächsten Augenblick überrollte.

Er rief nach ihr, während ihm Tränen über die Wangen liefen, doch da war es schon

zu spät. Paul wollte sie vor ihren Eltern retten; ihr eine Kindheit schenken, die er nie

haben konnte. Aber so hatte er es sich nicht vorgestellt. Sie war der Grund für ihre

Flucht gewesen. Was sollte er jetzt also tun?

Lesley Oslow und Pia Schmidt, beide 14 Jahre

Die unerwartete Wendung

Auf den Samstag, den 07.03.2019, hatten wir lange drauf hin gefiebert, und hatten

uns schon total gefreut unsere ganzen Freunde am Geburtstag unserer besten

Freundin Tabea zu sehen, und mit ihnen zu bowlen. Um 15 Uhr trafen wir uns am

Bowlingcenter und aßen zusammen Donuts und Muffins. Danach hatten wir drei

Stunden gebowlt und nebenbei viel gequatscht. Dabei hatten wir sehr viel Spaß! Wir

hatten uns schon sehr auf das leckere Abendessen gefreut, welches aus Burgern

und Pommes bestand. Das Geburtstagskind aber hatte keinen Hunger, da es ihr

nicht sonderlich gut erging. Ihr war leicht schlecht und sie hatte Magenschmerzen,

weswegen wir mit ihr an die frische Luft gingen und uns um sie sorgten. Zudem

Zeitpunkt ging es ihr nach und nach besser. Dies beruhigte uns sehr und wir konnten

wieder gemeinsam lachen. Draußen spielten wir dann noch Activity und dies

bereitete uns sehr viel Spaß. Gegen 18 Uhr, als es schon leicht dämmerte, brachte

uns ihre nette Mutter mit dem Auto nach Hause. Auf der Autofahrt zurück nach

Hause, erging es Tabea nicht sonderlich gut. Ihr wurde ein weiteres Mal schlecht.

Dies bemerkten wir schnell und sorgten uns Mal wieder um sie. Kurz darauf musste

sie sich im Auto übergeben, und wir halfen ihr schnell und kümmerten uns um sie.

Wir hielten an einer Seitenstraße und stiegen mit ihr zusammen aus dem Auto aus.

Daraufhin verbrachten wir fünf Minuten an der frischen Luft und ihre Mutter versuchte

in dieser kurzen Zeit das Auto zu reinigen.

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2020

32

Nachdem wir wieder in das Auto eingestiegen waren, ging es Tabea deutlich besser

und wir wurden nach Hause gebracht. Als wir zu Hause waren, erzählten wir unseren

Eltern von der erschreckenden Wendung am Geburtstag.

Am nächsten Tag sorgten wir uns immer noch um Tabea, wobei sie schon wieder

darüber lachen konnte und sich bei ihren anderen Gästen und uns entschuldigte.

Diesen Geburtstag werden wir nie vergessen, sondern werden ihn immer in

Erinnerung behalten, denn wir hätten ihn uns definitiv anders vorgestellt.

Dominik Holzer, 16 Jahre

Die Bibelstunde

In meinem dunkelbraunen, dicken, unbequemen Mantel stehe ich nun in meinem

Wohnzimmer, geduldig wartend auf unsere wöchentliche Bibelstunde. Doch dieses

Mal war es anders als sonst, es ist kein Geheimnis, dass ich mich nicht immer auf die

Bibelstunde freue, doch da lässt sich nicht mit meinen Eltern drüber reden. „Es muss

einfach sein“, wie sie mir immer erzählten. Ich versuchte durch meinen

emotionslosen Blick meinen Eltern zu signalisieren, dass ich nur sehr ungerne an der

Bibelstunde teilnehmen würde. Doch meine Eltern, so konzentriert wie sie waren,

bemerkten dies nicht und fuhren fort. Ich ließ mich überhaupt nicht auf den Text

meiner Mutter ein und träumte bloß, nur sollte es nicht von langer Dauer sein, ich

versäumte meinen Einsatz, sodass ein Augenblick Totenstille herrschte. Selbst in

meiner geistlichen Abwesenheit bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte, und mich

umschauend bemerkte ich, wie mein Vater mit einem etwas bösen, verwirrten, doch

vor allem einem enttäuschten Blick mir direkt ins Gesicht schaute, meine Mutter wie

sie laut ausatmend meinen Part überspringt und fortfährt, und zu guter Letzt mich wie

ich mich, an einem Spiegel, an der Wand betrachtend sehe. Mit diesem Mantel, mit

meinen Haaren, mit diesem Blick, ich konnte es selber kurz gar nicht glauben, wie ich

mich da sehe, ich sah aus wie mein Vater, nein, ich sah aus wie alle Erwachsenen,

komplett gleich. Mit vielen Fragen durch den Kopf gehend stand ich bis zum Schluss

der Bibelstunde, ich fragte mich Sachen wie z.B. ob es schon zu spät sei

herauszustechen, fröhlich zu werden. Also gingen meine Eltern wieder ihre Wege,

mein Vater arbeiten, meine Mutter kochen und putzen. Plötzlich vermisste ich die

Bibelstunde wieder, ich wollte wieder etwas mit der Familie zusammen erleben, war

es möglicherweise schon zu spät?

Dass ein Tag, auf den ich eigentlich keine Lust hatte, ein solch nachdenklicher wird:

Das hätte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen könne.

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2020

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Leonie Oel, 14 Jahre

Zukunft oder Vergangenheit? - Leben oder Tod?

Eine Holzhütte, ein voluminöses Kleid, ein Korsett und eine Haube… Oh nein das

hier ist nicht das Jahr 2031, das ist das 1531. Da ist wohl etwas gewaltig schief

gelaufen… Was ist das für ein Geräusch, und rieche ich etwa Feuer? Das kann nur

eines bedeuten, Soldaten sind in der Nähe. Ich sollte rausgehen und schauen, was

da los ist, vielleicht finde ich ja einen Weg nach Hause. Doch was ist das, es scheint

als hätten die Soldaten es auf mich abgesehen nur warum? Egal wie oft ich sie frage,

sie geben mir keine Antwort, stattdessen fesseln sie mich und werfen mich auf eine

Kutsche. Egal wo wir lang fahren, die Bürger scheinen mich nicht wirklich zu mögen,

doch was habe ich ihnen denn getan? Noch bevor ich diese Frage klären kann,

halten wir an und ich sehe eine große Zugbrücke die herunter kommt über welche wir

anschließend ins Schloss fahren. Dort werde ich alles andere als freundlich

empfangen. Zuerst haben sie mich in eine Zelle gesperrt, und nach kurzer Zeit haben

sie mich vor den König geworfen. Trotz der ganzen Furcht in mir sah ich es als

Chance, zu erfahren, warum ich von den Soldaten, den Bürgern und auch vom König

gehasst und verstoßen werde. Sobald ich ihm diese Frage gestellt hatte, antwortet er

mit einem lauten und bestimmten: „Schweig Hexe!“. Da fiel es mir wieder ein. Im Jahr

1531 gab es noch Krieg, Hinrichtungen und die Hexenverfolgung. Für eben diese

Hexenverfolgung gibt es drei Merkmale, die erfüllt werden müssen, um als Hexe

betitelt zu werden, und wie es der Zufall will, treffen alle drei Merkmale auf mich zu.

Zum einen ist da das bekannteste von allen, die roten bzw. orangenen Haare.

Zudem wären da noch Sommersprossen und ein Muttermal in der Handfläche. Das

heißt, ich muss hier so schnell wie möglich weg, denn wenn es so weiter geht

erwarten mich schlimmste Foltermethoden bis hin zum Tod… Wie es aussieht

komme ich diesem auch schon immer näher. 2 Soldaten nahmen mich wieder mit

und warfen mich in eine andere dunkle und gruselige Zelle. Zudem ein großer

gruseliger Schatten eines großen Mannes. Er kommt immer näher und näher, bis ich

ihn erkennen kann. Es war ein Kerkermeister, und ich befand mich mitten in seinem

Kerker. Ehe ich mich versehe, spüre ich schmerzende Peitschenhiebe. Schmerz,

Angst, Wut… all das geht in mir vor. Doch dann ein Funken Hoffnung. Zwei Männer

öffnen die Tür und bringen Licht in den Raum.

Doch schnell dieser Funken wieder erlischt. Es sind erneut die Soldaten, die mich

wieder mitnehmen. Wir gehen raus auf den Hof, und was ich sehe bereitet mir mehr

Angst als alles andere zuvor. Es ist soweit. Ich bin dem Tod so nah, wie noch nie,

denn alles was ich sehe ist ein großer Heuhaufen mit einem Holzmast, in mitten einer

jubelnden und tobenden Menschenmasse. Dazu kann ich nur sagen, das habe ich

mir aber anders vorgestellt…!

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2020

34

Johanna Schulze, 11 Jahre

Mein Weihnachtsfest

Ich bin Lisa und gehe in die 5. Klasse. Heute bin ich gerade auf dem Weg nach

Hause, und freue mich schon riesig auf die Weihnachtsferien. Auf dem Rückweg

möchte ich noch etwas, als Überraschung, für meine Eltern besorgen. Deshalb hatte

ich einiges von meinem Taschengeld in mein Portemonnaie gesteckt. Plötzlich rennt

ein Mann an mir vorbei und klaut meinen Rucksack. Ich laufe natürlich direkt

hinterher. Auf einmal stürze ich über einen Stein und verletze mich an meinem Bein.

Eine junge Studentin, mit ihrem Hund, sieht mich und kommt sofort auf mich zu, um

mir aufzuhelfen. Doch es klappt nicht! Nun ruft die Studentin einen Krankenwagen,

der mich auf direktem Weg in ein Krankenhaus bringt. Während der Fahrt schwillt

mein Bein sehr stark an. Ich frage mich: „Warum muss das ausgerechnet zwei Tage

vor Weihnachten sein und wieso muss es dann auch noch mir passieren?“

Die Ärzte machen gefühlt 1000 Untersuchungen. Endlich, am Abend vor

Weihnachten, stellen sie fest, dass ich mir mein Bein kompliziert gebrochen habe

und dass sie es unbedingt morgen Nachmittag operieren müssen. Ich bin total

geschockt und denke mir: „Wieso an Heiligabend, dann fällt Weihnachten aus! Mein

Handy, mein Buch und alle anderen Sachen sind auch weg und Geschenke für

meine Eltern habe ich auch keine. Weihnachten unter dem Weihnachtsbaum fällt

flach! Das habe ich mir aber anders vorgestellt …!“

Es klopft an meiner Zimmertür. Die nette Studentin, meine Ersthelferin, tritt ein. Ich

bin überrascht und überlege, wie das nur möglich ist, dass sie meinen Rucksack in

ihrer Hand hat. Sie stellt sich als Anna vor und begrüßt mich. Ich dagegen bekomme

nur ein leises „Hallo, ich bin Lisa!“ heraus und frage sie: „Wie kommst du denn an

meinen Rucksack?“ „Ach“, sagt Anna, „dass ist eine lange Geschichte…“ „Ich habe

Zeit, erzähl!“ „Gut! Heute, während meines Spazierganges, bellte Bello fürchterlich

laut, bis er sich losriss und wegrannte. Ich lief natürlich sofort hinterher und folgte

ihm, bis zum Gebüsch, an dem Bello stehen blieb. Bello knurrte und fletschte seine

Zähne. Völlig außer Atem entdeckte ich dort den Dieb, der in deinem Rucksack

herumkramte. Er musste ihn dort wohl versteckt haben! Ich befahl ihm, mir den

Rucksack auszuhändigen. Dies wollte er nicht. Dann drohte ich ihm mit der Polizei.

Da warf er mir den Rucksack zu und verschwand so schnell er konnte. Und, jetzt bin

ich hier!!!“

„Super Anna, vielen Dank!“, rufe ich. „Wahnsinn, es ist noch alles drin! Mega, damit

habe ich gar nicht gerechnet!“ Da kommt mir eine Idee. Ich rufe Mama an und

bespreche mit ihr, ob wir Anna und Bello, zum Dank, am 2. Weihnachtstag einladen

können. Sie ist einverstanden. Anna schlage ich direkt meine Idee vor und sie nimmt

die Einladung mit großer Freude an. Die wichtigsten Daten tauschen wir aus. Es ist

spät geworden und Anna verabschiedet sich. Am nächsten Tag wurde ich entlassen!

Die Vorbereitungen für Annas Besuch liefen super und es war ein wundervoller

Nachmittag.

Aber auch diesen Tag habe ich mir anders vorgestellt…!

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2020

35

Luisa Schneider, 11 Jahre

Schulschließung wegen des Corona Virus

14.03.2020, eine ganz normale Schulwoche geht zu Ende.

Am Nachmittag des 14.03.2020 gibt das Schulministerium bekannt, die Schulen

vorerst bis zum 19.04.2020 zu schließen.

Super! Und nun? Das habe ich mir aber anders vorgestellt…

- Ich kann meine Freunde und Mitschüler nicht mehr treffen.

- Meine Lehrer schicken mir Aufgaben per Mail und das ist auch gut so.

Denn, was soll ich den ganzen Tag tun?

Lesen, TV, zocken, im Garten spielen, basteln, aufräumen, duschen, essen…

– hab` ich alles schon!

- Ich bin nur noch zu Hause.

- Mein größtes Hobby, das Tanzen, vermisse ich so sehr.

Ich hoffe auf die Wissenschaftler, dass sie bald einen Impfstoff entwickeln und ein

„normaler“ Alltag wieder beginnt.

Daniel Falkenkötter, 11 Jahre

Eine Geschichte des Rades

Heute nutzen wir das Rad so, als wäre es schon immer da gewesen. Aber

irgendeiner muss es ja irgendwann erfunden haben. Denn Räder wachsen ja nicht

an den Bäumen. Und von diesem einen, der möglicherweise vor vielen Jahren, diese

runde Idee hatte, will ich euch nun erzählen:

„Komm Simon! Wir brauchen Milch aus dem Dorf. Geh, nimm den Schlitten mit und

komm bis zur Mittagsstunde zurück“, rief der Vater des Bauernjungen. „Aber Vater,

warum muss ich immer den Schlitten ziehen? Können wir uns denn keine Kuh

kaufen? Als Bauer muss man doch eine Kuh besitzen“, klagte Simon.

„Keine Widerrede! Wir können uns keine Kuh leisten. Geh jetzt, sonst wird es zu

spät!“, entgegnete sein Vater schroff. Niedergeschlagen trottete Simon zur Hütte, in

der der Schlitten stand und zog ihn mühsam aus dem Tor auf den staubigen Pfad.

„Der Schlitten ist viel zu unhandlich gebaut“, dachte er, als er ihn den sandigen Weg

zum Dorf zog.

Als er am Mittag verschwitzt zurückkam, sein karges Mahl gegessen und die Milch in

die Vorratskammer gestellt hatte, verkroch er sich in den Schuppen, in dem der viel

zu schwere Schlitten mit seinen unhandlichen von Steinen zerkratzten Kufen stand.

Erschöpft zog er sein geliebtes kleines Schnitzmesser hervor. Seit Wochen schnitzte

er jeden Tag ein wenig weiter, obwohl er gar nicht wusste, was er eigentlich

anfertigen wollte. Lustlos hielt er in seinen Händen eine runde Scheibe.

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Schreibwettbewerb

2020

36

„Ich kann das einfach nicht“, dachte er erschöpft. Doch plötzlich fiel ihm die runde

Scheibe aus der Hand und rollte durch den klapprigen Schuppen. “Nanu, ist das

Stückchen Holz gerade wirklich so schön leicht und elegant durch das Zimmer

gerollt? Diese Scheibe wird mir sicher bald gut helfen können.“

Nach diesem Ereignis ließ sich der Bauernsohn nicht mehr oft im Haus blicken. Er

erschien nur zu den kargen Mahlzeiten, oder wenn er von seinen Eltern gerufen

wurde. Doch nach einer Woche trat er mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen in

den Wohnraum des Hauses.

„Darf ich wieder Milch holen?“, fragte Simon schmunzelnd. „Seit wann willst du denn

freiwillig Milch holen?“, wunderte sich sein Vater, „Aber wenn du es willst, immer

gerne.“ Als Simon den alten Schlitten aus dem Schuppen holte, traute der Vater

seinen Augen kaum. Simon hatte an die Seiten des Schlittens jeweils eine Runde

drehbare Scheibe montiert und nun rollte der Wagen auf diesen Scheiben. Der Vater

staunte nicht schlecht. „Wie bist du auf diese wunderbare Idee gekommen?“, lobte er

seinen Sohn und umarmte ihn zufrieden. Stolz zog Simon den Schlitten, der nun kein

Schlitten mehr war, sondern ein Wagen, die staubige Straße zum Dorf und dachte

überglücklich: „Mein Leben hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Ich dachte, ich

würde ein armer Milchbauer werden, doch nun bin ich ein Erfinder geworden.“

Soweit die Geschichte dieser Erfindung. Natürlich kann niemand nachweisen, dass

dieses Ereignis sich so abgespielt hat, aber ich stelle es mir bis heute immer so vor,

und wenn ihr euch das ganz anders vorstellt, so ist das bestimmt auch eine gute

Idee.

Zahide Tezcan, 14 Jahre

Den Tag habe ich mir ganz anders vorgestellt!

Heute ist mein Geburtstag und ich habe mich schon seit einem Jahr darauf gefreut.

Ich bin aufgewacht und hatte gehofft, dass meine Familie mir als erstes gratuliert,

jedoch waren sie in einem tiefen Schlaf und hatten nicht vor, aufzustehen. Das war

doch nicht zu viel erwartet? Nun machte ich mich fertig und ging zur Bushaltestelle.

Genau an diesem Tag kam der Bus nicht und ich musste zum Bahnhof laufen und

den Zug nehmen. Dafür kam ich zu spät zum Unterricht und wir hatten das Fach

Mathematik und uns unterrichtete Frau Schulman, die strengste Lehrerin der Schule.

Ich ging in das Klassenzimmer und alle starrten mich an, und dann entschuldigte ich

mich für die Verspätung. Zu der Zeit hatte Frau Schulman sich schon längst

entschieden, welche Strafe sie mir gibt. Heute Nachmittag musste ich nachsitzen.

Genau an diesem Tag.

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2020

37

Dann hatten wir das Fach Spanisch und ich war immer besonders motiviert, da ich in

dem Fach diesen Monat einen Schüleraustausch machen würde. Das ging aber auch

in die Hose wegen des Corona Virus. Ich hatte gar keine Motivation mehr, etwas zu

machen und mein Geburtstag fing auch nicht gut an.

Nachdem ich länger in der Schule war, war ich endlich zu Hause. Ich machte meine

Hausaufgaben, und wollte mich mit meiner Freundin Laura treffen. Das war das

Einzige, was heute vernünftig geklappt hatte. Wir waren im Kino und dann meinte

meine Freundin, dass sie nach Hause muss, jedoch waren wir normalerweise immer

länger zusammen. Ich habe es ehrlich gesagt nicht verstanden.

Nun ging ich nach Hause und dabei fing es an zu regnen. Ich war pitschnass und

ging erstmal duschen und hatte schon meinen Pyjama an. Ich habe mir Gedanken

gemacht, wieso heute jeder meinen Geburtstag vergessen hatte. Meine

Schulkameraden, Freunde und sogar meine eigene Familie. Ich dachte schon, ob ich

falsch lag und die Tage verwechselt habe, aber das konnte nicht sein. Ich guckte auf

mein Handy auf das Datum. Es war der 17.03., alles richtig.

Aus einem Nichts meinte mein Vater zu mir, dass ich mir etwas Schickes anziehen

soll. Ich fragte ihn, wo wir hingehen und er meinte, dass es eine Überraschung ist.

Ich war aufgeregt und machte mich schnell fertig.

Mein Vater brachte mich zu einem Café, nur das Komische war, dass ich meine

Mutter und meinen Bruder zu Hause nicht sehen konnte, und dass sie auch nicht im

Auto waren. Das wunderte mich. Als wir angekommen waren gingen wir in dieses

Café. Dort sah ich alle meine Freunde, Verwandten und auch meine Mutter und mein

Bruder. Als ich meinen Kopf nach rechts drehte, sah ich meine Cousine, die

eigentlich im Ausland lebte und ich hätte mir niemals gedacht, dass sie kommen

würde. Ich habe keine Schwester, aber sie war wie meine große Schweste, und dann

meinte sie zu mir, dass sie ab jetzt hier in Deutschland leben wird, weil sie hier

studieren machen möchte. Das war auch kein Problem, weil sie bis zu 19 Jahren hier

gelebt hatte, und als sie in das Ausland ziehen wollte war ich die, die am traurigsten

war.

Auf jeden Fall war der Abend wunderschön, auch wenn der Tag am Anfang nicht so

gut lief. Ich bekam zusätzlich noch ein paar Geschenke und einen

Geburtstagskuchen.

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2020

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Michael Peters, 13 Jahre

Die Ritterturniere

Es war einmal ein Ritter. Er hieß Rochus von Schwartengrimm und lebte auf der

Burg Rabenstein. Eines Tages feierte er mit seinem Gefolge ein großes Fest im

Rittersaal seiner Burg.

Sie tranken viel Wein und aßen einige leckere Wildschweinbraten. Die Mägde und

Knechte bedienten alle. Der Hofnarr belustigte sie und die Musikanten spielten

lustige Lieder auf ihren Trompeten. Es war auch der alte Graf Zitterarm eingeladen.

Er erzählte allen eine interessante Geschichte: „Vor vielen Jahren veranstaltete der

jetzt schon verstorbene Fürst Melchior Heidenheim ein großes Ritterturnier auf seiner

Burg. Auch ich nahm an dem Turnier teil. Als Siegespreis gab es ein kostbares

Schwert zu gewinnen. Zunächst bekamen alle Teilnehmer eine lange Lanze in die

Hand und mussten sich gegenseitig vom Pferd runterschubsen. Alle kämpften

gegeneinander. Die, die vom Pferd runterfielen schieden aus. Am Ende blieben nur

noch 5 Ritter übrig. Darunter auch ich. Die nächste Aufgabe war Bogenschießen.

Dies hatte ich mit meinem Vater oft geübt und war somit ein sehr guter

Bogenschütze. Zwei Burschen trugen eine Zielscheibe auf den Platz und stellten sie

auf. Wir mussten nun aus 10 Metern Entfernung auf die Zielscheibe schießen. Der

erste Schütze hatte wohl noch nie einen Bogen in der Hand gehabt und schoss weit

daneben. Der zweite Schütze war schon besser und traf an den Rand der Scheibe.

Nun war der dritte Bogenschütze dran. Er schoss knapp neben den schwarzen Punkt

in der Mitte. Der vierte Schütze war der Sohn des Grafen Heidenheim. Der Graf hatte

mit ihm viel geübt. Er galt als großer Favorit des Turniers. Stolz trat er auf, zielte und

schoss genau in den schwarzen Punkt in der Mitte. Die Zuschauer jubelten. Um

weiterzukommen musste ich nun auch in die Mitte treffen. Ich trat in die Mitte des

Platzes, konzentrierte mich und schoss den Pfeil punktgenau in die Mitte. Wieder

jubelte die Menge. Ich hatte mich für die Finalrunde qualifiziert. Ich musste nun

gegen den Sohn des Fürsten Melchior Heidenheim antreten. Der Turnierleiter

erklärte nun wie die Finalrunde ablaufen sollte. Es war eine Art Pferderennen, wo die

Reiter am Ende mit einer Lanze einen Ring durchbohren mussten. Die Lanzen waren

sehr schwer. Das machte alles noch viel schwieriger. Wir bereiteten uns vor.

Als der Turnierleiter den Startpfiff gab, stürmten wir beide los. Sein Pferd war etwas

schneller als meins. Er war früher als ich am Ring, zielte und traf daneben. Dadurch

konnte ich mir jetzt Zeit lassen. Ich zielte sorgfältig und durchbohrte den Ring. Ich

konnte es gar nicht fassen.

ICH HATTE DAS TURNIER GEWONNEN!!!

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2020

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Die Menschenmenge jubelte mir zu. Ich bekam den Siegespreis, das kostbare

Schwert. Ich habe es bis heute noch.“ Der Ritter Rochus von Schwartengrimm fragte

noch ob sich die Erzählung wirklich zugetragen hatte. „Ja“, antwortete der alte Graf

Zitterarm. Als es schon sehr spät war, gingen sie schlafen. Ganz früh am nächsten

Morgen kam ein Bote des Fürsten Kasper Heidenheim und lud Rochus von

Schwartengrimm zu einem Ritterturnier ein. Rochus zog sich seine Rüstung an und

ritt auf seinem Pferd zur Burg des Fürsten Kasper Heidenheim. Zum Anfang des

Turniers hielt der der Fürst eine Rede und erklärte, was die erste Aufgabe war. Sie

bestand darin, dass man sich gegenseitig mit Lanzen von den Pferden stürzen sollte.

Alle, die vom Pferd fielen, schieden aus. Ritter Rochus konnte sehr gut mit Lanzen

umgehen, und so stürzte er fast mühelos drei andere Reiter aus, ihren Sätteln raus.

Die nächste Aufgabe war Bogenschießen. Das konnte Rochus von Schwartengrimm

sehr schlecht. Immer flogen die Pfeile nicht dahin, wohin er wollte. Der erste Schütze

traf den Rand der Zielscheibe. Fast in den schwarzen Punkt in der Mitte traf der

zweite Bogenschütze. Der dritte Schütze war wohl genau so schlecht wie Rochus

und sein Pfeil flog 2 Meter vor ihm in den Boden. Der Ritter Rochus von

Schwartengrimm war als viertes an der Reihe. Er konzentrierte sich und schoss.

Doch der Pfeil flog weit über die Zielscheibe. Der letzte Bogenschütze war der Sohn

des Fürsten Kasper Heidenheim. Er war sich sicher, dass er das Turnier gewinnen

würde. Stolz ging er in die Mitte des Platzes, schoss und traf genau in die Mitte. Der

Sohn des Fürsten Kasper Heidenheim hatte das große Ritterturnier gewonnen. Nun

bekam er von seinem Vater ein teures Kettenhemd als Siegesgeschenk. Plötzlich

wachte Rochus von Schwartengrimm auf.

ER HATTE NUR GETRÄUMT, DASS ER AN EINEM RITTERTURNIER

TEILGENOMMEN HAT.

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2020

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Leonard Kaiser, 13 Jahre

Der Tag vor Heiligabend

Es war der Tag vor Heiligabend. In meiner Straße gibt es ein ganz altes Haus dort

wohnt ein Familie, die sehr arm ist. Diese Familie ernährt sich von dem wenigen Geld

welches der Vater im Monat verdient. Er verdient dazu nicht sehr viel, er arbeitet als

ein schlecht bezahlter Straßenarbeiter. Die Mutter der Familie arbeitet nicht, denn sie

muss den ganzen Tag auf die Kinder aufpassen. Manchmal hört man laute

Geräusche aus dem Haus wie Türenknallen oder Schimpfwörter schreien. In dieser

Familie leben 8 Leute, die Eltern und 6 Kinder. Am heutigen Tag fragen die Kinder

ihre Mutter, ob der Weihnachtsmann dieses Jahr kommt. Doch die Mutter antwortet

nicht. Sie fängt an leise zu weinen und sagt „Ihr wisst doch, dass wir fast kein Geld

mehr haben, und dazu kommt dann noch dieses Corona Virus. Wir müssen sparen

damit wir diese Kreise überhaupt überleben.“ Die Kinder meinten darauf

verständnisvoll, dass sie das verstehen und jetzt auf ihr Zimmer gehen. Dies taten

sie nun auch alle 6 Kinder gingen auf ihr Zimmer welches sie sich teilen mussten.

Das hatten sie sich aber anders vorgestellt

Am nächsten Morgen standen sie auf und gingen mit ihren Eltern in die Küche, wo

der Tannenbaum stand. Die Kinder glaubten ihren Augen nicht. Dort sind Geschenke

unter dem Baum ein Fahrrad, dann noch Toilettenpapier und andere Geschenke zum

Spielen und für die Schule die sie besuchen. Die Eltern sagten, sie hätten diese

Sachen als Spende bekommen und noch etwas Geld dazu, um die Haushaltskasse

für die Corona Virus Krise zu füllen.

Amelie Buschkühl, 12 Jahre

Ein schlammiges Unterfangen

An einem sonnigen Samstagmorgen beschlossen meine beste Freundin Mila und

ich, einen langen Ausritt mit unseren Lieblingspferden Irima und Naxl zu machen.

Während ich meine brave 29-jährige Araberstute Irima sattelte, platzte ich fast vor

Aufregung. Mila und ich hatten einen besonderen Ritt vor uns. Wir wollten zur

Möhne, einem Fluss ganz in der Nähe, reiten.

Gemütlich ritten wir einen Berg hinab. Irimas pechschwarzes Fell glänzte mit der

Sonne um die Wette. Naxl ging eifrig voraus, als wüsste er schon, welch

wunderschönes Ziel uns gleich erwartete. Mila musste ständig Paraden geben und

auf uns warten, da Irima nicht so schnell war.

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2020

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Nachdem wir endlich an der Möhne angekommen waren, sprang ich von Irimas

Rücken und sattelte meine süße Stute ab. Mila blieb lieber gleich auf Naxl sitzen, da

er sich nicht so gut führen ließ. Um in den Fluss zu kommen, musste man erst einen

steilen Abhang hinunterreiten.

Im Wasser schoss ich zuerst ein paar schöne Fotos von Mila auf Naxl, dem das

Wasser schon bis zum Bauch reichte. Dann waren Irima und ich an der Reihe. Ich

schwang mich auf Irimas Rücken. Sanft trieb ich sie an, indem ich ihr meine Fersen

sanft in die Seiten drückte und mit der Zunge schnalzte. Langsam watete Irima in das

kalte Wasser.

Gerade als Mila auf den Auslöseknopf der Kamera drücken wollte, passierte es: Irima

erschreckte sich vor zwei auffliegenden Vögeln und galoppierte panisch los, sodass

das Wasser nur so aufspritzte. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich dann auch

noch fast den Halt verlor. Erschrocken klammerte ich mich am Hals meiner Stute

fest, woraufhin sie mit einem Satz ins Gebüsch am matschigen Ufer sprang. „Aaah,

Hilfe Mila!“, rief ich entsetzt. Meine Freundin hatte jedoch gerade selber mit ihrem

Pony Naxl zu kämpfen, der Irima und mir hinterherlaufen wollte.

Ängstlich ließ ich mich von meiner Stute gleiten, um mir das Ganze einmal vom

Boden aus anzusehen.

Ich erschrak. Irima sickerte immer tiefer im Matsch ein. Es muss schnell etwas

geschehen! Jetzt! , schoss es mir durch den Kopf. Der Schlamm reichte meinem

Pferd inzwischen bis zur Mitte der Beine, und es atmete so schnell und laut wie noch

nie. Erneut rief ich panisch nach meiner Freundin, die mit ihrem Pony am Zügel zu

mir watete und dabei ihre Gerte verlor. Aber das war jetzt egal, alles war gerade

egal! Alles außer Irima! Obwohl meine Stute inzwischen bis zum Bauch im Schlamm

steckte, schaffte sie es, das erste Vorderbein aus dem Morast zu ziehen. Wir

brauchten ganze 20 Minuten um die schwer atmende Irima aus dem dichten

Gebüsch zu locken, da ihr der Weg zusätzlich durch einen dicken Ast versperrt

wurde. Nun musste nur noch ich heraus. Meine Freundin nahm Irima als Handpferd

und ich griff nach ihrem Arm. Mila trieb Naxl sachte vorwärts, sodass ich mit einem

Schwung aus dem Matschloch gezogen wurde.

Eilig verließen wir den Fluss und ließen uns erleichtert auf die Wiese neben dem

Fluss fallen. „Puh, diesen Ausritt habe ich mir aber anders vorgestellt!“, stöhnte ich

außer Atem.

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2020

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Nele Haak, 13 Jahre

Die Reise von Kandis

Mein Name ist Kandis, ich bin einer der schlauesten Straßenhunde Bosniens, glaube

ich zumindest, weil ich mir mein Essen selbst besorgen kann. Heute Morgen zum

Beispiel habe ich mir eine Maus gefangen. Jetzt fallen dicke Regentropfen auf die

Straßen. Ich laufe im seichten Trab zu meiner Bank. Aber was ist das! Da liegt schon

jemand! Dabei habe ich doch unter meine Bank Duftmarken gesetzt. Ich laufe weiter.

Es ist dunkel geworden. Ich sehe zwei Lichtflecke, die schnell auf mich zukommen

und dann kurz vor mir anhalten. Ich stehe im Rampenlicht. Ich zögere nicht lange

und krieche unter die zwei Leuchten. Trocken! Doch da wird eine Schlinge um

meinen Hals geworfen und ich werde weggezogen von einem dieser Zweibeiner, wie

sie die anderen Hunde nennen. Ich nenne sie Trockennasen, weil ihre Nasen nicht

so schön nass glänzen wie meine, außer sie packen da so eine Creme drauf. Ich

hab’s ausprobiert: Meine Nase hat eine Woche lang nach Rosen gerochen. Igitt! Die

Trockennase packt mich und steckt mich in einen Käfig. Dann bewegen wir uns.

Neben mir stehen noch ein paar Käfige mit Hunden darin. In meinem Käfig steht ein

Napf mit Wasser, der überschwappt, als wir ruckartig stoppen. Ich verziehe mich in

eine Ecke, überall Wasser. Ich hasse Wasser! Die Trockennase holt die Käfige

heraus und bringt uns in ein Haus. Das Wort habe ich mal bei den Menschen gehört.

Ich werde aus dem Käfig geholt und von einer anderen Trockennase begutachtet.

Sie holt etwas Spitzes heraus und sticht in mein Hinterteil. Ich jaule auf! Dann

komme ich wieder in meinen Käfig, und irgendwie werde ich müde und falle in einen

tiefen Schlaf, schnarche aber nicht! Von einem Ruckeln werde ich wach! Das Wasser

ist (zum Glück) noch im Napf. Die Hunde neben mir wachen auch gerade auf. Ich

habe ein komisches Gefühl. Werde ich Bosnien wiedersehen? Muss ich es

wiedersehen? Ich wurde dort auch manchmal geschlagen, tagelang auch mal nichts

zu Essen. Wir stoppen. Eine Trockennase nimmt die Käfige heraus. Das beunruhigt

mich! Ich sehe mich um, das ist nicht Bosnien! Wir werden aus den Käfigen

herausgenommen, wiedermal genau begutachtet und dann kommen wir hinaus in

größere Käfige mit Wasser und Futter, nichts ruckelt mehr, aber ich bin verwirrt und

schlafe. In den nächsten Tagen werde ich noch oft gepiekt, aber manchmal holen sie

mich aus dem großen Käfig und ich darf hinaus schnuppern. Nach vielen Tagen in

diesem Käfig kommen drei Trockennasen vorbei und gucken mich an. Am nächsten

Tag sind sie wieder da. Sie gehen mit mir hinaus und ich darf schnuppern, so viel ich

will. In der nächsten Zeit kommen sie immer wieder, und eines schönen Herbsttages

packen sie mich in ihr ruckelndes Etwas. Aber es ist anders, ich werde gestreichelt

und geliebt und das macht es nicht mehr schlimm.

Ich weiß, ich habe ein zu Hause gefunden!

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2020

43

Lena Thonemann und Carla Nolte, beide 11 Jahre

Hi, ich bin Max Krämer und bin 11 Jahre alt. Ich habe mir schon immer ein cooles

Geschwisterkind gewünscht. Und endlich ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen.

Morgen kommt mein neuer, kleiner Bruder. Ich bin schon furchtbar aufgeregt.

Nächster Morgen:

Plötzlich höre ich das Auto vom Kinderheim. Ich starre ungeduldig aus dem Fenster.

Endlich klingelt es. Ich renne die Treppe runter. Die Tür öffnet sich ganz, ganz

langsam. Es fühlt sich an wie Stunden. Endlich ist sie auf. Vor mir steht ein

dunkelhäutiger, genervt aussehender Junge. Seine türkisblauen Augen schauen

mich schelmisch an. Und er sagt spitz: „Wo ist mein Zimmer?“ „Hi-hier folg-folge mir“,

stottere ich. Ich führe ihn in mein Zimmer. Ich habe für ihn extra eine Matratze neben

mein Bett gelegt. Aber er sieht nicht so aus, als würde er sie annehmen, denn er legt

seine Tasche direkt auf mein Bett. Er fragt: „Wo schläfst du denn?“ Ich blicke ihm in

die Augen. Er meint das wohl ernst. Ich gehe enttäuscht runter, aber als ich unten

ankomme, war Adam schon da. Ich höre gerade noch wie meine Mama sagt: „Ach

Adam, du bist ja so vernünftig und nett.“ In mir steigt Wut auf! Das kann doch nicht

sein! Beim Abendessen erzählt Adam von seinen schlimmen Erlebnissen und meine

Eltern haben immer mehr Mitleid mit ihm. Ich habe das Gefühl, dass ich gleich vor

Wut platzen würde.

Nächster Tag:

Ich hatte furchtbare Rückenschmerzen, da die Matratze sehr unbequem ist! Als ich

runter gehen will, sehe ich Adam, wie er die Wäsche aufhängt, um sich

einzuschleimen. Als dann meine Eltern kommen, sagen sie: „Oh Adam, du bist ja so

lieb. Da könnte Max sich mal eine Scheibe abschneiden. Ach und kannst du mit Max

ein bisschen raus gehen, damit er nicht die ganze Zeit an seiner X-Box spielt?“ Adam

antwortet vernünftig: „Ja klar, Mami.“ Ich qualme vor Wut. Ich habe das Gefühl, er

wird mein ganzes Leben zerstören. Als wir draußen sind sagt Adam: „Ach Mama und

Papa sind ja sooooooooo nett zu mir!“ Das reicht mir. Ich bin so wütend, dass ich

Adam vor Wut in den See stoße, an dem wir vorbei gehen. Doch als mir klar wird,

dass er nicht schwimmen kann, weiß ich, dass ich etwas Falsches getan habe. Ich

springe hinterher und helfe ihm, an Land zu schwimmen. Wir gucken uns an.

Es tut mir furchtbar leid. „Ent-Entschuldige“, stottere ich mit zitternder Stimme. Er

sieht mich immer noch an, dann lacht er und sagt „Nicht so schlimm, ich habe mich ja

auch ziemlich blöd verhalten.“ Ich gucke ihn an und frage: „Sollen wir noch einmal

von vorne anfangen?“ „Ja“, antwortet Adam. Dann gehen wir komplett nass nach

Hause. Als unsere Mutter fragt, was wir denn getan haben, weil wir klitschnass sind,

sehen wir uns nur an und lachen.

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2020

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Jakob Wibbeke, 13 Jahre

Marvins Geburtstag

An einem Samstag im Frühling, 2 Tage vor dem Geburtstag von Marvin, wollten er

und sein Vater nach Bocholt in ein Fahrradgeschäft fahren. Marvin wünscht sich

nämlich zu seinem Geburtstag ein Mountainbike.

Marvin saß im Auto auf der Autobahn, doch was ist da denn los?! Ein meilenweiter

Stau. Plötzlich ertönte das Radio: „Es wird ein Stau auf der A44 Richtung Bocholt

gemeldet, es handelt sich um spezielle Gesundheitskontrollen. Es wird

voraussichtlich eine Verzögerung um 2 Stunden geben.“ Marvin wurde ganz zitterig,

denn wenn es sich um eine 2-stündige Verzögerung handelt, heißt das, dass er in

Bocholt ankommt, wenn der Fahrradladen geschlossen hat! Oh nein! Sein Vater

schien die Aufregung seines Sohns zu bemerken und versuchte ihn zu beruhigen,

doch es ging nicht, Marvin dachte darüber nach, dass er kein Fahrrad zum

Geburtstag kriegen würde!

DAS HATTE ER SICH ABER ANDERS VORGESTELLT!

Als sie dann tatsächlich nach der Öffnungszeit des Fahrradladens in Bocholt

ankamen, konnte Marvin sich die Tränen nicht verkneifen. Marvin und sein Vater

fuhren traurig nach Hause.

2 Tage später:

Es war Marvins Geburtstag. Marvin schien noch immer sehr traurig, doch als er aus

seinem Tiefschlaf seine Augen aufriss, sah er das neue Fahrrad wie aus Zauberhand

an seinem Bett lehnend! Lächelnd kamen seine Eltern in sein Zimmer und sagten:

Herzlichen Glückwunsch Marvin!

Fabian Haße, 13 Jahre

Der Tag vor Nikolaus

An einem Nachmittag in der Weihnachtszeit gingen Tim und seine Eltern in ein

Kaufhaus, um einzukaufen. Am Eingang wurden sie von einem Weihnachtsmann mit

einem roten Mantel und einem weißen Rauschebart begrüßt.

"Fröhliche Weihnachten!" Er drückte Tim eine Tüte Gummibärchen in die Hand und

wünschte ihm fröhliche Weihnachten. Der kleine Tim strahlte übers ganze Gesicht,

und ging hinter seinen Eltern hinein ins Kaufhaus. „Das ist ja riesig!", staunte er.

Überall hing Weihnachtsbeleuchtung und man konnte bezaubernde

Weihnachtsmusik hören. In der Mitte stand ein großer, festlich geschmückter

Tannenbaum. Tim blieb kurz stehen, um den wunderschönen Baum zu bestaunen.

Er drehte sich um, um zu seinen Eltern zu gehen. Doch er konnte sie nicht sehen.

Hektisch schaute er herum, doch nirgendwo waren seine Eltern zu finden.

ER HATTE SEINE ELTERN VERLOREN!

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2020

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Sofort kullerten ihm dicke Krokodils Tränen die Wangen runter. Er wollte sich zur

Beruhigung eine Tafel Schokolade an einem Stand kaufen. Er ging langsam auf die

Frau zu und fragte zögerlich: „Eine Tafel Schokolade, bitte.“ „Natürlich, mein Junge“,

antwortete die Verkäuferin. „Das macht 1 Euro.“ Er holte seinen Rucksack vom

Rücken und suchte darin nach seinem Geldbeutel. Doch er konnte sein Geld nicht

finden. Oh nein, sein Geld wurde gestohlen!

Erst jetzt bemerkte er die offene Seitentasche an seinem Rucksack. Traurig nahm er

seinen Rucksack auf. Doch als er ihn aufschwingen wollte, hörte er ein dumpfes

Geräusch: Sein Geldbeutel viel aus seinem Rucksack und landete auf dem Boden.

Was ein Glück! Er hatte in der Hektik die Geldbörse nur übersehen.

Zufrieden kaufte er sich eine Tafel Schokolade und begann, seine verlorenen Eltern

zu suchen. Er begann seine Suche im "Pfannen- und Töpfelager Blecher". Der Laden

wurde von seiner Nachbarin geleitet. Er ging zum Verkaufstresen, um nach seinen

Eltern zu fragen, doch Frau Blecher hatte ihre Arme auf den Tisch gelegt und

schnarchte lauter als ein Sägewerk. Er wollte sie nicht aufwecken und führte seine

Suche im Klamottenladen "Motte" weiter. Doch auch hier konnte er seine Eltern nicht

finden. So ging es zwei Stunden weiter. Tim war schon ganz verzweifelt. Nun blieb

nur noch der Spieleladen. Das war seine letzte Chance.

Hier hatte er endlich Glück. In einem Gang entdeckte er seine Eltern, wie sie gerade

eine kitschige Puppe in rotes Geschenkpapier einwickelten. Er erstarrte, als er sah,

wie seine Eltern auf das Geschenk schrieben:

Fröhliche Weihnachten Tim! Mama und Papa

Er bekam von seinen Eltern eine Puppe zu Weihnachten???

DAS HATTE ER SICH ABER ANDERS VORGESTELLT!

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er schrak hoch und schaute in das

vertraute Gesicht seiner Mutter. „Aufstehen Tim, es gibt Frühstück!“

Es war alles nur ein Traum! Schnell rannte er die Treppe runter in die Küche und

erblickte ein großes Geschenk auf dem Küchentisch. Das Geschenk war in rotes

Geschenkpapier eingewickelt und darauf stand: Fröhliche Weihnachten Tim!

Mama und Papa

Vorsichtig zog er das Papier weg und erblickte darunter ein großes ferngesteuertes

Auto! Er blickte glücklich in die Gesichter seiner Eltern und umarmte sie liebevoll.

Fröhliche Weihnachten!

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2020

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Felix Loreng, 13 Jahre

Anders als erwartet

„Nein!“ Wütend schaute Deans Lehrer ihn an. „Und jetzt raus aus dem Bus!“

Der riesige Wald erstreckte sich beinahe unendlich weit vor den Augen der

staunenden Schüler. Nur einer der Schüler, schien kein bisschen beindruckt zu sein.

Etwas abseits stand Dean und kickte voller Wut Steine durch die Gegend.

„Verdammt, Dean, jetzt lass den Quatsch doch mal!“ Julia Carter, die zweite

Lehrerin, die zum Ausflug mitgekommen war, trat auf ihn zu. „Sonst verletzt du noch

jemanden!“ „Und?“, fragte Dean die Lehrerin mit so viel Desinteresse in der Stimme,

wie es überhaupt nur möglich war. Er holte weit aus und schoss den nächsten Kiesel

durch die Luft, nur einen halben Meter am Kopf des anderen Lehrers vorbei. „Hey,

hörst du mir überhaupt zu?“ Mit zügigen Schritten trat sie neben Dean und legte ihm

die Hand auf die Schulter. „Du kannst doch nicht einfach…“ Weiter kam sie nicht,

denn auf einmal begann die Erde zu beben, erst nur wenig, dann jedoch so sehr,

dass die Schüler sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnten. Einen Zentimeter

vor Dean begann der Boden aufzureißen, bis sich eine zehn Meter breite Schucht

gebildet hatte. Den Boden konnte man nur erahnen. Was diesem klaffenden Riss

nun entstieg, hätte sich keiner der Schüler in seinen schlimmsten Albträumen

ausmalen können. Zuerst entstieg, Meter für Meter, ein drei Meter großer Drache der

Kluft, dann, nur einige Sekunden später, ein, die Zähne fletschender Dinosaurier.

Mehr und mehr Absonderlichkeiten entstiegen der Schlucht. Die Schüler waren, wer

konnte es ihnen verübeln, alle, bis auf Dean in alle Richtungen davongerannt.

Mit aufgerissen Augen starrte der vierzehnjährige Junge auf die Drachen und

riesigen Vögel, die auf der Suche nach Beute, hoch oben am Himmel schwebten.

Als es hinter ihm plötzlich knallte, schreckte Dean herum und sah, wie ein kleiner

Mann mit grauer, ledriger Haut und einem besorgniserregenden Grinsen ein Messer

aus seiner Tasche hervorzog. Mit einem gezielten Tritt beförderte Dean das

Männchen von sich weg in die Luft, aus der es ein Drache schnappte und in einem

Stück hinunterschluckte. Erneut erzitterte der Boden, diesmal jedoch nicht wegen

sich auftuenden Schluchten, sondern vielmehr wegen der Riesen, die man, Kilometer

entfernt, hinter den Bäumen gehen sah. Ebendiese Bäume wurden mit einem Mal zur

Seite geschleudert, als ein zwei Meter großer aufreißender Jaguar auf ihn zustürmte.

Kurz bevor er Dean zerquetschen konnte, blieb er ruckartig stehen. Von seinem

Rücken sprang, zu Deans Entsetzen- sein Lehrer. „Hallo, Dean…“

„Das war haarsträubender Blödsinn. Grauenhaft!“, sagte der Buchverleger in einem

Ton, als ob er mir jeden Moment an die Gurgel gehen wollte. „Also hat es ihnen nicht

gefallen?“, fragte ich zögerlich, ohne ihm in die Augen zu schauen. „Das können sie

laut sagen! Das ist fürchterlich!“ Nun brüllte der Mann, der mir gegenüber saß,

beinahe. Auf seinem Gesicht bildeten sich bereits rote Flecken. Das hatte mein

Onkel auch mal gehabt. Aber da war er gerade einen Marathon gelaufen. „Sie sollten

etwas trinken“, riet ich ihm und verließ das Verlagsgebäude. Das hatte ich mir anders

vorgestellt.

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2020

47

Jule Sander, 13 Jahre

Der Igel und Weihnachten

Es war einmal ein kleiner Igel, der neu in eine Stadt zog. Er war etwas schüchtern,

aber er wollte schnell neue Freunde finden. Als er in seine neue Klasse kam und auf

seinen Platz gehen wollte, schob er einige Tische aus Versehen zur Seite und piekte

fast jemanden mit seinen Stacheln. Jeder wollte ab diesem Zeitpunkt nicht mehr viel

mit ihm zu tun haben, außer einem kleinen Eichhörnchen. Es sah, wie traurig er war.

Nach der Schule, im Bus, waren nicht mehr viele Plätze frei. Er wollte sich neben

einen kleinen Waschbären setzen. Dieser stellte aber ganz schnell seine

Schultasche auf den freien Platz neben sich. Neben dem Eichhörnchen war auch

noch ein Platz frei. Er setzte sich neben dieses. In der nächsten scharfen Kurve

piekte der Igel es aus Versehen. Ihm tat es leid, denn er konnte nichts dagegen tun.

Immer wenn er raus wollte, um mit anderen zu spielen, passierte etwas, was ihn

wieder traurig und unbeliebt machte.

Einmal wollte er mit den anderen Fußball spielen. Der Ball wurde in einem hohen

Bogen geschossen und landete direkt auf seinem Rücken, er platzte. Ein anderes

Mal wollte er schaukeln und jeder musste jeden mal anschubsen, aber niemand

wollte ihm Schwung geben, da er so stachelig ist. Er war jeden Tag alleine und

traurig. Nichts konnte er gegen all dies machen, da er entweder jemanden verletzen

würde, oder etwas kaputt machen würde, und das wusste er auch selber.

Lange Zeit verging und es wurde Winter. Es war kurz vor Weihnachten und jeder

freute sich schon, außer ihm. Nun war es so weit, es war Heiligabend, er sah nach

draußen sah alle Tiere, wie sie sich was schenkten und zusammen lachten. Der

kleine Igel hatte Angst nach draußen zu gehen, und so blieb er drin. Plötzlich klopfte

es an seiner Haustür. Er machte vorsichtig auf und sah alle Tiere. Ganz vorne stand

das Eichhörnchen mit einem riesigen Geschenk. Sie sangen ein Weihnachtslied für

ihn und gaben ihm das Geschenk. Neugierig öffnete er es, aber dort waren nur kleine

Schaumstoff Blöcke drin. Er sah das Eichhörnchen enttäuschend an. Es nahm einen

Block und steckte ihn auf einen Stachel, alle Tiere kamen und haben mitgemacht, bis

auf jedem Stachel ein Block war. Jetzt konnte er keinen mehr verletzen. Auf einmal

umarmte das Eichhörnchen ihn. Ein paar Sekunden vergingen und alle Tiere kamen

dazu und nahmen ihn in den Arm. Nun war er glücklich und freute sich auf den

restlichen Abend, mit seinen Freunden.

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Schreibwettbewerb

2020

48

Jeannine Groß, 13 Jahre

Ausflug ans Meer

Jenny, Niklas und ihre Eltern sitzen, wie jeden Morgen, zusammen am Tisch und

frühstücken. Als ihre Eltern ihnen sagen, dass sie für 3 Tage ans Meer fahren, freuen

sie sich mega und rennen direkt in ihre Zimmer, um ihre Sachen zu packen. Niklas

überlegt nicht lange, er weiß sofort, was er einpacken möchte. Er packt zwei

Badehosen, eine Taucherbrille, eine Wasserpistole, Schwimmflossen und drei T-

Shirts in seinen Rucksack. Im Gegensatz zu Niklas kann sich Jenny gar nicht

entscheiden. „Nehme ich jetzt den Bikini oder den? Aber der sieht auch so gut aus.

Ach, was soll’s, ich nehme einfach alle drei mit“, überlegt sie. Außerdem packt sie

noch Sonnencreme, zwei Sonnenbrillen und drei ausgewählte Outfits ein. Ein paar

Stunden später, haben alle ihre Sachen gepackt und sie können losfahren.

Als sie nach der langen Autofahrt endlich am Meer ankommen, sehen sie einen

wunderschönen Sonnenuntergang. Am nächsten Morgen, können es Niklas und

Jenny gar nicht mehr abwarten, zum Strand zu gehen. Als sie dort ankommen ruft

Niklas: „Wer als erstes im Wasser ist, hat gewonnen!“ Das lässt sich Jenny nicht

zweimal sagen. Sie wollte gerade lossprinten, als sie plötzlich etwas Rotes im Sand

sieht. Jenny bleibt stehen und hört Niklas laut rufen: „Ich habe gewonnen!“ Sie ruft

ihn zu sich: „Schau mal was hier komisches ist!“ Es sieht aus wie ein roter Krebs, der

im Sand feststeckt. Man sieht nur die kleinen Beine, die aus dem Sand herausragen.

Niklas schlägt vor: „Jenny, wir müssen dem Krebs helfen!“ „Aber das ist doch viel zu

gefährlich! Lass uns lieber Hilfe holen!“, meint sie. „Ach Schwesterherz, mach dir

doch um mich keine Sorgen. Was soll denn schon passieren?“ „Dann sei aber

vorsichtig und pass auf, dass der Krebs dich nicht kneift!“, sagt Jenny zu ihm.

Gesagt, getan - Niklas holt sich zwei Stöcke, damit er den Krebs vorsichtig

freischaufeln kann. Als er dies getan hat, kann er ihn herausheben.

Jenny und Niklas bringen den Krebs, der immer noch im Sand feststeckt, zum

Wasser und setzen ihn ins Meer. Als eine große Welle kommt, spült es den Sand

weg. Und was Jenny und Niklas nun sehen, haben sie nicht erwartet. Das haben sie

sich aber anders vorgestellt! Die beiden schauen sich an und müssen lachen. Sie

hielten eine wunderschöne, rot-weiß-lila gepunktete Koralle in der Hand. Sie laufen

lachend zu ihren Eltern und präsentieren ihnen, ihren prachtvollen Fund.

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2020

49

Sina Rauen, 13 Jahre

Es war ein ganz normaler Freitagnachmittag und die drei Freunde Moritz, Tom und

Leon waren auf den Weg nach Hause. Sie kamen, wie immer an einem alten Haus

vorbei. Man nennt das Haus des Schreckens. „Warum nennt man es eigentlich das

Haus des Schreckens?“, fragte Leon. Moritz antwortete darauf: „In dem Haus soll es

spuken und manche sagen sogar, dass es dort Geister geben soll. Jeder, der das

Haus bisher betreten hat, ist nie wieder rausgekommen. Doch irgendwo im Haus soll

ein wertvoller Schatz versteckt sein.“ „Was ist das wohl für ein Schatz? Vielleicht

Goldbarren oder so“, meinte Tom. „Wir müssen uns den Schatz holen! Wir werden

reich!“, sagte Leon begeistert. Moritz jedoch war anderer Meinung: „Das ist viel zu

gefährlich!" Tom machte den Vorschlag, dass sie abstimmen, ob sie rein gehen.

Leon und Tom waren dafür und Moritz dafür. Jetzt war es klar. Sie werden gehen.

Moritz hatte immer drei Taschenlampen dabei. Sie verteilten sie untereinander. Die

Freunde gingen den unebenen Weg zum Haus und öffneten die große und morsche

Tür. Sie knarzte unheimlich laut. Im Haus war es sehr dunkel. Moritz machte die

Taschenlampe an und man konnte einen langen Gang sehen. Leon enddeckte am

Ende des Gangs drei alte Türen. „Wir müssen uns aufteilen. Jeder geht in eine Tür“,

schlug Tom vor. Leon probierte seine Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen und

wartete im Gang schon mal auf die anderen. Auf einmal hörte er sanfte Schritte und

plötzlich einen lauten Schrei. Der Schrei kam aus Toms Richtung. Leon erschrak und

drehte sich um. Er sah für einen Moment etwas Weißes. „Was war das wohl? Ein

Geist?“, dachte Leon. Die Schritte wurden von Sekunde zu Sekunde lauter.

Irgendwas nähert sich. Plötzlich fliegt Toms Tür auf. Die Angst lief Leon den Rücken

hoch. Als die Tür sich weiter öffnete, sah er jemanden. Es war Tom, und Leon war

erleichtert. Er fragte Tom, was hinter seiner Tür war und er erzählte: „Hinter der Tür

war es sehr dunkel. Der Raum war sehr klein und dann hat meine Taschenlampe

plötzlich angefangen zu flackern. Ich war dabei die letzte Ecke auszuleuchten und

sah auf einmal ein Skelett. Ich habe mich so sehr erschrocken, dass ich laut

aufgeschrien habe.“ Plötzlich rief Moritz die beiden zu sich und sie kamen

angelaufen. In dem Raum leuchtete ein gelbes und flackerndes Licht. Moritz stand

vor einer morschen Holzkiste. Leon öffnete die Kiste und die drei Freunde sahen sich

enttäuscht an. In der Kiste lag nämlich ein Zettel mit der Aufschrift: „Für neugierige

Besucher“. Moritz meinte nur noch enttäuscht: „Das habe ich mir aber anders

vorgestellt.“

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2020

50

Hanna Schniedertüns, 11 Jahre

Alles anders als geplant

Und wie ich mir das anders vorgestellt habe!

Es war ein Freitagmorgen, ich und meine Schwester machten uns auf den Weg zum

Flughafen. Dort angekommen, warteten wir auf unseren Flieger, aber er kam nicht.

Wir mussten also unsere Tickets stornieren lassen, und uns für das nächste

Flugzeug nach London Tickets kaufen, allerdings kam dieses erst in 3 Stunden. Wir

warteten also so lange bis der Flieger kam. Nach 1 Stunde Flugzeit kamen wir dann

in London an, und es wurde schon so langsam dunkel. Wir suchten sofort das Hotel

auf, doch auf dem Weg dorthin wurden wir fast von einem Auto angefahren. Im Hotel

angekommen, gingen wir zur Rezeption und fragten nach dem Zimmerschlüssel,

aber die Frau an der Rezeption sagte uns, dass es keine Reservierung auf unseren

Namen geben würde. Vielleicht gab es ja noch ein anders Zimmer in diesem Hotel,

dachten wir, aber es war alles ausgebucht. Daraufhin fragten wir, ob es in der Nähe

irgendwelche anderen Hotels geben würde, die vielleicht noch nicht ausgebucht

waren. Die Rezeptionistin sagte uns, dass es nur noch ein Hotel gäbe, welches noch

ein Zimmer frei habe und wir machten uns sofort auf den Weg dorthin. Als wäre der

Tag nicht schon schlimm genug gewesen, fing es auf einmal an zu regnen und wir

wurden klatschnass. Wie zwei begossene Pudel kamen wir am Hotel an und fragten

nach dem freien Zimmer. Die Frau gab uns den Zimmerschlüssel und wir gingen

nach oben. Im Zimmer angekommen, bemerkten wir, dass das Zimmer nicht richtig

sauber war und dass es nicht so angenehm roch. „Na super“, sagten wir gleichzeitig

und waren genervt, dass wir jetzt noch putzen durften. Total erledigt fielen wir nach

einem kleinen Putz-Marathon ins Bett und schliefen sofort ein.

Am nächsten Morgen gingen wir runter zum Frühstück, aber das Essen war nicht so

lecker wie wir uns das vorgestellt hatten, doch Nutella rettete uns den Tag!

Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Big Ben, aber wir konnten ihn nicht

sehen, da er restauriert wurde und von einem riesigen Gerüst umgeben war. Also

gingen wir zum Buckingham Palace, doch die Queen war nicht da und die Parade

konnten wir auch nicht sehen. Zum Schluss fuhren wir mit dem Bus zum Oxford

Circus und schauten uns dort um. Wir fuhren mit dem Bus wieder zum Hotel zurück.

Dort angekommen fielen wir erneut müde in unsere Betten und schliefen auch sofort

ein. Die Sonne schien hell in unser Zimmer und wir wachten auf. Nachdem wir uns

fertiggemacht hatten, packten wir unsere Sachen zusammen und verließen das

Hotel. Wir gingen in ein Café und frühstückten dort, nachdem das Frühstück im Hotel

nicht so gut war. Mit vollen Bäuchen gingen wir daraufhin zum Bahnhof und warteten

auf unseren Zug, weil wir keine Lust hatten zu fliegen. Zuhause angekommen

erzählten wir unseren Eltern wie die Reise war und was alles schiefgelaufen war.

Den Urlaub hatten wir uns wirklich anders vorgestellt…

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2020

51

Lucy Gruhn, 13 Jahre

Die verlassene Ruine

Jonas, Sarah, Julina und Florian sind vier beste Freunde. Am Montag, haben sie

beschlossen, dass sie sich am Nachmittag um 14:00 Uhr auf dem Marktplatz in ihrer

Stadt treffen. Dort wollen sie Eis essen gehen, somit machen sie sich auf den Weg.

Als die vier in der Eisdiele ankommen, setzen sie sich hin und jeder bestellt sich

einen Eisbecher. Florian sagt begeistert: „Leute, ich habe letztens im Internet so eine

coole Ruine gesehen, da kann man voll die coolen Bilder machen. Die Ruine ist auch

gar nicht weit weg von hier, wir könnten dort sogar hingehen.“ Julina antwortet

darauf: „Super Idee, Florian.“ Sie bekommen ihr Eis. „Ich finde die Idee super‘‘, sagt

Jonas. Sarah antwortet erfreut: „Ich find die Idee auch super!“ Julina daraufhin: „Die

Idee ist spitze!‘‘ Jonas antwortet: „Cool, dann gehen wir zu der Ruine.“ Alle vier

essen ihr Eis auf und bezahlen, danach machen sie sich auf den Weg zu der Ruine.

An der Ruine angekommen sind alle begeistert. Keiner kann mehr warten und sie

rennen so schnell sie können in die Ruine. Als sie drinnen waren, teilen sie sich auf.

Julina und Florian gehen zusammen und Jonas und Sarah. Die vier machen eine

Uhrzeit und einen Treffpunkt aus, wo sie sich wieder treffen. Alle sind begeistert und

gehen los. Julina und Florian machen gegenseitig Bilder von sich, genauso wie

Sarah und Jonas. Als Julina und Florian wiederzurückgehen wollen, wissen sie den

Weg nicht mehr. Als Sarah und Jonas am vereinbarten Treffpunkt sind und die

andern beiden nicht da sind, machen sie sich auf die Suche. Als die beiden bei den

anderen angekommen sind, sind Julina und Florian erleichtert. Die vier machen sich

auf den Weg zum Eingang. Auf dem Weg dahin hören sie ein komisches Geräusch.

Sie bekommen Angst und rennen raus. Draußen angekommen, fragen sie sich, was

das war. Sie beschließen wieder reinzugehen und zu gucken. Diesmal teilen sie sich

nicht auf, sie machen sich auf die Suche, wo das Geräusch herkommt und was es

sein könnte. Sie gucken in jeden Raum, in den ersten fünf Räumen können sie nichts

finden. Als sie im sechsten Räum nachschauen wollten, hören sie das Geräusch

noch einmal. Sie gehen in den sechsten Raum, wen sie da sehen, lässt Fragen bei

ihnen aufkommen. Das haben sie sich aber anders vorgestellt. Justin und Ben, zwei

Klassenkameraden von Julina, Florian, Sarah und Jonas, machen die Geräusche.

Sie fragen die zwei: „Warum macht ihr das.“ Die beiden antworten: „Wir wollten was

mit euch machen, aber ihr habt uns immer ausgegrenzt, deswegen haben wir das

gemacht!“ „Das tut und leid, dass wir euch ausgegrenzt haben. Ihr könnt jetzt auch

mit uns mitkommen wenn ihr wollt‘‘, sagt Florian. „Ok, wir kommen mit“, antworten

die beiden glücklich. Als die sechs aus der Ruine rausgehen, überlegen sie, was sie

den restlichen Tag noch machen könnten, sie kommen auf die Idee schwimmen

zugehen. Somit gehen alle erstmal nach Hause um sich Schwimmsachen zu holen.

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2020

52

Mathilda Grienitz, 11 Jahre

Sie betritt das Schulhaus und sieht sich um. Für alle scheint es ein ganz normaler

Tag zu sein. Es ist Montag, wie immer ist Sperrmülltag und draußen stehen Sofas,

Matratzen und Sessel. Doch für ein Mädchen ist alles anders. Sie heißt Lena und ist

gerade mit ihrer Familie in diese Gegend gezogen. Heute ist ihr erster Schultag am

Franklin-Gymnasium und sie ist sehr nervös. Unterwegs rennt Lena beinahe drei

Tische und zwei Schüler um. Endlich findet sie ihren Klassenraum. Sie hat so viele

Fragen in ihrem Inneren: Wird ihre neue Klasse nett sein? Wird sie schnell Freunde

finden? „Willkommen in der 7c“, verkündet Frau Ballenstein, ihre Klassenlehrerin.

Lenas Klassenraum ist ein schöner, großer, eckiger Raum mit vielen Fenstern. Hinter

den Fenstern sieht man eine große, knorrige Eiche und ein paar Häuser. Neben dem

Lehrerpult flackert die Friedenskerze. Lena mag ihre neue Klasse, bis sie in die

Gesichter ihrer Mitschüler guckt. Niemand lächelt. Ihr läuft ein kalter Schauer über

den Rücken. Lena lächelt ihre neue Sitznachbarin Clara matt an, doch Clara ignoriert

sie.

In den Pausen steht Lena allein auf dem Schulhof. Für Gruppenarbeiten findet sie

keinen Partner. In den nächsten Tagen geht es so weiter, bis wieder Montag ist.

Heute hat sie Deutsch, Englisch und als letztes Kunst. Doch auf Englisch und Kunst

wird Lena heute wohl verzichten müssen…

Es ist ein warmer Tag und die Fenster stehen offen. Mitten in der Deutschstunde

weht plötzlich eine Windböe in das Klassenzimmer und erfasst einen Stapel

Arbeitsblätter. Diese fliegen in die Friedenskerze und fangen sofort Feuer. Alle

Schüler starren entsetzt auf die brennenden Blätter. Kurz darauf ertönt auch schon

ein schrilles, lautes Klingeln, der Feueralarm. Sofort rennen alle schreiend auf den

Schulhof. Alle? Nein, nicht ganz. Clara ist mit ihrem Fuß am Stuhlbein hängen

geblieben. Sie liegt verletzt und verzweifelt auf der Erde, und kann nicht laufen.

Auf dem Schulhof zählt Frau Ballenstein gerade durch. „… vierundzwanzig,

fünfundzwanzig? Oh Nein! Jemand fehlt!“ Plötzlich ruft die ganze Klasse

durcheinander: „Hey, wo ist Clara?“ „Claaaaaaaara!“ Das Feuer hat sich inzwischen

ausgebreitet. Entschlossen rennt Lena los. Sie muss Clara finden! Ab in den

Klassenraum. Dort liegt Clara ängstlich und umzingelt vom Feuer. Lena springt

geschickt über die Flammen und hilft ihr auf. Es gibt nur einen Weg aus dem

Klassenzimmer…

Lena öffnet das Fenster und beide Mädchen hangeln sich an einem dicken Ast der

Eiche hinaus. Plötzlich knackt der Ast und bricht ab! Schreiend fallen Lena und Clara

runter, doch ihr Erdaufprall ist weich! „Hä?“, fragen beide gleichzeitig. Sie sind auf

einer alten Matratze gelandet: Heute war ja Sperrmülltag. Plötzlich gucken sich Lena

und Clara an und bekommen einen Lachanfall. Eine Minute später kommt die

Feuerwehr und löscht den Brand. Für Lena könnte es nicht besser laufen: Ihr

Klassenzimmer hat vom Brand keinen Schaden erhalten, Clara und sie sind beste

Freundinnen geworden und seit dem Brand ist Lena das beliebteste Mädchen der

Klasse. „Meine Schule habe ich mir anders vorgestellt, aber so ist sie perfekt“, denkt

sich Lena glücklich.

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2020

53

Daniel Fratczak, 13 Jahre

Ein eher schlechter Tag

„Aus irgendeinem Grund ist die Arbeit in letzter Zeit sehr unterhaltsam geworden…“

Mit diesen Worten ging ich an jenem Tag nach Hause. Hätte ich gewusst, was

passieren würde, hätte ich niemals so gedacht. Kaum war ich zuhause

angekommen, ging meine Haustür kaputt. Sowas ist mit zu dem Zeitpunkt noch nie

zuvor geschehen, da es eine ziemlich gute Tür war, und eigentlich nicht kaputt gehen

dürfte. Jedenfalls war mir das ziemlich egal, da ich immer eine Ersatztür im Keller

hatte. Ich stellte sie auf und ging gut gelaunt in meinem Whirlpool. „Es war ein guter

Tag, da würde ein Bad den Tag sicher perfekt machen!“, dachte ich mir. Kaum wollte

ich reingehen, färbte sich das Wasser schwarz. Ich war verwundert, da auch dies

nicht passieren dürfte, es jedoch tat. Es stellte sich heraus, dass die Wasserleitungen

kaputt waren und das schwarze Wasser wahrscheinlich aus der Kanalisation kam.

So roch es ehrlich gesagt auch… Aber auch dies konnte meinen Tag nicht kaputt

machen und mit dem ganzen Geld, das ich hatte, reservierte ich mir einen Platz im

besten Restaurant der Stadt. „Es hatte eine sehr gute Bewertung und viele Promis

gehen dort essen, also muss es doch gut sein?“, redete ich mir ein, da die Fotos des

Restaurants in ziemlich schlechter Qualität waren, was keinen guten Eindruck macht.

Auf dem Weg dahin versagte mein Auto mitten auf der Straße.

Ich ließ es abschleppen und holte mir ein Taxi. Als ich endlich ankam, musste ich

noch mehrere hundert Euro für die Fahrt bezahlen, was mir zu dem Zeitpunkt jedoch

egal war. Als ich das Restaurant betrat, war ich am Staunen. Es war sehr schön

eingerichtet und die Kellner liefen alle in Smokings rum. Meine Bedenken verflogen

sofort, und ich suchte mir einen schönen Platz am Fenster, von dem ich eine schöne

Aussicht von der ganzen Stadt hatte. Ich bestellte mir sehr viele Sachen, da ich

ziemlich hungrig war. Ich habe sehr lange gewartet, bis der Kellner endlich

wiederkam. Er gab mir mein Getränk und meinte, dass das Essen bald fertig sein

solle. Also wartete ich weiter und nach rund zwei Stunden kam endlich mein Essen.

Ich war am Verhungern, also aß ich ein großes Stück meines Steaks. Ich wurde rot

und mir tränten die Augen. „WAS IST DAS DENN FÜR EINE EKELHAFTE SCH…“,

ihr wisst worauf das hinausläuft. Dieses Steak war das wohl widerlichste, das ich je

gegessen habe. Ich hoffte also darauf, dass das andere Essen besser war und ich

wurde enttäuscht. Alles schmeckte ekelhaft und ich wollte mein Geld zurück, bis ich

den Salat gegessen habe, denn der war noch schlimmer als alles andere. Ich erhielt

mein Geld zurück und wollte nach Hause, also musste ich mir wieder ein Taxi holen,

der wieder teuer war. Als ich zuhause war, ging meine zweite Tür kaputt und ich

musste eine neue Tür kaufen gehen. Diesmal jedoch fragte ich einen meiner

Freunde, ob er dies für mich erledigen konnte, und tatsächlich kam er nach einer

halben Stunde mit einer neuen Tür an! Ich fragte ihn, wieviel Geld ich ihm geben

sollte und er hat eine Tür für 3000 Euro gekauft. Also waren weitere 3000 Euro weg.

Ich legte mich ins Bett und hoffte, dass ich nie mehr so einen Tag erleben müsse,

was zum Glück auch nicht geschah. Der nächste Tag war wieder ein ganz normaler

Mittwoch.

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2020

54

Kim Josefine Günl, 13 Jahre

Die Müllers ziehen um!

Es gibt eine vierköpfige Familie, die ein ganz normales Familienleben lebte.

Außerdem haben sie einen Hund namens Bobby. Die Geschwister Milo und Jade

gehen zusammen in eine Klasse, wo sie viele Freunde haben. Ihre Eltern waren

Normalverdiener und konnten sich trotzdem sehr viel leisten. Sie wohnen in einem

kleinen Haus mit Garten. Eines Abends sprachen die Mutter und der Vater darüber,

umzuziehen in eine andere Stadt. Die Kinder haben das Gespräch mitbekommen

und rannten mit ihrem Hund in ihr Zimmer. Da sagte Milo: „Wir können nicht

umziehen, Jade, wir haben doch viele Freunde hier gefunden. „Du hast recht, Milo,

das geht gar nicht“, antwortete Jade. Sie redeten noch ein bisschen über das Thema

bevor sie einschliefen.

Aber nächsten Morgen Frühstückten sie alle zusammen aber die Stimmung war

angespannt. Die Mutter sprach sie auf das Thema an: „Wir wollen umziehen!“ Milo

und Jade antworteten darauf: „Das könnt ihr doch nicht machen, was ist mit unseren

ganzen Freunden? Und wohin überhaupt?“ „Kinder, wir wollen nach Berlin ziehen.

Außerdem könnt ihr dort auch neue Freunde finden. Wir haben uns auch schon ein

Haus rausgesucht, es ist wunderschön“, sagte der Vater. Sie diskutierten noch sehr

lange darüber, bis die Kinder einverstanden damit waren. Ein Monat später war es

dann auch schon soweit, sie zogen um. Bevor sie ankamen sagten die Eltern auch

noch, dass es sozusagen ein Luxushaus ist und es in einer richtig guten Gegend ist.

Sie kamen an, sahen das Haus und waren geschockt. Es war so hässlich, die

Fenster waren kaputt und die Wände waren gerissen. Da sagte Jade: „Das habe Ich

mir aber anders vorgestellt.“

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2020

55

Mara Flick, 10 Jahre

Ein kleines Mädchen namens Jana wollte schon soooo lange einen kleinen Hund

haben. Doch ihre Mutter war dagegen. Eines Tages malte Jana ein großes Plakat,

auf dem ein Foto von einem süßen kleinen Welpen drauf war. Am Rand des Plakats

stand in Großbuchstaben ein kurzer Text, in dem stand: „Dieser Welpe leidet im

Tierheim! Können wir den Welpen bitte retten?“ Die Mutter sah das Plakat und sagte:

„Na gut, aber du musst den Welpen selbst füttern und mit ihm Gassi gehen.“ Jana

freute sich total, und umarmte deshalb ihre Mutter so fest, dass die Mutter fast keine

Luft mehr bekam. Am nächsten Tag wollte die Mutter Jana von der Schule abholen,

und dann stand sie unerwartet mit dem süßen Welpen vor der Schule. Dann kam

Jana mit ihren Freunden aus dem Gebäude. Die Freunde fragten: „Was ist das denn

für ein Hund auf dem Arm deiner Mutter?“ Jana schrie laut auf und rannte sofort zu

dem Welpen. Der Welpe leckte ihr über das Gesicht. Jana fragte ihre Mutter: „Ist der

Welpe ein Junge oder ein Mädchen?“ Die Mutter antwortete: „Es ist ein Junge.“ Jana

und ihre Freunde nannten den Welpen Jack. Sie spielte den ganzen Tag mit Jack

und gab ihm auch Futter. Eine Woche später merkte die Mutter, wieviel Spaß es

macht sich um Jack zu kümmern. Die nächsten Tage fütterte sie ihn, spielte mit ihm

und ging mit Jack Gassi und sagte immer, wenn Jana sie fragte, ob sie Gassi gehen

darf: „Nein Jana, ich war heute schon zwei Runden mit ihm draußen und gespielt

habe ich auch schon!“ Daraufhin sagte Jana zu ihrer Mutter: „Das habe ich mir aber

anders vorgestellt!” Die Mutter wusste nicht, was Jana damit meinte. Jana fragte

daher, ob sie diese Dinge nicht zusammen übernehmen könnten. Die Mutter sagte:

„Ja, das ist eine sehr gute Idee.“ Jana und ihre Mutter umarmten sich und kamen gut

mit Jack klar.

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2020

56

Sofia Gerdt, 15 Jahre

Das Klingeln meines Weckers reißt mich, wie jeden Tag, um 6 Uhr morgens aus dem

Schlaf und schon setze ich mich auf. Nachdem ich ganz unnütz für ein paar Minuten

die Wand angestarrt habe, kommt mir plötzlich ein Gedanke in den Sinn: „Die Schule

ist zu.“ Ich sitze weiter auf dem Bett herum, und versuche mir selber zu erklären,

dass ich nicht bereits um 8 Uhr mit meinen Mitschülern klarkommen muss, dass ich

nicht panisch die ganze Stadt durchrennen muss, nur um nicht zu spät zu kommen,

sondern, dass ich selber die Wahl habe. Was, wann, wie und in welcher Reihenfolge

gemacht wird. Ich lasse einen erleichterten Seufzer aus, bevor ich aufstehe und mich

ganz entspannt an meine Morgenroutine mache nur, dass diese heute nicht mit dem

Schulweg endet.

Eine Stunde später sitze ich schon motiviert an meinem Schreibtisch, alle Aufgaben

bereits aufgeschlagen und Bücher aus dem Regal geschleppt. Ich habe Spaß. Ich

lerne alleine, für mich selbst. Niemand lenkt mich ab, ich muss mich an niemanden

anpassen und ich kann einfach mal machen.

In nur ein paar Stunden ist schon meine Liste abgearbeitet, und ich mache mich

zufrieden daran, meinen eigenen Hobbys nachzugehen, aber etwas ist komisch.

Ich schaue mir die Liste an, die ich am Morgen geschrieben hatte um auch keine der

Aufgaben zu vergessen, und sehe auch nach, ob die Lehrer was ergänzt haben.

Ich bin gut dran, fast alle Aufgaben für die Woche erledigt und der Rest ist für

Morgen eingeplant, aber trotzdem geht dieses Gefühl nicht weg. Dieses

unangenehme Gefühl, dass ich nicht genug gearbeitet habe, dass ich mir nicht

genug Mühe mache und dass ich etwas einfach vergessen habe. Obwohl ich weiß,

dass es nicht so ist! „Egal!“, denke ich mir. Ich verbringe den Rest des Tages mit

vielen Sachen und lenke mich ab, aber dieses Gefühl bleibt.

Tag Nummer zwei! Und wieder mache ich mich motiviert an die Aufgaben. Ein paar

Stunden später und schon sind alle Aufgaben für die Woche erledigt! Und das Gefühl

wird immer schlimmer. Egal was ich tue, wie viel ich arbeite und wie viel Mühe ich mir

gebe habe ich das Gefühl nicht genug zu tun. Wie ich dachte ist alles ruhig und

entspannt. Und genau deswegen fühle ich mich so schlecht. Ich dachte, ich werde

die Zeit genießen können, tja das habe ich mir ganz anders vorgestellt.

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2020

57

Amelie Menzebach und Hannah Bräker, beide 10 Jahre

Mias durcheinandergeratender Geburtstag

„Juhu! Morgen habe ich Geburtstag!“, ruft Mia schon den ganzen Tag durchs Haus.

Sie will unbedingt einen Hund bekommen. „Morgen werde ich endlich acht!“, ruft sie

fröhlich. Ihre große Schwester Paula ist genervt. Am Abend kann Mia nicht

einschlafen. Sie ist so aufgeregt. Am nächsten Morgen kommen ihre Eltern und ihre

Schwester Paula an ihr Bett und singen ein Geburtstagslied. Sie springt sofort aus

dem Bett und will ihre Geschenke auspacken. „Komisch, da steht ja nur ein offenes

Geschenk“, denkt sie. Trotzdem geht Mia zum Geschenk und guckt hinein. „Ein

Hund!“, ruft sie. Sie mustert ihn und stellt traurig fest: „Das ist ja gar kein Havaneser

den ich mir gewünscht habe! Sondern ein dicker, kleiner Mops! Das habe ich mir

aber anders vorgestellt.“ „Wie willst du ihn denn nennen?“, fragt die Mutter. „Also ich

würde ihn Paulchen nennen“, sagt Paula. „Ok“, sagt Mia bedrückt. „Gefällt er dir denn

nicht?“, fragt der Vater. „Doch!“, antwortet Mia. „Wenn er dir nicht gefällt, dann

nehme ich ihn!“, sagt ihre Schwester. Paula reißt Mia die Hundeleine aus der Hand

und sagt: „Ich gehe jetzt eine Runde mit Paulchen.“ Mia geht ins Zimmer und setzt

sich traurig aufs Bett. Dabei denkt sie: „Toller Geburtstag!“ Nach einer Weile schreit

Paula: „Paulchen ist weggelaufen. Ich habe ihn von der Leine gemacht und weg war

er!“ „Du blöde Kuh! Kannst du nicht aufpassen?!“, ruft Mia. Sie springt auf und rennt

zur Tür hinaus. Mia schubst Paula zur Seite und rennt in den finsteren Wald hinein.

Paula schreit: „Warte!“ Dann rennt sie hinterher. Langsam wird es immer dunkler.

Sie gehen immer tiefer und tiefer in den Wald. Doch plötzlich ruft Mia: „Hilfe! Hilfe!“.

„Was ist passiert?“, fragt Paula besorgt. Sie schaut nach unten und sieht wie Mia in

einem tiefen schwarzen Loch liegt. Paula steht vor dem Loch und hält sich schnell an

einem Ast fest. Sie schaut sich nach etwas Hilfreichem um. Im Dunkeln sieht sie eine

alte und vermooste Hütte. Paula ruft: „Warte ich bin gleich wieder da!“ „Mach schnell,

es ist hier sehr kalt und finster!“, ruft Mia zurück. Paula läuft zur Hütte und klopft wild

an die Tür. Als die Tür mit einem lauten Knatschen aufgeht, erschreckt sie sich sehr.

Sie kann es kaum glauben, als Paulchen aus der Tür guckt. Sie macht die Tür weiter

auf und schaut in die kalte Hütte. Auf einem Schaukelstuhl saß eine alte Dame.

„Was führt dich hierher mein Kind?“, fragt sie. „Meine Schwester ist in eine Grube

gefallen“, erklärt Paula. „Hier ist ein Seil“, sagt die Dame höflich. „Danke kommen sie

mit? Sie können mir helfen“, sagt Paula. Als die beiden aus der Hütte gingen, lief

Paulchen bellend hinterher. Sie ließen das Seil runter und Mia ließ sich hochziehen.

Doch die beiden hatten nicht genug Kraft. Dann kam Paulchen angelaufen und half

auch mit. Schließlich schafften sie es. Die drei gingen zufrieden nach Hause. Dort

angekommen, wurden sie freudig begrüßt. „Paulchen ist der beste Mops, aber

meinen Geburtstag habe ich mir ganz anders vorgestellt“, sagt Mia.

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2020

58

Nina Justus, 10 Jahre

Es war einmal ein Mädchen Namens Zoe, sie war eine sehr gute Reiterin seit drei

Jahren. Leider wurde sie noch nie für ein Turnier ausgewählt. Heute ist so ein Tag für

sie, wo sie eine Chance hat, ins Team zu kommen. Morgens hatte sie sich fertig

gemacht und war sehr aufgeregt. Dann verabschiedete sie sich von ihren Eltern und

rannte nebenan zum Reiterhof Brightway. Dort wartete schon ihr Pferd Raven auf

sie. Sie streichelte ihn und ging dann in die Sattelkammer, um zu gucken wer dieses

Jahr im Team ist, denn es gibt eine Pinnwand dort. Ihre Freunde standen alle schon

da, viele glücklich, viele traurig. Zoe blickte auf den Zettel und las die Kategorien vor.

Dressur: Katti, Drako

Voltigieren: Mia, Max, Lena

Springen: Gaby, Jade, Zoe

„Warte…WAS! Ich bin beim Springen dabei!“, freute sich Zoe und rannte zu Raven.

Sie stellte sich alles ganz genau vor und bemerkte nicht, dass ihre Reitlehrerin hinter

ihr steht. Sie heißt Sahra und sie sagte: „Du weißt schon das du Jet reitest und nicht

Raven. Jet ist ein ausgebildetes Springpferd, mit ihm wirst du gewinnen.“ Zoe

antwortete nicht, da sie zu vertieft in ihre Vorstellung war. Da kam ihre Mutter und

sagte: „HI, und wer ist dieses Jahr im Team?“ Zoe antwortete: „Ach, nur Gaby, Jade

und noch ein paar andere.“ Ihre Mutter wollte gerade gehen und schnell sagte Zoe:

„Warte! noch nicht gehen! Ich… bin auch im Team!!!“. Sie und ihre Mutter freuten

sich sehr und gingen in die Sattelkammer, um den Sattel von Raven zu holen. Dann

ging Zoe zu Raven und sagte: „Los wir müssen trainieren! Sie gingen zur

Springwiese und stellten die Hindernisse auf. Nach drei Versuchen schaffte sie alle

fehlerfrei. Endlich sind zwei Wochen um, heute kann das Turnier kommen. Zoe ist

ganz aufgeregt. Am Morgen machte sie sich hübsch und ging dann nach Brightway.

„Sahra kannst du mein Pferd in den Anhänger bringen?“, fragte Zoe. Sahra

antwortet: „Klar, du kannst dich schon mal in den Bus setzen.“ Als sie ankamen

fragte Zoe Sahra: „Wo ist Raven?“ Sahra antwortete: „Ich sagte doch, dass du Jet

reitest.“ Zoe sagte, dass sie es wüsste. Sie hatte sich das ganz anders vorgestellt.

Jetzt waren sie und ihr Team dran, sie dachte sie würde es nicht schaffen, aber von

fünf Hindernissen schaffte sie zwei.

Ihr Team schaffte aber alle und der Rest von Brightway auch, und daher gewann

Brightway mit zwei Punkten mehr als Funny Horse.

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Schreibwettbewerb

2020

59

Lea Abt, 12 Jahre

In den Sommerferien vorletzten Jahres fuhr meine Familie in den Urlaub. Das

Reiseziel: Split in Kroatien. Wir freuten uns auf einen großartigen Urlaub.

Am Tag vor der Abreise packte ich meinen Koffer, während mein Vater das Auto zum

Automechaniker brachte, um zu prüfen, ob alles in Ordnung war. Am Abend – es war

etwa 19 Uhr – stiegen wir ins Auto. Mein Vater saß am Steuer. Mein Bruder, Alex,

dessen 13. Geburtstag am nächsten Tag bevorstand, saß auf dem Beifahrersitz. Auf

der Rückbank saß ich, neben mir meine Mutter. Alex und ich machten es uns

gemütlich und schliefen einige Stunden. Wenn ich ab und zu kurz die Augen

aufschlug sah ich meine Mutter schlafend oder lesend neben mir. Jedoch schlief ich

schnell wieder ein. Erneut wachte ich auf. Dieses Mal war etwas anders die anderen

Male: Als ich aufwachte hörte ich irgendetwas. Unser Auto stand still, die Fahrertür

stand offen, alle waren hellwach. Ich blinzelte. Schlaftrunken wurde mir klar, dass

etwas nicht stimmte. Warum sollten wir sonst mitten in der Nacht stehengeblieben

sein? Ich hörte, wie mein Vater das Auto umrundete, er murmelte etwas, ich verstand

nichts. Ich wollte wissen was los war, räkelte mich und versuchte mich im spärlichen

Licht zurechtzufinden. Schließlich fragte ich meine Mutter. Mama sprach von einer

roten Lampe. Eine rote Lampe erschien mir zwar ungewöhnlich, aber harmlos – ich

schlief wieder ein. Nach einer gefühlten Ewigkeit wachte ich auf. Wir standen immer

noch am gleichen Punkt, wie zuvor. Mittlerweile stand Mama draußen bei meinem

Vater. Sie hatte ihr Handy am Ohr und ich hörte, dass sie telefonierte. Für einen

Moment blieb mein Atem stehen. „Was war hier los?“ Nach einer Weile kam ein

großes gelbes Auto auf uns zu, darauf stand: ADAC. Schlagartig wurde mir alles klar:

Mit wem meine Mutter telefoniert hatte und warum wir mitten im Nirgendwo

gestrandet waren. Bestimmt wurde unser Auto abgeschleppt. Wir fuhren und fuhren

durch ein kleines Dörfchen und wollten einfach nur schlafen: Schließlich waren wir zu

diesem Zeitpunkt schon über 8 Stunden unterwegs gewesen. Unser Auto wurde

abgestellt. Wir jedoch, wurden von einer Mitarbeiterin in ein altes Hostel verfrachtet.

Eine angenehme Unterkunft, kann man sich anders vorstellen: Um in das Bad, aus

den 70er Jahren, zu gelangen mussten man einen langen Flur durchqueren. Bis wir

dann feststellten, dass man die Schlafzimmer und das Badezimmer nicht

abschließen konnte, ließen wir uns schon in die Betten fallen. Nach dem Schock

hatten wir alle Schlaf nötig. Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um zu

frühstücken und dann weiterfahren zu können. Wieder beim ADAC angekommen,

schilderte man uns die Zündspule sei durchgebrannt, man müsse eine neue

besorgen – eine neue besorgen, an einem Sonntag – „Na, fantastisch.“

Nun hieß es warten…

Gegen Mittag kam die erlösende Nachricht, unser Auto war repariert. Das

wunderschöne Split erreichten wir somit erst nach insgesamt 30 Stunden Fahrt, mit

ungeplanten Zwischenstopps. Danach fielen wir von unserer Reise sichtlich

mitgenommen ins Bett. Am Ende kann nur ich sagen: „Das habe ich mir aber anders

vorgestellt…“

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Schreibwettbewerb

2020

60

Carmen Büttner, 10 Jahre

Es ist anders gekommen als gedacht

Es ist das Jahr 2030 überall ist Corona, fast jeder Mensch hat den Virus, bis auf ich

und meine Familie. Wir vier haben es geschafft, Corona zu entkommen. Es fragen

sich viele, wie haben wir es geschafft haben, Corona zu entkommen. Das verdanken

ich und meine Schwester unseren Eltern, weil mein Vater hatte am Anfang, wo der

Virus in China ausgebrochen ist, schon alle Lebensmittel besorgt, die man zum

Überleben braucht, sowie ganz viel Wasser, aber natürlich auch Essen. Aber meine

Mutter natürlich auch, weil sie hat Desinfektionsmittel und alles andere noch gekauft.

Plötzlich hörten wir im Radio Corona ist in Soest, also war es klar für uns, jetzt ist

große Vorsicht geboten. Wenn wir ehrlich sind, ich als 10-jähriges Kind bin nicht so

schnell angreifbar, aber trotzdem ich hatte Angst, um genau zu sagen Todesangst

vor Corona. Doch jetzt war Corona der Chef von der Welt und wir haben jetzt 2032

und genau heute ist Corona ausgestorben. Wir hatten Riesenglück, weil heute unser

Vorrat leer war. Es wurde zwar ein Gegenmittel erschaffen, und so hatte fast keiner

mehr Corona. Aber die Menschen haben sich komplett verändert, fast alle Menschen

dachten nur noch an sich. Es ist wirklich sehr schlimm. Die Meisten dachten so: Mein

Auto, mein Haus und mein Handy, und so lebten die Menschen weiter, doch was war

das im Jahr 2042? Da hat sich die Menschheit wieder verändert, weil in den Medien

jemand gesagt hat, dass das so nicht mehr geht, und plötzlich war alles wieder gut.

Ich konnte mich erinnern, was meine Uroma mir von früher erzählt hatte: Respekt,

vorkommend, höflich, freundlich, denn nur so funktioniert die Gemeinschaft zwischen

den Menschen auf aller Welt.

Michelle Thon, 17 Jahre

Changes

In einer Welt aus Hybriden, Element-Göttern, und guten sowie bösen Engeln, lebt ein

junger Mann, Diego Fernandez. Er ist ein Hybrid aus Mensch und Tiger und

zusammen mit seinen Freunden Lucas Baker, ein Hybrid aus Mensch und Hase, und

Leroy Jones, ein Nachfahre des Luft- und Feuergottes, besucht er eine Akademie für

Hybriden und Götter.

Den einzelnen Stämmen ist es untersagt mit anderen, verfeindeten, Stämmen

Kontakt aufzunehmen und zu pflegen. Dennoch war Diego unsterblich in einen Engel

verliebt. Sein Traum ist es, irgendwann, offen mit ihr reden zu können. Und dass,

ohne direkt von allen verurteilt zu werden.

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Schreibwettbewerb

2020

61

Während eines Sportfestes, welches die beiden Schulen nebeneinander austrugen,

ging Diego auf sie zu, und versuchte ihr beim Basketball zu helfen. Sie blieb jedoch

vorerst abweisend, da sie die Regeln nur allzu gut kennt und sie diese bereits einmal

missachtet hat. Lange hielt dieses Interesse an den Regeln allerdings nicht und die

beiden lernten sich näher kennen. Von ihren Freunden wurden sie dabei tatkräftig

unterstützt.

„Diego?” Hörte ich ihre zarte Stimme fragen. „Was ist los?”, sprach sie weiter. Ich

blickte kurz nachdenklich um mich herum. „Hast du mal darüber nachgedacht, wie es

wäre, wenn unsere Stämme nicht verfeindet wären? Es ist doch unfair, dass uns

Möglichkeiten vorenthalten werden, nur weil zur Zeit unserer Urgroßeltern mal Krieg

herrschte. Wir müssen wieder lernen, die Vergangenheit ruhen zu lassen und nach

vorne zu blicken, denn wir sind nicht sie! Wir sind anders! Und wir können anders

miteinander umgehen.”

Überzeugt schmiedeten wir kurze Zeit später einen Plan und machten unseren

Kontakt öffentlich. Damit machten wir uns bei Schulkollegen, sowie teilweise unseren

Familien und Stämmen echt unbeliebt. Die einzigen die zu mir hielten, waren Lucas

und Niklas. Sie sind treue Seelen, auf sie ist Verlass. Nur, waren wir zusammen auch

stärker als alles andere, was auf uns zukommen würde? Diese Sorge beschäftigte

mich zunehmend.

Anfangs wussten wir nicht, wie wir starten sollten, deswegen starteten wir ganz klein,

mit vereinzelten Protesten. Schnell wurde das Ganze immer größer und somit auch

gefährlicher, da es immer öfter zu Auseinandersetzung zwischen den Befürwortern

und den Antis gab.

Irgendwann kamen auch Zweifel auf. War das wirklich der richtige Weg? Hätte es

anders verlaufen können? Diese Fragen plagten mich und hielten mich Nächte lang,

wach. Bis sich, nach und nach, einige Stämme und Schulkollegen anschlossen. Im

Gesamten lief es anders als geplant, dennoch kamen wir unserem Ziel immer näher.

Wenn auch bisher das Negative die Fortschritte überschattete. Mittlerweile war es für

uns beide auch schwierig, alles zu überblicken und für friedliche Proteste zu sorgen.

Das Verhältnis der negativen und positiven Fortschritte änderte sich allerdings rasant

und die positiven Fortschritte wuchsen. Wir zwei erreichten so viel bei der Meinung

anderer, sodass in kürzester Zeit unsere Welt eine komplett Neue war.

Und dass doch irgendwann mal wieder Frieden auf dieser Welt herrscht und sich alle

so akzeptieren, wie sie sind, hätte sich zuvor auch niemand erträumt.

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Schreibwettbewerb

2020

62

Alexandra Rohrmoser, 10 Jahre

Die Eisbär-Patenschaft

Genervt sah ich von meinem Eragon Buch auf, als Papa durch die Tür kam.

„Was ist?“, fragte ich und schaffte es nicht ganz, mir einen widerwilligen Unterton zu

verkneifen. Papa zog die Augenbrauen hoch und meinte:

„Ich wollte dich nur fragen, ob du eine Eisbären-Patenschaft übernehmen möchtest?“

„Eine was?“ Diesmal zog ich die Augenbraunen hoch.

„Das ist, wenn wir den Eisbären helfen, damit sie überleben.“

„Und wieso brauchen die Hilfe?“, fragte ich erstaunt

„Wegen des Klimawandels?“ „Des Wie bitte was?“

„Das bedeutet, dass die Erde wärmer wird, deshalb schmilzt das Eis und die

Eisbären sterben aus.“ „Gerne!“, meinte ich. „Das würde sicher aufregend werden.

Dann bekommst du sogar einen kleinen WWF Eisbären!“, sagte Papa. „Cool!!!“

Sobald Papa aus der Tür war, begann ich Pläne zu schmieden. Was wir dann wohl

alles machen werden! Schlafen könnte der Eisbär in der Eishalle. Wir werden ihm

einen extra großen Kühlschrank kaufen, Kühlpads hatten wir schon genug.

Außerdem werde ich ihm extra viel Fisch kaufen. Hoffentlich mochte der Eisbär

Fisch. Und in den Ferien werden wir zum Nordpol fahren und den anderen Eisbären

helfen, dann werde ich rausfinden, wieso das Eis schmilzt (außer, die wissen es

schon), eine Lösung finden und die Eisbären retten. Und wenn die Eisbären krank

werden, dann werden ich sie verarzten und wenn ich groß bin, werde ich

Eisbärenforscherin. Den kleinen Eisbären, der hierherkommt, werde ich mit zur

Schule nehmen, und die Jungs werden nie wieder gemein zu mir sein. Und wenn er

aufs Klo geht? Ah, dann benutzen wir das Kaka als Gartendünger. Dann werden wir

auch richtig oft Eis essen gehen, das wird toll! Und ich werde ganz viel mit ihm

spielen, damit ihm nicht langweilig wird und irgendwann wird noch ein Eisbär

kommen, und die werden viele kleine Eisbärenbabys bekommen! Darauf freue ich

mich schon!

Heute soll der Eisbär ankommen. Der Postbote brachte ein Paket, das viel zu klein

für einen Eisbären ist... aber vielleicht ist er noch ein Baby? Ich holte Mama und

Papa, sie sahen zu, wie ich aufgeregt das Papier aufriss. Und der Eisbär war aus ...

Plüsch! :-(

Später erzählte Mama mir, dass wir nur Geld für die Eisbären zahlen. „Wir zahlen nur

das Geld, das die WWF Leute brauchen und die machen das schon“, sagte sie. „Ich

habe mir die Eisbären-Patenschaft anders vorgestellt“, sagte ich und schaffte es

nicht ganz, meine abgrundtiefe Enttäuschung zu verbergen. „Aber wenn ich groß bin,

werde ich beim WWF arbeiten!“, erwiderte ich trotzig. „Und dann werde ich die

Eisbären retten!“

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Schreibwettbewerb

2020

63

Daniel Schnabel, 11 Jahre

Eine Kreuzfahrt habe ich mir anders vorgestellt.

Ich wache auf. Doch nicht in einem kuscheligen Bett, sondern woanders. Es war der

Meeresgrund. Über mir sah ich die Sonne leuchten. Instinktiv schoss ich nach oben.

Ich war kurz vor dem Ersticken. Meine Lungen schmerzten. Doch ich schaffte es

rechtzeitig. Der Haken: Ich war mitten im Nirgendwo. Ich bemühte mich Land zu

erblicken. Nichts. Jetzt schaltete sich mein Gehirn ein. Was? Wie? Wo?

Das einzige, an das ich mich erinnern konnte, war ein Gewinn einer Kreuzfahrt. Wer

ich war, wusste ich nicht. An meine Familie konnte ich mich ebenso wenig erinnern.

Plötzlich bemerkte ich eine Beule. Ich muss wohl über Bord gefallen sein. Erst mal

muss ich irgendwie an Land kommen. Ich sah zu den Wolken. Diese schwebten nach

Westen. Ich schwamm auch nach Westen. Der Wind würde mich vorantreiben, oder

wenigstens nicht aufhalten. Ich weiß nicht. Das war jetzt sowieso egal, denn ich war

wahrscheinlich in einem Ozean. Und so schwamm ich eine ganze Weile. Langsam

kam mir der Gedanke, ich würde es nicht schaffen, ich würde kraftlos in die Tiefe des

kalten Wassers sinken. Da sah ich einen Hügel. „Land"!“, freute ich mich.

Als ich ankam sah ich mich um. Da meldete sich mein Magen. Am Strand grenzte ein

Wald. Ich ging hinein in der Hoffnung auf was Essbares. An manchen Bäumen

wuchsen Äpfel. Ich rüttelte dran und sammelte fünf davon. Zwei verschlang ich, die

anderen hob ich mir für später auf. Ich hörte Geräusche. Ich war nicht allein. Hinter

mir sah ich einen Mann. Die Haut war dunkel. In der Hand war ein Speer. Als sich

unsere Blicke trafen, leckte er sich die Lippen. Ein Kannibale!

Ich huschte hinter einem Baum, und als er mir folgen wollte, schubste ich ihn zu

Boden. Sofort riss ich ihm den Speer aus der Hand. Als er dann versuchte mir

Widerstand zu leisten, machte ich ihm den Garaus. Wenn ihr meint es wäre zu hart,

dann denkt doch mal daran, was er mit mir vorhatte. Die Waffe behielt ich für den

Fall, dass seine Freunde aufkreuzten. Es wurde dunkel und vor mir tauchten ein Paar

Wölfe auf. Sie sprangen auf mich, aber ich wehrte sie mit dem Speer ab. Dann warf

ich den Speer worauf einer von ihnen heulend zu Boden fiel. Sofort sprintete ich weg

und kam in eine Höhle. Den Eingang machte ich mit einem großen Stein der vor der

Höhle lag zu. Geschlafen habe ich auf einem Haufen Laub. Als ich am nächsten

Morgen den Stein wegrollte waren die Wölfe weg. „Anscheinend tauchen sie nur

nachts auf" dachte ich. Diesen Tag verbrachte ich damit mir Nahrung zu besorgen.

Am Abend machte ich mir sogar ein Feuer. Ganz einfach mit zwei Steinen. Schon

wieder hörte ich das Geheul von hungrigen Wölfen. Am nächsten Morgen versuchte

ich mir ein kleines Boot zu bauen(das nicht sofort unterging). Als es fertig war, lud ich

noch Früchte darauf und segelte davon. Ich werde hoffen, dass ich mein Zuhause

finde.

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Schreibwettbewerb

2020

64

Hannah Marie Büttner, 13 Jahre

Tagebuch 2092

18 September 2092

Heute habe ich mit vier überlebenden Freundinnen meinen 90. Geburtstag gefeiert.

Wir haben uns köstlich amüsiert, und wir haben viel über das Jahr 2023 gesprochen,

wo Deutschland dem Ende nahe war. Dieses schreibe ich grad hier auf, weil das

Jahr 2023 eines der schlimmsten Jahre in der deutschen Geschichte war.

Alles begann am 20.01.2023

Der Weltklimagipfel ist gescheitert alle Länder der Welt zerstritten. Überall herrscht

Cyberkrieg in Russland, Polen, Spanien, Australien, Schweden, Brasilien einfach

überall. Deutschland dachte, sie wären darauf vorbereitet gewesen, aber das war

falsch. Der Server, der so groß war wie ein Einfamilienhaus, wurde von den

Chinesen gehackt und ging in die Luft hoch. Alle Menschen starben, verloren ihre

Häuser und ihr Leben.

Alle außer den Menschen, die in der Reinertstraße lebten. Denn mein Vater und vier

andere Väter hatten alle elektrischen Gegenstände aus den Häusern entfernt.

Handys, Radios, Waschmaschinen, Fernseher, Tablets, Laptops, einfach alles war

weg. Unvorstellbar so zu überleben ohne WLAN und INTERNET. Aber es hat

geklappt, weil uns kein VIRUS erreichen konnte, der explodiert und uns unser Leben

nimmt. Aber bis alles so war, wie unsere Häuser am 20. Januar waren, hat es lange

gedauert nämlich 214 Tage 3 Stunden und 21 Minuten.

Alles fing so an, dass unsere Väter sich abends nach der Arbeit in unserem

Gartenhäuschen trafen. Sie redeten, schrieben Sachen auf und machten Pläne.

Pläne von denen niemand erfahren durfte, denn wenn das rausgekommen wäre,

hätten wir alle ein großes Problem gehabt. Insgesamt planten unsere Väter 124

Tage, die anderen 90 Tage verbrachten wir damit, alles aus den Häusern zu

entfernen was elektrisch war, Essen zu kaufen und Essen zu machen.

Das mit den elektrischen Sachen war gar nicht so einfach, weil davon niemand etwas

mitkriegen durfte. Deswegen sammelten wir tagsüber alles, was wir in unseren

Häusern fanden und lagerten es im Keller. Nachts mussten alle mithelfen, denn wir

hatten nicht viel Zeit und durften auch nicht laut sein. Das ganze Zeug schleppten wir

dann auf einen alten verlassenen Elektroschrotthof, weil den Elektroschrotthof

niemand mehr kannte, und die Sachen dort nicht registriert wurden. Und dann waren

die 90 Tage voll schwerer Arbeit vorbei, und die Häuser sahen von außen ganz

normal aus, aber von innen sah man kein einziges elektrisches Gerät mehr,

unvorstellbar für dieses Jahrzehnt.

Dann kam der Tag, der 20.01.2023, es waren nur noch wenige Stunden bis der

Klimagipfel beendet wurde. 1 Minute nach dem Ende des Klimagipfels explodierte

der deutsche Sicherheitsserver. Alle Menschen waren tot, aber wir überlebten und

tanzten, sangen und feierten dass wir überlebt haben.

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Schreibwettbewerb

2020

65

Laura Warkentin, 11 Jahre

Eines Tages beschließt ein Urwesen namens Salomon auf die Erde zu fliegen um

dort andere Wesen zu treffen. Salamon ist ganz blau, er hat lange Haare und sieht

einem Menschen ähnlich. Salamon hat sich eine Maschine gebaut damit er zu Erde

fliegen kann. Er startet von einem riesigen Meteoriten. Dieser ist von der Erde

Lichtjahre entfernt. Salamon hatte alles gepackt. Salamon sah nach drei Tagen die

Sonne, und er verspürte ein Kribbeln im Bauch. Nach einer ganzen Woche sah

Salamon einen zersplitterten Meteoriten, er staunte, weil er so etwas noch nicht

gesehen hatte.

Als ein ganzer Monat verging, sah Salamon den großen Mond, der die Erde

umkreist. Er war riesig und hatte große Krater in seiner Landschaft. Salamon will

unbedingt eine kleine Runde um den Mond drehen, aber dann beschloss er, auf dem

Mond einen Spaziergang zu machen. Salamon hatte sogar eine Kamera dabei, damit

er seinen Freunden alles zeigt, was er erlebt hatte. Als Salamon einen Fuß auf den

Mond setzte erschrak er. Ein komischer Roboter fuhr auf ihn zu. Salamon kletterte

schnell in seine Maschine und beschloss, weiter zur Erde zu fliegen.

Salamon freute sich schon darauf, auf der Erde wird er bestimmt seine Oma treffen.

Seine Mutter erzählte ihm nämlich, dass alle Verstorbenen dort auf der Erde leben.

Nach einer Weile sah Salamon einen Planeten, und dachte es ist die Erde, er war

enttäuscht, weil es wie sein Meteorit war, wo er lebte, ganz grau. Er nahm sein

Lexikon, das er eingepackt hatte, er schlug die Seite auf mit Planeten und suchte

nach den Buchstaben E für Erde. Die Erde sah anders aus als dieser Planet, die

Erde ist blau, gelb-braun und grün.

Er merkte plötzlich, dass er vor Schreck andere Koordinaten eingegeben hatte, und

sich von der Erde entfernt hatte. Er erholte sich kurz vor dem Schreck und flog weiter

zur Erde. Am nächsten Tag als Salamon aufwachte, sah er ein großes, schwarzes

Loch. Sofort schaltete Salamon das Radio an und telefonierte über das Radio mit

seinen Eltern, er erzählte was er schon erlebt hatte. Nur das schwarze Loch bereitete

ihm etwas Sorgen, sein Vater beruhigte ihn und empfahl weiterzufliegen.

Nach zwei Tagen erreichte Salamon endlich die Erde, und die Erde sah genauso aus

wie auf seinem Bild. Ein riesiger Planet der in blauen, braunen, gelben und grünen

Farben erstrahlt. Nach 5 Tagen Flug wachte Saloman morgens auf, und um ihn

herum war alles blau, es sah aus wie Wasser! Ja, es war Wasser, da war sich

Saloman sicher, er schwamm mit seiner Maschine im Wasser, im Meer. Er schaffte

es mit aller Kraft herauszukommen. Er sah Wesen, die ihm ähnlich waren, jedoch

hatten sie kürzeren Haaren und die Wesen hatten unterschiedliche Hautfarben.

Plötzlich kam ein Mensch und fotografierte ihn. Salamon wurde es zu viel, er hatte es

sich anders vorgestellt und beschloss, nach Hause zu fliegen.

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2020

66

Kerstin Schmidt, 18 Jahre

Federtrauma

Da war mal nichts, und dann plötzlich alles, als das Leben durch deine Adern zu

schießen begann, jeden Winkel dieses Körpers mit warmem, elektrisierendem Licht

erfüllend. Da war noch kein tiefer Eindruck. Den ersten Blick noch nicht gemacht, den

ersten Klang noch nicht gehört, spürtest du dann die kitzelnde Berührung einer Feder

auf deinem Handrücken. Wie durch die Fäden einer Marionette zogen sich deine

Mundwinkel gen Himmel, das Lachen wohnte deinen Augen inne, bevor sich diese

zum ersten Mal öffnen konnte. „Das“, dachtest du, „das will ich“. So ließest du zu,

dass die Feder deine Finger mit kreisenden Bewegungen umgarnte, dich in ihren

hypnotisierenden Bann zog. Mit eindringlicher Leichtigkeit ließ sie Momente

vergehen. Gerade noch da und schon wieder vorbei, diese Emotionspäckchen.

Ungeachtet ihrer Schönheit oder Grausamkeit reihten sie sich zu Millionen

hintereinander und verdrängten ihre Vorgänger. Mit jedem Glied, um das die

Karawane weiterzog, wurdest du eines Momentes beraubt oder einer Erinnerung

bereichert. Erinnerungen an Gefühle und Gedanken, die den Moment begleiteten,

sie alle bildeten Formationen aus harmonischen Bewegungen, angeführt von jener

Feder, die nunmehr ein Seil war, hatte sie doch ihr Kleid verloren und stattdessen

begonnen, ihren wahren Kern freizulegen. Wie wäre es ihr sonst möglich gewesen,

jedes dieser Individuen in Ketten zu legen und sie an einem eng geschnürten

Halsband hinter sich her zu schleifen? Ohne es zu merken, wurdest du fortan Teil der

Momentenkarawane, homogenisiert und desillusioniert. Zwar hattest du schon

gesehen, doch warst du blinder denn je, als die Federseilkette auch dir eines ihrer

Halsbänder umschnürte. Es sollte wohl an diesem Bleimantel liegen. Der, der sich

um dein Herz und deine Sinne gelegt hatte, als du kurz nicht aufgepasst hast. Das ist

in Ordnung, schließlich warst du so intensiv damit beschäftigt, dich über den

tosenden Applaus zu freuen, den du für das Aushalten der Schmerzen durch das

Halsband erhieltest. Dein kläglicher, willenloser Versuch, den Mantel abzulegen,

deine Bewegungsfreiheit zurückzuerlangen, der hat mir sogar ein heiseres Lachen

entlockt. Du konntest doch noch gar nicht wissen, dass er dich beschützen würde vor

dem immer greller werdenden Licht, auf das du dich zubewegst, dass du nur durch

ihn nicht geblendet werden würdest. Natürlich wurde es dann irgendwann dunkel

innendrin, während hinter den kleinen Mauern die Unbegrenztheit lag.

Im Laufe der Zeiteinheiten hörtest du von Menschen, die sich aus sich selbst

ausgesperrt und die Unendlichkeit ergründeten hatten, und auch von solchen, die

der Mantel erdrückt hatte, doch dir geschah nichts. Hier warst du sicher. Schritt um

Schritt, mit Würgemalen an Hals und Händen, verlangsamte sich dann, was einst zu

schnell vorbeigezogen ist und dich keuchend mitgezogen hat. Du und deine

Momente, ihr kommt zum Stehen. Kein Kettenklirren zu hören, nur du, wie du

einatmest. Deine Lungen füllen sich mit kalter Luft, den Brustkorb anhebend.

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2020

67

Ein Knacken und Bersten. Der Mantel bricht entzwei, qualvoll grelles Licht strömt ein.

Das letzte, was du siehst, bevor deine Augen verbrennen, ist die Federspitze in Form

der Klinge eines Schwertes, welche sich in deinen Handrücken bohrt. Du warst so an

die Dunkelheit gewöhnt.

Ruth Fröhlich und Emma Böttcher, beide 14 Jahre

Alle sprechen nur noch über ein Thema: Das Corona Virus. Die Medien berichten

meist über Schulschließung, die Anzahl der Erkrankten und Toten. Geschäfte werden

leer gekauft, Flüge und Veranstaltungen werden gecancelt.

Doch am Anfang war alles ganz harmlos. Die ersten Fälle kamen aus China. Zu dem

Zeitpunkt wusste noch niemand, dass das Virus sich so schnell verbreiten und auch

in Europa ausbrechen würde. Doch die Gefahr des Virus wurde unterschätzt. Alle

dachten, dass das Virus in China bleibt und uns nicht lange überlebt. Aber wir haben

uns getäuscht. Plötzlich tauchte nicht nur in China, sondern auch in anderen Ländern

das Virus auf. Rasend schnell waren mehr als 800 Personen in Deutschland am

Corona Virus erkrankt. Keiner weiß so richtig, wie es weiter geht, aber ich denke,

das haben wir uns alle anders vorgestellt.

Lilian Raderkopp, 14 Jahre

„Hi Heather!“ Kaum bin ich in meinen Klassenraum gekommen, werde ich auch

schon von meinem Freund Mike begrüßt. Neben ihm sitzt Jack, der aussieht als wäre

er am Verzweifeln. „Hi Mike. Hi Jack. Lass mich raten: Mathe?“, sage ich belustigt. Er

schlägt sein Mathebuch zu und meint: „lch gebe auf. Es gibt Wichtigeres im Leben

als Mathe.“ Mike beginnt lauthals zu lachen und sagt außer Atem: „lch gehe mal

davon aus, damit meinst du schwul sein?“ Woraufhin er ein High five ins Gesicht

kassiert.

Während die beiden damit beschäftigt sind, ihren nächsten Kampf zu beginnen, gehe

ich einfach zu meinem Platz und setze mich hin. Ich sollte vielleicht ein bisschen

erklären. Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt ist mein Name Heather. Die anderen

zwei, Jack und Mike sind meine Freunde. Seit circa einem halben Jahr machen die

beiden aus allem einen Wettstreit und der "Gewinner" erzählt mir dann alles davon

wie er "seinen Sieg errungen hat". Wenn ihr mich fragt, sind die zwei im Moment echt

komisch.

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2020

68

Plötzlich höre ich einen Schrei. Jack hat den Kampf gewonnen und Mike liegt auf

dem Boden. „Ach du heilige Scheiße! Was wird das?“, rufe ich erschrocken. Sie

hören nicht zu, da sie damit beschäftigt sind, sich zu beleidigen.“ „Du grenzdebile

Drecks-Waffel!“ „Wie hast du eigentlich mit einem IQ von -100 die Grundschule

geschafft?“ „Könnt ihr bitte mal die Klappe halten? Es wäre echt nützlich wenn ihr

euch mindestens dieses eine Mal nicht wie betrunkene Affen aufführt!“

„Könnt ihr auch normal miteinander interagieren?“, unterbreche ich sie.

Jack und Mike fangen an, sich zu entschuldigen. Jack versucht noch irgendwie sich

zu rechtfertigen: „Aber um fair zu sein, er hat den Streit angefangen!“ Worauf hin

Mike sich ebenfalls verteidigt: „Du musstest mich deswegen aber nicht ohrfeigen!“

„Er hat schon Recht, du hättest ruhig bleiben sollen.“ Stimme ich ihm zu.

Jack schaut mich beleidigt an und sagt: „Entscheidest du dich etwa für ihn?“ Er dreht

sich um und will beleidigt weggehen, doch ich halte ihn auf. „Nein, ich entscheide

mich nicht für irgendjemanden, ich will nur, dass ihr aufhört euch so bescheuert zu

verhalten!“, meine ich. Auf einmal passiert etwas sehr komisches. Mike sagt

dramatisch zu mir: „Nun, du wirst dich für einen von uns entscheiden müssen.

Heather...ich meine es wirklich ernst ...willst du mit mir zusammen sein?“ Woraufhin

Jack ebenfalls das Wort ergreift und meint: „Warte mal! Ich wollte das schon lange

fragen. Heather, bitte entscheide dich für mich.“ Ich sehe die beiden sehr verwirrt an.

Diese Worte hätten aus einer Fanfiction kommen können. Auf einmal fällt mir etwas

auf... Ich habe mich noch nie verliebt. Ich hatte nie Gefühle für jemanden.

„Ich bin aromatisch. Leute...ich bin aromatisch...“

Die beiden schauen mich erschrocken an und ich entscheide mich einfach zu gehen.

Hoffentlich sind sie nicht sauer...

Einige Jahre später:

Wir sind inzwischen alle mit der Schule fertig und immer noch befreundet. Ich bin

Autorin und habe zehn Katzen. Jack und Mike haben realisiert, dass sie homosexuell

sind und sind zusammen. Happy End.

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2020

69

Anna Antonia Halm, 10 Jahre

Lilly das kleine Stück Melone

Diese Geschichte begann in einem Supermarkt. Genauer gesagt in einer

Wassermelone. Denn, in dieser Melone war ein kleines Stück lebendig. Es hieß Lilly.

Lilly wartet schon lange auf eine Rettung. Sie würde liebend gern raus, raus aus

dieser engen Melone. Sie glaubte fest daran, dass irgendwann jemand kommt und

sie rettet.

Eines Tages ging ihr Wunsch in Erfüllung. Sie wurde hochgehoben. Ihr Herz machte

einen Freudensprung. Eine Weile wurde sie getragen. Dann wurde die Melone mit

Lilly wieder heruntergelassen. Es ratterte und Lilly bekam langsam Angst. Was ist,

wenn das der Falsche war? Lilly hoffte, alles sei zu Ende. Doch, sie wurde

runtergelassen und der Boden unter ihr kam ins Rollen. Lilly erschrak, sie hoffte, das

sei alles nur ein Traum. Doch es war echt. Ja, Lilly wollte eine Rettung. Dennoch

dachte sie sich, das habe ich mir aber anders vorgestellt. Jetzt geriet Lilly mit ihrer

Melone auch noch ins Rollen. Das konnte doch nicht wahr sein. Zum Glück wurde

die Melone gestoppt und hochgehoben. Es machte Piep und sie wurde

runtergelassen und angeschubst. „Nicht schon wieder“, jammerte Lilly. Ihr war

schlecht. Jemand nahm die Melone, bevor sie überhaupt richtig schnell werden

konnte. Puh, noch mal Glück gehabt. Lillys Herz raste. Sie wurde in eine Tasche

gepackt und noch eine Weile getragen.

Lilly hatte genug Zeit, um sich zu beruhigen. Als sie herausgeholt wurde und auf eine

Platte gelegt wurde, war ihr trotzdem ein bisschen mulmig. Sie erschrak als ein

Messer an ihr vorbeischnitt und die Melone in zwei Hälften teilte und sie in ein

Menschengesicht schaute. Der Mensch schien erschrocken zu sein, doch er rannte

nicht weg. Lilly schaute ihn mit großen Augen an. Der Mensch versuchte sie

vorsichtig auszuschneiden. Es gelang. Lilly sagte: „Danke.“ Der Mensch lächelte.

„Wer bist Du?“, fragt er Lilly. „Ich bin Lilly“, antwortet sie, „und Du?“ „Ich bin Max. Du

siehst wunderschön aus.“ „Danke nochmals“, sagte Lilly.

Und die beiden machten noch eine Weile so weiter und waren ab da unzertrennlich.

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2020

70

Lisa Eroshina, 10 Jahre

Es gab ein Pirat er heißt Billy. Er hatte ein Schiff und ein schwarzen Hut. Er hatte ein

Haustier, ein Papagei, der heißt Kiki. Die beiden waren im Meer auf seinem Schiff

und haben plötzlich eine Flasche im Wasser gesehen. Billy hat die raus genommen

und rein geguckt. Da war ein Zettel drin. Er holte ihn raus und er sah wie eine

Schatzkarte aus. Es war auch eine. Billy und Kiki wollten denn Schatz suchen, und

das haben sie auch gemacht. Als erstes haben sie auf die Karte geguckt und Kiki

sagte, dass sie auf der Geist-Insel suchen sollen. Als sie auf die Insel gegangen

sind, hat Billy gesagt: „Ich habe mir das anders vorgestellt.“ Da waren fast nur Steine

und Berge. Billy sagte: „Hier finden wir nichts.“ Sie sind zurück zum Schiff gegangen

und sind weiter geschwommen. Sie überlegen, auf welche Insel sie noch suchen

können. „Vielleicht die Insel mit Sand“, sagte Kiki. Als sie fast da waren, kamen

große Wellen und Billy sagte: „Ich dachte, das keine Wellen kommen.“ Dann sind sie

schnell auf die Insel geschwommen, und haben denn Schatz gesucht, denn der

Schatz sollte in einer Berghöhle sein. Der Berg sollte eine Form von einem Kopf sein.

Sie haben es gesucht und gefunden: Es sah sehr komisch aus. Billy hatte sich das

anders vorgestellt, und dann haben sie weiter gesucht. Dort entdeckten sie viele

Spuren. Kiki meinte, dass hier schon jemand war. Billy meinte, dass der Schatz

vielleicht schon gefunden wurde. „Ja, aber das glaube ich nicht. Komm wir graben ja

weiter“, sagte Kiki. Sie haben sehr lange gegraben bis es dunkel geworden ist. Die

beiden waren sehr müde und hungrig, deswegen haben sie ein Feuer angezündet

und ein paar Fische gegrillt. Billy sagte: „Ich dachte nicht, dass wir hier schlafen

werden.“ In der Nacht war Kiki plötzlich wach und ist herumgeflogen. Am Morgen

haben die beiden geguckt, ob jemand hier war, aber da gab es keine Spuren,

danach haben sie weiter nach den Schatz gesucht. Nach 10 Minuten haben sie den

Platz gewechselt und weiter gesucht, bis sie auf etwas Hartes gestoßen sind. Dann

haben sie erst eine kleine Pause gemacht und weiter gegraben. Mit Jubel haben sie

eine Kiste raus genommen, so dass in der Erde ein großer Loch geblieben ist. Sie

haben die Kiste schnell aufgemacht und zum Erstaunen sah sie da eine Kette, ein

Buch und noch andere Sachen. Billy hatte sich das alles anders vorgestellt. Billy und

Kiki haben das Buch aufgeschlagen, das war ein Buch über seltene Tiere, viele

davon haben sie noch nie gesehen. Billy und Kiki haben alle Sachen mitgenommen

und sind auf das Schiff gegangen.

Sie wollten die anderen Sachen in Ruhe und genauer ansehen. Der kleine Papagei

hat die Kette angezogen und er sah cool aus. Billy hat unter Wasser ein Schwert

gefunden und ihn aus dem Wasser genommen. Als er das Schwert angezogen hat,

sah er toll aus. Bei der Abfahrt haben die beiden die Flagge hochgezogen und drauf

sah man ein Papagei mit Knochen. Das habe ich mir anderes vorgestellt...

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2020

71

Rounaz Issa, 10 Jahre

Aus dem Krieg nach Deutschland

Hi, ich bin Rounaz. Ich bin am 13.5.2009 in Qamischli geboren. Ich möchte dir

erzählen, wie das Leben in Syrien war und was sich zu Deutschland unterscheidet.

Am Anfang lebte ich mit meiner Familie in einem kleinen Haus neben dem

Flughafen. Wir hatten einen großen Garten, in dem es sehr viele Pflanzen, Blumen

und Bäume gab. 2011 fing der Krieg in Syrien an. In der Kriegszeit gab es viele

Wasser und Stromausfälle. Zum Glück hatten wir einen Brunnen aus dem wir die

Pflanzen gießen und uns waschen konnten. Da das Haus nah am Flughafen war und

der Flughafen bombardiert wurde, beschlossen meine Eltern so schnell wie möglich

das Haus zu verkaufen und in eine Wohnung in der Innenstadt zu ziehen. Ein

Unterschied zu Deutschland ist das man im Sommer auf dem Balkon oder dem Dach

schlafen konnte, dass Tolle war, es war herrlich an der frischen Luft und man konnte

die Sterne zählen, und im Winter hatten wir einen Kaminofen in dem wir manchmal

auch Kastanien oder Wasser aufgewärmt haben. In Syrien hat mir das Frühlingsfest

besonders gut gefallen, weil es ein unterhaltsames Programm gab. Jeder hatte ein

Zelt und einen Grill mit. Jeden Freitag war ein freier Tag, an dem die Menschen auf

die Straße für mehr Freiheit protestiert haben, deswegen mussten wir donnerstags

schon losfahren, wenn wir zu unseren Großeltern wollten, weil die Menschen, die am

Freitag rausgingen von der Polizei geschlagen wurden. Sonntag war wieder Schule.

Deswegen fuhren wir schon am Samstag nach Hause. Meine Großeltern hatten

jegliche Art von Pflanzen, Blumen und Bäumen. In den etwas längeren Ferien fuhren

wir zu meinen anderen Großeltern, weil es sich nicht lohnt zwei Tage auf dem

Bauernhof zu bleiben. Sie hatten 250 Ziegen und Schafe, 4 Hunde, 3 Katzen, 100

Hasen, 100 Hühner, 25 Puten, 10 Enten und einen Esel. Die Nahrung: Butter, Fett,

Margarita, Käse, Joghurt, Eier, Gemüse und Fleisch mussten sie nicht kaufen.

Früher, als ich noch in Syrien war, durften die Lehrerinnen und Lehrer die Kinder

schlagen z.B. wenn man die Hausaufgaben nicht machte, oder wenn man

schmutzige, lackierte oder lange Nägel hatte. Mit der Zeit haben sich die Regeln,

aber geändert. Eigentlich wird man mit 6 Jahren eingeschult, aber da mein Vater

Lehrer war, durfte ich schon mit 5 Jahren eingeschult werden. Mein Zeugnis hätte ich

erst mit 6 Jahren bekommen. Ich war nur 2 Monate in der Schule, weil wir dann

unser Visum für Deutschland über die Türkei bekommen haben. Im November 2014

haben wir unsere Möbel verkauft und unsere Kleidung gespendet. Wegen des

Krieges gab es keine Flugzeuge, und die Grenze zur Türkei war geschlossen. Meine

Tante in der Türkei hat für uns den Papierkram erledigt, damit wir über die Grenze

kommen. An der Grenze mussten wir bei einem starken Regen Stunden lang warten,

es gab auch keine Dächer unter denen wir uns stellen konnten. Endlich! Nach 4

Stunden konnten wir über die Grenze in den Bus zu unseren Verwandten. In der

Türkei sind wir 1 Monat geblieben und danach ging es mit dem Flugzeug nach

Deutschland. Naja! Jetzt bin schon seit 5 Jahren in Deutschland und ich kann es

kaum glauben, aber Syrien und Deutschland ähneln sich sehr, außer dem Krieg.

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2020

72

Vin Salman, 12 Jahre

Wie ich nach Deutschland gekommen bin

Hallo, ich heiße Vin Salman und komme aus Syrien. Ich lebe schon knapp 5 Jahre in

Deutschland. Mit dieser Lebensgeschichte will ich dir erzählen, wie ich nach

Deutschland gekommen bin. 04.11.2014, heute fliegen wir nach Damaskus. Unsere

Koffer sind gepackt und es kann losgehen, denn in Damaskus wollen wir unsere

Pässe erneuern, um nach Deutschland zu kommen. Wir fliegen mit einem Flugzeug,

aber nicht mit irgendeinem Flugzeug, denn in diesem Flugzeug sind Panzer,

Soldaten und der IS. (IS ist eine Abkürzung für ,,Islamischer-Staat, dieses Volk tötet

Menschen die eigentlich nichts Schlimmes gemacht haben). Der IS gibt sich als ein

sehr religiöses Volk aus, obwohl, dass was sie machen gar nicht stimmt, und sich

nicht gehört! In diesem Flugzeug ist es eigentlich illegal zu fliegen, aber wir haben

keine andere Wahl, denn wenn wir mit dem Bus nach Damaskus fahren dann werden

wir von dem IS getötet, weil der IS einfach überall verteilt ist. In diesem Flugzeug war

ich mit meiner Mutter mit meinem Bruder und mit meinem Onkel. Noch ungefähr 6

Stunden dann sind wir endlich da. Es ist super, dass wir nicht mit dem Bus gefahren

sind, weil es mit dem Bus 15 Stunden dauert. Ankunft in Damaskus: Wir sind ohne

Probleme gelandet. So ein Glück! Natürlich schlafen wir nicht in einem Hotel, weil der

Flug allein schon sehr teuer war. Wir schlafen bei unserer Tante Fatima. Als wir am

nächsten Morgen unseren Papierkram erledigt haben, aßen wir eine leckere

arabische Speise die nennt sich „Sharwarma“. Nach 4 Tagen sind wir mit einem

normalen Flugzeug nach Hause geflogen. Ankunft Syrien: Heute werden wir unsere

Möbel, Spielzeuge, Küchengeräte usw. verkaufen. Für mich und meinem Bruder ist

es sehr schwer gewesen, unsere Spielzeuge zu verkaufen, aber ein paar

Kleinigkeiten haben wir mitgenommen. Jetzt stellst du dir bestimmt die Frage: „Was

ist eigentlich mit eurer Kleidung, habt ihr sie alle mitgenommen oder verkauft?" Nein,

wir konnten unsere Kleidung nicht mitnehmen, weil das alles zu viel wäre. Wir haben

unsere Kleidung den armen Menschen, die in Syrien auf den Straßen leben

geschenkt. Wir fahren heute nach A´mude, aber leider nur für 2 Tage. In dieser Stadt

in Syrien leben sehr viele Freunde und die ganze Familie von meiner Mutter. Heute

ist der letzte Tag in A´mude und der Abschied wird natürlich mit sehr vielen Tränen

enden. Wir fahren heute direkt schon in die Türkei. Heute sind mein Bruder meine 3

Cousinen, meine Tante, mein Onkel, meine Mutter, und ich mit dabei. Wir sind an der

Grenze der Türkei angekommen und das Wetter, na ja ich sage mal Regen, Regen

und noch mehr REGEN, und das ging 3 Stunden so. Bis unsere Tante endlich kam,

waren wir pitschnass, denn wir konnten uns nicht unter einen Dach stellen, oder

einen Baum, weil es das alles dort gar nicht gab. Als meine Tante kam, haben wir sie

alle fest umarmt und die Reise ging weiter. Das klingt etwas komisch, wenn ich sage

dass sie uns abgeholt hat. Sie musste uns abholen, weil die Polizei bei der Grenze

uns nicht geglaubt hat, dass wir einfach so in die Türkei rein gehen, und danach

unsere Visen machen. Ankunft Merdin: Wir besuchen heute meine Tante Sallica und

meinen Onkel Saleh, echt komische Namen, oder? Natürlich hat meine Tante Sallica

Kinder und auf die Kinder freue ich mich am meisten!

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2020

73

Vielleicht interessieren dich die Namen der Kinder: Mustafa, Aref, Mounir, Tofik und

Sana. Ich habe mich oft mit den Jungs gestritten, aber das ist halb so wild, weil ich

mich oft mit Jungs streite! Wir haben da nur eine Nacht verbracht, weil wir morgen

nach Gaziantep fahren. Heute fahren wir nach Gaziantep und ich freue mich schon

riesig! Im Bulli ... In Fünf Stunden sind wir endlich da. Ich freue mich schon auf meine

Tante Shikria. Wir bleiben leider nur Fünf Tage dort. Ankunft Gaziantep: In diesen

großen Haus leben meine Cousinen Bahia, Gullbahar, Bircan, Songoul, Gulcan,

Nabahat, Manal und der einzige Jungemann im Haus Shermous. Am ersten Tag ist

nicht viel passiert. Der Nächste Tag: Heute besuchen wir verschiedene Parks und

machen viele Erinnerungsfotos. Außerdem machen wir ein schönes Picknick. An die

anderen Tage kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Es hat uns auf jeden Fall

allen Spaß gemacht! Am nächsten Tag fahren wir in die schöne Stadt Istanbul. Dort

bleiben wir 20 Tage. Ich freue mich auf meine Tante Shaimah, und wer hätte es wohl

gedacht, dass sie auch Kinder hat? Meine Tante hat 2 Söhne mit denen ich leider

nicht toben kann! Ich brauche schon Kinder in meinem Alter mit denen ich mich gut

verstehe und die auch in meinem Alter sind! Na ja, ist ja nicht so schlimm. Ich bin ja

zwanzig Tage nicht dort um zu spielen, sondern wegen meines Visums. Heute

frühstücken wir besonders lecker, weil wir eine besondere Stärkung für unseren Tag

brauchen, denn heute müssen wir unsere Visen machen. Meistens müssen die

Leute, die dort arbeiten auf unsere Pässe gucken, weil sie erstmal wissen müssen ob

wir das auf den Pässen sind. Es sieht hier in den Maschinen sehr spannend aus,

denn hier müssen wir unsere Fingerabdrücke kennzeichnen. Viele Leute faken ihre

Pässe und geben sich für andere Leute aus. Als es fertig geworden ist mussten wir

gehen und fünfzehn Tage auf deren Antwort warten. Fünfzehn Tage später ... Wir

wurden angerufen und mussten unsere Pässe abholen. Wir verabschiedeten uns von

meiner Tante, buchten uns einen Flug und flogen nach Deutschland. Als ich im

Flugzeug war dachte ich mir: Wie wird es wohl in Deutschland sein? Ist es luxuriös?

Wie sind die Schulen? Wo werden wir wohnen? Finde ich schnell neue Freunde?

Was essen die Menschen in Deutschland? Wie komme ich mit der Sprache zurecht?

Ankunft in Deutschland: Als wir angekommen waren, wurden wir von meinem Onkels

mit einem Bulli und einem Auto abgeholt. Wir sind nicht sofort nach Hause gefahren,

sondern zum Real, weil mein Onkel seine Einkäufe erledigen musste. Ich schaute mir

erstmal Real an und es war wirklich gar nicht luxuriös. Ich stellte mir mehrmals die

Frage: Bin ich in Deutschland? Hier gibt es keine Kriege? (Ich blieb bis zur Zweiten

Klasse an meiner alten Schule in Syrien und heute wäre ich sogar in Syrien, in der

siebten Klasse). In Syrien wurden wir von den Lehrern geschlagen, weil wir bzw. ein

paar andere Kinder z.B. lange Fingernägel hatten. Das wurde jede Woche überprüft.

Wir wurden auch geschlagen, wenn wir unsere Hausaufgaben nicht gemacht haben,

wenn wir Kinder oder Lehrer beleidigen, wurden wir auch geschlagen.

Unfassbar , so viele Unterschiede !

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2020

74

Thea Schinzer, 11 Jahre

Der überraschende Umzug

Es begann mit einem fröhlichen Leben in einem fränkischen Dorf, in dem ich lebte.

Dieses Dorf war nicht besonders groß - es hatte aber eine Grundschule, in die ich

bald eingeschult wurde. Ich beginne mal mit den Sommerferien, in denen ich von

dem Umzug erfuhr. Wir waren gerade in der FaMuWo (Familien-Musik-Woche) in

Süddeutschland, als mein Vater und meine Mutter uns gerufen haben, um mit uns zu

sprechen. Sie sagten uns, dass wir vielleicht bald umziehen werden, weil unser Vater

sich einen neuen Job suchen möchte. Sie haben auch gesagt, dass sie versuchen

wollen, nicht so weit wegzuziehen. Als ich nach den Sommerferien in die Dorfschule

kam, hatte ich schon ein paar neue Freunde gefunden, und die Schule hat mir Spaß

gemacht. Dann im Februar haben wir schon Umzugskartons gepackt und im Juni

sind wir dann nach Nordrhein-Westfalen gezogen. Ich ging nach ein paar Tagen

schon in meine neue Schule und hatte eine neue, jedoch etwas laute Klasse. Aber

es war dennoch eine sehr nette Klasse. Auch hier habe ich ganz schnell neue

Freunde gefunden. Auch heute halte ich noch mit ein paar alten Freunden aus der

Dorfschule Kontakt, aber zu unserer Familie müssen wir jetzt immer fast 3 Stunden

mit dem Auto fahren. Ich hatte mir eigentlich vorgestellt, dass ich nur mit meinen

Freunden aus der Dorfschule befreundet sein würde. Aber heute habe ich Freunde in

zwei Bundesländern und aus drei Schulen!

Johanna Dauk, 11 Jahre

Der coolste Freitag der Welt

Heute war Freitag – der allerbeste Tag der Woche! Denn freitags habe ich immer

Reitstunde. Ich fuhr also mit dem Fahrrad zum Stall, lief zu meinem Reitlehrer Josef

und freute mich. Denn ich durfte heute wieder auf meinem Lieblingspferd Thera

reiten. Ich putzte und sattelte sie, und schon war es Zeit in die Halle zu gehen.

Endlich ging die Reitstunde los. Ich merkte an Theras Spannung, wie sehr sie sich

freute. Als erstes gingen wir im Schritt, doch ich dachte schon an die Freiheitsgefühle

im schnellen Galopp. Leider musste das noch etwas warten, denn die Pferde sollten

sich erstmal die Muskeln im Schritt und Trab aufwärmen, damit sie sich nicht

verletzen. Jetzt ging es los. Josef, unser Reitlehrer sagte: „So! Johanna bleibt im

Schritt, Leonie bitte angaloppieren!“ Ich freute mich schon sehr, denn ich wusste,

dass ich gleich an der Reihe bin. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich erst

jetzt bemerkte, dass Josef mich aufgefordert hatte, erst in den Trab und dann in den

Galopp zu gleiten. Wow, ich hatte dieses Gefühl total vermisst, es war einfach

Adrenalin pur! Meine Haare und Theras Mähne flatterten gemeinsam im Wind. Es

war immer toll mit ihr zu galoppieren, denn der Galopp ist schwungvoll und macht

uns Beiden richtig Spaß.

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2020

75

Nach der Galopprunde schaute ich auf meine Uhr und musste mit Verzweiflung

erkennen, dass es nur noch 15min waren. Da war mir klar, dass wir in der Zeit nur

noch ein bisschen Aussitzen üben und danach die Pferde im Schritt noch etwas

trocken reiten würden. Ich wollte gerade schon damit anfangen. Auf einmal drehte

sich Josef schlagartig um und grinste: „Mädels, wie sieht es aus – wollen wir einen

kleinen Sprung wagen?“ Daraufhin war es totenstill in der Halle. Man hörte nur das

Schnaufen der Pferde. Mir stockte der Atem und auch Leonie war genauso sprachlos

wie ich. Wir waren nämlich beide noch nie gesprungen!

Josef drehte sich um und sagte immer noch grinsend: „Prima – dann sind wir uns ja

einig!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, baute er das Hindernis auf und sagte:

„Johanna, du beginnst. Galoppier an und reite gerade auf das Hindernis zu. Über

dem Hindernis gehst du einfach in den leichten Sitz. Den Rest macht Thera.“

Mir rutschte das Herz jetzt endgültig in die Hose. Ich brauchte einen kleinen Moment,

doch dann packte mich der Ehrgeiz, denn Aufgeben ist keine Option sagt mein Opa

immer. Also galoppierte ich schnurgerade auf das Hindernis zu. Thera hob ab und es

fühlte sich an wie eine Mischung aus Freiheit, Glück und Freude, dass ich mich

überwunden hatte. Es machte mir so großen Spaß, dass ich noch 2x sprang. Dann

war leider die Stunde vorbei, wir ritten nur noch die Pferde trocken und machten sie

danach fertig für die Box. An diesem Tag bekam sie noch ein Extra-Leckerchen von

mir und ich umarmte sie. Thera schnaufte mir herzhaft ins Ohr, ich wuschelte in ihrer

Mähne und ging. Diese Reitstunde hatte ich mir aber wirklich anders vorgestellt!

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2020

76

Markus Köhler, 11 Jahre

Mein Tag als Giraffe

Meine Lieblingstiere sind Giraffen. Schon als Kindergartenkind wollte ich im Zoo nur

zu den Giraffen. Mich faszinieren die langen Beine und der lange Hals; und da ich

ziemlich klein bin, habe ich mir immer gewünscht, einmal der Größte zu sein. Dann

müsste ich nie mehr aus der letzten Reihe den Hals recken, um etwas sehen zu

können. Eines Morgens wachte ich auf und wunderte mich, warum mein Zimmer so

klein war. Plötzlich stieß ich mir meinen Kopf: An der Zimmerdecke! Ich schaute an

mir herab und bekam einen Schrecken: Ich war gelb mit braunen Flecken!

Ganz benommen taumelte ich durch mein Zimmer. Meine Hufe hinterließen

Abdrücke auf dem Fußboden – was würden meine Eltern dazu sagen?! In diesem

Moment kam meine Mutter in das Zimmer. Sie schaute sehr verwirrt drein. Sie rief

„Markus?! Was hast Du angestellt?!“ Ich schaute zu ihr herunter und versuchte zu

sprechen – so ein Glück, es funktionierte noch. „Freu dich doch mit mir! Mein größter

Wunsch ist endlich in Erfüllung gegangen!“ Nach dem Frühstück schickte sie mich

zur Schule. Doch als ich meinen Schal umbinden wollte, war dieser ziemlich kurz

geworden – oder war mein Hals plötzlich zu lang? Ich suchte alle Schals zusammen

und knotete sie aneinander; endlich konnte ich meinen Giraffenhals warm einpacken.

In der Schule angekommen, passte ich nicht durch die Eingangstür, doch mir fiel ein,

dass heute unser Ausflugstag war und wir uns alle vor der Schule trafen. So trabte

ich zu meiner Klasse, die schon aufgeregt tuschelte. Es hatte sich nämlich schon

blitzschnell herumgesprochen, dass der kleine Markus jetzt eine riesige Giraffe war.

Alle Mädchen quietschten vor Begeisterung und rannten sofort zu mir, um mich zu

streicheln. Zum Glück kam da auch schon unser Klassenlehrer und schickte uns alle

noch einmal auf die Toilette. Mit knapper Müh und Not quetschte ich mich in die

Toilettenkabine. Als ich dort saß, äh, stand, merkte ich, dass mein Giraffenkörper

über und unter der Toilettentür hervorguckte und alle mich auslachten. Ich versuchte

mich kleinzumachen, aber vergeblich. Endlich begann der Ausflug. Wir gingen

Schlittschuhlaufen! Lange hatte ich mich darauf gefreut! Kaum angekommen, gingen

die Probleme erst richtig los: Ich hatte nur zwei Schlittschuhe bestellt, doch jetzt

brauchte ich vier! Glücklicherweise hatte mein Klassenlehrer ein Ersatzpaar dabei.

So, meine Hufe steckten in den Schlittschuhen, jetzt endlich rauf aufs Eis! Kaum war

ich zwei Schritte gelaufen, da rutschten meine vier Beine weg, und ich schlitterte mit

verknoteten Beinen über das Eis. Damit war ich endgültig der Klassenclown des

Tages! So schnell es ging, rappelte ich mich auf und stakste vom Eis. Dann

galoppierte ich schluchzend nach Hause und verkroch mich, so gut es ging, in

meinem Bett: Giraffe sein ist blöd!

Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein - und als ich aufwachte, war es früh

am Morgen: Ich hatte alles nur geträumt! Erleichtert seufzte ich: „Ich wollte zwar

schon immer so groß wie eine Giraffe sein, aber jetzt bin ich froh, dass ich so klein

bin. Denn: Das habe ich mir aber anders vorgestellt…!“

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2020

77

Rachel Gamann, 19 Jahre

10 v. Chr.

Die silberne Klinge der Sense sauste unablässig hinab und zerschnitt das reife

Getreide. Der junge, muskulöse Sklave wischte sich mit der Hand den Schweiß von

der Stirn. Seine Kleidung war staubig. Erst jetzt bemerkte er, dass er von Cäcilia

beobachtet wurde. Sie war die Tochter des Herren und sein ganzer Stolz. Aurelius´

liebevoller Blick entging Cäcilia nicht. Die rostbraunen Haare hatte sie kunstvoll

hochgesteckt. Ihre seidige Toga war mit goldenen Applikationen bestickt. Sie blickte

ihn über das Feld an und verschwand dann in einer Tür des großen Hauses. Doch

Aurelius hatte schon verstanden. Er legte seine Sense nieder und ging ebenfalls zu

der Tür. Bevor er hindurchschlüpfte blickte er sich noch mal um. Drinnen drangen nur

ein paar Sonnenstrahlen durch das Mauerwerk. Die Vorratskammer lagerte den

kostbaren Wein. Es war angenehm kühl. Cäcilias saphirblaue Augen funkelten.

Aurelius ging zögerlich auf sie zu. Etwas bedrückte sie, das sah er sofort. Doch er

wusste nicht so recht wie er sie fragen sollte. „Cäcilia“, er hatte ihre Hand nehmen

wollen, doch sie zog sie zurück. „Nicht!“, flüsterte Cäcilia. Während sie ihren Blick

senkte. Denn es schmerzte sie, so dicht bei ihm zu stehen. „Was ist los? Was

bedrückt dich, dass du mir nicht einmal in die Augen sehen kannst?“ Ihre Augen

waren voller Tränen: „Ich kann mich nicht mehr mit dir treffen. Mein Vater hat

jemandem meine Hand versprochen.“ Aurelius blickte sie entsetzt an. „Bitte halte

dich von nun an fern von mir.“ In ihrer Stimme lag ein Zittern. „Das kann ich nicht!“,

unterbrach er sie, „Cäcilia, ich darf dich nicht verlieren! Ich liebe dich doch!“ „Du bist

ein Sklave Aurelius! Wir haben keine Zukunft.“ Er ging zögerlich auf sie zu: „Dann

lass uns zusammen fortgehen!“ Cäcilia erstarrte. „Das kann ich nicht“, hauchte sie.

Aurelius berührte ihren Arm. Es kribbelte. Das Atmen fiel beiden schwer. Kein Laut

war zu hören, nur ihre unruhigen Herzen schlugen. Seine Finger glitten über Cäcilias

Haut. Sanft strichen sie über ihre rosa Lippen. „Warum nicht?“ Den dunklen Augen

von Aurelius konnte sie sich nicht entziehen. „Ich habe Angst!“ „Das brauchst du

nicht.“ Er umfasste ihre Taille und küsste sie. Cäcilia strich ihm zärtlich durch die

dunklen Locken. Wie oft hatten sie sich schon heimlich geküsst? Wie oft hatten sie

zusammen von der Zukunft geträumt? Was wäre, wenn er kein Sklave wäre? Wie

lange noch könnten sie ihre Liebe verbergen? „Denk nicht darüber nach, was alles

passieren könnte“, flüsterte er ihr ins Ohr, „nimm meine Hand. Verlass mit mir diesen

Ort, der uns keine Zukunft bietet. Du hast nur das eine Leben, verschwende es

nicht!“ Aurelius ging langsam zwei Schritte zurück. Cäcilia blickte auf seine Hand, die

er ihr hinhielt. Sie zögerte. Könnte sie ihr Leben einfach hinter sich lassen? Stille

Sekunden verstrichen, bevor sie entschlossen zu ihm sprach: „Ich liebe Dich!“ Ihre

Hand glitt in die von Aurelius. Hoffnung, die stark genug war, das Leid dieser Welt zu

überstehen, funkelte in ihren Augen auf…

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2020

78

Lenn Weber, 10 Jahre

Vor ein paar Tagen habe ich eine Einladung zu einem Kindergeburtstag bekommen.

Mein Freund Flo wollte an seinem Geburtstag eine Kinderolympiade feiern.

Eine Kinderolympiade? Was sollte das denn sein? Dazu hatte ich überhaupt keine

Lust! Ich wollte aber auch nicht sagen dass ich nicht kommen möchte, damit Flo nicht

traurig ist. Also ging ich hin. Die Feier fand in einem großen Raum statt. Der Raum

war schön geschmückt mit Ballons und Luftschlangen. Das sah toll aus!

Flos Eltern hatten sich verschiedene Spiele ausgedacht. Als erstes wurden wir in 4

Gruppen eingeteilt, dann sollten die 4 Teams gegeneinander spielen. Es gab

Wissensspiele, Geschicklichkeitsspiele, Teamspiele und Sportspiele. Am besten

gefiel mir das Spiel, wo man mit verbundenen Augen Essen erraten musste.

Mit verbundenen Augen, nur durch den Geschmack! Das war richtig spannend und

auch ein bisschen eklig. Am Ende gab es für jedes Team einen Pokal und eine

Urkunde. Das war ein super Geburtstag! Das habe ich mir ganz anders vorgestellt.

Ich dachte, eine Kinderolympiade macht keinen Spaß. Ich hatte mir vorgestellt jeder

spielt gegen jeden. Und dann streiten sich alle und jeder will der Beste sein, dazu

hatte ich keine Lust. Aber mit den Teams hat es Spaß gemacht und der Raum war

auch schön groß. Besser als bei Flo zu Hause, weil da so viel Platz war.

Das war toll!!!

Lutz Kohlhage, 11 Jahre

Das Fußballspiel

Paul und Fabian haben Eintrittskarten für ein BVB Spiel in Dortmund im Stadion

geschenkt bekommen. Sie freuen sich sehr, aber haben ein mulmiges Gefühl, da sie

gegen Bayern München spielen müssen. Da Bayern in der Tabelle besser als

Dortmund ist, ist die Chance auf einen Sieg nicht groß! Aber die beiden Fußballfans

gehen hin und drücken die Daumen. Sie treffen sich am Samstag um 14:00 Uhr am

Bahnhof. Sie fahren mit dem Zug und gehen gemeinsam ins Stadion. Sie schauen

sich das Spiel Dortmund gegen Bayern an. Nach einer Weile liegt der BVB mit 3:0 in

Führung. Paul ruft laut: „ Das ist der Wahnsinn!“ Das hätte keiner gedacht! Fabian

antwortet: „Ich bin stolz auf unseren Verein!“ Während des Spiels gehen sie zu einem

Hot-Dog stand. Sie bestellen einen Hot-Dog mit allem Drum und Dran. Dann gehen

sie zu ihrem Platz zurück, und schauen sich das Spiel spannend weiter an. In der

letzten Minute wird Dortmund gefoult und kriegt einen Elfmeter. Marko Reus wird den

Elfmeter schießen. Er läuft an, und schießt den Ball ins obere Eck. Da kann Neuer

nichts machen. Die Bayern liegen mit 4:0 zurück. Der Schiedsrichter pfeift ab, und

der BVB gewinnt das Spiel gegen den FC Bayern München! Paul sagte: „Einen Sieg

gegen Bayern hätte ich nicht erwartet!“ Die Freunde gehen gut gelaunt zum

Bahnsteig und fahren mit dem Zug wieder nach Hause!

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2020

79

Ben Siering, 10 Jahre

In den Ferien kam Tim zum Spielen zu mir nach Hause. Wir spielten eine Weile mit

meinem neuen LEGO und danach am Handy, es machte Spaß. Wir hatten noch

Kaffee und Kuchen gemacht, und haben dazu noch eine Kerze angezündet. Da kam

es, die Flamme zündete fast die Verzierung an. Tim und ich brüllten: „Hilfe!“

Wir passten nicht auf, und die Tischdecke brannte schon, wir riefen noch einmal:

„Hilfe!“ Da kam unser Nachbar, der von der Freiwilligen Feuerwehr war und löschte

die große Flamme, das war ein Glück! Als er gegangen war, spielten seine Kinder

Finn und Leon mit meinem Bruder Anton. Wir haben alle zusammen dann noch Ritter

gespielt. Mama und Papa haben sich bei Manuel bedankt, und auch noch ein

bisschen geredet, um sich zu entschuldigen: „Tut uns leid wegen der Kerze.“ Er

wiederum sagte: „Kein Problem.“ Danach musste Tim gehen, Leon und Finn auch.

Wir haben noch zu Abend gegessen und sind dann ins Bett gegangen. Ich konnte

aber wegen des Erlebnisses nicht schlafen, und habe noch unten mit Mama

Fernsehen geguckt.

Ben Winkelkötter, 11 Jahre

Als Hans kurz vor den Sommerferien mit seinem besten Freund Franz zur Schule

ging, hatten sie es nicht sehr eilig. Sie kamen zu spät, obwohl sie in der Nähe

wohnen, nämlich nur zwei Straßen weiter. Als sie endlich da waren, verkündete ihr

Klassenlehrer gerade, dass die Klasse 7a nach Paris fahren wird. Hans dachte: „Toll

da wollte ich schon immer hin“. Als nach den Ferien alles gepackt war wurde

kurzfristig verkündet, dass der Busfahrer krank geworden war, und es gab keinen

leider keinen anderen Bus, der sie dahin bringen kann. Nur einen nach Salzburg. Als

die stundenlange Fahrt zu Ende war mussten sie auf den nächsten Bus warten, der

sie zur der Jugendherberge bringen kann. Als alles erledigt war schlug Hans vor,

dass sie die Stadt erkunden könnten, der Lehrer sagte: „Das ist eine gute Idee!“

Sie sahen Mozarts Geburtshaus und noch viele andere Wahrzeichen der Stadt.

Als die Woche vorbei war und alle wieder zu Hause waren sagte Hans: „Ich hoffe

nächstes Jahr geht es nach Paris!“ Aber es war doch toll gewesen.

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Schreibwettbewerb

2020

80

Diana Schulz, 11 Jahre

Lisa und Sarah waren einen ganzen Tag unterwegs. Sie gingen spazieren, spielten

und erforschten die Gegend. Sie spielten fangen und kamen in eine Gegend, die sie

nicht kannten. Sofort fingen sie an, alles zu erkunden und haben eine Höhle

entdeckt. Lisa schrie Sarah zu: „Hey, guck mal da ist eine Höhle!“ Sarah kam sofort

angelaufen und sie war sehr begeistert. Sie schlug vor, in die Höhle rein zu gehen.

Jedoch hatte Sarah nun Angst. Also ging Lisa alleine rein. Sie fand die Höhle total

toll. Allerdings fand sie die Höhle nach einer Zeit langweilig, um dort alleine

rumzulaufen. Deshalb erlaubte sie sich einen Spaß mit Sarah. Lisa fing einfach an zu

schreien: „Ahh,Hilfe!“ Sarah hatte sich ganz schön erschrocken. Sie rief die ganze

Zeit nach Lisa.

Lisa antwortete aber nicht. Sarah bekam richtig Angst, aber alleine wollte sie sie nicht

lassen. Sie rief noch einmal, aber als keine Antwort kam beschloss Sarah mutig, aber

auch ängstlich in die Höhle zu gehen. Ganz langsam und vorsichtig ging sie hinein.

In jede Ecke guckte sie ob da jemand ist. Auf einmal hörte sie ein Geräusch und Lisa

kam herab und erschrak Sarah. Sarah schrie wie als ob sie in Gefahr wäre. Sie

wusste

nicht was jetzt vor sich vorgeht. Sie lief weg und stolperte über einen Stein. Plötzlich

fang sie sehr laut an zu weinen. Lisa tröstete Sarah und versprach so etwas nicht

mehr zu machen.

Mia Kleine, 11 Jahre

Das Unglück

Es war ein schöner Wintertag kurz vor Weihnachten. Ich war sehr aufgeregt und

freute mich schon auf die Geschenke. Heute hatten wir den Tannenbaum

geschmückt. Er hatte blaue, grüne und rote Kugeln. Ich habe mir eine CD von

Checker Tobi gewünscht. Ich hoffte, dass ich die CD bekam, denn meine Mutter

sagte: „Dir wird das Geschenk sehr gefallen.“ Als ich ins Bett ging, fragte mein großer

Bruder: „Was denkst du, was du bekommst?“ „Also, ich kriege die Checker Tobi CD“,

sagte ich. „Haha, ich denke nicht, dass du die CD kriegst“, sagte er um mich zu

ärgern. Am nächsten Morgen war es fast schon soweit. Morgen würden wir die

Geschenke kriegen. Nach dem Frühstück wollten mein Bruder und ich auf den

Spielplatz gehen. Wir zogen uns warme Sachen an und gingen los. Dort trafen wir

uns mit Anna und Marie. Wir beschlossen einen Wettlauf zu machen. Er sollte einmal

um den Spielplatz gehen. Als wir fertig waren sollten wir vom Sprungturm springen.

Schnell wie der Blitz kletterte ich den Turm rauf und ohne zu überlegen sprang ich

hinunter. Als ich landete, knickte ich um und fiel in den Dreck. Vor Schmerzen schrie

ich und alle Kinder rannten zu mir.

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Schreibwettbewerb

2020

81

Mein Fuß schwoll an, so dass ich nicht aufstehen konnte. Meine Freunde versuchten

mich hoch zu heben, aber ich war zu schwer. So musste mein Bruder nach Hause

laufen um unsere Mutter zu holen. Die war gerade mit unseren Hunden Max, Luise

am Spielplatz vorbei gelaufen und hatte alles gesehen. Kreidebleich stand sie vor mir

und die Hunde jaulten, das Chaos war groß! Zuerst tröstete mich meine Mutter und

wischte die Tränen von meinem Gesicht und schaute sich mein Bein an. Sie rief die

Rettung!

Anna und Marie bekamen den Haustürschlüssel und sollten die Hunde nach Hause

bringen. Als der Krankenwagen kam halfen sie mir ins Auto und meine Mutter durfte

mitfahren. Im Krankenhaus wurde ich geröntgt. Der Arzt sagte: „Dein Fuß ist leider

gebrochen. Aber du hast Glück, wir brauchen ihn nur einzugipsen.“ Es dauerte eine

ganze Weile bis ich drankam. Ich war aufgeregt und ängstlich. Der Arzt machte mir

erstmal Mut. Er sagte: „Ich habe eine Überraschung für dich.“ Und was er machte

war erstaunlich und lustig. Meine Mutter, die im Flur gewartet hatte, fing an zu

lachen, als sie mich sah. Denn mein Fuß sah aus wie eine Weihnachtsmütze. Der

Gips war rot und hatte eine weiße Spitze. Ich durfte nach Hause. Da wartete mein

Bruder ungeduldig auf uns. Von der ganzen Anstrengung war ich sehr müde und

humpelte ins Bett, denn am nächsten Morgen war ja Weihnachten. Frühmorgens

wachte ich auf und dachte als erstes an meine Geschenke. Als ich in die Küche kam

sagte mein Bruder: „Na der Weihnachtsmann war ja früh da.“ Dieses Jahr gingen wir

nicht in die Kirche. Wir feierten einfach früher Bescherung, unter dem

Weihnachtsbaum lagen viel mehr Geschenke als ich gehofft hatte. Ich bekam eine

Barbie, einen Kinderwagen und ein Buch… Ich habe mich sehr gefreut.

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Schreibwettbewerb

2020

82

Julian Friesen, 11 Jahre

Klassenarbeit

Unsre Lehrerin hat vor den Winterferien angekündigt, dass wir unsere nächste

Klassenarbeit in Deutsch schreiben. Das Thema hieß Gedicht. Ich habe mich gefreut

auf diese Arbeit, weil ich es gut verstanden habe und es fiel mir leicht. Besonders gut

fand ich, dass wir aus Reimwörtern ein kleines Gedicht ausdenken konnten. Es

waren Gedichte und Reime die zum Weihnachtsfest gut gepasst haben.

Nach einem aufregenden Wochenende war es endlich soweit. Die Lehrerin teilte die

Arbeit aus. Ich begann sofort an zu schreiben. Die Zeit verflog ganz schnell. Ich habe

mir Zeit genommen, um es richtig und vollständig zu bearbeiten. Nach einer Stunde

war ich komplett fertig und gab die Arbeit ab. Ich hatte ein gutes Gefühl. Nach zwei

Wochen war es soweit, unsere Lehrerin hatte die Arbeit nachgeschaut. Sie kündigte

kurz an, dass es bei den Arbeiten ein Arbeitsblatt fehlte. Ich dachte mir in den

Moment, ich könnte es nicht sein, weil ich alles komplett abgegeben hatte.

Trotzdem war ich in den Moment ganz angespannt. Sie verteilte die Hefte und kam

auf mich zu. Ich habe bemerkt, dass sie mich anschaute und sagte: „Julian mir fehlt

dein Arbeitsblatt von deiner Arbeit!“ Ich war schockiert und dachte mir, es kann gar

nicht sein. Ich war sehr traurig, und suchte alles ab. Ich fand nichts. Meine Tränen

kullerten los. Ich konnte es nicht verstehen, wo das Blatt abgeblieben sein könnte.

Meine Lehrerin kam auf mich zu und schlägt vor, dass ich es nochmal versuche die

Arbeit zu schreiben. In den Moment war ich sehr froh, dass sie mir es vorgeschlagen

hatte, weil ich es wirklich konnte, und eine tolle Note dafür bekommen könnte.

Am nächsten Tag schrieb ich die Arbeit noch einmal, und habe sehr gut aufgepasst,

dass ich alles zusammen abgegeben habe. Mein Gefühl sagte mir, du schaffst das.

Ich glaubte fest an mich. Zwei Tage später war es soweit. Die Lehrerin kam auf mich

zu und lächelte. Sie sagte: „Jetzt hast du die Arbeit wieder. Du kannst dich drüber

freuen, sie zurück zu bekommen.“ Mir fiel ein Riesenstein vom Herzen, dass ich auch

die Arbeit zurückbekam, und freute mich über eine gute Note. Nächstes Mal werde

ich noch besser aufpassen, damit ich es nicht zwei Mal machen muss. Ich fand es

sehr gut, dass meine Lehrerin mir es noch einmal die Chance gegeben hat, und ich

eine gute Arbeit schreiben konnte.

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Schreibwettbewerb

2020

83

Lewin Schlünder, 10 Jahre

Die verrückte Mathearbeit

Wir sollten eine Mathearbeit schreiben. Wir hatten eine Woche Zeit zum Lernen. Als

ich zu Hause war aß ich zu Mittag. Beim Mittagessen erzählte ich meiner Mutter von

der Mathearbeit. Sie sagte: „Na, dann müssen wir wohl nach den Hausaufgaben für

die Arbeit üben." Ich antwortete: „Das klingt vernünftig.“ Ich erledigte meine

Hausaufgaben, ließ meine Mutter noch einmal drüber gucken, und holte die Sachen

heraus, die ich für Mathe brauchte um zu lernen. Danach ging ich raus und traf mich

mit meinen Freunden. Am Wochenende lernte ich so viel, dass ich nicht mehr viel

zum Lernen hatte. Am Dienstag war dann alles erledigt, was ich lernen konnte. Nun

glaubte ich mich gut auf die Mathearbeit vorbereitet zu haben. Dann kam der Tag der

Arbeit. Ich hatte ein gutes Gefühl, als ich die Arbeit am Ende der Stunde abgab. Zwei

Wochen später bekamen wir die Arbeit zurück ich rechnete mit einer 1 oder einer 2

stattdessen bekam ich eine 4. Ich und meine Mutter waren ziemlich verblüfft.

Bennet Wiesner, 10 Jahre

Klassenfahrt mit Überraschungen

Im 4. Schuljahr fuhr ich mit meiner alten Klasse und zwei Lehrerinnen auf Klassen-

fahrt nach Arnsberg. An einem Montag im September ging es los. Wir fuhren mit dem

Bus ins Sauerland und alle Kinder waren aufgeregt, weil die Zimmeraufteilung noch

nicht feststand. Das wollten wir direkt in der Jugendherberge besprechen. Mein

Freund und ich wollten uns gern ein Zimmer teilen. Und das hat sogar geklappt!

Nur leider mussten wir ein Vierer-Zimmer belegen und deshalb fehlten noch zwei

Kinder. Wir hatten mehrere Chaoten in unserer Klasse, mit denen wir nicht so gerne

zusammen waren und ausgerechnet zwei von ihnen wollten mit in unser Zimmer.

Wir haben gedacht: „Das kann nur schiefgehen! Hoffentlich haben wir überhaupt

Spaß mit den beiden.“

Mit einem komischen Gefühl im Bauch gingen mein Freund und ich in unser Zimmer

und bezogen die Betten. Auch unsere Chaoten-Mitschüler kamen ins Zimmer und

packten ihre Sachen aus. Und dann fingen sie auch schon an, alles durcheinander

zu werfen und Quatsch zu machen und zu ärgern. Ich fand das ziemlich blöd.

Am Nachmittag gingen wir dann mit der ganzen Klasse in den Wald, um eine

Wanderung zu machen. Abends wollten wir ein Lagerfeuer machen. Die Wanderung

war sehr aufregend, weil wir dort Krater von Bomben gesehen haben. Die waren

RIESIG! Durch einen Krater konnten mein Freund und ich durchgehen. Das war total

cool.

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Schreibwettbewerb

2020

84

Als es langsam dunkel wurde, teilte sich unsere Klasse in zwei Gruppen auf, um ein

Wettlauf durch den Wald zum Lagerfeuerplatz zu machen. Es gab an den Bäumen

Markierungen, die uns den Weg zeigten. Die Lehrerinnen riefen: „Los geht´s, wer

zuerst am Lagerfeuer ankommt, darf morgen Abend das Buffet eröffnen.“

Und wir rannten alle so schnell wir konnten los und mussten aufpassen, um den

richtigen Weg zu finden. Irgendwie haben mein Freund und ich den falschen Weg

genommen, und auf einmal rutschen wir beide einen Abhang runter. Das tat so weh

und wir riefen laut in den Wald: „Hilfe, Hilfe, wir sind ausgerutscht! Bitte helft uns!“

Wir konnten kaum noch was sehen, weil es schon fast dunkel war und es war so

unheimlich.

Auf einmal hörten wir Stimmen und dann kamen unsere Chaoten-Mitschüler zu uns

runter und halfen uns hoch. Sie sagten: „Kommt, wir helfen euch, ist alles ok?“

Als wir wieder oben auf dem Waldweg waren, war ich echt froh. Wir sagten „Danke“

zu unseren beiden Chaoten und liefen zum Lagerfeuer. Ab da waren wir die ganze

Zeit mit den beiden zusammen und eigentlich waren sie ganz nett. Wir haben die

nächsten Tage noch viel erlebt, zum Beispiel Bogenschießen und Bergwerk-

Besichtigung. Und eigentlich war das ein tolles Erlebnis mal zu sehen, dass diese

beiden Jungs eigentlich ganz doch nett sind. Das hatte ich mir am Anfang anders

vorgestellt – aber es war doch eine tolle Klassenfahrt!

Luis Sperling, 11 Jahre

Weihnachten 2019

Wir beginnen mit den Vorbereitungen für Weihnachten. Alles musste perfekt sein und

das ganze Haus musste geputzt werden. An Weihnachten mussten wir den Tisch so

stellen, dass sich alle hinsetzen konnten. Anschließend warteten wir auf die Gäste.

Als die Gäste endlich kamen, haben sich alle begrüßt. Es hat noch ein bisschen

gedauert, bis das Weihnachtessen endlich beginnen konnte. Als das Essen endlich

beginnen konnte, haben sich alle an den Tisch gesetzt. Zu essen gab es eine Gans,

Salate und Hähnchen. Nach dem Essen folgte die Bescherung. Mein Cousin und ich

packten die Geschenke aus und als alle ausgepackt waren, habe ich etwas anderes

bekommen anstatt dem, was ich mir gewünscht hatte. Ich fühlte mich traurig und

enttäuscht. Auf einmal ging mein Papa unter dem Vorwand, dass sein Computer

noch an sei, nach oben und holte noch ein Geschenk mit nach unten. Als ich es

auspackte, war es das, was ich mir gewünscht hatte. Ich fühlte mich richtig glücklich

und froh. Also das habe ich mir aber anders vorgestellt.

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Schreibwettbewerb

2020

85

Konstantin Feldbusch, 11 Jahre

Das verqualmte Auto

In den Sommerferien 2017 bin ich mit meiner Familie an die Nordsee gefahren.

Als ich mit meiner Familie ins Gruseleum fuhr, und danach wieder zurück zur

Ferienwohnung, rochen wir Qualm. Wir dachten, es wäre ein anderes Auto, oder

jemand der geraucht hätte. Wir beachteten den Qualm erst gar nicht und wollten

sehen wie es sich entwickelt. In der Stadt angekommen wurde es schlimmer und wir

hielten auf einen Parkplatz an (Dazu regnete es in Strömen). Meine Mutter, meine

Schwester und ich, gingen zu einer Bäckerei. Mein Vater rief einen Autoreparatur-

dienst und holte uns von der Bäckerei ab (Die Bäckerei war ganz in der Nähe).

Zusammen gingen wir zurück zur Ferienwohnung und spielten zwei bis drei Spiele.

Ich habe die Serie: (Für Kinder) „Geschichten aus der Gruft“ gekuckt. Ich habe sehr

nachdenklich geschlafen und war sehr müde. Das war ein erschreckender Tag.

Das habe ich mir aber anders vorgestellt!

Ina Dollase, 10 Jahre

Vanessa und Lina sind Zwillinge. Sie gehen in die 5a des Hubertus-Schwartz-

Gymnasiums. Eigentlich sind die beiden gute Schülerinnen, aber in Deutsch haben

sie ein bisschen Probleme. Sie lernen fleißig für die bevorstehende Klassenarbeit.

Sie haben sich vorgenommen, jeden Tag ein bis zwei Stunden zu lernen. Leider

klappt das nicht wie geplant. Jeden Tag kommt ihnen etwas dazwischen. Mal

müssen sie ihrer Mutter im Haushalt helfen, mal sind sie zu einer Geburtstagsfeier

eingeladen. Ein anderes Mal haben sie einen Arzttermin. Und dann geben die

anderen Lehrer auch noch ziemlich viele Hausaufgaben auf. Am Abend vor der

Klassenarbeit gehen die beiden mit einem sehr schlechten Gefühl ins Bett. Sie fühlen

sich beide sehr schlecht vorbereitet und haben Angst, die Arbeit zu verhauen.

Vanessa macht die ganze Nacht kein Auge zu, und Lina schläft auch fast nicht.

Am nächsten Morgen sind beide total müde. Als der Deutschlehrer den Klassenraum

betritt, sind die beiden sehr nervös, doch als er die Aufgaben verteilt und die beiden

die Aufgaben sehen, ist ihre Laune gleich viel besser. So schwer wie sie befürchtet

hatten, scheint die Arbeit doch nicht zu werden. Als sie sich nach der Arbeit mit ihren

Klassenkameraden unterhalten, haben sie doch Zweifel. Alle anderen haben andere

Ergebnisse als die zwei. Als sie mittags nach Hause kommen, berichten sie ihrer

Mutter, dass die Klassenarbeit wahrscheinlich nicht so gut ausgefallen ist. „Das ist

doch nicht so schlimm, dann wird die nächste Arbeit besser“, tröstet sie die Mutter.

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Schreibwettbewerb

2020

86

Vanessa und Lina hoffen, dass es ganz lange dauert, bis der Lehrer die

Klassenarbeit korrigiert hat und wieder zurückgibt. Eine Woche später ist es dann

soweit. Die Laune der Zwillinge ist auf dem Tiefpunkt. Der Lehrer macht es

spannend. Vanessas und Linas Klassenarbeiten sind die beiden letzten, die er

zurückgibt. „Vanessa und Lina haben diesmal die beiden besten Klassenarbeiten.

Toll gemacht ihr beiden“, verkündet der Lehrer.

Die beiden können nicht glauben, was der Lehrer da gerade gesagt hat. Doch dann

sehen sie es schwarz auf weiß. Die beiden fallen sich vor Freude in die Arme. Sie

haben beide eine Eins. Das haben sich die beiden aber anders vorgestellt…

Anna-Lena Bertz, 16 Jahre

Will ich träumen?

Habe Träume.

Träume groß.

Habe Pläne.

Plane genau.

Was ist wenn wir Träume haben?

Wenn wir Pläne haben?

Er träumt und plant.

Höher, schneller, weiter.

Er möchte erreichen.

Er träumt von seinem Leben.

Er hat Pläne für die Zukunft.

Er möchte erreichen.

Er will ehrgeizig sein.

Er will seine Träume erfüllen.

Er möchte erreichen.

Was wenn er nicht erreicht?

Was wenn wir nicht erreichen?

Er säße da in seinem Raum

Voller geplatzter Seifenblasen.

Die so sicher schienenden Seifenblasen.

Er hätte keine Hoffnung.

Er sähe keinen Sinn.

Nicht mehr.

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Schreibwettbewerb

2020

87

Wofür also Hoffnung haben,

Wenn der Verlust

Bereits zum Klopfen ansetzt?

Er säße leer da.

Er fände keine Perspektive.

Denn der Traum, er war so groß.

Er hörte auf zu träumen,

Weil die Größe Schatten wirft.

Dunkel und verborgen.

So spielt das Leben

Und die Sonne kreist

Um die Erde.

Mit der Sonne

Verschwinden die Schatten.

Ungewiss,

Ob Wolken aufziehen.

Wir wissen nicht,

Welche Wolken

Uns die Sonne verdecken mögen.

Sollen wir aufhören zu träumen,

Weil das Leben sich wenden kann?

Ohne Anfang kein Ende.

Keine Seifenblasen.

Ohne Träume und Pläne keine Perspektive.

Kein Schimmer auf unseren kleinen Leben.

Hoffnung, dass es besser wird.

Hoffnung, dass es wird, wie wir träumen.

Hoffnung schimmert in schillernden Farben.

Buntes Leben.

Träumst du?

Es sollte nach Paris gehen,

Prag und Taizé.

Heute hab ich nur noch Angst

Um Oma und Opa.

Auch diese Zeit wird ziehen.

Doch wann kommt der Wind?

Fangen wir wieder an zu träumen?

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Schreibwettbewerb

2020

88

Hannah Langeneke, 13 Jahre

Amoklauf im Zug

Sieben Stunden sitze ich schon mit meiner Familie im Zug, und gleich sind wir

endlich da. „Peng!" Was war das? Hier ist niemand mit einer Schusswaffe zu sehen,

doch es hört sich ganz eindeutig wie ein Schuss an. Da! Ein schwarz vermummter

Mann mit Waffe, welcher bis zu meinem Platz und dem meiner Familie jeden

umgebracht hat. Doch auch meine Familie hat er nun vor meinen Augen

umgebracht...

„Na, hast du mich vermisst?“, fragt er mich. „Wer bist du?“, frage ich vor lauter Angst

mit einem pochenden Herzen, welches mir schon bis zum Hals schlägt. „Du kennst

mich! Sogar sehr gut“, sagt er mit einer rauen Stimme. Doch ich habe keine Ahnung

wer er ist und vor allem nicht, was er von mir will.

„Ich kenne dich nicht, niemand von meinen Freunden, Bekannten oder meiner

Familie würde so viele unschuldige Menschen töten.“ Ich muss weinen, meine

Familie ist tot und das alles nur wegen mir. Nun frage ich mich wirklich, wer zum

Teufel unter dieser Maske steckt.

„Zieh deine Maske ab, und sei nicht so feige und versteck dich“, sage ich mit

erbitterter Stimme. „Ok, aber wenn du schreist, töte ich auch dich."

Langsam zieht er die Maske ab, und nun weiß ich auch ganz genau, wer dieser

Mann ist. Doch das hätte ich niemals erwartet. „Warum, Gabriel? Wie konntest du

das tun?", frage ich. Er antwortet: „Ich habe dich geliebt und du ziehst einfach weg!

Es soll dir wehtun! Du hast jetzt nichts mehr, keine Familie nur Freunde, die auf der

anderen Seite des Landes leben. Ich hoffe es ist dir eine Lehre!"

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Schreibwettbewerb

2020

89

Sophia Grever, 14 Jahre

Bayern ist eigentlich auch ganz gut

Na super, da fährt man einmal im Jahr in den Urlaub und dann kommt so ein Corona

Virus um die Ecke. Alles war so perfekt geplant, ein zweiwöchiger Urlaub in

Griechenland, doch jetzt stehe ich hier an der blöden Grenze und darf nicht durch.

Ich hatte mich schon so auf unseren Urlaub gefreut, aber das Einzige was ich jetzt

machen kann, ist mit meinen Eltern und dem Traumpaar schlechthin im Auto sitzen

und Netflix schauen. Meine Eltern sind am Streiten und meine Schwester schläft mit

ihrem Freund Arm in Arm. „Was machen wir denn jetzt?“, frage ich um den Streit

meiner Eltern kurz zu unterbrechen, doch ich bekomme nur ein genervtes: „Das weiß

ich doch nicht, Ivy. Siehst du nicht, dass wir am Überlegen sind?“ Sehe ich nicht,

doch ich beschließe, besser nichts mehr zu sagen.

Nachdem ich „Kissing Booth“ zum gefühlt hundertsten Mal geschaut habe, fahren wir

auf einmal los. Meine Mutter ruft nur: „Wir machen jetzt Urlaub an der Grenze. Hier

ist ein wunderschönes Hotel, und die Alpen sind gleich neben an. Wir haben schon

mit dem Hotel telefoniert und werden dort erwartet.“

Das habe ich mir aber anders vorgestellt! Ein Urlaub zum Wandern in den Bergen,

statt hübsche Jungs in Badehosen und sonnen am Strand. Ein absoluter Albtraum!

Als wir am Hotel ankommen, steht eine Familie vor dem Hotel, die anscheinend die

Eigentümer sind, doch zu meiner Enttäuschung ist es eher ein Bauernhof als ein

Hotel. Die Hotelbesitzer, inklusive ihres hübschen Sohnes, warten schon vor dem

Hotel auf uns und begrüßen uns herzlich.

Am nächsten Tag erkunden meine Eltern die Gegend und meine Schwester vergräbt

sich mit ihrem Freund im Zimmer, also schlendere ich über den Bauernhof.

Plötzlich höre ich hinter mir: „Mei Grattler bists aufer Suche nach wat?“ Ich drehe

mich um und vor mir steht der Sohn des Hauses. Hübsch, nett und charmant, doch

ein bisschen unverständlich, aber das macht mir im Moment nichts. Vielleicht hat der

Corona Virus ja doch ein paar schöne Seiten und Bayern ist eigentlich auch ganz

gut.

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2020

90

Lena Kleinschnittger, 14 Jahre

„Oh mein Gott! Die Nachricht ist raus! Ich hab´s ihm gesagt! Doch was ist denn,

wenn er mir nicht antwortet?“ „Mach dir keine Sorgen“, meint meine ABFFIUE. Und

da... plötzlich klingelt mein Handy und da seh´ ich … er hat mir geantwortet! „OMG

vielleicht mag er mich ja auch“, ruf ich durch mein ganzes Zimmer. Doch meine

Freundin nuschelt in sich herein: „Mach dir noch keine Hoffnungen. Er hat dir bisher

nur ein „Hey“ geschrieben, das heißt noch gar nichts.“ Doch ich höre gar nicht auf sie

und schreibe ihm sofort zurück. „Was soll ich ihm denn zurückschreiben? Vielleicht

ein „WMD“, oder nein, das hört sich so kindisch an. Ich schreibe ihm einfach ein

Wie geht es dir? Was hältst du davon?“ „Ich finde du solltest mal einen Gang runter

fahren.“ riet mir meine BFF. Daraufhin meckerte ich: „BLABLABLA.“

15 Minuten später

„Wir schreiben jetzt schon fast 20 Minuten miteinander und er ist sooo süß!“,

schwärmte ich. „Willst du ihn eventuell fragen, ob er sich mit dir heut´ Abend zu Pizza

essen treffen will?“, fragte meine Freundin mich. „Ich weiß nicht“, meinte ich, „was ist

denn wenn er nein sagt? Dann bin ich die Lachnummer der GANZEN Schule!“ Doch

sie sagt mir: „Versuchen kann man es ja, und wenn er nein sagt, dann hast du etwas

Besseres verdient!“ „Okay, aber wie formuliere ich denn die Nachricht, ich meine ich

will nicht aufdringlich wirken, aber es soll aber auch nicht so rüber kommen, als wäre

er mir total egal. Verstehst du?“ „Gib mir mal dein Handy“, fordert sie, „ich schreibe

ihm jetzt!“ Und TIP TIP TIP „ Abgesendet.“

5 Minuten später

„BING“ „Er hat geantwortet! Soll ich vorlesen?“ „Jaaaa!“ << Ich glaube ich muss dir

etwas sagen, das Ding ist, ich glaube einfach, dass du dich in mich verliebt hast. Da

ist auch nichts Schlimmes dran aber das Problem liegt einfach dabei, dass ich

schwul bin.....>>

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2020

91

Jana Tüllmann, 13 Jahre

Das sollte doch ein schöner Urlaub werden …

Das waren meine Worte, als Laura gerade unseren Sommerurlaub auf Norderney

abgesagt hatte. Über Nacht ist sie krank geworden. Das hab ich mir echt anders

vorgestellt. Und das war ja nur der Anfang…

Also fahre ich alleine mit meinen Eltern los. Stau! Eigentlich finde ich das gar nicht so

schlimm, denn dann kann man aus dem Auto steigen und ein bisschen zwischen den

anderen Autos herumlaufen. Aber heute ist mir nicht nach Aussteigen zumute! Ich

möchte gar nicht wissen, was noch alles schief läuft; also bleibe ich sitzen. Nach

einer Stunde geht es endlich weiter zur Fähre. Schließlich dort angekommen, sage

ich erleichtert: „Nun kann einem perfekten Urlaub nichts mehr im Wege stehen.“

Doch die Fähre ist bereits vor fünfzehn Minuten abgefahren und die nächste kommt

erst in zwei Stunden. Also nochmal warten! Zum Glück findet meine Mutter ein

schönes Café, in dem wir uns die Zeit vertreiben können.

Tuuttuut! Endlich fährt die Fähre los. Mein Vater und ich ergattern den besten Platz.

Was für eine Aussicht! Das Meer glitzert und die Luft riecht so wunderbar nach Meer!

Ich freue mich so sehr auf unseren Urlaub auf der Insel. „Bitte alle aussteigen und

einen schönen Urlaub“, klingt es aus dem Lautsprecher der Fähre. Endlich sind wir

da! Wir beziehen unsere Ferienwohnung und beschließen, später zum Strand zu

gehen. Aber ohne Laura wird das bestimmt langweilig. Doch keineswegs – gerade

haben wir unsere Sachen ausgepackt und wollen gerade ins Wasser gehen, als eine

Windbö meinen Bikini mitreißt, den ich in den Sand gelegt habe, weil ich ihn ja jetzt

eigentlich anziehen wollte. So ein Mist! Somit kann ich heute noch nicht mal ins

Wasser gehen- wie schade!

Heute ist echt nicht mein Tag, denke ich so bei mir. Schließlich baue ich mit meinen

Eltern eine Sandburg. Als wir nach einer halben Stunde an unseren Strandkorb

zurückkommen, haben sich einfach zwei ältere Leute auf die Sachen in unserem

Strandkorb gesetzt. Das gibt´s doch wohl nicht!

Wir wussten erst gar nicht, was wir sagen sollten. Als die beiden unsere ungläubigen

Blicke bemerkten, schauten sie auf die Korbnummer und entschuldigten sich peinlich

berührt, dass sie sich im Strandkorb geirrt hätten. Ich musste schmunzeln. Wir

blieben noch etwa zwanzig Minuten in unserem Strandkorb, bis es uns dann zu kalt

wurde und wir nach Hause gingen, denn ich hatte das Gefühl, dass es ein Unwetter

geben könnte. Gerade fiel die Tür unserer Ferienwohnung hinter uns ins Schloss, da

begann es auch schon zu regnen. Zum Glück hatte ich ein Dachfenster in meinem

Zimmer. Ich liebe das Geräusch, wenn der Regen darauf prasselt. Als ich so

entspannt in meinem Zimmer saß, schrieb ich mit Laura. Sie war genauso traurig wie

ich über diese verpasste Reise. Den nächsten Tag schellte es an unserer Tür.

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2020

92

Annika Gunt, 14 Jahre

Das Tinderdate

„Boah, was für eine Frechheit! Da meint der Typ doch glatt, er könnte mich hier auf

den Arm nehmen! Da taucht er hier mit einer komischen Jogginghose mit Löchern

und mit einem dreckigen Pullover auf. Das geht ja mal gar nicht! Und seine Haare!

Oh Gott, so fettige Haare habe ich wirklich noch nie in meinem Leben gesehen. Laut

seinem Profil auf Tinder ist er ein gutaussehender, gut gebauter, 1,93 Meter großer

Geschäftsführer, der seine Zeit und sein Geld in ein Tierheim investiert, und gerne

etwas mit seiner Familie unternimmt. Naja, groß ist er und das mit der Familie weiß

ich auch nicht, aber mehr auch nicht. Oh Gott, schrecklich. Dann spuckt er wieder auf

den Boden.

„Na wie geht´s?“, spricht er mich an. Naja, unterhalten können wir uns ja erstmal.

„Hey, ganz gut. Schön dich kennenzulernen!“ Ich schrecke ihm meine Hand aus. Er

bemerkt es gar nicht, also nehme ich meine Hand wieder runter. Er spuckt wieder auf

den Boden. „Können wir jetzt gehen. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“ schoss

ihm aus dem Mund. Dass er mich jetzt angelogen hat, find ich ganz schön frech und

unhöflich, aber ich möchte ihm trotzdem eine Chance geben. Wir gehen ins Kino.

Eigentlich dachte ich, dass wir uns irgendeine Liebesschnulze anschauen, aber

NEIN! Stattdessen schauen wir irgendeinen Horrorfilm. Wir haben uns gerade das

Popcorn und die Getränke gekauft und sind in den Kinosaal gegangen. Auf einmal ist

alles still, da der Film anfängt. Oh Gott, wie ich Puppen verabscheue! Nein! Ich habe

so Angst. Ich möchte nicht mehr weiter schauen. Nein bitte töte ihn ni.. . Plötzlich

höre ich, wie er neben mir lacht. Warum lacht man, wen jemand getötet wird!? OH

MEIN GOTT! Jetzt legt er auch noch seinen Arm um mich. Und er stinkt! Er stinkt

einfach so sehr nach Schweiß. Jetzt schlürft er auch noch seine Cola. Wie alt ist er,

5? Als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen; jetzt fängt er auch noch an

das ABC zu rülpsen. Pfui, widerlich. Ich habe mich in meinem Leben noch nie so

geschämt, wie an diesem Abend.

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2020

93

Dana Wolk, 13 Jahre

„Elena Schatz, bist du dann soweit, wir wollen los?“, rief mir meine Mutter zu.

Und ob ich soweit war, ich konnte es gar nicht abwarten, dieses Haus zu verlassen.

Diese Stadt zu verlassen. Ihn nicht mehr sehen zu müssen und meine Vergangenheit

endlich hinter mir zu lassen. Auch wenn ich hier schon immer leben wollte.

Wir wollten in diesem kleinen Hause nahe am Hafen in Hamburg ein neues Leben

anfangen, nachdem ich auf meiner alten Schule gemobbt wurde, und mein Vater hier

in Hamburg einen gut bezahlten Job angenommen hatte.

Doch nachdem es vor einer Woche schon wieder passiert war, konnte ich nicht mehr.

Ich war mit meinen Nerven am Ende. Also hatte ich mich dazu entschieden, meinen

Eltern von seinen grausamen Taten zu erzählen. Wie man sich so in einem

Menschen täuschen konnte. Ihm hatte ich alles anvertraut und er kannte meine

ganze Vergangenheit.

Er wusste, dass ich gemobbt wurde, dass ich Jahre lang an Depressionen litt - und

somit war ich ein leichtes Opfer für ihn. Er misshandelte und drohte mir Monate lang.

Er sagte immer wieder, er würde den Menschen, die mir was bedeuten, etwas antun,

sollte ich irgendjemandem von unserer Beziehung erzählen.

Aber so konnte es nicht weiter gehen! Deshalb nahm ich vor ein paar Tagen,

nachdem er erneut handgreiflich wurde, meinen ganzen Mut zusammen und erzählte

meine Eltern von den letzten Tagen, Wochen und Monaten, die ihnen entgangen

waren. Ich bemühte mich, alles bis ins kleinste Detail zu erzählen, so schwer es mir

auch fiel.

Ich erzählte ihnen, wie er immer schneller laut wurde, sobald ihm etwas nicht passte.

Wie aggressiv er mich behandelt hatte, wenn ich Abstand gesucht hatte. Und letzten

Endes, wie er, dass erste, zweite und dritte Mal mir gegenüber handgreiflich wurde.

Im ersten Moment sagten meine Eltern nichts dazu und man sah ihnen an, dass sie

schockiert waren. Wir unterhielten uns noch den ganzen Abend, und sie versprachen

mir, dass sie ab jetzt voll und ganz für mich da sein werden und mich unterstützen.

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2020

94

Sudem Tas, 14 Jahre

Außer Kontrolle

Der Wind wehte mir um die Ohren, es fing bereits an zu dämmern, und man spürte

eindeutig die Kälte. „Wir müssen das auf jeden Fall öfter machen, ich liebe dieses

Freiheitsgefühl hier. Als würde der ganze Wald nur uns gehören…“, sagte ich mit

voller Euphorie. „Ja das stimmt, ist echt toll hier. Es wird langsam dunkel und wir

sollten schauen, dass wir bald zurück zum Stall reiten, es ist ja noch ein ganzes

Stück bis dahin. In der Dunkelheit könnte das sehr gefährlich werden, wenn Wild

rumläuft“, erwiderte Larissa. Ich hingegen: „Ja, das passt schon. Wir kommen

bestimmt rechtzeitig nach Hause, aber ich möchte vorerst diese friedliche Stimmung

hier genießen im Wald…“ Ich schaute mich um und sah, wie sich die Äste der Bäume

langsam im Wind hin und her bewegten, in dem Moment schloss ich meine Augen

und genoss genau diese paar Minuten für mich alleine. Nicht ahnend wie der Tag für

mich noch heute ende würde. Während ich vor mich her träumte trug mich Samira

gemütlich über den Kiesweg durch den mysteriösen Waldpfad. Larissa die auf

dichtem Pfad hinter uns her ritt auf Prince machte einen Vorschlag: „Lass uns doch

zur noch zur dieser einen Lichtung reiten, die hier in der Nähe ist. Der Ort hat das

beste Licht um dort Fotos zu machen, was hältst du davon?“ Ich bekam zwar ein

mulmiges Gefühl. Wir wollten ja noch vor Anbruch der Dunkelheit wieder zurück sein,

aber wen wir schon Mal hier waren warum nicht, dachte ich mir. Meine Unsicherheit

übertrug sich zuerst auf Prince, der sich schon kurz vor der Lichtung eigenartig

verhielt. Die Fotos waren im Kasten, wir brachen auf, um uns wieder auf den

Heimweg Richtung Stall zu machen. Mein sonst nicht so schreckhaftes Pferd Samira

schien plötzlich wie ausgewechselt zu sein. Aus unerklärlichen Gründen schoss

Samira in Richtung Wald. In meinem Augenwinkel sah ich, wie Larissa im letzten

Moment von ihrem Pferd abstieg, das beinahe auch durchgegangen wäre. Ich hatte

nichts mehr unter Kontrolle, weder meine Gefühle noch mein Pferd. Samira reagierte

auf keine meiner Hilfen mehr. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf,

während Samira mich immer schneller auf einen unbekannten Weg trug. Mein letzter

Gedanke war noch: „Du musst irgendwie von diesem Pferd runter, egal wie!“ Und im

nächsten Moment öffnete ich für einen kurzen Moment meine Augen und empfand,

dass sich meine Perspektive geändert hatte. Ich war nicht mehr auf dem Pferd

sondern auf nassem Waldboden. Schmerzen schossen mir durch den ganzen

Körper. Aus der Ferne hörte ich eine vertraute Stimme die rief: „SILA! DER ABHANG

BEWEG DICH BLOß NICHT.“

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2020

95

Lena Severin, 14 Jahre

Die Kiste

Ich bin Max. Als ich sechs Jahre alt war, hat mein Vater mich und meine Mutter

plötzlich verlassen. Meine Mutter war somit von jetzt auf gleich alleinerziehend. Sie

arbeitete täglich Vollzeit, dadurch habe ich sie nicht oft zu Gesicht bekommen. Sie tat

das alles, damit wir überhaupt durchgekommen sind, da die Mieten in Berlin einfach

so teuer waren. Ich würde sagen, ich hatte eine unbeschwerte und relativ schöne

Kindheit, auch wenn wir uns nicht immer alles leisten konnten. Jetzt bin ich

siebzehneinhalb und hätte mir bis vor kurzen absolut kein anderes Leben vorstellen

können… bis zu diesem einen Tag. Ich ging auf unseren Dachboden, da ich eine alte

Kiste für meine Mutter holen sollte. Ich ging nichtsahnend hinauf und suchte unseren

ganzen Dachboden nach dieser Kiste ab. Aus Versehen stieß ich einen Karton

runter, ich traute meinen Augen nicht, was ich in dieser Kiste fand. Es mussten

veraltete Bilder von meiner Mutter und meinem Vater sein. Ich erkannte mich in

seinem Gesicht wieder, obwohl ich gar kein Bild mehr von ihm vor Augen hatte.

Ich war ganz vertieft in diese Bilder bis meine Mutter rief, ob ich die Kiste gefunden

hätte. Ich antwortete ihr mit: „Noch nicht!“ Doch dann, ich konnte es nicht glauben,

fand ich einen an mich adressierten Brief zwischen den ganzen Bildern meiner

Eltern. Zuerst überlegte ich, von wem er sein konnte, bis mir einleuchtete, dass

dieser Brief von meinem Vater sein musste. Ich öffnete ihn vorsichtig und fing an ihn

zu lesen: „Hallo mein Sohn…“ Mein Atem stockte. War dies wohl wirklich ein Brief

meines Vaters, auf den ich solange gewartet habe? Nein, das konnte nicht sein.

Meine Mutter hatte immer gesagt, mein Vater hätte mir nichts hinterlegt. Ich stellte

mir die Frage, ob sie mich belogen haben könnte. Aber nein, das konnte nicht sein.

Ich las weiter: „Ich weiß nicht wann, wo oder ob du diesen Brief jemals lesen wirst.

Aber ich möchte nur dass du weißt, dass ich dich unendlich lieb habe. An deinem

achtzehnten Geburtstag möchte ich dich besuchen, um dir alles zu erklären. Ich

weiß, ich habe dich bestimmt jetzt überrumpelt, aber ich würde es mir wirklich

wünschen.“ Stopp! Konnte ich diesen Brief weiterlesen, obwohl ich nichts mehr von

ihm wusste? Meine Neugierde sagte ja, aber ich konnte nicht. Weder wusste ich wie

er aussieht, noch wer er ist, was seine Hobbies sind, sein Beruf ist, oder ob er noch

Familie hat. Ich war geschockt. Ich legte den Brief mechanisch zurück in den

Umschlag. In diesem Moment sprang mir die Kiste, die ich für meine Mutter holen

sollte ins Auge, nahm sie und rannte schnell die Treppe hinunter. Meine Mutter fragte

mich, was ich solange oben gemacht hätte. Ich beschloss , ihr nichts davon zu

erzählen. Mein Unterbewusstsein verdrängte von diesem Zeitpunkt an, dass dieser

Brief überhaupt existierte.

Heute ist mein achtzehnter Geburtstag. Es klingelte, unbefangen öffnete ich die Tür.

Vor mir stand ein älterer Mann. Ungefähr Anfang 50. Er schaute mich an und fragte:

„Wohnt hier ein Max?“ Ich schüttelte den Kopf und stotterte: „Tut mir leid, einen Max

kenne ich nicht.“ Ich musterte den Greis. Mein Vater hatte sich überhaupt nicht

verändert.

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2020

96

Constanze Theurich, 13 Jahre

Für immer verloren

„Nein!“, schreie ich und lasse die Tränen über meine Wange fließen. „Nein, nein,

nein! Das ist nicht real“, wimmere ich leise und muss von meiner besten Freundin

Lara aufgehalten werden, nicht an der Absperrung vorbeizurennen, um in das

brennende, rot durch Flammen gezeichnete Gebäude zu gelangen. Überall ist Rauch

und Menschen laufen umher. Immer wieder geht mir durch den Kopf, dass er jetzt

weg ist. Für immer. Es ist alles noch so surreal.

Lara und ich wollten doch einfach nur die Mittagspause mit ihm verbringen, doch

noch bevor er unten in der Lobby war, gab es diesen lauten Knall. Überall kamen

hysterisch schreiende Menschen aus den Gebäuden und sahen die oberen Etagen

des Hochhauses in lodernden Flammen stehen. Es musste ein gewaltiger Fehler

passiert sein, welcher zu dieser Explosion in dem Labortrakt geführt hatte.

Sofort hatte ich nicht mehr denken können - er war dort gewesen. Er, die Liebe

meines Lebens. Immer und immer wieder sagt mein Gehirn mir, dass ich ihn nie

wiedersehen werde, dass er jetzt weg ist. Doch wirklich verstehen kann und will ich

es nicht.

Als ich einen weiteren Versuch starte, mich an Lara und der Absperrung vorbei zu

drängen, ruft Lara: „Mia, bleib hier. Du kannst hier nichts tun und, wenn du jetzt

darein rennst, wirst du ihn auch nicht finden können. Im Gegenteil, du wirst Leute bei

ihrer Arbeit stören, dann ist keinem geholfen, weder Marc, noch den anderen Leuten

in diesem Gebäude.“ Sie überbrückt das kurze Stück zwischen uns und zieht mich in

ihre Arme. Auch, wenn ich es nicht wahrhaben will, hat sie Recht. „Aber was ist,

wenn sie ihn nicht finden können? Was ist, wenn er irgendwo in diesem Gebäude

liegt, schwer verletzt ist und leidet?“, frage ich sie noch verzweifelter als ohnehin

schon. Schon wieder laufen mir die Tränen die Wangen herunter, aber nicht nur mir

geht es so, denn auch Lara fließen die Tränen.

Doch plötzlich sehe ich eine Person, die auf mich zu rennt, sie ist rußverschmiert.

„Mia?.... Oh Gott, es geht dir gut.“

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2020

97

Johanna Ochel, 14 Jahre

Gefährlicher Urlaubstag

Ich hatte echt keinen Bock mehr! Meine Mutter und ich machten für zwei Wochen

Urlaub auf Mallorca. Heute entschieden wir uns für eine kleine Tauchtour. Eigentlich

hatte ich mich total auf die Tour gefreut, denn wer wollte so eine Tauchtour nicht

immer schon einmal machen? Wir machten uns mit einem Tauchteam und ein paar

anderen Touristen startklar, wir zogen Tauchanzug, Taucherbrille und einen super

schweren Rucksack mit der Sauerstoffflasche an. Daraufhin stiegen wir, die anderen

Touristen und das Tauchteam in ein Schlauchboot und wir machten uns auf den Weg

zu einer geeigneten Tauchstelle. Alle waren total gespannt und freuten sich endlich

die Wasserwelten von Mallorca zu erkunden. Doch das Boot hatte andere Pläne und

blieb plötzlich weit von der Küste weg, mitten im Nirgendwo. Die heiße Mittagssonne

prallte wie verrückt auf meinen Kopf, sodass ich starke Kopfschmerzen bekam. Der

Tour Leiter versuchte vergeblich, das Boot wieder in Gang zu kriegen, doch dies war

vergeblich, dass Schlauchboot gab keinen Ton mehr von sich. Währenddessen alle

auf dem Boot immer unruhiger worden, und von der enormen Wärme der Sonne

schon total am Schwitzen waren, sagte der Leiter der Tour, dass wir wenn wir wollten

auch hier tauchen könnten, doch wir sollten vorsichtig sein, denn wir sind nicht an

einer gesicherten Tauchstelle. Ich dachte mir, schlimmer als auf dem Boot in der

prallen Sonne zu hocken kann das Tauchen ja nicht sein. Also war ich fest

entschlossen, den Sprung in das ungewisse Meer zu wagen. Was sollte den schon

passieren? Doch meine Mutter war davon nicht sehr begeistert, und wollte lieber auf

dem Boot bleiben. Ich wagte mich alleine in das Wasser. Es hat sich gelohnt! Ich

konnte so viele verschiedene Fische aus nächster Nähe betrachten und es waren

auch eine Menge super schöner Pflanzen zu sehen. Stopp! Was hat da gerade

meine Wade gestreift? Es fühlte sich so an, als hätte jemand eine ätzende

Flüssigkeit über meine Wade verschüttet. Ich dachte nur schnell weg hier und schnell

zurück zum Boot. Doch auf einmal durchschoss ein heftiger Schmerz, wie ein Blitz,

meinen ganzen Körper. Ich konnte mich nicht mehr bewegen und mir wurde schwarz

vor Augen. Ein Mann von unserem Boot, der ebenfalls tauchen war musste mich

wohl gesehen haben und brachte mich zurück an die Wasseroberfläche in der Nähe

des Bootes, wo man mich aus dem Wasser zog. Was jetzt? Das Boot war noch nicht

repariert, und Hilfe konnte erst in zwanzig Minuten da sein. Panik im ganzen Boot

machte sich breit. Meine Mutter war total überfordert mit der Situation, wie alle

anderen auf dem Boot auch. Langsam kam ich wieder zu mir, doch ich hatte starke

Schmerzen. Der Tour Leiter sagte: „Es war wahrscheinlich eine Feuerqualle, auf die

sie allergisch reagiert! Sie muss unbedingt ins Krankenhaus!“ Wir waren alle

dehydriert, denn wir alle saßen schon zu lange in der prallen Sonne. Der Tour Leiter

versuchte über das Funkgerät ein Rettungsboot zu erreichen, dass mich ins

Krankenhaus und das gesamte Boot mitschleppen sollte.

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2020

98

Doch als wäre das alles nicht schon genug Aufregung gewesen, kollabierte der Tour

Leiter und ließ das Funkgerät mitten ins Meer fallen. Was jetzt? Keiner traute sich

mehr ins Wasser um nach dem Funkgerät zu tauchen. Das Boot war hinüber. Alle

waren dehydriert und zwei Menschen an Bord, einschließlich mir, mussten unbedingt

ins Krankenhaus. Da saßen wir nun auf einem vor sich dahin treibenden Boot mitten

auf dem Meer, keiner wusste wo wir sind, ohne jeglichen Kontakt zur Küste und ohne

einen jegliche Hoffnung auf Rettung.

Josephine Watermann, 15 Jahre

Hochzeit mit Hindernissen

„Das nehme ich!“, rief Mille durch den ganzen Laden, so glücklich war sie. Endlich

fand sie das perfekte Brautkleid für den Mann ihrer Träume. Millie wohnt nun schon

seit fast drei Jahren mit ihrem Freund Paul in einem wundervollen Haus im Grünen

und hat ihren eigenen Törtchen Laden, der gerade zu einem der angesagtesten Orte

der Stadt aufblühte. Im Moment ist sie aber so beschäftigt mit der Hochzeitsplanung,

dass sie manchmal sogar das Essen vergisst.

An diesem Abend legte sie sich ganz aufgeregt in ihr Bett. Sie schlief bei ihren Eltern,

weil man seinen zukünftigen Mann ja erst während der Trauung wiedersehen darf.

Millie überlegte noch bis spät in die Nacht, ob sie denn auch nichts vergessen hatte,

doch durch das ganze Überlegen schlief sie bald ein. Am nächsten Morgen klingelte

der Wecker schon sehr früh. Zuerst frühstückte Millie, ging dann zum Friseur und

wurde geschminkt, zog ihr Kleid an und fuhr mit ihrem Vater zur Kirche. Sie war so

aufgeregt, dass sie erst ihre Schuhe vergaß.

In der Kirche wurde es ganz still, dann ging das Hochzeitslied an und Millie schritt

langsam zum Altar. Nun war es so weit. Millie gab Paul bereits das Ja-Wort. Doch

Paul war sehr verunsichert. Nach einer Minute Stille sagte er mit zitternder Stimme

„Ich bin nicht Paul, ich bin sein Zwillingsbruder! Ich verliebte mich in dich, als ich dich

zum ersten Mal sah, ich war so eifersüchtig auf Paul!“ Millie war geschockt und fragte

ihn wütend und ängstlich zugleich: „Und wo ist dann Paul, wenn du hier stehst?“

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2020

99

Alina Werthschulte, 14 Jahre

Cyber-Mobbing

… Immer diese beiden Mädchen! Jedes Mal ärgern die mich. Die machen immer so

einen Aufstand, wenn ich einmal was nicht weiß. Die meinen ja, sie wären die Besten

auf der Welt, aber das sind sie nicht. Jedes Mal müssen die angeben, als ob sie das

besser könnten. Und das auch nur, um nicht doof dazustehen. Die regen mich so

auf! Ich darf mir das alles nicht anmerken lassen, dass ich sauer auf sie bin, denn

sonst nerven die mich ja jeden Tag. Jedes Mal lassen die mich als Außenseiter

stehen. Alle sind ja so beeindruckt von denen, obwohl sie erst eine Woche da sind.

Es musste irgendwie aufhören, doch es wurde noch schlimmer.

Am nächsten Tag bekam ich eine Nachricht auf mein Handy. Als ich nachschaute,

sah ich ein Bild von mir, auf dem mich alle auslachten. Das war auch noch gepostet

auf Instagram. Genau da, wo es alle sehen würden. Ich wusste es. Die beiden

Mädchen hatten es gepostet. Ich war so sauer auf sie und entsetzlich traurig. Ich

dachte mir, jetzt stehe ich ja sofort wieder als Außenseiter da. Wieso muss das

ausgerechnet mir passieren? Was habe ich denen denn getan? Als ich in unsere

Klasse, kam ging es weiter. Die beiden Mädchen hängten Poster an die Wand.

Ich sah sofort von wem die waren. Natürlich von mir. Auf den Plakaten stand:

„Die, die nie was weiß.“ Ich war so verletzt und wollte aus der Klasse rennen.

Doch wenn ich jetzt gehe, haben sie gewonnen und das darf ich nicht zulassen.

Also setzte ich mich auf meinen Platz und ignorierte die beiden und die Plakate.

Aber ich sah, wie sich alle unterhielten und auf die Plakate zeigten. Von links und

rechts war nur Getuschel zu hören. Ja, sogar richtig gemeine Sprüche. Die beiden

Mädchen riefen die ganze Zeit was durch die Klasse und sie lachten. Aber ich hörte

die beiden schon gar nicht mehr reden, denn ich wollte und konnte es einfach nicht

mehr ertragen. Ich brach in mir zusammen und vergaß für einen Moment was

passiert war. Doch schneller als es mir lieb war, kam ich wieder in der Realität an,

denn es war plötzlich schrecklich laut. Die ganze Klasse lachte über mich. Ich konnte

nicht mehr und rannte raus, auch wenn ich das nicht machen wollte. Ich war so

sauer. Die beiden Mädchen sollen sich mal in meine Lage versetzen wie es mir

gerade geht. Aber das interessiert die ja nicht.

Ich wollte gar nicht mehr zurück in die Klasse, doch ich fasste all meinen Mut

zusammen und ging mit gesenktem Kopf zurück. Als ich die Klasse betrat war es auf

einmal mucksmäuschenstill. Zu meinem Erstaunen setzten sich die beiden Mädchen

plötzlich neben mich. Ich dachte, sie wollten mich wieder ärgern, aber anstatt mich zu

ärgern waren sie sehr nett zu mir. Denn mein fluchtartiges Verlassen der Klasse

hatte ihnen die Augen geöffnet, was sie eigentlich für ein gemeines Spiel mit mir

getrieben hatten. Dann schauten die beiden mich an und sagten: „Es tut uns sehr

leid was wir dir angetan haben.“ Ich war so froh und glücklich...

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2020

100

Carina Deuter, 14 Jahre

Dove macht sich um 15:55 Uhr auf dem Weg nach Hause, sie war direkt nach der

Schule zu ihrer Freundin gegangen, um Schulaufgaben zu erledigen. Auf dem

Nachhauseweg traf sie eine komische Gestalt, die wie ein Sensenmann herumlief.

Sie schaute in die Fenster der Menschen. Dove dachte, dass er den Leuten nur

Angst machen wollte, da in zwei Tagen Halloween ist. Da es Oktober war, ging die

Sonne schon um 16 Uhr unter und es wurde dunkel. Als sie in ihre Straße einbog,

hatte sie das komische Gefühl, verfolgt zu werden. Plötzlich hörte sie einen Busch

hinter sich rascheln. Sie spürte langsam die Gänsehaut auf ihrem Arm, vorsichtig

drehte sie sich um, sie war geschockt. Als sie am Haus angekommen war, hatte sie

immer noch das Gefühl, dass ihr jemand auflauert, als sie den Busch vor fünf

Minuten vorsichtig abgesucht hatte, hatte sie ein Stück schwarzen Stoff gefunden,

der genau zum Kostüm des Sensenmanns passte. Schnell schloss Dove die Tür auf

und ging hinein. Keiner war Zuhause, da ihre Eltern geschieden waren und sie

Einzelkind ist, ihre Mutter Spätschicht hatte, und ihr Vater mit seiner neuen Freundin

im Urlaub war. Also war sie alleine. Sie zog ihre Jacke und Schuhe aus, danach ging

sie immer noch grübelnd in die Küche. So wie jeden Abend, wenn sie alleine war,

machte sie sich eine Pizza aus der Tiefkühltruhe. Während sie vor dem Backofen an

ihrem Handy sitzt, streift der Sensenmann jetzt durch ihre Straße. Dove hatte den

Sensenmann schon wieder vergessen. Es klingelte, die Pizza war fertig. Vor Schreck

zuckte Dove zusammen, aber es war nur die Stoppuhr, die klingelte. Sie stand auf

und wollte sich an den Esstisch im Wohnzimmer setzen, als sie aufblickte erschrak

sie so sehr, dass ihr der Teller mit der Pizza vor Schreck aus der Hand fiel. Die

Sense funkelte im Mondlicht, der Sensenmann stand am Fenster und schaute Dove

an. Sie fing an laut zu schreien, sie wurde panisch. Plötzlich hob der Sensenmann

seine Hand. Hand konnte man diese aber nicht mehr nennen, da sie nur noch aus

Knochen bestand. Dove stand wie angewurzelt da. Sie fing an sich in den Arm zu

kneifen, sie hoffte innerlich, dass dies alles nur ein Traum war. Sie realisierte, dass

sie in Gefahr ist. Zum Glück hatte sie ihr Handy in der Hosentasche, da sie wusste

wo der Knopf für den Notruf ist, schaute sie dem Sensenmann ins Gesicht und rief

die Polizei. Dieser bekam von dem Anruf nichts mit. Kurze Zeit später hörte sie die

Sirenen der Polizei, und ihr fiel ein Stein vom Herzen. Der Sensenmann probierte zu

fliehen, aber die Polizei war schneller und hatte, wie es sich herausstellte, den Mann

zu Boden gebracht. Nach langem Befragen des Tatverdächtigem, fand man heraus,

dass dies ein Arbeitskollege ihrer Mutter war der Dove entführen wollte, damit ihre

Mutter kündigen würde um Dove zurück zu bekommen, damit der Arbeitskollege die

Beförderung bekommt und nicht Dovers Mutter.

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2020

101

Lea Schöne, 14 Jahre

Montagskatastrophe

„Autsch!“ Ich wollte mich eigentlich nur an diesem schönen Montagmorgen ins

Badezimmer bewegen, um mich frisch für die Schule zu machen. Jedoch übersah ich

die winzigen Lego- Bausteine meines Bruders, die er kreuz und quer im Flur verteilt

hatte. Er kann auch echt keine Ordnung mit seinem Lego halten! Nachdem ich also

auf einen dieser entzückenden kleinen Bauteile getreten war, stolperte ich vorwärts

und stieß mir meinen kleinen Zeh volle Kanne gegen den Türrahmen.

Ich unterdrückte den lauten Schmerzensschrei, da mein Vater noch schlief.

Stattdessen kniff ich mir ins Bein, um die Schmerzen auszugleichen, was jedoch

auch keine gute Idee war, denn schon bildete sich ein schöner, großer, blauer Fleck.

So putzte ich mir übel gelaunt die Zähne, wobei ich meinen nagelneuen Pulli mit

Zahnpasta bekleckerte. Vor Wut biss ich mir auf die Lippe und suchte mir einen

anderen Pulli heraus. Ich stieg mürrisch die Treppe hinunter, frühstückte eilig und

raste hinunter zum Bus, da ich schon spät dran war. In dem Bus suchte ich mir einen

freien Platz auf den höher gelegenen Sitzen. So, jetzt kann doch eigentlich nichts

mehr schiefgehen. Ging es auch nicht, zumindest nicht die Fahrt über. Als der Bus

an der Schule hielt, wollte ich elegant von meinem Sitz runterspringen, wobei ich

leider die dicke Metallstange, die über meinem Kopf befestigt war, übersah.

PENG!

Hals über Kopf rannte ich aus dem Bus. Oh Mann, wie peinlich, hoffentlich hat das

keiner gesehen. Ich tat auf cool und ging mit raschen Schritten auf die Eingangstür

unserer Schule zu. Plötzlich gaben meine Kopfhörer, die ich in den Ohren trug, den

Geist auf. Sichtlich erzürnt stopfte ich sie in die Mülltonne neben mir. Auf dem Weg

zu meinen Freunden, die in der Eingangshalle saßen, glitt mir mein Handy aus der

Hand und fiel mit einem unschönen Knirschen auf den Steinfußboden. Ich hoffe

inständig, dass es nur ein kleiner Kratzer im Display war, doch bei meinem Glück war

dies nicht der Fall. Der ganze Bildschirm war zersplittert und ein kleines Loch zierte

die linke Ecke. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Okay, ich atmete tief ein und

zwang mich nicht laut loszuschreien. Da klingelte es auch schon und ich stieg die

Treppen zu unserem Klassenzimmer hinauf.

„Ey, wir bekommen ja gleich die Englisch Arbeit wieder“, rief meine Freundin. Oh

Gott. Ich seufzte, ich hatte nämlich ein richtig mieses Gefühl bei der Arbeit gehabt.

Da kam unsere Lehrerin auch schon und teilte die Arbeiten aus. Bei mir machte sie

eine kurze Pause und musterte mich mit ihrem kritischen Blick. Mir schwante böses.

Meine beste Freundin Chrissy hatte mal wieder eine 1+. Ich öffnete meine Arbeit und

die 5- erblickte das Licht der Welt, schnell stopfte ich sie in meinen Rucksack. Nach

den ersten beiden Stunden Englisch, hatten wir eine Doppelstunde Vertretung. Unser

Lehrer kam rein, musterte uns kurz und sagte: „Von mir aus, könnt ihr mit euren

Handys Musik hören.“ Ich beobachtete, wie die ganze Klasse ihre Handys und

Kopfhörer rausholte. „Ach, dieser Montag ist echt klasse, oder?“, flüsterte mir Chrissy

zu. „Haha, ja und wieee“, antwortete ich, die Ironie in meiner Stimme ist kaum zu

überhören.

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2020

102

Luisa Franz, 13 Jahre

Eine unerwartete Wendung

„Ich kann es nicht fassen, ich gehe mit ihm ins Kino!“, rief ich so laut ins Telefon,

dass meine beste Freundin am anderen Ende der Leitung fast vom Stuhl fiel. Es war

für mich der schönste Moment meines Lebens, denn mein Schwarm hatte mich

gefragt, ob ich mit ihm in den neuen, romantischen Film gehen möchte. Ich habe

natürlich ja gesagt und brauchte deshalb ein paar Tipps von meiner BFF, was ich

anziehen sollte. Natürlich fand ich das perfekte Outfit, mein Make up war

ausnahmsweise gut gelungen und ich fühlte mich toll. Voll Freude auf den Abend mit

ihm, stieg ich in den Bus und fuhr zum Kino. Als ich ausstieg umarmte er mich und

wir gingen in die Vorstellung. Er sah wie immer verdammt süß aus, und ich wollte

ihm heute unbedingt meine Gefühle gestehen. Er lud mich auf einen großen Eimer

Popcorn und eine Cola ein. Wir waren fast allein im Film. Außer uns waren nur drei

Jungs mit im Film. Sie saßen am anderen Ende des Kinosaals und das machte es

noch romantischer. Der Film begann und ich lehnte mich zurück, ich war

überglücklich. Unbeschwert griff ich in den Eimer mit Popcorn. Was ich aber außer

dem Popcorn noch spürte, war seine warme Hand. Er schaute mich an und ich

dachte mir: Jetzt, oder nie, und wollte ihn küssen. Plötzlich wurde ich von hinten mit

Popcorn attackiert und als ich mich umdrehte, bekam ich einen Schreck, denn es

waren die drei Jungs. Als sie uns näher kamen konnte ich sie erkennen. Es waren

die drei besten Freunde von meinem Schwarm, und sie fingen an zu lachen.

Der eine sagte: „Glaubst du im Ernst, dass dich jemand daten will, das war ein

Prank!“ Mein Schwarm antwortete: „Ja, is so. Danke Bros, dass ihr mich vor diesem

Kuss gerettet habt, das wäre sonst echt ekelig geworden.“ Nach diesen Worten

verließen sie das Kino. Ich war geschockt und unendlich traurig. Ich fing an zu

weinen, denn diesen Abend hatte ich mir definitiv anders vorgestellt. Als ich spät am

Abend in meinem Bett lag, dachte ich noch einmal über diesen schrecklichen Tag

nach. In meinem Kopf entstand ein Plan wie ich mich revangieren würde, und der

war perfekt!...

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2020

103

Merle Schneider, 13 Jahre

Eine tolle Überraschung

Och nee! Nur noch eine Viertelstunde. Wie soll ich das denn schaffen? Ich bin

gerade mal mit der ersten Aufgabe fertig… Lisa guckt sich angespannt in der Klasse

um. Wie weit die anderen wohl sind? Man muss einfach viel zu viel in den

Taschenrechner eingeben, und von der Zeit her, hätte man das eh nicht schaffen

können.

Ding, Dong, Dang. Schulschluss. Der Lehrer sammelt die Hefte ein und steckt sie in

seine Tasche. Voller Panik läuft Lisa durch die Klasse und fragt ihre Freunde, wie

weit sie gekommen sind. „Ich habe gerade mal die ersten beiden Aufgaben

geschafft“, sagt Vanessa. „Und ich auch“, rufen Max und Jenny. Da bin ich ja nicht

die Einzige! Wir kriegen bestimmt alle `ne vier oder so.

Eine Woche später kommt der Mathelehrer gut gelaunt in die Klasse herein. Er hat

die Arbeiten dabei. Stille in der Klasse. Das kann ja wohl nichts Gutes werden.

Warum ist der denn so fröhlich? Freut der sich etwa über unsere schlechten Noten?

Da kann doch wohl etwas nicht stimmen!

Als ein paar Minuten später alle ihre Klassenarbeitshefte hatten, gab es große

Augen. Alle Schüler und Schülerinnen hatten nur zweien und dreien. Es gab keine

vier, keine fünf und auch keine sechs. der Lehrer hatte nur die ersten drei von sechs

Aufgaben gewertet, da keiner aus der Klasse mehr als drei Aufgaben geschafft hatte.

Wenn das nicht mal nett von ihm war. Lisa läuft fröhlich nach der Schule nach Hause

und erzählt ihren Eltern von der Arbeit.

Erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt.

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2020

104

Viktoria van der Schoot, 13 Jahre

Seitdem ich mich dazu entschlossen habe, mir Instagram runterzuladen, ist mein

Leben augenscheinlich perfekt. Obwohl ich erst seit ein paar Wochen auf der

Plattform aktiv bin, steigt meine Follower-Anzahl stetig: Bald habe ich die

zehntausend Follower erreicht! Für mich gibt es zurzeit nichts wichtigeres, so bald

wie möglich zu den Influencern zu gehören. Weil ich nicht zu den beliebtesten und

angesehensten Mädchen gehöre, fake ich so gut wie alles auf meinem Account.

Urlaubsbilder auf weißen Sandstränden und türkisfarbenen Ozean mache ich

beispielsweise vor Plakaten oder Leinwänden. Beim Anpassen des Hintergrundes

achte ich besonders gut darauf, dass alles gut verblendet ist, damit man nicht sieht,

dass das alles auf dem Foto überarbeitet ist. Gestern Abend habe ich auch ein Foto

gemacht. Weil meine Follower schon geschrieben haben, ich solle öfter etwas

posten, lud ich es nach einem schnellen Überarbeiten hoch. Weil es schon spät war,

konnte ich die Reaktionen nicht mehr abwarten.

Als ich jetzt vor meinem Laptop sitze und darauf warte, wie es meinen Instagram

Account lädt, erwarte ich viele Likes und positive Kommentare wie „Ich wünschte ich

hätte auch so ein Leben“ und „Ich beneide dich echt“. Aber stattdessen blicke ich

einer bösen Überraschung entgegen! Statt Likes und mehr Follower war ich Opfer

eines ziemlich heftigen Shitstorms geworden! Ich bin so schockiert, als ich die

hassvollen Kommentare lese. Die Tatsache, dass ich plötzlich so gehasst werde,

schlägt bei mir ein wie eine Bombe. Zuerst wusste ich nicht, wie und warum ich in

einen solchen Hasskreis geraten bin, doch als ich zum nächsten Kommentar scrolle,

weiß ich, warum: „Wohl doch nicht so ein Richkid, oder?“ steht da. Dahinter stehen

noch böse Emojis. Meine Tarnung als Richkid ist aufgeflogen! Je weiter ich durch die

Kommentare scrolle, desto böser werden sie. „Ich dachte, dass du wirklich so reich

bist, ich hab´ mich wohl getäuscht…“, und „Ich bereue jeden Like“ sind erst der

Anfang. Mit jedem Kommentar wird der Hass schlimmer, die Worte böser und

verletzender. Aber bei „Ich suche gerade echt ´nen Grund, warum ich dir noch folgen

sollte. Schade, ich finde keinen.“ und „Wohl doch nicht so ´ne reiche Tussi, oder?

Bist du in echt obdachlos, oder wie?“ trifft es mich richtig. Irgendwann spüre ich, wie

mir die Tränen die Wange runterlaufen. Es ist so, als ob etwas in mir zerbrochen ist,

Trauer überflutet mich in einer riesigen Welle. Ich schluchze nur auf und die

Instagramwelt, die mir von meinem Traum zu einem Albtraum geworden ist,

verschwimmt vor meinen Augen.

Irgendwann kann ich nicht mehr weinen, ich fühle mich einfach leer. Ich traue mich

schließlich, mein Profil zu öffnen und angstvoll mein zuletzt gepostetes Bild zu

betrachten. Tatsächlich habe ich den Post nicht sorgfältig überarbeitet und man sieht

auf dem ersten Blick, dass das Foto gefälscht ist. Erneut kommen mir die Tränen, als

mir klar wird, dass ein Traum zerplatzt ist. Ich kann mich nicht bei meinen Fans für

diese Lügen entschuldigen, dafür habe ich sie zu sehr enttäuscht.

Aber was soll ich jetzt tun?

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Schreibwettbewerb

2020

105

Leonie Essfeld, 14 Jahre

KO

„Helau!“ Der Rosenmontagsumzug war im vollen Gange, und gerade fuhr der letzte

Wagen an uns vorbei. Heute Mittag sind drei Freundinnen und ich losgezogen, um

das Finale vom Karneval zu feiern, und um das ein oder andere Bierchen zu trinken.

„Lasst uns jetzt noch ´ne Pommes essen gehen und dann ab in die Schützenhalle“,

rief mir meine Freundin zu. Wir gingen also den Berg hinauf, an der skeptisch

blickenden Security vorbei, und schließlich in die Menge voller verkleideter Leute.

Ich hatte an diesem Tag ein mulmiges Gefühl, als ich mir nämlich was zu trinken

bestellte und mich umdrehte, sah ich plötzlich diesen komischen Typen rechts neben

mir, dem ich jedes Mal begegne, wenn ich abends rausgehe. Ich ging zu meinen

Freundinnen und flüsterte: „Leute ER ist wieder hier, ich könnt kotzen! Wir sollten uns

von ihm fernhalten.“ „Wir dürfen uns auf keinen Fall mit ihm unterhalten oder

sonstiges“, sagte meine Freundin bestimmt. Irgendwann bemerkten wir, dass SIE

verschwunden war. „Ähm Leute, habt ihr SIE gesehen, die war doch grad noch bei

uns, oder nicht?“, fragte ich die andern beiden. Meine Blicke gingen durch die

Masse, ich sah viele Bekannte doch ER war auch nicht mehr da. Mein Körper zog

sich zusammen, es war ein ganz komisches Gefühl, bedrückend irgendwie. „Hey was

ist los mit dir?!“, fragten die beiden mich. Ich antwortete, dass alles gut sei, war es

irgendwie ja auch. Wir bemerkten, dass es eine Rangelei vor dem Männer WC gab

und sich jemand in dem Keller darunter eingeschlossen hat, ich hörte heraus, dass

ER es war. Irgendwas sagte mir, SIE war bei ihm. „Ich glaube wir müssen hier runter,

was ist, wenn ihr etwas passiert?“ „Du meinst SIE ist bei ihm? Du denkst, dass KO-

Tropfen im Spiel sind, oder?“, fragte meine Freundin ängstlich. „Ja!“ Also bahnten wir

uns einen Weg durch die grölende Menschenmenge, die Treppe hinunter, nun

standen wir in einem Kellergang. Es war still. Ich merkte, wie mir ein Schauer über

den Rücken lief. „Los wir müssen gucken welche Tür offen ist.“ „Ich habe grade

mega Angst. Was wenn uns auch etwas passiert?“ Ich nahm all meinen Mut

zusammen und gingvoraus.

Die erste Tür : Zu!

Die Zweite: Wieder zu!

Die Dritte: Offen!

Ganz vorsichtig schoben wir sie auf, ER telefonierte, doch SIE war nicht da. Ich

wusste nicht worüber ER sprach, aber irgendetwas sagte mir, es war nichts Gutes.

Langsam schlossen wir die Tür, meine Freundinnen nahmen einen Stuhl und hielten

sie fest zu. Ich rannte die Treppe hoch und sah die Security. Doch dann: Stille! Alles

drehte sich. Das einzige was ich noch kurz sah war Blaulicht.

Eine gefühlte Ewigkeit später wachte ich mit Kopfschmerzen im Krankenwagen auf.

„Da bist du ja wieder!“, riefen meine Freundinnen, SIE war auch dabei. Und –ER

wurde gerade von der Polizei mitgenommen, sah ich durchs Fenster. „Ihnen wurden

KO-Tropfen verabreicht“, sagte mir ein Beamter der Polizei. „Ja, Blicke können

verwirren!“ dachte ich und das mulmige Gefühl war weg.

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Schreibwettbewerb

2020

106

Amelina Ochel, 14 Jahre

Mitten im Nirgendwo

Na toll. Plötzlich stoppte unser Auto einfach. „Jetzt sitzen wir hier mitten in der

Pampa fest“, murmelte ich, doch alle ignorierten es. Konnte es eigentlich noch

schlimmer werden? Wohl kaum. Es war total heiß, und ich wollte gar nicht wissen,

welche Tiere es hier gab. „Der beste Ort, um ein Abenteuer mit der Familie zu

erleben!“ Das hatte Dad heute Morgen gesagt, bevor wir uns auf den Weg zum

„Wildlife National Park“ gemacht haben. Bevor die Katastrophe ihren Lauf genommen

nahm…

Wir haben uns zuerst einen Truck ausgeliehen, und sind dann durch die

Graslandschaft gefahren. Nach fünf Minuten hat uns eine Armee an Mücken

überfallen. Sicher fragst du dich jetzt, wie sie durch die Fenster gekommen sind - tja,

es gab gar keine Fenster. Wie das Auto es überhaupt geschafft hat, uns immerhin 50

Meter weit zu bringen, war mir ein Rätsel. „Wir kriegen das schon geregelt! Warum

laufen wir nicht einfach zurück zum Eingang und melden den kaputten Wagen?“

Dad versuchte uns mit einem bemühten Lächeln aufzuheitern. Fast tat er mir leid,

aber wirklich nur fast. Schließlich war er ganz allein an diesem Schlamassel schuld.

Ein weiteres Mal werde ich mich nicht zu so einem Ausflug, beziehungsweise

Desaster, überreden lassen. Warum konnte es heute Morgen nicht in Strömen

regnen? Stattdessen saß ich hier fest und hatte Durst. Also fragte ich Mom, wo die

Wasserflaschen seien. „Ich habe sie zuhause eingepackt, denke ich jedenfalls. Liz,

könntest du sie eben aus meiner Tasche holen?“ Meine Mutter drehte sich lächelnd

zu meiner Schwester um. „Klar“, antwortete diese und kramte in dem kleinen

Rucksack. „Sonnencreme, Lippenstift, klappbarer Kamm und Handspiegel“. Kurz

hielt sie inne und guckte mich bedauerlich an. „Ich befürchte, wir haben das Wasser

vergessen…“ Ich konnte mir gerade noch ein „Echt jetzt?!“ verkneifen. Stattdessen

verdrehte ich nur die Augen und stieg widerwillig aus dem Truck. Am liebsten wollte

ich schreien, aber wahrscheinlich hätte ich damit noch irgendwelche Tiere angelockt.

Bevor ich die Autotür zuknallen konnte, stellte ich fest, dass das bereits passiert ist.

Und diesmal schrie ich wirklich. Vor mir stand eine Echse. Eine große, grüne Echse.

Dachte ich eben wirklich, dass es nicht mehr schlimmer werden konnte? Ich lebte

wohl nach dem Motto „Schlimmer geht es immer“. Denn das Tier machte einen

großen Satz und ich schloss instinktiv die Augen. Als ich sie wieder öffnete, stand

mein Dad vor mir und sagte enttäuscht: „Wir können heute leider nicht zum

Nationalpark fahren, weil es in Strömen regnet.“

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2020

107

Hanna Bamberg, 13 Jahre

Sturmfrei

„Heute laufen aber auch nur Liebesschnulzen, so langweilig und kitschig!“, sagte ich,

während ich durch die Sender des Fernseherprogramms zappte. „Ich gucke lieber

YouTube auf meinem Handy!“ Plötzlich klingelte es an der Haustür. „Meine Oma hat

bestimmt ihren Schlüssel vergessen“, dachte ich genervt. Doch vor der Tür stand

eine große Frau mit massigen Armen. Ich öffnete die Tür und fragte skeptisch: „Wer

sind Sie und was wollen Sie?“ „Ich bringe die Post und noch etwas, sind deine Eltern

da?", sagte sie aufgebracht.“ „Aber, aber… heute ist doch Montag, heute gibt es

doch keine Post“, bemerkte ich, „und meine Eltern pfff.“ Ich wusste schon, wo meine

Eltern waren, … ja, sie waren nicht da, denn heute war Elternsprechtag in der

Schule. Aber das wollte ich der Frau nicht sagen. Auf einmal verfinsterte sich der

Blick der Frau, sie packte meinen Arm, und zog mich durch die Wohnung in den

Keller! Sie fesselte mich und klebte mir den Mund mit Panzerband zu. Mein Herz

pochte wie ein Presslufthammer und ich zitterte am ganzen Leib. „Was will Sie von

mir?“, dachte ich angsterfüllt. „Will Sie mich töten?“ Die Frau rannte nach oben und

ich hörte noch eine Männerstimme mit einem berlinerischen Akzent sagen: „Schau in

die Schränke, such Bargeld und Klunker. Beeil dich, die Göre könnte sich jederzeit

befreien!“ „Keine Sorge das Mädel kann sich nicht befreien!“, antwortete die Frau

energisch. Es poltere laut in der Wohnung und es klirrte zerbrochenes Porzellan, in

diesem Moment hatte ich eine panische Angst. Ein paar Minuten später hörte ich

Schritte die Kellertreppe runterkommen. Da platze die Frau herein, zog mir ruckartig

das Panzerband vom Mund und drohte mir mit ihrer Faust: „Sag mir sofort wo ihr

noch Geld oder andere Wertsachen habt, sonst sieht es für dich nicht gut aus!“

Meine Lippen brannten wie Feuer und ich bekam vor lauter Angst nur „Im…im

Küchenschrank….“ heraus. Sie stürmte hoch in die Küche und bemerkte nicht, dass

sie dabei ihr Taschenmesser vor meinen Füßen verlor. Zum Glück konnte ich es mit

meinen Füßen zu meinen Händen schieben und schaffte es, das Messer

aufzuheben. Mit zitternden Fingern durchschnitt ich damit meine Fesseln. „Sind die

Diebe noch im Haus?", dachte ich ängstlich.

Ich schlich nach oben, doch die Diebe waren verschwunden. Die ganze Wohnung

war durchwühlt, und alle Schränke waren ausgeräumt. Alles lag auf dem Fußboden!

„Oh mein Gott, wie es hier aussieht!“, rief ich verzweifelt. Ich suchte das Telefon, um

Hilfe zu holen. „Verdammt, wo kann das blöde Telefon nur sein?“, schrie ich. Doch

ich konnte es einfach nicht finden. Draußen war es mittlerweile auch schon dunkel

geworden und ich bekam panische Angst. Plötzlich hörte ich, wie sich langsam die

Haustür öffnete. Sofort versteckte ich mich im Garderobenschrank und vernahm eine

mir bekannte Stimme…

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Schreibwettbewerb

2020

108

Hannah Clewing, 14 Jahre

Das Heft

Nach der Schule machte ich mich auf den Weg in den Laden, da ich dringend ein

neues Heft brauchte. So betrat ich gelangweilt den Laden und bewegte mich in

Richtung der Schulsachen. Aber zu meinem Glück hatten sie keine mehr.

„Ok, gehe ich halt zu einem anderen Laden“, dachte ich mir und versuchte mich nicht

aufzuregen. Etwas später kam ich ebenfalls an diesem Laden an. Glücklicherweise

hatten diese welche, also schnappte ich mir eins und eilte schnell zur Kasse. Als ich

daraufhin dort stand, bemerkte ich, dass mir exakt ein Euro fehlte. „Kein Geld, kein

Heft“, meckerte die Verkäuferin und ging genervt davon. Ich schnappte mir zügig den

einen Euro von zuhause und ging danach aufs Neue in den Laden.

Währenddessen ich das Heft kaufte, ging draußen die Welt unter. Es regnete so

heftig, dass ich befürchtete, ich würde weggespült werden, sobald ich rausgehe.

Aber eine andere Wahl hatte ich nicht, also lief ich unmittelbar durch den Regen

nach Hause. Triefend nass kam ich in den eigenen vier Wänden an, und setzte mich

flott an meine Hausaufgaben. Ehe ich mich versah, war das Heft beinahe bis zur

Hälfte gefüllt. Erschöpft ließ ich mich auf das Sofa fallen und schaltet den Fernseher

an. Kurz darauf betrat meine Mutter das Haus, und schaute mich mit einem schiefen

Blick an. Ich erklärte ihr, dass ich mitten durch das Gewitter gehen musste,

ausschließlich um das Heft zu ergattern, sodass ich für morgen meine Hausaufgaben

machen konnte. Als Antwort gab sie mir nur einen blöden Blick. „Morgen ist doch gar

keine Schule.“ Durcheinander schaute ich auf mein Handy. Oh Gott, bin ich blöd, es

war Freitag. Ich schlug mir peinlich berührt mit der flachen Hand auf die Stirn. Das

habe ich mir aber irgendwie anders vorgestellt.

Andrea Wilshaus, 17 Jahre

Es war das Schuljahr 2020.

Momentan redeten alle nur noch über Corona. Alle klärten uns über die Maßnahmen

auf, die wir einhalten sollten, damit wir uns schützen, doch keiner ahnte, wie es

ausarten würde. Damals war ich in der zehnten Klasse und bekam meinen Abschluss

erst Wochen nach der eigentlichen Abschlussfeier.

Jeder dachte, dass wir es endlich geschafft hatten und Corona endlich vorbei sei,

doch dann kam das Jahr 2022. Innerhalb von einem Monat verbreitete sich das Virus

wieder auf der ganzen Welt. Dieselben Maßnahmen wie damals wurden wieder

eingeleitet, doch dieses Mal brachte es nichts. Corona war mutiert und unser

Heilmittel war unnütz.

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Schreibwettbewerb

2020

109

In Afrika war fast die Hälfte der Bevölkerung gestorben. In China fast das gleiche und

in Deutschland gab es nur noch um die 40 Millionen Einwohner. Fast die ganze Erde

war tot. Jeder hatte jetzt seinen eigenen Garten angebaut, so dass man im

schlimmsten Fall nur noch für das Nötigste in den Supermarkt musste.

Es gab immer drei Kategorien von Menschen.

Die erste waren die, die das nicht annahmen, die ganze globale Ausbreitung und die

ganzen Schutzmaßnahmen. Die zweite waren die, die sich an die Maßnahmen

hielten, doch nicht hysterisch wurden. Und dann gab es die, zu denen ich seit dem

neuen Ausbruch auch gehöre, die sich in ihren eigenen vier Wänden

verbarrikadieren. Im Falle des ersten Ausbruchs gehörte ich eher zur zweiten

Kategorie. Aber jetzt ist alles anders.

Das neue Virus kann selber denken, es mutiert immer weiter. Die Medien versuchen

es zu verheimlichen, doch da ich selber in einem auf Corona spezialisiertes Labor

gearbeitet habe, weiß ich, dass so langsam die ganze Bevölkerung aussterben wird.

Wir können nichts dagegen machen, dass weiß jeder, doch wollen alle die Zeit

genießen. Sie treffen sich online und reden miteinander, innerlich hat jeder Angst

sich anzustecken. Sie wollen nicht zu denen gehören, die elendig verrecken, weil das

gesamte medizinische Konzept auf dem Globus zusammen gebrochen ist.

Wir haben nicht mal ein einziges Bett mehr frei. Es können nur noch unter ein

Prozent der Patienten beatmet werden.

Beatmungsgeräte können so schnell gar nicht produziert werden, wie sie benötigt

werden. Aber dies ist nicht das einzige Problem. Die Beatmung eines Patienten ist

eine medizinische Höchstleistung und kann nur von Spezialisten durchgeführt

werden. Der kleinste Fehler kann einem Patienten das Leben kosten. Ich weiß nicht,

wie das alles weitergehen soll…

Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich mir die wilden Zwanziger anders vorgestellt…

Ich habe da auch nichts mehr zu zusagen…

Bleibt gesund und macht´s gut.

Eure L.B.

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Schreibwettbewerb

2020

110

Juana Gabriela Lesser, 12 Jahre

Juko und Jay im Superhelden Urlaub

Es war ein Tag, wie jeder andere Tag. Ein Tag, wo ein Superheld namens Jay wie

immer Menschen, oder sogar die Stadt rettete. Um die Pläne zu schmieden, wie er

die bösen Mächte erledigen kann, hilft ihm eine ganz wichtige Person. Man könnte

meinen, eine Person, die alles weiß. Jay‘s Meister Juko. Ohne ihn wären die

Menschen und die Stadt schon lange im Besitz des Bösen. Aber jetzt mal zu Jay.

Er bekämpft als einziger Superheld das Böse. „Doch brauchst du nicht auch mal eine

Auszeit?“, fragte ihn sein Meister. Er antwortete: „Auf keinen Fall! Die Menschen da

draußen brauchen mich, und natürlich auch dich.“ Darauf sagte Juko freundlich:

„Aber wir haben das Böse doch verbannt, keiner kann die Stadt jetzt noch angreifen.“

„Das stimmt, aber was ist, wenn neue Bösewichte kommen, oder jemand Hilfe

braucht?“, fragte Jay. „Das wird schon nicht passieren, wir müssen auch mal etwas

an uns denken. Immer retten wir oder eher gesagt du die Stadt, dabei haben wir

noch so gut wie nie eine Pause, oder mal Urlaub gemacht“, erwiderte Meister Juko.

Da sagte Jay: „Ja, das ist richtig, aber was ist wenn…“ Da unterbricht ihn Juko: „Bla

bla bla. Nicht was ist wenn, sondern einfach mal machen.“ Ich buche uns jetzt einen

Flug nach Ägypten, und da genießen wir die Sonne, das Meer und alles, was es da

so gibt“, sagte Juko überzeugend. Darauf fragte Jay: „Aber nur für 2 Tage ok?“ „Aber

Nein! Für eine Woche“, erwiderte Juko und ging weg. Schließlich ging Jay auf sein

Zimmer und sprach zu sich selbst: „Vielleicht hat Juko Recht, ich muss mir auch mal

eine Auszeit gönnen. Ich packe jetzt meine Sachen und fliege einfach mit.“

Zwei Tage später kamen sie in einem Ferienhaus in Hurghada (Ort in Ägypten) an.

Juko freute sich und lief auf das Ferienhaus zu, doch Jay war sich bei der Sache

nicht so sicher. Da rief Juko aus der Ferne: „Hey Jay, warum guckst du denn so

verdutzt, entspann dich einfach und komm her.“ Schließlich rannte Jay rüber zu Juko,

und sie guckten sich das Ferienhaus an. Schau mal Jay, hier gibt es sogar ein Pool,

ist das nicht cool?“, rief Juko. „Ja, da können wir gleich drin schwimmen gehen, aber

erst gehen wir zum Strand ok?“ „Ja klar!“, antwortete Juko. Am Strand angekommen,

legten sich die beiden in Liegestühle und genossen die Sonne. Auf einmal sagte Jay

zu Juko: „Weißt du, es ist doch nicht so schlimm, sich einfach mal zu entspannen.“

„Ja, ich hab’s dir doch gesagt.“ Aber kaum ausgesprochen, hörten die beiden einen

Hilfeschrei: „Hilfe, so rettet mich doch! Hilfe!“ Oh nein, da braucht jemand unsere

Hilfe!“, sagte Jay. Beide sprangen auf und rannten dem Hilfeschrei hinterher, bis sie

auf einen Riesen trafen, der die Frau in seiner übergroßen Hand hielt. Juko rannte

weg und holte Mittel, womit Jay den Riesen besiegen konnte und tatsächlich haben

sie es geschafft! Die Frau bedankte sich und lief ängstlich weg. „Wir haben es

geschafft!“, sagte Juko glücklich. Da erwiderte Jay besorgt: „Ja, das stimmt aber

wenn der Riese hier ist, dann wird er bald auch unsere Stadt angreifen!“ „Oh nein,

daran habe ich ja gar nicht gedacht. Wir müssen schnell dorthin!“, sagten die beiden.

Da haben sie sofort ihre Sachen wieder zusammengepackt und haben sich auf den

Weg zu Flughafen gemacht.

OH MANN! DAS HABEN DIE BEIDEN SICH ABER ANDERS VORGESTELLT.

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Schreibwettbewerb

2020

111

Sanja Müller und Lisa Razem, beide 11 Jahre

Marie und Kim wechseln auf das Internat Schwanenstein, weil ihr altes Internat

abgerissen wurde. Sie sind auch schon angemeldet und fünf Tage nach den

Sommerferien soll es losgehen. Marie ist gerade dabei, ihre Sachen zu packen.

Marie und ihre Mutter sind schon fast eine Stunde unterwegs, und Marie schreibt

ihrer Freundin Kim, ob sie schon da ist, aber Kim antwortet nicht. Als sie da sind,

geht Maries Mutter zum Direktor des Internats. In der Zeit sucht Marie ihre Freundin

Kim. Marie ist verzweifelt, sie findet Kim nirgendwo. Da beginnt auch schon die

Führung durch das Internat. Nach der Führung kommt ihre Mutter von Direktor

wieder und sagt, dass Kim krank ist und erst in einer Woche kommen würde. Marie

ist geschockt, will erst mal auf ihr Zimmer gehen und ihre Sachen auspacken. Doch

als sie die Tür aufmacht, schwappt ihr eine Ladung Wasser auf den Kopf. Marie

schaute sich um und entdeckt zwei Mädchen, die in einer Ecke auf einem Bett sitzen

und lachen. Sie geht beschämt zu ihrem Bett und zieht sich schnell um. Danach

räumt sie ihre Sachen ein. Da muss sie auch schon zum Abendessen. Es gibt

selbstgemachte Pizza. Marie sitzt allein an einem Tisch und vermisst ihre Freundin.

Nach dem Essen schreibt sie Kim was ihr passiert ist, dass ihr ein Eimer Wasser auf

den Kopf gefallen ist und dass sie ganz alleine ist. In einer halben Stunde ist

Bettruhe. Marie holt ihren Schlafanzug und merkt dass die Arme und Beine

zusammen geknotet sind. Sie knotet alles auseinander und legt sich ins Bett. Als die

anderen Mädchen herein kommen, hört Marie das dass eine Mädchen namens Laura

sagt: „Boa, dieses neue Mädchen ist voll komisch. Der müssen wir richtig zeigen,

dass das nicht das richtige Internat für sie ist.“ „Ja genau“, sagt das etwas größere

Mädchen. Marie schläft traurig ein und wacht traurig auf. Als sie ihre Schuluniform

anziehen möchte, ist sie nicht mehr da. Sie weiß sofort wer es war. Doch Laura und

Amelie, die beiden Mädchen vom gestrigen Abend sind schon weg. Da sieht sie die

Schuluniform im Waschbecken voller Wasser. Also muss sie ohne Uniform, mit

normalen Sachen in den Unterricht. Marie erklärt dem Lehrer was passiert ist, aber

dieser glaubt ihr nur zum Teil. Nach vier endlosen Tagen, wo ihr noch mehr solcher

Sachen passieren, setzt sich Marie in der Pause auf eine Bank und schreibt Kim,

dass sie sich das anders vorgestellt hat. Nach dem Essen kommt eine Nachricht von

Kim. „Hallo Marie, ich bin wieder gesund und ich komme morgen zu dir. Dann zeigen

wir denen, dass man dich nicht mobben darf.“ Da freut sich Marie und sie geht am

Abend glücklich schlafen. Am Samstagmorgen weckt Marie eine Stimme. Als sie die

Augen öffnet, sieht sie Kim. Marie umarmt Kim freudig, und sie gehen zusammen

zum Frühstück. Die nächsten Wochen verlaufen so wie sie sich das vorgestellt

haben.

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2020

112

Carla Büscher, 11 Jahre

Es ist ein ganz normaler Montagmorgen. Ich komme in die Klasse. Hannes und

Lenny rennen umher, um sich gegenseitig zu fangen. Naja, solange bis einer hinfällt

und anfängt zu heulen. Lia und Lena machen TIK TOK`S. Ein paar kommen zu spät,

da der Bus immer zu spät kommt. Und jetzt klingelt es zur ersten Stunde. Kevin rennt

zur Tür und schaut, wann der Lehrer kommt. Wenn er dann kommt, rennen alle auf

ihre Plätze und machen einen auf brav. Sofie und Emilia holen ihre Sachen und

lernen noch, während Liana und Maja noch essen.

Biologie beginnt. Herr Pepper langweilt uns mit Bio die ganze Stunde lang.

Während der 5-min Pause rennen fast alle hinunter in die Cafeteria. Der Rest springt

auf, um seine Sachen zusammenzupacken und andere herauszuholen.

Da klingelt es zur zweiten Stunde: Geschichte

Endlich ist Pause, die meisten laufen herum, gehen in den Keller oder in die

Cafeteria.

In der dritten Stunde haben wir Mathe, da gibt es nicht so viel zu zu sagen.

Die vierte und letzte Stunde ist Deutsch. Ein Fach, das ich ganz gerne habe.

Die Klasse trudelt nach und nach ein, und macht noch Unsinn.

Das heißt, es wird noch Fußball gespielt, Tische verschoben, manche spielen noch

verschiedene Handyspiele, oder machen es wie Hannes und Lenny, die spielen

fangen bis einer heult. Dann kommt Frau Schmidt rein, und meistens renne ich dann

noch mal los, um das Klassenbuch, was ich in einem anderen Raum vergessen

habe, zu holen. Dann beginnt der Unterricht.

Heute erzählt uns Frau Schmidt etwas zu dem Schreibwettbewerb vom Kreis Soest.

Wir haben schon letztes Jahr daran teilgenommen und dieses Jahr nehmen wir

wieder teil und am Lese-Kicker, der auch ganz cool ist. Aber das ist ein anderes

Thema. Jedenfalls erklärt sie uns die Regeln und so weiter.

Als letztes das Thema. Das Thema dieses Jahr lautet:

„Das habe ich mir anders vorgestellt“.

Tja, und das habe ich mir wirklich anders vorgestellt!

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Schreibwettbewerb

2020

113

Antonia Wibberg, 11 Jahre

Tom liegt im Bett und hört seine Eltern mal wieder nur streiten.

Er hält es nicht mehr aus, fängt an zu weinen, und flieht aus dem Fenster.

Er denkt über die Zukunft nach und denkt, dass seine Eltern sich trennen werden, sie

wegziehen, er seine Freunde verliert, und dass er ganz allein ist.

Und wie er dann so durch die Straßen zieht, sieht er eine dunkle Gasse. Er geht in

sie, setzt sich neben eine Mülltonne und schläft ein. Am nächsten Morgen ging er los,

und sucht das Haus seiner Tante. Er wusste zwar nicht, wie die Straße heißt, aber

wie das Haus aussieht. Und schon ein paar Minuten später steht er vor dem Haus

seiner Tante. Er klingelt, doch es macht jemand auf, mit dem er nicht gerechnet

hätte. Seine Mutter öffnet ihm die Tür. Sie umarmt ihn und holt ihn ins Haus. Bei

einem heißen Kakao besprechen sie, warum Tom weggelaufen ist. Er erzählt, dass

er es satt hätte sich abends immer das Gemeckere und Geschreie anzuhören, und

dass er sich große Sorgen macht, dass sie umziehen würden. Da erzählen ihm seine

Eltern, dass er bald ein Geschwisterchen bekommt, und dass sie nur darüber

diskutiert haben. Da springt Tom auf und klatscht in die Hände. „Hurra, Hurra ich

bekomme ein Geschwisterchen.“ Nach ein paar Monaten ist es dann soweit.

Tom darf zum ersten Mal sein kleines Geschwisterchen sehen. Es ist ein Mädchen,

ganz süß mit kleinen runden Wangen und noch etwas rot. Er umarmt sie. Die Zeit

verfliegt so schnell, Toms kleine Schwester lernt Fahrrad fahren mit Tom, kommt in

die Schule lernt lesen, und Tom liest ihr jeden Abend eine Prinzessinnengeschichte

vor. Da seine kleine Schwester ein riesengroßer Prinzessinnenfan ist. Und sie sind

alle glücklich bis an ihr Lebensende. Das hatte Tom sich aber anders vorgestellt.